1848 / 31 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

d) den Reichstag allein als befugt und berufen anzuschen, um organi- {he Anordnungen oder Gesegze in das Leben zu rufen; l

e) die Beschleunigung desselben nach allen Krästen und dur Befestigung der Ruhe und Ordnung in der Residenz zu befördern; i

f) bis zu demselben ein festes Band der Eintracht zwischen den einzelnen Theilen der Monarchie zu erhalten ; È :

-g) alle Einsichten zu benuyen, welche in der Nesidenz oder in den Pro- vinzen Materialien und Vorbereitungen für dense{ben zu sammelu ge- neigt sind; ; y

h) insbesondere die Körperschaften und Gemeinden dur ihre legalen

o Vertreter aufzufordern, ihnen dabei durch Vorschläge, Andeutungen und Aufklärungen retlich beizustehen; _ Y j

¡) den Maßregeln, um Ordnung in dem Staatshaushalte, Vertrauen in die Erfüllung der Verpflichtungen des Staats, Sicherheit in dem Er- werbe und Verbesserung der Lage der unbemittelten Klassen zu be- gründen, ihre besondere Sorgfalt zuzuwenden;

k) endlich Alles aufzubieten, um die ersehnte Rückkehr des Monarchen in seine Residenz zu beschleunigen und jede Bürgschaft für die Sicher- heit des erlauchien Hauptes herzustellen, zu dessen schönsten Vorzügen es gehört, jedem Staatsbürger Sicherheit und Recht zu gewähren,

„Haben die Minister ihre Aufgabe in diesen Grundlinien richtig auf- gefaßt und redlich verfolgt, dann werden alle guten Bürger sie in diesem schönen Unternehmen getreulih unterstüßen ; fehlt ihnen dagegen dabei die

Mitwirkung ihrer Mitburger, oder werden ihre Kräfte darin gelähmt, daun

wird es ihre heiligste Pflicht sein, ihre Unvermögenheit auszusprechen, ein

Werk fortzuseßen, zu welchem ihnen die unerläßlichen Mittel entzogen sind

Wien, den 29. Mai 1848.

Im Namen des Ministerrathes Pillersdorf f.“

Triest, 28. Mai. (J. d. Dest. Lloyd.) Die hier residiren- den Konsuln fremder Mächte haben nachstehenden Protest- wider jedes feindlihe Einschreiten gegen die Stadt an den sardinischen Contre- Admiral Albini gerichtet :

,„„An den Contre - Admiral Sr. sardinischen Majestät, Herrn Albini, Commandeur der unter feinem Befehl auf der Rhede von Triest vereinigten stemacht,

„Herr Adniiral !

„Da die Mittheilung, die Sie gestern dem Kommandanten der Dampf- Fregatte Zhrer britischen Majestät „Terrible“ gemacht haben, zu unserer Kenntniß gelangt ist, so halten die unterzeichnetèn General - Konsuln, Kon- suln und Konsulat-Agenten es für ihre Pflicht, Jhuen folgende Bemerkun- gen vorzulegen :

„Sie erklären, Herr Admiral, daß die unter Jhrem Befehle stehende Zeemacht sih nur zur Vertheidigung Jhres Handels in diesen Gewässern befindez aber der Handel aller Nationen hat bis zu diesem Tage vollkom- mene Freiheit und vollkommenen Schuß in Triest genossen , dor weder für Personen noch für Eigenthum gestört wurde, und wir haben in unserer Mitte allen Unterthanen und allen Schiffen ZJhrer Majestäten des tomgs von Sardinien und des Königs von Neapel denselben ge- nießen sehen. Was insbesondere den Handel der sardinischen Unterthanen betrifst, \o i dieser durch ‘die Reclamation Sr. Majestät des Königs Karl Albert, welche von seinem Konsulate hier am verflossenen 8. April veröffent- lichi wurde, und auf welche eine Gegendeclaration Sr. Majestät des Kaisers vou Oesterreich in eben demselben befriedigenden Sinne folgte, hinlänglich garantirt, Dieser glückliche Zustand der Ruhe wird, Hr. Admiral, jeßt im Gegentheil durch die Stellung, welche die unter Jhrem Befehle stehende Seemacht vor diesem Hafen angenommen hat, ernstlih gefährdet, und das

mündliche Versprechen, das Se dem Herrn Kommandanten des „Terrible““ gegeben haben, keine feindliche Maßregel gegen vie Stadt, ohne vorher ta- von Nachzichi gegeben zu haben, unternehmen zu wollen, genügt keinesweges, um den Handel zu beruhigen. ? h

„Zn Anbetracht der Wichtigkeit der verschiedenen Interessen, die wir zu beschühßen berufen sind, können wir uns nicht enthalten , eine beruhigen- dere und bestimmtiere Manifestation von Ihnen zu fordern. Triest ist ein Freihafen, und sast alle Nationen haben Juteressen von Wichtigkeit vort zu wahren. Wenn feindliche Angriffe den Hafen und die Stadt gefährden sollten, so würden die Folgen davon unberechenbar sein, und im Namen der Mächte, die wir repräseutiren, protestiren wir von nun an auf die feierlichste Weise gegen alle traurigen Folgen, die daraus für die Jnteres- sen, die zu beshüyßen es unsere Pflicht is, und für die wir Sie, Herr Ad miral, und die Regierungen, denen die Sec-Geschwader unter Jhrem Be- fehle angehören, für allen Schaden und allen Nachtheil, welche diesen Ju- teressen zugefügt werden fönnten, verantwortlich machen.

Wir bitten Sie, Herr Admiral, die Versicherung der Hochachtung zu |

genehmigen 2c. / Triest, den 24. Mai 1848,

(Folgen die Unterschriften der Konsuln von England, Nußland, Dänemark,

Brasilien, Griechenland, den vereinigten Staaten, der Türkei, Spanien, Schweden und Norwegen, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden.)

Die Konsuln der deutshen Staaten haben sich dem vorstehenden Proteste in folgender Weise angeschlossen :

„Die unterzeichneten Konsuln der zum deutschen Bunde gehörenden Staaten können, indem sie dem vorstehenden Proteste vollkommen beistim- men, nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit des Herrn Avmirals auf den Umstand hinzuleiten, daß Triest einen Theil des deutschen Bundes ausmacht, und daß demnach jeder Angriff auf Triest ein Angriff auf den deutschen Bund wäre,“ (Folgen die Unterschriften der Konsulnder deutschen Staaten.)

Der hiesige Konsular-Agent der französishen Republik hat einen besonderen Protest wider jedes feindlihe Einschreiten gegen die Stadt erlassen :

„Mein Herr Admiral! Nachdem die Erklärung, welche Sie an den Befehlshaber der britischen Fregatte „Terrible““ abgegeben haben, zu meiner Kenntniß gelangt;

„In Erwägung, daß aus dieser Mittheilung eine mögliche Eventuali-

tat eines Angriffes gegen die Stadt Triest hervorgeht ; „Jn Erwägung, daß, wenn die sardinische Regierung offenbar berech tigt ist, gegen einen von der österreichischen Regierung in einen Kriegs play verwandelten Hafen zu verfahren, wie sie es für angemessen hält, so dars dies Recht doch nicht diejenigen Mächte beeinträchtigen, welche mit den LAE Ren repräsentirten italienishen Staaten befreundet oder verbün- et sind,

„In Betracht, daß ein unerwarteter Angriff unfehlbar die Juteressen, welche der Unterzeichnete vertritt, fompromittiren würde ;

…, „Jn Betracht, daß jeder Verlust oder Nachtheil, den vie in Triest an- sässigen oder nur vorübergehend daselbst befindlihen Franzosen erleiden, erseßt werden muß;

„Und um seine Absichten und Wünsche zum Besten seiner Mitbürger wirksam zu machen, sieht der Unterzeichnete sich veranlaßt, zu protestiren, wie ex es durch diese Note thut, gegen jeden nicht vorher angekündigten Angriff von Seiten des von ihnen befehligten Geschwaders. P

„Cr verlangt, daß, im Falle eines Angriffes, mindestens eine Frist von 48 Stunden von dem Augenblicke an, wo er die offizielle Mittheilung cr- hält, bewilligt werde, damit er diese Frist zum Besten seiner Landsleute be- nuyzen könne;

„Éx erklärt übrigens, daß er Zhre Regierung, Herr Admiral, für jede Beeinträchtigung ver Juteressen französischer Bürger, welcher Art dieselben auch gs ONE Gemen macht. A en der Hoffnung, daß der Zweck der Anwesenheit ZJhres (e in Bezug auf die Stadt nur ein friedlicher is m ben 1% bitt wünsche, daß ZJhre Flotte nur eine stille und beruhigende Haltung beobach- ten wird, hat der Unterzeichnete die Ehre u, st. w.

Triest, den 24. Mai 1848.

Frédérik Terme, Konsular - Agent der französischen Republik in Triest,“

Der Gouverneur des Külistenlandes, Robert Altgraf von S hat folgendes Dankschreiben an die in Triest réfditenten General Konsuln, Konsuln, Vice- Konsuln und Konsular - Agenten fremder Mächte erlassen :

„Der unterzeichnete Gouverneur erachtet es als Pflicht, sowohl in sei- nem eigenen Namen, als im Namen der Bevölkerung Triests ö fentlichen

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Dank den Herren General-Konsuln, Konsuln, Vice-Konsuln und Konsular- Agenten abzustatten, welche, als unsere Stadt von einer feindlichen Flotte bedroht war, durh einstimmige Protest - Einlegung zum Schutze ihrer be- treffenden Nationalen, zugleich ein Schirm der ganzen Stadt geworden sind, Fühlt sie sich auch stark durch die eigenen Vertheidigungsmittel und den pa triotischen Geist der Bewohner, so sieht sie doch mit Dank und Stolz auf die ihr bewiesene Sympathie der übrigen Nationen. Besonders muß er den Herren General-Konsuln, Konsuln, Vice-Kon- suln und Agenten der Staaten des deutshen Bundes danken, welche Triests unge als die von ganz Deutschland erklärtén und so ben Werth eines Bundes erkennet ließen , dessen Glieder den Augenblick der uns droheuden Gefahr gewählt habén, um sih als unsere Brüder zu bewähren,

Triest, 26. Mai 1848. :

Der Gouverneur des österreichisch - illyrischen Küsteulandes Robert Altgraf von Salm.“

_Der Feldmarschall Lieutenant, Graf Gyulai, hat heute folgende Ansprache bekannt gemacht: i j

1 2 riestïner! Im Augenblicke der Gefahr hat ih eure Tapferkeit, evre Vaterlandsliebe im reinsten Glanze gezeigt. Die Aufstellung der feind- lichen Flotte vor dem Mittelpunkte eurer Thätigkeit und eures so chrenhaf- len Handels sührte nur zu eurem einhelligen lebhastesten Eifer, einen feind lichen Ueberfall zurückzuweisen, welcher, dem heiligen Namen der Freiheit Hohn sprechend , euch gewaltsam fremden Juteressen und chrgeizigen Bestre bungen preisgeben wollte. Doch wie wenig kannten jene Triest, welche jeine Ueue wankend machen zu können wähnten. Euer einmüthiger Ent {luß muß nun selbst die Ungläubigsten überzeugen, daß die politische Wüh- lerei hier keinen fruchtbaren Boden für ihren unlauteren Zweck findet, und daß in ener Aller Herzen die Liebe für den rechtmäßigen Fürsten und die unauflöslihe Einigung mit dem constitutionellen österréichi- schen Staate eingegraben is. Euer Antliy, o Bürger, trug in diejen drei Tagen das Gepräge eurer treuen Gejinuung, der auch die That entsprah, und euer Eifer erleichéerte mir und den Truppen die Vertheidigung euxer Stadt. Mit Rührung gebe ih euch mei- nen unbegränzten Dauk und die Versicherung zu erkennen, daß dieser durch meinen Mund auch aus dem Herzen jedes Soldaten kommt. Gleich in anderen feierlichen Augenblicken wicderhole ih auch jeßt, daß unser Wahl- spruch stets sein wird:

H Alles für Oesterreich und für Tric st! das cine so schöne Zierde desselben bildet.

„Die angenehmsten Erinnerungen meines Lebens werden sich stets an eure Stadt knüpfen, und ih werde stets mit Freuden jede Gelegenheit er- greisen, das Verdienst und die Belange ihrer hochverdienten Burger aufs wärmste unterstüßen zu können,

Triest, 25. Mai 1848,

Gyulai, Feldmarschall-Lieutenant, Militair-Kommandant.““

Heute Vormittag erschien daë feindlihe Geschwader wieder auf unserer Rhede, doch diesmal ohne die neapolitanischen Dampfböte, die ihrer heimatlihen Verhältnisse wegen die Rückfahrt nah Neapel angetreten haben sollen. Nachmittags wurde ein Parlamentair nach der Stadt geschickt, um die Herausgabe ciuiger lei der Blokade von Venedig durch unsere Marine-Divi/on aufgebrachten venetianischen Fahrzeuge zu beanspruchen. Diese sind aber bereits vor einigen Ta gen, und zwar am 19ten, also bevor noch das Geschwader in unseren Gewässern sihtbar war, entlassen worden, wonach also diese Ange legenheit erledigt wäre.

Va, MliuUGéen, 28. Mai, (Vager,. Bl.) Die Kammer der Reichsräthe hat bei Fortseßung ihrer wiederholten Be rathung des Ablösungs - Gesebßes rücksichtlih des Art. 3 (Frohuden) der Kammer der Abgeordneten zugestimmt, dagegen bei Art. 6 (Jagd) (S. das gestrige Blatt des Preuß. Staats Aae ers) du! ihrem früheren Beschlusse bestanden; eben so rücksichtlich Art, 19 und des Wuusches in Betreff der Kongrua der Geistlichen. Jn den übrigen Differenzpunfkten {lossen sich die Reichsräthe nunmehr der Kammer der Abgeordneten an. Jn zwei Sihungen, gestern und heute, nahm sodann die Kammer der Reichsräthe das Geseh über die Landtagêwahien bis Art. 31 ohne Aenderung an. Beider Frage über direkte und indirekte Wahl erklärten sich mehrere Reichörätbe (Zu-Noem, Leinin gen, Seinöheim) im Prinzip für erstere ; lis Wallo1]l timnte an für dieselbe, blieb aber vereinzelt jteben Bei Act » wollte dei Neferent Graf Karl Seinobeim, daß hier nicht zugleich, wie es durch die Modification der Kammer der Abgeordneten geschehen, die Eman- cipation der Jsraeliten entschieden werde, fand aber keinen Anklang. Fürst Wallerstein bemerkte: „Die Zsraelitenu hätten bis jeßt zwei politische Rechte gehabt, das Recht, mitzuzahlen, wie jeder Andere, und das Recht, ihr Blut für das Vaterland vergießen zu dürfen, Jett sollten sie auch noch ein drittes erhalten, das Necht der Wahl- fähigkeit zur Abgeordneten - Kammer. ““

Die Allg. Ztg. enthält den nachstehenden, aus München datirten Artikel :

„Aus dem Stuttgarter Beobachter ist auch in andere Blätter die Sage übergegangen: „,„Bei der Bundes-Versammlung sei am 16. Mai eine Note der bayerischen Regierung mit der Erklärung eingelaufen, daß sie weder auf das Necht, Krieg und Frieden selbstständig zu beschließen, noch auf ein eigenes einzig und allein unter ihren Befehlen stehendes Heer zu verzichten gesonnen sei.‘ Eine solche Meldung erweist sich für Jeden, der dem Gange der baverischen Politik in jüngster Zeit gefolgt ist, von selbst eben so sehr aller Wahrscheinlichkeit widerstreitend, als sie in der That jeden Grundes entbehrt, Die bayerische Negierung hat bezüglich der in- neren Politik allen wahren Landeswünschen rückhaltlos entsprochen; sie hat die Verpflichtungen, wozu sie in ernster Stunde sich verband, im vollsten Maße und im ungetrübten Einklang mit der Stimme des Landes gelöst, Eben so gewiß wird Bayern , als Theil des großen deutschen Vaterlandes, der allgemeinen Stimme folgen und dem allseitig erstrebien Ziele deutsher Einheit offen und ohne Hehl Gewicht und Einfluß zuwenden. Und daß zu diesem Zweck auf cin besonderes Kriegs- und Frie- densrecht, auf die Befugniß, besondere Bündnisse, Kriegs- oder Friedens- Verträge zu schließen, zu verzichten is, steht nach bayerischer Ansicht jeden- falls eben so fest, als daß die bayerische Heeresmacht in einem Kriege Deutsch- lands dem Ober-Befehl des Bundes unbedingt zu kräftigster und wirksam- ster Verwendung stets bereit stehen werde. ““

Hannover. Hannover, 29, Mai. Die Hann. Ztg, sagt in ihrem heutigen Blatte: „Die ruhige Ordnung, deren wir uns bisher erfreuten, is am gestrigen Tage, wenn auch nicht auf be- deutende, doch uamentlich unter den jeßigen Verhältnissen immer auf betrübende Weise gestört worten. Bekanntlich ist am 1. August vo rigen Jahres, unter Mitwirkung der allgemeinen Stände = Versamm lung, eine neue Gewerbe-Ordnung erlassen worden, welche mit dem 1, Juli dieses Jahres in Ausführung treten soll. Es sind jedoch ge- gen dieselbe so viele Klagen erhoben, daß in der allgemeinen Stände- Versammlung bereits über eine Suspension wenigstens mehrerer Be- stimmungen derselben berathen wird. Gestern gegen 7 Uhr Abends zog nun auch eine Deputation von Handwerkern, in Begleitung von anderen Bürgern und Einwohnern, nach der Wohnung des Ministerial-Vorstan des des Jnnern, Stüve, und trug cine Bitte um die Suspension der Gewerbe-Orduung vor, Da Herr Stüve für sich allein darüber feine Erklärung ertheilen fonnte, begab si derselbe in Begleitung der Petenten nah der Wohnung des Vorstandes des Gesammt-Mi nisteriums, Grafen von Beunigsen, auf der Burgstraße. Hier ertheilten beide Minister liber das Gesuch ihre Erwiederungen. Die Menge in der Sig welche durch hinzuströmende Neugierige sich immer e vergrößerte, war jedoch uicht befriedigt. Sie trennte sich. nicht, sondern äußerte ihr Mißvergnügen durch mehrfaches Pfei=

sen, Schreien und selbst durch Zertrümmerung der Fenster, - Um dem

Unfuge zu steuern uud mögliche größere Unordnungen zu verhliten, wurde für die Bürgergarde Generalmarsh geschlagen. Jhrer Pflicht getreu, eilte diejelbe zahlreih herbei. Die Burgstraße und ih: e Zu= gange wurden abgesperrt, und gegen 107 Uhr war, ohne daß bedeu tende Unglücksfälle zu beklagen waren, die Straße gesäubert. Die Masse verlor si allmälig, und gegen 11 Uhr war die gewöhuliche Ruhe wieder hergestellt. Für den Fall größerer Unordnungen waren während der Nacht Abtheilungen des Militairs in Bereitschaft ge- halten.“ ;

__ Jn Bezug auf die gestrigen Vorfälle haben der Gesammt-Ma gistrat und die Bürger - Vorsteher nachstehende Bekanntmachung er lassen :

_ ¡„Beklagenswerthe Unordnungen haben am gestrigen Abend die im Sturme der legten Monate so ruhmvoll bewahrte Ruhe unserer Stadt geitort,

} „Eine Deputation von Handwerksmeistern, welcer sich ein zahlreiche Ug von anderen Bürgern und Einwohnern angeschlossen hatte, wollte den Ministerial - Vorständen die Bitte um Suspeusion der Gewerbe - Ordnung vortragen, Cs war dadurch eíne große Menschenmenge herbeigezogen, welche nich leider nah und nach immer mehr erhißzte und noch, nachdem den De- putirten die nach Lage der Sache zulässigen Eröffnungen und Zusicherun- gen gemacht waren, fortwährend mit lautem Toben zusammenblicb, endlich O N eimge Häuser Gewaltthätigkeiten ausübte, bis es der herbecige- 3VNCnc & U » ck L O, T ¿

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theuer 1jf, und daß sie daher mit uns di: se Unordnungen tief beklagen, dit um jo betrübende1 sind, als es den angestrengten und eifrigen Bemühungen von Mannern, denen das Wohl de1 (Hewerbtreibenden wahrhaft am Herzen liegt, gelungen war, die Angelegenheit wegen Aufhebung der Gewerbe-Ord- nung bis jeyt so zu fördern und zu leiter, daß die Erfüllung aller gere) len Wunsche des Handwerkerstandes mit Sicherheit zu erwarten ist,

E „Dekannlich muß die Gewerbe-Ordnung, als cin mit der Stände- Berjammlung vereinbartes Geseß, in Kraft treten, wenn nicht durch ein auf dieselbe Weise zu Stande gebrachtes Gesetz die Aufhebung oder Sus- Sea I vergl ivird, Dazu ist nun von- der zweiten Kammer der «lgememen Stände-Bersammlung die Einleitung getroffen. Es i von derjelben beschlossen : N

„Die Königliche Negierung um nochmalige Prüfung dieses (Besehtzes zum Zweck der nothwendigen Abänderungen unter (Hewerbetreibenden zu ersuchen,“

„&s ift ferner beschlossen, daß bis dahin in allen denjenigen Punkten, welche zu tief in die städtischen Verhältnisse eingreifen, die Wirkung ver (Hewerbe-Ordnung aufgehoben bleiben solle, Namentlich sollen demzufolge (Hewerbs-Erzengnisse, welche bisher nicht in die Zunftorte eingesührt werden dursten, auch ferner daselbs nicht eingeführt werden ; cs is die Absicht, daß die Königlichen Verwaltungen nicht vom Zunftzwioange befreit wcerdenz « soll auswärtigen Meistern eben so wenig als bisher gestattèt sein, iy Zunft orten, in denen sie nicht wohnen, zu arbeiten; cs soll die Niederlassung von (Gewerbetreibenden in der Nähe ter Städte, wo solche bisher nicht gestattet war, auch ferner unterbleiben, es soll auch da, wo solches stattfindet, diejen außerhalb wohnenden (Gewerbetreibenden nicht gestattet sein, Arbeiten in- die cktadt zu liefern; es soll den Kaufleuten nicht lu größerem Umfange als bisher gestattet sein, mit Gegenständen zu handeln, deren Bersertigung den unsten zustcht,

„Dagegen is es keinesweges die Absicht, wie « saßt ist, dem Handwerker den Handel mit erkauften Wacrren seines (Gewc1 bes, so wie derselbe allmälig sich herausgebildet hat, zu entziehen z vielmehr wird der Magistrat im Vereine mit dem Bürgervorsteher - Kollegtum mut aller Krast dahin wirken, das in dieser Beziehung. bestehend« haltnmiß aufrecht zu erhalten und zu einem geseßlichen um:ugestalten, und de1 Na gistrat darf die bestimmte Erwartung hegen und, cingeg1ngeuen Nachrichten gemaß, die große Wahrscheinlichkeit aussprechen, vaß auch dex Handelsstand dicjen Bestrebungen willf\ährig entgegenkommen und ohne Festhalten an nicht mehr dem Zeitgeiste entsprechenden Borrechten zu eimer allen Lheilen zua genden Regelung der Verhältnisse zwischen ihm und den Juteressen des Handwerkerstandes gern die Hand bieten wirt

„Auch“ wird darauf aufmerksam gemacht, daß durch die beschlossen Suspension des §. 265 der Gewerbe-Ordnung in dem jeßt bestehenden Ber hältuijje, nach welchem (Gewerbtreibende Bestellungen bei umherreijenden Agenten von Handelshäusern und Fabriken unmitielbar machen dürsen, micht& geandert werden joll,

Zuziehung sachkundiger

vielfach irrig ausge-

c Vanbwveiler unjere tadt verden c) uberzeugen daß hiermit eo CITeEICOE 118, woran ibnen ernstlich gelegen sein fann

„e ganze Ang: legenheit vird in erster Kammer de! tände - Ber- jammlung uoch weiter berathen erden, und die Herren Ministerial - Vor stände haben die Zusicherung gegeben, begründete Wünsche nach Kräften zu besfordern,

„Wir können diesemnach unsere Mitbürger nur zu recht gründlicher

Prüfung der Sache auffordernz sie werden daun finden, daß auf diesem Wege 1hre bisherigen Rechte geschüßt und voraussich.lich noch gebessert werden i : e ¡(„Zedenfalls aber vertrauen wir zu dem rechtlichen und verständigen chinne unserer Mitbürger aus dem Handwerklsstande, es werde ihnen selbst nichts jo \cchmerzlich sein, als daß durch ihren Wunsch, ihre Bitten in Nuh« und Ordnung vorzutragen, so bekllagenswertle Cuzesse veranlcßt sind. Wir hegen das zuversichtliche Bertrauen, sie werden auch für die F lge den Nuhm zu bewahren wijsen, den Hannover vor vielen anderen Städten voraus hat, daß namlich seine Bürger eine Störung der Nuhe und Ordnung in ihren Ningmauern nicht dulden, Vor Allem aber werden sie deshalb auch De monstrationen vermeiden, deren Ausgang nicht in ihrer Hand liegt, unk welche, wie die Erfahrung gezeigt hat, Folgen haben können, die sie am wenigsten gewollt haben.

Hannover, den 30, Mai 1848 Der Magistrat und das Bürger - Vorsteher -

Königlichen Resivenzstadt HannovLer

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Schleswig-Holstein. Rendsburg, 29, Mai, (B. H.) Diesen Nachmittag is hier die Nachricht von einem ziemlich hedeu- tenden Zusammentreffen mit den Dänen auf Sundewitt eingelaufen. Der gestrige Tag (Sonntag, den 28sten) war zur Ablösung der vo1 Alsen auf den Vorposten stehenden Bundes - ¿ruppen bestimmt, Das von missen die Dänen, die überhaupt in dortiger Gegend durch ihre Spione gut bedient werden, Kunde erhalten haben. Bedeutend ver- stärkt durch Truppen, die in den leßten Tagen wieder von Fühnen nah Alsen übergeführt worden waren, unternahmen sie eine Laudung auf dem diesseitigen Ufer, die man deutscherseits nicht in ihrer ganzen Bedeutsamkeit bemerkt zu haben scheint, da bie Aufmerksamkeit von den ab - und zuziehenden eigenen Truppen in Auspruch genommen war. Bald nach Aufst:llung der neuen Pikets sah man sich plöhlich vou elner großen dänischen Uebermacht au Jusanterie und Artillerie unter der dlppeler Höhe angegrissen, während gleichzeitig westlich von Efen sund (bei Alnoer und Treppe) eine Anzahl von Schiffen uud Kanonenbö ten erschien, als solle auch hier eine Landung bewerkstelligt werden, Ossenbar wollten dié Dänen dadurch die deutschen Streitkräfte theilen , was ihnen jedoch nur in geringem Grade gelang. Uuf den düppeler hen entspann sih nun ein sehr heißer Kampf, in welchem auf beiden Seiten durch Geschüßfeuer große Verluste an Berwundeten und auch an Todten (Za!len lassen sich noch nicht angeben) herbeigeführt sind. Die Dänen haben rubmvoll gesohten, Ihre Anzahl wird auf 8000 Mann geschäßt, die unter dem Schuße der Schisss-Kanonen , so wie flankirt durch Geschüße auf dem Lande, in deu Kampf gestellt wur= den, während die Unsrigen kaum 7000 Piann \tark gewesen sein mö- gen. Die Entscheidung des Kampfes stand mehrere Stunden bin, bis endlih gegen 7 Uhr Abends die deuten Truppen si veran- laßt sahen, den Rückzug über Gravenstein und nördlich davon bis gegen Quars anzutreten, während die T äuen sich Gravenstein , wo unser Nachtrab stehen blieb, bis auf etwa eine Stunde nähertea.

Flensburg, 29, Mai, (H. C.) Die vergangene Nacht be= stätigte uns die traurigen Begebenheiten des gestrigen Tages, An

20 Wagen mit Verwundeten fuhren im Laufe der Nacht in die Stadt herein, und noch heute Morgen kamen mehrere an. Die Dänen wa- ren gestern Morgen schon sowohl von Sonderburg über die Brüe, wie an verschiedenen anderen Stellen, ans Land gegangen und fielen auf diese Weise gleihsam von allen Seiten über die Deutschen her. Unsere Truppen waren sehr in die Enge getrieben, aber sie verthei- digten sich so muthig gegen den in Massen herandrängenden Feind, daß es diesem, troß seiner Uebermacht, nicht gelingen konnte, weiter ins Land hinein vorzudringen. Leider verloren wir viele deutshe Brüder; aber das Blut eines Jeden floß uicht, ohne sich an manchen Dänen geräht zu haben; ja die tapse= ren Deutshen haben wie Männer gestanden. Manche der Unsrigen, namentli Mecklenburger, sind in die Hände des Feindes gefallen. Man behauptet, daß dieses Gefecht das bedeutendste gewe= sen, das bisher vorgefallen, Es dauerte bis Abeuds §8 Uhr. Die Deutschen jagten alsdann den Feind mit dem Bajonnet auf seine Zdifffe zurück und seßten sih wieder in Düppel fest.

__ Heute Vormittag entspann sich wiederum ein sehr lebhaftes Ge feht, welches 4— 5 Stunden auhielt. Die Dänen sollen sih jeßt ruhiger verhalten, Eben fommen wieder Verwundete an.

Heute Nachmittag traf ein preußisches Kürassier - Regiment hier eim, Auch einige preußische Jufanterie-Regimenter famen mit klin gendem Spiel und vollen Muthes hier an. General Wrangel kam um 6% Uhr in unserer Stadt an, i

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Mus laud.

«Frankreich. National - Versammlung. Sizung vom 2). Mai. Eine bedeutende Truppenmacht, die sich vom Magdalenen Plaße und dem Tuilerieen - Garten einerseits und von der Ecke des Chrenlegions-Gebäudes bis hinter das neue Ministerium des Aus warktigen erjtreckt, hält die Zugänge des Sihzungs - Saales bescebt. Um 2 Uhr is die Sißung eröffnet. Buchez tritt dem Vice Präsiden ten Senard den Borsiß ab, Nach Vorlesung des Protokolls und An hören des „allouxschen Berichts über Reorganisation der National Werkstätten bestieg Tachereau die Nedner- Bühne, um Juterpel- lationen rücksichtlich der Thomasschen Augelegenheit au den Mini ller zu richten, Er las sämmtliche Aktenstücke vor und forderte dann den Mimster der öffentlichen Arbeiten auf, sich über das mysteri10se Verfahren gegen den Direktor der National - Werkstät ten zu erflären. Unter den Zeichen allgemeiner Aufmerksamkeit solgte ihm Minister Trelat auf der Tribüne. Tiefe Stille. Eine doppelte Pflicht habe er sich bei Uebernahme seines wichtigen Amts ge]tellt; diese doppelte Pflicht habe darin bestanden, sowohl dem spe- ziellen FJuteresse des Arbeiters als dem allgemeinen Juteresse des Otaats zu dienen, (Er habe aber längst die Ueberzeugung gehegt, daß die gezwungene Association , die Natioual-Werkstätten mit ande ren Worten, alles Edle und Gute im Herzen des Arbeiters ersticken. Seine Hauptsorge sei daher vou Anfang an gewesen, wie diesem lussauge=System der Staatskasse möglichst {hleunig abzuhelfen. Cr habe zunächst die Zahl der Beschäftigten wissen wollen. Unmöglich. Don etnem Tage zum anderen sei er hingezogen worden. Bald hätte es geheißen, die Werkstätten zählten 80,000, bald 90,000, bald 110,000, endlich hätten sich nahe an 115 oder gar 120,000 Arbeiter herausgestellt, Vou dem Ausschusse für Arbeiterverhältnisse ermuthigt, habe er endlich den Direktor der Werkstätten, Emile Thomas, am «Freitag Abend in sein Kabinet gerufen und dort ihn freiwillig abzu daufen vermoht, Thomas habe freiwillig abgedaukt, sei freiwillig abgereist und habe sich der Mission ins Gironde- und Landes-Depar tement freiwillig unterzogen. (Die scharfe Betonung des „freiwillig“ erregte cimiges Lächeln im Saale.) Dieses Verfahren, wiederholt der Minister, sei nöthig gewesen für die Pläne, welche das Ministerium hege. „Verdient dasselbe Jhren Tadel“, wandte sich der Redner an die Bersammlung, „fv werde ih ihu hinnehmen. (Nein, nein.) Jch will alle Folgen meiner Handlungsweise tragen. Unmöglich kann dei Staat länger Opfer bringen und alle Quellen für jeue Werk statten erschöpfen. Lassen wir die wichtigen Staatsbauteu, die uns von allen Seiten bevorstehen, wegen jener Werlstätten nicht liegen, welche alle unsere (Finanzen tödteten. Das ist Alles, was ih zu sagen habe,“ (Große Zufriedenheit in der Versammlung.) Coquerell, protestantischer Pfarrer, eilte dann auf die Tribüne ; aber Tachereau machte ihm den Plah streitig; Coquerell steigt herab, Er sei, begann Tachereau (unter allseitigen Zeichen des Unwillens ),| weit eutfernt, die Fortdauer von National-Werkstätten zu vertheidigen, zumal der Minister erklärt habe, daß ihr Aufhören für das allgemeine Juteresse nöthig sei. Aber nur Eine Bemerkung möge man ihm erlauben, nämlich, daß er die persönliche Freiheit besser geshüßt sehen wolle, (Zur Tagesordnung! Tagesordnung!) Der Mintster solle dem Bürger Thomas öffentlih cine Ehrenerklärung abgeben und sie auf der Tribline wiederholen. Sonst scheine auf dem Direktor eine stillschweigcnde Anklage zu lasten. (Län.) (E wird der Schluß der Debatte ausgesprochen. Präsident Se nard: „Jh habe einen Brief von Napoleon Louis Bonaparte erhalten. Soll ich ihn vorlesen 7“ Zur Linken: „Nein! Nein! Wir wollen weder Briefe von Orleans noch von Louis Napoleon, noch soust von Privatbürgern hören.“ Die Virsainnlünd entscheidet ben Brief, als Lon eiter Pri vatperson an die Versammlung gerichtet, niht anzuhören. Hiernächst schritt se zur Diskussion des Dekrets rücksichtlich der Beziehungen der interimistischen Regierung zur Versammlung. Tranchère, der zucrst das Wort erhielt, wollte weber von den Kommissions - Anträgen, noch vou den Anträgen der Vollziehungsge walt etwas hören, Er wollte dem Präsidenten der Versammlung allein das Recht zum Befehl des Rapellschlagens erhalten wissen. Champvans vertheidigte die Anträge der Kommission, die wenig von dem ursprüglichen Dekrets-Antrage abweicht und die Macht in den Händen der Vollziehungsgewalt konzentrirt lassen will. Bac drang darauf, der BVollziehungsgewalt alle Macht über die Truppeu und Nationalgarden zu geben. Ein Präsident der National-Versammlung passe weniger zum Ober-Befehlsgeber. Hege man gegen die Vollziehungsgewalt Mißtrauen, so mögze man es rundheraus sagen und cin Ver(raueus oder Mißtrauens-Botum formulien. Albert (niht mit dem im Doujon von Vincenncs gefangen sitzenden Mitglied der chemaligen provisorischen Regierung zu verwechseln) und mehrere andere Reprä sentanten drückten jedoch ihre Bedenken darüber aus, baß man der Vollziehungsgewalt zu große Macht verleihe, (Zeih:n des Miß-= fallens.) Ledru Rollin besteigt die Tribüne. „Man will“, rief er aus, „eine Verschiedenheit in der Redactioneweise des Antrags und des Kommissious-Gutachtens erblicken, die einen prinzipiellen Grund habe, Wäre dem also, so würde ih nicht einen Augenblick mehr in der Staatsgewalt bleiben. Kaun es eine Verschiedenheit in der Macht zwischen der Vollziehungsgewalt und der National-Versamm- lung geben? Einigkeit und volles Vertrauen müssen also zwischen ihr und ihrer Mandantin herrshen, Jedenfalls muß aber dicser un- seligen Debatte ein Ende gemacht werden, denn die Vollziehungs- gewalt EAnN nicht länger zusehen, wie ihre Befugnisse vor den Au- gen des Auslandes, dessen Gesandten hier an Ort und Stelle sind, mit einer gewissen Eifersucht Fritifirt und gewogen werden.“ Die drei ersten Artikel des Dekrets-Eutwurfs wurden. darauf angenommen

lle Zusäße zu denselben verworfe A Be und a en, Der Art, 4, der si aus-

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\chließlich auf deu Befehl zum Generalmarsch und auf die Militair- Disposition außerhalb des Saales beziehe, veranlaßte den Kriegs- Minister, General Cavaignac, das Wort zu ergreifen, um die Nothwendigkeit der Uebereinstimmung im Oberbefehl zu vertheidigen, Es erhob sich dana feine wesentliche Opposition mehr, und auch der leßte Artikel wurde angenommen.

Paris, 29, Mai. Heute um 5 Uhr Morgens rief die Trom- mel abermals die Nationalgarde zu den Waffen. Die Arbeiter, hieß es, hätten die National - Werkstätten in Masse verlassen und wollten gegen die National-Versammlung marschiren, Diese Gerüchte waren jedoh übertrieben, Die Arbeiter hatten sich versammelt, um zwei Petitionen zu entwerfen, die ste der Bollziehungsgewalt und der Na- ional-Versammlung überreichen wollen, und worin ste gegen die Auf hebung der Mehrzahl der National-Werkstätten protestiren, Bor dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten und vor dem Luxembourgschlosse, dem Sibe der Vollziehungsgewalt, und um das Sihungslokal der Na- tiona!l-Versammlung sind bedeutende Truppenmassen aufgestellt, (Hegen vier Uhr erschienen an den Straßenecfen uud in den Abendblättern folgende Proclamationen : 1) Eine Proclamation des Ministers der öffentlichen Arbeiten an die Arbeiter, worin er thnen die Nothwendigkeit einer Umgestaltung der National Werkstätten darstellt, da aus ihnen eine Menge von Elementen entfernt werden müßten, die sih lineinge shlichen hätten, und welche eine wahre Staatslast seien, 2) Procla- mation desselben Ministers Trelat, worin er den Direktor Emil Tho mas für einen unbescholtenen Sachwalter und Ehreumannu erklärt, 3) Petition der Arbeiter an die Vollziehungsgewalt, worin dieselben verlangen, daß Emil Thomas, wenn keine Verbrehen gegen ihn vorlägen, wieder ín seine Stelle als Direktor der National-Werkstät ten eingeseßt werde. 4) Ein Schreiben des Civil-Jugenieurs Chap- pon an die Presse, mittelst dessen der Redaction dieses Blattes ein Brief mitgetheilt wird, welchen Thomas unterweges, vou Chartres aus, in der Eil mit Bleistift an seine Mutter geschrieben, und worin er sagt, daß, als er am 26sten Abends zu dem Minister Trelat ge fommen, dieser ihm erflärt habe, er (Thomas) müsse sofort sein Amt niederlegen und in einer Mission nah Bordeaux und Baygoune abreisen ; es sei ihm kein Wort der Widerrede gestattet, uicht die ge ringste Aufklärung gegeben und uicht einmal gestattet worden, erst nah Hause zurückzukehren und von seiner Mutter Abschied zu neh men; das Alles sei übrigens mit außerordentlicher Feinheit und in sheinbarer Freundschaft geschehen; er (Thomas) habe sein Entlassungs- Gesuch niedergeschrieben uud Abschrift davon genommen; um halb 11 Uhr Abends sei er in einen Wagen gestiegen, in welchem er zwi schen zwei Friedensgerihls-Beamten Play genommen, die ihn übri geus mit vieler Achtung behandelten; bis jeßt habe er keinen aude ren Auftrag, als den, der Vellziehungsgewalt scine Ankunft in Bordeaux zu bescheinigen; dort werde er Bricfe an die Präfekten der Gironde und der Landes-=Departements vorsluden, mit ciner Mission, die ohne Zweifel ehrenvoll sei, aber nur als Vorwand diene z der cigent liche Grund des Verfahrens gegen ihn sei, glaube er, folgender : Ei habe erfiärt, daß er sich in dem Falle zurüziehen winde, wenn man Maßregeln ergriffe, die ex für die öffentliche Ruhe gefährlich hielte, und deren Verantwortlichkeit er nicht übernehmen möchte, daß er aber hei Niederlegung seines Amtes an die National-Versammlung appel liren würde; er wisse wohl, daß srine persönliche Freiheit ohne ver- nünftige Gründe verleßt worden, aber er habe gehorchen mijsen, deni 2er wolle Lor Alle guter Bürger sein und fte aue U fel des Zwiespalts dienen. 5) Erklärung, in welcher die Vorsteher der vom Minister der öffentlichen Arbeiten ernannten Nevisions-Kom mission, die Jngenieure Polonceau und Flachat, ihren Bericht abstat teu und dem Minister melden, daß die Chefs der Nationalwerkstätten zwar vom besten Willen für Aufrehthaltung des Friedens beseelt seien, daß sie aber so lange über den Geist der Arbeiter nichts ver möchten, als die Regierung ihr Verfahren gegen Direktor Thomas nicht vollständig duch Beläge gerechtfertigt habe.

Großbritanien und Jrland. London, 27 Mat. Die Verwerfung der Juden - CEmancipatious - Bill im Oberhause veran laßt die Whig-Blätter zu elner Mahnung an die Lords, durch solche Akte ihre politische Eristenz nicht auf das Spiel zu: seßen, da ein Kampf zwischen dem Oberhause und Unterhause diese leiht gefährden fönnte, Auch die Times spricht sih gegen den Beschluß der Lords aus, glaubt aber unter den gegenwärtigen Umständen doch dem Ober hause seine besondere Achtung bezeugen zu müssen. Die Morning Chronicle hofft, daß das Haus sich noch besinnen werde. „Wir glauben ‘“’, schreibt das Whig=-Blatt, „daß die Bill doch noch ohne den Kampf zwischen tem Oberhause und dem Bolke, wie wir Grund haben, ihn zu erwarten, durchgesebt werden wird. Welche Wendung aber die Diuge uechmen werden, is unmöglich vorauszusehen. Wür können nicht wissen, was Barou Rothschild von semer Lage halten mag, oder was die Wählerschaft der City vou London thun wird, Aber wir müssen mit Bedauern gestehen, daß wir einen Kampf er- warten, der unsere Achtung vor dem Hause der Lords und unseren Wunsch, seine Privilegien und seine Würde erhalten zu sehen, in ei nen peiniihen Konflikt mit unserer Hinneigung zur Sache der Frei- heit und Gerechtigkeit bringen wird, Und welches auch der Ausgang sein mag, es ist unmöglich, nicht zu erkennen, daß in einem höchst fritishen Augenbli der aristokratishe Theil unserer Verfassung in der Volksachtung sehr verloren haben wird.“

Jn der abgelaufenen Woche sind wieder 57,000 Unzen Silher, gemünzt und in Barren, nah bem Kontinent ausgeführt worden.

Belgien. Brüssel, 30. Mai. Der Moniteur berichtet: „Zur Feier des Geburtstages Jhrer Majestät der Köuigin von Groß britanien, die am 24. Mai 1819 geboren, alfo jebt iu ihr 30stes Jahr ein getreten is, war am Sonnabend ein großes diplomatisches Diner bei dem englischen Gesandten, Lord Howard. Unter den Eingeladenen bemerkte man den apostolischen Nuntius, Mgr. von St, Marsan, Enz bischof von Ephesus, und alle andere in Brüssel residirende Mitglieder des diplomatischen Corps, mit Ausnahme des französischen Gesand- ten, Herrn Bellocq, und des preußischen Gesaudten, Grafeu von Seckendorff, der nah Ostende abgereist i}, dem Prinzen vou Preußen entgegeueilend, welcher gestern in Brüssel erwartet wurde. Auch alle belgishe Minister, der Schloß-=Marschall Graf von Maruix, der Mi nister des Königlichen Hauses, Herr van Praedt, und der Graf d'Hane de Steenhuyse waren anwesend. Nach dem Diner fand großer Em- pfang statt.“

Das Journal de Liége meldet die Ankunft Sr. Königl. Hoheit des Prinzen vou Preußen in Brüssel. Der Prinz traf da- selbst, diesem Blatt zufolge, am 29, Mai mit einem Extra-Zuge von Ostende cin. Zwei Hof-Equipagen warteten seiner auf der Nord- Station. Einer der Adjutanten des Königs der Belgier, General Cruykembourg, begleitete den Prinzen nach der preußischen Gesaudt haft, wo für die Zeit des Aufenthalts Sr. Königl. Hoheit eine Ehrenwache postirt is, Um 1 Uhr machte König Leopold dem Prin zen einen Besuh, und Se. Königl. Hoheit war dann bei Hofe zum Diner.

Schweiz. Tagsaßung. Sihung vom 24, Mai. (O. P. A, Z.) Die Tagsaßung hat die Artikel 42 und 43 des Bundes- Entwurfs, welche die Kultus - und Preßfreiheit gewährleisten,

Kamp} begonnen.

angenommen. Die Garantie der Kultusfreiheit ist freilih eine be- schränkte, Artikel 42 lautet: Die freie Ausübung der anerkanntén christlihen Konfessionen im ganzen Umfange der Eidgenossenschaft ist gewährleistet. Den Kantonen, so wie dem Bunde, bleibt vorbehalten, für Handhabung der öffentlihen Ordnung und des Friedens unter den Konfessionen die geeigneten Maßnahmen zu treffen.“ Zu den anerkannten christlichen Konfessionen gehören blos die reformirte, römisch- fatholishe und falvinistische Konfession. Es sind also nicht blos die Juden, soudern auch die Deutsh-Katholiken, die Lichtfreunde, die Pit=- tisten 2c., kurz Alle, welche nicht auf die vom Staate anerkannte Kon- fession schwören, vou der Kultusfreiheit ausgeschlossen. Beru wöllte Kultüusfreiheit für alle und bemerkte sogar, der türfishe Sultan sei in dieser Beziehung toleranter als gewisse Schweizer-Kautone. Waadt und Solothurn erblickten aber in einer solhen Aus- dehnung der Kultusfreiheit große Gesahr für die Schweiz und dran- gen energish auf Beibehaltung des Wortes „anecrkaunten““, Waadt hat befanutlich die Momiers unterdrückt uud Solothurn den deutsch= fatholishen Pater Anunann über die Gräuze gewiesen. Der Arti- fel 42 leidet aber auch noch an ‘einem anderen Gedrechen, indem er niht nur dem Bunde, sondern auch den Kantonen das Recht vorbehält, für Handhabung der öffentliheu Ordnung und des Frie- dens uuter den Konfessionen die geeigneten Maßnahmen zu treffen. Es is vorauszusehen, daß der Bund hier mit den Kantonen in Konflist gerathen wird; besser und konsequenter wäre es daher ge- wesen, wenn nur dem Bunde dieses Recht vorbehalten wordeu wäre. Der Artikel 43, welcher im Entwurfe lautet: „Die Preßfrei heit i gewährleistet, Ueber den Mißbrauch derselben trifft die Kan- tonalgeseßgebung die erforderlichen Bestimmungen ‘“, hat eine andere «Fassung erhalten; es is seßt auch die Ceusur ín demselben verpönt worden, Diese Garantie is aber von keiner großen Bedeutung, da die Kantonalgesezgebung die „erforderlichen“ Strafbestimmungen trifft.

(Eidg. Ztg.) Juteressant war die Ansicht über das Vereins- recht, welches Bern in seinem Redactionsantrag über den §, 43 mit der Preszsreiheit und Redefreiheit garantirt haben wollte. Solo- thurn schien solche Vereine zu fürchten, indem es ganz deutlich auf den Bärenverein oder Regierung Nr. 2 in Bern hinwies, und meinte, die Solothurner hätten an Einer Regierung genug, daher es gar nichts über das Vereinsrecht im Bundesentwurf aufgenommen wissen will, Gleiche Ansicht theilten St. Gallen, Wallis, Freiburg und Baselstadt. 122 Stände fanden sih endlih, welche an die Herren Redaktoren eine Einladung beschlossen, cinen Antrag zur Auf= nahme einer Bestimmung über das Vereinsreht vorzulegen. Der §. 43 selbst wird mit der von Beru beantragten Ausdehnung aus- drüctlicher Untersagung der Censur und jeder anderen Präventiv- maßnahme genehmigt. Art. 44 erhält die kürzere Fassung: „Das Petitionsrecht is gewährleistet“. Art, 45, Gleichstellung der Schwei=- zerbürger in der Gesebßgebung sowohl als im gerichtlihen Ver- fahren, verursachte wieder cine lange Diskussion, indem Zürich auf die Juden zurückommt, die seine Geseßzgebung den anderen Bürgern nicht gleichgestellt habe, noch gleichstellen werde, und zwar aus befannten Gründen, stellt daher einen Zusaß - Antrag für Ausnahme der Juden, welcher aber mit 44 Stimmen in der Min=- derheit bleibt und der Aitikel selbst mit 17% Stimmen unverändert genehmigt wird. Auch das von Bern vorgeschlagene Amendement zu ausdrüclicher Aufhebung der Heiraths-Taxen oder des Eingangs» zolles für fremde Weiber, welche höchst gehässig seien, die Heirathen erschweren, ja oft verhindern, während doch verwandtschaftliche Bande zwischen den Kantonen wesentlich zur Befestigung der Nationalität beitrügen, findet feinen Anklang, indem mchrere Gesandtschaften be- haupten, daß hierin feine Ungleichheit bestände, indem die fremden eiber in der Taxe gleichgehalten würden wie die Bürgerinnen des eigenen Kantons. Art. 46, Vollziehung der rechtskräftigen Civil. Ur= theile eines Kantons in einem anderen, wird nah einigen Erläute- rungen mit 18 Stimmen unverändert angenommen, eben #0 der Ar- tifel 47, Verbot des Arrestes gegen einen seßhaften aufreht steheu- den Schweizerbürger, der vor dem Richter seines Wohnortes gesucht werden muß, deu 5 Stände als überflüsstg gestrichen wissen wollen, während Bern seine Wichtigkeit als weseutlice Crgäanzuug des v0=- rigen Artikels hervorhcbt.

Sißung vom 26. Mal. (E. 3.) Nach Genehmigung des Protokolls macht Genf eine Juterpellation in Bezug auf die Er- eignisse in Neapel, wobei _die Ehre dei Schweiz verleßt worden sei, indem sih die Schweizer für den Absolutismus gegen das Volk und die reiheit geschlagen hätten. n Neapel habe uun der Prinzipien- Vie Lagsaßung set um so mehr eine Erklärung gegenüber der öffentlichen Meinung schuldig, als sie kürzlich die Wer- bungen für ein nah Freiheit ringendes Volk verboten und nun hier gestattet habe, day die S hweizer gegen die ¡Freiheit fochten. Der Gesandte («Fazy) fragt daher das Präsidium, ob der Vorort nähere Nachrichten über den VBoifagll erhalten, und erwartet Anträge über Wiederherstellung der schweizerischen Chre, Das Präsidium erklärt, daß weder Vorort noch die Regierung von Bern irgend amtliche Nach- richten über das erwähnte Ereigniß erhalten. Bedauert, wie hon mehrmals, daß noch diese Capitulationen bestehen, welche gestattet hät- ten, daß die Schweizer die Bürger hätten todtschlagen können. Wünscht, daß Genf nach dem Reglement einen allfälligen Antrag schriftli stellen möchte. Solothurn will Niemand verurtheilt wissen, ehe man ihn gehört, und wenn die Ehre wirklih verleßt worden sei, \o fei sie durch diejenigen verleßt worden, welche die Capitulation und den Menschenhandel abgeschlossen haben, und nicht durch diejenigen, welche in Folge derselben in ihrer Pflichterfüllung sih geschlagen ha- ben. Der Gesandte von Genf entschuldigt sih, als ob er diese Ehrverleßbung den Einuzeluen, welche sich geschlagen, zum Vorwurf machen wolle, da sie vielmehr durch die Reaction verleßt worden sei. Aber die schweizerishe Nation müsse dur eine Manifestation diesen Vorfall desavouiren, das erfordere die Ehre der Nation in vorliegender moralischer Frage. Der Präsident fordert Genf auf, seinen Äntrag schuiftlich einzureichen, damit er ihn auf die Tagesordnung auf künftigen Dienstag (da bis dahin feine Sihung sein wird) seßen und den Gesandten li- thographirt mittheilen könne. Genf stellt darauf folgenden Antrag: „Die hohe Tagsahzung : in Betrachtung, daß der Ausbruch des Blix- gerkriegs im Königreiche Neapel notorishe Thatsache ist; in Betrach- tung, daß die mit der früheren Regierung dieses Königreichs abge: schlossenen Militair-Capitulationen auf den gegenwärtigen Stand der Dinge nicht anwendbar sind; in Betrachtung, daß unter den Um- stäuden, in welchen sih die Shweizertruppen in Neapel befinden, die Schweizerehre angetastet werden fönnte durch ihre Theilnahme am Bürgerkrieg, in welchem sie gegen die allgemeine Sache der Völker- freiheit verwickelt würden, beschließt: die Kantone, welche mit deni Königreich Neapel Militair - Capitulationen haben, sind eingeladen, die Truppen von dort zurückzuberufen,““

Bern, (E. Z.) Der Vorort spricht den Ständen mit Kreis- {reiben vom 17. Mai auf Veraulassung der Anfragen mebxrerer Kantons- Regierungen, „welhe Verfahrungsweise hinsichtlich der von Großh. badishen Behörden an sie gelangten Begehren um Me rung badischer Flüchtlinge einzuhakteu sei“, seite HENNe N ete „daß die Gewährung des Asyl-Rechtes als eines der sti S baft fan eines Freistaates zu betraten Jet, daß die agent Le ticuias x Auslande gegenüber dieses Recht. namentlich seit der Neg