1848 / 45 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

(wie bereits erwähnt) mit großer Mehrheit und unter Beifallsbezeu-

gung bejaht. —— ———

reußen. Berlin, 17. Juni, Der Minister der geist- din a6 Ren a iT Angelégeaheiten hat sich veranlaßt gesehen, die Geschäfte des Professors der Beredtsamkeit an der Universität in Halle wieder dem ordentlichen Professor Dr. Meier in der dortigen philo- sophishen Fakultät zu übertragen. Gleichzeitig is die Kontrolle, welche seit dem Jahre 1844 in Betreff aller von dem Professor dex Beredtsamkeit oder einem anderen Professor im Namen der Univer= sität Halle verfaßten Schriften bestand, aufgehoben und dem Ver- trauen wieder Naum gegeben, daß auch ohne eine solhe Kontrolle die Professoren der Beredtsamkeit an den inländischen Universitäten bei dén von ihnen zu verfassenden amtlichen Schriften die Rücksichten zu ehren wissen, welche das gemeinsame Juteresse der von ihnen ver- tretenen Corporation erheischt.

Berlin, 17. Juni. Nach dem heutigen Militair-Wochen- blatte is der Hauptmann von Sommerfeld vom bten Jnfan- terie - Regiment zum Major , der Oberst - Lieutenant du Vignau, Brigadier der 3ten Artillerie-Brigade, zum Oberst, der General-Ma- jor von Coelln, Commandeur der 15ten Jufanterie-Brigade, zum Commandeur der 7ten Landwehr=-Brigade, der Oberst Palm, Comman- deur des óvten Jnfanterie-Regiments, zum Commandeur der 16ten Land- wehr - Brigade, der Oberst von der Chevallerie, Commandeur des 21sten Jufanterie-Regiments, zum Commandeur der 15ten Jnfan- terie-Brigade, der Oberst-Lieutenant von Goldbeck vom 12ten zum Commandeur des bten, der Oberst-Lieutenant Baron von der Golß, vom 17ten, zum Commandeur des 34sten, der Oberst-Lieutenant von Manstein vom 22sten, zum Commandeur des 21sten Jnfanterie- Regiments, der Major von Reuß vom 32sten Jufanterie - Re- giment, unter Verseßung in den Generalstab, zum Chef vom Generalstabe des 5ten Armee - Corps ernannt worden. Fer ner is dem Major Küchler vom 6ten Jufaaterie - Regiment als Oberst-Lieutenant, den Hauptleuten von Kreckwiß und Mei- nert vom 7ten Jufanterie-Regiment, als Majors mit der Regiments- Uniform mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete und Pension, Lebterem auch mit Aussiht auf Civil - Versorgung, dem Oberst-Lieutenant zur Disposition von Massenbach, zuleßt Kom- mandanten von Koblenz und Ehrenbreitstein, als Oberst mit der Uni= form des 1sten Garde-Regiments zu Fuß mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete und seiner bisherigen Pension der Ab= schied bewilligt und der Oberst van Asten, Commandeur des 3Ásten Jufanterie-Regiments, mit Pension zur Disposition gestellt, der Ge- neral der Jufanterie, Fürst zu Putbus, auf seinen Wunsch von dem Verhältniß als Chef des 2ten Landwehr - Regiments entbunden worden.

Posen, 16, Juni, Der Ober-Präsident macht Folgendes be- fannt: „Da die Ruhe in der Provinz wiederhergestellt ist und die bestehenden Beschränkungen des Verkehrs mit Sensen für den Land- mann sehr beshwerlih sind, so finde ih mich veranlaßt, das durch meine Bekanntmachungen vom 27. März und 5. Mai c. erlassene Verbot des Haudels mit Sensen und des Tragens derselben hiermit aufzuheben. Posen, den 15. Juni 1848. Der Ober-Präsident des Großherzogthums Posen. von Beurmann,“

Desterreich. Wien, 15. Mai. Die Wiener Zeitung theilt in ihrem gestrigen Blatte nachstehenden Erlaß des Ministers Pillersdorff mit :

„Unter den Gegenständen, welche die Sorgfalt der öffentlichen Verwal- tung vorzugsweise auf sich ziehen, muß Alles, was auf das Wohl der Haupt- und Residenzstadt des Reiches Bezug hat, einen besonderen Play einneh- men, Von der Ruhe und Sicherheit, welche hier herrscht, hängt die Beru- higung der Provinzen, von ihrer gewerbreihen Thätigkeit die Belebung des Berkehrs und alles Erwerbes in den verschiedenen Theilen des Neiches ab, Darum sind die Stockungen im Handel und in den industriellen Unternehmungen, tvelche seit einiger Zeit hier fühlbar werden, von großer Wichtigkeit für die ganze Monarchie und díe Hebung derselben eine der vorzüglichsten Aufgaben, von deren glücklicher Lösung die Konsolidirung der Ruhe, die Entwickelung des allgemeinen Wohlstandes und die Befestigung des Gefühles der Zufrieden- heit über die constitutionellen Einrichtungen wesentlich abhängt. Ueberzeugt, daß der Magistrat und Bürger - Ausschuß dieser hochwichtigen Angelegen- heit seine besondere Aufmerksamkeit widmet, glaube ih doch auch meiner- seits die Prüfung der dazu geeigneten Mittel in dieser Absicht anregen und zugleich meine Bereitwilligkeit anbieten zu sellen, aufflärend oder un- terstüßend mit allen, der Regierung zu Gebote stehenden Mitteln zur Er- reichung diescs Zweckes mitzuwirken. L „Wien hat in den leßten Friedens - Perioden an Wohlstand und Er- werb sehr große Fortschritte gemacht, die geistigen und materiellen Kräfte der Bevölkerung sind einer schr gedeihlihen Entwickelung entgegen gegangen, nur die freie Bewegung dieser Kräfte war vielfältig erschwert und gelähmt, es bestanden die Elemente eines kräftigen Lebens, allein seiner thätigen Aeußerung standen unbesiegbare Hindernisse entgegen. Diese Hindernisse sind gegenwärtig durch seine Institutionen glücklich gehoben, mit der That- fraft is der Gemeinsinn und mit diesem das Gefühl erwacht, was der Bürger zu fordern berechtigt i, und was er zu leisten vermag, Dieses Ge- fühl zu nähren und zu regeln, gehört zu den {chönsten Aufgaben einer guf- geklärten Gemeindevertvaltung, darum wende ich mich mit Vertrauen mit einigen Andeutungen an dieselbe, deren ruhige Würdigung und angemessene Benugzung ich dem Ermessen des Magistrats und Bürger - Ausschusses anheimstelle.

„Die erste Bevingung eines gesicherten Erwerbes und fortschreitenden Wohlstandes liegt in dem Bestande von Ruhe und Ordnung, Erhaltung der größten Sicherheit für Personen und Eigenthum, Ein besonderer Sicherheits-Auss{u# ¡jt dazu bestellt, für die Bewahrung dieses Zustandes zu wachen, die öffentlihen Sicherheits-Organe des Staates sind angewiesen und verpflichtet, seiner Amtswirksamkeit durch alle ihm zu Gebote stehenden Kräfte bereitwilligen Vorschub zu leisten, wenn es ih darum händelt, Un- ordnungen vorzubeugen, entstandene zu unterdrücken, gefährlihe Elemente hintanzuweisen, die einheimische Bevölkerung gegen ihren gefährlichen Ein- fluß zu süßen, ein bedenklihes Zuströmen Erwerbloser zum Schutze der eigenen Erwerbsthätigfeit hintanzuhalten oder der Aufregung von Leiden- schaften Zund* ungemessenen Ansprüchen von Seiten dex irregeführten Menge entgegénzuwirken,

„Nicht minder wichtig ist für die Entfaltung des Handels und jeden Erwerbes der äußere Friede, Dieser is in dem gegenwärtigen Augenblicke durch den ungerehten Angriff einiger Mächte gestört; allein eine tapfere Armee s{üht dje Gränzen der Monarchie vor jeder Gefahr, alle größeren Mächte, so wie die gesammten deutschen Staaten, ertheilen der Regierung die friedlichsten und wohlwollendsten Zusicherungen, und diese hat auf die unzweideutigste Weise den festen Vorsay erklärt, keinen Eroberungskríeg zu führen, nirgends gegen den Nationalwillen zu kämpfen und fein Opfer zu scheuen, welches für die Bewahrung des Friedens, der Eintracht und des Wohles der Völker fen Mig ist. á

„Jn einem großen Reiche liegt eben \o eine unerläßliche i des Gedeihens jeder Entwickelung seiner Kräfte in der festen Verbinbuns und in dem innigen Anschließen aller einzelnen Theile, Dieses zu vermit- teln, gegenseitiges Vertrauen einzuflößen, Rivalitäten zu beseitigen, und das Streben nah einem gemeinsamen Ziele anzueifern, hat das Ministerium immer als eine seiner vorzügli{sten Pflichten angesehen, bie gleiche Ueber- zeugung und das gleiche Streben bei allen Staatsbürgern zu weckén, liegt eben so in dem Kreise der wichtigsten Aufgaben der Gemeinde-Verwaltung,

„Das unentbehrlichste Element und die unerläßlichste Grundlage dés Glüdes und des öffentlihen Wohles der Gesellschaft beruht endlich auf dem Vertrauen. Nur wo der Bürger dem Bürger und dieser dem Ge- sammtwillen Aller, welcher die Regierung repräsentirt, Vertrauen schenkt, ist

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Eintracht, Gemeinsinn, energische Krastentwickelung und durch diese Stärke, Ansehen Wohlstand möglih, Das Vertrauen zu beleben, ist daher die heiligste Pflicht Aller, welche auf das Schicksal ihrer Mitbürger einen Ein- fluß auszuüben berufen sind, es ist die segensreicste Aufgabe der Gemeinde- Verwaltung, welche aus diesem Vertrauen hervorgegangen is. Der Staats- Ktedit is nichts Anderes, als das Verixauen jedes Einzelnen in den Willen und die Mittel des Staates, seine Verpflichtungen zu erfüllen,

„Wo Taussende- produftiver Quadratmeilcn das* Eigenthim und die Bürgfthaft für bie Betpflichiungen des Staates bilden und“ Millionen be- triebsamer und: thatkräftiger Menschen die Mittel. zur Erfüllung derselben datbieten , da känn an der Möglichkeit , diese zit lèisten, eben so wenig ein Zweifel bestehen, als! ein solher gegen den Willen ciner constitutionellen Regierung erlaubt wäre. Weder die große, reih ausgestattete Nesidenz, noch die Monarchie is in den leßten Monaten in ihrem Reichthume er- shüttert worden; ihr von den lästigsten Fesscln befreiter Grundbesiß, die großartigen Judustriestätten, so wie die betriebsame Arbeitsstätte des Ge- werbsmannes, die ausgedehnten Handels-Kapitale und die fördernden Ver- bindungsmittel zwischen allen Theilen des Neiches stehen unangetastet da und erwarten von der belebenden Hand der Freiheit und der durch sie er- starkten Energie jene staunenswerthe Entfaltung, zu welcher freisinuige Zn- stitutioneu and:re Länder geführt haben,

„Vertrauen is daher der Schlüssel zu einer beruhigenden Zukunft, Ver- trauen zu sich selbs und zu dem Gesammtwillen, welcher nur durch dieses Vertrauen Stärke, Zuversicht und Eutschiedenheit s{öpfen kann, is der Ruf, mit welchem Gemeinde - Vorstände und Organe der öffentlihen Wirk- samkeit ohne Ausnahme den einzelnen Bürger ermuntern und beleben sol- len, Vertrauen stellt einen nahen und glücklichen Ausgang einer denkwür- digen Wiedergeburt in sichere Aussihtz Zögern und Zurückhaltung wird ihn nicht vereiteln, aber es kann ihn hemmen, die Leiden verlängern, die Unbehaglichkeit fortsezen.

„Schreiten Ordnung, Sicherheit, Vertrauen und betriebsame Thätigkeit Hand in Hand, dann wird der Reichstag bald durch die organische Aus- bildung des constitutionellen Lebens dem Ganzen eine s{hóne Krone guf- seßen und das Vaterland aus politischen Stürmen, welche von solchen Ent- wicelungen unzertrennlich sind, glorreih und mächtig hervorgehen lassen. Jch stelle es dem Magistrate und Bürger - Ausschusse anheim, welchen Ge- brauch derselbe von diesen Andeutungen zu machen angemessen erachtet. Sollte sich derselbe bewogen finden, die wichtigsten Erwerbs- und Beschäf- tigungszweige der Nesidenz aufzufordern, ihre speziellen Wünsche oder Jn- teressen zum Behufe besonderer Verhandlungen auf dem bevorstehenden Reichstage in eigenen Comités oder Versammlungen zu berathen, so dürf- ten vielleicht einige dieser Andeutungen geeignet sein, ihren Anträgen eine den Zweck fördernde Richtung zu geben,

Wien, am 9. Juni 1848,

Pillersdorff,“

Jn der Wiener Zeitung liest man über die Vorfälle in Prag: „Einer so eben eingehenden Depesche vom 14. Juni zwei Uhr Nachts zufolge ist der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Windischgräß vollkom- men Meister der Stadt geblieben, Es stellt sich nun heraus , daß die Schuld an diesem blutigen Ereignisse größtentheils der Swornost- Partei zuzuschreiben is, Nachdem man nämlich dem Feldmarschall= Lieutenant Windischgräß {hon am 10ten in Folge der von ihm er=- theilten abshlägigen Autwort eine Kaßenmusik gebracht hatte, zog die Sœornost - Partei, wie bereits früher erwähnt wurde, vor das General-Kommando, indem sie sich singend über den Namen Windisch= gräß lustig machte, Nachdem die von Seiten des anwesenden Miliz tairs ergangene Aufforderung zur Ruhe nicht beahtet und im Ge- wirre aus einem Fenster des Gasthofes zum Engel die Gemahlin des Feldmarschall-Lieutenants, welche eben aus dem Fenster herabsah, er- \hos}sen worden war, trat Feldmarschall-Lieutenant Fürst Windischgräßz selbstunter die Menge herab und sprach ungefähr Folgendes : „Meine Her= ren! Wenn es Ihr Wunsch ist, mir, weil ih ein Aristokrat bin, eine Katenmusik zu bringen, 'so ziehen Sie vor mein Palais und thun Sie dort, was Jhnen beliebt. Jch will Jhnen sogar cine Sicher= heitswache mitgeben, damit Sie in Jhrer Unterhaltung nicht gestört werden. Weun Sie mir aber, weil ich Kommandant von Prag bin, im Angesichte dieses Gebäudes eine Demonstration zu machen beab= sichtigen, so sage ich Jhnuen, daß ih einen solhen Schritt mit aller mir zu Gebote stehenden Strenge ahnden werde. Meine Gemahlin liegt bereits als Leiche oben, und doh sprehe ih in Güte zu Jh- nen. Meine Herren, zwingen Sie mich nicht zur Strenge.“ Nach- dem der Kommandaut seine Rede geendet, wurde er statt aller Ant=- wort von zwei Tschechen gepackt und zur nächsten Laterne gezogen, wo man bereíts einen Strick in Bereitschaft hielt. Da jedoch in demselben Augeublicke die Soldaten mit gefälltem Bajonette in die Meuge eindrangen, so wurde der Fürst in wenigen Sekunden befreit, und die Ereignisse nahmen hierauf den von uns bereits erwähnten Fortgang.‘

Die Leipz. Ztg. meldet über diese Unruben noch Folgendes aus Dresden:

Dresden, 14. Juni, Abends 8 Uhr, Die prager Post ist heute Mor- gen und Nachmittag ausgeblieben, auch das böhmische Dampfschiff „Ger- mania“, welches heute erwartet wird, ist noch nicht daz; dagegen ist ein sächsisches Dampfschiff von Leitmeriz mit Mehreren, die gestern aus Prag geflüchtet, angekommen z unter ihnen drei Einwohner Dresdens, die im „gold nen Engel“, dem Kommandanturgebäude gegenüber, gewohnt und den Beginn des Kampfes mit angesehen haben. JZhre Erzählung bestätigt den größten Theil des shon Berichteten. Die Studenten hatten Kanonen, Ge- wehre und Munition vom Fürsten Windischgräß verlangt, die ihnen abge- {lagen wurden z mit ihnen v:xband sich ein großer Theil tschechischen Vol- fes und, wie man sagt, auch die Sworuostz sie sendeten gemeinschaftlich eine Deputation an den Erzherzog Franz Karl, der demnach in Prag sich befindet, und verlangten die Entfernung des ihnen verhaßten Kom- mandirenden von Böhmen, Windischgäß, deßen eisernen Willen und Energie sie fürchteten, und erneuerten ihre Bitte um Geschüß z Beides wurde ihnen wieder verweigert. Am 13ten wurde von dieser Partei die Messe un- ter freiem Himmel abgehalten, Darauf wurden Barrikaden gebaut und das Verlaugen von neuem gestellt, Windischgräy ließ verkünden, daß, wenn bis Nachmittags vier Uhr die Barrikaden nicht weggenommen worden, er sie mit Kanonen nicderschießen lassen würde. Das sämmtliche Militair in Prag wurde aufgeboten. Vor der Kommandantur standen die Grenadiere des Re- giments Palombiniz; das Volk drängte in Massen heran. Da fiel der un- glückliche Schuß, der die Fürstin Windischgräß tödtete, Die Soldaten glaubten, er sci aus dem „goldenen Engel“ gekommen, und mehrere Gre- nadiere drangen in den Gasthof ein. Ein Fremder, den die Erzählenden nicht näher bezeichnen konnten, kam ihnen, als sie an sein Zimmer traten, entgegenz was da verhandelt worden, können jene niht näher angeben, „hier is nicht geschossen worden!“ soll er gerufen haben, genug er fiel von den Bajonetten der Grenadiere, Nun drangen diese auch in die Zimmer unsercr Mitbürger; ein Offizier rettete durch sein Dazwischentreten die Be- drohten, Mit Vermittelung und Hülfe einiger Offiziere und Solda- ten konnten sich die Herren mit Hinterlassung ihres Gepäcks noch aus der Stadt retten. Doch sahen sie noch, wie ein kommandirender Oberst nach seiner Uhr sah und sagte: in fünf Minuten is cs vier, in fünf Minuten muß ich schießen lassen. Der Kampf begann, der Oberst war einer der Ersten, der fiel, Auch vernahmen sie noch vor ihrer Abreise, daß der Thäter des unglücklichen Schusses auf die Fürstin ermittelt worden war, Es war ein verabschiedeter Jäger des Fürsten, der sich in dem dem „Engel“ zunächst liegenden Kaffechause, „der Tempel‘‘, befand und, am Fürsten Rache zu nehmen, diesém, hinter einem Vorhang versteckt, mit dem Mordgewehr auf- lauerte, Er sieht gegenüber die Vorhänge sih bewegen und daß Jemand dahinter hervorlugen will , der Kopf kommt vor, er chießt ohne Bedenken, wie er glaubt auf ven General, und die Fürstin sinkt tödtlich getroffen nie- der. Auch der Sohn des Fürsten soll {wer verwundet worden sein, Wei- ter sahen die Herren auch die furchtbaren Zuzüge des prager Pöbels mit allerlei Waffen, Sensen , Morgensternen 2c., au anführende Priester soll man gesehen haben. Nach dem Karolinenthal (Vorstadt von Prag) entka-

men die Flüchtigen und von da gestern Morgen nah dem Danipfschiff. Sie hörten das Gewehrfeuer und den Donner der Kanonen, l i

Dresden, 15. Juni, 10 Uhr Morgens, Das Dampfschiff von Prag ist gestern Abend nach 9 Uhr angekommen mit einer großen Anzahl von Leuten , die Prag am Uten verlassen haben, unter ihnen nahe an vierzig Polen und andere Slaven und Ungarn, die, wie alle fremde Abgeordnete des Slaven- Kongresses, von Prag ausgewiesen und aus der Stadt geför- dert worden sind. Dieses Faktum scheint klar auszusprechen, daß Fürst

c O0 mit: dem Militair des Aufruhzs Herr geworden ist, Anz- §

13ten d, Y ist nicht mehr geschossen worden. Der Hradschin wie der Wischehrad- sind mit Soldaten und Kanonen besezt; an sämmt- Lan Me e Militairwachez die breiten Straßen sind von Barri- iben: Dn dei der p Und Kanonen, die sie bestreichen können, stehen vor denten und ischecisdee Pöbel Sen sollen noch viele Barrikaden mit Stu- Abend 7 Ubt wegrn e L Auch diese haben Ms VEr gert N R E Len , sonst würden sie mit Militairge- vail genommen. le Aational-Garde und die Deutschen überhaupt haben keinen Theil am Kampfe genommen.

des Post aus Prag ist auch heute früh ausgeblieben. Nachträglich erfährt man noch , daß Prag aus allen näheren Garnisonstädten Militair- Berstärkung bereits erhalten hat; so aus Theresienstadt, Leitmeriß 2c. Doch wollen die Reisenden auch großen Zuzügen von Bauern begegnet sein, von denen sie mannigfah aufgehalten worden seien, Aus Allem geht hervor, daß es cin tshechisher Aufruhr is, Fürst Windischgräg wird als eincr der

tüchtigsten Generale der österreichischen Armee angesehen, als ein vollendeter Soldat voll energischer Umsicht und von eisernem mili- tairishen Willen, Die Böhmen haben ihn von jeher nicht sehr

geliebi und ihn „Fürst Herodes“/ genannt, Achtung und Furcht haben sie jedoch vor scinem Charakter gehabt; seine Soldaten beiten ihn an und folgen ihm blindlings. Troß der furchtbaren Unglücksfälle, die ihn in die- sen Tagen getroffen haben, scheint er in seiner kraftvollen, umsichtigen Thä- tigkeit nicht gelähmt worden zu sein, Die Deutschen mögen es jezt für ein Glück ansehen, daß der Kommandirende von Böhmen in Prag auf seinem Posten war. Seine Gemahlin, die ein so beklagenêwerthes Ende gefunden, ist die Tochter des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg, deren Mutter in Paris im brennenden Festsalon bei dec Vermählungsfeierlichkeit Napolcon's mit der Erzherzogin Marie Louise von Oesterreich umfam, als sie, ihr Kind zu retten, sih in die Flammen stürzte,

JInnsbruck, 11. Juni. (A. Z.) Graf Stadion, der seit zwe Tagen erwartet wurde, is heute hier angelangt, allein seine Beru- fung durch ein Handbillet des Kaisers führte niht zum erwünschten Ziele. Er scheint nah Erforschung der wiener Verhältnisse schon dort den Entschluß gefaßt zu haben, die Uebernahme der Bildung eines Kabinets abzulehnen und hat dies heute gleich in den ersten Konse- renzen offeu und unumwunden erklärt.

Eri 2 Mi G 0 Des, Llo) Pie feindliche Flotte liegt noch im Angesichte der Promenade von St. Andrea vor Anker. Gestern Nachmittag lief das Lloyds - Dampfschiff „Jmpera- trice““ abermals aus, um seine Reise nah der Levante anzutreten. Obwohl mit den erforderlihen Certifikaten verschen, wurde er doch vom feindlihen Admiral mit der Eröffnung zuríickgewiesen, dap ei dem Morgen desselben Tages auf höheren Befehl die Blokade Lriejts begonnen habe und heute die öffentliche Erklärung darüber an un}ez Guberuium erfolgen werde. Dieselbe is jedoch bis 1 Uhr Nachniit= tags noch uicht eingegangen,

Bayern. München, 11. Juni. (A. Z.) Se. Majejtat der König hat befohlen, daß nunmehr die deutsche Kokarde an denjenigen Helmen, welche keine Huppen oder Federbüsche 2c. haben, gejondert unmittelbar und zunächst über der bayerishen im Heere zu tragen jet. An den Helmen mit Huppen 2c. soll sie zunächst hinter der bayerischen Kokarde, mit dieser in gleicher Größe und Höhe, getragen werden. Gleichzeitig hat Se. Majestät genehmigt, daß die Fahnen und Stan= darten mit Bändern der deutschen Farben geziert werden.

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 14. Juni. (Alt. Merk.) Zu der von der provisorishen Regierung auf heute zusam- menberufenen Stände-Versammlung hatten si die Mitglieder dersel= ben in dem für diesen Zweck eingerihteten Schauspielhause zahlreich eingefunden. Wegen der Oeffentlichkeit der Verhandlungen roaren die Gallerieen starf mit Zuschauern beseßt. Um 12 Uhr wurde von dem Landtags-Kommissarius und Mitglicde der provisorischen Regie= rung, Advokaten Bremer, die Sihung eröffnet, nachdem er folgende Worte an die Versammlung gerichtet hatte:

„Es sind zwei Monate verflossen, seit wir aus diesem Saale von cin- ander schieden, als nämlich die vereinigte shleswig - holsteinische Stände- Versammlung von der provisorischen Regierung auf unbestimmte Zeit ver tagt wurde, Wenige Tage darauf begann der Krieg seine blutigen Opfer zu fordern, Was seitdem geschehen is im Lande, Erfreuliches und Be- trübies, das ist Jhnen All-n bekannt. Es is in zu frischem Andenken, als daß es hier einer Aufzählung bedarf, Der ihr von Seiten der Stände gewordenen Aufforderung gemäß, hat die provisorische Regierung seirher ihre Thätigkeit fortgeseßt, Die Zustände im Junern sind nach den Umständen niht nur befriedigend, sondern erfreulih zu nennen. Dem geschlichen Sinne des schle8wig-holsteinishen Volkes danken wir es, daß, der großen Zeit- bewegung ungeachtet, nirgends eine Ruhestörung erfolgt is. Sobald ein- zclne Theile des Landes nicht vom Feinde eingenommen worden sind, hat die Verwaltung, hat die Nechtöspflege ihren ungestörten Fortgang genommen. Jede durch die Kriegführung entstandcnen Lasten sind vom Volke getragen, und überhaupt hatdas schleswig-holsteinische Volk durch thätige Erweisung an den Tag gelegt, daß es für seine Freiheit, für bie Unabhängigkeit und Selbstständig- feit des Landes keine Opfer scheut, Was die Beziehung des Landes nah außen hin betrifft, meixe Herren, so wird uns hierüber eine große Vorlage zu Theil werden. Die provisorische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, Sie wiederum zu berufenz denn sie bedarf ferner, wichtiger Änge- legenheiten wegen, Jhres Beirathes, Jhres Beschlusses, Bei der früheren Zusammenkunst wurde die provisorische Regierung aufgefordert, den Ent- wurf eines Wahlgesches vorzulegen. Es darf auch nunmehr an der Zeit se n, daß zu der neucn Gestaltung der schleswig - holsteinischen Verfassung die nöthige Vorbereitung getroffen werde, damit mit dem Frieden oder gleich nah dem Frieden das Staatsrecht des Landes festgestellt wer den kann, Es wird daher hierüber ein Entwurf zur Berathung und Beschlußnahme vorgelegt. Von großer Wichtigkeit und Dringlichkeit ist ferner die Reform unseres Kriegswesens. Als die provisorische Negie- rung ihre Thätigkeit begann, da war die Noth groß, und sie mußte Alles aufbieten, was im Augenblicke nux geschehen fonnte, um die Armee mög- lich {nell zu organisiren, An schleswig-holsteinischen Truppen stehen jeßt mit Einschluß der Freicorps 9000 Mann unter Gewehr und im Felde. Aber weder die Zahl, noch die Gesta!t der Armee genügt, Was die Cqui- pirung betrifft, so sind die nöthigen Vorbereitungen getroffen. Ankauf von Waffen und Bekleidung und dergleichen werden in diesem Augenblicke vor- bereitet. Zum Behuf der Vergrößerung der Armee bedarf es eines neuen Aushebungs-Geseßes, Es versteht sich von selbst, daß nicht, wie es in die- sem Augenblicke der Fall is, die Lasten des Krieges allcin auf dem Stande der Bauern ruhen können, daß diese Vet pflihtung auch ausgedehnt werden muß auf die Sauno ynter der Finle und auf die übrigen bisher befreiten Volksktlajjen. G AYEr, meine Herren, wird Jhnen ein Gesez-Entwurf in dieser Beziehung e Die provi- sorishe Regierung hat sich bisher in der günsligen Le efunden, ohne außerordentlihe Hülfsmittel die durch den Krieg vermehrten Staa!8-Aus- gaben bestreiten zu können. Es wird Jedem von Zhnen einleuchten, daß dieses auf die Dauer nicht der Fall sein kann, daß die außerordentlichen Ausgaben, welche der Krieg mit sich führt, auch außerordentliche Einnah- N F ‘den Jhnen daher Vorschläge gemacht werden über men erfordern, Es werden O Beldmittel zux Forts ; die Ausschreibung der nöthigen Veldmiltel zux Fortsesung des Krieges. Diese drei Vorlagen kann ih als die wichtigsten Gegenstände Jhrer bevor- stehenden Thätigkeit bezeichnen, Das Ban ae Sachen, welche e bereits vorgelegt werden, und welche also sofort Gegenstand der Berathung werden

e ierauf legte der Kommissar den Ständen den „Entwurf einer

Verordnung, betreffend den Gerichtsstand der Militair-Personen und die Aufhebung des dänischen Rechts für die Kriegsgerichte““, so wie zweitens ein „Verzeichniß der seit Anfang April d. J. von der pro- visorishen Regierung ohne vorgängige Berathung nuit den Ständen erlassenen geseßlihen Verfügungen , nebst Erläuterungen“ vor und stellte hinsihtlich der leßten Vorlage Namens der provisorischen Res gierung an die Stände-Versammlung den Antrag, dieselbe m0dge diese Verfügungen genchmigen. Sodann theilte er der Stände-Versamm- lung zwei Vorlagen mit, deren eine die Konzessionirung des Glüdstadt- Heider-Eisenbabn-Unternehmens (wona der Direction zu eröffnen, daß die Bau-Konzession zu dieser Bahn unter den obwaltenden Umständen nicht zu gewärtigen), die andere die Repartition der Chaussee-Baukosten im Herzogthum Holstein betrifft. Ferner bemerkte der Kommissarius, daß bei der Berathung der einzelnen Vorschläge die einzelnen Mitglieder der provisorishen Regierung, welche diesen Entwürfen und Vorlagen vorzugsweise ihre Thätigkeit gewidmet hät- ten, sih hier einfinden würden, um an der Berathung Theil zu neh- men und um die nöthigen Auftlärungen zu ertheilen.

__ Der General Wrangel hat nachsteheuden Tagesbefehl erlassen: ,„„Glensburg, den 11. Juni. Das von der Tannsche Freicorps hat am 6. und 7. Juni auf meinen Befehl einen Streifzug in das nörd- liche Schleswig unternommen und bei dieser Gelegenheit in der Ges gend von Hoptrup dem bedeutend überlegenen, aus allen drei Waffen bestevenden Feinde 1 Geschüß, 3 Munitionswagen, 28 Gefangene, 16 Pferde nah hartnäckigem Gefecht abgenommen. Jundem ih dies der Armee bckannt mache, sprehe ich hierdurch den Offizieren und der Mannschaft dieses Corps meinen Dank für die bewiesene Tapferkeit aus, Der Oberbefehlshaber der Armee. ( gez.) von Wrangel.“

NuslandD.

Oesterreich. Pesth, 10. Juni. Die hiesige Zeitung ents hält folgendes Schreiben des Kaisers an den Erzherzog Stephan:

„Mein lieber Neffe, Erzherzog Stephan! Nachdem Zch jene Gefühle der Treue und Anhänglichkeit, die Euer Liebden im Namen ver ungarischen Nation Mir unterbreitet, von jener freudenvollen Ueberzeugung durhdrungen angenommen habe, daß die durch Jahr- hunderte bewährte Treue Meiner Ungarn auch unter den Wider wärtigkeiten der jeßigen Zeit sih gleih bleiben wird, bevollmächtige Jch Euer Liebden hiermit, den Einwohnern Meines Landes Ungarn und der Nebenländer zu veröffentlichen, daß diese Gefühle in Meiner Brust ein treues Echo gefunden haben und Jch fest entschlossen bin, jobaid als dies möglich, auf jeden Fall aber bei Gelegenheit der Er- össnung des nächsten Landtages, mit Meiner Familie in die Mitte Meiner getreuen Ungarn zu kommen und durch ein längeres Ver= weilen dajelbst hierin dem Wunsche der Nation zu entsprechen.

Junsbrudck, 29, Mai 1848.

Ferdinand.“

Nachrichten aus Agram vom 10. Juni zufolge, is der Ban

von Croatien ohne alle Begleitung nah Junsbruck abgereist,

Frankreich, National-Versammlung. Sißung vom 14, Juni. Die Gewißheit, daß Louis Bonaparte zugelassen wor= den, lockte auch heute eine Volksmenge an die Zugänge, welche in dessen von weniger Truppenmacht als gestern bewaht war. Um 1 Uhr eröffnete Senard die Sizung, Ein neues Bonapartistisches Blatt, le Napoleonien, dessen Pressen gestern Abend Gefahr lie- fen, zerbrochen zu werden, wanderte als Merkwürdigkeit von einer Bank zur anderen. Mehrere neue Deputirten wurden zugelassen. Louis Bonaparte war niht anwesend, Lavoyer und Saint- George trugen darauf an, statt des Abstimmens dur Theilung eine andere Art des Abstimmens einzuführen und den Artikel 42 des Reglements zu ändern. Bischof Fayet theilte der Versammlung ein Mittel mit, durch welches man namentlihe Abstimmung erzielen a P ohne daß die Mitglieder ihre Pläße zu verlassen nöthig hät- en. Alle diese Vorschläge gingen an einen Ausschuß, der sie prüfen und dann berichten soll. Während dieser Vorarbeiten verflossen fast zwei Skunden, Es is nahe an drei Uhr, und noch befindet sich we- der cin Minister, noch ein Mitglied der Vollziehungsgewalt an scinem Platze. Es verbreitete sih deshalb das Gerücht, daß sie sämmtlich abgedankt hätten. Aber während dasselbe wiederholt wurde, erschien Lamartine im Saal, und bald darguf folgten auch alle seine Kolle- gen. Somit zerfielen die Gerüchte von selbst, und die Ber= sammlung seßte ihre Tages - Ordnung fort. Pascal Duprat wollte auf die Rednerbühne steigen, um die Vollziehungsgewalt zu interpelliren, verzichtete jedoch darauf. Flandin stellte zu dem auf der Tages-Ordnung stehenden Geseß-Entwurf über die Unvereinbar= keit des Volksvertreter - Mandats mit Staats - Aemtern folgendes Amendement: „Binnen der Frist von aht Tagen, von der Promul- gation dieses Gesebes angerechnet, haben diejenigen Deputirten, welche ein besonderes Amt bekleiden, zwischen ihrer Stelle oder ihrem Bolksmandat zu wählen.“ Dasselbe wurde jedoch verworfen, Die Berathung der einzelnen Artikel des Geseß - Cntwurfs bot fein sonderliches Juteresse, Die Versammlung nahm den ursprünglichen Entwurf mit unbedeutender Aenderung an. Präsident: Der Bür= ger Pascal Duprat hat das Wort. (Aufsehen) Pascal Du- prat fragt die Versammlung, ob sie morgen oder sofort seine Jus terpellation an die Vollziehungsgewalt gestatten wolle. Sie ents eiz det sich für morgen. Worüber Pascal Duprat eigentlich inter-= pelliren will, hat er noch nicht gesagt. Trelat, Minister der öf- fentlichen Arbeiten, verlangt einen neuen Kredit von 3 Millioneu Franken für die National-Werkstätten. (Aufsehen.) Falloux, Be- richtersiatter des Arbeits - Ausschusses, sprach bei dieser Gelegenheit sehr scharf gegen den Minister und gegen die National - Werfstätten, die er gufs entschiedenste bekämpfte und deren baldiger Auflösung man, wie er bemerkte, bisher vergebens entgegengesehen habe, Er forderte gleihzeitig Auskunft über die Art und Weise, wie der chemalige Direktor der National- Werkstätten, Emil Thomas, von Paris ent- fernt worden, und über dessen Rückkehr. Minister Trelat erklärte, daß er allerdings einen Verhaftsbefehl gegeu Thomas in der Tasche gehabt, daß er jedoch das bekannte Verfahren vorgezogen habe. Was die Existenz der Werkstätten selbst betreffe, so sei an deren Aufhebung noch nicht zu denken. Die Versammlung ging um 6 Uhr aus einander.

Paris, 14. Juni. Der Justiz - Minister, der gestern Befehl gegeben hatte, Louis Bonaparte zu verhaften, wenn er irgendwo in Frankrei betroffen würde, hat nah dem Beschlusse der National- Versammlung bereits Gegenbefehle abgehen lassen. Einigen Angaben zusolge, wurde Louis Bonaparte über Amiens mit dem Zuge der Nordbahn in Paris erwartet.

Lte zahlreichen Verhaftungen, Volksaufläufe an den Eingängen des Sibungssaales der National - Versammlung und stehenden Klubs auf den Boulevards haben bedeutend abgenommen. Gestern Abend war die Stadt vollkommen ruhig. Unter den Verhafteten befinden sich übrigens zwei der Hauptanhänger Louis Bonaparte's, Laity, der ehemalige Tao, iv VIL i bekannt als Leiter des Unternehmens gegen Boulogne, in dessen Wohnung man bedeutende Summen Gel- des und eine Menge von Waffen und Munitionsvorräthen gefunden haben soll, und der ehemalige Oberst von Persigny, der mit Louis

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Bonaparte in der Shweiz war, daun in Straßburg für diesen wirkte und jeßt wieder der Aufreizung zum Aufruhr angeschuldigt i, Ge- gen die Mehrzahl der anderen in den lebten Tagen verhafteten Jn- dividuen läßt man, als gegen blos Verführte, die Untersuchung fallen.

Ein Dekret der Vollziehungsgewalt bestimmt folgende Zolläude- rung: Rohes Gußeisen aus Steyermark und Kärnthen in Massen von weniger als 15 Kilogrammen sollen von jeßt an nach derselben Norm berehnet werden wie das Rohgußmetall in Massen von höch- stens 15 Kilogrammen. t S

Troß der Bewegung des gestrigen Tages und der Aussicht auf eine schr stürmische Diskussion in der National- Versammlung, zeigte die pariser Börse eine sehr gute Haltung und der Markt der Eisen- bahn- Actien sogar außergewöhnliche Festigkeit.

Jn Bezug auf die Unterhandlungen mit den deutschen Rhein- ufer-Staaten, die Ermäßigung und Regulirung der Flußzölle betref- fend, vernimmt man, daß Frankreih nunmehr geneigt ist, die Flagge der deutshen Staaten mit der niederländischen (nah dem Vertrage von 1840) gleihzustellen und dieses auch auf die Benußung des hüninger Kanals auszudehnen. ;

Die Mitglieder des Klubs der Union hatten eine Petition an die National - Versammlung gerichtet, wörin sie die Nichtigerklärung der Wahl Louis Bonagparte's beantragten, weil er Schweizerbürger und also niht wählbar sei.

Das in Vincennes liegende 4te Artillerie - Regiment if plöbl:ch auf Befehl tes Kriegs - Ministers in die Provinz verlegt und durch ein anderes erseßt worden. Im Jahre 1836 war dies Regiment zu Straßburg auf die Seite Louis Bonaparte's getreten.

Die son früher gemeldete Vertagung des Fünfsous - Banketts ist uun auch von den Abgeordneten der Gewerfe und der Klubs nach langen und stürmischen Erörterungen beschlossen wordcu. Die Partei- Umtriebe und Rußestörungen der leßten Tage wurden als Haupt- grund dafür geltend gemaht, daß man den Anstiftern von Erzessen feine so willkommene Gelegenheit geben dürfe, ibren Unfug im Gro- ßen zu versuchenz gleichzeitig entwarfen die Äbgeordneten jedoh gegen das Zusammenrottungsgeseß eine Protestation, welche der National- Versammlung überreiht werden soll.

Gr9fßbritanien und Jrland. London, 13, Juni. Die gestrige zweite Demonstration der Chartisten ist vollständig fehl- geschlagen und in ihrer Partei selbst darüber Zwiespalt ausgebrochen. „Wir kennen mehrere Herren“, sagt der radifale Telegraph, „die ihr Leben lang eifrige Reformer waren, die aber jeßt den Stab des Koustablers ergreifen und erklären, sie müßten sich jeder Forde rung widerseßen, welche durch Pöbel und Diebe und Drohungen un- terstüßt wird, Dies beweist für uns unwidersprechlich, daß die hef tigen Chartisten großen Schaden anstiften und die politischen Verbes- serungen aufhalten, welche die große Masse der Chartisten selbst ver=- lait, Bun D'ÉEonuor gt der CSelegrap), er verdiene eber einen Plaß in Bedlam, als in der Geseßgebung. Solche eigennüßtige und ehrgeizige Menschen gehörten zu den s{limmsten Feinden der Freiheit. Uebrigens sollen die Chartisten, wie ein Abendblatt erklärt, sehr gut das Vergebliche ihrer Demonstrationen cinseheu und nur den Zweck haben, durch Unruhen und bestänvige Drohungen ihren Geg nern Ungelegenheiten zu bereiten.

Die Times ruft heute in einem freudigen Artikel aus: „Die Chartisten-Demonstration hat sich nicht in Pulverdampf, sondern in Regenwasser aufgelöst. Die von den Einfültigen erwartete Wunder= frifis ist somit nicht eiugetreten. Der Revolutionsheerd von Cler- fenwellgreen is niht angezündet worden, Crozdon hat die Republik nicht proklamirt, Devustreet blieb ruhigz in Lambeth brach der Sturm nit los. ‘Chartisten und Konföderirten haben beinahe drei Monate von Piken und Büchsen gesprochen, Wozu haben sie es gebracht ? Daß ein Polizei-Beamter und ein Regenschauer sie auseinander sprengt. Mögen sie endli ein Spiel aufgeben, welches sie vor aller Welt lächerlich maht. Mögen sie für die Charte nah Gefallen thätig sein, aber sie niht zum Vorwande für eine machtlose und lächerliche Empörung machen.“

WVelgien. Brüssel, 14. Jani. (Köln. Ztg.) Belgien hat abermals eine wichtige Probe bestanden. Die Wahlreform hatte die Zahl der Wähler verdoppelt. Man fragte sich, wem die ueuen Wähler folgen würden: den Retrograden oder den Radikalen, Die Antwort liegt klar, unzweideutig vor uns: die neuen Wähler haben sich sämmtlih um die Fahne der Constitution und des Fortschrittes geschaart und die liber:l- constitutionellen Kandidaten als die wahren Bertreter des Volkswillens und der Volkswünsche mit unermeßlicher Stimmenmehrheit ausgerufen. Brüssel ging mit gutem Beispiel voran. Die Kandidaten der „, Association libérale ‘’ gingen sämmtlich mit 4600 bis 5500 Stimmen aus der Urne hervor, während die Kandidaten der „Alliance“ kaum 300 bis 800 Stimmen zählten. Die Retrograden hatten sih hier niht einmal auf den Kampfplaß gewagt. Das Resultat des Skrutiniums wurde unter ungeheurem Beifallrufen aufgenommen. Einige Bülletins trugen die Worte: Keine Republif! Jn Antwerpen war der Sieg der Liberalen nicht weniger glänzend.

Schweden und Norwegen. Malmö, 8. Juni. (Alt. Merk.) Se. Majestät der König, der vorgestern bei seinem Ein- treffen hierselb von der Bevölkerung mit den Aeußerungen des leb- haftesten Enthusiasmus empfangen wurde, wird noch eine Zeit lang hier verweilen. Er empfing gestern den Besuch des Königs von Dänemark, der sich in Begleitung des Erbprinzen Ferdinand, des Prinzen Christian von Glücksburg und des Ministers der auswärti- gen Angelegenheiten, Grafen Kuuth, hierher begab. Auch unser Minister des Auswärtigen, Freiherr von Stjerneld, so wie die Staatsräthe von Hohenhausen, Sannstromer und Gjienberg, sind hier anwesend. Unser Armeecorps wird in wenigen Tagen hier in Schonen beisam- men sein. Uebrigens wünscht und hofft hier Alles die friedlihe Bei- legung der schleswigshen Angelegenheit.

Italien. Rom, 3. Juni, Die wesentlihsten Punkte des neuen Preßgesebßes sind folgende :

1) Die Publication von Werken durch den Dru is von der präventiven, gubernativen und politishen Censur befreit, is frei, doch mit Beachtung des in diesem Motuproprio Bestimmten. 2) Das Gedruckte (Typographisches oder Lithographie) nuß das Drucksahr, die' Druckerei und den Namen des Drudckers anzeigen. 3) Keine Drudckerei kann eröffnet weiden, ohne daß das Governo 14 Tage vorher davon in Kenntniß geseßt worden. 4) Wer eine nicht legiti- mirte Druckerei arbeiten läßt, wird mit einem Tage bis einem Monat gefängliher Haft oder mit 30—60 Scudi Geldbuße bestraft. Die gedruckten Exemplare werden konfiszirt, Gleiche Strafe leidet der Colporteur, 5) Der Drudcker präsentirt vor der Veröffentlichung des Werks ein Exemplar den betreffenden Behörden. Die öffentlichen Bibliotheken erhalten von jeder Publication ein Exemplar wie sonst. Jn Betreff der Journalistik bestimmt das Motuproprio : Jeder päpstliche Unterthan, der sich im vollen Genusse der bürgerlichen Rechte befindet, ingleichen jede im Kirchenstaate legitimirte moralische Körperschaft, be- sit das Recht, jsedwedes Journal und jedwede periodische Sthrift er-

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scheinen zu lassen. Jedes Tagesblatt muß einen verantwortlichen Direktor haben. Dieser muß ein päpstliher Unterthan sein. Direk= tor und Verleger können sich au in einer und derselben Person zu- sammenfinden. Der Minister des Jnnern überwacht die Journalistik. 19) Jede Beschimpfung, welche die Religion, die gute Sitte, die Kirche und ihre Diener dur die Presse erfahren, wird mit gefäng= liher Haft von 6— 12 Monaten und mit einer Geldbuße bis 100 Scudi gebüßt. 20) Wer die weltlihe Oberhoheit des Papstes, den Modus seiner Erwählung, die gegenwärtige Form der Regierung mit- telst der Presse anfiht, büßt drei bis sechs Monat im Gefäugnisse oder zahlt 30 60 Scudi, Eben so wer den Papst oder die Kardi=- näle für Akte der Regierung verantwortlich maht, wer auswärtige Fürsten und ihre hier akfreditirten Gesandten, Agenten, den hohen römischen Staatsrath und die Deputirten beshimpft, 21) Wer ge=- gen die bestehenden Gesche durch Drucfschristen aufwiegelt, leidet dreimonatlihe Gefängnißstrafe. 24) Verpönt sind ungenaue Relatio- nen gerichtliher Diskussionen 2c. Die kirchliche Präventiv - Censur bleibt mit geringer Modification die alte. Sie bezieht si auf alle theologishen Wissenschaften.

Nuswärtige Börsen.

Breslau, 16. Juni. Louisd’or 1127 Br. Poln. Papier- geld 88% Br. Oesterr. Banknoten 88 bez, u. Br. Staatê-=Schuld- scheine 3¿proz. 69; Br. Schles. Pfandbr. 3¿proz. 885 bis 5 bez, do. Lit. ß, 4proz. 88% Br., do. 35proz. 765 Br.

Poln. Pfdbr. alte 4proz. 844 G., do. neue 4proz. 845 G.

Actien. Oberschl. Lit. A. 35 proz. 695 Gld., do. Litt. B. 3¿proz. 695 Gld. Breslau-Sweidn.-Freiburg 4prez. 69 Br., Nie- ders.bles. - Märk. Z{proz. 62% Br., do. Priorität. 5proz. 85 Gld., do. Ser. III, 5proz. 80 Br. Krakau - Oberschl. 4proz. 30 Br. Fried- ri - Wilhelms - Nordbahn 4proz. 30% 31% bez.

Wien, 15. Juni. Met. 5 proz. 645. Anl. 34: 105. Nordb. 934. Gloggn. 81. Mail. 60. Livorno 553, Pesth 54. B. A. 980. Wechsel. Amsterdam 161. Augsb. 117. Frankf. 1175. Ham- burg 173. London 12, 5. Paris 1375. Leipzig, 16. Juni. L, Dr. Part. Oblig. 885 G. Leipz. . A. 150 Br. Leipz. Dr. E, A. 87 Br, Die (1 Di, ) G. Sächs. Schles. 63 Br. Chemn. Riesa 26 Br., 255 G. bau - Zitt, 23 Br. Magdeb. Leipz. 156 Br.

S a (A

A0

Berl. Anh. A. 80

Br, 70 G, bo. B, 727 6 Ama-Al L e e 2 822 G. Preuß. B. A. 0/72 Br, 065 G,

Frankfurt a. M., 15. Juni. Darnst. 50 Fl. L. 545, 53%, do. 25 Fl. 485, 174. Baden 50 Fl. L. 38, 375. h. 09 öl. 23%, 224, Kurbess. L. 21%, 203, Sardiw 4&8 144 Zproz. span.

167, 16%. Poln. 300 Fl. L. 85 Br. do. 500 Fl, 60%, 592. Köln-Minden 642, 635, Bexbach 517. Friedr. Wilh. Nordbahn 32%.

Paris, 14, Nordb. O04. O0,

London , 13. Juni, Cons. p. C. 84%, a. Z. 845. 34proze 833. proz. ostind. 63%. Bras. 685. Mex. 15%. Engl. Fouds blieben unverändert. Jn fremden Fonds waren die Preise etwas se=- ster. Eisenbahn-Actien unverändert und wenig Geschäft.

Amsterdam, 14, Juni. Alle Gattungen holl. Fonds wa-=- ren heute, bei ziemlich lebhaftem Umsaß, in Jut. etwas angenehmer. Span. bei geringem Geschäft gut preishaltend. Von den übrigen fremden Fonds is nihts Besonderes zu bemerken.

Holl. Jutegr. 41, #, % Iproz, neue 48% 634, %&. Span. Ard, Ii. Gr. Piecen H Russ. engl. 91. 4proz. Hope 68. Stiegl. 6/4 Mex. 135.

Antwerpen, 13. Ju schäft flau. Belg. 5 proz. 005 4 Span. Ard. 975, 5%

adrid, 9. Juni.

Juni: Z8 46, Iro v0 20.

4proz. oftind.

Portug. 4proz. 14%. Met. 5proz. 91.

Juni. Die Börse war bei geringem Ge- 4 proz. 604. 24proz. 32%, 2 G,

Zoro2, 215 V0, (Mb, 2. 2 D)

Sproz. 137 Pap. (N. d. B. 13 G.) Passive 5 Papier. Coupons 8 G. Provisorishe 35 Pap. Ferdinands- Bauk 75 baar. Pariser

Wechsel 4 . 30 Pap.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Ubr.

1848. 16 Juni.

Nachmittags | 2 Uhr.

Morgens

6 Uhr.

Nach ermnmaliger

Beobachtung.

Luftdruck ..... 337,56'"Par./337,01’’'Par./337,03'''Par. [Quellwärme 7,8° R.

Luflwärme-..-- | -+ 14,9° R.| --20,8° R.| +- 16,6° B, [Ela ns 16,6° R. Thaupunkt... .- | +- 10,1° R. + 10,7° R. + L R. Bodenwärme Duns(sättizung- | 68 pet 4 45 pCt, 69 pCt |Ausdünstung

Welter . .ch....«.| beitor. | heiter. | bhalbheiter. |Niederschlag

E E | S0. | SO. | S0. |Wärmewechsel+ 21,1° Wolkenzug - « | | S0. + 14,1?

337,20’ Par... +174’ R... +10,9° R. . 61 pct. §0.

Tages1uittel ;

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 18. Juni. Vorstellung: Marie, oder: Oper in 2 Abth., nah dem Französischen des St. Georges. von Donizetti. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver- faust :

Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr. z ein Billet in den Logen des ersten Ran- ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.; ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr.z ein Billet im Amphitheater 75 Sgr.

Im Schauspielhause. 78ste franz. Abonnements = Vorstellung. Les malheurs d’un amant heureux, comédie-vaudeville en 2 actes, par Scribe. La Carotte d’or, ou: le marchand de tabac, vaudeville comigque en 1 acte, par M. Mélesville.

Montag, 19. Juni. Jm Schauspielhause. 96ste Abonnements= Vorstellung: Don Carlos, Jufant von Spanien, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. (Herr Hendrichs wird in der Rolle des Mar-= quis Posa wieder auftreten.) Anfang 6 Uhr.

Im Opernhause. 68ste Abonnements- Die Tochter des Regiments, komische Musik