sámmtlihe Truppen auf die Verfassung beeidigen und die Verpflichtung auf dieselbe auch in den allgemeinen Huldigungseid der Staatsbürger und in den Amiseid der öffentlihen Diener aufnehmen lassen. — Durchdrungen von dem hervorragenden Bedürfnisse einer innigeren Verbindnng der deut- schen Volkssämme zur Stärkung der nationalen Einheit und Kraft, haben Wir bei der Buudesversammlung den bestimmten Antrag auf eine uatio- nale Vertretung der deutschen Länder am Bunde stellen und nachdrücklichst empfehlen lassen. Endlich haben Wir die Freiheit der Presse, worauf die Wünsche so allgemein gerichtet waren, hergestellt.
„Hinsichtlih der anderen Gegenstände, auf welche sich die von der aweiten Kammer Uns vorgetragenen Wünsche beziehen, bedarf es der Vor lage von Gesez-Eniwürfen. Wir haben die schleunige Bearbeitung dersel- ben anbefohlen.
„Bei der ungeheuren Geschäfts - Ueberhäufung im jeyigen Augenblicke wird jeder Billigdenkende anerkennen, daß es bisher wohl nicht möglich war, alle jene Entwürfe hon zur Vorlage zu bringen. Ein wichtiger Entwurf, wonach alle noch übrigen Feudal-Rechte beseitigt und dadurch insbesondere die sandes- 1:nd grundherrlichen Bezirke wesentlich erleichtert werden sollen, ist indessen den Ständen {on vorgelegt. Einige andere, darunter jener über die Bürgerwehr, werden in wenigen Tagen zur Vorlage reif sein, und so werden in nicht langer Zeit alle an Uns gebrachten Wünsche zur Er- füllung fommen,
„Wir ermahnen Unsere Staats-Angehörigen, gegen tie Einflüsterungen Solcher, welche die Aufrichtigkeit Unseres Willens zu verdächtigen sich ver- messen, auf der Hut zu sein, und eben so den Ausstreuungen nicht zu glau ben, als wenn Wir zur Unterdrückung der Freiheit oder im verfassungs mäßigen Wege geltend gemachter öffentlicher Wünsche fremde Hülfe nach- zusuchen oder anzunehmen beabsichtigten. :
„Badener! Wir berufen Uns auf Eure männliche Besonnenheit und Ehrenhaftigkeit, — Wir berufen Uns auf Eure eigene Ueberzeugung, daß nur mit der Orduung die Fretheit, nur mit dem Festhalten an dem GBeseße die Ordnung besteht, — daß nur in einem gemeinschaftlich friedlichen Zu- sammenwirken aller deutschen Regierungen und Volksstämme unser höch- stes Ziel erreiht und die Einheit des großen deutschen Vaterlandes gegen die unheilvollsten Störungen bewahrt werden kann.
Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staats-Ministerium, den 15. März 1848. 40 od,
von Dusch, von Freydorf. Nebenius, Bekk, Hoffmann.“
Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. (H. C.) Schwerin, 15. März. Gestern wurde auf Befehl des Großher- zogs bekannt gemacht, daß derselbe nicht gewilligt sei, Petitionen, die etwa in Landes-Verfassungs- oder ähnlichen Angelegenheiten an ihn gerichtet werden möchten, weiter persöulich entgegenzunehmen oder durch sein Regierungs-Kollegium entgegennehmen zu lassen, daher denn dergleichen Vorträge niht durch Deputationen, sondern in dem gewöhnlihen Wege an ihre Bestimmung zu befördern sein werden.
Die Naht ist, wie zu erwarten stand, ruhig vorübergegangen. Das leihte Bataillon beseßte um 6 Uhr gestern Abend das Arsenal, und die Bürgerwehr versan:melte sih auf den öffentlihen Pläßen. Zahlreiche Patrouillen durchzogen die Straßen; sogar in den Schloß- garten wurde ein Streifzug gemaht; man fand aber nihts. Um indessen der hiesigen Bürgerwehr den für einige Zeit noh nöthigen
Dienst zu erleihtern, hat der Großherzog gestern 100 Mann Kavallerie aus Ludwigslust hierher beordert. Diese sind heute Mittag hier ein- gerüdt und im Marstalle untergebraht. Die Einwohnerschaft wird also durch eine außerordentlihe Einquartierung nicht gedrückt.
Rostock, 13. März. (H. C.) Auf die von hiesigen Bürgern und Einwohnern, als erwählter Deputation an die Landes-Regierung, überbrachte Petition hiesiger Bürger und Einwohner vom 9, d, ist das nahstehende Reskript ergangen :
„Friedrich Franz, von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklen- burg 2. Wenngleich Wir in den wichtigen Angelegenheiten , welche von dem Dr. Kippe, dem Kaufmann L. Burchard und einer großen Anzahl dortiger Bürger und Einwohner in der Uns unterm 9. d. M. übergebenen Vorstellung zum Gegenstande ihrer Wünsche und Vitten gemacht sind, Uns nicht von den Zeít - Ereignissen können leiten lassen, sondern nur von der gewissenhaften Rücksicht auf das Wohl des Uns anvertrauten Landes und von Unserer durch die Bundes- und Landes - Verfassung bezeichneten Pflicht, . so stehen Wir doch nicht an, den Bittstellern zu eröffnen: 1) wie allerdings insbesondere die Erfahrungen der legten Jahre auch bei Uns die Ueberzeugung begründet haben, daß Unser ständisches Znstitut, wenngleich unter dem Schuß desselben das Vaterland sich Jahrhunderte lang wohl befand, nah den Bedürfnissen der Gegenwart einer Veränderung und Verbesserung bedarf. Dieses Bedürfniß einmal erkanut, werden guch die Mittel zu dessen Besriedigung thunlichst zu befördern sein, aber nur mit der Besonnenheit, die der Wichtigkeit des Gegenstandes ent- spricht, und ohne welche eine gedeihliche Erledigung desselben nicht zu erwar- ten wäre. Wir haben besGlossen, darüber Verhandlungen eintreten zu lassen, und werden Wir, nach verfassungsmäßiger Verständigung mit des Großher- zogs von ‘Mellenburg-Streliy Königl. Hoheit, diese Angelegenheit auf den durch die Landes-Verfassung vorgeschriebenen Wege zur Berathung mit Un- seren Ständen bringen. Ob dieses auf dem nächst bevorstehenden ordentlichen oder auf einem son früher zu berufenden außerordentlichen Landtage geschehen wird, vermögen Wir zur Zeit noch nicht zu bestimmen, Anlangend 2) Unsere in An- spruch genommene Mitwirkung zur Herbeiführung eines sogenannten gemein- samen deutschen Parlaments , so können Maßnahmen, welche dahin zielen, den deutschen Bund in seinen erganischen Einrichtungen zu befestigen und also zu kräftigen, daß derselbe auf einem starken und einigen Deutschland ge dastehe, nur den Wünschen jeder deutschen Regierung entsprechen.
ir werden, im Vereine mit Unseren Bundesgenossen, stets nur dahin stre-
ben. 3) Sofort nah dem Beschlusse der Bundes-Versammlung, wonach es den einzelnen Staaten freigestellt ist, die Censur auszuheben und die Preß- freiheit unter den nöthigen Garantieen gegen den Mißbrauch derselben ein- zuführen, ist von Uns im verfassungsmäßigen Wege hierzu die Einleitung getroffen, Der Entwurf eines in diesem Sinne gehaltenen, die Verhältnisse der Presse regelnden, aber au den Bürger gegen den Mißbrauch derseiben shüßenden Geseßes is bereits dem Großherzogl, strelißschen Gouvernement und demengeren Ausschusse mitgetheilt, und steht nicht zu bezweifeln, daß dasselbe ehestens werde ins Leben treten können. 4) Die Befugniß zu Associationen findet ihre Gränzen in Bundes- und Landes-Gesezen, deren einseitige Auf- hebung nicht in Unserer Macht steht. Die Bittsteller mögen überzeugt sein daß ir und Unsere Behörden Vereinen und Zusammenkünsten zu edlen Zwedcken, dafern sich solche in den Schranken der Ordnung halten, eben \o- wohl keine Hindernisse in den Weg legen, als Wir Störungen der öffent- lihen Ruhe und Gewaltthätigkeiten, die etwa dadurh Veranlassung werden möchten , niemals dulden werden, 5) Die Verbesserung der Rechtspflege war schon bisher Ziel Unserer Bestrebungen. Cine Organisation der Ge- richte in der Weise, daß die Handhabung der Justiz €ine sorgfältige, ge- rechte , eine gründliche, aber möglichst schleunige sei, liegt entschieden im Streben der Regierung. Wie weit dieses auf der in der Vorstellung vom 9ten d, angedeuteten Weise zur Anwendung zu bringen, wird der Berathung auf ver- fassungsmäßigem Wege vorbehalten bleiben müssen. 6) Einer allgemeinen Volksbewaffnung bedarf es nicht; insofern aber Bittsteller der Ansicht sind, daß nah deu dortigen Verhältnissen zur Aufrechthaltung der Ruhe uud Ordnung die Mitwirkung wohlgesinnter Bürger und Einwolbner der Stadt in erweitertem Maße in Anspruch zu nehmen, besonders bei den gegenwär- tigen Zeitverhältnissen zweckmäßig is, werden sie sih desfalls an die dortige Obrigkeit zu wenden haben, die zweifellos solcher Absicht allen thunlichen Vorschub geben wird, Gegeben dur Unsere Regierung, Schwerin, den 12, März 1848, Fri edrich Franz. L, von Lüßow.“
Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen. (Ma g- deb. Ztg.) Am 14. März hat der Fürst die Wünsche, pr in Ä ner ihm überreichten Petition ausgesprochen waren genehmigt.
Fürstenthum Hohenzollern - Hechingen. (Magdeb,
tg.) Jn Hechingen fand am 11, März eine s vor dem Schlosse statt; Forderungen wurden Seiten der Regierung Konzessionen ertheilt; das
ersammlung des estellt und von olf verließ den
744 Plab nicht eher, bis jeder Gemeinde die Fe:tigung der Gewährunget eingehändigt war.
Freie Stadt Frankfurt. (Fr. Bl.) In der Sibung der gesetzgebenden Versammlung wurde der Final - Beschluß über Genecal-Status Exigentliae für 1848 (im Gesammt- Betrag von 1,422,000 Fl.) verlesen und genehmigt und sodann eine Kommission zur Prüfung des vom hohen Senate vorgelegten Geseß- Entwurfs wegen Wiederherstellung des Associations- und Versammlungsrechtes gewählt,
5 Braunschweig, 15. März. Es sind heute zwei Herzog- lihe Verordnungen zur öffentlihen Kenntni gebracht. Die eine, vom Sten d. M., besagt, daß unser Herzogliches Staats-Ministerium mit dem Königlich preußishen Gouvernement eine Erklärung wegen Ausdehnung der unterm 7. Februar 1827 und 25. Februar 1539 geschlossenen Conventionen, wegen Verhütung der Forsifrevel in den Gränzwaldungen, auf die Jagdfrevel verabredet hat. LVemnach ver- pflichten sih beide Regierungen, daß die in den wegen Verhütung und Bestrafung der Forstfrevel geschlossenen Vereinbarungen jorfan in allen ihren Bestimmungen auch auf diejenigen Jagdfrevel Anwendung finden sollen, welhe von Unterthanen des einen der beiden Staaten in dem Gebiete des anderen Staates verübt werden möchten,
Die zweite Verordnung, vom 10tcn d. M., welhe am 15ten f. M. in Kraft und Wirksamkeit tritt, lautet: Da für zweckmäßig erfannt worden, daß das nah dem Zolltarif für das Jahr 1842 be- hufs der Zoll-Erhebung eingeführte Zollgewicht auh bei den Fracht= berechnungen auf den Eisenbahnen zum Grunde gelegt werde, so er- lassen Wir nah angehörtem Gutachten und Rathe“ des Ausschusses Unserer getreuen Stände das Geseß: Daß der sogenannte Zoll- Centner zu 109 Zollpfunden oder 106 2Br Pfd. braunshweiger (fölnischen) Gewichts fortan das Eisenbahngewicht bilden und bei de- Frachtgeld-Berechnung zum Grunde gelegt werden soll.
7 Braunschweig, 17. März. Se. Hoheit der Herzog hat den Staats - Minister Grafen vou Veltheim auf dessen Ansuchen in den Ruhestand verseßt, den Ministerial-Rath von Koch, den F:- nanz = Direktor von Geyso zu Geheimerxäthen und den Berg- Direktor von Thielau zumFinanz-Direktor unter dem gestrigen Da=- tum ernannt. Unser Staats-Ministerium bilden gegenwärtig noch zwei Staats-Minister und die beiden ernannten Geheimeräthe,
X Ebersdorf, 16. März. Die Stürme der Zeit haben das hiesige Land nur wenig berührt. Die politischen Richtungen des Tages sind an der unershütterlihen Treue und Anhänglichkeit beson- ders unserer braven Landleute gescheitert, die dur täglich sich meh=- rende Abgeordnete ve. sihern, Gut und Blut, gleich dem fortwährend von ganz vorzüglihem Geiste bescelten Militair, für ihren Fürsten einseßen zu wollen. Nur in der Stadt Lobenstein gab sih eine von jedem Erzesse gegen Person und Eigenthum ferngehaltene Aufregung einiger Fabrik - Arbeiter kund, die von dieser Seite her die alte An- hänglihkeit an ihren angestammten Fürsten beeinträchtigen zu wollen schien, Doch war der gutgesinnte Bürger fern von jeder Theilnahme und die Zahl der Ruhestörer gering. Der bekannte persönliche Muth des Fürsten zeigte sich au hier wieder mitten unter den Leitern und Theiluehmern der Bewegung. Er durchritt am Nachmittag und zur Nachtzeit des 9ten d, M. die Straßen, mahnte zur Ruhe und Ord=- nung und bewies hierbei abermals seinen ritterlichen Charafter. Hoch=- herzig, wie immer, is Heinrich LXXU, seinem Wahlspruche „Reform, niht Revolutiou“/ um so bereitwilliger gefolgt, als er, der Zeit vor= aneilend, schon längst die Forderungen der Jebtzeit erkannt hat und für seine Lande í1 Ausführung zu bringen eutschlossen, leider aber durch mancherlei {wer zu beseitigende Verhältnisse seither behindert gèwesen 1|. Der Drang der Zeit hat diese zurücktreten lassen. Durch eine Proclamation hat der Fürst seine längst gehegten Wünsche und Welt-Ansichteu, wie folgt, kundgeben :
„Meine fünfundzwanzigjährige Regierung hat, Jch traue, bewiesen, daß Meine Wahlsprüche: „Volkeswohl is Furstenlust!“ „Volkesstimn? i} Fürstenrath!“ „Neform, nicht Revolution!“ nicht Worte, Thaten sind, Jh neune rasch Thaten: Einführung des Nechts, daß jeder Un- terthau Sonntags und Sonnabends Mich -sprehen kann; -CLe1 gleiche Meine Verordnung vom 1. Mai 1835.) Abschaffung jeder Be- amten-Willkür, Ablösung der Frohnden und Triften, Schulwesen, Stiftung des Zoll-Vereins, ausgedehnte Straßenbauten, Berücksichtigung jeder Bitte, Schuy der Armuth und manche andere That bei Feuer und anderer Noth, Oeffentlichkeit der Steuer-Rechnungen, Verminderung der öffentlichen Lasten um Dreiviertheile während zwanzig Jahren, freisinnige Städte- und Ge meinde-Ordnungen, Verminderung des traurigen Zunstwesens,
Gereift in manchem Mühsal, derx Mann, dem es im Jahre 1830 gelang, wo anders ,
Sturm zu beschwören, fi Cer Regent , der damals das Glück hatte, öffentlich vor dem Bundestage
Seinem Völkchen das Zeugniß des äußersten Bürgergehorsams zu
geben, der Regent, der neulich zur Feier des Jubiläums gussprach:
„Mein leßter Hauch für Euch!“ trau Jch auf Euch, Jhr Reußen!
Ich verlasse Mich auf Euch und sage nur: ! dem (Geseh!
Euch, Jhr Lobensteiner, rufe Jh zu+ wie Zch im Jahre 1826 Euch zum Muster des ganzen Landes aufstellte, nun, so muß Jch jegt das übrige Land Euch zum Muster bezeichnen. Schließt Euch mit Freundschaft und Liebe an Euren Laudessürsten, Eure Mitunterthanen, und macht den vor- gestrigen, Euch nicht ehrenden Arbeiter-Krawall dadurch gut.
___ So werde Jch, was noth dem Volke thut, fortbauen, und Unser bis jevt von Manchen beneidetes Vaterland auf der glücklichen Stellung er- halten, wie bisher, |
_ Aus freiem Antriebe folgendes Resultat eigener Erfahrung und die glühendsten hon als Jüngling gehegten Wünsche, au deren Äusführung Mich Manches, z. B, die Gemeinschafts-Verfassung, gehindert.
1) Es wird Preßfreiheit in Meinem Lande stattfinden mit einem Repressiv - Geseß, vorbehaltlich der Anordnungen des Bundvestages, welcher übrigens dieselben Grundsäße ausgesprochen, 2) Die Volksbewaffnung, die in Meinem Lande vorzugstveise vor anderen Ländern durch unsere Land- wehr und Landsturmschüßen schon besteht’, soll weiter ausgedehnt werden, 3) Oeffentlichkeit, Mündlichkeit und Schwurgerichte, 4) An ae Pa od duag unjerer ständischen Verfassung wird unmittelbar Van angelegt (schon vor 22 Jahren von Mir selbst entworfen, später im Jahre 1830 in Gera beantragt, aber dur tausend Hindernisse — vergl, Obiges —
{vie hier, cinen
Ordnung! Gehorsam
daran verhindert), Grundlage: VolksgLertretung, deren namentlich un- sere braven Landleute so würdig, Mein Strében seit Meinem Negierungs8anttiitt, leider verhindert durch zu veraltete, außer Meiner Gewalt liegende sogenannte Gemeinschaft - Verfassungs - Zustände. 5) Fortseßung in Ablösung der Feudal-Laste n. 6) Jch werde, wie bisher, Meinem glühendsten Wunsche die äußerste Aufmerksamkeit widmen: lebhafte Begünstigung des deutschen Handels-Systems, Blühen des, Gewerbes und des Handels, ¿Die besonderen Beschwerden von Lobenstein, worunter Jch vor al- len Dingen _Ermäßigung der Bier-Preise, Salz-Preise und der DO an r euse für die Armen nenne, sollen auf dem ruhigen Wege erledigt werden. ?
Wenn seit einigen Jahren für Unset Land Unsummen mit Bewilligung der Landstände zum Straßenbau verwendèt wurden, so habe Jch wiederholt befohlen, die unbeschäftigten Arbeiter beim Straßenbau zu beschäftigen.
erwarte, daß die Fabrik - Besißer Meine und der Landstände Aufopferungen nachaßmen, auch das Möglich ste
für das Brod der Armen thun! 1 Ich schließe, nochmals wiederholt, mit dem Anrufz Reform, nicht Re-
I
volution! Einigkeit, Ruhe, Ordnung, Gehorsam dem Geseze, Vertrauen auf Euren alten Fürsten! Erinnerung mancher That Desselben! Schloß Ebersdorf, 11, März 1848, H. d. LXX1I, F. Reuß.“
Oesterreichische Monarchie.
Wien , 16. März. (Wien. Ztg.) Gestern um 5 Uhr Abends erschien nachstehende Kaiserlihe Bekanntmachung :
„Wir Ferdinand der Erste, von Gottes Gnaden Kaiser von Oester- reich u. \, w.
haben nunmehr solche Verfügungen getroffen, die Wir als zur Erfüllung
der Wünsche Unserer treuen Völker erforderlich erkannten. j „Die Preßfreiheit ist durch Meine Erklärung der Aufhebung der Cen-
sur in derselben Weise gewährt, wie in allen Staaten, wo sie besteht.
„Eine National-Garde, errichtet auf den Grundlagen des Besizes und der Intelligenz, leistet bereits die ersprießlichsten Dienste.
„Wegen Cinberufung von Abgeordneten aller Provinzialstände und der Central-Congregationen des lombardisch-venetianischen Königreichs in der möglichst kürzesten Frist mit verstärkter Vertretung des Bürgerstandes und unter Berücksichtigung der bestehenden Provinzial-Verfassungen zum Behufe der Lon Uns beschlossenen Constitution des Vaterlandes is das Nöthige verfügt.
„„Sonach erwarten Wir mit Zuversicht, daß die Gemüther sich beruhi- gen, die Studien wieder ihren geregelten Forigang nehmen, die Gewerbe und der friedliche Verkehr sich wieder beleben werden.
„Dieser Hoffnung vertrauen Wix um \o mehr, als Wir Uns heute in Eurer Mitte mit Rührung überzeugt haben, daß die Treue und Anhäng lichkeit, die Jhr seit Jahrhunderten Unseren Vorfahren ununterbrochen und auch Uns bei jeder] Gelegenheit bewiescn habt, Euch noch jeßt wie von jeher beseelt,“
„Gegeben in Unserer Kaiserlichen Haupt - und Residenzstadt Wien, den funfzehnten März, im Eintausend achthundeit acht und vierzigsten, Unserer Neiche im vierzehnten Jahre.
Ferdinand.
Karl Graf von Jnzaghi , Oberster Kanzler. Franz Freiherr von Pillers- dorf, Hofkanzler. Joscph Freiherr von Weingarten, Hoffkanzler,“ Die Wien. Ztg. meldet über den Eindruck, welchen die oben-
stehende Bekanntmachung hervorgebracht hat, Nachstehendes :
„Nach ven Aufregungen der legten drei Tage, nach dem steten Wechsel von Furcht und Hoffnung, Freude und Besorgniß wird Niemand von uns einen wohlgeseßten politischen Artikel e1warten. Wir begnügen uns, vor- stehendes Allerhöchstes Patent, das heißersehnie Resultat langjähriger Wünsche, den Abschluß einer Reihe von Verfügungen, welche sich den heutigen Tag über in rascher Aufeinanderfolge drängten , einfgch mitzutheilen, Oesterreich ist dadurch in die europäische Staaten - Familie als ebenburtiges (Hlied ein aetreten; dgs Band, welches die verschiedenen Nationalitäten umfschlingen soll, ist damit unauflöslich geknüpft. Daß sich die ganze Bedeutsamkeit die- ses Schrittes allen Klassen der Bevölkerung aufdrang, bewies der unermeß- lihe Jubel, mit welchem dieses {öne Gescheuk unjeres heißgeliebten Mo- narchen empfangen wurde,
„Von den Ereignissen der zwei leßten Tage glauben wir heute nux hervorheben zu sollen, daß Se. Majestät der Kaiser um 11 Uhr Vormit tags, in Begleitung seines durchlauchtigsten Bruders, des Erzherzogs Franz Karl, und dessen ältesten Sohnes, des Erzherzogs Franz Joseph, unter un- beschreiblichhem Jubel dex seinen Wagen umdrängenden Volksmenge, die Straßen der bewegten Hauptstadt durchfuhr, Dieses edle Vertrauen in die unverbrüchlihe Anhänglichkeit seiner getreuen Unteithgnen trug vor Allem zux Beruhigung der aufgeregten Gemüther bei, und die unverktennbarsten Bejveise dex Liebe und Verehrung, welche dem erhabenen Monarchen allent halben zu Theil wurden, räumten die leßte Scheidewand hinweg, welche noch zwischen ihm und seinem Volke geblieben war. Nachmittags um 4 Uhx , gleich nah Protlamirung der Constitution, versügten sich zahlreiche Deputationen aus allen Ständetlassen in die Hofburg, um dem großmüthi gen Kaiser den innigsten, tiefgesühlten Dank der gesammten Bevölkerung aguszudrücken,
„Se, Majestät erschien, umgeben von mehreren Mitgliedern der Kaiserl Familie, auf dem Balkon der Hof-Bibliothek am Josephsplaßze und wurde von den daselbst aufgestellten Schaaren der National-Garde und der ver- sammelten Volk8menge mit einem tausendstimmigen Lebehoch begrüßt. Dex Jubel wollte nicht enden, Zuleßt wurde die Volfkshymne angestimmt, deren Töne wohl noch nie eine so schöne Feier verherrlicht hatten, Es it keine bloße Nedewceise, wenn wir sagen, daß Thränen der Rührung und unaus sprechlicher Freude jedes Auge befeuchteten und Aller Gemüth von der tie- fen Bedeutung des Augenblickes innigst ergriffen war,
„Abends war die Stadt wieder glänzend erleuchtet; Fahnen und Tü cher wehten aus allen Fenstern, und die jubelnde Menge durhzog unte: beständigem Vivatrufen und Absingen der Vollshymne die Straßen,“
Dasselbe B att enthält nachstehende Danksagung des Magistrats und Bürger- Aus\chusscs der Hauptstadt :
„Hoch lebe unser constitutioneller Kaiser! Ooch! Hoch! Hoch!
Zum Himmel dringe unser Jubel, und der Allmächtige, welcher die Schicksale der Völker lenkt, vernehme unsere inbrünstigsten Gebete; daß er lange erhalte unseren gütigen Vater, daß er segne die Regierung, getragen von der Liebe eines treuen Volkes, welches Blut und Leben für seinen groß- herzigen Kaiser, für seine Freiheit geben und allen Stürmen der Zeit troßen wird.
„Ew. Majestät! Wir Oesterreicher werden beweisen, daß wir der Frei- heit würdig sind ; wir werden es beweisen in dem festen Verbande mit allen unseren Brüdern, welches Stammes und welcher Sprache sie sindz wir ier den es beweisen Angesichts von Europa, welches nun in uns einen Fels erkennen wird gegen jeden Feind der Jntelligenz und Selbstständigkeit,
„Ew, Majestäi! Wir getreuen Bürger beugen unsere Kuie vor unse- rem in neuem Glanze thronenden Kaiser Ferdinand,
Der Magistrat und Bürger-Ausschuß der Stadt Wien,“
Der Erzherzog Stephan, Palatin von Ungarn, is aus Preß- burg hier angekommen; das Volk spanute die Pferde von seinem Reisewagen aus und zog ihn in die Kaiserliche Burg.
4 Prag, 15. März. Abends 11 Uhr. Die Kundmachung, wodurch Se. Majestät der Kaiser die Censur aufhebt, die baldige Veröffentlihung eines Preßgeseßes verheißt und die Einberufung der Stände des Reichs beschließt, war bereits heute Nachmittag, kurz nah Ankunst des wiener Trains, an allen Straßen - Ecken angeschlagen und hatte, wie leicht begreifiich, viel zur Beruhigung der durch die wiener Vorgänge aufgeregten Ge- müther beigetragen, da ließ der Oberst - Burggraf die telegraphische Nachricht, die er so eben erhalten und im Theater persönlich befannt gemacht hatte, auch an mehreren öffentlicen Versammlungs - Loftalen bekannt machen, von wo sie sich mit Blißesschnelle durch die ganze Stadt verbreitete. Es wäre ein vergeblicher Versn, den Eindruck des Ereignisses, die freudige Bewegung der Stadt zu schildern, die so eben ein dem Oberst - Burggrafen gebrachter Faelzug durchzieht. Ein Gefühl der Freude, des Glüdcfes belebt und erhebt Alle, ein Ruf ertönt, der wie Sturmesbrausen die EUNE erfüllt, der Ruf: „Es lebe unser Kaiser Ferdinand- :
Rußland und Polen.
Ó tersburg, 11. März. Se. Majestät der Kaiser hat 4E ar Erlaß an den Kriegs = Minister gerichtet :
Jn dem Westen Europa's sind Ereignisse geschehen, welche die frevel- hafte Absicht, die geschlichen Gewalten zu stürzen, darthun, Die Freund- chaftsbündnisse und Verträge, durch welche Nußland mit den benachbarten Mächten verbunden ist, legen Uns die heilige Verpflichtung auf, frühzeitig Anordnungen zu treffen, einen Theil Unserer Truppen auf den Kriegs fuß zu stellen, um, im Falle die Umstände es erheischen, der verderblichen Ausbrei- tung der Anarchie einen festen Schuß entgegenzusezen, Fn Folge dessen befehlen Wir Jhnen; 1) Unverzüglich die zu den im Nachweise angegebe- nen Truppentheilen gehörenden Reserven zu formiren, 2) Zu dem Ende gus den im Nachweise bestimmten Gouvernements alle auf unbestimmte Zeit und auf
Jahresurlaub entlassenen Gemeinen, die zur Formirung der Reserven verpflichtet sind, zum aftiven Dienste einzuberufen, 3) Diese Truppen - Zusammenzie hungen sind sogleich, nahdem dieser Unser Ukas in den Kreisen eingetroffen ist, zu beginnen und unfehlbar bis zum 1. (13.) des kommenden April zu beenden. 4) Die gegenwärtig zum Dienste einberufenen Gemeinen haben die Stadt- und Land - Polizei - Behörden in die Gouvernementsstädte ihrer Gouvernements an die Commandeurs der inneren Garnison-Bataillone, ge mäß den im Artikel 1518 des 1sten Theiles im 2ten Buche des Swods der Militair-Geseze festgeseßten Bestimmungen, abzufertigen und dabei streng darauf zu sehen, daß kein Beurlaubter sich ohne triftige, gesepliche und ge prüfte Ursachen der Einberufung entziche, 5) Die Commandeurs der Garnison-Ba taillone sind gehalten, über den Erfolg der Einberufung der Gemeinen indie Gou- vernements-Städte und deren Abfertigung von da nah den Sammelpunk- ten — die in einem besonderen Nachweise, der gegenwärtig anzufertigen und zu Unserer Bestätigung vorzulegen is, angegeben wexden sollen, — wöchentlich dem Jnspections-Departement summarische Berichte einzusenden, Von denjenigen Stabs- und Ober - Offizieren und Gemeinen , die aus il gend welcher Veraulassung nicht erscheinen, sind Namens - Verzeichnisse nebst Angabe der Ursachen ihres Nichterscheinens einzureihen, 6) Der Empfang der beurlaubten Gemeinen an den Sammelpunkten, die Formirung der Ba taillone und Esfadronen und ihre Bildung sind den bei diesen Truppen ste henden Generalen, gemäß einer besonderen Versügnng, zu übertragen. 7) Vie Verpflegung der beurlaubten Gemeinen von den Kreisstäd- ten bis zu den Gouvernementsstädten und von da weiter bis zu den Sammelpunkten, deren gehörige Equipirung und Bewaffnung übertragen Wir den Proviant -, Kommissariats- und Artillerie - Departements und be sehlen, daß die dazu nöthigen Ausgaben den Summen zur Last geschrieben werden, die für das laufende Jahr zu den Uebungen der auf unbestimmte Zeit beurlaubten Gemeinen angewiesen sind. 8) Behufs weiterer Verstär- kung der Truppen, wenn solche erforderlich sein sollte, und fernerer Einbe- rufung der auf unbestimmte Zeit beurlaubten Gemeinen zum Dienste wer den von Uns jedesmal besondere Befehle erlassen werden. (gez.) Nikolaus.“
Sani
Paris, 13. März. Ueber die Justructionen, welche der Unter richts-Minister für die Elementarlehrer mit Bezug auf die bevorstehen- den Wahlen entworfen hat, bemerkt das Journal des Débats: 5 „Es is unmöglich, nicht einige Bemerkungen zu den haupvtsächlichsten Stellen dieses Rundschreibens zu machen. Das öffentliche Recht Frank- reichs is ein anderes geworden; alle Bürger ohne Ausnahme \ind gegen- wärtig Wähler, sobald sie das Alter von 21 Jahren, und wählbar, sobald sie das Alter von 25 Jahren erreicht haben. Was man bei dieser unge- heuren und urplößlichen Revelution sicher fürchten darf, ist, daß die Mas- sen, die bis jeßt des Wahlrechts und der Wählbarkeit entbehrten, nur in sich selbst Vertrauen seßen und sich hinreißen lassen, systematisch Jeden aus zuschließen, der sih über das gewöhnliche Niveau erhebt, So würden sich in anderer Weise wieder Klassen bilden, Jede Ucberlegenheit würde eine Kategorie sein, um vom politischen Helotismus getroffen zu werden, Die Zahl würde die Fähigkeit unterdrücken. Es i} indeß eine andere Gefahr welche der Minister des öffentlichen Unterrichts im Auge hat. Er scheint zu fürchten, die Wähler vom Lande möchten zu viel, nicht blos auf Ver- mögen, sondern auch auf Erziehung geben. Wir gestehen, daß dieser Ostra z18mus der Erziehang, welchen der Ministcr des öffentlichen Unterrichts der Masse der ländlichen Wähler empfiehlt, uns als etwas zu Neues und Selt- james erscheint, selbst bei einer Volks-Regierung. Laßt doch wenigstens die Sachen allein ihren Gang gehen. Arbeitet nicht daran, das in Mißkredit zu bringen, was ohnehin Mühe genug haben wird, sih gegen den Strom der eingewurzeltsten Leidenschaften des menschlichen Herzens zu \chütßenz Vermögen und Erziehung haben nur zu viel natürliche Feinde, als daß es nöthig wäre, noch mehr gegen sie aufzubieten, Andererseits glauben wir, daß der Minister des offentlichen Unterrichts, indem erx allen Bürgern die Ausübung der Functionen eines Volksvertreters erleichtern will, selbst einen sehr unvollständigen Begriff von diesen Functionen zu haben scheint. Ge- wiß braucht in einex politischen Versammlung nicht Jedermann ein großer Nedner oder ein gründlicher Staatsmann zu sein z aber Jedermann muß im Stande sein, eine eigene und motivirte Meinung über die zur Verhandlung kommenden Fragen zu haben. Was würden wir sonst sehen? Eine Masse, welche Ehrgeizige sich streitig machten und in die sie sich nach Belieben theilten. Einerseits eine Elite, velche regierte, andererseits eine Menge, die sich blindlings leiten und regie ren ließe, Das hieße wahrlich der Aristokratie die Thür wieder öffnen , die man ibr verschlossen hat, und der Kühnheit, dem Talent, dem Ehrgeiz, nach- dem man die Absicht gehabt, sie zu ächten, zu große Vortheile einräumen, Denki doch an die furchtbaren Probleme, welche die bevorstehende National Versammlung zu lösen haben wird. Die Verfassung und fast eine ganze Gesellschaft ist neu zu schaffen. Und ihr stellt die Functionen eines Gesetz gebers den Functionen eines Geschworenen gleich, der sich nur über ein Faktum auszusprechen hat! Wir sagen es aus der Erfahrung der Geschichte: je mehr aufgeklärte, fähige, durch Erziehung gebildete Bürger die nächste Ver- sammlung zählen wird, desto weniger wird sie Gefahr laufen, verführt und unterjocht zu werden und den Leidenschaften der Ehrgeizigen und der Parteien als Werkzeug zu dienen, Alle Klassen werden darin vertreten sein; man kann in dieser Beziehung auf die nothwendige Wirkung des allgemeinen Stimmrechts bauen. Nur scheint es uns, daß es nicht folgerecht is, nachdem man alle Privilegien vernichtet hat, ein einziges Privilegium für Vermögen und Er- ziehung, das Privilegium des Ausschlusses, beizubehalten.“
Heute erschien, mit einer großen dreifarbigen Fahne voran, ein großer Zug Schüler im Alter von 11 bis 12 Jahren bei der pro- visorischen Regierung, um ein Dekret zu erwirken, daß ihnen an jedem Sountage völlige und unbeschränkte Ferien bewilligt würden. Die Studirenden der Juriëprudenz hielten gestern eine Versammlung, um darüber zu berathen, welhem Kandidaten sie bei den Wahlen zur National-Versammlung gemeinsam ilre Stimmen geben sollen.
Der National is der Ansicht, daß der Staats-Bankerott un- vermeidlih gewesen wäre, wenn die Orleans fortregiert hätten. Die provisorische Regierung, fügt er daun hinzu, sei zu der Maßregel in Betres der Sparkassen gezwungen gewesen; denn wären die Sparkassen-Gelder plöblih zurückgefordert worden, so hätte die ganze Verwaltung still stehen müssen, und ein Staats - Bankerott wäre die unglückliche Folge gewesen; dagegen hätte man sich wahren müssen, so hart auch das Mittel sei, Gleicher Ansicht is das Commerce. Auch der Constitutionnel lobt das Verfahren des neueu Finanz- Ministers, bezeichnet es als aufrichtig und geschickt und beruhigt die Manufaktur-Juteressenz diese würden keinen Schaden nehmen, wenn die Fabrikanten nur ihre Pflicht thäten. Der Courrier français meint, daß gerade der Bericht des Finanz-Ministers das bfentliche Vertrauen wieder hervorgerufen und den panishen Schreck beseitigt habe, Geradheit und Aufrichtigkeit seien der Charakter dieses Doku ments. Gleichzeitig entwirft ein anderes Journal folgendes Bild von dem jeßigen Zustande der pariser Fabrication: „Viele Fabrikan= ten und Vorsteher von Werkstätten, welche in den leßten Tagen wie= der geöffnet hatten, sahen sich genöthigt, von neuem zu ließen, die Einen aus Mangel an Arbeit, die Anderen wegen der Unmöglich- keit, die Forderungen ihrer Arbeiter zu befriedigen. Einer von ihnen, dur die drohende Haltung der Leßteren erschreckt, is in Raserei ge= fallen , und seine Familie mußte ihn ins Jrrenhaus bringen lassen. Sollte der anarchishe Zustand, worin jeßt die pariser Jndustrie ger- sunken ist, noch einige Wochen fortdauern, \o würde diese Judustrie ohne die Möglichkeit, wieder emporzukommen, ruinirt sein; denn die Kapitalien, welche sie nähren, würden vershwinden oder auswandern. Es giebt kein menshlihes Geseß, welches einen Fabrikanten, der nihts mehr besißt, zwingen kann, Leute arbeiten zu lassen, und eben so wenig ist es wahrscheinlich, daß das Ausland einwilligen werde, unsere Fabrikate uns um den doppelten oder gar dreifachen Preis abzukaufen, wenn die Seltenheit der Arbeiter oder die abgezwungene Erhöhung ihres Lohnes uns zu solcher Preis-Erhöhung nöthigt, So lange Frankreich nicht dahin gelangt, in den fünf Welttheilen alle mit den seinigen fonfurrirenden Fabriken zu vernichten, wird es, wenn unsere Arbeiter auf annehmbare Bedingungen zu arbeiten verweigern,
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entweder seine Fabriken, die mit dem Auslaude zu konkurriren unfä- hig werden, {ließen müssen, oder hie, eine nah der anderen , ins Ausland übersiedeln sehen.“ Der Constitutiounel führt als Be- leg für die Gefahren an, welche die Kürzung der Arbeitszeit mit si bringe, daß ein Eigenthümer einer großen Baumwollen - Fabrik die Rechnung aufgestellt , seine Zwillihe kämen jeßt 15 pCt. höher zu stehen, und die nothwendige Folge davon sei, daß er auf freniden Märkten uicht mit fremden Fabrikatei fonfurriren fönne, wenn dies so fortgehe. j
5s heißt, daß der berühmte Krondiamaut, der „Regent“, ver- {wunden ist.
Paris, 14. März. Der Minister -= Resident des Großherzogs von Hessen und bei Rhein, Fretherr von Drachenfels , hat laut Be richt des heutigen Mo uiteur Herrn von Lamartine angezeigt , daß er ermächtigt sei, seinen Posten bei der provisorishen Regierung fort zu bekleiden. Eben so hat der badishe Gesandte, Freiherr von Schwei zer, dem Minister angezeigt, daß seine Regierung ihre diplomatischen und internationalen Beziehungen zu Frankreich unverändert zu lassen beabsichtige.
Etwa 200 hier lebende Schweizer begaben sich vorgestern in langem Zuge nah dem Stadthause, wo fie durch eine Deputation der provisorischen Regierung ihre Sympathieen aussprachen und ihr eine Fahne überreihten. Der zum Gesandten in der Schweiz er- nannte General Thiard wurde der Deputation vorgestellt. Die Re- gierung empfing auch Deputationen der hier wohnenden Engländer und der londoner Demokraten. Lamartine wiederholte auch diesen Deputationen gegenüber die Versicherungen, daß die französische Na- tion nur nach friedlicher Verbrüderung mit allen Völkern strebe, und betonte namentlich den Wunsch, daß England und Frankreich fernerhin zusammenhalten möchten, um Europa den Frieden zu erhalten. 5s sei übrigens, fügte er in seiner emphatischen Weise hinzu, in Zukunft wohl ganz überflüssig, auf diplomatishem Wege bemüht zu sein, die Ein- tracht zwishen England und Frankreich aufrecht[zu halten, „denn der vahre Minister der auswärtigen Angelegenheiten zwischen Frankreich und England würde hinfort der unüberwindlihe Geist beider Völker sein, der sie in dem religiösen Gefühle der Verbrüderung cineu werde.“ Nicht mehr haudle es sich um Territorial - Vergrößerung; deun von dem Moment an, wo England die französishe Republik auerkaunt, werde sich die große Jdee verwirklichen, daß eine gerehte, wahrhafte, unaufiösliche Allianz zwischen den beiden civilisirtesten Nationen sich knüpfen werde, um Eintracht auf dem Kontinent zu sichern und das Blutvergießen zu verhindern, das den Ruhm Einzelner begründe, das aber eine Shmach für die Menschheit sei.
Eroßbritanien und Irland.
London, 13. März. Die auf heute angekündigte große Char= tisten -= Versammlung in Kennington Common unter dem Vorsiß des Herrn Cochrane hat stattgefuuden, und die Ruhe if nicht gestört wor=« den, Die Negierung hatte, ohne die Freiheit der Versammlung zu stören, die energishsten Vorsichts-Maßregeln getroffen. Ein Anschlag an den Straßen - Ecken verbot das Paradiren in den Straßen und das Durchzichen derselben seitens der Besucher der Versanmlung, weil diese Demonstrationen die Freiheit des öffentlichen Verkehrs hindern und den Haudel unsicher machen. Man hat die neugebrochenen Gra=- nitsteine von den Feldwegen um Kennington entfernt, damit sie in den Häuden der Versammlung nicht zur Waffe werden. Die londoner Waffen- händler sind ersucht worden und haben sich willig gezeigt, die in ihren Läden befindlichen Flinten und Büchsenröhre vou den Schäften loszu \hrauben und die Schlösser durch Wegnahme des Pistons unbrauch- bar zu machen, Die größeren dem Handel zugehörigen Waffen- massen sind von den resp. Eigenthümern in einem gemeinschaftlichen Depot in der Kascrne der schottishen Füsilier - Garden niedergelegt worden. Die Regimenter standen in den Kasernenhöfen unter Waffen. Mau hatte die Wachen bei den Negierungs= Büreaus, der Bauk und Buckingham - Palast verdoppelt. Die Polizeirichter der verschiedenen Bezirke hielten von ütun Uhr Morgens bis Abends zehn Uhr Sißung und viertausend Policemen waren auf Kennington Common selbs aufgestellt und die Vorstädte Lamberwell , Stockwell, Vauxhall und Westminster wurden von 800 berittenen und mit Säbeln und Karabinern bewaffneten Policemen beshüßt. Die aus der Hefe des Volkes und größtentheils aus Neugierigen bestehende Menge lief, als ein Platregen - herabströmte, um halb vier Uhr auseinander.
Lord Johu Russell ist von Hastings zurückgekehrt, befindet sich aber, selbst uach Angabe des Globe, so leidend, daß sein Zustand feine Beruhigung gewährt. Die Sunday Times behauptet, zu wissen, daß Lord J. Russell nicht ferner an den Verhandlungen des Unterhauses Theil zu nehmen im Stande sei. Er werde feine Stelle als Minister niederlegen und Am Pair ernannt werden. Als sein Nachfolger wird der Graf von Clarendon, Lord - Lieutenant von Jr-= land, genaunt, der im Oberhause die Regierung vertreten könnte während Lord Palmerston im Unterhause die Führerschaft behielte. Die radifaleren Blätter aber stellen jeßt größere Forderungen. Der Morning Advertiser räth Lord J. Russell auf das dringendste, eine fortschreitende Politik einzuschlagen, die Juitiative zu ergreifen, auêgedehnteres Wahlrecht, dreijährige Parlamente (statt der jeßigen siebenjährigen), geheime Wahl vorzuschlagen, und zwar heute nodch — morgen möchte es zu spät sein. Die Chartisten verlangen mehr.
Der Lord-Lieutenant von Jrland hat beschlossen, sich der ange- fündigten großen Versammlung in Dublin nicht zu widerseßen, doch ist dem Lord = Mayor von Dublin bedeutet worden, daß er für die Ruhe der Stadt verantwortlich sei.
Die United Service Gazette enthält die auffallende, an- geblich ihr aus guter Quelle kommende Nachricht, daß der Herzog vou Montpensier eine Einladung zu der am Mittwoch abgehaltenen Sizung des Geheimen Raths erhalten habe und ihm hier mitgetheilt worden sei, das Land zu verlassen.
red eriunEe
Amsterdam, 14. März. Das Am. Handelsbl. theilt eine durch den Telegrapben ihm aus dem Haag zugekommene Nach- richt mit, wonach der König, davon unterrichtet, daß die vorgeschla- genen Modificationen im Grundgeseß weit entfernt sind, der allge- meinen Erwartung zu entsprechen, der zweiten Kammer die Befugniß einräumt, ihm in Betreff des Grundgeseßes Vorschläge zu machen, wie sie solche im Juteresse des Volks für erforderlih hält und welche der König genehmigen zu wollen erklärt. Der König hat eine Er=- klärung in diesem Sinne ohne Vorwissen und Zuziehung des Mini- steriums gegeben, an dessen Stelle, dem Vernehmen nach, ein libera- leres treten soll. Ein Schreiben aus dem Haag, welches bei der Redaction des Handelsblattes eingegangen is, \o wie eine Extra- Ausgabe des neuen Rotterdamer Courant, bestätigen diese Nach- richten vollflommen. Leßtere fügt hinzu, der König habe den Prä- sidenten der zweiten Kammer zu \ich rufen lassen, um ihm Obiges mitz:itheilen. An der heutigen Börse hat diese Nachricht einen sehr günstigen Eindruck auf die Preise der holländishen Fonds gemacht, welche seit vorgestern wieder bedeutend höher gegangen sind und noch mehr gestiegen wären, wenn man geglaubt hätte, auf die Ent- fernung des jeßigen Ministeriums siher rehnen zu können,
Aus dem Haag. (Auf telegr, Wege.) Am 15, März
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ist das bisherige Ministerium entlassen worden. Der Deputirte Lugeri ist mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt.
Bel gie
Brüssel, 15. März. Die ministerielle Jndependance wider- spricht dem Gerücht von einem Schuß- und Truß-Bündnisse zwischen Belgien und Holland aufs bestimmteste. : „Wir bilden“, sagt dies Blatt, „einen neutralen Staat, neutral in unserem Jnteresse wie im Interesse Frankreichs. Vergessen wir nie diese leßte Bedingung : denn sie 1 eine ernstlihe. Unsere Pflicht is, dieser Neutralität bei allen denen Achtung zu verschaffen, die sie verleßen möchten; hüten wir uns aber, zu ihrem Schuße Akte aufzustellen, welhe als Frankreich feindselig betrahtet werden könnten. Denken wir also nicht daran, mit irgend einer Macht Schuß= und Trußbündnisse abzuschließen. Belgien kann zu Conventionen dieser Art nicht die Hand bieten. Das Gouvernemeut und das Land sind gleicherweise davon überzeugt, und beide haben in dieser Beziehung das Gefühl ihrer Lage und ihrer Pflichten. Schenke man daher dem Gerüchte keinen Glauben, als wäre ein geheimer Vertrag von Holland und Belgien im Juteresse gemeinsamer Ver= theidizung unterzeihnet worden; dieses Gerücht hat nicht den min= desten Grund. Die besten Beziehungen bestehen zwischen den Gou- vernements beider Länder, allein wir können dieselben laut eingestehen und haben nichts, durchaus nichts, was unsere südlichen Nachbarn über die Absichten eines Volfes beunruhigen fönnte, das immer ihr aufrichtigster und treuester Verbündeter sein wird.“
Die Milizen von 1846, die bisher niht aufgeboten waren, ha- ben sich unverzüglich zu stellen, um zu ihren respektiven Regimentern abgeführt zu werden.
Vorgestern Abend sind Unruhen zu Gent ausgebrochen, über welche das Journal des Flandres folgende Mittheilung bringt: „„Den ganzen Tag standen Gruppen müßiger Leute, die keine feind- selige Absicht zu haben schienen, auf der Place d’Armes., Gegen 4 Uhr hörte man den Ruf: „Es lebe die Republik !“\ Die höheren Offiziere begaben sich unter die Gruppen und suchten ihnen begreiflich zu machen, daß sie durch Ruhestörung nur zu verlieren hätten. Ob- gleih ihre Worte anfangs die Massen etwas zu beshwichtigen schienen, zogen Haufen Volks zwischen 7 und 8 Uhr nah dem Jesuiten-Kloster, wo sie einige Fensterscheiben zerbrahen. Die Gendarmerie zerstreute sie bald, ohne daß man Gewalt anzuwenden brauchte, so daß gegen halb 9 Uhr wieder Alles ruhig war. Unter den Truppen stnd mas= firte Personen verhaftet worden, die der Stadt fremd sind, und die in verbrecerisher Absicht nach der Stadt gekommen waren. Auf Drohungen, die gegen das Jesuiten = Kloster zu Trochiènnes laut wurden, eilte am Abend noch ein Kürassier - Pikfet hin, wel- ches indessen überflüssig war. Gestern früß erschien ein Auf- ruf des Bürgermeisters, welcher alle Zusammenrottungen von mehr als 5 Personen auf der Straße untersagt und das Schließen der Wirthshäuser und öffentiihen Orte auf 9 Uhr Abends feststellt; nichtsdestoweniger fanden einige neue Zusammenrottungen statt, die aber durch die Gendarmerie auseinandergejagt wurden. Auf dem Marché tu Vendredi suchten manche Leute das Pflaster aufzu reißen, wurden jedoch bald zur Ruhe gewiesen, Ein Wirthshaus, worin die demokratishe Gesellschast sich versammeln wollte, is} ge- \chlossen worden, und die energishsten Maßregeln sind getroffen, um solche Scenen zu verhüten, die auf ihre Urheber nur Unglück und die Strenge des Geseßes herabrufen fönnen. Belgien genießt eine solche Freiheit, daß wir niht nah der Republik lüstern find, die uns mckchts bieten fann, was wir niht \{chon längst besäßen, nämlich Raum und Freiheit zur Entfaltung jeder uüßlichen Thätigkeit und jedes ehrenwerthen Strebens. Diese Unruhen gehen nur vou folhen aus, welche die momentane Arbeitslosigkeit ausbeuten und die Wirren zu eigenem Vortheil zu benußen trahten. Durch solche Uu= ruhen kann blos das Mißtrauen sih steigern und die Fabrikthätigkeit gelähmt werden, die nur bei Rube und Vertrauen gedeihen fann,*“
Die Vorausbezahlung der F der Grundsteuer geschieht mit großem Eifer, und, wie man hört, is schon die Hälfte dieser Steuer hier einbezahlt.
Jtalien
Neapel, 2. März. Das vor einigen Tagen ernannte Mini- sterium hat sih bereits vor den Anforderungen der Sicilianer zurück- gezogen, unter Einreichung einer motivirten Entlassungs- Akte an den König, worin es heißt:
„Wir hatten zu gleicher Zeit gegen ein Uebermaß von Leidenschaften und Ungeduld, gegen die ungestümsten Forderungen und plöglichen Zucun- gen auf allen Seiten zu kämpfen, Die Bewohner Siciliens verlangten eint Umänderung der politischen Ordnung des Staats. Unbegreislicherweise be- ruhigten sich ihre Forderungen nicht, nachdem ihnen eine Constitution gegé- ben worden, deren Artikel 87 den Sicilianern besondere Begünstigungen ein- räumt, Wir bemühten uns, ihre Wünsche kennen zu lernen und Ruhe und Eintracht wieder herzustellen. Die Forderungen der Sicilianer wechselten und steigerten sich. Ein befonderes Parlament mit zwei Kammern ward thnen bewilligt, eben so ein getrenntes Ministerium, so wie ein nur aus Sicilianern bestehender Staats - Nath, ferner sollten die bürgerli- chen und geistlichen Aemter und die höheren Grade der Miliz nur mit Si- cilianern besegt werden, Außerdem ward ihnen eingeräumt, daß die Würde eines General-Lieutenants des Königs nur einem Prinzen aus der König- lichen Familie oder einem Sicilianer verliehen, endlich, daß künftig die di- plomatischen Posten und die höheren Stellen in der Land - Armee, wie in der Marine, gleichmäßig zwischen Sicilianern und Neapolitanern vertheilt werden sollen, Alles dies konnte die Sicilianer nicht zufriedenstellen. Die Constitution besagt, daß dem Könige allein der Befehl über die Land - und Seemacht, so wie die Sorge, die Jutegrität des Königreichs gegen jeden äußeren Angriff zu vertheidigen , zustehe. Man will aber dem Könige ver- bieten, neapolitanishe Truppen nah Sicilien zu senden, und betrachtet leß- tere sonach als fremde Soldaten. Da Sicilien bei seinen 2 Mill. Einwohnern nux ein verhältnißmäßig shwaches Heer stellen kann, so wäre einem ehrgeizigen Feinde nichts leichter, als es einzunehmen, sich dort festzuseßen und von da aus die Kriegsfackel nicht nur in das Königreich Neapel, sondern in unser ganzes schönes Jtalien zu shleudern. Sicilien und vorzüglich Messina, von einem starken Arm vertheidigt, bilden aber unsere natürliche Schußzmauer, Und diese sollte der König nicht vertheidigen dürfen, weil es un untersagt wäre, neapolitanische Truppen in die Jnsel zu shicken? 2 anveren Bene soll dem König untersagt sein, die ihm auferlegte Pflicht, die Zntegrität des Könige reichs zu erhalten, zu erfüllen! Unser Gewissen sträubt sich gegen einen solchen Ges danfen. Wir können eine solche Forderung nicht bewilligen, noch eine so
Go Nevanbtnoriltehbtt Wörneb Da wir aber keine neuen Mittel auf-
große Verantwortlichkeit übernehmen. E lche die Einigkeit dés - d-
zufinden wissen, um eine Frage zu ent heiden, welche die Zung ‘E é M D
nigreichs und ganz Jtalien betrisst, so bitten wir Um unsere Entlaf Ful
Einem anderen Ministerium wird es vielleicht gelingen, so entgegengesepte
Interessen und gefahrdrohende Forderungen zu vereinigen, D k:
N Herzog von Serra-Capriolaz Baron Cerito Birmanoz Fürst Dentivez Fürst von Torello; Chevalier Bozzelliz Feldmarschall Gazz1a. S ;
Der König hat, dem Vernehmen nach, erklärt, in Allem nah=
geben zu wollen, nur nicht in dem, was die Beseßung Siciliens dür
neapolitanische Truppen betrifft.
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