1848 / 113 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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und heute mit der Eisenbahn nach Rendsburg befördert, Gestern ingen ab : eine halbe Batterie hannoverischer Artillerie, 1 Bataillon T icoverilahet Jufanterie, 150 lerliner Freiwillige; um 3 Uhr von Neumünster nah Rendsburg 2 Schwadronen preußischer Kavallerie z heute, Morgens 6 Uhr, 1 Bataillon hannoverischer Infanterie; 8 Uhr, 1 Bataillon desgleichen; 1025 Uhr, 1 Bataillon preußischer Jnfanterie ; Nachmittags 5 Uhr, 1 Bataillon preußischer Schüßen (Neuenburger). Aus Preceb vom 15. April wird geschrieben: „Dur mehrere Blätter und durch Leute aus Eckernförde selbst hat sich das Gerücht verbreitet, daß die Dänen daselbst alle jungen Leute preßten. Ich fann Jhnen aber zur Beruhigung aller aus Eckernförde Entflohenen, so wie derer, die um daselbst wohnende Verwandte besorgt sind, aus eigener Ansicht mittheilen, daß ein solches Gerücht durchaus falsch ift, daß die Dänen in Eckernförde si sehr höflich betragen, und daß nach meiner Ansicht diejenige Mannschaft, welche ih gesehen, gar nicht ein- mal ihre gegenwärtige Bestimmung begriffen hat. Jch verschweige, was ich nur von Hörensagen weiß. Was ih Jhnen bestimmt sagen fann, is: daß Keinem, dcr sih gehörig legitimiren kann, irgend et- was zu Leide geschicht, daß hingegen gestern oder vorgestern drei junge Leute, welche sich verkleidet haben einschleihen wolien, gefan- gen und auf die Schifse gebracht sind; daß es bekannt gemacht ¡stt, daß die Landleute ihre Produkte unbehindert in die Stadt brin=- gen können; daß also die ganze Pressungsgeschichte ein leeres Ge- rücht und durch Furchtsamkeit der eckernförder Einwohner entstanden ist. Jun Edckernförde liegen circa 100 Mann Dänen, doch liegen auf der Rhede fünf größere Schiffe und ein den Plab vor dem Pflege= hause bestreihendes Kanonenboot; die Ausgänge der Straßen sind verbarrifadirt.

Freie Stadt Frankfurt. (O. P. A T) Fran fet, 20. April. 37sstte Sitzung der deutshen Bundes-Versammlung vom 18. April 18458. Auf einen Antrag der 17 Vertrauensmänner, betreffend : 1) die Einführung allgemeiner Volksbewaffnung, 2) bewaffneten Schuß Deutschlands zur See, 3) Einrichtungen für Leitung der auswärtigen Angelegenheiten

Deutschlands, ward beschlossen :

Zu 1) den Regierungen diese Maßregel dringend zu empfehlen und fie aufzufordern, hierher mitzutheilen, welhe Anordnungen in dieser Hinsicht getroffen seien.

Zu 2) diese Frage an eine besonders nicdergeseßte Kommission zu verweisen.

Zu 3) sich vorzubehalten , in dieser Beziehung den Umständen gemäß zu handeln und falls es nüßlich scheinen würde beson-= dere Missionen zu veranstalten.

Ein Antrag des badischen Gesandten, welcher dahin geht: in Gemäßheit des Art. 19 der deutschen Bundesakte allgemeine Ver- fehrs- und Zollfreiheit zwischen allen Staaten des deutschen Bundes einzuführen und zu diesem Zweck die Regierungen zur Absendung von Bevollmächtigten nah Frankfurt einzuladen, wird an die für diesen Gegenstand bestehende Kommission gewiesen.

Aus Veranlassung einer Mittheilung der Vertrauensmänner wird von dèm badischen Gesandten der Antrag gestellt, sämmtliche Regie rungen aufzufordern, die bei der Reugestaltung des Bundes unfehl- bar zu begründende exetkutive Bundesgewalt bis zur Beendigung des Verfassungswerks provisorish jeßt schon in der Weise ins Leben zu rufen, daß von Oesterreih und Preußen je ein Mitglied und ein drittes Mitglied durch die übrigen Bundesglieder aus drei von Bayern vorzuschlagenden Kandidaten ernannt würde, welche drei Mitgli der unter eigener Berantwortlichkeit und in wichtigen Fällen nah dem Rathe der Bundes-Versammlung die zum Wohl des Gesammtvater= landes nöthigen Maßregeln zu treffen, insbesondere auf Ernennung eines Bundes - Ober - Feldherrn Bedacht zu nehmen, die gesammten Vertheidigungs-Anstalten und die Volksbewaffnung zu leiten und für Vertretung Deutschlands gegenüber dem Auslande zu sorgen hätten, Dieser Antrag ward an die Verfassungs = Kommission zur Begutach tung gewiesen. :

Auf den Antrag der Bundes-Militair-Kommission wird beschlossen, daß die Ober-Befehlshaber des 7ten und Sten Armec-Corps die Bundes-Versammlung von der Aufstellung und Bewegung der unter ihrem Befehle stehenden Truppen fortwährend in Kenutniß erhalten, ferner die badische Regierung um Nachricht zu ersuchen, ob das Vor- rüden der furhessishen und nassauischen ins Badische gewünscht werde.

Ein Bericht des badischen Divisions-Kommandanten von Gagern aus Willstett vom 16. April über Bewegungen deutscher und fran zösischer bewaffneter Arbeiter auf dem linken Rheinufer und deren zu erwartendes Eindringen in Deutschland wird zur Kenntniß der Bun- des-Versammluug gebracht.

Auf ein Gesuch der sürstlih waldeckishen Behörde aus Veran- lassung- dort ausgebrochener Unruhen wird gestattet, daß die in der Nähe gelegenen furhessishen Truppen zur Hülfeleistung herbeigezogen werden,

Protokoll der Sigung des Funfziger-Ausschusses,

Am 14. April, Nachmittags 53 Uhr.

Nach Schluß der Comité-Sißung wird die öffentliche Sizung eöffnet. Der Präsident verliest folgende Eingaben:

1) Mehrere Arbeiter in Baden beklagen sich über ihre Ausschließung von der Wahlberechtigung. An die Wahl-Kommission. i :

2) Graf Bentink ve1langt, der Ausschuß \oll die Vertretung der Graf- chaft Kniphausen im Parlament betreiben,

Nüder und Wächter verwenden sich für Verweisung der Eingabe an die Wahl-Kommission, Angenommen, o i

3) Herr Justiz - Commissair Robert in Berlin macht Vorschläge wegen Abhülfe der Noth und des Geldmangels, An die Kommission für die Arbeiter.

4) Verschiedene noh an das Vorparlament gerichtete Cingaben, unter Anderem eine Adresse der Deutschen in Manchester, der Stadt Lahr, ferner von Danzig, Berlin, Bromberg,

5) Dr. Mülhauser in Dresden übersendet eine Schrift: „Deutschlands politische Umbildung.“ Ausgelegt,

6) Herr None überfenbet einen Antrag gegen Zugrundlegung ver Bundesmatrikel, Zu den Akten, da die Sache erledigt,

7) Eine Proclamation von dem Verein zur Wahrung deutscher teressen zu Lissa.

8) Desgleichen von demselben,

9) Desgleichen aus dem Neyedistrikt,

Sämmilich an die Kommissioa für auswärtige Angelegenheiten,

10) Ein anonvymer Brief, der demgemäß nicht zu beachten.

11) Ein Schreiben aus Trier, von den Herren Grün, Otto 2c, in Be- zug auf die Wahlen und ihre Bemühungen für dieselben,

Als dringend für die Wahl-Kommission,

12) Aus Leip;ig wird eine Proclamation über die fünftige Bundes- Verfassung gesendet, Zu den Akten.

13) Kaufmann Schneider in Frankfurt: Der Ausschuß wolle ausspre- chen, er werde dahin wirken, daß alle Staaten ihre Berbindlichkeiten er- füllen.

Zu den Akten.

14) Herr Schellbah in Braunschweig übersendet Mittheilungen über die Zustände in Schleswig, (Werden verlesen.)

Herr Gülih fnüpft daran die Aufforderung, daß Freiwillige nach Schleswig-Holstein, aber bewaffnet, ziehen möchten,

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Herr Siemens hält es für zweckmäßig, die hannoverishe Regierung aufzufordern, daß fie die Freischaaren mít Waffen unterstüße und Kavallerie in die Herzogthümer sende, Durch Acclamation angenommen,

15) Ein Rückschreiben aus Nassau, auf das Schreiben des Ausschusses wegen der Exzesse an der Taunusbahn, welches meldet, daß man die nöthi- gen Maßregeln ergriffen habe, auch hoffe, däß eine Wiederholung solcher Exzesse nicht erfolgen werde. (Zu den Akten.)

Man fommt zur Tagesordnung.

Herr Duckfwih erstattet Namens der Kommission Bericht über die An- gelegenheit des österreichischen Geldausfuhr-Verbots. Die Kommission hat sich, entsprechend dem Antrage des frankfurter Handelsstandes , für Ein- reichung einer Vorstellung wegen Aufhebung des fraglichen Verbotes ver wendet,

Kolb hebt hervor , daß man gewiß weit entfernt sei, die finanziellen Verlegenheiten der österreichischen Regierung, cine Erbschaft des früheren verderblichen Svstems, zu verkennen, daß aber die ergriffene Maßregel in jeder Hinsicht , sür Oesterreich selbst sowohl wie für den allgemeinen deut- chen Verkehr, nachtheilig sei und deshalb auf deren baldige Rückgängig machung hingewirkt werden müsse,

Jacoby und Meyer wünschen Abänderung einzelner Ausdrücke in der Vorstellung, namentlich Abänderung der “Wortes „Der Ausschuß gla: bt sich erlauben zu müssen ‘‘,

Endlicher widerlegt die Anführungen Kolb's in Betreff der Finanz-Ver- legenheiten Oesterreichs, welche leßtere cr als mehr vorübergehende schildert, Der Redner empfichlt, die Vorstellung an den Minister-Präsidenten zu rich- ten, weil die Frage weniger vom finanziellen, als vom nationalen Stand punkt zu erörtern sei.

_ Mühlfeld berichtigt ebenfalls manche Acußerung Kolb's und bemerkt, daß weniger eine Finanz-Verlegenheit, sondern nur ein augenblicklicher Man- gel an Circulgtions - Mitteln, bewirkt durch die großen Geldsendungen an die Truppen in Jtalien und bedeutende Ausfuhren gemünzten Geldes nach Frankreich, dies Verbot als eine augenblicklihe Nothwendigkeit veranlaßt habe. Der Redner erklärt sih gegen die Verwechselung des „baldigst“ mit „sogleich“, da die Bittsteller selbs nur jenes beantragt hätten,

Kuranda führt an, daß bereits Geld zur Zahlung der Coupons na Frankreich unterweges sei , daß überhaupt die Fortdauer der Maßregel nur auf Personal - Verhältnisse in der Verwaltung beruhe, welche sih nun aus geglichen hätten, Rüder und Jürgens sprechen gegen Verschärfung des Tons der Vor stellung.

Buhl äußert sih in ähnlichem Sinne und spricht sich anerkennend über die österreichischen Finanzkräfte aus.

Jakoby motivirt seine frühere Bemerkung,

Wiesner {ließt sich Buhl an.

Bissingen bekämpft die Ansichten Kolb's und bemerkt insbesondere, daß durch die Gestattung von Ausfuhr-Pässen für Geld die Möglichkeit für die Privaten gegeben sei, ihre Verbindlichkeiten im Auslande zu erfüllen,

Der Kommissions-Antrag wird hicrauf mit der von Jakoby gewünsch- ten Abänderung angenommenz die Vorstellung soll an den Minister - Prä- sidenten gerichtet werden.

Nächste Sißung: Montag 4 Uhr. Tagesordnung: Entwickelung des Antrags des Herrn Freudentheil u, A, wegen der Geschäfts - Ordnung und Bericht-Erstattung der Kommissionen, :

XX Frankfurt a. M., 18. April, Ju der heutigen öffentlichen Sitzung des permanenten Ausschusses des Vorparlaments stattete der mit Buhl von seiner Mission aus Baden zurügekehrte Präsident Soiron einen sehr beruhigenden Bericht über den Standpunkt der republikanischen Schilderhebung im badischen Oberlande und über die nun in Manuheim, Heidelberg und Karlsruhe herrschende Stimmung ab, Die badische Kammer habe sih gestern auch einstimmig dahin aus gesprochen, die Regierung in der Unterdrückung des Aufruhrs, wozu \ie Baden und Deutschland gegenüber verpflichtet sei, aus allen Kräften unterstüßen zu wollen. Die badische Regierung habe nun die Verhaftung Heckers versügt und brauche dazu nicht mehx der Kammer Zustimmung, da sich Heer jeßt ja auf frisher That befände. Der Ausschuß beschloß darauf, das an Heer erlassene Einberufungs-=Schreiben zu- rückzunehmeu und dies öffentlih bekannt zu machen. Von der an den Nheiu entsendeten Deputation is ein Bericht eingelaufen, der eben nicht ganz ersreulih sein soll. Der Präsident erklärte um 5 Uhr die Silzung für eine geheime, da er dringende Ursache dazu habe.

Die hiesigen Permissiouisten beschlossen gestern in einer Ver- sammlung sich nochmals in ihrem beanspruchten Wahlreht an den Senat wenden zu wollen, obgleich dieser die Sache der geseßgebenden Versammlung, überwiesen hat. i

Die Messe ij fortwährend geschäftslos, und nur in wenigen Sommer-Artikeln wurde Einiges gethan,

Oesterreichische Monarchie.

IS8ien , 17. April. Gestern sind an die Gouverneure sämmt- licher deutshen Bundesländer Oesterreichs die Befehle zur Wahl der Abgeordneten zum deutschen Parlament in Frankfurt abgegangen, und man hofft, daß die Versammlung ihre Sibßungen um einige Tage verschieben werde, falls die österreichischen Abgeordneten bis zum 1. Mai nicht in Frankfurt eintreffen sollten.

Wien, 18, April. (Wien. Ztg.) Es is nachstehender Kaiserliher Erlaß über die Ablösung der Robot erschienen :

„Wir Ferdinand u, \. w. Ueber den Antrag Unserer getreuen Stände und des Herzogthums Steyermark* und nah Anhörung Unseres Minister- Nathes haben Wir in der Absicht, Unseren Unterthanen eine billige, mit dem Schuße der Eigenthums - Rechte-vereinbare Erleichterung zu gewähren, beschlossen : E

Erstens, Vom 1, Januar 1849 sind alle auf Grund und Boden haf tenden, aus dem Ober-Cigenthum oder Zehent-Recht entspringenden, so wie die denselben verfassungsmäßig gleichgehaltenen Natural - und Arbeit - Lei- stungen, in eine billige Geld-Entschädigung umgewandelt, und zwar;

a) Die Natural - Robotz þ) derx Natural - Feldzehent, Sa - Zehent, Wein - Zehent und die Natural - Zehente jeder Art; c) die Natural - Berg rechtez à) die Natural-Kleinrechtez e) und alle anderen wie immer Namen habenden Natural Práästationen.

Zweitens, Von Seiten der steyermärkishen Stände is unter Beiziehung

von nicht landständischen Gutsbesizern und von Bertretern aus dem Bauern- stande ein Geseß, nach welchem diese Umwandlung zu geschehen hat, fogleich auf verfassungsmäßigem Wege in Berathung zu nehmen und zu Meiner Genehmigung vorzulegen. g ___Drittens, Juzwischen und bis zum Eintritte der Wirksamkeit dieses Gesehes is es den Bezugsberechtigten und Verpflichteten überlassen, sich im gütlihen Wege darüber auszugleichen, ob diese Schuldigkeit n für das Jahr 1848 in Natura geleistet, oder welche Reluition dafür bezahlt werden soll, _ Viertens, Wenn sich die Betheiligten über die Leistung in Natur oder über den Neluitions-Betrag nicht einigen können, wiro durch cine unter Lei- tung der Kaiserlichen Kreis-Aemter auf Grundlage des faktischen Besiizstan- des vorzu zchmende Schäßung der an den Bezugsberechtigten zu entrichtende Neluitions-Betrag dur zwei beeidete Schähleute, woven jede Partei einen auf eigene Kosten beizustellen hat, ohne Gestattung einer weiteren Berufung ausgemittelt werden,

Fünftens, Alle zwischen den Berechtigten und Verpflichteten bezüglich der Umwandlung der Natural-Giebigkeiten in Geldleistungen schon bestehen- den Verträge sollen fortan aufrecht bleiben, :

d Tevlens, Alle an die Behörden in dieser Angelegenheit gerichteten Songa en, dann die von denselben ausgehenden und abverlgngten Urkunden, Verhandlungen sonstiger Akte und Quittungen haben die Freiheit vom Stem pel, Porto und Taxen zu genießen, i

__ Gegeben in Unserer Kaiserlichen Haupt - und Residenzstadt Wien, den elften April im eintausend achthundert acht und vierzigsten, Unserer Reiche im vierzehnten Jahre, È

/ Ferdinand. Franz Freiherr von Pillersdorf f, Minister des Jnnern,

Wien , 19. April. (Wien, Ztg.) Se. Majestät der Kai- ser hat den am 20, März 1848 zum provisorishen Minister - Präsi- denten des Minister-Rathes ernanuten Grafen Kolowrat - Liebsteinsfy auf sein Ansuchen in Erwägung seines vorgerückten Alters und sei= uer mehr als 50sährigen ersprießlihen Verwendung im Staatsdienste von der Minister-Präsidentenj.elle definitiv enthoben.

Die Wiener Zeitung sagt über die Operationen in Ober Jtalien:

„És war vorauszusehen, daß, nachdem der Feldmarschall Graf Radetzky alle unter seinen Befehlen stehenden Truppen zwischen dem Mincio und der Etsch zusammengezogen hatte, ein Stillstand in den Kriegs-Operationen eintreten würde, Einige partielle Gefechte aus- genommen, ist dieser Stillstand in der That auch erfolgt, Am A6ten d. M. hat das Corps des Feldzeugmeisters Grafen Nugent den Zs\onzo überschritten, um seine Bewegungen gegen die venetianischen Provinzen zu beginnen. Sobald Graf Nugent seine Verbindung mit dein zweiten Armee-Corps unter Feldmarschall = Lieutenant Baron d'Aspre hergestellt haben wird, so is zu erwarten, daß das Bild des Krieges sich in s{härferen Umrissen zeichnen werde. Wenn die von dem Feldmarschall Grafen Radebßky eingenonunene Stellung das in den Bewegungen der piemontesishen Armee bemerkbare Zaudern zum Theil erflärt, \o dürste man andererseits wohl nicht irren, wenn man einen Antheil daran den Erklärungen zuschreibt, zu denen sih die großbritauishe Regierung dem turiner Hofe gegenüber veranlaßt ge funden hat. England hat nämlich, wie wir aus zuverlässiger Quelle wissen, nicht nur sein Mißfallen über den von tem Könige Karl Al= bert unternommenen feindlichen Einfall in die Lombardei ausgespro hen, sondern au zu erkennen gegeben, daß, wenn in Folge der vertragswidrigen Schilderhebung des Königs Savoyen von den sar=- dinishen Staaten losgerissen werden oder Genua sih unabhängig er- flären sollte, er sih diese Verluste nur allein selbst zuzuschreiben ha- ben würde, gleichwie er überhaupt für alle anderen, noch uicht zu berehnen- den Folgen, welche aus scinem Vertragsbruche hervorgehen könnten, allein die Verantwortung zu tragen habe. Wir geben uns gern der Hosf- nung hin, daß der in den Kriegs-Operationen eingetretene Stillstand Veranlassung bieten wird, um den Wunsch, der in dem beflagen2=- werthen Kampfe, welchen unser gütiger Kaiser gegen seine irregelei= teten Unterthanen zu führen gezwungen is, ohne Zweifel vor Allem sein Herz bescelt, der Erfüllung näher zu bringen. Dieser Wunsch fann aber fein anderer sein als der, jenen {önen Provinzen, die jeßt der Krieg verheert, so bald als möglih die Segnungen des Friedens zurücckzugeben. Vielleicht sind wir in nicht zu ferner Zeit im Stande, nähere Andeutungen darüber zu geben, ob dieses Ziel als erreichbar sih darstellt,“

Vrag, 15. April, Am 13ten fand die erste Zusammentretung des National - Ausschusses und dessen Wirksamkeit unter Vorsiß des Oberst-Burggrafen als Präsidenten und Dr. Strohbach als Vice-Prä=- sidenten statt. Es wurde in derselben nah mancherlei Debatten die Geschäfts-Ordnung des Comité?s festgeseßt und zwar: Der Natio nal-Aus\schuß besteht: 1) Aus dem ursprünglich aus der Volks-Ver- sammlung vom 11, März hervorgegangenen St. Wenzels - Comité, °) Aus den später zugezogenen neuen Mitgliedern und Ersaßmän nern. 3) Aus den Mitgliedern des von dem Oberst-Burggrafen er nannten Verfassungs-Comité's, 4) Aus den in der Volks-Versamm lung vom 10, April zur Erweiterung des St. Wenz?ls Comités erwählten Mitgliedern. Der Zweck des National - Aus\chusses ist, die nöthige Einleitung zu -treffen, damit das constitutionelle Prinzip auf Grund lage der K. Erledigung der zweiten prager Petition vom 8, On, 2) ins Leben gerufen, die Ausführung der bereits zugestandenen Punkte ver anlaßt werde und dem konstituirenden Landtage die nöthigen Voralx beiten zu liefern. Ferner hat der National-Ausschuß in Folge de1 selben Erledigung die Verpflichtung, mitzuwirken, daß Ruhe, Ort nung und die vollständige Eintracht zwischen beiden Nationalitäten des Königreichs erhalten werden. Um diese Aufgabe zu lösen, sind vorläufig Sectionen für die einzelnen Geschäftäszweige bestimmt wo den. Hierauf wurde der Antrag einer deutschen Petition der hier wohnenden Deutschen vorgetragen, in Betreff der deutschen Kokarde, und dahin erledigt, daß die Deutschen zwar das Recht zum Tragen de1 deutschen Kokarde als freie Bürger hätten, aber ihnen die Klugheit für jeßt in dieser großen Aufregung gebiete, entweder gar keine oder die böhmische (nicht \lavische) zu tragen, um durch nationale Absonderung feinen Parteien - Kampf hervorzurufen. Ju der Sibßung am lten erschien die deutshe Deputation im National - Aus\{huß und erhielt den Bescheid, beschloß auh die Ablegung der deutschen Kokarde, um feine Zwistigkeit hervorzurufen. Die Mitglieder dieser Deputation wurden in den National - Ausschuß aufgenommen, Man schritt zur Wahl der ersten Section, und durch Stimmzettel wurden dazu er nannt: Prof. J. Haimerl, Ufo Horn, Ritter von Neuberg, Dr. J. Klieber, Hr. Placek, Pr, Frojar, Dr, Franz Rieger/ Dr, Brauner, Dr, Wunschheim,

Lemberg, 11. April, (Schles. Ztg.) Der Kaiser hat die Einberufung der Stände des Königreichs Galizien und Lodomerien zu einem außerordentlichen Landtag angeordnet, um Anträge hinsicht lich einer größeren Theilnahme derjenigen Unterthanen, welchen bisher ein beschränkter Antheil an den ständischen Verhandlungen zugewiesen war, dann hinsichtlich einer zeitgemäßen Umgestaltung und Verbesse rung der Munizipal - und Gemeinde - Einrichtungen in Berathung nehmen zu lassen. Jn Folge dieser Weisung wird der Landtag, welcher {hon durch Beiordnung einer größeren Zahl von der Bür- gershaft der Städte aus ihrer Mitte gewählter Abgeordneten ver- stärkt sein wird, am 26sten d, M, zu Lemberg eröffnet werden,

Mailand, 10. April. (D. A. Z.) Hier is folgende Pro clamation der provisorischen Regierung erschienen :

„Damit die Nation mit freier Stimme, die der wahre Ausdruck der Volksmacht sei, über das künftige Geschik des Vaterlandes ent= scheiden könne, hat die provisorische Regierung beschlossen, in möglichst furzer Frist die Nationa!-Repräsentanten zusammenzuberufen. Ju Er- wägung, daß zu dem Behuf in der glorreichen Wiedererneuerung el- nes Volkes man sich nur an alle Bürger zu wenden und ste um ihre Stimme zu fragen habe, und in Betracht, wie nothwendig eine sorg- fältige Erforschung und eine unparteiüsche Prüfung der zweckmäßigsten Mittel, zur wahrhaften Kenntniß der allgemeinen Stimme zu gelan- gen, sei, hält es die provisorische Regierung für ersprießlih, sich mit den Erleuchtetsten aus allen Bürgern zu umgeben und durch ihren Rath selbst Stärke zu gewinuen, und beschließt demnach: „Es wird eine Spezial-= Kommission eingeseßt, welche sich ohne Aufenthalt mit dem Entwurf und der Vorlage eines Gesebes zur Berufung der Urversammlungen, über die Art und Weise, selbige zu vereinigen, so wie die Stimmen zu sammeln und zu verisiziren, zu beschäftigen hat, Diese Kommission wird unter dem Vorsiß eines Kommissars der provisorischen Regierung arbeiten. (Folgen die Ernennung des Aless. Porro als Kommissar und die Namen der übrigen Mitglieder.) Diese Kommission wird noch andere Glieder in ihre Mitte berufen können, so wie ihren Ge= shäftsgang selbst ordnen ; die Sihungen dürfen, sofern es räthlich scheint, öffentlich gehalten werden, Auch wird die Kommission Sorge tragen, daß ihre Vorschläge von der Art sind, daß sie von den übri-

Joseph Freiherr von Weingarten, Hoffkanzler,“

gen Ländern Italiens, die jeßt noch in der Feststellung ihrer Consti- tution begriffen sind, angenommen werden fönnen, Ein weit größe=

rer Sieg, ja unser größter wird in der Errungenschaft der National- Einheit bestehen.“

La Ar e214

París, 17. April. (Aach. Ztg.) Die gestrige Manisfesta- tion is niht im Sinne derer abgelaufen, die sie veranstaltet zu haben schienen. Die extremen Klubisten, die Freunde Blanqui?s, Raspail, Cabet und Andere, beabsichtigten einen Handstreih gegen das provi- sorishe Gouvernement, aus dem sie vor Allem Lamartine und Gar nier - Pagès zu entfernen gedachten, Auch gegen den National hatte man einen Plan vor, weil man muthmaßt, daß dessen Redac- tion bei der Veröffentlichung des Blanqui'schen Dokuments betheiligt war, Die Partci Cabet’s mochte höchstens auf 7 8000 Köpfe renen, schien sih aber sehr verrechnet zu haven, wenn sie glaubt», daß die mobile Nationalgarde si auf ihre Seite schlage, iadem die selbe auf die entschiedenste Weise Partei sür das provisorische Gou- vernement ergriff. Uebrigens erklärten Abgeordnete von Arbeitern feier= lich dem Maire, daß sie durchaus nichts Feindseliges gegen das provisorische Gouvernement beabsichtigten. Gegen Abend fand eine zweite Manifestation statt, die bewies, welche Einstimmigkeit unter der Nationalgarde h rrsht. Die Legionen des Weichbildes waren auch hinzugeeilt , als sie hörten, daß Gefahr drohe. Mehrere Kluks hatten das Gouver nement ihres Beistandes versichert , dessen es aber niht bedarf. Die

ganze Presse, mit Ausnahme der Reforme und theilweise des Courrier srançais, ist voller Enthusiasmus über dieses Resultat, Die Presse sagt, daß der 16. April der s{chönste Tag seit dem 24 Tebruar sei, denn die Nationaigarde habe in Masse mit demselben Geiste und Willen die Sache der Ordnung und der wahrhaften Frei heit des Gouvernements geführt. Das Journal des Débats sagt, die pariser Bevölkerung habe bewiesen, daß sie die großen Jn teressen der Gesellshaft an dem Tage zu {hüben wisse, wo dieselben

in Gefahr fein würden. Der National spricht sich in gleichem

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zertrennlich bewahren. Scthreibt dies Wort auf Eure Fahnen und in Eure Herzen. Es sei das Losungswort zwischen allen Bürgern, zwi- schen allen Parteien des Reiches, und die Republik is gerettet.“ (Ein- stimmiger Beifall und allgemeiner Ruf: Es lebe die gesammte provi- sorische Regierung!) Nach der Gazette de France hat Lamartine den verschiedenen Corporationen der Arbeiter versprochen, daß jede von ibnen einen Abgeordneten zur National-Versammlung fenden solle, Das Versprechen erregte bei den Betheiligten große Freude.

Die Stadt Paris hatte den Arbeitern, welhe etwa zu Offizieren der National-Garde gewählt würden, ihre Uniformen und Epauletten zu liefern versprochen; da jedoch die Preise dieser Artikel in den Läden plößlich um die Hälfte gestiegen sind, so glaubte der Stadtrath sich niht ermächtigt, auf eine 10 ungerechtfertigte Mehr Ausgabe einzugehen. Viele Offiziere werden daher auf ihr Ersuchen bei der Revue am 2Míten ohne die Jusignen ihres Ranges erscheinen. Man glaubt, daß die Händler sich inzwischen besinnen und ihre Preije er- mäßigen werden. j S

Die sehr zahlreichen Gyps-Arbeirer zu Marseille haben an den Regierungs-Kommissar folgendé Adre|se eilafsen : „Bürger Kommissar! Durch die G9ps-Arbeiter abgeordnet, kommen wir in ihrem und un serem Namen, um Jhnen den Ausdruck unserer Wünsche darzubringen, Unsere erste Bewegung hat uns, wie ave Arbetter, dahin verleitet, eine Lohu= Erhöhung zu begehren; bei eimgem Nachdenken aber hc hen wir eingesehen, daß dieses anscheinend so verlockende Mittel für uns \{chlimme Folgen haben würde. Wir haben uns in der That nicht verhehlen können, daß diese Erhöhung des Lohnes unsere A: beit vertheuern und folgerecht die Nachfrage darnach vermindern würde. Statt also sechs Tage wöchentlich Arbeit zu finden, würde sie uns kaum für drei Tage dargeboten werden. Diesen Verlust würde aber die erwirkte Lohn= Erhöhung niemals ausgleichen können, Da wir nun die Organisation der Arbeit und nicht die Organisation der Faulheit wollen, \so begehren wir nur das, was gerech; und vei

Sinne aus und sagt, daß sih bewährt habe, daß alle Parteien die | uünftig, nicht aber das, was unbillig und widersinuig ist.“

Republik und das provisorische Gouvernement aufrecht halten wollten. Die Sache der Ordnung in der Freiheit jet gewonnen,

Paris, 18. April, Diesen Morgen rief die Trommel wieder- holt die Bürger-Garde zu den Waffen. Starke Abtheilungen durcl ¿ogen noch Nittags, aber meist heimkehrend, die Straßen, indem sie gegen die Kommunisten, gegen Cabet und gegen Blanqui, ihren Ruf ertönen lassen. Aus Vincennes sind bedeutende Munitions Vorräthe herbeigeshaff}t worden. Der Moniteur bringt heute eine Procla mation, worin die provisorische Regierung den Bürgern ihren Dank für ihren bewaffneten Eifer vom Sonntage abstattet. Der 16. April wird darin neben den 17, März gestellt und als abermaliger Ret= tungstag der Republik begrüßt. „Bürger“, heißt es darin, De Einigkeit der provisorischen Regierung stellt die Einigkeit der Repu blif dar. Das habt Jhr begriffen und darum empfanget unseren Dank.“ Der heutige Moniteur meldet auch: „Die Minister des Junern und der Justiz haben im Namen der proviforishen Regie rung den General- Prokurator beim Appellationshofe zu Paris und den Regierungs-Kommissar beim Seine-Tribunal von mehreren That \achen in Kenntniß geseßt, welche am verflossenen Sonntag stattge funden, und aus denen hervorzugehen schiene, daß ein Komplott gegen die Regierung der Republik bestanden hatte, Auf die Aufforderung des Herrn Portalis hat Herr Landrin sofort Untersuchungen einge leitet; ein Jnstructions-Richter hat die desfallsigen Aufträge erhal tenz alle Bürger werden aufgefordert, der Justiz die Mittheilungen zu machen, welche sie zur Entdeckung der Wahrheit für dienlich ez achten.“

Ein heute publizirtes Regierungs - Dekret hat auf die Verbrüde= rung der Armee mit der Nationalgarde ode: auf die fogenaunte Tahnen-Weihe am 20, April Bezug. Es erklärt diesen Tag für einen Festtag, an welchem die Bank, Börse, Schulen und Gerichtshvfe geschlossen sein müssen. Das Fest selbst findet an der Stern-Barriere statt, wo die Zimmerleute so eben die Gerüste auf \{lagen. Die ganze Armee wird verkreten sein, Ein anderes Ve fret spriht, unter Borbehalt der Bestätigung der beabsichtigten General - Reform des gesammten Gerichtswesens durch die National

Bersammlung, vorläufig die Absetbarkeit des Ober=-Rechnungs Hofes aus. Jn der Einleitung des diesfälligen Dekrets heißt es: „Der Grundsaß der Unabseßbarkeit der Justiz-Beamten (Gerichts-Belhörden, unverträglich mit der republikanischen Regierungsform) i} mit der Charte vou 1830 vershwunden. Ein drittes Vekret seßt mehr als bundert Generale, Obersten u. #. w. außer Dienst, darunter alle Korvphäen der Juli-Regierung, z. B. Tiburne Sebastiani, Gourgaud, Castellane, Flahault und Audere, Diese Maßregel soll nur die Reihe einer langgehegten Radikal-Reform der Armee eröffnen und der Vor= läufer großer Reductionen in der Gesammt Oekonomie des Heeres sein. Ein viertês Dekret endlich bezieht sich auf Erneuerung von Frie densrihtern und Einrichtung von General Magazinen.

Die Regierung fordert in einer Adresse ans Publikum die Biù ger auf, sich eilig\t, insoweit es noch nicht {hon geschehen, in deu IWaghllisten einzuzeichneu, da dieselben am 20sten um Mitternacht un- widerruflih geschlossen werden. Unter dem Titel „Bülletin der Ne publik“ wurde vorgestern wieder eine auf die Wahlen bezügliche Pro- clamation des Ministers des Junern überall in Paris angeschlagen : Das Journal des Débats spricht sich entschieden gegen die Cin= mischung des Herrn Ledru Rollin in die Wahlen aus und sieht in

jenem Bülletin den Versuh, den Glauben an eine royalistishe Re=- action zu erwecen. Au der Börse ist der Eindruck des Biilletins kein günstigerer gewesen. Das SièLcle erklärt nun, angeblich von Herru Ledru Rollin veraulaßt, daß weder der Minister des Innern noch feine Unterbeamten an der Entwerfung dieses Aktenstückes irgendwie Theil gehabt hätten. Es sei ohne Ledru Rollin's Vorwissen durch Berseben eines Beamten angeschlagen und in die Departements ab geschickt worden. Galignaui's Messenger meint, daß diese Er läuterung als sehr ungenügend betrachtet werden müsse; Ledru Rol lin’s Freunde würden gewiß eine bessere Vertheidigung wünschen, als die des Siecle,

Deputationen der Nationalgarde und der polytechnischen Schule, welche vorgestern der provisorishen Regierung ihre Mitwirkung an boten, gab Lamartine folgende Antwort: „Einige Parteien sollen geträumt haben, die provisorische Regierung anzugreifeu ; fle hatten ftatt ihrer eit Comité der öffentlichen Sicherheit proklamirt; sie wünschten unter ihren Mitgliedern, wie im Lande, Anarchie zu er- regen, Wir zweifelten nicht, daß auf das erste Gerücht eines solchen Versuches alle guten Bürger sich zu ihrer Vertheidigung vereinigen würden, Eure Anwesenheit allein und der Schritt, den Jhr gethan, ist eine für uns sehr ehrenvolle Kundgebung und mehr als genügend für die Ordnung und für die Regierung. Wir danken dem fast ein- müthigen Gefühle der Bevölkerung, welhe sich um die provisorische Regierung reiht, um ihr Kraft und Beistand zu leihen bis zu dem Augenblicke, wo sie ihre Vollmachten in die Hände der Nationalversammlung zurückgeben fann. Iun diesem Augenblicke, wo die Republik überall im Junern angenommen worden is und Allen Eigenthum, Sicherheit, Freiheit verspricht, giebt es nur ein Wort, welches dieser Lage entspricht, und dieses Wort heißt Vertrauen. (Geschrei: Ja, ja, Vertrauen auf die Regierung!) Die Regierung giebt Euch das Beispiel in dem Ver trauen, welches ihre Mitglieder gegenseitig einander {enken und un=

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Berrver tritt auch als Kandidat sür die National Bersammlung guf. Das legitimistishe Blatt Union bringt heute fein Glaubens befenntniß, worin es unter Anderem heißt: „Frankreich hat binnen weniger als 40 Jahren fünf inländische Revolutionen durchgemacht und die einander entgegengeseßten Regierungsformen proklamirk, ge nehmigt oder erduldet.““

Die Wälder und Forsten der Privat -Domaine Ludwig Philipp's sollen, laut Regierungs=-Verfügung, unter Kontrolle der Forstverwal tung gestellt und über ihren Ertrag besondere Rechnung geführt werden.

Straßburg, 16. April. (Köln, Zkg.) Gestern Abend war eine große Volfks-Versammlung, bei welcher die Angelegenheiten der deutschen Legion, so wie des Polenzuges, zur Sprache kamen, Deutsche, Polen und Franzosen traten als Redner au Mt heißem Begehren ward von den beiden Ersteren der Ruf laut: „Pon nez nous des armes!“ und derselbe fand lebhafte Unterstüßung. Die Behörden jedo verharreu bei dem Entschlusse, den Ausländern feine Waffen zu verabreichen und eben so ncht zuzugeben, daß die Gränze bewaffnet überschritten werde, Die Nachrichten gus dem ba dischen Oberlande bringen Alles in Aufregung. Der Aufruf des kou- stanzer Volks - Ausschusses is allenthalben bekannt. So eben beginnt das große republikanische Fest. Die ganze National Garde zieht aus, sämmtliche Regimenter sind auf den Beinen, die Schulen, die Behörden, die Geistlichen, Abgeordnete der Arbeiter, Deputationen der BVolksvLereine und der verschiedenen Departements, die Polen in großer Anzahl mit ihrer Fahne ziehen durch die Stadt, um der Aufpflanzung von Freiheitsbäumen beizuwohnen, alle (Sloden läuten, und von den Wällen ertönen Kanonensalven. Die ganze Stadt is mit Fahnen geziert. Diesen Morgen um 9 Uhr traf eine der beträchtlihsten Kolonnen von Polen dahier ein, die alsbald eti! quartiert wurde. Tausende von Neugierigen aus den benachbarten Ländern \römen herbei, die Eisenbahnen bringen mit jedem Zuge neue Schaaren, welche die Feierlichkeit mitanfehen wollen. Militair und Nationalgarden fraternisiren mit einander, Heute Abend wird die Stadt festlich beleuchtet,

Großbritanien und Irland.

London, 17. April, Die Minister begaben ih vorgestern nach der Jnsel Wight, um unter dem Vorsiß der Königin eine Ge heimeraths-Sißung zu halten, i

An demselben Tage gab der preußische Gesandte, Herr Bunjen, ein großes Fest, bei welchem der Premie! Minister mit dem Prinzen von Preußen zusammeutraf.

Fürst Metternich hat für fich und feine Familie in Brunswi(k- Hotel Hanover Square eine Wohnung bestellt und wird in den näch sten Tagen hier erwartet.

Ludwig Philipp und sein? Familie leben in Claremont, wie aus einem Schreiben eines Hausgenossen, des Herrn Vatout, hervorgeht, in einer wahren Dürftigkeit. Oie Prinzessinnen machen selbst sich im Hauswesen nüßlich. Die Köuigin is ganz gebrochen, Nux Au male und Joinville haben ihre alte Munterkeit bewahrt.

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Der diesmalige Status der Bank von England zeigt einige we

sentlihe Veränderungen, hervorgerufen besonders durch die erhöhten Anforderungen an dieselbe in Folge der Dividendenzahlungen, der Geldflemme auf dem Kontineut und des Bedarfs für Gold in Jr land. Jundessen bleibt der Baarvorrath, wenn schon um 608,435 Pfo. St, vermindert, doh noch sedr bedeutend, nämlich 14,002,431 Pfd, St., und ist ehestens eine beträhtlihe Goldsendung von St, Pe- tersburg zu erwarten.

Lord Clarendon, der Statthalter von Jrland, i} leidend und faum noch der ungeheuren Last der Geschäfte gewachsen. Man hat ihm einen Wechsel des Kiima's augerathen, doch will er, so lange seine Kraft irgend ausreicht, auf seinem Posten ausharren,

X Loudon, 15, April. Der Kampf, welcher in den leßten Tagen hier zwischen der kleinen Partei der Chartisten und der un geheuren Majorität der Bevölkerung un)erer Hauptstadt und des nigreichs stattfand, hat jene sehr in die Enge getrieben, Ihre ganze Stärke auf Kennington Common, obschon sie von allen Theilen des Landes zusammengerufen waren, soll nicht über 12,000 betrazen ha- ben, Doch ihre Monster - Petition wurde als der Ausdru von 5,600,000 Briten ausgegeben. Unglücklicherweise hat das Unterhaus Beamte, um die eingereichten Petitionen zu prüfen. Die Unterschrif= ten wurden demna geprüft, und es fanden sh weniger als 2 Mil- lionen, darunter noch dazu Namen, welche durchaus keine Verbindung mit der Volkscharte haben konnten. Die Königin Victoria kommt mehr als einmal vor, der Herzog von Wellington 17 mal und eine obsköne Redensart mehrere Hundert Mal. Jeder konnte die Petition wohl 50mal an einem Morgen unterschreiben, viele Unterschriften wurden bezahlt. Daß endlich der irländische Leiter, Feargus O'Con= nor, mit ciner Unwahrheit vor: das Parlament trat, hat seiner Sache vollends geschadet, Es ist meine feste Ueberzeugung, daß faum 100,000 Menschen in dem Vereinigten Königreiche gefunden werden, welche ein ernstliches Interesse an diejer verunglückten Agitation

haben,

Die Versammlung, welche sich National-Konvent nennt und noch immer ihre Sibungen in einer Hinterstraße Londons hält, wird wahr= scheinlich sehr bald durch das Geseß aufgehoben werden, Da Jeder- mann Klubs oder freie Vereine, welhe legislative Befugnisse sich bei- legen, mit der Aufrechterhaltung des Ansehens der Regierung für unvereinbar hält, so wird die jeßt durch das Parlament gehende Bill wahrscheinlich die Regierung ermächtigen, die Mitglieder jenes Ver- eins, falls sie ihre gegenwärtige Sprache des Aufruhrs fortführen, wegen Felonie vor Gericht zu stellen.

Selbst in Jrland is eine bedeutende Abnahme der Unruhe siht- bar. Die franuzösishe Autwort, welche die Deputation der vereiuig=- ten Jrländer erhielt, war der erste Schlag, die londoner Demonstra=- tion und die Niederlage der Chartisten der zweite, die jeßige Bill der dritte. Wenn Herr Mitchell über vierzehn Tage noch bei seinen Reden und Handlungen verharrt, so dürfte er sehr wahrscheinlih ge=- nöthigt werden, den übrigen Theil seines Lebens bei den Antipoden zuzubringen. Hierzu kommt noch ein sehr wihtiger Umstand, nämlich die täglih mehr wachsende Neigung bei den Engländern, die Auf= lösung der Union mit Jcland nachzugeben. Man will England be- wahren vor der irländischen Einwanderung, das Parlameut befreien von den irländischen Rednern und Radikalen, sich selbst von der Laft der irländishen Armen. England hat aus dem Besiß ‘Jrlands me- mals Vortheil gezogen, und das einzige Band, welches England die Union festzuhalten nöthigte, war die Ueberzeugung, daß an dem Tage, wo die englishen Truppen und Behörden zurückgezogen werden, ein Bürgerkrieg über die ganze Jnsel auësbrechen würde, Dessenungeach- tet gewinnen diese Ansichten in England Grund, und ih werde mi nit wundern, wenn nach zehn Jahren Jrland unabhängig if. Diese Besorgniß hat den Ton des irländischen Volkes eher herabgestimmt als erhoht.

Vit der on.

Aus dem Haag, 17. April, Heute erschien der Entwurf zu einer neuen Verfassungz die wesentlichsten Bestimmungen derselben ind: Civilliste für den König Eine Million Gulden, Die Person des Königs unverleßlih; die Minister verantwortlih., Ein Staate2- rath. Zwei Kammern, beide aus Voklswahlen hervorgegangen, welche leßtere durch Steuerpflichtige vollzogen werden, bei einem Census, der nicht unter 20 Gulden bleiben und niht 225 Gulden übersteigen darf. Die Zahl der Volksvertreter wird nah der Bevölkerung fest- gestellt, und zwar im Verhältnisse von Einem Mitgliede auf 45,000

| Einwohner. Jeder unbescholtene Niederländer is für die zweite

| Kammer wählbar, Der Kandidat für die erste Kammer muß 40

| Jahre zurückgelegt haben und 800 bis 1200 Gulden Steuern zah- len, Die geseßgebende Macht wird gemeinschaftlih dur den König und die beiden Kammern ausgeübt. Religionsfreiheit.

Gege

Brüssel, 17. April, (K. Z.) Die Staats-Papiere steigen fortwährend und zeugen von dem Zutrauen, welches Belgien zu seiner Lage hegt, Die Regierung hat der Stadt Charleroi eine Summe von 000,000 Franken behufs Gründung eines Bank -Comtoirs vor=- geschossen. Die Zahl der freiwilligen Beiträge für die National Anleihe \teigt mit jedem Tage. Der belgische Gesandte in London (van de Weyer) hat unter Anderen für 12,000 Franken unter schrieben. } :

Lelewel wird Brüssel binnen wenigen Tagen verlassen. Er hat gestern ein Abschieds\chreiben an Welker gerichtet, in welchem er seine Dankbarkeit für das Juteresse bezeugt, welches Deutschland für die Befreiung Polens an den Tag legt.

Brússel, 18. April. Die Repräsentanten-Kammer hat gestern einstimmig den Geseß=Entwurf über Revision der die Nationalgarde betreffenden Geseße angenommen,

Brüssel, 19. April, Der Politique bedauert, daß die Un- | terhandlungen mit Holland wegen eines Handelsvertrags noch nicht | weiter gekommen seien; weder England noch Frankreich könnten- Hol

| land es übel nebmen, wenn es Belgien Konzessionen mache.

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| SMWEeETlI | Tagsatzung. Der Schweiz. Beob. giebt über die Ver | handlungen der geheimen Sißung der Tagsaßung folgende Andeu- ungen: „Es“ verlautet“ 0 erzagl er, „daß die heutige ge- eime Sitzung der Tagsaßung (am 14.) sehr wichtig und die Ver= andlungen sehr lebhaft gewesen sein sollen, Es handelte sih um den | bereits in den Blättern angedeuteten Allianz-Vertrag mit König Al | bert von Sardinien, dem die Schweiz 30,000 Mann liefern und mit | 20,000 Mann ihre Gränzen beseßt halten sollte, Waadt soll sich | besonders für die Unmöglichkeit der Aufrechthaltung der Neutralität, | was Herr Druey geradezu Wahnsinn naunte, erklärt haben. Ueber- | haupt sollen die westlihen Kantone am meisten bemüht gewe jen Jem, die Unhaltbarkeit der Neutralität nachzuweisen, um | dadurch um \o mehr die Nothwendigkeit des Anschlusses an trgend | eine Nachbarmacht (natürlih vor Allem Frankreich) hervorzuheben. | Dagegen sollen sh die östlichen Kantone, unter ihnen auch besonders | Solothurn, in echt würdiger, wahrer Schweizerweise für strenge Auf rechthaltung der Neutralität, damit die Schweiz nicht zum Tanz= und Kampfplatz der streitenden Nationen werde, ausgesprochen haben. Der Gegenstand sei an eine Kommission, in welher auch Druey sitzt, gewiesen worden, welhe nächsten Montag Bericht erstatten soll.‘ U-ebereinstimmend damit meldet auch die Baseler Ztg. : So viel wir vernehmen, lag ein förmliher Antrag von Sardinien u einem Schutz - und Trußbündniß vor. Zu einem Beschluß über eine Antwort gelangte die Versammlung nicht, sondern eine Siebner Kommission, bestehend aus den Herren Ochsenbein, Rüttimann, Mun zinger, Druey, Kern, Näff und Meyer, soll Anträge bringen. An dieselbe Kommission ging auch eine Note des päpstlicheu Gesandten Luguet , der auf einen Traktat mit dem Papst, betreffend Klöster, Bischofswahlen , Priester - Seminare und gemischte Chen, anträgt, Auf Montag den 17. April ist die Besprechung über die Besetzung von Chablzis und Faucigny angeseßt.“ „Diese Zusammenseßung der Kommission““, sagt die Eidg. Zt g,, „1 für die S chweizerisch-Gesinnten beruhigend. Die Herren Nüttimanumn, Munzinger, Kern und Nâff ind 1eden=- falls entschieden für Aufrechthaltung der Neutralität, Nur Herr Druey cheint auh diesmal wieder allen Halt verloren zu haben und sich, feiner Gewohnheit nach, von dem neuen Winde tragen zu lassen ge= neigt zu sein. Herr Ochseubein sei noch {wankend, Jedenfalls is es auffallend, daß si die ganze sogenannte freisinnige Presse von Bern, Verf. -Frd., Berner Je, Seel, Anz. und Freis., gegen die Neutralität, die beiden lebteren sogar ossen jur eimn Schub=- und Trußz= bündniß mit Frankreich, Sardinien und der Lombardei ausgesprochen haben, obgleih damit noch keinesweges gesagt ijt, daß die Mehrheit des Bernervolks ebenfalls diejer Ansicht sei, was wir im Gegentheil mehr als bezweifeln.“

Nach einer Korrespondenz des Erzählers aus Bern wäre Aussicht, daß die Tagsaßung nicht länger als etwa Tage andaure, und daß sie zur Berathung des Bundes-Revisions-Projekts auf den 8. Mai wieder einberufen werde. Derselbe Korrespondent meint, es existirten wenig friegerishe Gelüste nah Savoyen und Tessin, doch wisse man nicht, was der Vorort einbringen und was die Tagsaßung

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