1848 / 102 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Tagesordnung beziehen, müssen schriftlich eingereicht werden und ommen, vorbchaltlih der Bestimmung der Bersammlung, in der Ordnung ihrer Einreichung zur Verhandlung. Anträge, die nach erfolgter Begründung nicht wenigstens von zwei Mitgliedern unterstüßt werden, kommen nicht zur 3 dlung, I Tr L 2 Jedes Mitglied kann vor der Eröffnung der Berathung eines Gegenstandes die Vorfrage über die Zulässigkeit und nach eröffneter Berag- thung den Schluß der Berathung beantragen.

Art. 6. Das leßte u hat der Antragsteller , ichterstattung der Berichterstatter. i “d Di dee, 7 Ueber die Fragestellung entscheidet der Práfsident , aber Berufung an die Versammlung eingelegt werden, : ,

Art. 8, Die Abstimmung geschieht durch Aufstehen und Sizenbleiben, außer wenn drei Mitglieder die namentliche Abstimmung verlangen. _ Bei Stimmengleichheit entscheidet der Präsident, welcher außerdem fein Stimm- recht hat. i e S S

Árt. 9. Zu einem gültigen Beschluß der Versammlung ist die An- wesenheit von 30 Mitgliedern erforderlich. « did A

Art. 10, Die Versammlung wählt ihre Kommissionen und Veputa- tionen, kann aber, wenn Niemand widerspricht, solche Wahl dem Präsiden- ten überlassen, f

Art. 14. Die Protokolle werden baldmöglichst durch den Druck ver- öffentlicht, Tragen drei Mitglieder darauf an, so muß das betreffende Protokoll nach der Aufzeichnung und Ueberseßung des Schnellschreibers der Oeffentlichkeit übergeben werden. N V,

Der nächste Gegenstand der Verhandlung bildet ein Kommissions - Be- richt des Herrn Dr, Wiesner über die Art, wie die sechs Oesterxeicher , die dem Funfziger - Ausschuß sih nah einem Beschlusse des Vorparlaments zu- gesellen sollen, zu wählen seien, Der Bericht beantragt anstatt sechs Oester- reicher deren neun zum Funfziger-Ausschuß zuzuziehen und die Wahl der- selben durch die Magistrate in den größeren Stadten Oesterreichs veran-

sen zu wollen, E : ann N N aer Berathung beschließt der Ausschuß, daß nux sechs Oesterreicher zuzuzichen seien, und daß zu dem Cnde von den anwesenden Mitgliedern des Ausschusses ihnen bekannte tüchtige österreichische Männer vorgeschlagen werden sollen. So wurden genannk: E

die Herren C. von Antriani, Dr. Schuler, Archivar in Jnsbrud, Schuselka in Leipzig, Zufachi, Palazki, Bach, Advokat von Wien, Professor Hic, Dr. Kuranda, Alf, Meisner, Professor Seota in Wien, Kaufmann Tyschy in Triest, Braunschweig von Wien, Schwarzer (aus Triest) von Wien, Graf Auersperg, Joseph Kitka von Wien. | F

Der Ausschuß beschließt dann, daß diejenigen seiner Mitglieder, welche die obigen Namen genannt, zusammentreten und sechs aus Genannten wählen sollen. Dies geschah, und das Ergebniß 11, daß die Herren Schwarzer, Adriani, Bach, Schuler, Palazky, Schuselka zum Funfziger-Ausschuß zugezogen werden. E

Dieselben sollen unmittelbar benachrichtigt und zugleich ausgesordert werden , daß sie für den Fall der Verhinderung einen Mann ihres Ver- trauens als Stellvertreter zu senden berechtigt sein sollen,

Herr J, Venedey theilt einen Auszug aus einem Privatbriese von Dr. Sulz mit, in dem diesem aus Straßburg geschrieben wird, daß dort eine mißverstandene Acußerung des Abgeordneten Welcck.r die größte Aufregun veranlaßi habe. Bei Gelegenheit der Verhandlung des Beschlusses, duch den das Vorparlament die Zuziehung von Abgeordneten aus Posen zur

fonstitgirenden Versammluug abwies, sagte der Abgco.dnete Werlcker, daß

im Falle einer Be-

es kann

es eben \o wenig zu rechifertigen sein würde, wenn man Posener zur fon- stituirenden Versammlung, als wenn man Elsaß und Lothringen mit hin- zuziehen wolle. Diese Aeußerung wurde in Sirgßburg so ausgelegt, als ob in der Paulskirche Rede davon gewesen, Elsaß und Lothringen zur kon- stituirenden Versammlung cinzuladen, Der Biies deutet die Gefahr au, die aus cinem solchen Mißverständnisse hervorgehen kann. : ,

Herr Venedey fragt, ob es nicht räthlich jei, in diejer Beziehung irgend einen Schritt zur Aufklärung und Beruhigung zu thun. Die Versammlung aber beschließt, zur Tagesordnung überzugehen, nachdem in der Verhand- lung sich klar genug herausgestellt, daß nur von einem Mißverständniß die Rede, welches sih bald genug von selbst auftlären werde. . :

Der stellvertretende Vorstand Abegg macht dann darauf aufmerksam, daß zwischen dem Bundesbeschlusse, der die Wahl zum ersten Faggment anordnet, und den E des Vorparlaments über diese Wahl schr we-

iche Widersprüche bestehen, E Fe i Bunves-Beschluß fordert 1 Abgeordneten auf 70,000 Seelen,

Das Vorparlament hat dagegen 1 Abgeordneten auf 50,000 Seelen beschlossen, f E ——— e

2) Im Bundes - Beschluß foll die Wahl auf verfassungsmäß1igem Wege stattfinden. _ L i Nach dem Beschlusse des Vorparlaments muß die Wahl unmittel bar und sofort stattfinden, was nicht immer verfa) jungéma- ßig möglich sein wird. 2 | : Dex Bundes-Beschluß spricht nur von sämmtlichen dem deut) chen Staaten-Systeme angehörigen Ländern. S - Das Vorparlament hat beschlossen , zugleich Schleswig, Ost- und Westpreußen mit zur konstituirenden Versammlung zu ziehen,

Der Ausschuß beauftragt, nach reiflicher Berathung, den Vorstand und die beiden Stellvertreter, unmittelbar beim Bundestage die nöthigen Schritte zu thun, um diese Aenderungen zu veranlassen, E :

‘Auf den Antrag des Abgeordneten Güllich aus Schleswig wird dem Vorstande und den beiden Stellvertretern zugleich der Austrag ertheilt, die unmittelbare Aufnahme Schleswigs in den Bund zu betreiben,

Die Sizung wurde um 8 Uhr geschlossen,

Oesterreichische Monarchie,

IA8ien , 7. April. (Bresl. Ztg.) Morgen geht ein Theil des Hofstaats Jhrer Majestäten nach Preßburg ab. Montag wer- den der Kaiser und die Kaiserin eben dahin folgen, Der Kaijer will den Landtag in Person beschließen, und es heißt, er will sih sonach auf einige Zeit nah Pesth, wo er seit seiner Thronbesteigung noch niht war, begeben. 4 | E J

Die hier anwesenden Böhmen hat die Nachricht überrascht, daß der Kaiser, dem Wunsche der Landstände und des Volkes zufolge, den präsumtiven Throuerben, Sohn des Erzherzogs Franz Karl, den 18=- jährigen Erzherzog granz Josepb, zum General-Capitain von Böhmen ernannt. Die beiden einflußreihen Chefs der dortigen Reform-Par= tei, die Grafen Thun und Nostiz, die ausgezeichnetsten Redner in der Landes-Versammlung, werden ihm als Räthe zur Seite stehen.

Krakau, 8. April. Jn Vertretung des Kaiserlichen Hof- Kommissars macht der Bezirks-Starost, Baron Krieg, unterm bten d, Folgendes bekannt : „Dem Gesuch willfahrend, welches die Bür= ger der Stadt Krakau gestern dur eine gewählte Deputation gestellt haben, daß ihnen erlaubt werde, ein Bürger-Comité zu bilden, wel- hes der Vermittler zwischen den Bürgern und der Regierung, so wie der Dolmetscher ihrer Wünsche sein solle, habe ih, nahdem sich diese Deputation dafür bei mir verbürgt, daß die Wirksamkeit des Co- mité?s sich ckllein auf obigen Zweck erstrecken, daß der Jnhalt seiner Berathungen und die Beschlüsse desselben sofort zur Kenntniß und Genehmigung des Kaiserlichen Hof- Komnmissars gebracht, uud daß ohne Erlaubniß des Lebteren feine Bekanntmachungen und Proclamationen Seitens des Comité’s erlassen werden sollen, das mir vorgestellte Comité für die Stadt Krakau und ihr Gebiet unter den besagten Bedingungen, bis zum Eingang desfallsi= ger Allerhöchster Verfügung Sr. Majestät gestattet und die Zusam- menseßung desselben aus deu in der Proclamation vom 29, März d, J. benannten Personen : Joseph Krzyzanowski, X. Rozwadowski, Fürst Stanislaus Jablonowski, Karl Lange, Franz Jakubowski, J. K. Stoczkowski, J. Bentkowski, W. Kolodzieysfi, Alfred Mloki, Adäm Golemberski, Ber. Meisels, J. N. Walter, Zeno Halatkiewicz und Julian Sawiczewski, bestätigt. Jndem ih dies zu allgemeiner Kenntniß bringe, hoffe ih, daß die Bürger dieser Stadt einen solchen Vertrauensbeweis der Regierung gut gufnehmen werden, und daß das

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Comité, welches das Organ ihrer Wünsche sein soll, ebenfalls mit vollständigem Vertrauen und mit vollkommener Offenheit den Regie=- rungs-Behörden zu Werke gehen wird.“

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 4. April, Ju den Frühstunden des vor- gestrigen Tages seßte sich das Newaeis innerhalb des Weichbildes der Stadt in Bewegung, zuerst zwischen der Jsaaksbrücke und den Pfeilern der Neuen Brüdcke, sodann auc oberhalb, der Festung ge- genüber. Gestern war der Strom überall eisfrei, und um 10 Uhr Morgens wurde die Communication mittelst Böten wiederhergestellt. Da die Newa innerhalb der Stadt am 20. Dezember v. J. zufror, so is sie in diesem Winter nur 104 Tage mik Eis belegt gewesen, was ein ungewöhnlih furzer Zeitraum ist, da 128 Beobachtungen 146 Tage als die mittlere Winterdauer ergeben. „Die Dauer des leßten Winters kommt der vom Jahre 1821 1822, wo der Strom 103 Tage mit Cis bedeck war, ungefähr gleich.

Frankrei d.

Paris, 6. April. Zum Kriegs - Minister ist unnmehr Herr Frédéric Arago, Mitglied der provisorischen Reglerung, ernannt, der dabei auch die Functionen als Marine-Minister interimistish noch bei- behält. Oberst-Lieutenant Charas is Unter = Staats - Secretair des Kriegs-Departements geworden, , i

Gestern hat die Wahl der Obersten der Nationalgarde von Pa- ris stattgefunden; zum Oberst der 12ten Legion wurde Barbés, zum Oberst der 11ten Edgar Quinet gewählt. i -

Der Maire von Paris, Armand Marrast, erinnert in der Vor- aussezung, daß Arbeiter zu Offizieren der, Nationalgarde gewählt werden, jeßt daran, daß der Staat oder die Gemeinde dieje Vsfsiztere equipiren müsse, Er will daher nicht, daß man zu diesem Zwede Subscriptionen eröffne. : 5 | Die provisorische Regierung hat zwei irländische Deputationen empfangen, Die eine bestand aus S. O'Brien, O'Gorman und M'Donald, den Vertretern von Jung-Jrland. Herr Lamartine ant= wortete den drei Rednern, daß Irland von Frankreich als eine un- glückliche und hungernde Schwester geliebt werde; er gab ihnen aber zu verstehen, daß die gegenwärtige Regierung der Republik, ihrer Po- litif treu, oblgleih sie den Bemühungen der Wiedergeburt Beifall zolle, dennoch ihnen nicht materiell zur Bekämpfung Englands bei= stehen werde. Auch eine Deputation spanischer Demokraten wurde vou der Regierung empfangen, der sie eine Adresse der Bevölkerung von Saragossa überreihte, Die Antwort, welhe Herr Lamartine der Deputation gab, rief lauten Beifall hervor. Se i

Nach einem so eben erlassenen Dekret der provisorischen Regie- rung sollen vom 1. April bis zum 31, Dezember d. J. alle vom Staat gezahlte Gehalte und Pensionen einem Abzug unterworfen werden, der sich nach der Höhe ihres Betrages richtet. Ganz be- freit davon sind nur die Gehalte und Pensionen unter 2000 Fr. z von da an sind 14 Kategorieen festgestellt ; danach werden von 2000 bis 2500 Fr. 4 yCt., von 2500 bis 3000 Fr. 5 pCt., dann, von 1000 zu 1000 steigend, 8, 10, 12, 13, 15, 16 und 18 pCt., von 10—15,000 Fr. 2 yCt,, von 15—18,000 Fr. 23 pCt., von 18— 20,000 Fr. 25yCt., von 20—25,000 Fr. 28 pCt. und von den noch höheren Beträgen 30 pCt. in Abzug gebraht. Diese Maßregel er= \reckt ih jedoch nicht auf die Land- und Seemacht im aktiven Dienst bis zum Grade des Bataillon-Chefs und des Korvetten-Capitains.

Einem anderen Regierungs - Dekrete zufolge, sollen denjenigen Steuerpflichtigen, welche außer Stande sind, die mittelst Dekrets vom 16. März verfügte außerördentliche Contribution von 45 pCt zu er= shwingen, auf Vorstellung der Maires, Steuer-Einnehmer und Con- trolleure und auf hiernach abzustattenden Bericht des Steuer-Direktors, mittelst Entscheidung der Regierungs-Kommission angemessene Erleich= terungen gewährt werden, sei es durch gänzliche oder theilweise Cr- lassung dieser Auflage. E

Eine zahlreihe Deputation der Gewerbsleute von Paris über- reichte vorgestern der provisorischen Regierung das Gesuch, daß der temnächst fällige Quartal - Miethszins von der im voraus bezahiten Halbjahrs-Miethe abgezogen werden möge, welche ber Hausherr nah bisherigem Brauche für die ganze Dauer der Miethszeit behält, wäh- rend der Miethex dadurh entshädigt wird, daß er die leß= ten zwei Quartale miethfrei ist. Als Vergeltung für die nachgesuchte Bewilligung erboten sich die Bittsteller, zwei pCt, des Geldbetrages an die Regierung zu bezahlen, welcher dadurch nach ihrer Berehnung über 1 Million Fr. zufließen würden, Herr A. Marrast entgeguete, er zweifle sehr stark, ob die Regierung zum Einschreiten in. dieser Sache berechtigt sei. Das Verhältniß zwischen Hausherrn und Miether sei Kontraktsache, und es wäre gefährlich, in Bezug auf Kontrakte einzuschreiten, §ie man heilig halten müße. Weun die Regierung den Hausbesißern ihren Miethzins abspreche, so könnten sie auch keine Steuer bezahlen. Schreite die Regierung zwischen Hausherren und Miether ein, so könne sie nicht umhin, auch zu Gunsten anderer Personen einzuschreiten, welche durch ungünstige Kontrakte gebunden zu sein vorgäben, Mehrere Mitglieder der De-

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putation machten Einwendungen, Herr Marrast aber blieb dabei, daß

man an Kontrakten nicht rütteln dürfe, und rieth den Miethern, sich wo möglich selbst mit den Hausherren gütlih zu verständigen.

Der Constitutionnel erklärt es für irrig, daß Herr Thiers feine Kandidatur für die National-Versammlung annehmen wolle.

Zum Professor der neueren Geschichte in der wissenschaftlichen Fakultät von Paris, welcheu Lehrstuhl früher Herr Guizot bekleidete, ist so eben Herr Henri Martin ernannt. E

Für die Bezahlung vou Handels=Effekten is eine neue „Stundung von vierzehn Tagen bewilligt worden. :

Die Angabe, daß Herr Guizot die provisorische Regierung um sein Geha": für den Februar angegangen habe, war falsch,

Ledru - Rollin und Garnier - Pagès sind vorgestern in Rouen eingetroffen.

Zu Dünkirchen sind einige Exzesse vorgefallen, welche gegen die Belgier gerichtet waren; diese mußten sämmtlich die Stadt verlassen,

Jn St. Omer wollte der neue Stadtrath die Statue des Her- zogs von Orleans von dem dortigen Waffenplaße wegnehmen lassen, das Volk aber versammelte sich um die Bildsäule, sang Lieder zu Gunsten des Prinzen und stieß drohende Rufe gegen den Adjunkten aus, welhen man als den Urheber des Wegschaffungsplanes betrach- tete. Nur mit großer Mühe konnte das Haus des Adjunkten vor der Volkswuth geschüßt werden.

Dem Vernehmen nah, wird Mehmed Ali nicht nah Frankreich kommen, Seine Gesundheit hat si so gebessert, daß er direkt nach Aegypten zurüdckreist.

Von Berxn wird der Presse geschrieben, daß der Vorort \ich mit der Frage beschäftige, was in Betreff einer deutschen Legion zu thun, die zur Republikanisirung Deutschlands durch die Schweiz zu ziehen im Begriff stehe. Viele im Kanton Bern domizilirte Deutschen sollen sih anschicken , ebenfalls dem Corps der deutschen Demokraten sich anzuschließen.

Oberst Antonini, ein Offizier des Kaiserreichs, will mit einer Kolonne italienischer Freiwilliger nah Jtalien marschiren, sobald sie die Mittel zu ihrer Reise besiven.

Die. Regierung soll Abd el Kader das Schloß zu Pau zum

Wohnsiße angewiesen und ihn ermächtigt haben, sowohl seine Fa= milie, als sämmtliche Dienerschaft, welche ihm nach Frankreich folgte, dorthin mitzunehmen.

Nah Briefen aus Toulon sollte die ganze Flotte des Mittel= meeres am 1. April unter Segel gehen.

Die Patrie war es, welche meldete, daß der englische Bot= schafter wegen Aufreizung Jrlands dur französische Agenten sofort von hier abreisen werde. Jeßt erklärt aber auch Galignani?'s Messenger, wie früher {hon die Union, daß Lord Normanby nicht an die Abreise denkt,

Straßburg, 4. April, (Köln, Ztg.) Uebermorgen trifft eine größere Kolonne von Polen aus Paris hier ein. Dieselben wer- den sih jeßt ganz ruhig und ohne Waffen durch das deutsche Gebiet nah ihrer Heimat begeben. Ein Abgeordneter dieser Flüchtlinge hat sich nach Karlsruhe verfügt und wird wahrscheinlih von der bg- dischen Regierung das Zugeständniß erlangen, daß seine Landsleute unentgeltlih die Eisenbahn benußen dürfen, Hinsichtlich der zu er wartenden deutschen Legion sind Maßregeln ergriffen, daß die gränz= nachbarlichen Verhältni)je keine Störung erleiden, Die französische Regierung wird unter keiner Bedingung dulden, daß die freundschaft- lihen Beziehungen mit Deutschland gestört werden, Die Gränzbe=- hörden haben sich in Bezug auf diese Angelegenheit mit einander ver= stäudigt. Jn der Gegend von Zabern hat das Landvolk in den lelz= ten Tagen wieder Exzesse aller Art begangen und die Gefangenen gewaltsam befreit. Es sind milítairishe Anordnungen getroffen wor= den, um dem Gesebe die nöthige Autorität zu verschassen, Hier geht Alles seinen ruhigen Gang. Die Geschäfts-Krije ijt zwar noch im= mer drückend, doch wirken die Vorshuß-Banken sehr wohlthätig.

Paris , 7. April. (Tel, Dep.) lon werden für den Kriegsfuß ausgerüjtet. E

Cs heißt, daß Fould französischer Finanz - Minister wer= den foll, / i L E

Pariís, 8. April, Eine Nord=Armee wird bei Lille aufgestellt,

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aber fein General will das Kommando derselben übernehmen. Großbritanien und Irland.

London, 5. April, Gestern fand ein melrstündiger Kabinets = Rath im auswärtigen Amt statt.

Der G lobe i} im Stande, heute schon einige Mittheilungen über das Resultat des morgen zur Beröffentlichung kommenden Be= richts über die Staats-Einnahme des leßten Vierteljahres zu machen, Danach war die Einnahme im Ganzen befriedigend. Die Zölle wei= sen einen kleinen Ausfall nach gegen das entsprehende Quartal des vorigen Jahres, aber in der Accise ist dagegen die Mehreinnahme dieses Vierteljahres bedeutend, welche haupt\ächlih aus einer Ueber tragung eines Postens von der Stempel=- auf die Accise - Einnahme herrührt. Einkommensteuer, indirekte Steuern und Posteinnahme sollen ziemlich dieselben Beträge geliefert haben wie im vorigen Jahre. Im Ganzen, heißt es, beträgt die Netto-Mehreinnahme des verslo)|e- nen Vierteljahres gegen denselben Zeitraum des vorigen Jahres 400,000 Pfd. Sterl. . , ; Lde

In der gestrigen Sißung des V berhauses wurden bei Gele- genheit der Ueberreichung einer Petition von Wexford zu Gunsten des Pächterrehts die irländischen Angelegenheiten cine kurze Zeit bespro= chen, und der Marquis von Londonderry äußerte jem Vertrauen zur irländischen Regierung, deren Maßregeln, wie er hofste, von dex Truppenmacht euergisch unterstüßt werden würde, wenn es zu einem Konflikt kommen sollte. Auch im Unterhause beschäftigte man sich mit Jrland. Herr Cochrane brachte einen leidenschaftlichen Artikel der Nation zur Sprache, worin der Regierung der Gehorsam ofen aufge fündigt sei. Herr O'Connor-versuchte, diese Anklage ins Lächerliche zu ziehen, indem er deu Kronanwalt fragte, ob niht auch dieTimes vor Ge rit zu laden sei wegen eines Artikels, worin sie als das besteMittel gegen Barrikaden den Gebrauch vonCongreveschen Raketen empfiehlt, Dannward aufs neue das hohe Einkommen der Bischöfe und Erzbischöfe bespro= hen. Herr Brigh t rechnete, mit einiger Uebertreibung, den beiden verstorbenen Erzbishöfen von York und Canterbury nah, daß sie während ihres langen Lebens nicht weniger als 2 Millionen Pfd, Stk. aus ihren Pfründen bezogen hätten. Herr Horsman s{lug vor, daß der Ueberschuß des sogenannten Bischofs-Fonds künftig nicht aus {ließlich für die Bischöfe verwandt werden sollte. Sir R. Juglis behauptete dagegen, die Bischöfe hätten auf diejen Fonds ein so gu- tes Recht, als irgend sonst Jemand auf sein Eigenthum. Allein selb} der sehr kirhlih gesinnte Lord A shley unterstüßte den Antrag des Herrn Horêmann. Lord J. Nussell gab zu, daß manche Ver- besserungeu in der Hochkirche noth thäten; aber über den vorliegenden Gegenstand müsse er sih ers mit dem neuen .Crzbischofe von Canter= bury besprechen, Herr Horêman nahm seinen Autrag a. De C. Anstey trug auf eine Adresse an Jhre Majestät zu Gunsten der Polen an, Die Verhandlung wurde aber aufgeschoben, da es Mitter nacht und das Haus uicht mehr vollzählig war. : :

Die T imes enthält wieder einen Artikel über die shleswig hol= steinishe Frage zu Guusten Dänemarks, doch erklärt sie zum Schluß, daß England in dieser Angelegenheit seine Neuträlität bewahren werde. „Es ist nicht leicht‘, schreibt die Times, „zu zeigen, daß wir irgend ein direktes Juteresse in den Besißungen Dänemarks ha- ben, das über den Wunsch hinausgebt, die Unabhängigkeit einer alten Krone und eines tüchtigen Seevolks zu erhalten, Unsere Znkeressen werden nur berührt durch die Aussicht auf einen Krieg in der Osft= see, wo unser Handel so bedeutend betheiligt ist, Wir haben deshalb offenbar Grund, den Krieg in jenem Theile der Welt zu verhindern, aber obshon wir vertrauen, daß unsere Stellung als Neutrale sorg= fältig festgehalten werden wird, #0 erheischen doch die großen Inter- essen unseres Handels dort die Gegenwart einer wirksamen Streit= macht zur See. S f E

Jn Tripolis hat der Pascha sih eine Beleidigung britischer Un terthanen zu Schulden kommen lassen, für welche England auf das nachdrücklihste Genugthuung fordern wird. Herr Mojes: Benjamin, ein Jude von Gibraltar, bejibt einen Garten vor Ae Thoren der Stadt. Jun der Nacht des 7. März brach der Polizeimeister von Tripolis in das Haus ein, unter dem Vorwande, daß ree Mae darin versteckt gehalten würden. Keine Türkin fand sich. i E, destoweniger wurde Herr Benjamin und die e E E t es Hauses , darunter Herr Balensi , ebenfalls oes E: n L ( pru fortgeshleppt und am nächsten Tage vom Pas O dazu verurtheilt, die Bastonade zu empfangen. So “da protestir= ten und auf ihr britisches Das sih beriefen, erhielten sie zwei S {lä i Stocte statt cines. : E Schilge Me Lm e S na die Nachricht, daß die Engländer an der Mosquito - Küste bewassnet eingeschritten sind und sich der Forts am Flusse St. Juan de Nicaragua nach einem Verluste von mehreren Todten und Verwundeten bemächtigt haben, Der britische Konsul beim König der Mosquito-Küste, Herr Walker, is dabei ums

Leben gekommen.

Die Häfen Brest und Tou=

Belgien Brúüsel, 6. April. Wie verlautet, bereitet sich ein neuer Frei- \chaarenzug gegen Belgien an der französischen Gränze vor. Die Regierung hat ihre Maßregeln dagegen getroffen , und die Gränz=

Bevölkerung. if auf ihrer Hut. Die Freischärler sollen- diesmal auch Kanonen haben. Ein belgisches Blatt fragt , wer sie ihnen gegeben. Die Jndependance bemerkt, die Theilnehmer an dieser Expedition wüßten ganz gut, däß es ihnèn nicht gelingen könne, die belgische Regierung zu stürzen, allein sie hätten es auf Plünderung des wohl= habenden Belgiens abgesehen und würden sich dann mit ihrer Beute wieder nah Frankreich zurückziehen.

Vorgestern langten hier 37 Polen aus Paris an. Unter ihnen befand sich der General Dembinsfi, der in Brüssel mit einigen Lands= leuten zurückgeblieben, während die übrigen die Reise nah Deutsch- land fortjeBen.

Die finanzielle Lage wird besser, und die Arbeiten beleben si. Die Wechsel gehen gut ein. Am 31. März sind von 1500 Wech= seln, welche die belgishe Bank einzukassiren hatte, nur 60 protestirt worden, Das Geld erscheint wieder auf den Börsen, durch die nie=- drigen Preise der Effekten und die Sicherheit hingelockt , daß der Staat seinen Verpflihtungen nachkommen wird, Ein Königlicher Beschluß vom 4. April verordnet die unmittelbare Auszahlung der Coupons der Anleihen von 5 pCt. und 47 pCt,, welche erst am 1. Mai verfallen, und zwar zu 25 Fr. 50 Cent. für das Pfd. Sterling.

Drr Senat der löwener Universität hatte zwei Studenten rele-

girt, welhe eine Glückwunsch - Adresse an die deutschen Studenten veranlaßt hatten, Ju dessen Folge brachten 509 Studenten ihren Kollegen eine Serenade und verlangten, wie {hon erwähnt, wesent= lihe Abänderungen der Universitäts-Statuten, welche die Freiheit der Studirenden \{chulmäßig beschränken. Der Rektor sagt in einem Rund- hreiben an die Universität: „Die Studenten hatten eine Adresse an die deutschen Universitäten beschlossen; die Adresse is an sich nicht getadelt worden, Allein die Thatsache, daß die Adresse vorgeschlagen worden war, mußte als cine Handlung der Jnsubordination betrachtet werden, welche durch die Anwendung akademischer Strafen unterdrückt werden mußte,“ Jn Folge der Remonstrationen der Studenten hat der Rektor dann die ganze Universität verabschiedet, indem er die Osterferien früher angeseßt und dies den Aeltern der Studirenden angezeigt hat. Die Studenten wollen aber in Löwen bleiben und ihre Studien unter Leitung ihrer tüchtigsten Komilitonen fortseßen, Diese Vorlesungen außerhalb der Universität haben bereits begonnen. Zugleich haben die Studenten sich in einem Schreiben an den Bür- germeister gewendet, um ihre Ergebenheit für die bestehende Ordnung der Dinge und für die Ruhe zu bezeugen und den Behörden zur Auf- rehthaltung der Orduung ihre Mitwirkung anzubieten, Der Bür-= germneister hat dieses Anerbieten in dankbaren Worten anugeuommen. i Ein Mitglied der Repräsentanten - Kammer, Herr Castiau, hat in der vorgestrigen Sißung erklärt, sein Mandat als Abgeordneter niederlegen zu wollen, weil er den republifanischen Grundsäßen ganz ergeben und ein großer Theil derjenigen, welche ihn in die Kammer gewählt, mit seiner Ansicht nicht einverstanden wäre.

Der Kriegs-Minister hat die Corps-Chefs ermächtigt, die jähr lihe Remonte durch den Ankauf aller ihnen dazu tauglich scheinenden Pferde, die ihnen im Lande dargeboten würden, zu ergänzen. Die ministerielle Inodependance bemerkt, daß es auf diese Weise mög lih sein werde, Luxuspferde zu mäßigem Preis zu erstehen, und daß das für die Remonte auszugebende Geld im Lande bleibe, Zugleich fügt dies Blatt hinzu, daß fast alle für die Armee erforderlichen Gegenstände von der einheimishen Jndustrie angefertigt würden, #o daß das Kriegsbudget, weit entfernt, ein verlorenes Kapital zu sein, vielmehr dazu diene, die Arbeit zu ermuntern und zu entwickeln.

Die ‘Handels - Kammer von Lüttich wendet sich in einer Bitt- {rift an die Repräsentanten - Kammer, um dieselbe zu ersuchen, den Wehrstand in einem ehrfurchtgebietenden Zustand zu erhalten.

D: ne M 0:7

Kopenhageu, 6. April, (Alt. Merk.) Der König ist am 5. April auf dem Dampfschiffe „,Aegir““ nah Fredericia abge- gangen. Jm Gefolge des Königs waren der Staats = Minister Bluhme, Graf Ahlefeldt - Laurvig, Kabinets - Secretair Kammerherr Tillisch und mehrere Andere. Das Dampfschiff „Aegir““ verließ die Zollbude des Morgens um 54 Uhr und das Dampfschiff „„Gey9ser“ mit der Garde zu Fuß am Bord, so wie der Kutter „Neptun“ um 6 Uhr. Sie richteten sämmtlich ihren Lauf gegen Süden. Dem Vernehmen nach wird der „Aegir“ bei Alsen ankern. Nachrichten aus Kolding vom 3ten, welche die Berling., Ztg. mittheilt, geben die Zahl der zwishen Apenrade und Flensburg versammelten dänischen Truppen zu 14,0000 Mann an. Jn der Umgegend von Rödding hatte, fühnenshen Blättern zufolge, ein Offizier vom 13ten s{chleswigschen Bataillon, Namens Jensen - Tusch, die Volksbewaffnung orgauisirt, Jn Verbindung mit den Einwoÿznern von Ripen und den herrschaft= lichen Jägern aus Jütland beabsichtigte derselbe einen Angriff auf Tondern. Er wollte daselbs das odenseer Freicorps erwarten, um von da gegen Husum zu operiren. Von allen Seiten, heißt es, treffen die Beurlaubten ein, mit welchen das 12te und 13te Ba- taillon verstärkt wird. Zwischen Fredericia und Warde soll ein nord= jütisches Reserve-Corps errichtet werden.

Eine Königliche Bekanntmahung vom 4. April, wodurch die \{chleswig = holsteinishe Regierung zu Gottorp außer Function geseßt wird, lautet :

„Wir Frederik der Siebente, von Gottes Gnaden 2c. Thun kund hier- mit: Wir haben uns allergnädigst bewogen gefunden, bis weiter die schles- wig-holsteinische Regierung zu Gottorf außer Function zu seßen und befeh- len deshalb allen Unseren Behörden und Unterthanen in den Herzogthümern Schleswig Und Holstein, in allen denjenigen Sachen und Fällen, in denen dieselben sich bisher nach den bestehenden Gesetzen an gedachte Regierung gewandt haben, bis Wir ein Anderes zu verfügen beschließen sollten, sich direkt an Unsere Zmmediat - Kollegien in Kopenhagen zu wenden, Wonach sich männiglich allerunterthänigst zu achten. Urkundlich u. #\, w. Gegeben auf Unserem Schlosse Christiansburg, den 4, April 1848, :

Frederik R F, M, Knuth.“

Cine andere, gleichfalls vom 4. April datirte Königliche Bekannt- machung is in der Form eines Kanzlei-Patents abgefaßt, wobei aber dieses, offenbar nicht mehr existirende, deutsche Kollegium wieder nur durch den dänishen Grafen Knuth vertreten i}, der hier, wie auch hon früher nah der Bezeichnung des Kollegiums und vor der Kü- niglichen Namenschiffer unterzeichnet : „Jm Allerhöchsten Auftrage; F+ M. Knuth. Diese Bekanntmachung verkündet mit folgenden Wor- ten die Einseßung einer provisorischen Regierungs = Kommission im Herzogthum Schleswig :

„Die außerordentlichen Verhältnisse , welche durch das Auftreten einer sogenannten provisorischen Regierung in den Herzogthümern Schleswig und Holstein eingetreten sind, und die durch dieselbe veranlaßten insurrectionel- len Bewegungen auch in einem Theile des Herzogthums Schleswig haben Se, Majestät den König bewogen , eine provisorische Negierungs - Kom= mission mit ausgedehnten Vollmachten für das Herzogthum Schleswig Allerhöchst zu ernennen, bestehend aus dem Grafen von Sponnedck, Stifts - Amtmann von Ripen, dem Konferenz - Rath Kirstein, Gene- ral -Decisor für die Herzogthümer, und aus einem dritten Mitgliede, wel- hes , nah näherem Vorschlage, der Kommission zugeordnet werden wirdz als Secretaire sind derselben die Kandidaten der Rechte Klein und Wolf- hagen, Volontair in der shleswig-holstein-lauenburgischen Kanzelei, beigeord- net, Diese provisorische Regierungs - Kommission is oon Sr, Majestät ermäctigt worden, in Allerhöchstdero Namen alle nah der Lage der Sachen nothwendigen Schritte vorzunehmen, um die Civil-Verwaltung in gehörigem

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Gange- zu erhalten und, wo dieselbe gestört sein sollte, provisorisch zu reor- ganisiren, Vorstehendes 2c,“ L S

Die Berling. Ztg. scheint, oder giebt sich das Ansehen, noch immer in Ungewißheit darüber zu sein, ob die Bundestruppen den Schleswig - Holsteinern oder ihren Gegnern zu Hülfe ziehen. Sie erinnert daran, daß der König von Dänemark seinen Pflichten als deutscher Bundesfürst getreulich nachgekommen, und daß Dänemark zur See jederzeit ein höchst gefährlicher Feind sei. Am 6ten war in Kopenhagen die Ankunft der ersten Abtheilung preußischer Garden in Hamburg bekannt, nachdem schon, am ten ein Börsen - Anschlag von Seiten des Ministers des „Auswärtigen, das wahrscheiulih be- vorstehende Einrücken preußischer Truppen in Holstein - angekündigt hatte, toh auf eine Weise, als wolle die preußische Regierung da- durch dem Vordrängen deutscher Freischaaren zuvorkommen. Kjö- benhavnsposten findet diese lebtere Auslegung denn doch wun- derlich,

S M W £113.

Kanton Vern. Durch Kreisschreiben vom 4. April ruft der Vorort die vertagte Tagsaßung auf den 13. April e:n. Als Anlaß dazu wird theils die Lage CEuropa's angegeben, da um den Preis der Lombardei oder um die Freiheit der italienischen Staaten ein europäischer Krieg beinahe unvermeidlich erscheine, während auf der anderen Seite Deutschland in seiner politischen“ Wiedergeburt be- griffen sei, die noch zu den bedeutendsten Krisen führen könne. Ueber- dies könnten noch verschiedene Pendenzen der Verhandlungen über die Sonderbunds - Angelegenheit kaum länger verschoben werden. Als Anlaß zu dieser Einberufung wird angegeben, daß die Regierung von Genf auf der Occupation des in der \{chweizerischen Neutralität be- griffenen Gebiets von Chablais und Faucigny durh eidgenössische Truppen beharre und ungeachtet der Vorstellungen des vorörtlichen Kommissars, Regierungs - Rath Revel, auf eigene Faust hin dieselbe vernehmen wolle.

Gleichzeitig hat am 4. April der Vorort eine Heeres-Abthei- lung aufgeboten, um nah Graubündten gegen die italienishe Gränze aufzubrehen. Die s{hleunigste Mobilmachung größerer Truppenmassen wird vorberitet, und in den Zeughäusern herrscht große Thätigkeit,

_ Kanton Genf. (S chweiz. Bl.) Die Geldkrisis hier is hrecklich; die meisten Leute müssen sich nothgedrungen sehr eins{chrän- ken. Man rechnet, daß beim augeublicklihen Werth der Staatspa piere, Actien u. st. w. Genf hundert Millionen verliert, If ale 4.

_— Florenz, 30. März. (A. Z), So wie Massa und Carrara, ist nun auh Fivizzano von toscanischen Truppen beseßt worden, Nach einer zwischen den Behörden, Einwohnern und dem modenesi= {hen Militair abgeschlossenen Uebereinkunft war leßteres auf fried= liche Weise abgezogen, das Land hatte die Unabhängigkeit proklamirt und hierauf einstimmig beschlossen, wieder mit Toscana vereinigt zu werden, Man seudete deshalb eine Deputation hierher an den Groß- herzog, welcher in seiner Antwort aussprach, daß er den gegen ihn ausgedrückten Gesinnungen uicht besser entsprehen fönne, als wenn er feinen Anstand nehme, unter den gegenwärtigen schwierigen Ver= hältnissen die vormundschaftlihe Verwaltung des Landes zu über- nebmen, indem er das Weitere der Vorsehung überlasse. Ueber den gegenwärtigen Aufenthalt des Herzogs von Modena ist hier nichts Zuverlässiges bekannt. In Pontremoli hat die Bevölkerung. in den Tagen bis zum 15. März sich dahin erflärt, daß sie den Karl von Bourbon uicht mehr anerkenne, Jn Parma hat die Regentschaft (28) dietim Dienstè des Großherzog-

thums befindlihen österreihischen Soldaten und Offiziere entlassen. In Toscana hat der Großherzog die Ein- und Ausfuhrsteuer zwischen seinem Lande und Massa und der Garfaguana aufgehoben. Auf den Wunsch der leßteren, in den toscanishen Staats = Verband zu treten, hat der Großherzog, dessen Handlungen in den leßten Monaten den Stempel einer großartigen Politik tragen, gerade genug geahtwortet, um den Bittenden nichts abzuschlagen und den Nachbarn keine Eifer= sucht zu erregen. Er übernehme den Schuß und Beistand des Lan-= des, um dahinzu handeln, daß Ordnung und Ruhe daselbst erhalten werden, und um den Garfagnanesern jeden möglichen Vortheil zu verschaffen. Eine definitive Bestimmung über die toscauisch=garfagnanesishen Verhältnisse aber werde erst aus der Entwickelung Jtaliens hervorgehen. Jn den jeßt den Oesterreichern und deren Schüßlingen entrissenen Gegenden finden offenbar überall Umtriebe statt, daß sie sich zu Gunsten bald Karl Albert's, bald Toscana?s, bald des Papstes erklären sollen. Am stärksten scheinen dieselben in Modena, in der Garfagnana, in Fivizzano, Pontremoli, in Piacenza und Parma aufzutreten, Die Küste um Genua wird mit Eifer in Vertheidigungsstand gebracht, so weit sie dessen noch bedarf; dy Flotte wird ausgerüstet; das Geld zu diesen Ausgaben hofft man durch eine freiwillige Anleihe von 15 Mill. Lire zu erhalten, die am 25, März unter dem Titel „frei= willige Nationalanleihe‘““ vom König eröffnet ist.

Die Allg. Ztg. meldet: „Nach unseren neuesten Briefen aus Rom hatte der Papst die Entfernung der Jesuiten zugesagt ; dort, wie in allen Städten und Ländern, dauerten die friegerishen Rüstungen unnd Auszüge nach der Lombardei fort. Aus Venedig vom 31. März schreibt man uns, daß ein Corps Romagnolen in Vicenza eingerückt, sei und daß die Brescianer dem Marschall Radebky eine Schlappe beigebracht hätten,“

Neapel, 29, März. (A. Z.) Jn Palermo ist das General= Parlament am 25sten unter großen Feierlichkeiten eröffnet worden. Ruggiero Settimo is provisorischer Regent Siciliens, Gegen die Bourbons ist man feindlich gesinnt, und Viele werden Ferdinand l. für abgeseßt erklären; dennoch hofft man, daß die lombardishen Er- eignisse auf Sicilien beruhigend einwirken, und daß Sicilianer, welche zuerst in den Kampf gingen und die Vnità ltaliana jeßt so nahe er- blicken, den Uebrigen brüderlihe Hand reihen werden. Die Englän- der wohnten in großer Zahl den Festlichkeiten bei. Lord Minto reiste nah Messina, um dort zu beshwichtigen, und wir hören von keinen neuen Kämpfen. Viele Familien verlassen Italien, namentlih wird die Lage der Deutschen daselbst immer gefährlicher,

S Pan R

& Madrid, 31. März. Es is seit dem 26sten kein Tag verstrihen, an welhem nicht der Ausbruch neuer Unruhen als bevor-= stehend angekündigt worden wäre, Auch wurden bei Nacht einzelne Schildwachen meuchlings erschossen, und wenn die Ruhe bisher auf- recht erhalten wurde, so hat man es nur der Wachsamkeit und den äußersten Anstrengungen der Regierung zu danken.

Schon am 27sten befanden sich gegen 300 Personen unter dem Ausspruche des Kriegsgerichts, das unter dem Vorsiße des bekannten Generals Balboa Tag und Nacht im Zollhause versammelt is. Ein Ausschuß progressistisher Senatoren und Deputirten hielt bei dem Gefe politico, Grafen von Vistahermosa, um Erlaubniß an, sich in das Schloß zu begeben, um der Königin die Bitte vorzutragen, den Verurtheilten die Todesstrafe zu erlassen. Auf Befehl des Mi- nisters des Jnnern wurde ihnen diese Erlaubniß verweigert, und zwei der Verurtheilten, unter denen ein Franzose, Namens Barbés, wur=

den vorgestern früh zum Tode vorbereitet. Plöblich ward jedoch die

Vollziehung ‘des Urtheils verschoben, Es heißt, der Herzog von Glüsberg, früherhin französischer Gesandter am biesigen Hofe, hätte áls Privatmaun dem Minister-Präsidenten, General Narvaez, vorge= stellt, daß die Hinrichtung eines Franzosen unter den gegenwärtigen Umständen sehr ernste Verwickdelungen und wohl selbst eine Kriegs= Erklärung von Seiten der französishen Republik zur Folge haben fönute. Wenn man nun nicht wagt, das Todes - Urtheil an enem Ausländer zu vollziehen, der die Rolle eines Anführers der Rebellen übernommen hatte, so würde die Hinrichtung eines Spauiers natür- lih einen doppelt aufregenden Eindruck machen. is

Die Anzahl der in den leßten Tagen verhafteten progressistischen Deputirten und sonstigen dieser Partei angehörenden Personen is beträhtlich und nimmt mit jeder Stunde zu. Am meisten Aufsehên erregt die gestern früh erfolgte erfolgte Verhaftung des: Herrn ODlo= zaga, den ih noch vorgestern ruhig in den Hauptstraßen sih ergeheñ sah. Dem Ex-Minister Salamanca und- seinem vertrauten Freunde, dem Obersten Gandara, gelang es, sich durch die Flucht der Verhaf- tung zu entziehen. Die beiden progressistischen Blätter, el Clamor publico und el Siglo, welche noch gestern dem- Aufstande vom 26sten das Wort redeten, sind heute unterdrückt worden, und die Re- dacteure werden aufgesucht.

Herr Mendizabal wurde von der Polizei aufgesucht, befindet sich jedoh auf freien Füßen. Auch hat sich die Angabe, daß die Königin Christine mit ihrer Familie Madrid verlassen hätte, als irrig ausge= wiesen. Ueberall stellt die Polizei Haussuchungen nah Waffen an.

Gestern verfügte der König sich in das Militair - Hospital und vertheilte Geldgeshenke an die verwundeten Soldaten und Unter= ossiziere.

Der Deputirte Borrego, der zum Gesandten bei der shweize- rishen Eidgenossenshaft ernannt war, is dieses Postens enthoben worden.

Archáologische Gesellschaft.

Jn der Siyung vom 6. April legte Herr Gerhard das neueste Hest der Archäologischen Zeitung (Neue Folge Nr. 13—15) vor, welches in seinem bildlichen Theil die auf Kassandra bezüglichen Kunst-Darstelluu- gen behandelt. Hierauf sprah Herr Panofka über die dem Apelles zuge- muthete bildliche Darstellung des Krieges mit auf den Rüdcken gebunde- nen Händenz dann “las Herr P. über die sinnbildliche Kunfstdarstellung des Mnascas, Mnemon und Mimnermos. Zum Schluß berichtete Herr Gérx- hard über folgende Neuigkeiten: 1) Letronné sur Parc de triomphe Théveste, 2) Wieseler das Satyrspiel, 3) Ruhl Ueber Bekleidung antiker Statuen.

Jn der Sammlung des Unterzeichneten für die Verwundeten und Hinterbliebenen der im Kampfe Gefallenen is} ferner eingegangen: vom Buchhändler Herrn Du Mont in Köln ( durch die Expedition der Kölner Zeitung ) ferner gesammelt 600 Rthlr. , jeßt überhaupt 1600 Rthlr.; von Herrn Dr. Körte durch Sammlung vor dem Hause Jägerstr. 58. 76 Rthlr. 25 Sgr. 8 Ps., von demselben als Kollekte bei Hrn. Weinhändler Lutter 10 Rthlr. 15 Sgr., von demselben als Kollekte bei Hrn. Stehely 21 Rthlr, 16 Sgr. 3 Pf. (zusammen 108 Rthlr. 26Sgr. 11 Pf.); von Herrn Herß, Besißer der Bessershen Buchhandlung, als Ertrag einer in dessen Buchhandlung veranstalteten Sammlung für Civil-und Militair, 6 Rthlr, 15 Sgr. ; von den Herren E. Sieveking u. Comp. in London durch Herrn A. Weylandt in Stettin 50 Rthlr.; aus Schweß eine Schachtel mit Bandagen, 4 silberne Theelöffel, 1 jil= berne Broche, 1 silbernes Riechflakon, 4 Ringe und eine Tuchnadel; der Magistrat in Weißenfels durch Sammlung 211 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf., mit dem Bemerken, daß einer der Geber die Bedingung gestellt, 2 Rthlr. für das Militair zu verwenden, durch Herrn Raths- jecretair Flettmann als Sammlung der Stadt Grimmen 24 Rthlr. 3 Sgr. 8 Pf.,, aus der Klein= Kinder - Bewahr- Anstalt Stall= \hreiber - Straße Nr. 14, Charpie, durch Herrn A. Falkmann als Sammlung der Stadt Lübeck für die- berliner Kämpfer und deren Hinterbliebenen, ohne Unterschied der Partei, sowohl für Civil als Militair, 339 Rthlr. 22 Sgr. 6 Ps..,-3 Dukaten, ck. Frd?or., § Imperial, von Herrn Buchhändler Du Mont in Köln, Besißer der Kölnischen Zeitung, ferner gesammelt 400 Rthlr. (jeßt im Gan- zen 2000 Rthlr.), durch Herrn Dr, Diesterweg von der Ortsbehörde in Hamersleben , Kreis Oschersleben, 20 Rthlr. 8 Sgr. 5 Pf., von Waersleben 68 Rthlr. (zusammen 88 Rthlr. 8 Sgr. 5 Pf.); durch eine Lotterie, veranstaltet von den jungen Damen in Kleve, 66 Rthlr., von der Liedertafel in Kleve 10 Rthlr.; durch Herrn Stadtverordne- ten Gleich gesammelt 93 Rthlr. 18 Sgr. 8 Pf.

C. Dun dcker, Stadtverordneter.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. | Morgens 9, April. 6 Ubr.

Abends 10 Ubr.

Nachmittags

2 Uhr. |

Nach ermmaliger E eobachtung.

329 s82’’’ Par. 331 ,00'’’Par. 331 47 Pav Quellwärme | + 87° R.| +12,1° R.| + 8,2° R. |Flnsswärme 17,5 R. +5,17 R. + 4,6° R. |Bodenwürme Dunstsättigung. | 90 pCt. | 58 pCt. 73 pCt Wetter . . « | balbheiter. | bewölkt. heiter, Wi W. | W. W.,

Wolkenzug. f | W., +97 R... +5,9°R.

Tagesmittel

Luftdruck Luftwärme Thaupunkt ex Ausdünstung Niederscblag Wüärmewechsel H 81 B -+ 12,6 °

330,76!!!’ Par... 74 pCt.

Nedacteur; R. Wentzel. _

Im Selbstverlage der Erpedition.

4 - Lo n Ober: Hofh Sr vet Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei.