1848 / 96 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Falle vermieden werden, Deswegen sprehen wir uns dafür aus, daß das Fundament der neuen organischen Geseßgebung ein auf brei- tester Basis beruhendes Wahlgeseß niht ohne den Beirath des Vereinigten Laudtages erlassen werden darf. Zugleich aber auch fön- úen wix nit umhin, an diesen Landtag die bestimmte und entschie- dene Forderung auszusprechen, daß er sich auf die Begutach-= tung des ihm vorzulegenden Wahlgeseßes lediglih zu beshränfken hat, und nah der möglichst zu beshleunigenden Been- digung seiner Berathungen bei seinem Auseinandergehen dem auf eine baldige Erledigung der allgemeinen Verfassungsfragen mit Ungeduld harrenden Volke die unzweifelhafte Gewißheit zurückläßt, daß die Ausschreibung der auf Grund des neuen Wahlgeseßes vor- zunehmenden Wahlen \ofort erfolgen und alsdann binnen kürze- ster Frist die Einberufung der allgemeinen Landes - Repräsentation veranlaßt werden wird. Elbing, den 30. März 1848. Der Ma- gistrat und die Stadtverordneten.“

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (N. K.) Nürnberg, 1. April, Gestern Nachmittag kam das Jnfanterie - Regiment „Albert Pappen- heim“ von Amberg auf dem Marsch nah Speyer hier an. Auf der ersten Station Hersbruck hatte dasselbe durch cinen Courier die Wet- sung erhalten, den Weg in Eilmärschen (zwei gewöhnliche Märsche des Tages) fortzuseßen. Jn Folge davon wurde sämmtlihe Mann chaft auf Wag geseßt und gestern hierher befördert, Auf gleiche Weise wird es heute von Fürth (dem gestrigen Nachtlager) bis Würzburg gebrkht werden. Auch das hiesige Infanterie Regiment „„Erbgroßherzog von Hessen““ hat Ordre, sich 1n Marschbereitschaft zu halten. Für das Chevauxlegers - Regiment sieht man diesem Befehl täglich entgegen.

Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. (H. C.) Se. Königl. Hoheit der Großherzog hat angeordnet, daß die Civil und Militair-Behörden statt der bisherigen mecklenburgishen Kokarde sortan eine mecklenburgishe Kokarde, auf deren Mitte eine deutsche National-Kokarde sich befindet, anzulegen haben.

Herzogthum Sachsen-Altenburg. (D. A. Z) Der Herzog hat dem Geheimen Rath und Minister von Wüstemaun bis zu Ende März 1849 Urlaub zu einem Aufenhalt im Ausland unter Entbindung von allen Dienstgeschäften ertheilt. Herr von Lindenau hat bis jeßt seine Entlassung als Landschafts - Präsident noch nicht erhalten. Auch i} es allgemeiner Wunsch, daß er sein wichtiges Amt fortführen möge.

Herzogthum Holstein. (Alt. u. Hamb, Bl.) Rends - burg, 31, März. Die provisorische Regierung hat folgende Au sprache an die dänische Natiou in dänischer und deutsher Sprache erlassen :

„Dänen! Das Volk in Kopenhagen hat Euren König, unseren Her- 30g, gezwungen, die Einverleibung Schleswigs in das Königreich Däne- mark, seine Herabsezung zu einer dänischen. Provinz, zu erklären, und schon ziehen dänische Truppen in das Herzogthum Schleswig ein, um diesen Macht spruch durch Gewalt der Waffen auszuführen ! Die provisorische Regierung der Herzogthümer Schleswig-Holstein hat den Entschluß gefaßt, die Nechte der Herzogthümer, wie die Rechte unseres Herzogs, gegen fremden Cinfluß zu sichern und fühlt sich stark durch das Recht, welches sie vertheidigt, und durch den Beistand des ganzen deutschen Volks! Dänen ! Die staatliche Selbststän- digkeit des Herzogthums Schleswig beruht auf festen Verträgen! Die ge- waltsame Umwandlung seiner Stellung in eine dänische Provinz is Bruch des Vertrages! Die Herzogthümer haben Euch oft beigestanden als treue Bundesgenossen in Tagen der Gefahr! Jhr thut doppelt Unrecht, wenn

Zhr jeyt unsere Rechte zu brechen und zu vernichten strebt! Wir wollen nur unsere Nationalität schüßen, nicht fremde Nationalität angreifen! Mag der Norden Schleswigs sich demnächst frei erklären, ob er als Provinz dem dänischen Staate einverleibt oder dem deutschen Vaterlande folgen wolle wir werden seinem Willen keinen Zwang anthun! Wir bieten Euch chrli

ches Bündniß und personelle Gemeinschaft des Landesherrn, so lange der Mannsftamm in Dänemark herrscht, wollen uns aber einer unbeikommen- den Weiberherrschaft nicht fügen! Dänen! Bedenkt, was Jhr thut! Ras das Recht verlangt, was Euch zum wahren Nußen dient das bie- ten wir Euch freiwillig! Mehr könnt ZJhr nicht erhalten wohl aber Alles verlieren, wenn Jhr fortfahrt, auf dem Wege der (Gewalt das Bestehen des dänischen Reiches selbst steht dann in Frage! Sieget Jhr im Waffen

famvfe und dies wird nicht geschehen, so lange deutsche Herzen schlagen was Anderes habt Jhr dann, als ein verödetes, feindlich gesinntes Land, unerträgliche Schuldenlast und zerstörten Handel und Gewerbe! Siegen wir, wer wird uns dann hindern, Bedingungen zu stellen, die uns Siche

rung geben gegen jeglichen Uebergrif für die Folge! Noch is es Zeit! noch stehen die Heere einander gegenüber, noch hat der Kampf, die Zerstò rung nicht begonnen, noch bieten wi Euch Frieden ohne Kampf!

Rendsburg, den 31. März 1848,

Die provisorische Negierung.““ (Folgen die Unterschriften.)

Die provisorische Regierung hat verfügt, daß bis auf Weiteres die preußischen und anderen nah dem 14 - Thalerfuß ausgeprägten Thalerstücke zu 40 Schillingen \chleswig-holsteinisch Courant bei allen landesherrlichen Kassen in den Herzogthümern Schleswig-Holstein an- genommen werden sollen, dagegen sind die Zettel der dänishen Na tionalbank bei den landegherrlihen Kassen ferner nicht mehr anzu- nehmen.

Ferner is nachstehende Bekanntmachung in Betreff der Frei- Cerps erschienen:

„1) Die Freicorps werden von dem General - Kommando aus den angemeldeten Freiwilligen organisirt und konstituirt. 2) Sie bil den einen Theil des \{leswig - holsteinischen Heeres und theilen die Rechte und Ehren dessclben, 3) Sie stehen unter militairishem Ge= seß. 4) Sie werden vom Staate bewaffuet und besoldet, 5) Sie sind den Befehlen der Militair - Behörden unterworfen und schulden denselben, so wie ihren Vorgeseßten, militairischen Gehorsam. 6) Sie dienen bis zur Beendigung des Krieges gegen Dänemark, O) Vie Offiziere und Unteroffiziere werden vom Staate, Leßtere auf Vorschlag ernannt. §) Alle Freicorps, mit Ausnahme der fkieler Studenten und der fkieler Turner, stehen unter Oberleitung eines gemeinschaftlichen (Chefs, des Advokaten Oberst-Lieutenants von Koch,“

Gestern Nachmittag ist die Vorhut unserer Armee, gebildet durch das 5te Jäger - Corps, welchem befanntlih die Studenten und kieler Turner zugetheilt sind, in Apenrade unter ungeheurem Jubel aller Einwohner eingerückt, Bevor das Corps, unter den Befehlen des Major Michelsen, die Stadk erreihte, hatte es von einer dänischen Kriegsbrigg, die eine Stunde früher im Hafen angekommen war, ein heftiges Feuer auszuhalten, Die Brigg bestrih den Strandweg, welcher von Süden in die Stadt führt, mit unausgeseßten Kartät- \chenshüssenz indessen wußte Major Michelsen seine Leute solhe Dek- fung nehmen zu lassen, daß er ohne Aufenthalt und ohne den ge ringsten Verlust die Stadt erreichte. Ds 5

Altona, 30, März. Am Donnerstage traf hier eine aus 30 Braunschweigern bestehende geordnete Freischaar ein, geführt von ih= rem Hauptmann Stellfeldtz sie hatte aus eigenen Mitteln die Reise= fosten auf der Hannoverschen Eisenbahn bestreiten müssen, Mehrere Bürger, welche die zur Vertheidigung unseres Landes herbeieilende Schaar gewahrten, nahmen sih ihrer mit hrüderlicher Herzlichkeit an, während die Behörde für Quartier sorgte, Da bei dem s{hleunigen

Ausmarsh des Corps Mehrere nicht Zeit gefunden hatten, sich mit. den nothwendigsten Reisebedürfnissen zu versehen, der Abhülfe dieses -

Mangels dur Beihülfe aus der städtischen Kasse aber Hindernisse

830 oder doch Verzögerung entgegenzutreten schieuen, so traten sogleich mehrere Ehrenmänner aufs bereitwilligste zusammen, um das Nothwendige auf eigene Kosten herbeizushaffen; dieselben verzich teten auf jeden Ersaß, als der Anführer des Zuges sich- zur Vergü tung der Auslagen erbot, Am Morgen darauf zog die Freishaar nach Rendsburg.

Eine Anzahl hiesiger junger Leute aus dem Kaufmannsstande hat sich zur Errichtung eines Scharfschüßen-Corps auf eigene Kosten erboten; von dem Bewaffnungs - Comité ist am Donnerstag Abend bewilligt worden, daß dieses Corps si organisire, sobald 66 Theil- nehmer \sich gemeldet haben , daß aber niht über 110 angenommen werden , .daß ferner die vorläufige Equipirung, Bewaffnung und das Exercitium in diesem besonderen Waffendienst für eigene Rehnung beshaff}t werde, und daß sich das Corps später gänzlih den Anord- nungen des Comités rücksi{tlich der Uniformirung 2c. unterwerfc.

Kiel, 31. März. Der hier heute Morgen eingegangene Bericht eines bei der Vorhut befindlichen höheren s{hleswig=-holsteinischen Of- fiziers meldet, daß die in Hadersleben cingerückte dänische Macht stärker sei, als die \hleswig-holsteinishe. Ju der \{hleêwig=holsteini {hen Armee sind jeßt zehn {leswig-holsteinishe Prinzen, wovon vier in auswärtigen Diensten stehen und nun zum jeßigen Kampfe her geeilt sind. Ein hierher gekommenes Gerücht, als ob die Dänen bei Howacht (Lütjenburg) gelandet seien, findet keinen Glauben. Der poluishe Oberst, Baron vom Leski, welcher in der Nähe Hamburgs auf dem Lande lebte, hat sich dem kommandirenden General der \c{hleswig-holsteinishen Armee zur Disposition gestellt und wird, siche rem Vernehmen nah, verwandt werden. Dieser ausgezeichnete Ka- vallerie-Offizier hat sich im poluischen Freiheitskriege mit Ruhm be deckt. Er war theils Adjutant bei dem Ober-General Skrynezki, theils fommaundirte er das zweite Krakusen-Regiment.

Kiel, 2. April. Leute aus hiesiger Umgegend wollen gestern wiederum Kanonenschüsse vernommen haben. Zwischen unserer Küste und deu dänischen Jnseln soll jedoch kein dänishes Schiff in Sicht gewesen sein.

Neumünster, 31, März. Der Bauernftand fordert jeßt aufs dringendste die augenblickliche Aufhebung des Jagd =Regals, das der Privaten wie das des Staates. Schon wird vielfah von Selbsthülfe gesprohen. Man will das Wild eigenmächtig nieder:schießen. Ju Erwägung dieser Umstäude trat hier heute eine Versammlung von Bevollmächtigten aus s{leswig-holsteinishen Bauern=-Distrikten zusam- men und beschloß eine Eingabe an die provisorische Regierung. Eine Deputa- tion von zwölf Bauern wurde erwählt, weldl/e die Eingabe im Namen der Versammlung unterschrieben und mit dem Nachmittags - Zuge sofort nach Rendsburg abgehen sollen, um sie der Regierung zu überreichen. Cs wur- den darauf in der Versammlung die allgemeinen Landes - Angelegen- heiten zur Sprache gebracht. Alle waren darin einverstanden, daß die Rüstungen und der Krieg gegen Dänemark, so weit derselbe noth= wendig sei, mit aller Energie zu betreiben, daß aber auch gleichzeitig mit aller Kraft für die Begründung der inneren Freiheit zu streben sei; der jeßige Augenblick dürfe niht ungenußt verstreichen, fondern gerade jeßt und aufs \chleunigste müßten die Bürger und Bauern mit Einheit und Entschiedenheit für ihre Juteressen handelnd austre- ten. Einmüthig erklärte man darauf, daß man für die nächste Zeit die Volks=Juteressen gewahrt halte, wenn die jeßige provisorische Re- gierung, durch den Udvokaten Claussen aus Kiel verstärkt und zur \c{ließlihen Ordnung unserer sämmtlichen inneren und äußeren Ver- hältnisse eine neue, nah einem freien Wahlgeseße gewählte Volks- vertretung berufen werde.

Fürstenthum Hohenzollern-SHechingen. Das Ver- ordnungs=-Blatt enthält eine landesherrlihe Verordnung in Be- treff der Wahlen von Gemeinde-Deputirten zur Vereinigung der durch die Ereignisse vom 11. März entstandenen Aenderungen im Staats- Haushalte. Die Wahlen sollen in folgender Weise vollzogen und bis spätestens den 1. April d. J. beendigt werden. Es haben die Stadt Hechingen 4, die Marktflecken Burladingen, Grosselsiugen und Nau- gendingen je 3, die übrigen Ortschasten je 2 und Hermannsdorf einen Deputirten zu wählen.

Freie Stadt Frankfurt. (Frankf. Bl.) Frankfurt, 2, April, Ju dem zweiten Theil der gestrigen zweiten vorberathen- den Versammlung zum deutschen Parlament lag zunächst die Frage zur Entscheidung vor, waun die konstituirende National-Versammlung zusammentreie, und wie dieselbe berufen werden solle. Der Antrag des Präsidenten, der auch im nachherigen Verlauf der Debatte mit Stimmenecinhelligkeit zum Beschlusse der Versammlung erhoben wurde, lautete dahin, daß die fonstitunende National-Versammlung nächsten Montag über vier Wochen (also am 1. Mai) in Frankfurt zusam- mentreten müsse. Lebhafte und lange Verhandlungen veranlaßten nun die Frage, wie es in der Zwischenzeit gehalten werden solle. Zwei Hauptansihten machten sich in der Versammlung geltend: die eine von Wesendonk in einen Antrag formulirte und von vielen Rednern unterstüßte, es” solle “aus der Versammlung ein permanenter Ausschuß von funfzig Männern * gewählt wer deu, die zweite, namentlich von Hecker befürwortete, die ganze Versammlung möge sich bis zum Zusammentritt der konstitui renden National - Versammlung unbedingt für permanent erklären. Auch dieser Antrag fand vielseitige Unterstüßungz beide Anträge aber suchte von Jhstein dur einen dritten zu vermitteln, die Versamm- lung möge sih für moralisch permanent erklären und einen Auss{uß von 50 Männern wählen, an dessen Berathungen denn auch die eben hier bleibenden Mitglieder der Versammlung theilnehmen möchten, Aber auch dieser Antrag führte zu keiner Einigung; die Meinungen gingen namentlih in dem Punkt aus einander, welche Stellung der permanente Aus\shuß neben oder der Bundes-Versammlung gegenüber einnehmen solle. Da stellte und motivirte von Gagern aus Darm stadt folgenden Antrag: 1) Einen Ausschuß von 50 Mitgliedern zu wäh- len, 2) Den Ausschuß zu beauftragen, die Bundes-Versammlung zur Wah) rung der Juteressen dex Nation und bei Verwaltung der Bundes- Angelegenheiten bis zux“ nahen Berufung der konstituirenden Ver- sammlung zu berathen“und. selbstständige Anträge an dieselbe zu stellen. 3) Die Bundes-Versammlung einzuladen, bezüglich der Bundes Ange legenheiten bis zum Zusammentritt der fonstituirenden Versammlung mit dem Ausschuß. als Männern des Vertrauens des Volkes in Be nehmen zu treten. 4) Den Ausschuß zu beauftragen, im Falle der Gefahr die gegenwärtige Versammlung wieder einzuberufen. Lauter Beifall begrüßte diesen Antrag, und von vielen Seiten ließ sih der Ruf nah Abstimmung vernehmen. Nach einer kurzen Debatte über die Reihenfolge und Fragestellung, wie die Anträge zur Abstimmung gelangen sollten, wurde zuerst der Antrag auf unbedingte Permanenz der Versammlung bei der durch Namens-Aufruf erfolgten Abstimmung mit 3608 Stimmen gegen 143 verworfen; eben so der früher vorgelegte Antrag, tie Permanenz der berathenden Versammlung bis zum Ein- tritt der fonstituirenden zu bestimmen und die gegenwärtige Versamm- lung mittlerweile mit berathenden Mitgliedern von Oesterreich und Preußen baldmöglichst beschicken zu lassen. Damit diese Permanenz möglich werde, fönne der Präsident auf Begehren der Mitglieder bis zum Minimum von 50 derselben Urlaub ertheilen, und bleibe somit immer noch ein vertrauungsvoller Auëshuß von wenigstens 50 Mit- gliedern beisammen. Auch der von Jbsteinsche Antrag wurde nicht angenommen. Dagegen wurde der Antraz von Gagern's bei Ab-

stimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben mit weitaus überwiegen- der Mehrheit von der Versammlung zum Beschluß erhoben. i

Jn der heutigen Sihung der Versammlung wurde folgender Au= trag gestellt :

„Die Unterzeichneten beantragen, die Versammlung solle erklären : be vor die Bundes - Versammlung die Angelegenheiten der Begründung einer konstituirenden Versammlung in die Hand nehmen kann, muß sich dieselbe von den verfassungswidrigen Ausnahme-Beschlüssen lossagen und die Män- ner aus ihrem Schoße entfernen, die zur Hervorrufung und Ausführung derselben mitgewirkt haben,“ (Folgen die Namen.) Nachdem dieser Antrag von Zig entwickelt war, beantragte Bassermann, indem er dem Antrage der Sache nach vollständig beitrat, nur insofern eine Modification desselbe:1, als er wünschte, daß nicht die Betreibung der Angelegenheit der konstituirenden Versammlung von einem vorausgegangenen Personen- Wechsel im Bundestage abhängig gemacht und dadurch verzögert werde. Er {lug daher folgende Fassung vor: „Die Unterzeichneten beantragen, daß die Versammlung verlange: Jndem die Bun- des-Versammlung die Angelegenheit der Begründung einer „konstituirenden Versammlung in die Hand nimmt, muß sich dieselbe 2c,“ Ein Theil der Urheber und Vertheidiger des ursprünglichen Antrags erklärte sich mit dieser Abänderung cinverstanden, ein anderer Theil bestand jedoch auf der ur sprünglichen Fassung. Nach längerer Verhandlung ward der ursprüngliche Antrag mit großer Mehrheit verworfen, dagegen derselbe mit der Basser- mannschen Abänderung angenommen, Ein Theil der überstimmten Mino rität nahm anu dieser zweiten Abstimmung nicht Theil, sondern verließ den Saal; ein anderer Theil erklärte jedoh, daß er sich der Majorität unten werfe und auch an den ferneren Arbeiten der Versammlung theilnehmen werde. Die ausgetretene Minorität hat in einer gedruckten Erklärung ge sagt: sie habe durch den Zißschen Antrag ein Glaubensbekenntniß des Bun- destags vermitteln wollen, wodur dessen fortwährende: Wirksamkeit und dem volksthümlichen Ansehen des Ausschusses einiges Vertrauen erzeugt werden sollte, und man sei fortgegangen, weil die Versammlung guch diesen Versuch durch ihre Abstimmung vereitelt habe.

Der vieljährige Vertreter Holsteins und Lauenburgs beim Bun destage, Freiherr von Pechlin, cin Schleswiger, hat, auf die erste Kunde von der Vereinigung Schleswigs mit Dänemark, sofort um seine Entlassung gebeten.

Freie Stadt Hamburg. (H. C.) Hamburg, 2, März. Mit dem zweiten Bahnzuge vou Kiel is heute Abeud die Nachricht eingegaugen, daß eine Abtheilung von 1800 Man dänischer Trup pen gestern früh die Stadt Apenrade ohne Widerstand beseßt haben, nachdem die dort postirten Studenten und Jäger sich auf Bau, zwei Stunden von Flensburg, zurückgezogen hatten, wo das Gros des \chleswig-holsteinischen Armee-Corps sich fonzentriren sollte.

Aus guter Quelle vernimmt man, daß der Prinz Friedrich vou Hessen in diesen Tagen inkognito durch Hamburg mit einer Spezial Mission nah England gegangen is. Man seßt nämlich in Kopen- hagen seine leßte Hoffnung auf diese Macht als Vermittlerin, da man überzeugt i, England wolle keine Schwähung Dänemarks, indem cs dasselbe als Bollwerk und Vorposten gegen Rußland ansehe.

Freie Stadt Lübeck. (H. C.) Durch Beschluß vom 29sten d. hat der Senat die Farben des deutschen Reichepanters \{chwarz, roth, gold angenommen und zugleich verfügt, sowohl das Bundes-Kontingent, als auch die Bürgergarde mit der deutschen Ko farde zu versehen. Die desfallsige Bekauntmachung schließt mit fol: genden Worten: „Judem der Senat durch Annahme dieses außeren Zeichens der oft bewährten deutschen Gesinnung seiner Mitbürger entgegenkommt, erfüllt ihn die feste Zuversicht, daß, mit 1hm vereiu, Lübects Angehörige nicht zögern werden, dem Rus des Vaterlandes zu folgey, wenn es Opfer und thätige Mitwirkung gilt, um das freie, einige Deutschland im Junern, wie auch uach außen, zu sichern und zu schirmen.““ E

Das vorgestern mit 120 Passagieren (größtentheils Deutschen ) von Kopenhagen in Travemünde eingetrossene dänische_ Post-Dampf- {if „„Skirner““ is heute wieder zurückgegangen. Seine Herkunft galt zunächst der Ankuüpfung einer regelmäßigen Postverbindung über Lübeck. Bei der großen Wichtigkeit derselben, namentlich für den go sammten Handel nah dem Norden, wird dieser Postverbindung natü lich hierorts fein Hinderniß entgegentreten.

Der gegenwärtig der Lürgerschaft vorliegende Verfassungs-Ent wurf hat bereits von 11. Kollegien 9 für sich. Oesterreichische Monarchie.

Izzien, 2. April. Die Wiener Ztg. enthält in ihrem Blatte vom heutigen Tage Nachstehendes: Die ernste Wendung, welche in Folge der beklagenswerthen Ereignisse, deren Schauplaß gegenwärtig das lombardish=venetianische Königreich is, die Verhältuisse zwischen Oesterreih und dem Königreich Sardinien plöblih genommen haben, macht es nothwendig, über die Lage der Dinge die folgenden Auf klärungen zu geben:

In einer offiziellen Note, welche der sardinische Staats-Secretan für die auswärtigen Angelegenheiten am 8. Februar l. J. an den Kaiserl. Gesandteu in Turin richtete, um ihm bekannt zu geben, daß der König beschlossen habe, seinen Staaten eine Constitution zu er- theilen, befindet sih wörtlih folgende Stelle :

„Der König wünscht außerdem, daß Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich hier die Versicherung empfange, daß die Heilighaltung der Verträge wie bisher, so auch in Zukunft, die Grundlage jemcex Politik bilden wird, und daß er die lebhafte Hoffnung hegt, daß die Mitwirkung seiner Unterthanen zu dem {hweren Werke der inneren Verwaltung, weit entfernt, den guten Beziehungen zu den fremden Mächten zun \{aden, vielmehr dazu beitragen werde, noch mehr die Freundschaftsbande zu befestigen, welhe bisher zwischen den beiden Staaten bestanden haben, und welhe der König von uun an noch enger geknüpft zu sehen si \chmeichelt.““

Die offiziellen Erklärungen, welche die Königl. fardinische Ne gierung bei verschiedenen anderen Gelegenheiten abgab , trugen das Gepräge der nämlichen freundnachbarlichen Gesinnungen. Auffallend war es jedoh , daß der sardinischen Presse von der Königl. Censur gestattet wurde, nicht nur täglich die heftigsten Ausfälle gegen Vester reich zu ‘“eróffentlihen, sondern auch die im lombardisch-venetianischen Königreiche herrschende Aufregung der Gemüther durch die verwers\- lichsten Reizmittel zu erhöhen und die dortige Bevölkerung, mehr oder weniger offen, zur Empörung aufzufordern, Die diesfälligen wieder= holten Reclamationen der Kaiserl, Regierung hatten keine andere olge, als den Ausdru unfruchtbaren Bedauerns, neue Freundschaftsver sicherungen und Entschuldigungen, welche sich aus die Schwierigkeit der Lage" und den Drang der Zeitumstände stüßtem :

Unterdessen mußten die fortgeseßten Rüstungen Sardiniens unjere

Aufmerksamkeit um so mehr erregen, als die K. Regierung, bei Ge- legenheit der nah dem lombardisch-venetianischen Königreiche entsen- deten Truppen - Verstärkungen , dem turiner Hofe mit dem offffensten Vertrauen genügende Aufklärungen über die rein defensive Natur die fer Maßregel gegeben hatte. Ueber den Zweck ihrer Rüstungen amt lih befragt, erflärte die sardinische Regierung, daß dieselben nur durch die in ganz Jtalien und folglich auch im eigenen Lande herrschende Gährung veranlaßt seien, und daß dabei jeder Gedanke einer Osfen= i xn liege. I S0 standen die Dinge, als, in Folge des am 18. März in Mai land ausgebrochenen Aufstandes, zu Turin die Bildung von Freiwilli- gen-Corps beschlossen wurde, in welchen auch Fremde aufgenommen werden sollten,

Der Kaiserl. Gesandte zu Turin hielt es für seine Pflicht, auf der Stelle Aufklärungen darüber zu verlangen, inwiefern diese An- werbung au auf die Unterthanen Sr. Majestät des Kaisers ausge- dehnt werden würde, Aus der ausweihenden und unbefriedigenden Antwort, welche der sardinische Staats - Secretair, Marchese Pareto, auf die Note des Grafen Buol ertheilte, heben wir nur deu Schluß- saß hervor. Er lautet, wie folgt:

„Judem der Unterzeichnete es sich zur Pflicht macht, durch diese Aufklärungen die Note des Herrn Grafen Buol zu beantworten, be- eilt er sich, die Versicherung seines Wunsches hinzuzufügen, Alles zu befördern, was die Verhältnisse der Freundschaft und guten Nachbar schaft zwischen den beiden Staaten zu sichern vermag

So lautete die Sprache des offiziellen Organs der sardinischen Regierung am 22. März.

Am folgenden Tage, am 23sten, erschien zu Turin ein Manifest des Königs nachstehenden Jnhalts :

„Völker der Lombardei und Venedigs! :

„Die Geschicke Jtaliens gehen der Reife entgegen; ein glüdckli- cheres Loos lächelt den unershrockenen Vertheidigern von Rechten, die mit Füßen getreten waren. Die Liebe zum Vaterlande, das Ver=- ständuiß der Zeit, die Gemeinsamkeit der Wünsche bewogen Uns, zu= erst der allgemeinen Bewunderung, die Jtalien Euch zollt, Uns zuzu gesellen. Völker der Lombardei und Venedigs! Unsere Truppen, die \chon an Eurer Gränze sich sammelten, als Jhr mit der Befreiung der glorreichen Stadt Mailand voraneiltet, kommen jeßt, um in den ferneren Kämpfen Euch den Beistand zu leisten, den der Bruder vom Bru- der, der Freund vom Freunde erwaitet. Wir werden Eure gerechten Wünsche fördern, im Vertrauen auf den Beistand des Gottes, der sichtlich mit uns i}, des Gottes, der Jtalien Pius IX. geschenkt, des Gottes, der dur so wunderbare Anregungen Jtalien fähig machte, selbstständig zu handeln. Und um noch mehr durch äußere Zeichen das Gefühl der italienischen Einigung zu bethätigen, wollen Wir, daß Unsere Truppen bei ihrem Eintritte in das Gebiet der Lombardei und Venedigs über der dreifarbigen italienischen Fahne das savo ische Wap= pen führen.“

Dieses Dokument bedarf keines Kommentacs, Es geht daraus unr zu deutlih hervor, daß die sardinische Regierung der Sache der Empörung in einem befreundeten, mit ihr in tiefem Frieden lebenden Nachbarstaate ihre thätige Unterstüßung zugewendet halte, während ihre offizielle Sprache bis zum leßten Augenblicke, wo sie endlich die Maske fallen ließ, Freundschaft heuchelte und Vertrauen zu erwecken \uchte. Welchen Namen eine solche Handlungsweise verdiene, dieses auszusprechen überlassen wir dem Urtheile der Zeitgenossen und dem Zeugnisse der unparteüschen Geschichte. Nach der Bekanntmachung des obenstehenden Aufrufs hat der Kaiserliche Gesandte auf der Stelle scine Pässe gefordert und erhalten.

Nach Einlangen der diesfälligen Berichte sind dem Königl. sar= dinishen, bei dem Kaiserl. Hofe beglaubigten Gesandten gleichfalls seine Pässe zugefertigt worden.

Nach offiziellen Berichten aus Genua vom 23. März hat da- felbs ein Volkshaufe am nämlichen Tage von dem Kaiserl. Konsulat das österreichische Wappen herabgerissen und durch die Straßen ge \cchleift, ohne daß die Behörden dieses sträfliche Beginnen gehindert hätten, Der Kaiserl. General-Konsulats-Verweser hat hierauf feine Pässe gefordert.

Se. Majestät der Kaiser hat Se. Kaiserl. Hoheit den Herrn Erzherzog Albrecht auf dessen wiederholtes Ansuchen von dem nie= derösterreihischen General-Kommando entbunden.

Bei der gestern unter dem Vorsiße des Minister - Präsidenten, Grafen von Kolowrat, stattgehabten Versammlung des Ministerrathes wurden die Maßregeln zur Sicherheit und Pacifizirung des lombar= disch - venetianischen Königreiches und die Bestimmungen wegen Er- gänzung des Ministerrathes selbst, so wie wegen Bestellung der Lan- des-Verwaltung Böhmens, beschlossen. 3

Aus Klausenburg wird vom 21. März gemeldet, daß die Stu direnden im Vereine mit der Bürgerschaft eine Petition um Einver leibung Siebenbürgens mit Ungarn an das Gubernium gebracht ha ben, welche von diesem günstig aufgenommen worden sein soll.

Preßburg, 29. März. (D. A, Z.) Der Erzherzog Palatin, welcher bereits gestern erwartet wurde, kam heute aus Wien und brate eine Königliche Resolution mit, in welcher anstatt der gehoff= ten Königlichen Sanction für den reichstäglichen Geseß-Entwurf über das unabhängige verantwortlihe ungarische Ministerium eine Verwerfung der wesentlichsten Punkte desselben niedergelegt war. Kaum verlautete etwas von solher Verwerfung, als die ganze Stadt in höchster Aufregung war. Die National-Garde rückte vor das Landhaus, die Läden wurden geschlossen, und das Militair ward in den Kasernen konsignirt. Nach Verlesung der Königlichen Resolution in der gemishten Sißung der Magnaten- und der Ständetafel er= hob sich der Conseils-Präsident, Graf Batthyanyi und erklärte in seinem und seiner Kollegen Namen, daß die Nation diese Resolution nicht annehmen fönne, und daß sie daher ihre Stellen niederlegen. Der Erzherzog beshwor die Minister, auf ibren Posten zu bleiben, und verpfändete sein Wort, daß er bei dem Kaiser Alles auswirken wolle, wenn ihm aber dies nicht gelänge, er selbst ebenfalls abdanken werde, Die Minister und die Versammlung waren dadur beschwich tigt, Der Erzherzog is sogleih wieder nach Wien gereist.

Innsbruck, 29. März. Das Schicksal der österreichisch = ita lienishen Provinzen scheint entschieden zu sein; Feldmarschall Radebky ist auf de.n Rückzug aus Mailand nah Verona, unter dessen Mauern sich das zweite Armee-Corps unter Feldmarschall - Lieutenant d'Aspre sammelt. Beide Armee-Corps zusammen zählen, nah dem Abfall der aba dd Truppen und den erlittenen Verlusten, noch etwa 60,000 Mann.

Mailand, 25. März. Das Kriegs-Comité hat ein Mani fest erlassen, welches auf die Nothwendigkeit hinweist, die Folgen des errungenen Sieges zu sichern und eine Armee der Alpen zu bilden, während ein anderer Theil der Patrioten die Städte beseßge. Das Mauifest {ließt mit dem Rufe: „Es lebe das Heer der Alpen! Es lebe die Bürger - Garde ! Die Oesterieiher hatten siebzehn angesehene Mailänder als Geißel mitgenommen. Sie sollen sich, meint die Mailänder Ztg.,, in den Festungen sammeln wollen. In Modena waren einige Tausend Mann Bolognesen eingerückt. Die Allg. Ztg. theilt aus einem Privat-Briefe aus Ma i= laud vom 24,, Abends, von einem Lombarden Folgendes mit: „Jch \chreibe Jhuen““, heißt es in jenem, „in aller Cile einige wenige Zeilen, um zu melden, daß leßten Mittwoch Abends die Stadt Mai land nach fünftägigem Kampfe endlich von den Feinden befreit wurde. Mit der Einnahme der Porta Comasina durch die Brianzolen und die Leute von Lecco und mit dem Brande der Porta Tosa, wo die meisten Kämpfer Bergamasken waren, war der Fall Oesterreichs in Ztalien entshieden, An der Porta Comasina, wo ich kommandirte und mich glücklich s{chäße, an der Spibe meiner Leute das Thor erstürmt zu haben, dauerte der Kampf bis Morgens um 2 Uhr und wurde mit großem Muth geführt, Sogar Weiber und Knaben nahmen daran Theil. Der Enthusiasmus unse= e Leute und der Bevölkerung jenes Stadttheils war un- eshreiblih, Wir wurden mit einem solchen Jubel empfangen, daß

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überall die Luft davon ertöute. Gegen 11 Uhr begann der Zug der flichenden Wagen an uns vorbei,“

Pavia, 22. März. Der Oberst Benedeck hat von dem Mar- schall Radebky Befehl erhalten, die Stadt zu verlassen und si so- fort nah Mantua zu begeben. LVi!e Bürger haben gleih nah Ab- zug der Truppen die Stadt beseßt.

Nach der Eidgen. Ztg. vom 31. Män zogen am 25}ten in Mailand 5000 Mann Piemonte}jen mit Kavallerie und Artillerie ein und wollten nach einer Rast von wenig Stunden wieder weg- ziehen, um die österreichischen Truppen zu verfolgen. Radeßky war angeblich in Como und ein Theil seines Heeres, das in voller Auf- lösung fein soll, in Lodi. Unter den Geißeln, die Radebky in seiner Gewalt hat, soil si auch ein Sohn des berühmten Dichters Mau- zoni befinden. Es heißt, die Zahl der in Mailand auf Seiten des Volks Gefallenen sei verhältnißmäßig gering.

Krakau, 1. April. Die Gazeta Krakowska berichtet: „Am vorigen Sonnabend begrüßte Krakau in seinen Mauern einige dreißig politische Gefangene, die aus Brünn kamen und in Folge der Amnestie ihre Freiheit wieder erlangt hatten. Cin groper Theil der frafauer Einwohnerschaft hatte sie im Bahnhofe erwartet und mit

C Sonntag Abends hatte si eine noch größere Menge auf dem Bahnhofe versammelt, um die übrigen Staatsgefangenen aus Brünn zu erwarten. Mit Ungeduld harrteu die Versammelten der Ankunft des Zuges, bis er endlih um 10 Uhr die Erwarteten brahte. Allgemeines Freudengeschrei wurde ihnen

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großem Jubel bewillkommnet.

zum Willkommen, und bis spät in die Nacht machte die Menge auf |

der Straße ihrer Freude Luft. Die Stadt war am Sountag Abend zur Bewillkfommnung der freigelassenen Gefangenen erleuchtet,“

X Teplitz, 30. März. Die in dem Kaiserstaate Oesterreich proklamirte Constitution, deren Feier {on am 17. März in der Badestadt Teplitz festlih begangen worden, hat dieser Thermenstadt den Ausdruck eines vermehrten Glanzes gegeben, und die Bewohner, die Bürger dieser Stadt, haben ihren alten Ruf der Ehrenhaftigkeit und der Loyalität neuerlich in dem glänzendsten Lichte bewährt. Kaum war die Bewilligung zur Errichtung der National-Garde er= hollen, als auch schon in der {önsten Harmonie die Bürger zu- sammentraten und sih in Compagnieen einreihten. Es gewährt einen neuen interessanten Anblick, so ruhig gesiunte ordnungsliebende Männer mit einem Eifer militairische Exercitien und Evolutionen in Reih und Glied einüben zu sehen, als ob cin Feind vor der Stadt stände. Und doch giebt es nicht leiht eine ruhigere, stillere und weniger bedrohte Stadt, als gerade die Badestadt Tepliy. Da, wo sich die Freiheit mit so vielem Takte, mit so s{önem Geiste der öffentlichen Ordnung und Ruhe paart, kaun nur Heil und Segen erwachsen, und die Thermen der Badestadt Tepliß werden nur einem erhöhten Rufe entgegen gehen. Alles räumt und pußt die Häuser zum Empfange der Kur gâste, von denen schon mehrere hier anwesend sind. Das bürgerliche Schießhaus wird in einem grandiosen Style neu umgebaut und soll Ende Mai schon vollendet sein. :

Frankre.

__ Paris, 31. März. Das Central-Comité für die allgemeinen Wahlen hat vorgestern die 34 Kandidaten gewählt, welche den Bür gern des Seine-Departements für die National-Versammlung vorge- \hlagen werden sollen. Man bemerkt darunter neben den \ämmtli- hen 11 Mitgliedern der provisorischen Regierung fünf Arbeiter, wo- von zwei Arbeiter = Journale redigiren : ferner Beranger, Lamennais, Thomas, Direktor des National, Audry de Puyraveau , d’Alton Shee und General Courtais.

General Cavaignac hat das Kriegs - Ministerium abgelehnt und die Regierung sofort dasselbe dem General Changarnier angeboten, der davon hoffentlich noch vor sciner Einschiffung nah Algier Keunt niß erhalten wird. Cavaignac bleibt General-Gouverneur.

Die Unton sagt: „Drei Lager, welche |ich gegenseitig stüßen und in ihrer Gesammtheit einen verfügbaren Cffeftivstand von unge fähr 100,000 Mann bilden, werden ganz bestimmt zu Dijon, Lyon und Grenoble errihtet werden. Jm Falle eines Krieges und eines Marsches nach dem Königreih Sardinien wird das Hauptquartier der französishen Armee zu Lyon aufgeschlagen werden , damit von diesem Punkte aus die erste Richtung der militairishen Unternehmun gen geleitet werden fann. Vas Vertheidigungs - Conseil beschäftigt sih gegenwärtig damit, in umfassendem Maßstabe eine rasche und leichte militairishe Organisationsweise für die Corps der Freiwilligen und der mobilen National-Garde festzustellen, deren Berufung zu den Waffen die politischen Ereignisse Curopa?s von einem Tage zum an deren auf den verschiedenen Punkten des französischen Gebiets nöthig machen können.“

Die provisorishe Regierung hat so eben wieder zwei Procla- mationen, die eine an die Mrger von Paris, die andere an die Armee, erlassen. Die Ersteren werden aufgefordert, die Regierung in ihren Bemühungen znm Aufrechthalten der Ruhe und Ordnung kräftig zu unterstüßen; die Truppen werden zu Mannszucht und Ordnung vermaÿynt,

Die Zahl der Staatsräthe is, auf den Vorschlag Cormenin's, des Staatsraths-Präsidenten, von 30 auf 25 herabgeseßt worden ; hierdurch und mittelst einer anderen Einschränkung in demselben De partement gedenkt man jährlich 80,000 Fr. zu ersparen.

Ju den leßten Tagen haben eine große Anzahl von Gewerken Geldschenkungen an die provisorische Regierung gemacht, um die außerordentlichen Ausgaben der Republik zu deen.

Die Abgabe, welche von den Einnahmen der pariser Theater zu Gunsten der Hospitäler erhoben wird, ist, mit Rücksicht auf die be drängte Lage der Theater-Directionen, für die Zeit vom 1, März bis zum 1. Oktober auf 1 pCt. herabgeseßt worden.

Die Lokal-Behörden von Lyon haben im Einverständniß mit dem Regierungs-Kommissar beschlossen, daß die nicht aus der Stadt ge- büxtigen Arbeiter gegen die Angriffe, welche sie zu bestehen haben, geschüßt werden sollen.

Herr Olivier Dufresne, General-Juspektor der Gefänguisse des Seine-Departements, is auf Befehl des Ministers des Junern ent lassen worden.

Der National äußert über die beiden Dekrete, welche die Be- fugnisse der Departements - Kommissare gebührend begränzen: „Die Schranke is geseht, und sie wird nicht mehr überschritten werden, Die Kommissare wissen fortan, wie weit sie gehen dürfen, und wo sie Halt machen müssen, wie viel die Central - Gewalt ihrer Juitiative auvértraut, und was sie fich felbst vorbehält. Das Publikum wird es ebenfalls wissen, und Niemand, dies hoffen wir wenigstens, wird si ferner den unbegründeten Besorgnissen hingeben, welche das Uebel wollen erweckt und verbreitet, um ste auszubeuten.““

Das Jourual des Débats spricht folgende Worte der Be- ruhigung: „Weshalb sich ohne Maß erschrecken und sih entmuthi- gen ? Man würdigt das unerhörte Schauspiel nicht genügend, welches Frauk- reich in diesem Augeublicke darbietet, Hätte man uns vor sechs Wo- hen gesagt, daß alle Stüben, auf welhen gewöhnlich die geregelten Staatsgesellschaften beruhen, zu gleicher Zeit zusammenstürzen wür-

Weshalb nur die s{limmen Möglichkeiten ins Auge fassen? | |

den, daß ein und derselbe Schlag die Kammern, den Thron, die Charte verschwinden machen, daß die bewaffnete Macht sih zerstreuen und daß es für die ganze Regierung nur noch eine Gewalt geben werde, der man einzig deshalb gehorcht, weil man ihr gern gehor=- chen will - - hätten wir wohl geglaubt, daß ein solcher Zustand der Dinge 24 Stunden fortbestehen könne, ohne daß Frankrei in die entseßlihste der Anarchieen verfalle? Er dauert aber bereits fünf Wochen, dieser Zustand der Dinge. Er dauert, und keine Gewaltthat, feine allgemeine Unordnung hat ihm ein trauriges Merkzeichen aufgeprägt. Die Personen und das Eigenthum sind mit sehr wenigen Ausnahmen geachtet worden, und es wäre gewaltig ungereht, wenn man diefe Ausnahmen den Massen shuldgeben wollte, Sogar diejenigen Leute, welhe in Besorgniß sind, müssen dem milden Verhalten der Bevölkerung Anerkennung zollen, Zu feiner Zeit, in feinem Lande, wir sagen es unbedenklih, hat man etwas Aehnliches gesehen; zu keiner Zeit, in keinem Lande hätte eine Gesellshaft von 35 Millionen Menschen mit so wenig Nachtheil si elbst überlassen werden können. Frankreih geht ganz allein; es hält sih aufrecht durh den Forfkschritt seiner Sitten und seiner Auf- klärung z es \chöpft aus sich selbst die Ordnung, welche jett besteht. Jst diese verhältnißmäßige Ruhe der Gegenwart nicht ein Pfand für die Zukunft? Wozu sih in Furt versenken vor dem, was nicht ist wenn das, was ist, keine Aehnlichkeit mit den Exzessen der Vergau-- genheit darbieten? Man wird plündern, ermorden! Mau plündert man ermordet aber niht. Jhr geht, Jhr kehrt heim; Niemand be- unruhigt , Niemand bedroht Euch. Aber es giebt keine Regierung ! Ach! Die Erfahrung hat uns nur zu sehr gelehrt, daß man auf die Regierungen, welche die stärksten scheinen, nicht zähleu darf! Seyßen wir mehr Vertrauen auf uus selbst, auf Frankreich, auf die allgemeine Vernunft, auf die Beweise von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und ge- sundem Verstande, welche die ganze Bevölkerung uns seit sechs Wo- hen vor Augen stellt ! ‘“

Die Zahl der vom 15. bis 25. März verfallenen Wechsel, welche die Bank von Frankreih am Montage protestiren ließ, übersteigt 4000,

Köln, 3. April, (Tel. Dep.) Am 7ten wollen Anführer der deutschen Demokratie in Straßburg sein, diese selbst rücken am iten und 5ten von Paris aus. Jedes französishe Jufanterie - Regi- ment wird um 3 Compagnieen und jedes Kavallerie =Regiment um 1 Esfadron verstärkt, Das Hauptquartier der drei Lager zu Lyon, Dijon und Grenoble wird in Won fein. Freiwillige werden auf 2 Jahre angenommen, y

Großbritanien und Irland.

London, 30, März. Jhre Majestät die Königin i nah ihrem Wochenbette so weit wieder hergestellt, daß sie vorgestern den Prinzen von Preußen empfangen konnte, als derselbe bei dem Prin= zen Albrecht im Buekingham-Palast dinirte, Bei dem gestrigen diplo= matischen Lever, welches der Prinz von Preußen im preußischen Ge- sandtschafts-Hotel hielt, waren fast alle fremden Gesandten erschienen; nur die französishe Republik war nicht vertreten. :

Die gestrige Mittags - Sibung des U nterhauses bot kein er- hebliches Interesse. Herr Hawes mußte auf den Antrag des Herrn Goulburn aus dem Hause austreten, weil ein Formfehler bei fei= ner Vereidigung vorgefallen war, und ein Ausshuß wurde ernannt, um- zu untersuchen, ob er mit Recht fm Hause seinen Siy habe. Ueber einen Antrag des Herrn Halford auf Verbesse- rung der Lage einer bestimmten Klasse von Webern entspann ih eine längere Debatte, wobei Herr Oume 1G gegen die Lehre aussprach, daß der Staat für die Beschäftigung aller Ar= beiter, der fleißigen wie der trägen, einzustehen habe. Wenn die Sache in Frankreich so fortgehe, wie jebt, so werde nah einigen Jah- ren dort alle Judustrie ruinirt sein, und jede Einmischung des Staa= tes in die Judustrie sei abgeschmackt. Der Antrag wurde verworfen. Zum Schluß ward eine Bill zum erstenmale verlesen, welhe die Ab- seßbarkeit der Schulmeister in Schottlaud ausspricht, wenn sie si Grausamkeiten zu Schulten kommen lassen oder unfähig sind.

So sicher sih die besißbenden Klassen in England auh fühlen, so fönnen sie doh die Wirkungen der französischen Umwälzung bei si nicht ganz abweisen. Die Sprache der unteren Klassen wird immer drohender, und die Chartisten haben in Nottingham eine ungeheure Versammlung gehalten, um einen Abgeordneten ' zu wählen für ihre Anfangs April nach London ausgeschriebene „„Con- veution.‘’ Das für die Versammlung eingeräumte Rathhaus war viel zu klein, um Alle zu fassen. Die Versammlung begab sih auf den Markt; die Sprecher standen auf den Stufen, und Lichter wurden um sie herum gehalten. Die heftigsten Reden wurden geführt. „Jch fordere Euch nicht zum Kampfe auf““, sagte ein Redner, denn dies würde in den Augen des Geseßes Aufruhr sein, aber wir verstehen uns!“ Julian Harney ward zum Abgeordneten erklärt und ihm aufgetragen, der Convention zu erklären, dies werde das leßtemal sein, daß die Chartisten Schwarz auf Weiß petitioniren wollten. Auch in Jrland sieht es sehr drohend aus, Von hier ist das 39ste Regiment eiligst nah Manchester marschirt, wo die Gährung ebenfalls groß is.

Die Times erklärt sich in einem Artikel über die Lage Jrlands folgendermaßen :

„Wir können cs s{hwer mit dem Gefühle unserer Pflicht ver- einigen, die Gefahr, welhe uns von Jrland her droht, zu gering anzuschlagen, Jrland i} in einem Zustande der Aufregung, welcher hinreiht, zwar nicht eine Furht, wohl aber eine heilsame und vorsichtige Besorgniß zu rechtfertigen. Es steht zwar nicht an dem Abgrunde eines Bürgerkrieges; aber wenn nicht kräftige und verständige Maßregeln ergriffen und ausgeführt werden, fönnen Dublin und zwei oder drei der wichtigsten Städte da- felbst in sehr unglückliche, vielleicht in sehr blutige Unruhen ge- stürzt werden, Ueber den Erfolg eines Kampfes zwischen den Aufrührern und den Behörden kann kein verständiger Mensch in England, und wir sollten glauben, auch kein verständiger Mensch in Irland nur den geringsten Zweifel hegen. Der Ausgang eines solchen Kampfes, wenn derselbe zu etnem gräßlicheren Aeußersten ge- trieben wird, als wir jeßt denken mögeu, ist gewiß und klar genug. Aber es is die Pflicht der Regierung, für alle Maßregeln zu sorgen, wodur die Katastrophe eines solhen Kampfes, der für die Sieger \chmerzlich und für die Besiegten ho ffnungslos verderblih sein muß, verhütet werde, und es is der Wunsch jedes guten und redlichen Un-= terthanen des Königreichs, solche Maßregeln zu unterstüßen und ihnen

E Ô Hor ile L V alte finiili, die Gattin Sir John Frauklin?s, hat eine Be- lohnung von 2000 Pfd. Stk. auge, um Lien Wallfischfänger zu bewegen, in der T avis-Straße oder Baffins-Bai nah dem ver= mißten Entdecker zu uen L / 0

Die englischen Blätter äußern sich heute über die Ereignisse und Bewegungen auf dem Kontinent, _ aber es geht aus ihren Bemerkun= gen niht klar hervor, welhe Stellung England zu denselben ein= nehmen wird, Nach den Aeußerungen des Globe und der Mor- ning Chronicle scheint die Ansicht zu überwiegeu , daß es gut wäre, wenn England neutral bleiben könnte. Der Globe zweifelt an der Möglichkeit, daß Deutschland im Jnuern sich orduen werde; es erscheint ihm Alles zu radikal. „Die inneren Exzesse politischer