Jch verbleibe dem Stadtrathe und sämmtlichen wohlgesinnten Bür- gern "ind Einwohnern in Guüaden zugethan und gewogen.
Mei 9, Män; 1848. : S N i Karl Friedrich, Großherzog.
An : den Stadtrath zu Weimar.“
Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. (H. C.) Schwerin, 13. März Am 10. März überreichte eine aus drei Mitgliedern des Magistrats bestehende Deputation dem Großherzoge die Petition der hiesigen Bürger wegen Zusammenberufung cines Convocations-Tages in der Verfassungs-Angelegenheit. Se. König=- lie Hoheit sprach sich im Allgemeinen dahin aus, daß er wohl r A wie Manches in der Verfassung einer Reform bedürfe, daß dieses aber so schnell sich nicht machen lasse, und daß ohne Mitwirkung des Großherzogs von Melenburg-Streliß in dieser Angelegenheit nichts geschehen könne. Die Deputation aus Rostock, welche gestern Mittag eine Audienz bei dem Großherzoge hatte und außer einer Reform der Landesvertretung auch ein deutshes Parlament, Aufhebung der Cen= sur, freie Association, Reform des Justizwesens und allgemeine Volks= bewaffnung mit Beschränkung der stehenden Heere wünschte, if heute früh wieder abgercist, nahdem sie noch gestern Abend eine schriftliche Antwort von der Regierung empfangen , worin nur die Preßfreiheit als bevorstehend verheißen, auf alle übrigen Punkte aber ein ungün- stiger Bescheid erfolgt ift.
Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen. (Schw. Merk.) Durch eine fürstlihe Verordnung vom 12. März 1j ein außerordentlicher Landtag einberufen worden.
Freie Stadt Frankfurt. (Frankf. Journ) Frank- furt, 14. März. Es hatte si hier die Nachricht verbreitet, seit ge- stern Mittag 12 Uhr wehe, neben der frankfurter Fahne auf dem Bundespalast das shwarz=-roth-goldene Banner. Es stellt E aber jeßt heraus, daß diese Fahne nicht auf dem Bundespalast, sondern auf einem benachbarten Thürmchen wehte.
Der geseßgebenden Versammlung lag am 13ten ein die theil- weise Abhülfe der gegenwärtigen Geldkrisis bezweckender Antrag zur Berathung und Schlußfassung vor. Dieser durch die Vorstelungen des Handelsstandes veranlaßte Antrag ging dahin: daß die mittelst Ge= seßes vom 30, Dezember 1847 freirten Rechneischeine im Betrage von 2 Millionen Gulden nicht blos gegen Hinterlegung edler Metalle, sondern auch gegen Abtretung gerichtlicher erster Jnsäße auf Grund- stücke und Gebäude in hiesiger Stadtmarkung, so wie gegen Ver- pfändung von s\rankfurter Obligationen der verschiedenen Anlehen, ausgegeben werden dürfen. Die Hypotheken würden dabei bis zur Hälfte ihres Betrages, die Obligate zu einem die Hälfte des Nenn- werths nicht übersteigenden Betrag angenommen und von Seiten der Cedenten und resp. Verpfänder 4 pCt. Zinsen zu vergüten sein. Der Geseßvorshlag wurde von der Versammlung auf die beantragte Zeit- dauer bis zum 15, September d. J, mit Stimmen=-Einhelligkeit ge- nehmigt.
Freie Stadt Hamburg. (B. H.) In Hamburg fanden am 13, März Abenès, nach Beendigung der Bürgerschaft, wieder einige Ruhestörungen statt. Jn der Stadt beschränkten sie sich dara auf, daß zahlreiche Menschenmassen, welche ih \{chon den ganzen Tag über während der Berathungen der Bürgerschaft in der Nähe des Rathhauses aufgehalten hatten, nah Beendigung derselben die an- gränzenden Straßen und auch entfernter liegende Stadttheile mit Geschrei und Lärm durchzogen, bis die Bürgergarde, durch den Genee ralmarsh zusammenberufen, die Straßen säubern und die Ruhe her- stellen fonte, was gegen 97 Uhr bewerkstelligt war. Der Wagen eines vom Rathhause heimkehrenden Nathsmitgliedes wurde zwar von der Menge angehalten, indeß ließ man soglei, ohne den mindesten Erzeß verübt zu haben, wieder von demselben ab. Einen ziemlich ernsten Charakter hatten dagegen die Nuhestörungen am Millernthor, in welches ein Haufen der Bewohner von Stk. Pauli, die Accise- und Thorsperr - Beamten und Schildwacheu vertreibend, eindrang, offenbar in der Absiht, mit den Ruhestörern in der Stadt ge- meinschaftlihe Sache zu mahen. Die Mannschaft der Thorwache, welche aus Truppen der Garnison besteht, war anfangs zu \{chwach, dem Eindrange erfolgreich Widerstand zu leisten, sie wurde indeß bald durch Linientruppen und Bürgergarden verstärkt, und es konnte nun die Menge mit Nachdruck zurückgedrängt werden. Leider mußte dabei zur Anwendung der Waffen geschritten werden, und es wurde einer der Ruhestörer getödtet, mehrere verwundet, Erst gegen 15 Uhr gelang es indeß den beharrlihen Anstrengungen der Bürgergarde und des Militairs, nachdem zahlreihe Verhaftungen vorgenommen worden waren, die Ruhe völlig herzustellen. Für heute Abend sind kräftige Vorsihtsmaßregeln getroffen worden, und ein Publikandum macht bekannt, daß \charfe Patronen ver=- theilt seien, von denen nöthigenfalls Gebrauch gemacht werden solle.
Freie Stadt Lübeck. Eine am 11. März erschienene Ver- ordnung enthält die nachsteheuden vorläufigen Bestimmungen über die Presse :
l) Die Censur is aufgehoben. 2) Jede Druefschrift muß mit dem Namen des Druckers und Verlegers, sede Zeitung und sonstige periodische Schrift mit dem Namen des Drucfers und Redacteurs versehen werden. 3) Verfasser, Redacteur, Herausgeber, Verleger und Druer sind für den Znhalt aller Druckschriften verantwortlih. 4) Vergehen oder Verbrechen gegen den lübeishen Staat, den deutschen Bund oder dessen Mitglieder, wie gegen Behörden und Einzelne, durch die Presse begangen, werden nach den bestehenden Rechten bestraft; auch bleiben den in Druefschriften Be- leidigten oder Verleumdeten alle Ansprüche auf Genugthuung vorbehalten. 5) Zur Betreibung des Buchhandels und der Buchdruckerei, so wie zur Herausgabe von periodischen Blättern, is auch künftig eine obrigkeitliche Konzession erforderlih, Bei Uebertretung der vorstehenden Llugibinkigen tann den Umständen nach diese Konzession entzogen werden.“
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Paris, 11. März. Die Maßregeln des neuen Finanz - Mini= sters, Herrn Garnier Pagès, veranlassen das Journgl des Dé- vats zu folgeuden Bemerkungen: „Die Finanzlage erheischt aller- dings die ganze Aufmerksamkeit der provisorischen Regierung. Es ist aber zu fürchten, daß diese verschiedenen Mittel dem Schaß nicht ganz die Summen verschaffen werden, die er sich verspriht. Was die Anleihe betri, so dürfte sie niht so leiht zu beschaffen sein. Einige werden wohl aus Patriotismus subskribiren, aber die patrioti- chen Opfer haben zu keiner Zeit große Hülfsmittel Mig Jm Jahre 1831 brachte die „ National=Anleihe “ — der Name war ba- mals dérselbe wie heute — nur 20 Millionen ein, Es wäre wirksa= nier gewesen, wenn man zwar immerhin mit Dankbarkeit bas Uner- bieten derjenigen, welche 5proz. Renten al pari nehmen wollten, an- genommen, zugleih aber einen dem jeßigen Geldwerth angemessenen Zis dargéboten hätte. Unstreitig ist das Geld seßt mehr als S pCt. werth; der Beweis liegt darin, daß die 5proz. Rente weit unter pari steht. Es is keine Schande, pu mehr als 5 pCt. anzuleihèn, wenn man feine Darleiher finden kanu, die sich mit 5 pCt, begul- gen. Die Republik der Vereinigten Staatea i} stark , ge- achtet und im besten Wohlstande, Sie besteht seit drei
732 : Viertel Jahrhunderten, und Niemand zweifelt an ihrer Ai funft. Sie hat ihre 5proz. hoch über pari, bis a 120, gesehen; nichtsdestoweniger leiht sie in diesem Augenblicke zu l, ja zu mehr als 6 pCt. an, denn das 6proz. Papier der Union steh jeb etwas unter pari. Es ist also, unjerer Meinung nah, cine p he Scham, dur die si die provisorische Regierung hat T E lassen, Woran ihr liegen muß, woran uns Allen liegt, das ist, daß i i : Sie hätte also das Nöthige thun es ihr niht an Geldmitteln fehle. Pyr M müssen, um deren zu erlangen. Bon demselben esihtspunkte aus sind einige Phrasen in dem Bericht des Pes Garnier Pagès zu bedauern. Wozu soll es dienen, daß man vou England sagt, seine Schuld von 20 Milliarden beruhe auf der industriellen und kommer= ziellen Knehtung der Welt, und dies sei eine veränderlihe und ge- brechlide Grundlage? Alle Kapitalisten der Welt betrah-= ten die Grundlage des britischen Kredits als die solideste von allen, weil die englischen Fonds höher als alle anderen Staatêpa- piere im Cours stehen. Vor Allem aber suche man doh ja nicht in unserem Lande feindselige Gedanken gegen England zu begrüuden, im Gegentheil, man verbreite nur Friedensgedauken, denn diese sind eine uothwendige Bedinguug für die Freiheit. Herr von Lamartine hat es sehr rihtig in seinem Rundschreiben gesagt, und der Finanz= Minister weiß es besser als irgend Jemand, daß es ganz besonders die militairishen Lasten sind, welhe das Gleichgewicht in unseren Finanzen stören. Und dann werden wir mit jener Sprache die Unterbringung unserer Anleihe nicht erleichtern Wenn die französische Republik ih in ihren offiziellen Aktenstücken so wenig freundschaftlih über Großbritanien ausdrüdt, werden die englischen Kapitalien, deren Heranziehung für unsere Anleihen so nüßlih wäre, sich von uns entfernen. Die provisorische Regierung hat diesen Finanz= Maßregeln noch andere hinzugefügt. Bemerken wir zunächst, was sie in Bezug auf die Amortisationen gethan. Die Dotirung des Tilgungs- Fonds soll au ferner, und mit Recht, für den allgemeinen Staats= dienst verwendet werden. Ju solchen Zeiten zu amortisiren, das würde die Rente wenig heben, und der Staat würde sich dadurch eine Hülfsquelle von täglich 500,000 Fr. berauben. Dagegen sehe wir eine andere Maßregel mit Schmerz, die nämlich, welche die Spar=- fassen betrifft. Die Einlagen in diesen Kassen waren von allen Ver- pflihtungen des Staates diejenigen, welhe man am meisten hätte achten sollen. Allerdings beliefen sie sich auf 355 Millionen, und als laufendes Konto waren nur 65 Millionen im Schaß. Konute man aber nicht hoffen, daß die Einleger, fast lauter Arbeiter, am Morgen nach einer Revolution, die auf ihre Fahne die Verbesserung der Lage des Volkes geschrieben, und die ihr Versprechen aufrichtig zu halten sucht, kein Mißtrauen gegen den Staat hegen würden? Man durfte wohl darauf zählen, daß eine Zinserhöhung die Einleger bestimmen würde, ihre Fonds in den Händen des Staates zu lassen, Man hâtte den Zins auf 55 oder 6 pCt., genug, auf einen Fuß seben sollen, der dem Cours der Rente, wie er heute is oder wie er morgen sein kann, entsprochen hätte. Statt dessen aber den Einlegern öprozent, Papier al pari geben, während dasselbe unter 80 Fres. notirt is und einige Zeit auf diesem Standpunkte bleiben, wo nicht noch tiefer fallen kann (denn man wird uns einräumen, daß dies zu den möglichen Dingen gehört ), das heißt einen argen Mißgriff begehen, das heißt, mcht zurückgeben, was man empfangen hat.“
Der National erklärt das Gerücht von Aufschub der allgemei- nen Wahlen für Erdichtung. Dasselbe Blatt hält es für wahrschein- lich, daß man vei den Wahlen und im Schoße der National - Ver= sammlung versuchen werde, eine andere als die republikanische Regie- rungsform in Frankreich herrschend zu machen; es erklärt nun schon im voraus in den bestimmtesten Ausdrücken, daß solhe Bestrebungen scheitern müßten, und fügt gleich die Drohung hinzu, daß jede Com- bination, welche die Frage der Republik in Zweifel zu stellen bezwecke, als Verrath zu betrachten und zu behandeln sei. Man dürfe als Kandidaten nur solhe Männer annehmen, die bestimmt und offen re- publikanish gesinnt seien; Frankreih habe der Republik seine Zustim= mung gegeben, und jeßt handle es sich blos noch darum, sie zu orga- nisiren. Jede weitere Diskussion über das Prinzip der Republik wäre zwecklos und könnte blos die Folge haben, Frankreih in Bürgerkrieg zu stürzen, aus dem die Republik siegreih hervorgehen würde; des Blutes der Bürger möge man s{chouen, Das Organ des Herrn Armand Marrast schließt dann mit folgenden Worten: „Die Repu= blif, wird sie angenommen, ohne Rüdgedanken und mit Loyalität ver=- fochten, kann allein heute Ordnung und Eigenthum, so wie den Fort- \chritt und die Freiheit, sihern. Möge man es sich gesagt sein las sen; wir können keine andere Regierungsform annehmen und sind ent- \hlos}sen, jede Contre-Revolution, welche die in den Februartagen pro Flamirte Republik in Frage stellen könnte, als eine Jutrigue und einen Verrath zu bezeichnen.“ Die Deèmocratie pacifique meint, daß die Contre-Revolution in den Provinzen thätig sei; dort wären nur die kleinen Juteressen eifrig, und die Prinzipien \{chlummerten. Möglich wäre es, daß die Provinzen Liepräsentanten in die Versamm- lung sendeten, die Egoismus aller Art verbreiteten; dann wäre ein sozialer Krieg zu befürchten.
Es giebt gegenwärtig in Paris 0 kleine und große politische Klubs, welche sämmtlich die provisorische Regierung zu stürzen be- zwedcken,
Der National eifert gegen die nah seiner Ansicht unbegrün- dete Furcht vieler Wohlhabeuden, die Paris verlassen, ihre Dienst- boten verabschieden und ihre Equipagen, Pferde und dergleichen ver- faufen. Dieses Verfahren sei feig und selbstsüchtig und bilde einen grellen Abstih gegen das hochherzige Benehmen der übrigen Bevöül- kerung, die der Regierung zu Hülfe komme, die Steuern vorausbe= zahle und die Arbeiter zu beschäftigen suche, weil sie einsehe, daß in dieser Krisis nur kräftiges Zusammenwirken und bereitwillige Darbrin- gung von Opfern das öffentlihe und das Privat-Vermögen retten fönne, die so eng mit einander verknüpft seien. Hätte die Monarchie fortgedauert, so wäre eine finanzielle Katastrophe niht minder unver- meidlih gewesen. Jebt sei sie einmal da, und nur das Zusammen=- wirken Aller könne sie überwinden, ohne daß sie Unheil und Verder- ben bringe.
Eine der ersten Maßregeln, welche die provisorische Regierung in Erwägung nahm, war nach Galignani's Messenger, die Errichtung einer Polizei-Mannschaft für Paris nah dem Muster der londoner Polizei, Das Reglement für leßtere liegt, wie es heißt, jeßt den Beamten vor, welche die Regierung mit Einrichtung der neuen pariser Polizei beauftragt hat.
General Subervic hat wegen Alterss{wäche den Vorsiß in dem ,„Bertheidigungs-Conseil für die Republik“ abgelehnt, und es ist Herr Urago an seine Stelle hierzu ernannt worden. Als Kriegs-Minister, heißt es jeßt, würde General Subervic durÞd General Magnan er- seht werden.
Die Regierungs-Kommissarien zu Limoges haben die Judividuen, bie in Folge der Unruhen von Buzançais verurtheilt worden waren, alle iu ¿Freiheit seßen lassen; diese kehrten in ihre Heimat zurü.
Aus eiuer Aeußerung des Handels«Ministers Bethmont geht her- vor, baß die jeßige Regierung das Schußtprinzip im Zollsystem nicht fallea lassen will; er erklärte entschieden, daß man die National-
Ucheit \chüßen müsse. Cd Poll auf ber Basis der Justitution der polgtehnishen Schule
eine ähnliche zur E von Verwaltungs-Beamten gebildet wer=- den. Diese Schule wird Ecole d’Administration heißen.
Um die Circulation der Wechsel zu erleichtern, verfügt die Re- gierung, daß alle Wechsel, welche nicht auf gestempeltem Papier ge \hrieben sind, die Stempelstrafen niht zu zahlen haben und das Pa-= pier einfa für die gewöhnliche Gebühr für Stempel vistren lassen können. :
Jn Toulon soll ein Kriegsrath zusammengeseßt werden, um ge- gen den Capitain Aubry-Bailleul wegen des Untergangs der Dampf- Korvette „le Cuvier““ zu inquiriren.
Als Beweis, wie schon das Denunciations -= Wesen des Jahres 1793 von neuem auftauht, wird in der Düsseld. Ztg. Folgendes angeführt: „Um sih eine Partei zu machen, verkauft Emil von Gi rardin seine Zeitung, die Presse, um 3 Centimen die Nummer, d. h. um den Kostenpreis. Er begnügt sich als Vortheil mit dem, was die Anoncen abwerfen. Dies schien dem bekannten August Barbet unmöglih. Er prüfte daber den Jnhalt der Presse und entdeckte in Girardin?s fuufzehnjährigen Marotteu derx Verminderung der Armee u. s. w. den Kern einer Verschwörung zu Gunsten Heinrich's V. Was Girardinfür sih, als Exploitateur der Republik, zu seinem Vortheil that, das als Ausfluß altroyalistisher Sympathieen auslegen, if fo lächerlih, daß es unter der Gewalt dieser Lächerlichkeit erliegt.“
Herr Guizot, dessen mäßiges Vermögen in Grundstücken besteht, die in Frankreich kiegen, soll în England in Geldverlegenheit sein und in London geschichtlihe Vorlesungen zu halten beabsichtigen.
Der Minister des öffentlichen Unterrichts, Herr Carnot, hat, wie es heißt, mehrere Stellen aus seiner Jnstruction für die Elementar= Lehrer nunmehr modifizirt,
Herr Bonnami-Defresnes, Präsident des Comités der Spinner im Nord-Departement, hat der provisorishen Regierung eine Petition der Spinner von Lille, Tourcoing und Roubaix überreiht, welche Hülfe für die Spinnerei dieses Landestheiles, so wie für die 200,000 Arbeiter, in Anspruch nehmen, die von der industriellen Krisis getrof- fen sind,
Jm Palais Royal, jeßt Palais National, haben bereits die Ar= beiten begonnen, um aus diesem prächtigen Gebäude den Siß des Generalstabes der mobilen Nationalgarde und eine Kaserne für ein Bataillon dieser Bürger-Soldaten zu machen,
Die Einnahmen der Eisenbahn von Paris nah Orleans haben vorige Woche 185,917 Fr., d. i. über §85,000 Fr. mehr, betragen, als in derselben Woche des vorigen Jahres. Auch andere Eisenbah- nen haben ungefähr in demselben Verhältniß Mehrerträge nachge wiesen. E
Der Antrag, den Leotadeschen Prozeß an einen anderen Gerichts hof zu verweisen, weil bei den zustehenden Richtern gerechter Verdacht wegen ermangelnder Freiheit in der Berathung vorliege, isst vom Cas sationshofe auf Dupin's Autrag verworfen worden,
Paris, 12, März. Als die ersten Nachrichten über die pari ser Ereignisse in Algier anlangten, richtete der Herzog von Aumale an den Direktor der Civil-Angelegenheiten das folgende Schreiben :
„Jm Angesicht der Ereignisse, welche sich in Frankreich erfüllen, und ihres möglichen Einflusses auf den Frieden der Welt, müssen wir uns be- reit halten, vor Allem die Integrität des französischen Gebietes in Afrika zu erhalten und einen Boden zu vertheidigen, welcher gegenwärtig der a tionalboden ist, Die Errichtung von Küsten - Batterieen schreitet ras vor 3; ihre Armirung wird sofort beginnen, Um auf alle Eventualitäten gefaßt zu sein, habe ich verfügt, daß die Artillerie der Miliz vom Plaßtdienst dis pensirt sein soll, Sie werden sich mit dem kommandirenden (General dex Artillerie der Arnee und mit dem kommandirenden Oberst - Lieutenant dex Legion verständigen, daß die Bürger, ohne in thren verschiedenen Geschäften Störung zu erleiden, unverzügl.ch im Manövriren und Schießen geübt wer- den, Wir stehen immer dem inneren Feinde, den Arabern, gegenüber; viel leiht haben wix in diesem Augenblicke schon einen auswärtigen Feind zu bekämpfen, Jede politische Uneinigkeit wäre hier ohne Zweck und muß ‘ dieser Lage in den Hintergrund treten. Bevölkerung und Armce müssen in der innigsten Eintracht bleiben, um alle Juteressen Frankreichs zu \chirmen.““
In folgendem Tagesbefehl nahm er später von der Armee Ab- schied :
„Der General Changarnier wird interimistisch, bis zur Ankunst des Generals Cavaignac, die Functionen des General-Gouverneurs versehen Zudem ich von einer Armee scheide, die ein Muster war, von Ehre ut Muth, und in deren Reihen ih die schönsten Tage meines Lebens ver bracht, kann . ih ihr nux neue Erfolge wünschen, Vielleicht eröffnet sich ihrer Tapferkeit eine neue Laufbahnz sie wird, ich hege die feste Ueberzeu- gung, sie glorreich erfüllen, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Jch hatte gehofft , noch mit euch sür das Vaterland zu kämpfen! Diese Ehre is mix verweigert; aber aus der Tiefe meiner Verbannung wird mein Herz euch überallhin folgen, wohin der Wille der Nation euch ruft; es wird triumphiren bei euren Erfolgenz alle seine Wünsche werden immer süx den Ruhm und das Glück Frankreichs sein.“
Der Befehlshaber des Dampfschiffs „Titan““ überbringt zwei Depeschen, die eine vom Herzog von Aumale an den Kriegs-Mi- nister, die andere vom Prinzen von Joinville an den Marine-Mi nister. Sie legen darin ihre Stellen nieder, erklären aber, daß ihr Leben und ihr Degen dem Lande zu Gebote ständen, wenn es je ihre Dienste fordern sollte. S
So eben ist die Errichtung einer polnischen Legion mittelst fol= genden Dekrets der Regicrung verfügt worden: F
„Die provisorische Regierung, in Betracht, daß die polnischen Flücht- linge, von dem Wunsche beseelt, Frankreich ihre Dankbarkeit und Hingebung zu beweisen, darum nachgesucht haben, sie in eine Legion zu vereinigen , die im Verein mit den Franzosen der Sache der Ordnung und Freiheit diene ; in Erwägung, daß ein solcher Antrag, im Namen eines Volkes gestellt, das hon \o viele Waffengefährten des Ruhmes Frankreichs zählt, von eine1 Regierung mit Zuvorkommenheit aufgenommen werden muß, die aus den nationalen Sympathieen hervorging uud sich stets guf die für Polen so warmen Mitgefühle Frankreichs stüßen wird, beschließt: 1) es ist sofort eine poluische Legion zu bilden, die unter die Beschle des Kriegsministers tritt; 2) der Kriegsminister is mit Ausführung dieses Beschlusses beauftragt.“ Sämmtliche als Adjutanten oder Ordonnanz-Offiziere der Per- son des Königs und der Prinzen attachirt gewesene Offiziere sind durh Beschlüsse des Kriegs-Ministeriums aus den Aktivitäts - Cadres der Armee entfernt. j
Das Lokal der Sparkasse is seit dem Erscheinen des Dekrets, welhes die Rüd=zahlung in Baar so wesentlih beschränkt, förmlich belagert, So lange die Sparkasse besteht, hat nicht ein solcher An- drang zur Rückforderung der Einlagen stattgefunden ; Jeder sucht we= nigstens das Wenige baar zu erhalten, was das Dekret ihm zu for= dern gestattet. Und unter solhen Umständen sagt der Bericht des Finanz-Ministers: „Die Finanzlage des Staats is sehr beruhigend,“
Das Haus Ch. Laffitte, Blount u. Comp. zeigt an, daß es ge- nöthigt is, seine Zahlungen einzustellen. „Der Stand unserer An= gelegenheiten übrigens“, heißt es in dem von dem Hause erlassenen Rundschreiben, „bietet nihts Beunruhigendes. Ble Realisirung un- serer Hülfsquellen is nur momentan A roy en, und wir bedürfen nur einer Frist, um alle unsere Been O en Oen, Da= gegen nehmen die Zeichnungen, 10 T a SPO ouin zu stüßen, ih= ren Fortgang. Kömmt binnen N Ne man erwartet, die er- forderlihe Summe zusammen, so seßt die Kasse ihre Operationen fort.
Unter den Deputationen, welche neuerdings die provisorische Re= ierung ihrer gänzlihen Hingebung versihert haben, war au cine Abordnung der pariser Schneider, Dex General-Secretgir hat ihnen geantwortet, wie folgt :
„Die provisorische Regierung is glücklich über die Gefühle, welche Sie ihr so eben ausgesprochen. Sie erwartete diese Kundgebung von Jhrer Seite, denn sie weiß, daß. die Schneider schon seit langer Zeit, ohne die Arbeiten ihres Gewerbes zu vernachlässigen, sich mit dem Studium der schwierigsten Fragen der Politik befaßten. Die Schneider sind reif, die re- publifanischen Jnstitutionen zu- handhaben, und der Staat zählt keine er- gebeneren und uneigennügzigeren Bürger als sie, Sagen Sie Jhren Ge- wertsgenossen, wie gerührt die provisorishe Negierung und wie dankbar sie istt für die Billigung, welche die Schneider ihren Handlungen zu Theil werden lassen, und sageu Sie ihnen, daß sie um so entshlossener auf der Bahn beharren wird, die sie eingeschlagen, als sie des Beifalles aller Män- ner von Verstand und Herz sicher ist.“
Gestern wurde der Artifel des Oesterreichischen Beoba h- ters über die Revolution von Paris auf öffentlicher Straße feierlich verbrannt. Cabet hatte ihn im Montesquieu-Saale vorgelesen.
Jn der Kirche Notre Dame des Victoires is die Statue der ezretheit von dem Klerus mit großem Pomp empfangen und einge- fegnet worden.
Straßburg, 6. März. (Allg. Ztg.) Der Oberbefehls- haber der im Elsaß lagernden fünften Militair - Division, General- xieutenaut d’André, is} gestern von seinem Posten abberufen worden. Als sein Nachfolger is General Gémau bezeichnet. Trift Deutsch= land feine außerordentlichen militairischen Vorkehrungen an der Gränze, jo wird auch bei uns der Aktivstand des Heeres der normale bleiben. )ei uns herrsht nur Eine Stimme in Bezug auf das einzuschlagende olitische Verfahren der neuen Regierung: man will Nichts von nem propaganudistischen Wesen wissen und in gutem Einvernehmen mit den Nachbarländern bleiben. Es liegt im wohlverstandenen Jn teresse des Elsasses, daß der Friede erhalten bleibe. Die Besatzung im Clsaß wird vor der Hand blos um zwei Regimenter vermehrt werden, und diese Verstärkung wird von inneren Lienstverhältnissen als dringendes Bedürfniß geboten. Jun beiden Gränz-Departemeuts vesinden sih in diesem Augenblick kaum 12 — 15,000 Manu Militair.
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x Paris, 12. März. Wie s{wierig auch die politische Lage des Augenblicks is, so wird sie doch noch überwogen dur die
els= und Judustrie-Krise. Auch das große Banquierhaus Lafitte,
et und Comp. hat sih gestern genöthigt geseheu, seine Zahlun- gen einzustellen Allerdings sagen die an dex Spibe dieses Hauses stehenden Männer iîn ihrem Rundschreiben, der Zustand ihrer Ge= haste habe durchaus nichts Beunruhigendes; es handle sich nur um eine augenblicklihe Unterbrechung, und sie bedürften nur einer kurzen Frist, um alle ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Inzwischen sollen die Gläubiger des Hauses unverzüglich zusammenberufen werden, um ihnen die geeigneten Maßregeln zu \chneller und vollständiger Befreiung des Haujes aus allen seinen Verlegeuheiten vorzuschlagen. Was ich aus Privatquellen vernommen habe, läßt allerdings glauben, daß sich diejes Haus m seine jeßige Lage verseßt sieht, weil es ihm wie fast alen anderen geht: es hat eine Menge der besten Effekten in seinem Portefeuille, fann aber feine Zahlung darauf erlangen, während an- dererjeits von allen Seiten das Verlangen nah baarem Gelde auch bei ihm sich einstellte und seine sehr bedeutend gewesenen Mittel am Cnde erschöpfte, Wird diese allgemeine Geldklemme nicht \hleumgjt beseitigt, und es i nicht abzusehen, wie dies bei dem über- all sich éundgebenden Mißtrauen der Fall sein soll, \o is auch wenig Hoffnung vorhanden, daß selbst die Bewilligung einer Frist zu Erfül: lung seiner Verbindlichkeiten diesem Hause wieder aufzuhelfen vermöchte. Wenn es aber desimtiv fällt, so wäre dies ein großes Unglück. Das Haus Lafitte, Blouet u. Comp. ist beiden meisten großen Eisenbahn=Unter-= nehmungen Frankreihs betheiligt, steht bei der Bahn von Amiens nach Boulogne fogar an der Eine außerordentliche Anzahl von Interessen würden durch seinen Fall verlegt werden, und nament- lih würde man auch in England, mit dessen Banquierhäusern dieses Haus einen ununterbrochenen höch| bedeutenden Verkehr unterhielt, den nachtheiligen Rücckstoß davon schwer fühlen. Unheilverkündende St'mmen künden bereits auch ernstlihe Verlegenheiten der Kasse Baudon an, eines Etablissements, das Geschäfte der selben Art machte, wie die Kise Goun. Au ber Kasse Baudon sollen diese Verlegenheiten daraus erwachsen sein, daß die Bank von Frankreich ihr die Diskontirung ihrer Effekten verweigerte. Was für das Haus Gouin und Comp. beschlossen worden is} , besteht na) genauen Notizen in Folgendem. Die Gläubiger desselben hatten sich vorgestern schon in großer Anzahl versammelt. Nach längerer Ver handlung entschieden sie sich dafür, ihre Einwilligung zur Liquidirung des Hauses auf gütlichem Wege zu geben. Zwei Juteressen standen sth gegenüber: das der Actionaire und das der Gläubiger, unter denen übrigens auch eine gute Zahl von Actionairen selbst ih be- fanden, Endlich kam man dahin überein, daß an 200 der bedeu tendsten Gläubiger, die nicht zugleih Actionaire sind, Vollmacht e1 theilt werden solle, fünf Commissaire zu ernennen, die gleichfalls nicht in die Klasse der Actionaire gehören sollen, um die Aufsicht bei der Liquidirung zu führen, Gleichwohl drückte eine große Anzahl von Gläubigern und Actionairen die Meinung aus, daß es im gemeinschaft lichen Juteresse Aller liege, das Haus Gouin ín den Stand zu seben, seine Operationen wieder aufzunehmen. Es handelte \sich also darum, den Belauf der Mittel zu erforschen, welhe zu Erreichung dieses Resultates nöthig wären. Man vereinigte sich für die Summe von 20 bis 25 Millionen, und es wurde sofort vorgeschlagen, dieses Ka- pital aufzubringen durch die Schaffung von Schuldverschrei- bungen von je 1000 Fres. jede, verzinslih mit 5 vom Hundert jährlich und rückzahlbar in drei Zahren, Allgemein wurde dieser Plan als ausführbar betrachtet und angenommen, in der Weise, daß ein Theil der Forderung jedes einzelnen Gläubigers in Schuldverschrei= bungen umgewandelt werden, außerdem aber eine Unterzeichnung für die auszugebenden Aktien eröffnet würde, an welcher theilzunehmen sowohl die bisherigen Actionaire selbst als der ganze Handel und die Jndustrie von Paris aufgerufen werden solle. Für die Ausführung dieser Operation wurde eine Frist von zehn Tagen festgeseßt. Ju dem Falle, daß die oben bezeihnete Summe vor der anberaumten Zeit, Dr 1 OON Ablauf der angeseßten Frist, vollständig aufgebracht sein sollte, wird die allgemeine Handelskasse Gouin ihre Ope- rationen sofort wieder aufnehmen, und die Ernennung der Eingangs erwähnten fünf Commissaire zur Ueberwachung der Liquidirung wäre dann natürlich niht mehr nöthig. Jm entgegen- gesebten Falle aber würde die Liquidirung nothwendig ihren geregel- ten Verlauf und Fortgang nehmen. Die Geschäftsführer des Hauses Gouin gaben zu allen diesen Beschlüssen ihre Zustimmung, und so wird denn von morgen früh 13ten d. an in den Büreaus der Herren Gouin und Comp. die Unterzeichuung für ¡Ausgabe der erwähnten Schuldverschreibungen eröffnet werden, Wir werden nun wohl sehen, welchen Erfolg dieser erste Versuch zur gemeinschaftlichen Hülfeleistung haben wird; mißlingt er, so wäre dies von der \hlimmsten Vorbe= deutung für die fünftige Gestaltung der kommerziellen Lage. Die Sprache, welche namentlih die Reforme, das Organ des Regie= rungs - Mitgliedes Herrn Flocon gegen die angebliche Auswanderung des Geldes aus Frankreich, gegen diejenigen, welche dasselbe zurück- halten, gegen die Banquiers, welche sie die Sürsten des Geldes nennt, führt, ist auch nihts-weniger als beruhigend, ja sie is beinahe drohend, und das is shwerlih der Weg, größeres Vertrauen ein- zuflößen, S
Spiße.
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Ju der Sprache der Reforme und des National besonders ist überhaupt seit einigen Tagen schon eine sehr merflihe Veränderung eingetreten. Dieselbe war in den ersten Tagen nah dem 24, Februar verhältnißmäßig sehr gemäßigt gewesen, von Drohungen nirgends eine Spur, überall ertönten nur Worte des Friedens, “und bereits hatte man daran zuversichtliche Hoffnungen geknüpft, daß überhaupt die Stimme der Mäßigung die Oberhand behalten werde unter den gegenwärtigen Machthabern. Aber seit einigen Tagen führt der Na-= tional wie die Reforme eine Sprache, die jene Hoffnungen be- tträchtlih herabstimmen muß. Beide bezeichnen geradezu alle diejeni- gen als Verräther, die cs wagen würden, die Errichtung der Repu=- blik nicht als definitiv zu betrahten. Die Democratie p acifique, in sehx geringer Uebereinstimmung mit ihrem friedlihen Namen, war noch. weiter gegangen, indem sie in einem Artikel über die allgemeinen Wahlen zur National =- Versan:mlung fagte: Wenn man auch nur die Frage einer anderen Regierungsform als der republikanischen auswerfe, so würde dies für das Volk das Signal sein, seine Gewehre wieder zu laden. Heute erheben National und Reforme von neuem die Stimme, warncnd, drohend, sowohl gegen die ehemaligen Konserva- tiven, als gegen die ehemaligen Mitglieder der constitutionellen Op= positions - Männer, für welche leßtere gestern das Siècle sich die Freiheit genommen hatte, in die Schranken zu treten, Beiden, den Konservativen wie den ehemaligeu Männern der Linken, mit einem Worte Allen, die auch nur entfernt freundliche Gesinnungen für die gefallene Dynastie gehegt oder Aemter und Würden unter ihr ange nommen haben. Man warnt sie vor dem Erscheinen bei den Wah= len oder gar Auftreten als Kandidaten und droht ihnen mit Denun- ciafionen vor dem Volke: Solchen Rathschlägen werden diejenigen, welche etwa, wie Constitutionnel und Siècle angezeigt, Lust hatten, als Kandidaten sih zu bewerben, wohl größtentheils sich fügen, um so mehr, als man seit gestern auch einen Mauer-Anschlag des demokra tischen Arbeiter-Comité's zu Pas}y an alle Arbeiter überhaupt liest, worin diesezuerst aufihre Eigenschaft als Bürger und Wahlberechtigte wie Wahl= fähige hingewiesen und aufgefordert werden, ja in Masse bei den Wahlen zu erscheinen, um die Männer, welche den früheren Regie=- rungen gedient, von dort dur ihre Gegenwart zu vertreiben. Auch fünden Reforme und National mit voller Bestimmtheit an, daß man die Leute von nicht erklärt republikanischer Gesinnung von der Wahl-Urne entfernt zu halten entschlossen is, und daß man vor Al= lem die Republik, welche am 24. Februar zu gründen gelang, aufrecht halten will, koste es, was es wolle. Um diesen Zweck zu erreiden, wird man von allen Mitteln Gebrauch machen, welche die unum- schränkte Freihcit seßt gewährt.
Die Bewegung zur Theilnahme an den Wahlen, welche auch von den ehemaligen Konservativen und Dynastikern begonnen worden ist, dürfte unter diesen Umständen auf starke Hindernisse stoßen. Sie la ben übrigens auch bereits eine vorbereitende Versammlung gehalten unter dem Vorsiße eines hochgestellten Offiziers. Ju dieser Ver= sammlung war eine große Anzahl von Notabilitäten der früheren Kammern, von Fabrikanten, Kaufleuten zugegen. Jn der einleitenden Rede eines Mitgliedes des provisorischen Aus\hu}es wurden Maß- regeln vorgeschlagen zur Bildung von Wahl - Ausschüssen im ganzen Lande, die sich mit dem hier bestehenden Central - Ausschusse in un= unterbrochenes Benehmen seben sollen. Nachdem auch die leitenden Grundsäße ausgesprochen waren in einer Art von Kommeutarx zu den drei Worten „Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft “, einem Kommentar, den selbs| unter der vorigen Regierung Jedermann hätte unterschreiben können , verlangte ein Mitglied, man solle vor Allem, um jede üble Deutung zu verhüten und der voll=- brachten Thatsache eine öffentliche Huldigung darzubringen, ein Glau- bens - Bekenntniß zu Gunsten der Republik ablegen. Aber da erhob sich ein ehemaliger Deputirter und machte in warmer Nede geltend, die provisorishe Regierung habe in keiner Weise ein Recht gehabt, dein Willen der fonstituirenden Versammlung vorzugreifen ; dieser al- lein stehe das Recht zu, zu entscheiden, welche Regierungs - Form Sraufreih fünftig haben solle, ihm eine definitive Verfassung zu ge ben, den ganzen sozialen Zustand des Landes umzugestalten. Es wäre daher unklug, s{chon von vorn herein irgend ein bestimmtes Glaubensbekennutuiß aussprechen, einen dahin gehenden Antrag annehmen zu wollen. Der Redner {loß mit den Worten, man mlisse der Natioual= Versammlung ihre ganze Unabhängigkeit belassen, in loyaler Weise den festen Entschluß fassen, ohne Rückgedanken und als definitiv die Con- stitution anzunehmen, die fie votirt haben werde. Der Reduer hatte, wie gesagt, mit großer Wärme gesprochen, und die Versammlung be- stand offenbar aus meist Gleichgesinnten ; denn keine abweichende An- sicht, deren noch mehrere laut wurde", fand gleiche Zustimmung, und endlich w.irde beschlossen, daß man \sich vorläufig nur mit der Wahl- frage zu beschäftigen habe. Eine Kommission von fünf Mitgliedern soll nun für Abfassung eines Reglements und des Programms der zu erörternden Fragen errihtet werden. Dieselbe Kommission soll auch die ihr am besten dünkenden Mittel vorschlagen, um auf die Wahl der Volksvertreter Einfluß zu üben und Jrrthümer bei den Zählun= gen der Wahlstimmen zu verhindern, Diese Männer treten sonach, troß der sie umgebenden s{wierigen Verhältnisse, mit einer gewissen Gestigkeit auf; ob sie aber auch die Kraft haben werden, dabei zu be harren, i} erst abzuwarten.
Die Kommission, welhe in Luxembourg unter dem Vorsiße des Herin Louis Blanc mit der so viel besprochenen Frage der Organi- sation der Arbeit sih beschäftigt, is bis seßt im Grunde um feinen Schritt ihrem Ziele näher gerückt. Je mehr sie sich in Diskussionen einläßt, desto mehr zeigt sih die Unmöglichkeit der Lösung der Frage auf solchem Wege und in solcher Schnelligkeit. Inzwischen findet ein großer Theil der Arbeiter für gut, abzuwarten, bis diese Lösung voll ständig von der Kommission gegeben sein wird. Bis dahin unter- lassen sie es einstweilen zu arbeiten und beschäftigen sich zur Abwech- selung mit politischen Fragen in den Klubs, Die Erfahrung, welche man jeßt hier mit dem Versuche der Organisation der Arbeit macht, der schon jeßt dem Reiche des Lächerlichen angehört, wird hoffentlich allen denen, die seit langer Zeit dieses Wort im Munde führen, zur Be- lehrung und Warnung dienen. Es isst nur zu fürchten, daß für Frank- reich aus diesem von Herrn Louis Blanc mit \o großer Sicherheit gemachten Versprechen, die Arbeit zu organisiren — bis jeßt ift sie dadurch vollkommen desorganisirt worden — noch \{chwere Gefahren erwachsen. |
Großbritanien und Irland.
London, 11. März. Heute fand wiederum ein Kabinets rath im auswärtigen Amte statt. _ Gestern Abend fürchtete man wieder Ruhestörungen in der Stadt, da Herr Cochrane eine Versammlung nah der Eastern Justi- tution berufen hatte, um eine Glückwunsch- Adresse an das französische Volk zu beschließen, Die Regierung hatte bedeutende Vorsichts- maßregeln getroffen, doch lief die Versammlung ruhig ab, und es wurden keine Exzesse verübt, Auf nächsten ‘Montag i eine große Chartisten - Versammlung in Kennigton Common angesagt, und die Polizei = Commissaire haben Warnungen erlassen, daß sie Aufzüge von großen Volksmassen nicht gestatten würden. Es _ Die gestrige Unterhaus=-Sißung gewährte in der fortge- seßten Debatte über die Einkommensteuer ein ziemlih bedeutendes Interesse, Herr Wilson, der Herausgeber des Economist, hielt
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wieder eine ausgezeihnete Rede zu Gunsten der Maßregeln Sir R. Peels, welhe neue Grundsäße in die ganze englische Steuer- gesebgebung einführten. Aber so sehr er auch einer Einkommensteuer überhaupt das Wort redete, so hielt er doch die gegenwärtige Ver=- theilung derselben nicht für angemessen. Er sei überzeugt, sagte er, daß ein nübliher und erfolgrèiher Versuch gemaht werden könne, um die Einkommensteuer billiger zu vertheilen. Diese Ueberzeugung dringe immer tiefer in das Volk eín, und es dürfte gefährlich sein, ihr niht nahgeben zu woklen. Unter den folgenden Rednern zeichnete sih wieder Herr d’Israeli dur die leidenschaftlihe Bitterkeit aus, mit welcher er die Maßregeln Peel’s angriff. Er beklagte si darüber, daß man jeßt ungescheut von der Herrschaft der Mittelklasse rede. örüher, als die Grundbesitzer den größten Einfluß ausgeübt hätten, was wäre da nit geschrieen worden gegen alle Klassen-Geseßgebung ! Und nun wollten die Mittel-Klassen, zur Macht gelangt, dieselbe eben- falls zu ihrem Vortheile gebrauchen. Hrn. d’Israeli’s Rede ärndtete vielen Beifall und wird, wie die Times bemerft, von denen, welche sie hörten, niht o leiht vergessen werden. Hrn. Glad- stone’s shlihie, ernste Vertheidigung der Grundsäße, zu welchen auch er sich als Amtsgenosse Peel’s bekanut bat und fortwährend bekennt, vor Allem der Schluß seiner Rede, worin er das Parlament ausfordert, seine Pflichten auf das gewissenhafteste zu erfüllen, um in Zeiten, wie diese, wo Alles wanke, den alten Einrichtungen Englands die Anhänglichkeit seiner Bürger zu bewahren, ward darauf mit lan=- gem lauten Beifall aufgenommen. Die Verhaudlungen über die Ein- tommensteuer werden am nächsten Montag fortgeseßt. Die Auswan- derer-Bill wurde genehmigt.
Das Oberhaus verhandelte nihts von Jnteresse. Vorgestern brahte dort der Marquis von Salisbury die jüngsten Unruhen in der Hauptstadt zur Sprahe. Er machte auf einen Zeitungs- Artikel * aufnierfsam, nach welchem der Friedensri{hter von Bow- Street, Herr Hall, einen Constable getadelt haben soll, weil derselbe seinen Stock gegen einen verhafteten Unrubestifter auf unverständige und niederträchtige Weise gebrauht habe. Man müsse sich über die- sen Tadel um so mehr verwundern, als der Richter Coltman an demselben Tage vor einem Geschworenen - Gerichte erläutert babe, daß bei solchen Unruheu au der Einzelne als des Unfugs, welchen der gauze Haufen begehe, schuldig angeschen werden müsse. Der Präsident des Geheimen ='Raths, Marquis von Lansdowne, erwiederte: Er habe bereits beschlossen gehabt, diesen Tadel des Herrn Hall in Untersuhung zu ziehen, als Herr “Hall, noch ehe eine Untersuhung begonnen hätte, in dem Ministerium des Fnnern erschienen sei und értlart babe. bal o eses Tadel gar nicht ausgesprochen hätte. Er habe im Gegen- theile erflärt, daß der Constable nur seine Schuldigkeit gethan habe. Er habe jedoch den Angeklagten niht in Strafe genommen, weil er geglaubt habe, daß er mit seiner Wunde durch den Stock des Constables genug bestraft sei. Er wolle noch hinzufügen, daß auh bei den ernsteren Unruhen im Norden des Königreichs die Polizei und die achtungs8werthen Bürger, welche derselben ihren Bei- stand geleistet hätten, für ihr Benehmen das größte Lob verdienten. Lord Stanley sprach sih ebenfalls zum Lobe der Polizei im Allge- meinen, und bei den neulichen Unruhen im" Besonderen aus. Die Unordnungen im Norden hätten keinen politischen Charakter. Die Wirkung der Vorfälle in London sei aber gewesen, daß nicht nur England, sondern auch den anderen Ländern gezeigt worden wäre, daß in der Hauptstadt Unruhen für politishe Zwecke gar keinen An- flang fäuden, und daß es der feste Entschluß des vernünftigen und ruhigen Theiles der Bevölkerung sei, mit allen seinen Kräften solche lnordnungen zu verhüten.
Die Unruhen in den nördlichen Theilen Englands haben \ich cbenfalls bis jeßt nicht wiederholt, indeß {eint man niht obne Besorgniß. Jun der Umgegend von Glasgow (in welcher Stadt die Behörden jeßt mit der Bestrafung der Urheber der lesten Ruhbe- störung beschäftigt sind) haben die Koblengruben - Arbeiter, 15,000 bis 20,000 an der Zahl, ihre Arbeit niedergelegt, um höhern Loln zu erzwingen, und zugleih halten die Fabrikarbeiter in Glasgow selbst Versammlungen, um einen Strike zu beschließen. Jn Edin burg war gestern Abend Alles ruhig. Eben \o in Manchester, wo man sich jedoch auf die Erneuerung der Unruhen gefaßt machte. Jun Hull hat vorgestern Abend eine Chartisten Versammlung statt= gesunden, in welher der Republik mit Nachdruck das Wort qe- redet und angezeigt wurde, daß die Wahlen der Delegirten zu dem auf den 3. April angeseßten Chartisten - Convent, der in London gehalten werden soll, demnächst vor sih gehen werden. In Liver= pool sind in Erwartung von Unruhen sehr viele Special - C onstables (Privatleute, welhe zur Unterstüßung der Behörden bei Unruben in Dienst treten) beeidigt worden. Das 52. FJnfanterie - Regiment ist von Portsmouth nach Manchester beordert. -
,„ Lord John Russel““, sagt der toryistishe Standard, „hat gestern der Sibang des Unterhauses beigewohnt und selb Theil an der Diskussion genommen; wir haben aber allen Grund, zu glauben, daß sein Aufenthalt am Ufer der See ihm nicht so wohl gethan hat, als man geglaubt hatte, und daß seine Gesundheit sich in einem sehr ivenig befriedigenden, um nicht zu sagen, prekären Zustande befindet. Man versichert uns, daß die Mühen und Sorgen der Regierung für die Kräfte des edlen Lords zu angreifend sind, und daß, wenn er noch länger fortführe, die {wierigen Pflichten seines Amtes zu erfüllen, Gefahr für sein Leben vorhanden fein könnte.“
Der Lord=Kammerherr hat die Aufführung einiger Melodramen untersagt, welhe von den kleinen londoner Theatern angekündigt waren und Scenen aus den Revoloutionen von 1793 und 1848 enthielten.
Man schreibt aus Dublin, daß die Regierung entschlossen ist, sih der großen Manifestation zu Gunsten] der französischen Republik, welche dort stattfinden soll, zu widerseßen, während ihrerseits die Partei des jungen Irlands troß des Verbotes der Regierung die Versammlung zu halten gedenkt. Zwei Regimenter werden die Gar- nison von Dublin verstärken.
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Genua, 6. März. (A. Z.) Sardinien hat neuerdings drei Altersklassen unter die Waffen gerufen, wodurch der- gegenwärtige Stand der sardinishen Armee um weitere etwa 25,000 Mann ver=- mehrt werden dürfte. Hier ist Alles ruhig geblieben, allein man iraut dieser Ruhe wenig. Als bezeichnend für die Gesinnungen der exaltirten Köpfe kann man einen Artikel im Corriere Mercantile vom ten d. béêétracten, dessen furzer Sinn darauf hinausläuft : Wenn der König nicht thut, was wir wollen, so werfen wir ihn zum Hause binaus. “Es heißt dort unter Anderem : 1, Vie französische Republik darf ihn (den König) nit ershreden, er sei ein Verbündeter von ihr, wie er es von den Vereinigten Staaten und der Schweiz ist, Es handelt sich darum, das wohl zu verstehen, daß jedes Volk im eige=- nen Hause thut, was es will; dies scheint mir der einzige Weg des Heils und des Nuhmes für das Haus Savoyen, der einzige jenes Königs würdige Weg, der in dem neuen Geshick Jtaliens so ruhm- voll die Juitiative ergriff.“ Uebrigens soll Sardinien bereits die französishe Republik anerkannt haben.
Am 3ten d. kamen die Gemahlin und die Söhne des Generals Garibaldi hier an und wurden festlich empfangen, der General selbst