1848 / 50 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

i ¡nes Oberfeldherrn, dessen Stelle überall nur ein Ehrenamt i E E Sur die oberste Leitung wird es einen Kriegs- Minister geben, und dieser mag die einzeluen, Befehlshaber er= nennen. Bei §. 4 bezieht sich der Redner auf dasjenige, was er neu=- lih bei der Marinefrage bemerkte. Es scheinen ibm die Beziehungen mit dem Auslande möglich gemacht, wenn die Verträge von einem förmlichen Einverständniß der Versammlung abhängig gemacht werden. Dabei is natürlich nicht ausgeschlossen, daß von dem ohnehin ver- antwortlihen Ministerium im Geist und nah der Absicht der Ver= sammlung gehandelt werde. Mit den übrigen Punkten ist der Red= ner ‘einverstanden. Wiesner is gegen den ganzen Antrag. Bereits dem Funfziger-Ausshuß- ist ein Aehnlihes angesonnen worden. Der erste Antrag rief einen Kampf von zwei Tagen hervor und wurde am Schluß verworfen. Ein späterer modifizirter Antrag er= hielt nach zwei Tagen eine Majorität von wenig Stimmen, o daß die Regierungen es niht wagten, darauf die Maßregeln zu gründen. Es wundert den Redner, daß der Bericht zumuthet, was der Bundestag nicht zugemuthet hat. So weit steht die Versammlung hinter dem Vorparlament, hinter dem Funßfzigerck Ausschuß zurück, \o weit hat die Reaction wieder Boden ge- wonnen. (Beifall und Zischen) Es sollen die Regierungen angegangen werden, drei Männer vorzuschlagen; das hat den Redner mit maßlosem Staunen erfüllt. Die Regierungen, die 30 Jahre lang Männer an die Spiße stellten, die ihrer Auf- gabe niht gewachsen waren, sollen jeßt für ganz Deutschland Porschläge machen! Hatte die österreichische, die preußische Regie= rung Männer vorzuschlagen , die geeignet wären, ihren Plaß auszu= füllen, so sollten sie sie selbst behalten. Die gegenwärtigen Minister sind nicht fähig, ihre Aufgabe zu lösen. Diese Regierungen, die so rathlos sind, daß sie für die eigenen Länder die geeigneten Männer nicht finden können, sollen jeßt Männer vorschlagen zur Beruhigung von ganz Deutschland. Es wird der Versammlung angesounen, ohue Diskussion abzustimmen. Wenn cin Mann in dem kleinsten Lande in eine Kammer treten will, so muß er sih zeigen, sich äußern; und wir follen diese Männer ohne Weiteres, auf bloße Empfehlung hin, annehmen! Die Versammlung muß jene Männer, die sie selbst wählt, genau prüfen; sie is nicht da, um mit verschlossenen Lippen und Au= gen zu handeln. Es is gesagt worden, es sei gleichgültig, ob Für- sten gewählt würden oder mt; diese Anstcht theilt der Redn:r nicht, im Interesse der Fürsten selbs, Es is nirgends gesagt, daß das Direktorium verantwortlich sei; dies is nur für das Ministerium be= mêrkt, Der Redner kann nicht für Unverantwortlichkeit sein. Er er- innert sich an ein Sprüchwort: die großen -—, die kleinen —z; er mache zwei Gedaukenstrihe. (Gelächter und Zischen). Wenn die Minister wegen Verleßung der Majestät des Volkes vor Gericht ge- stellt werden (und das wird kein Geheimniß sein), dann wird das Volk sich niht beruhigen, sondern sagen: Die Direktoren waren die Urheber, die Minister die Werkzeuge; wir wollen die Urheber haben. Es würden also die sürstlihen Personen gefährdet sein. Der Red= ner trägt darauf an, daß der Antrag, als die Souverainetät des deutschen Volkes verleßend, im Ganzen wie in den Theilen verwor= fen werde.

Pagenstecher spricht für den Antrag. Er i} nicht für Theo- rieen, sondern steht auf dem Boden des Praktischen. Das Volk hat 30) Jahre gekämpft für seine Rechte. Die Männer der Jutelligenz haben seit 30 Jahren einen geistigen Kampf gestritten; {heinbar er=- folglos, aber es sind Keime gelegt worden für das, was nun gekom= men íst. Dazu trat vie physische Gewalt, und in wenig Wochen war der Sieg vollständig. Das Volk hat sich begnügt, die Willkürher schaft zu zerstören, aber es hat nicht die Staats=Justitution gänzlich vernichtet, Wir haben entschieden mit dem alten System gebrochen ; aber wir sind nicht in die Republik hineingeworfen. Ju vielen Staaten ist noch Anhänglichkeit für die Dynastie, wenigstens für die bestehenden Staatsformen vorhanden. Wir würden über die Absicht des Volkes hinausgehen, weun wir elwas anderes einsezen wollten. Die rechte Mitte ist die demokratische auf breitester Grundlage beruhende Monarchie. Die Frage is eine Prinzipien - Fragez sie is im Aus- {uß=Antrag beantwortet. Darum stimmt der Reduer für den Eut- wurf. Das Prinzip ist ene unverautwortlihe Central - Gewalt, ein innerhalb der Gesebe unbeshräukter Volkswille, wie ihn die Ver= sammlung darstellt, und dazwischen ein verantworilihes Ministerium, Die neue Gewalt soll aus den bestehenden Gewalten hervorgehen, damit sie den Charakter der Unverantwortlichkeit vollständig trage. Der Redner vertraut zu dem Selbstgefühl des deutshen Volkes, daß es sih nicht fürchte vor der aus der Fürstengewalt hervorgegangenen Gewalt, Das Ministerium is verantwortlich, is der Arm, den die Versarmlung binden und lösen kaun. Einerlei ist, ob drei Mäuner bestimmt werden oder einer.

Behr von Kronach spricht über den Antragz bei der Schwäche feiner Stimme war cs unmöglich, den Jnhalt der Rede zu verstehen, Reinwald ist gegen den Antrag. Man hat der Linken vorgewor- fen, daß sie stets auf die Volks-Souverainetät zurüictkomme, da diese hon ausgesprochen sci,. Heute, wo. sie eine Wahrheit werden soll, will man sie aufgegeben haben. Das Volk hat sie nach heißem Kampf erobert und soll jeßt darauf verzihten, damit die Regierungen cine Centralgewalt bilden können. Dozu ist die Versammlung nicht hier, sondern um die Volks - Souverainetät ins Leben einzuführen. „Wir dürfen“, rief der Redner, „nic zugeben, daß die Fürsten die Central - Gewalt erncnnen. Jch protestire feierlich im Namen des Volkes gegen eine andere Ernennung, als von unserer Séite. (Bravo, und Zischen.) Der Präsident: „Ih muß bemerken, daß der Redner nux in seinem Namen protestiren fan.“ von Radowiß ist für den Antrag. Ueber die Noth= wendigkeit der Exekutiv-Gewalt besteht kein Zweifel. Zwei Dinge

stehen fest, die“ innere und äußere Sicherheit is gefährdet, und die \

bestehenden Gewalten sind uniht im Stande, sie zu beshüßen, Vou der äußeren Sicherheit will der Redner nicht \prechenz gar bald wird die Nothwendigkeit eintreten, über sie ohne Prinzipien = Leidenschaft zu sprechen. Die innere Sicherheit war früher öfters gefährdet dur Willkürherrschaft von oben; jeßt is sie es durch Zügellosigkeit von unten. (Lärm von der linken Seite). Die Versammlung soll das nöthige Gegengewicht bilden, Die Juristen werden einverstanden sein, daß das P E dem Definitivum möglichst nahe ge= bracht werde, also auch hier. Deutschlands Geschichte zeigt Viel= heit und Einheit; beides ist darin verwachsen und hat uns zu dem gemacht, was wir sind, Die Nachtheile leuchten vorzüg= lich ein, daß Deutschland niht im Stande war, die Kraft der Centralisation in die Waagschale zu legen. Aber auch die Vortheile dürfen nicht verkannt werden, das rege Leben, welches sih in den einzelnen Stämmen bewahrt hat. Die staatliche Sonderheit kann nicht aufgegeben werden, unbeschadet der Verbindung für das Ge=- meinsame. Das isst der Wille der Mehrzahl des Volkes. Zeigen sich auch Staaten, wo es nit der Fall ist, so mag es in kleineren der Fall sein; diejenigen, welche größeren Staaten angehören und deren ruhmvolle Erinnerungen haben, wollen niht, daß die größeren Staaten zertrümmert werden. Sie wollen nicht eine abstralte Theo- rie, sle wollen nit, daß man die größeren Stagten erst zertrümmere und dann mit den Trümmern Experimente mahe. Es muß für beide Seiten zwischen Vielheit und Einheit vermittelt werden; die Aufgabe ist shwierig, aber zu lösen, wenn der gute Wille da ist, Früher wollte may

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der Einheit keine Opfer bringen; jeßtdürfen die Opfer nicht verweigert wer= den, welche der Vielheit zu bringen sind. Für die Vereinigung im Ganzen verlangt der Redner- eine Volfksfammer und eine Staaten= Kammer. Jeßt is nur die eine da, und so weng der Redner den ausgesprochenen Vorwürfen unbedingt beistimmen kann, #9 ist er do überzeugt, daß die Bundes = Versaminlung die andere Kammer nicht bilden-fönne, Sie wird also fehlen bis zur Bildung der definitiven Verfassung. Um \o mehr von Bedeutung ist die Zusammenseßung der probiforikhen Centralgewalt. Es ist gefragt worden, ob man das Errungene in die Hände des Volkes oder der Fürsten legen wolle. Das. ist ein großes, vielleiht unbewußtes Mißverständniß. Wir leben in constitutionellen Staaten, wo die Minister Vertreter der Mehrheit des Volkes sind. Wenn das Errungene also in die Hände der Regierungen elegt wird, so wird es in die Hände der Mchr= heit der Volksthcile gelegt. (Dem stürmischen Bravo von der rech- ten Seite wurde Zischen auf der Linken entgegengeseßt.) (Sthluß folgt.)

Frankfurt a. M,, 20. Juni, Jn der heutigen 19ten Siz- zung der deutshen National-Versammlung wurde auf Kohlparzer’s Antrag fast einstimmig beschlossen: daß jeder Angriff gegen Triest als ein Angriff gegen Deutschland zu betrachten sei. (Stürmischer Beifall.)

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Desterreich. Wien, 20. Juni. (Wien. Ztg.) Se. Majestät der Kaiser hat nachstehende Proclamation erlassen:

„Ich habe in Meinem Manifeste vom 3, Juni d. J. die Absicht aus- gedrüct, den in Wien abzuhaltenden Reichstag in eigener Person zu eröff- nen; damals he_te Jch die Hoffnung, daß sich Meinem Vorhaben fein Hinderniß entgegenstellen werde, wenn auch der ursprünglich festgeseßte Ter- min zugehalten werden könnte.

„Es sâllt Mir jedoch \chmerzlich, daß in diesem Augenblicke, wo die Ausschreibung des konstituirenden Neichstages keinen Verzug mehr zuläßt, Meine angegriffcne Gesundheit Mir nicht gestattet, die Reise nach Wien schon jeßt zu unternehmen,

„Damit jedoch weder die Eröffnung des Reichstages gestört werde, noch die hierzu nothwendigen Vorbereitungen in Stockung gerathen, und damit überhaupt in diesem für das Wohl des Staates entscheidenden Momente ein kräftiges Zusammenwirken aller Negierungs - Organe ermöglicht werde, habe Jch, um Meinen geliebten Bruder in Meiner jeßigen Lage an Meiner Seite zu behalten, nah Berathung Meiner hier anwesenden Minister den Entschluß gefaßt, Meinen geliebten Oheim, Erzherzog Johann, als Meinen St.llvertreter nah Wien abzusenden. Ich werde ihn für die Zeit, bis Jch nah Wien nachfolge, nicht blos zur Eröffnung des Neichstages, sondern auch zu allen Meiner Entscheidung zustehenden Negierungsgeschäften bevoll- mächtigen, und Jh bin überzeugt, daß, wie Jh ihm Mein volles Ver- trauen zuwende, dieses Vertrauen auch in den Herzen Meiner Völker Eiu- gang finden werde, denn von derselben Gesinnung erfüllt, von der gleichen Liebe und Sorgfalt für Meine Völker geleitet, wird er gewiß auch durch die Zeit der Stellvertretung ganz in Meinem Geiste handeln,

Innsbruck, den 16, Juni 1848,

Ferdingnd, Wessenberg. Doblhoff.“

Jn Bezug auf die vorstehende Proclamation enthält die Wien. Ztg. in ihrem amtlichen Theile Folgendes :

„Die mit dem Berichte der Minister vom 19ten l. M. einge= langten Nachrichten aus Junsbruck lauten keineêweges beunruhigend über die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers z allein sie bestätigen, daß dieselbe dem Kaiser nicht gestatte, die Reise nah Wien anzu= treten und Junsbhruck zu verlassen. Se. Kaiserl, Hoheit der Erzher= zog Jranz Karl hat den Wunsch, hier die Stelle Sr. Majestät zu vertreten , der liebevollen Anhänglichkeit zu dein Kaiserlihen Bruder geopfert. Er wird an der Seite des Kaisers über sein theures Le= ben wachen und bei der hoffentlich bald zu erwartenden Wiederher=

stellung die Rückreise nach Wien leiten, Bei der Aukunft des als Stellvertreters Sr, Majestät des Kaisers nächstens erwarteten durch= lauchtigsten Erzherzegs Johaun wird es das erste Geschäft der Mi- nister sein, den Tag der durch den Aufschub der Zurückkunft des Kai= sers und durch die Unruhen in Böhmen, welche die Vornahme der Wahlen daselbst verhinderten, verzögerten Eröffnung des Reichstages festzustellen. ““

Ferner enthält das geuanute Blatt folgenden Kaiserlichen Erlaß :

„Wir Ferdinand der Erste, von Gottes Gnaden Kaiser. von Ocsterreich 2c. Ueber den Antrag Unserer getreuen Stände des Herzogthnms

* Krain und nah dem Vorschlage Unseres Ministerrathes haben Wir in der

Absicht, Unseren getreuen Unterthanen jede mit dem Schuße des Eigen- thumsrechtes vercinbarliche Erleichterung zu gewähren, beschlossen :

„Erstens, Mit dem leyten Dezember 1848 haben alle im Herzog- thume Krain auf Grund und Boden haftenden aus dem Obereigenthume oder Zehentrechte entspringenden, so wie die denselben gleihgehaltenen Na tural- und Arbeitsleistungen und alle Geldgiebigfeiten mit Einschluß der Besißveränderungs-(Gebühren, gegen eine angemessene, dem Unterthan und Zehentholden obliegende Enischädigung der Bezugsberechtigten aufzuhören.

„Zweitens. Von den krainerishen Ständen is unter Beiziehung von nicht landständischen Gutêbesißern und von Vertretern aus dem Bauern- stande ein Gescy, nach welchem diese Umwandlung zu geschehen hat, im verfassungsmäßigen Wege in Berathung zu nehmen und vorzulegen,

„Drittens. Bis zum Ende des Jahres 1848 steht es den Berech- tigten und Verpflichteten frei, wegen Ablösung und Entschädigung dieser Rechte nah Maßgabe der Allerhöchsten Entschließung vom 414, Dezember 1846 unter sich ein freiwilliges Uebereinkommen zu treffen.

„Wo ein solches nicht zu Stande kömmt, sind die Giebigkeiten bis zum Schlusse des Jahres 1848 in der bisherigen Art pflichtmäßig zu leisten.

l „Viertens. Die bestehenden Zehent-Pachtverlräge treten mit Ende des Jahres 1848 ohne Ansyruch auf Entschädigung außer Wirlsamkecit,

„Fünftens, Alle zwischen den Berechtigten und Verpflichteten be- züglich der Umwandlung von Natural - Giebigkeiten in Geldleistungen schon bestehenden Verträge bleiben vollständig aufrecht,

„Sech stens. Alle an die Behörden in der Angelegenheit der Ab- lösung oder Umwandlung dieser Giebigkeiten gerichteten Eingaben, dann die von denselben ausgehenden und abverlangten Urkunden und Verhandlungen haben die Freiheit von S‘empel, Porto und Taxen zu genießen,

„Wir erwarten, daß Unsere getreuen Unterthanen des Herzogthums Krain die ihnen - durh diese Bestimmungen zuwachsenden Eileichterungen mit Dank erkennen und sich durch ihre Bemühungen für die Erhaltung der Ruhe, so wie durch redliche Erfüllung der ihnen obliegenden Verpflichtun- gen, Unserer ferneren Sorgfalt würdig beweisen werden,

Gegeben in Unserer Kaiserlihen Haupt- und Residenzstadt Wien, den drei und zwanzigsten Mai im Eintausend achthundert acht und vicrzigsten, Unserer Reiche im vierzehuten Jahre.

Ferdinand. Franz Freiherr von Pillersdorff, Minister des Junern,“

DieLcipz. Ztg. enthält folgende ihr aus Dresden vom 20, Juni Morgens 6 Uhr mitgetheilte Nachrichten aus Prag: „Das Militair ist jeßt vollständig Meister der Stadt Prag. Studenten wie alle an= deren Bewohuer haben die Waffen abgeben müssen; die Nationalgarde wird sie nah Herstellung der Ordnung wieder erhalten, Das Stand= ret ist in größter Strenge verkündigtz wer mit Waffen ergriffen wird, wird sogleich erschossen. Von den 13 zu liefernden Geiseln habeu bis jeßt nur ungefähr sechs gestellt werden fönnenz unter thnen Palazky, Baron Villani, Claudi ( Anführer der Stu= denten), Wanka, Die übrigen - sind entflohen oder versteckt. Gaster, der gleichfalls von Windishgräß verlangt wurde , ist in Pilsen von den Behörden verhaftet wordenz das Volk stand aber ge=-

gen den Bürgermeister auf und zwang diesen, den Tschechenführer wieder frei zu geben. Er eutfam. Von den Häusern Prags wehen weiße Fahnenz die ersten Posten, welche abfuhren, hatten weiße Fahnen aufgesteck; man begrüßte sie auf allen Stationen im Lande mit Jubel; sie brachten manchem trostlos Harrenden endlich Nachricht von Angehörigen und Freunden und galten als Zeichen der endlich wiederkehrenden Ruhe und Ordnung. Graf Leo Thun hat sich in Tetschen nicht für sicher gehalten und is in neuer Verfleidung hierher gekommen, man weiß nicht, ob er weiter gereist ist,“

G E, 17. Juni. (J. d. Oest. Lloyd.) Der Feldmarschall Hraf Arviy hat folgenden Armee-Befehl erlassunz E sehl, Hauptquartier Verona, 13, Juní. „„Zurückgekehrt von der Expedition , die ih mit der Armee unternom- men hatte, is es mein erstes Bedürfniß, den Truppen meinen Dank für die Standhasftigkeit und Tapferkeit auszudrúcen, die dieselben bei diesen mit \o vielen Anstrengungen verbundenen Operationen an den Tag gelegt haben, Die Armee hat in diesem kurzen Zeitraume viel Rühmlices vollbracht. Sie hat die Linien von Curtatone gestürmt, ein- feindliches Corps daselbst gänz- lich vernichtet und aufgelöst, Sie is mit großer Schnelligkeit vor Vicenza erschienen, um sich von dem ihren Rücken bedrohenden Feinde zu befreien,

| Nichts konnte ihrer Tapferkeit widerstehen; der Feind, mit stürmender Hand aus allen seinen Stellungen vertrieben, ward genöthigt, mit

der Bedingung zu fapituliren, die Staaten Sr, Majestät unseres Kaisers zu räumen. Das Alles hat die Armee in dem kurzen Zeitraum von 14 Tagen vollbracht. Jch danke den Truppen für ihre tapfere und hel- denmüthige Aufopferung. Se. Majestät unser geliebter Kaiser wird die Tapfexen lohnen, deren Beispiel uns auf dem Wege der Ehre voranleuchtete, So mancher wackere Gefährte, der mit uns auszog, is nicht wiedergekchrt, Er fand den Heldentod für Kaiser und Vaterlandz Ehre seinem Andenken! Die Namen der Gefallenen werden nicht untergehenz die Geschichte wird

| der Nachwelt erzählen, daß Weltereignisse die Throne und Völfer, aber nim-

mer die Treue des alten Kaiserheeres erschüttern können. Graf Nadetk»y, Frma a Heute haben die englische Kriegsfregatte „Spartan‘‘/, Capitain Scymonds, mit 240 Maun und 24 Kanonen und die englische Kriegs- brigg „Harlequin““, Capitain J. Moor, mit 130 Mann und 14 Ka- nonen, beide in zwei Tagen von Ancona kommend, auf unserer Rhede Anker geworfen.

Bayern. - München, 417, Juni. (Münch. Ztg.) Das neueste Geseyblatt für das Königreich Bayern verösfentlicht das nach- stehende Geseß, die Aufhebung des Jagdrechtes auf fremdem Grund und Boden in den Regierungs - Bezirken diesseits des Rheins be treffend :

„Maximilian 11, von Gottes Gnaden, König von Bavern 2c. 2c. haben nah Vernehmung Unseres Staatsrathes und mit Beirath und Zu- stimmung Unserer Lieben und Getreuen, der Stände des Neichs, und, den nachstehenden Art. 1 betreffend, unter Veobachtung der in dem Uk. A. §. 7 der Verfassungs-Urkunde vorgeschriebenen Formen, beschlojjen und ver- ordnen, was folgt: i A

Art. 41. Das Jagdrecht auf fremdem Grund und Boden 1 aufge hoben und geht mit dem 1. Februar 1849 an die betreffenden Grund Eigenthümer über. Art, 2, Jn der Negel üben die Gemeinden Na- mens der Grundeigenthümer innerhalb ihrer Bezirke das Jagdrecht durch Verpachtung aus, Die Pachtschillinge werden in die Gemeindefassen einbe- zahlt und d.n betheiligten Grundbesizern verrechnet, beziehungsweise zu den sie treffenden Gemeinde - Ausgaben verwendet. Art. 3, Der Eigen- thümer eines zusammenhängenden Grundbesizes von mindestens 300 Lag- werken in der Ebene und 600 Tagwerken im Hochgebirge 1k jedoch befugt, die Jagd auf diesem Eigenthume selbstständig und ausschließend auszu- iben A 4 Ci N Ormbnde geringeren Flächen- Tnhalts von cinem solchen Gutsfomp'ex ganz oder größtentheils umschlossen, so steht dem Eigenthümer des lehteren die Jagd- befugniß auch auf den kleineren Grundstücken gegen „eine, verhältniß- mäßige, an die Eigenthümer derselben zu entrichtende Entschädigung E Art. 5. Von den Bestimmungen der vorhergehenden Art. 2 und 4 sind ausgenommen alle und jede Grundstücke, welche mit einer Mauer over mit einer dichten Einzäunung und mit vLerschließbaren Thüren versehen ind. Art, 6. Durch Vereinigung mchrxerer kleinerer Gemeindebezirke sollen ent- sprechende Jagdpachtbezirke gebildet Und der erzielte Pachtschilling, im Ver- hältniß des Arealbestandes , in die Gemeindekasse abgeliefert werden. Lie im Art. 3 benannten Jagdberechtigten können die ihnen zustehende Selbst benußzung der Jagd auf ihrem in oder an dem betreffenden Jagdbezirke liegenden Besitthume mit iîn- die Verpachtung geben und nehmen dann nach dem Flächen-Verhältnisse entsprechenden Antheil an dem erzielten ge- meinschaftlichen Pacht-Schillinge. Ein Gleiches steht den im Art. 5 be- zeichneten Grundbesizern zu, Art. 7, Jagdpacht-Verträge lösen sich mit dem 1. Februar 1849 ohne gegenseitige Entschädigung der Jagdbesizer und Jagdpächter auf. Art. 8. [ B

Wir

Bon obigen Bestimmungen sind auszenom=- men : a) die nicdere Jagd in der Umgegend der Königl. Nesivenzschlösser, jedoch mit genauer Einhaltung der gesezlichen Jagdzeit, innerhalb eines Navons von drei Stundenz þ) die hohe und niedere Jago in den Königl. Leib- und Reserve- Gehegen Hohenschwangau, Tegernsee und Berchtesgaden. Die betreffenden Grundbesißer oder Gemeinden werden hierfür, insofern ein freiwilliges Vebercinkommen nicht erzielt werden kann, nach dem Maßstabe der Pacht schillinge der umliegenden Jagden entschädigt. Art. 9. Unsere Staats- Minister des Junnern und der Finanzen sind mit dem Vollzuge dieses durch durch das Gesegblatt bekannt zu machenden Gesegzes beauftragt. Gege=- ben München, ten 4. Juni 1848, Maximilian. von Thon-Dittmer, Heiny. Lerchenfeld. Weishaupt. Graf von Bray. von Strauß, Staats- rath. Nach dem Befehle Sr. Majestät des Königs: Der Geh. Secrctagir des Staatsraths, Nath Sebastian von Kobell.“

Sachfeu. Dresden, 19. Juni. (D. A. Z.) Auf Antrag des Gesammt=-Ministersums fanten heute in beiden Kammern geheime Sihungen statt. Die erste Kammer hielt jeroch vorher auch eine furze öffentlihe Sißung ab. Ja dieser zeigte nach Vortrag der Ne gistrande Präsident von Schönfels der Kammer den Cinçang eines anonymen Drohbriefcs an und bemerkte dabci, daß dessen theils ihn persönlich, theils die Kammer im Allgemeinen betreffender Jnhalt der Art sei, daß das Bekanntwerden ihm wünschenswerth erscheine. Luf Beschluß der Kammer wurde nun diese Zuschrift wörtlich vo:getragen und sodann vom Präsidenten, „da es der Kammer unwürdtg ei, ct= was Weiteres desvalb zu thun“, vernichtet, :

Da der Staats-Minister von Oppell durch anbaterude Krank heit verhindert ist, seinen Geschäften vorzußtehen, hat der Köntg den Obersten Friedrih“ Ernst Aster interimistisch mit der Leitung des Kriegs - Ministeriums beauftragt. ; s

Bevor die Kammer zu der gcheimen S!ßUg iberging , wurde sodann auch die am 10. Juni wegen Stimmengleichheit A eben gebliebene Abstimmung über den Alhrechts{en Antrag zur Hebung des auf den arbeitenden Klassen lastenden Mas und zum Sue der Arbeit überhaupt zur Entscheidung gebracht, L 0s gen U Prâ- sidenten gestellte Frage, ob die Kammer ay Eu Lee ihrer berichteistattenden Deputation dert M usse 12 Situfn en“ Kammer beitreten wolle, wurde heute mit 21 gegen 19 Skimmen verneint, während si in leßter Sibung 16 P Rep fün und 16 gegen ergeben hatten. Da biermit das Deputations-=GVutachten abgeworfen war, so kam nunmebr der vom Frhrn. von Welck dinigébratte modifizirte Antrag, die Albrechtsche Petition der Staatsregierung zur Erwägung anhoimzugeben, zur Abstimmung und wurde rgen 4 Slunmen angenommen. L teje vier hier verneinenden Stiminen er ne Veputations-Mitglieder (Bür= germeister Gottschald, Klinger, Sanz und Dre, Großmann), 916 auf den Referenten (von Zehmen), der jeßt für den Welckschen Antrag

immte. Ó A Pillniß hatten gester die Kommunal - Garden aus 38 Ort=

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\chasteu von beiden Ufern der Elbe sich zu einer Versammlung einge- funden, um den König ihrer Anhänglichkeit und unwaudelbaren Treue zu versichern. Der König ließ das vollständig armirte Corps die Re- vue passiren und nahm in sichtbar freudiger Bewegung den Jubelruf dieser biederen Landbewohner entgegen.

Leipzig, 21. Juni, (Leipz. Ztg.) Am 17ten trat hier ein Junungsmeister-Verein ins Leben, der mit 48 hiesigen Jnnur gn 1600 Mitglieder zählt. Seine Aufgabe is Wahrung und Aufre@zthaltung der Jnnungsrehte mit Berathung gewerblicher Zustäude und zeitge= mäßer Organisation derselben.

Württemberg. Stuttgart, 16. Juni, Das Regie- rungsblatt enthält eine Königliche Verordnung, wonach von dem Dienst in der Bürgerwehr nachstehende öffentliche Beamten und Die- ner ausgeschlossen sind :

1) Die Vorstände des Geheimen Raths, der Ministerien, des Geheimen Kabinets, die obersten Hofbeamten oder deren Stellvertreterz 2) die Präsi- denten der ständischen Kammern z 3) die Bezirks - Polizeibeamien , die Vor- stände der Orts - Po!izei , die Bezirks-Amts - und Polizeidiener, die Pedelle der Universität, die Kanzleidiener und Auswärterz; 4) tie Offizianten der Uniersuchungs- und Sitrafgefängnisse, so wie der polizeilichen Beschäftigungs- Anstalten; 5) die ärztlichen Vorsteher und das Wärter-Personal der öfsent- lichen Heil- und Kranken - Anstalten, ferner die Apotheker, welche keine ge- prüften Gehülfen haben z 6) die expedirenden Postbeamten , sofern sür 1hre Vertretung im Expeditionsdienst nicht eine regelmäßige Einrichtung besteht, und die untcrgeordneten Diener der Post-Verwa!tung (Conducteure, Bries- träger, Pacser, Postillone u. dergl.), die Angestellten und Unterge- benen der Cisenbahnbetriebs - Aemter; 7) die Staats - Haupt - Ka|strer, der Staatsschuldenzahlungs - Kassier, der Ober - Hof - Kassier, der Ober-Kriegsfassier, die Hof- und Staats-Kameral-Verwalter, der Kaner dex Universität und der land- und fsoistwirthschaftlichen Akademie, die Ka|- siere der Cisenbahnkasse, der Hüttenwerke und Salinen, der Aufscher des Münz- und Medaillen-Kabinetsz 8) die Beamten und Dicner der Schloß- und Kron-Mobilien-Verwaltung, der Silberkämmerling, die zum persönli- chen Dienste bestimmten Hofbcamten und Diener, ferner die Schloßthürste- herz 9) die Beamten der Haupt- und Nebenzoll-Aemter und ihre Unter- gebenen, einschließlich der Gränzzollwächter, die Steueraufscher. Beamten und Dienern aus den unter Ziffer 3—9 genannten Klassen kann durch ihre vorgeselzten Behörden der Eintritt in die Bürge wchx gestattet werden, wenn nach den Umständen des einz:lnen Falls eine Beeinträchtigung ihres Dien- stes hiervon nicht zu besorgen is, Die in der Bürgerwchr stehenden öffent- lichen Beamten und Diencr sind wegen der Versäumung cinzelner Uebun- gen und Dienstleistungen genügend entschuldigt, wenn und so lange sie durch ihren Dienst abgehalten werden. Auf Verlangen haben sie sich hierüber durch ein Zeugniß ihrer vorgeseßten Behörde auszuweisen.

Das Ministerium des Jnuern hat diejenigen Gewerbetreibenden, Fabrikbesißer, Kaufleute und Lehrer, welche vou der Versammlung der Abgeordneten der Gewerbevereine am 26, Mai zu Mitgliedern der zu gründenden Centralstelle für Gewerbe und Handel g-wählt wurden, aufgesordert, der Regierung drei Männer vorzuschlage., aus denen dieselbe den Direïftor zu wählen habe, und ferner, um aus dem weiteren Ausschusse von 24 Mitgliedern, welcher alle, vier Wochen mindestens einmal sich vereinigen soll, einen engeren Ausschuß von 12 Mitgliedern (4 aus dem Gewerbestaude, 3 Fabrikbesißer, 3 Kauf= leute und 2 Lehrer) für die laufenden Geschäfte zu wählen.

Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 19, Juni. Ju der vereinigten Sißung der beid-:n Kammern der Landstände am 17. Juni hielt der Ministerial - Präsident und Finanz - Minister Zimmermann folgende Rede :

„Verehrte und hochgeehrte Herren! Der Anlaß zu dieser Versamm- lung ist der betrübende TodesfaK im Großherzoglichen Hause, welchen an- zuzeigen ich beauftragt bin, Se. Königl. Hohcit der hochverehrte Großher- zog Ludivig 11. siud gestern aus “diesem Leben geschieden, nachdem Sie [hon vor einigen Monaten durch Alter und Leiden Sich veranlaßt geschen ha- ben, die Regierungsgeschäfte Unseres nunmehrigen Großherzogs Königliche Hoheit zu übertragen. Ju diesem ernsten Augenblicke wenden sich unsere Srinnterungen darum nicht minder lebhaft dem edlen Fürsten zu, der nux in Wohlthun Genuß Und Freude fand. Die Reâgie- rung des Hochseligen fiel in eine Periode, in welcher der Ent wickelung des constitutionellen Staatslebens manche Hindernisse entge- gentraten, Dessenungeacbtet sind im Laufe Seiner Regierung für den Staatshaushalt in wichtigen Zweigen feste Grundlagen gewonnen worden, worin sich sein constitutioneller Sinn auf dem Wege des Forischritts be- währte; es sind mit seiner aufrichtigen Zustimmung und Mitwirkung manche wesentliche Verbesserungen eingetreten, deren Bedeutung auch nach dem grö- ßeren Umschwung der Dinge in unseren Tagen diejenigen zu würdigen wis- sen, welche, Zeuge ihrer Entstehung, die Zeitumstände dabei in gerechte Er- wägung ziehen. Milde und Wohlwollen leitete die Handlungen des Regenten, wie des edelmuütlhigen Mannes. (Ir folgte Den Eingebungen feines Her zens, als er Straflosigfeit allen denjenigen zugestand, welche in bewegter Zeir sich zu Unternehmungen gegen die Staats - VDrdnung erhoben hatten und darum dexr Strenge des Gesezes verfallen wareuz er konnte überschen, er konnte vergessen, daß diese Unternehmungen auch gegen ibn sich rich- teten! Wo immer das Unglück eingekehrt war, durfte man Seiner als eines S il zählen, Bei den mancher- lei Kalamitäten, durch welche das Land in den leizten Jahrzehnten heim- gesucht war, trachtete Er die Leiden des Bolkes zu mildern, Keinem Be- dürftigen vermochte Sein licbevolles Herz die hü!freiche Hand zu entziehen ;

helfenden Vaters gedenken, auf Sein Mitges

zahllos sind tiejenigen, welche Er mit Wohlthaten überhäuste, auf deren Dank Er sich unvergängliche Ansprüche erworben hat. Er war cin Men- \chenfreund und Freund Seincs Volkes im edelsten Sinne dcs Wortes bis in Seincn Tod. Seine Königl. Hoheit der nunmehrige Großherzog haben geruht, an beide Kammern der Stände das Schreiben aut richten, “welches zut überbringen ich beauftragt bin und welches zu verlesen ih die Ehre ha- ben werde: E E

„(Ludwig 1. von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen und bei Nhein 2c. 2c. Mit tiefstem Schmerz verkünden Wir Unseren getreuen Ständen, daß es der Vorsehung gefallen hat, Unseres vielgelicbten hoch- verehrten Herr.1 Vaters, des Groftherzogs Ludwig 1, Königliche Hoheit, am gestrigen Tage aus diesem Leben abzuberufen. Wir werden sonach, Kraft der in Unserem Großherzoglichen Hause geltenden Erbfolge-Ordnunz, so wie in Gemäßheit der Bestimmungen des Art, 5 der Berfassungs - Urkonde, die am 5, März dieses Jahres als Mitregent bereits angetretene Regierung des Grossherzogthums fortsegen und haben deshalb cin besonderes Patent erlassen. Die nach Art. 196 der Verfassung au -zustellende Urkunde haben Wir Unseren getreuen Ständen schon bei gedachtem Negierungsantritt zustellen lassen. Es if Uns erwünscht, Unsere getreuen Stände, bei diesem traurigen Ercignisse um Uns versammelt zu sehen; Wir werden sie dem- nächst cinladen lassen, ihre verfassungsmäßigeu Verhandlungen auf die An- ordnungen zu richten, welche in Folge dieses Ereignisses sich als nothwen- dig darstellen. Von der Theilnahme Unserer getreuen Stände an dem Uns und Unser Großherzogliches Haus * so s{hwmerzlich berührenden Trauerfalle überzeugt, ertheilen Wir denselben die Versicherung Unseres besonderen Wohlwollens, Urkundlich Unserer - eigenhändigen Unterschrift und des bei- gedruckten Staatssiegels, Darmstadt, den 17, Juni 1848, Ludwig.“

„Se. Königl, Hoheit wünschen, das Volk baldigst in dem Besi der (Beseßze zu schen, welche erforderlich sind, um die bei JZhrem Negierungs- Aniritt ertheilten Verheißungen zu erfüllen. Sie beabsichtigen, die Stände versammelt zu lassen, bis ihre Verhandlungen über mehrere der vorgelegten Geseßentwürfe zum Abschluß gediehen sein würden, Jn Folge des ange- zeigten betrübenden Ereignisses werden die Gegenstände ständischer Verhand- lungen sich vermehren müssenz Se. Königl. Hoheit befinden Sich daher voreist nicht în der Lage, bestimmen zu können, ob nah Verabschiedung jener Geseßesvorlagen cine einstweilige Vertagung Jhrer getreuen Stände sachgemäß sei“ E

Nach Beendigung dieser Rede verließ der Minister-Präsident Zim- “abe i mit den übrigen Regierungs - Commissairen deu Sißzungs= agi.

Der Präsivent der ersten Kammer, Graf zu Solms - Laubach,

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{lug hierauf vor, daß jede der beiden Kammern ter Stände zur Wahl einer Deputation schreiten möge, um Sr. Königl. Hoheit dem Gr ßFherzog Ludwig [I sowohl als den übrigen hohen Angehörigen des Großherzoglichen Hauses ihre Theilnahme an dem traurigen Er- cignisse, von welchem sie so eben in Kenntniß geseßt worden wären, auszubrücken, Nachdem dieser Vorschlag allseitig angenommen war, erfolgte der Schluß der Sibung.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 15. Juni. (H. C.) Heute Morgen beging die hiesige Domgemeinde das 600jährige Jubelfest des Domes durch zweimaligen Gottesdienst. Andere Feierlichkeiten, wie eine weniger bewegte Zeit fie sonst wohl gebracht haben würde, fanden nicht statt. Der Grundstein zum Vom war am 9, Septem- ber 1171 in Gegenwart des Herzogs Heinrich des Löwen von Sach= sen und Bayern gelegt worden, und am 15. Juni 1248 saud, im Beisein der Bischöfe zu Verden, _Lübcck und Camin, die feierliche Einweihung des vollendeten westlichen Theiles der Kirche dur den Bischof Wilhelm von Schwerin statt. Buk Erinuerung an die heu- tige Feier is dieser älteste Theil der Kirche zu einer Vorhalle umge= hafen und mit cinem Glasgemälde, die Geburt Christi vorstellend, geshmüdckt worden. : Ï i

Ein Theil der nach Waren beordert gewesenen Truppen is hier= her zurügekehrt, doch mögen dort noch immer zwischen 4 500 Mann stationirt sein. Die Untersuchung durch den Kriminal = Direk= tor Bolte und den Stadtrichter Rönndberg aus Güstrow hat ihren ungestörten Fortgangz die Gefängnisse sollen überfüllt sein. Einer der Inhaftirten, ein Lumpensamwler aus Waren, der geständlich zu Torgelow auf den Lieutenant von Langen geschesseu, hat sich selbst entleibt. Auf Nequisition des Kloster = Hauptmannes zu Malchow hatte cine staife Abtheilung Kavallerie und Jäger einen Streifzug nach Malchow unternommen. Von den Bemühungen des Civil-Kom- missars von Bernstorff bei Ordnung der Verhältnisse der Tagelöhner versprah man sich cinen guten Erfolg. Auch in den übrigen Gegen- den des Landes find rücsichtlih dieser Angelegenheit die ge: igneten Schritte geschehen, so daß Ereignisse wie dasjenige zu Torgelow so leiht niht wieder vo:kfommen werden,

B nsSland.

Hestervreich. Verona, 15. Juni. Vermöge Uebereinkunft mit dem päpstlichen Heerführer Durando, g: schlossen zu Vicenza, hat derselbe auch die in Padua befindlichen väpstlichen Truppen über den Po zurüzu- führen. Ju Folge dessen hat derselbe die Besaßung von Padua an sich gezogen, worauf Padua selbst eine Deputation geschickt haben soll, um si österreichische Garnison zu erbitten. Die Besaßung wird aus der Brigade Liechtenstein bestehen. Wegen Rivoli is nichts Lekannt.

Frankreich. Paris, 19. Juni. Gestern wurde, wieGaligna ni’sMessen ger berichtet, in einer Versammlung einer Anzahl der Volks vertreter im Konferenzsaal der National-Versammlimng viel von der Bil- dung eines Lagers von 25,000 Mann auf der Ebene von Satory bei Versailles gesprochen, Die vollziehende Kommission, hieß es, habe diese Sicherheits -= Maßregel beschlossen, um sih gegen befürch= tete Angriffe zu {üßen. Die Namen der Generale, welche die ver- schiedenen Corps befehligen sollten, wären auch, wie man sagte, schon befannt,

Die Regierung hat bes{chlo}-n, einen Theil der National-Garde zu mobilisirenz sie führt dafür unter auderen folgendes Motiv an: „Die vollziehende Kommission bewahrt die fesle Hossuung der Auf- rechthaltung des Friedens, Fraukreih darf jedoch nicht ohne Vor= sichts- Maßregeln den Gebieis - Umgestalktungen zuseven, Es würde nicht dulden können, daß cin Zuwachs der Macht seiner NachLarn, ohne ibm gewährte Eutschädigung, seine eigene Macht sc{bwäche,““ Galiguani?'sMessenger bemerkt, daß dieser Negierungs-Vorschlag, 300,000 Mann National - Garde mobil zu machen, offeaubar feinen Grund in Mißmuath über die sardinischen Gebiets -= Vergröße= rungs - Bestrebungen habe, und spricht scine Verwunderung darüber aus, daß die pariser Presse jenem Vorschlag so wenig Aufmerksan= feit widmet, um so mehr, als derselbe von der Audemtuug begleitet sci, daß man dergleichen nicht ohne eine Entschädigung zu Gunsten Frankreichs werde geschehen lassen. Jedenfalls, fügt dies Blatt hinzu, werde die Sache zu ernsten Verhaudlungen iu der National-=Versamm= lung führen, da auf diese Weise ein Krieg in Aussicht gestellt sei, der die Finanzfrisis in hohem Grade vershlimmern würde. Man hätte zu gehöriger Zeit dem König von Sardinien angemessene Bedingungen stellen sollen, als man beschlossen habe, in der Lon=- bardei nicht ungufgefordert zu fnterveniren, und als die fardini {he Jutervention vorauszusehen gewesen. Jeßt, rachdem man den rehchten Augenbli versäumt, eine Mitwirkung Frankreichs zu Gun- sten der Lombardei vorzuschlagen, damit deu Lombarden die Freiheit geblieben wäre, sih ohne Zwa-rg über die Wahl eincs Souverains zu entscheiden, scheine man vielleicht uun Savoyen als Entschädigung für Frankrei verlangen zu wollen, wenn die Lombardei mit Sardi= nien vere‘uigt würde, und das hieße offenbar einen Krieg provoziren.

Außer der Emeute zu Queret im Creuze-Departenient, welche gestern in der National-Versammlung zur Erörterung kam, sind nach telegraphischen Depeschen auch anderwärts \{chlimme Ereignisse vorge= fallen. Zu Nismes hat eine Karlisten - Bewegung stattgehabt, und Blut is geflossen. Zu Perpignan führte verweigerte Steuerzahlung eine blutige Kollision herbei. Zu Gueret zählte man 15 bis 20 Todte und eine große Anzahl Verwundete. Man besorgte eine Er= neuerung des Bauern =- Angriffes; die Sturmglocken läuteten in der Stadt und auf dem Land«.

Ein Regierungs-Dekret erh ht die Zahl der Schiffs-Lieutenants er= ster Klasse von 110 auf325 im Gesammtumfange der französischen Marine. Ein anderes Dekret spricht sich üver ihr Dienstverhästniß zur Sce aus, Sie allein sollen künftig die Fahrzeuge von 160 Pferdckraft, die Kanonier -Brägzgs, Goeletten, Kutter und anderen Fahrzeuge der Geschwader befehligen.

Der Mouiteur enthält eine offizielle Tabelle über Production und Consumtion des Runkelrüben - Zuckers in ganz Frankreich vom Mai 1847 bis zum Ende des Mai 1848, Hiernach beträgt die Ge- sammtmasse dieses vorzüglich in dem Aisne-, Nord-, Dise-, Pas de Calais-, Somme= und 14 anderen Departements gewonnenen Nal- rungsstos während dieses Zeitraumes nicht weniger als 80,726,068 Kilogramm.

Thiers hat für Paris optirtz in den anderen Departements, wo er noch gewählt war, sind daher neue Wahlen angeordnet.

Die Untersuchung wegen des Attentats vom 15. Mai iff been= digt, und man glaubt, daß der Prozeß gegen die damals Verhaf= teten bald beginuen wird.

Die Polizei soll unter den in Beschlag genommenen bonapyar= tistishen Papieren auh Offizier-Diplome vorgesunden haben, welche für eine neue Garde ausgestellt worden. f i

Der National meint, das zweite Schreiben Louis Bonaparte's sei zu schr im rechten Augenblicke angelangt, um aus Loudon zu fom= men; nah seiner Ansicht müßte L. Bonaparte in der Nähe von Paris sein. Zu Rouen wurden dieser Tage napoleonische Journale massen= weise in den Straßen vertheilt.

Die Mobilgarde und die Armee halten jeßt alle Forts um París beseßt. Der Artilleriedienst ist in drei Bezirke unter eben so “vielen Stabs-Offizieren getheilt, Die Aushebung der jungen Soldaten der Klasse von 1847, so wie der Marine - Soldaten, is vorläufig einge- stellt worden,

Außlaud und Polen. St. Petersburg, 16. Junt. Der Russische Juvalide veröffentliht nachstehende zwei Tages- befehle des Kriegs-Ministers vom 10ten und 12. Juni:

I. Auf der reten Flanke der faukasishen Linie war am 23. Mai cin Kommando von 50 Mann des 3ten kaukasischen Linien- Bataillons aus der Befestigung Achmet-Gorski zum Holzfällen ent- sendet worden. Eine in der Nähe verborgene Schaar Bergbewohner gegen 400 Mann stark, unter Anführung des Kauamet Ttiagotlukoff, stürzte sich unvorhergesehen, mit dem Säbel in der Faust, auf dieses Kommando, wurde jedoch kräftig zurückgewiesen. Auf die ersten Schüsse sandte der Chef der Befestigung, Stabs-Capitain Gruschezki, 40 Mann Jfanterie und 60 Kosaken vom 38sten donishen Regi- ment, unter dem Befehle des Jessaul Semifolenof, den Angegriffenen zu Hülfe, Die Infanterie drang kühn mit dem Bajonet und die Kosaíen mit der Pite vor, und beide Kommandos strebten mit außerge= wöhnlicher Tapferkeit sich durch deu fünfmal stärkeren Feind einen Weg zu bahuen und sich zu vereinigen, Der Feind, * fortwährend verstärft dur neu über die Laba heranzichende Ankfömmlinge und erbittert dur die heroische Tapferkeit der Kommando's, griff unauf= hörlih mit dem Säbel anz mehrere Bajonette wurden mit den Händen abgerissen und 15 Gewcehriäufe mit dem Säbel durhhauen. Aber das tapfere Häuflein der achmit =- gorskishen Garnison warf, der großen U-bermacht ungeachtet, den Angriff mi: dem Bajonet zurück, und die Vereinigung der beiden Kommando's gelang. Jn diesem Treffen fiel der tapfere Jessaul Semikolenos. An seine Steile übernahm der Feldwebel Bondarenko den Befehl “über die Jufanterie und der Uriadnik Petrof den über [die Ko= saken. Zu gleicher Zeit war ein Feindeshaufe von mehr als 100 Mann vor die Befestigung gerüct, um jede weitere Zusendung von Hülse zu verhindern, wurde jer:ch von dem Militairchef mit dem groben Geschüß empfangen, und dieser rückte kühn mit den leßten Reserven und einem Feldstück aus der Befestigung und vertrieb den Feind aus der Nähe dersclben. Nach zweistündigem blutigen Kampfe floh der aufs Haupt geschlagene Feind mit bedeutendem Verluste durch den Wald über die Laba zurück. Die Kundschafter berichten einstim inig, daß mehr als 20 der bedeutendsten Häupter desselben {wer ver= wundet und getödtet wurden, unter denen sich auch der Anführer selbst und der nogaische Fürst Tlatustan Abuloff , ein Ueberläufer , nächst dem Anführer der Vornehmste, befinden. Vüle ershlagene Pferde \ammt den Sätteln und die Leiche des bekannten kasilbekischen Aelte= sten Schepcjak blieben in den Händen unserer Tapferen. Unsererseits sind leider der tapfere Jessaul Semikolenoff und 3 Gemeine getöd=- tet, 7 Gemeine verwundet und 24 Gemeine haben Kontusionen er= halten. An Pferden wurde cins getödtet und 7 verwundet. Se. Majestät der Kaiser hat in Folge des von dem Chef der rechten Flanke der kaukasischen Linie über diese Affaire abgestatteten Berichts den Feldwebel Bondarenko zum Fähnrih und den Uriadnik Petroff zum Chorunschi zu befördern und ihnen eine besondere Geldbelohnung zur Equipirung zu gewähren geruht. Zugleich harten Se. Majestät zu befehlen geruht, daß 6 Jnjiguien des Militair - Ordens an dieje= nigen, welche sich in diesem Kampfe vorzüglich ausgezeichnet, und 3 Silber-Rubel an jeden der Gemeinen, die in diesem Treffen mitge- fochten haben, vertheilt werden sollen. |

IT. Am 24. Mai kehrten 40 Kosaken des 39sten donischen Re- giments, die einen Courier nah der faufasischen Linie geleitet hatten, | in bie Festung Grosnaja zurück, Ein über 409 Maun zählender | Trupp Tschetschenzen, von dret Naében geführt, bemerkte dieses kleine | Kommando, verlegte 1hm den _nach Grosuaja führenden Weg und | stürzte sich gegen die Kosaken, sie schon als sichere Beute betrachtend.

Der Führer derselben, Chorurschi Pogoschew, ließ, als er den zehn- fh überlegenen Feind vor sich sah, seine Leute absiben und stellte sie im Kreise qua „.7Dle Tschetscheuzen drangen mit gezogene Cr beln auf Pistolenshußweite_ heran. L ie Kosaken warfen sie durch ihr Feuer zu ück. Taljik, der Obernaib, umzingelte die Kosaken und er= öffnete ein lebhaftes Feuer, warf fich mit dem Säbel ín der Hand auf sie, doch gelaug es ihm nicht, deu Kreis zu durchbrechen. Die Kosaken hielten sich über eine hälbde Stunde mit unerschütterlicher Ständhastigkeitund Kaliblütigfkeit, ohne Unterbrechung feuernd, gegen den feindlichen Augriff. Endlich machten die Tschetschenzen, als sie merkten, daß Truppen aus Grosnaja zur Hülfe herbeicilten, -ihre leßte Austren- gung: sie warfen sich mit ihrer ganzen Masse auf die Tapferen. Nach weuigen Angenblicken zeistreute sih der Pulverdampf, uud da eit fonnten die aus der Festung herbeie:lenden Truppen das Häuflein Kosaken bemerken, welhcs bis dahin durch die dichte feindliche Schaar verdeckt worten war. Die Tschetschenzen flohen und wurden bei der Verfolgung mit Kartätschenschüssen versprengt. Jun diescm Gefechte hatten die Kosaken 14 Verwundete, drei erhielten Kontujionen, sicben Pferde wurden getödtet und funszehn verwundet. Ueber den Verlust der Feinde sind noch keine Nachrichten eingegangen. Se. Majestät der Kaiser haben von dem Bericht des General-Lieutenants Freitag über diese glänzende Waffenthat Kenntniß genommen und allerhöchst zu befehlen geruht: den Chorunschi Pogoschew zum nächstfolgenden Rauge zu befördern; den 6 Kosaken, welche sich bei dieser Gelegen= heit am meisten ausgezeihnet haben, Jusignien des Militair - Ordens zu verleihen und jedem der Mitkämpfer 5 Siber - Rubel guszu- zahlen.

Jtalien. Neapel, 5. Juni. (A, Z.) Die amtliche Zeitung erklärt heute, daß die von mehreren Blättern mitgetheilte Erklärung der Deputirten, nach welher leßtere am 15. durch die Gewalt der Ba'onuette vertrieben sind, nur in Voraussicht von Eventualitäten abgefaßt sei, die sich gar nicht verwirkliht hätten, Die Nachricht, daß Campobasso wieder in Neapel sei, wird für falsch ausgegeben.

Jn Messina ist vom Kommandanten der Waffenstillstand bis zuin 2, Juni aufsgekündigt worden,

Spanien. Madrid, 14, Juni, Vorgestern trafen hier die am 5ten stattgefundenen Verhandlungen des britischen Unterhauses über die Angelegenheit des von hier ausgewiesenen Gesandten, Sir Henry Bulwer, ein, Der Heraldo, das Organ des Minister-Präsidenten, theilt seinen Lesern nux die Rede des Herrn Bankes mit und ho aue, Y Folge jener Verhandlunaen Crt v verèdite Saa Spe Doi den Angen ganz Europa's stillschweigend anerkaunt. E D orträge der Uvrigent britischen Staatsmänner, welche in dersel- ben Angelegenheit das Wort nahmen, unterdrückt das Blatt als un- bedeutend. („Vie ganze Diskussion““, sagt der Heraldo, „hät die Erwartungen des Publikums durchaus getäuscht, denn sie war außer=- ordentli trivial, unbedeutend und ermüdend. Das Ergebniß war völlig null. Nachdem wir die Debatten gründlich geprüft haben, können wir, ohne zu befürchten, daß man uns der Uebertrei- bung zeihen werde, versichern, daß; die Diskussion in hohem Grade zum Nachtheil des englischen Ministeriums ausfiel, daß sie einett \sprehenden Beleg seiner Schwäche bildet, und däß sie gar mächtig zu seinom Sturze beitragen wird, indem sfe das allgemeine Mißver=

gnügen, das seine auswärtige Politik verursacht, auf seinen Gipfel