1848 / 37 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

beizutragen. Die Akademie hält die Kunst mindestens für ebenbürtig mit der Wissenschaft und glaubt daher, daß der Kunst mindestens gleiche Anerkennung, wie der leßteren, zu Theil werd.n müsse.

Die Fürsorge, welche die Staats-Regierung bis jeßt der Kunst hat angedeihen lassen, erstreckt si vorzugsweise auf die Vorbereitung künftiger und auf die Erhaltung vorübergegangener Leistungen, auf die Kunst - Bildungsanstalten und die Sammlungen älterer Kunst. Beide Zwecke sind, zum Tbeil in ansehnlihem Maße, durch fortlau- fend bewilligte öfentlide Mittel gefördert wordenz welche Wünsche hierbei im Einzelnen noch hervortreten möchten, wixd späterer Dar- legung vorzubehalten sein. Ein Anderes 1st cs mit derjenigen Auf- gabe, welche zwischen diesen beiden Zwedcken in der Mitte steht und das bei weitem wesentlihere Bedürfniß ausmacht: mit der Veran- lassung zur Ausführung von Kunstwerken im allgemeinen volksthüm- lichen Juteresse für die Gegenwart und durch die fkünstleristen Kräfte der Gegenwart. Die Akademie erkennt es im vollsten Maße an, was in solcher Beziebung seither durch die persönliche Gnade der Könige des preußischen Staates geschehen is, und wird die Erinne- rung hieran stets aufs danfbarste bewahren; bei ‘den gegenwärtig ver- änderten Verbältnissen aber glaubt sie, daß die Bewilligung der zu solhem Behuf erforderlichen Mittel ebenfalls allgemeine Staatssache werden, und daß eine geseßl:he Leitung" in der Verwendung der leh- teren eintreten müsse. i

Die Akademie is mit der näheren Erörterung dieser Angelegen-= heit, bis in das Einzelne hinab, beschäftigt, hält indeß den gegen- wärtigen Augenblick, in welhem erst die Grundgeseßze einer neuen Staats » Verfassung festgestellt werden sollen, noch nicht für ge- eignet, um mit einem ausführlichen Antrage hervorzutreten. Sie feht sich zu diesen vorläufigen Andeutungen auch nur deshalb veranlaßt, weil sie vernommen hat, daß derselbe Gegenstand auch in anderen Kreisen besprochen wird und möglicherweise von dort aus zu vorgreifenden Anträgen führen könnte. Ein hohes Königliches Stagts- Ministerium wolle sich überzeugt halten, daß die Akademie sowohl ihren Beruf an si, als die Stellung desselben innerhalb der großen Zeitbewegungen erfannt hat und nichts versäumen wird, was zur gründlichen Vorbereitung aller im Kreise ihres Berufs wünschenswerthen

Neugestaltungen erforderlich is, Die Frist bis zu demjenigen Zeitpunkte, welche zur Einbringung ihrer Anträge geciqnet is, wird nur dazu dienen, der Sache eine vollkommene Reife zu gewähren. Berlin, Plenar - Versammlung der ordentlichen Mitglieder den 29, Mai 1848. | Königliche Akademie der Künste. (gez.) Dr. G. Schadow, ph Direktor.

Dol, C Mik fanntmachung erlassen : L „Es sind vielseitig in den Provinzen theils völlig unwahre, theils übertriebene Gerüchte über den Zustand der öffentlihen Ordnung und Sicherheit in Berlin verbreitet worden, auf deren Grund manche Ge= werbetreibende und-andere Personen, dem Vernehmen nach, Beden= E A sollen/ \sich in der jepigen Zeit nah der Hauptstadt zu egeben.

Wir finden 1118 dadurch veranlaßt, unseren Mitbürgern in den Provinzen die beruhigende Versicherung zu geben, daß die Sicherheit der Person und des Cigenthums in der hiesigen Stadt durchaus nicht gefährdet ist, Zwar macht si die- lebendige Theilnahme unserer Bevölkerung an dem großen Entwickelungs - Prozeß, in welchem sich gegenwärtig das staatliche und gesellshaftlihe Leben des preußischen und deutschen Volkes befindet, auh in dem öffentlihen Treiben der Stadt in Gestaltungen sichtbar, an die wir bisher nicht gewöhnt wa- ren. Ja wir haben selbst manche Kundgebungen politischer Ansichten und Forderungen zu beklagen gehabt, die mindestens in ihrer Form in feiner Weise zu entschuldigen sind. Judessen hat der gesunde Sinn unserer Bevölkerung dergleichen Ungehörigkeiten sehr bald selbst als solche erkannt und beseitigt. Niemals aber hat das erwachte Gefühl der gleichen Berechtigung aller Menschen und aller Staatögenossen auf Fretheit, Schuß und Chre und die mit diesem Gefühle verbun- dene geistige Erhebung aller Klassen unserer Einwohnerschaft es ge=- duldet, daß die Sicherheit der Person und des Eigenthums und die zu deren Schuß erforderliche öffentlihe Orduung irgendwie gesähr- det werde.

Indem wir uns gedrungen fühlen, dies der Wahrheit gemäß und zur Wahrung der Ehre der Hauptstadt zur Kenntniß unserer Mitbürger in den Provinzen zu bringen, bemerken wir noch insbe= sondere, daß wir alle Veranstaltungen getroffen haben, um die ord=- nungsmäßige Abhaltung des in diesem Monate hier stattfindenden Woll= markts und namentlich die öffentliche Ordnung auf den Marktpläßen auf das vollkommenste sicher zu stellen. i

Berlin, den 6. Juni 1848.

Be wai strat,

Breslau, 4. Juni. (Bresl, Ztg.) Der kommandirende General Graf von Brandenburg hat nachstehende Bekanntmachung erlassen : / „Es is zu meiner Kenntniß gebracht worden, daß von Leuten, die \ich ein Geschäft daraus machen, das hiesige Publikum in steter Aufregung durch bôswillige Verbreitung von Gerüchten zu erhalten, wiederum die einu- sachsten Thatsachen für diese Zwecke entstellt werden, um glauben zu machen, die Stadt werde von allen Seiten mit Truppen umstellt. Ich glaube, einen An’yruch guf das Vertrauen der wohlgesinn:en, Ruhe und Ordnung erstre- benden Bewohner von Breslau zu haben, und erkläre diesen gegenüber, jede derartige Behauptung für eine Unwahrheit, wie sich ein Jeder, bei den vielfachen Verkehrsverhältnissen der Stadt mit der Umgegend, leicht davon überzeugen fann, Breslau selbst hat ein Bataillon und cine Esfadron, Ohlau und Strehlen haben zwei Esfadronen, Brieg hat zwei Sompagnieen weniger wie unter gewöhnlien Verhältnissen. Andere Truppen stehen nüht in der Umgegend von Breslau. Die einzige jeßt eintretende Veränderung is die Bespannung von drei Batterieen, die bereits seit vier Wochen zum Ankauf von Pferden nach allen Nichtun- gen hin veröffentlicht worden is, Sie müssen hier beim Stabe um so mehr MeBave als sie ihre Uebungspläge hier haben. Dieselbe Maßregel, die vor sechs Wochen von allen Seiten beantragt und auch von den städ- tischen Behörden bei mir zur Sprache gebracht wurde, wird gegenwärtig wiederum, nachdem sie nur für den vierten Theil der Geschügzahl des Corps in Ausführung gebracht wird, zu \innlosen Verdächtigungen benußt, Jch habe geglaubt, über diese Zeit hinweg zu sein, und fordere alle wohlgesinn- ten Bewohner Bres'au's dringend guf, dergleichen böswilligen Einflüsterun- gen, zu denen feinerlei Veranlassung gegeben is, doch endlih kein Gehör mehr zu geben. Breslau, ten 4, Juni 1848, Der kommandirende Gene- ral bten Armee-Corps Graf Brandenbur g,“ Y

Posen, 6. Juni. Die Pos. Ztg. enthält die folgenden Be- fannimaHungen : l, Auf Grund des in der Posener Zeitung Nr. 12 Jnserats des provisorischen Vorstandes Dea Rr allg wu wraclaw fühle ich mich zu der Erklärung verpflichtct : Î „daß seitens sämmtlicher Militair-Befehlshaber mit allem Ernst dahin ge- wirkt wird, die Disziplin aufrecht zu erhalten und jedem Uebergriff der Königlichen Truppen zu steuern, wo aber dennoch Exzesse vorkommen diese mit aller Strenge untersucht und unnachsichtlich bestraft werden,“ Posen, den 3. Juni 1848. Der Königliche Kommissarius, General der Jnfanterie von Pfuel. 11, Die Stimerdältrilie, welche allgemein auf Handel und Verkehr ihren nachtheiligen Einfluß äußern, lasten insbesondere {wer auf dem Handtwer-

Der hiesige Magistrat hat folgende Be-

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kerstande, und leider sind die Mittel, welche den Behörden zu Gebote stehen, um hier zu Hülfe zu kommen, von der Art, daß sie ihren Zweck nur schr unvollständig erreichen können.

Den größeren Getwerbtkeibenden werden gegen Bestellung von Sicher- heit Darlehne nach Maßgabe des Geseges vom 15. April d. J. gegeben z für den Tage-Arbeiter ist durch Einleitung öffentlicher Arbeiten: Sorge ge- tragen; dem Handwerker aber kaun uur ‘geholfen werden, wenn das Publi- kum zu seinen Bedürfnissen und zu seinen Gewohnheiten zurückehrt, Da nun Ruhe unÿ Ordnung bei uns wiederhergestellt, da Maßregeln getroffen slnd, um einen jeden etwaigen Versuch einer neuen Störung im ersten Keime zu unterdrüen, so ergeht an alle diejenigen, welche in der Lage \ind, dem Handwerker Arbeiten zu eben, meine dringende Bitte, \sch hiervon nicht durch unnöthige Besorgniß vor der Sicherheit unserer Zustände abhalten zu lassen und nicht zu vergessen, daß Beschäftigung der arbeitenden Klasse der zweckmäßigste Akt der Woktlthätigkeit üt, Es ist jedenfalls besser, den Hand- werker rechtzeitig vor der Verarmung zu shüßen, als nachher ihn durch Almosen kümmerlich zu unterstüßen, i

Posen, den 4, Juni 1848. Der Ober-Präsident des Großherzogthums Posen. von Beurmann,“

Desterreih. Wien, 5. Juni. Die Wien. Ztg. enthält nachstehenden dem Kriegs - Ministerium zugegangenen Bericht des Feldmarschail - Lieutenants Grafen Radeßky aus dem Hauptquartier Mantua vom 30. Mai: i

3h hatte die Ehre, einem bohen Kriegs - Ministerium mit meinem Berichte vom 26sten d, meinen Entschluß anzuzeigen, meine Operationen am 27sten oder 28sten d, anzufangen. i

„Zh habe nun demgemäß dieselben mit einem, wenn auch gewagten, doch glücklich ausgeführten Flankenmarsche knapp an dem Feinde vor- über am 27sten d. Abends begonnen, bin die Nacht und den ganzen darauf folgenden 28sten mit meiner braven Armee in drei Kolonnen nach Mantua marschirt, wo dieselbe dur diesen Gewaltmarsch zwar sehr ermü- det, aber fampflustig und ganz in Ordnung am Abend dieses Tages ankam. :

,„ZU gleicher Zeit ließ ih eine Brigade der Division Lichnowsky unter Kommando des Obersten Baron Zobel im oberen Etschthale einen Schein- Angriff auf die linke Flanke des Feindes gegen Pastrengo am 28sten Abents und 29sten früh bewerlstelligen, um den Feind irre zu führen und den Marsch meiner Armee gegen Mantua zu verbergen.

„Durch diese Manöver is es mir somit gelungen, meine Kräfte schnell auf die äußerste Rechte des Feindes zu werfen, worauf ih gestern, den 29sten, unter dem Schupe der Festung Mantua, die meinen Rücken dete, den Mincio überschriit und so alle feindlichen am rechten so wie am linken Ufer desselben scit sechs Wochen vom Garda - See bis Mantua aufgeworfe- nen großartigen Verschanzungen umging und für uns unschädlich machte,

„Um jedoch ganz in der Flanke meines Gegners zu stchen und mit der Armee auf die Ebene debouchiren zu können, mußte ich zuerst auch seinc vorwärts Mantua und Curtatone befestigte Stellung angreifen und nehmen,

, Die Armee bat diese schwere Aufgabe an dem Vorabende des Na- menstages unseres vielgeliebten Monarchen rühmlichst gelöst. Jn drei Stunden eines harten Kampfes waren die Linien des Curtatone genommen. Gegen 20090 Maun, worunter 1 Oberst und 66 Offiziere und ein ganzes Bataillon Neapolitaner , wurden zu Gefangenen gemacht und 5 Kanonen, 4 Pulverkarren nebst einer Fahne erbeutet.

„Dies, so wie die nun gesicherte Möglichkeit, mich freier in der Ebene in Flanken und Rücken des Feindes bewegen zu können, waren die Früchte dieses Tages.

„Der mit der Leitung des Ganzen beauftragte Kommandant des crsten Armee-Corps, Feldmarschall - Lieutenant Graf Wratislaw, so wie die Divi- stonen der beiten Fürsten Karl und Feiir Schwarzenberg des ersten und die Brigade Fürst Friedrich Liechtenstein des zweiten Armee-Corps, haben diesen Kampf bestanden. Die näheren Details wird die Hauptrelation ent- halten, Nur muß ih schon jet den Corp:-Kommandanten, Grafen Wra- tislaw, die oben genannten Herren Divisionairs, Fürsten Schwarzenberg, /0 wie die General-Majors Strassoldo, Wohlgemuth, Clam und Liechtenstein endlich die Obersten Benedek: von Gyoulai-Jufanterie als qua Brigadier, Dod von Paumgarten-Jnfanterie und Baron Neischach von Prohaska-Infanterie er- wähnen, von welchen die drei leßteren bei dem Sturme der Linien ves Cur- tatone und der Schanzen bei Montanara sich ganz besonders auszeichneten. Jedoch is es jeßt noch s{hwer, die Bravsten der Braven, die Führer und ihre Untergebenen zu nennen, denn der Wetteifer war eben so groß, als die Oingebung an diesem Tage, Es ist daher der Verlust der Armee an Mann- schaft weniger bedeutend als an Offizieren, welche überall heldenmüthig an der Spiße waren, Der Gesammtverlust beträgt 200—300 Todte und Ver- wundete, worunter jedoch gegen 40 Offiziere, Heute, den Z0sten, rücke ich am Mincio aufwärts gegen Goito und Ceresara mit dem ersten und zwei- ten Corps und lasse das Reserve-Corps in der Mitte beider rückwärts fol gen, um es selbst zu leiüen,““

Jnnsbruck, 31. Mai. (A. Z.) Gestern ist Se. Kaiserl. Ho= heit der Erzherzog Rainer und heute Mittaas Se. Kaiserl. Hohei der Erzherzog Stephan von hier abgereist. Heute früh i} die De- putation des Schriftsteller = Vereins von Wien, bestehend aus den Dichtern Hebbel und Otto Prechtler und dem Dr. Wildner Maith- stein, mit ihrer Riesen - Petition um baldige Rückkehr Sr. Maj. des Kaisers nah Wien hier angelangt und wird, dem Vernehmen nach, morgen bei Sr. Maj. dem Kaiser und dem Herrn Erzherzoge Franz Karl zur Audienz zugelassen werden. Auch cine Deputation aus Mähren ift heute eingetroffen. Vom diplomatischen Corps sind heute der dänische Gesandte Graf Bikle= Brahe, der niederländische Bot schafter Baron v. Heeckeren und noch spät Abends der russische Ge- sandtschafts= Secretair Paul d°Oubril hier angekommen. Se Maj. der Kaiser, so wie alle hier anweseden Mitglieder der Kaiserl. Fa- milie, befinden sich fortwährend im besten Wohlsein.

Bie 2 n G. di Ves Lloyo) Der Fetdmauichalls Lieutenant Gyulai hat folgende Proclamation an die Jfstrianer erlassen :

„„Zstrianer! Beim Erscheinen des feindlichen Geschwaders erhob sich Triest und seine Nationalgarde mit einer bewundernswerthen Einstimmigkeit und der festesten Entschlossenheit, ihre unveränderlihen Gesinnungen der Anhänglichkeit und Treue gegen den constitutionellen Thron Oesterreichs durch Thaten an den Tag zu legen. Der Feind, der sich eher in der Ab- sicht näh 1rte, die Stimmung zu erproben, als einen mit seinen eigenen Pro- clamationen unverträglichen Angriff zu versuchen, konnte sich leicht über- zeugen, daß seine Fahne hier vergebens Proselyien geworben hätte, und zog sich daher wieder an Eure Küsten zuruck, Jch zweifle nicht, Zstrianer, daß auch Jhr im Augenblicke der Gefahr dieselben Gesinnungen und eine gleiche Bereitwilligkeit wie Triest bekunden werdet, um die militairische Macht in der Abtreibung des Feindes von Euren Küsten und Euren Woh nungen zu unterstüßen, Mir bürgt dafür Eure Rechtlichkeit, Eure Einsicht und Eure Haitung nach den Ereignissen in Jtalien, Eieignisse, die, glaubt es mir nur, auf etwas ganz Anderes hinzielen, als auf die Herbeiführung glücklicherer Zustände sür diese Völker, Jch habe Euch Euren alten An- sührer, den Lieutenant Lazzarich, gesendet, auf dessen wohlmeinende Auffor- derung Jhr, wenn es Noth thut, die Waffen ergreifen werdet, von tenen JZhr bei anderer denkwürdiger Gelegenheit einen so rühmlihen Gebrauch gemacht habt. Es giebt keinen erhabeneren Beruf, als den für das Vater- land zu streiten und zu siegen. Und möge Euch überdies noch das Be- wußtscin stärken, daß in Pola eine ganze, in jeder Waffengattung geübte Brigade stationirt, die, sobald es das Bedürfniß erfordert, Euch beizusprin- gen bereit is. Auch ih werde keinen Augenblick in der Sorge für Eure Vertheidigung nahlassen, die mir so sehr am Herzen liegt, Zählt daher auf mich und auf die unter meinem Befehle stehenden Truppen, ihr braven ZJstrianer. Der Feind wird sicher bei Euch keine Unterstüßung findenz dstenn einsichtig und treu von Natur, wißt Jhr, daß allein in der Verbindung mit Triest und Oesterreich Jhr bei der Wiederkehr des Friedens den glüd- lichen Aufschwung erlangen könnt, den ih Euch von ganzer Seelè wünsche,

Triest, den 26. Mai 1848.

Der i ckte ar des Küstenlandes, yulgi,

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Gestern is die englische Kriegêbrigg „Harlequin“ hier eingetrof- fen. Tas englische Dampfboot „Locuste““ hat heute unsere Rhede verlassen und die Richtung nach Corfu genommen. Die feindliche Flotte liegt fortwährend ‘auf der Höhe von Pirano. Die Lloyd» \hen Dawpfschiffe e„Italia“ und „Venezia““ sind heute von Pola hier angekommen,

O

…_— wn der Allg.-Ztg. liest man: „Wir werden um Aufnahme folgender Erklärung. ersüt: „Jn der Gazzetta di Milano heißt es: „Peter Hofer, ein Enkel Undreas Hofer'2, ist zu den Piemonte=- sen ergegangen,‘ Dieser Lüge gegenüber erkläre id) einfah: Von Andreas ‘Doter, einstigem Ober - Kommandanten von Tyrol, existiren q &olge der Vermählung seines einzigen Sohnes Johann, Kaiserl. Taback-Hauptverlegers in Wien, nur noth drei Enkel: Ka!l, Andreas und Grdinand, wovon die beiden Ersteren in der zur Vertheidigung der Gränzen Tyrots ausgerüdten wiener Studenten = Compagnie die- nen, der Lebte aber, 10 Jahre alt, im älterlichen Hause sich befindet Die lügnerishe Aussage der Gazzetta di Milano erscheint i jo niederträchtiger, als erst vor kurzem zwei meiner Brüder, Joseph und Johann (der eine Leutenant, der andere Kadet bei Kaiser = ger) im Kampfe bei Goito den Tod fürs Vaterland gestorben und auch die Anderen jederzeit bereit sind, desgleihen zu thun. Da die Chre meiner Familie mir heilig ist, ersuhe ich Eie, so wie die an- deren deutschen Redactionen, diese Erklärung zu veröffentlihen. Mit Hochachtung 2c. Karl Edler von Ho fer, Kaiserlicher Salinen=« Beamter.‘

Bayern. München, 2. Juni. (A. Z.) Von Seiten des Präsidenten der zweiten Kammer is folgende Zuschrift an die sämmt= lichen noch hier befindlihen Mitglieder derselben gerichtet worden : „An die hier noch anwesenden Herren Abgeordneten. Entsprechend den Wünschen vieler Herren Abgeordneten, habe ih bezüglich des sehr verbreiteten Gerüchts, als sei den hiesigen Freicorps das Tragen der deutschen Kokarde verboten worden, die Wahrheit zu ergründen gesucht und kann nah zuverlässigen Erhebungen Jhnen zur Beruhi= gung mittheilen, daß ein solches Verbot nie erlassen ward, vielmehr bezüglih der Einführung der deutschen Kokarde bei der Armee bereits Einleitungen getroffen sind. Jhr ergebener Kirhgeßner, erster Präsident der zweiten Kammer,““

SLONTUIE. Pran a M S U C. A2) Durch ein vom Senate beantragtes und von der gesebgebenden Ver= sammlung heute mit Stimmen - Einhelligkeit angenommenes Gesetz ist der bisherige Judeneid aufgehoben und für die Angehörigen sämmt- licher Konfessionen die Eidesformel: „So wahr mir Gott helfe!“ eingeführt worden.

Í L » usland.

Desterreich. Conegliano, 31. Mai. (A. Z.) Der Feld= marschall=Lieutenant Welden hat einen Aufruf an die Venetianer er= lassen, worin er den venetianishen Provinzen im Namen ihres con= stitutionellen Königs Frieden und Verzeihung antietet. Weun sie die Stimme der Vernunft und Pflicht hören, will er seine Waffen nicht gegen sie, sondern zu ihrem Schuß und zu ihier Vertheidigung ge= brauchen, und sie selber werden alsdann, „nach den hon geäußerten Absichten Sr. Ma estät, die constitutionelle Freiheit und die Fülle ihrer Nationalwürde genießen.“ Aber unter ihnen sind fremde Sol= daten, die unaufgerufen die Treue der Verträge verleßen, und un- regelmäßige Haufen, die, mit dem Zeichen des Kreuzes versehen, die italienishe Nationalität mit unerbörter Grausamkeit \{chäuden. „Der Mord, den sie am 22. Mai im Spital von Castelfranco an verwun= deten Oesterreichern begingen, die dort von der Pietät der venetia- ner Civica untergebrahcht waren, wird für immer in den Geschichts= Annalen ein Zeichen der Jnfamie bleiben für diese allgemeinen Abscheues würdigen Horden.“ Gegen sie will der Feldmarschall= Lieutenant einen Vernichtungskrieg führen; er will sein Unternehmen nicht eher aufgeben, als bis die äußeren Feiude in ihre Gränzen zu= rückgedrängt sind. Es sollen sih daher die Venetiauer von den treu=- losen Vorsechtern einer ungerechten Sache loësagenz sie sollen sie zwingen, sih in offenem Felde mit den Kräften des Feldmarschall Lieutenants zu versuchen z sie sollen ihnen nicht erlauben, hinter ihren Mauern sich zu verstecken, damit nicht der gegen jene gerichtete Schlag gegen den Willen des Feldmarschall - Licutenants auch sie be= schädige. Es sollen also die Venetianer zur Vertreibung der einge= drungenen Fanatifer dem Feldmarschall - Lieutenant beistehen; dieser macht übrigens keinen Anspruch auf die Sympathieen der Venetianer er beabsichtigt nicht, ihre Meinungen zu binden oder ihnen einen po= litischen Glauben aufzubürden. Er wolle nux Ruhe und Ordnung herstellen.

(Wre Ba) Ver inister Eóötv0s, welher den Erzherzog begleitete, i| von Junebruck zurückgekehrt und bereits hier. Er überbrachte eine D-:pesche dis ungarischen Ministers des Auswärtigen, Fürsten Paul Esterhazy, an das Ministerium, welche anzeigt, daß der Min ster eine einstündige Audienz beim König hatte, welcher sich über das Verlan- gen des ungarischen Ministeriums bezüglich der Königlichen Residenz in Ofen-Pesth sehr anerkennend ausgesprochen. „Se, Miajestät der König wünsche sehnlih den Augenbiäck herbei, welcher ihn in die Mitte seiner treuen Ungarn führen werde, die gegenwärtigen Um- stände erlauben aber noch keine Entschließung.“ Der Erzherzog Stephan soll versiche:t haben, daß er gewiß den Thronfolger Erz= herzog Franz Karl zur Herreise werde bewegen.

Gejtern fand auf der „Generalwiese‘“/ eine militairische Fe!tmesse statt, wobei der Kiiegs-Mini\ster Meßaros über die National-Garden und das Militair Nevue hielt. Dieses ward bei dieser Gelegenheit auf die ungarisde Constitution vereidigt. Das italienische Regiment „„Ceccopieri““, welbes sih nah der befreiten Heimat sehnt, verwei gerte aufangs den Eid, leistete ihn aber doch, als der Kriegs-Minister selbst ihm die Formel näher erklärte. Das illirische Regiment „Erz- herzog Leopold‘““ würde nicht aeshworen baben, indem es, von hiesi gen illirischen Advokaten ausgehebßt, in den Kasernen und in Wirths- häusern auf herausfordernde Weise den Ban von Croatien leben ließ und feindlihe Stimmungen geaen die Ungarn an den Tag legte, Zur Strafe wurde das ganze Regiment nah der sumpfigen Festung Komoru gebraht. An seiner Stelle soll das ungarische Regiment „„Wasa‘’ aus Wien hier eintreffen. A

Der serbishe Minister Vuckfschitsch hat auf die Vorstellung unse- res Minif:eriums an diejenigen Serbier, welche aus Serbien mit Waffen in das Banat einströmten, um mit ihren Stammgenossen Versammlungen zu halten und Conspirationen zu pflegez, den stren- gen Befeöl erlaffen, augenblicklich die Waffen niederzulegen und nah der Heimat zurückzukehren, widrigenfalls jie als Rebellen sollen be-

erden. Ia ee Felendürgisde Landtag, welcher am 29sten vorigen Monats in Klausenburg eröffnet worden, hat sih für die Union Siebenbür= gens mit Ungarn ausgesprochen. S :

An 6000 Szeklertruppen eilen freiwillig den Ungarn gegen die Zllgrier und Serbier zu Hülfe und werden morgen bereits in dem Lager bei Szegedin eintreffen.

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Kultus3-Mi 1

S)

_ Frankreich. Paris, 4. Juni. Der Moniteur bringt heute folgende Verorduungen der Vollziehungsgewalt, welche aus den Be- \hliüissenderNational-Versaumlung bereits bekannt sind : 1)Dekret, welches die National-Werkstätten reorganisirt, die Arbeit auf Tagelohn in densel- ben abshaf und alle Arbeiter, welche nicht seit mindestens drei Mo- naten in Paris ansässig waren, fortweist. 2) Dekret, welches den Gemeinde = Behörden von ganz Frankreich befiehlt, keinen Arbeitern mehr nah Paris Pässe zu ertheilen, das seine hunderttausend Natio- ial - Arbeiter selbst niht beschäftigen fönnez das Felb biete jeßt viel Beschäftigung dar; man solle sie alfo dem Ackerbau zuwenden. 3) Dekret, welches den von der Verfassungs-Kommission ausgearbeiteten Entwurf der neuen Staats=Verfassung zu drucken und zu vertheilen und vorher în den Abtheilungen der National - Versammlung zu be= ratheu befiehlt, ehe er von der Rednerbühne herab im großen Siz= zungsösaale öffentlich disfutirt werde. 4) Dekret, welches die Tuile= rieen unter die ausschließliche Obrigkeit des Bürger - Generals Cle- mens Thomas stellt. h: 5

Lamartine hat auf eine Adresse von Einwohnern Magdeburgs, die thm ihre Glückwünsche zu dem Erfolg seiner Bekämpfung des Attentats vom 15, Mai übersandt hatten, nah dem heutigen M o- niteur Folgendes geantwortet : „Einwohner Magdeburgs! Vom ersten Revolutionstage an hat Frankreich seine Achtung vor den Na- tionalitäten und seinen Wunsch eines innigen Bundes mit Deutsch- land verkündet, Dieser Rhein, vor den Eroberern und Kriegern bei= der Länder so oft überschritten, \oll es fünftig nur noch durch die Wünsche der Zuneigung, den Handel und die Bildung beider Völker werden, Die Adresse, die Sie mir zuzuschicken die Güte hatten, um mir persönlich dazu Glück zu wünschen, daß ih am 15, Mai den anarchischen Factionen entgegengeschritten, is ein neuer Beweis dafür. Ich werde sie als eine im Junersten des liberalen und ticfverständi= gen Genius Deutschlands geprägte Denfmiinze bewahren. Es giebt keinen unter den Bürgern von Paris, der diese Zuschrift nicht ‘eben so wohl verdient hätte wie ih. Mein Name hat nur den Ruhm, zu threr Personification gedient zu haben, und nur in solcher Bezie- hung wage ih es, Jhr Lob anzunehmen, um es ganz meinen Niit- bürgern zuzuweisen, Empfangen Sie, Einwohner Magdeburgs, den Ausdruck meiner Erkenntlichkeit und meiner Achtung. Lamartine.“ ___ Herr Thiers hat sich geweigert, vor den leute und morgen tattfindenden Ergänzungs - Wahlen irgend eiue öffentlihe E:klärung über seine Grundsäße abzugeben. Ec beruft sich auf das von ilm iu dieser Beziehung in seinem Schreiben an den Maire von Aix frü- her abgelegte politische Glaubensbefenntniß. Der Commerce äußert jth über die Kandidatur des Herrn Thiers folgendermaßen: „Man sragt, waium Herr Thiers unser Kandidat mt ist? Es giebt in der Vergangenheit des Herrn Thiers noch viel beflagenswer- there Handlungen als die September-Geseße und das Regent- \hafts-Geseß. Herr Thiers war 1840 nahe daran, Curopa in Brand zu stecken. Or Ses Vat alle Vorurtheile der Schule des Kaiserreihs. Er is jeder verbrüdernden Politik nach Außen und der großartigen Entwickelung der Freiheiten im Juneren entgegen. Es is der Mann der Ceutralisation des übermäßigen Ver- waltens und der schweren Budgets. Sonst ein Mann von Geist und Nedner-Talent, Aus allem diesem \{ließen wir, daß die Republik noch lange die Dienste des Herrn Thgiers entbehren kann. Unsere Politik und unsere Finanzen sind so genug verwickelt,“

: Herr Lacave - Laplagne, Finanz-Minister íîn dem Ministerium des Herrn Guizot, hat eine ausführlihe Schrift veröffentliht, worin er die Finanz-Verwaltung Frankreichs unter der Herrschaft Ludwig Phi=- lipp's gegen die Beschuldigungen vertheidigt, welche die provisorische Negierung wider dieselbe erhoben hat. | ___ Ein Dekret der vollziehenden Kommission ordnet sämmtlihe Bi- bliotheken der früheren Civilliste in und außerhalb Paris nebs den Kron-Archiven dem Ministerium des Unterrichts und Kultus unter. __ Leon Lalanne, der neue Direktor der National-Werkstätten, er= ließ _gestern eine Proclamation an die sämmtlihen Arbeiter, um ie zu ersuhen, am 6. Juni Punkt 6 Uhr an ihren Arbeitspläßzen zu sein. Es soll von 6 bis 11 Uhr eine allgemeine Sichtung und Regelung vorgenommen werden, um die jüngsten Verordnungen der National-Versammlung auszuführen.

An die Mauern von Paris wurde gestern ein Plakat an geschlagen, worin die Arbeiter der National - Werkstätten erklären, daß sie ihren ehemaligen Direktor, Emile Thomas, als Kandidaten für die National-Versammlung aufstellen und ihre Freunde ersuchen , für ihn mitzustimmen.

Der Minister des Junern hat an die Präfekten aller Departe= ments den Befehl ergeyen lassen, keinem Arb-iter mehr den Paß nach Paris zu visiren, wenn derselbe niht im voraus sth über vollständige

Privat-Unterhaltsmittel ausweist,

Großbritanien und Jrland. London, 3. Juni, Die Debatte über die Aufhebung der Schifffahrts-Geseße wurde auch gestern im Unterhause noch nicht zu Ende geführt, obgleich die ganze Siuung davon in Anspruh genommen wurde. Herr Glad-=- sto ne, der Handels- und Kolonial-Minister in dem vorigen Kabinet Sir R. Peel's, eröffnete die Diskussion mit einer längeren Rede, worin er für die Maßregel der Regiérung sich aussprach, obgleich er gewünscht hätte, daß die Veränderungen nicht auf cinmal eingeführt, der Küstenhandel nicht davon ausgeschlossen wäre, falls die diesseitige Freiaebung desselben in anderen Ländern erwiedert würde. Jm Uebri= gen beleuchtete er das Verhältniß Englands zu Amerika und Preu= ßea und die Lage der westindishen Kolonieen, als die beiden Haupt= Momeite für die gegenwärtige Frage. Herr Gladstone bemerkte in Bezug auf Preußen Folgendes: „Es is uns nicht allein von Ame- rika eine freundschaftiihe Aufforderung zugegangen , unsere Schiff= fahrts-Geseße abzuschaffen, sondern auch Preußen hat uns eine solche Anzeige gemacht, von weniger freundlihem Charakter, welche ein Redner sogar als eine Drohung bezeihnet hat. Jch muß indeß offen erklären, daß ih diesen Vorwurf gegen Preußen nicht gerecht fertigt finde, so wenig ih auch ein enthusiastischer Bewunderer bin der Handels -Geseßgebung jenes Landes während der leßten Jahre. Preußen hat angezeigt, daß es mit uns unter völlig glei= chen Bedingungen handeln wolle, und im Falle man nicht darauf einginge, die bestehenden Verträge aufgeben werde. Nun. slicite i, ha es allerdings wahr sein mag, daß Preußen Angesichts dieser Verträge mit uns nicht auf gleichem Fuße stehe. Britische Schiffe können nach diesen Verträgen aus allen Hä- fen der Welt in preußishe Häfen einlaufen, während preußischen Schiffen nicht gestattet is, in englische Häfen cinzulaufen, wenn sie nicht aus preußischen Häfen selbst kommen. Jst deshalb Preußen nicht vollkommen berechtigt, jene Gleichheit von uns zu fordern? Und darf man gegen Preußen und seine kommerzielle Lage in geringfügi- gen Ausdrücken reden, wie es ein Redner gethan hat? Man möge nicht vergessen, daß in kommerzieller Hinsicht Preußen uns eine Be-= völkerung von 20 bis 25 Millionen repräsentirt, welhe zu den be- deutendsten Konsumenten unserer Erzeugnisse in Europa gehören, und daß fein Handel auf der ganzen Erde für uns wichtiger is, als der mit Preußen und den anderen Gliedern des unter feinen Auspizien gebildeten Zollvereins. (Hört! Hört!) Was den Handel betrifft, so is Preußen eine Macht ersten Ranges. (Hört! Hört!) Was die Gerechtigfeit betrifft, so is Preußen berechtigt, zu fordern, mit uns

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auf gleichem Fuß zu stehen. (Hört! Hört!) Der Tag i vorbei, wo wir auf andere Nationen herabsechen und uns Privilegien anmaßen durften, welhe wir anderen Völkern nicht zugestehen. (Beifall. ) Und was endlich die Drohung Preußens anbetrisst, so behaupte ich, daß, wenn Preußen beabsichtigte, seine Gesebe zu vershärfen, im Fall wir unsere Schifffahrtsgeseße niht aufhöben, dies fein unfreund- schaftlihes Verfahren, sondern ein offener, gerechter und freundschaft- liher Weg war, um uus eine klare und vollständige Anzeige von sei- nen Absichten zu machen und uns Gelegenheit zu geben, cinem Uebel vorzubeugen, welches uns bei dem Beharren auf un}erem gegenwär= tigen Systeme unfehlbar treffen mußte. Nach Herrn Gladstone er= hoben sich noch mehrere Redner von verschiedenen Seiten. VDexxe Newdegate sprach für das Schußsystem und eiferte gegen Preu- ßen, Lord J ngeston stimmte dem bei, ward aber bekämpft von sei= nem Kollegen, dem Flotten-Capitain Lord J. Hay. Der Gegenstand war so erschöpft, daß Niemand mehr das Wort verlangte; deunoch ließen es die Gegner der Bill niht zur Abstimmung kommen und seßten die Vertagung der Debatte bis zum Montage durch. Zum Schluß ließ das Haus die Bill zur leihteren Aufhebung der Fidei- femmisse in Schottland das Comité passiren.

Die hier ansässigen Deutschen hielten vorgestern in der Hall of Commerce, unter dem Vorsiße des Herrn Hübner, ihre erste Ver=- sammlung, um Maßregeln zur Mithülfe an dem Bau einer deutschen Flotte zu berathen. Die Reden wurden alle in deutscher Sprache gehalten und mehrere Beschlüsse einstimmig angenommen,

Die Times enthält über die gegenwärtige Lage Europas fol= genden Artifel : S

,, Man kann behaupten, daß die wichtigsten Staaten des Fest- landes von Europa, welche durch die Folgen der Revolution im Fe= bruar bis in ihren Grund erschüttert wurden, jeßt zu dem zweiten Akte des verhängnißvollen Dramas ihrer politischen Wiedergeburt ge langt sind. Es is jeßt der Zeitpunkt eingetreten, wo die Versprechun- gen, welhe von den Fürsten in den Stunden der Aufregung und der Gefahr ertheilt worden sind, erfüllt, und die so erlangten Zuge- ständnisse von dem Volke angenommen werden müssen. Es ift jebt der Zeitpunkt gekommen, wo die vorübergehende Verbindung zwischen den Freunden einer freien Regierung und den Feinden jeder Regie= rung, wenn die Ergebnisse dieser Revolution je die Form geregelter Einrichtungen und bestehender Gesehe erhalten sollen, wieder aufge löst werden muß. Kurz, es i} die Zeit gekommen, wo eine Reaction stattfinden muß, nicht eine Reaction zu Gunsten der alten und ab- gestorbenen Ordnung der Dinge, sondern eine Reaction zu Gunsten der Freiheit und gegen die. Anarchie. Für den verwirrten Sin ei- ner gewissen Anzahl von Träumern und Abenteurern, wie sie sih in Zeiten, wie diese, gewöhnlich finden, bietet eine Revolution an sich ihre Reizez aber für die unermeßlihe Mehrheit der wahren Freunde des Fortschreiteus der Menschheit is eine Revolution nur ein gefähr- licher und unglücklicher Uebergang von fiüheren Uebeln zu einem fünf- tigen Guten. Die Frage isst nun jeßt, wie dieses künftige Gute durch= zuführen is, wie es gegen die unverständigen und unsinuigen Bemü= hungen leerer revolutionairer Aufregung ges{hüßt werden kann. Die furchtbarsten Feinde der neuen liberalen Verfassungen sind gerade Diejenigen, welhe noch vor wenigen Wochen deren eifrigste Anhän= ger waren, denn sie sind die Ersten, welche die Zugeständnisse, die sie früher verlangt hatten, jeßt öffentlich anflagen, Ju dieser Be-= ziehung sind die Verhältnisse der National - Versammlung in Frauk= rei, der National - Versammlung, welche jeßt in Frankfurt im Na- men des deutschen Volkes sigt, der Versammlung, welche in Berlin zusammengetreten is, der von Oesterreich, Neapel und Sardinien überall dieselben, Es fann în der That Niemaud daran zweifelu, daß in je- dem Theile von Europa eine gewisse, mehr durh ihre Kühnheit und ihre Gewaltthätigfeit, als durch ihre Zahl beahtenswerthe Partei besteht, welhe der ofene Gegner und Feind aller fonstitutionellen Regierung und der Volksgesellschaft selbst ist. Die freieu Staats= Einrichtungen in England, und selbst die neuen republikanischen Ein- rihtungen unserer französischen Nachbarn sind ihrem Hasse eben so sehr unterworfen, wie der Despotiöomus Rußlauds. Unter allen Re= gierungsformen leugnen sie die Verpflichtung des Rechts und die Ge= walt des Geseßes. Jhre Freundschaft durch Zugeständnisse abkaufen, ist nur ein Zeichen der Shwäche. Wir mögen in einer Monarchie leben oder in einer Republ;k, die Volksgesellschaft muß sih gegen solche Leute, wie Blanqui oder Mitchell, durch das Strafgeseßbuch, durch den Stab des Constable, oder, wenn es damit nicht geht, durch das Bajonet schüßen, Glücklicher Weise is die große Masse der Ge sellschaft, welche das Aufhören der Unordnungen und den Genuß der versprochenen Freiheiten erwartet, bei der Unterdrückung dieser An- griffe tief betheiligt, Die Mittelklassen der Volksgesellschaft, welche sich wohl mit den Massen verbinden mochten, um Freiheit zu errin- gen, müssen sih auf die Seite der Regierungen stellen, um dieselbe zu erhalten. Sie müssen bereit sein, Theil zu nebmen an einem zwei fachen Kampfe, erstens an dem Kampfe des Volkes gegen die frühere Form der Verfassung, und zweitens an dem Kampfe der neuen Form der Verfassung gegen eine neue Klasse von Volkfsfeinden.

,„„Das 1t die Lage, in welhe Europa lebt getreten is, Der Angriff hat überall Statt gefunden, aber er ist zum GBlück abgeschla gen worden, Die Periode der Gefahr if noch auf keine Weise vor=- über, und unsere Berichte aus dem Auslande enthalten noch täglich Mittheilungen über die mühevollen Pflichten, welhe die National= Garden und die Linientruppen in Paris und anderwärts zu erfüllen habeu, und welche mit den Anstrengungen einer Armee im Felde verglichen werden können. Sie werden noch viele heiße Wachen und in aller Wahrscheinlichkeit noch manchen harten Kampf zu bestehen haben; aber ihre eigene Existenz, die Existenz ihres Landes und der Volksgesellshaft hängt von ihrem Erfolge ab. Denn eine Revolution verlangt unendlih mehr Muth, Selbstverläugnung und Ausdauer, um dieselbe, wenn sie gerecht is, gegen die Ausschweifungen ihrer eigenen Anhänger zu vertheidigen, als erforderlih war, um am 24. Februar Barrikaden zu errichten und gegen die Tuilerieen zu ziehen,“

Schweiz. Tagsaßung. Sißung vom 30. Mai. (Eidg. Ztg.) Obschon die Berathung über die Motion von Genf für Rück- berufung der Schweizerregimenter aus Neapel über aht Stunden dauerte und die Sißung erst Abends 5 Uhr aufgehoben wurde, so läßt sich die Diskussion doch auf wenige Hauptpunkte zurückführen, da über die Militair-Capitulationeu, ihre Verderblichkeit u. \. w., ein schon bei jeßiger Tagsaßung zu häufig abgehandeltes Kapitel, bereits zum fünften Mal, wie der berner Gesandte bemerkte, mehr oder weniger ausführlih erörtert worden is, Von allen deutshen Kan- tonen wurde der ehrenwerthe Muth, die Tapferkeit und Treue der Schweizer, welche sie auch bei diesen Ereignissen in Neapel aufs neue bewährt haben, gebührend anerkannt und nur die fatale Stellung, in welcher sie sich durch das Fortbestehen dieser Capitulation befinden, bedauert. Auch wurden sie kräftig in Shuß genommen gegen die bis jeßt noch keinesweges erwiesenen und nur auf leidenschaftlihen Parteiberihten in Partikularbriefen und italienishen Blättern beru- henden Angaben von Abscheulihkeiten, welche sich dieselben sollen haben zu Schulden kommen lassen; wohl möge im heißen Kampfe und vielfa erbittert und gereizt Manches geschehen sein, aber man sei gar zu geneigt und zu gewohnt, Fremden alles Häßliche auf den Hals zu laden, dessen man sich shäme, wenn es von Einheimischen

verübt worden sei. Es liegen dagegen eben so unpartelishe und wahrhafte Berichte vor, welche die Schweizer in dieser Beziehung vollkommen rechtfertigen und bezeugen, daß namentlich die Lazzaroni sih der Plünderung und anderer blutdürstiger Exzesse s{uldig gemacht hätten. Dies wurde namentlich in Bezug auf die von Genf und besonders von Neuenburg erhobenen Anschuldigungen gegen die Schweizer angebraht. Ferner wurde den Behauptungen von Genf besonders gegenüber nachgewiesen, daß die Schweizer zuerst an- gegriffen worden seien, und zwar laut amtlichen Berichten. Auch. sci nirgends von einem angeblichen Versprechen der Schweizerregi= menter, niht schießen zu wollen, die Rede. Allerseits wird der Wunsch ausgesprochen, daß die Dauer des Capitulations - Vertrages shon vorüber sein möchte, aber man könne denselben nicht einseitig brechen, ohne die daherigen Verpflihtungen und Entschädigungen, welche der König von Neapel zu erfüllen habe, ebenfalls zu über=- nehmen, was sih aber auf mehrere Millionen belaufen dürfte. Auch solle das gegebene Wort heilig gehalten werden. Indessen könne man immerhin auf dem Wege von Unterhandlungen versuchen, ob die Dauer des Vertrages nicht abgekürzt oder beförderlich aufgehoben werden fönnte. Auch wird vielseitig eine nähere Untersuhung über die gegen die Schweizer erhöbenen Anklagen von Verbrechen der Plünderung, des Mordes 2c. verlangt, um die Ehre der Schweizer- regimenter retten zu können und sie zu rechtfertigen. Solothurn geißelt besonders Genf sehr ironish, wahrte die Ehre der Schweizer fräftigst, zollt ihrem Muthe, ihrer Treue und Tapferkeit das verdiente Lob, und widerlegt aus verlesenen Briefen die von Neuenburg erho= benen Beschuldigungen, indem es die antinationale Gesinnung züch= tigt, hier die Ehre der Schweizer, ehe authentische Beweise vor= liegen, antasten zu wollen; sieht keinen Erfolg von Unterhandlungen oder sonstigen Schritten; laht über eine Republik Neapels; die 30,000 Lazzaroni wären saubere Republikaner; fragt, ob die allfällig nach der Lombardei kapitulirten Regimenter nicht auch hätten in den Fall kommen können, ih gegen Republikaner {lagen zu müssen? Miesthstruppen seien heute für dieses, morgen für jenes Prinzip, das sci eben der Flu der Capitulationen. Die Tagsaßung hat durchaus feine Befugniß, hier irgendwie einzuschreiten. Solothurn giebt nicht viel für die Freiheit eines von fremden und einheimischen Klubisten beherrshten Landes, wo man das Völkerrecht alltäglid, wie in Rom, Genua 2c. mit Füßen trete. Jtalien sei noch nicht reif dazu und werde kaum ein unabhängizer Staat werden. Frei- burg neigt sich wie gewöhnlich auf die Seite von Genf und Waadt, welche wiederholt auf ihre Lieblings-Jdeen, Unterstüßung der Lom- bardei durch \chweizeci\{che Truppen, Werbung 2c., zurückkommen und ihre verworfenen daherigen Vorschläge mit Hinweisung auf den Miß= fredit, in welchem die Schweizer nun in ganz Jtalien stehen, wieder- holen, und Waadt beantragt einen Zusaßantrag zu Genfs Vor= {chlag, nämlich die Aufhebung des Tagsazungsbeschlusses vom 13. Mai, betreffend das Verbot der Werbungen. Bern spriht wie gewöhn= lih kräftig Genf gegenüber für Aufrechthaltung des Prinzips, sich nicht in fremde Händel zu mischen. Es stellt drei Anträge, wonach die betreffenden Kantone, welche Militgir-Capitulationen abgeschlossen haben, eingeladen werden sollen, dieselben sofort aufzukündigen , daß aber die Eidgenossenschaft die daherigen Verpflichtungen für Entschä= digungen, wie sie die Capitulation verlange, übernehme, und daß endlich alle in ausläudischem Kriegsdienste befindlihen Schweizer auf= gefordert werden sollen, dieselben sofort zu verlassen. In der freien Disfussion machen sich dann die Repliken, Berichtigungen, Erläute= rungen, Erörterungen 2c. gehörig Luft, und Genf und Waadt u. a. ergreifen mehrmals das Wort. Zwischen Wa adt und Ber n giebt es auch heftigen Wortwechsel, indem der Präsident in Hinweisung auf einen Artikel im Nouvelliste Vaudois energisch gegen die Allusion protestirt, als ob ihn ein englischer Staatsmann bekehrt

und zur Festhaltung am Neutralitäts - Prinzip bewogen habe; er habe stets nur aus eigener innerer Ueberzeugung gehandelt, und das seien Verdächtigungen, um einen Mann, der wiederholt für das Vaterland cingestauden, in einem zweideutigen Lichte erscheinen zu lassen. Waadt (Druey) erklärt sehr gelassen, aber beißeud, daß es feinen Antheil an diesem Artikel habe. Endlich wird zur Ab= stimmung geschritten, wobci unter vielen anderen, mehr oder weni= ger übereinstimmeunden Auträgen derjenige von Thurgau (s. d, gestrige Blatt) die Mehrheit (1557 St.) erhält,

Si6ung vom 31. Mai. Waadt erklärt nach Verlesung des Protokolls, daß, in Bezug auf den gestern vom Präsidenten er= wähnten Artikel im Nouvelliste Vaudois, auch der zweite Ge= sandte keinen Antheil daran habe, Genf giebt Kenntniß von dem Beschlusse des Großen Rathes, welcher seinen gestrigen Antrag be- stätigt habe. Nun wird das gestrige, in geheimer Sibnng eröffnete Geheimniß enthüllt, indem eine Zuschrift des lombardishen Ge- sandten, Prinetti, verlesen wird, worin derselbe scinen {hon vor= gestern dem Präsidenten mündlich eröffneten und dann der Versamm- lung mitgetheilten Wunsch bestätigt, daß die Eidgenossenschaft den Durchmarsch einer republikanischen französisch = italienischen Legion, 40000 Mann stark, welche bereits von Paris abmarsqcirt sei und sich nah der Lombardei zu begebe, verhindern möchte, indem \ie aus Leuten bestehe, welhe eben niht das größte Zutrauen verdienen. Der gleihe Wunsch sei auh den anderen Nachbarstaaten mitgetheilt worden, Der Präsident bemerkt, der Vorort habe soglei die Gränzfkantone zu geeigneten Maßregeln aufgefordert. Judessen scheine der Gesandte der Lombardei scither anderen Rath erhalten zu haben, indem er ihm furz vor der Sibßung einen Brief überreicht habe, der verlesen wird und anzeigt, daß der Gesandte seinen gestrigen Wunsch zurückziehe. Es erhebt sih nun ein heftiger Wortwechsel zwischen dem Präsidenten und Herrn James Fazy, wobei der erstere sich energisch gegen die stets von Genf wiederkehrenden Verdrehungen sei= ner Worte und Unterschiebung eines anderen Sinnes derselben ver= wahrt und zeigt, wie man auf einer Seite die Unterstüßung eines der Eidgenossenschaft entsprehenden Prinzips in der Lombardei ver-= lange, und doch begehre der lombardishe Gesandte gleichzeitig von der Eidgenossenschaft, daß sie den Durchzug einer republikanischen Kolonne hindern solle. Solothurn züchtigt den Advokaten fremder Gesandten abermals tüchtig, worauf Herr Fazy behauptet, daß ihm die Sache fremd sei. Endlich wird zur Tagesordnung, Behandlung des Bundesprojektes, geschritten, und §. 58—69 werden angenom- men, Herr Ochsenbein präsidirte diese Sißung zum leßten Mal und nahm Abschied von der Versammlung, die ihm durch Zürichs Gesandten, Herrn Rüttimann, ein herzlihes Lebewohl zuruft.

Italien. Neapel, 25. Mai. Heute i hier folgende Pro- clamation erschienen :

,„ Neapolitaner! Tief betrübt über die traurigen Ereignisse des 15, Mai, is es unser lebhafter Wunsch, deren Folgen, so weit es menschenmöglich is, zu mildern. Unser fester Entschluß und unabän- derlicher Wille is es, die Constitution vom 10. Februar rein und un- befleckt von jedem Exzeß zu erhalten. Dieselbe, als die alleinige, die sich mit den wahren und gegenwärtigen Bedürfnissen dieses Theils von Jtalien verträgt, wird der geweihete Pfeiler sein, auf den sich die Schifsale unserer geliebtesten Völker und unserer L stüßen. Die geseßgebenden Kammern werden in kurzem zusammen gge wêr- en, und die Weisheit, die Standhaftigkeit und Klugheit, die wir

pon ihnen erwarten, werden uns kräftig unterstüßen in allen jenen