1848 / 104 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Oesterreichische Monarchie.

x Wien, 6. April. Die festesten Stüßen des alten Regime ind endlich überwältigt und ihr Einfluß ganz beseitigt. Es war ein Lier Kampf, er forderte die äußerste Konsequenz, da einige dieser mächtigen Herren, welche nie ihre Zeit, das Volk und seine Ueber= macht ret begriffen, dasselbe ganz als willenloses Werkzeug zu be= handeln gewohnt waren, durchaus nicht weichen wollten. Erzherzog Ludwig hat sich nah Schloßhof zurückgezogen , mit ihm verliert die Camarilla zugleich ihre festeste Stüße, und alle ihre Bemühungen, einen Einfluß auf die Beschlüsse der neuen Regierung zu gewinnen, scheitern an den Männern, die jeßt berufen sind, die {were Auf= gabe des neuen Systems durchzuführen. Unser verantwortliches Mi= nisterium hat in der Majorität Männer, die das Vertrauen besißen, und deren anerkannt ehrenhafte Gesinnungen, ganz unbescholtener Ruf die beste Bürgschaft sind, daß sie eifrigste Vertreter der neuen Rich= tung sind. Von ihnen darf mit allem Rechte erwartet werden, daß je um sich Männer gruppiren werden, bie mit aller Liebe und Krast f die gute Sache und für die Reformen der constitutionellen Re= gierung arbeiten fönnen.

Gestern Abend hat im feierlihen Zuge die Deputation, zum Volkstag für Frankfurt a. M. gewählt, unter Begleitung eines Theils der National - Garde bis zum Bahnhof der Ferdinands = Nordbahn, Wien verlassen. Die Wahl der einzelnen Deputirten hat die Sym-= pathieen Aller für sich. Wir nennen unter diesen vorzugsweise den Mann des Volks als zweiten Bundestags - Gesandten, den Kaiserl. Appellations - Rath und niederösterreichischen ständishen Verordneten Ritter Dr. Schmerling, dur seine Energie und Freisinnigkeit allge= mein verehrt, mit unbeschränkter Vollmacht, ihm ad latns Freiherr Sommaruga, Sohn des vielverehrten Kultus-Ministers, Andriani, der Verfasser von Oesterreichs Zukunft, Graf Auersperg (Anast. Grün), den Buchhändler Gerold, den Fabrikanten Hombostel, die Doktoren End- licher, Müh!feld, Schilling, die Literaten Kuranda, Schuselka, den Studenten Schneider, einen der Vorkämpfer in den drei Märztagen. Daß der Kaiser deu Universitäts-Deputirten die Jnsignien des deut= hen Reiches zur Ueberbringung nach Frankfurt übertragen, war all= gemein mit Jubel begrüßt; die Intelligenz hat endlich bei uns die verdiente Anerkennung erlangt.

Gegen das neue Preßgeseß erheben sich immer mehr Stim- men, und es wird von allen Seiten angegriffen. Es giebt wenige Garantieen für die Freiheit der Presse, die so nothwendige Jury in Preßsachen is beseitigt, eine Gerichtsbehörde aus einem Präsidenten und vier Richtern, wieder ein Beamten-Jnstitut, an die Stelle ge= seßt. Die Repressiv - Maßregeln sind alle von der Art, daß Jeder, der Beruf in sich fühlt, zu schreiben, dadurch abgehalten und der vordem bestandenen Censur ein Vorrecht einräumen würde, Die ganze Schwerfälligkeit der früheren Geseßes-Textirung hat sich, wenige Pa- ragraphen ausgenommen, darin zu behaupten gewußt. So wie es vorliegt, muß es ganz zurückgenommen werden, einzelne Verbesserun- gen sind nicht denkbar mehr, auch ist dasselbe als provisorishes Ge=

eb viel zu weitläusfig, viel zu sophistish, eben so wird die unerläßliche Präzision im Ausdruc ganz vermißt.

Die Berichte aus den verschiedenen Provinzen , selbst aus Un= garn, lauten beruhigender , die italienishen Provinzen hält man all= gemein für verloren und spricht \ich für das Aufgeben derselben aus weil ein Krieg unvermeidlihz; nux wird ein ehrenhaftes Zurückziehen als nothwendig erkannt. Diese Absicht zu unterstüßen, rüsten sich die Provinzen, und die Truppen in Jtalien haben in kürzester Zeit eine Verst irkung von mehr als 100,000 Mann zu erwarten, und zwar allein aus Ungarn und Tyrol. Unser Freicorps is bereits auf dem Marsche. Eine zweite freie Legion aus dem Handelsstande zur Verstärkung der Nord-Armee hat sih gleichfalls gebildet, An die Spiße der Nord-= Armee is Fürst Windischgiäß berufen, ganz der Mann zur Führung einer Armee, das erkennen Alle, selbst seine größten Gegner, an.

Die Fallissements in Berlin haben an der gestrigen Börse die Course, die si faum gehoben haben, etwas gedrückt; man befürchtet eine noch nachtheiligere Rückwirkung der auswärtigen Geldverhält - nisse.

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11257 Bekanntmachungen.

Das in der Lebuser Vorstadt, Berlinerstraße Nr. 39 gelegene, Vol. 111. Nr. 117, des Hypothekenbuchs ver- zeichnete, den Erben der verwittweten Gastwirth Rein- mann *), Caroline Wilhelmine, geb. Beyer, gehörige Grundstück, welches zufolge der nebst dem Hypotheken- \chein in der Registratur einzusehenden Taxe auf 14,157 Thlr. 10 Sgr. 5 Pf. abgeschäßt worden, soll im Wege der freiwilligen Subhastation am

42. Mai 1848, Vormittags 11 Uhr, subhastirt werden. i Frankfurt a, O., den 27, Dezember 1847, Königliches Land- und Stadtgericht,

*) Nicht Reimann, wie in Nr. 44 dieses Blattes, Seite 378, in der ersten Spalte des Allgemeinen An- zeigers irrthümlich geseßt ist,

[226] Nothwendiger Verkauf, Stadtgericht zu Berlin, den 1. März 1848,

Das der Wittwe Leist, Henriette Wilhelmine, geb, Wartenberg, gehörige, vor dem Neuen Königsthore Nr. 6 belegene, im stadtgerichtlihen Hypothekenbuche von den Umgebungen Vol. 21. No. 147 B. pag. 433, verzeichnete Grundstück, gerichtlih abgeschäßt zu 8917 Thlr. 10 Sgr. 9 Pf., soll

am 30, September 1848, Vorm. 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden, Taxe und Hy- pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

[311] Nothwendiger Verkauf, Stadtgericht zu Berlin, den 28. März 1848, Das hierselbst in der Langen Gasse Nr. 47 belegene, dem Ackerbürger Carl Ludwig Christian Schley zuge- hörige, im Hypothekenbuhe Band 12. Nr, 210, ver- zeichnete Grundstü, gerichtlich abgeschäyt zu 17,291

am 28. Oktober 1848, Vorm. 11 Uhr, die an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy- pothekenschein sind in der Registratur einzusehen. Der dem Aufenthalt nah unbekannte Traugott Fe- dor Lautensak wird hierdurch öffentlich vorgeladen.

[237 b] Er. O0 it

Voltaire, nachmals verehelichte , später aber wiederum geschiedene Rimus, geborene Beyvle, als leibliche Toch- ter des Nupertus Daniel Beyle, gemeldet und legitimirt, worauf dieselbe auch mittelst rechtskräftigen Erkenntnisses des Waisengerichts dieser Stadt vom 9, Juli 1836 als die einzige Participientin erwähnten Familien - Legats anerkannt worden. i Wenn nun im Laufe des 1847sten Jahres auch die Barbara Margaretha Susanna, abgeschieden gewesene Voltaire, nachmals verehelichte, später aber wiederum geschiedene Rimus, geborene Beyle, ohne Hinterlassung von Leibeserben oder sonstiger geseßliher Nahkommen- schaft mit Tode abgegangen und der Herr Stadt-Offi- cial Adv, bd. Voigt ex olficio darauf angetragen “daß nach sonach erfolgtem Ableben der einzigen Participien- _ e ——— tin des Harras-Beyleschen Familien-Legats das zu sel- bigem gehörige Vermögen, im Betrage von in Werth- papieren angelegten 3800 R, S, M, als vakant gewor- den, zum Besten des Rigaschen Stadt - Aerarii kaduzirt werde, von dem Waisengerichte jedoch mittelst Resolu- tion vom 8, Januar 1848 auf Erlassung cines Pro- kflams in besonderer Beziehung auf die beantragte Ka- duzirung des Vermögens der Harras-Beyleschen Fami- lien-Stiftung erkannt worden: als werden mittelst die- ses von Einem Wohledlen Rathe der Kaiserlichen Stadt Thlr, 28 Sgr. 6 Pl, soll piga nachgegebenen Proklams von dem Waisengerichte er Stadt die etwanigen geseßlichen Erben delunctae der abgeschiedenen Sophia Catharina Harras , verwitt- wet gewesenen Sengle, geborenen Beyle, zur Meldung in Person oder ‘durch geseplich legitimirte Gevollmäch- tigte, wie zur Geltendmachung und Ausführung ihrer etwanigen vermeintlichen Ansprüche und Rechte wider das Nigasche Stadt-Aerarium und dessen Ansprache an

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Wissenschaftliche und Kunst - Nachrichten. Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

Berlin. Jn der General-Versammlung des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg vom 4. Dezember 1847 las Herr Direktor Ode- brecht, in Vertretung des General-Secretairs, den Jahresbericht, aus wel- chem die Nachricht von der huldreichs auf drei Jahre zur Herausgabe der Vereinsschrift zugesicherten Geldunterstüßung zum ehrfurchtsvollsten Danke gegen Se. Majestät den König die Versammelten erregte.

Herr Direktor von Ledebur gab aus der mit Zugrundelegung der Erziehungs-Akten bearbeiteten Jugendgeschihte des unter der Vormundschaft des Großen Kurfürsten im Jahre 1657 zu Berlin verweilenden Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bavreuth sehr charakteristische Mittheilun- gen über den damals {hon sehr festen Sinn dieses ausgezeichneten Fürsten, so wie über die Erziehungs- und Anschauungêweise und die religiösen Be- wegungen jener Zeit, Diese Mittheilungen wurden jedoch, da noch mehrere Vorträge angemeldet waren, wegen Kürze der Zeit abgebrochen und ihre Fortsezung sür die nächste Monats-Versammlung verheißen. :

Herr Major Blesson erläuterte einen Hoshaltungs-Etat des Königs Friedrich 11. und eben so mehrere von demselben eigenhändig veränderte Küchenzettel, durch welche Veränderung er bekanntlich seinem Küchenmeister Noel häufig besondere Verlegenheiten bereitete. Ein ganz besonderes Znteresse erregte ein auf solche nicht eben diätetische Weise noch am 8. August 1786, acht Tage vor seinem Hinscheiden, eigenhändig verbesserter Speisezettel,

Herr Direktor Odebrecht entwickelte hierauf die eigenthümlichen Ver- hältnisse des durch das Bisthum Lebus an die Mark Brandenburg ge- brachten, im Kreise Strehlen des Fürstenthums Breslau gelegenen Halt Großburg und zeigte, wie die völlig souveraine Oberherrlichkeit über diesen Theil von Schlesien gerade vor 500 Jahren, im Jahre 1347, von der Krone Böhmen auf die Kur Brandenburg übergegangen und fortdauernd ausgeübt worden, wie namentlih der Große Kurfürst im Jahre 1654 in kräftigster Weise und selbst mit gewaffneter Hand diese bei den damaligen Religions-Verfolgungen in Schlesien verkannte Oberherrlichkeit dem Kaiser gegenüber geltend und die in Groß-Burg gewaltsam bereitete Einführung des röômisch -fatholischen Gottesdienstes rückgängig gemacht habe, Erst in dem laufenden Jahrhunderte ist der Halt Groß - Buïg aus der Gerichts- a des Kammergerichts und des Ober-Konsistoriums zu Berlin ausge- schieden.

Herr Hofschauspieler und Regisseur L, Schneider las die Geschichte des ersten vor dem Baue des hiesigen Opernhauses von dem Großen nige im Kurfürstensaale und der Marterkammer auf dem Schlosse zu Ber- lin eingerichteten und am 413, Dezember 1741 eröffneten Operntheaters, welches bis zum Jahre 1778 häufig benußt und endlich im Jahre 1805 abgebrochen worden.

In der Monats-Sipung vom 8, Dezember hielt Herr Lieutenant von Kevserlingk einen Vortrag über das Leben des russisch Kaiserlichen Staats-Ministers Reichsgrafen von Kevserlingk nah den im Besiß der Familie befindlihen Dokumenten.

Jn der Monats-Sizung vom 12, Januar widerlegte Herr Konsistorial- Rath Dr. Pischon die gegen die herrschende Ansicht, daß „Jesus meine Zuversicht“ und andere geistliche Lieder von der Kurfürstin Louise gedichtet worden, in jüngster Zeit erhobenen Zweifel,

Herr Dircltor von Ledebur sprach über die verschiedenen Erwäh- nungen Brandenburgs durch den in der Mitte des 121en Jahrhunderts lebenden sächsischen Annalisten. Die scheinbar geringfügigen nnd darum zum Theil übersehenen Abweichungen in den Worten seiner Ueberlieferun- gen grgen die des Thietmar von Merseburg sind von Erheblichkeit. So erfahren wir daraus z. B., daß bereits im Jahre 940 durh den Slaven Tugumir die im Jahre 949 erfolgte Stistung des Bisthums vorbercilet worden. Ferner daß Kizo, der zur Zeit Kaiser Otto?s 111. die Stadt seiner Botmäßigkteit unterworsen hatte, ein Sachse von Geburt war, wel- ches anderweitige urkundlihe Nachweise besiätigenz entlich werden wir durch seine Worte (praedieti fratres) darauf geführt, daß die bis dahin un- bckannt gebliebenen Brüder aus Brandenburg, die König Heinrich im Jahre 1014 in der Lausiy auffnüpfen licß, dieselben waren, die kurz vorher, Ugio und Ustico genannt, als die Mörder bezeichnet werden des Slaven - Fürsten Prebislav, der mit des Markgrafen Dietrich Tochter Mechtilde vermählt war.

Zulegt las der Herr Geh. Archivrath Riedel eine Abhandlung über den Ursprung und die Bedeutung des Namens Zolr, Zolre, Zollern.

Jn der Sizung vom 9. Februar vollendete Herr Direktor von Lede- bur den in der General-Versammlung begonnenen Vortrag über den Prin- zen Christian Ernst von Bayr: uth.

Herr Baurath von Quast hielt einen Vortrag über die alte Architek- tur des ehemals märtishen Landes Sta1ga!d und legie Ziichnungin der h .upisählicbsten Bauweikfe zur Erkäuterung vor,

Herr Direktor Odebrecht sprah über die bekannte Inschrift zu Köbel, welche die Dominikancr-Klöster der Provinz Sachsen namhaft macht. Auf

All i | gemeiner Anzeiger. erworbenen Vermögens eingeseyt: „die Kinder ihres verstorbenen Bruders Rupertus Daniel Beyle““, und zwar dergestalt, daß dasjenige, was nach Abzug der Le- gatc übrig bleiben würde, auf immerwährende Renten gegen sichere Hypothek begeben würde, daß aber die Ren- ten dieses Kapitals von den Kindern ihres genannten Bruders zu gleichen Theilen, so wie deren Nachkommen, bezogen, die Kapitalien aber von ihnen nicht erhoben werden, sondern für ewige Zeiten als eine Familienstif- tung verbleiben sollen. zige Prätendentin zu besagtem Rentengenusse nur die Barbara Margaretha Susanna, abgeschieden gewesene

den sollen. e t ¿S i Riga, den 28, Februar 1848, In der Folge hat sich als ein- À

1848 sub poena praecclusìi et perpetui silentii bei diesem Waisengerichte oder dessen Kanzlei zu melden und ihre etwanigen Ansprüche, Rechte und Gerechtsame rechts- genügend zu dociren, widrigenfalls sie nah Erspirirung othanen termini praefixi mit ihren Angaben und An- e der Löbau sprihen ex quocunque titulo nicht weiter gehört, noch T admittirt, sondern ipso facto für präfludirt erachtet wer-

V Ske d; Imp. Civ. Rig. Jud. pupill. Secrs.

Grund einer von dem Hexrn Archivar Lisch ihm zugegangenen M'ttheilung muß der in den Abdrücken dieser Jnschrist zweifeliaîte Name Hadersiauensis geliscn weiden. Es is also wobl Hadereleben in Schleswig oder Heders- leben im Halberstädtischen gemeint,

In der Sizung vom 8. März hielt Herr Direktor Odebrecht cinen Vortrag über Sophia, die Gemahlin Albrecht's des Bären, woiin er gegen die Annahme, daß diese erst nach 1157 mit dem Markgrafen vermählt und eine geborene von Rineck war, als wahrscheinlih nahwies, daß Sophia eine Schwester König Konrad's 11. und also von Hohenstaufenscher Ab- kunft war.

Der Geh. Archivrath Ried el erörterte die Bestrebungen Kaiser Karls IV., wie die Mark Brandenburg, auch das Burggrafthum Nürnberg, der böhmi- chen Krone zu inkorporiren.

Zulegyt überreichte Herr Prediger Dr. Borniy dem Vereine eine von dem Herrn Neviger Schleemüller in Arnsdorf eingesandte Kandarre, welche bei Müncheberg in einer Mergelgrube gefunden ist und sehr alt zu sein scheint, R,

Eröffnung der Kunst-Ausstellung in der Königlichen Akademie der Künste.

Jn Zeiten, wie die jeßigen, zu Kunst- Genüssen einladen, das scheint vielleicht für Manchen eine Aufforderung zu sein, sich abwenden zu sollen von Allem, was jeyt die Gemüther bewegt und das Interesse lebhaft in Anspruch nimmt, das scheint eine vergeblihe Mühe. Denn wenn man be denkt, daß die vorliegenden Schöpfungen meist Kinder einer Zeit sind, die hinter uns, jenseits eines bedeutenden Abschlusses liegt, deren Bild sie 111 ihrer Gesammtheit repräsentiren sollen, so weit es Aufgabe der Kunsk 1k, dies ZzU thun, so scheint man dem Geiste, der sich jegt einmal gewöhnt hat, an der sich ewig zur Gegenwart bildenden Zukunft zu hangen, das Unbequeme zu- zumuthen, an das man um so weniger bereitwillig herantritt, als es nur den stillen Genuß ruhiger Betrachtung darzubieten scheint. Und wenn etne Kunst-Ausstellung der Abglanz der Zeit-Jdeen ist, wie sie sich in der Künstler scele abspiegeln und verklären, so is erst von einem späteren Gemäldemarkte zu erwarten, daß er uns aufdecke, wie auch der Künstler, der ein Sohn jet- ner Zeit sein soll und muß, dieselbe in sih aufgenommen und verarbeitet hat. Welcher Dichter würde uns die Morgenröthe beschreiben, wenn sie íhm in das trunkene Auge hineinleuchtet, oder wer besänge den Frühling, während er ihm jubelnd in den Armen liegt? Gleichwohl hat die gegen- wärtige Ausstellung eben in Bezug auf die heutige Zeit ihr Recht und 1h1 Juteresse. Wir suchen in ihr auf, inwiefern die neuen Anschauungen darin vorbereitet oder angedeutet erscheinen, so weit nämlich die Vorwürse eine mehr oder weniger deutliche Darlegung dersclben erlauben, Wir haben hon in schnellen Ueberblicken Werke bemerkt, die als reine Tendenz- stücke sich dem Ausdrucke des Zeitinhaltes über die Gränzen der Kunst hin- aus hingegeben haben. Nachzuweisen nun, inwiefern und wie treu sich der Kunstgeist in dem Dargebotenen, seinem Reflexe, manifestirt hat mit Berück- sichtigung der durch die Verhältnisse, durch Geschmackseigensinn der Käufe1 u. . w. auferlegten Beschränkungen und mit der Erwägung, daß nur ein Theil seiner Aeußerung in diesen Räumen zur Anschauung gebracht ists das wird unsere Aufgabe sein, nachdem wir uns in einigen sortlausenden Betrachtungen mit dem Einzelnen werden beschäftigt haben. Hier nur noch die Andeutung, daß die Kunst gleihwie ihre Schwestern auf dem Gebiete des freien Geistes, gleichwie die Wissenschast und die Re- ligion eine geheiligte Stätte darbietet, die im Stande 1stt, aus dem Ringen in anderweitigen Zeitbestrebungen, welche in ihrer Bedeutsamkeit eine jede Menschenbrust erfüllen und zu unermüdlicher Thätigkeit aufrufen, auf furze Stunden zu entheben und die, auf das Allgemeine, Cwige und Wahre zurückführend, den Geist sammeln und stärken kann zu seinen -männ- lichen Thaten. Man trete auf Augenblicke hinein în diejen alten, chrwür- digen Tempel, wo der immer neue und lebendige Gott sich von Zeit zu Zeit entshleiert, und trage die erhöhte und beruhigte Stimmung zurück in dic weltgeschichtlihe Bewegung unserer Tage. E

Unser diesjähriger Katalog erscheint an Nummern nt armer, als der vorige. Wir zählen deren schon 1733, wozu doch gewöhnlich noch ein zwet- ter Nachtrag fommt. Aber die Räume sind noch nicht mit allem Angekun- digten gefüllt, Wir haben beim ersten Ueberblicke noch fast eben so viel zu lesen als zu shauen gehabt. Es fehlt nicht an versprochenen, theils schon gelieferten geschichtlichen Darstellungen, deren Meister Gutes zu geben pfle- gen und erwarten lassen. Unsere beliebtesten Po: traitmaler, unsere Lieblinge in der Landschafts-Malerei, die Farbendichter der anmuthigen und komischen Genrestücke, Alle finden wir wieder vereint. Aber sehr Vieles is eben noch Verheißung, und wir haben nur zu wünschen, daß der große Bilderfrü der uns in dem Buche verkündet is, recht bald die ihm bestimmten

mit seiner bunten Pracht bedecken möge. B

[266 b]

Löbau- Zittauer Eisenbahn. E Die Herren Acttonairs - Zittauer C1- senbahn werden hierdurch in Kenntniß geseßt, daß Exemplare des vierten Geschäfts-Berichts von heute an in unserem Haupt Büreau allhier

lung ergebenst eingeladen,

Breslau-Schweidniß- Freibur- er Eisenbahn. Die Herren Actionaire der Breslau-Schweidniß- Freiburger Eisenbahnge- sellschaft werden in Ge- mäßheit des §. 24, des [2 _ Gesellschafts-Statuts zu s der auf

L / Mittwoch den 26. April c., Nachm. 3 Uhr,

im hiesigen Börsen - Lokale anberaumten diesjährigen

ordentlichen General-Versamm-

Diejenigen Herren Acticnaire, welche der Versamm- lung beiwohnen wollen, haben nach §, 29. des Statuts ihre Actien spätestens am 25 April cr. bis 6 Uhr Abends im Büreau der Gesellschaft vorzuzeigen oder auf eine genügende Weise deren am dritten Orte erfolgte Nie- derlegung nachzuweisen , zugleich aber ein mit der Na- mens-Unterschrift versehenes Verzeichniß dieser Actien in zwei Exemplaren zu übergeben, von denen das eine, mit dem Siegel der Gesellshaft und dem Vermerke der

Stimmenzahl versehen, als Einlaßkarte zu

bei den Herren Vetter 4 Co. 1n Le1pz1g, bei den Herren George Meusel & Eo, 1in Dresden,

bei dem Herrn W. Wolffenstein in Berlin zur Empfangnahme bereit liegen,

Zittau, den 8. April 1848. S Direktorium der Löbau-Zittauer Eisenbahn-Gesellschaft.

v, Nostiß, B.

67 b] ha l E E J Vortheilhaftes Anerbieten.

In der in jeder Art ruhigen und fruchtbaren Gegend Niederschlesiens, zwischen Liegniy und Glogau , 11k der Besizer steter Kränklichkeit wegen gesonnen, sein aus drei Vorwerken bestehendes Rittergut, zu welchem 1130 Morgen Aer, 192 Morgen Wiesen, 896 Morgen Forst mit noch für circa 15,000 Thlr. shlagbarem Holze, 118 Morgen Gärten, Hutungen, Teiche, im Ganzen 2411 Morgen Areal, Brau- und Brennerei, #0 wie Ziegelei, gehören, wo alle Gebäude massiv, sämmtliche Servituten und Dienste der Unterthanen abgelo!t sind, mit vollständigem Jnventarium und noch bedeutenden Getraide-Vorräthen, um einen billigen, der Zeit ange- messenen Preis zu verkaufen. Ueber die Hälfte der Kauf gelder können ungekündigt stehen bleiben. Staats- \huldscheine werden zu Achtzig, Pfandbriefe zu Neunzig Prozent in Zahlung angenom- men. Auskunft darüber ertheilt der ehemalige Guts» besißer Frankhen zu Raudten in Niederschlesien.

[268 b]

Die im Jahre 1824 hierselbst verstorbene, abgeschie- dene Sophia Catharina Harras, verwittwet gewesene Sengle, geborene Bevle, hatte in ihrem rechtskräftigen Testamente zu Universal - Erben ihres gesammten wohl-

das besagte Harras-Beyvlesche Familien-Stiftungs-Ver- mögen ex jure caduci allendlih und peremtorie aufgefordert, sich innerhalb Sechs Monaten a dato die- ses affigirten Prokflams und spätestens den 28, August

der Versammlung dient. Byeslau, den 6. April 1848, Der Verwaltungs-Rath der Breslau-Schweidnip- Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft,

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/W 104.

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Umtlicher Theil.

Fuland. Berlin, Kirclicbe Angelegenheitin. Stk, Canning’s Ab- reise. Provinz Preußen. Königsberg. Ankunft des Ober- Präsidenten. Nachrichten von der russischen Gränze. Provinz Schlesien, Breslau. Deputation des Magistrats und der Stadt- verordueten an den Ober-Präsidenten. Provinz Posen. Bekaunt- machung der Negierung, R hein-Provinz. Köln, Unterstüßungs- Comité für Bürger und Fabrikanten. Bonn, Central-Bürger-Ver- sammlung. O

© eutsche Bundesftaatem. Königreich Baer =— Fur ur stenthum Hessen. Konflikt zwischen Bürgern und Militair in Kassel. Großherzogthum Baden. Erlaß des Markgrafen Wilhelm von Baden anu das Heer. Großherzogthum Luxemburg. Procla- mation. Freie Stadt Frankfurt. Bericht über die Verhandlun- gen dex Vertrauensmänner.

Hesterreichische Monarchie. Wien. Nachrichten aus Ober- Italien. Schreiben aus Wien. (Das Ministerium und die Neac=- tions-Partciz Erzherzog Johannz Erzbischof Milde.) Venedig. De- frete der p1ovisoriswen Regierung. Krakau, Russische Streitkräfte im Königreich Polen. Von der galizischen Gränze, Die russi- che Gränze gesperrt. Ruhe in Galizien,

Nußland und Polen. St. Petersburg. Beanstandung von Mis- litair-Beurlgubungen. Aenderung eines Regiments Namens. Ukas in Betreff des Handels isra-litischer Kaufleute. Vermischtes.

Frankreich, Paris, Generalstab der Alpen - Armce. Untercedung Yamartine's mit dem preußischen Geschäftsträger. Die pariser Bürger-= wacbe. Neues Rundschreiben Ledru Rollin's in Betreff der Wahlen. Baarveorrath der Bank, Die Finanz- Verwaltung. += Münzarbeiten, Die Diamanten der Prinzessinnen. Ausbesserung der Tuilerieen, Chef der {öónen Künste. Vermischtes.

Großbritanien und Zrland. London. Abreise der Königin nach der Jnsel Wight. Parlaments-Verhandlungen : Das Verbot der Char- tisten-Versammlung in Kennington-Commonz; Hochverrathts- und Aufruhr- bill zum erstenmal verlesen. Die Chartistenbewegung.

Belgien. Brüssel, Annahme Leclercque's als belgischen Gesandten am römischen Hofe,

Handveis- und Börsen-Nachrichten.

Beilage,

F * ( *‘ Amtlicher Theil. Bei der heute fortgesebten Ziehung der 3ten Klasse 97ster Kö= nigl, Klassen-Lotterie fiel ein Gewinn von 2000 Rthlr. auf Nr. 3007; © Gewinne zu 1000 Rthlr. fielen auf Nr. 54,715 und 67,909; 1 Gewinn von 400 Rthlr. fiel auf Nr. 58,283; 2 Gewinne zu 200 Rthlr. fielen auf Nr. 24,662 und 44,823 und 9 Gewiune zu 100 Nthlr. auf Nr. 505. 4114. 7000. 15,301. 42,163. 48,670. 68,991. 81,677 und 82,862. Berlin, den 12. April 1848. Königl. General-Lotterie-Direction. Bean em C G Durch den in Folge der Verordnung vom 24. April 1824 (Ge- feß-Sammlung Nr. 860) gebildeten Tilgungs=Fonds der Schulden des ebemaligen Freistaats Danzig aus der Periode vom 13. Juli 1807 bis zum 1. März 1814 sind für das Jahr 1847 aus den Beiträgen a) e S O 250,000 Rthlr. Sgr. 2 Pf. Stadt und des Landgebiets i | 65,000 »

16 » 1 zusammen 315/000 Nthlr; 16 Sgr, 3 Ps in verifizirten danziger Stadt-Obligationen und Schuld - Anerkennt= nissen eingelöst und diese Dokumente, nah bewirkter Löschung in den Stammbüchern und gehöriger Cassation, der Königlichen Regierung Danzig übersandt worden, um durch den dortigen Magistrat öf- ch vernihtet zu werden. Berlin, am 8. April 1848. Haupt = Verwaltung der Staats -=Schulden, von Beräer Natan, Kobler Anbau,

au V 5 \ Li

renti!

Die philosophische Fakultät der hiesigen Königlichen Friedrich Wilhelm?s-Universität sieht sih veranlaßt, den Termin zur -Einliefe- rung der Bewerbungsschriften für die von ihr am 3. August d. I. zu ertheilenden Preise, mit Rücksicht auf die Störungen, welche für die Bewerber durch die Zeitereignisse entstanden sind, um 14 Tage, d. i. bis zum 18. Mai d. J., hinauszuschieben. N

Berlin, den 11. April 1848.

Die philosophische Fakultät der hiesigen

Wilhelm's-Universität. (e) Manns, d: Z Direktor,

Friedrid

Königl.

Das 13te Stück der Geseß-Sammlung, welches heute ausgege

ben wird, enthält unter Ï e

Nr. 2947. die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 29. Februar d. J., betreffend die Bestätigung des Statuts der Schullehrer Wiitwen- und Waisen-Versorgungs-Anstalten im Stifte Naumburg=Zeißz und \

2948, die Verordnung vom 11. April d. J., über die Wahl der preußischen Abgeordneten zur deutschen National= Versammlung. :

Berlin, den 12. April 1848.

Geseß-Sammlungs-=-

Debits-Comtoir.

Abgereist: Se. Durchlaucht der General - Major und Chef des sten Landwehr - Regiments, Fürst Adolph zu Hohenlohe = Jngelfingen, nah Schlesien.

Se. Excellenz der Ober =- Burggraf im Königreih Preußen, von Brünneck, nah Trebnitz.

Der Vice - Ober - Jägermeister Graf von der Asseburg- Falken stein, nah Meizdorf. F

————— P

Allem e

Dountrag. dtu F April

Kichtamtlicher Theil. S Di

Berlin, 12. April. Se, Majestät der Kaiser von Rußland haben bei dem 7ten Kürassier - Regiment zu verleihen geruht: dem Reg'ments-Commandeur, Major Grafen zu Waldburg=Truchse ß, den St. Annen - Orden 2ter Klasse in Brillanten, dem Major von Stülpnagel den St. Stanislaus-Orden 2ter Klasse, dem Major von Alten - Bockum den St. Aunen =- Orden 2ter Klasse, dem Rittmeister von Schöler den St. Stanislaus - Orden 2ter Klasse, den Rittmeistern von Langenau und voy Carlowiy den St. Anuen - Orden Zter Klasse, so wie den Seconde - Lieutenants von Oheimb und von Plüskow den St. Stanislaus = Orden 3ter

Klasse.

Berlin, 12. April. Die neulih erwähnte Kommission zur Berathung ciner neuen Verfassung der evangelischen Kirche is gestern unter dem Vorsiß des Ministers der geistliden Angelegenheiten zu- sammengetreten. Der Minister eröffnete die Sißung mit Darle- gung der Grundsäße, welche künftig für das Verhältniß des Staats zur Kirhe maßgebend scin werden; er hob inóébefoudere her- vor, daß der Staat in Zukunft jeder Einmischung in die inne- ren Angelegenheiten der Kirche sich zu cuthalten hgben werde, und daß es bezüglih der evangelischen Kirche daher zunächst darauf an- fomme, ihr durch eine aus ihr selbst hervorgegangene Verfassung die Selbstständigkeit zu sichern , die sie befähige , ihre „Freiheit nach allen Seiten hin zu wahren. Natürlich könne ein solcher Organismus der Kirche uicht von außen her gegeben werden, sondern nur darauf könne es aukom- men, und nur dies köune Aufgabe der jeßigen Berathung sein, der= selben die Möglichkeit zu gewähren, dur freigewählte Organe die- jenige Verfassung zu begründen, welche sie zu ihrem dauernden, selbst ständigen Bestehen für nothwendig und ersprießlich erahte. Dabei werde aber der Begriff der evangelischen Kirche niht zu eng gefaßt, namentlich die Union nicht als dic Gränze oder Bedingung der neuen Verfassung festgehalten werden dürfen. Es werde viel= mehr rathsam sein, allen Gemeinden, welche sich als An- gehörige der evangelishen Kirche betrachten, insbesondere auch denjenigen, welche sich, wie die Alt = Lutheraner und die in neuercr Zeit entstandenen sogenannten \reien Gemeinden , einstweilen von der evangelischen Landes = Kirche getrennt haben, die Gelegenheit zu geben, an der Berathung der neuen Verfassung Theil zu nehmen, um \o, wenn irgend möglich, den Frieden und die Einheit in der Kirche wiederherzustellen. Die Kommission erklärte sich mit dieser Auf- fassung vollkommen einverstanden und erkannte als ihre nächste Auf- gabe die Ausarbeitung cines Wahlgeseßes, auf Grund dessen die Bertreter sämmtlicher evangelischen Gemeinden in Preußen, unter Betheiligung aller Gemeinde - Mitglieder und angemessener Be rücsihtigung des Predigtamts, zunächst zu Kreis = und Provinzial- Synoden zusammen zu treten haben werden, aus denen Mit- glieder zu einer möglichst s{hleunig einzuberufenden Landes--Synode zu wählen , die, gleichsam als fonstituirende Versammlung, in völliger Selbstständigkeit, nach dem Maße des ihr inwohnenden christlih=evan gelischen Geistes über die der evangelischen Kirche zu gebende Ver= fassung zu berathen haben wird. Dieses Wahlgeseß wird unverzüg- lich ausgearbeitet werden.

Berlíiùin, 12. April. Sir Stratford Canning, der zum briti hen Botschafter in Konstantinopel ernannt ijt, hat sih gestern von hier über Wien nah dem Ort seiner Bestimmung begeben.

Provinz Preußen. Königsberg, 9. April. Der Ober Präsident der Provinz Preußen, Herr von Auerswald, ist heute früh hier angekommen. d :

Die Königs, Ztg. theilt aus einem Briefe aus Kauen vom 5. April Folgendes mit: „Bis zu diesem Augenblick sind hier noch gar keine russishen Truppen einpassirt, auh weiß hier Niemand, daß solche erwartet werden. Die Nachricht, daß noch zwei Brücken über die Memel geschlagen werden sollen, ist völlig unbegründet. Der Personen - und Wagenverkehr von und nah Preußen ift durchaus ungehindert. Reisende nach Polen werden nur auf Pässe, die von russischen Gesandten visirt sind, eingelassen. Von hier aus sind {on mehrere Kähne mit Flachs und Leinsaat nah Königsberg und Me- mel abgeladen. Ein großer Theil der Wittinnen liegt ein paar Meilen von hier und seßt seine Reise ungehindert nah Preußen fort. Der Preis des Roggens is hier, nachdem das russische Proviant- Amt seine Ankäufe eingestellt hat, um ca. 6 Sgr. pr. Sheffel ge- fallen. Der ganze Ankauf betrug nur 1000 Last. Von Flachs, Hanf, Leinsaat und Roggen wird ein sehr bedeutendes Quantum bei dem günstigen Wasserstande sehr bald die preußische Gränze erreichen. Es sollen für Assekuranz gegen Wassersgefahr für die Wittinnen 13,000 S. - Rubel verausgabt sein, woraus mit Recht auf eine be= deutende Quantität Waaren zu schließen 1k,

Provinz Schlesien. (Bresl, Ztg.) Breslau, 10. April, Gestern Mittag begaben sich der Magistrat, die Stadtverordneten und Bezirks-Vorsteher, begleitet von der bewaffneten Einwohnerschaft, zum Ober=-Präsidenten Pinder. Der Bürgermeister Bartsch hielt fol= gende Anrede:

„Als Se, Majestät der König Sie von der ersten Stelle der städtischen Magistratur an die Spiße der Provinz berief, erfüllte Breslau ein stolzes, über die Sorgen einer ernsten Zeit beruhigendes Gefühl, den freisinnigen Mann seines Vertrauens und sciner Wahl in einen so ausgezeichneten und wichtigen Wirkungskreis erhoben zu sehen, Vor dem Hinblick auf das, was das Wohl des Vaterlandes erheischt, muß unsere Trauer über Ihr Aus- scheiden von der Leitung der städtischen Angelegenheiten zurücktreten z niht aber kann Breslau, indem es dem Vaterlande und Jhnen, Herr Ober-Präsident, Glück wünicht, dem Bedürfnisse der Herzen widerjtehen, Ihnen seinen Dank öffentli auszuspr.chen für die selteaen Verdienste, welche Sie sich im Laufe weniger Jahre, zuleßt noch unter gefahrvollen Umständen, um die Stadt erwo: ben haben. Von dem Magistrats-Kollegium insbesondere empfangen Sie, hochverehiter Mann, den ungetheilten Aus- druck des Dankes für Jhre bishirige, eben so feste, als geites- und that- kräftige Leitung unserer Arbeiten auf der Bahn des Fortschritts, unseres in-

ußische Zeitung.

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nigen L anfkes für die herzgewinnende Kollegialität, deren E. weisungen uns stets u vergeflich bleiben werten. Gott (egne Sie in Jhrem hohen Be- rufez er segne dur Sie das freie Vaterland!“

Der Stadtverordneten-Vorsteher überreichte mit einigen einleiten- den Worten nun folgende Adre: x

„Jn der Geschichte der Völker giebt es Epochen, in denen an den Eín- zelnen der Ruf ergeht, seine Person mit allen ihren Kräften einzusegen für die Wohlfahrt Aller, dem Dienste des Vaterlandes jedes Opfer zu bringen, das Opfer äußerer glückliher Verhältnisse, der Unabhängigkeit und Ruhe. An Sie erging ein solcher Ruf. Das allgemeine Vertrauen der Provinz Schlesien, die einmüthige Stimme aller Klassen und Stände forderte, daß in {wer bewegten Zeiten Jhren Händen die Leitung der Provinz anver- traut werde. Sie sind diesem Rufe gefolgt, die Schwierigkeit Jhrer Mission in deren ganzem Umfange erkennend, opferter, Sie einen Wirkungskreis , in welbem Sie, umgeben von der Liebe und Verehrung ihrer Mitbürger, die Erfüllung Ihrer Wunsche fanden. Aber auch Jhren Mitbürgern legte dieserRufein \chweres Opfer auf. Das Vertrauen, welbes Sie vor fünf Jahren aus weiter Ferne an die Spiße unserer städtischen Verwaltung gerufen, fand seine vollste Eifüllung, unter Jhrer Leitung stand Breslau in den Reihen der Kämpfer für geistige und politische Freiheit, unter Jhrer Leitung ent wikelten sich auf die gedeihlihste Weise scine materiellen Zustände, in Jh- nen fand jeder Jhrer Mitbürger den väterlichen Freund, den mitfühlenden Bruder, und als der Freiheitsdrang aufbrauste und sein lang zurückgehal tener Strom die Ufer der gesetzlichen Ordnung zu durchbrechen drohte, da erbielten Sie ihn mit kräftiger Hand in seinem Bette, daß er ungeshwächt von überströmendem Gewässer desto gewaltiger seinen Lauf fortzuseßen und jedes Hemmniß zu bewältigen vermochte. Doch Sie scheiden ja nicht aus unserer Mitte, Sie wollen uns ferner angehören a!s Breslau's treuester Bürger. Wir nehmen dies Gelübde an, empfangen Sie dagegen das unsrige: Jn dem {weren Berufe Ihres Amtes Jhnen unverbrüchlich treu zur Seite zu stte- hen, gewärtig zu bleiben Jhrer Mahnung, Sie in unseren Herzen hoch zu halten als Breslau's erster Bürger, So werde an die Stelle des alten Bundes ein neuer errichtet, gleich stark und unauflöslih, bethätigt durch das vereinte Bestreben, aufzurichten und auszurüsten das ganze Gebäude unferer jungen Freiheit, damit es, ruhend auf den Säulen der geseßlichen Ordnung, für immer gesichert sei gegen die Stürme von innen wie von außen.

Breslau, den 9. April 1848,

Die Stadtverordneten.“

Der Ober-Präsident erwiederte die Ansprache beider Herren zu= gleih mit Bezug auf sein Schreiben an die Stadtverordneten und auf die Adresse. Er hob besonders hervor, daß seine Wirksamkeit in dem Vertrauen den alleinigen Stüßpunkt finde, daß er zum Wohl der Provinz jedes Opfer bringen wolle, daß er unter allen Verhältnissen der treueste Bürger der Stadt bleiben werde, worauf er, zur „Be kräftiguug des alten Bündnisses“, wie er sich aussprach, beiden Her- ren die Hände reichte und sie dann umarmte. Er habe, fuhr cer noch fort, mit dem Magistrate Rücksprache genommen, daß er dann und wann dessen Sißungen beiwohnen werde, um sogleich mündlich Aus- funft zu geben, damit der lange Weg der Schriftlichkeit vermieden werde. Auf eine Bemeckung des Vorstehers erwiederte er, daß es allerdings sein Wunsch sei, auch den alten ihm liebge- wordenen Siß in der Stadtverordneten - Versammlung einnehmen zu dürfen, worauf der Vorsteher erklärte, daß die Versammlung ge wiß mit Freuden darauf eingeben werde. Hierauf betrat der Ober- präsident den Balkon in Begleitung der Anwesenden, um die vorbei= defilirenten Truppenzüge, welche mit lautem Hurrah und klingendem Spiele vorüberzogen, zu begrüßen. Die Compagnieführer, mit dem Kommandirenden, Herrn Molinuari, an der Spitze, traten darauf bei dem Oberpräsidenten ein, ebenfalls Versicherung der alten Liebe und Anhänglichkeit aussprehend. Der Oberpräsident verband mit dem Danke die Worte, daß die bewaffnete Bürgerwehr stets mit dem gan zen Volke in Eintracht Hand in Hand gehen werde und müsse, weil hierin besonders Bürgschaft für Ruhe und Ordnung liege. Erst ge- gen 125 Uhr entfernten sich die Anwesenden.

Provinz Posen. (P. Z.) Posen, 10, April, Die R gierung hat nachstehende Bekanntmachung erlassen:

„Jn vielen Theilen des diesseitigen Regierungsbezirks besteht die durch politische Ercignisse hervorgerufene Aufregung ncch fort, und Viele verg: ssen darüber die Pflichten, welche sie in ihrer bürgerlichen Stellung und als Er nährer von Familien haben. Nachdem der Reorganisations - Kommissarius am ó6ten d. M. berohigende Erklärungen gegeben, fordern wir die Bewoh ner des Regierungsbezirks auf, ihres eigenen Heiles wegen zu ihren fried- lien Beschäftigungen zurückzukehren, Jusbesondere mögen die Besißer von ländlichen Grundstücken beherzigen, daß in der gegenwärtigen Jah: eszeit die Feldarbeiten vorgenommen und zur Sommerbestellung gesch:itten werden muß, Das Verabsäumen derselben würde Elend und große Noth bringen z nur wenn die Landbewohner jeut zu den Geschäften schreiten, auf welche ihre Pflicht und ihr Beruf sie hinweist, kann eine austömmliche Aerndte er- wartet, künftiges Unheil verhütet werden, Die Gemeinden und vornehmlich die Besißer von größeren Landwirthschaften mögen aber auch darauf Bedacht nebmen, durch jene Feld- und durch sonstige Arbeiten die Tagelöhner zu be- schäftigen und ihnen angemessenen Verdienst zuzuweisen, weil nur dadurch dem unglücklichen Zustande vorzubeugen ist, mit welchem rie Geschäfts- und Nahrungslosigkeit jener Leute anderenfalls den Regierungsbezirk bedroht. Nur wenn auf solche Art die Thätigkeit aller Bewohner angestrengt wird, fann die Provinz hoffen, von den Vortheilen wirklichen Genuß zu haben, velche die beabsichtigte Reorganisation der Provinz der polnischen Bevölke- rung zuführen soll.

Posen, den 10. April 1848, E L

Königliche Regierung.

Ztg. des Großh. Po sen enthält Nachstehendes : ¿Aus zU- oerlässiger Quelle is uns folgendeMitthelung zugekommen : L ie vomHYerrn General von Willisen auf Grund der Allerhöchsten Jnsfstructionen ge- bildete, unter seinem Vorsiße am 7. d. M. zusammengetretene Reor- ganisations - Kommission besteht aus fünf Mitgliedern polnischer und L deutscher Abkunft. Der Herr Ober-Präsident von Beur= der Herr Präsident von Kries wohnen den Sibungen bet. Sie is threr Bestimmung nach keine entsheidende Instanz, sonde. n ein berathender Verein. Es liegt daher die Ertheilung von Rech= ten oder Konzessionen an die eine oder andere Nationalität ganz außer bei Bereiche dieser Kommission. Bewilligungen folcher Art fönnen nur von Sr. Majestät dem Könige gewährt werden, Die Aufgabe des Königlichen Kommissarius i} vorzugsweise eine at= ministratioe. Sämmtliche gemäß der Justruction jelbstständig von ibm einberufene Mitglieder der Kommission find behufs der Berathung versammelt. Sie bilden demgemäß keine Behörde mit irgend einex

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