1848 / 89 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

sind die Drei, die wir pflegen müssen aus allen Kräften. Das sind die Tugenden, die der Freiheit erst die rehte Weihe geben. Ein des Vaterland, die Bruderhand Allen, die mit. uns streiten für Freiheit und Ret, für Ordnung und Sitte, für das Heil des großen deutschen Volkes, daß es glüklich und stolz, ruhmvoll nah außen und innen, einig unter dem Marz rot) = gogen Banner stehe und die Früchte seiner Leiden und Kämpfe reihlich ärndte. Das walte Gott! ‘/

Deutsche Bundesftaaten.

Königreich Bayern. (N. K.) München, 24. März- Gestern Abend wurden Jhre Majestäten König Maximilian und Kö-

nigin Marie bei ihrem Erscheinen im Hof-Theater mit einem dreima- |

ligen herzlihen Lebehochrufe begrüßt, Jm Laufe der nähsten Woche wird bei den regierenden Majestäten große Aufwartung stattfinden. König Ludwig und Königin Therese begeben sih in den ersten Tagen des April nah Aschaffenburg, wie es scheint, zu längerem Aufenthalt. Der kleine Kronprinz wird aus Würzburg heute hier eintreffen.

Es wird nunmehr thätigst an dem längst erwarteten Armeebefehl gearbeitet. Derselbe wird der umfangreichste werden, der seit Jahrch zehnten erschienen is, denn es sind, da nah einem neuen Reskript alle Regiments = und Bataillons - Adjutanten, die bis jeßt aus den Regimentern genommen wurden, nun den Stäben zugetheilt werden \follen 90 bis 100 Lieutenants zu ernennen, so daß nunmehr ein großer Theil der Regiments-Kadetten den langersehnten Offizierdegen erhalten wird,

Die Adreß-Kommission der Kammer der Abgeordneten, die gestern Abends eine zweite Sitzung hielt, hat den Grafen Hegnenberg - Dux zu ihrem Berichterstatter ernannt. Derselbe wird den von ihm ver- faßten Entwurf morgen Vormittag der Kommission vorlegen, und dann wird sogleih die Berathung stattfinden. Die Berathung in der Kammer selbst, in öffentliher Sißung, wird am Montag oder Dienstag beginnen und dürfte wohl einige Tage in Anspruch nehmen. Auch die Adreß=Kommission der Kammer der Reichs-Räthe hat diesen Vormittag eine mehrstündige Sibßung gehalten.

Es Fheint noch nicht bestimmt zu sein, ob der neue Justiz= Minister, Herr Heinß, seine Stelle als erster Kammer=-Präsident nie= derlegen wird. Der neue Finanz-Minister, Freiherr von Lerchenfeld, der Mitglied des dritten Ausschusses i, wird wohl diese Stelle nie= derlegen und für denselben eine neue Wahl in diesem Ausschusse statt- finden müssen,

Königreich Hannover. Es sind nachstehende Verordnun- gen über die Aufhebung des Kabinets und die Führung der obersten Verwaltung des Königreichs erschienen :

„Wir Ernst August, von Gottes Gnaden König von Hannover 2c. ha- ben beschlossen, in der Geschäfts-Ordnung für die oberste Landes-Verwal- tung verschiedene Aenderungen eintreten zu lassen, und verordnen demnach wie folgt;

Art. 1, Unsere Verordnung vom 14, November 1837, das Kabinet und die Departements - Ministerien betreffend, nebst den dazu ergangenen Nachträgen und Justructionen , ist aufgehoben. Art, 2, Die bisherigen Ministerial-Departements bleiben bestehen, Art, 3, Die Vorstände der Mi- nisterial - Departements führen unter Uns die oberste Verwaltung des Königreichs, Sie haben jeder in den Gränzen des ihm anver-

irauten Geschäftsfreises Uns unmittelbar Vortrag zu erstatten und darauf Unsere Allerhöchste Entschließung entgegenzunehmen. Jn Behinde- rungsfällen werden die Ministerial-Vorstände durch den General - Secretair des Departements vertreten. Art, 4, Den Vorständen Unserer Ministerial- Departements i} es unbenommen, jederzeit und auf Einladung jedes Ein- zelnen von ihnen zu einem Gesammt-Ministerium zusammenzutreten, zu dem Zwecke, um wichtige Regierungsgeschäfte gemeinschaftlih zu erörtern und darüber zu beschließen. Art. 5. Den bestehenden Ministerial-Departements verbleiben die ihnen dermalen zugewiesenen Wirkungskreise. Von den seit- her Unserem Kabinet besonders beigelegt gewesenen Geschäfts-Gegenständen sollen bis auf Weiteres 1) die Angelegenheiten Unseres Königlichen Hauses, 2) die Angelegenheiten, welhe die Verhältnisse zum deut- schen Bunde betreffen, von Unserem Ministerial - Departement der auswär- tigen Angelegenheiten wahrgenommen werden; demselben soll auch das Lan- des - Archiv untergeordnet sein. Die Verhandlungen mit der allgemeinen Stände-Versammlung werden vom Gesammt-Ministerium geführt, Die Lei- tung der Verhandlungen mit den Provinzial - Landschaften is dem Ministe- rial-Departement des Jnnern übertragen, Art. 6, Die Vorstände der De- partements-Ministerien führen die ihnen von Uns anvertrauten Verwaltungs- Geschäfte selbstständig unter unmittelbarer Verantwortlichkeit gegen Uns Allerhöch|tselbst. Art, 7. Die Gegenstände, welche unbedingt Unserer vor- gängigen Kenntnißnahme und Allerhöchsteigenen Entschließung bedürfen sollen, haben Wir den Vorständen Unserer Departements-Ministerien beson- ders bezeichnet.

Die gegenwärtige Verordnung soll durch die erste Abtheilung der Geseh- Sammlung zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden,

Hannover, den 22. März 1848,

Ernst August. Graf Bennigsen.“

„Nachdem Se, Majestät der König durch die veröffentlichten Erklärun- gen Aufhebung der Censur, Amnestie und Rehabilitation der wegen poli- tischer Vergehen Verurtheilten, Associations-Recht, Oeffentlichkeit der ständi- schen Verhandlungen, Vereinigung der Königlichen und Landes - Kassen , o wie Verantwortlichkeit der Minister gegen das Land“/, schon zu bewilligen und darauf die Unterzeichneten zu Vorständen der Ministerien zu ernennen

eruht haben, sind von Allerhöchstdemselben noch folgende weitere Grund- fe, denen auch Se. Königl, Hoheit der Kronprinz Beistimmung ertheilt haben, genehmigt worden :

41) Maßregeln zur Einigung Deutschlands und zur Erreichung einer Vertretung des Volkes beim Bunde, im verfassungsmäßigen Wege. 2) Ver- besserung der Gerichtsverfassung, Trennung der Rechtspflege von der Ver- waltung, Aufhebung des befreiten Gerichtsstandes. 3) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens in bürgerlichen und peinlichen Sachen, so wie Schwur-Gerichte bei leyteren, 4) Zulassung des Rechtsweges als Rekurs- Jnstanz in Polizei-Strafsachen und wegen aller Handlungen der Verwal- tungs - Behörden, weun sie ihre Zuständigkeit überschreiten, 5) Größere Selbstständigkeit der Landgemeinden und Aufhebung aller Befreiungen von Gemeindelasten. 6) Erlassung einer Städte-Ordnung für das Königreich auf den Grundlagen: Polizei - Verwaltung durch den Stadt - Magistrat , Ein- schränkung des Erfordernisses der Bestätigung auf die stimmführeuden Mit- glieder des verwaltenden Magistrats und des Stadtgerichts, dergestalt, daß die Bestätigung nur aus geseßlich zu bestimmenden Gründen soll verweigert werden dürfenz Beschränkung des Ober - Aufsichtsrechts in städtischen Ange- legenheiten; Befugniß zur öffentlihen Verhandlung über dieselben,

Die nöthigen Maßregeln zur Ausführung dieser Grundsäge erden ungesäumt ergriffen werden, Dazu bedarf es der Mitwirkung der Stände, die sich in wenigen Tagen versammeln werden. /

Die Unterzeichneten werden alle Kräfte aufbieten, dann in Gemeinschaft mit ihnen das vorgesteckte Ziel zu erreihen, Möge ihnen dazu der Bei- stand Aller zu Theil werden, welhe hier mitzuwirken berufen und im Stande sind,

Hannover, den 22, März 1848,

Graf Bennigsen, Prott. Stüve, Dr. von Düríng.“

Herzogthum Holstein. (Alt, Merk.) Die von dem Könige der Deputation mitgegebene shriftlihe Antwort lautet :

„Auf Jhre Anträge haben Wir Jhnen zu eröffnen, daß wír gesonnen sind, unserem Herzogthum Holstein, als einem selbst 22 ea deutschen Bun- desstaat, eine aüf die Grundlage eines ausgedehnten Wahlrechts gebaute, in Wahrheit freie Verfassung zu gewähren, worin namentlich auch Volks- bewaffnung, Preßfreiheit und Vereinsreht ihre Geltung finden wer- den, daß aber in Folge dessen Unser Herzogthum Holstein neben einer eigenen Regierung und Militairverfassung guch getrennte Fi-

Braun, Lehzen.

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nanzen erhalten wird, sobald die gegenseitige Auseinandersezung nebe n den anderen Bedingungen einer Union mit Dänemark und Schleswi g festgesezt sind; daß Wir-Uns daneben den Bestrebungen für Exrichtung ei- nes frâstigen und volksthümlichen deutschen Parlaments ofen anschließ en werdenz daß Wir Unser Herzogthum Schleswig dem deutschen Bunde ein- zuverleiben weder das. Recht, noch die Macht, noch den Willen haben, da- gegen die unzertrennlihe Verbindung Schleswigs mit Dänemark durch eine cie freie Verfassung kräftigen wollenz daneben aber Schleswigs Selbst- ändigkeit durch ausgedehnte provinzielle Jnstitutionen, namentlich einen eigenen Landtag und besondere Verwaltung, kräftig zu schirmen entschlossen sind. Daneben wollen Wir Jhnen bedeuten, daß es Unser ernster Wunsch ist, im aufrichtigen Einverständuisse mit Unseren lieben und getreuen Unterthan en Frieden und Freiheit in Unseren Landen zu gründen, daß Wir daneben es als die heiligste Pflicht des legitimen Fürsten erkennen , die Herrschaft des Geseßes und Aufrechthaltung des Landfriedens mit aller Macht zu hüben. Kopenhagen, den 24. März 1848, Frederik R, : A W Moltkt,

Conseil-Präsident.

Ju Glückstadt wurde am 24. März die Proclamation der pro= visorishen Regierung in einer Bürger-Versammlung bekannt gemacht und mit allgemeinem Jubel aufgenommen, worauf sogleich die Aner= kennung der provisorischen Regierung erfolgte. Ein Theil des dort stehenden Bataillons i nach Rendsburg abgegangen.

Aus Rendsburg vom 24. März, Abends 11 Uhr, schreibt man?

Schleswig=Holstein hat das dänische Joch abgeschüttelt, es ist seit vierund= zwanzig Stunden ein selbstständiger Staat geworden und hat Deutschland bewiesen, daß es fein entartetes Kind der Zeit werden wolle. Die pro= visorische Regierung gewinnt mit jedem Augenblicke an Festigkeit, die Hauptstädte des Landes (von Flensburg weiß man noch nichts) haben sie anerkannt, die Truppen sich ihr ünterworfen. Vor einer Stunde rüdckte das \{hleswigshe Dragoner-Regiment mit {warz-roth= goldener Standarte unter ungeheurem Jubel des Volkes ein; der Anblick war ein wahrhaft ergreifender. Morgen wird das \leswig- he Jäger = Corps erwartet, welhes, von dänischen Offizieren irre= geleitet, sich \{chon auf den Weg nach Flensburg begeben aber glückliher Weise bald den Trug erkannt haben soll. Die Soldaten haben sämmtlich die dänische Kokarde abgerissen und die deutsche, die shwarz-roth-goldene, dafür angenommen. Es herrscht hier ein großer Jubel, man hört wiederholt den Ruf: „Deutschland über Alles‘ ershallen ; man wartet voller Energie der Dinge, die da kommen fönnen, man scheut sie niht. Näheres über den angedrohten dänishen Besuh weiß man hier augenblicklich nicht; sollte er kom= men, \o wird uns deutshe Hülfe nicht fehlen, der wir zur Sicherung der ausgedehnten Gränzen , da die dänische Flotte an jedem Punkte unserer Küsten lauden kaun, allerdings augenblicklich bedürfen.

25. März, Abends. Heute Nachmittag traf unerwartet Se. Durchlauht der Herzog von Schleswig = Ho!stein = Son- derburg - Augustenburg hierselbst mit einem Extrazuge ein und wurde vom herzugeeilten Volke mit Jubel empfangen.

Die Festung i} heute Abend gegen jeden Angriff einer feindli- chen Macht in vollkommene Sicherheit gesebt, die exponirten Bastio= nen sind mit Kanonen befahren, Leichte Truppen, unter ihnen das Studenten - und das kieler Turner =- Corps, verlassen, wie es heißt, noch heute Abend die Festung in der Richtung nah Norden.

_ Von dem nah Schleswig nordwärts gezogenen Theile der Gar= nison, Dragoner und Jäger, sind sämmtliche Soldaten einzeln und in Trupy zurücgekehrt und in Rendsburg bereits angekommen; die Offi= ziere haben sich allein entfecnt.

Wie es heißt, hat die provisorische Regierung in der \{hleswig- holsteinischen Landesfasse zu Rendsburg den unerwarteten Fund von 600,000 Rthlr. gemaht. Man fand noch die ganze, für die luxem- burger Ausrüstung bestimmte Summe in holländischen Dukaten.

Apenrade hat den Umschwung mit Jubel begrüßt, von Haders= leben fehlen noch Nachrichten.

Fast stündlih treffen Deputationen von Städten und Land= Distrikten ein, welche die Regierung begrüßen, um Waffen bitten und jede Hülfe an Gut und Blut zusagen. Die dänischen Offiziere ga= ben dem Prinzen das Ehrenwort, nicht gegen die Herzogthümer zu dienen, Keiner is auch uur im geringsten beleidigt worden, man dachte nicht an die Vergangenheit, sondern ehrte das Unglück.

26. März. Die provisorishe Regierung hat im hie= sigen Tagblatte drei provisorishe Verfügungen veröffentlicht : 1) Jn Betreff der Freiheit der Presse, die unter Aufhebung aller frü- heren Verfügungen über Preßvergehen dieselben vor die ordentlichen Ge= richte verweist und jede Konzessions-Ertheilung beseitigt, dagegen das an einigen Orten bestehende Privilegiúum von Juseraten beibehält. 2) Gewährung des Rechtes der öffentlichen Versammlungen ohne polizeilihe Erlaubniß, mit Aufhebung der früheren Bestimmungen und Verweisung etwaniger Uebertretungen an die ordentlichen Gerichte. 3) Die Bürger -= Bewaffnung unterTselbstgewählten Anführern, und sollen die Kommunen deshalb mit ihren Obrigkeiten in Verbindung treten und leßtere die erforderlihe Anzeige der provisorischen Regie= rung mahen, Eine Bekanntmachung vom gestrigen Datum erklärt, in Folge des Geschäftsdranges, alle auch nur von zwei Mitgliedern der provisorishen Regierung publizirten Erlasse für gültig.

Kiel, 25. März. Die beiden höchst kommandirenden Offiziere in Rendsburg und der Bataillonschef in Glückstadt, von Lobedanz, haben ihre Entlassung eingereicht. j

Die provisorische Regierung hat den Professor Droysen und den Der, Ahlmann zu ihren Secretairen ernannt.

(Mittags 1 Uhr.) Die Beamten gehen alle nah Rendsburg. Mehrere sind noch in Kopenhazen, ‘und die hier angekommenen sind zum Theil ohne Gepäck abgereist, um nur mitzukommen, Die Dampf= \chiffe sind der „Skirner““ und „Hekla“/, Der Herzog und zwei Prin- zen von Glücksburg sind ebenfalls nach Rendsburg gereist. Mehrere holstei nische Adelige, namentlih mehrere Mitglieder der Familie von Buchwald, treten in den Militair - Dienst und sind bereits abgegangen. Das Herzogl. Ober - Appellationsgericht hat die provisorische Regierung anerkannt und desfallsige Schreiben an die beiden Ober - Gerichte erlassen. Die Herzogin von Glücksburg wird niht nach Kopenhagen gehen. Hier is in al- len diesen Tagen keinem Dänen auch nur ein unangenehmes Wort gesagt worden; noch jeßt gehen entlassene dänishe Offiziere nnange- fohten auf der Straße; sogar ein Marine - Offizier, der sih höchst unbesonnene , ja kindishe Aeußerungen hatte zu Schulden kommen lassen, was in der ganzen Stadt bekannt war, hat selbst vom Pú- bel, geschweige von den Bürgern, irgend eine Anfechtung erlitten. Eben so ist es im ganzen Lande, nur gegen mißliebige deutshe Be=- sind Demonstrationen dur Fenster - Einwerfen u. st. w, verübt worden,

Kiel , 26. März ( Abends). Heute früh lief das Königliche Post-Dampfschiff „Skirner““, begleitet von einem Kriegs-Dampsfschiffe, hier ein, um die Stände-Deputirten und mit ihnen die deutshen Beam= ten, die ihre Aemter niedergelegt, nebst ihren Familien herüberzubrin- gen. Die Dampfschiffe legten nicht wie gewöhnlih an die Brücke, sondern blieben mitten im Hafen. Unterdessen hatte sich die ganze Bevölke- rung der Stadt am Hafen versammelt und die Bürgergarde sih am Ha= fen aufgestellt. Die Spannung, mit der man schon seit mehreren Tagen

weiteren Nachrichten aus Kopenhagen entgegengesehen hatte, war aufs

höchste gestiegen, Erst erfuhr man dur en hingesandtes Boot, daß die Deputation zurügekehrt, dann sah man ein Boot mit Männern, in denen man bald die Deputirten erkannte, ans Land fahren. Ob- gleich noch ungewiß, was sie brächten, war allgêmeiner Jubel, als man die Männer des Vertrauens. angekommen sah. Als se gelandet waren, ermahnte Olshausen zur freundlihen Behandlung der Dänen, wie auch sie in Kopenhagen freundlich behandelt seien; man solle sich den Dampfschiffen niht nähern und besonders alles Schießen ver- meiden, da es unsäglihes Unglück hervorbringen könnte. Wagen standen bereit, die Deputation auf den Markt zu bringen, wohin ih nun die Bürgergarde und die ganze Volksmasse begab. Der schon 6/9 a aufgeseßte offizielle Bericht wurde vom Wagen herab erlesen.

Darauf berichtete Olshausen ausführliher von ihrer Behand= lung, wie sie, vom Volke bedrängt, von den Studenten ges{ühßt, un= verleßt wieder entlassen, wie alle Deutschen mit ihnen Kopenhagen verlassen. Dann sprach Clausen von der Begeisterung, mit der das dänische Volk sih rüste, um seine Ansprüche auf Schleswig mit Ge= walt der Waffen durhzuseßen, und ermahnte zu gleihem Eifer. Zu= leßt erzählte Etatsrath Franck, wie er zum König berufen, um als Präsident der deutshen Kanzlei oder als Regierungs - Kommissär in den Herzogthümern die Ansichten der Regierung zu vertreten. Da aber die Jncorporation Schleèwigs die Bedingung, so habe er alle Anerbietungen zurückgewiesen und, um ein ehrlicher Mann zu bleiben, auch sein jeßiges Amt niedergelegt. Allgemeine Beistimmung und lauter Jubel begleiteten die Reden. Es war eine erhebende Scene.

Fürstenthum Lippe-Detmold. (Hannov. Ztg.) Die für deu gegenwärtig versammelten außerordentlihen Landtag des Fürstenthums Lippe bestimmten Negierungs=-Vorlagen sind folgende : 1) Proposition, die Oeffentlichkeit der landständishen Versammlungen betreffend. 2) Proposition, die landtägige Geshäfts-Ordnung be treffend. 3) Proposition, die Theilnahme von Regierungs-Kommissa- rien an den landtägigen Berathungen betreffend, 4) Proposition, die Freiheit der Presse betreffend. 5) Proposition, die entscheidende Theilnahme der Landstände an der Geseßgebung betreffend. Bei der Motivirung der vierten Proposition wird das badenshe Preßgeseß von 1831 zur Annahme empfohlen mit Ausnahme der Straf- Bestimmungen über gröblihe Preßvergehen, welhe bei uns hon durh das neue Kriminalgeseßbuch vorgesehen sind. Auch ist bei uns als Gericht ziveiter Jnstanz statt des Ober-Appellations= gerihts zu Wolfenbüttel das Plenum des Kriminalgerihts vorge= schlagen. Für die übrigen, im landesherrlichen Patente vom 9teu d. M. vorgezeihneten Reformen, besonders die, welche eine Vervoll fommnung der bestehenden landständishen Verfassung und der Finanz= Verfassung des Landes bezwecken, haben in der seit der Einberufung der Stände verflossenen kurzen und dur die Anforderungen des Au- genblicks vielfah anderweit in Anspruch genommenen Zeit bestimmte Propositionen nicht ausgearbeitet werden können. Die Regierung wünscht, sich zunächst mit den Ständen über die Grundzüge zu ver= einigen, und wird denn auch über die übrigen Reformen die erfor- derlihen Propositionen vorlegen.

Freie Stadt Frankfurt. Die O. P. A. Z. enthält nachstehenden Auszug des Protokolls der 23sten Sißung der Bundes Versammlung vom 25. März d. J.:

„Die Bundes - Versammlung beschließt, die durch Bundes - Be- {luß vom 10ten d. M. an sämmtliche deutschen Bundes - Regierun-= gen ergangene Einladung zu alsbaldiger Abordnung von Männern des allgemeinen Vertrauens zur Berathung über die Revision der Bundes = Verfassung auf wahrhaft zeitgemäßer und nationaler Grund- lage zu erneuern, damit diese Berathung sofort nah dem Eintreffen dieser Abgeordneten hier beginnen könne.“

Freíe Stadt Hamburg. (H. C.) Wir sind autorisirt, das nachstehende Schreiben des Königs von Preußen an den Herzog von Schleswig=-Holstein-Augusteuburg- zu veröffentlichen : i

„„Durchlauchtiger Herzog !

Auf Ew. Durchlaucht Schreiben vom heutigen Tage in Betreff des bedrohlihen Zustandes in den Herzogthümern Schleswig-Holstein eröffne ich Jhnen hiermit Folgendes : ]

Jch habe mih der Wahrung der deutschen Sache für die Tage der Gefahr unterzogen, nicht um die Rechte Anderer zu usurpiren, sondern um das Bestehende nah außen und im Junern nach Kräften zu erbalten.

Zu diesem bestehenden Rechte rechne Jch dasjenige der Herzog-= thümer Schleswig-Holstein, welches in den die Rechte des Königs reihs Dänemark in keiner Weise verleßenden Säßen ausgespro= chen ift :

1) daß die Herzogthümer selbstständige Staaten sind, 2) daß sie fest mit einander verbundene Staaten sind, und 3) daß der Mannsstamm in den Herzogthümern herrscht.

Jn diesem Sinne habe Jh Mich bereits beim Bundestage er klärt, und bei diesem {bestehenden Rechtsverhältnisse bin Jch bereit, in Betracht des Bundes=Beschlusses vom 17. September 1846, die Herzogthümer Schleswig - Holstein gegen etwanige Uebergriffe und Angriffe mit den geeignetsten Mitteln zu {üben. '

Jch hoffe übrigens, daß der Nationalität der Herzogthümer keine ernstlihe Gefahr droht und bin entgegengeseßtenfalls der festen Zu- versiht, daß Meine deutschen Bundesgenossen, gleih Mir, zum Schuße derselben herbeieilen werden.

Berlin, den 24. März 1848,

Mit aufrichtiger Freundschaft verbleibe Jch

Ew. Durchlaucht freundwilliger Vetter

Friedrich Wilhelm,“ Oesterreichische Monarchie.

- Ueber die Vorgänge in Mailand und anderen Orten Ober Ftaliens enthält die Allg. Ztg. nachstehende Berichte:

Chur, 21. März. Ein eben erscheinendes Bülletin des liberalen Al - penboten sagt: „Jn Mailand is die Revolution ausgebrochen. Die clev- ner Post, welche am 19ten Abends hier eintreffen sollte, is erst diese Nacht angelangt. Ein Privatbrief von Cleven ( Chiavenna ) meldet Folgendes : General Radetki hat sih mit seinen Truppen ins Kastell von _Mailand Der Vice-König is gefangen 11 on Nationalgar bestätigt, Der sogleich wurden

u 4 Ee zurückgezogen und is dort eingeschlossen. er Vice-H Brescia, Como, Bergamo und die anderen Städte sind vo den besetzt,“ Diese Berichte werden durch andere Briese Aufstand in Mailand is am 18ten Mittags losgebrochen ; alle Thore geschlossen,“ j / Ch 249 März. Die direkten Berichte von Mailand gehen bis zum

tags: sie j : Am 18ten Morgens gegen 10 Uhr 18ten Mittags, sie melden Folgendes Bekanntmachung angeschlagen :

in den Straßen der Stadt folgende ] ( Ode Präsidenz Aas Kaiserlichen Regierung macht es sich zur Pflicht, dem Publikum von dem Jnhalt einer, telegraphischen Depesche Kenntniß zu ge- den, welche, am 15ten d. von Wien abgehend, am nämlichen Tage in Cilly und gestern Abend hier angekommen is. Sie lautet; „,„Se. Majestät der Kaiser hat beschlossen , die Censur aufzuheben , unverzüglich ein Preßgeseß veröffentlichen zu lassen, so wie ferner die Stände der deutschen und slawi- \hen Reiche und die Central-Congregationen des lombardisch-venetianischen Königreiches einzuberufen. Der Zusammentritt derselben soll spätestens am Iten des nächstkommenden Monats Julí stattfinden, Unterzeich- net; M, Hartl, Kaiserlicher Jnspektor des Telegraphen, und dex Viceprä-

sident Graf O'Donell./“ Statt das Volk zu beschwichtigen, rief dieser „Aviso” eine stärkere Aufregung hervor. „Vane promesse e bugiarde! è troppo tardi!” hörte man auf allen Straßen, Die Anschläge wurden ab- gerissenz das Geschrei des Aufruhrs wurde laut. Gegen 11 Uhr entvölker- n sich die Straßen z Häuser, Cafés und Wirthschaften wurden sogleich ge- zlossen, l Volkshaufen, die augenblicklich und unglaublich sih vergrößerten, Als die Diligence Mittags abfuhr, waren die Contra- da - larga, der Domplaÿ und der Play beim Broletto mit Volk8massen beseytz kaum vermochte sie durch- zudringen. Dies sind die legten direkten Berichte aus der lombardischen Hauptstadt. Tessinische Zeitungen und Privat - Berichte aus Chiasso, Como und Chiavenna melden noch Folgendes: E ;

Am 49ten Morgens brachte eine Staffette von Chiasso den Bericht nach Lugano , der Kampf habe in Mailand begonnen, Das Volk habe Barrikaden errichtet; das Militair sich ins Kastell zurückgezogen. Der Vice- fönig sei entflohen, aber in Brescia von italienischen Grenadier - Compag- nieen gefangen genommen worden, welche, der Sympathie mit der Bevöl- kerung verdächtig, von Mailand nach jener Stadt verlegt worden, Nach diesem Bericht hätte man am 19ten um 3 Uhr Morgens fanoniren hören ; bis dahin , glaube man, sei kein Blut geflossen. Nach anderen Berichten wären die Truppen beim Ausbruch des Aufstandes sogleich nah dem Markt- play gezogen, um \ch dort der Getraide - Vorräthe zu versichern und dieselben ins Kastell zu bringen, Das Volk habe sich ver- geblich widerseckht uud ein fkleines Gefeht stattgefunden, wobei Mehrere gefallen seien. Darauf hätten sich die Truppen zum Theil ins Kastell zurückgezogen, zum Theil die befestigten Stadtthore von außen beseßt, Eine starke Abtheilung tiroler Jäger habe den Dom erstiegen und von den Terrassen desselben die umliegenden Straßen beschossen. Das Volk habe hierauf die Treppen theilweise zerstört und auf solche Weise diese Mannschaft abgeschnitten, Von außen her sei die Stadt mit Kanonen be- \{hos}sen worden; an den einzelnen Thoren seien in hartnäckigen Kämpfen sowohl vom Volke als von den Truppen viele Verwundete und Todte ge- fallen, Die Munizipalität von Mailand habe sich als provisorische Regie- rung für die ganze Lombardei erklärt; Radeyki sei geflohen; Gallimberti getödtetz Torresani in den Händen des Volks. Diese Nachrich- ten sollen durch einen Boten der Munizipalität, welcher der Wachsamkeit der Truppen entgehen konnte, an die Munizipalität von Como gelangt sein, Como verhielt sich am 19ten noch ruhig, bereits traf aber viel Volk aus der Umgegend und vom See her in der Stadt ein, Wenige waren mit Jagdflinten bewaffnet; man rüstete sih so gut als möglich zum Kampf mit Sicheln, Haken und anderen Werkzeugen, Aber auch zwei Com- pagnieen Kroaten zogen ungehindert aus der Umgegend in das Städtchen. Auf dem Domplay standen fremde Truppen und Civica sih unthätig, aber böóchst gespannt gegenüber, Am 19ten noch zog eine mit Jagdflinten be- waffnete Schaar Lombarden und Venctianer von Chiasso aus mit dreifar- biger Fahne, Auf dem Monte Olimpino zog eine Gendarmerie-Patrouille mit dem Rufe: „Viva Jtalia“/ bei ihnen vorüber. Jn Como angekommen, sprach der Führer dieser Schaar, der Dichter Diego Piacentini , zum zahl- reich versammelten Volke; er wurde mit stürmischem Beifall empfan- gen. Von der Munizipalität wurden die Ankömmlinge Angesichts der sich passiv verhaltenden Truppen in die Civica eingereiht, Am 20sten Mor- gens begann in Como der Kampf; um 9 Uhr hörte man in Chiasso Ka- nonen- und Pelotonfeuer, Von der Spiye des Monte Olimpino sah man auf dem Domplay in Como das Aufblizen der Geschüße, man {loß auf cinen sehr hartnäckigen Kampf. Jn Como und der Umgegend heulten die Sturmgloken. Nach 10 Uhr traf in Chiasso ein reitender Bote ein; die Munizipalität von Como sendet um Waffen, aber nur wenige sind aufzu- treiben. Beim Abgang des Boten war erst ein Soldat und ein Bürger gefallen; alle Thore waren geschlossen. Der Polizei-Kommissar von Ponte Chiasso hat in leyterem Orte bereits um ein Asyl angehalten; er erhielt die Antwort , das Land der Freiheit stehe allen Flüchtlingen ofen. 4000 Piemonteser sollen den Gravellone überschritten haben, um den Lombarden Hulfe zu bringen, Mit den Dampfschiffen langten in Chia}so viele wohl= bewaffnete Veltliner an, die kampfbegierig ihren Brüdern beizustehen eilten.

In Cleven (Chiavenna) zogen am 19ten Volkshaufen mit Musik herum und verkündeten mit ungeheurem Jubel die Republik. Es bildete sich sofort eine National-Garde. Am 20sten hatten alle Behörden sich aufgelöst; überall waren die österreichischen Wappen abgenommen worden, Berichte von dort melden, in Brescia und Vergamo sei die Nevolution vollendetz bewaffnete Schaaren zichen von dort der bedrängten Hauptstadt zu Hülfe. Ja man will von Aufjtänden in Verona und Venedig wissen. Auch dort fehlten direkte Berichte von Mailand seit dem 18ten Mittags. Hier in Chur sind heute Seide-Sendungen, jedoch ohne Briefe, eingetroffen, die Bergamo nach dem Ausbruch und wahrscheinlich nach Beendigung des dortigen Aufstandes verlassen hatten. Die Regierung Tessius hat zwei Bataillone und einige Schüßen - Compagnieen aufgeboten, um die Gränze gegen die Lombardei zu beseyen.

E

Paris, 24. März. Hieronymus Bonaparte hat vor zwei Tagen seinen Dienst als National-Gardist angetreten; er wurde als Schildwache auf den Posten du Drapeau kommandirt und gehört zu der vierten Compagnie des ersten Bataillons der ersten Legion.

Man arbeitet angeblich an einem Geseh - Entwurfe, kraft dessen der Staat sih die Eisenbahnen aneignen und den Actien - Juhabern 5 prozentige Renten zu einem gewissen Preise geben würde.

In einem Artikel über die Erhöhung der Grund= und Haus= Steuer fordert der National die Eigenthümer auf, sofort die ganze Jahres - Steuer zu entrichten, statt von der ihnen zugestandenen Fri= sten-Zahlung Gebrauch zu machen.

Das Journal des Débats warnt vor Ausgebung von Pa= piergeld, weil dasselbe sofort im Werthe sinken und bald nur mit 50 yCt, Verlust gegen klingende Münze würde umgeseßt werden kön- nen, da der Franzose seit den Assignaten eine unüberwindliche Abnei gung gegen Papiergeld habe. Deshalb dürfe auch die Bank die Aus-= gebung ihrer Billets nicht bedeutend steigern, wenn sie den Werth derselben niht {mälern wolle.

Der Erzbischof von Paris soll Herrn Ledru - Rollin ersucht ha ben, man möge, wenn eine Hinauëschiebung der allgemeinen Wahlen nothwendig sei, jedenfalls die Charwoche frei lassen.

Herr Cormenin is von der Regierung mit Abfassung eines De- krets zur Herabseßung der Gerichtskosten in Handelssachen beauftragt worden, :

Herr Thiers beschäftigt sih jeßt mit einer Geschichte der Fe=- bruar-Revolution, welche in kurzem erscheinen wird.

Ein Schneider zu Montrouge hat der Regierung die sehr {bön gearbeitete Flinte des Grafen von Paris angeboten, welche hier ge funden worden war, Man hatte ihm 2000 Fr. dafür geboten, er zog es aber vor, sie als Andenken an den Volkssieg auf dem Stadt- hause niederzulegen. Fast jeden Tag nimmt die Polizei werthvolle Gegenstände in Beschlag, die aus den Tuilerieen entwendet wurden. Gestern wurde sie einer herrlihen Bronzegruppe und einer mit Edel- steinen beseßten Halskette habhaft. :

Täglich verlassen viele Deutsche, Italiener, Polen und Oester= reicher Paris, um in ihre Heimat zurückzukehren,

Großbritanien und Irland.

London, 23. März. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht hielt gestern auf den Wunsch der Königin an Stelle Jhrer Majestät im St, James-Palast ein Lever, welches zahlreicher besuht war als das erste, welhes der Prinz hielt.

Die gestrige Unterhaus-=Sißung bot kein erhebliches Jnteresse. Man beschäftigte sich wieder mit Jrland, ohne zu einem Resultat in der Berathung zu kommen. Herr Scrope beklagte sich darüber, daß die Gutsbesißer die Hütten ihrer Pächter niederreißen ließen und diese obdachlós dem Unwetter auf den Landstraßen aussebten, wenn sie keine Pacht zahlten, ein Zustand, den der Minister des Innern bedauerte, aber, wie er erklärte, niht be-

Nach und nach aber zeigten sich bald hier, bald dort eínzelne

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seitigen könne, da der Staat niht das Recht habe, \ich in solche Privatbeziehungen einzumischen. Einer kurzen Debatte, die hier- über entstand, folgte der Antrag des Herrn Crawford auf zweite Lesung der Bill in Betreff des Abzuges der Pächter in Jrland. Die Bill will die Pächter entschädigen lassen, wenn sie von den Grund- besißern, welche so viel wie möglich ihre Pachtungen einziehen, aus ihren Gütern entfernt werden. Doch der Widerstand gegen die Bill war zu groß, und man kam endli überein, sie mit der zu ähnlichen Zwecken von der Regierung eingebrachten Bill, deren zweite Lesung auf nächsten Montag bevorsteht , zusammen im Comité berathen zu lassen. Das Haus vertagte sich hierauf.

Die leßten Nachrichten aus Deutschland, welche aus Berlin bis zum 19ten reihen und über die ganze Katastrophe in der Nacht vom 18ten bis 19ten berihten, haben hier feinen ungünstigen Eindruck gemacht. An der Börse sind die Consols wieder gestiegen; sie stehen jeßt wieder 83. - Besondere Gründe lassen sich für dieses Steigen faum angeben, außer dem wachsenden Zutrauen in „die verständige Vaterlandsliebe“ des deutschen Volkes und seine Mitwirkung mit Eng- land in der Erhaltung des Weltfriedens. Die Times enthält heute einen Artikel über die Stellung Preußens nah dem Erlaß des Pa- tents vom 18, März, worin es zum Schluß heißt: ,, Was diesen Ereignissen gegenüber die große öffentliche Politik Europa's und die fontinentalen Juteressen dieses Landes anbetrisst, so können für sie die Unabhängigkeit und die Einheit Deutschlands, unter welher Gestalt sie au bewirkt werden mögen, sich nur als so wohlthätig erweisen, als sie bedeutsam sind. Dort steht die riesige und unüberwindliche Barriere gegen das Andringen Rußlands und Frankreichs, und dort lebt eine Race von Menschen, welche über die Jnteressen angemessener Konkurrenz hinaus keine Traditionen haben und keine Zwecke verfol- gen, welhe mit der Politif Großbritaniens in Widerspruch stehen.“

Die Lords der Admiralität haben heute morgen die Nachricht erhalten, daß der „Solon“, mit den Prinzeu von Joinville und Au- male an Bord, im Hafen von Darmouth eingelaufen is. Die Prin- zen waren sofort mit der Eisenbahn von Devon nah London abge- gangen und werden ihre erlauchten Aeltern jeßt bereits in Claremont umarmt haben,

Briefe aus Jrland melden, daß gegen drei der Häupter des jungen Jrlands, die Herren Smith O’Brien, Mitchell und Meagher, auf Grund einer Anschuldigung des Aufruhrs, Verhaftsbefehle er= lassen sind.

Dn emar k.

Kopenhagen, 23. März. (Alt. Merk.) Das neue Mini-= sterium is noch nicht offiziell bekannt. Gestern früh wurde an den Straßenecken angeschlagen, daß die Herren Hvidt, Claussen, Lehmann, Monrad und Tscherning um 10 Uhr zum Könige berufen worden. Jn Folge der gepflogenen Berathung kam das neue Ministerium zu Stande, und zwar bleibt Graf A. W. Moltke zu Bregentved Finanz= Minister und Herr von Bardenfleth Justiz-Minister. Die auswärti=- gen Angelegenheiten erhält Graf F. Knuth auf Sorö, das Kriegs=- Departement Capitain A. T. Tscherning, Kultus- und Unterrichts- wesen Magister D. G. Monrad, Zoll- und Handels = De- partement Geheime Rath Bluhme, sämmtlih als verantwort- lihe Minister. Minister ohne Portefeuille sind Etatsrath Hvidt und Orla Lehmann. Als provisorischer Minister für die Her- zogthümer is Frhr. von Plessen eingeseßt. Die ganze Combination drohte an dem Widerspruche des Etatsrath Bang (der nicht in die- selbe aufgenommen is) zu scheitern, und es hieß s{hon, die Ernen= nung sollte drei Tage aufgeschoben werden, gber die große Bewegung in der Hauptstadt und die Ankunft der \{hleswig-holfteinishen Depu- tation brachte die Sache zur Entscheidung. Großer Jubel verbreitete sich alsbald in der Bevölkerung über die Ernennung der Volksmänner. Gestern Abend um 8 Uhr strömten 15—20,000 Menschen auf dem Chri- stiansburger Schloßplaße zusammen und brachten dem Könige ein mehr= fahes Hurrah. Man wünschte den König zu sehen; aber der waht= habende Offizier zeigte an, Se. Majestät habe in Folge der starken Anstrengung und fortgeseßter Nachtwache sich eine Weile zur Ruhe begeben. Als die neuen Minister aus dem Schlosse traten, wurden sie mit ungeheurem Jubel begrüßt. Später Abends durchzogen Volks- haufen die Straßen und verlangten, daß illuminirt würde, was je= doch nur einzeln stattfand. Die bewaffnete Macht fand sich nicht be- wogen, einzuschreiten.

Die gestern hier eingetroffene {leswig - holsteinische Deputation wurde bei ihrer Ankunft von einer ungeheuren Menschenmenge em- pfangen. Die Aufgeregtesten der Menge verlangten, daß sie gar niht ans Land gelassen werden solle; es fand jedoh kein Hinderniß statt, und die Deputation stieg im Hotel d’Angleterre ab, vor wel- hem sich alsbald große Menschenmassen versammelten. Anfangs nahm die Volksmenge eine drohende Haltung an. Es hieß, die De- putation wolle unverrihteter Dinge wieder abreisen und man beab= sichtige, das Dampfschiff „KopMhagen“ mit Gewalt an der Abfahrt zu verhindern. Die Postbehörde ließ hierauf anzeigen, daß das Dampfschiff zurückgehalten und die Post mit einer Staffette über Land befördert werden solle. An eine Audienz beim Könige war nicht zu denken, da das neue Ministerium noch nicht zu Stande ge- fommen war. Indessen fand sih die Deputation bewogen, sih zwi= {hen 1 und 2 Uhr nah der Wohnung des englischen Konsuls Hage zu begeben. Dahin wurden sie von den Studenten begleitet, Jm- mer größer wurde die zum Theil aus der niedrigsten Volksklasse be- stehende Menscheumenge, die si jedoch durchaus ruhig verhielt. Der Konsul ermahnte von seinen Fenstern herab zur Ruhe und erinnerte die Menge, daß die Deputation dur einen förmlichen Beschluß un- ter den Schuß des dänischen Ehrgefühls gestellt sei, worauf mit einem donnernden Ja! und Hurrah! erwiedert wurde. Heute Mittag von 11 bis 1 Uhr hatte die Deputation Audienz beim Könige.

Sowohl die Regierung als die städtischen Behörden treffen krie- gerishe Anstalten, Gestern hat das General-Quartiermeister=Amt die Beurlaubten einberufen, von denen 5000 Mann in diesen Tagen er- wartet werden. Ferner is son durch Parolebefehl vom 20sten d. ein permanenter Vertheidigungs-Ausschuß für das ganze Reich, be- stehend aus 7 Mitgliedern, zur unmittelbaren Berichterstattung an den König ernannt. Die Kriegs-Dampsschooner „Gegser“ und „Hekla““ haben \sich vor den Baum gelegt und sollen bestimmt sein, Truppen nah Jütland überzuführen. Gestern Morgen forderte die Stadt- hauptmannschaft von Kopenhagen die gesammte Bürger = Bewaffnung auf, si auf deu ersten Ruf des Königs und des Vaterlandes bereit zu halten, Ju einer gestern Abend in der Reitbahn stattgehabten Versammlung aller Klassen wurde der Beschluß gefaßt, diese Bewaff- nung in eine National - Garde umzubilden und sich deshalb an den König zu wenden. 5

S wet

Kanton Beru. (Frkf. Bl.) Uri hat nachgegeben. Die Sonderbunds-Papiere werden abgeliefert, und das Truppen-Aufgebot wird demzufolge abgestellt. Die Regierung von Freiburg hat die hiesige zum getreuen Aufsehen gemahnt, weil sie einen Aufstand im deutschen Bezirk befürchtet.

Spanten

& Madrid, 18, März. Vorgestêrn traf ein Beamter der spanischen Gesandtschaft in London mit Depeschen für die Regierung

hier ein, deren Inhalt. sich auf die beabsichtigte Herreise der Jufan- tin und ihres Gemahls beziehen sollen. Gestern üh wurde derselbe Beamte wieder nach England abgefertigt, und. Nachmittags langts ein Courier aus London auf der englischen Gesandtschaft an: Seitdem wollen einige Personen vermuthen, daß die Reise der Infantin hierher für jeßt unterbleiben werde. Dies möchte jed

Í zu bezweifeln sein, da noch gestern Kavallerie von hieë C et ist, um sich zur Bedeckung der Jnfantin auf dem We ‘i zu en.

Der General-Capitain der baskischen Provinzen befind tit an= deren Behörden seit dem 14ten in S. Sebastian, um die Jhnfantin zu empfangen, und an alle Ortschaften, durch welche. ihre Reise sie führen wird, ist der Befehl ergangen, der Jnfautin und dem Herzog von Montpensier die ihnen gebührenden Ehrenbezeigungen zu erwei= sen. Der Faro, der die engsten Verbindungen mit dem Ministeríutt unterhält, sagt heute: „Es is in Bezug der Empfangs - Maßregeln fein Gegenbefehl ertheilt, do glauben wir unsererseits, daß die An- kunst der Jnfantin sich um einige Tage verzögern wird.“

Der spanische Geschäftsträger in Paris hat Befehl erhalten, auf Auslieferung der Juwelen und des sonstigen Eigenthums der Jufan- tin zu bestehen.

Die Progressisten gefallen sich jeyt darin, den Moderirten die Benennung „Orlegnisten““ beizulegen.

Vorgestern richtete im Kongreß der Deputirte D. Roman Gar- cia an die Minister die Frage, in welher Lage sich die Unterhand=a lungen mit den Mächten, welche die Königin Jsabella noch nicht ane erfannt hätten, befänden. Da der Minister der auswärtigen Ange= legenheiten nicht zugegen war, so wurde die Beantwortung ver-

hoben. Hier herrs{cht die vollkommenste Ruhe.

Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 28. März 1848. Wechsel - Course.

Brief. | Geld.

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Amsterdam 250 Fl. do. 250 F1. i: 141 Hamburg 300 Mk. 1517 do. 300 Mk. 7 150% Gia London E ut, 6 2756 275 Patid eee bs Cd 00a C S 00 ES 300 Fx. dani E Wu Do A, e noob ode e 150 FI. x 1014 150 F1. Mt. 1022 100 Thie. / 997

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss. . 100 Thlr. : 992 . ù

Frankfurt a. M. südd. W. .--.--...«.+ 100 F1. 57 8 (57 Petersburg 100 SRbI. 3 Wochen | 1055

Inländische Fonds, Pfändbrief-, Kommunal- Papiere und Geld - Course.

Zf.| Brief. | Geld. | Gem.

St. Scbuld-Seb. |35 Seeb. Präm. Scb.|— K.u.Nm. Schuldv. 35 Berl. Stadt-Obl. |35 Westpr. Pfandbr. 35 Gros3h.Posen do. | 4

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Ausländische Fonds.

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Eisenbahn - Actien.

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O. Sch], Lt. A do. Prior. O. Sebl. L.B. Ptsd, Magdb. do. Pr. B. do. do. Rhein. Stm. do. Prior. do, St. Pr. do.v.St. gar. Sächs, Bayr.

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Aach. Mastr. Berg. Mrk. Berl. Anb. B. Bexb,. Ludw. 60 8. Brieg-Neiss. 75 B. Thür. Ÿ. 86 B. Magd. Witt. |6 Nrdb. F. W. e if Starg. Pos. [80 53 B, (Schluss der Börse 3 Uhr.)

Die Course blieben auch heute im VVeichen, und das Geschäft in allen Effekten war auch heute äusserst beschränkt,

Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

Weizen 50—94 Dn id 30—32 KRthir.

Roggen 1000 7L/Mai 30—29 Rihlr. regulirt. - Mai/Joni 307 Rthlr.

- Juni /Juli 315 Be

fer 48/52 pfd. 20—2 thlr. Gg e p, Frähjahr 174 Rihlr.

è 50 pfd. - 18 RthlIr. Rüböl loco 95 Rthlr.

E April /Mai 94 Rihlr, Bf.

- Sept. /Okt. 105 Rthlr. Bf. Spiritus loco 145 Rthlr.

- Frühjahr 15 Rthlr.