1848 / 33 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

feit, zu Treue und Liebe zu unserem Kaiser. Fürwahr, kein Volk bedarf dieses Aufrufs weniger, als die Tyroler, dafür spricht unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart laut genug; was wollt Jhr mit diesem Aufrufe an uns? und was bedeutet Euch der Ruf des einigen unabhängigen Kaiser- thums Oesterreich ? Js er jegt etwas Anderes, als was Jhr offen vor der Welt, ofen den deuischen Abgesendeten von Frankfurt erklärt habt? Jhr wollt die deutshen Stämme einander entfremdeu, Euer unabhän- giges Oesterreih is die Feindschaft Oesterreichs f en Deutschlaud, und das in einer Zeit, wo mehr als je das esteste Su same halten Noth thut, ja, o unser ganzes Schifsal davon abhängig ist. Jhr vergeßt, daß biedere Stämme deutschen Blutes Oesterreihs Kernvölker sind, daß es deutsche Bildung ist, welhe Oesterreichs Völker durchdríngt, daß die deutsche Geschichte auch Oesterreichs Geschichte is und daß Jhr Böhmen selbst auf deutschem Boden wohnt, Deutschland angehört; Jhr überseht, daß die künftigen Geschicke Deutschlands und Oesterreichs unzertrennlich sind, ihre Spaltung is ihr Verderben. Jhr aber -habt kein Wort für Deutsch- land, ZJhr haßt Deutschlands Farben, die auf unseren Zinnen wehen, hr rieft die Slaven in die deutsche Hauptstadt Prag, um mit ihnen ein Slavenreich zu berathen. Das 1st der Sinn, den Jhr mit dem „unabhängigen Oesterreich“ verbindet, das Kaiserreih sol ein Sla- venreih werden, und Jhr wollt uns die Hand bieten, damit wir mit Euch gegen unsere deutschen Brüder ziehen. Laßt ab von diesem unheilvollen Beginuen und reiht uns eine redliche Bruderhand ! Euer Slavenreich is der Bürgerkrieg, is das Verderben ODesterreihs, für das Jhr so schöne Worte und keine Thaten habt, Wir sind Tyroler und bleiben es, aber Niemand und Jhr selbs zweifelt nicht, daß wir gute Oesterreicher sind, wir sind es aber für Oesterrei wie es ist, und weder für eine Tschechen -, noch für eine Magvaren-Herrschast, Als gute Oesterreicher wie als Deutsche hal- ten wir fes an Deutschland, weil Oesterrei niht aufgehört hat, seinen Zchwerpuntt in Deutschland zu haben z Oesterreich steht und fällt mit Deutsch- land. Is es Euch ernst mit der Kräftigung des einigen Oesterreichs, #o müßt Jhr Eure Feindschaft gegen Deutschland aufgeben, müßt aufhören, Eure deutschen Brüder in Böhmen und Mähren anzufeinden und zu hassen, müßt Euer und des Kaisers Anliegen in Frankfurt mitberathen heisen und müßt Eure Umtriebe in Wien und anderwärts einstellen, denen vielleicht mehr als irgend einer anderen Ursache die Abreise des Kaisers von der Hauptstadt des Reiches dürfte zugeschrieben werden. Wir kennen nur drei Völker auf dem Festlande, welche das Geschik der Welt entscheiden werden , die Franzosen, die Deutschen und die Nussen, Ein Tschechenthum, ein Jllyrierthum und ein Magyarenthum haben für sich allein feine Garanticen des Bestaudes. Alle drei können nur im Anschlusse an Deutschland, an Rußland oder an Frankreich Konsistenz gewinnen, Seid Jhr gegen Deutschland und stellt Jhr die österreichischen Slaven demselben feindlih gegenüber, #o stellt Jhr Euch auf Seite Rußlands. Wer von Euch uicht mit Deutschland ift, der ist des Deutschen, is auch des Tyrolers Feind. Nochmals, stehet ab von Eurem verderbenschwangeren Treiben und schließet Euch redlih mit ganz Oesterreich an Deutschland an, denn nur im großen Vereine können wi dem Andrange von Westen und von Norden widerstehen. Das muß ten wir Euch fsagen® auf Euren Gruß, der uns nicht heimlih angespro- en, liebe böhmische Brüder! bringt es Euren Brüdern heim und sagt ih- nei, wie wir venken, und wie jeder biedere Deutsche in Oesterreich denken wird, sagt ihnen aber au, daß es unser innigster Wunsch sei, daß alle Völker Oesterreichs zu ihrem gemeinsamen Heile in wahrer Eintracht und Brüderlichkeit sich kräftigen mögen, um vereint mit den deutschen Brüdern aus den Kämpfen, welche die nächste Zukunft uns bereitet, mit Ruhm sieg- reich hervorzugehen, sagt ihnen, daß wir sie freundlih mahnen, zu lassen ein Unternehmen, das feinen Zweck hat, weil unmögl.ch, und das ibnen mehr noch als uns Verderben bringen muß. Wollt Jhr nun wirklich ein máächtiges, unabhängiges, einiges Oesterreich, so ruft mit uns: Es lebe Oesterreich mit Deutschland! Es lebe das Kaiserhaus Habsburg - Lothrin- gen! Es lebe unser Kaiser Ferdinand !

T

V

Bayern. München, 29, Mai, (A. Z.) Die Kammer der

Abgeordneten hat sich heute mit den von den Reichsrätheu dem 2Waßl- geseß angehängten Wünschen vereinigt , und es ist sonach auch hierin ein Gesammtbeschluß erzielt, Noch {webt aber das Ablösungsgescb, da die Abgeordneten, wie es scheint, ers noch das Jagd=- und Le- hengeseß nach threm Sinne sichern wollen. Das erstere dieser beiden wurde gestern von deu Reichsräthen gegen § Stimmen angenommen, jedoch in drei wesentlihen Punkten von den Beschlüssen der Abge= ordneten abweichend: 1) die Aufhebung des Jagdrechts soll erst mit dem 1, Oktober 1849 statt 1848 eintreten; 2) die bestehenden Jagd= pachte sellen für ihre vertrag8mäßige Zeitdauer aufrecht erhalten blei- ben, den Pächtern aber zustehen, deren Auflösung zu verlangen ; die Ausnahmebestimmungen zu Gunsten der Königlichen Leib= und Reserve - Gehege sollen in dem weiteren Umfange, wie ihn der Eniwurf will, gelten. Die Abgeordneten gaben heute iu dem ersten Punkte nah, beharrten aber auf den beiden leßteren, welhe nun heute Äbend von den Reichsräthen abermals berathen werden mlüissen. Ein Wunsch des Grafen Arco-= Valley, daß das entbehrlich werdende Jagd = Personal möglichste Berücksichtigung er-= halte, wurde von beiden Kammern angenommen, und Minister von Lerd)enfeld gab auch desfalls beruhigende Zusicherungen. Das Lehen- Geseß wurde heute von den Reichsräthen berathen und mit allen ge- gen 4 Stimmen angenommen, jedoch ebenfalls mit Aenderungen, welche weitere Mittheilungen zwischen beiden Kammern nöthig mci= chen. Die wichtigste ijt, daß weil die Lehentaxe kein ewiges Necht sei, sondern nur bis zum Eintritt des Heimfalles bestehen könne, für diesen aber eine Ablösung bezahlt werde die Ablösung der Lehen-Taxe cessire. Ferner soilen niht nur die aufgetragenen Lehen (feuda oblata), fondern au die erfauîten (emtitia) ohne Entgelt allodificirt werden. Graf C. Seinsheim begründete sein Vo- tum gegen das Geseß dadurch, daß, wenn diescs auch den jeßigen Besißern Vortheile gewähre, damit doch die für ein würdiges Be= stehen des Adels nöthige Unantastbarkeit vieler größerer Komplerxe {chwinde. Auch werde damit der Krone das Recht benommen, véer- diente Pänncr durch heimgefallene Lehen zu belohnen, und der Mo- narch wäre künftig, wo cr solhe Lehen beabsichtige, an die Zustim- mung der Stände gebunden. Fürst Wallerstein erinnerte dagegen, daß hier des ganzen Landes, nicht einzelner Stände Wohl zu .be- rathen sei, die Aristokratie aber durch die Boden-Entfesselung eine echte, zeitgemäße bleiben könne. Die Beistimmung beider Kammern und der öffentlichen Meinung zu einer von der Krone vorgeschlage- nen Belohnung werde derselben als National - Belohnung die größte Weihe geben, _ Die hiesigen Frei-Corps seben, obwohl nun {hon seit lange ihre Mitwirkung im öffentlichen Dienst nicht mehr nötbig war und auch eine Störung der in der That musterhaften Rube unjerer Stadt zur eit niht in Aussicht steht, ihre militairischen Uebungen fleißig fort. Auch die Polgtechuifer, welche zu einem Artillerie - ‘und Geuie-Frei- corps Zujammengetreten sind, üben sch fleißig in dem ihren Studien nahe liegenden Artillerie-Dienste; sie sind ihrer Zahl nah im Stande, zwei Batterieen vollständig zu bedienen. Jn kurzem wird eine Mu- jerung aller dieser nun {hon großentheils uniformirten Truppen durch den König stattfinden. Die hiesige Geistlichkeit hat, da sie persöulich an der Volkebewasfnung nicht Autheil nehmen fann, unter sih eine Sammlung veranstaltet, deren Ertrag (nahe au 600 Fl.) zum Zwet der Uniformirung unbemittelter Freiwilliger dem Kommando des Land- wehr-Freicorps übergeben wurde,

Se. Majestät der König hat befohlen, daß bei einen jeden der 6 Chevauxlegers- und 2 Kürassier - Regimenter eine siebente und respektive Reserve -Esfadron unverweilt errichtet werde. Jede dieser neuen Esfadronen besteht hiernach aus 41 Rittmeister, 4 Ober - Lieute= nant, 2 Unter - Lieutenants, 1 ersten und 3 zweiten Wachtmeistern, 8 Korporalen, 4 Vice-Korporalen, 1 Trompeter erster und 2 Tromye- tern zweiter Klasse, 1 Eskadrons - Sattler und 1 Esfadrons-Schmied,

186

8 Gefreiten und einer unbestimmten Anzahl von Mannschaft und

Dienstpferdeu.

Die Allgemeine Zeitung versihert, daß die Angabe des Boten für Tyrol- von bevorsteheuder Ankunft des Königs von Bayern in Jnnsbruck unrichtig und daß niemals von einer Reise desselben dorthin die Rede gewesen \ei,

HSann9ver. Hannover, 1. Juni. (Hannov. Ztg.) Die Versammlung der Allgemeinen Stände des Königreichs hat fol= genden Vortrag an das Köuigliche Gesammt-Miuistexium, den Schutz der vaterländschen Handels=Marine und Küsten betreffend, erlassen:

„Mehrere patriotische Vereine unseres Landes, namentlich 1) der vater- ländische Verein“ in Osnabrück, 2) die erste allgemeine ostfriesische Volks- Versammlung zu Eschen bei Aurich, 3) der Vorstand des constitutionellen Bürger - Vereins zu Stade, haben im Angesicht der großen und unnittel= baren Gefahren, womit troß der glülichen Erfolge der Kriegführung gegen Dänemark doch zur See unsere schußlose Handels-Mariue und unsere offe nen Küsten von dänischer Seite unmittelba» bedroht sind, Lie Betheiligung der Allgemeinen Ständeversammlung dringend in Anspruch genommen, daß ungesäumt und energisch zur Wehrbarmachung einer Kriegs - Marine und zur Sicherung unserer Küsten geschritten werden möge,

„Der gleiche Aufruf geht: durch das ganze Land und bei der Ge- meinsamfkeit der Juteressen und der Schmach des bisher Versäumten

L

durch ganz Deutschland, Jn allen Theilen unseres großen Vaterlandes ist

die unaufschieblihe Nothwendigkeit der Gründung ciner deutschen Seemacht

zur entshiedensten Ueberzeugungssache geworden, und durch Privat- Vereine |

wird mit großen Anstrengungen aller Orten auf das Ziel hingearbeifet. „Die Frage, als eine allgemein deutsche, wird hoffentlich ihre befriedi gende Lösung bei der bevorstehenden neuen Ordnung der deutschen Verhält- nisse erhalten. k ; „Der dringende Beruf Hannovers, bei dieser großen Angelegenheit auf das thätigste mitzuwirken , ist durh dessen ganze geographische Küstenlage, durch den Besi einer hon so bedeutenden Handels - Marine, durch einen vorhaudenen Kern der tüchtigsten Seeleute von selbst gegeben, und ist schon vor dem gegenwärtigen Umschwunge der Dinge von Standen unter dem 25. Juli 1844 und 12, Juni 1846 auf die große Bedeutung der Sacze hingewiesen worden. d ; „Stände schließen sh daher, bei Uebersendung jener Eingaben, densel ben mit dem dringendsten Wunsche an, daß auf den Shuh unjerer Han- dels-Marine und unserer Küsten , so weit Lezteres nicht bereits geschehen, kräftigst möge hingewirkt werden. E i Hannover , den 19, Mai 1848. Die Versammlung der Allgemeinen Stände des - Königreichs, (G. Graf von Münster, von Nóössina. Grote, in Vertretung des Geueral-Secretairs, Pr. Francke, Merlel,“

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 31. Mai, (D. A. Z.) Der Herzog hat den Herrn von der Planiß beauftragt, sich au die Spitze eines zu bildenden neuen Ministeriums zu stellen, Dieser wie derholten und durch oie geäußerten Wünsche mehrerer geachteten Bürger unterstüßten Aufforderung hat Herr von der Planiß endlich insofern Folge geleistet, als er dem Herzog zugesagt hat, vorläufig und bis dahin, wo das Vaterland seiner niht mehr bedürfe, oder wo er sih überzeugen werde, daß er demselben nicht länger nügen fönne, sih dem angetragenen wichtigen Berufe zu unterziehen. Schlestvig-Solstein. Rendsburg, 31. Mai. (Alt. Merk.) Die: provisorishe Regierung hat die am 5. April d. J. bis auf Weiteres vertagte Hereinigte s{hleswig - holsteinishe Stände-Ver- sammlung auf den 14:-Juni d. J. wieder einberufen.

Lippe-Deturold., Detmold, 27. Mai. (D. A. Z.) Un- sere Regierung hat i dem jüngsten Regierungs-Blatt einen Entwurf zu einem Geseh über die Wahl der künftigen Landtags-Ab- geordueten und cben so einen Entwurf zu einer Verordnung, die Zu- sammenseßung des Landtags und die Ausübung der ständischen Rechte betreffend, veröffentlicht, welche beide den seßt vertagten Landstäuden, sobald sie zusammenberufen werden können, vorgelegt werden follen. Aus dem ersteren Gesebe ist als das wesentlichite hervorzuheben : in der Negel ist jeder volljährige Lipper Wähler und zum Abgeordneten wählbar; das Stimmrecht ist von jedem Wähler persönlich auszuüben; die Wahl geschieht indirekt; die Zahl der Wahlmänner richtet sich nach der Bevölkerung der Wahldistrifkte in der Art, daß, wenn jene nah einer zuvor anzuorduenden Zählung 300 oder weniger beträgt, Ein Wahlmanu, beträgt sie zwischen 300 und 600, zwei Wablmän ner und sofort gewählt werdenz die Wahldistcikte sind so abgetheilt, daß zwei Städte, Detmold und Lemgo, allein (jede cinen Abgeordne ten) wählen, fünf Städte mit d daneben “liegenden Aem= tern und fieben Aemter in sechs8 Wahl - Distrikten; die Zahl der Abgeordnéten beträgt 175 bei der Wahl r.des Lätndtägsr Abgeordneten entscheidet absolute Stimmen - Mehrheit. Aus dem zweiten Geseß entnehmen wir Folgendes : Die Landstände besteven aus den in Gemäßbeit der erlassenen Wahlordnung erwählten Volks-

Abgeordneten (die Ritter haben {on zu Aufang April, als damals ( ,

die Landstände zusammeuberufen waren, ihre stäudischen Vorrechte auf |

den Altar des Vaterlandes niedergelegt); aus der Mitte der Land= stände wird bei deren Zusammentritt der Präsident und der aus dret Personen besteheude Ausschuß erwählt, auf welchen die Rechte und Pflichlen der bisherigen Ausschuß-Abgeordneten der Ritterschaft und der beiden. anderen Ausshuß=Abgoordneten übergehen; die Landstände wählen aus ihrer Mitte zwei qualifizirte Abgeorduete zum General- Hofgericht und im eintretenden Falle zur Landes-Tutel ; die Bera- thungen und Abstimmungen geschehen in Einer Versammlung, und es entscheidet cinfahe Stimmenmehrheit; die der Wahlordnung gemäß erwählten Landtags=Abgeordneten haben bis dahin, daß mik -1hnen eine neue Verfassung vereinbart sein wird, sämmtliche den Landständen verfassungsmäßig zustehenden Rechte auszuüben.

—TETE T

Biorsland.

Hesterreicch. Hermannstadt, 18. Mai. (Wien. Ztg.) Heute Vormittags um 10 Uhr wurde in der hiesigen Spitalskirche unter dem Vorsiße des Herrn Nations - Grafen eine bffentlie Ver= sammlung von sächsischen Bürgern, Beamten und Landleuten aus allen elf sächsischen Kreisen abgehalten, 1nd in derselben wurde die Unionsfrage nah allen Seiten vou mehreren Rednern verschiedener Ansicht gewürdigt, Allein selbst diejenigen, welche früher für, die Union jedoch nicht für die Verschmelzung d1s Vaterlandes mit Ungarn Sympathieen gefühlt hatten, sahen sth, bei den dermaligen Verhältnissen, bei den von den Partisanen der Union so unver- holen an den Tag gelegten, auf - Magyarisirung und Sepa- ratismus deutlih abzweckenden Tendenzen, mit Bedauern ge- nöthigt, eine Union mit Ungarn, so wie dieselbe insbeson- dere von unserer Ultrapartei angebahut wixd, für gemeinshädli, der Treue gegen das Kaiserhaus, der Jutegrität der österreichischen Mo= narchie, dem Juteresse des Gesammtvaterlandes der Nationalität des Sachsenvolkes abträgt!ih zu erklären. Dieses wurde durch allgemeine Zuscimmung der Versammlung anerkannt, und es erhielt au der Antrag eines Redners allgemeinen Beifall, daß die Natious-Univer- sität jene engere Verbrüderuug, jenes Schuß- und Trußbündniß sämmtlicher sächsischen Kreise wieder erneuern möge, welches im Jahre 1613 abgeschlossen wurde, als die Existenz der Nation ebenfalls durch magyarishe Gewaltschritte auf das ärgste bedroht war,

, Mailand, 24, Mai. (Oest, Ztg.) Am 19ten d. M. ist eine Deputation, aus vier Gliedern der provisorischen Regierung be- stehend, nah dem Hauptquartier Karl Albert's abgegangen und hat dem Könige eiue Adresse überreicht, in welcher ihu die Lombarden auf= fordern, sich der von den Oesterreichern bedrängten Venetianer anzu- nehmen. Es heißt darin unter Auderem: „Sire! Wir erlgubeu uns nicht, übex die militairischen Operationen jener Generale, welche den Krieg im Venetiguischen führen, ein Urtheil zu fällen; wir fönnen aber im Juteresse des Gesammtvaterlandes und Jhres eigenen Ruhmes nit mit Stillschweigen übergehen, daß die sich immer meh ausdehnendon Jnoasionen cines große Theiles dieses Territoriums die ¡ lombardischen Völker beunrußigen und betrüben.“ Der König hat

hierauf versprochen, nicht eher die Waffen niederzulegen, bis dec Feind über die Alpen zurückgetricben sei. Ju Bezug ‘auf Venedig | äußerte er, daß, wenn Verona gefallen, Venedig befreit sei. j | |

Fraukrei®. National - Versam mlung. | 34. Mai. Die außerordentlichen Militair - Y | | tigt; nur ein Linien - Bataillon lagert auf | Portal =- Treppe. Die Gallerieen, besonders die t viomatisbe, waren Pian bemerkt auf letzterer nameutli 9 ele Das Um 4 Uhr erklärt Senard die Sibung eröffnet, rrien erhielt zu seinen Juterpellationen über Neapel das Die jüngsten Ereiguisse daselbst, erklärt er, seien ein Attentat gegen die ganze Menschheit, Der Charaïter und die Würde Frank reis verlangten Rechtfertiguna, darum habe er das Wort ergriffen. Der Redner tritt nun in eine Darstellung der dortigen Ereignisse des . Mai und wüns{cht zunächst die Verhaltungs - Befehle zu 1 welhe die Regierung dem Baudin ertheilt Es will ihm bedünken, als habe dersele nicht mit dem der Würd örankreihs gebührenden Nachdrue edner vorzüglich darguf, das Neactions - System des Königs Fer dinand zu veruichten, und wünscht namentlich zu wissen, welhe Ge siunungen die Vollziehungsgewalt darüber hege. Bastide theilte hier= auf seinerseits die Hergäuge in Neapel mit, so weit ibm dieselben aus amtlichen Quellen bekannt. - Das Benehmen Baudin's sei Frank reichs vollfommen würdig gewesen, Derselbe habe volle Entschädigung der National=Angehörigeu errungen, und kein Einziger der Lebteren sei getödtet worden. Was endlich das gefüirchtete Zeactions-System des Königs von Neapel gegen die französische Republik betreffe, \o sei hier niht der Plab, dasselbe, wenn cs wirklich bestehe, zu befpre chen. Der König Ferdinand stehe zur Republik in vollem Frieden. Hierinit berubigte sich der Juterpellant, und der Deputirte Dahirel erhielt, der Tagesordnung gemäß, das Wort, um die Vollziehungs= gewait rücksichtlih des Dekrets vom 25, Mai, das einen Admirali tätsrath schafft, zu interpelliren. Jhm zufolge hätte diese Ernennung der National-Versammlung und nicht dein Marine-Minister gebührt. Admiral Casy, Marine - Minister, wies auf das Beispiel von England hin, wo auch dem Kabinet das Recht der Eruennung von Admiralitäts=Räthen zustehe, ohne das Parlameut zu fragen. Da= hirel gab sich mit dieser Erkläung uicht zufrieden und wurde hierin von Lacrosse, dem Vorsiker des National-Versammlunas=Aus\chu}ses für das Marinewesen, unterstüßt. Das Marinewesen liege im Argen, das beweise die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, die zur Untersuchung der gegen Rochefort und die Mourillon-Angelegenheit erhobene Be-= {werden nöthigeu Aktenstücke zur Einsicht herbeizushaffen. Die Na tional -= Versammlung müsse auch hierin felbst organisiren können. Cremieurx es

Î Sißung von (aßregeln scheluen besei-

ant M b pj + D La q b fil Stuten der groktzen

frübzer!g gefüllt, men und Fremde. und : D. Wort,

I;

L 15 l

i Admiral

, , C

' oan aet ir L g f G Mean CCit, e112) [Li L C1

bekämpfte die Dahirelschen und Lacrossescen Bedenken und beruhigte die Versanmlung wegen der vermeintlichen Anklage ge gen die Verwirrungen im Scewesen. neugeschaffenen Admiralitätsrath betreffe, so sei derselbe ja cine nux konsultative, d. h. berathende Bel/örde, die den Prärogativen der National - Versamm lung unmöglich Eifersucht einflößen könne. Laussat und Dahirel suchten troß dieser Beruhigung den Kampf wieder von neuem anzu= fachen; Dahirel wollte sich sogar eiuige persönliche Auêfälle wegen angeblicher Uebergriffe gegen die proviforische Regierung erlauben, allein die Versaumlung wurde ungeduldig und schritt zur Tagesord = nung. Jn diesem Angenblick erhob sich der Präsideut und erflärte, er habe der Versammlung eine wichtige Vittheilung zu machen. „Der Staats - Auwalt““, begann er, „stellt mi Requisitorium zu, welches darauf anträgt, den Hepräjentanten Louis Blanc in An: llagostand. zua verse CSenalion. V Präsident liest das Requisitorinm, aus welchem hervorgeht, daß der Antrag auf diè eigenen Zeugen - Aussagen Louis Blanc's vor dem Unter= snchungsgericht in Vincennes gegründet is, Louis Blanc bestieg die Tribine und bestätigte die Richtigkeit der im Requisitoriuum ge machten Angaben. Nur in einzelnen Punkten weiche sie ab. Der Redner geht in Beleuchtung dieser Punkte näher ein. „Verurtheilt mich zum Tode!“ rief er enthusiastisch. Stimmen: (s “giebt feine Todesstrafe mehr!) „Gedulb, nit Jhr, n wir Angeklagten wer= den sie herstellen. Aber die Macht der Ereignisse wird' das Schaffol wieder aufrichten.“ Die Versammlung vertagte sich bis um 5 Uhr. Als die Sißung wieder “aufgenommen wurde, war auch Louis Blanc wieder auf seinem Plaße, dem zweiten auf der höchsten Bank der linken Seite. Seine Nachbarn unterhielten sich lebhaft mit ihm. Präsident Senard- zeigte an, daß sich die Kommission, welche über don Antrag auf gerichtliche Verfolgung seitens des General-Staats Anwalts gegen Louis Blauc zu entscheiden habe, morgen um 10 Uhr Vormittags versammeln werde. Demnächst fragt ex die Versamm= ung, ob fe morgen, als an ‘dein Mariähimmelfahrtstage, einem legalen Feste, vöffentlihe Sihung halten wolle? (Ja, ja! Nein, nein!) Der Präsident läßt abstimmen, und die Mehr= heit “erhebt. sh bágegént, daß morgen Sizung géhalten werbe Sema bestieg German S S Rèbd= ner- Bühne, um seiuen Bericht über eine Menge von Bittschriften, welche an die National -= Versammlung gerichtet worden, abzustatten. Diese Vitfkschriften betrafen theils unentgeltlichen Boits-Schulunterricht, theils andere in die Berathung des küuftigen Verfassungs - Entwurfs gehörige Fragen. Die Bittschrift eines oberrheinischen Bürgers, Nag= mens König, auf sofortige Abschaffung der Geistlichkeit aller Religion8- fulte und auf Emancipation der Frauen veranlaßt einen Namensveiter des Vittstellers, welchen Colmar in die Versammlung gesandt hat, auf die Bühne zu eilen und mit der Hand auf dem Herzen zu be- theuern, daß er nicht jener König sei, welcher die gottlose Bittschrift eingeschickt habe. Die Versammlung schritt zur Tagesordnung. Un- ter den übrigen Petitionen, die hiernähs verhandelt wurden, befan- den sich- ein Antrag des pariser Klubs „„Servaudoni” alf sofortige Errichtung von Staate=Erziehungshäusern durch die National-Werk= stätten und ein Antrag auf Vervollständigung der vorgestern votirten Statuten für die Werkverständigen-Räthe der Veparkements-Städte. Ein Mitglied trägt schließlich auf Erhöhung des Ansgangszolles von Wollstoffen au. Die Versammlung trennte fih nah 6 Uhr.

Was den

O

Paris, 31, Mai. Es ist von dem Plan eines großen Staats- Anleheus die Rede, mittelst dessen man die Schaßscheine und die Sparkassen zu konsolidiren beabsichtige. y i

Der Finanz-Minister hat so eben mehrere Aktenstücke, betreffend die finanzielle Lage des Landes , veröffentlicht. Die Einnahme der vier ersten. Monate des Jahres , verglichen mit dem entsprechenden Zeitraume von 1847, bietet eine Verminderung von 33,333,000 Fr,

und zwar von 16,310,000 für Januar, Februar, März und 17,023,000 für April, Die shwebende Schuld des Schaßes hatte vom 24. Fe- bruar bis zum 24. Mai um 77,212,700 Fr. abgenommen. Die Bi- lanz vom 22, Mai giebt einen allgemeinen Rehnungs - Bestand von 68,030,648 Fr., und zwar 29,101,709 Fr. in Baar und 39,528,939 or. in Papier. Von der Baarschaft stehen 10,549,766 Fr. auf Rehnung des Schaßes, 18,552,948 Fr. auf Rechnung der Bank. Die außerordent- lihe Steuer von 45 Centimes hatte bis zum 10, Mai nur 34,558,974 ör. eingebraht (der Minister hat der National-Versammlung seitdem mitgetheilt, daß dfeselbe bis 45,000,000 abgeworfen hatte), während die Summe, welche eingegangen wäre, wenn Alle bezahlt hätten, sich auf 191,259,489 Fr. belaufen hätte. Der Bestand der Sparkassen belief sich am 29. Mai auf 356,203,800, und zwar auf 70,296,000 Jr. für Paris und 258,484,000 für die Departements, darunter be- griffen die fkapitalisirten Juteresseu bis zum 1. Mai. Die Depositen bei der Sparkasse hatten seit dem 24, Februar um 27,414,000 Fr. abgenommen.

„Auch Herr Jaime, der seit dem 25. Februar Unter-Direktor der National=Werkstätten war, ist diesen Morgen entlassen worden.

Tis S x (1 A R jou e _ Die Berichterstatter der Ausshü}e über das Ehescheidungs-Ge- jeß sind fast alle dem Entwurfe geneigt, so sehr sich auch die bekann- testen Mitglieder der früheren Linken ‘demselben widerseßen, von de=- nen unter Anderen Herr Vivieu meinte, -daß es um die Kinder - Er- ziehung geschehen soi, wenn das Geseß durchgehe, während Herr raroche-Jacquelin die bloße Diskussion desselben in cinem Augenblicke, wo jo viele Träumer die Familie und das Eigenthum angriffen, sur jtaatsgefährlich erklärte. Andererseits hat die für gestern an- gezeigte Vamen= Demonstration Vormittags ‘um 10 Uhr auf dem BVendôme-Plaze wirkli stattgefunden, Zwölf Damen sonderten sich, auf dem Plate angekommen, von dem Zuge ab, und be=- gehrten an der Thür des Justiz = Ministerial - Gebäudes Einlaß, der ibnen gewährt wmde. Jun das Kabinet des Justiz=Miuisters geführt, las hier die Prästdentin der Deputation die Beglückwünschungs-Adresse ab. __Cremieux erklärte der Deputation, daß er ein nügliches und nöthiges Werk für die Menschheit verrihtet zu haben «laube, als er der National ‘Versammlung den Ehescheidungs - Gesetzentwurf vorge- legt. Cr danke der Deputation für ihren Schritt und sche in ibm ein Zeichen der Anerkennung seiner wichtigen Maßregel, Die De- putation rief: „Es lebe der Minister Cremieux! Es lebe das Ehe- scheidungs -Geseß!“ und begab sich zum Zuge zurück. Madame Niboyet erklärt übrigens in ihrem Journal, Voirx des Femmes, und in anderen Blättern, daß sie weder die Urheberin der Deputa- tion an Cremieux sei, noch persönlih daran Theil genommen habe, und, wie es scheint, ist unter den Vertheidigerinnen der Frauen-Eman- cipation ein vollständiger Zwiespalt eingetreten, denn seit gestern ver- vsfentliht die Fraction derselben, welche für fommuuistisch gesinnt gilt, ein neues Blatt unter dem Titel: Apostel der Frauen.

Die Presse sagt, daß von den 115,000 Arbeiteru der National- Werkstätten nur 8000 die Adresse an die National-Versammlung un= terzeichnet haben.

Jn der Sißung der National - Versammlung erhob {ih gestern nah der Abstimmung über das Recht, den Generalmarsh \chlagen zu lassen, ein entseßliher Tumult. Ale Mitglieder der Rechten drängten nah den beiden Hauptthüren, die zu den alten Kammer= gangen führen, Dicht an dem Redestuhle geriethen zwei Mitglieder, eines von der Linken und eines von der Rechten, hart an einander. „Zhr Courtais is ein Verräther“, rief Leßteres dem Ersteren áu. „Nein, sage ih Jhunen““, erwiederte der Angeredete, „der General ist unschuldig. Er hatte am 15. Mai nur den Kopf verloren.“ Doch die Masse drängte nah den Ausgängen und {ob die beiden Strei= ter aus einander. '

Flotte, einer der Gefähiten Blanqui's, h verlhaf- E fäl qui's, ist gestern auch verhaf

“g, CLONIEERnO und Irland. London, 30, Mai, Jn ge A O L N Mitchell in Dublin, welcher jeßt Nat A E ee nach Botany Bay ist, hatten die verschiedenen Vtepeat- artisten-Klubs gestern hier eine Demonstration beab= nichtigt, welhe sich indeß nur auf eíne harmlose Prozession durch mehrere Straßen der Stadt besch: änkte. } :

Bei der zum Schluß der gestrigen bereits erwähnten Unter= haus=Sißung aufgenommenen Comité-Berathung über die míni- steriellen Resolutionen wegen Abänderung der Schifffahrts - Gesebe entspann sih eine längere Debatte über ein Amendement des Herrn Herries, eines alten Konservativen und Schußzöllners, Dasselbe lautete : „Beschlossen, daß die Juteressen der Nation die Aufrechter= haltung der Fundamental-Prinzipien der Schifffahrts-Geseße erfor= dern, vorbehaltlich \solher Ermäßigungen, die am geeignetsten sind, erwiesenen Benachtheiligungen des Handels-Verkehrs des Vereinig- ten Königreichs und seiner Dependentien abzuhelfen , jedoch ohne Gefährdung unserer maritimen Kraft.“ Jn langer Rede machte er die alten Gründe für das Monopol geltend, vor Allem, daß die Kauffahrtei-=Flotte nah der Aufhebung der jeßigen Gesehe aufhören würde, eine Kriegsschule für die Flotte zu sein. Preußen und Ame= rifa verlangten nah der Aufhebung jener Geseße, aber beide bieten den Engländern keine entsprehenden Vortheile dar. Herr Labou = here befämpfte das Amendement und suchte nochmals nahzuweisen, daß die Kraft Englands zur See durch die beabsichtigten Abänderun= gen der Navigationsgeseße uicht werde beeinträchtigt werden. Nach dem Minister nabmen noch die Herren Thompson, Dr. Bowring, Baill ie, Wilson, Drummond und Scott das Wort, worauf die Debatte vertagt wurde. Ciner zu Anfang der Sißung von Lord John Russell abgegebenen Erklärung zufolge, i} es nicht die Absicht der Regierung, eine Abänderung des Zudergeseßes von 1846 in Vorschlag zu bringen.

Jn der heutigen Sißung des Oberhauses verlangte Graf von Lucan die Niederseßung eines Ausschusses, um die physischen und moralishen Wirkungen der Anwendung der Armengeseße in Jr= land zu untersuhen. Der Redner richtete bei Abgang der Post noch sehr scharfe Angriffe gegen das Ministerium behufs Begründung sei= nes Antrags. Jm Unterhause war wieder der Mitchellsche Hochverraths-Prozeß Gegenstand einer Jnterpellation, Herr Noch e stellt die Anfrage an den Minister des Junern: ob das Kabinet die fürchterlihe Strafe (des Einschmiedens und der Deportation nach Bota- ny-Bay) welche für die vorgerüte Bildungsstufe Englands ein grau- samer Schimpf sei, an Herrn Mitchell wirklich ausführen zu lassen gedenke? Der Minister des Junern, Sir G. Grey, erwiederte, daß thm nicht einfalle, die sharfen und beleidigenden Ausdrüke anzuneh- men, mit welhen der Redner die Richter in Dublin bei seiner An- frage übershüttet. Er beschränke sich darauf, dem Redner zu erklä= ren, daß die Regierung den förmlihen Befehl gegeben hat, das Ur- tel zu vollstrecken. Lord Grosvenor erhielt demnächst das Wort, um das Haus zu ersuchenz schleunigst die Lage der Bäergesellen zu bessern, wenn es London nicht eines Tages, gleih Paris, von einer N sehen solle. Diese Proletarier arbeiteten bisher

S Ms p S t en in Kellern Tag und Nacht, Ein solcher Zustand PforHaed Gunsten E sei kein Louis Blanc, trage indessen auf orge inschreiten der geseßgebenden Staatskörper an u. st. w. Er sprach noch beim Postschluß.

Die dem Unterhause vorgelegten diplomatischen Aktenstücke über

187

die spanische Angelegenheit werden von der Times wiedergegeben. Das bebeutendste Dokument is die Note des spanishen Ministers der auswärtigen Angelegengeiten, Herzogs von Sotomayor, zur Weg-= weisung des britishen Gesandten, Sir H. Bulwer, aus Madrid. Dieselbe lautet : Ï

„Madrid, den 17. Mai. Mein Herr! Erwägungen von der höchsten Wichtigkeit legen mir die traurige Pflicht auf, mich an Sie zu wenden, um Jhnen einen Entschluß det Regierung Jhrer Mk- jestät mitzutheilen, welcher mit eben so vielem Widerstreben gefaßt wurde, als er durch das reinste Gefühl der Redlichkeit eingegeben ist.

„Es ist Jhnen wohl bekannt, wie die öffentliche Meinung in die sem Lande sich durch die Presse und auf jede möglihe Weise gegen Sie in Bezug auf die neulichen Ereignisse ausgesprochen hat. Die Bemühungen der Regierung würden nicht hinreichen, um den tiefen Unwillen, welchen die würdigen Einwohner dieser Stadt und ihre getreue Besaßung hegen, zurückzuhalten; und Jhrer Majestät Regierung hegt ernstlihe Befürchtungen für die Sicherheit der Person des Vertreters von Großbritanien fin Madrid, wenn unglücklicherweise die Vorfälle, welhe {hon zweimal diese friedliche Hauptstadt mit Unruhe erfüllt haben, si{ch wiederholen sollten. Jhr Benehmen bei der Ausübung Jhrer wichtigen Sendung ist von der öffentlichen Meinung in England gemißbilligt, von der britischen Presse getadelt und in dem britischen Parlamente verurtheilt worden. Die Regierung Jhrer katholishen Majestät kann dasselbe niht vertheidigen, wenn die Regierung Jhrer britishen Majestät dies niht gethan hat. Bei die- ser Lage der Verhältnisse wird Jhr Verbleiben in diesem Lande, ohne Zweifel ohne Grund, als ein Beweis der Schwäche der Regierung angesehen, und wenn ‘diese Ansicht Kraft gewinnen sollte, könnte sie einen Streit veranlassen, welher nothwendig um jeden Preis ver- mieden werden muß, Aus diesen Grüuden, welche die Rechtlichkeit des britischen Volkes und seiner Regierung nicht anders, als nach ihrem wahren Werthe würdigen können, hat Jhrer Majestät Regie- rung beschlossen, allen diesen unglücklihen Möglichkeiten dadur ein Ende zu machen, daß sie Jhnen Ihre Pässe zusendet und Sie er- sucht, in dem Zeitraume von achtundvierzig Stunden oder, wo mög- lih, noch früher diese Hauptstadt zu verlassen, denn die Umstände sind dringend, und es würde sehr zu beklagen sein, wenn dies zu spät stattfinden würde. y

„Indem ih die {merzliche Pflicht erfülle, Jhnen eine so un- angenchme Mittheilung zu machen, muß ih Jhuen mit aller Auf- richtigkeit erklären, daß die Regierung Jhrer Majestät durch diesen Schitt nicht im geringsten die Würde der britischen Regierung oder des britishen Volkes verwunden will; im Gegentheil, sie hält es für zweckmäßig, Ihnen bei dieser Gelegenheit zu erklären, daß sie nicht nur nit glaubt, daß Jhre Abreise ein Grund zur Beeinträchtigung der Verhältnisse der Freundschaft und des guten Einverständnisses, welche zwischen Spanien und England bestehen, eine Junigkeit, welche Niemand mehr als die spanische Regierung zu würdigen weiß, sein könnte, daß sie im Gegentheil der Ansicht is, daß dieser Schritt sehr dazu beitragen werde, dieselben noch enger zu \chließen, da die kri= tischen Verhältnisse von Europa und die Junteressen der beiden Na- tionen darauf hinweisen. Die Regierung Jhrer Majestät {hmeichelt sich, daß die Regierung Jhrer britischen Majestät der Redlichkeit ihrer Absichten werde Gerechtigkeit widerfahren lassen, zumal wenn sie die geeigneten Erklärungen gegeben haben wird, welche das Zartgefühl des Kabinets von St. James befriedigen möchten. Jch habe daher

die Ehre, Jhnen hierbei den geeigneten Paß für Sie und die Per- sonen, welche Sie begleiten werden, und die erforderliche Erlaubniß für Postpferde auf der Straße beizuschließen. Jch ergreife diese Ge=- legenheit 2c. El Duque de Sotomayor.“ j

Die gesebgebende Versammlung der Vereinigten Staaten der Jonischen Jnseln hielt in Corfu am 416. Mai eine außerordentliche Sibung, welhe vom Lord-Ober-Commissair mit folgender Anrede eröffnet wurde: „Da der Senat mit mir in der Meinung überein- stimmt, daß die kraft der Verfassungs-Urkunde der jonishen Presse auferlegten Beschränkungen niht mehr erforderli sind, so habe ih von der Regierung der hohen Beschüßerin die Sanction erhalten, Ihnen zu empfehlen, daß die betreffenden Klauseln der Verfassung zurückgenommen werden. Jch habe es für nöthig erachtet, Sie in einer außerordentlihen Sißbung zu versammeln, um diese wichtige Maßregel Jhrer Beurtheilung und Jhren Beschlüssen anheim zu stellen, damit die endlihe Bestätigung Jhrer Majestät in Betreff einer solhen Verfassungs-Abänderung, ohne erst die nächste ordentliche Parlaments-Versammlung abzuwarten, eingeholt werden könne.“

(B. H.) Die öffentlihe Versammlung der Deutschen in Lon- don, um bei Errichtung der deutschen Flotte mitzuwirken, wird am 1, Juni in der „Hall of Commerce“ stattfinden, Der Prinz von Preußen hat am Tage seiner Abreise 1000 Pfd. gezeihnet. Das Comité wird folgenden Aufruf vorschlagen: „Deutsche Kriegs- flotte. Aufruf an alle Deutsche in England! Das deutsche Volk hat beschlossen, eine Achtung gebietende Stellung unter den Natio-. nen wieder einzunehmen, es muß sie behaupten, Sein Landheer ist stark, wohlgeübt und jedem Feinde gewahsen, der seine Grän- zen bedrohen fönnte. Aber seine Juteressen reichen auch über den Ocean hinaus, seine Handelsflagge weht guf allen Meeren, seine Küsten sind mit blüheuden Handelsstädten bedeckt, und nah dieser Seite hin is Deutschland den Angriffen eines jeden Feindes bloß- gestellt tödtlih verwundbar. Deutschland bedarf einer Kriegs= slotte, Zur Wahrung seiner Ehre, zum Schuße seines Welthan- dels, zur Aufrechthaltung des Friedens, nicht zum Angriffe und zur Zerstörung muß sie rash ins Dasein treten. Auf sie gestützt, im Bewußtsein seines Rechts und seiner Kraft, mag dann Deutschland kommenden Ereignissen mit Zuversicht entgegengehen. Und \con treten zur Erreichung dieses Zweckes Männer in allen Theilen des Vaterlandes zusammenz alle politischen Meinungsverschiedenheiten ver- shwiuden, und die Begründung einer deutschen Kriegsflotte ist die erste That des zur Einheit wiedergeborenen Deutschlands. Auf denn, deutshe Männer, Alle, denen auch auf Englands gastlichem Boden noch ein deutsches Herz in der Brust s{lägt; Jhr Alle, die Ihr Deutschlands fungen Freiheitêmorgen mit Begeisterung begrüßt habt, reicht Euch die Hände zum gemeinsamen Werke, und während die edelsten Söhne des Vaterlandes Blut und Leben für die Wahrung seiner Würde in die Schanze schlagen, laßt uns wenigstens durch reichliche Gaben unsere Theilnahme bezeugen,“ j

Velgieu. Brüssel, 1. Juni. Der heutige Moniteur meldet: „Der König hat vorgestern gegen Mittag dem Prinzen vou Preußen einen zweiten Besuch gemaht, Se, Majestät war von dem Oberstallmei= ster General = Lieutenant d'Hane de Steenhuyse, von dem General von Cruykembourg und dem Major von Ficquelmont begleitet. Nach mittags begab der Prinz von Preußen sich nach dem Schloß und wurde hier vom Könige empfangen. Abends halb 8 Uhr reiste Se. Königliche Hoheit nebst Gefolge mit dem gewöhnlichen Eisenbahn- zuge nah Antwerpen ab, Der preußische Gesandte Graf von Secken- dorff und der General-Major Brialmont begleiteten den Prinzen, der sich nach Holland begiebt.“

Der zum bevollmächtigten Minister der französischen Republik am preußischen Hofe ernannte Herr Emmanuel Arago i} in Begleitung seines Secxetairs, des Herrn Martinet, auf der Reise von Paris uach Berlin hier eingetroffen.

Italien. Neapel, 21 Mai. (S. M.) Die öffentlihe Ruhe in der Stadt wurde zwar seit dem 14. Mai nicht weiter gestört, noh aber sind Bestürzung und Trauer auf allen Gesichtern zu lesen; der Belagerungszustand mit all seinem drohenden friegerishen Apparat, mit ien strengen despotishen Verfügungen aller Art lastet schwer auf allen Klassen der Gesellschaft, den raubgesättigten Pöbel vielleicht ausgenommen. Unter den neunzig Deputirten, die in der verhäng- nißvollen Naht vom 14. zum 15. Mai im Saale des Stadthauses, genannt Monte Oliveto , beisammen saßen, waren es etwa 36, die es aufdie Proflamirung der Republik und mit ihrem mitgebrachten Gefolge vielleicht auf noch Sehlimmeres abgesehen hatten ; aus ihrer Mitte ging au jener Wohlfahrts-Ausshuß hervor, der am Vormittage dés 15, Mai und nachdem der Straßenkampf bereits begonnen, sich mit Ministern und mit dem Plaß -Kommandanten in Mittheilung zu seßen wagte. Die sämmtlichen im Saale von Monte Oliveto vêérsammelt Veith Ab= geordneten wurden nur durh den Schuß der in demselben Palast einquartierten Gendarmerie vor dem Sturm der Schweizer gesichert. Die Zahl der umgekommenen Bürgerlichen wird allgemein auf wohl 1800 angegeben, worunter auch Frauen und Kinder. Die Lazzaroní sind auch wieder demüthiger geworden, nachdem sie vernommen, daß die Militair- Maßregeln ihnen eben so gut wie den Galantuomini gelten. Aus dem Palaste vernimmt man noch wenig über den Ein= druck, den die jüngsten Ereignisse dort hervorgebracht. - Eine traurige Reaction aber scheint nicht zu befürchten zu sein; es habe nmehrere der gegenwärtigen Minister, die entschieden liberal sind, wie Ruggiero, so wie der jeßige Polizei - Direktor Abbatemarco, ihren persönlichen Bekannten die beruhigendsten Zusicherungen gegeben.

Spanien. Madrid, 26. Mai. Die amtliche Ga- ceta zeigt heute an, daß die Regierung durh ihren Gesandten am lissaboner Hofe benachrichtigt worden sei, daß die von Sevilla aus=- gezogenen rebellishen Truppen, bestehend aus 400 bis 600 Mann Zunfanterie, 360 Lanciers und 2 Kanonen, sich auf portugiesishes Ge- biet geflüchtet hätten. Auf Ansuchen des spanishen Gesandten ver- fügte die portugiesishe Regierung am 21. die Entwaffnung jener glüchtlinge und Auslieferung der Kriegs-Effekten an die spanischen Gränzbehörden. Auch beschloß die portugiesishe Regierung, daß die Flüchtlinge nah den Azoren eingeschifft werden sollten.

__ Der großbritanische Oberst Bristowe, welher vorgestern hier ver=- haftet wurde, is gestern unter polizeilicher Bedeckung nach der fran- zösishen Gränze abgeführt worden.

3% 215 baar, 5% 13% P. Unverzinsl, 5% P.

__ Um den minder begüterten Einwohnern Berlins in der gegen- wärtigen bedrängten Zeit den Besuch des zoologischen Gartens als des friedlihsten und gnziehendsten Vergnügungsortes zu erleichtern, hat der Actien - Verein beschlossen, den Eintritts = Preis für Sonn- und Festtage Nachmittags von 2 Uhr an versuchsweise auf die Hälfte herabzuseßen, nämli so, daß Erwachsene dann uur 22; Sgr. zu zahlen haben und Kinder bis zum Alter von 10 Jahren unter der Führung ihrer Aeltern und Vormünder für Einen Silber- groschen eingelassen werden, Die Schul - Anstalten erhalten an den Wochentagen unter den bisherigen Bedingungen Einlaß, werden aber an Sonn= und Festtagen nur in den Morgenstunden zugelassen. An den Wochen - und Werktagen bleiben die früheren Eintritts- Preise gültig.

Heute früh um 14 Uhr verschied nah {werem Leiden mein ge=- liebter Mann, der Geheime Legations - Rath Philipsborn, im 6Asten Lebensjahre. Tiefgebeugt zeige ih diesen schmerzlichen Verlust unseren Verwandten und den zahlreihen Freunden und Bekannten des Verblichenen statt besonderer Meldung mit der Bitte um stille Theilnahme hierdurch an.

Berlin, den 3. Juni 1848.

Emilie Philipsborn, geb. Kästner.

Die Bestattung erfolgt am Dieustag den 6. Juni, früh 6 Uhr, vom Trauerhause: Wilhelmsstraße Nr, 62.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends | 10 Ubr. |

Morgens Nachmittags

Nach emmaliger 6 Uhx. 2 Ubhr.'

1848. 2. Juni.

Beobachtung.

Luftdruck ..…...

Luftwärme

334,10’’’Par. 333,75'’’Par.|333,33'"Par. Quellwärme Tg R. -{- 9,99 R.| —+- 10,59 R.| + 9, R. |Flusswärme 14,0° R. Thaupunkt + 4,1 2 Mi + 6,0° R.| -+ 6,0° R, |Bodenwärme Dunstsättigung. 86 pCt. 68 pCt. | 75 pCt, | Ausdünstung Wetter balbheiter. Regen. balbbeiter. |Niederscblag 0,116“/Rh. I A4 W. SW. | SW. |Würmewechsel +4 12,4 L Wolkenzug. .. SW. | | F 8,8 g 333,73" Par... +9,1° R... +4-6,4° R... 76 pCt. WSW.

Tagesmittel : | Königliche Schauspiele. __ Sonntag, 4, Juni. Jm Opernhause. 63e Abonnements- Vorstellung: Oberon, König der Elfen, romantische Feen-Oper in 3 Abth. , nah dem Englischen dcs J. R. Planhé, für die deutsche Bühne überseßt von Th. Hell. Musik von C. M. von Weber. S von Hoguet, (Frau Louise Köster : Rezia.) Anfang halb ( r,

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft :

Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges, im ersten Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet im Parterre, in den Logen des dritten Ranges und im Balkon daselbst 20 Sgr., ein Billet im Amphitheater 10 Sagr., ein Billet zur Fremden-Loge 2 Rthlr. E l

Jm Stauspielhause. 73ste französische Abonnements-Vorstellung. Un Duel sous le Cardinal de Richelieu, drame en 3 aclesz Riche d’amour, ou: Prêtez-moi cent sous, vaudeville comique,

Montag, 5. Juni, Jm Opernhause. 89ste Schauspiellaus- Abonnements-Vorstellung: Wilhelm Tell, Schauspiel in 5 Abth., von Schiller. Die Ouvertüre und die sonst zur Handlung gehörige Musik ist von B. A. Weber. (Herr Bürde, vom Stadktheater zu Ham- burg : Arnold von Melchthal, als Gastrolle.) Anfang 6 Uhr. i

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Schau- spielhaus-Preisen verkauft :

Königsstädtisches Theater.

Sonntag, 4. Juni. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. L:

Montag, 5. Juni. Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit Gesang in 3 Akten, von D. Kalisch. Musik vom Köuigl. Musik- Direktor Gährich.

Dienstag, 6. Juni. Die verhängnißvolle Faschingsnaht. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy.