1848 / 119 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

das Schicksal ihrer ins Heer eingetretenen Freunde und Verwand= ten sich Auskunft zu verschaffen. Wie gestern in Rendsburg, #o erfährt man auch heute hier durhaus nicht Offizielles. Nur so viel is gewiß, daß die deutshen Truppen überall, wo ihnen der Feind begegnete, hohen Muth, zuweilen Tollkühnheit, zeigten und daß man über die Eile, in der der Feind den größten Theil des Herzogthums Schleswig geräumt, allgemein freudig überrascht it,

Flensburg, 28. April. (H. C.) Jm Gefechte bei Schleswig haben die Dänen Tapferkeit bewiesen, aber daneben giebt es That- sachen, welche den dänischen Namen für immer brandmarken werden. Es sind bei Schleswig von den Dänen drei Gefangene, welche sie nicht mit fort friegen konnten, ein [Unteroffizier vom Kaiser Alexander Regiment und zwei Gemeine vom Kaiser Franz Regiment, ermordet worden. Ein Verwundeter wurde von einem dänischen Unteroffizier, nachdem derselbe seiner Leiden gespottet, erschossen, Ein Kolben- schlag von einem herbeiecilenden Preußen geführt, zerschmet- terte indeß das Gehirn des Schändlihen. Bekannt is} es, wie bei Harzhof die Dänen sich verkleideten und mit deut-= scher Kokarde und deutscher Fahne einen Vorposten von circa 40 Mann überfielen, nachdem sie demselben freundschaftlihe Worte zugerufen. Bei Sch!eswig haben sich zwei ähnliche Fälle ereignet. Eine dän! he Jägerabtheilung sollte von unseren Jägern angegriffen werden. Indessen winkten die Offiziere und Gemeinen die Unsrigen freundlich herbei, es wurde gerufen: „Kommt doch her, wir gehören ja zu Euch.“ Unsere Jäger glaubten es und traten friedlich heran. Plüh- lih gab die dänische Abtheilung Feuer, von welchem Mehrere unserer Jäger fielen. Das Aergste indessen geshah im Thiergarten bei Sleswig. Eine dänische Abtheilung, welche die Ziegelei vertheidigte, steckte hier die weiße Fahne der Ergebung auf. Die Unsrigen, wenn ich nit irre vom dritten Bataillon, traten demnach heran, um sich den Posten übergeben zu lassen. Da plößlich wird in größter Ruhe Feuer auf sie eröffnet.

Die Mannszucht der deutschen Truppen und insbesondere der preußischen, die ausgezeichnete militairische Bravour derselben findet überall die rühm!ichste Anerkennung, Deutschland dauf auf folche Truppen stolz fein und unser theures Schleswig = Holstein wird sich glüdcklih schäßen dürfen, solhe Hülfe gefunden zu haben.

SHufunx, 25. April. Gestern Nachmittag traf hier dur einen Bauervogt aus der Umgegend die Nachricht ein, daß bei den nah dem Entsaß von Sthleawig gegen Norden weiterrückenden deutschen Truppen Mangel an Lebensmitteln eingetreten sei. Jn kaum zwei Stunden wurden durch freiwillige Beiträge der Einwohnerschaft 13 Wagen mit Brod, Fleish, Schinken, Bier und Branntewein be-= laden und sofort ins preußische Lager unter General Möllendorff bei Lusebush am Jbstedter Gehölz geschickt, wo sie die Truppen, bei lebhaften Feuern bivuakirend, und für die mitgebrachten Viktualien raschen und dankbaren Abgang fanden. Auch die Landdistrikte machten verhält- nißmäßige Sendungen. Lazarethgegeustände werden fortwährend hier bereitet und versandt; auch eine bedeutende Anzahl von Kleidungs- stücken aller Art is in diesen Tagen durch einen zu dem Ende zusam- mengetretenen Frauenverein gesammelt und nach Rendsburg abge- gangen. Nach den günstigen Ereignissen dieser Tage haben wir gestern Nachmittag unsern Kirhthurm von dem Zeichen der Occu- pation befreit; die Dannebrogsfahne i hoffentlich für immer ver- \{chwunden, statt dessen zeigten sich wieder die deutschen Bundesfahnen von den Giebeln der Privathäuser. :

Altona, 28. April. (Alt. Merk.) Es bestätigt sih, daß der Graf Karl Moltke zum Könige nach Frevericia berufen iß.

Hier find Anstalten zur Verpflegung von Verwundeten getroffen, von druen, wie man hört, ein erster Transport bereits eingetroffen is oder erwartet wird. Auch in Hamburg scheint man bereitwillig zu sein, ein Gleiches zu thun.

Freie Stadt Hamburg. (H. C.) Hamburg, 26, April, 9 Ubr Abends. Mit dem heute Abend eingetroffenen Bahnzuge er= fubren wir, daß die Bundes - Truppen gestern früh um 9 Uhr ohne allen Widerstand in Flensburg eingerückt waren. Das Anrücken der Preußen hatte unter den Dänen einen so panischen Schrecken oerbrei- tet, daß sie sogar mit Zurücklassung von Gepäck auf den Straßen

ie Flucht ergriffen. Eine hannoversche Neunpfünder - Batterie war den Anhöhen an der See aufgefahren, um die Kriegsschiffe zu Nach einigen Schüssen, die das Dampfschiff „Hekla““ er- og leßteres vlöblih die weize Fahne über die Danebrogs- ; was dadurch erklärt wird, daß Schiffe mit Verwundeten fic zwischen dem Damvfschiffe und der hannoverschen Batterie befan- den, worauf das Feuer fogleih eingestellt wurde. Sobald die Schisse jedech aus dem Bereich der Batterie waren, wurde das Feuer wieder eróffnet; indessen das Geschüß der Hannoveraner war zu leiht, un den Dänen in der Entfernung wesentlihen Schaden zufügen zu kön nen, während das dänische Geschüß, von weit {chwererem Kaliber, theilweise über die Köpfe der Hannoveraner wegshoß. Man sah mehrere Dampfschiffe sih entfernen. Jn einem Treffen bei Oversee hat ih besonders hannovershe Jnfanterie gegen dänische Jäger, die sich überaus tapfer \{chlugen, ausgezeihnet. Nachdem der Comman-= deur dieser Jäger getödtet war, gelang es erst, sie zur Uebergabe zu ingen, obwohl sie sich mit wahrhafter Wuth widerseßten. Nach den leßten Berichten hatten sich die Bundes - Truppen, welche theil- weise bis Bau vorgedrungen waren, wieder in Flensburg fonzentrirt, um einen Rasttag zu halten.

(Börs. Halle.) Ein uns gütigst mitgetheilter Privatbrief aus Rendsburg vom 25. April meidet über die Gefechte dieses und des vorhergehenden Tages, daß die Dänen am 2ästen ihre ganze Macht in und um Flensburg zusammengezogen und sich ungefähr dreiviertel Meilen diesseits der Stadt geseßt hatten. Dort waren sie von den Preußen geworfen worden und hatten ungefähr 400 Ge- fangene verloren, welche in der Nacht vom 24sten auf den 25sten im Schlosse Gottorf untergebraht waren und am 25\sten in Rendsburg erwartet wurden, wo die St. Marien - Kirhe für sie eingerichtet ist. Nach jenem Gefeht zogen sich die Dänen nah Flensburg zurüd, welche Stadt von einer Abtheilung deutsher Truppen umgangen war und am 25\ten Morgens von allen Seiten lebhaft angegriffen wurde. Die Dänen sollen sich tapfer gehalten und unsere Truppen mehrere Male zurückgedrängt haben, bis endlih den Leßteren der Sieg blieb. Biele Gefangene sind hier nicht gemacht worden, da die Dänen sich mit Hinterlassung alles Gepäcks {nell auf die im Hafen liegenden Schiffe flüchteten, wobei viele ertranfen. Erbeutet wurden am 2ásten unb 25sten im Ganzen 12 bis 16 Kanonen (\. dagegen die ge- stern unter Berlin mitgetheilten Nachrichten) und eine Kasse von 12 15,000 Thalern. Dampfschiffe liegen im flensburger Hafen, aber der Nordost = Wind hindert das Aussegeln der Kriegsschiffe aus dem Fjord, wodurch dieselben der Beschießung der längs dem Hafen gut placirten Geschüße ausgeseßt sind. In Rendsburg waren am 25\ten {hon 50 verwundete Dänen einge- bracht worden. Auf Seiten der Deutschen soll der Verlust an Todten und Verwundeten verhältnißmäßig gering sein. Bei Apenrade und Habversleben sollen die Dänen starke Positionen beseßt haben.

Der Mittagêzug bringt von Rendsburg nichts Neues, dagegen von Kiel die Nachricht, daß diesen Morgen (26sten) vor Bülk, beim Einlaufen der Bucht von Kiel, drei dänische Kriegsschiffe ‘erschienen

994

sind, worauf eine Stafette nah Rendsburg zur Herbeischaffung von Truppen abgegangen.

Im Widerspruch zu der Vermuthung, daß Schweden und Nor= wegen sich für Dänemark zu bethätigen gesonnen seien, kann ange- führt werden, daß die {wedisch-norwegishen Konsuln Befehl erhal- ten, auf keine Weise und unter keiner Form an den jebigen politi=- {hen Unruhen Antheil zu nehmen, sondern ihre Wirksamkeit im streng- sten Sinne nux zum Schuße des natio::alen Handels und derx natio= nalen Schifffahrt zu verwenden.

Hamburg, 27. April. Der heute Vormittag hier angekommene Ca= pitain Müntendamm, vom holländischen Schiff „Jacoba“ (von Haniburg in Ballast nach Hobroein Jütland bestimmt), berichtet, daß, als er am 26sten d. Nachmittags aus dem \{leswig - holsteinishen Kanal habe auslaufen wollen , ein dort liegendes dänisches Kriegs\{i} eine Kanone auf ihn abgefeuert und ihn zurückgewiesen habe. Auf seine Bemerkung, daß er neutrale Flagge führe und nah Hobroe wolle, erwiederte das Kriegsschiff, kein Schiff, welcher Nation es auch angehöre, dürfe pas- siren, Die „Jacoba‘“ is nah Holtenau zurückgegangen.

Von Bremen wird gemeldet, daß die Truppen , welche ihre Be= stimmung nah Schleswig hatten , Contre - Ordre erhalten und wohl zur Sicherstellung der Weser-Mündung dienen soilen, :

Freie Stadt Hamburg. (B. H.) Hamburg, 28 April. Der dänishe Kammerherr von Oxholm, welcher von Dänemark nach St. Petersburg gesandt worden war, um Rußlaud um seinen Bei= stand anzusprechen, hat, nah einem Privatbriefe aus St. Petersburg, die kategorishe Autwort erhalten, daß Rußland sich durchaus nicht in diese Angelegenheit einmischen werde.

Der Hamburger Correspondent meldet aus Hamburg vom 28sten April Abends 9 Uhr: „Der heute Abend ers um 8 Uhr eingetroffene Bahnzug bringt die Nachricht von dem Einzuge der Bundestruppen in Hadersleben, Cs wurde ein Angriff auf Alsen beabsichtigt, wohin sih ein Theil der dänischen Truppen gezogen Dae,

Freie Stadt Frankfurt. Vierzigste Sibung der deutshen Bundesversammlung vom 25. April 1848. Jn der heutigen Sißung wurde der neue Gesandte der provisorischen Regierung für Holstein, Professor von Madai, eingeführt. Preußen zeigte an, daß der General von Wrangel zum Oberbefehlshaber der preußischen und der zum 10, Armee-Corps gehörigen in Schleswig Holstein agirenden Truppen ernannt worden sei, worauf diesem General der nach der Kriegsverfassung auszustellende Revers zu- gefertigt und derselbe angewiesen wurde, künftig seine Berichte un-= mittelbar an den Militair-Aus\huß zu richten.

Verschiedene Anzeigen des Oberbefchlshabers des 7. und 8. Armee-Corps über die Operationen der Truppen im badischen Ober= lande wurden verlesen, bei welher Gelegenheit der badische Gesandte si anerkennend über die Treue, den Eifer und die Tapferkeit der operirenden Bundestruppen aussprach.

Der nassauer Gesandte zeigte au, daß die nassauer Brigade vom Obersten von Ahlefeld befehligt würde.

Der badische Gesandte zeigte an, daß die Wahlen zur National-=- versammlung im ersten Drittheil des Monats Mai im Großherzog thum Baden würden bewerkstelligt sein; der Gesandte für Luxemburg, daß in Luxemburg und Limburg die nöthigen Einleitungen zur Vor= nahme der Wahlen getroffen seien. Der österreichishe Gesandte zeigte an, daß in allen österreichischen zum deutschen Bunde gehöri gen Ländern die Wahlen zur Nationalversammlung eingeleitet seien, die Abgeordneten aber vor dem 18, k. Mts. nicht würden in Frank- furt eintreffen können, unv vesyalb vie Berlegung ver Eröffnung der Nationalversammlung bis zu jenem Zeitpunkte beantragt werden müsse, weil soust Oesterreich die Beschlüsse einer ohne Mitwirkung seiner Deputirten zusammentretenden Versammlung nicht als bindend aner- fennen könne. Diese Anzeigen wurden dem Revisions - Ausschuß zur baldigen Begutachtuug überwiesen.

Der Militair - Aus\chuß erstattete über viele Militair-Angelegen- beiten Berichte, namentlih die Armirungskosten der Festung Mainz, die Anschaffung von Poutons für dieselbe, die Bestreitung mehrerer Ausgaben der Festung Luxemburg u. st. w. Aus Veranlassung eines Berichts der Militair = Kommission wurde die Großherzoglich hessische Regierung ersucht, unverzüglih zu bewirken, daß nicht im Widerspruch mit den §F§F. 14 und 15 des Festungsreglements die Bürgerbewaffnung in Mainz unabhängig vom Festungsgouvernement ausgeführt werde, sondern die Bestimmungen jener Paragraphen ge- nau beachtet würden. Die Eingabe vieler Einwohner von Lauen burg, die Erfüllung der Bundespflichten von Seiten des Fürsten thums Lauenburg betreffend, wurde einer Kommission zur Begut achtung überwiesen, eben so eine Anzeige der hannoverischen Regie rung, daß sie auf Requisition der lauenburger Regterung Truppen zu deren Disposition gestellt habe, zum Schuß des Landes gegen mnere Unruhen. N E

Der hannoversche Gesandte zeigte f. aer an, daß seine Regie rung die erforderlichen Vorkehrangen zum Schuß ihrer Küsten ge= troffen habe, dieserhalb auch mit den Hansestädteu in Benehmen ge- treten sei. :

Der luxemburgische und der mecklenburgische Gesandte zeigen an, daß ihre Regierungen der Aufforderung des Bundes gemäß die Ausfuhr der Pferde verboten hätten. -

Der badische Gesandte beantragte eine, wenn auch nux proviso= rische Festsebung angemessener Bestimmungen bezüglich der für die Verpflegung von Bundestruppen in anderen Bundesstaaten zu leisten- den Vergütungen, welcher Antrag einer Kommission zur Begutachtung überwiesen wurde. Dasselbe wurde hinsihtlih einer Eingabe des Ausschusses des Vereins für die Leitung der Auswanderung beschlossen, worin dieser Ausschuß bat, die Bundesversammlung möge sih mit ihm wegen Beförderung der nationalen Zwecke des Vereius in Be=- nehmen seben.

Eine gleiche Beschlußnahme erfolgte ‘auf einen Antrag der bayerischen Regierung wegen Verschafsung der erforderlichen Räume zur Kasernirung der Besaßungstruppen in Ulm auf Kosten des Bundes.

Ein und vierzigste Sihung der deutschen Bundes

Versammlung vom 26. April 1848.

Nachdem die sämmtlichen Bundésregierungen unterm 7. April aufgefordert worden waren, die Wahlen der Abgeordneten zur fon- stituirenden Versammlung \o zu beschleunigen, daß wo möglich die Sitzungen derselben am 1. Mai beginnen können, und nachdem durch Bundesbeshluß vom 14. April sämmtliche Regierungen ersuht wor- den waren, fsogleih Nachricht darüber zu geben, zu welchem Zeit punkt bei dringend zu empfehlender Beschleunigung die Wahl der Nationalvertreter vollendet sein werde; so haben unterm 20. und 25. April die Regierungen mehrerer Bundesstaaten, deren Abgeord- nete zwei Drittheile der Gesammtzahl bilden, angezeigt, daß die Abgeordneten dieser Länder“ nicht bis zum 1. Mai, sondern erst aht Tage bis drei Wochen später hier werden eintreffen können. Hiernah hat \ich also abgesehen von dem Umstande, daß die Einrichtungen des Sitzungslocals ebenfalls erst später fertig werden die Unmöglichkeit heransgestellt, die Sißungen der Nationalversammlung am 1. Mai zu eröffnen, Nach den ein- gegangenen Anzeigen der Regierungen ist dieselbe jedoch glei

nah der Mitte des Mai möglih, und die Bundesversammlung be- {ließt daher : diejenigen Regierungen, in deren Landen die Wahlen nicht hon früher vollendet sein können, aufzufordern, dieselbe in der Weise zu beschleunigen, daß die Sitzungen der Nationalversammlung am 18. Mai beginnen können, und demgemäß die sämmtlichen Regie= rungen zu ersuchen, alle gewählten Abgeordneten einzuladen, si spä- testens bis zum 18. Mai in Frankfurt einzufinden.

Auf eine Mittheilung des Fünfzigeraus\chusses, daß es wün: \chenswerth sei, daß in keinem Bundesstaate die Anuahme der Wahl zur konstituirenden Versammlung von einer Regierungserlaubuniß abhängig gemacht, daß ferner während der Dauer der konstituirenden Versammlung die Landtage der einzelnen Staaten vor der Beendigung des Verfassungswerks in Deutschland nicht berufen werden möchten, wird beschlossen : :

die Bundesregierungen auf diese Wünsche aufmerksam zu machen.

Es wird Anzeige gemacht von der Ernennung des Oberappella tionsgerihtsraths Dr. Cucumus als Vertrauensmann für Baiern.

Nachdem der K. Hofrath, Ritter von Weißenberg seine Stelle als Kanzleidirektor und Protollführer der Bundesversammlung nieder gelegt hat, wird auf den Antrag des Präsidialgesandten der K. Lega tionsrath, Freiherr v. Thierry, mit diesen Functionen beauftragt.

42, S ißung der deutschen Bundesversammlung

vom 27. April 1848.

Ju der heutigen Sißung der Bundesversammlung hatten sich die Vertrauensmänner eingefunden, um den von ibnen ausgearbeiteten Entwurf einer Verfassung für Deutschland zu überreichen und das hiezu von Professor Dahlmann gefertigte Vorwort zu verleseu.

Sie erklärten hierbei, daß sie beabsichtigten, jenen Entwurf nebs diesem Vorwort als ihr der Bundesversammlung übergebencs Gutachten baldigst durch den Druck zu veröffeutlihen, welches Vo1 laben die Bundesversammlung nicht beanstandet. Jedoch behielt sich die Bundesversammlung vor, nunmehr den Entwurf selbst erst zu prüfen, und weitere Beschlüsse dem Resultat dieser Prüfung gemäß zu fassen.

Die Bundesversammlung eröffnete zugleih den Vertrauens männern, daß sie wünsche, es möchten dieselben fernerhin hier anwe send bleiben, um der Bundesversammlung in den geeigneten Fallen, insbesondere bei der Verhandlung über den von ihnen eingereidten Verfassungsentwurf beiräthlich sein zu können.

Von herzoglich nassauischer Seite wurde angezeigt, daß bereits nabe über 3400 Mann nebst 8 Geschüßen in Folge der badischen Requisition ins Großherzogthum Baden eingerückt, beziehungsweise einzurücken im Begriffe seien.

Vom Militair - Aus\{chuß wurden verschiedene Berichte erstattet.

Die herzoglich sächsische Regierung zu Gotha brachte den Ent wurf einer neuen Verfassung für das Herzogthum Gotha zur Keuut nißnahme der Bundesversammlung und ließ anzeigen, daß die Wah len zur Nationalversammlung in den Herzogthümern Gotha und Coburg bis zum 1. Mai beendigt sein würden.

Der Gesandte der provisorishen Regierung für Holstein bean tragte die Aufnahme des Herzogthums Schleswig in den deutschen Bund, welcher Autrag einer Kommission zur Begutachtung überwie fen wurde.

Der preußishe Gesandte theilte einen Bericht des Generals von Wrangel d. d. Schleswig, 23. April mit, wornah die preußischen Truppen siegreich vorgerückt waren und die Stadt Schleswig besebi hatten.

X Frankfurt a. M., 26. April. Der Funfziger-Ausschu| hielt gestern zwei öffentlihe Sißungen, in welchen verschiedene Be schlüsse gefaßt wurden. Unter Anderem wurde eine aus zwei Mit gliedern, Kurauda und Wächter, bestehende Deputation nach Böhmen gesendet z sie reiste hon gestern Abend ab, um ein Interesse der deui hen Sache zu wirken. Auf die Mittheilung des Präsidenten von Soiron über den Zustand der Dinge in Baden wurde auf den von Reh gestellten Antrag beschlossen, nochmals eine Proclamation an das badische Volk zu erlassen und thr eine von Biedèrmann beau! tragte zustimmende Erklärung an die badische Negierung beizufügen. Auch an die Tyroler soll eine Proclamation ergehen, damit sie we nigsteus sehen, daß Deutschland für sie Sympathie hege.

Gestern Vormittag rückte in dem nahen Bockenheim ein Batail lon des furhessischen 2en Jnfanterie-Regiments ein uud wurde freu dig empfangen, Ein trauriger Vorfall ereignete sich leider dabei : Ein \chlechtes Suljekt Bockenheims {oß aus einem Nachbarhofe ci nen in einem Wirthsgarten ruhig sich erholenden jungen Soldaten von 22 Jahren meuchlings nieder, so daß er s{werlich davoukommt. Das Volk wollte den Mörder seiner Wuth opfern, und nur mil Mübe wurde er ihm entrissen.

X Frankfurt a. M., 27. April. Wie heute Morgen versichert worden, so i in Mannheim die gestern dort angeblich in ernster Weise gestörte Ruhe der Stadt vollkommen wiederhergestellt und der Redacteur der Mannheimer Abend=-Ztg., Grohe, ver haftet worden.

Heute Morgen passirten ein kurhessishes Jusfanterie Regiment, ein Jäger-Bataillon , ein Husaren-Regiment und eine halbe Batterie auf dem Marsche uach Baden hier durch.

Der Funfziger- Ausschuß beschloß gestern, die Entscheidung übe: die Polenfrage dem Parlament zu überlassen.

, O-

x % Ærvankfurt, 27. April. Ju den heutigen Sitzungen des Sechsundfunfziger - Ausschusses war auf der Tagesordnung die Berathung über die Diktatur (die Vermehrung der Bundesversamm lung durch drei Mitglieder, welchen die exekutive Gewalt anvertraut werden s\oll 2c.). Es hatten sich fast alle Mitglieder als Redner ein geschrieben, und die Debatte war namentlich Nachmittags sehr leh haft. Die meisten Redner sprachen si für den Kommissionsantrag qus und waren vou der Nothwendigkeit durchdrungen, daß die exe futive Gewalt des Bundes gestärkt werden müsse, da die Umstände so {chwieriger Natur geworden, Der Kommissionsantrag auf Errich tung einer exefutiven Centralgewalt beim Bunde wurde mit 23 gegen 15 Stimmen angenommen. Oesterreichische Monarchie.

Boten, 21. April. (A. Z.) Ein so eben ausgegebents Bül letin enthält folgende Nachrichten vom Kriegsschauplab? in (talien und Südtyrol vom 18., 19. und 20. April: i j :

Laut Nachrichten vom 18. und 49ten d. M- standen die Pie montesen noch immer hinter dem Mincio, Am 18. war der ganze Rayon von Lazise bis Garda, Rivoli und Caprino sre von (Fnjur= genten, Jn Ostiglia stand eine Abtheilung Tann er greishaaren, welche Ponte Molina abgetragen und die Straße stark verbarri- fadirt batten. Eine ähnlihe Schagr (4 500 Maun mit 2 Kanonen) stand nicht ferne von LTegnago 111 Schlosse Bevilacqua. Die Gegend von Lonigo und Cologna war am 18. ganz fre vom Feinde. Ein großer Theil der dort zusammengerotteten Freischaa- ren soll sich nah Vicenza B haben, während die Bicentine dem Vernehmen nach gegen Palma sih in Bewegung sebten. ZU Varone bei Niva fiel am 18ten d. M, ein Gefecht vor. Cine Jnsurgentenschaar- beiläufig 600 Mann stark, rückte von Ballino

nach Tenno. Als dies dem Truppen-Kommandanten in Riva gemeldet worden, brach er sogleich auf und postirte seine Streitkräfte an solchen Stellen, wo die Aufständischen vorbeikommen und einen nahdrücklihen Empfang erfahren mußten. Unsere Truppen, bestehend aus einer Kom- pagnie Schwarzenberg Jufanterie und einer Kompagnie des dritten Ba- taillons Kaiserjäger, grifsen den Feind bei scinem Anmarsche so kräftig an, daß er sogleich in Verwirrung gerieth und sein Heil in wilder Flucht suchte. Eine Abtheilung der Freischärler warf sich in ein nahes Ge= bäude, welches aber, von unsern Tapfern erstürmt, das Grab der Jusur= genten wurde, Es blieben von denselben 16 Todte, eine bedeutende An- zahl wurde verwundet. Wir verlorcn einen Kaiserjäger und hatten zwei Verwundete, Jn Stenico befanden sich bei 1200 Jnsurgenten ; unter ihnen cine Amazone, Gräsin Pallavicini aus Brescia. Major Scharin= ger von Schwarzenberg-Jufanterie, welcher mit seiner Truppenkolonne am 19, d. M. einen Angriff auf Stenico machen sollte, sti-ß im Vor=- rien dabin bci Sclemo auf die Jusurgenten. Ein heftiges Gefecht ent= spann |ch; Sclemo ward mit Sturm genommen, 19 Aufständische blie

ven auf dem Plaße; die übrigen “wurden nach Stenico zurückge

worfen, Von unsern Truppen siud 2 Jäger verwundet, von Schwar- zenberg- Jnfanterie 1 Unteroffizier getödtet und einige Manu ver= wundet. Den 20. d. M., 10 Uhr Vormittags, von welhem Zeît= vunkt der Bericht datirt is, stauden sämmtliche Truppen wieder im Gefecht, und waren freudig bewegt, daß sie auf Gegner gestoßen, die ihnen Stand hielten. Das Kastell in Stenico war mit 500 Mann, der Poule delle Arche ebenfalls mit einem starken Haufen beseßt. Beständiger Regen erlaubte nur von der Stoßwasfe Gebrauch zu machen. Der Ausgang wird, sobald die Kunde davon eintrifft, be

fannt gemacht werden. Inzwischen hatte Oberst v. Melczer, welcher mit 27 Kompagnien Tirolerjägern und Großherzog Baden JInfan- terie nebst 2 Geschüßen am 19. d, M, gegen Cles vorrückte, das Nonsthal entwaffnet. Der Markt Cles selbst war von ungefähr 150 Jusurgenten beseßt, die bei dem Herannahen der Tirolerjäger, denen ih unsere braven Landesschüßen angeschlossen hatten, gegen Malé zu die Flucht ergriffen, Cles wurde entwaffnet, die österreichischen Fahnen und Wappen wieder aufgestellt und den Bewohnern das Ver= sprechen der Treue abgenommen, Zwei Dellago, Vater und Sohn, die wohlbabendsten Besißer von Cles, wurdeu ergriffen; der Sohn, Doktor der Rechte und vor kurzem erst aus Mailand angekommen, mit den Waffen in der Hand, der Vater, gründlich beschuldigt. für die Jusurgenten geworden zu haben. Ein Detachement des braven Boßzener Freiwilligencorps brachte die Gefangenen am 20ften Vor= mittags hieher, von wo eine Abtheilung der diensteifrigen National= garde sie nach Brixen weiter transportirte. Noch an demselben Abend wendete si{ch Oberst von Melczer mit seinen Truppen gegen Mal, um diesen Heerd der Empörung zu züchtigen. Unfern dieses Ortes wurden seine Vorposten den isten d. M. mit Flintenschüssen empfangen, und 5— 600 Jusurgenten schickten fich unter dem Läuten der S turmglocken und dem Rufe : Viva PItalia! zum Angriff an. Oberst v. Melczer sendete ihnen unter dem Schutze seiner 2 Geschüße einige Tirgilleurs entgegen, Hauptmanu Bonn mit den Jägern und Landes schüßen umging indeß Malè. So bedroht entflohen die Jusurgenten nah längerem ganz erfolglosen Schießen gegen die Höhen. Unsere Jäger und Schützen hatten ihnen einen Verlust von 15—20 Todten beigebracht. Die Verwundeten waren von den Fliechenden mitge=- rblevpt worden. Unsere Trupyen, die niht einen einzigen Mann verloren, beseßten Malè, welches ein großer Theil der Einwohner und alle erklärten Theilnehmer der Jnsurrection verlassen hatten, darunter der hauptsächlihste Förderer der Empbrung, Tüddei, ein Bürger von Mal. Sein Haus war an Thüren und Wänden mit Hroclamationen und Aufrufen zur Republik bedeckt, mit Waffen und Munition aller Art angefüllt, und in ‘der That der Hauptsiß der Insurgenten gewesen, Nachdem die ershöpften Truppen einige Nast genossen hatten, zog ein Theil derselben mit fünf erbeuteten Fahnen nach Cles zurück, wo sie noch denselben Tag um 7 Uhr Abends eintrafen.

Boten, 22. April, früh. Zufolge neuer Nachrichten sind die Jnsurgenten gegen den Tonale, dann von Stenico ngch Tîione, von Riva bis Condino zurlickgeworfen, haben gestern (21. d. M.), an 2000 Mann stark, mit vielen Verwundeten Tione geräumt}, und sind über Contino nach Lodron zurückgegangen. Die Nachricht von der lebergabe der Festung Peschiera ist eine Ersindung. Peschiera be findet ich unter dem Befehle des tapferen Generals Baron Rath vou dem Ottochaner Gränzinfanterie-Regimente besebt.

Trieut, 22. April. (A. Z.) Heute is folgende in italienischer Syrache gedrucfte Bekanntmachung des Kreisamts erschienen: „Es wird zur fentlichen Kenntniß gebracht, daß nach einer so eben eingegangenen Mit-= theilung des Kaiserlichen Militair - Kommandos kein Mann ‘von den eingedrungenen italienishen Jusurgentenhaufen, vielleicht ein oder das andere Jndivvuum am Fuße des Tonale ausgenommen, heute mehr quf tyrolischem Boden weile,“

Kvafau, 20, Ul. (CSVlet, 5rd) Doute Jand vûr dein Oause des Hof-Kommissars Krieg ein großer Auflauf statt. Die Po len verlangten die Aufhebung der Verordnung vom 22, April, be- treffend das Verbot des Eintritts der Emigranten in die österreichi hen Staaten. Der bedrängte Beamte gab endlih nah. Als man aber ferner weitere Lieferung von Waffen verlangte, wies Krieg die

Petenten an den Feldmarschall-Lieutenant Castiglione. Dieser jedoch

wies nicht nur dieses Ansinnen entschieden zurück, sondern erklärte abermals die von Krieg zurückgenommene Verordnung in Kraft. Da man hierüber Unzufriedenheit äußerte, ließ er die Rädelsführer grei= fen und zur Haft bringen. ]

Krakau, 26, April, Abends 11 Uhr. (Bresl. Ztg.) Oester= reihische Soldaten beseßten heute die Werkstatt des aus Frankreich zurlickgekebrten Schmieds Müller, nahmen die dort vorgefundenen, nur eben angefertigten Piken und Sensen in Beschlag und wollten

sich mit diesem Fund aufs Schloß zurücziehen, als Polen sich auf sie

stirzten und einen Theil der Waffen erbeuteten.

und ei cil d Cs blieben beider- seits einige Mann bei diesem Scharmühel, D

| )) f : Die Lärmschüsse fielen sofort vom Sloß, und die auf der uahen Blonja versammelte Na= tional-Garde rücte auf den Markt hin, woselbst große Militairmassen bereits aufgestellt waren und sofort ein anhaltendes Feuer eine Stunde lang auf e fast unbewaffnete Volksmenge eröffne ten. Diese behielt aber dennoch den Pla, und das Militair zog fich auf das Schloß zurück, von wo aus mehrere Brandraketen in die Stadt geschleudert wurden, die an zwei Orten zündeten, indeß feinen besonderen Schaden verursachten. Jn wenigen Minuten waren zahllose Barrikaden in den zum Ringe führenden Straßen von den in diejem Fach auf den Straßen zu Paris und Berlin in leßter Zeit er- probten Männern errichtet, welche wohl \{werlich hätten genommen wer den tönnen. Es trat ein Waffenstillstand auf 412 Stunden ein, wäh Casigliene, die nie einbeivilhen Coirmneen ae Abcoie qus ter Gebiete zu veranlassen, dur A N 19 Ttbn A 7 ge fa dem dieselben die Stadt L A A ¿ls If r Menge ge|ab, L Gefahren des fonst annedrotta iyre \RNgETE Anwesenheit nicht den Eis 30 Maun fol Tro en Bombardements ausseßen wollten, E E E auf beiden Seiten zusammen gefallen sein. Zn der „Stad ist bis auf lärmend umherziehende Rotten eine be sondere Aufregung bis jeßt um 12 Uhr Nachts nicht zu verspüren,

995

Krakau, 27. April. (D. A. Z.) Vir haben einen blutigen Kampf gehabt. Der Aufstand begann gestern um 4 Uhr. Als der durch seine Menschenfreundlichkeit und Langmuth allgemein beliebte Ober = Kommandant, Graf Castiglione, an der Spiße der Generale das Volk mit väterlihen Worten zur Ruhe mahnte, erhielt er von Fenstern aus 3 Schüsse ins Gesicht; in diesem Augenblick übernahm General Moltke das Kommando und ließ feuern. Das Blutbad war fürhterlih, die Stadt ward 3 Stunden lang beschossen, bis Parla=- mentaíre famen und um Gnade baten. Die Stadt kapitulirte nun, die Jusurgenten und polnischen Emigranten, deren größere Zahl am Plabe geblieben, streckten die Wasen und flohen aus der Stadt. Das Leben des Grafen Castiglione soll nicht gefährdet sein. Das Militair hat 10 Todte und 40 Verwundete. Jeßt is vollkommene Ruhe.

Sr £1.

Paris, 24. April. Paris, ganz Frankreich, athmen heute et- was freier. Der große Wahlakt in den 278 pariser Sectionen ist bis auf einige Nachzügler, die uoch bis heute Abend 10 Uhr überle- gen dürfen, wen sie wählen wollen, auf feine ernste Weise gestört worden. Auch in den Departements sind vie Wahlen, deu telegra- phischen Depeschen zufolge, ohne wesentlihe Störung vorüberge= gangen.

Paris, 25. April, Gestern Abend Schlag 10 Uhr wurden die Wahlurnen geschlossen, versiegelt und unter starker Bedeckung in das Stadthaus gebracht. - Dort wird, laut einer Verordnung im heutigen Moniteur, in Gegenwart sämmtlicher Maires am 28sten d. die Enthüllung des Stimmgeheimnisses stattfinden. Gestern und heute findet eine allgemeine Volkszählung statt. Wenigstens \hrie=- ben Polizei-Beamte alle Personen mehrerer Stadtbezirke auf.

Paris, 26. April. Wegen overbreiteter Gerüchte durchzogen in der verflossenen Nacht zahlreiche Patrouillen und Nationalgarde=- Abtheilungen die Stadt. Unter Anderem hieß es, Ledru Rollin habe sih mit der provisorischen Regierung in Masse überworfen und sich zu den Arbeitern geflüchtet. Dagegen wird berichtet, das Wahre an der Sache sei, daß Ledru Rollin allerdings den Vorschlag gemacht habe, drei seiner Ober-Beamten bei der Stimmzählung beiwohnen zu lassen, daß aber Marrast erklärte, seine munizipalen Vorsichts- maßregeln würden vollständig genügen, und daß nach kurzem Wort- wechsel die Sache beigelegt würde.

Der Abmarsch einiger Abtheilungen der mobilen National-Garde in die nordöstlichen Provinzen i} bereits erfolgt, Jhre Garuisons- pläße sind noch unbestimmt,

Diesen Vormittag hat sich der Gesandte der nordamerikanischen Freistaaten zur provisorischen Regierung ins Stadthaus begeben und die frauzösishe Republif offiziell anerkanut. Lamartine hielt dabei eine Rede, aus welcher man entnimmt, daß die Tendenz der provi- sorischen Regierung fortdauernd auf Erhaltung des Weltfriedens hingeht.

Ein Regieruugs-Dekret erhöht die Thorsteuer auf feine Genüsse, als: Trüsfeln, Wildpret, Geflügel, gute Fische, Austern und derglei- chen, auf einige Artikel bis 80 Cent, für das Pfund.

Ein anderes Dekret bewilligt der Straßburger Eisenbahn-Gesell- {aft 2,000,000 Fr. zur Vollendung der Streckte zwischen Hommar-= ting und Straßburg.

Ein drittes schreibt die Kleidung der Lyceen und Normalschulen vor, Die Zöglinge dieser Anstalten haben sich künftig an zwei Tagen in der Woche in den Waffen zu üben, militairische Exercitien zu -machen und die Turnkunst fleißig zu treiben, wie es unter Napo- leon geschah.

Ein viertes Dekret befiehlt, die Kleinkinder-Bewahranstalten künf- tig Mutterschulen zu nennen und verspricht ihnen eine bessere Ein richtung.

Paris , 27. April. Paris und seine Umgegend ( Seine - De partement) haben, nach Angaben, die für ziemlich zuverlässig gehalten werden, folgende hinlänglich bekannte Männer in die National - Ver sammlung gewählt: 41) Lamartine, 2) Dupont, 3) F. Arago, H Marrast, 5) Garnier Pagès, 6) Marie, 7) Beranger, 8) Cremieux, 9) Carnot, 10) Bethmont , 11) Duvivier, 12) Lasteyrie, 13) Vavin, l) Bu 15) Recurt, 16) Cavaignac, 17) Peupin, Arbeiter, 18) 19) Schmit, Arbeiter, 20) Perdiguier, Arbeiter, 2) Lamennais, 23) Caussidière, 24) Cormenin, 25) ) Arbeiter, 27) Flocon, 28) Louis Blanc. solute Stimmenméhr. 29) Bastide, 30) Goud eiter, 32) Vellu, Arbeiter, 33) Danguy, Ar ngers, 35) Wolowski, 36) Garnon, 37) d, 39 Coguerel, protest. Pfarrer, 40) Berger, nmenmebr, d. h. nah Jenen die meisten Stimmen llebrigens kft si morgen Abend kein definitives Resultat mel- den, da erf gen früh % Uhr die Zusammentragung der Sec=- tion8-Stimmlisten im Beisein von achthundert Scctions=Abgeordneten le è Stadthauses erfolgt. Die Theilnahme am anfangs vermuthet hatte. Aus Paris, i è, die das Seine-Departement bilden, sind nahe an 260,000 immlisen in den Urnen vorhanden, deren Entzisserung volle drei Tage erforderte. Cabet, Raspail, Blanqui zählen durch huittlich etwa bundert Stimmen per Arrondissement oder Wahl= Bezirk und haben also wenig Aussicht, im Seine - Departement ge wählt zu werden. Cabet i, heißt es, vorgestern nach Lyon gereist, von wo er morgen zurückerwartek wird. So viel man bis jeßt beur- theilen fann, scheinen in ganz Frankreich die Wahlen im gemäßigten Sinne ausgefallen zu fein.

Berichtigung: Jm gestrigen Artikel Paris i} Z, 8 statt: „eine Nacht für die Bevölkerung“ zu lesen: eine La st für die Be- völkerung.

Großbritanien und Irland.

London, 25. April. Der prenßishe General-Konsul in Lou- don, Herr Hebeler, macht heute bekannt, daß er Auftrag von der preußishen Regierung erhalten habe, alle preußischen Schisse, welche sich in englischen Häfen besinben oder im Kanale angerufen werden fönnen, vor den Gefahren zu warnen, denen sie unter den jeßigen Umständen seitens der dänischen Flotte ausgeseßt sein möchten.

In London selbst politisch wenig Neues. Dem Standard zufolge hätten die Gerichte „Schulden halber“ die chartistische Conventshalle mit Ahem was darin is versiegelt, und es wäre somit wenig Aussicht zu neuen Sihungen vorhanden.

Der befannte Chartistenführer, Herr Cochrane, versuchte heute abermals, eine Demonstration des Volks gegen die Regierung hervor= zurufen. Es is ihm dies nur zum Theil gelungen, denn statt der er- warteten 150,000 Mann waren nur etwa 1000- erschienen, da ein Verbot der Regierung vorher bekannt gemacht worden war und der Regen Viele von der Versammlung zurüchielt. Die Demonstration war gegen die Armengeseßze gerichtet, und es sollte dem Minister des Junern eine Petition deshalb in feierlihem Aufzuge überreicht wer- den. Sir George Grey hatte den Trafalgar - Plaß mit etwa 1050 Polizei-Constablers beseßen lassen, welhe den Zug verhindern sollten.

i Herr Cochrane und drei seiner Freunde erschienen in der That in eiz

nem Wagen, den ein altes lahmes Pferd 30g und den die entseblih- sten Oelgemälde über das in den Armenhäusern herrschende lend deckten, Die Polizei stellte sch dem Wagen, dem ein Volkshaufe folgte, entgegen. Cochrane pohte auf sein englishes Bürger - und Petitionsrecht, Er wolle uach Whitehall fahren und seine Petition übergeben. Die Polizei hatte nichts hiergegen einzuwenden, und Cochrane fuhr bis zum Ministerium des Innern, wo er seine Petition abgab. - Damit endete die Sache. Die chartistishen Bewegungen dauern au in den Provinzen noch fort. Jn Greenock fam es am Sonnabeud zu einem förmlichen Kampfe zwischen Volk und Polizei, wobei Mehrere stark verwundet wurden.

Londou, 26. April. Die Blätter veröffentlichen einen Brief wesel zwishen oen gegenwärtig in London anwesenden dänischen Minister Herrn Orla Lehmann und den preußischen Gesandten Herrn Bunsen. Der dänische Minister beklagt sich über Herrn Bunsen, daß dieser in seiner Denkschrift an Lord Palmerston ihn als den Verfasser gewisser in der Times erschienener Briefe über die \{leswig - holsteinshe Angelegenheit dargestellt habe, welhe die üffentlihe Meinung iy England irre geleitet hätten. Herr Bunsen hatte nämlih in seiner Denkschrift gesagt, daß das falsche Urtheil in Engiand über die Ansprüche der Herzogthümer gegen Dänemark „dur cine dänische Korrespondenz von höchst leiden- \chaftlihem und persönlihem Charakter noch mehr befestigt worden sei“, indem er dabei folgende Worte hinzufügte: „wir deuten nämlich auf die in der Times erschienenen Briefe hin, welche aus den stärk= sten inneren Gründen für Werke Orla Lehmann's angesehen werden mií\sen, des Manues, den seine einst ausgesprochenen blutigen Worte hinlänglich charakterisiren: „laßt uns das dänische Recht mit dem Schwerdte den Schleswig- Holsteinern auf den Rücken schreiben.“ ““ Herr Orla Lehmann fragt nun sehr empfindlich, was den preußischen Gesandten berechtige, ihn, Orla Lehmann, als den Verfasser jener Briefe zu bezeichnen und erklärt den ihm zugeschriebenen Ausspruch für eine Erfindung deutscher Zeitungen. Vor fünf Jahren hätte eine deutshe Zeitung davon gesprochen, Dänemark, möge es wollen oder nit, mit Deutschland zu vereinigen. Darauf habe er denn in einer Rede sich dagegen verwahrt, daß Dänemark der Admiral-Staat von Deutschland werde. Sollten einige verwegene Deutsche Dänemark angreifen, so müsse man mit blutigen Worten auf ihren Rücken \{chreiben, daß Dänemark so wenig wie Holland sich von Deutschland werde unterjochen lassen. Von den Schleswigern und Holsteinern sei nicht die Rede gewesen. Gegenwärtig wollten die Deutschen nur den dritten Theil von Dänemark erobern, aber sie hätten ihren Plan auf ganz Dänemark nicht aufgegeben, sondern bloß auf bessere Gelegen= heit vershoben. Der Brief schließt mit einigen Unhöflichkeits - Be- zeugungen. Herr Bunsen anwortet darauf unterm 21. April jene mit O. A. unterzeichneten , in der Times erschienenen Briefe hätte er aus inneren Gründen für-Orla Lehmann's Werk halten müssenz es werde ihm lieb sein, zu hören, daß er sich geirrt; aber davon stände in dem empfangenen Briefe nihts. Die Worte, welhe er von Orla Lehmann angeführt, hätte dieser in seiner berühmten Rede auf dem Landtage in Roeskilde gebraucht. Die ganze Presse hätte sie wenig= stens damals so wiedergegeben, und Orla Lehmann hätte dagegen keinen Einspruch gethanz im Gegentheil, seine Freunde hätten sich viel ge- wußt mit dieser bündigen und originellen Weise, ihre Meinung auszu= drücen. Und nun wolle Hr. Orla Lehmaun „aus der Erinnerung“ seine damaligen Worte berichtigen! Hr. Bunsen benußt geschickt die Gelegen- heit, um die Ansprüche Deutschlands, hinsichtlich deren im englischen Publi- fum bis jeßt große Unklarheit herrschte, kurz und nachdrücklich darzustellen. S M C12 Kauton Vasel. (Fr. J.) Am 24. April Abends is ein Kahn mit Bewaffneten durch die Stadt den Rhein hinuntergefahren. Das Truppen- Kommando hat sich dadur veranlaßt gesehen, den rheinaufwärts stehenden Vorposten am rechten und linken Ufer Befehl zu geben, solce Schiffe anzuhalten und, wenn dieser Weisung nicht gefolgt wird, auf sie zu feuern. Kanton Basel. (Schweiz. Bl.) Basel, 26. April. Die hier und in Baselland getroffenen Maßregeln gegen Durch= marsch Bewaffneter und nunmehr gegen den Waffentransport haben den Erfolg gehabt, daß ein größerer und ein kleinerer Wagen mit Waffen angehalten wurde, und daß die Kunde von diesen Maßregeln den allgemeinen Zuzug zum Stocken brachte. Viele Arbeiter sollen nun den Gedanken auf bewaffnetes Einschreiten aufgegeben haben, und sh wieder auf cine propagandistishe Wirksamkeit für die Repu- blif beschränken wollen.

_—

Jali C

Noux, 10. April, (N. K.) Monsignor Corboli-Bussi is ge= stern Abend als Commissair Sr. Heiligkeit nah dem Hauptquartiere des Königs Karl Albert abgegangen.

Gestern Vormittags 11 Uhr langte Lord Minto aus Neapel in Nom an und wird heute Abend seine Reise nah Piemont fortseßen. Kurz nach seiner Ankunft beschied er den hiesigen englischen Konsul, Banquier Freeborn, zu sich und beauftragte ihn, sämmtlichen Bürgern von Rom bekannt zu machen: England habe weder bei der neapoli- tanishen noch bei der piemontesischen Regierung auf irgend eine Art gegen die von Seiten Piemonts bereits erfolgte und von Neapel aus zu erwartende Jutervention in die venetianisch=lombardishen Angele= genheiten protestirt: es betrachte vielmehr den Einzug der Piemon- tesen in die Lombardei mit Gleichgültigkeit. Es habe blos bei bei-

| den Höfen auf die unter solhen Umständen übliche Weise durch seine

Repräsentanten über ihr ferneres Benehmen die nöthige Aufklärung

| verlangt, und da diese vollkommen genügend ausgefallen sei, so bleibe

es mit England bei dem bisherigen guten Vernehmen.

Heute wird eine mit viel Tausend Unterschriften versehene Adresse Sr. Heiligkeit überreiht, in welher man die Entfernung der beiden noch übrigen Minister geistlihen Standes, Kardinal Antonelli und Monsignor Morichini, verlangt, indem sie im Minister - Rathe fort während ein Hinderniß der Jdeen der seculairen Minister seien und mithin am gewünschten Fortschreiten hemmten.

Palermo, 13. April. (A. Z.) Das Parlament hat heute beschlossen: Ferdinand Bourbon und seine Dynastie sind für immer des sicilischèn Thrones verlustig. Sicilien wird sich konstitutionell regieren, und einen italienischen Fürsten auf den Thron rufen , sobald es seine Verfassung reformirt haben wird.

Die Allg. Zt g. meldet: „Dem Mailänder offiziellen Blatt zufolge hat der König von Neapel an Sicilien Krieg erklärt, Das selbe Blatt entnimmt aus der neuesten, uns noch nicht zugekommenen A lba, daß das Bombardement von Messina mit furhtbarem Grimme wieder begonnen habe. Jn Livorno i} am 46. die neapolitanische Dampffregatte „Archimedes ‘“’ mit 8 Kanonen und 1100 Mann Trup- pen , theils Freiwilligen, theils eigentliden Soldaten, angekommen. Ein Mailänder Kriegsbülletin is nicht erschienen. f

Da R

Z Madrid, 2. April. Auch an den leßten Abenden hat

es nicht an Versurhen gefehlt, mittelst ‘hingeworfener Petarden, ab-

gefeuerter Schüsse u. #. w. die überall aufgestellten Wachen zu necken und die Truppen nicht weniger als den friedliden Theil der Einwohner