1848 / 105 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Von Seiten des General-Majors von Willisen, als Königlichen Kommissarius, ist am 12ten folgende Bekanntmachung erschienen: „Das Abkommen, wonach die bewaffneten Versammlungen im Lande auseinan- dergehen sollen, ist nun wirklich getroffen, und schon gestern hat die Masse bei Schroda angefangen, si aufzulösen. Dieser folgt heute und morgen die Abtheilung von Wreschen, von Xions und Pleschen und sons wo. Jeder sind drei Tage gewährt, ihre Anordnungen zu treffen. Nach drei bis vier Tagen dürfen wir sicher hoffen, daß Ruhe und Ordnung in die furchtbar aufgeregte Provinz zurückkehrt. Ge- schieht es wirklih, so wird wohl jeder Gemäßíigte mit mir den Aus- weg, welcher ergriffen wurde, für einen gesegneten halten. Man frage sich nur, was eine blutige Lösung in der Gegenwart für eine Bedeutung hätte, und Jeder wird gewiß gern seine Wünsche, die er sonst dabei gehegt, wie ehrenwerthe Motive sie auch haben möchten, zurücdrängen. Jeder Schuß hier ertönt durch das ganze weite Vaterland, durh ganz Europa wieder, was hier ein Sieg gewesen, konnte an einer anderen Stelle leiht zu einer Niederlage für die eben erst mit Mühe aus dem Chaos wieder auf- tauchende Ordnung werden. Somit schien ein \olher Ausweg nicht allein durch die Rücksichten der Menschlichkeit, der höheren Sittlichkeit, sondern auch durch die Klugheit und durch unsere heilige Religion geboten. Aus allen diesen Gründen würde ih es nie bereuen, diesen Ausweg betreten zu haben, wenn er auh nicht der von unjerem theuren Könige gebotene gewesen wäre. Von den Versammlungen bleibt zunächst nichts übrig, als vier Abtheilungen, welche bestimmt sind, in die Regimenter der 10ten Division nah einem näher zu be- stimmenden Modus einzutreten. Das ganze übrige Land muß in vier Ta= gen von allen anderen Trupps befreit sein. Die ausgedehnteste Amnestie schien unter den obwaltenden Umständen um so mehr an ihrem Plate, als das Unternehmen, einer Revolution der ershütterndsten Art entsprungen, das gewöhnliche Maß, wonach Vergehen gemessen werden sollen, anzulegen durchaus verbot, und als es noch bis zuleßt gar nicht einmal gegen den eigenen Staatsverband gerichtet war. Die einzige Besorgniß, welhe noch zu hegen bleibt, liegt in der Schwierigkeit , solhe Massen wieder in die Bahn des Friedens hin= einzulenken. Der Gedanke an diese Möglichkeit hat manches Zuge- ständniß für unabweislih erachten lassen, wie es sons wohl nie ge= macht worden wäre, Sollte aber dabei auch nicht Alles ganz glatt abgehen, so fann das den Hauptgewinn, welcher in der Sache liegt, niht \{chmälern. Am Schlusse des Abkommens heißt es: „Diese Maßregeln dürfen aber nicht hindern, daß überall die Behörden so= fort wieder eingeseßt werden, damit der ganze Regierungs-Mechanis= mus fi wieder frei bewege‘“, und ih hoffe, in einigen Tagen sagen zu können, daß es geschehen sei. Posen, 12. April 1848, von Willisen, General-Major, als Königl. Kommissarius. ““

Der Bresl. Ztg. wird aus Posen vom 8. April berichtet : Vom General von Willisen sind unter Vorbehalt Königlicher Geneh- migung folgende vorläufige Zugeständnisse für die künftige Reorgani- sation des Großherzogthums gemacht worden :

6. 1. Es wird ein Pole an die Spiße der Verwaltungs - und ein Pole an die Spiye der Justiz-Behörden gestellt, §. 2, Die Wahl der Land- räthe wird von den Kreis-Eingesessenen, nämlich von den Rittergutsbesizern, den Städten und Land-Gemeinden nach einer zu erlassenden Wahl-Ordnung erfolgen. §. 3. Die Polizei-Verwaltung soll anderweitig eingerichtet werden, und zwar durch die Wahl der betressenden Gemeinden, §. 4. Das Tragen der polnischen Farben wird erlaubt, Se. Majestät der König wird nächstens über ein anderes Wappen des Großherzogthums Posen entscheiden. D. Die polnische Sprache soll die Geschäftssprache werden; neben ihr die deutsche gleich berechtigt dastehen, so daß jeder Eingesessene , jede Be- hörde in der Sprache beschieden werden, in welcher ihre Eingaben verfaßt sind. §. 6. Eíne nationale Reorganisation des Unterrichts - und Justizwesens wird erfolgen. §. 7. Die geistlihen Angelegenheiten werden in der Weise geordnet werden, daß sie sich frei und selbstständig werden be- wegen können. §, 8. Ein nationales Armee-Corps für das Großherzog- thum Posen soll sofort organisirt werden, a) aus der Landwehr, þ) aus polnischen nationalen Freicorps, A, Die Landwehr hat selbstgewählte Of- fiziere trägt die Fahne des Großherzogthums Posen besteht theils aus überwiegend polnischen, theils aus überwiegend deutschen Truppen-Ab theilungen, Die ersteren haben ein polnisches, die andercn ein deutsches Kommando. Es wird den Truppen anheimgestellt, die polnische Kokarde zu tragen. Bei den polnisch fommandirten Truppen - Corps soll es freistehen, polnishe Offiziere in jedem Range aus früheren mili- tairischen Dienstverhältnissen, theils aggregirt, theils angestellt zu verwenden, Die Landwehr -Bataillons und Escadrons können durch Freiwillige aus dem Großherzogthum Posen verstärit werden. B. Das polnische Frei - Corps wird aus den Privatmitteln des Großherzogthums Posen und namentlich der pelnischen Bevölkerung gebildet, bis es völlig organisirt und vom Staate übernommen werden wird. Das Frei Corps wird aus lauter Freiwilligen und aus denjenigen Landwehrmännern gebil- det, welche es vorziehen scllten, hier, statt bei der Landwehr, zu dienen, Es wählt seine Führer selbs. Kommando und Abzeichen sind polnisch, der Ober-Ansührer des Frei-Corps steht unter den Befehlen des kommandirenden Generals des Großberzogihums Posen. C. Allen Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren, welche Eingeborene des Großhe:zogthums sind und 11 an- deren Regimentern des Heeres dienen, wird gestattet, ihre Versezurg nach dem Großherzogthum zu fortern, um in die dortigen neugebilde- len Corps einzutreien. D. Die Landwehr, so wie das Frei- Corps, werden vorläufig auf den Großherzog von Posen, später auf die Verfassung des Großherzogthums vereidet, §, 0. Dit Trup- pen aus anderen Provinzen werden zurückgezogen und selbst die konsistiren- ven Truppen vermindert, sobald in Folge der zu bildenden nationalen Land- wehr das Großherzogthum Posen und die polnischen Frei-Corps , die kon- zentririe Volks - Bewassuung in dieselbe, so weit sie zu gebrauchen ist, auf- gehen wird und die Verwaltung sich in allen Kreisen frei und ordnungs- mäßig bewegen wird. §. 10. Wegen der bis jeyt vorgefallenen, sowohl po- litischen als militairischen Vergehen soll Niemand zur Verantwortung gezo- gen werden. A ie Zur Herstellung der geseßlichen Ordnung wird Folgendes be-

iebt :

Der Kommissarius zur Reorganisation der Provinz Pos Anhörung des Gutachtens der betreffenden lies def eie definitiven Reorganisation für die Wiederherstellung der geseßlichen Ord- nung im Lande folgende Maßregeln sofort ins Leben treten zu lassen : 8. 1, Da die jeyt fungirenden Landräthe durch neugewählte nach einem bald zu erlassenden Wahl-Modus ersegt werden sollen, so treten inzwischen in allen Kreisen Kommissarien neben die Königlichen Landräthe, Die Kom- missarien werden von der Kommission vorgeschlagen und von dem Reorga- nisations - Kommissarius bestellt, ihre Function hört auf, sobald der neuge- wählte Landrath scin Amt angetreten haben wird. F§, 2. Es liegt den Kommissarien ob, gemeinschaftlih mit den PLandräthen die Ordnung da, wo sie gestört is , wieder herzustellen, namentlich dahin zu wir- ken, daß die geseßliche Autorität der Behörden respektirt, die Abgaben ein- gezahlt, die Verwaltungen sich frei bewegen können. §, 3. An den Orten, wo die Landräthe, die Bürgermeister, Rendanten und Distrikts-Kommissarien abgeseyt sind, wird der Kommissarius des betreffenden Kreises an Ort und Stelle Erkfi-ndigungen einziehen, ob die Wiedereinseßung der abgeseßten Beamten nicht die Erbitterung der Bevölkerung aufregen würde, Jm leh- teren Falle, welcher durch protokollarische Erklärung einflußreicher Gutsbe- sißer im Kreise und bekannter Ortseingesessenen fonstatirt werden muß, hat der Kommissarius die Verwaltung interimistisch selbst zu übernehmen, resp. interimistisch zu beseßen, bis anderweite Bestimmungen von der König- lichen Regierung, an die darüber berichtet werden muß, getroffen sein werden. Jn allen Fällen, in denen die Beamten ihre bisherigen Posten nicht wieder antre!en, müssen sie ihr Gehalt bis zur Entscheidung der vor- gedachten Regierung beziehen, §. 4, Da so bald als möglich ein neues Polizéigesey erlassen werden soll, wonach das Jnstitut der Distrikts-Kom- missarien eine Umgestaltung erhalten wird, #0 bleiben bis dahin die Di- strifts-Kommissarien in Ausübung ihrer Aemter, Allein es soll dem Kom-

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missarius im Verein mit den Landräthen freistchen, mißliebige Distrikts- Kommissarien und eben solche Gendarmen in ihrer Function zu suspendiren, interimistisch durch andere Personen zu erseßen, bis die Regierung darüber entschieden haben wird, §.5. Die Königl. Landräthe haben über alle allgemeine Anordnungen für den Kreis mit den Kommissarien, sofern sie in den Kreisstädten anwesend sind, Rüsprache zu halten und nach dieser Uebereinkunft dann dieAnord- nungen selbstständig zu erlassen. §. 6, Den Kommissarien bleibt dasRecht, die nach der LeleinsGäilhen Abrede ergehenden Verfügungen des Landraths im Konzept mit zu zeichnen und gegen den Erlaß von Berfügungen, die sie der Ruhe und Eintracht unter den Bewohnern des Kreises nachtheilig er- achten, Berufung auf die Entscheidung der Königl. Regierung einzulegen. Bis zum Eingange dieser Entscheidung darf eine solche Verfügung nicht er- lassen werden. §. 7. Den Kommissarien steht das Recht zu, Beschwerden der Kreis- Eingesessenen entgegenzunehmen, sich über die Lage jeder Sache durch Einsicht der landräthlichen A:ten Ueberzeugung zu verschaffen und mit dem Landrathe wegen Abhülfe der Beschwerden in Verbindung zu treten, event. sich damit an die Königliche Regierung und den R: organisations - Kommissarius zu wenden, g. 8. Es giebt für die Kommissarien keine andere Behörde, an welche sie zu berichten, oder von welcher sie Verfügungen anzunehmen haben, als die Königl. Regierung, der Ober-Präsident und der Reorganisations-Kommissa- rius, §. 9, Ein Gehalt oder eine Entschädigung für ihre Mühwaltung haben die Kreiskommissarien nicht zu beziehen. Die interimistish anzustel- lenden Vertreter der Distrikts - Kommissarien und Bürgermeister werden aus

den Kommunal-Kassen entschädigt, insofern sie nicht selbst darauf verzichten,“

X Von der posenshen Gránze, 11. April. Die pol- nische Frage beschäftigt fortwährend lebhaft alle Gemüther, sowohl hier, als au im ganzen übrigen Deutschland. Die neuesten Nach- richten aus Posen geben diesem Juteresse neue Nahrung, rufen aber leider auch gleichzeitig Befürchtungen ernster Konflikte zwischen den legalen Behörden und den bewaffneten Schaaren hervor, die von den polnischen Comités zusammengerufcn worden sind, deren friedliche Auflösung jeßt aber großen Schwierigkeiten begegnet, Noch darf freilich die Hoffnung nicht aufgegeben werden, den geseßlichen Zustand des Landes friedlih hergestellt zu sehen; andererseits kann es nicht verhehlt werden, daß die Aussicht hierauf keine sichere is, Von Wich- tigkeit ist es daher, das preußishe wie das deutsche Publikum zu überzeugen, daß unsere Regierung nichts versäumt hat, was den Land= frieden erhalten und beflagenswerthen Ereiguissen vorbeugen kann, daß jede Konzession gemacht ist, die sich mit der Rücksicht auf die JÎnter=- essen Deutschlands und Preußens, die in hohem Maße hierbei be-= theiligt sind, vereinigen läßt. Vor Allem möge es Jedem, der etwa hicran noh zweifeln könnte, ofen gesagt werden, Preußen hegt fei- nerlei Gedanken des Eigennubes bei Lösung der polnischen Frage; es wird kein Gebiets-Opfer scheuen, um zur Reorganisation Polens mitzuwirken. Wenn es aber niht um ein Stück Landes mehr oder weniger markten will, so wird es jedenfalls unerschütterlih darauf halten, daß die deutsche Nationalität auf diescr Seite nicht beeinträch= tigt, die deutshe Ehre nicht gekränkt wird, deren Wächter stets und überall zu sein es als seinen ersten Beruf erfennt. Die Theile des Großherzogthums, welche wesentlich deutsh sind, müssen und werden Deutschland und Preußen erhalten werden, darüber kann fein Zweifel obwalten. Die Însassen selbst sollen frei darüber entscheiden, ob sie deutsh oder polnisch sein wollen, So weit die Gebietsfrage. Hat man sich darüber erst verständigt, so konzentrirt sich die politische Frage wesentlich darin, ob man diese Sonderung jeßt eintreten und den polnischen Theil des Großherzogthums sogleih und vollkommen sich selbst überlassen, oder ob die Organisation der polnischen Natio= nalität in demselben unter der Leitung und dem Schuße Preußens vor sich gehen soll. Die Antwort scheint fast sür Niemand, der, mag er nun Pole oder Deutscher sein, nicht von der äußersten Verblen=- dung geschlagen is, zweifelhaft sein zu können. Was würde gesche= hen, wenn man Posen, das polnische nämlich, sich selbst überließe ? Ein sofortiger und übereilter Einfall in das russishe Polen mit unzu= reichenden Kräften, eine voraussihtlich sihere Niederlage und dem= nächstige Beseßung des Landes durch russishe Heere. Wäre selbst niht, was keinesweges bestimmt zu hoffen is, die unmittelbare Hin- einziehung Preußens und Deutschlands in den Konflikt mit Rußland die Folge jener Katastrophe, so hätten wir in jedem Falle einen Waffenplaß von der Wichtigkeit Posens in so bedenklicher Zeit aus den Händen gegeben, Die preußischen Ostprovinzen wären so gut wie abgeschuitteu, die östliche Flanke Deutschlands völlig entblößt. Soll die Regierung, um dem unüberlegten Verlangen einiger Hibköpfe zu genügen, einen solhen Virrath an den deutschen, an den poluischen Juteressen begehen? Wenn aber Preußen, wie es die gegenwärtige Lage gebieterish fordert, seine starke Hand schirmend über Posen aus streckt, so muß es auch die Verantwortlichkeit für das tragen, was in jener Provinz geschicht, uno um dieselbe übernehmen zu können, muß es im Besiy der Macht sein, thörihte Versuche schon im Keime zu ersticken. Die Bewaffnung und Zusammenziehung anarchischer und zuchtloser Haufen, wie sie jeßt stattfindet, muß daher um jeden Preis rücgängig gemacht werden. Die Organisation der polnischen Natio= nalität muß auf. legalem Wege vor sich gehen. Der Königliche Cont=- missair, General von Willisen, is mit“aller nur möglichen Langmuth und Mäßigung verfahren, viele besonnene und gemäßigte Polen selbst unterstüßen ihn mit ihrem ganzen Einfluß; treten troßdem blutige Konflikte ein, so sind nur die dafür verantwortlich, deren unvernünftige Halsstarrigkeit so wohlmeinende Bestrebungen zu Schanden macht, aber nicht die preußishe Regierung, die Alles gethan hat, einem solchen Ausgange vorzubeugen, den sie selbst aufs tiefste beklagen würde. Preußen i} bereit, jedes billige Opfer zur Wiedererrichtung Polens zu bringen, aber nicht sich zur Realisirung unreifer Projekte in unabsehbare Verwickelungen mit auswärtigen Mächten zu stürzen, welche wahrscheinlih gerade diejenigen Theile Deutschlands, in denen jeßt die lebhaftesten Sympathieen für die polnishe Sache sih ver- nehmen lossen, nit gerade in der Verfassung finden dürften, uns wirk- samen Beistand zu leisten.

Deutsche Bundesstaaten.

_ GroßFherzogthum Vaden. Karlsruhe, 11. April. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog hat nachstehende Proclamation erlassen :

„Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von

Zähringen. : :

_„Wir haben in Erfahrung gebracht, daß leider häufig die Ansicht ver- breitet wind, mit der Zusammenziehyng der Truppen des 7ten und Sten Armee-Corps werde eine Unterdrückung der sreiheitlihen Bestrebungen des badischen Volkes beabsichtigt. E |

(„Wer das ganze offene Verfahreu Unserer Regierung, so wie der Re- gierungen der anderen das 7te und 8te Armec-Corps bildenden Staaten un- befangen betrachtet , wer sieht, was seit einigen Wochen zur festeren Be- Os nd Zur Erweiterung der bürgerlichen Freiheit bereits geschehen KUtin: L Werre ist, und wie der freiesten Bewegung überall der unge- Us dne delassén wird, dem muß die Ungereimtheit der Verdächti= Gewalt L en, als wenn die Freiheit nun auf einmal dur militairische G bnen B werden sollte, Allervings giebt es Leute, welche S R V s amen der Freiheit auch der Gesetzlosigfkeit beilegen, und

ffene Ge 0 (ugo der Gesetze überall, wo er ihnen mißbeliebig is, alsbald ossene Vewalt entgegenzuseßen drohenz aber zur Unterdrückung solcher Ge- seßwidrigkeiten, zu der Wir fest entschlossen sind, is die von den gutgesinn- ten Bürgern unterstüßte ordentliche Gewalt wohl hinreichend, und es be- dürfte dazu keiner Zusammenziehung eines deutschen Armee-Corps.

i i d ist, wie ja bei den Verhandlungen mit den Ständen {hon wiederholt besprochen wurde und in Blättern des Jnlandes und des Aus- landes schon seit längerer Zeit zur öffentlichen Kenntniß kam, lediglich allein

durch die bewaffneten Ueberfälle veranlaßt, die von deutschen Arbeitern (it Verbindung mit französischen Proletariern) aus Frankreich und der Schweiz dem Großherzogthum und damit dem ganzen deutschen Vaterlande drohen.

„Wenn auch nicht Alle von den einzelnen mündlichen und schriftlichen Nachrichten von Augen- und Ohrenzeugen -über jene Einfallspläne voll- ständig unterrichtet sind, \o konnte das Volk doch die Wirklichkeit dieser Pläne und den weiten Umfang derselben, die vollständige Organisation an- geblih deutscher Legionen und deren theilweisen Abmarsch gegen Baden schon aus öffentlichen Blättern des Auslandes und des Inlandes selbst entnehmen, und daraus die Ueberzeugung gewinnen, daß diese Schaaren den Ruf revolutionairer Parteiführer im Jnlande, mit denen sie theilweise in Verbindung stehen , erwarten, um hier cinzubrehen und den Versuch ei- ner revolutionairen Partei, die Verfassung umzustürzen, mit bewaffneter Hand zu unterstüßen.

„Wer die Grenel eines Bürgerkrieges bedenkt, der wird zurückschaudern vor den möglichen Folgen eines solchen frevelhaften Attentats, Um solches Unheil von Unscrem Lande und von ganz Deutschland abzuwenden, is es Unsere und der mitverbündeten Staaten heilige Pflicht, durch eine hin reichende Macht die Gränze gegen Frankreich und die Schweiz zu schüßen. Nur dadurch wird selbst der Versuch eines Einfalls abgewendet und das Land von einem ihm drohenden Unglücke, dessen weitere Folgen unabsehbar wären, mit Sicherheit gerettet, Es ist zu hoffen, daß die Maßregel nicht lange nöthig sein wird, und daß die Eindringlinge, im Angesicht der ent falteten Macht und ohne Aussicht auf ihre im Lande gehofften Erfolge, ihre Pläne aufgeben, sich auflösen und entweder zurückkehren oder, nach dem ihnen gemachten Anerbieten, einzeln oder in kleineren Abtheilungen un- bewaffnet und friedlich den deutschen Boden betreten und durh das Groß herzogthum in ihre Heimat ziehen werden,“ ; 2

„Wir geben Uns der Hoffnung hin, daß dicjenigen Unserer Staals- bürger, welche dem Einmarsche oder Aufenthalte baverischer, würtitembergi- scher und hessischer (also freundnachbarlih deutscher) Truppen Abtheilungen im Lande widerstrebten , bei näherer Erwägung der Verhältni)se vielmehr dafür dankbar sein werden, daß durch diese Maßregel nur sie selbst, nur un ser ganzes Land und unjer geliebtes deutsches Gesammt Vaterland vor der Gefahr eines unheilvollen Bürgerkrieges geshüßt werden. Der gesunde Sinn des Volkes wird sich nicht verleiten lassen durch Aufreizungen der] nigen, welche im Lande selbst eiwa befürchten, daß die Entfaltung einer starlen Macht ihre eigenen strafbaren Pläne vereiteln werde. Dabei konnen Wir Unsere Betrübniß darüber nicht unterdrücken, daß 1n emem Augenblicke, wo ganz Deutschland von der Jdee einer starken natio- nalen Einigung mehr als je beseelt ist, die Ausstellung von Truppen unserer benachbarten Bruderstämme auch damit verdächtigt wird, daß man diese Truppen als fremde bezeichnet, Wir hoffen, daß die Vaterlandsliebe der badischen Staatsbürger, daß ih.e Begeisterung für die große deute Sache diesen Fleck in den Erscheinungen der Jeßtzeit wteder vertilgen, und daß sie bewirken wird, daß die Truppen der mit Baden ohnehin jo eng verbundenen deutshen Nachbarn überall mit Freuden ausgenommen und als Brüder und Freunde behandelt werden.

„Theure Badener! Nicht zur Unterdrückung der Freiheit, wie man Euch glauben machen mochte, sondern zur Erhaltung und vek- fassungsmäßigen, großartigen Entwickelung derjelben für Euch im Ver- eine mit ganz Deutschland ist diese Maßregel ergrissen worden !

Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staatsministerium, den 1848,

10, April Leopold. x

von Dusch, Nebenius. Bekk, C. Hoffmann. F, Hoffmann.“ Kurfürstenthum Hecsseu. Kassel, 11, April, Die hiesige Zeitung meidet in ihrem heutigen Blatte: _,Nach der Publi cation der gestern mitgetheilten Proclamation Sk. Königl. Nohi:it des Kurfürsten is die Ruhe nicht wieder gestört worden, Len gan zen Tag sah man Schaaren sich mit Waffen versehen und auf ossent= lichen Pläßen, namenttich dem grünen Schloßplaß, sich bilden und einüben. Eben \o und besonders bei einbrecende! Nacht patroullirte unsere musterhaste Bürger-Garde in starken Abtheilungenz am Kur= fürstlichen Palais waren seit gestern Abend jowohl Bürger t Leibgarde-Posten; Abends waren mehrere Wachen von Bürgergarde und Truppen gemeinschaftlih beseßt. Das besie Cinvernezmen herrscht zwischen der Bürgerwehr und den Lintentruppen, Bon den ge|tern Nacht Verwundeten i}, dem Vernehmen nach), der erwähnte Apotheker Provisor an seinen Wunden verschieden ; der Banquier A. Feidel liegt noch au den erhaltenen |chweren Pallashwunden dameder und hat noch nicht in seine Wohnung transportirt werden fönnen. Außer= edoch ohne bestimmtere Angabe, von nmedÿreren Straße if heute

dem hören wir noch, j verwundeten Personen. Der Name Garde du Corps Morgen an den betreffenden Straßen-Een mit {warz = roth - gelber Farbe überstrichen worden.“

Die Stände-Versammlung hielt gesteru früh eine Sißung, worin beschlossen wurde, an Se. Königl, Hoheit den Kurfürsten die Bitte zu richten, die Garde du Corps unverweilt und für immer aufzulösen und gegen die an den Exzessen der Nacht betheiligten Mitglieder dei selben strengste Untersuchung einzuleiten, darüber dem Volke Zu sicherung zu ertheilen, auch Personen, welche das Bert: auen fes verscherzt haben, von sih fern zu halten, dagegen n cht l Anstand zu nchmen, den Rathgebern, welche jenes Vertrauen in lem Maße besißen, Beachtung zu Theil werden zu lassen. Der Land= tags-Kommissar, Geheimer Finanzrath Duysing, erössnete uachmals daß die Auflösung der Garde du Corps bereits verfügt sei; es wurde jedoch beschlossen, die übrigen Punkte Sr. Königl. Hoheit dem Kul fürsten vorzutragen, zu welchem Ende die Stande=Verjammlung 10) in corpore ins Palais begab.

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Herzogthum Braunschweig, (9. C) un 10. April. Heute is das 1ste Bataillon unseres „Znfanter? Regiments von hier ausgerückt, um nah Schleëwig Holstein zu marschiren. Va}= selve wurde, vom Major von Brömbsen ausgeführt, von einer großen Menge Menschen begleitet. Die hier zurüdfbleibenden Kameraden und au viele Bürger gaben demselben auf etne große Strecke Weges das Geleite und trugen ihnen Gewehr und Gepad, Der En=- thusiasmus für Schleswig-Holstein is hier allgemein, vom Herzog an bis auf die ganze Bevölkerung. S E

Der der Stände= Versammlung vorgelegte Geseß-Entwurf, die Wahlen von National - Vertretern zu dem National - Parlaniente be- treffend, enthielt als Grundlage allgemeines Wahlrecht mit mittelba- ren Wahlen, Als National - Vertreter ist Jeder wählbar, der das 25\ste Lebensjahr zurückgelegt und im Herzogthume seinen Wohnjib hat. Stimmberechtigt (Urwähler) jeder ehrenhafte selbstständige 25jährige Landes - Einwohner an seinem Wohnsiße. 500 Stimmdve rechtigte (Urwähler) wählen einen Wahlmann nach relativer Stimmen= Mehrheit, wozu jeder Stimmberechtigte, jedoch nur am Orte feines Wohnsißes, wählbar is. Behufs der Wahl der National - Bertreter wird d26 Herzogthum in sv viele Wahlkreise getheilt, als es National Vertreter zu wählen hat, und die Wahlmänner eines jedeu diejer Kreise wählen zusammen nach absoluter Stimmen-Mehrheit einen Na tional-Vertreter.

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Herzogthum olstein. (Alt. u. Hamb. Bl.) Altona, 11, April, Nachmittags. És wird bestimmt behauptet, daß die nen in der Nacht auf heute, man agf gegen 3 Ubr, in Schleswig eingerückt sind. Dagegen bringen die hier angekommenen ij n- bahnzüge nur die Nachricht, daß dänische Dragoner in Schleswig Quartier für 2000 Mann angesagt haben, mit dem Hinzufügen, daß sie nichts Feindiiches gegen die Stadt im Schilde führten. Unsere Truppen waren in_der Nähe von Rendsburg konzentrirt. Von den vermißten fkieler Studenten und Turnern hatten sch auch viele wic= der eingefunden, Die gestern hier angekommene preußische Artillerie,

fes Stück Kanonen und zwei Haubißen nebst Bespannung und Mannschaft, ist erst heute ziemlich spät von hier weggekommen ;

heute wird eine angeblih zweite Sendung erwartet. Die Kavallerie ;

nimmt einen anderen Weg. Mecklenburgisches Geshüß wird am Mittwoch erwartet, und hannoversche Artillerie wird uun ohne Zwei= fel schleunig über die Elbe geseßt werden. Jn Harburg war gestern Nachmittag (den 10ten) eine Abtheilung leiter Artillerie von Han- nover eingetroffen. Der Herzog von Braunschweig is daselbst schon am 8ten angefommen, -

Nicht nur der Prinz Waldemar von Augustenburg, fondern au der Herzog von Augustenburg war gestern von Beriin zurückgekehrt und ist gleichfalls, in Begleitung seiner Gemahlin, nah Rendsburg weiter gegangen, Hier eingetroffen war ferner Graf Revcntlow von Farve, der als Abgesaudter der provisorischen Regierung nach Wien geht,

Der gestrige Nachmittags = Bahnzug brachte die übverraschende Nachricht, daß Prinz Friedrich von Augustenburg, ftatt, wie es hieß, vorlävfig eine Position bei Helligbeck vor Schleswig einzunehmen und sich dort zu verschanzen, mit der in gutem Zustande befindlichen Hauptmacht eine Seitenbewegung nach Eckernförde gemacht und das Bracklowsche Frei-Corps sich auf der anderen Seite nah Husum ge- zogen habe. Die Position von Flensburg war freiwillig, als unter den obwaltenden Umständen unhaltbar, aufgegeben worden, da keine augenblicklihe Hülfe der Bundes -Truppen zu erwarten; aber vorher hatte man uo Gelegenheit, sich mit den Dänen zu m-c}en, und die fremden Offiziere haben unseren Truppen das beste Zeugniß ausge stellt, Aus Schleswig waren hon mit dem Vormittagszuge manche Flüchtlinge angekommen. a j

Rendsburg, 10. April. Die Nathhriht von dem Rückzuge unscrer Armee aus iÿrer Stellung bei Flensburg bestätigt si voll=- fonmen. Schon vorgestern haben Borposten - Gefechte stattgefunden, bei dem Versuch einer ernsthaften Attacke waren die Dänen zurück- gegangen. Gestern Morgen sind sie indessen zugleih mit 18,090 Mann von Norden und 6000 Manu von Holns her gegen die Unsri=- gen vorgedrungen, die sich mit dem größten Muthe vertheidigt haben. Besonders. das 16te Bataillon soll sich glänzend gegen eine zwei= bis dreifache Uebermacht geschlagen haben. Das Haupt-Zusammentrefsfen hat im Norden bei Bau und Crüsau stattgefunden. Jm Hafen lagen 7 dänische Kriegsschiffe, welche die Operationen des Heeres unter- stißten. Alles dieses im Verein mit dem verrätherisden Be= nehmen eines Theils der Flensburger haben endlich den Prin- zen vermocht, Befehl zum Rückzuge zu geben, Der größte Theil der Truppen i auf der geraden Straße nah Süden bis in die Nähe von Shleswig, zwischen Jdstedt und Well= spanz, gezogen, wo vorläufig eine neue Position genommei! ist, die man indessen nicht lange behaupten, sondern nur zum Sammeln der zerstreuten Soldaten benußen zu wollen {heint. Die Bracklowsche Scharfschüßen-Compagnie und. das ôte Jäger-Corps, nebst Turnern uud Studenten, sollen sih nach Westen gezogen haben, da Flensburg bei ihrem Rückzuge bereits in den Händen der Dänen war. Ueber

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die Zahl der Todten verlautet nichts, doch soll sie auf Seiten der

Dänen bei weitem überwiegend sein, da diese in der Benußung der

Kanonen große Ungeschicklichkeit gezeigt haben. Zur Sicherung des

ferneren Nückzuges werden auf den Höheu von Bußstorf und Hadde-

bye, diesscits Shleswigs, und bei Sorgbrück (auf der Schleswig-

Rendsburger Landstraße) in diesem Augenblicke Verschanzungen auf= erren.

Rendsburg, 11. April, Mittags. Rendsburg is mit Trup-= pen und Flüchtlingen überfüllt, Prinz Friedrich, von dem übrigens heute Mittag noch kein offizielles Bülletin eingegangen, hat es nicht z veckmäßig befunden, die Position bei Jostedt, von welcher man sich die Rettung Schleswigs versprach, zu behaupten. Jndessen soll es noh vor Schleêwig mit den Dänen zum Treffen gekommen sein.

IWittensee im Amte Hutten soll wieder Posto gefaßt sein, und

glaubt noch immer, daß es nochmals auf schleswigschem Boden ;z Freffen kommen werde. Jundessen dürste auch diese Position nit baltbar sein, da es den zu Eckernförde landenden Dänen bei ihrer Uebermacht ein Leichtes sein würde, sie zu umgehen. Große Erbitterung herrscht gegen einen Theil der flensburger Bevölkerung, der nicht allein mit dem Feinde in Verbindung gestanden, sondern auf die Unsrigen bei ihrem Rückzuge durch den Nordtheil Steine aus den Fenstern geworfen und sogar aus anderen geschossen haben foll! Aller Augen sehen jeßt mit gespannter Erwartung auf die deutschen Bundes - Truppen, namentlich die wackeren Preußen, die vor Begie: de brennen, sich mit den Dänen zu messen, und nur mit Mühe von ihren Anführern zurückgehalten werden.

Dem Hamb. Corr. schreibt man aus Kiel vom 10. April:

Unfere Kommune Kiel hat einen sehr he:ben Verlust zu beklagen. Unser Studenten=-, Turuer= und Jäger - Corps, ca, §890 Mann stark, abgeschnitten und durch falsche Signale verrätherischer flensburger Fgufleute verlockt, is nah einem mörderishen Kampfe bei Hollnis guf wenige Mann aufgerieben. Was von den Kugeln und Kar- titschenschüssen der Feinde nicht getroffen, is nach heißester Gegen= wehr in die Hände der Dänen gefallen und auf ihre Schiffe geschleppt worden. Nur einem Studenten, Namens Hansen, i es in Verklei- dung gelungen, nachdem er seine Comilitionen alle um sich herum hat failen sehen, zu entkommen. 25 Jäger soll sih ebenfalls durch- geschlagen haben, wie Hansen erzählt. Wir beklagen Söhne aus den edelsten Familien unseres Landes, als zwei Ranßau's, einen Revent- low 2c. Das Studenten-Corps war ca. 150, das Turner-Co! ps ca. 100 Mann stark, eine edle, von Vaterlandsliebe begeisterte Schaar.“

Kiel, 10, April, Der Herzog von - Augustenburg t heute Abend von Berlin nah Rendsburg zurücgekommen. Es wird be- stimmt versichert, daß Se. Durchlaucht für den preußischen General von Bonin Befehle mitgebraht habe, nah denen dieser sofort in Schleswig einrüden, jedo gleichzeitig einen Parlamentair mit eiuer lezten Aufforderung zur Räumung Schleswigs unter dem Bedeuten, daß widrigenfalls das zehnte Armee-Corps des Bundes diese er- zwingen werde, an den König von Dänemark absenden solle. So scheint zwar der Lorbeer des Kampfes unserer Armee sich zu entwin- den, jedoch sür die Hosfnung einer baldigen Pacification des Landes eine günstige Aussicht zu erblühen, eine Aussicht, welche die ersten Kriegsereignisse des gestrigen Tages sonst kaum eröffnen würden, Ueber diese Ereignisse erfährt man von einigen hierher zurückgekehrten Ylitgliedern des Studenten» und anderer Freicorps Folgendes: :

Gestern frü standen unjere Truppon theils in, theils in einem ziemlich weiten Kreise nördlih um Flenéburg, tdzeils gegen die bei Holnis gelaudeten Dänen be: Glücksburg. Der dänische Angriff er=- folgte zunächst in der Linie um Flensburg, wo unser rechter Flügel au den Hafen bei Krusau sich lehute (das 5te Jäger-Corps mit dem Studenten- und fkieler Turner = Corps), das Centrum bei Bau eine feste Position hatte (15te und Haupttheil des 16ten Jufanterie- Ba- taillons mit 2 Kanonen und einer Escadrou Dragoner), der linke Flügel, welcher fast nux aus den Freiwilligen unter Bralow und NRangzau - Rohlstorf (Breitenburg), mit einem Theile des 16ten Bag= taillons (unter Capitain Schmidt) bestand, von Harrislev gegen Wallsbüll und Handewitt sich erstreckte. Diese Truppen waren alle unter dem Ober - Befehl des Brigade - Generals von Krohn. Die Dänen griffen zuerst Morgens zéitig bei Bau mit überlegenen Streit- fräften, namentlih starker Artillerie, an und erlitten tur günstige

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Stellung unserer Kanonen und heldenmüthigen Widerstand ter Unsri- gen sehr großen Verlust , namentlich sollen die Kartätshen unter den fühnenshen Dragonern s\recklihe Verwüstung, angerichtet haben. Indessen wurden die Unsrigen nah heftigem Kampfe und nicht ohne Verlust aus ihrer Stellung verdrängt. Der Chef des l6ten Bataillons, Graf O. von Baudifsin, wird unter den Verwun- deten genannt, Ein neuer heftiger Kampf wartete jedoch der Dänen bei Harrisleo, wo Capitain Schmidt (welcher später selbst fiel) ihr Vordringen nah Flensburg länger aufhielt und durch \ciuen helden- müthigen Widerstand wahrscheiulih größeres Unheil con dem noch in Flensburg steheuden Theile des Heeres abwendete. Doch auch die Reste dieses Éleinen Corps wurden geworfen, und even so soll es den Bracklowschen Scharfschüßen und einer Compagnie des Ranzauschen Corvs (unter Raabe aus Kiel) nah tapferer Gegenwehr ergagen sein, worüber man das Detail nicht kennt, weil diese die Armee bei Flensburg nicht haben erreichen fönnen und wahrscheinli westwärts (e20- gen sind (f. Altona) während dieSchmidtsche Compagnie mit einem Theile der Ranßauschen Freiwilligen (unter Bokelmann aus Altona) sich dicyeits Flensburg den anderen Truppen wieder auschioß. Am verderblichen ward leider der Kampf bei Krujau, wo die Unsrigen um Vüttag zwischen das Feuer der im flenéburger Hasen ersch:enenen Kricgs- chie und der von Norden andräugenden dänischen ScharssBiwen geriethen, Das 5te Jäger - Bataillon mut den Studenten und Lu7- ner fand, als es endli ter Uebermaht erlag, Flensburg hon von den Dänen beseßt, und so scheinen nur wen!ge einzelne Trupps dem Tode oder der Gefangen\chaft entgangen zu sein. Einzelne d-r hier Angekommenen sind aus der Gefangenschaft wieder entwischt. Die Offiziere der Jäger und Studenten sind fast alle geblieben oder ver- wundet; der kommandirende Major von Michelscn wahrscheinlich auch verwundet und gefangen, während er jedoch nach Einigen mit etnem fleinen Detaschement sih westwärts durchgeschlagen hätte. Auch sol: len die Lieutenants Aller und Sachau mit einem anderen Detasche- ment entkommen sein. Unter den gefallenen Studenten werden viele Namen aus angesehenen Familien genannt. Jnzwischen war am Vor= mittage der Prinz Ober-Befehlshaber angekommen. Derselbe soll sofort die ganze Stellung der Unsrigen als unhaltbar erfannt und daher um Mittag den Befehl zum allgemeinen Rückzuge, welcher nur auf dem rechten Flügel nicht mehr ausgeführt werden founte, ertheilt haben, Dieser dürfte auch nam-ntlich an der Seite von Holnis, wo das te Jäger-Corps und das 14te oder 17ie Infanterie-Bataillon mit eini gen Kanonen und einem Theile der Freiwilligen den vordringenden Dänen Widerstand leistete, cin nothwendiger gewesen sein. Hierüber founte man feine Details erfahren. Der Rückzug selbst, welcher gestern noch nah Schleswig (\. Altona) stattfand , joll in ziemlicher

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Ordnung vor sich gegangen sein, nur waren einzelue Abtheilungen der Freiwilligen in Auflösung begriffen. Der anfänglihe Plan, bei Id= stedt in Angeln sich wieder festzuseßen, soll als unausführbar wieder aufgegeben sein, und auch Schleswig, von wo man heute Nachmittag Kanoneudonner gehört haben wll, hat wohl feinen Haltpunkt darge- boten, Man nahmhier heute Abend die Natricht als begründet «n, daß un= sere Truppen sich zwischen Fleckebye und Wittensee, also zwischen Rendéburg, Schleswig und Eckernförde wieder fonzentrirten, während freilich ein Dragoner= Regiment bereits heute Nachmittag wieder !n Rendsburg eingerüdt i. Das Haupt - Quartier soll în Wittensce sich befinden. Juzwischen sind heute auh {hon im eckeruförder Hafen und ebenfalls wieder bei Bülck dänische Kriegsschiffe gesehen. Ein näheres Urtheil lassen die angeführten Ereignisse des 9. April noch nicht zu. Gewiß ist es nah allen Nachrichten nur, daß man sich unsererseits fast überall mit vorzüglicher Bravour geschlagen und dem Feinde empfindlichen Verlust zugefügt- hat, dagegen aber auth, daß fast das ganze Herzog= thum Schleswig in diesem Augenblicke demselben offen steht, und daß ohne Jntervention der Bundes- Truppen die Aussichten (für den Zugen= blick) sehr trüb sein würden. Man spricht vou vielen Einverständ- nissen, welche die Dänen in Flensburg unterhielten, und dur welche sie von allen Stellungen genaue Renntniy hatten, während man unse= rerseits über die gegnerishen Verhältnisse uicht viel gewußt zu haben scheint. (Wir hoffen, fügt dér Alt. Merk. hinzu, daß in diesem Bericht noch manches Uebertriebene ist.)

Freie Stadt Hamburg. (H. C.) Hamburg, 11. April Abends. Die s{leowig-holsteinischen Truppen hatten heute früh die ‘inie von Holliugstedt über Cropp nah Wittensee. beseßt. Tie Preu- ßen stauden zu Ärenstädt, die Dänen hatten Schleswig beim Abgange er leßten Berichte vo1 dort noch nicht beseßt und standen bei Helle- bef. Judessen hat die provisorische Regierung die Commukication mit Schleswig abgebrohen. Ein preußischer Offizier war mit einem ho!steinischen Trompeter als Parlamentair abgesandt, um im dâni- schen Heerlager das Ultimatum seines Monarchen zu überbringen. Ein Courier war durch Schlesw!g nah Flensburg zum König geeilt. Ein hoffentlich voreiliges Gerücht behauptet, die Antwort des nigs laute abschläglih. Bei Fchwansen will man ein Dampfschiff in Flammen gesehen haben. Eckernförde war noch frei.

Folgendes ist der Bestand der über Hamburg na marschirten preußischen Truppen :

Am Aten d,, vom Garte-Grenadter- Regiment „Kaiser Alexan der‘“, 2 Bataillone Musketiere; am ten d., von demseiben Regiment 1 Bataillon Füsi‘iere und vom Regiment „Kaiser Franz“ 1 Bataillon Füsilierez; cim bten d., von demselben Regiment 2 Bataillone Vius- fetiere. Zusammen 2 vollständige Garde-Regimenter, jedo ohne die Krieas-Reserven, à Compagnie 150 Mann, exkl. Unterofsiztere, Offi= ziere und Spie!leute, in Allem mithin circa 4200 Maun. An! Kten d,, vom Wten Linien-Regiment (Torgauer), 17 Bataillon Muskericre; am 9ten d., von demselben Regiment 1 Bataillon Füsiliere und Compaguie Musketiere; am 10ten d., l Compagnie Musketiere un 1 Bataillon Füsiliere vom 31sten Linien - Regiment ( Erfurter). E fehlen noch die Musketier - Bataillone vom lesten Regimente. Dies, wie das vorhergehende, sind auf Feldfuß, à Bataillon 1002 Maun, exfl. Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute. Die zuleht gekoinmenen 4 Feld - Bataillone haben daher eine Stärke von 4400 Mann. Au= ßerdem isst am 10ten d. (Montag) noch eingerüdt: eine 6 pfündige Fuß = Batterie der 5ten Garde - Brigade, bestehend aus 4 Kanonen und 2 Haubitßen, mit der vollständigen Munition, Bemannung und Train. Es sind demnach, einschließlich der etwa 100 Mann betra- genden Artillerie, ungesäßr 8700 Mann Preußen in Rendsburg an- gelangt.

Rendsburg

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Freie Stadt Fraukfurt. (O. P. A. Z.) Auszug Pro- tofolls der 27. Si6ung der deutschen Bundes - Versammlung vom 2, April 1848. Beschluß.

Auf den in der 22. Sißung vom 23. Marz d¿ Je: Se: 176. ere folgten Antrag der freien Städte für Frankfurt, daß, da die seit dem Fahre 1819 erlassenen sogenannten Ausnahmegeseße des deutschen Bun= des unter veränderten Umständen bereits allenthalben außer Wirksamkeit getreten, dieselben auch von Seiten des deutschen Bundes förmlich als aufgehoben und beseitigt zu erklären seien, beschließt die Bundesver= sammlung : daß die gedachten beanstandeten Ausnahmegeseße und Be- \{lüs}se für sämmtliche Bundesstaaten aufgehoben, mithin als bereits völlig beseitigt zu betrachten und, wo es noch erforderlich befunden O sollte, darüber die nöthigen Bekanntmachungen zu erlassen eien,

raus #5.44 §9

Paris, 9. April. Die provisorishe Regierung hat verfügt, daß, um dem politischen, staatsökonomischen und administrativen Un= terrihte die der Republik nothwendigen Entwickelungen zu geben, am College de France 11 Lehrstühle für den Vortrag der obengedachten Wissenschaften errichtet und dagegen einige andere Lehrstühle, z. B. der des Türkischen, aufgehoben oder mit anderen Lehrfächern ver= \{molzen werden sollen. Auch der scit 1772 eingegangene Lehrstuhl der Mechanik wird wiederhergestellt. Die Zöglinge für künftige Verwaltungs - Aemter müssen im College de France ihreu Kursus machen. :

Die Regierung hat entschieden, daß im Kriegsfalle mindestens cin Drittel der mobilen Nationalgarde dem Heere beigegeben werden soll. Generai Bedeau ist Befehlshaber der Alpen - Armee. Er hielt vor= gestern mit dem Kriegs - Minister Arago eine lange Konferenz über die ihm zu ertheilenden Verhaltungs-Befehle. Außer der Alpen-Armee soll sofort ein Beobachiunge-Corps von 15— 18,000 Maun an den Pyrenäen und ein anderes von 5000 Mann an der Nord - Gränze aufgejiellt werden.

Das Miittelmeer-Geschwader war am Aten noch zu Toulon, sollte aber, angeblich nah den italienischen Küsten, absegeln, sobald die Yiannscheft ihr Wahlrecht auëgeübt haben wird. Zwei Kriegs=- Dampfböte bringen Truppen and eine Menge Kriegsgeschosse nah Algerien.

Die Einlieferung von Silbergeräth an die Münze zum Aus- taushe gegen Geld war neuich von 200,000 Fr. täglich auf 120,000 und 100,090 Fr. gefallen, is aber jeßt wieder auf täglich 200,000 Fr. gestiegen. Die Masse tcs umlaufenden Silbtergeldes wird auf diese Weise ansehnlich vermehrt.

Aus amtlichen Nachweisen im Moniteur ergiebt sich, daß im Monat März dieses Jahres die Zahl der im Seine-Departement be- aangenen Verbrechen und Vergehen, mit dem Márz - Monate der Jahre 1845, 1846 und 1847 verglichen, um ein Viertel abgenom=- men hat. Die Zahl der bei Nacht verübten Räubereien betrug im März 1847 das Dreifache und der bei Tage begangenen Räubereien das Doppelte der im März dieses Jahres vorgekommenen Verbrechen dieser Gattung.

Die Zahl der Kandidaten für die aus 900 Mitgliedern bestehende National -= Versammlung beträgt schon 10,000. :

(Fine Menge hier wohnender Russen weigern si, troß der Weis sungen ihres Geschäftêträgers, Frankreich zu verlassen.

Eroßbritanien und Irland,

London, 8. April. Gestern hielt die National - Convention der Chartisten wieder eine Sihung, in welcher eine Deputation, die an deu Minister des Junern abgesandt war, Bericht abstattete. Sie hatten Sir G. Grey nit in seiner Amtêwohnung getroffen und wag= ren von Sir Denis le Marchant empfangen worden, der ihnen sagte, nichts, was sie vorbringen könnten, wäre den Entschluß der Regie- rung zu ändern im Stande. Er veiwies sie auf den anwejenden Kron-Anwalt, der ihnen gütlih zusprah. Sie aber blieben bei ihrer Meinung, daß nach der Verfassung des Landes man berechtigt wäre, sich öffentlich zu versammeln und Bittschriften beim Parlamente ein=- zureihen,

Die erwähnte Proclamation der londoner Polizei, welche das zum Montag angesagte Chartisten Menting verbietet, lautet wöürt- lich wie folgt :

„Bekanntmachung. Da die Versammlung einer großen Anzahl von Volk, in Begleitung von Umständen, welche dazu dienen, in den Gemüthern der Ünterthanen Jhrer Majestät Schrecken und Besorg= niß zu erregen, verbrecherisch und ungeseblih is; und da n:cht nur diejenigen Personen, welche an einer solchen Versammlung Antbeil nebmen, sondern au diejeuigen, welhe durch ihre Gegenwart dic= selbe absihtlich unterstüßen, gegen das Geseß handelu und strafwür= dig sind; und da durch einen Beschluß des Parlaments, erlassen ün Zten Jahre der Regierung Seiner verstorbenen Majestät Königs Karl’s 2,, betitelt: „Ein Beschluß gegen Tumulte und Unordnungen unter dem Vorwande öffentliche Petitionen oder andere Adressen an Se. Majestät im Parlamente vorzubereiten oder zu überreichen“, bestimmt ist, daß Keiner oder Keine, welche es auch immer sein gen, vor Sr. Majestät oder vor beiden oder vor einem der beiden Häuser des Parlaments erscheinen sollen, unter dem Vorwande, ir- gend eine Petition, Beschwerde, Vorstellung oder Erklärung oder ir- gend eine andere Adresse zu überreichen, wenn sie von einer über großen Anzahl von Volk oder in irgend einem Falle von mehr als zehn Perfonen begleitet sind; und da eine Versammlung berufen wor= den it, um fsih nächsten Montag, den 10. April, auf Kennington Common zu vereinigen, und in der gedruckdten Anzeige zur Zusam= menberufung solcher Versammlung angekündigt ist, daß von ge- wissen Personen die Absicht gehegt werde, sich von da im Zuge nach dem Hause der Gemeinen zu begeben, in Begleitung von et= ner übergroßen Menge Volks und urter dem Vorwande, den Hause der Gemeinen des Parlaments eine Bittschrift zu überreichen z und da die Kunde davon eingegangen is, daß Personen gerathen worden is, sich mit Waffen und Wehr zu versehen, in der Absicht, dieselben in diesem Zuge zu tragen; und da ein solcher beabsichtigter Zug geeignet ist, Schrecken und Besorgniß in den Gemüthern Jhrer Plajeität Unterthanen zu erregen , so werden Alle hierdurch gewarnt und inen \treng befohlen, einer solhen Versammlung oder Zuge nit beizuwohnen, keinen Antheil daran zu nehmen oder dabei gegen- wärtig zu sein; und alle gutgesi mten Personen werden hierdurch auf= gefordert und ersucht, Hülfe zu leisten, um die Bestimmungen des Gesebes in Kraft zu seßen und die öffentlihe Ruhe wirksam zu be- shügen und jeden Versuh zur Unordnung zu unterdrüen, Polizei= Büreau der Hauptstadt Whitehall-Place, den 6. April 1848. C. R0=- wan, R. Magne, Kommissarien der Polizei der Hauptstadt.“ Jtalten.

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Surin , 31, Miri. (5 A, 9-9 Proclamation erschienen : l + „Karl ident 2c: an seine heißgeliebten Völker! Unsere Pflichten als König, die Verbindlichkeiten , relHe uns eng mit den heiligen Interessen Italiens verknüvfen, erheischen von uns, mit unseren Söhnen uns in die lombardischen Ebenen zu begeben, wo jeßt das Schicksal des italienischen Vaterlandes zur Entscheidung tommen joll, Unser Yeer, dex Gegenstand unserer langjährigen Sorge und Liebe, folgt uns, Sine grope Anzahl tas vferer Bürger is herbeigeeilt, nit uns die Mühen des Knueges und die Ge- fahren der Schlachten zu theilen. Unjer Herz srohlockt über einen so erha- benen und allgemeinen Enthusiasmus, Herrlich und glorreich ist es für uns, der Anführer fo hochherziger Schaaren bei dem heiligen Unternehmen u sein, welches zuerst von dem allerhabensten Pius begonnen worden. Den Kommunal-Milizen unseres Reiches, der Liebe unseres Volkes vertraucn wir mit voller Zuversicht den Schuß unsferer Familie und die Bewahrung der öffentlihen Ordnung, die erste Grundlage aller Freihiit, an, Treue Sa- vovarden, tapfere Ligurier, eurer Lrue, eurer Chre, eurem ge Arme übergeben wir die Vertheidigung unerer Gränzen und unserer Se. küsten. Während der Abwesenheit eurer Buüder im Heere werdet ihr Alle die ge- messenen und würdigen Beschüger der freièn Justitutionen und dér Unver- leßlichkeit des Vaterlandes sein, Gegeben in unserem General-Quartier zu Voghera am 29. März 1848. Karl Alb ér."

Gleichzeitig ist von dem Bischof von Tortona ein Cirkulatschréi-

Gestern ist hier folgende

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