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möglich, mit der Konstituirung Deutschlands zu warten , bis diese Frage in Oesterrei gelöst is, Wir sind gedrungen, damit voranzu- schreiten, ohne im mindesten für die Zukunft Oesterreich auêschließen zu wollen. Dies war meine Ansicht von der politischen Lage Deutsch=- lands zu der Zeit, ehe die Ereignisse vou Wien und Berlin eingetre= ten sind.
Im Anfange dieses Monats war ih eingeladen, einer Versamm- lung von Männern beizuwohnen, deren Namen in Deutschland guten Klang haben, und die in Heidelberg zusammentrat. Diese Männer besprachen sich über die nächsten Bedürfnisse des Vaterlandes. Das Resultat dieser Berathung is durch die öffentlihen Blätter bekannt geworden , und ih glaube mich desfalls überhoben, was dort als Grundlage der ferneren Entwickelung Deutschlands angenommen wurde, Jhnen vorzulesen. Es is im Wesentlichen in demjenigen enthalten, was ih Jhnen heute im Eingang als die leitende Jdee bei meinem Antrag bezeichnet habe : ein deutsches Parlament, die Bestimmung der Kompetenz desselben und das Fe halten an der Selbstständigkeit der Einzel-Staaten unter ihren Fürsten, bezüglich derjenigen öffentlichen Interessen, die der Kompetenz der Central=- Gewalt nicht vorbehalten sind. Und in enger Verbindung mit diesem Festhalten an der Selbst- ständigkeit der Einzel-Staaten, an der Stellung der deutschen Fürsten in ihnen, steht das daraus sich ergebende Bedürfniß eines Raths der Fürsten, oder eines Oberhauses, oder in welch anderer Form die fünf tige Verfassung, deren Entwickelung wir nicht vorseben fönnen, die hervortretende Stellung der Fürsten zur National - Vertretung sinden mag. s An dem Abend des Tages, an welchem solhe Verabredung in Heidelberg getroffen worden war , wurde ich mit dem Amt betraut; am nächsten Tage hon wurde mir ein Anlaß geboten, auf Erfüllung des Theils der Proclamation hinzuarbeiten, dessen Inhalt ih vorhin vorgetragen habe. Es erschien, da der Herzog von Nassau ähnliches Versprechen gegeben hatte, ein nassauisher Bevollmächtigter dahier, der im Auftrag seiner Regierung den Antrag stellte: die verschiedenen Staaten, welche auf die gleihe Grundlage der inneren Entwicelung gestellt seien, sollten sih über die Wege, die zur Umgestaltung der Bundes-Verfassung und Berufung des National - Parlaments führen fönnten, unter einander verständigen.
Als leitende Jdeen wurden aufgestellt und die Aufgabe so be- zeichnet :
1) Die Bestimmung eines Ortes, wo die Verhandlungen geführt würden; z. B. Stuttgart, um von da aus Bayern zu ge-= winnen.
2) Erklärung der einzelnen Regierungen, die Leitung der Ver- handlungen und weiteren Maßregeln an die eine unter ihnen zu übertragen, in Erwartung einer späteren Absprache , wodurch eine abwechselnde Leitung herbeigeführt werden könnte.
Z) Versuch eines vertraulihen Benehmens mit den Lenkern der Bewegungz zunächst den sieben Männern, welche zur National - Ver- tretung Vorschläge machen sollen — zu dem Zwecke, die Angelegen- heit offen au von ihrer Seite in die Hände obiger zu bestimmen- der Regierung zu legen. i
4) Versuch, die National-Vertretung mit den bestehenden Bun- desformen in Verbindung zu bringen.
5) Sollte dies nit gelingen: Versuch, mit dieser National- Vertretung ein Oberhaus, bestehend aus den Bundesfürsten in Per= son oder fürstlihen Stellvertretern, in Vorschlag zu bringen.
Wie die Lage der Dinge war, glaubte ih, daß eine Vereinba- rung auf diesen oder ähnlichen Grundlagen zu einer Nothwendigkeit geworden sei. Jch habe daher bei Sr. Königl. Hoheit dem Erb- großherzog und Mitregenten darauf angetragen , daß von hier aus ein Gesandter ernanut werde mit dem Auftrage, den nassauischen zu begleiten und zu versuchen, ob andere Bundesstaaten zu solher Ver ständigung sich anschließen würden, um den Kreis derjenigen, welche über die. Grundlagen einer Revision der Bundes - Verfassung einig seien, immer mehr zu erweitern. Dieser Versuch is durch Erfolg gekrönt worden in Karlsruhe, Stuttgart und München. — Von dem leßteren Orte aus sollten si die Bevollmächtigten der sämmtlichen genannten Höfe zu gleihem Zwette über Dresden nach Berlin bege ben , sie sind aber nah den neuesten Nachrichten nah Berlin noch niht gekommen. Jh finde keinen Anstand, die wesentlichen Punkte hervorzuheben, auf welche die Unterhandlungen sich bezogen haben. Jn Stuttgart wurde von Sr. Majestät dem Könige selbst vorge schlagen, die Leitung der deutschen Angelegenheit unter den dringen- den Verhältnissen, wie sie jeßt vorwalten, in die Hände eines der deutschen Regenten zu legen, und zwar desjenigen, auf welchen die vereinigten Stimmen si fixiren würden, und Se. Majestät der Kü-=- nig war bereit, jene Leitung Preußen anzuvertrauen , jedoh unter dem Vorbehalt :
„daß es die Ueberzeugung der vereinigten Höfe, die Leitung Preu- ßens sei nur dann möglich, die öffentliche Stimmung und Un- terstüßung von ganz Deutschland nur dann dafür zu gewinnen, wenn Preußen seinem Volke im Wesentlichen dieselben Rechte und Freiheiten verleihe, welche die süd- und westdeutschen Stämme be- reits besißen, und daß sich die vereinigten Höfe nur unter dieser Vorausseßung einen Erfolg ihres gegenwärtigen Bestrebens ver- sprechen.‘
Jn München wurde eine gemeinschaftliche, die bis dahin getrof fenen Vereinbarungen zusammenfassende Note dem dortigen Ministerium überreicht, deren wesentliher Jnhalt folgender ist:
„Das deutsche Volk soll bei der Bundes-Behörde vertreten sein. Dies isst die Stimme von ganz Deutschland. Die constitutionellen Regierungen im Süden von Deutschland und unter ihnen eine der ersten, die Sr. Majestät des Königs von Bayern in seiner öffentli chen Proclamation, — haben dies als dringendes Bedürfniß zur Her- stellung der deutschen Einigkeit und zur Erhebung von Deutschla! auf diejenige Stufe, welhe ihm unter den Mächten Europa's geb! anerkannt. Wenn dieses Wort zur Wahrheit werden soll, so 1! Allem nothwendig :
1) E über die Wirksamkeit der deutschen National - Vertr:
un 2) über die Art der Zustandebringung derselben zu verstän!
So viel den ersteren Punkt betrifft, \o kann für jest mt vo Rede davon sein, den Wirkungskreis eines deutshen Parlamz1s in seinen Einzelnheiten zu normiren. Selbst die Frage von der Einri@tun1a der vollziehenden Gewalt mag vorerst dahingestellt bleiben und der tom fequenten Entwickelung der Îdee der Einheit überlassen werden. Um
sich diese Jdee klar zu machen, is es aber nöthig, schon jeßt die hauptsächlihsten Grundzüge der Thätigkeit der neu zu fonstituiren- den Bundesbehörde festzuseßen. Deutschland als folhem is bis jeßt diejenige Stimme bei Berathungen der Großmächte Europa's, die ihm als der Kern von Europa, als der Erbe großer Erinne- rungen und mit Rüksiht auf seine intellektuellen und physischen Kräfte gebührt, nicht zu Theil geworden. Dieses Ziel läßt sich nur erreihen, wenn gegenüber dem Ausland eine Vertretung des male Volkes von einem Willen, dem Ausdruck des Willens der deutschen Nation, ausgeht.
Die geographische Lage Deutschlands is, wie die Geschichte lehrt, mehr als irgend ein Land in Europa geeignet, der Tummel- play friegerisher Gelüste der Nachbarstaaten zu werden.
Einklang in der Leitung der militairischen Angelegenheiten
858 und gleihe Wehrhaftmahung des ganzen deutschen Volkes is das unabweisbare Bedürfniß, um -sich vor Gefahren und Angriffen von außen zu hüben.
Um den Wohlstand und die Blüthe des deutschen Handels zu heben, ist Gemeinschaftlichkeit der Handels- und Zoll+erhältnisse nebst allem dem, was hiermit im nächsten Zusammenhange steht, längst als ausgemachte Wahrheit anerkannt. f
Ein freies Volk bedarf bei Fragen von den höchsten Gütern des Jndividuums, Leben und Freiheit, Institutionen, welche jeder Willkür theoretisher Spißfindigkeiten und allen gewalthaberischen Einflüssen ein Ende machen ; es bedarf Gerichte, aus Gleichge= stellten zusammengeseßt, und ein entsprehendes Gerichtsverfahren und Strafgeseßz. Zur Erstrebung gleiher Rechte aller Bürger be= darf es aber au einer. gemeinsamen Gesebßgebung in allen den Fragen, welhe von der Judividualität der einzelnen Stämme und ibrer Sitten und Gebräuche unabhängig sind.
Nach diesen Andeutungen wären die wesentlihen Befugnisse des deutschen Parlaments dahin festzustellen :
1) Gemeinschaftlihkeit der Geseßgebung und des Gerichts - Ver= fahrens;
2) Heerwesen und Volksbewaffnung ;
3) Handel (Zoll-Verein), Marine, Münzen, Maß, Gewicht, Po- sten und Eisenbahnen;
4) Vertretung gegenüber dem Ausland.
Die in München anwesenden Bevollmächtigten von Württem- berg, Großherzogthum Hessen und Nassau sind beauftragt, der
Königlich bayerischen Regierung diese Grundprinzipien der Wirk= samkeit der fünftigen Bundesbehörde zur Erwägung zu unterstel= len, und glauben die Ueberzeugung ihrer Regierungen aussprechen zu müssen, daß diese Grundzüge dem tief und lebhaft gefühlten Bedürfnisse des ganzen deutschen Volkes entsprehen. Bayerns deutschgesinnter König wird die wahren Bedürfnisse des großen deutshen Vaterlandes nicht verkennen. Welche weitere Bestimmun- gen Se. Majestät saber auch für die Kräftigung und die Wohl- fahrt Deutschlands nöthig halten sollten, so sind die Bevollmäch- tigten der genannten drei Regierungen auf das bereitwilligste er= bötig, die entsprehenden Anträge entgegenzunehmen und an ihre
Kommittenten gelangen zu lassen. Die zweite oben herausgehobene
Frage is die, auf welhe Weise eine Volksvertretung bei der deut=
schen Bundesbehörde in Stand geseht werden solle? Die Vor-
schläge der drei Bevollmächtigten gehen in dieser Beziehung dahin :
1) Die deutshe Bundesbehörde besteht aus zwei Kammern z die erste Kammer wird durch die Stellvertreter der deutschen Bun- desfürsten gebildet, die zweite aus Abgeordneten des deutschen Volkes.
Die Vertreter der deutshen Bundesfürsten empfangen von den Letzteren ihre Jnstruction und können zu jeder Zeit geändert werden. Die von den Kammern gefaßten Beschlüsse sind aber für sih rechtsbeständig und unterliegen keiner weiteren Geneh- migung der einzelnen Bundes-Regierungen. : i
Die Volks-Kammer wird aus dem deutschen Volke gewählt 1m Verhältnisse von 1 zu 100,000 Einwohnern. —
Die Wahl der einzelnen Abgeordneten geschieht durch die in
den einzelnen Staaten bestehenden Repräsentativ - Versammlun-
gen in einem Zusammentritt der beiden Kammern, wo solche hestehen, aus der Gesammtheit der Bürger des betreffenden
Staates.
Um einen Beschluß der deutschen Bundes - Behörde zu Stande
zu bringen, ist Uebereinstimmung der beiden Kammern erfor=
derlich.
6) Die weiteren Bestimmungen über die Geschäfts- Ordnung, so wie über die vollziehende Gewalt, sind den Beschlüssen der erst mals zusammentretenden Kammern überlassen.
Die ereignißvolle Zeit drängt zu einem raschen Entschlusse. Schon i} von denjenigen Männern, welche in Heidelberg die Er rihtung eines dentshen Parlaments beschlossen haben, eine größere Versammlung auf den 30. März zu weiterer Beschluß= nahme ausgeschrieben. Wenn die deutschen Regierungen oder wenigstens der größere Theil derselben, bis dahin nicht zu einem den Bedürfnissen des Volkes entsprehenden Entschluß gelangen, so is} zu befürchten, daß sie ihren Einfluß auf Leitung dieser An- gelegenheit einbüßen und jedenfalls größere Verwickelungen her beiführen, wo nicht ein weiteres Umsichgreifen des demokratischen Prinzips dur ihre Unthätigkeit provoziren, Die Zeit der un- erfüllten Versprehungen is vorüber, Möge die Lehre, welche die
jüngsten Ereignisse gegeben haben, nicht unbenußt bleiben, Die süddeutschen Regierungen haben gesprochen, mögen sie auch han= deln, {nell handeln, damit nicht au die Aufrichtigkeit der Ver- sprehunaen in Frage gestellt werdes könne.
Durch tas Organ des bisherigen Bundestags diese prinzi= piellen Fragen zu erörtern und zur Reife zu bringen, ist nicht ausführbar, weil der Bundestag das Vertrauen bei dem deut- schen Lolfe eingebüßt hat und die Jnstruirung der Gesandten und Auetcoshung der verschiedenen Ansichten dur das Mittel des Burt-etags — insbesondere, wenn man die in Aussicht stehende
-rung der Personen einzelner Gesandten berüdsihtigt, viel zu
eit erfordern würde.
7 es waren die Erwägungen, durch welche die Regierungen
Bevollmächtigten es für dringend nothwendig gehalten eine Verständigung zunächst dex constitutionellen Regierun=-
-elhe sih bereits für die Sache öffentlich ausgesprochen ha-
“rann aber auh der übrigen Regierungen, im Wege der Be-
ang an Ort und Stelle zu Stande zu bringen.“
#zven diesen Verhandlungen, welche auf die Weise, wie ih die
gehabt habe, auseinanderzuseben, eingeleitet und fortgeführt weten, find noch zwei andere Wege zu ähnlichem Ziel von Anderen 1zeschlagen worden, um die Lösung der Frage anzubahnen. Wäh» oon mehreren deutshen Regierungen die Geneigtheit für Na- wraloertretung öffentlich bekannt wurde, sind auch von der deutschen
Zat - Versammlung selbst mehrere darauf bezügliche Beschlüsse ge=
e worden. Jn ihrer 15ten Sihung vom 48, März wurde der
wte Aus\shuß mit der Begutachtung einer zeitgemäßen Revi-
1+ 227 Bundes = Verfassung beauftragt. Ein Beschluß der 17ten eht hiernächst dahin, die Bundes - Regierungen aufzufordern,
t es allgemeinen Vertrauens mit dem Auftrag nah Frank=
zuordnen, der Bundes =- Versammlung und deren Ausshuß zum
î 2zr Revision der Bundes - Verfassung mit gutachtlihem Bei-
vie Hand zu gehen, und eben so sind Anträge einzelner Re-
ingen wegen einer Nationalvertretung an die Bundes - Versamm-= lung gestellt und an den betreffenden Ausschuß zur Begutachtung verwiesen worden. Diese leßteren Anträge sind namentlih von
Bayern und von Baden an die Bundes =- Versammlung gestellt wor=
den. Die Staats-Regierung wird dem Bundes = Beschluß wegen
Absendung von Männern des Vertrauens, wie gegenwärtig die
Lage der - Dinge is, durch die Wahl eines solchen Mannes
unvorzüglich entsprehen, Dagegen hat dieselbe eine Theil-
nahme an Kongressen abgelehnt, welche von den beiden Groß- mächten Deutschlands querd nah Dresden und dann nach Pots- dam in Aussicht genommen worden sind, natürlich zur Zeit vor
den neuesten Ereignissen. Die Gründe, warum die Staats-Regierung die Beschickung dieser Kongresse abgelehnt hat, glaube ih in meiner Stellung und dem Vertrauen, womit die Stäude mich beehren, ent sprechend, mittheilen zu müssen. i
Auf das Schreiben Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und Sr. Majestät des Königs von Preußen wurde von der Staats Regierung im Wesentlichen Folgendes erwiedert :
„Wie sehr Se. Königl. Hoheit auch nach den Höchstdenselben angestammten Gesinnungen un Jhrer persönlichen, vollsten Ueberzeu- gung dasjenige zu verehren hätten, was Thre Majestäten der König von Preußen und der Kaiser von Oesterreih Jhuen in einer so ern- sten Angelegenheit übereinstimmend eröffnen zu lassen geneigten, o wären Sie doch durch die in Rede stehende Mittheilung von den größten Besorguissen erfüllt worden, indem der beabsichtigte Kongreß in Dresden, wie Sie im Angesicht der nahen Gefahren fest glaubten, das faum erwachte und wachsende Vertrauen der deutschen Volksstämme am Rhein in ihre Fürsten wieder auflösen, das düsterste Mißtrauen von neuem erwecken und den Abgrund unabsehbarer Folgen für ganz Deutschland aufschließen würde. Se. Königl. Hoheit fänden jedo auf der anderen Seite eine beruhigende Hoffnung darin, daß Jhre Majestäten, als Allerhöchstdieselben den dresdener Kongreß beshließen zu müssen dachten, von der ganzen Lage der Dinge im Westen Deutsch lands und dem diese Lage berücksichtigenden Bundes = Beschlusse der deutschen Bundes - Versammlung vom 10ten d. noch nicht unterrichtet sein konnten. Die definitive Zurücknahme dieses öffentlich bckannt ge- wordenen Beschlusses und die Ersebung der jeßo zeitgemäßen, 2oran- gehenden Thätigkeit der Bundes - Versammlung durch einen außeror- dentlichen diplomatischen Kongreß in Dresden würden die Würde und den Einfluß des geseßlichen Organs des deutschen Bundes und das Zutranen zu dem Bunde selb ganz Lernihten. De. Königl, Hoheit der Erb-Großherzog und Mitregenk hofften, daß Jhre Maj stäten die Wahrheit und das Gewicht dieser Ansicht 1m gegenwärtigen AUZEN blick nicht zu verkennen geruhen dürften, und vertrauten, von den reinsten Beweggründen bescelt, fest daraus, day Fre Majestäten es Sr. Königl. Hoheit nicht verargen weiden, wenn Höch tdiejelben un ter den angeführten Umständen sih gedrungen sähen, die Beschickung des dresdener Kongre]}es zu unterlajjen.“
Diese Antwort ist von mir am {1bten d. M ertheilt worden, Jch führe sie aus dem Grunde an, weil in einer früheren Sißung, n der ih nicht anwesend war, über die Frage, ob ein Minister=Kon greß von uns beschickt werden würde, eime Znterpellation erfolgt ift die ih also hiermit erledigt zu haben glaube. Ganz in derjelben Weise i} au, nachdem der Kongreß in Dresden schon aufgegeben war, die Beschickung eines solchen in Potsdam, im Einverständniß mit den anderen süddeutschen Regierungen, entschieden abgelehnt wo1 den. Während dieser Unterhandlung hat in Heidelberg abermals ein Zusammentritt der Männer stattgefunden, die in der oben erwähnten ersten Versammlung als Aus\chuß gewählt worden waren, um sich iber die Grundlagen zu vereinigen, auf welchen eine fünftige Na tional-Vertretung zusammenberufen werdeu fönnte, Diese Versamm- lung fand am 12ten d. M. statt, und das Resultat derselben is mir erst heute zugekommen. Als dieses Resultat kann ein Kommissions Bericht angesehen werden, welden der Herr Abgeordnete Welter über den bekannten Bassermannschen Antrag in der badischen Kam mer erstattete. Der Bericht selbst is zu ausführlich, als daß ich 1hn hier verlesen könnte. Er wird ohne Zweifel in den nächsten Tagen allgemein bekannt werden, und ih erlaube mir also, darauf zu ver weisen. : 5 Ich muß es als ein unglüliches Ereigniß betrachten, daß, dem der Bundes-Beschluß vom 19. März bezüglich der Revision der Bundes-Verfassung gefaßt war, in Berücksichtigung dex Aufforderung der beiden deutshen Großmächte, den Kongreß 1 Dresden zu be \chicken, die Bundes-Versammlung sich) veranlaßt sah, diesen Beschluß einstweilen zu suspendiren, Jch ann aber auch zu gleicher Zeit hin zufügen, daß auf ausdrücklihes Verlangen unserer Regierung (0- wohl, als derjenigen, mit denen wir seither im Einverständniß gehan- delt haben, dieser Bundes = Beschluß alsbald wieder in Krast geseßt worden is, indem die Bundes Versammlung selbst die Kongreß= Idee für eine einseitige und unglückliche erachtete.
Es if also noch jelzt die regenerirte Bundes -= Versammlung, unterstüßt durch den Beirath von Männern tes Vertrauens des Vol fes, mit der Revision der Bundes-Verfassung und mit der schleunigen Vorbereitung zur unmittelbaren Berufung des deutschen Parlaments sih zu befassen hat.
Meine Herren! Bei diesem Anlaß erlaube ih mix, einige Ve merkungen nachzuholen, welche sih zunächst an die vorhin vernom mene Motivirung des Antrages des Abgeordneten Zß n Beziehung auf die Verhältnisse der Bundesfestung Mainz anschließen. Zch kann nicht leugnen, daß staats- und völferrechtlihe Verhältnisse gegenwär tig tief erschüttert sind, daß wir in diesem Augenblicke kaum medr wissen, was zu Recht besteht. Je weiter aber diese Erschütterung geht, je intensiver sie is, desto mehr halte ich cs für eine Pflicht des= jenigen, der es mit seinem Vaterlande wohl meint, daß die einzige nun regenerirte Behörde, welche die Einheit Deutschlands repräfentirt, geachtet und ihre rechtliche Wirksamkeit nicht in Frage gestellt werde, Was ist der Bundestag? Eine Versammlung von Gesandten, welche die einzelnen Regierungen vertreten. Der Gesammtgeist dieser Regie= rungen is der Gesammtgeist des Bundestages, und Jeder sieht, daß der frühere Geist nicht der jetzige is, uud fortan werden von der Mehrzahl der deutschen Staaten Männer an den Bundestag geschickt werden, auf welche die Nation mit Stolz blickt, die mit Energie und aller Widmung den großen nationalen Interessen sih hingeben wer=- den. Jch bestehe also darauf, daß der Bestand der Bundes Verfas- sung nicht in Frage gestellt werde.
Die neuesten Tages - Ereignisse dürfen uns nicht bestimmen, von diesem Saße abzugehen, weil ih nicht weiß, was in Deutschland uns zusammenhalten soll , wenn das geseßliche und anerkannte Organ des Gesammtwillens der Nation in seiner Wirksamkeit in Frage gestellt werden wollte. — Solches Unheil, — die Lösung des Bandes, das uns in diesem Augenblickde, und ehe andere Bande geschlungen sind, als Nation äußerlich vereinigt, — wollen wir mit allen unse: en Mit= teln verhüten und zurüweisen. S
So war die Lage der Dinge, als die neuesten Sreigni]se in Ber= liín und Wien eintraten, Niemand kann die Wirkungen dieser Ereig- nisse auf die Gestaltung unserer vaterländischen Verhältnisse voraus- sehen, und als Vistonair bin ih nicht berufen, vor Jhnen aufzutreten, Das Vertrauen aber beseelt mich, dab, welche Schicksale unserer Na tion auch beschieden sein mögen, der feste Wille, zusammenzuhalten, alle Stämme der Nation erfüllt , und von dieser Ueberzeugung ge= stärkt und getragen, habe ih heute die wichtigen Fragen unserer Zu- funft vor Jhuen behandeln zu müssen geglaubt; denn unmittelbar bevorstehend is es, daß die Regierung darüber Entschließung zu fas= sen hat, was nun ferner gesehen soll: Ob auf die Grundlagen, von denen ih heute Jhnen Mittheilung gemacht habe, weiter fortge= baut werden soll? ;
Von Jhnen, meine Herren, von dem Volke erwarte ih Unter= stüßung oder aber Jhre Erklärung, daß die politische Richtung, welche ih bisher verfolgt habe, von Jhnen nicht gebilligt werde. Jch habe aber auf die Frage noch einzugehen, ob, wenn die Politik, die wir für die künftige Gestaltung des Vaterlandes bis daher befolgt haben,
nach
io vIE,
die richtige und gebotene war, die Ereignisse der lebten Tage diese haben umgestalten, ihreine andere Richtung haben gebieten fönnen?
Jh erkläre, meine Herren, daß- ich diese Ereignisse niht vou der Art halte, daß wir jet einen anderen Weg einzuschlagen hätten. Jch habe diesen Sah zu rechtfertigen und auszuführen , sowohl in Bezug auf die Ercignisse zu Wien, als auch in Bezu auf die Er- eignisse zu Berlin. Jch habe, was Oesterreich betrifft, vorhin schon bemerkt : Oesterreich is im Begriff, sih ers in si neu zu gestalten, das wedchselseitige Verhältniß der verschiedenen in thm vereinigten Nationalitäten zu einander zu bestimmen. Die Frage, ob und welche Gemeinschaft unter ihnen bestehen wird, is noch nit gelöjkt. Bir aber fönnen bis dahin die Hände niht in den Schoß legen. Wir müssen voranschreiten zur Konstituirung Deutschlands, Oesterreich überlassend, künftig seine Rolle darin selbst zu finden. Während Oesterreich so wesentliche Jntere\sen in Jtalien verfolgt, fann Deutsch= land keine Sympathie für diesen Theil der österreichischen Politik haben; es kann einer Nation nicht entgegentreten, die das Nämliche erstrebt, was wir zu erreichen im Begriff sind, — das groye Ziel: als Nation sich zu einigen. Wir jauchzen ihr vielmehr zu. — Die Ungarn werden niemals mit der österreichischen Monarchie sich ver \chmelzen, sie werden ihre eigene Politik verfolgen. Was ip Polen bevorsteht, deckt geheimuißvoller Schleier.
Dagegen walten dieselben Gründe ob, welche früher bestanden, daß wir Alles aufbieten, um eine Trennung in Deutschland zu ver= meiden, die unglülihste aller Trennungen, die in Nord und Süd. Dieselben Gründe walten ob, welche früher bestanden, an den mäh= tigsten Kern deutscher Macht sich anzuschließen und dadurch das Band fester zu fnüpfen, das nah den neu-:sten Ereignissen alle deutschén Stämme um so inniger umscließt, je mehr sie auf gleihem Rechts= boden stehen, und je mächtiger Alle von der Liebe zur Freiheit beseelt sind. Es handelt sich dabei nicht nur um Sympathieen für Personen, sondern ih rede von den Forderungen einer gesunden Politik. Jch frage, ob die Ereignisse der leßten Tage uns bestimmen fönnen, der Krone Preußen die Rolle jezt niht mehr zuzugestehen, die eine gesunde Politik bisher ohne persönliche Sympathieen ihr zugestanden hat, und diese Frage glaube ih verneinen zu missen, Die Bevölkerung Preußens, welhe in den leßten Tagen einen großen Kampf befian-= den, bietet selbst die Hand zum Frieden und zur Versöhnung denen, mit denen sie eben noch in heißer Schlacht gekämpft hat. Wenn dies in Preußen auf dem Schlachtfeld möglich war, meine Herren,
haben dann wir nicht erhöhten Beruf, die Aufregung zu beschwich- tigen, Versöhnung zu vermitteln und eingedenk zu sein, daß wir Alle zusammenstehen müssen, um den Bau aufzuführen, der fortan ein großer Bau sein möge, der Bau des einigen deutschen Reichs auf der Grundlage der Freiheit und der Liebe zum Vaterland ?““
Herzogthum §Solstein. (Alt. u. Hamb. Bl.) Rend s- bura, 4. April, Der zweite Vorschlag der provijori|cchen Regierung, “Annahme einer Bestimmung über das Verfahren zur Herstellung einer \hleswig-holsteinischen Landes Verfassung““, geht dahin: „daß von der vereinigten \chleswig-holsteinischen Stände Versammlung ein Aus{chuß mit der Aufgabe niedergeseßt werde, innerhalb vier Wochen ein Verfassungs = Geseb , mit Einschluß eines auf ausgedehnter und freier Grundlage gebauten speziellen Wahlgeseßes, zu entwerfen; daß nach Vollendung des Entwurfs die jebige Stände-Versammlung wie der zusammenzuberufen , um über das Wahlgeseß zu berathen ; daß nah provisorischer Erlassung eines Wahlgeseßes nah diesem Geseße eine neue Wahl vorzunehmen und der neuen Stände-Versammlung, welcher eine beschließende Stimme zustehen werde, der Entwurf des ganzen Verfassungs - Geseßes zur Berathung und Beschlußnahme vorzulegen sei, Dieser Vorschlag erfuhr in der Verhandlung, welche darüber gestern Abend stattfand, vielseitige Anfechtung und hatte das Schick- \al, daß in der Abstimmung nur eine einzige Stimme — und zwar, was Bemerkung verdient die des Agenten Jensen aus Flensburg sich dafür und die übrigen 78 Stimmen sich dawider erklärten. Die Frage, ob ein neues Wahlgeseß wünschenswerth sei, wurde einstimmig bejaht z dagegen der Antrag des Abgeordneten, Obergerichts-=Advoka=- ten Claussen, baß die Versammlung cinen Ausschuß wähle, welcher den Entwurf eines neuen Wahlgeseßes ausarbeite, mit 64 gegen 15 Stimmen verworfen. Beschlossen wurde vielmehr, daz die provisorische Regierung zu ersuchen sei, der Stände Versammlung baldthunlichst ein neues Wahlgeseß vorzulegen, wofür sich 73 gegen 6 Stimmen aussprachen. Es war dabei die Meinung, daß die provisorische Regierung für die Ausarbeitung des Entwurfs sich geeignete Unterstüßung aus der Stände-Versamm- lung verschaffen könne. Ein Amendement, daß die provisorische Regierung zu ersuchen sei, diese Vorlage zu machen, sobald die Herzogthümer sich nicht mehr im Kriegszustande befänden, ward deun doh zurückgenommen, Endlich kam noch zur Abstimmung die dur den Ausspruh über den Vorschlag der provisorischen Regierung {hon beantwortete Frage: „Js die provisorische Regie- runa zu exuchGen, ven Entwurf, welchen sie baldthunlih der Stände-Versammlung vorlegen möge, auh auf das Verfassungsgeseß auszudehnen?“ was mit 74 gegen 5 Stimmen verneint wurde.
Die provisorishe Regierung hat folgende Bekanntmachung er lassen :
„In Erwägung: Daß nach amtlichen, der provisorishen Regierung zugegangenen Berichten mehrere angesehene Beamte und Privatpersonen inm nördlichen Theile des Herzogthums Schleswig von dänischen Truppen auf- gehoben sind und gefangen gehalten werden; daß die Besaßungen les wig-holsteinischer Kauffghrteischiffe in dänischen Häfen gezwungen worden sind, gegen ihr Vaterland zu dienen; daß endlich \{chleswigsche, im Eigen thum von Privatleuten befindliche Schiffe von dänischen, armirten Schiffen genommen und aus chlcswigschen Häfen fortgeführt sind, beschließt die pro- visori}che Regierung, welche die Personen und das Eigenthum dänischer Un terthanen fortwährend für unverleylich angesehen hat: Es is den Rhedern und Führern schleswig - holsteinischer Kauffahrtei- Schiffe bis auf Weiteres verboten, mit ihren Schiffen die Häfen des Königreichs Dänemark zu be juchen. E L
Rendsburg, den 4. April 1848,
, S Die provisorische Regierung,
Beseler. F. Reventlou. M, T. Schmidt, Th., Olshausen.“
Die Dänen scheinen den Angriff noch vermeiden zu wollen, Sie hatten in einem Dorfe in der Nähe von Apcnrade fouragirt, Eine Abtheilung unserer Truppen kam, bald nachdem die Dänen einstweilen abgezogen waren, in dasselbe Dorf und eignete sih die angehäusfte Fourage zu, Die Dänen, welche zurückkehrten, noch bevor die Unsri- gen abgezogen waren, unternahmen gegen diese keinen Angriff.
Altona, 9. April. Der gestern erfolgte Einzug der 1500 Mann Preußen vom Regimente „Kaiser Alexander“ war ein ergreifender, nicht blos wegen des jubelnden Empfanges dieser ersten Bundes=
truppen, deren Musik das..von manchen Stimmen der mitziehenden Massen begleitete \chleswig-holsteinische Volkslied spielte, sondern auch wegen des wunderbaren Umschwungs der Dinge, welche eine solche Erscheinung vorausseßt, und der mannigfachen Empfindungen und Gedanken, die sich bei dem Anblick dieser meist noch jugendlichen, aber ernst blickenden Krieger mit Gewalt aufdrängten. Sie fommen von Potsdam (über Spandau). Jhr Oberst, der an der Spiße ritt und der eben so wie die anderen-Offiziere viel zu thun hatte, um mit Schwenken des Degens 2c. seine Anerkennung des freudigen Empfangs,
der sih_durh Schwenken der Taschentücher aus allen Fenstern und
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immer wiederholtes Hurrahrufen zu erkennen gab, zu bezeigen, isl Graf von Waldersee. W
Die hamburg-=altonaer Telegraphen-Linie , deren Wichtigkeit na- mentlich jeßt auf allen Stationen lebhaft anerkannt wird, dürfte, dem allgemeinen Wunsche gemäß, jeßt mindestens mit Rendsburg , Kiel und Glücfstadt verbunden werden. Ein Schreiben in tieser Bezie- hung, mit zahlreihen Unterschristen an die provisorische Regierung, bat Se. Durchl. der Prinz Friedrich zu Schleswig - Holstein bereits persönlich entgegengenommen, mit der Versicherung, daß die proviso- rische Regierung solches wohl genehmigen werde, _ Aus Shleswig vou 3. April shreibt man dem Alt. Mer fur: „Truppen auf Truppen ziehen fortwährend durch die Stadt. Am 2ten langte Jnfanterie, Kavallerie und Artillerie (eine Batterie) an, die heute Morgen nah Flensburg weiter zog. Zu diesen etwa 600 Mann nebst Zubehör kamen n der Nacht nahe gegen 600 Mann Freishaaren unter dem Grafen von Ranyau ( Rohlstorff). Dieses zweite Freicorps is aus einer Menge verschiedener Elemente gebildet und begreift heidelberger Studenten, _Braunschweizer, Hamburger, Altonaer, Segeberger, Barmstedter, Glücstädter, Pinneberger, Kieler ; viele wackere junge Männer, die mit frohem Muthe dem Feinde ent=- gegenziehen und nur die quälenden Verzögerungen bedauern, die ih- nen durch mangelnde Organisation im Geschäftsgange des GFreischaag- ren-Büreaus erwachsen. Das zweite Freicorps hat zu morgen früh Marschordre erhalten. Mittlerweile is {hon wieder eine zur Kom pletirung bestimmte Truppe von etwa 900 Mann, Linie und Jäger, noch vor Nacht eingerücckt, während heute Morgen gegen 30 Scharf- schüßen von hier nah Flensburg abzogen, um das Bracklowsche Corps zu ergänzen, welches dann etwa 250 Mann stark sein wird. Se. Durchlaucht der Prinz Friedrih von Noer wird morgen früh hier erwartet.
Freie Stadt Hamburg. (B, H.) Hambura, à April, Die angesehensten Handelshäuser Hamburgs haben sich zur Gründung einer Vorschuß = Bank veremigt , und is ein jedes bis zum Belaufe von hundert Tausend Mark Banco dem Justitute verantwortlih. Auf courante, gesunde, nicht verderbliche Kolonial- Waaren schießt die Vor- \chuß-Bank durch Ausgabe von Bons bis 50 pCt, des Tageswerthes vor, jedoch nicht unter zehn Tausend Mark Bco. Durch ein Comité von Dreien der Unterzeichneten wird die Verwaltung besorgt. Für den Monat April bilden dieses Comité die Herren J. C. Godeffro9 und Sohn, J. Sthamer und C, J. John's Söhne, die \omit bereit sind, Anträge entgegenzunehmen.
Heute sind wieder zwei Bataillone preußischer Truppen hier an- gekommea und, von unseren höheren Militair - Behörden geleitet, \o- is nach Altona weiter gezogen, wo ihrer der freudigste Empfang varrte, - i
Uußland und Polen.
St. Petersburg, 30. März. Jm Gouvernement Oren- burg dauert die Cholera bis jeßt fort, dom nux mit de ringer Jntensität, Vom 4. his zum 11, März erkrankten im Kreise Menselinsk aufs neue 23 Personen, von denen 7 starben. Jm Kreise Alatyr des Gouvernements Simbirsk erkrank= ten zwischen dem 4. und 11. März 5 Personen und starben 3 On Gouvernement Tula waren zum 3. März noch 13 Cholerafranke nachgeblieben. Bis zum Kten erkrankten noch 9 und starben im Ganzen 14 Personen, Außerdem kam am 21, Februar in der Stadt Tula ein Cholerafall mit tödtlihem Ausgange vor. Aus Orel wird vom 9, März berichtet, daß im Verlaufe von beinahe 3 Wochen neue Erkrankungen nicht vorgekommen sind. Demnach kann man dort die Cholera als erloschen annehmen. Im Gouvernement T schernigoff, wo die Epidemie aufgehört hatte, zeigte sie sich aufs neue in den Kreisen: Mglin, seit dem 16, Februar, und Konotop, seit dem 23. desselben Monats. Jn zwei Dorfschaften dieser beiden Kreise starben bis zum 1, März 14 Personen von #4 Erkrankten. Aus dem Gous- vernement Kasan sind neuerdings keine Nachrichten eingegangen,
Rer
Paris, 2. April. Der Mo niteur bringt nun offizielle Aufschlüsse über die Niederlage eines Theils der sogenannten belgischen Legion an der belgischen Gränze bei Lille. Er bestätigt im Ganzen die aus belgischen Blättern größtentheils {hon bekannten Details. Er spricht dabei von Verrath der Chefs jener Freischaaren. Die betressende Stelle lautet folgendermaßen: „Am 28. März Abends wandte sich eine etwa 1100 Mann starke Kolonne Arbeiter auf Lille zu, umging die dortigen Festungswerke und \chritt der Straße nah Menin zu, Der Plan der Arbeiter war, über Bourbecque in Belgien einzudringen
und sich von einem Schmuggler®%en Weg zeigen zu lassen. Aber es
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- cheint, daß zwei ihrer Anführer, gegen deren Redlichkeit man so be
gründete Zweifel hegt, daß die provisorische Regierung eine Kri- minal - Untersuhung gegen sie hat einleiten lassen, sie von ihrem Plane abbrachten und feldeinwärts in die Richtung von Mouscron, dem äußersten belgischen Gränzorte, führten, wo schon seit geraumer Zeit eine starke belgische Truppenmacht stationirte. Das war aber nicht die einzige Unklugheit oder vielmehr nicht die einzige Verräthe- rei, an der die Unternehmung scheiterte. Große Umwege wurden gemacht, so daß bereits heller Tag herangebrechen war, als die Kolonne, in zwei Abtheilungen und körperlih ermüdet, über Neuville in Belgien eindbrang. Zwanzig Mann wurden abgeordnet, um den Zollhausposten zu überrumpeln; allein sie fanden denselben bereits leer, und statt Verdacht oder Verrath zu \{höpfen, winkten ste den Kolonnen, nachzukommen, was auch geschah. Aber kaum waren sie herangerüdt, so brach die Truppenmasse aus ihrem Hinterhalt gegen e 108 Wer Ausgang der Expedition i} bekannt.
Jn Folge von Unruhen zu Rouen hat der Regierungs -Kom= missar ein Dekret erlassen, welches die Zusammenschaarungen auf öffentlihen Wegen und die Umzüge in Trupps auf den Straßen un tersagt.
Gestern Abend erzählte man sich, in Lyon sei eine Militgir-Re= volution ausgebrochen z cin Dampfschiff mit weißer Fahne sei auf der Rhone herangerückt. Heute erfährt man, daß die angebliche Karlisten- Flagge jenes Schiffes ein weißes Tuch mit rothem Rande war, das dem Schiffe hon seit Jahren als Zeichen diente.
Jn der erwähnten Proclamation an die Armee heißt es, daß bald Deputationen der Armee in Paris versammelt sein würden, um mit dem Volke und der National-Garde zu fraternisiren.
Fortan muß bezüglich solcher Kundgebungen die Behörde zu Rathe gezogen werden, welche auch etwaige republikanische Ceremo-= nien regeln wird. S
Der Erzbischof von Paris hat vorgestern sein silbernes Tafel- geshirr als patriotishes Geschenk in die Münze geshickt. Dieses Beispiel verdient Nachahmung,
Der Moniteur enthält eine Adresse der provisorischen Regie» rung an die Bürger, worin ste für die patriotischen Gaben, welche täglih in Menge auf dem Stadthause anlangen, herzlich dankt und äußert, daß eine Republik, deren Bürger sich so hochherzig erwiesen, ihre Zukunft ohne Furcht betrachten fönne. Der Moniteur bringk
ferner ein Dekret, welches eine Kommission, mit Lamartine als Prä-
sident und Beranger als Vice-Präsident, ernennt und zur Empfang- nahme und Organisirung der freiwilligen Gaben des Landes be- austragt.
Der Sturz des Hauses Paccard (Paris und Tours) verseßt dem
Kleinhandel wieder einen neuen gewaltigen Schlag. Die kleinen Hâänd- ler \pefulirten in neuester Zeit viel in Actien, und zwar durch Ver= mittelung der befkanntesten Häufer, die jeyt ihre Kassen gescblossen haben. Anfangs flagten sie alle, daß si die provisorische Regierung mit den großen Banquiers zu ihrem Sturz vershworen habe ; jeßt sagen sie, die Regierung lasse die Banquiers stürzen, um alle Actien- Unternehmungen, zuvörderst die Eisenbahnen, für ihre Arbeits-Orga- nisationspläne desto leichter zu expropriren. a Der Wochenbericht der Bank von Frankreih erscheint seit einem Monat jeden Sonntag im Moniteur. Der heutige weicht von dem vor 8 Tagen wenig ab. Jm pariser Portefeu'lle befanden sih am 30. März für 245,766,092 Fr. 60 Cent, Wesel und nur für 2,963,821 Ör. 79 Cent, Proteste. Dagegen stehen 50,000,000 Fr. , welche die Bank dem Staat auf die neuen Schaßamts-Scheine der französischen Republik vorschoßen, heute zum erstenmale unter den Aktivas
Es cirfuliren bereits Bankzettel von 100 Frs. ; sie sind von zartgrüner Farbe und etwas kleiner als die gewöhnlichen Zettel.
Die Bank \oll der Regierung 50 Millionen vorgestreckt haben.
Man verfichert, daß gegen 6000 Kardidaten für die National= Versammlung aufgetreten, hier in Paris allein 900; Beranger ver- zichtet auf die Kandidatur. J
Jn einem „Klub der Klubs“/, wo die Abgeordneten von 100 Klubs versammelt waren, is einmüthig entschieden worden, daß die „Rechte des Menschen“ in einer Million Cxemplare gedruckt werden sollten. Einmüthig ward auch festgeseßt, daß das Mandat für die Volksvertreter ein gebietendes und abjolutes sein solle.
Großbritanien und Irland.
A
London, 1. April. Die Regierung fährt in Jrland fort, mit mög=- lihster Nachsicht aufzutreten. Doch sorgr sie für Verstärkung der Truppen; nach Kingstown, heißt es, sind zwei Kriegsschiffe beordert. Die republifa- nische Presse, wie man sie wohl nennen darf, fährt fort, England ungemäßigt anzugreifen und mit einem neuen, aber glücklicheren 1798 zu droheu. Damals, sagt sie, hatte England noch feine Chartisten, noch feine irländischen Repealer in allen seinen großen Städten, Damals fürh- tete es sih noch vor fremden Angriffen und hätte eben so wenig für möglich gehalten, daß London durch die See verschlungen, als daß es durch ein feindlihes Heer eingeaommen werden fönne.
Die Liverpool-Times meldet in einem Schreiben aus Rio Janeiro vom 9. Februar, die Regierung habe in der Erwartung, daß sih noch eine Handels-Convention mit England werde abschließen lassen, beschlossen, das Dekret vom 1. Oktober v. J., welches britische Schiffe und Ladungen mit außerordentlichen Zöllen belastet, erst am 1. Januar 1849 (statt am 1. Juli 1848) in Kraft treten zu lassen. Jn Rio Janeiro hatte ein Ministerwecsel stattgehabt; die Namen der neuen Minister werden nicht genannt.
Nach einer Nachricht im Athenäum will ein Mann, der Lord Byron sehr ähnlih sieht und sich deshalb nach einer ganz eîgen=- thümlihen Genealogie für einen Sohn des großen Dichters ausgiebt, einige, ungefähr 4, wie er sagt, Bände ungedruckter Werke seines „Vaters“ bekannt machen, die er aus dessen Tagebüchern und anderen Manuskripten im Besiße der Mrs. Leigh, einer Schwester Byron's, erhalten haben will. Die Schwester erklärt jedo, daß der angeb=- lihe Sohn ihres berühmten Bruders die in ihrem Besitze befind=- lichen Manuskripte ihres Bruders nie auch nur gesehen, geschweige zur Benußung erhalten habe, und daß sie durch ihren Anwalt die geeigneten Schritte dagegen thun werde, Auch Lord Byron's Freund und Testamentvollstrecker, Sir John Cam Hobhouse, is in Verbin= dung mit allen Freunden Lord Byron?s dagegen aufgetreten und be- streitet dem Hrn, Byron selbst das Recht, si einen Sohn des großen Dichters zu nennen.
Die Times tadelt in einem zweiten leitenden Artikel über die ranzösischen Angelegenheiten den fortdauernden revolutionairen Zu- stand, in welchem Paris durch die beständigen Feste, Aufzüge, De- putationen, Uebungen der mobilen Nationalgarde und Errichtung von Freiheitsbäumen erhalten werde. ‘
Der Standard erklärt es für unwahr, daß Herr Guizot oder irgend ein anderes Mitglied der ehemaligen französischen Regierung bei der gegenwärtigen provisorischen Regierung Frankreichs sein rüdck= ständiges Gehalt nachgesucht habe. :
Heute fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinets- rath statt,
Danemark.
Kopenhagen, 3. April. (B. H.) Die Rüstungen sind hier mit einem Eifer betrieben worden, wovon man früher feinen Begriff hatte; nur klagt man noch darüber, daß es mit der Kriegs - Marine etwas langsamer geht. Es liegt heute jedoch wieder eine Korvette, „Galathea‘“/, von 26 Kanonen segelfertig, und binnen einigen Tagen werden zwei Fregatten und mehrere Kanonenbüte ihr folgen können. Die Truppen haben jeßt fast alle Kopenhagen verlassen, und der Kö- nig wird ihnen übermorgen, aber zur See, folgen. Die Bürgergarden werden dann die Wachen beziehen, welches um so leichter geschehen kann, da sich hier ein durchaus ruhiger und hingebender Geist in allen Klassen zeigt und man von außen keinen Feind zu befürchten hakt. Von der Seeseite is Kopenhagen jeßt so gut armirt und befestigt, daß der einzig mögliche Feind, eine russische Flotte, au nicht ferner ge- fürchtet wird, zumal man wohl jeßt an die Ausrüstung der größeren Kriegsschiffe gehen wird, welches allgemein gewünscht wird, und an Scee- leuten host man keinen Mangel zu bekommen, Von den vielen &ret- willigen, die sih angemeldet haben, und die lange nit alle unter die Linien-Bataillone aufgenommen worden, wird jeßt ein neues Batail- lon errihtet. Außerdem hat sih hier ein neues, Corpó von Le ten, Künstlern und Polytechnikern gebildet, die täglich Geyer Ties den exerzirenz auch wird die bürgerliche Dan Ee E Arti s (die eigentliche National-Garde) reorganisirt und e oEUTEND E dur Freiwillige, Die Gutsbesiper auf den Zuse l errisiien „M L ois CoLvs H S O Sgarfshüßenz ein ähnliches bestand 1807 genes Corps von berittenen Scharf O belbaft aus. Di» und zeichnete sih bei mehreren Gelegenheiten IOEVE es dg deutende Gaben an Geld, Pferden u. s. w. werden an die Regie= rung oder das Kriegs Ministerium täglich abgegeben. Die ältere dit tuts (Métédrid V1, Pre) E 50/0 Rbthlr. zu den Königin - Wittwe (87€ iingere, Karoline Amalie (Christ an VUI Gränzkosten gegebenz die JUngere, 9 R Ged M 7 Hess : Wittwe), ebenfalls 5000 Rbthlr, und der Prinz Friedrih von PYesjen
‘ Rbthlr. A A O E Tie e Base des Kriegs - Ministers ermächtigt zur Auf-
nabme von 6 Freiwilligen per Compagnie sowohl in der Jufanterie
als Kavallerte. | : tg Die Besetzung von Apenrade i hier noch nicht bekannt, wohl
aber aus dem amtlichen Rapport die Wegnahme des Dampfschiffes „Christian V1“, welche durch den Capitain - Lieutenant Suenson von der Kriegsbrigg „St. Thomas bewerkstelligt worden ist. Das Schiff ist nah Corsór gebracht worden. Gerüchtweise will man hier auch wissen, daß die dänischen Kriegsschiffe sih des Dampfschiffes