1848 / 88 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Schritt, welher nicht bei allen Mitgliedern dieser literarishen Ge= sellschaft Beifall findet. Wodurch der frühere Minister den Englän- dern besonders mißfällig wird, ist niht sowohl seine Politik denn darin lassen sie Jeden seine Meinung haben als seine Unehren- haftigkeit in Sachen der spanishen Heirath. Er hat dabei nicht als ein Gentleman gehandelt.“

X London, 21. März. Die gestrige Debatte im Unterhause über das Marine-Budget is sehr bedeutend, besonders gegenüber den allgemeinen Angelegenheiten Europa?s, Die Minister verlangen eine Bewilligung von 43,000 Mann für den Seedienst, die größte Anzahl seit dem Frieden, und Herr Ward machte eine gute Darstellung von dem gegenwärtigen Zustande der Flotte. Mit dem 1. April 1849 wird England eine Dampf -Flotte von 121 Fahrzeugen mit 45,000 Pferdekraft und im Ganzen 450 Schiffe flott haben. Seine Arsenale, Docks u. st\. w. sind alle im besten Zustande. Diese Nachweisungen wurden mit großem Beifall aufgenommen. Dennoch glaubten die Radikalen, mit Herrn Hume und Herrn Cobden an der Spibe, selbst in diesen Zeiten- eine bedeutende Verringerung der Kriegsmacht em- pfehlen zu müssen, und zwar weil die französische Republik eine Bürg= schaft für den allgemeinen Frieden sei! Herr Cobden griff sogar sehr taftlos die Disziplin und den Charakter der Flotte an. Nichts konnte ungünstiger vom Hause aufgenommen werden, als diese Angriffe. Sir James Graham forderte in kraftvoller Rede das Parlament auf, die Regierung bei jeder Maßregel zum Schuße des Landes und zur Er- haltung des Friedens zu unterstüßen, und Lord Palmerston ertheilte Herrn Cobden eine verdiente Züchtigung, da dieser die Twist- Juter= essen als den Hauptzweck des Menschengeschlechts darstellte,

Diese Debatte hat mehr als irgend ein früheres Ereigniß den immer höher steigenden Geist des Landes an den Tag gelegt, und ein Mitglied erklärte unter lautem Beifall sein Mißtrauen gegen eine Regierung von „Dichtern und Astronomen“, möchten ihre Verdienste auch noch so groß sein. Auch giebt es andere Anzeichen dafür, daß England, obschon es gewiß nicht die Absicht hat, die Franzosen her= auszufordern, doch feinen Grund einsieht, warum es dem trauen soll, was so wild und zügellos is, und warum es nicht getrost auf seine eigenen Hülfsquellen sih verlassen soll,

Die Nachrichten aus Jrland sind beruhigend. Nachdem die re= volutionaire Partei sehr bestimmt zum 17ten d, eine Monster - Ver- sammlung angekündigt hatte, um ihre nationale Unabhängigkeit und ihre Sympathieen mit der französischen Republik zu proklamiren, wa- ren Lord Clarendon’s Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Friedens \o wohl getroffen, daß die Anstifter des Planes die Ersten waren, welche ihre Gefahr erfannten, und sie nennen ihn jeßt einen „Schläch= ter“, weil er nicht mit Gewalt dazwischengetreten is, um ihre Ver= fammlung aufzuheben und ihre Personen festzunehmen. Jhre Sprache 1st immer leidenschaftliher geworden, je mehr ihnen der Muth sank. Es ist indeß wahrscheinlich, daß die ofene Art und Weise, in welcher sie ihre Sympathie und ihr Vertrauen zu den Waffen einer fremden Macht ausgesprochen haben, sie in den Bereich des Geseßes für Hoch= verrath gebraht hat, und daß eine gerihtliche Verfolgung binnen kurzem eröffnet werden wird, welche die Repeal-Patrioten möglicher- weise zu den Antipoden verseßen kann. Herr John O'Connell hat

es für flug gehalten, die Leidenschaftlichkeit jener zu desavouiren und er wird natürlih als ein niedrig denkender Anhänger der britischen

Regierung angeklagt. Ju dieser Krisis i} die große Majorität der mittleren und oberen Klassen des irländischen Volkes gufrichtig derx britishen Verbindung zugethan. Die Partei der Repeal und Revo= lution is nicht die Partei der Nation, sondern eine Faction, die von Niemand mehr als gerade von den Jrländern selbst verachtet wird.

Mit Lord John Russell’s Gesundheit hat es sih sehr gebessert, und es scheint wahrscheinlih, daß er im Amte bleiben wird.

Verg en

Brú}sel, 24. März. Der Entwurf zu einer Parlaments-Re- form, welcher nähsteus der Kammer vorgelegt werden soll, erklärt die Functionen von Senatoren und Volksvertretern als unverträglih mit: 1) allen abseßbaren, vom Staate besoldeten Stellen, außer der eines Ministers z 2) allen Militairstellen; 3) den Functionen eines Gerichts= Vorsißers, eines Friedensrichters oder dessen Stellvertreters. Die Ausschließung umfaßt ferner die bevollmächtigten Minister, die Ge= \chäftsträger, die Gouverneure, die Bezirks-Kommissare, die General- Prokuratoren und ihre Substituten, die Königlichen Prokuratoren und ihre Substituten und sämmtliche vom Staate besoldete Angestellte der öffentlihen Verwaltungen.

Die Auflösung der Kammer wird nicht vor Ende April und die allgemeinen Wahlen werden niht vor Anfang Juni erwartet,

Die zwei brüsseler Banken werden nächstens Scheine von 20, 15 und 10 Francs ausgeben.

In der Provinz Luxemburg herrsht große Aufregung. Jn Arlon wurde die Ruhe gestört, jedoch bald wieder hergestellt. Ein Erlaß des Stadtrathes vcm 18. März verbietet das Zusammenstehen von mehr als fünf Personen auf den Straßen. Jn Virton war die rothe Fahne aufgesteckt worden, eine Kundgebung, welche, wie man sagt, in der Absicht geschehen sein soll, sich Frankreih anzuschließen.

Von Seiten des Magistrats zu Breslau is .der Redaction Fol= gendes zur Aufnahme eingesandt worden :

Auf unseren Antrag,

die zugesagte constitutionelle Verfassung mit den aus Urwah= len hervorgegangenen Vertretern des gesammten Volkes zu vereinbaren und das Wahlgeseß über die Urwahlen sofort und Ee vorgängigen Beirath des Vereinigten Landtages zu er- lassen, hat des Königs Majestät unter dem gestrigen Tage die Antwort ertheilt: : Nachdem Jch eine constitutionelle Verfassung auf den breitesten Grundlagen verheißen habe, is es Mein Wille, ein volksthümliches Wahlgeseß zu erlassen, welhes eine auf Urwahlen gegründete, alle Juteressen des Volkes ohne Unterschied der religiösen Glaubensbe= fenntnisse umfassende Vertretung herbeizuführen geeignet i, und dieses Geseß vorher dem Vereinigten Landtage zur Begutachtung vorzulegen, dessen s{hleunige Berufung Ih nach allen bisher Mir zugegangenen Anträgen für den allgemeinen Wunsch des Landes halten muß. Diesem bisher kundgegebenen Wunsche des Landes würde Jh entschieden zuwiderhandeln, wenn Jh nach Jhrem An- trage das neue Wahlgeseß ohne ständischen Beirath erlassen wollte. Sie werden daher, wie Jh zu Jhrer Loyalität vertraue, sich selbst überzeugen und ihre Kommittenten davon zu überzeugen wissen, daß Jch auf Jhren gedachten Antrag für jeßt und so lange niht der E des Landes sich dem Jhrigen anschließt, niht eingehen fann. :

ie E les dvébor das gesammte Land dringend auf, durch \{leunige an den Thron niederzulegende Erklärungen sich über den Beitritt zu unserem Antrage auszusprechen. ;

Es gilt, dem gesammten deutschen Vaterlande zu beweisen, daß die preußische Nation die Aufgabe vollkommen begreift, die ihr der gewaltig fortshreitende Geist der Zeit gestellt hat; es gilt, allen deutschen Stämmen Gewähr zu leisten, daß sie in vollem Vertrauen sich an Preußen anschließen können, ein Vertrauen, welhes nur dann

784

zu erwarten ist, wenn die Gesammtheit des preußischen Volkes ihre Stimme zu erheben vermag. Die Augenblicke sind heilig! Breslau, den 23. März 1848. Der Magistrat und die Stadtverordneten-Versammlung.

Jn der Sammlung des Unterzeichneten für die Verwundeten und Hinterbliebenen der im Kampfe Gefallenen ist ferner eingegangen : Durch den General=-Jntendanten der Königl. Schauspiele, Hrn. von Küstner: die volle Einnahme im Opernhause am 21. d. Mts., ein- {chließlich 50 Rthlr. Geschenk Jhrer Durchlaucht der Fürstin von Liegniß 389 Rthlr. 13 Sgr. Die volle Einnahme im Schauspiel- hause vom 21, d. Mts., 93 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf., zusam= men 483 Rthlr. 10 Sgr. 6 Pf. Von den Mitgliedern des lite- rarischen Museums in Leipzig durch Hrn. Dr. Göshen 39 Rthlr, Jn der Neuen Kirche gesammelt durch Hrn. Kaufmann Karl Streich 272 Rthlr. 18 Sgr. 3 Pf. Von Hrn. Woywod 2 Rthlr. Hrn. Geheimen Sanitäts = Rath De. Natorp 1 Frd’or. Hr. Professor Magnus 25 Rthlr. Hr. Professor Ehrenberg 1 Frd’'or. Hr. General= Stabs-Arzt Dr. Grimm 3 Frd’or. Hr. Goldstein und Maaß 5 Rthlr., von denselben dur Kollekte vor ihrem Hause 15 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf. Von Hrn. Apotheker Riedel 20 Rthlr., von demselben durch Kollekte vor seinem Hause 10 Rthlr. 18 Sgr. 3 Pf. Von Hrn. Legations- Rath von Rhaden 5 Rthlr. Hr. Heuning und Theissen 10 Rthlr. Hr. Hof-Tapezirer Hiltl durch Kollekte vor seinem Hause 10 Rthlr. 23 Sgr. Durch Kollekte vor dem Hause des Ministeriums des Königl. Hauses, Wilhelms - Straße 79, 22 Rthlr. 26 Sgr. 10 Pf. Von Hrn, Bezirks = Vorsteher Göbel (Unterbaumsbezirk) durch Kol- lekte gesammelt 89 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf. Von Hrn. Klempner- Meister Straßburger 5 Rthlr. Von Frau Geheime - Räthin Günther 10 Rthlr. Hr. Alexander von Humboldt 25 Rthlr. Hr. Weinhändler Müller, Friedrihs-Straße 94, durch Kollekte gesammelt 26 Rihlr. 5 Sgr. 9 Pf. Hr. Bernh. Saal, Jäger - Straße 37, durch Kollekte gesammelt 45 Rthlr. Von Hrn. Werner, Stellvertre- ter des Bezirks-Vorstehers im 60sten (Ersten Markgrafen-Straßen-) Bezirk, durch Hrn. Batré und Andere gesammelt, 4 Friedrihsd'or und 27 Rthlr. 5 Sgr. Von Hrn. Philipp Leßmann 5 Rthlr, Von Hrn. H. A. Hirschberg 3 Rthlr. Von dessen Frau 1 Rthlr. Von dessen Kindern 1 Rthlr. Von Hrn. Grafen von Dönhoff 15 Rthlr. Hr. Baron von Brockhausen 15 Rthlr. Hr. L. Bötticher 5 Rthlr. Von Hrn. Geh, Legations - Rath G. L, Michaelis 15 Rthlr. Von Fräul. Trauschke 2 Rthlr. Vom Königl, Opern-Sänger Hrn. Zschiesche, incl. 2 Rthlr. fürs Militair, 6 Rthlr. Vom Hrn. Kammergerichts- Assessor Humbert 50 Rthlr. Von Hrn. Post-Expediteur Oelsner in Lissa durch Kollekte 6 Rthlr. 23 Sgr. Von Frau Prof. Raumer 5 Rthlr. Von Hrn. Hof - Marschall von Waldenburg 10 Rthlr. Von Hrn. Bezirks - Vorsteher Bode im 37sten Bezirk gesammelt 11 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf. Von Hrn. Löwenstein, Friedrihs-Straße 179, durch Kollekte 56 Rthlr. 4 Sgr. 9 Pf. Von Hrn. Quarg, Stellmacher-Meister, 3 Rthlr.

C. Duncker, Stadtverordneter.

Handels - und Börsen - Nachrichten. Berlin, den 27. März 1848.

Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und

Inländische Fonds, Geld - Course.

Zf.| Brief. St, Schuld-Seh. 3% 802 Seeh. Präm. Sch.|— K.u.Nm. Schuldry,|37 Berl. Stadt-Obl. |35 Westpr. Pfandbr. |32 4 Fnedrichsd'’or. And. Goldm.àSth. Disconto.

Zf.| Brief. | Geld. | Gem.

Kur-u.Nm.Pfdbr, 35 87% Sechles18che do, 35 E do. Lt. B. gar. do. 35

Pr. Bk-Anth,-Scb |—

Geld. | Gem.

Gros3h.Posen do.

do. do. 35 Ostpr. Pfandbr. 37 Pomm. do. 3Él 873

+

Ausländische Fonds.

Poln. neue Pfdbr. | 4 do. Part. 500 FI. do. do. 300 FI. Hamb. Feuer-Cas. | do. Staats-Pr. Anl Holl. 25 % Int.

Kurb.FPr.O. 40 th. Sardin. do. 36 Fr. N. Bad. do. 35 Fl,

Russ. Hamb.Cert, do.beiHfope 3.4.8. 40, d0, 1, Al, do. Stiegl. 2. 4.A.

00: G0 0 A. do, v. Rthsecb.Lst. do.Poln.SchatzO. do. do. Cert. L.A. do.do.L.B.200FI. Pol. a. Pfdbr.a.C.

G a T ra f ck N n

Eisenbahn - Actien.

N _-

v do\s M pr

Volleing. Amst. Rott. Arnh. Ute. Berl, Anh.A. do. Prior. Berl. Hamb. do. Prior. Berl. Stett. Boun-Cöln. BresÌ. Freib. do. Prior. Chem. Risa. Cöln. Mind. do. Prior. |ch Cöth. Bernb. Cr. Ob. Sch. Dresd. Görl. Düss. Elberf,

do. FPnor.

do. Prior. O.Schl]. L.B,. | Ptsd. Mgdb. do. Pr. B. dd, a0. Rhein, Stm, do. Prior. do. St. Pr. do.v.St. gar. Sächs. Bayr.

Ï Zf. O.Schl. Lt.A |37 Ú| 33

Ea : po\s M a R R R O A

Ia 1 a G

Sag.-Glog. do. Prior.

ck N

a C

ani A nd

do. do. St.-Yohw. do, Prior. Thüringer. Whbb.(C.O.) do. Prior. Zarsk. Selo.

_

Gloggnitz.

Hmb. Bergd. Kiel-Alt,

Lpz. Dresd, Löb. Zittau. Magd. Halb. Magd.Leipz.

Quit.Bog. a 4%

Aach. Mastr. | Bérg. Mrk. Berl. Anh. B, Bexb. Ludw. 60 6. Brieg-Neiss. 75 bz. Thür. V. 89 B. Magd. Witt. [60 B.

T Nrdb. F. W. |75/37 a 33% bz.

Starg. Pos: 80/54 B,

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

VUnsere Bank hat den Diskonto auf 5% erhöht; dies sowohl wie niedrigere Notirungen aus VVien in Folge der Nachrichten aus Italien veranlasste heute einen neuen beträchtlichen Rückgang unserer Course.

Eing. E] Ga ORRRN

na f a l f f N A

do. Prior, Mecklenb, N. Schl, Mk,

do. Prior.

do. Prior. do. 111. Ser. Nrdb. K. Fd.

R G R p a

i Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

VVeizen 50—54 Rthlr. Roggen loco 30—34 Rihlr,

à pr. April /Mai 30—295 Rthle.

Hafer 48/52 pfd. 20—22 Rthlr.

- 48pfd. pr. Frühjahr 18 Rthlr. Rüböl loco 9% Rthlr.

- April/Mai 9% Rthlr,

- Mai/Joni do.

- Juni/Toli 10 RthlIr.

- Sept.FOkt. 105—5 Rthlr. Spiritus loco 14;—# Rthlir.

- Frühjahr 15 Rthlr. bez. u. Br.

- Juni Juli 17 Rihlr. G,, 175 Br.

Die Stille im Getraideverkehr dauert fort, und Preise bleiben

durch die erschwerenden Geldverhältnisse im WVeichen.

Königsberg, 24. März. Marktbericht. Zufuhr gering. Wei- zen 58 65 Sgr. pro Schffl. ; Roggen 38 40 Sgr. pro Schffl. ; große Gerste 35—38 Sgr. pro Schffl.; kleine Gerste 33 36 Sgr, pro Schffl, z Hafer 24-—27 Sgr. pr. Schffl.; graue Erbsen 60 —75 Sgr. pr. Schffl. ; weiße Erbsen 50 55 Sgr, pr. Schffl.5 Heu 14 Sgr, pro Ctr.; Stroh 90 Sgr. pro Schock.

Stettin, 25. März. Roggen in loco ohne Geschäft. Für s{werste Waare in loco wäre vielleicht 30 Rthlr. zu machen, für 82pfd. pr, Früh« jahr in Regulirungen 30 Rthlr, zu bedingen.

Heutiger Landmarkt :

Uf b rck ut Weizen, Noggen. Gerste, Hafer. Erbsen. Lastadie 12 16 8 3 Paradeplay . 14 10 8 6 2 Dts es 4025 44 30432 Da W423 34236 Rthlr,

Spiritus aus erster Hand zur Stelle, aus zweiter Hand wie pr. Frühjahr 23 %, pr. Jum /Juli 20 % bez. :

Rüböl ia loco 95 Rthlr, Br,, pr. September /Oktober 105 Rthlr. bezahlt.

Leipzig, 25. Mäz. Getraide. Die Stille im Getraidehandel hält noch immer an, die Preise bleiben im Sinken, und große Posten sind selbst unter den Notirungen nicht anzubringen. Die Forderungen an der heutigen Börse waren für Weizen 52—54 Rthlr,, Roggen 35—36 Rthlr., Gerste 30—31 Rthlr. und Hafer 18 - 20 Rthlr. pr. Wispel, Preise, welche bei Kleinigkeiten zum Bedarf auch bewilligt worden sind, Am Landmarkte zeigten sich die Preise heute auch viel niedriger, als sie die leipziger Zei tung gestern vom Donnerstage mitgetheilt hat. Die höchsten Säge waren : Weizen bis mit 4 Rthlr. 15 Ngr., Roggen bis mit 3 Rthlr., Gerste nicht über 2 Rthlr. 175 Ngr. und Hafer von 1 Rthlr. 15 Ngr. bis 1 Rthlr. 174 Ngr. pr. Scheffel. :

Spiritus, Es wixd zwar noch 202 bis 21- Rthlr. für 14,400 % Tralles gefordert, doch is derselbe zu 20 Rthlr. kaum anzubringen. Berlin notirte am 23sten d. M. 10,800 pCt. mit 155 15 Rthlr. pr. Kasse.

Rüböl. Die Zeit- und Witterungs-Verhältnisse wirken auf Rüböl schr nachtheilig, die Preise sind sehr gedrückt und an der heutigen Börsc loco 9% bis 95 Rthlr. bezahlt. Auf Lieferung war der hohen Forderungen wegen kein Umsay. Von Rappssaat is nichts angetragen.

London , 22. März. Getraidemarkt. Der heutige Markt war wenig besucht und das Geschäft beschränkt, Preise nominell wie am Mon- tage,

Amsterdam , 24. März. Getraidemarkt, Heute nur verkauf von Roggen 116pfd, archangel 150 Fl.

Kohlsaamen und Leinsaamen ohne Handel, 5

Rüböl gleich preishaltend, auf Lieferung ohne Handelz p. 6 W. 345 slieg. 33 a 4. Leinöl preishaltend p, 6 W. 262, flieg. 207. Hanföl v O W931, fieg. 30 51

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 24, März, Niederl, wirkl. Sch, 40

Antwerpen, 23. März. Neue Anl. 87 G

Hamburg, 25. März. Engl Berl. Alt, Kiel 87.86. Meckl. 29 Ber,

London, 22. März, Cons. 3% 824.825. Belg. —. Ard Pass. 37 3. 25% Holl, 42. 41 S, 4% do, 63, 61. 72 68. Mex. 15. 147. Peru 29. 20

E aris, 23, März, 6% Rente fn covr. 71. Nordb. 340,

5% Sai s ZinsI, —. N - Hamb. 1. 70.

Russ —.,

121. 12.

Engl. Buss, —. Bras.

3% n cour. do, 950. 50.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 28. März. Jm Opernhause. 39ste Abonnements-Vor- stellung: Martha, oder: Der Markt zu Richmond, romantisch-komische Oper in 4 Abtheil. , theilweise nah einem Plan des St. Georges, von W,. Friedrih. Musik von Friedrich von eFlotow. (Leßte Vor= stellung dieser Oper vor dem Urlaube des Fräul, Tuczek.) Anfang halb 7 Uhr. : : s Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft : :

Ein Billet in den Logen des Proscemums 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges und im ersten Balkon 1 Rthlr.z ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr. z ein Billet in den Logen des dritten Ran= ges, im Balkon daselbst und im Parterre 15 Sgr. ; ein Billet im Amphitheater Sgr.z ein Billet in der Fremdenloge 2 Rthlr,

Im Schauspielhause. 50ste französische Abonnements-Vorstellung: Les Demoiselles de Saint-Cyr, comédie en 5 actes, par A, Dumas.

Mittwoch, 29. März. Im Schauspielhause. ments- Vorstellung : Die Karls\schüler, Schauspiel 1n 5 Laube,

5Á4ste Abonne= 0th, von H.

Königsstädtisches Theater.

Der Qmpensammler von Paris, Drama

j OQ d. Diensiag, 28, März. ! | E (Zwölf Tablegux.) Von Hein=

in 5 Akten, nebst einem Vorspiele. rich Smidt. S A i / Mittwoch, 29, März. (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Linda di Chamouni. (Linda von Chamouni,) Oper in 3 Aften, von G, Rossi. Musik von Donizetti. : L "Preise der Pläye: Ein Play in den Logen und 1m Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr, u. st. w.

“anme iti Redacteur: N. Wentzel.

Jm Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.

Beilage

T

Inhalt

Jnland. Berlin. Auszug aus dem Miniísterialblatte für die innere Verwaltung. Rhein-Provinz. Hirtenbrief des Erzbischofs von Köln, Adresse des kölner Turnvereins an die Berliner. : i

Deutsche Bundesftaaten. Königreich Sachsen, über die Preß-Angelegenheiten, Großherzogthum Hessen d bei Rhein, Eingabe an den Erbgroßherzog - Mitregenten, A

Fraukreich. Paris. Berichte aus Algier, Entwaffnung der pariser Forts. Nationalgarde - Klub, Geld - und Handels- Verhältnisse, Vermischtes. Straßburg, 2 und Handelszustände.

Großbritanien und Jrlaud, London,

Eisenbahnen und Dampfschifffahrt.

Handels- und Börsen-Nachrichten,

Nachrichten aus Jrland,

I n la n d.

i _Verlín, 26. März. Das Ministerial-Blatt für die gesammte ¡nnere Berwaltung enthält außer anderen von uns bereits mitgetheil- ten Verordnungen 2c, der respektiven Königl. Behörden noh: Unter Behörden und Beamte: Cirkular-Verfügung vom 16. Januar d. S, an sämmtliche Regierungen, betr. das Verfahren bei der un- freiwilligen Verseßung nicht pensionsberehtigter Beamten in den Ruhe- stand. Unter Etats-Kassen- und Rechnungswesen: Cir- kular-Verfügung der Regierung zu Posen vom 17. Dezember 1847 an deren sämmtliche Königl. Kreiskassen, betr. die Guadengehalts= Zahlungen an Juvaliden. Unter Corporations= und \on- stige Verhältnisse der Juden: Verfügung vom 24. Dezember 1847, betr. die Auslegung des §.41 des Geseßes vom 23. Juli 1847 rüc\ihtlih der Wahl der Repräsentanten der Synagogen=Gemeinden: Cirkular-Verfügung vom 22. Januar d. J. an sämmtliche Regierun- gen, betreffend die Beschaffung von Begräbnißpläßen für Juden an Urtken, in welche deren Anzug erst gestattet worden. Unter land- wirth \ch aftliche Polizei: Verfügung vom 21. Zannar d, J. betreffend die Festseßung der Kosten und Gebühßren durch die Regierungen bei Auseinanderseungen, welche von leßteren als Domainen-Behörden éi worden ; Cirkular-Verfügung vom 26. August 1847 an sämmtliche berg, Gumbinnen, Marieuwerber und Denie, Fegeete sun, Königs: ( mnbi Y r )anzig, betreffend die Niederschla- gung der für Rechnung unvermögender Kirchen, Pfarreien, Schulen und Küstereien entstandenen Auseinanderseßungs-Kosten ; desgl. vom 12, „anuar d. (F., betreffend die Regulirung der öffentlihen Abgaben bei Dismembratiouen und Parzellirungen von Grundstücken dur die Regierungen. Unter Forst-Verwaltung: Verfügung vom 24. Dezember 1847, betreffend die Beseßung von Kommunal-Förster= Stellen und die Benachrichtigung der Jnspection der Jäger von der Anstellung von Reserve-Jägern im Kommunal= und Justituts-Forst- dienste, Unter Militair Angelegenheiten: Verfügung vom 12, Januar d. S5, betreffend die Heranziehung der Handlungsdiener und Handlungslehrlinge, so wie der Studenten, zur Ersaß-Aushebungs- Loosung. : :

s Nhein - Provinz. Der Erzbischof von Köln hat unterm 22, März 1m Hinblick auf die Zeitereignisse einen Hirtenbrief erlassen, in welchem er seinen Erz-Diszesanen zuruft: „Seid besonnen in crist- lichem Ernste, fern Euch haltend von täuschenden Truggebilden und unverlockt von verführenden Worten, damit nicht das theure Vater- land in sih zerrissen sih auflöse. Habt Frieden unter Euch und wen- det Euch nicht ab von des Friedens allein beglückenden Wegen. Seid einig in der Liebe gegen alle Menschenz i sie ja doch des Glaubens und der Hossnung Krone und des ganzen Geseßes Erfüllung. Uebet Wohlthun und Barmherzigkeit an Euren hülfsbedürftigen Brüdern.

Lasset nicht ab, Jhr Bürger alle, von der Erfüllung Eurer Berufs-

pflichten als sorgsame Hausväter und christliche Familiengenossen, Je= der in seinem Berufe, welchen Gott, von dem alles Gute fommt, ihm zugewiesen hat, Bewahret die Eintracht unter Euch und befördert, als treue Christen und als gute Bürger, die kirchliche und bürgerliche Ordnung und Geseßlichkeit, Jeder nah seinen Kräften in seinem Hause und üm Gemeinwesen; denn auf ihnen beruht des Staates Bestehen und der Kirche Gedeihen.“ /

Der in Köln bestehende Turn = Verein für Erwachsene hat fol gende Adresse an die Berliner entsandt: H 5 „An die waere Bürgerschaft Berlins. Frisch, fromm, froh und frei! das war und 11k der Turner Wahlspruch in ihrem Streben für Freiheit, Ordnung und Recht. Diesen unseren Wahlspruch habt Ihr, edle Brüder ! zu Ehren, zur Wahrheit gebracht und mit Euxem Blute besiegelt. hr wa ret srisch im Kampse für die höchsten Güter eines zum Selbsibewußtscin erwachten Volkes und fromm in der Erfüllung Eurer Bürgerpflichten. Euch danken wir es, daß wir sroh der Zukunft entgegensehen können, weil wir frei vor Deutschlands, vor Europa's Augen dastehen, Empfanget die Ver- sicherung, daß wir, unterzeichnete Turner, Euren Heldenmuth bewundern und durch Euer glorreihes Beispiel uns angefeuert fühlen zum edlen Kamvfe für ein freies, einiges, frästiges Deutschland. Datirt von unserem Bürger wacht-Lokale zu Koln am Rhein, am 21. März 1848, dem Frühlings-An fange unserer Freiheit, Der Lurn-Verein für Erwachsene zu Köln,“ (Fol- gen die Unterschriften.)

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Sachsen. Es sind folgende Verordnungen erschienen: i i

1. Verordnung über die Angelegenheiten der Presse.

„Wir Friedrich August 2c. sinden für nöthig, bis zur Vereinbarung mit unjeren getreuen Standen Über ein Preßgesetz einstweilen folgende Be- stimmungen zu tressen: 1) Die durch unjere Verordnung vom 9. März d. J vorläufig bis zum 15. April d. S außer Wirksamkeit geseßte Censur bleibt aufgehoben. 2) Durch die Presse verübte Verbrechen sind nach dem Kii minalgesezbuch und nach den geseßlichen Bestimmungen über Gerichtsstand und Verfahren zu untersuchen und zu bestrafen. 3) Zur Herausgabe von Zeitschriften bedarf es nicht weiter der Cinholung von Konzessionen \son- dern ledigli ciner Anzeige bei der Orts-Polizeibehörde, mit Angabe des Titels und Plans der Zeitschrift, so wie mit Namhaftmachung des Herausgebers und des davon etwa verschiedenen verantwortlichen Redac- teurs, Vie Ortspolizeibehörde hat sofort Abschriften dieser Anzeige an die Kreisdirection des Bezickes und das Ministerium des Jnnern zu senden. 4) Städtische Gemeinden sollen berechtigt sein, durch gemeinschaftliche Be- chlüsse der Stadträthe und der Stadtverordneten einer oder mehreren Zeit- schriften ihres Ortes die ausschließliche Berechtigung zur Aufnahme örtlicher Anzeigen gegen Insertionsgebühren zu ertheilen, und haben sich dabei mit dem Herausgeber über den Preis und die Einrichtungen des Blattes, über den Betrag der Jnsertionsgeblihren, so wie über die Bedingungen zu ver- einigen, unter welchen er amtliche Veröffentlichungen in Angelegenheiten der Ztablgemeinde aufzunehmen hat, 5) Die Bestimmungen §§. 3, 4 und 5 des Geseßes vom 5, Febr, 1844 sind aufgehoben, Es is} aber der Ver- leger oder derjenige, der dessen Stelle vertritt, verpflichtet, gleichzeitig mit der Ausgabe und Versendung einer Schrift ein broschirtes Frei-Exemplar derselben an die Kreis-Direction des Bezirks gegen Empfangsbescheinigung abzugeben, Von Zeitschriften is nah dem Erscheinen eines jeden Blattes oder Stückes ein Exemplar an die Kreis-Direction und eines dergleichen an

Verordnungen |

Cc! o c , , j Vsfiziers-Wahlen für die Nationalgarde

785

,

Beilage zur Allgemeinen

das Ministerium des Jnnern mit derselben Peschleunigung zu senden, mit welcher die Ausgabe und Versendung der Alonnements - Exemplare erfolgt 6) Die Unterdrückung einer Zeitschrist, auch wenn dazu widerrufliche Kon- zession ertheilt worden war, fann von nui an nur in Sitraferkenntnissen wegen dadurch verübter Verbrechen (§. 2) atsgesprohen werden. 7) Das Gesey und die Verordnung vom 5. Februar 1844, insoweit sie mit vorste- henden Bestimmungen in Widerspruch stehen, werden hiermit aufgehoben.

Hierüber allenthalben haben wir gegenwärtige Verordnung nach §, 88 der Verfassungsurkunde erlassen, eigenhändig unterschrieben und mit dem Königl, Siegel bedrucken lassen, Dresden , am 23, März 1848, (L. S.) eriedrich August. Dr. Alexander Karl Hrrmann Braun, Dr. Ludwig Karl Heinrih von der Pfordten. Robert Heorgi, Albrecht Graf von Holtendorff.““ i

11. Verordnung zu Niederschlagung der Untersuchungen in Preßsachen,

„Se. Königl. Majestät haben in Folge ter wesentlichen Veränderungen, welche schon durch die unter heutigem Tage nach §, 88 der Verfassungs- Urkunde erlassene Verordnung in den bish& gültigen Bestimmungen über die Angelegenheiten der Presse eintreten, a1f den Antrag der Ministerien der Justiz und des Jnuern gnädigst folgendc Beschlüsse gefaßt: 1) Alle ge- richtliche Untersuchungen wegen mittelst Presse verübter Verbrechen, mit alleiniger Ausnahme der auf Antrag der Verleßzten anhängigen oder noch anhängig zu machenden, ingleichen alle polizeilichen Untersuchungen wegen Uebertretung der auf Geseß oder Verordnung beruhenden preßpoli- zeilichen Vorschriften werden hiermit niedeigeshlagen, es mögen bei Be kanntmachung dieser Verordnung derglechen Untersuchungen bereits anhängig, aber noch nicht beendigt, oder des dazu vorhaudenen thatsäch- lichen Grundes ungeachtet noch uicht anhêngig gemacht sein, 2) Stra- sen, welche in dergleichen gerichtlichen oder oolizeilichen Untersuchungen be- reits zuerkannt, aber noch nicht vollstreckt uud, so viel die Geldstrafen an- langt, noch nicht wirkli eingezahlt find, sollen hiermit erlassen sein. 3) Jedoch bewendet es in den bereits bcendgten Untersuchungen bei der in den Entscheidungen ausgesprochenen Verbindlichkeit zu Abstattung der Kosten, Vie sächsische Presse wird, wie Se. Könicl, Majestät vertrauensvoll er- warten, den gegenwärtigen Aft der Milde durch würdige Haltung zu er- wiedern wissen. Dresden, den 23. März 1848, Die Ministerien der Ju- stiz und des Jnnern, Dr, Braun, Dr. von der Pfordten,“ i

s‘ - S - e

2 Großherzogthum Hessen und bei Nhein. (Darm. D t g.) Die Mitglieder der evangelishen Kirche, welche sich am 21, März zur Besprehung kirchlicher Angelegenheiten in Darmstadt ver- sammelten, haben am 23, März dur eine Deputation dem Erbgroß= herzog=-Mitregenten die nachstehende Eingabe überreicht : :

„Allerdurchlauchtigster Erbgroßherzog und Mitregent !

5 _Allergnädigster Fürst und Herr! :

„Als die freudige Botschaft von jener großberzigen, eine neue Aera in den Geschichten der Völker verkfündenden Verheißungen , durch welche Ew. Königl, Voheit den Antritt Jhrer Regierung als Mitregent , gleich einem rettenden Boten des Himmels inmitten \{werer Zeiten, verherrlicht haben, zu den Herzen Jhrer treuen Hessen drang, da fühlte sh jede Brust von be- geistertem Danke gehoben. Insbesondere wurde auch die evongelische Kirche des Großherzogthums ob solchen Anlasses hoch und höher bewegt. Die lang ersehnte Aussicht auf ein freieres, selbstständigeres und regeres Leben in unjerer evangelischen Kirche lag auf einmal vor unseren Blicken offen und klar ausgebreitetz sie zeugte Herrlicheres, als man bis daher kaum zu hoffen, ja kaum zu denken gewagt hatte, Und wie, weß das Herz voll, deß der Mund übergeht, so drängte das Herz Vieler nach gemeinschaftlicher Be sprechung, Ein Aufruf dazu von ungenannter Hand mußte daher um \o rascheren Anklang finden, als zugleich einzelne kirchliche Behörden des Lan- des denselben auch zu dem ihrigen machten,

¿Dem Rufe folgend, eilten am bezeichneten Tage eine Menge Ange hörigen der evangelischen Kirche aus allen Gauen der Hauptstadt zu. So vereinte denn der heutige Tag eine zahlreiche Versammlung, die jedoch, was schon wegen der Kürze der anberaumten Zeitfrist und auch sonst niht mög lich war, auf eine Vertretüng der evangelischen Kirche des Großherzogthums in keiner Weise Anspruch erhebt, die aber ansehnlich genug ist, um Zeugniß zu geben eben so von der erkannten Bedeutung des Verheißenen, als von des Herzens mächtigem Drguge, Diesem Drange folgend, begann die Ver ammlung mit lautem, weithin hallendem Danke, dargebracht Ew. Königl, Hoheit, der uns die Verheißung eines neuen Erblühens unserer evangelischen Kirche gegeben hat. DerselbeDank ernenerte sich, als der Großherzogl.Prälat, Dr. Zimmer mann, und Garnisons-Prediger Ninck in höherem Aufirage eröffnet hatten : ,, „Es sei die Absicht Sr. Königl. Hoheit des Erbgroßherzogs, auf Antrag der kirchlichen Behörden und zur Förderungen der segensreichen Wirkung der evangelischen Kirche eine zeitgemäße Entwickelung der evangelischen Kirche des Großherzogthums in der Art anzubahnen, daß namentlih dem welt- lichen Stande die ihm gebührende Mitwirkung nicht länger vorenthalten bleibe, Es werde zu dem Ende eine Kommission mit dem Entwurfe einer zeitgemäßen Verfassung der Kirche beauftragt und dieser Entwurf demnächst einer aus Geistlichen und Weltlichen durh eine freie Wahl zu bildenden Synode vorgelegt werden.‘ ““

,„„ Zugleich legte sih bei den Anwesenden, ergriffen von der Macht des Augenblicks und von dem Hochgefühle für das Große und Heilige des ern sten Gegenstandes, das einstimmige Verlangen an den Tag, Ew, Königl, Hoheit auf \chriftlihem Wege diesen Dank erkennen zu geben, Bei eben diesem Anlaß sprach sich weiter theils allgemein, theils auf Seiten der Mehr heit das Verlangen aus, einige bescheidene Wünsche hinzuzufügen und der Weisheit Ew. Königl. Hoheit zur gnädigsten Erwägung anheim zu geben. Das Vertrauen, wenn es ein wahres is, is ein gegenseitiges. Aus sol- chem Vertrauen sind diese Wünsche hervorgegangen. Allgemein wird gewünscht, es möchte der von der zu ernennenden Kommission anzufertigende Entwurf einer Kirchenverfassung, sobald er ausgearbeitet, durch den Druck veröffentlicht und insbesondere die Pfan:konferenzen zu einem Gut- achten aufgefordert werden. Weitere Wünsche lauten dahin :

1) Die mit dem Entwurf zur Synode zu beguftragende Kommission möge dahin streben, daß die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate ge- wahrt werde,

2) Freie Verwaltung des kirchlichen Vermögens jeder Art durch die Kirche unter besonderem Schuße des Staates.

3) Mitwirkung der Gemeinde bei der Wahl ihrer Geistlichen unter geseßlich zu bestimmenden Vorschriften.

4) Allgemeine Wählbarkeit der Geistlichen zu Landtags-Deputirten.

„Wir Unterzeichnete alle, Geistliche sowohl als Nichtgeistliche der evan- gelischen Kirche, denen es vergönnt is, an der heutigen Besprehung Theil zu nehmen, flehen wir in sicherer Uebereinstimmung nicht blos mit der ge samniten evangelischen Kirche Hessens , sondern auch mit vielen Tausenden von auswärtigen Christen, die, wir sind des gewiß, mit uus die Größe des Verheißenen erkennen, Gottes und seines Sohnes heiligenden Segen anf Ew. Königl. Hoheit Haupt herab, bitten um Kraft und Stärke von oben zum großen Werk und preisen den Lenker der menschlichen Herzen, der folche Gedanken in eine fürstlihe Brust pflanzt,

In tiefster Ehrfurcht ersterben

Ew, Königlichen Hoheit 2c,

Darmstadt, den 21. März 1848. (Folgen die Unterschriften.)“

Se. Königliche Hoheit empfing die Eingabe aus den Händen der genannten Abgeordneten und versicherte in den gnädigsten Aus- drücken die Jubetrachtnahme des auh nah seinem Ermessen so hoch wichtigen Gegenstandes.

Frankre 0.

Paris, 22. März. Die Journale veröffentlihen einen Bericht des General-Gouverneurs von Mg an den Kriegs-Minister, so wie zwei Proclamationen, welche Ersterer an die Armee von Afrika und an die Bevölkerung von Algerien erlassen hat. Jn dem Be- richte versichert Cavaignac, daß die Republik auf die Hingebung der Armee und der Bevölkerung unbedingt vertrauen könne.

Die Forts in der Umgebung von Paris, welche Artillerie em-

Dienstag den 28. März.

psongen hatten, sollen auf Weisung des Kriegs-Ministers entwaffnet werden.

Eiue Deputation des Klubs der National-Garde begab sih vor- gesteru zur provisorishen Regierung, um ihr seine Mitwirkung zuzu= sichern. Lamartine antwortete: „Bürger! Eure Jdeen sind durhaus die Ideen der Regierung. Die Republik, welhe wir proklamirt ha- ben, bedarf nicht blos einer moralischen, sondern auch einer sichtbaren, greifbaren, materiellen, eben so energischen als gemäßigten Kraft. Sie muß die Stärke, die Mäßigung und die Wachsamkeit in sich ver= einigen, welche Jhr ihren Vertretern wünsht. Jn einer solchen Re-= publik gehört die Regierung nicht ausschließlich jener kleinen Zahl von Männern, welche der öffentlihe Zuruf für jeßt an die Spiße des Landes gestellt hat; die Regierung gehört 35 Millionen Franzosen. Las ganze Land is repräsentativ ; die National-Garde selbs i} die Vertreterin der Ordnung, der Sittlichkeit, der Weisheit und Energie einer guten Regierung. Es freut sich daher die provisorische Regie= rung über die Bildung eines Klubs, der die edelsten Grundsäte der Republif zu verbreiten bezwedckt.““

Das Journal des Débats äußert: „Das große Bedürfniß des Landes in diesem Augenblicke is das Vertrauen. Wir leiden an einem geheimnißvollen und s{hrecklihen Uebel, dem Uebel der Furt, das um so gefährlicher is, weil die meisten Gegenmittel, die man anwendet, dasselbe nur vermehren: es heilt sich allein von selbst.

„Wenn aber das Vertrauen sich nicht herstellt, so werden alle Be=

mühungen der Negierung, die Fortschritte der Handels=- und Finanz= Krisis zu hemmen, vergeblih sin, und wer kann sagen, in welchen Abgrund unser s{önes Land stürzen wird? Ju dieser Beziehung ist es unmöglich, zwei am Donnerstage und Freitage stattgehabte öffent=- liche Kundgebungen nicht zu beklagen. Man wird sagen, daß diese Kundgebungen ohne materielle Gewaltthat geschehen seien; wir er- kennen dics an, Die provisorishe Regierung, welhe den Wünschen der Eliten-Compagnie der Nationalgarde für Beibehaltung ihrer Compagnieen nit entsprehen zu dürfen glaubte, hat sich auch mit einer ste ehrenden Festigkeit geweigert, unter dem Einflusse der Volks=- massen zu berathen, welhe das Stadthaus umringten. Alles is ohne sichtbare und handgreiflihe Ruhestörung vorübergegangen. Aber ist die materielle Gewaltthat Alles? Die Einubildung ist aufgeregt. Das Phantom der Gegen-Revolution auf der einen und das des Schreckens auf der anderen Seite stellen sich vor die Gemüther hin. Der Fréi= tag war eine Vergeltung für den Donnerstag. Wohin werden wir gelangen mit diesem traurigen Antagonismus? Niemand will den Bürgerkrieg, Niemand die Anarchie. Schlagen wir daher nicht den Weg ein, welcher zum einen und zum anderen führt. Wir sagen den National - Gardisten: „Gebt das Beispiel der Ordnung. Wenn Jhr Reclamationen zu machen habt, so thut es durch das Organ Eurer Chefs!‘“’ Wzr sagen den Arbeitern: „Jhr beklagt Euch, daß die Eigenthümer und die Reichen Paris verlassen. Wollt Zhr, daß sie dableiben, \o ergreift das aliein wirksame Mittel: Erschreckt sie uicht. Wenn Eure Absichten auch recht und rein, Eure Gesinnungen gemäßigt sind, \o verbreitet doch schon die bloße Masse Eurer Ver= sammlungen Bestürzung. Man lebt nicht in Sicherheit, wenn man si der Gewalt, mag sie auch sich zurückhalten und mäßigen, preisgege= ben sieht; denn wer weiß, ob sie sich immer wird gemäßigt und zu- rückhaltend zeigen wollen? Wir bedürfen sämmtlich Einer des An= deren; die Herstellung des Vertrauens is niht minder nothweudig für den Arbeiter, der ehrenhaft von der Thätigkeit seiner Arme lebt, als für den Kapitalisten und Reutner.“/

Ueber den lebteu Zustand des Geldmarktes bemerkt das JFour- nal des Débate: „Die Geschäfte an der Börse gingen heute flau. Die öffentlihen Fortds standen am Schlusse der Börse niedri= ger, als im Anfang. Man erfuhr zwar keine neuen Zahlungs = Eíin- stellungen von Banquierhäusern, aber die finanziellen Verlegenheiten des Handels verdoppeln sih. Die Berichte aus den Provinzen lassen neue Unfälle vorhersehen. Man kündigte heute Morgens zahlreiche Gallit-Erklärungen zu Havre an. Wir treten jeßt offeubarin den s{limm=- sten Zeitpunkt der Krisis. Nur durch ungeheure Anstrengungen und vor Allem durch die Mitwirkung der Regierung, deren Diskonto - Comtoirs nicht \hleunig genug in Wirksamkeit treten können, werden wir durch dieselbe hindurchzukommen vermögen. Die großen Fabrikstädte erhei- schen die sofortige Errichtung jener Comtoirs im Namen der Arbeiter- massen, welche von einem Tage zum anderen der Beschäftigungslosig- keit preisgegeben sein können. Um diesem Unglüde vorzubeugen, miis- sen Regierung, Banquiers, Kaufleute und Fabrikanten alle ihre Kräfte aufbieten. Die Quellen des Privat=-Kredits sind vertrocknet; \oeröffne denn der Staat jene des öffentlichen Kredits auf seine Gefahr. Jn- dem er die Thätigkeit in den Fabriken, in den Comtoirs, auf den Märkten für einige Tage aufrecht erhält, verschafft er dem Vertrauen die Zeit, wiederzufehren, und erst von dem Tage an, wo dasselbe wiederkehrt, wird der Ruin des Landes als abgewendet zu betrach- ten fein.“

Seit einigen Tagen gehen der Regierung sowohl von hier als aus den Provinzen manuigfahe Geldgeschenke zur Erleichterung der Verlegenheiten des Schaßes zu.

Ein ungenannter Bürger hat eine Summe von 200,000 Frs. in der Art zur Verfügung des Publikums gestellt, daß er bis zu diesem Betrage Bankbillets von 500 Frs. ohne Agio gegen Baar ein- wechselt.

Herr Ferrere Laffitte hat dem Schate ein Geschenk von 25,000 Fr. gemacht.

Jn der Münze herrscht jeßt eine unbeschreibliche Thätigkeit. Täg- lich werden eine Million Fünffrankenstücke geprägt und sofort nah der Bank und dem Schaße gebracht. j

Der Unterrichts-Minister hat alle gegenwärtig auf der Liste der literarischen Pensionen und literarischen Entschädigungen eingetragenen Personen aufgefordert, ihm \criftlich ihre Ansprüche ausetnanderzu= seßen, damit zu ihrer Prüfung und zu der unerläßlichen Revision je=- ner Listen geschritten werden kanu. A

Die Museen des Louvre, des Lurembourg und von Versailles, so wie die Gallerieen , sind unter den Minister des Innern gestellt worden, welcher jeßt manche s Se zugehörige und abhanden

Fn ¿ne Kunstgegenstände aufsuen aßt. ; : geln A dramatischer Schriftsteller hielt vorgestern eine Versammlung, worin man si mit großer Mehrheit gegen die Theater= Privilegien und gegen die Theater-Cenjur aussprah. Zugleich ward für rathsam erklärt, einen Vertreter der dramatischen Schriftsteller in die National-Versammlung zu bringen. i :

Nach dem Beispiele einiger Theater zweiten Ranges hat jeßt au das Theatre français die Preise seiner Pläße, mit Ausnahme derjenigen des ersten Ranges, sehr bedeutend herabgeseßt. Statt 1 Fr. 25 Cent. kostet jeßt das Ampbitheater nur 50 Cent.

Die provisorische Regierung hat verfügt, daß dem Marschall Ney auf der Stelle, wo er erschossen wurde, ein Denkmal errichtet werden soll.

Straßburg, 19. März. (Köln. Ztg.) Die Offizier-Wah- len für die National-Garde seßen bei uns Alles in Bewegung, Die-