1848 / 93 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

en N M E S A det mer, E

Jnvasion ergreift, indem dieselben sich von mehreren Theilen Frank- reichs her vereinigen, um in ihrem Lande die Republik zu proklamiren. ““ Gleichzeitig veröffentlicht der Co nstitutionnel das nachstehende von einer Anzahl Franzosen, welche sich den von Paris abgegangenen Bel= giern angeschlossen haben, unterzeihnete Schreiben, worin sie sagen, daß man sie abscheulih betrogen habe. Nicht an der Gränze, son- dern zu Quievrain in Belgien und in der Mitte von 3000 Mann belgischer Truppen, die vier Kanonen bei sich gehabt, habe der Bahn= zug, mit dem sie gekommen, Halt gemaht, Hier habe man si aller ihrer belgischen Gefährten bemächtigt, um sie in vorläusige Haft zu bringen , sie selbst aber, als Franzosen , seien auf zwei Stunden ins Gefängniß geste und unr auf die dringenden Reclamationen des Regierungs - Kommissars zu Valenciennes freige- lassen worden. Der Constitutionnel begleitet dies Schreiben mit folgenden Bemerkungen: „Wer hat diese Bürger und die mit ihnen abgereisten Belgier betrogen? Es hat sicherlich nicht in den Absich- ten unserer Regierung liegen können, eine Kolonne Leute gegen Bel- gien zu \{leudern, um mit Gewalt die Souverainetät dieser Nation zu erzwingen und um alle Rechte guter Nachbarschaft gegen etne Regierung zu verleßen, welche unsere Republik anerkannt hat. Es ist zu wünschen, daß solhe Vorgänge sih niht erneuern, Man ver- sichert uns von anderer Seite, daß deutsche Arbeiter, welche man sehr ungastlich und sehr im Widerspruche mit dem Grundsaße der Verbrüderung der Völker aus den pariser Werkstätten ansgetrieben hat, bei Meaux auf Bürger gestoßen sind, welche sie für Uebelthäter genommen haben, und daß eine beklagenswerthe Kollision daraus hervorgegangen ist,“ S

Das Siècle behauptet, der Friede in Europa werde keine Stü- rung erleiden, und jede Befürchtung eines Krieges, sei es daheim oder draußen, würde jeßt blind und unsinnig scin; da aber gerade diese Furcht viel zu der Handels - Krisis beigetragen habe, |o dürfe man mit Grund hoffen, den so unglücklich unterbrohenen Geschäfts gang bald wieder in der früheren Thätigkeit zu sehen.

Paris, 29. März. (Auf tele graphishem Wege.) Das Lager bei Dijon wird nur 35,000 Mann ak werden, Die Kredit= losigkeit in Frankreich is im Zunehmenz in Rouen Aufstand der Arbeiter.

Der König von Sardinien hat sich für die Freiheit der Lombar= dei und Venedigs erklärt.

Großbritanien und Irland.

Londou, 27. März. Heute wurde im auswärtigen Amte ein meh1stündiger Kabinetsrath gehalten. ; |

Die Times enthält heute einen langen leitenden Artikel über die Vorgänge in Berlin und die Erklärung Sr, Majestät des Königs von Preußen, daß Preußen fortan in Deutschland aufgehe. Diese Crklärung, heißt es in dem Artikel, is von den wichtigsten Folgen für Europa. Begleitet, wie sie es ist, von dem Stoße, der Oester= rei so eben in seinem Mittelpunkt erschüttert hat, von der allge- meinen Kundgebung des Volksgefühles in Deutschland zu Guusten der Nationaleinheit und vonder besonderen Bewegung der preußischen Monar= chie, hat der König von Preußen vielleicht die beste Aussicht, seine Stellung festzuhalten, indem er sich an die Spiße der Bewegung \tellt , die mehr eine nationale als eine demokratische is. Das Spiel is groß und gefah1 voll. Einem Mann von Muth, von hohem Geist oder von besonderem Glück kann es gelingenz aber wie Alles in dem Stru- del einer Revolution, für Ein Mittel, welches gelingt, werden viele versuht. Das preußische Volk strebt nah Größe, besißt den Ehr=- geiz, seinen Einfluß auszubreiten, und das Vertrauen in seine Kraft und seine Hülfsquellen, Weun die vereinigte Stimme Deutschlands den König von Preußen an die Spie, des Bundes stellt, in eine Lage, welche die Umstände buchstäblich ihm aufgenöthigt haben, und die er nit entfernt ossen an sich geri) sen hat, so muß man zugeben, daß er die Größe seines Hauses und seines Volkes zu einer bisher unbekannten Höhe erhoben hat. Und

wenn ein solches Ergebniß, wie die politische Befestigung von 38 un=- abhängigen Staaten ist, ohne Blutvergießen durchgeführt wird, fo wird dies eine der wundervollsten Begebenheiten in der Geschichte von Europa sein. S

Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen ist heute Morgen hier angekommen und im Hotel der preußischen Gesandtschaft Carlton- terrace abgestiegen. :

Die Times bemerkt zu den Bewegungen in Frankreich: „Die Stadt Paris hat ganz und gar die Herrschaft über Frankreich an sich gerissen , und deshalb können die ein- oder zweimal hunderttau- send Menschen , die mit ihrem Geschrei im Namen von Frankreich Befehle geben, leiht auf Einem Punkte zu jeder verabredeten Zeit vereinigt werden. Jn der Wirklichkeit hat Frankreich aufgehört, eine Nation von mehreren Millionen Menschen zu bilden, es is eine pa- riser Republik geworden, die durch Decemvirn von blos pariser An= sehen beherrscht wird. Herr Lamartine, der selbst näher mit der Provinz Burgund verbunden is, als mit der pariser Bevölkerung, hat sich dieser Art von Usurpation muthig entgegengestellt ; aber das ist vielleiht ein Grund für seine abuehmende Popularität.“

Dr. Hampden is} endlih in Lambeth Palace, dem Sitze des Erz= bischofes von Canterbury, am rechten Ufer der Themse, zum Bischofe von Hereford geweiht worden.

Nachrichten aus den Vereinigten Staaten sind hier bis zum 10ten d. Mts. aus New=York eingegangen.

Der Senat ist noch zu keiner Entscheidung über den Frieden ge- fommen. An Gerüchten aus Mexiko is kein Mangel, wohl aber an zuverlässigen Nachrichten. Am Bten is in Washington das Anlehen von fünf Millionen öffentlich ausgeboten worden. Es wurden gegen 47 Millionen angeboten. Das ”Rothschildshe Haus übernimmt vier Millionen vou der Anleihe. Es is das erstemal, daß Fremde auf dem Markte erscheinen, um sich bei einer nordamerifanischen Anleihe zu betheiligen. Es fann gewiß kein besseres Geschäft geben, als dieses Roth \childshe, cine Prämie von 14 Prozent, 6 Prozent Zinsen.

Die Post aus Lissabon bringt Nachrichten bis zum 20sten d. aus der portugiesischen Hauptstadt. Die Regierung war mit Ord- nung der Finanzen heschäftigt und hatte den Cortes das Budget vorgelegt. Die Hauptstadt war ruhig, doch hoffen die Septembristen noch immer auf die Wirkungen der französishen Republik.

Uiederlande.

Notterdant, 27. März. (Aach. Ztg.) Der Herzog und die Herzogin von Montpensier befinden sih seit einigen Tagen hier. Sie warten auf ein Schiff, das sie nah Spauien bringen soll.

Belgien

Brúüssel, 29. März. Da man eine Menge Arbeiter an der Gränze erwartet, die aus Frankreich weggewiesen werden, so sind einige Bataillone und Schwadronen nah den Gränzstädten beordert, um die Ruhe zu wahren, Auch nah dem Luxemburgischen sind Truppen abgegangen. Zu Arlon herrsht wieder Ruhe. Wie man vernimmt, haben sich die bewaffneten Belgier an der Gränze zer- streut, um auf Umwegen an verschiedenen Punkten einzudringen z se- doch sind an der ganzen Gränze Truppen aufgestellt, um sie un- schädlich zu machen, Ein Theil der Expedition lagert bei Lille, um

mation erlassen, worin er sagt:

810

über Mouscrou die Gränze zu überschreiten. Man glaubt aber, es werde ihr nicht sonderlich gelingen, Anklang zu finden, Auf den Straßen fand hier einiger Lärm statk, der jedoch keine Folge hatte. Der Gendarmerie und den- Patrouillen der Bürger=Garde gelang es ohne Schwierigkeit, der Ruhestörer Herr zu werden.

Italien

Turin, 20. März. (N. K.) Bei der gestrigen Nachricht von den großen Ereignissen zu Wien und in der Lombardei hat der Kö- nig gestern Nachmittag einen Minister-Rath gehalten, worin beschlos= sen ward, unverzüglich ein Observations - Corps von 30,000 Mann an die lombardishe Gränze zu seuden. Gleichzeitig sollen , um den zahlreichen Freiwilligen, die bereit sind, in die Reiben der Königlichen Truppen zu treten, Gelegenheit zu geben, sih zu wasfnen und zu or- ganisiren, drei Depots errichtet werden, 11 Chivasso, Casala und Novi, Dieser Beschluß, der vom Marche|e d'Azeglio gegen 3 Uhr Nachmit- tags der ängstlich harreunden Schaar von jungen Leuten überbracht wurde, welche im Kaffeehause del Giardino pubblico versammelt war, wurde mit allgemeinemJubelgeshrei vernommen. Die Subscriptionsliste, die sofort auf den Tisch des Cafè gelegt wurde, war augenblicklich mit Unterschris- ten bedeckt, und Tausende vor Vürgern brannten vor Begierde, die Waffen zu s{wiugen für ‘Jtaliens Befreiung. Danu wurde auf der Stelle turch Acclamation eine Deputation an die Minister ernannt, um sie- von der Stimmung der Bevölkerung zu benachrichtigen. Um 6 Uhr Abends kam die Deputation zurück und meldete, daß das Ministerium ganz bereit sei, deù Freiwilligen, die sich nah den genannten drei Depots hinbegeben, Waffen, Munition und Anführer verabfolgen zu lassen. Die Gährung war groß; Viele mißtrauten dem Versprecheu von oben und hätten gern sofort Waffen gehabt, um unverzüglich abreisen zu können. Doch die Partei der Gemäßigten siegte, und bei einbrechender Nacht trennte man sich unter dem Rufe: Evviva Carlo Alberto! Vivano i Lombardi! Viva lPindependenza italiana!

Parma , 20. März, 9 Uhr Abends. Nachdem man gestern Abends vergeblih Entfernung der österreichischen Truppen und freie Justitutionen begehrt hatte, begann heute Morgen der Kamps. Nach mehrstündigem Gewehrfeuer fapitulirte der Herzog. Die OVesterrei- cher sollen noch heute Nacht abziehen. Der Herzog wollte gleichfalls abreisen, man ließ ihn aber uicht fort, An Todten zählt man 24 ungarische Soldaten , einen ungarischen Major und einen Capitain, dann 10 bis 12 Bürgèr. Die Stadt is in der Gewalt der Bür- ger, Die ganze Stadt ist illuminirt. Das Ministerium 1jk geändert, und Alles wird bewilligt. Eine Art provisorische Regierung is ge- bildet und hat eine Proclamation erlassen, worin sie zum Frieden er- mahut, da jet aller Grund der Zwietracht aufgehoben jet.

Der Herzog hat heute eine Procla=- Ju dem feierlichen Augenblicke, wo selbs die festesten Staaten in Europa der Macht der Verhältnisse veichen müßten, fühle er si{ch gedrungen, seinen treuen Unterthanen sein Herz zu eröffnen. Sein Streben habe 1mmer dem Glü seiner Unterthanen gegolten; aber die bisher befolgten Grundsäße erwiejen ih nunmehr als den Bedürfnissen der Zeit nicht mehr entsprechend, Da ihn indeß andere Pflichten von hier abberiefen, so seße er eine Regentschaft ein, die er ermächtige, die erforderlichen Reformen und namentlich eine der piemontesischen entsprechende Verfassung zu geben z einstweilen gewähre, ex „Amnestie: Da man indeß in der beabsichtig- ten Abreise einen gefährlichen Hinterhalt vermuthete, so nahmen die von dem Herzoge zur Regentschaft berufenen Männer diejen Auftrag nicht anz auch würde das Volk es nicht geduldet haben.

Neapel, 16. März. (A. Z.) Die Beilegung der sicilianischen Frage is nah folgenden Bestimmungen ersolgt : Ferdinaud II, (Kü- nig von Neapel und Sicilien) is fortan für Sicilien Ferdinando 1V,, für Neapel Ferdinando V, Reichsverweser Siciliens ijt ein Königl. Prinz oder ein Sicilianer. Dieser Königl. Stellvertreter muß vom Parlament anerkannt sein. Ganz getrennte Verwaltung. „Fn diplo- matischen Geschäften eine gleihe Zahl Vertreter mit Neapel und im Falle der Gleichheit der Stimmen Absendung zweier Bevollmächtig-= ten (cines Sicilianers und eines Neapolitaners) nah Rom, um vom regierenden Papste die Entscheidung zu erlangen. Eigenes Parlament und vollkommene Unabhängigkeit in inneren Angelegenheiten. Eige- nes Heer, eigene National-Garde, Forts, Festungen 2c. werden über- geben (und wahrscheinlich geschleift). Befehlshaber der Armee vom Parlament zu ernennen. Das Parlament ernennt die Judividuen sür alle Militairgrade. Eigene Fahne (Tricolore mit dem sicilianischen Ad ler im weißen Felde). Cigenes Münzreht. Der König giebt den dritten Theil seiner Marine und das dahin gehörige Kriegs - und Rüstzeug an die Sicilianer heraus. Ztalienische Union, Die dahin ge- hörigen Geschäfte und Vorschläge gehen das Parlament an. Kömg Ferdinand billigt alle bisherigen Afta , Fafkta und Ernennungen des General-Komitats,

Modena, 21. März.

A Anion,

6 Madrid, 21. März. Die Regierung beobachtet noch im- mer das tiefste Stillschweigen über die Gründe, welche die Infantin, Schwester der Königin, veranlaßten, sich plößlich in England nah Belgien einzuschiffen. Es verlautet jedoch, die Jufantin_ hätte nach ihrer Ankunft in“ Loudon, von ihrem Gemahl begleitet, sich in dem Palaste der Königin Victoria eingestellt, um als Herzogtn von Mont- pensier eine Audienz zu erlangen, und sich endlih wieder entfernt, nachdein ihr angezeigt worden wäre, daß die Königin zwar den Be- such der Jufantin von Spanien, nicht aber den des Herzogs und der Herzogin von Moutpensier entgegenzunehmen bereit wäre, Man bedauert hier, daß der Jufantin kein spanischer Botschafter zur Seite stand, der sie von einem nicht hinlänglich erwogenen Schritte hätte zurückhalten können.

Kaum war die Jufantin in London angekommen, als der auf den Betrieb ihrer Mutter geächtete Graf von Montemolin folgendes Schreiben an den Grafen von Jarnac, bei dem die Infantin abge= stiegen war, richtete : |

„Herr Graf! Judem ich die Fügungen der göttlichen Vor=- sehung verehre, kann ich in den Flüchtlingen von Paris für jeßt nur die einem (¡roßen Ungewitter entronnenen shiffbrüchigen Sthlacht- opfer erblicken, Niemand fann besser an großen Unglücksfällen An- theil nehmen, als der, welcher selbst gelitten hat. Die Prinzen, an welche enge Bande mich knüpfen, sind so eben die Opfer solcher Un- glüdcksfälle geworden. Unter ihnen befindet sich cine spanische Jn- fantin, meine Muhme, Tochter meines sehr geliebten, erlauchten, in Gott ruhenden Oheimes , des Königs Ferdinand VU, Jh habe bei diese: gastfreundschaftlihen und freien Nation in meinem Unglück und meiner Aechtung eine großmüthige Zufluchts= stätte gefunden. Jh ersuhe Sie, Herr Graf, mich selbst, eben diese Zufluchtsstätte und Alles, was von mir abhängen fann, um ihre Lei= den zu erleichtern, angelegentlichs, zur Verfügung meiner Muhme zu stellen. Haben Sie gleichfalls die Güte, ihr anzuzeigen, daß, sobald sie sich von den Bedrängnissen erholt haben wird, welche sie, einjam und verlassen, um ihr Leben zu retten, erdulden mußte, ich mich zu ihr begeben werde, um ihr meine liebevollen Gefühle darzulegen, denn

niemals fann ih vergessen, daß Jhre Königl, Hoheit meine Muhme

und Tochter und Enkelin von Königen is. Jh benuße diese Gele- genheit, um Jhnen, Herr Graf, die vorzüglihe Hochachtung auszu- drücen, die demjenigen gebührt, welcher, wie Sie, den Prinzen und Königen im Unglück, wie auf dem Gipfel ihres Glückes, treu zu sein versteht. LWundon, den 1. März 1848,“

Vor einer solchen Sprache, vor einem solchen Benehmen ver- stummen sogar die jenen Brief mittheilenden Blätter der hier berr= schenden Partei, die \sich darin gefällt, den geächteten, seiner Rechte beraubten Prinzen als einen herzlosen, „den Geist des Jahrhunderts verkennenden Abenteurer“ zu bezeihnen. Die progressistischen Blätter erinnern an die Zuversicht, mit welher der Minister Pidal, als er am 19, September den Cortes die Verlobung der Jnfantin anzeigte, die Worte ausrief: „Das Glück der Infantin ist auf im mer gesichert, Die Vermählung der Jnfantin is unser Werk, wir sind stolz darauf, denn durh die Beschleunigung dieser Angelegenheit haben wir den Frieden Europa?s sichergestellt. Wir haben unsere Dynastie befestigt, indem wir die Tochter unseres Königs mit dem Sohn des Königs einer mächtigen Nation vermählen.“

Unterdessen hat die Königin Jsabella die Jnfantin schriftlih drin- gend eingeladen , hier in ihrer Heimat ihren Aufenthalt zu nehmen. Die Minister lassen dieses Schreiben durch eine vertraute Person nach Belgien bringen und zugleich ein Dampfschiff nach der dortigen Küste abgehen , um die Jufantin und ihren Gemahl nah Spanien zu führen.

Hiesigen Blättern zufolge, hat der englische Gesandte der diessei tigen Regierung angezeigt, daß die von Seiten Englands gegen die Thronfolgerehte der eventuellen Nachkommen des Herzogs und der Herzogin von Montpensier eingelegte Verwahrung nah wie vor n ihrer vollen Kraft bleibe. (S. das gestrige Blatt der A ll g. Preuß. Ztg.) Das Organ der ultramoderirten Partei , der Faro, stellt heute diese Angabe in Zweifel und fügt hinzu : „Auf jeden Fall ift es ganz gewiß, daß, wenn Eygland seinerjeits bei der mehr oder we- niger förmlichen Verwahrung Lord Palmerston?s gegen die Heirath unserer Infantin beharren sollte, Spanien seinerseits dagegen bei der Gültigkeit aller rechtmäßigen Folgen jener Heirath beharren wird.“

Vorgestern begab der englische Gesandte sich in den Palast und hielt um eine Audienz bei der Königin an. Nicht ohne Befremden erfuhr man, daß ihm diese abgeschlagen wurde. Der Gesandte fer tigte heute einen Courier nah London ab.

& Madrid, 23. März. Jch \{ricb Jhnen bereits, daß in den lezten Sitzungen des Kongresses die an der hiesigen Börse ein= getretenen Katastrophen zur Sprathe gebracht wurden und eintge dcr Minister als {wer dabei betheiligt erschienen. Die ultramoderirte Partei suchte diese Verlegenheit des Ministeriums zu benußen, um dasselbe zu verdrängen und durch Personen, wie die Herren Gonzalez Bravo, Mon, Pidal, kurz, durch die entschiedenjten Vertreter des re actionaíren Systems, zu erseßen. Anträge und {[Jnterpellationen, ge- wisse aus London eingegangene, von der Regierung sorgfältig geheim gehaltene Nachrichten betresfend, wurden von ihnen vorbereitet und in Privat-Versammlungen die Nothwendigkeit einer Umgestaltung des Kabinets besprochen. Endlich entschloß sich der General Narvaez, dem diese Umtriebe niht entgingen, zu Einem _ entscheidenden Sitte. Vorgestern stellte er der Königin vor, daß ihm und den übrigen Ministern nur die Wahl bleibe, ihre Entlassungeu einzuret= den oder die Cortes auf unbestimmte Zeit zu suspendiren, Bie Köuigin entschied sich für leßtere Maßregel, und gestern verlas der General Narvaez in beiden Kammern das die Sihungen der Cortes suspendirende Dekret. Kurz zuvor hatte er einige Worte fallen lassen, in denen er andeutete, daß er, in Betracht der Jutriguen gewi}er Personen, dahin gebracht werden könnte, die National-Miliz wieder- herzustellen, Die Progressisten zollten dieser Außerung den lautesten Beifall , allein schon heute erklärt der Heraldo, der General Nar-= vaez würde nie seinem Lande cinen so \hlechten Dienst (deservic10) erweisen und die Minister eher ihr Leben verlieren, als die Toll heit begehen, das Land den Zügellosigkeiten der Anarchie zu über= lassen.“ :

Die den Ministern kraft des Ausspruches der Cortes übertragene Gewalt ist demnach von jeßt an shrankenlos. ¡Zu bedauern 11f nur, daß in Folge der Unterbrehung der Thätigkeit der Cortes mehrere der wichtigsten Geseß-Entwürfe unerledigt bleiben, Weder die Bud- gets, noch die Geseh - Eutwürfe über die Presse, über das Gerichts Verfahren, die neue Münz-Verfassung sind zur Disfussion gekommen. Eben \o wenig hat der Finanz - Minister seine die Regulirung der Staats\chuld betreffenden Pläne den Cortes zur Genehmigung vor= legen oder sein laut und oft wiederho!t»s Versprechen, noch während dieser Legislatur den Entwurf der neuen zolltarise mitzutheilen , er füllen können. Allerdings ijt die Ausarbeitung desselben vollendet. Als aber der Finanz= Minister ihn den Cortes vorzulegen 1m Begriff stand, widersetten sich die übrigen Mitglieder des Kabinets, unter dem Vorwande, daß selbst die geringsten in dem bisherigen Prohibi tivsystem getroffenen Reformen nicht zur Sprache gebracht werden fönnten, ohne den gewaltsamen Widerstand der Fabrikanten Catalo- niens hervorzurufen,

Der spauishe Geschäftsträger in London meldete vor kurzem,

Lord Palmerston hätte ihm erklärt, die englische Regierung wäre der |

hiesigen Händel durchaus überdrüssig und würde fünftighin mit der diesseitigen nur die durchaus nothwendigen Beziehungen unterhalten, Auch scheint der englische Gesandte, Herr Bulwer, Anstalten zur Ab- reise zu treffen. Die Erlaubuiß dazu hat er erhalten. Hier war manu so wenig auf eine solhe Verstimmung des englischen Kabinets vorbereitet, daß Herr Jsturiz, der bisher nur bevollmächtigter Mi.- nister war, mit der Ermächtigung von hier abreiste, _jebt in London als Botschafter aufzutreten, falls er in diejer Eigenschaft angenom- mein würde, : s S E

So eben erscheint ein Dekret, kraft dessen alle Geschäfte in Staatspapieren auf Zeit für ungültig erklärt werden.

3proz. 21 baar. proz. 13,

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tani, i Redacteur: R. Wenßzel. E

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Gedruckt in der Deerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei. Beilage *

SIIT

Sonntag den 2. April.

Berliner Börse rom Il. April.

Wechsel - Course.

Brief. | Geld, 250 FI1. Kurz 1455 | 145% do. 250 FI. 2 Mt. 1441 Hamburg 300 Mx. Kurz 151 do. 300 Mk. 2 Mt. 1504 1 Lst. 3 Mt. 6: 27h 300 Fr. 2 Mt. 150 FI. 2 Mt. 1002 150 Fìi,. [2 Mt. 1023 100 Thlr. | 2 Mt. 997 R 18 Tage 160 Thie. 2 M. 991 S Frankfurt a. M. südd. W. 2D Mi. [57 8 T A4 100 SRbI. 5 Wochen | 1042 | 104%

Amsterdam

Augsburg Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fauass. .

Petersburg

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Zf.| Brief. | Geld. | Gem. Zf.| Brief. | Geld. | Gem, St. Schuld-Sch. 647 632; Kur-u.Nm.Pfdbr. 37 86K

Seeh. Präm. Sch. Sehlesische do. 35 _—

K.u.Nm. Schuldv. |: do. Lt. B. gar. do. 35 L

Berl. Stadt-Obl. 647 | 63% Pr. Bk-Anth.-Sch |—|

Westpr. Pfandbr. C

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do. do, Ostpr. Pfandbr. Pomm. do.

Friedricbsd’or. —_ And. Goldm.àSth. |— Disconto. Ss

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86! | 853;

Ausländische Fonds.

Rnss. Hamb. Cert, do.beillope 3.4.S. do, do. L. Anl. do. Stiegl. 2. 4.A.

6; 0 0 A. do. v. Rthschb.Lst, do.Poln.SchatzO. do. do. Cert. L.A, do.do.L.B.200FI, Pol. a. Pfdbr.a.C.|

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N. Bad. do. 35 Fl. |—|

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| Das Geschäft in allen E actionen eintreten.

Telegraphische Depesche. _Paris, 29. März. 3% Rente 42. 1350. Nordbahn 326.-25.

Bank-Actien

5% do. 61.

Auswärtige Börsen. Breslau, 31. März. Oesterreichische Banknoten 99 bez. Staatsschuldscheine 67 Br. Schles. Pfandbr. A. 79% bez. u. Br. Actien: Köln-Minden 63 bez. u. G. Friedr. Wilh. Nord- bahn 35 u. 343 bez. u Br:

Leipzig, 31. März. 93 Br. Sächsisch - Bayerische 77 Br. Löbau-Zittauer 262 Br. Berlin- Anhalter L. burg- Leipziger 195 Br. Altona-Kieler 85 Br.

Leipzig - Dresdener Eisenbahn - Actien Chemnitz - Riesaer 26 Br. A. G DE Made.

Preuss. Staatschuldsch. —. 004. do 250 FL L SUG: Pola. —. Russ.

Frankfurt a. W.. 30. März. Präm. Sch. Darmtadt 50 FI. L. 575. Baden 50 FI. L. —. V0 S F L 24 23%. Kurhessische Loose 215. 21.

Wechsel- Cours: Amsterdam (100 FI. Cour.) k. S. 1003; G. 0M. 99% G. Augebute GOU N C) S 14195 Be 2G Berlin (60 Rilile) K S: 1035 Br. 2 M. —, Bremen (50 Rthlr. i. Ld/or) k. S 975.977 Ml Hab: (400 MEi Beo) k. Si 862 Br. 2 M. 85% B. Leipzig (60 RthlIr.) i. d. M. k. S. —. Lon- don (10 Livr. Stérl.) k. S. 121 G. 38. M. 1197 G. Lyon (200 Fr) k. S945 G 2E Mailand (250 Lir. Austr.) k. 8. 997 Br. 0M Pins C0 E S G 3 Vie S B G 05 B

Disconto 4 G.

Elaunbauarg, 30. März. war heute sehr unbedeutend. Hamb. 34 % Feuer-Kassen-Anl. 74 Br. 735 G. mien- Oblig. 74 Br. Span. 5% Ardoins 7 Br. Kisenbali- Acties: Hamb Bed Br G Béelii- Hamb. 70 Br. 68 G., do. Prior.-Actien 47 % 84 Br. 837 G. Mäg deb.-Wittenh. Br. G. Kol VOnd. 64 Br. 63 Gi, d& Prio \ ctien Br, G Me 28 BE G.; Altona-Kiel 80 Br. 80 G.; Glückstadt-Elmshorn. Br. G.; Rendsb,-Neumünster Br. G.; Kopenhagen-Rothsch. Br. -- G.

Wien. 30. März. Ungünstige Nachrichten aus der Lom- bardei drückten die Course.

Met. S5proz. 68 a 65. 66. 4proz. do. 59. 61. 3proz. do. 46. 48: \nleih. 1834: 110. 1837: 80. Nordbahn 70 a 66. 68. 69. Gloggn. 65.66. Mail. 40. 42, Livorno 4324. 42. 43. 44. Pesther 45. 47. BudW, G0 B A SS0

Wechsel. Amsterdam 142. Augsb, 1013. Hambg. 153. London 10. 26. Paris 119.

3% Rente 39. 42. 38.

Das Geschäft in Fonds und Actieu

do. Staatsprä-

Frankfurt 102.

ars, 28. März. 61. 50. Nordbahn 331. 25.

London, 27. März. 2 E 20 22 2

42, 5% do. 39.

Co P C A 2 S 2 AEE 2. 1 2 22 Pass. Zis Int. 41. 40. 4% 61. 60. Port, 15%, 7, Bräs. 70. 608. Mex. 154.16. Bngliééhe Voñds £Ÿ flauer. Spanische niedriger. Portugiesische und Mexikanische 2 0%, Peru 3 % höher. Der Markt im Allgemeinen matt. Die kleine Preiss- Erniedrigung der Fonds ist durch das Fallen der pariser Fonds und die Nachrichteu aus der Lombardei und Sar- dinien veranlasst.

Amsterdam. 29. März. Die Börse hatte heute ein sehr ungünstiges Ansehen. Die Nachrichten aus Paris von der Verle- gung der National-Versammlung wirkten übel auf die Fonds und verursachten allerlei Gerüchte vom Umsturz der neuen Ordnung der Dinge. Auch die Nachricht von der Proklamirung Venedigs als Republik hatte einen nachtheiligen Einfluss. Für alle hol- ländischen Fonds war die Stimmung sehr flau , bei einigem Ge- schäft in Integralen. Fremde fast ohne Handel. i

Wirkl. Schuld. 25 % 394.27, 0 I 5. B. Russ. 83%. SUE. Hope 59. Stiegl 59. Ardoins 8% §4. do. 510 Pfd 71 3. do Coup. 62. i F S i ; Antwerpen, 28. März. Die Börse war flau. «: 8. 5. gemacht, schlossen 8% a 4.

Markt - Berichte.

Berliner Getraidebericht.

Am heutigen Markt waren die Prei ve deizen 5( 1 e Preije wie : Weizen 50—52 Rthlr. Preise wie folgt

Ardoins 8.

| | | | |

Eisenbabn- Actien.

Stamm - Actien. | Kapital.

Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. | = . D Ÿ ° se in der dazu bestimmten Rubrik ausgefüllt. Die mit 34 pCt. bez. Actien sind v. Staat gar.

Tages - Cours.

Börsen-Zins- Rechnung

Bérl AnbhaltLit. A B. do. Hamburg do. Stettin -Starg.. do. Potsd.-Magd... Magd.-Halberstadt do. Leipziger Halle-Thüringer Coln -MISden. do. Aäches Bonn - Cöln Düsseld. Elberfeld Steele - Vohwinkel... Niederschl. Märkisch. do. Zweigbahn Obérschl Dit A E. do. E B A Cosel - Oderbergs .…... Breslau - Freiburg .…. Krakau - Oberschl.... Quittungs - Bogen. Bérl.“ Anhalt; Lit. B: f Stargard -Posen ….... | Ber Ma Bree Nélesze i Magdeb.-Wittenb.... Aachen-Mastricht .…. Thür. Verbind.-Bahn |

3,500,000 8,000,000 4,824,000 4,000,000 1,700,000 2,300,000 9,000,000 | 13,000,000 4,500,000 | 1,151,200 | 1,027,000 1,300,000 10,000,000 | : 1,500,000 1,429,700 | 32 2,400,000 | 35 | 1,200,000 | 4 | 1,700,000 | 1,509,000

66 B, 79 be.

50 B, 607 a 60 bz.

70 B. 44 s. 43 6;

| 2,500,000 | 5,000,000 4 | 1,000,000 | 1,100,000 | | 4,500,000 | 4 | 2,750,000 | 4 | 5,600,000 | - Aust. Quittungsbog. | | | Ludw.-Bexbach 24FI. | 8,525,000 | 4 | 90| Pesther.…...... 26FL | 8,000,000 | 4 | 80| 1

| Friedr.-Wilh.-Nordb. | 8,000,000 | 4 | 80| 3Lz e.

44 B.

Schluss - Coursè von Cöln - Minden 60 6.

E e hat fast ganz aufgehört, und es „wurden nur einzelne kleine Posten gekauft. Im Ganzen ist reuls. Bank. Antheile cefragter, blieben zum Schluss Notiz zu lassen.

Roggen loco 29—31 Rthlr,

» pr. April /Mai 29 Rthlr. Hafer 48/52 pfd. ohne Umsay.

» A48pfd. pr. Frühjahr do, Rüböl loco 9 Rihlr.

» pr. April /Mai 92 Rthl\r. Spiritus loco 13%—4 Rthlr, bezahlt.

» pr. Frühjahr 14—4132% Rthlr.

Am Kornmarït waren die Händler, einiger Ausfälle wegen, sehr be stürzt, und die Regulirungen machten sich wegen der begonnenen Anmeldun gen schwierig. Die Roggen-Preise behaupteten sich; Spiritus hingegen aufs neue gewichen.

Königsberg, 29. März. Marktbericht, Zufuhr gering. zen 58 65 Sgr. pr. Schffl.; Roggen 34 41 Sgr. pr. Schffl. ;_ große Gérste 34 38 Sgr. pr. Schffl, ; kleine Gerste 33 36 Sgr. pr. Schffl. z Hafer 24—27 Sgr. pr. Schffl. ; graue Erbsen 60—75 Sgr., weiße Erbsen 50 55 Sgr. pr. Schffl. ; Heu 14 18 Sgr. pr. Ctr,z Stroh 90 Sgr. pr, Scho, Spiritus 18 Rthlr. 20 Sgr, pr. Ohm.

Stettin , 30. März. Roggen in loco 82pfd. 25 Rthlr. bezahlt, hwerere Waare auf 28 Rthlr. gehalten, pr, Frühjahr 82pfd. 27—26 Rthlr, bezahlt.

Spiritus aus erster Hand zur Stelle 245 %, aus zweiter Hand, so wie pr. Frühjahr 24—-247 % bezahlt.

Rüböl in loco zu 97 Rihlr, zu haben, pr, September /Ofktober 105 Rthlr, Brief, auch Geld,

% Breslau, 31. März. Weizen ging heute, in Folge etwas vermehr- ten Angebots, bei geringer Kauflust erheblich zurück, man bezahlte für weiße Waare 40, 46 bis 50 Sgr., gelbe 38, 43 bis 48 Sgr.

Roggen flau und etwas niedriger als gestern, 30, 34 bis 39 Sgr.

Gerste war gut zugeführt und holte 26, 29 bis 32 Sgr.

Hafer 21, 23 bis 245 Sgr.

Spiritus jezt etwas wenig offerirt, gehandelt.

Leider vermögen wir auch heute niht von einer Besserung in den Handels-Verhältnisen zu berichten, Noch niemals sah es so traurig hier aus, als jeßt.

A Hamburg, 31. März. Getraide. Der ganze Handel an unserer Börse beschränkte sich, in Folge der gegenwärtigen Verhältnisse, im Laufe der Woche auf kleine Partieen Weizen in loco, die theils für unseren Konsum, theils zur Versendung nah England, und zwar

132 /33 pfd. Braunschw, mit 129 /30 Rthlr. Ct, pr. Last 19297383 pfd. Märk. » 434 » » 130 pfd. Saal. » 426 » » 4130/34 pfd, Holst, » 124 » » bezahlt worden, und zu welchen Preisen reichlich angeboten bleibt, or

London, 27. März. Getraide, Die Zufuhr von Weizen aus dem Julande war heute nux mäßig, dennoch wurden die Vorräthe nicht ganz geräumt, und Verkäufe konnten nur stattfinden bei einer Preisermäßi gung von 1 bis 2 Sh, p. Qr. gegen die Preise vor acht Tagen. Jn frem- dem Weizen war das Geschäft schr beschränkt und Preise kaum gehalten.

Gerste is gefragt und 1 Sh. p. Qr. höher.

In Bohnen und Erbsen keine Veränderung,

Hafer isst flau und 6 Pce. p. Qr. billiger.

Preise waren wie folgt; Weizen, danzig. und königsberg, 53 57 Sh., guter gemischter 50 53, dito roth gemischter 47 51, rostodck. und stettin. 51 —53, pommer. und hamburg. 50—52, odessa. harter 36 42, weicher 45—48, taganrod. und marianopel. 41 —43, ägypt. 28— 31,

Gerste dänische Winter 20—21,

Roggen danzig. und königéberg. 26—28, archangel. und rigaer 24 26,

Hafer, holländisch. und poln. 21 —23, fries. däm. und s{hwed. 17 19, memel, und königsberg. 17 —19, rigaer 19 20, stralsund, und stettin. 20— 21.

Bohnen 32—34, Erbsen weiße Koh- 35—37,

Mehl amerik. 23— 27, danzig. 23 25.

Leinsaamen mittelländ. 50 52, russ. 46— 50,

Rübsaamen 24—26 Pfd, pr, Lastz Kuchen 6 Pfd. 6. 10, pr, Ton.

NAmsterdant, 29. März. Getraidemarkt, Weizen mit einigem Handel an Konsumenten 132pfd. Kubanka 255 Fl, 120pfd. Fries. 205 Fl., 126pfd. roth Odessa 235 Fl., 133pfd. Rostock 300 Fl. Roggen mit we- nig Handel nur bei Partieen 116pfd. petersb. 150 Fl. in Entrepot. Gerste ohne Handel, Zum Freitag, den 3lstei d, sind in Auction ausgeboten 26

Wei-

wurde a 7% Nthlr. loco etwas

* . .. . ey . | Prioriläts - Actien. t apital. | S : E Tages - Cours.

Sämmtliche Prioritäts-Actien werden durch jährliche Verloosung a 100 pCt. amortis

Berl.-Anhalt... . [1,430,000] 4 d

as. Vanbut |5,000,000| 42 | 83 B

dô. Potsd.-Magd. .. |2,367,200\ 4 | S

do. lo H Ei

Magdeb.-Leipziger .… |1,800,000\ 4 |

Halle - Thüringer …- |/4,000,000) 45 |

Cöln -Minden.…..... |3,674,500| 42 |

Rliein. v. Staät gar... [1,500, 00! F |

do. 41. Priorität... |2,010,000| 4

do. Stamm - Prior... |1,250,000| 4

Düsseldorf-Eiberfeld. |1,000,000| 4

Niederschl. Märkisch. 4,175,009; 4 do. do. [3,500,000] 5 do. III. Serie. |2,300,000| 5 | do. Zweigbahn | 152,000| 45 | do. do. 148.000| 5 |

Oberschlesische . 1,276,600] 4

Cosel - Oderbers. 250,000) 5

Steele - Vohwinkel... 500,000| 5 |

Breslau - Freiburg . 400,000] 4 |

72 B. 80 B. 82 B.

Ausl. Stamm- Act.

Dresden-Görlitz 4,000,000| Leipzig-Dresden .….…. |4,500,000| Chemuitz -Risa 3,000,000| 4 Sächsisch-Bayerische 6,000,000] 4 Kiel - Altona .….…. Sp. |2,200,000| 4 Amsterd.-Rotterd. FI. |6,500,000| 4 Mecklenburger Thlr. |4,300,000| 4 | |

| | | | | |

von Preussischen Bank - Antheilen 617 6.

auch wenig Andrang zum Verkauf, daher keine bedeutende Re-

Geld ist häufiger angeboten und bereits wieder a 155 % begeben.

Kohlsaamen ohne Handel. Leinsaamen 5 Fl, höher, 111p\d, petersb. 245 Fl., 112/1413pfd. odessa. 250 Fl.

Rüböl gleich und auf Lieferung preishaltend pr. 6 W. 35 Fl., flieg. 334 a %/ Mai 22 a 32%, Sept. 825/ Oft. 32, 5 à 2%, Nov, u. Dez, 322 a 33 Fl. Leinöl williger pr, 6 W. 26%, flieg, 255 a F, Hanföl wr, 6 Wi 31, sliég: 30 Fl :

Berlin, 31. März. Schon seit mehreren Tagen beschäftigte sich unser Börsen-Vorstand mit verschiedenen Vorschlägen, welche an denselben gelangt waren, um bei dem Staat s{hleunige Abhülfe des Mittel-Kaufmannstandes,

Last archangel, Gerste 94 /95pfd, schwer,

so wie namentlih des Fabrikstandes, zu beantragen. Die Art und Weise der gewünschten Unterstüßung wurde zwar in verschiedenen Formen einge- bracht, indeß einigten sih in einer gestrigen Sißung die Petitivnaire dahín, daß heute Abend, unter gemeinschaftlicher Mitwirkung von sechs der Herren Kaufmanns - Aeltesten und einer beliebigen Anzahl von Kaufleu

ten und Fabrikanten, die bereits eingegangenen Vorschläge bera- then, aber auch neue eingebracht werden sollten, um sie alle zu disfutiren und daraus ein den dringlihen Zeitumständen anpassendes Gesuch an die Finanz -Verwaltung gelangen zu lassen, Zu diesem Zwee versammelten sich nun heute Abend um 62 Uhr eine Anzahl Kaufleute

meistens unsere ersten Fabrikanten, in dem hiesigen Börsen - Lokale, woselbst die gewählten Herren Börsen-Aeltesten anwesend waren. Die Versammlung wurde mit der Benachrichtigung eröffnet, daß cin anderes Comité si bereits gebildet und sich mit einem Gesuch an Se, Excellenz den Herrn Minister Rother gewandt habe, ihnen auch bereits die Erfüllung ihrer Anträge in

Aussicht gestellt sei und es nur der schleunigen Einreichung des Gesuchs

mit zahlreichen Unterschriften versehen bedürfe, um die betreffenden Wünsche

erfüllt zu sehen. Sofort vereinigten sh die anwesenden Herren

Börsen - Aeltesten mit den Herren, welche ihnen andere Vorschläge

vorgelegt hatten, dahin, daß diese solche vorläufig zurücknehmen und jene ihre Kompetenz dafür aufgeben, dagegen beide Theile ihre kräftigste Mit

wirkung für die neu eingebrachte Petition zusagten, Aus dieser raschen Vereinigung ging deutlich hervor, wie durhdrungen die Versammelten von der Nothwendigkeit einer raschen Staatshülse waren, und so wurde denn auch das neue Gesuch verlesen und einstimmig als dem gegenwärtigen Bedürfniß entsprechend angenommen, es wurde sofort eine Kommission, be- stehend aus den Herren Geheimen Kommerzien-Räthen Karl und Wilhelm Beer, \o wie aus den Herren Kaufleuten A. Sußmann und M, Seldis, er

nannt, die sich um 8 Uhr zu Sr, Excellenz dem Herrn Minister Rother be

geben, i

Die wesentlichsten Punkte des Gesuchs waren folgende :

1) Eine von anderen Geld - Instituten abgesonderte Bank mit einen Kapital von 1 Million Rthlr. zu etabliren, welche Mittelwechsel, auch wenn solche von Kaufleuten oder Fabrikanten, die nicht zur Corpora tion gehören, trassirt, acceptirt oder gerirt sind, zu diskontiren, und

2) ein Comité aus den ersten und mit den Play-Verhältnissen am be- sten vertrauten Fabrikanten, deren Anzahl aus 5 Personen bestehen soll, und die auch bereits namhaft gemacht worden, zu bilden, welches die Bonität der Wechsel und deren reellen Ursprung zu prüfen hat.

Berlin, 1. April. Auf obiges Gesuch an den Herrn Minister Rother is heute dem Comité die Weisung zugegangen, si mit ihren An- trägen an den zeitigen Herrn Finanz-Minister zu wenden, indem zur Ge- währung der Petition Aussicht vorhanden sei.

= London, 25. März. Die traurigen Nachrichten, welche tagtäg- lich über Stockung des Handels und der Jndustrie und die Erschütterung des öffentlichen und Privatkredits in Folge der politischen Krise in Frank- reih und dem größten Theile des europäischen Kontinents hier eintreffen, fonnten niht ermangeln, auch auf die Geschäfte hier und in England über- haupt einen sehr nachtheiligen Einfluß zu üben, Jn der That leidet auch der englische Handel und noch mehr die englische Fabrication unter diesen Zuständen, und in dem Maße, als weniger Aufträge aus dem Auslande fommen, der Absaß von Jndustrie-Erzeugnissen nach den jeßt von politischen Bewegungen heimgesuchten Ländern abnimmt, desto mehr sehen sich auch die Fabrikanten in die Nothwendigkeit verseßt, ihre Arbeiten zu beschränken, wo nicht ganz einzustellen, und dadurch wird die Lage der eigentlichen Manu- fafturdistrikte, wo auf solche Weise Hunderttausende von Armen beschäf- tigungslos werden, immer fritischer, Die Handelsleute und Fabrikanten dort wie hier wagen unter den obwaltenden Umständen durchaus nicht mehr, in irgend eine Speculation sih einzulassen, und beschränken si einzig und allein auf Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten. Fremdes Papier selbst von der sonst besten Klasse, von den solidesten Häusern, ist gegenwärtig der Gegenstand des allgemeinen Mißtrauens und wird nur mit der größten Vorsicht angenommen, wenn es überhaupt angenommen wird. An Geld is| übrigens hier kein Mangel, und auch die englischen Staatspapiere behaup- ten einen für die gegenwärtige Lage Europa's sehr festen Stand,