1848 / 2 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

„Da nun die fraglihe Absendung von Deputirten unbill‘g, durch die Nation selbs, in der anberaumten Frist , unmöglich, auf einem anderen Wege gefährlih , rücsichtlih der Wahrung der ationalität und der inne- ren Konsolidirung unnüß, rücksichtlich des mit Deutschland für die Zukunft 1 fnüpfeuden Freundschaftsbundes jedenfalls nicht zeitgemäß, demnach auch Fbr bedenklich, die constitutionelle Entwickelung Böhmens gefährdend, end- lich die Selbstständigkeit des Kaiserstaates und die Fortdauer der Dynastie in Frage stellend wäre, so wiederholt der National - Atsschuß fue, utñter- thänigste Bitte, es hiervon wieder abkomnen zu lassen une die Aufregung im Lande nicht zu mehren, um einerseits sebr zweifelhafter Mißstimmung in

utschland vorzubeugen. 4 2 S

m gi ral sich and iee nur in Ew, Majestät treuen deutschen Staaten, sondern auch in Böhmen viele Stimmen fux aljogleiche Beschickung der frankfurter Volks-Versammlung aussprechen, 0, dürften sich doch sicher die meisten von ihnen nah ruhiger Ueberlegung wieder mit der oben ausge- \prochenen Ansicht des National-Ausschusses bald vereinen, und der Zwed, die Gemüther in Deutschland, wie in Oesterreich, darüber zu beruhigen, daß man den ernsten Willen habe, das engstmöglichste Bündniß zu schließen, dürfte erreicht werden, wenn Ew. Majestät einige Abgesandte, wenn nicht aus allen Staaten des Kaiserreiches, doch wenigstens aus jenen, in welen sich die Nation noch nicht aus}prechen fann, uach Frankfurt absenden wolle ten, damit diese, ohne daselbst in und mit der National - Versammlung ab zustimmen, ihr doch beiwohnen und überall, wo es wünschenswerth ist die nöthigen Aufklärungen geben können,

„Diese einhellig beschlossene allerunterthänigste Vorstellung wird cine aus der Mitte des National-Ausschusses gewählte Deputation, welche heute ihre Reise nah Wien ant.itt, vor den Thron Sr, Majestät bringen,

Vom Kaiserlich böhmischen Landes-Präsidium,“

Bayern. München, 27. April. (Allg. Ztg.) Das in der gestrigen Sibung der Kammer der Abgeordneten eingebrahte Ge= seß über die ständische Jnitiative enthält folgende Bestimmungen :

„Das Recht der Juitiative für Geseße, welche keine Verfassungs- Abänderung bezwedcken, steht jeder Kammer zu (Art. 1, eben so für Abänderungen oder Zusäße bezüglich der in den Titeln 1V. (allge- meine Rechte und Pflichten), VIL, (Wirkungskreis der Stände-Ver= sammlung), VIII (Rechtspflege) und X §. 1 bis 6 (Gewähr der Verfassung) der Verfassungs-Urkunde enthaltenen Bestimmungen und der darauf bezüglichen Edikte und späteren Geseße (Art. 2), Das Recht, die Kammern zu berufen, zu eröffuen, zu \{ließen, zu verlän- gern, zu vertagen und aufzulösen, verbleibt der Krone wie bisher (Art. 3). Die Jrunitiative steht jeder Kammer zu, bezüglih des sie betreffenden Theiles der Bestimmungen des Tit. VI (die Stände-Versammlung betreffend) der Verfassungë-Urkunde (Art. 4). Nur wenn solhe Abänderungs-Anträge von der Hälfte der anwejen- den Mitglieder der betreffenden Kammer unterslüßt werden, gelangen sle zur weiteren Berathung und. zwar zunächst an den zu verdoppeln= den Ausschuß (Art. 5); dann müssen sie in Zwischenräumen vou wenigstens 8 Tagen dreimal berathen und beschlossen werden, und zwar Leßteres in Gegenwart von drei Viertheilen der anwesenden Mitglieder und mit einer Majorität von zwei Drittheilen der Stim- men (Art. 6). Der König kann seine definitive Entschließung über solhe Gesammt=Beschlüsse auf 1 Jahr vertagen, um etwaige Erhe- bungen pflegen zu lassen (Art. 7); wird aber das Geseß erlassen, so darf in Bezug auf dasselbe die ständische Jnitiative vor Ablauf von 12 Jahren nicht wieder geübt werden (Art. 8.“

_In der Sißung am 29, April erstattete der Abgeordnete Bestel= meyer Bericht über die Nechnungen der Staateschulden- Tilgungskasse vom Jahre 1845—1%846. Die Kammer {loß sich einstimmig dem Antrage des vierten Ausschusses an, daß die Prüfung dieser Rech= nungs - Vorlagen wogen anderer dringender Geschäfte der nächsten Stände =- Versammlung vorbehalten bleiben solle. Der Geseh - Ent-= wurf, die Verhältnisse der Sparkassen und beziehungsweise der bei der Staatsschulden = Tilgungs - Anstalt anliegenden Sparkassen - Kapi- talien betreffend, wurde mit 103 Stimmen gegen 3 angenommen.

Hannover. (Hannov, Ztg.) Hannover, 1. Mai. Se. Majestät ber König hat gestern den Königlich sächsischen außerordent- lihen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Hofe, Staats-Minister Geñeral = Lieutenant Freiherrn von Minckwihß, in einer Privat - Audienz empfangen, in welcher derselbe sein Abberu- fungs-Schreiben überreichte.

Die neueste Nummer der Geseß- Sammlung enthält das nah=

stehende Preßgeseb :

Ernst August, von Gottes Gnaden, König von Hannover 2c, Un- ter verfassungsmäßiger Mitwirkung der getreuen Allgemeinen Stände des Königreichs erlassen Wir hiermit das folgende Geseß: §. 1, Die Censur der Erzeugnisse der Presse wird aufgehoben. §, 2, Verbrechen und Verge- hen, welche mittelst der Presse begangen werden, sind nach den bestehenden Geseßen zu bestrafen. Die geseyzlichen Beschränkungen, zufolge deren ein- zelnen Klassen von Unterthanen die Verfolgung zugefügter Beleidigungen im Civilverfahren nit gestattet ist, kommen bei Prepvergehen nicht zur Än- wendung. §. 3. Es geltèn jedoch folgende nähere Bestimmungen: 41) Der Verfasser, welcher den Druck genehmigt hat, der Her- ausgeber (Redacteur) und in dessen Ermangelung der Verleger haften unbedingt als Urheber, §, 4, 2) Die Untersuchung von Preßver- gehen is nur auf Anirag, und zwar nur wider die in dem Antrage be zeichnete Person, einzuleiten, Jn den Fällen, wo die bestehenden Strafge- seße einen Antrag schon vorausseßzen, bleibt es bei den Bestimmungen der- selben. Jn anderen Fällen is der Antrag der Regierung erforderlich. §, 5, 3) Neben der Strafe is, auf Begehren dessen, der die Untersuchung bean tragt hat, die Vertilgung der strafbaren Stellen der in Untersuchung gezo- A Druckschrift und, so weit es für diesen Zweck erforderlih is, die Beschlagnahme und der Verfall der noch nicht ausgegebenen, so wie der im Buchhandel vorräthigen Eremplare, vom Richter zu erkennen, §, 6. 4) Die erkennende Behörde hat auf Begehren dessen, der die Untersuchung beantragt hat, die Veröffentlihung des ergangenen rechtsfräfti- gen Erkenntnisses zu verfügen, Jnsofern das Vergehen in einer Zeitschrift begangen, ist der Herausgeber zur Aufnahme verpflich- tet, §, 7, Preßerzeugnisse, auf deren Verfall erkannt is , können von der Polizei - Behörde verboten werden, Zn diesem Falle kommt der §, 64 des Polizei-Strafgeseßes zur Anwendung. §. 8. Der Herausgeber einer Zeitung oder Zeitschrift is schuldig, jede amtliche Berichtigung der darin mitgetheilten Thatsachen unentgeltlich, jede andere Berichtigung gegen die gewöhnliche Einrückungsgebühr in das auf den Empfang nächstfolgende Blatt oder, den Umständen nach, spätestens in die zweite der auf den Em- pfang folgenden Nummern des Blattes aufzunehmen, §. 9, Keine Truk- {chrift darf ausgegeben oder verbreitet werden, auf welcher nicht der Name des Verlegers oder bei Zeitungen und Zeitschriften des verantwort- lichen Redacteurs und des Druckorts angegeben is, §. 10. Die Uebertre- tung der Vorschriften der §§, 8 und 9 ist im Wege des Polizei - Strafver- fahrens mit einer Strafe bis zu 50 Rihlr. zu ahnden, Falsche Angaben über die Gegenstände des §. 9 sind mit Gefängniß bis zu 6 Wochen oder mit Geldbuße bis zu 100 Rihlr. zu bestrafen, :

Aus einem Berichte des General - Lieutenants Halkett theilt die hiesige Zeitung Nachstehendes mit: /

BAAPgl arer Nübel, den 28, April. Die Truppen der Divi- sion liegen heute in ziemlich weitläufigen Kantonnirungen im Amte Son- derburg. Die dänischen Kriegsschiffe haben sih bei Alsen noch vermehrt. Sie halten si jedoch ganz ruhig und sind wahrscheinlich dort nux zusam- mengezogen, um den Uebergang nach der Znsel Alsen zu verhindern , den der Feind auh noch dur Verstärkung der Verschanzungen des gegenüber- liegenden Ufers zu erschweren sucht. Es scheint aber nicht, daß die däni- schen Truppen in der Verfassung sind, irgend bedeutende oder kühne Unter- nehmungen auszuführen, Von dem Herrn General von Wrangel bin ich benachrichtigt worden, daß das erste Bataillon des dritten Jnfanterie-Regi-

‘die Nachricht einer beabsihtigten Landung der Dänen in Kiel,

ments, auf die : s Ars dahin detaschirt worden sei, um die Stadt vorläufig zu beseßèn, Auch habe

S

ih noch nachträglich anzuzeigen, daß das erste Bataillon der Mecklenburger

in Flensburg aks Besaßung zurückgeblieben ist.“

Württemberg. Stuttgart, 1. Mai. (Schwäb. Merk? Dex Bericht des General = Lieutenauts von Miller über das Gefecht mit der Herweghschen Arbeiter-Kölonne : :

„Haupt= Quartier Lörrach, den 29, April 1848, Den Vormarsch durch deu Schwarzwald hatte ih, wie feüher berichtet wurde, in zwei Kolonnen angeordnet. Unter meinem unmittelbaren Befehle folgte das Gros meines Corps der Straße nach dem Wie- sen - Thale. Am 26sten ‘sollte dieses von seinem Anfange bei Präg bis Schopfheim beseßt sein. General von Baumbach hatte den Be- fehl, durch das Rhein-Thal vorzugehen und am 26steu mit der Spiße Säciugen zu erreihen. Die Vorfälle bei Todtnau am Abend des 25ften veranlaßten eine Abänderung in der Aufstellung der ersten Ko= lonne. Die Spibe rückte zwar bis Schopfheim vor, da ih aber Todtnau stärker belegen mußte, so blieb der zwischen Schönau und Schopfheim im Wiesen = Thal gelegene Ort Zell unbe- est, Den 20 April Abends neun Uhr, erhielt ih die Nachricht, daß eine &# 900 Mann starke Arbeiterkolonne, deren Uebergang über den Nhein mir von keiner Seite angezeigt war, vom Belchenberg herabkommend, mit Anbruch der Nacht in Zell eingerückt sei und den im Defilé gelegenen Ort abgesperrt habe, Ueber die Absicht dieser Kolonne kounte kein Zweifel entstehen. Sie war zur Mitwirkung gegen Freiburg zu spät gekommen, hatte die badischen Freischaaren in völliger Auflösung gefunden, ihre Rückzugswege nach dem Elsaß waren dur die badischen und hessischen Truppen gesperrt. Sie suchte also gegen die Schweiz auszuweichen, wozu ihr nur die beiden Richtungen auf Säckingen und Rheinfelden übrig blie- ben, Die Wege dahin führen über den sogenannten Din- felberg, ein außerordentlih durchschuittenes, mit großen, meist zusammenhängenden dihten Waldungen bedecktes Terrain , das uicht nur die Anwendung von Massen unzulässig macht, soudern auch die Mitwirkung der Artillerie und Reiterei äußerst beshräukt. Einen unmittelbaren Angriff von Zell konnte ih wegen der zur Sammlung meiner Truppen erforderlichen Zeit niht vor Morgens 6 Uhr be- ginnen. Die Arbeiter, einen solhen Angriff vermuthlich befürchtend, brachen um 1 Uhr Nachts auf, schlugen die Richtung über Raitbach und Kürnberg ein und hatten am Morgen die ersten Wälder des Dinkelberges erreiht. Jch ließ die Waldungen umstellen. General von Baumbach hatte Zeit , im Rheinthale Oeflingen und Schwör- stadt mit Jufanterie zu beseßen und Reiterei an die Brücke von Rheinfelden vorauszuschicken. Eine Jnfauterie-Abtheilung war dahin im Marsch. Ein Bataillon des sechsten Jnfanterie-Regiments mußte von Schopfheim gegen Dossenbach vorgehen. Jch felbst war mit Reiterei und reitender Artillerie vou Schönau bis Schopfheim ge= trabt und führte sie über Wiechs auf der nach Rheinfelden führenden Straße vor. Hiermit war die Umstellung des Dinkelberges vollendet. Eine Compaguie des ó6ten Jnfanterie-Regiments, welche in der Frühe eine Rekognoszirung nah Schwörstadt zu machen hatte, trat unge- fähr um dieselbe Zeit den Rückmarsh nach Schopfheim an, als das Bataillon von da aufbrah. Diese Compagnie war im Debouchiren aus Niederdossenbach begriffen, als sie den größten Theil der Arbei= terkolonne auf sih anrücken sah. Hauptmann Lipp ließ seine Leute hinter Bäumen und Felsstücken in zerstreuter Ordnung Stel= lung nehmen. Ste wurden alsbald mit Heftigkeit angegriffen. Das gut gezielte, auf nahe Entfernung abgegebene Tirailleurfeuer machte den Feind stußen. Nach wenigen Augenblicken kehrte er ver- stärft zurü, ward aber wiederum abgewiesen. Nun verlängerte er seine Linie und suchte der Compagnie in Flanke und Rücken zu kom- men. Jun diesem kritishen Momente erschien, den Feind selbst flan=- firend, eine halbe Compagnie des 1steu Jnfanterie- Regiments, ge=- führt vom Ober=Lieutenaut Karl, der, ohne Befehl abzuwarten, von Schwörstadt vorrückte, als er das Feuer hörte. Hierdurch war für den Augenblick die Gefahr. beseitigt; doch ließ der Augriff an Unge- ftüm niht nah. Der Gegner war so nahe gekommen, daß Haupt- mann Lipp mit dem feindlihen Anführer handgemein wurde und thn tödtete. Der Fall dieses Anführers entschied das Gefecht, die Feinde wichen in den Wald zurück, und als nun auch das Bataillon des 6ten Ju=- fanterie - Regiments anrücckte, löste sich Alles in die wildeste Flucht auf. Wo die Flüchtigen aus dem Walde traten, stießen sie auf Trup- pen, Nur die Vordersten hatten Zeit, bei Beuggen über den Rhein zu kommen, weil die dahin beorderte Jnfanterie-Abtheilung noch nicht eingetroffen war. Die guten Anordnungen des Hauptmanns Lipp und insbesoudere seine persönliche Tapferkeit haben die Entscheidung herbeigeführt. Bei dem Kawpfe mit dem Anführer Reinhard Schim= melpfennig wurde Lipp an der reten Hand durch einen Hieb dessel= ben verwundet. Auf die linke erhielt er einen Schlag mit ciner Sense. Von der Mannschaft ist keiner verwundet oder gefallen, Jhre Gewandtheit in der zerstreuten Fechtart und in der Terrain-Benußung macht diese in einem so ungleichen Kampfe gewiß seltene Thatsache erklärbar,

„Das Pferd eines Reiters vom Zten Regiment, der Flüchtlinge verfolgte, erhielt. einen Schuß in die Brust, Von den Arbeitern sind gegen dreißig geblieben, viele verwundet und vierhundert gefangen, Daß so viele Gefangene gemacht wurden, hat seinen Grund darin, daß sie im Walde die Waffen wegwarfen und unbewassnet heraus- tretend nicht den mindesten Widerstand versuchten. Cs sind eine Menge Waffen, Fahnen und viele schriftliche Dokumente in unsere Hände gefallen. Von den Arbeitern sind außer dem erwähnten Reinhard noch ein Batail- lons-Chef und zwei Hauptleute geblieben, Unter den Vefangenen findet sih der dritte Bataillons-Chef. Die wichtigste Person aber. ist Born- stedt, Vice-Präsident des Comités der Arbeiter, Herwegh selbst und seine Frau, die ihn in Männertracht begleitete, ist nah eingegangener Nachricht, sobald er die Annäherung der Truppen erfahren, noch vor Beginn des Kampfes entflohen, Die Kolonne machte die ganze Le- gion Herwegh's aus. Sie war in vier Bataillone getheilt, Her= wegh begleitete sie als Comité - Mitglied. Ein kleiner Theil der Le- gion war auf der Schuster-Junsel bei Hüuinger. geblieben. Er i} in der leßten Nacht, als die Nachricht vom Gefechte einging, nach dem Elsaß abgegangen. Diese Legion darf als vernichtet angesehen werden,“

Baden. Karlsruhe, 30, April, (Karlsr. Ztg.) Gestern

Abend stellten sih die Fähnlein der Bürgerwehr, welche theils auf dem Exerzierplaße, theils auf dem Schloßplabe exerzirt hatten, vor dem Ministerium des Jnnern auf, und die Hauptleute begaben sich zum Staatsrath Bekk, um demselben, aus Aulaß der Verhandlungen in der ersten Kammer, die Sympathieen und die Anhänglichkeit der farl8ruher Bürgerwehr auszudrücken. Als hierauf Staatsrath Bekk am Fenster erschien, wurde von der gesammten Mannschaft das Ge- wehr präsentirt und dem gefeierten Staatsmann „ein- dreifaches, rau- \hendes Hoch ausgebracht. :

Am Morgen desselben Tages verließ uns das Bataillon der Großherzoglich hessishen Jnfanterie, welches seit: 14 Tagen einen Theil der hiesigen Garnison ausmachte. Die Feuerwehr und das Schüßen - Corps gab den Scheidenden das Geleite, und der laute, einhellige Abschiedsgruß von beiden Seiten zeugte von dem herzlichen Einvernehmen, welches sih in dieser kurzen Zeit zwischen den deut- hen Brüdern geschlungen hatte.

Abends halb 8 Uhr. So eben sind auf der Eisenbahn 120

efaigene Freischärler, darunter Bornstedt, von badischen Truppen es- ortirt, auf dem hiesigen Bahnhof eingetrofffeu, um nach Bruchsal ge- bracht zu werden. as (

Ma nn he im, 28. April. (Deutsche Z.) Die Ruhe in un“ serer Stadt ijt seit vorgestern nicht wieder gestört worden. Gestern find 1300. Maun Kurhessen eingerückt, worunter etwa 2 Compagnieen Stharsshüßen. Das wirkte zauberhaft; die Pbysiognomie der Stadt war [UIE verändert, der Schrecken hörte auf, mit dem Bewußtsein E auch die Sicherheit und der gänzli ents{chwundene R Die nassauishen Truppen sind uoh nicht von hier abmarschirt, Ver nach Karlörube gegangeuen Abordnung soll geantwertet worden jein, daß thre Cutsernung nicht von der badischen Behörde, sondern lediglich von dem deutshen Bunde abhänge.

Ver bayerische Dffizier, weler vorgestern auf der Bride ver wundet wurde, ist mcht gestorben, soutern als gerettet zu betrachten, z Maunheim, 29. April, Yättags 1 Uhr. (Karlsr. Ztg.) C0 eben find die Yeireii Hof, Grohe, Bet und Spieß gefänglich eingezogen worden; eben so die Fahnenträgerin der Sensenmänner. Alle öffentlichen Plä? sind mit Truppen beseßt; vor de:n Rathhause stehen zwei Kanonen; die Schloß= und Hauptwache i den Truppen emgeraumt,

Jn der Stadt herrs{t vollkommene Ruhe. Die Rheinbrüdcke ist noch immer ausgefahren ; von der Rheinschanze seben die Mündungen einer Batterie herüber. | \ Die Verhafteten werden, wie es heißt, nah Bruchsal gebracht. Andere sollen sih unsihtbar gemacht haben. Es is starke Einquar= tierung angesagt.

__Der Darm. Zeitung gehen durch einen hessishen Stabs Offizier folgende Nachrichten aus Freiburg vom 24sten d. M, zu: „Unsere hessischen Truppen hatten bisher viele Anstrengungen und Entbehrungen zu bestehen; scit 4 Tagen auch niht eine Stunde Schlaf, größtentheils dem fürchterlihsten Unwetter im freien Felde ausgeseßt, dies war unsere Lage, bis wir endlich bei Freiburg zum Kampf mit den Jusurgenten kamen. Gestern wurden wir von Ebuet im Höllenthal in die Position von Freiburg gezogen und hat-= ten des Nachmittags den ersten Kampf mit den Jusurgenten, die in Masse auf Freiburg ziehen wollten, zu bestehen. Der größte. Theil des 2ten Bataillons vom L2ten Regiment kam ins Feuer und hat sich auf ausgezeichnete Weise des hessischen Kriegêrubms würdig benom men. Trotz dem, daß der Feind viele Büchsenshüßen hatte, verloren wir doch gar feine Leute; nur 3 wurden verwundet. Des Abends ¿ode Wir us Mm die bonaivarten Ville zud, Wes Morgens wieder vor Freiburg zu rücken, in welches kaum die Jusurgenten eingezogen waren, die in der Stadt Barrika= den errichtet hatten. Von der Eisenbahn aus rückten 2 Bataillone Badener, 1 Bataillon Nassauer und 4 Geschüße vor. Jn kurzer Zeit waren die Barrikaden zerstört, und die Truppen drangen in die Stadt ein. Ein junger nuassauer Offizier wurde dabei erschossen. Der weitere Verlust ist mir unbekannt. Uns Hessen wurde die Auf- gabe, das Breisacher Thor, welches am stärksten verbarrikadirt war, zu nehmen. Das 1. Bataillon rückte mit 2 Geschüßen unter Oberst=- Lieutenant Fassig auf Schußweite vor. Der Feind {oß häufig aus den Häusern der Vorstadt, ohne mehr als einen Artilleristen leiht zu verwiünden, während unsere Scharfschüßen, welche bei dieser Gelegen- heit die größte Ruhe und Kaltblütigkeit bekundeten, Jeden nieder scossen, der si blicken ließ. Die Artillerie batte bald das Thor einge- schossen und die Barrikade gangbar gemacht, und nun drang das 1. Batail- lon in gedräugter Kolonne in die Stadt ein. Während dieser Zeit hatten \ch Jusurgenten aus den Thälern wieder der Stadt, in der Richtung des Breisacher Thores, genähert; das 2te Bataillon, in den Straßen der Vorstadt stehend, die Tirailleurs hinter den leßten Häu= sern, hielt dieselben ab, ihren Kameraden in der Stadt zu Hülfe zu fommen. Obgleich die Entfernung niht mehr als 400 Schritt be trug und das Feuer der Jusurgenten sehr lebhaft war, so wurde doch bei dem 2ten Bataillon eben so wenig als bei dem ersten ein Mann getödtet oder verwundet, Der Jubel, welcher uns in der Stadt be- grüßte, is unbeschreiblich, und die uns allseitig gewordene freudige und liebevolle Aufnahme durch die Bewohner entschädigte uns für alle ausgestandenen Strapazen. Wir sollen nun hier zwei Tage der uns so nöthigen Ruhe pflegen, wenn uns der Feind dazu läßt. Das Regiment hat si auf die ausgezeichnetste Weise benommen und einen todesverahtenden Muth bewiesen, der über alles Lob erhaben ift. Man spricht hier, auf Seiten der Bevölkerung, so oie der badischen Truppen, nur von den braven Hessen, die den fehtenden Feind \chla- gen, den waffenlosen aber edelmüthig schonen.

Freiburg, 28. April. (Karlsr. Ztg.) Die biesige Zeitung enthält Folgendes: „Freiburg genießt seit dem Einrücken der Truppen der vollkonunensten Ruhe. Es sieht hier natürlih sehr militairisch aus, Man is jeßt damit beschäftigt, die Einquartierungen, die im Anfang über Bausch und Bogeu vorgenomnien worden sind, je nach den Häuserräumen, den Vermögens- und Gewerbsverhältnissen 2c. zu ordnen, Vorige Nacht hatten wir eine Erscheinung, welche schließen läßt, daß leider die aufständish Gesinnten immer noch das Trostlose ihrer Lage nicht vollständig eingesehen zu haben scheinen, Der Wacht- posten auf dem Schloßberg züudete ein Bivouakfeuer au. Alsbald sah man fkorrespondirende Feuerzeichen auf den entfernteren Bergen und über dem Rhein. Das Militärkommando, dem mai die Sache an zeigte, hat sogleich die entsprehenden Anordnungen getroffen. Täglich machen Abtheilungen der hiesigen Truppen Streifzüge in die nähere und fernere Umgegend; sie bringen gewöhnlich zersprengte Freischärler mit, Den Meisten von diesen scheint der Muth nah den erhaltenen Lektionen ziemlich gesunken zu sein, denn sie ziehen haufeuweise ihrer Heimat zu, aus der ein großer. Theil nur gezwungen mitgezogen ist. Daraus, und weil sie eingesehen haben mögen, daß es jeßt Ernst gilt, erklärt es sich auch, daß sie mitunter kaum noch einen Widerstand zu leisten wagen, So ließen sie nah Erzählungen von Reisenden in Schönau ihre zwei Kanonen im Stich, als sie nur inne wurden, daß die Würtemberger im Anrücken seien. Ein andermal sah der General v. Baumbach bei Schluchsee vom Wagen aus, in welchem er mit dem Regierungs -Kommissair fuhr, einen großen Trupp Frei= schärler, die von dem Gefecht bei Güntersthal flüchtig nah Hause eilten. Er rief soglei seine drei hinter ihm reitenden Lanzeureiter herbei. Vor diesem Anblick verlief sih der ganze Haufen in den Wald. Unter solchen Uniständen werden denn auch die aus Hrankreich jebt wirklich herübergekommenen Arbeiter keine großen Fortschritte machen. Jhre Zahl hat \sich in Straßburg sehr gemindert, da die Polen sich vou ihnen losgesagt haben und truppweise in ihre Heimath ziehen, und die soliden deutshen Arbeiter, besser über das Unterfangen be- lehrt, si dem Willen der deutshen Regierungen gefügt haben, und ruhig in ihre Heimath wandern, Einige hundert Unverbesserliche jedoch, zuleßt aus Straßburg ausgewiesen, sind an den Oberrhein gezogen und haben nach vielem Umherlagern einen unbewacten Üebergangspunkt bei Klein-Kems gefunden, von wo sie über Kan- dern ihren Weg in die Schluchten des Schwarzwaldes genommen

haben,

Holstein. Rendsburg, 30. April, (Alt. Merk.) Vom Kriegsschauplaß is nichts wesentlich Neues zu berichten. Die Dänen

haben auf der Seite nah Alsen hin das feste Land und nah Norden Schleswig ganz verlassen. Unsere Truppen standen gestern noch in Apeurade, vou wo man ihren heutigen Aufbruch nah Haderslebcu er- wartete. Durch Apenrade sind die Dänen noch in derselben wilden und fopflosen Flucht durchgeeilt, wie aus Flenöburg, einige ohne Schuhe und Strümpfe, andere ohne Tornister, ohne Gewehre. Dra- goner zu Fuß, Junfanteristen zu Pferde, zum Theil ohne Sattel, ja selbst ohne Zaum. Es sei unmöglich, sagen die Augenzeugen-, si eine Vorstellung von diesem Durcheinander zu machen, wenn man es nicht selbst gesehen, Jm Westen is Tondern beseßt worden. Wohl auf dem Zuge dahin hat man si der Artillerie des Grafen Schaen- burg bemächtigt, 6 Kanonen, die doch etwas mehr als bloße Böller sein sollen, Der Uebergang nah Alsen wird {wer zu bewerkstelli= gen sein, Die Dänen hätten siher aber novch auf Sundewitt eine gute Posítion gewinnen können, wenn sle niht in so rastloser Flut an einex Verschanzung auf dem dübbeler Berg, Sonderburg gegenüber, vorbeigeeilt wären, an welcher 200 Bauern während der ganzen Zeit der dänishen Occupation, vierzehn Tage, hatten arbeiten müssen, einer Schanze, die jeßt unserer Artillerie recht zu Gute kommen wird, Auf Sundewitt hatten die Dänen sich große Mühe mit Errichtung eines Landsturms gegeben, auch rihtig 2000 Mann zusammengebracht und sie ganz leidlih einererzirt, so daß sie dieselben hon zu Helden gestempelt zu haben glaubten, brauchbar selbst gegen die Preußen, Doch waren die Sundewitter niht der Meinung und blieben ruhig zu Hause, als die Preußen kamen. Bei diesem Vorrücken sind auch noch wieder zwei, seit der Affaire vom 9ten d, vermißte Studenten zum Vorschein gekommen, Matthiessen aus Grünhaus und Hedde aus Brunsbüttel, die bei befreundeten und verwandten Familien auf dem Lande einen Zufluchtsort gefunden hatten, Kjaer, verwundet durch einen Schuß ins eine Bein und einen Streifschuß am auderen, wird bei Ver= wandten in Flensburg verpflegt und soll diese Erleichterung seines Schicksals Chrijtiansen?s Verwendung zu verdanken gehabt haben. Daraus erklärt fich, daß die dänischen Listen der Gefangenen, Verwundeten und Gefalle- nen nihts von ihm enthielten. Er mag übrigens wohl der einzige verwundete Gefangene sein, der dem Transport nah Sonderburg entgangen ift, von welchem selbst {wer Verwundete niht ausge \chlossen worden sind. Noch erfährt man aus sicherer Quelle, daß die dänischen Kriegsschiffe am Morgen des 25sten noch ganz waer \hossen, daß aber ihr Kartätschenhagel den Major von Zastrow vom 5ten Linien-Jufanterie-Bataillon nicht hinderte, mit seinen Soldaten aus einem Magazin ca. 200,000 Patronen zu holen. Die Seebat terieen ¿riedrihsort und Laboe sind sehr bedeutend verstärkt und un- ter den Befehl eines ausgezeichneten preußischen Offiziers gestellt worden. j Gestern sind in Rendsburg zehn preußische Militair - Aerzte an- gekommen, wodur einem in den Lazarethen {wer empfundenen Mangel abgeholfen wird. Die von hier eiligst nach Schleswig be- rusenen Aerzte sind daher au zum Theil {ou zurücgekehrt. _, Me Schleswig=Holsteinishe Zeitung theilt aus dem Schreiben eines Freiwilligen, welches aus Norder«Schmedebye, ; Meilen nördlich von Flenöburg, vom 26sten April datirt: „Gestern Morgen um 8 Uhr zogen wir zu unserer großen Freude als Sieger 1116 ¿Flensburg ein, nahdem wir die Dänen mehrere Tage vor uns her gejagt batten. Am Abend vorher waren wir bis eine Stunde vor Flensburg gekommen, durften aber niht w gen, gleich in die Sradt zu ziehen, da wir hörten, daß noch eine bedeutende Macht der Dänen dajelbst sci, Wir waren auch dur die starken Märsche der vorhergehenden Tage so ermüdet, daß unser nur 700 Mann starkes C-rps (das Nanßauische) dem Kampf mit einer Uebermacht nicht ge- wachsen gewesen wäre. Nachher erfuhren wir freilih, wie die Angst vor unjerer Aunähecung die Dänen sogleich aus der Stadt ge= trieben. Unsere Compagnie bekam die Naht noch wenig Schlaf, sle hatte die Feldwache, und ih selbst mußte von 4 Uhr Nach- mittags bis 1 Uhr Nachts unter triefendem Regen, eine halbe Stunde von einem dänischen Bataillon entfernt, still wie eine Maus, auf dem Posten stehen, ohne seibst dw ch Auf- und Niedergeben mich wrgen zu fönnen. Am Morgen hielt unser Chef, Graf Rangau, e Adds an uns, uns navnend, daß wir bei dem Einzuge in ¿lensburg eingedenk sein möchten, daß wir deutsche Männer und Krieger und Schleswig=Holsteiner seien, daß wir díe unangenehmen Erinnerungen, mit denen wir vor 14 Tagen aus Flensburg gezogen wären, niederkämpfen, feine perfönlihe Rache nehmen, mit Ernst und Würde uns benehmen möchten. Unser Corps war das erste, welches in Flensburg einrückte. Die Einwohner empfingen uns mit Hurrah, wir aber antworteten nicht. Eine halbe Stunde nah uns zogen die deutschen Bundestruppen mit klingendem Spiel in die Stadt, wir aber, so wie 3000 Mann Hannoveraner, westlih von der Stadt nah Schmedebye.““

Kiel, 30. April. (Alt. Merk.) Heute haben si die hiesigen Konsuln von Schweden und Holland an Bord der gußerhaib Frie=- drichsort liegenden Korvette „Galathea““ begeben, um gegen die Zu- rückweisung der Schiffe, welche unter ihreu neutralen Flaggen aus=- laufen wollten, zu remonstriren. Es is jedoch ohne Erfolg von ihnen protestirt worden,

Hamburg. (H. C.) Hamburg, 1. Mai. Die Expedition des Telegraphen meldet: „Zu Cuxhaven passirte heute das Dampf= {i} „Gutenberg“ in Begleitung eines kleinen Kutters mit der dáni- hen Brigg „Thorwaldsen““ als Prise.

Bremen, 27. April, Die Bürger haft hat sich gestern zu dem folgenden Beschlusse vereinigt : „Militair - Angelegenheiten. Sie tritt, da es ihr im höheren Interesse Deutschlands durchaus erforderlich scheint, die unteren Weser ufer gegen feindliche Ueberfälle zu shüßen, dem dahin gestellten An- trage des Senats, dazu in geeigneter Weise von Seiten Bremens mitzuwirken, gern bet, und ermächtigt sie die Militair - Deputation in Betreff des Ausmarsches und der Verwendung des Bremischen Kon- tingents, und zwar, wenn es erforderlich sein sollte, aller Bestand- theile desselben, den Umständen nach zu verfügen. Sie wünscht zu- gleich die Niederseßung einer gemeinschaftlicden Deputation, um Alles zu berathen und vorzubereiten, was für den Schuß der Küsten, \o wie des Handels und der Schifffahrt etwa erforderli sein möchte, der sie zu ihren Auslagen einen Kredit von 1500 Rthlr. bei der General-Kasse bewilligt. Die Bürgerschaft ermächtigt die Bewaff- nungs=Deputation zum Aufgebot der Bürgerwehr, um, wenn es der Ausmarsch des Kontingents erfordern sollte, den Wachtdienst in so beschränkter Weise, wie solhes ohne Gefährdung der Sicherheit nur irgend geschehen kann, wahrzunehmen, und stellt sie ihrerseits zu den dafür erforderlichen Kosten vorläufig die Summe von 500 Rthlr. in Anweisung auf die General=Ka®e zu deren Verfügung.“

Tee A

Ausland.

Frankreich. Paris, 30, April, Der heutige Moni

. , 30, è heutige Moniteur enthält ut Lai Dekret: „Nach Einsicht des vom General Cavaignac gestellten Verlangens, als Volksvertreter an den Arbeiten der Na- tionalversammlung Theil zu nehmen , verordnet die provisorische Re-

Bremen. (H. C.)

9 gierung: Art. 4. General Cavaignac, General = Gouverneur von Algerien, is nach Paris gerufen. Art. 2. Der General Changarnier ist zum General =Gouverneur von Algerien ernannt.‘

Der Moniteur bringt gestern ein Dekret, welchc3 alle Banken Frankreichs (mit Ausnahme der von Bordeaux) mit der pariser Hauptbank vereinigt. Das Dekret lautet, seinem wesentlihen n- halte nach, wie f:lgt: „Nah Einsiht der Geseße vom 24. Germi- nal des Jahres Xl., vom 22. April 1806, 16. Januar 1808, 30. Juni 1840, 18. Maé: 1808, 25. März 1844, 15, und 25. März 1848 2c. verordnet die provisorische Regierung :

Art. 1. Die Banken von Rouen, Lyon, Havre, Lille, Toulouse Orleans, Marseille sind mit der Bank von Frankrei (pariser Hauypt- bank) vereinigt. Art. 2, Die bisherigen Bankvorstände, das Ver waltungspersonal u. }\. w., sind gegen ihre geseßlich festgestellte Actien - Besizzahl beibehalten. (Jeder Bank - Direktor muß ih als Eigenthümer einer bestimmten Zahl Actien seiner Anstalt legitimiren.) Art, 3. Die bisher in Cours befindlihen Departementsbank - Actien sind zu vernichten und an deren Stelle neue pariser Actien gesebt. Das Nominal-Kapital dieser Actien beträgt 1000 Fr, Art. 4. Die pariser Bank is ermächtigt, außer ihren 67,900 Actien noch 17,200 Actien für die genannten Departements - Banken anfertigen und ver- tzeilen zu lassen. Das gesammte aktive Bank-Kapital beträgt somit 85,100,000 Fr. Art. 5. Gegen Cession der 17,200 Actien geht das Eigenthum der Departements - Banken (aktives und passives, Reserve - Fonds, Mobiliar- und Jmmobiliar - Vermögen) an die paríser Bank über, Art. 6 ermähtigt leßtere, die Präklusivfrist der Einlösung der alten Bankbillets gegen neue festzuseßen, und ver- pflichtet sie nur, hierbei die im Dekret vom 15. März gestellte Frist als Grundlage zu nehmen. Sechs Monate nah dem von der vari- ser Direction ausgesprochenen Schluß -= Termin verlieren die alten Bankbillets das Recht, sofort gegen baar ausgewechselt werden zu müssen. Art. 7 gestattet den Finanz-Jnsp-ktoren die Befugniß, sich von den Comtoir =- Zuständen zu überzeugen und sie zu beglaubigen. Art. §8 stellt das büreaukratische Formular für die Comtoire fest. Sie haben künftig zu s{hreiben: „Banque de France, Snececursale de

„«« (Lyon eter C)

Ein zweites gestern publizirtes Dekret bestimmt Paris, Ulle, Met Straßburg, Besançon, Loon, Marseille, Montpellier, Perpignan, Fe louse, Bayonne, Bordeaux, Clermont, Nantes, Rennes, Caen und Bastia als die stebzehn Sive der ueuerdings reorgauisirten siebzehn Militair-Divistonen der französishen Landmacht. j

Ein drittes Dekret befiehlt die Vollendung des Louvre, d, h. des Flügels längs der Rue Rivoli, der vou heute an „Volkspalast““ hei- ßen und olle Erzeugnisse des Gedankens (produits de la pensée) in sih schließen und zur Schau stellen soll. Die Republik wird sämmtlichen Eigenthümern, deren Grundstücke zur Ausführung dieses Flügel3s vershwinden müssen, sofort die Räumung derselben durch den Maire von Paris anbefehlen, ihnen aber eine angemessene Entschä-= digung leisten. s

Ein viertes Dekret verordnet die Errichtung einer Musterschule für Lehrerinnen in den Kleinkinder-Bewahr- Anstalten (Salles d'asile). Diese Anstalten werden von Grund aus umgeschaffen, sie sollen einen Zweig der französischen Akademie bilden und haben zunächst in dem Fräulein Marie Carpantier, die sich ¡eit 1#35 mit Liitung ähnlicher Wohlthätigkeits=Anstalten beschäftigte und durch ihr Werk :j „Rathschläge für tie Litung der Kleink nder-Bewahr- Anstalten“ (Conseils sur la direction des salles d’asile) befannt if, eine amtlihe Oberleitung erhalten. Das Dekret is vom Unterrichts-Minister Carnot unter- zeichnet und bestimmt die innere Einrihtung dieser Musterschule zur Heranbildung von Lehrerinnen. :

Das heutige Journal des Débats bemerkt über die Wahlen: „Was wir bisher von dem Resultat der Walen kennen, erlaubt noch kein bestimmtes Urtheil über die künftige Versammlung. Ja, wir gehen noch weiter: selbst, wenn alle Wählen bekannt wären, würde dirs Urtheil noch immer nur ein sehr muthmaßendes sein können. Niemand vermag zu sagen, welhen Charakter eine Versammlung ha- ben wird, die aus 90) Personen besteht, deren größte Zahl zum erstenmal im politischen Leben erscheint. Bemerkenswerth is es jedo, daß die Blätter, welche für Organe der exaltirtesten Republikaner gelten, sehr mißmüthig zu sein scheinen. Sie selbst verkünden ihre Niederlage mit einer gewissen Afectation. Was wollten sie denn ? Ii Paus Var Der d: gte Theil der provisorishen Negierung allerdings einen beträgztiichen Vortheil davongetragen. Herr von Lamartine hat die außerordentlich hohe Zahl von fast 260,000 Stim- men für sich gehabt. Aber das Luxembourg is nicht geschlagen, denn die Herren Louis Blanc, Albert und Flocon sind gewählt, und auch De L000 Cin U Qu G N gebracht, sind noch immer eine ganz hübshe Zahl. Wir finden überdies Namen, die, wie uns scheint, bei den aufrichtigen Republikanern nicht das geringste Mißtrauen erregen können, auf der pariser Liste, Na- men wie Jules Bastide, General Duvivier, General Cavaignac, Caus= sidiere und cine Anzahl von Arbeitern, die, wie man sagt, mit demo- kratischen Sesiunungen eine unbestreitbare Fähigkeit verbinden. Schwie riger i es, die Wahlen der Provinz zu beurtheilen. Unter den uns zugehenden und von uns veröffentlichten Namen bilden, wir gestehen es offen, die unbekannten die größte Zahl. Die bekannten Namen sind die von Deputirten der ehemaligen Opposition. Für jeut aber müssen wir uns, wie gesagt, uo auf Muthmaßungen beschränken. Wir zweifeln nicht, und wir haben niemals gezweifelt, daß die bevor= stehende Versammlung die Proklamirung der Republik ratifiziren wird, Uebrigens wird dieselbe im Ganzen gemäßigt sein.“ '

Zn Rouen ist es bei den Wahlen zu einem völligen Aufruhr gekommen ; es sind Barrikaden errichtet worden, und es hat ein blu- tiger Kampf zwischen der von Linientruppen unterstüßten National- Garde und den Aufrührern stattgefunden. Die Stadt i in Bela- gerungszustand erklärt. Die Barrikaden wurden - bei Tagesanbruch von der Bürgerwehr und den Truppen genommen, uf beiden Sei- ten sind viele Opfer gefallen, und beim Abgang der lebten Nachrich ten war die Ruhe noch nicht überall wiederhergestellt. Gestern sind von Paris 1200 Mann der beweglichen National-Garde mit der Ei- senbahn nah Rouen abgegangen.

Auch in Elbeuf, Louviers, Nimes und Limoges i} Blut bei den Wahlen geflossen. -

Es sind alle Vorbereitungen getroffen, damit die provisorische Regierung mit Eröffnung der Natronalversammlung aus dem Stadt- hause in die Tuilerieen übersiedeln könne. :

Jn Paris herrscht jeßt die vollkommenste Stille. Die Wirtbe machen Vorbereitungen zu den Festlichkeiten für die National - Ver= sammlung.

_ Mittelst Regierungs-Dekrets vom gestrigen Tage wird den Miß- bräuchen ein Ziel gesebt, die unter dem Deckmantel von Zwangsver- fäufen von den Auctions= Kommissarien zum großen Schaden des Kleinhandels täglih verübt wurden. Ganze Waarenlager wurden in die Verkaufssäle am Börsenplaße geschleppt und dann gegen baar losgeschlagen. Provisorish bleiben daher von jeßt an jene Säle jedem niht rihterlich ermächtigten Verkaufe bis zum 30. Juni ge= \{lossen. Man glaubt, daß dann ein definitives Reglement er- scheinen wird.

Der Handels=Minister Bethmont hat dur Dekret den Einfuhr= Zoll für Sagogries a) mittelst französischer Schiffe aus Jndien auf

11 Fr. , anderer außereuropäischen Staaten auf 20, und aus aus- ländishen Lagerhäusern auf 30 Fr.; b) mittelst fremder Schiffe auf 40 Fr. von 100 Kilogrammen festgeseßt.

Die vrovisor!\he Regierung hat mehrere Pferde- Einkäufer nah dem Norden Engiands abgeschickt, um dort Pferde zum leihten Ka= valleriediens anzukaufen. Die französishe Pferdezucht beschränkte sich bisber auf schwere Pferde; man sieht sich daher genöthigt, 280505 Fierbe größtentheils vom Auslande (Deutschland und England) zu vezieben. i

ZU Algier sind drei Regierungs- Kommissare eingetroffen, um Algerien in drei Departements zu organisiren; es sind die Herren Redon, Cohen und Dhuré d’Apremout. Herr Gouput ist General- Kommissar für ganz Algerien.

_ Oeneral Oudinot, provisorischer Befehlshaber der Alpen- Armee, ijt nach Lgon abgegangen, um scinen Dienst anzutreten.

Ver Erzbischof von Avignon ist gestorben.

Großbritanien und Jrland. London, 29. April, Gestern fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinetsô- rath statt. N

Die Königin hat durch den Ober - Kammerherrn allen Damen, welche sich ihr während der bevorstehenden Saison wollen vorstellen lassen, den Wunsch ausgedrückt, daß sie bei diesem gedrückten Stande des Handels und der Gewerbe Alle in britishe Stoffe gekleidet sein möchten.

Am Charfreitage, haben in Liverpool und Birmingham zablreih besuchte Chartistenversammlungen stattgefunden , wo man gegen Parlament und Regierung eine starke Sprache führte und wiederholt die Ueberzeugung äußerte, daß von keinem Parlament etwas zu erwarten sei, das niht aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgegangen. Die Times sucht nachzuweisen, daß diese politische Bewegung nur dur die Entbehrungen der arbeitenden Klassen in Golge der Stockung der Judustrie hervorgerufen und getragen werde, und daß dieselben niht an eine Erweiterung des Wahlrehts denken würden, wenn ihre materiellen Zustände Befriedigung fänden. Die Times erkennt es für eine bringende Aufgabe, den sozialen und moralishen Zustand der arbeitenden Klassen zu heben. „Wenn der Chartiêmus“, sagt dies Blatt, „wirksam und dauernd niedergehalten werden soll, so muß dieses durch Maßregeln fozialer Verbesserungen geschehen, nicht blos durch Gewaltdemonstrattionen, sondern dur die Eut- fernung jener sozialen Uebel, deren Entfernung im Bereich des Gesetzes liegt. Die arbeitenden Klassen in England haben hinreichend bewiesen, daß es thnen durchaus nicht an gesunder Einsicht fehlt. Schen sie nur, daß das Parlement sich um sie kümmert, so werden sie ißre Dankbarkeit zeigen. Empfinden sie aber heute, wie bei vielen von ihnen der Fall ist, daß die Legislatur ihre Bedürfnisse in Punkten mißkenut, deren Berichtigung im Bereich gesunder Gesetzgebung liegt, so können De- magogen fo lange auf ihre Unterstüßung renen, als diese Vernach- lässigung empfunden wird.“ Í

Ju Irland dauert die Besorgniß vor Unruhen fort und der Lord - Lieutenant hat am 24. cine dringende Aufforderung an die größeren Städte des Landes erlassen, in jedem Kirchspiele eine Ab- theilung von zuverlässigen Special -Constables zu organisiren. Zus gleih hat der Geheimerath am 25. ein allgemeines Kirchengebet für Erhaltung der Ruhe und Ordnung beschlossen, welhes an den nächsten vier Sonntagen von den Kanzeln verlesen werden soll. Zu heute ist in Dublin eine Volksversammlung einberufen, um eine Petition an die Regierung zu berathen, in welcher sie gebeten werden soll, Dublin unter das Ausnahmegeseß zu stellen und die Mißvoergnügten zu ent- waffnen. Nach einem hier in London eingegangenen Privatbriefe aus Dublin sols die Regierung diesen Beschluß schon gefaßt haben. Die Garnison von Dublin wird fortwährend verstérkt.

Der General-Prokurator in Jrland hat de Kiage gegen Herr

Mitchell zurückgenommen, um dieselbe zur Beschleunigung der Anzge- legenheit als cine Klage ex officio wieder einzureihen. Es is dies eine bloße Formsache des englischen Gerichtêverfa!rens.

Von dem hiesigen sardinischwen General-Konsul, Herrn Heath ist dem Secretair von Lloyds die amtliche Anzeige gemacht wo: ce: daß der König Sardinien in dem Kampf gegen Oesterreich auf seine Rechte als friegführende Partei zur See verzihte. Die f ch5: nischen Kriegsschiffe werden sich dahcr auf die Vertheidigung Fit di oll eines Angriffes von Seîten der österreichischen Kriegsschiffe be- schränken und die öfterreidischen Kauffahrteischiffe in keiner Weise von iünen belästigt werden; vorbehalten bleibt nur die Durchsicht è.r Schiffspapiere, um zu erfunden, ob die unter bsterreihischer Flagge fahrenden Kauffahrteischiffe wirkli) nur Kauffahrer und keine Kriegs- Contrebande führen, widrigenfalls sie aufgebraht werden fol Zugleich theilt der General-Konsul eine Depesche des sardinischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten mit, dergemäß die sardi- nische Gla ge fortan aus der italienischen dreifar digen Flagge mit den sardinischen Wappen in der Mitte bestehen foll.

j Die in Singapore erscheinenden S traits Times beriSten über eine Expedition, welche die spanishe Regierung von Manila ‘aus gegn die unter der Botmäßigkeit des Sultans Suluh stbenden Piraten von Balangigni gerichtet hat, Die Expedition, bestehend aus 3 Kriegsdampfschiffen, 2 Kriegsschooners und 14 Kanonenböten mit 600 Mann Infanterie, 50 Mann Artillerie und 2 Geschützen did Bord, verließ Manila am 5. Februar und operirte zehn Tage lan vom 15, bis zum 25. Februar, gegen die Jnsel, die dur Feuer ul Schwerdt verwüstet wurde. Zwei Forts wurden von den Spaniern erstürmt, in einem derselben fingen die Piraten {hon an, in der Ver= zweiflung ihre Weiber und Kinder umzubringen, um sie nicht in die Hände der Spanier fallen zu lassen, als der spanische General \ich ins Mittel legte und deren 300 das Leben rettete; außerdem wurden 200 Sklaven, zum Theil spanische, zum Theil holländische Unter- thanen, von denen mehrere hon zwei Jahre gefangen waren befreit Von den Piraten, welche sih aufs Aeußerste wehrten, wurden un b fähr 450 getödtet; die Spanier eroberten 124 Kanonen, vétbrannten 150 Fahrzeuge, zerstörten 4 Forts und 7 Dörfer und rotteten 7 bis 8000 Kokosnußbäume aus, um die Jnsel unbewohnbar zu machen Die Spanier selbst verloren 21 Todte und 160 Verwundete Von den Piraten sind nur wenige entkommen, Í

/ Briefe von Sierra Leone berichten leider, daß das Meer dort mit Sklavenschiffen bedeck sei, Ein englisches Kriegsdampfschiff brachte drei derselben auf; eines war ein Amerikaner mit 850 Sklaven am Bord, die während der achtstündigen Verfolgung alle in die unteren Räume gepackt wurden, Jn Folge davon starben gegen 100 dieser armen Neger. E

_ Jtalien. Verona, 24. April, (A. Z.) Das hiesige Fo - glio di Verona enthält in seinem gestrigen Blatte folgenden Auf- ruf Radebky's von demselben Tage: :

„Jun dem Proklam vom 12ten d. habe ih die friedliebenden Ein=- wohner ermahnt, niht den Autrieben der Aufrührer Gehör oder mei= nen Truppen einen unnüßen Widerstand zu leisten. Jh habe damáls das Geshick von Sorio, Montebello und Castelnovo als héilsantés Beispiel angeführt. Jeßt muß ih jenen Orten Bevilacqua hinzufü- gen, dessen Kastell (wie es die Venetianer Zeitung besonders pomphaft erwähnt) von den Eigenthümern ausdrücklich -den sogenann- ten Kreuzfäbrern als Vertheidigungspunkt eingeräumt war und beim