1848 / 21 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Stellvertreters, sodann der

der Wahl des Vorsipenden und dessen Abschnitt l. Nr, 2 der vor-

Bildung der allgemeinen Ausschüsse nah D S I (ávfigan Geschästs - Ordnung gewidmet. R S e (wie bereits gemeldet) Heinrich von Gagern, s PNENTONET von Soiron. Vorläufige Schriftführer bleiben Mm ever von Grab und Riehl von Zwettl. Für die allgemeinen L ur- den sämmtliche Mitglieder auf von Reden s ELLa-P 15 Abthèï= lungen dur das Loos vertheit. Nach erfolgter Könstikuirüng bur

N Schristführers haben dieselben je ein

ned Nar ind S l Ln H z ay: „Fuea Borsianhes, 3 beschlossene Komürission zur“ Bericht-

itglied für die gestern b „F L N a, E vis definitive Geschäfts - Vrdnung zu “wäh= len Sodann haben die Abtheilungen die gegenseitige Prüfung“ der

Vollmachten der Mitglieder vorzunehmen. | Die ungültige Entschei= dung ist der National - Versammlung für den Fall “vorbehalten daß nah der Ausicht der betreffenden Abtbeilung der Ausschluß erfolgen müßte. Anträge, nah welchen die überhaupt angefochtenen Wahlen (von Rüder gestellt), dann diejeuigen Wahlen, iu welchen es sich um eine Prínzipfenfrage händle (voi Venedey), der endgültigen Entschei= dung der ganzen Versammlung vorgelegt werden sollen, wurden durch Stimmenmehrheit abgelevut. :

Dem abtretenden Alters-Präsidenten wurde durch Aufstehen der Dank der Versammlung ausgesprochen. Ferner wurde auf den An= trag Grumprecht's aus Lüneburg der Vorsigende, von Gagern, beauftragt, der Stadt Frankfurt den Dank der Versammlung für den ihr bereiteten felihen Empfang auszusprehen. Die Ernennung der zur Prüfung der Thätigkeit der vorbereitenden Kommission zu erwäh= lenden Kommission wurde dem Büreau übertragen.

Vor Schluß der Sitzung stellte Raveaux von Köln den An- trag, die Versammlung solle ausspreheu, daß diejenigen Mitglieder der National - Versammlung, welche gleizeitig Mitglieder der preußi= schen fonstituirenden Notional - Vei sammlung seien, beide Wahlen Zzu- gleich sollten annehmen fönnen. Naveaux verlangte, daß dieser An= trag, da die preußische National = Versammlung bereits am 22. Mai zusammentrete und das preußische Ministerium die Annahme der einen oder anderen Wahl verlangt habe, in einer auf morgen anzu= beraumenden Sißung zur Berathung kommen solle. Darüber, ob dies geschehen, oder ob die Sache nah der provisorischen Geschäfts- Ordnung vorerst an deu Ausschuß gewiesen werden sollte, entspann sich eine lebhafte Debatte. Auf der einen Seite, besouders von Mitgliedern aus Preußen (z. B. von Bedckerath, Stedtmanu 2c.) wurde die Wichtigkeit der Frage anerkannt, eben deshalb aber die ershböpfendste Vrüfung und darum die Einhaltung des geschäüfts- ordnungsgemäßen Weges anempfohlen, Es würde eine be- trübende Wendung sein, wenn zwischen beiden Körpern (der deutschen und der preußischen National-Versammlung ) ein Zwiespalt entstände. Diesen zu vermeiden, fei wohl d-r Antrag gestellt, der aber auch darum der reiflichsten Erwägung bedürfe. Man solle kein Mißtrauen hegen gegen die preußische Regierung. Auch die Mitglieder selbst würden wohl ermessen, was ibre Pflicht sei. Durch die Verschiebung sei nihts präjudizirt. Auch solle man bedenken , daß die preußische National-Versammlung nicht blos der Verfassungs-Angelegenheit we- gen, sondern auch zu anderen Angelegenheiten der Geseßgebung und der inneren Versämmlung berufen \ci, Auf der anderen Seite (von Blum, Wiesner, Kolb und Grumbrecht 2c.) wurde auf mög- lichst beschleunigte Berathung gedrungen. Wenn sich ein Zwiespalt erhöbe, so wäre es nur ein solcher zwischen den geseßlichen Vertre- tern von ganz Deutschland und denjenigen eines T heils, Es sei Gefahr, wenn im Norden eine Versammlung, zahlreih wie die hiesige, üer dieselben Gegenstände verhandle und beschließe. Am 22. Mai solle diese Versammlung zusammentreten ; wenn ntorgen kein Beschluß erfolge, sei cs zu spät. Durch Formauitäten sei heute die Zeit zersplittert worden; warum wolle man seht bei der ersten großen, unermeßlich wichtigen Frage die Erledigung hinausschiebeun ? Wein maun sich jeßt ganz passiv verhalte, so könuten die besten Kräfte für die National-Versammlung verloren gehen, Die preußishe Re=- gierung have schon lange gewußt, daß die deutshe National - Ver- jammluná zusammentrete; der Funfziger-Ausschuß habe seine Pflicht gethan, sie noch darauf aufnerkfsam zu machen, Der größte Lheil der Versammlung wollte feine Fortseßung der Verhandlung. Die Zeichen der Ungeduld erhoben si, als der Vorsißcnde bemerkte, daß noch eine nicht geringe Zahl von Rednern sich gemeldet habe, Raveaux selbst erklärte sich vun cinverstanden mit der Vertagung auf den uäch- sten Montag, die dann auch von der Versammlung besclossen wurde. Ein Antrag vonn Reden's in Betreff statistisher Erhebungen über die Ar- beiterfrage, ein anderer von Leue, daz Poseu für immer Deutsch- land angehören und die preußische Regierung ersu:ht werden soll, für die bisherigen Aufstands - Versuche Aunestie zu gewähren, fünftige Versuche aber mit Strenge zu unterdrücen, wurden in die Abtheilun- gen verwieseu, eben so Ofsterrath's Antrag auf Herstellung des Friedens in Posen, Auch Arndt nahm in dieser Sißung das Wo-t und wurde freudig begrüßt. Ein Mitglied beantragte, ilm für sein Lied „Was is des Deuischen Vaterland“ Dank zu votiren, worauf von Soiron bemeikte: n.cht d1s Lied alleiu, soudern Arndt's Haud=- lungen verdienten den Dank dee Vaterlandes. Jahn meíute, da des Deutschen Vaterland Gotlob keïne Frage mehr sei, möge Arndt eiae Strophe hinzudichten. (Beifall.) x h

Das mit der Viröffentlichung der Protokolle der National. Ver- sammlung beauftragte Comité macht Folgendes bek ännt :

„Die deutsche Nationalversammlung hat beschlossen, tie voll: än- digen stenographi\ck{en Protokolle ihrer Verhaudlungen drucken und oeröffentlichen zu lassen, und es wurte die Vorsorge getroffen,

1) daß dicse Protokolle \v vollständig und treu ala nur imn-cr möglich hergestellt werden, eine Authentizität derselben kaun natürlich tie Nationalversammlung nicht zusagen; daß die Protokolle immer am Tage nach der entsprechenden Sibung ausgegeben werten können;

3) daß dieselben um den möglichst billizen Preis abgegeben werden,

so daß je 100 Bogen ia Quart nur 4 fl, C. M. oder 1 il.

12 fr. rhein oder 5 Rihlr. preuß. kostet ;

2)

diefe Protokolle fönnen allenthalben von ten nächsten Posten bezogen werden. Wir haben _an alle _Tit. Regierungen und Postbehörden das Ersuchen gestellt, daß für diese Protokolle

weder eine Stempeltaxre, noch ein Porto, uo eine Expeditionsgebühr berechnet werde, und wir hoffen daher, daß die Leser in ganz Deutschland nur den oben bezeichneten Preis, der kaum Druck und Papier deckt, dafür zu zahlen haben werden, „Wir ersuchen alle Redactionen von deutshen Zeitungen, welche unsern Wunsch der möglihsten Verbreitung der bezeihneten Proto- solle theilen, daß sie diese Anzeige in ihr Blatt bald gefälligst auf- nehmen möchten. l : Frankfurt a. M., den 20, Mai 1848, : : i Im Nawnéên der Nationalversammlung das mit der Veröffentlichung der Protokolle beauftragte Comité,

Bassermann. Biedermann, iseumanun.

: Wigard.“

Haßler.

Desterreich. es, 20. oi, (D (on: 3:8 Vorgestern nd ‘gestern sind ;hier nahstehende: Kundmachungeu erschienen: L gef NERINA Abreise Sr, Majestät des Kaisers aus Allerhöchst-

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ihrer Residenzstadt hat unter der treuen Bevölkerung Wiens eben so tiefe Betrübniß, als allgemeine Aufregung hervorgerufen. Uebelgesinnte Auf- wiegler suchen dicse Aufregung zu benußen, um die Treue und Anhäng- lichieit der Wiener an ihren Séitebtèn Kaijer zu erschüttern, die monarchische erfassung zu untergraben, sogar die "Nepublik auszurufen und die öffent- i e Ruhe, so wie die Sicherheit von Personen und Eigenthum, in jeder Urt zu“ bedrohen. Diese Wahknehmungen legen den interimistischen Mini- sterrathe Sr. Majestät bie gebietérische Nothwendigkeit auf, gegen jede Stö- fung der Tectlihen Otrdnung àälle der Reglérüng bes Staates tur die bestehenden Gescße “Und die Cokstitution des Reiches“ zux Verfügung ge stéllten “Mittel mit’ vollster* Kraft und ünnachsihtliher Sktenge i Vollzie- hung zu segen, :

_ --Viernach hat der Ministerrath heute Vormittags folgende Beschlüsse gefaßt und alsogleich in Ausführung gel-racht:

„Sr stens, Die National - Garde der Stadt Wien wurde mit der akademischen Legion und dem Bürger - Corps, auf deren cigenes Ansuchen, vereinigt, untér das unmittelbare Ober-Kommando des Militair-Komman- direnden von Nieder - Oesterreich und der Hauptstadt Wien, Grafen vou Auersperzg, gestellt,

__ Zweitens, Das politische Central-Comité der National-Garde hat si in treuer Hingebung für des Vaterlandes Wohl dur selbsteigeuen Ve- {luß aufgelöst und trit mit den Abgeordneten der National-Garde in ein unter dein Vorsize des nieder- österre:chiscen Regierungs - Präsidenten, Grafen von Montecucoli, gebil etes Comité zusammen, welches sich tie Erk'a tung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit der Hauptsladt zur Pflicht- Aufgabe sept. C

,(„Drittens,

Magistrate

Das Ministerium genehmigte unter Einem d-n vom 1 und provisorischen Bürger - Ausschusse der Stadt Wien gefaßten Beschluß, wodur ein aus seiner Mitte und aus Bürgern Wiens zusam- mengescy er Sicherheits - Aus\{huß errichtet wurde, und hat denselben für alle seine Organe mit den umfassendsten Executions- Gewalten ausgestattet, wie eine besondere Kundmachung des Magistrats und provisorischen Bürger- Ausschusses bekannt geben wird.

_(„Viertens, Cine Cirkular-Note an das gesammte, beim Kaiserlichen Hofe in Wien afkreditirte diplomatische Corps benachrichtigt dasselbe, daß das interimistische Ministerium Sr. Majestät auch während der zeitweiligen Abwe enheit des Monarchen die Regie: ungs-(Heschäfte im Namen Sr. Ma- jestät fortführen werde, und die volle Verantwortlichkeit aller von ihm er- griffenen Maßregeln auf sich nehme.

„Fünftens. Eine besondere vom Ministerrathe nah ihrem ganz n Inhalte gutgeheißene Kundmachung des niederösterreichischen Negierungs- Präsidenten giebt Anordnungen gegen alle Aufläufe, Z-sammenrott 1ngen und nächtliche Versammlungen und macht die bestehenden Strafgesetze neucr- lih fund, welche jeden Widerstand gegen die mit der Aufrechthaltung der öffentlichen Nuhe und Ordnung betrauten obrigkeitlichen Ubgeordneten und Wachen mit Strenge bestrafen,

„Endlich fsah \ih sechstens der Ministerrath veranlaßt, den Negie- rungs-Präsidenten zu ermächtigen, im Falle der von ihm erkannten Noth- wendigkeit allsogleih das Standrecht gegen alle inner den Linien Wiens und auf die Umgebung von zwei Meilen wegen Verbrechen des Hochver- raths, Aufruhrs, Mordes, Raubes und der Brandlegung betretenen Per- souen zu beschließen und durch besondere Kundmachung zu eröffnen,

„„Die Ausführung dieser Maßregeln und im Gefolge derselben die volle Wiederherstellung der geseßlichen Ordnung in der Hauptstadt findet ihre fräfigste Bürgschast in den si stündlich mehrenden beiligen Versicherungen der D: putationen aus den verschiedensten Kreisen der Bewohner Wiens, daß sie allesammt mit ihren besten Kästen die Negie ung Sr. Majestät bei deren Maßregeln unterstüßen wollen, um die Ehre der Hauptstadt gegenüber allen unseren Mitbürgern in den übrigen Theilen der Monarchie und dem Auslande zu bewahren und die alsbaldige Rücklehr Sr. Majestät unsercs geliebten Kaisers nah Wien zu ermöglichen. i

„Das Ministerinm, in voller Uebereinstimmung mit den Gesinnungen aller guten Bürger und der gesammten bewaffneten Macht Wiens handelnd, wird mit vollster Kraftentwickelung dem Geseyze seine Geltung zu verschaf- fen wissen,

Wien am Nachmittage des 18, Mai 1848.

Die interimistischen Minister: Somgrugsa Kraus, Latour,

Baamgartue r,“

„Mitbürger! Es is nicht leiht möglich, vaß unser heißer Wunsch, die Rückkehr unseres geliebten Monarchen, sich heute nochz verwirkliche. Be- denket, daß er eine weite Strecke zurückgelegt haben mustte, ehe ihn unsere Bitte um Nücfkehr ereilen konutez bedenfet, daß unser Allergnädigster Herr körperlich leidend bie Residenz verlassen hat und vielleicht nicht einmal im Stande ist, so schnell wieder zurückzulehren. Lasset euch also nicht durch falsche Gerüchte täuschen, welche, wenn sie auch gut gemeint sind, vor der Hand noch als irríg bezeichuct weiden müssen, Lasset uns nur dafür for- gen, geliebte Brüder, daß wir uuserem allverehrten Landesvater sein Haus so ruhig und friedlich bewahren, wie er es zu bewohnen gewohnt ist, damit er wieder mit voller Be uhigung, umgeben von der treuesten Licbe seiner Oesterreicher, unter uns weile und uns nimmer, nimmer wieder verlasse.

Wien, am 18, Mai 1848,

Der Landespräsident Graf Montecucoli,“

„Das Ministerium war seit der Abreise Sr, Majestät eifrig bemüht, die Negierungsgeschäste mit sorgfältiger Nücksicht auf die schwierige Lage der Nesidenz zu ordnen uyd alle Vorkehrungen mit Kraf: und Schnelligkeit zu treffen, durch welche allein die Sicherheit und Ruhe allgemein erhalten und bewa! rt werden konnte, Der Minister-Rath folgte bei der ibm durch die Umstände auferlegten Ausgabe dem Erlen»tnisse und (Gefühle sciner gro- ßen Pflich'en und hielt sih gedrungen, mit aller Macht so vorzugehen, wie es nur immer scine verantwortliche St-llung erheischte. In derselben Art soll auch fernerhin sein Vorgang stattsinden, bis über bie Leitung der Ne- gierungSgeschäfte eine andere Bestimmung erfelgt, welche bis jeßt noch nicht bekannt geworden ist, so wie sih das Ministerium auch nicht in der Lage befin- det, über den Fortgang der Neise und den Allerhöchsten Ausenthalt eine genaue Nachricht bekannt zu geben. Wohl sind die erforderlichen Vorkehr angen ge- troffen worden, Se. Majestä: so schnell als möglich v0! dem Stande der Negierungs - Angelegenheiten in Kenntniß zu sezea - Der Ministe:rath er kennt mit Dank die bcsonnene, würdige Haltung, welche sich am 18 Mai 1848 in der National - Garde, ja in allen Klassen der Brwohner Wiens iundgegeben, und welche wesentlich bazw beigetragen bat, daß tie zur Si- chervng der Nuhe und Ordnung erforderlichen Vorkfehrunge!, zu der-n Voll- ziehung der patriotisce Sinn und das Vertrauèn der Bürger wesentlich und kräftig beigetragen hat, sich allenthalben wirksam bewährt und eine er- wünschte Beruhigung über die Forttauer des geregelien Zustandes geboten haben

Wien, am 19, Mai 1848.

Die interimistischen Minister, Sommaruga. Krauß. Latour. Baumgartner,“

„Bereits am 27sten 9. M, haben der Magistrat und provisorische Bür- ger-Aus\chuß veröffentlicht, roß sür die Stadt und Vorstädte Wiens eine Sicherheitswache errichtet werden soll, und gleichzeitig die Grundzüge ange- geben, nach w.lhen tieselbe ins Leben zu treten hat. Die seither gepfloge- nen Verhandlungen sud nun so weit gedichen, daß ein Theil dieser zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung berufenen Wache {on am heuti- gen Tage ihre Dienstleistung beginnen wird, Bei der Bildung dieses städ- tischen ZJnstituts hat man vor Ällem den Grundsaß festgchalten, daß nur solche Juvividuen aufgenommen werden, welche vermöge 1hres moralischen Charafters und früheren untadelhasten Lebenêwandcls, gegenüber dem Publi- fum, die möglichste Beruhigung gewähren können und jene Umsicht und Beson- nenheit besizen, die bei Ausübung ihrer eben so s{wierigen als verantwort- lichen Functionen nothwendig vorausgesext wird. Der Magistrat und pro- visorische Bürger-Ausschuß glauben daher mit voller Zuversicht erwarten zu fünnen, daß die neu errichtete Sicherheitêwache nicht nur voa allen Orga- nent, welchen die Mitwirkung zur Erhaltung der Ruhe 1nd Gesetlichkeit ob- liegt, auf das krästigste unterstügt, sondern daß diese in unserer Zeit dop- pelt wichtige Munizipal - Garde auch bei dem gesammten Publikum jenen Anklang und Unterstügung finden werde, wodurch es ihr allein möglich wird, ben ihr vorgeschten Zweck zum Wohle und Gedeihen der Residenz auf die sicherste Weise zu errcichen,

Wien, den 19, Mai 1848.

Pillersdorff. Doblhoff.

Pillersdorff. Doblhoff,

Vom Magistrate und provisorischen Bürger - Ausschu ##\e,“

Wien, 20, Mai. Nah den neitesten hier eingegangenen Nachricl= ten hat der Kaiser den Weg nach Salzburg einges{lagen. Man weiß in= zwischen nicht, ob der Kaiser die Absicht hat, in Salzburg zu bleiben, oder ob er nah Junsbruck weiter zu reisen gedenkt, Der Umschwung, wel= her in der 'öffeztlihen Stimmung in Folge der Abreise des Kaisers vorgeganaen, ist {wr zu beschreiben. Ueberall spricht sich der enut- schiedeue Wille der Bevölkerung aus, der Anarchie aufs krästigsie ent= gegenzutreten. Zu den Provinzen foll die Nachricht von den Vor- fällen des 15. Mai die tiefite Entrüstung erweckt haben, Die Phy- siognomie der hiesigen Stadt hat sich seit der Abreise des Kaisers völlig verändert, Jetermann ist niedergeschlagen, und diejenigen, welche 10h vor furzem deu Terrorismus predigten, verbergen sich, um sich den Ausbrüchen der Volkswuth an, Dio Svrads der Tagesblätter ist gehaltener geworden, und es in Fama. vott jenen aujsregenden Flugschriften mehr, welche noch vor wenigen Tagen den Schreck-n der ruhelicbenden Bevölkerung ausmachten. Von Sei- ten der Behörden sind die längst verlangten Maßregeln endlich ge- troffen: Eine Menge von Verhaftungen Verdächtiger hat stattgesun= den, die Fremden müssen sich über ten Zweck ihres Aufenthaltes legi= timiren oder die Stadt verlassen, Auch is eine Verorduung erschie- nen, wodurch angeordnet wird, daß Ulles, was gedruckt erscheint, den Namen des Druckers tragen mußz die Tagesblätter müssen überdies noch mit dem Namen des verantwortlichen Ziedgcteurs versehen sein.

Se. Kaiserl. Hoheit der Erzher;og Johann hat an den Minister des Junern folgendes Schreiben über den Zustand der Dinge in Tyrol gerichtet : i

; S „Trient, am 14, Mai 1848.

„Cs dürfte für den Herrn Minister von einigem Jnteresse sein, zu wissen, wie nunmehr die Sachen in Tyrol stehen: daher halte Jch es für Meine Pflicht, cine kurze Schilderung darüber zu unterlegen. Es geschieht auch darum, weil es Mir nicht gleichgültig sein fann, welche Ansichten sich in unserer Haupt- und Residenzstadt Wien und in deu übrigen Theilen der Monarchie über unser Thun und Wirken bilden.

„És liegt nicht im Charakter des Volks von Tvrol, viel zu sprechen, sondern bci demselben folgt stets dem Entschlusse die That+ das bat sich a c jeßt bewährt; auch sind unsere Preß-Organe im Lande sehr karg und beschränken sih blos darauf, Thatsachen amzuführem.

„Die sich am heutigen Tage ergebenen Resultate sind folgende :

„Das Land hat sich Eines Sinnes zu seiner Wehr erhoben, es haben sich bisher 64 Schüßen - Compagnieen im Lande gebildet, sie sind nach den uns zu Gebote stehenden Mitt:ln bewaffnet, sie sind alle an die Gränzen ihres Heimatlandes, theils im Pusterthale, thcils im Vintschgau und Ober- Junthal, hauptsächlich aber an den südlichsten Gränzen gegen Welschland aufgestellt, das derwalen vom Feinde ganz freie Land vor Einfällen dessel- ben zu bewahren.

„Da man von diesen Compagnieen nit fordern fann, daß dieselben durch längere Zeitperioden ihren häuslichen Beschäftigungen entfremdet blei- ben, so bilden sich nunmehr im Lande die zu ibrer Ablosung beslimmten Compagnieen, endlich is der Landsturm für augenblicklihe Ereignisse bereit, seinen bedrohten Heerd, wo es Noth thut, auf das Aeußerste zu ver- theidigen, Lf

„Die Compagnieen haben ihre Offiziere selbst gewählt esistreue große Freude, diese Landes-Vertheidiger voll Muth und des besten Willens dahineilen zu sehen, wohin und dieses oft an dem entgegengeseßten Theile des Landes Jch es nach meiner Einsicht für nothwendig erachte, sie zu senden. Zur Leitung dieses ganzen Defensions8wesens, welches seiner cielerlei getrennten Körper wegen verwickelt ist, habe Jch den im Lande so geschäßten ausgezeichneten (General-Major von Roßbach bestimmt. Jch habe für nothwendig erachtet, das Land in 13 DTesensions - Distrikte abzutheilen und jedem ein vont den Gemeinden selbst gewähltes Fndividuum vor- zusehen, welchem obliegt, alle bisher von der Schutz-Deputation beforgt:n Geschäfte zu versehen,

Jn dem italienischen Theile, wo einige Theile ausgenommen I , 4 Os , M5 \ A , welche zur Zeit des bestandenen Füistbisthums Trient der Krone Oester- reichs angehörten wegen ihrer ganz verschiedenen Verhältnisse das

Schüßenwesen und die Landesbewaffnung nicht bestand, habe Jch für noth- wendig gesunden, Verpflegs - Commissaire, welche im Lande Vertrauen ge- nießen, zu bestimmen, um alle jene Geschäfte zu besorgen, die zur Beförde«- rung der Landes-Defensivzwecke, vorzuglich in Bezug auf Beischaffung von Lebensmitteln ¡n den armen und rauhen Seitenthälcrn, für die Bevölkerung und die sih nah Umständen bii ihnen anhäufenden Landesvertheidiger, nothwendig sind, da von dem insurgirten Jtalien die Zufuhr des (Getraides verhindert wirb.

„És ist dies also nicht allein eine Anstalt, sondern eine nothwendige Fürsorge destheile.

,, És ist die Anstalt getroffen worden, durch Anlauf größerer Lieferun- gen Getraide sich zu verschaffen, dieses wird dann den bedürftigen Gemein- den, um den Erstehungspreis mit Zuschlag des Frachtlohnes , überlassen, wodurch die Auslagssumme, zurückkehrend, zu weitcren Ankäufen verwendet werden kann,

„Da sowohl Jch, wie auch der Mir unterstehende General Noßbach, nicht stets an einem Orte sich befinden tôónnen, sontern dag wir dort sein müssen, wo es die Unstände erfordern, so habe Jh für nothwendig erach- tet, Comités aufzustellen, als; in Jnnsbru, Bozen und Trient, welche Mir berichten und von Mir die Befehle zur Ausführung empfangen, mit wel- chen in Meiner Abwesenheit von dem Oite iyres Sitzes di: Defensions- und Berpflegs-Commissaire verkehren.

„So, glaube Jch, düste die Sache in Ordnung fommen, Was den Gegenstand der Bewaffzung, der Munition und übirhaupt das Kriegs- Material betrit, tíes have Jch in dem Berichte an den Kriegs - Minister berührt.

„Bisher hat sich die Wirksamkeit der Landes Vertheidiger auf Märsche und kleinere Streiszüge beschränkt; einige Compagnieen haben die Frei- \chaaren zu sehen b-kemmen und in Verbindung mit den sie unterstüßenden Truppen - Abtheilungen \ih sehr gut benommen, welches Jch auch in dem Berichte an den Kriegs-Minister berührt habe.

„Für den etwaigen Bedarf zur Aufnahme von Blessirten ist die nö- thige Fürsorge durch den Gemeinsinn des Volkes und turch Ansta!ten in Tucnt und Vogten getroffen,

„„ÎZm italienischen Tyrol is es ruhig. j

„Die Feinde haben bei dem ‘andmanne und bei der Mehrzahl der Bürger und Besißer keinen Anklaug gefunden, und es wird Meine Sorge sein, zu trachten, einen guten Sinn immer mehr und mehr zu verbreiten,

„Zh kann zum Schlusse vicht i: nterlajsen, dem Herrn Minister eine Sache mitzu!heilen, die Mir eine große Beruhizung verschafst hat utd ei- nen Betoeis liefe t, welcher Sinn den Toyroler auszeichnen,

„És sind die fremden Blätter nicht müßig geblieben, durch allerlei Schilderungen den Geist in Tyrol als erloschen und das Vertrauen gegen Oesterreich als erschüttert zu schildern, N E

„Jch will nicht untersuchen, ob es aus Unkenntniß und oberflächlicher Beurtheilung des Volks. Charakters oder aus was immer für einer anderen Absicht geschah ; dies is einmal gewiß : sie haben sich geirrt, H

„Wie jedes Volk, hatte es manche ihm sehr nahestehende, durch lange Zeit nicht befriedigte Wünsche und Begehrenz es hat dieselben ehrlich, ernst und freimüthig ausgesprochen, allein dies ist in ciner so bewegten Zeit wie unsere, wo alle Leidenschaften rege sind, zu beachten es hat die wei- tere Erörterung und Erfüllung derselben auf tie Zeit nach überstandener Gefahr vertagt Eines Sinnes zu den Waffen gegriffen und dem, was in dem Augenblicke Noth thut, Jenes, was die Zukunft geben wird und

muß, untergeordnet,

die Landesvertheidiger betreffende sur die Bevölkerung dieser Lan-

Erzherzog Johann.“

Prag, 19. Mai. (D. A3.) machung veröffentlicht worden : S , :

‘Gestern Nachmittag ist nachstehende telegraphische Depesche von Wien angelangt: „Durch die Vermittelung vertrauenswürdiger Personen haben Se, Kaiserl, Majestät mir den mündlichen Auftrag zulommen lassen, seinen etreuen Böhmen zu verkünden: „, Tief betrübt über die lesten Ereignissg in Wien, haben Se. Majestät es am besten befunden, sich für einige Zeiji

Heute ist hier folgende Kund-

P

von dort zu entfernen, Die Wahl, unter welche seiner treuen Völker sich zu begeben, habe Sr, Majestät wehe gethan, die Nücksicht auf die der Ge- sundheit Sr, Majestät heilsame Luft Tyrols aber Sr. Majestät entschieden, dorthin in Begleitung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Franz Karl die Reise anzutreten, Se. Majestät zähle übrigens auf seine treuen Böh- men, wenn es gelten sollte, den Thron, die verliehene Verfassung und die Macht der österreichishen Monarchie aufreht zu halten.“ “Fest übèr- zeugt, daß alle Böhmen ihren Stolz darein seßen werden, die Erwartungen Sr, Majestät unter allen Umständen zu rechtfertigeu, bin auch ich entschlos- sen, auf diese Gesinnung des böhmischen Volkes gestügt, die mir von Sr. Majestät anvertraute Regierungsgewalt zur Aufrechthaltung des Thrones und der Verfassung so anzuwenden, wíe immer es die außerordentlichen Ver- hältnisse verlangen mögen. Davon habe ich Sr, Majestät ím geeigneten Wege und dem Ministerium in Wien die Anzeige erstattet, Prag, den 19, Mai 1848. Leo Graf Thun, Kaiserl, Gubernial - Präsident,

München, 17. Mai. (A. 3.) Die Kammer der ras der Beendigung ihrer Arbeiten zu. A eiter von neun Uhr Morgens bis zwei Uhr Nachmittags währenden Sizung hat sie heute drei Geselz - Entwürfe angenommen, darunter zwei sehr wichtige, nämli 1) einstimmig und unverändert den, kraft dessen die bayerischen Landes-Gesebe auh in den 1847 von der Krone Vöhmeu an Bayern übergegangenen Euklaven eingeführt werden ; 2) mit 106 gegen 9 Stimmen den in Betresf der ständischen Juitia- tive, und 3) einstimmig mit 108 Stimmen den über die Verantwort= lichkeit der Minister. Ju beiden leßteren Gesetzen erhielt fast durch= gängig die Fassung des Ausschusses die Zustimmung der Kanm-

Bayern. Abgeordueten schreitet

mer, Inzwischen i nah einer zweimaligen Erklärung des Herrn Mínisters des Junern das Schicksal des Geselzes in

Betreff der Juitiative noch leineêweges gesichert. Zu Artikel I des Entwurfs hatte nämlich Professor Edel eine Modification be- antragt, fraft welcher den Stäuden auch für alle den Tit. V. der Verfassungs-Urkunde (betreffend die besonderen Rechte und Vorzüge der Kronbeamten, Standesherren, Adeligen u. s. w.) anlangenuden Geseßes-Vorschläge das Necht zur Juitiative zugesprohen werden sollte. Dieser Antrag war vom Minister bekämpft worden mit der Andeutung, daß von der Aunabme oder Verwerfung desselben das Schicksal des ganzen Gesebes größtentheils abhängen werde. Dessen- ungeachtet ging die Modification, wenn au nur mit s{chwacher Mehr= heit, durh. Das Gleiche wiederholte ldi bre Arti V Dieser verlangt (nah dem Entwurf) in seinem leßten Satze für Abänderun- gen der Verfassung oder Zusähze zu denselben, die von den Kammern vorgeschlagen werden, unter Auderem auch bei ter vorgeschriebenen dreimaligen Berathung und Beschlußfassung die jedesmalige Gegen- wart von drei Viertheilen der bei der Versammlung anwesenden Mitglieder in jeder Kammer und eine jede8malige Mehrheit von zwei Drittheilen der Stimmen. Der Ausschuß aber hatte auf Antrag des Herrn De, Stoinger beantragt, daß nur bei der dritten Berathung und Schlußfassung die angegebene Zahl von Mitgliedern gegenwärtig sein und abstimmen müsse. Vergeblih mahnte der Minister des Ju= nern aufs neue an das {hon durch die Abstimmung über Art. 11, be= drohte Schicksal des ganzen Geseßes; die Kammer nahm die Aus \chuß-Modification mit 54 gegen 51 Stimmen an, und es ist also jeßt abzuwarten, was die Kammer der Reichsräthe und die Regie= rung selbst mit dem Gesebe anfangen werden.

Gestern starb hier der frühere Justiz - Minister, Reichsrath Freiherr von Schrenk.

Staats * und

Vaden. Freiburg, 15, Mai, (O. P. A. Z) Gestern früh i der bei der am Ostèrmontag stattgehabten Einnabme von Freiburg töd- lich verwundete nassauische Lieutenant Eyring von Wiesbaden, noch niht ganz 21 Jahre alt, gestorben und heute mit allen militairischen Ehren begraben wordey. Der Generalstab, Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Württemberg an der Spiße, das gesammte Offizier- Corps der hier anwesenden Bundes - Truppen, Vertreter des nassauischen Armee-Corps und Soldaten aller Waffengattungen bil= deten das Trauergeleite.

Hessen und bei Nhein. Darm stadt, 20, Mai, (Darmst. Zt g.) Unsere gestern mit zwei Abendzügen aus Badeu heimfehren den Truppen wurden auf herzliche und festlihe Weise empfangen, Man kaun sagen, daß ganz Darmstadt sie bewillkommte, mit leben digem Hochruf begrüßte und ihr erstes wackeres Wirken für das deutsche Vaterland sreudig anerkannte, Die Nheinstraße wa1 mit Fahnen und Kränzen geshmückt und illuminirt, und Garnison, BVür= gerwehr und Musikbanden geleiteten die Ankommenden, an deren Spitze Se, Königl. Hoheit der Erbgroßherzog Mitregent, umgeben von einem zahlreihen Gefolge, erschien.

Anhalt-Def¿au. (D. A. Z.) Deßau, 14. Mai. hiesige Landtag is gestern bis zum 24, Juni vertagt worden.

Der

D L

Braunschweig, (Hannov. Ztg) Braunschweig, 20. Mai. Die hiesigen Gilden haben an die National-Versammlung zu Frankfurt eine Adresse in Bezug auf die Negelung der Gewerbe Verhältnisse gesandt. Sie erklären sich ebensowohl gegen die Ein führung der unbedingten Gewerbe - Freiheit, als gegen das Wieder- aufleben des Zunstzwanges, „Wir wünschen nur,“ heißt es darin, „„daß dir Gewerbe gänzli freigegeben, daß die Betreibung dersel- ben an jeste Bedingungen geknüpft werde. Wir verlangen nameut-

lich die Festhaltung folgeader Gesichtspunkte. Jeder, der ein Ge- werbe zu seinem Lebenoberufe macht, ist verpslichtet, sih für dasselbe die nöthige Geschicklichkeit anzueignen, insbesondere, zur

Verhütung eines lokalen Schle»drians, in der Fremde seinen Ge

sichtökreis für sein Geschäft zu erweitern, daher 1) Aushaltung einer bestimmten Reihe von Lehr- und Wander - Jahren. (Fs ist zwar wünschenswerth, daß Niemanden im Staate ein Play

verweigert werde, auf welchem er seine Wirksamkeit üben kann; zugleich aber hat Jeder, welcher dem Staate Arbeiten liefert, zu denen eine gewisse geistige oder körperliche Gewandtheit erforderlich ist, die Pflicht, sih darüber auszuweisen, daß er diese Gewandt. heit erlangt habe, daher 2) die Ablegung einer Geschicflichkeitsprobe. Bei der Ueberfüllung, welche in den meisten Staaten herrscht, if es billig, daß eine angemessene Verthei‘ung der Arbeit unter den Einzelnen Statt finde, daher 3) Nieman: darf mehr als cin Ge- werbe treiben, Zur sicheren Begründung eines selbstständigen Ge- \chäfts, eines eigenen Haushalts gehört regelmäßig auh eiue Selbstständigkeit der Jahre, daher 4) tas Recht, ein Gewerbe zu g beginnt regelmäßig erst mit dem vollendeten 25, Lebens- jahre,‘

: , Lauenburg. (H. C.) Lauenburg, 10. Mai. Das Co- mité des Vereins zum Schuße des deutschen Gewerbestaudes hierselb hat, in Folge einer von dem Gewerbestande der Stadt Bremen an den Gewerbestand der Städte des Herzogthums Lauceuburg ergange- nen Aufforderung, zur Wahrung der Juteressen der s\tädtishen Ge- werbe bei dem Parlamente in Frankfurt a. M. die geeignetsten Maß- regeln dur Adressen und Deputirte zu ergreifen , den Beschluß ge- faßt, alle Stände im deutschen Vaterlande hierdurch zur Sendung von Deputirten zu einer Versammlung des deutschen Gewerbestandes in Hamburg einzuladen. Dér Tag “der Versammlung i auf den 2, Zunj- d. J. niedergeseht.

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Lübeck. (H. C.) Lübeck, 18. Mai, Die Schanz-Arbelten auf dem Leuchtenfelde sind so gut wie vollendet; die Soltaten sind nicht dabei verwendet worden. Die Befestigungen bestehen in zwei Schanzen; die eine, mit vier größeren Geschüben beseßt, bestreit die Rhede und das Fahrwasser z die andere, acht Kanonen von kleinerem Kaliber euthaltend, die Strommündung. Beide Batterieen liegen nahe an einander, wofern sie nicht ganz mit einander verbunden werden, Der Hafen fann mit zwei an beiden Ufern und an zwei Punkten im Strome befestigten Ketten jeden Augenblick gesperrt werden.

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Frankreich. National-Versam mlung. Schlußder Sihung vom 17. Mai. Als der Justiz-Minister den lebten Artikel des Dekret=Ent- wurfs über verschiedene Befugnisse d»-x Erekutiv Kommission verleseu hatte, na welchem Artikel dieser Regierungs - Kommission allein das Recht zustehen soll, Maßregeln zur Vertheidigung der Versaminlung zu ergreifen, riefen mehrere Stimmen: „Wenn sie aber keine Maß- regeln ergreist?// Andere: „Oder wenn irgend ein Befebls{zaber nicht gehorcht, wie gestern?“ Die Herren Bernard und Duver- gier de Hauranne erinnerten an die Reglements - Vorschrift, daß Dekret-Entwürfe, die dringlich seien, d. h. sofort votirt werden soll- ten, Tages zuvor angekündigt werden müßten. Sie verlangten , daß man diejer Vorschrift jeßt nahkomme. Der Handels-Minister äußerte, nur aus Versehen habe der Justiz = Minister die erwäßnte Förmlichkeit versäumt. (Gelächter und Aufregung.) Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Trelat, zeigte an, daß der durch die Arbeiter der Nordbahn mit Unterbrehuug bedrohte Bienst dieser Bahn, auf welher man mehrere Tage lang blos Personen be= fördert habe, so daß an mehrere Punkte Truppen abgeschickt werden mußten, jeßt völlig gesichert sei. Er kündigte ferner an, daß er ei nen dringlichen Defret- Entwurf vorlegen werde, um außerordentliche Kredite für öffentliche Arbeiten an Straßen und Kanälen für Baus ten, Ausbesserungea, so wie für die National-Werkstätten , zu begeh- ren. Für leßtere, in welchen jeßt 115,000 Mann beschäftigt seien, werde er 3 Millionen beansprucheu. Diese Arbeiter thäten jeßt nichts, was von wirklihem Nubten sei, und die Regierung sei daher beschäf tigt, sie zu wirklich nübßlichen Arbeiten zu verwenden. Die Leute aus den Departements werde man in die Heimat zurücfs{icken und dort bei Straßen = und Kanal = Bauten beschäftigen. Vorläufig sei es jedoch nöthig, die Arbeiter Werkstätten noch eine Zeit lang fortbestehen zu lassen, und deshalb müsse er die dazu nöthigen Fonds fordern, Dér Zustiz-Minister kam sodani auf die oben erwähute Regle ments=Vorschrift zurück, wonach alle dringlichen, d, h. sofort zu vo- tirenden Defret - Entwürfe Tages zuvor angekündigt werden müssen, und behauptete, daß diese Bestimmung blos die Dekret, betreffe, welche von Mitgliedern, nicht aber jene angehe, welche von einem Minister vorgeschlagen würden. Herr Duvergier de Hcuraune protestirte dagegen, daß man zwischen Ministern und anderen Mitgliedern un terscheide. Der Minister bemerkte, daß in dringenden Fällen, wo es sih um sofortige Maßregeln gegen cine Verschwörung und der gleichen handle, die Minister unmöglich mit den Unterdrückungsmaßregeln bis zum nächsten Tage warten könnten ; jede Stunde Aufschub würde da gefährlich sein. Armand Marra st vertheidigte ebenfalls den Untrag der Regierung. „Zst es möglih““, rief er, „unter solchen Bedingungen, wie man sie der Exekfuti» Kommission auferlegen will, zu regieren® Nein, und es wäre bei weitem besser, die Könmission zu entseßen, als ihr solche Bedingungen aufzuerlegen, Jch für mei nen Theil habe es viel lieber, wenn man die Dinge bei ihrem wal= ren Namen nennt, als daß man sie unter falschen Vorwänden ver- steckt,“ Nach langen Debatten und nachd-m die Sibung eine Weile suspendirt worden war, da Herr Favre durch den Eifer, mit wel hem er für den Antrag der Regierung sprach, einen heftigen Sturm erregte, der sich erst legte, als er eine genugthuende Erklärung abge- geben hatte, wurde s{ließlich mit geringer Majorität die motivirte Tageéordnung angenommen und dadur (wie schon erwähnt) festae- jeßt, daß Maßregeln oder Entwürfe, welche die Negierung während der Sthung vorschlägt, sofort in den Bürcaus berathen werden föu=- nen, wenn sie auch Tages zuvor nicht angefündigt wurden,

Sißung vom 18 Mai. Präsident Buchez et1klirte die Sit ung um 12 Uhr für eröffnet. An den Zugängen zun Sißunqs szale sah ran heute viel geringere Truppenniacht aufgestellt als die beiden früheren Tage. Die Nationalgarden gus den benachbarten De partements bieten si mit lebhaftestem Eifer der National Versammlung zum Schube an. Selbst bis aus Clermont, über 100 Stunden Weges, theilt Präsident Buchez ein solches Anerbieten mit. Dann las derselbe einen Brief des Abbé Lacordaire vor, worin derselbe als Repräsentant seine Entlassung nimmt, weil er seine religiösen Pflichten über die politischen uicht vernachlüssigen dürfe. Am Schlusse dieses Schreibens wünscht er übrigens der Republik Heil und Seegen, besonders den Frieden. Auch dem Dichter Beranger hatte bie Versammlung bereits in einer früheren Sißung auf sein wiederholtes Gesuch, welches der selbe auf sein hohes Alter und seine {wachen Kräfte stübte, die Entlassung als Volksvertreter bewilligt, Die Ver“ammlung sollte jetzt zur Fortsebung der Wahl der Verfassungs Konmmissionsglieder schrei ten. Ein Repräsentant machte jedo den Vorschlag, den Modus der Abstimmung in folgender Art zu ändern: Sämmtliche Glieder depo nien ihre Stimmzettel in die Urne, welche dann in einem der an stoßenden Säle geleert und entziffert werden sollen. Auf diese Weise könne dic Versammlung ihre anderweitigen dringenden Geschäfte fort seßen. Dieser Vorschlag fand Beifall und wurde cingenommen und befolgt. Nachdem jedes Mitglied zwölf Namen auf seinen Zettel geschrieben und ihn in die Urne geworfen hatte, trugen die Huissiers die Urne in einen Saal, wo in Gegenwart der Secretaire die Eut hüllung der Stimmzettel stattfindet, ODer Präsident {lug dann vor, bei der um 3 Uhr stattsindenten Beerdigung mebrerer am 15, bei Vertheidigung der Ordnung und der Republik gefallenen National gardisten die Nationalversammlung dur eine Deputation von 20 Mitgliedern vertreten zu lassen. Genebmigt. Der Präsident bezeichnete diese Deputation, die dann sofort ihre Sendung antrat, Herr Berard {lug ver, daß die Nationalversammlung eine Proclamation , deren Entwurf er vorlas, an das französische Volk erlassen solle. Das beste Mittel zur Herstellung von Orduung, Sicherheit und Vertrauen sei gewiß, daß die Versammlung klar ausspreche, welhe G undlagen sie der Republik geben wolle, Nachdem der Minister des Aerbaues und Handels, Flocon, die Ueberweisung eines von ihm vorgelegten Decretentwurfs zur Umgestaltung der Conseils der Werkverständigen an das Comité des Haudels und Gewerbfleißes beantragt, die Ver= sammluug aber auf Andríngen vieler Mitglieder ten Entwurfan das Comité für die Verbesserung der Lage der Arbeiter verwiesen hatte, wurde lange und heftig darüber erörtert, ob über die von Berard vorgeschlagene Procla= mation Saß für Saß, wie Flocon und Durrieu verlangten, vder im Ganzen abgestimmt werden solle, Manche Phrasen und Ausdrücke der Pro= c!amation wurden lebhaft angefochten. Die Versammlung entschied zuleßt, daß die Abstimmung über die Proclamation auf morgen ver=- tagt werden solle, Ein von Herrn Jsambert vorgeschlagener De- fret-Entwurf, welher Klubs und beständige politishe Vereine verbie- ten sollte, wurde unter hestigem Murren und lärmenden Einsprüchen verworfen. Herr St. Romme {lug die Errichtung einer Jmmo- bilienbank vor, welhe Billets für 300 Millionen solle ausgeben dür-

fen. Der Vorschlag, vielfach unterstüßt, wurdck dem betreffenden Comité zugewiesen. Herr Billault beantragte als Berichterstatter die Genehmigung des die Abstimmungsweise der Versammlung regeln= den Dekret-Entwurfs, Die einzelnen Artikel, so wie das Ganze des Entwurfs, wurden nah einigen Debatten genehmigt, worauf die An= nahme eines anderen weitläufigen Dekret= Entwurfs folgte, der sich auf das Reglement der Versammlung bezieht. Als Resultat des zweiten Skrutiniums für die Wahl der Constitutions-Kommission wur- den die Herren Martin, von Straßburg, Woirha9e, Coquerel, Corbon, Touret, vom Allier, Dupin und G. Beaumont zu Mitgliedern dieser Kommission proklamirt, Es waren nun 13 Mit= glieder der Kommission gewählt. Man schritt sodann zum dritten Skrutinium für Ernennung der 5 übrigen Mitglieder; das Ergebniß war: Vaulabelle, Odilon Barrot, Pagès (de l’Ariége), Dorn s und Considerant. Hiermit ist die Zusammenseßung dieser Kommisson beendet. Die Mitglieder, welche zunächst die meisten Stimmen hatten, aber nicht bis zur absoluten Majorität (332) hin- anreichten, waren: von Remusat mit 283, Jean Revnaud mit 269, Berryer mit 204, Pascal Duprát mit 203, Abbé Cazalès mit 189, Buckez mit 142 und Duvergier de Hauranne mit 39 Stimmen. Die Sißung wurde um 8x Uhr geschlossen.

Paris, 19. Mai. Armand Marrast hat als Maire von Paris an die Regierung einen offiziellen Bericht über die Vorgänge im Stadthause abgestattet, den der Moniteur heute veröffentlicht. Der- selbe schließt: „Sie sehen, Bürger, daß, wenn durch eine Schwäche oder durch eine Mitschuld, dur einen Fehler oder durch ein Ver= brechen die Aufrührer von einem Saal des Stadthauses Besiß zu nehmen im Stande waren, sie do nur einen Augenblick dort Herren blieben. Jh habe nicht aufgehört, daselbs zu kommandiren, ih habe niht ausgehört, Befehle daselbst zu ertheilen, und die als die Ungewißheit, welche einen Augenblick die Ge- müther einer leinen Anzahl von National -= Garden \{chwan= fend gemaht hatte, ihnen benommen war, waren wir, mein Adjunkt (Adam) und ih, nur darauf bedacht, die Verhaftung der Schuldigen mit Vermeidung von Blutvergießen zu sihern. Jh muß hinzusügen, daß der Chef des 9ten Bataillons der National= Garde, von dem ih oben gesprochen (er hatte sich zögernd bei der Zurückweisung des Angriffs auf das Stadthgus gezeigt), mir seine Entlassung eingesandt hat; ih habe auch die des Oberst Yautier und eines Fahnenträgers Namens Guery erhalten. Was deu Oberst Rey und seinen Agenten betrifft, so sind sie in Haft

Der Constitutionnel theilt heute einen Brief Blanqui?s vom 17ten d. mit, der sich in dem Briefkasten dieses Journals gefunden, und woraus hervorgeht, daß Blanqui in Paris verborgen i}, also sich wirklich nicht in Haft befintet. Garnier Pagès hatte aber der National-Versammlung dessen Verhaftung angezeigt, und auch Caussi= dière hatte in seinen Erklärungen darauf angespielt. Der Con sti= tutionnel bleibt daher auch bei dem Glauben, daß diese Anzeige nicht auf einem Jrrthum beruht habe, sondern daß Blanquí in der That verhaftet gewesen, aber wieder freigelassen worden sei. Zwischen ibm und Barbès soll übrigens, wie dies Blatt bemerkt, ein bitterer Haß bestehen.

Der Finanz=- Minister Duclerc hat der National - Versammlung einen Geseß=-Entwurf vorgelegt, welcher den Nückguf aller Cisen= bahnen durch den Staat zum Zweck hat. Dieser Entwurf wird zu=- nächst in den Abtheilungen zur Disfussion gebracht werden.

Während Galignani's M essenger berichtete, die Vorberei= tungen zu dem aufgeshobenen Fest seien wieder aufgenommen, sagt das Journal des Débats, sie seien noch suspendirt.

Ein Klub in der Straße St, Martin, welcher auf Befehl der

Regierung geschlossen werden soilte, setzte der Ausführung bewaffne= ten Widerstand cutgegeu. Die Nationalgarde schritt ein, fünf Mit= glieder des Klubs wurden getödtet und zwölf verwundet; auch ein Mitglied der Nationalgarde wurde verwundet. “Die Zahl der Verhaftungen, welche in Folge des Aufstandes stattgefunden, soll sich nah deu Gerichtszeitungen auf 250 belaufen; es heißt aber, die Mehrzahl, darunter auh der Sohn Raspaii?s, seien wieder freigelassen.

Es scheint, daß der Aufstand der Anarchisten schon auf den 12. oder 13. Mai festgeseßt war; da aber die Vorbereitungen dazu noch nicht beendigt are war derselbe auf den 15. Mai vertagt worden.

r Ober )eteblohaber bder S / s “by o L, s iee Fnd E E Lies! er \ Perr Courtais, i ( )af 7 A ercits vor dem Minister der

Justiz ein Verhör bestanden. _Er soll alle Nahrung ablehnen und dem Anzte erklärt haben, daß er lieber den Tod wolle, als Ent=- ehrung.

Großbritanien und Irland. London, 18, Mai.

Zhre Majestät die Königin hielt gestern im St. James - sehr zahlreih besuchtes Lever, bei welchem auch ter Prinz von Preußen zugegen war.

Die gestrige Unterhaus=-Sihun g war von weniger bedeu teben ete... Cir O U Cgaus erlangte zuerst die zweite Lesung seiner Bill zur Verbesserung des Wahlgeseßes, die sich indeß darauf beshräukt, baß jeder Wähler Fünstig, um wählen zu fönnen, nur den Nachweis von seiner richtigen Steuerzahlung bis zum 411. Oktober beizubringen nöthig hat. Die Bill wurde mit 60 gegen 25 Stimmen genehmigt. Der folgende Gegenstand betraf die zweite Lesung einer von Sir F. Bag ring eingebrachten Bill, wonach die Minorität einer Actiengesellschaft das Recht haben soll, die Majori- tät zu zwingen, vor einem unparteischen Richter Rechenschaft zu legen. Herr Lab ouchere, der Handelspräsidert, nahm sich der Vill an, weil ein Parlaments-Comité, welches gewöhnlich aus Eisenbabn- Oirektoren und Interessenten bestehe, kein kompetenter Richter sei, Lie Vill hatte indeß kein Glück; das große Kapital wollte keine Kontrolle dur das kleine, und die beantragte Verwerfung wurde mit 100 gegen 38 Stimmen beschlossen. Dageaen wurde eine Bill des Herrn Bouverin zu Gunsten der freien schottischen Kirche, welche die dortigen Grundbesißer verpflichtet, der neuen Gemeinde Pläte zum Anbau von Kirchen zu gewähren, zur zweiten Lesung ge- lassen. Der Redner zeigte, wie die Anhänger der vor fünf Jahren in Schottland entstandenen freien Kirhe, welche gegen das Patro=- natsrecht der Grundbesißer protestirte, ibren Gottesdienst in vielen Fällen in Wind und Regen abzuhalten gezwungen sind, weil der Grund und Boden în Schottland als Fideifommisse in Händen einer fleinen Anzahl großer Grundbesitzer sih befinde, welche gegen die freien Gemeinden intolerant verfahren und ihnen keine Plätze für ihre Gotteshäuser überlassen wolle, Als diese Bill mit 80 gegen 25 Stimmen verlesen war, erhob sich noch eine längere Debatte über den Gegenstand, und der Minister des Jnnern s{chloß sich der Opposition gegen die Maßregel an, indem er behauptete, das Haus habe während seiner Abwesenheit zu früh über die Bill abgestimmt. Demnach wurde beschlossen, die Bill am 7. Juni im Comité zu be- rathen. Das Haus vertagte sih bald darauf. Ee J

Der Prozeß, welchen die Regierung gegen die irländischen Agí- tatoren Smith O’'Brien und Meagher eröffnet hat, i nit zu ihren Gunsten ausgefallen. Die Geschworenen, welche über Herrn Meaghér entscheiden sollten, wurden einig, auf „Schuldig“ zu erkennen bis auf Herrn Walsh, welcher sih durchaus weigerte, dem Beschlusse

5 Palast ein Se. Königl, Hoheit