1848 / 54 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

hielt, Der Redner war von jeher für eine Person und g'aubt, daß nach dem Gange der Debatte auch der Ausschuß si dafür bestim= men werde. Die Souverainetät des Volkes 1st dem Redner genügend | gewahrt in dem Beschluß über die Einseßung der Centralgewalt selbst; vym dieser das Vertrauen des ganzen Volkes und damit die nöthige Kraft urd Stärke zn geben, scheint es nothwentig, die Zustimmung der Fürsten, das heißt, ihrer Regierungen, der einzelnen Volks\stämme und der National-Versammlung zusammenzufügen, Das Volk hat feinen Thron gestürzt; es will also die constitutionelle Monarchie.

Moriß Mohl (für seinen eigenen Antrag, Ernennung eines Präsidenten dur freie Wahl der National - Versammlung) findet die Scheidung Deutschlands in 34 Monarchieen, welche bei der Bildung der Centralgewalt mitzuæirken haben, unverträglih mit der in der hiesigen Versammlung ihren Ausdruck findenden Einheit. Der Redner sieht in seinem Vorschlag cine Vermittelung nah allen Seiten hin ; für die linke Seite ist das Prinzip gewahrt, die Rechte findet eine Konzession in der freien Wahl. Zu dem Scoderschen Antrag ist er obnehin ein Verbesserungsvorscblag. Was den Vorbehalt der Ge= nehmigung für Beschlüsse über Krieg- und Fricden, so wie der Ver- träge mit auswärtigen Staatèn, angeht, so zeigt das Beispiel von Nord-Amerika, in welhem der S-nat das Genehmigungsrecht hat, daß die auswärtigen Beziehungen dadurch keinesweges unmöglich sind. Amerika schließt fortwährend Verträge, und es is der Fall vorge- fommen, daß von Präsidenten eingegangene Verträge, \o z. B. ein Handelsvertrag mit England, welches denselben bereits ratifizirt hatte, vom Senat nicht genehmigt wurde, ohne daß Jemand, ja selbjt England, es unmöglich gefunden hat, fernerhin zu unterhandeln.

Philipps von München, eingeschriebener Redner für den Möring- {en Antrag, legt diesem einen großen Vorzug vor dem Ausschuß= Antrag deshalb bei, weil er über eine Frage von der größten Wich- tigkeit, nämlich über die zu wählenden Personen ( ob Fürsten und welhe?), sih bestimmt ausspriht. Der Redner bemerkt, daß die An=- hänglichkeit der Völker an die Fürsten keinesweges erloschen sei. Der Fuß einer Tänzerin, von dem gesprochen worden is, hat dem Reduer Alles zertreten, was ein König geben und nehmen kann, aber nicht die Anhänglichkeit an der Monarchie.

Wippermann (für den Welckerscheu Zusaß - Antrag. ) Die Centralgewalt wird am besten in die Hand eines Einzelnen gelegt. Die Verantwortlichkeit für die Geseßlichkeit seiner Handlungen is niht zu bezweifeln. Ein Anderes is es bezüglih der Verantwort= lihfeit für die Zweckmäßigkeit gegenüber der Versammlung. Diese Verantwortlichkeit kann uicht verlangt werden, da die Wahl des Prä= sidenten oder Reichsstatthalters von der Versammlung ausgeht. Was den Welcerschen Vorschlag angeht, so is es für die Centralgewalt eine moralishe Verpflihtung, sich mit den einzelnen Regierungen ins Benehmen zu seßen über die zu berücksihtigenden Juteresjen. Dazu tient das Foribestehen der Bundes-Versammlung. Findet jene Berücksichtigung vorläufig nicht statt, so is der Kampf der Central=- gewalt mit den einzelnen Theilen zu fürchten, wie er {on früher so viel Unheil gebracht hat.

Widenmann (für den Schodershen Antrag): Der Kampf ge- gen den Ausschuß = Antrag, bezüglich der Trias, war ein wirklicher Bernichtungs - Kampf, und er ist beendigt. Wir wollen eine starke und wahre Einheit und dem Partikulgarismus uicht ferner Rebuung tragen (wie ein jeßt beliebter Ausdruck lautet). Ein verantwortliches Ministerium fann nux einer Person gegenüber steben. Der größte Niangel des Ausschuß - Antrages 1, daß nicht gesagt wird, ob die

Erekutiv=-Gewalt die Beschliisse der National-Versammlung vollziehen soll. Jin ersten Entwurf war die Genehmigung der Exekutiv-Gewalt vorbehalten; auch aus der jeßigen Fassung is der Vorbehalt des Veto zu entnehmen. Jedenfalls ijt gut, wenn eine authen- tische Juterpretation erfo!gtz diese wird nichts Anderes hagen fönnen, als der Verbesserungs - Autrag, wenn der frühere Vorbehalt nicht mehr beabsichtigt ist. Das Wesen der konstituirenden Versamm= lung beschränkt sich auf das Verfassungewerk. Bereits hat die Ver- fammling sich auf audere Geg nstände, wo es Noth that, eingelas= sen. Deshalb sind mehrere Ausschüsse niedergeseßt. Uebrigens heißt dies nicht die Zügel der Regierung in die Hand nehmen; denn um es nicht thun zu müsse, wird die Regierungsgewalt geschaffen. Wenn die Exekutivgewalt die Beschlüsse der N -tional-Versammlung vollzieht, so is das Volk souverain und das Prinzip der Linken gewahrt. Will sie sich nun nicht anschließen, so hat sie den Riß veranlaßt und zu verantworten, den sie in Aussicht stellt.

Waiß (für den Mayernschen Antrag): Tie Monarchie hat durch alle Zeiten gelebt; sie fann niht herabgewürdigt werden durch den einzelnen Träger. Auch in Deutschland is sie in dem Gefühl des Volkes eingewurzelt; dadurch wird noch fein erbliher Kaiser nötbig. Deutschland wird nie ein Staat werden, nur in der Föderativ= Verfassung fann es sich verbinden. Die Regierungen, nicht die Fürsten sollen ernennen, darum auch diejenigen in den freien Städ- ten und die provi orishe in Schleswig - Holstein. Ueber Krieg und Frieden beschließt der Reichsverweser ; damit i der Einfluß des Na- tionalwillens nicht ausgeschlossen. Was die Beschlüsse der Nattonal- Versammlung betrifft, so muß man der Exetutivgewalt das Recht der Ueberlegung aeben, wenn die Versammlung überhaupt eine von thr abgetrennte Gewalt bestellen will, Auch der Minister kann nicht oerantwortlih sein, wenn er sich nur fügen soll. Der Wider- spruch wird nur da ausgeübt roerden, wo es der Versammlung erwünscht sein wird, einen definitiven Beschluß zu überlegen.

Zimmermann von Stuttgart (für den Zibschen Antrag.) Ein

Mann an der Spiße der vollziehenden Gewalt ist gefährlih in jebi= gen Berhältnissen, zumal wenn der Befehl über alle Heere in seine Hand gelegt wird. Die von Ziß vorgeschlagene Kommission von 5 Männern hat sich anderwärts erprobt, Jm Auzschußantrag ver- mißt man eine Bestimmung, daß Fürsten und Mitglieder des alten See tage nicht gewählt werden fönnen. Bei einer solchen Wahl wiitde die Centralgewalt unvolfksthüm ih werden. Die Fürsten haben bis jeßt gezeigt, sie ihre Juteressen verstehen, aber nicht die des Landes, Diejenigen, die in bisherige Fürstenshulen gegangen sind, haben sich dadur unmögli gemadt. Wellte man in der neuen Gewalt noch das alte Gepräge \sibibar machen; daran würde das Volk wenig Gefallen finden. Die Centralgewalt darf üfcht kand (

G a / ( ( handeln, weil sie nah altem Style die Gnade hat, sondern weil es ihre Schul- digkeit ist. Man sagt, nicht die Jürsten, soadern ihre aus dem Volke hervorgegangenen und den früheren entgegenstehenden Regierungen follen wählen. Dem is entgeguet worben, bab manche Mibiner 04 eigenen Gegenfüßler werden. Männer, die das Volk und die Ver- hältnisse fennen, haben dem Redner gesagt, daß es schiene als ob statt der Gegenfüßlerei Seelenwanderung N lte habe. Wenn man glaubt, daß die Ceutral-Gewalt, durch Fürsten gebiltet, eher auf das Heer rechuen könne, so habe man beobachtet, daß cin großer Theil der Heere dem Bürgerthum freundlich gesinnt sei, Man nennt uns Revolutionaire und Republifaner; man warnt uns, daß au uns dex Sturm niederreißen fönne. Wenn das geschehen, so wird doch von uns Feind und Freund sagen müssen, daß wir stets uns getreu und wahr geblieben sind. (Beifall)

Edel von Würzburg (für den Auss{huß-Antrag eingeschrieben). Jedes Volk hat das Recht, nah selbstgewählter Verfassung zu leben. Es giebt zwei Formen dafür: Republik und constitutionelle Monar- Gie. Der Blumsche Antrag is offen republikanish; der Redner kann

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nit für ihu stimmen, weil es gegen sein Prinzip is. Er lat kein beshränkendes Mandat anzuerkenuen, aber er is es seinem Gewissen schuldig, dem treu zu bleiben, weshalb ihn seine Wähler gewählt haben. Man nennt den Blumschen Antrag unverfänglih, da er nur einen Vollziehungs - Ausscuß wolle, Man wird die Vollmachten immer mehr ausdehnen müssen und am Ende den ganzen Sicherheitê- und Wohlfahrts - Ausschuß haben. Man sagt, daß man die etzel= neu Staaten im Juuern gewähren lasse; der Reduer zweifelt, ob die Linke selbst daran glaube. (Lärm: das sind Verdächtigungen.) Die beiden Prinzipien fönuen nicht mit einander besteheuz es muß zum Zusamnienstoß kommen, und das Untenstehende wird u:terl'egen. Der Schodersche Antrag w!ll na den ersten Rednern, die ibn verthei= digt haben, es der republikanischen Seite ret machen. Andere Red= ner äußerten sich im Juteresse der anderen Richtung. Er ist also nicht fest und will es nirgeuds hin verderben. Die deutshe Nag tion hatte ursprünglich in allen freien Männern das Wahl- recht; dies haben die Fürsten und später die Kurfürsten an sih gezogen. Dem Volfe wurde es genommen. Es hat es sih auf den Barrikaden wieder erobert und muß es ausüben dürfen bei Bestellung -der definitiven Gewalt. Bei der provisorischen Gewalt fordert die Politik, die einzelnen Stämme bei gutem Willen zu erhalten und auf die noch bestehenden Partikularitäten möglichst Rücksicht zu nehmen. Darin stimmt der Redner dem Schoderschen Antrage zu, daß die Diskussion über den zu Wählenden nicht abge- schnitten werde. Jun der jevigen Zeit wird ohnedies jeder beurtheilt, und es ist besser, daß der zur Wahl kommende vor, als ngch der Wahl besprechen wird.

23ste Sitßung der deutsheu National=-Versainm- lung am 24. Juni, Den Vorsiß hat von Soiron übernom- men. Nach Verlesung des Protokouüs sprach Blum (füx seinen An- trag). Er erklärte, daß seine politischen Freunde in zwei Punkten auf ihrem Prinzip und auf Entscheidung durch namentliche Abstimmung bestehen müßtèn, nämlich bezüglih der Verantwortlichkeit und bezüg= lih der Ernennung des Präsidenten. Lichnowsky für den Vincke= {en Antrag z Vogt bestätigt die Erklärung von Blum. Rosmann von Stettin für den Möringshen Antrag; Stedtmann für dei Welckerschen Zusaß. Der Redner verlangt, daß die Bestimmung be- züglih der Vollzießuug der Beschlüsse der Versammlung etwa dahin gefaßt werde, daß der Präsident (Reichsverweser) die Verkündigung und Ausführung der von der Versammlung beschlosseuen Geseße zu übernehmen habe. Ein darauf hinzielendes Am-:ndement haben Waiß und Andere niedergelegt. Es entspinut sich eine Debatte, ob dieses noch zur Berathuug kommen könne. Die Abstimmung ergiebt durch die Gegenprobe, daß die Entw.ckelung niht mehr zugelassen werden solle. Raveaux (für den Schoderschen Antrag) findet die gegen die französische Republik im Lauf der Debatte gemahten Ausfälle ungeeignet, nahdem die französishe Republik Deutschland die Hand geboten. Auf des Redners Aufforderung erhebt sih dic Versammlung, zur Anerkennung der von Fraukreich ausgcsprochenen freundschaftlichen Gefinnung. (Stürmischer, andauernder Beifall. ) Mathy für den Meyernschen Antrag eingeschrieben. Eben betritt H. von Gagern die Rednerbühne.

Preußen. Berlin, 26. Juni. Aus ter heutigen Sißung der National-Versammlung theilen wir das nachstehende Programm mit, welches das neue Ministerium seiner Thätigkeit zum Grunde zu legen erflärt hat : i :

Wir wollen die dauerhafte Begründung der constitutionellen Monarchie. Deshalb halten wir fest an dem Zweikammer - Sysiem und an dem Grundsabe, daß die ges-ygebende Gewalt von den bei- den Fammern und dem Könige gemeinschaftlich ausgeübt werde.

Deshalb wollen wir aber auch, daß die Bildung jeder Kammer in einer Weise erfolge, durh welche ihr hinreihendes Vertraucn und Ansehen im Volke gesihert wird; zu diesem Zweck möge die erste Kanmer auf eine volksthümlichere Basis, als es in dem vou der Regierung vorgelegten Verfassungs - Eutwurfe vorgeschlagen worden ist, begründet werden.

Wir haltez uns überzeugt, daß die Wünsche und Bedürfnisse des Landes die Befestizung der erworbenen Frezheit und, zum Schuße derselben, so wie zur Wiederherstellung des gestörten Vcr- trau n3, die Stärkung ter Staats= Gewalt dringend eroeischen, damit guf der einen Seite keine Besorgniß vor einem Versuch zun Wiücderherstel'ung des frühcren Rrgi.rungs-Systems entstehe, auf der anderen Seite die Freiheit uicht 1n Anarchie auzarte,. So weit die bestehenden Geseße niht zur Eifüllung dieser Uufgabe ausicichen, werden wir keincn Anstand nehmen, Jhre Mitwirkung zur Erlangung der nothwendigen Mittel in Anspruh zu nepmen;z denn die gröpten Gefahren im Junern und nah Außen würden für Preußen und für Deutschland daraus entstehen, wenn nicht bald das Vertrauen auf geseßmäßige Ordnung und auf feste Begründung der coastitutionellen Monarchie sih allgemein befejligte. -

Zur Erreichung dieses Zweckes werden wir nicht nur gememn}am mit Jhnen die Vereinbarung über die Staats-BVersassung zu fördern uns b-mühen, sondern Jhnen auch in turzer Zeit diejenigen Geleße vorlegen, welche am nothwendigsten sind, um die mif der neuen Ver- fassung nit vereinbaren Verhältnisse zu ändern und in Harmome mit derselven zu bringen.

Wix werden ZJhnuen unverzüglich zur weiteren Entwickelung der nationalen Wehrkraft cin Geseg über die Bürgerwehr vorlegenz 1hr Beruf is, die verfassungsmäßige Freiheit und die geseßliche Vronung zu schüßen, so wie bei der Vertheidigung des Landes gegea außere Feinde mitzuwirfen. : -

Bereits besißen Sie cine Denkschrift, in welcher die Grundzüge eines Geseßes zur Befreiung des É:genthums von den Fejteln an- gedeutet sind, die dessen vortheilhafteste Benußung n eiuem großen Theile der Monarchie lähmen, Unsere eifrigste S-rge wird darguf gerichtet sein, dies Geseß bald zu entwerfen und vorzulegen.

Es erscheint uns dringeud nothwendig, daß die innere Landes=- Verwaltung überall mit den constitutionellen Grundsäßen in Einklang gebracht werde, j S

Zu diesem Zwecke werden wir bald den Entwurf einer freifinut- gen Gemeinde = Ordnung, die auf dem Grundsaße der Selbst - Ver= waltung der Gemeinde - Juteressen beruht, einbringen. Judessen wird damit jener Einklang noch nicht genügend und nicht \srühzeitig genug erreicht, und eine durchgreifende Umbildung der Bezirks - Veiwcltung ist nothwendig, wenn die Organe der Staats - Gewalt überall har- monisch mit dem Ministerium im coustitutionellen Geiste kräftig wir» fen sollen. /

Wir glauben, daß dies Bedürfuiß allgemein erkaunt wird. Des- halb werden wir nächstens eine Reorganisation jener Verwaltung an- ordnen, durch welche die Ausführung der Gemeinde-Ordnung zweck- mäßig vorbereitet und die Organe der Staatsgewalt vereiufaht uud gekräftigt werden. L

Unser Plan zur Reorganisation der Rechtspflege geht von der Absicht aus, die anerkannten Vorzüge des rheinischen Gerichtéverfah-

rens in nicht ferner Zukunft im ganzen Lande zu verallgemeinern und die diesen Zweck befördernden Vorbereitungen zu beschleunigen. Ju der Stéuer-Geseßgebung sind wesentlihe Reformen vorzube- reitenz die dringlichste is das Aufhören der Steuerbefreiungen, zu deren Beseitigung ein Gese vorgelegt werden wird,

Zur Belebung der Erwerbthätigkeit, also zur Beseitigung der Notÿ dex handaubeitenden Volfsilassen, giebt es für jeßt fein wirlsa- meres Yiittel, als die Herstellung des ges{ wächten Vertraueus auf Erhaltung der geseß!ihen Ordnung und der baldigen festen Begrün- dung der constitutionellen Monarchie. Jadem wir mit allen Kräften dieses Ziel verfolgen, wirken wir also der Erwerbslosigkeit und Noth am sichersten eutgeacn. Aber die Beschaffung von Beschäftigung dur öffeutliche Arbeiten, die dem Lande wahreu Nugen bringen, ijt hierzu ebenfatls nothwendig.

Wir werden daher in dieser Beziehung den von dem früheren Ministerium bereits begonnenen Weg, nach Maßgabe der uns zu Gebot stehenden Mittel, verfolgen, jeroch noch weit um- fasscndere Arbeiten zum Heil aller erwerbenden Volksflassen ano:dnen, sobald mit Jhrer Unterstüßung es uns gelingt, die durch Unruhen und Aufreizungen genährten Besorgnisse vor dem Umsturz der staatli= hen Verhältnisse zu beseitigen und das zur Beschaffung der erfor= derlihen Geldmittel nothwendige allzemeine Vertrauen wieder herzu- stellen.

Aíso ín der Geseßgebuna, in der Verwaltung, in unserem Thun urd Handeln nicht in abstrafkten E-:klärungen, die verschiedenar= tiger Deutung ausgeseßt sind fassen wir die denkwürdigen Creig- ne des Monats März und unsere Anerkennung der damals stattge- habten Revolution auf, einer Revolution, deren ruhmovoller und eigen= thümlicher Charaftec darin besteht, daß sie vhue Umsturz aller staatlichen Verhältnisse die coustitutionelle Freiheit begründet und das Recht zur Geltung gebracht hat. Auf rechtliver Grundlage iet

diese Versa:umlung, steht die Kronez diese Grunèlage halten wir fest.

Berlin, 26. Juni. Aus dem Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten geht uns folgende Mittheilung zu: / Durch den Minister der geistlichen 2c. Angelegerheiten sind Kreis - Konferenzen der Volksschullehrer angeordnet worden, welche unter dem Vorsiy der Landräthe und unter Hinzuziehung der Kreis- Schul - Juspektoren stattfinden und den Lehrern Gelegenheit geben sollen, in. freier usd ordnungsmäßiger Berathung ihre, namentlich auf ihre Stellung und die innere Organisation der Volksschule bezüg= lihen Erfahrungen und Wünsche auszusprechen. Diese Kreis-Kon= ferenzen sollen alédann aus ihrer Mitte einen Deputirten für die Provinzial - Versammlung wählen, und es wird beabsichtigt, die Et gebnisse der auf der leßteren stattfindenden Berathung als änhalts= punkte für die auf verf¿ssungsmäßigem Wege vorzubereitende Schul= Geseßgebung zu benußen. : A So freudig diese Anordnung und die durch dieselbe herbeizusüh= rende unmittelbare Betheiligung der Lehrer an der neuen Vrgan!ha- tion der Volksschule von den leßteren anerkannt worden 1j, 10 ps doch auch von mehreren Seiten des Lebrerstaudes dem Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten dagegen Bedenken Hopgeirggen worden, daß die Kreis-=Konferenzen unter dem Vorjis der g D und uuter Hinzuziehung der Kreis Schul=Jusp: ftoren aen follen. Unter der Vorausseßung, daß in dieser Weise eine A e dung der Lebrer stattfinde, daß eine freie Meinungs =- Lf i rung der Letzteren nur daun stattfinden WELSE/ : j las 1 p ie Lehrer- Versammlungen ohne jedes amtliche OXxgau 2exa en En eile hat man unter Berufung auf das den Lehrern zujteyende Let Me ciationsrecht darauf angetragen, dle Berathungen in solcher Lese ‘n assen. i R ae bat sich nicht veraulaßt g-sehen, die Berat! urgen in dieser Form stattfinden zu lassen, und es hat daher auf jeue An- träge nicht einge¿angen werden ¿onnen. O So wenig den L hrern das Recht der sreten Association und in Folge davon das Recbt, Versammlungen und Berathungen unter selbstgewähltem Vorsis zu..halt-n, bestritten wird, eben so steht der Schulbebörde das Recht zu, zu amtlichen Zwecken Konferenzen der Lehrer anzuordnen ‘und für deren Berathunzen eine &01m zu bestim- men, welche die Erreichung des beabsichtigten wes sichert. Der Minister bat aber nicht geglaubt, 1a der vorliegenden wichtigen An= oelegenheit das Zustandekommen und den Erfolg der den Lehrern bewilligten Berathung dem Gutdünken der trincesweges noch egts sicten und alle bei dem Voikoschulw jen n Betracht fommenden Jus teressen vertreter den freien Lehrer - Versammlungen überlassen zu B. s ‘7 ald weniger aber fonnte der Minifter der ausgesprochenen Befürchtung, daß unter dem Vorsiß und durch Dinzuzlezuvg der unmittelbar mit der Leitung des Schulwejens vezustragten Mee hörden die freie Meinungs = Aeußerung der Lehter b RIE ere, einen Einfluß auf die Bestimmunza der ¿zorm d'ejer Kanfexonzen ein räumen. És faun vielmehr angenommen werden, daß T1ë Lehrer durch die Anwesenheit der dem Shalwesen vorgesebten am:lichen Drs gane sich eben so wenig werden abhalten lassen, ihre e Erfahrungen und Wünsche auszu/prechen, als jene Organe se st Veranlassung haben sollten, bie srete]te Meinungs-Aeußerung 1rgend- zie zu behindern. i E L oilte aber den beregten Anträgen die Ansicht zu Grunde lie= gen, daß die Volkeschule eine si selbst regierende werden möge, 10 wird zuvörderst abzuwarten sein, was in diejer Brziehung auf ver= fassungsmäßigem Wege wird festgeseßt werdeu.

Hesterreich. Wien, 24. Juni. (Wien. Ztg) Die Lan= des - Regierung im Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns macht Folgendes bekannt : - ; A

Bei der Fortdauer der Verhältnisse, welche das nut den Erlassen des hohen Finanz - Ministeriums vom 2. und 4. April d, J. auf die Deit bis Ende Juni d. J. verfügte Verbot der Ausfuhr von österreichischen Zold- und Síiberwünzen zur unausweichlichen Noiÿwendigkeit gemacht haben, ird dieses Verbot sammt den durch die erwähnten Erlajje vorgezeicyneten E stimmungen auf die Dauer bis Ende Juli d. J. Qugepe dee Fe E fügung wird iu Folge Crlajses des hohen Finanz-Ministeriums vom 19, Juni 1848 zur de ge E gebracht,

Ii n 20, i 818.

li ia T Raimund Graf von Lamberg,

K. Hofrath,“

(Oeft. Ztg.) Se. Kaiserl. Hobeit der Erzherzog Johann ist gestern Abends als i bee Majestät des Kaisers uach Wien abgereist, Er E L E Abschieds - Audienz der hier anwesenden Kongreß - E M J iu rührendste Weise: Er gehe ungerne, aber gehoraee Je H! Sr. Majestät des Kaisers von hier, mit bangen 4e10rg ea erfi l für die Zukunft. Aber was da tmnmer S E und Res g L vielleicht Tyrol nicht mehr wiedersehen sollte, A Le e 0 L Bestimmung getroffen, daß Seine Gebeine 1 Ae E Due Sein Sohn, der junge Graf von E Eee Tyne jeßt Aa lieb gewonnen habe, werde einst seinen Wohnsiß im Lande nehmen

: [raft demselben widmen. ““ A R E Mud Tre0 hes Wessenberg und Doblhoff sind nah Wien

7+ und sämmtliche Gesandtschaften werden bald ihren Beispie- e R Bie große \yrmis- serbische Deputation und Banus

Zellachih weilen uoch hier.

essen. Kassel, 23. Juni. (Kass. Ztg.) In der gestri- gen Sang der Stände-Versammlung waren sämmtliche Mitglieder des Staats - Ministeriums anwesend. Herr Ministerial - Vorstand

Junsbruckck, 20. Juni.

Eberhard seßte auf Veranlassung des in der Sißzuug vom 16ten d. M. von Herru Heukel gestellten Antrages, das Verhältniß der verantwortliche: Minister zu dem Regenten betreffend, aus einander, roie dieses Verhältniß in Folge höchster Eutschließung bestehe, uud wie die gegenwärtigen Mitglieder des Ministeriums ihre Verantwort- lihfeit stets so aufgefaßt hätten, daß sie in den Fällen, wo die Lan- deswohlfahrt irgend eine Maßregel erheishe, sich anch für passives Verhalten verantwortlih erachteten. Der Herr Ministerial-Vo: stand äußerte sclicßlich, wenn der Aues:huß über den Antrag des Herrn Henkel noch eine Berathung und Beschlußnahme für nö= thig erachte, sei zu wünschen, “daß derselbe ers mit dem MBiinisterium in Berathung darüber trete. Herr Nebelthau war erfreut, durch diese CErflärung eiuer Juterpellagtion überhoben zu seia, um flar und unzweideutig darzustellen, weshalb die entschiedenen Au= hänger der constitutionellen Monarchie mit ganzem Herzen für das jeßige Ministerium sind. Er trug darauf au, die Erklärung dessel- ben dem Verfassungs-Auoschuß zu überweisen. Herr Henkel fügte hinzu, derselbe fönne sih auch darüber aussprehen, ob sein Antrag überflüssig geworden. Die Eröffnung wurde dem Verfassungs-Aus- {uß überwiesen. i

Vou Seiten der Landtags = Kommission erfolgteu folgende Mit- theiluagen: 1) der Entwurf eines Vürgergarden-Geseßes; 2) eine Eröffnung auf den Autrag tes Herrn Henkel wegen Einführung der Volfsbewaffnung; 3) der anderweite Entwurf einer Geschäftsordnung 3 4) Eröffnung in Betreff der Beeidigung der Offiziere und der Auf- nahme des Verfassungs=Eides in den Fahnen-Eid der Soldaten, aus welcher erhellt, daß die Beeidigung der Offiziere auf die Verfassung unr im 2ten und 3ten Jufanterie= und 1sten Husareu=Regimente aus Versäumaiß unterblieben sei, aber nachgeholt werden solle, und daß der Verfassungs - Eid in den Fabnen=- Eid der Soldaten von unn an aufgeiommen worden sci, Die erforderliche Eidesformel liegt der Eröffnung bei. Herr Bergk berichtete für den Verfas{ungs- Ausschuß über die Abänderung der Wahl - Bestimmungen, namentlich Aufhebung der §§. 64 und 65 und des ersten Abschuittes des §. 6d der Verfassungs-Urkunde, Der Druck des Berichts wurde be- ¡chlossen j

___ Soleswig-Solftein. Altona, 25. Juni. (Alt. Merk.) Die Truppenzüge des 10ten Armee - Corps dauern unausgesett fort. Die Mecklenburger verlicßen uns schon mit dem Nachmittagszuge, der ein langgedehnter war, dagegen fam aber wieder ein Bataillon Ol- venburger, Inzwischen hört mau vom Kriegsschauplaße durchaus umcchts, was guf irgend eine entscheidende Unternehmung deutete, und die Gerüchte darüber scheinen alles Grundes zu entbehren. Nach- rihten aus Flensburg vom 23ften zufolge war das Hauptquartier des Generals Wrangel fortwährend in dieser Stadt. Die beiderseitigen Truppen stehen sich unthätig einander gegenüber, Die Dänen sollen sich bei Hadersleben veshanzen uud ihre Hauptmacht dort und weiter nah Norden konzentriren, während in Flensburg eine Menge slucchtiger Haderslebener sind, die unter dem Schutze unseres Heeres wieder 1n die Heimat zu gelangen hoffen. Die Dänen schicken ihre Patrouillen bis nach dem Rothen Krug, 1 Meile von Apenrade, und umgelehrt gehen Vorposten des Taunschen Corps, das sih bekannt- lich in Apeurade verbarrifadirt, bis nach Hoptrup. Das Sundewitt=- je wird von beiden Seiten abpatrouillirt. Auf Alsen sind augen- blicilih vieileiht nur 2 oder 3 Bataillone Dänen, aber es wird dort cine nausgesezte Schisssverbindung mit Fühneu und dem Norden unterhalten.

Ausland.

Frankrei, National-Versammlung. 21 M

C )amprant dringt auf Wiederinkraftsebung der Verordnung vom

¿a A T e i Sißung vom Prasident Senard eröffnet die Sißung um 1 Uzr. 1). Juni 1713 rücksichtlich der Gemeindegüter. Antony Thouret legt sei en Autrag auf Aufhebung des Tab¿ckmonopols vom 1, J1- nuar 1849 an vor. Dan debattirte man lange über den Antrag auf Gleilsteiung der in Algerien ansässigen masorerneu Franzosen z Fiambert woilte sogar für diesen Gegenstaud eine Dringlichfeits- Erflzrung erwirit sehenz allein die Versammlung zeigte damit keine sol? E.l und ließ den Antrag oorläufig liegen. Admirai C a \y be- stieg dann die Tribüne, um der Versammiung anzuzeigen, daß er diesen Moraen Depeschen aus den Antillen erhalten, die ihm melde ten, daß auf Martinique und Guadeloupe ein allgemeiner Sfk'aven- Aufruhr ansgebrochen sei, daß sich die Eigenthümer der Pflanzungeu durch die Fucht hätten retten müssen, uud daß endlich der Gouver= neur gezwungen worden fei, die Freiheit der Sklaven an beiden ODr=- en ausezusp:e:hen. Stimme zur Rechten: Für das vergossene Blut der Eigenthümer isst die provisorishe Regterung verant: wortlich! "Zur Unken: Shweigen Sie! Schweigen Sie!) tehrere Mitglieder schienen geneigt, sofort eine Anklage gegen jene Fretheits - Dekrete zu richten, -allziu sie sahen sich ucht unterstügt, und die Versammiung kehrte zur Tagesorduung, der Frage über die Geträ fsteuer, zurück. Das Geieß der provisorischen Re-= gierung vom 31. März soll mit dem 10. Juli aufzören und der Entœurf des F nanz-Auoschusses wird genehmigt. Perrée erhielt dann das Wort zu seiner Juterpeliation. „Jh will mich niht““, \zgte er, „als Werkzeug von Journalgeröchten und sonstigen Ausfällen ent- täuschter Hoffnungen hinstellen, aber wenn man in fast allen Blättern solche Änjchuidigung?n liest, wie sie ein Brief Boiss9's aus Florenz enthalt, \0 A i, der Regierung eine Gelegenheit ver- schaffen zu müssen, den guten Ruf unserer Vertceter im Aus-= laude zu retten. Wü-en in diesem Bricfe noch Namcn genaunt, wü= xen bestimmte Thatsachen darin bezeihnet worden, so hätte die Re- gierung wenigstens gewußt, wohin jie ihre Untersuchungen zu richten habe, welche Aufflärungen sie si vershasfen fönne; aber wein man einen Zweifel {weben läßt, der auf allen unsereu Repräsentzuten im Auslande lasten könnte, der alle die, welhe wir zu den auswärtigen Mächten abgesandt, um unser Land dort zu vertreten, zu verdächtigen geeignet ift, dann, glaube ich, müssen diese Gerüchte energisch Lügen gestraft werdeu. Sie kennen gewiß diesen Briefz ih für mein Theil habe uicht den Muth, ihn vor Jhnen zu wiederholen.“ Mehrere Stimmen: „Lesen Sie den Brief des Herrn von Boissy, ehemaligen Pairs von Frankreich.“ Au dere Stimmen: „Nein, neia!“ Heir Perrée: „Jh wollte kein Aergeniß erregeu, ih werde daher den Brief uicht lesen, scudern nur eine odcr zwei Stellen hervorheben, welche mir besonders eine bestimmte Antwort zu erheischen scheinen,“ Einige Stimmen; „Sie müßten dann auch den Brief lesen, welchen Herr von Boissy an Herrn von Lamartine geschickt hat!“ Derr Perrée: „Meine Herren, es findet sich in jenem Briefe (au Herrn Bastide, den Minister des Auswärtigen) folgende Stelle: /- „Venn Sie wissen besser als i, daß zu dem traurigen Namenverzeichuiß der Männer, welche im Auslande die Vertreter und die Schande Frank= reichs std (Murren), vor einigen Tagen noh, als würdige Ergänzung diejer ernedrigenden Wahlen, der Vice-Souffleur eineskleinen Boulevard- Theaters fehlt“ ih vollende den Sab nicht; es giebt Dinge, die man auf dieser Tribúne unmöglich lesen kann, Jh begnüge mich, Le Quelle zu bezeichnen. Die Serten Minister kennen die Thatsa- A A M a auf, wenn Grund dazu is, durch förmliches ügenstrafen diese Verleumdungen niederzuschmettern,“ Herr Ba-

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stive: „Bürger Repräsentanten! Seitdem ih die Ehre habz, dem Ministerium der auswärtigen Angelegenzeiten anzugehören, habe ih alle meine Bemühungen angewendet, die Persoueu daraus zu entfer- nen, welhe mir wegen ihrer politishen Meinungen, wegen ihrer Moralität oder ihrer Unfähigkeit nicht würdig schienen, Frankreich zu vertreten. Einige haben sogar gefunden, daß ih in dieser Hinsicht übertrieben bedenklich sei. Sie tadelten meine Strenge; und nun sagt man mir, es befänden sich unter unseren diplomag- tischen Agenten noch Männer, welche Frankreih im Auslande zur Unehre gereihten. Die, welhe diese Anklage erhoben, haben, scheint mir, gegen iÿre Pflicht gefeblt, indem sie ihren An-= schuldigungen nicht die Namen beijügten. J fordere sie förmlich au, die Namen anzuführen.“ Mehrere Stimmen: „Sehr rich- tig!“ Ein Mitglied: „Die Bezeichnung i aber doch deutlich gezug, um die Thatsachen, wenn sie ungegründet sind, für falsch zu e:flären.“ Herr Bastide: „Sie könuen sih versichert halten, daß ih, sobald die Namen mir bekannt sein werden, meiner Pflicht, so peinlich sie auh sein möge, mih nicht entziehen werde; welches auch die Personeu seien, ih werde jede Art von Rücksicht beiseitsehen ; Sie fönnen sicher sein, daß diese Agenten dann auch nicht einen Tag länger auf ihrem Plah verbleiben sollen. Nah augestellter Unter= suchung soll kein Ageut im Aus =- oder Julande, der nicht der hohen Mission würdig it, mit welcher er beauftragt worden, cinen Tag länger in seiner Stellung Boden‘. Dio Versamm= lung \chrüt hierauf zur Tageëordnung, der Erörterung des Geseß = Entwurfs über die * Eisenbahnen. D Gal Cazalat sprach für denselben, weil dadurch der Staats- Kredit her- gestellt und der allgemeinen Wohlfahrt ein frättiger Auss{chwung ge- geben werden fönne. Er {lug uebenbei vor, für 400 Millionen Ei- senba‘nbo: s zu 20 Fr. auszugeben, welÞde Zwangs - Cours haben sollten. (Allgemeines Murren.) Herr Morun bekämpfte den Gesetz- Entæœurf, weil derselbe uur traurige Ergebnisse liefern werde. Nach 10 oder 15 Jahren könne der Staat die Eisenbahnen geseßlich an sich nehmen, während dies jeßt auf Kosten der vom Staate einge- gangenen Verpflichiungen und unter Verleßung der Ächtung geschehen müßte, die man deu Kontrakften und der Freiheit des Gewerbfleißes schuldig sei. Der jeßige Entwurf sei nur der ersle Shritt auf ciner unheilvollen Bahn, Heute beanspruche man die Eisenbahnen, morgen würten die Versicherungs-Gesellschaften, später die Minen und Berg- werke, noch später die großen Manufakturen es sein, welhe der Stgat an sich reißen wolle. Er sei entschieden gegen dieses System des An-= sihreißens und des Menopols. Herr Cordier erklärte, daß der Geseb - Entwurf aus politischem wie aus finanziellem Gesichte gleich ungerecht und unklug sei, Herr Mathieu fand die vom Finanz- Minister für Uebernahme der Bahnen anzebotenen Bedingungen durch- aus billig und stimmte für deu Geses8-Entwurf. Herr von Mon- talembert erflärte sich, unter Berufung auf die {on vor Jahren von Arago und Garnier-Pagès ausgesprochenen Ansichten gegen die vorgeschlagene Maßregel, weil sie ein Augriff auf den Associationé- geist und auf das Eigenthum, weil sie durchaus illiberal, durchaus ungerecht und durchaus unpolitish sei. Das jeßt vorgeschlagene Sy=- stem erkläre im Namen des republifauis.hen Grundsabes dem libera- len Grundsaße den Krieg, was den wahren Jnteressen der 9icpu- blif nux verxterblih seia könne, Nach dieser Rede, die mit allgemeinem Brifall aufgenommen wurde und in Folge de- ren sih eine Gruppe um den Reduer bildete, worin auch Herr Thiers sich bcsand, um den Redner zu beglickœüunschen, legte noch Herr Pierre Leroux éine, Petition von Abgeordueten ter Nationalwerkfstätten auf das Büreau nieder. Es wird darin über die Maßregeln, welche die Kommission des Comité?s für die Arbeiter ang?ordnet, Beschwerde geführt und einige Bürgschaft für diejenigen Arbeiter verlangt, die nah den Departements geschickt werden sollen, um dort in der Privat-Judust.ie beschäftigt zu werden. Die Bitt- steller verlangen, daß ibre Petition dem Arbeiter-Comité überwiesen und daß so bald als möglich darüber Bericht erstattet werde. Man ruft von allen Seiteu: „Das ist recht und billig! ‘’ Hierauf wurde die Debatte über die Fisenbahn-¿Frage auf mogen vertagt, für wel- chen Tag auch dtíe Juterpellationeun des Herrn Lagrange über die der bonapartistischen Partei shuldgegebenen Umtriebe auf der Tages= Orduung stehen.

Paris, 2), Juni. Das Journal ves Lébats (das ein- zige Blatt, welches der Redaction des Staats = Auzeigers heute von Paris zugegaugen) berichtet : „Seit einigen Tagen glaute die Regie= ung, durch die energischen Beschlüsse der National-V-rsammlung ge- drängt, endlich Maßregeln ergreifen zu müssen, um zur Auflösung der National - Werkstätten zu gelangen. Bekanntlich war am L20sten in allen Bezirken die Zählung vergenommen worden, uud ungefäßr 12,000 Arbeiter, saft alle qus der Provinz, hatteu sih guf die Listen eiutragen lassez, indem Fe sich beret crflärten, nah den Departements abzu- gehen, um dert bei den Arbeiten, welche die Regierung angeordnet hat, beschäftigt zu werden, Die Fühzer snchten ibre Kameraden zu= rüczuhalten, durch Verbreitung des Gerüchts, daß ihnen in der Provinz eine fehr schlechte Behandlung bevorstehe, und daß die, welche sich hon dorthin beaeben haben, von den Einwohnern gepiügelt œ orden seien. Gestern fcüh erschien nun eine Gruppe von ctwa 400 Arbeitern im Luxemburg und verlangte mit der Kommission der vollziehenden Gewalt zu sprehen. Herr Marie willigte i die Annahme einer Deputation, und es begaben sih fünf derselben zu ihm. Als der, welcher an ihrer Spitze stand, Herrn Marte ‘anreden wollte, weigerte sich dieser, in anzubsren, indem er ihm sagte, daß, da derselbe zu den Banden gebört, die amn 15. Mai die National-Versammlung gestürmt, er in ibm nit das Organ der Arbeiter anerkennen fönne. Dann wandte sich Herr Marie zu den vier anderen Abgeordueten, zu denen er ge- sagt haben soll: „„S'e sind nicht die Sklaven dieses Mannes, Sie können se!bst Jhre Beschwerden vortragen.“ Nachdem Herr Marie ihre Klagen aufmerksam a'gehört hatte, suchte cer sie davon abzubringen, daß sie sich von den Unruhestiftern verlciten ließen, die sie in Empövrungs= zustand gegen die Regierungsgewalt und gegen die Gesellschaft ver= seßen wollten. Er beruhigte sie übrigens volikommen über tie Ah- si-hien der Regierung, die sih eisrig und theilnehmend mit ihrem Loose beschäftige. Es scheint, daß die Abgeordneten den Arbeitern, welche ihrer auf dem St. Sulpice- Plaß warteten , keinen genauen Bericht über diese Unterredung erstatteten, und daß sie, eine Aeuße-= rung des Herrn Marie entst:lleud, ihnen sagten, dieser habe sie Skla= ven genannt, Darauf begannen die Arbeiter zu \{chreien: Nieder mit Marie! Nieder mit der vollziehenden Kommission! Nieder mit der Versammlung! Einige stürzten nah dem Glockenthurm der St. Sulpice = Kirche, vermuthlich um Sturm zu läuten, gber man hatte noth Zeit gehabt, die Treppenthür zu verschließen, und es gelang ihnen nicht, dieselbe zu sprengen. Von da wendeten sie sich durch die Straßen Vieux-Colombier, St. Domiuique und Bac nah den Quais. Auf dem Wege dorthin ließ sich eine neue Art von Geschrei verneh= men. Nach der Weise: Lampen, Lampen! schrie man: Wir bleiben, wir bleiben! Diese Kolonne zog durch die Vorstädte St. Antoine, St. Marceau und mehrere audere Stadtviertel. Unterweges ver- mehrte sie sich durch einige hundert Müßige. Abends stellten sie sich auf dem Bastille - Plaß und an der Barrière du Trone auf. Polizei - Kommissare erhielten den Befehl, sich an Ort und Stelle zu begeben, um diese Zusammenrxottungen zu zerstreuen, Es

lebe Napoleon! Es lebe der Kaiser! Nieder mit Marie! Wir bleiben! war das einzige Geschrei, welhes man von den Judividuen hörte, weiche an dieser Demonstration Theil nahmen. Die Regierung, welche fürchtete, die Rut etörer möchten nah dem Palast der Natio= nal-Versammlung vorzudringen versuchen, ließ ein Jnfanterie-Batail- lon und zwei Dragouer - Schwadronen beordern, sich bei dem Palast aufzustellen. General Negrier, Quästor der National - Versammlung, übernahm sofort das Kommando über alle zum Schuß der Versamm= lung bestimmten Truppen. Mitternacht. Die Manifestationen, welche am Morgen von einem Theiie der Arbeiter der National-Werkstätten, ausgingen, haben am Abend ganz Paris in lebhafter Aufregung erhalten. Die Zugänge zum Stadthause waren fortwährend versperrt ; eben sto die Zugänge zum Luxembourg-Palast. Die Boulevards waren mit Volksgruppen bcdeckt, in den Staßen St. Martin, St. Denis, Tem- ple fanden Zusammenrottungen sta!t. Um 8 Uhr Abends füllte sich der Pantheon-Plaß mit mehreren Tausend Arbeitern. Um halb 9 Uhr verließ eine 4 5000 Individuen starke Kolonne die Veistadt

und zog, eine Fahne voran, nach dem Quai des Stadthau-

ses, über den Plaß und in der Richtung nach dem Faubourg

du Temple, wo sie, wie man sagte, sich mit den Arbeitern

der Stadtviertel Temple und St. Antoine vereinigen wollte. Dieser

Zug verursachte einige Besorgnisse, und a!s er vorüber war, wurde

der Plaß am Stadthause für den Verkehr abgesperrt und die Arcole=-

Brücke von Militair beseßt. Jm Lauf des Abends wurden Vor=

sichtsmaßregeln getroffen, die Nationalgarde theilweise zusam=

meuberufen und ansehnliche Truppen - Abtheilungen im Luxem=

bourg versammelt, Um 10 Uhr rücckten eine Dragoner - Schwa=

dron und mehrere Compagnicen Linientruppen, Mobilgarde und

Nationalgarde auf den Stadthaus -= Plaß, um dort zu

bivouakiren. Um 11 Uhr stellte si ein Linien - Bataillon im Hose der

Polizei - Präfektur auf. Der Zugang zum Justizpalast wird vou

der Mobilgarde bewaht. Der Palast der National-Versammlung ist

ganz mit Truppen angefüllt, und in den Umgebungen defseiben sindet

ein sehr lebhafter Wachsamkeitsdienst statt. Ueberall steht mau zahl=

zeiche bewaffnete Macht, uud auf allen Mairien if ein starkes Piket

in Permanenz.‘’ Hier, in der Viitte der Nacht vom 22, zum 23.,

bricht der Bericht des Journal des Débats ab.

Der sardinische Botschafter hat gestern im Namen des diploma= ien Corps, dem die Vorlegung dcs Entwurfes für Mobilisirung 1 300 Bataillonen Nationalgarde uud insbesondere ein Theil der Zeweggründe, welche der Minister für diese Maßregel angab, einige

teten erweckdt haben, den Minister des Auswärtigen um Erläute= rungen ersuht, Dieser erwiederte, daß der feste Entschluß der voil= zieheiden Gewalt dahin gehe, den Frieden uud das Einvernehmen mit d:-n fremden Mächten gufreht zu halten, und daß die Mobilisi= rung der Nationalgarde blos eine Vorsorge-Maßregel sei, Die Ge= sandten haben angekündigt, daß sie an ihre Höfe berichten würden.

Das Finanz-Comité begann gestern die Prüfung des berichtigten Budgets von 1848. Das erste Kapitel des Just z-Budgets, die Bes soldung des Ministers betreffend, veranlaßte längere Erörtezungen über die Frage der Beamtcn-Gehalte. Das Comité entschied mit Stimmenmehrheit, daß die Beso!dung eines Wtinisters künftig 36,090 Fr. betragen solle und nicht 48,000, w'e Herr Berryer vorgeschlagen hatte. Unter der vorigen Regierung bezogen die Minister jährlich 80,000 Fr. und der Minister d?s Auewärtigen noch die Hälfe mehr. Unter dem Kaiserreich und der Restauration war das Einkommen der Minister noh weit beoèutender. Gestern wurde in der National-Versammlung der Bericht des Finanz=- Comités über die Finanzlage vertheilt. Das Comité lobt -den Minister dafür, daß er die Jdee der Verausgabung vou Papiergeld

zurückgewiesen habe, stimmt aber seinen Hoffnungen und Beranschla= gungen in Bezug auf die Hülfsquellen und Mittel nicht bci, durch welde er die Ausgaben und Einnahmen ins Gleichgewicht bringen zu fönnen glaubt. Auch berehnet das Comité, daß dem Minister alle seine Hülfsquellen, statt der 380 Millionen, die er in seiner finanziellen Bilanz zu fiuden meinte, nur 250 Millionen ver= {hafen würden. E i :

Zu Nantes baben Unruhen stattgefunden, weil die Arbeîter in den National- Werkstätten auf Stücd Arbeit geseßt wurden. Die Ar= beiter rotteten sich zusammen, warfen die aurückenden Truppen und Nationa!|=Gardisten mit Steinen und konnten nur durch wiederholtes Ansprengen der Kavallerie zerstreut werden. Auf beiden Seiten gab es Verwundete. Ein Duzßend der Rädelsführer wurden eingesteckt. Zu Givoors haben Meuterer einen Theil der National - Garde ent- wasfaet. Ein Truppen - Corps war von Lyon dahin unterweges, und man hosste, daß es die Ruhe wohl ohne Blutvergießen herstellen verde.

Die Zählung der Arbeiter der National - Werkstätten ging ge= stern in ganz Paris vor sih. Sie sollten zu dicsem Zwee alle in ihren Wohnungen sein; viele wareu aber in den Häusern, wo sie nach den Yisteu wohnen sollten, weder aufzufinden, noch dort bekannt. Heute sollen in den Nat'onal - Werkstätten, den Befehlen der vollzie= henden Kommission gemäß, die Werbungen beginnen. Jn einer heute amtlich mitgetheilten Note erklärt die Kommission, daß im Juteresse Aller die Auflösung der National - Werkstätten nöthig und daß die Werbung uur der erste Schritt zur Lösung dieser wichtigen Frage sei.

Ein Detret des Unterrichts = und Kultus - Ministers weist die sämmtlichen Kirchen - Vorstände im Bereiche der Republik an, sich in allen Verwaltungs-Angelegenheiten an den hierzu in seinem Ministe- rium bestellten Direktor der Kuit:s-Administration zu wenden.

Napoleon (Jerome) Bonaparte war von der zweiten Legion der pariser Nationalgarde als Oberst empfohlen worden. Er schreibt je= doch an jeue Legion, daß er die ihm zugedachte Kandidatur aus dem Grunde nicht annehme, weil er das Kommando irgend eines Theils der bewaffneten Macht mit den Pflichten und der Stellung eines Volks-Repräsentanten unverträglich halte.

Seit einiger Zeit wurde hier eine ungeheure Menge falscher Bankbillets zu 100 Fr. in Umlauf geseßt. Sie sind schwer zu er= kennen; uur die grünlihe Papierfarbe sei, sagt man, etwas heller, als die der eten.

Herr Arago soll nach der Presse seinen nahen Austritt aus der vollziehenden Kommission mit Bestimmtheit angekündigt haben.

Die Parteien schlagen bereits die nah ihrer Ansicht zur Präsi- dentschaft der Republik geeignetsten Männer vor, Marrajt, Causji= dière, Arago und Cormenin werden empfohlen,

Napoleon Bertrand, Sohn des Generals, niht Napoleon Bo= naparte, wie es anfangs hieß, hat si mit dem jüngeren Goudchaux duellirt, der im Gesicht verwundet wurde.

Großbritanien und Jrland. Loudon, 22. Juni. Ju der gestrigen Sißung des Unterhauses wurde nichts von Be-= deutung verhandelt. Eine Bill zur Unterstüßung der irländischen Pächter, welhe Herr Drummond eingebracht hatte, sollte das Co= mité passiren, als der Staats-Secretair für Jrland, Sir W. So-= merville, ihre Verwerfung beantragte, weil dieselbe Angelegenheit ein Theil einer bereits der Comité-Berathung unterliegenden Regie= rungsbill sei. Die Verwerfung wurde ohne Abstimmung beschlossen.

Das Dampfschiff „Hibernia“ is mit Nachrichten aus New -= Y ork bis zum 7. Juni in Liverpool angekommen: Man vernimmt aus Mexiko, daß die Kammer der Abgeordneten am 17, Magi mit 51