1848 / 76 p. 5 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ihn von neuem zu bebauen. Wer aber sollte zur Vollendung ss großen Werkes nicht geneigt sein, sich über alle verächtliche Bereth- S E i f bereit, der Welt das nungen des Eigennuges zu erheben? Frankreich is bereit, der Auf schöne Beispiel einer Nation zu geben, die stark genug is, um einen Auf- ruf zu erlassen an alle Freiheiten, verständig genug, um sich ihrer friedlich u bedienen, Wo liegt in dieser ungeheuren Bewegung der Geister, die o kräftig nach der Verwirklichung der Prinzipien der Berbrüderung und Einheit ringen, für irgend Jemanden eine Gefahr? Wo findet man einen Vorwand zur Besorgniß? Diejenigen, welche für das Eigenthum und die Familie fürchten, sind nicht aufrichtig, oder sie sind sehr unwissend. Seines Charakters egoistischer Persönlichkeit entkleidet, verbürgt und begränzt durch das Jnteresse und Recht Aller, wird das Eigenthum die ausschließliche Frucht der Arbeit, Wer möchte es sortan wagen, seine Unverleglichkeit zu bestreiten? Jede Familie sodann, regenerirt durch einen allen jungen Bür- gern gemeinsame Erziehung, is ein glühender Heerd, wélchem eben so viele Strahlen des Patriotismus entsprühen. Jhr Geschick is verbunden mit dem der Gesellschaft, von der sie zugleich das Abbild darstellt und das Muster. Was uns betrifft, die wir durch den Zuruf des Volkes begrüßt sind, die definitive Herstellung der Demokratie vorzubereiten, so haben wir Eil, mehr als Alle, in die Hände der souverainen Nation die Autorität niederzulegen, welche der Aufstand und das öffentliche Wohl uns übertra- gen. Um aber würdig diese shwierige Aufgabe zu erfüllen, sind Vertrauen und Ruhe uns wesentlich nothwendig, Alle unsere Bemühungen werden dahin gerichtet sein, daß keine Stunde verloren gehe, und daß sobald als möglich, diesmal ohne Fiction aus der Mitte des gejammten Volkes her- vorgegangen, die Repräsentanten des Landes sich vereinigen, um seinen Willen auszusprehen und die Geschicke der Zukunft zu regeln, Dice- fer Versammlung ist das große Werk gufbehalten. Unser Werk wird vollständig sein, wenn wir während des nothwendigen Ueber- ganges unserem Vaterlande das geben, was es von uns erwartet, Ordnung, Sicherheit, Vertrauen zu der republikanischen Regierung. Durch- drungen von dieser Wahrheit, werden Sie die bestehenden Geseye, so weit sie der neuen Orduung der Ange niht zuwiderlaufen, in Ausübung er- halten. Die Vollmachten, welhe Jhnen übertragen worden, stellen Sie nur so weit über sie, als die politische Organisation in Betracht kömmt, deren thätige und ergebene Werkzeuge Sie sein müssen. Vergessen Sie eben so wenig, daß Sie im dringenden Till und provisorisch handeln, und daß ich sofort von den Maßregeln, welche Sie getroffen, Kenntniß erhalten muß. Nur unter dieser Bedingung fönnen wir allerseits den öffentlichen Frieden sichern und Frankreich ohne neue Erschütterungen bis dahin lenken, wo seine Repräsentanten sich versammeln, Es werden sich um Sie herum zahlreiche Reclamationen jeder Art erheben; nehmen Sie dieselben sorgsam entgegen, Es isst Zeit, daß das Volk frei seine Stimme vernehmen lasse; die Regie- rung darf bei keinem Wunsche gleichgültig bleiben. Js sein Äusdruck auch bisweilen heftig, so erschrecken Sie deshalb nicht, Es wäre gefährlich, selbst rechtmäßige Leiden schasten wach zu rufen; es wäre noch weit gefährlicher, sih über einige unvermeidliche Uebertreibungen und irrige Dofktrinen zu beunruhigen, Der Druck is es, der den öffentlichen Gedanken verdirbt und korrumpirt; die Freiheit reinigt und erhebt ihn, Wenn indeß die Dreistig- keit der Phantasie, wenn die Unbesonnenheit der Sprache, statt sih auf die allgemeinen Jdeen, auf den Gang der Regierung zu werfen, sich gegen ein- zelne Personen richten sollte, so würde es Jhre Pflicht sein, die Jnterven- tion der Behörden anzurufen, um einem solchen Mißbrauch zu begegnen. Uebrigens glaube ih, daß wenig zu fürchten is; der Aufshwung, der das ganze Land erfaßt hat, erhebt die See- len über die erbärmlichen Zänkereien, welche unter der zu Ende gegangenen Regierung so häufig waren. Sie haben \sich bei Jhrer Ankunft mit den einslußreichsten Patrioten umgeben müssen z ihre Rathschläge werden immer großes Gewicht bei Jhnen habenz aber vergessen Sie nicht, daß das beste Mittel , sie und mit ihnen die ganze Bevölterung zu gewinnen , darin be- steht, daß Sie allen Zweigen der Verwaltung vas Gepräge unermüdlicher Thätigkeit gusdrücken, Wir sind die Diener des Volks, und wir wollen ihm durch unser Handeln und dur unseren Cifer den Beweis liefern, daß wir seines Vertrauens würdig sind, Geben Sie deshalb überall vas Bei- spiel der Wachsamkeit und Arbeitz möge Jhre Sorgfalt dahin gerichtet sein, daß kein Jnteresse durch die augenblickliche Störung leide, welche der Sturz einer verabscheuten Regierung hervorgebracht, und Sie werden Zhr Mandat nüglich ausgerichtet haben. Jch brauche Jhnuen nicht zu sagen, daß Jhre Aufmerksamkeit in ganz besonderer Art sih auf die Organisation der Nationalgarde lenken muß, Zusammntiengeseßt, wie es der Fall sein ivird, aus sämmtlichen Bürgern, ist sie die Stärke und der Nuhm des Lan- des, die Garantie unserer Freiheiten. Senden Sie mir genaue Listen über die Zusammenseßung jeder Kantonal- Legion Jhres Departements, Lassen Sie die Befehlshaber auswählenz unterhalten Sie häufige Verbindungen mit ihnen, und theilen Sie ihnen den Geist mit, welcher Sie beseelt, Seien Sie endlich bedacht, mit Präzision und Klarheit Alles zusammenzustellen, was sich auf das Loos der Abeiter in Jhrem Departement bezieht. Durch sie und für sie is die Nepublik gegründet, deren Mission es is, ihren Lei den ein Ende zu machen und ihre Rechte zu heiligen. Wenn Jhuen drin- gende Nothwendigkeiten außerordentliche Maßregeln zu gebieten scheinen, so berichten Sie mir auf der Stelle darüber. Beunruhigen Sie keine achtungs- werthen Interessen, deren Störung gerade denjenigen schaden könnte , die Sie schüßen wollen. Jn einigen Theilen des Landes sind Handlungen verdam- mungswürdiger Gewaltthat begangen worden, Belehren Sie diejenigen, die eine vorübergehende Leidenschast irre geleitet, Die Arbeiter, wenn sie die Maschinen vernichten, schaden ihrer Sache und rufen Verderben herauf. Noch eine kurze Zeit, und diese Wunder des menschlichen Genies, welche eine Verstümmelung nicht verdienen, werden, dur Kapitalien und Arbeit befruchtet, alle diejenigen bereichern, die sie gegenwärtig verwünschen, Durch die Bande der Association vereinigt, werden Arbeiter und Meister nur noch Eine Familie bilden, deren Juteressen identisch sind. Den Nang und die Bedeutung wieder einnehmend, die man ihm geraubt, wird der Ackerbau dem Boden die Neichthümer abgewinnen , welche die Sorglosigkeit früherer Regierungen darin verscharrt ließ, und auf diese Weise unbekannte Elemente in den Verkehr bringen, welche die Industrie regeneriren, Das is die Zu- kunft, die uns aufbehalten is, wenn wix offen revolutionair sind, wenn un- sere Gedanken, unsere Berathungen , unsere Handlungen dem Gesey der Verbrüderung entsprechen, das die Regel der künftigen Gesellschaften bildeu muß, Glücflich , ihren Eintritt vorbereiten zu können , steht es uns zu, die (Gemüther zu beruhigen, den Kredit zu besestigen, den Verkehr neu zu bele- ben, die Materialien zu dem großen Gebäude zusammenzutragen, welches die National-Versammlung ausrichten wird, Mögen alle edlen Herzen, alle verständigen Geister sich ans Werk begeben und uns zu Hülfe kommen. Das is ein Gegceustand für einen edlen Chrgeiz. Ver Welt das Beispiel der Nuhe geben nach einem glänzenden Siege, an die Macht der Jdeen und der Vernunft appelliren, deu harten Prüfungen der (Gegenwart sich muthig unterziehen, sich an einander schließen, sie durchzumachen und sie zut eit das ist es wahrlich, was eine große Nation charakterisirt und un- sterblih machen muß. Das ist das Ziel unseres gemeinsamen Strebens, Damit mein Streben wirksam sei, bedarf ih Jhres Beistandes, Bürger Commissair, und Jhr Patriotismus berechtigt mich, ohne Nückhalt darauf zu zählen. Gruß und Brüderschaft, Das Mitglied der provisorischen Ne- gierung und Minister des Jnnern, Ledru-Rollin.“ A _ Die körperliche Haft wegen Schulden is abzesha}}t. „Ju Er wägung“, sagt das betreffende Dekret, „daß die persönliche Ver- haftung von Schuldnern, eín altes Uebcrbleibsel der römi- scher Gesebgebung, welche die Personen den Sachen gleihstellte, mit unserem öffentlichen neuen Recht unverträglich ist ; in Erwägung ferner, daß, wenn die Rechte der Gläubiger den Schußz ces Gesebes verdienen, sie doch niht durch Mittel geschüßt werden dürfen, welche die Vernunft und die Menschlichkeit empören , daß die Unredlichkeit und der Betrug ihre Unterdrückung im Strafgesebe finden, und daß eine Verleßung der Menschenwürde in dieser Veranschlagung liegt, welche aus der Freiheit der Bürger ein gescbmäßiges Aequivalent für eine Geldshuld maht verfügt: Jun allen Fällen, wo das Geseb die persönliche Verhaftung als Mittel für den Gläubiger, die Bezahlung einer Geldshuld zu erlangen, autorisirt, soll die Anwen- dung dieser Maßregel so lange aufhören, bis die National - Ver-= Rg definitiv über die körperliche Verhaftung beschlossen haben mia Mile Moniteur enthält auch die näheren Jnstructionen, provisorische Regierung für die Vollziehung des Dekrets

ist gekommen,

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vom 5. März in Bezug auf die allgemeinen Wahlen ertheilt; sie um- fassen in zivei Abschnitten, über die Anfertigung der Wählerlisten Und über die Geschäfte der Wähler - Versammlungen, folgende Punkte: Bedingungen für die Eintragung der Wähler in die Listen hinsichtlich des Alters, der Nationalität, der Ausnahmen wegen Jukapazität und des Wohnorts; Form der Listen; Veröffeutlichung derselben und Ein- wendungen dagegen; Absendung der Listen an den Maire des Haupt= ortes des Kantons; Berufung der Wähler und Anörduung der Lo- fale; Zusammenseßung des Wahl-Büreau's; Abfassung und Nieder- legung der Wahlzettel; Dauer und Schluß der Abstimmung; Oeff nung der Wahlzettel; allgemeine Revision der Abstimmungen; Votum der in aktivem Dienst stehenden Militairs; Verkündigung des Schluß- Ergebnisses der Abstimmung; besoudére Bestimmungen über die Wah- len in Paris, in Algerien und den Kolonicen; Verifizirung der Voll- machten der gewählten Repräsentanten durch die National - Ver- sammlung. a

Nach der Prüfung der Vollmachten wird die erste Handlung der konstituirenden National - Versammlung in der Bestätigung oder Ab- änderung der bis zur Veröffentlichung der Constitution beizubehalten- den provisorischen Regierung bestehen. Wie es heißt, sollen alle Mitglieder der provisorischen Regierung dur cine gemeinsame Kan- didatur den pariser Wählern für die Wahl zur konstituirenden Ver= sammlung vorgeschlagen werden, ; L

Heute Mittag fand im Palast Luxembourg die erste große Ver- sammlung aller Abgeordneten der verschiedenen Staatskörper unter dem Vorjsiß des Herrn Louis Blanc statt.

Der Moniteur meldet: „Die provisorishe Regierung hat die verschiedenen Minister eingeladen, in ihren betreffenden Verwaltungen die Bekleidung mehrerer besoldeten Aemter durch eine und dieselbe Person zu beseitigen und blos in Fällen, welche das öffentlihe Jn- teresse gestattet, eine Ausnahme zu machen.

Die Revolution hat nicht uur dem früheren Minister Teste die Thüren seines Gefängnisses geöffnet, auch die wegen Meineid verur- theilten Beauvallon und Ecquevilley sind in Freiheit geseßt worden.

An der Spitze eines der zahlreichen Klubs in Paris steht ge genwärtig der Verfasser der „Geheimuisse von Brüssel“, Herr Suau de Varennes.

Das heutige Journal des Débats sagt über die Handels- und Géeldverhältnisse :

„Das Publikum is einer Art von panishem Schrecken verfallen, und dies erklärt die äußerste Schwierigkeit, auf welche so viele Kaufleute, mögen sie immerhin die Hände voll Valuten haben, die noch vor einem Monate für vortrefflich galten, gegenwärtig stoßen, wenn sie ihre Verbindlichkeiten erfüllen wollen. Diejenigen, welche versügbares Kapital in Gestalt von baarem Gelde haben, wollen dasselbe um keinen Preis hergeben. Auf erste Hypothek oder auf Kontrakt zu borgen, is unmöglich geworden, Jeder be schränkt vorläufig seine Ausgaben und richtet sich aufs béscheidenste ein, Noch ein Jahr, und es wird Mode werden, alles werthvolle Besigthum zu vergraben und sich, wie im Orient, allen äußeren Anschein der Armuth zu geben, wie vermögend man auch sein mag, Dieser panische Schrecken is bekflagenswerth, und man muß sich ihm entreißen, denn er kann nur ein mehr und mehr einschneidendes Elend erzeugen. Es kann nichts Gutes dar- aus hervorgehen; man muß nux Unheil davon erwarten, Allerdings hat uns die Revolution überrascht; es geschah gegen alle Erwartung, daß die Republik ins Dasein trat. Aber sie ist da, sie 1st proklamirt, anerkanntz es ist augenfällig, daß das Geschehene sich nicht ungeschehen machen läßt, Frank reich muß dieses Ereigniß bestehen, das wir insbesondere ihm nicht gewünscht hättenz es is somit die Pflicht eines Jeden, so zu handeln, daß er davon Vortheil zieht. Die Probe kann sehr gefährlich scheinen z dies is ein Giund mehr, um so viel, als man vermag, alle Gesahren zu beseitigen. Es han- delt sich um Frankreich, um seine Zukunft, sogar um sein Bestehen, Man darf es sich wohl sagen, daß der Augenbli, über die jezige neue Regierung zu erschrecken, vorüber is, Mau muß sie mit kaltem Blute, mit Ruhe an- sehen und das beste Theil daraus zu ziehen suchen, Wir Alle müssen ihr unsere Mitwirkung und demgemäß unser Vertrauen schenken, Man muß eben so sehr an das Gemeinwesen denken, als an sih selbst, Kapitalisten, Kaufleute, Grundbesiger, Arbeiter, Alle, so viel wir da sind, müssen wir ein für allemal diese Gesinnung hegen. Dies ist wie auf einem Schiffe, das der Sturm peitschtz denkt Jeder von der Mannschast nur an sih und wei gert sich, im Juteresse Aller Gefahr zu laufen, so ist Alles verloren, und das Schiff geht unter niit denen, die es trägt, ohne daß Jemand davon fommt. Daher geziemt es sich, daß man aufhört, nur sich elbst zu berück sichtigen, und daß man der Außenwelt eine ruhige Fassung zeigt. Es is unerläßlich, daß diejenigen, welche etwas preiszugeben haben, in gewissem Grade auch etwas wagen, Man wird den allgemeinen Ruin nur durch Festigkeit und Ent- schiedenheit beschwören. Es giebt Augenblicke im Leben, wo die Dreistigkeit ziemt ; cs giebt Lagen, denen man sich nur durch etwas Kühnheit entreißt, Wenn Jederein- willigt, sich aufs Spiel zu seßen, so werden die von der Regierung anem- pfohlenen und ergriffenen Auskunfts-Mittel ihre Wirkung thun; wo nicht, so werden sie völlig unfruchtbar sein, Jm ersteren Falle wird das für Paris angeordnete Comtoir sich {nell organisiren und von Wirkung sein; die für die Departements angekündigten Comtoire werden dann Existenz-Mittel fin- den und die Nettung des französischen Gewerbefleißes wird ihnen gelingen. Das Beispiel muß von der Bank von Frankreich, der man übrigens, wie es scheint, nur Lob spenden kann, von den Kapitalisten, von allen vermö genden Personen ausgehen, Jeder muß den Umständen seinen Tribut zah lenz man wäre mehr als tadelnswerth, §Sman wäre strafbar, wenn man ihn verweigerte, Man darf sich nicht verhehlen, daß das äußerste Mißtrauen der Kapitalisten großentheils von der Vorausseßung herrührt, daß der Schatz in großer Verlegenheit sei, Dreihundert Millionen schuldete man den Spar fassen; eine fast gleihe Summe wird man ziemlich bald den Jnhabern von Schaßzbons schulden, Gewiß würden, wenn man die Einleger zur Bela sung ihrer Gelder in den Sparkassen und die Juhaber von Schatzbons zur Erneuerung derselben bestimmen könnte, unsere Finanzen schr erleichtert sein, und man hat Ursache, zu glauben, daß auch die Handels-Geschäste weit minder schwierig werden dürften, Um jenen doppelten Zweck zu erreichen, hat die Regierung den Zins der Schaßbons erhöht und eben so den Spar kasfen- Zins auf 5 pCt, gesteigert, Bei der jeßigen Sachlage is} dies noch nicht genug. Der Zinsfuß, von 5 pCt. wird nicht verhindern, daß eine Menge Geldforderungen sich an den Schaß richten. Es ist peinlih/ den

Sparkahen, und zumal den Jnhabern von Schaßscheinen, mehr als 5 pCt, zu zahlen, aber es wäre noch weit peinlicher, wenn die Koffer des Staates leer würden. Ju Bezug auf die Sparkassen würde angemessen sein, die Geseh - Besti.-nmung von 1844 zurückzunehmen, welche die von einer einzi gen Person einzulegende Summe, statt der im (Hrundgeseze festgesetzten 2090 Frs, auf 1500 Frs, beschränkte. Eine aufrichtige Darlegung der Finanz-Lage und der Mittel die man anzuwenden gedentt, um die Aus gaben durch die Einnahmen zu decken, würde auf die öffentliche Meinung wohlthätig einwirken, (Die heute im Moniteur publizirten „Mittel“ wa ren dem ournal des Débats noch nicht bekannt.) Das Publikuni ist ungeduldig, zu wissen, woran es sich zu halten hat, und unter einer repu blikgnischen Negierung is es mehr als je berechtigt, dies zu erfahren. Von dem Avgenblie an, wo man in solcher Weise dem Publikum nachgewiesen haben wird , daß der Staat im Stande ist , seine Verbindlichkeiten zu er füllen, und daß der National - Kredit keinen Stoß erlciden wird, werden viele Personen , die jegt besorgt sind, sich beruhigen, und das Vertrauen allein wird hon dem Handel eine andere Gestalt geben,“

_ Lord Palmerston hat in einer Depesche vom Aten d. dem Mar-= quis von Normanby aufgetragen, Herrn Arago den Dank der engli-= schen Regierung für dessen Bereitwilligkeit auszusprechen , die indische

Post \huell durch Frankrei zu befördern.

Peter Napoleon will ín die französische Armee eintreten, wenn man es ihm erlaubt. :

Prinz Paul von Württemberg hat, wie man versichert, sein gan- zes Vermögen verloren; er hat Paris verlassen.

Unter den Kandidaten für die National - Versammlung nennt man s{chon Lamennais, Lacordaire, Beranger und Montalembert.

Es hat sich hier auch ein Klub gebildet, der nur aus Frauen

besteht. Ju demselben sollen alle Fragen, die sich auf „Verbesserung des Looses der Frauen“ beziehen, abgehandelt werden.

In einem der hiesigen Klubs erlaubte sih neulich ein Judivi- duum, zu Gunsten des Regime von 1793 zu sprechen, und meinte, man müsse hier in Paris mindestens dreitausend Köpfe fallen lassen. Das Auditorium, das zumeist aus Arbeitern bestand, gerieth hierüber jedoch dermaßen in Wuth, daß man den Sprecher hinausjagte und auf die Polizei = Präfektur führte, „damit man ihn unschädlich mache.“

Zu Mes gab es am 6. März Lärm in einem Regimente. Die Soldaten desselben lehnten sich gegen ihren Oberst auf, der 1834 bei dem Aufstande in Lyon dort in Besaßung gewesen. Schon bei der Heershau am 18, Februar wurden Manifestationen gegen ihn laut, und die Artilleristen der National - Garde riefen: „Nieder mit dem Mörder von Wou!‘‘ Ju der Kaserne des Regiments wurde es Abends so unruhig, daß der General - Lieutenant sich hinbegeben mußte, Man verlaugte von ihm die Entlassung des Obersten, und auf das Versprechen, daß er das Gesuch in Erwägung ziehen wolle, stellte sich die Ordnung wieder her. Als aber folgenden Morgens noch keine Entscheidung des Gouvernements eingetroffen und beim Appell der General nicht erschien, ließ man den Oberst nicht zu Worte kommen. Der Ruf: „Nieder mit ihm!“ ertönte. Bürger und National - Gardisten nahmen daran Antheil, und der Oberst mußte sih zurückziehen, da er sogar mit Thätlichkeiten bedroht wurde. Der General war endlich gezwungen, den Oberst nah Paris zu schicken und dem Oberst - Lieutenant das Kommando des Regiments zu übertragen, Ju dem zweiten Linien-Regiment fand eine ähnliche Demonstration gegen den Oberst statt, dem man nichts Anderes vor= werfen konnte, als daß er sehr streng im Dienst ist; er kam seiner gezwungenen Entlassung dadurch zuvor, daß er freiwillig dem Oberst Lieutenant die Fahue ins Haus s\chitte.

Der National dringt auf Ueberwachung, Verseßung oder Ab seßung einiger Generale, weil sie unbeliebt seien und bei bevorstehen den allgemeinen Wahlen, an welchen auch das Militair theilnimmt, die Regierung in Verlegenheit seßen köunten. E

Der Antrag des republikanischen Central-Klubs auf Abseßbarkeit der ‘Beamten zu jeder Zeit ruft im Justiz - Palaste große Aufregung hervor. S

Der zum Liquidator und provisorischen Verwalter der Güter der Privatdomaine und der alten Civilliste ernannte Herr Lherbette hat diesen Posten aus persönlichen Ursachen abgelelnt. :

Man thut jeßt hier Schritte, um durch Actien von 1000 Fr. die Summe von 20 Millionen aufzubringen, welche dem Hause Gouin und Compagnie dargeboten werden soll, um es zur Wiederaufnahme sciner Geschäfte zu befähigen.

Jn Folge der Krise wollen einige bedeutende Banquierhäuser liquidiren ; man nennt unter anderen von Elchthal und Roy de Sau terburg. | i Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat cinen Kredit von 800,000 Franken für die Correction der Loire bewilligt.

Da manche Fabrikauten und Werkstätten-Jnhabèer sih abgeneigt zeigen, das Dekret zu vollziehen, welches die Arbeitszeit auf täglich 10 Stunden festseßt und die Marchaudage abschafft, so hat die Re gierungs-Kommission für die Arbeiter ihnen zu wissen gethan, daj die strenge Vollführung der von der provisorischen Regierung angeordne ten Maßregelu eine Angelegenheit der öffentlichen Sicherheit je, und daß sie ihren Beschlüssen genaue Beachtung verschassen werde, Zu gleih bemerkt die Kommission, daß die Arbeitsdaucr für Männer und Weiber die nämliche sei. y

Auf einem Mauer-Anschlag, von mehreren Wählern des zweiten Arrondissements unterzeicnet, die zu Klub - Versammlungen einladen, um den Gang der Dinge zu überwachen, liest man: „Die Regio rung beging und begeht Fehler. Wir wollen Alle die Gleichheit, hü- ten wir uns nur und sorgen wir dafür, daß die Gleichheit uicht die Gleichheit des Elendes werde!“

Die Direction der Eisenbahn von Rouen nach Havre läßt jetzt bedeckte Wagen dritter Klasse einrichten.

Das3 Rundschreiben des Unterrihts-Ministers Carnot, worin de1 selbe Vorschriften für die Elementarlehrer ertheilt (\. unser vorgestri ges Blatt), war uicht an die Leßteren selbst, sondern an die Rektoren der Akfademieen gerichtet.

Das Central-Büreau der National - Werkstätten is eröffnet, und über 2000 Arbeiter aus dem 8ten Bezirke sind unter den Befehlen von Zögliugen der Centralschule der Künste und Handwerke einbriga dirt worden. Diese jungen Jngenieure haben sich der Regierung fi Einrichtung der National-Werkstäiten zur Verfügung gestellt, und man sah gestern die von ihnen befehligten Arbeiter-Compagnieen uach den Wersten ziehen, wo sie beschäftigt werden sollen.

Die Presse erzählt: „Ju einer zahlreichen Versammlung von Schreinergeselleu , welche ihre eigene Lage besprachen, war von der Million Frauken aus der Civilliste die Nede, welche die provisorische Regierung unter die Arbeiter zu vertheilen versprohen habe. Jum nämlichen Augenblicke wurde mitgetheilt, daß Ludwig Philipp und seine Familie ohne alle Geldmittel in Londou augekemmen seien. Da sagte einer der Auwesenden: „,„Wahrlich, däs is sehr hart für sie! Jch will Euch sagen, was wir thun follten. Bei Vertheilung etner Million unter uns würden nur ein paar Franken auf den Mann kom men. Wohlan! Man schicke das Geld dem Ex-Könige. Die Almo- sen des Armen ehren das Unglück,‘ Sein Vorschlag fand allge- meine Zustimmung.“ . y y

Die Unterstützungen, welche bisher auf den Mairieen verabfolgt wurden, werden jeßt blos Greisen und Kindern gereicht; dies that Noth, da sonst die Mittel ausgegangen wären,

Das hier errichtete Diskonto-Comtoir wird Wechsel auf Paris von 105 Tagen Datum mit zwei Unterschriften diskontiren ; die aus der Provinz dürfen nur 60 Tage laufen, jedoch Wechsel auf Städte, wo eiue Lokalbauk oder ein Banf-Comtoir sih befindet, dürfen auch 90 Tage laufen. Die Regierung hat die Direktoren und Unterdirek toren zu ernennen, die Actionaire habeu den Rath zu wählen,

Das Journal Libre Cchange sagt über die Arbeitsfrage und die in dieser Hinsicht gehegten Projekte: „Eine ernstliche, gründliche Prüfung der Arbeitsfrage würde die Träumereien beseitigen und nur praktische Jdeen hervorrufen. Täuschen wir uns nicht, 0 hat sich die Sprache der Organisation sehr geändert! Vor n, vierzehn Tagen hatte sie eine Menge verschiedener, allesamm? ich widerspre chender, aber absolut unfehlbarer Rezepte in her U a det Ab- sicht, ein irdisches Paradies zu verwirklichen. A O von Paris konute man sie lesen! Wir sahen, daß 0 D E selbst A Ca U A 5 arum‘, sagte Einer, „„dekretirt über die Achseln zuckten. „„,„LBall O ar Rönte Vibea” raf gli man nit, daß jeder Franzose 18/ Ai ente haben solls U L! ddie M Anderer, e M nicht Jedem einé leche Àà l Daumonbs U der That ware nichts gerechter, wenn der Staat unershöpflie Hülfsquellen hätte. Wenn diese aber Desrautt sind, wie fann _der Staat das Wohl Aller garantiren Sagt man _durch eine bessere Steuer-Vertheilung ? Dies verlangen auch wir, Der Organisations= Sentimentalismus aber hätte zur Crreichung seiner Zwecke kein an= deres Mittel, als 3—4000 Millionen Steuern von dem Eigenthum zu erheben, d. h. so viel, daß das Eigenthum in dem Maße s{chwin- d t, als es sih bildet, Es wird sih aber gar nit mehr bilden, das

Kapital versiegt und mit ihm die Steuern. Die wahre Lösung der

Grage ist diese: Die wesentlihen Attributionen des Staates feststellen,

ihm mittelst der einfahsten und am gerehtesten vertheilten Steuer die Mittel reihen, um dieselbe zu erfüllen, das Uebrige mag das Volk für sih behalten, Diese Jdeen sind niht populair, sie werden cs aber werden.“

Der Constitutionnel fordert die Regierung dringend auf, alle Judustriezweige zu unterstüßen, die von der Eisenbahn abhingen;z bei dem heutigen Course sei auf keine Einzahlungen vorläufig mehr zu rechnen; Eisenhämmer, Maschinenfabriken würden still liegen müssen, dadurch und durch die Einstellung der Bahnarbeiten würden Tausende von Arbeitern brodlos, und es sei bei der heutigen Lage erste Pflicht der Regierung, dafür zu sorgeu, daß die Arbeiter Brod und Beschäf= tigung fänden, damit die Wahlen ruhig von statten gingen.

Zu Lyon halten einige Hundert Arbeiter die inneren Forts be- seßt, welhe zwischen der Stadt und der Vorstadt Croix-Rousse liegen. Troß alles Zuredens der Behörden wollen sie dieselben nur gegen Zusicherung der Zerstörung dieser Festungswerke verlassen, sons aber vor ihrem Abzuge die schon begonnene Demolirung derselben vollenden.

Paris, 10. März. (Köln. Ztg.) Bei allen unverkeuubaren Anstrengungen der Regierung, um das Vertrauen in die neue Ord= nung der Dinge herzustellen, herrsht nichtsdestoweniger noch immer ein panisher Schrecken im Handel und in der Jndustrie; ja, es sheint sogar, als weun die Regierung in demselben Grade das Ver- trauen wieder verlöre, als sie es in den ersten acht Tagen ihres Beste= hens so auffallend schnell gewonnen. Aus den meisten Fabriken, Werkstätten und Magazinen werden die Arbeiter, Handwerker und Kommis in Masse entlassen, und in den leitenden Regionen selb} sheiut man den aus der Brodlosigkeit aller Arbeiter drohenden Zu- sammenstoß der Besißeuden mit dea Besiblosen zu besorgen. Nur aus solchen Besorgnissen können wir cs uns erklären, daß, nachdem man bis vor wenigen Tagen auf allen Seiten sich so bestimmt für den Frieden ausgesprochen und keinen Angriff von außen zu fürchten glaubte, man seit einigen Tagen fúr die Vertheidigung der französi schen Gränzen so sehr beunruhigt zu sein \cheint, Der miuiste- rielle National, der unmittelbar nach der lebten Revolution so freundlich gesinnt war und so scharf die Unmöglichkeit nachwies, daß irgend eine auswärtige Macht Frankreich angreife, der National stimmte vorgestern schon in das einige Tage früher von der Reforme erhobene Geschrei über die Nothwendigkeit ein, die Armee zu orga=- nisiren. Uud in der That hat si die Regierung bereits gefügig gezeigt und eiue „Vertheidigungs-Kommission““ niedergeseßt, Wozu diese, wenn nah der allgemeinen Meinung fein Angriff zu befürchten ist? Js man unter den obwaltenden Umständen nicht zu glauben be- rechtigt, daß die Republik sih weniger in Vertheidigungs= als in Angriffszustand seßen will, um bei der etwaigen Ohnmacht, die inneren Schwierigkeiten zu bewältigen, einen Krieg nach außen als Wetter= Ableiter eines Krieges nah innen zu benußen? Welchen Zweck man guch bei dieser Maßregel im Auge gehabt haben mag, keinesweges if jle geeignet, dem Handel und der Judustrie neues Vertrauen in die Zukunft der Republik einzuflößen; denn nichts wirkt abspannender auf diese Lebenstterven jeder Gesellschaft, als Rüstungen und Kriegs ckrgantsationen, unter welher Form und unter welhem Vorwande man se auch vornehme.

Großbritanien und Irland.

_ London, 9, März. Die Times spricht sth in einem leitenden Ar-= tifel über die gegenwärtige provisorische Regierung in Frankreich folgen- dermaßen aus: „Der gesunde Menschenverstand sagt uns, daß dcr beste, verständigste und mildeste Weg ist, die gegenwärtige provisorische Re-= gierung sih begründen zu lassen, dieselbe gegen unvernünftige For= derungen von Armeen unter der Gestalt von Deputationen gegen die erwachende Hyder der politishen Klubs, gegen die Appellation an ihren eigeuen veröffentlichten Unsinn, gegen Verkehrtheiten aller Art, gegen die Legitimisten und selbst gegen die Philippisten zu stärken. Wenn eine Aenderung stattfinden soll, wenn die Seifenblase zerspriu

gen foll, wenn Lamartine wieder zu einem Dichter und Louis Blauc noch zu etwas Geringerem und weniger Praktischem heruntersinken soll, so möge dies wenigstens noch nicht bald geschehen. Laßt Paris erst Zeit haben, sich zu beruhigen; laßt Handel und Gewerbe da

selbst erst seinen regelmäßigen Gang wieder aufnehmen; laßt die Arbeit wieder zu sich selbst kommen; laßt das Volk wieder etwas Besseres zu thun haben, als Soldat zu spielen, Posten abzulösen, aufregende Proclamationen zu lesen und unzufrieden zu sein, wenn nicht jede vierundzwanzig Stunden eine Grundänderung in dem gesellsellschaftlichen Zustande stattfindet; laßt die Leidenschaften dieser Krise erst wieder vershwunden sein. Sollte die gegenwärtige Re= gierung auxh nur zwölf Monate dauern, dann wird bei ihrem Zurücktritte bedeutend weniger Gefahr vorhanden sein und noch weniger bei einer allmäligeu Aenderung ihrer Mitglieder. Wir fönnen uns darauf verlassen, dieses Dußend Mäuner i} nur halb mit eigener Zustimmung zwar nicht gerade aus dem Privat - Leben, aber doh gus einer Lage einer veïhältnißmäßigen Ünverantwort- lihkeit herausgerissen worden, um das ganze französishe Volk an den Rand eines Abgrundes zu leiten. Ein falscher Tritt, und der Abgrund vergräbt ihre Thorheiten und ihre Verbrehen. Muß man daher nicht Theilnahme fühlen für Müäuner, welche einen so plöólz lichen und \{hrecklihen Beruf erhalten haben? Es \ind unter ihnen Männer niht gewöhnliher Art, Lamartine, Louis Blanc und Arago sind mit allen ihren Excentricitäten und mit allen ihrem Aer gerniß für englische Vorurtheile Männer von dem höchsten Geiste, Jhr Leben is den Träumen einer volksgesellschaftlihen Wiedergeburt gewidmet gewesen. Sie haben in ihren Studir= Zimmern an den Theorieen der Volksgesellschaft gearbeitet und haben sih in ihre glänzenden, aber vielleicht ungusführbaren Lösungen derselben verliebt. Wie Zauberer, welche mit Zaubersprüchen spielten, köunen sie diesel ben nit mehr meistern ; sie sehen plößlich, daß sie die Erde bis in ihre Grundvesten erschüttert, eine Dynastie vertrieben und sich selbst an deren Stelle geseßt haben. Das Scicksal Frankreichs if nun in ihrer Hand. Sie müssen nun handeln, Jünfunddreißig Millionen fordern nun jeden Tag ein neues Edikt, Paris lärmt jeden Tag an den Thüren 1hres Versammlungssaales : „Wo is} unsere neue Consli- tution # Macht uns Alle zu Brüdern! Macht uns Alle zu Göttern !“ Angenommen , daß dieses Dußend Männer nicht frei sei von Eitel- keit und sih ihre gefährliche Obergewalt selbst zu danken hat; missen wir dann nicht Theilnahme fühlen für diese Todesangst des Geistes und der Größe, die durch übermeischliche Anstrengungen er

schüttert werden? Wenn sie fehlen sollten, so haben sie eine beispiel

lose Strafe zu dulden. Sie werden zuleßt die Scheltworte der ge

meinen Verachtung und die stehenden Beweise für jenen Despotis

mus sein, welchen sie doch gänzlich verabsheuen.““

Herr Cobden hat augekündigt, daß er eine neue League organi- siren wolle, welhe „Freiheit, Frieden und Handels-Freiheit““ sichern soll. Der vollziehende Rath der aufgelösten Anti!-,corn - law - league soll das Comité des neuen Vereins bilden. Die nächsten Zwecke des- selben sind: „Die Gruudsäße des freien Handels im vollsten Maße zur Ausführung zu bringen;z die Industrie durch Entfernung aller in= direkten Steuern und dur Einführung einer vernünfstigeren und ge reten Besteuerung zu heben; die Abschaffung der Gesetze über die

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Lehns-Erbfolge -und-Primogenitur zu bewirken; eine angemessenere und gerehtere Vertretung des Volks im Unterhause durzuseben; Gerechtigkeit für das Volk von Jrland zu erlangen; den Charakter unserer Land- und Seetruppen zu verbessern dadurch, daß der Aus- zeihnung und dem langen Dienst eine angemessene und geseßliche Belohnung oder Beförderung werde; endlich sich zu {üten gegen die immer wieder auftauhende Möglichkeit eines blutigen und fost- spieligen Krieges, welchen die gefährlihe und unconstitutionelle Ten- deuz unserer Aristokratie durch Einmischung in die Angelegenheiten anderer Nationen herbeiführen kann.“ Diese neue League erregt großes Aufsehen und ist hier allgemeines Tagesgespräch.

Ein bedeutendes Haus in Manchester hat an seine Kommittenten das folgende Rundschreiben erlassen: „Die verschiedenen Assekuranz- Gesellschaften haben so eben eine Bekanntmachung veröffentlicht, daß ohne besondere Verabredung und höhere Prämie die Kriegsgefahr in den gewöhnlichen Policen niht mit begriffen is, Der sehr ge- ringe Gewinn, welchen der Handel gegenwärtig abwirft, gestattet die Bestreitung dieser außerordentlihen Kosten niht. Es werden demge- mäß, selbs für Sendungen nah den Kontinentalhäfen , die eingegan- genen Aufträge als niht vorhanden betrachtet.“ Ein anderes Haus- delshaus sagt in seinem Cirkular, daß die hohe Aff}ekuranz - Prämie es nöthigt, seine Sendungen nah dem Kontinent und insbesondere nah den Häfen des Mittelmeeres und der Levante einzustellen,

egten _ Vrüsel, 11. März. Der Repräsentauten-Kammer wurde vor-=

gestern ein Gesetz - Entwurf vorgelegt, der dem Könige für 1848 die Erneuerung aller Mitglieder der Universitäts -Prüfungs- Jury über- trägt, Die Kammer nahm einstimmig das Geseß über die Reform der Artillerie-Depots und die Errichtung von Besserungschulen an.

Die Jndependance belge sagt: „Wir legen folgende Be- trahtungen des Siècle denjenigen vor, welche bei uns die Republik einführen möchten, obschon sie ihre Ergebenheit für die Natioualität betheuern: „,„Die republikanishe Partei in Brüssel hat geglaubt, jede ernste Kundgebung aufschieben zu müssen, um die Beziehungen Grankfreichs zu den auswärtigen Mächten nicht zu verwickeln, indem die plöbliche Proclamation der Republik fast unvermeidlich eine un- widerstehlihe Bewegung der Vereinigung mit Frankreich hervorrufen würde. Die Häupter der republikanischen Partei in Belgien haben hierdurch den Beweis von einer Vorsichtigkcit und einem Takte ge- liefert, zu denen man ihnen niht genug Glü wünschen kann. Da die französischen Ideen europäish geworden sind, so kaun Frankreich fein Jnteresse haben, dem Zufalle der Schlachten nochmals ihren Dieg anzuvertrauen. Das Prinzip der Nationalitäten wird durch die ganze Welt gehen, wie das Prinzip der Freiheit, Die Bedingung der unabhängigen Existenz Belgiens is eine immerwährende Neutra= lität, wie die der Schweiz. So lange diese Bedingung geachtet wird, haben die Mächte kein Recht, sich in die inueren Ängelegenheiten dieses Landes einzumischen,“““ / e

C% 4 G , , E V! e * , Me A netipation liest man: „Wir erfahren, daß die dee der Bildung eines Spezial-Comtoirs zu Brüssel unter den jeßtzi= gen Umständen große Fortschritte macht bei einigen durch ihre Stel- lung und finanziellen Kenntnisse einflußreihen Personen. Man zwei- felt niht anu der Unterstüßung dieses ausnehmend populairen Unter nehmens von Seiten der Regierung; man beweist dadurch, daß man sich wit dem Wohl der arbeitenden Klassen beschäftigt, indem man der Schließung der Werkstätten und der Arbeit - Unterbrechung da- durch vorbeugt. Nur durch diese Maßregel kann man die jeßige Krise überstehen ; darum eile man.“ ;

Da l Le

Neapel, 26. Febr. (A. Z.) Heute erschienen ein spauisches und ein österreichisches Kriegsschiff. Die Besaßung des leßteren stieg niht aus Land. Die Aufregung is diesen Augeublick wieder sehr bedeuteud in Neapel. Man kam neuerdings mehreren Anschlägen der Lazzaroni auf die Spur (so z. B. sollten gestern Abeud mehrere Bom ben im Menschengewimmel zerplabßen), und außerdem wächst das Miß trauen gegen das Ministerium, namentlich gegen Serracapriola, von Stunde zu Stunde. Sehr starke National = Patrouillen durchstreifen die Straßen Neapels, und vor dem Café d’Europe und anderswo stehen dihte Menschengruppen, welche gegen das Ministerium (Boz=- zelli ausgenommen) 1hre Erbitterung in lauten Worten auslassen, Mißtrauen an allen Ecken und Eudenu.

Genua, 5 März. (Schwäb. Merk.) Die Jesuiten \ind ins Modenesische gebracht worden. Jhr Palast i} uun der Bürgergarde eingeräumt. Am anderen Morgen kamen Bauerù vom Lande, über die Plünderung des Jesuiten-Klosters erbittert, mit Prügeln in die Stadt, um die Genueser zu züchtigen. Die Bürgergarde beruhigte sie.

Griechenland.

Nthen, 27. Febr. (N K.) Mussurus hat in Athen seinen Einzug gehalten, Nachdem er Sonntag, den 20. Februar, seine Qua rantaine geendigt hatte, besuchte er den Tempel von Aegina, gab sei= nen Offizieren unter deu Säulen desselben ein Gastmahl und war im Begrisfe, noch an demselben Tage nach Athen zu kommen. Die Re gierung stellte ihm die Stimmung vor, in welcher sich die Bevölke rung befinde. Die ganze Bevölkerung drängte ih in die Haupt straße, durch welche Mussurus kommen mußte. Es fehlte uicht an gufreizenden Worten, und gedruckte Zettel wurden unter die Menge gestreut. Die Vorstellungen der Regierung bliebe indeß fruchtlos ; Mussurus beharrte darauf, an diesem Tage nah Athen kommen zu müssen, da er seiner Regierung an diesem Tage noch die Anzeige zu machen habe. Was aber den Männern nicht gelang, das glückte den Frauen. Die Gattin des Ministers des Jnnern \{chrieb an Madame Mussurus einen Brief, in welchem sie ihr die Gefahren vorstellte, welchen sie sich mit ihrem Gemahle ausseßen würde, wenn sie noch im Laufe des Sonntags nach Athen kämen. Dies wirkte. Mussurus segelte zwar noch Sountag Mittags von Aegina ab, begab sich aber nah Salamis und kam erst Montag Morgens nah dem Piräeus und in den Vormittagsstunden in aller Stille nah Athen. Nur der großen Thätigkeit, der Wachsamkeit und vor Allem dem guten Willen der Regierung i} es zu danken, daß keine Störung vorfiel. Den folgenden Tag \chickte Mussurus seinen Secretair an den Minister des Auswärtigen, Herrn Glarakis, und ließ ihm seine Auküunft mel den, mit dem Ersuchen, eine Stunde zu bestimmen, in welchem der offizielle Besuch stattfinden könne. Glarakis bestimmte die 11te Vor- mittagsstunde. Am 24. Februar in einer Abendstunde stellte derselbe Minister den Mussurus den beiden Königlihen Majestäten vor. Seit- dem sieht man ihn Arm in Arm mit Herrn Lyons durch die Straßen gehen. Alles verhält sihch ruhig.

Die Unterzeichneten fühlen sich verpflihtet, gegen alle edle Men- schenfreunde, welche das Unternehmen einer Berkaufs=Au«*stellung zum Besten der armen Waisen in den vom Nothstande heimgesuchten Krei fen Ober-Shlesiens so liebevoll sördern halfen, hiermit den innigsten Dank wiederholt auszusprehen. Der Erlös für gespendete Sachen und an Eintrittsgeld beträgt bis jeßt ca, 4000 Rthlr., und noh stündlih werden wir durch neue Gaben der Liebe erfreut. Das Ver faufslokal im Gouvernementshause, Obeiwallstraße 4, is von 11 bis

3" Uhr täglih geöffnet, muß aber am Donnerstag, den 16ten d. M., Mittags 3 Uhr, gänzli geschlossen werden. Bis dahin erbitten wir im Interesse der armen Waisen noch ret zahlreichen Besuch der Ausstellung und geben uus der frohen Hoffnung hin, daß keiner der Gegenstände, welhe die Mildthätigkeit opferte, unverkauft bleiben werde. Berlin, den 13. März 1848. t

Geheime Kommerzien-Räthin Carl. Frau von Naßmer. Gräfin von Nostiz. Ministerin von Rother. Gräfin zu Stolberg.

Eisenbahnen und Dampfschifffahrt.

L © Braunschweig, 12. März. Jn der amtlichen Nachwei=- jung über die Frequenz der Herzoglichen Eisenbahnen vom Jahre 1847 treten folgende bedeutende Zahlen hervor. Es wurden beför- dert: 585,306 Personen; dafür sind aufgekommen 177,849" Rthlr. 20 Ggr. 7 Pf., vom Güter - Transporte 162,486 Rthlr. 22 Ggr. 2 Pf. Demnach betrug im Jahre 1847 die Einnahme von der Perjonen - und Güter - Beförderung 340,336 Rthlr. 18 Ggr. 9 Pf. Cine jonjtige Einnahme is eben so wenig, wie bisher der Gesammt- betrag der Ausgaben, nachgewiesen. Nun is zwar die Kapital Summe, welche auf die Cisenbabnen verwandt und als Landesfuld à Prozent fkreirt ward, aus den für 1846 1848. an die Landstände ergangenen Mittheilungen bekannt; da indeß die Ausga- ben für die Verwaltungs - und Betriebs - Kosten nicht zur "Kunde ge langten, so läßt sih die Behauptung nicht aufstellen, daß aus dem Reinertrage die Verzinsung gänzlih gedeckt oder gar noch ein Ueber- {uß vorhanden sei.

Bremen, 10. März. (Hannov, Ztg.) Das Dampfboot ,, Washington“ ist gestern in Bremerhaven angekommen; es segelte von New - York ab am 21. Februar, lief am 7. März in Southamp= ton ein und erreihte vou da die Mündung der Weser in 36 Stun- den, mußte hier aber wegen eines dihten Nebels 30 Stunden liegen bleiben, Das zweite Dampfschiff der New = York -= Bremer Linie, der „„HDermann“’, ijt beinahe reisefertig und wird den „Washington“ nächsten Monat ablösen können.

Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn,

Die Frequenz betrug in der VVoche vom 27. Februar bis 4, März 1848 9616 Personen und 31,061 Rthlr, 7 Sgr. 6 Pf, Gesawmt-Einnahme sür Personen-, Güter- und Vich-Transport etc., vorbehaltlich späterer

Feststellung durch die Kontrolle.

Niedersechlesische Zw eigbahn.

Aul der Niederschlesischen Zweigbahn sind im Monat Februar Cs 5450 Personen für . e CVETS 2289 Rthlr. 15 Sgr. Pf. befördert worden Die Einnahme für Gepäck-, Güter-, Vieh- und Equipagen-

Transport, so wie an Extraordinarien

TD/ “S »

mithin zusammen 4047 Rthlr, 14 Sgr. Pf.

betrug

Prinz Wilhelm Eisenbahn.

Uebersicht der Einnahme pro Monat Februar 1848. 6069 Personen . 681 Kthlr. 33 Hunde Vieh 9%: Ctr. Passagiergut 4 100,480 Scheslel Kollen 50175 Cir. Güter .. 60,190 Ctr. Baumaterial .

"Total-Einnahme .

7628- Kthtr, 11 Sgr. 2 P, Ljandels- und Börsen-Üachrichten.

Stettin, 13. März. Getraide hat auch seit Freitag, mit wenigen Unterbrechungen, eine weichende Tendenz behalten. Weizen in loco und auf kurze Lieferung wird nah Gewicht und Qualität zu 49 52 Rthlr. erlas- sen, wozu keine Kauflust, Am Landmarkt wurde zuleßt zu 48 51 Rthlr, gekauft, Auf Frühjahrslicferung is 130pfd. gelbe Waare neuerdings zu 54 Nthlr, regulirt und noch zu haben. Noggen augenblicklih sehr flau und in 1»co, obgleich noch auf 33—35 Nthlr, nah Qual. gehalten, nur zu billi- gen Preisen anzubringen, auf Frühj.-Lief. am Freitag noch zu 33L—*?; Rthlr., zuleßt aber wieder zu 33 Rihlr. pr, 82pfd. gekauft und noch zu haben, 86pfd. 347—34 Rihlr. bezahlt. Vou Gerste ist große pomm, zu 304 Rthlr. gekauft. Hafer in loco nah Gewicht und Qualität zu 227 24 Rthlr. erlassen, auf Frühjahrslieferung 48pfd. ohne Benennung zu 20 Rthlr, regit- lirt, 50pfd, pomm, zu 227 22 Rthlr. käuflich. Erbsen nominell 36 bis 38 Rthlr.

Saamen, Winter - Napps is noch zu dem leßtgemeldeten billigeren Preise von 74 Rthlr. zu haben, obgleich es sich jeyt, nachdem der Schnee verschwunden -ist, ermittelt haben soll, daß die in unseren Gegenden zu Felde stehenden Pflanzen ungemein gelitten haben, #o daß sie kaum 5 Aerndte versprechen, und es in anderen, entlegeneren Gegenden, \o namentlich in Schlesien und am Rhein, nur wenig besser damit stehen soll.

RNappkuchen in Zungenform 17 Rthlr. zu haben.

Spiritus aus erster Hand zur Stelle 22% %, aus zweiter Hand zu 22% , auf. Lieferung im Frühjahr ebenfalls zu 22%, Juni bis August 20 % gekauft.

Rüböl, per Sept. /Ofkt, 105 5 Rthlr, bezahlt, in loco still, 104 Rthlr. zu haben.

P, §, 82pfd. Roggen pr. Frühjahr 32; Rthlr. zuleßt bezahlt.

2). Anisterdam, 11. März. Geldmarkt. Am verwichenen Mon- tag hat man an hiesiger Börse wieder einen Anfang mit dem Handel in Staatspapieren gemacht, wogegen man sich wegen des Schreckens, den die gewaltigen Ereignisse in Paris überall verbreiten, und die traurigen Folgen, welche eine übertriebene Aengstlichkeit unfehlbar nach sih ziehen würde, die vorige Woche über gescheut hatte. Es zeigten sih indessen keine Käufer, doch da die Course von holländischen Staatspapieren in London nicht so tief gesunken waren, wie man erwartet hatte, war der Andrang zum Verkgufen nicht so heftig, als die Umstände befürchten ließen. Dennoch {lossen Jutegrale zu dem Preise von 42: %z 3pro zentige wirklihe Schuld zu 515 %z 4Aprozentige dito zu 69%; % und Actien der Handelsmaatschappy zu 1505 %. Nun aber zeigten sich mehrere in Fonds arbcitende ansehnliche Häuser unfähig, sür die laufenden Anleihen gegen Staatspapiere die erforderliche Vermehrung des Unterpfan- des zu leisten, das Geld wurde so knapp, daß es unter schwierigen Bedin- gungen selbst zu 6 % Zinsen fast niht zu haben is, und täglich gingen Nachrichten ein, welche die schwachen Hoffnungen auf Crhaltung des Friedens mit der neuen Republik immer mehr verringern; ín solchen Umständen würde cin entsezlicher Sturz der Fondspreise unvermeidlich gewesen sein, wenn die in Pfand gelegten Effekten zur Realisirung an den Markt hätten kommen müssenz den eifrigen Bemühungen der Fondsmäkler scheint es, glülicher- weise meistens gelungen zu scin, einen Aufschub NET Verbindlichkeiten sür die zurückbleibenden Geldnehmer zu- vermitteln, Lie Dejorgnisse wegen da Ablaufs des bis zum 13ten d. M, vershobenen Abrehnungs-Termins und der gegen den 15ten eintreffenden Verrehnungszeit der auf Reskontro ge- machten Geschäfte in Actien der Handels-Maatschapp9 tragen nicht minder dazu bei, die Stimmung der Fonds-Zuhaber und Spekulanten zu entmuthi- | besonders gestern einen nachtheiligen Cinsluß aus; Jute-

E 1 bei erbeblichem Umsaß zwischen 37% und 397 % und blie- grale schwankten bei erhe! T O E E ¿K y L ben am Schluß der Börse 394 %z 3proz. wirkliche Schuld fiel bis 46% %, 4vroz. dito bis 604 %. Actien der Handels Maatschappy wurden gestern nicht verhandeltz der legte Cours war 140 %, Alte russische Obligationen bei Hope, die noch am besten unterzubringen sind, fielen bis 84 %, Für wiener Metalliques sind seit zwei Tagen keine Käufer zu finden sür 2zpro- ¿entige ist zuleßt 33 % angelegt. Spanische Ardoin - Obligationen gingen bis 9! % herunter und wurden gestern wieder zu 9% % abgenommen; f- ren Coupons sind von 7% a 94 % auf 63, a 8 % gefallen; binnenländische 3proz., Obligationen von 20 anf 167%, Portugiesische do, galten vorge- stern 14 %, peruanische 11 %.

gen, und übten