1848 / 56 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

tional - Versammlung einer zweiten Durchsicht unterliegen, e 2 würden eine Einrichtung haben, wie sie in England bestcht, wo fein Aft erlassen werden kann, bevor er richt wenigstens in der Re- gel an drei verschiedenen Tagen wiederholt zur Verlesung gekommen, so daß man also Zeit hat, über die Tragweite eines solchen Beschlusses sich zu bedenken, Aber wir leben in solchen geordneten Zuständen noch nicht; vir schaffên erst das, was uns Orduung geben soll, und für diesen Ueber- gang fragt es sich, ob sie denn so verwerflich is, die Vorsicht, welche die Na- Ponat - Versammlitng noch cinmal darauf aufmerksam machen könnte, daß ein Beschluß, wie sie ihn gefaßt, besser vielleicht nicht oder anders von ihr gefaßt werden fónntez das, meine Herren, scheint mix allein das Prak- tische von diesem ganzen Streit zu sein, Es is vorhin in diesex Bezithung ein Amendement gestellt worden, über dessen Zulässigkeit man verschiedener Meinung war. Jh wäre der Ansicht, daß, wenn es einen Weg giebt, die meisten der Parteien, die hier vertreten sind, sich nahe zu bringen, man sich an Formalitäten nicht stoßen, sondern daß man erlauben sollte, die Anträge so zu verbessern, wie sie für die allgemeine Wohlfahrt am schicklichsten düuken. (Bravo.) Ob Sie nicht eine solche Einrichtung schaffen, ob Sie nicht ein Suspensiv- Veto einführen wollen, das weiden Sie bei der Fragestellung in Erwägung ziehen. Zch glaube nur, daß ih den Gesichtspunkt festhalten mußte, und daß über“das Bedürfniß einer Modification des Schoderschen Antrages fein Zweifel mehr obwalten kann, Für die Kompetenz der künftigen Central -Gewalt’ is în dem Aus\{uß - Antrag ferner bestimmt: „Das Ver- fassungswerk soll von ihxer Thätigkeit ausgeschlossen sein.“ Ueber die Be- deutung dieser Ausnahme is gestern und heute gesprochen worden. Jch laube, ih kann Ihnen die einfache Geschichte dieser Bestimmung erklären: Als zwischen der Bundes-Versammlung und dem Funfziger- Aus\{chuß über die Schaffung einer Central -Gewalt verhandelt wurde, hat diese Verhand- lung großen Anstoß erregt und is manchen Verdächtigungen ausgeseßt wordenz man hat sie darum müssen fallen lassen, Haupt- sählich hat man Vbieser Einrichtung vorgeworfen: das würde ein neuer Weg für die Regierungen sein, ihren Einfluß geltend zu machen; sie würden eine Ministerbank in der National - Versamm- lung schaffen und auf diese Weise ihren Absichten Eingang verschaffen, Meine Herren! Jch habe nie diese Besorgniß getheilt; ih glaubte voraus- seßen zu können, daß bis zur Eröfsnung der konstituirenden National-Ver- sammlung die Regierungen sich nicht über einen Verfassungsplan würden verständigt habenz daß also die damals projektirte Centralgewalt cinen ge- meinschastlihen Verfassungsplan unmöglich hätte vertreten können. Allein jene Verdächtigung des damaligen Planes war ein Mittel, und ich will es als solches feiner Kritik unterwerfen. Das is} die Geschichte des Vorschlags des Ausschusses, daß das Verfassungswerk vou der Thätigkeit der Central- gewalt ausgenommen sein soll, während alle Maßregeln der Vollziehungs- gewalt ín der National - Versammlung zu vertreten sind, Man hat damit . dem Vorwurf begegnen wollen, als ob nicht die Regierungen die konsti- tuirende Eigenschaft dieser Versammlung in ihrem ganzen Umfanze hätten anerkennen wollen, damit die Versammlung unbeirrt sei von äußeren Ein- flüssen bei der Haupt-Aufgabe, die ihr gestellt is, der Schaffung der zukünf- tigen Verfassung Deutschlands, Darum hat der Ausschuß, wenn ich recht verstehe, diese Bestimmung aufgenommen, Der Antrag des Ausschusses geht weiter dahin, daß unter einem Bundes - Direktorium ein ver- antwortliches Ministerium bestehen soll. Es is die Frage der Ver- antwortlichkeit, die ih mit wenig Worten vor Jhnen berühren will, Es ist dies heute {hon in aufflärender Weise geschehen, und ih werde nur wenig hinzuzuseßen haben, Das, was wir staatsrecht- liche. Veranttvortlichkeit nennen, das is die rechtliche Folge der Contra-Sig- “natur, Diese Verantwortlichkeit hat man aussprechen wollen- in der be- stimmtesten Weise, Daß es aber außer dieser Contra-Signgtur und ihrer rehtlihen Folge auch eine andere, nicht staatsrechtliche Verantwortlichkeit gebe, der Niemand eutgeht, die Geltendmgchung jener staatsrechtlichen Ver- antwortlichkeit aber eine schwierige is, und diese Schwierigkeit durch das nachträgliche Amendement bes Herrn Schoder nicht gehoben wird, das leuch- tet ein, Wer auch an die Spige der künftigen Centralgewalt gestellt wer- deu mag, er wird in unserer Zeit sich und seine Thaten verantworten miüs- ‘sén, aith wenn diese dem Kriminalrecht nieht verfallen, Nachdem ich so die Punkte, welche die Kompetenz dex fkünstigen Centralgewalt berühren, ‘exórtert habe, is ‘ver nächste, auf den ih nothwendig eingehen muß, die Frage: ob nebéu der geseygebenden Gewalt dieser National - Versamm- lung und neben der zu f{a}enden Vollziehung8gewalt die Bundes - Ver- sammlung noch bestehen könne? Diese Frage muß ich verneinen z ich glaube daher, daß es besser gewesen wäre, bestimmt das auszusprechen in allen Amendements, in allen Theorieen, die über die Bildung der künftigen Cen- iralgewalt aufgestellt worden sind. Die Bundes-Versammlung, als bishe- rige Trägerin der gesezgebenden und vollziehenden Gewalt des gesammten Deutschlands, kann nicht mehr bestehen neben einer neuen gesceßgebenden und etner neuen Res Gewalt, Jch wüßte nicht, welches noch ihre Functionen sein sollten, (Bravo!) Eine andere Frage aber, meine Herren , ist die: ob mit dieser nothwendigen Folge unserer jeßigen Zustände ‘auch das ganze Bedürfniß vernichtet sei einer staatlichen Vertretung, und diese Erañe muß ich verneinen, Jch bin über- zeugt, wenn wir heute vekretiren: „Die Bundes-Versammlung hat aufgehört“, o würde ‘einer der nächsten Akte, welche die zu gründende ‘Central-Gewalt ver geseßgebenden Gewalt der Versammlung vorlegen würde, ein folcher scin, ‘der wieder das Bedürfniß einer staatlichen Vertre- zung ausfpräche und unsere Zustimmung verlangte zu einer neuen derarti- en Einrichtung, díe wir jeyt mit Amendements nicht schaffen können ; denn fe ist von weiterer Tragweite, Darum, wenn ih das Welckersche Amen- dentent nicht so unterstüßen kann, wie és is, betrachte ih es vor der Hand als einen Rath, welcher der künftigen Central-Gewalt gegeben wird, sich mit Rathgebern zu umgeben, die ihr auf dem schnellsten und einfachsten Wege Aufschluß und Kenntniß mittheilen von den Zuständen, Bedürfnissen und Anforderungen der einzelnen Länder, Bei der provisorischen Aufgabe, die der Central-Gewalt gesteckt sein wird, istes weder möglich noch räthlich, daß sie selbst- ständige Organe der Vollziehung schaffe, daß Reichs-Vollziehungsorgane ih in die einzelnen Länder begeben, Wir müssen die Vollziehung in den Händen der Staats-Regierungen belassen. Nachdem ich die Kompetenz be- prochen, so komme ih an die anderen Fragen von so hoher Wichtigkeit, Die nächste is die: wer soll die Centralgewalt schaffen? Meine Herren, ich habe diese Frage von dem Standpunkte des Rechts und der Zweckmäßigkeit vielfach beurtheilen hören; ih würde es bedauern, wenn es als ein Prin- ip gälte, daß die Regierungen in dieser Sache gar nichts sollten zu sagen aben; aber vom Standpunkte der Zweckmäßigkeit is meine Ansicht bei weitéréx Ueberlegung wesentlich eine andere, als die der Majorität im Aus- \husse, selbst eine andere, als die im Schoderschen Amendement entwickelte, Méine Herren! Jch thue einen kühnen Griff, und ih sage Zhnen: wir müssen ‘die provisorische Centralgewalt selbst \chaffen. (Lang anhaltender irmischer Zubelruf,) Darum müssen wir sie selbst schaffen: sie muß stark in, fie muß Vertrauen einslößen. Wir müssen sie aber besonders darum Jelbst schaffen, weil wir ihrer {nell bedürfen, und weil wir nicht gewiß daß fie dann schnell gescha}en werden wird, wenn wir eine Mitwir- g der Regierungen in Anspruch nehmen wollten, Es isst ein Unterschied sb wir die Bollziehungsgewalt aus Dreien oder Einem bestehen lassen; würde die Ansicht die überwiegende sein, vaß i / 1 : l , daß sie aus Dreien bestehen sollte und wir wollten die Mitwirkung der Regierungen, dann wäre die Schwie rigkeïf nicht so großz vielleicht läge die Verständigung {on vor dot fie vâre leicht zu erreichen z ih glaubte auch damit nicht dex Volks\ouverainetà ] ; j E S ainetät zu nahe zu treten; aber die Majorität dieser Versammlun schcint mehr Und mehr zu der Ansicht gekommen zu scin, die au ih heile daß die fünftige Centralgewalt einem Neichsverweser mit verantwortlichen Ministern übertragen werden müsse. Meine Herren, über diesen Einen könnten solche Schwierigkeiten éntstehen, daß wir die Regierungen nur einer großen Ver legettheit-überheben, indem tir auf ihre nachträgliche Einstimmung renen ihnen die Wahl und den Vorschlag erlassen, Meine Herren, cs i bereits gesagt und entwickelt; uicht ‘die Fürsten können vorschlagen, an nicht blos diè Regiekungen als solchez in eitzelnen Ländern bestehen keine 5o starken ng ! olitishen Schritt thun dürften, ohne ih versichert zu haben der Zustimmung und der Mitwirkung der tände'z es fönnte sein, daß einzelne Stände - Versammlun- gen anders dächten, als wir, und warum sollte das nicht sein? s war ja unter nns Tage lang #o, bis wir zur Ueberzeugung kamen, daß Einer besser sei, und daß es fast nur Einen giebt, der hier die Frage lösen fanin. sagt also, meine Herrett, wir überheben die Regierungen einer n Verlégénheit, und ich glaube, sie werdén es uns danken, wenn tir agen, wer s sein soll, Jh bin durch diése Bemerkungen zu einer neuen

Negierungen, daß sie éinen bedéeutendeit j

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Frage gekommen, nämlich zu der Frage der Dreiheit oder der Einheit in der Centralgewalt. Wollen wir, wie jeyt unzweifelhaft, der Mehrheit nach Einen, so is ein Maun, hochstehend, gefunden, welcher der Unterstüßung der Nation für die“ höchste Stelle sich werth gezeigt hat und ferner werth zeigen wird. Aus der höchsten Sphäre müssen wir den Reichsverweser nehmen;z deun es giebt keinen Privatmann, der unter solchen Umständen das Amt übernehmen könnte, wie vielleicht Einzelne oder auch Parteien gedacht ha- ben, (Auf der-Rechten vielstimmiges Bravo.) Jh gehe nicht ein guf die Frage unserer künftigen Verfassung; ich halte mich lediglich an den gegen- wärtigen Zustaud und die jegigen Bedürfnisse, Jch spreche Jhnen nicht von Monarchié und Republik, ich sage Ihnen aber: jet bedürfen wir eines Mannes, der hoch steht und sich der Unterstüßung aller Stagten ohne Widerspruch muß versichert halten können, wenn er das Amt antreten soll, welhes Sie ihm zudenken, (Vielstimmiges wiederholtes Bravo.) Meine Herren! Nachdem ich diese Frage vor Jhnen erörtert habe, wird man (zur Linken gewendet) mir nicht mehr den Vorwurf machen, als habe ih das Prinzip der Souverainetät der Nation aufgegeben, indem ich ja der Nation und ihren Vertretern in dieser Versammlung die Befugniß vindizirte, diese Wahl auszusprechen, aus Gründen des Nechts, wte der Nationalsicherheit, der Nationalwohlfahrtz ih glaube, daß man umfassender dieses Prinzip nicht anerkennen kaun. Und auch darin wird keine Abdan- fung dieses Prinzips gefunden werden können, wenn etwa meine Meinung, wie sie es wirkli is, die sein sollte, daß die hochstehende Person ein Fürst sein müsse, was auch Sie einräumen können, nicht weil es, sondern obgleich es ein Fürst is. _ (Allgemeines wiederholtes Bravorufen und Händeklatschen in der Versammlung und auf den Gallericen.) Meine Herren! (Zur ganzen Ver- sammlung.) Es is Ihnen vorhin viel Schlimmes gesagt worden von den Fürstenz ih habe diesen Haß gegen die Fürsten nicht mit auferzogen, und die Liebe zu den Menschen war mir immer näher. (Auf der Rechten leb. haftcs Bravorufen,) Aber, meine Herren, einen Haß gegen ganze Generga- tionen zu tragen, ohne die Personen zu bezeichnen, die etwa des Hasses werth sein könnten, das is nicht großmüthig! (Auf der Rechten und auf der Gallerie vielfaches, anhaltendes Bravo.) Nachdem ich die Fragen, die hier zur Sprache kommen , beantwortet und, wie mich dünkt, zur Ge- nüge beantwortet habe, bleibt mix nur Eines übrig. Darin aber kann ich nichts Neues sagen z es is mit beredterem Munde von vielen Anderen gus- gesprochen worden. Jch kann nur wiederholen: Einigen wir uns, so weit Einig- keit möglich! Opfern wir, was zu opfern ist, um zu erhalten und den Uebergang zu erleichtern zu besseren Zuständen, Wenn wir thun, was die Wohlfahrt des Vaterlandes fordert, ohne Rücksicht auf Sophis8men, die Einzelnen als Prinzipien gelten; wenn wir in der Ueberzeugung handeln, daß das Prin- zip, welches durh uns Gese wird, Gehorsam verlangt, dann werden wir thun, was unsere Schuldigkeit, und die Nation wird uns Beifall zurufen, Wir stellen nicht die Freiheit bloß, und wir schaffen die Einheit unseres Volles und Vaterlandes, nach der wir uns schon so lange schuten. (Stür- mischer, lang andauernder Beifall von allen Seiten der Versammlung und von den Gallerieen.) (Schluß folgt.)

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Desterreic, Prag, 22. Juni. (Schles. Ztg) Der Fürst Windishgräg hat nachstehende Bekanntmachung erlassen :

„És sind mir aus verschiedenen Theilen der Provinz und aus dem Auslande Dank - Adressen für die Unterdrückung der in den leßten Tagen stattgefundenen Unruhen theils zugemittelt, theils durch Deputationen über- reicht worden, Jundem ich für die in diesen Dank=-Adressen ausgesprochenen wohlwollenden, und auf mein Gemüth wohlthätig wirkenden, edlen Gesin- nungen meinen verbindlichsten Dank ausdrücke, fühle ih mich durch diesen Anlaß zu der Erklärung verpflichtet, daß ich die Waffengewalt keinesweges zu einem Parteienkgmpfe der Nationalitäten, sondern zur Bekämpfung eincs offenen Aufruhrs anzuwenden bemüßigt war.

Fürst Windischgrähß, F -M.-L, und kommandirender General,“

Vayeru. München, 24, Juni. Die Münch. Ztg. meldet Folgendes: „So eben erhalten wir die betrübende Kunde von dem plöblichen Tode Jhrer K, Hoh. der verwittweten Frau Kurfürstin von Bayern. Auf einer Reise von hier nach Salzburg begriffen, hatte sie gestern Nachmittags halb 2 Uhr das Unglück, daß ihr Wagen an dem Berge hinter Wasserburg von einem Salzfuhrwerke, dessen Hemmfkette zerriß, umgeworfen und sie selbst herausgeschleu- dert wurde. Wenige Minuten nah dem Sturze war fie verschieden, Ihre K. Hoheit stand im 72sten Lebensjahre. Der Kutscher und der Bediente sollen unbeshädigt geblieben, dagegen die Kammerfrau schwer verleßt worden sein.“

Hannover. Hannover, 26. Juni. (Hannov. Ztg.) Die neueste Nummer der Geseß - Sammlung enthält folgendes Geseß:

„Erns August 2c, Jn Erwägung, daß der Unterschied der Geburt bei Beseßung der Staats-Aemter unberücksichtigt bleiben muß, erlassen Wir hiermit, unter verfassungsmäßiger Mitwirkung Unserer getreuen Stände, das nachfolgende Gesey: §. 1, Die in Unserem Ober - Appellationsgerichte be- stehende Einrichtung einer adligen und einer gelahrten Bank wird aufge- hoben, §. 2. Die in der Ober - Appellationsgerichts «Ordnung und in der Verordnung vom 31. Juli 1818 enthaltenen Vorschriften über Berücksichti- gung des Standes bei Beseßung der Stellen des Präsidenten, der Vice Präsidenten und der Räthe treten demngach außex Krast. §,. 3. Ueber den Siy der Vice - Präsidenten und der Nâäthe, über die Neihefolge des Votirens und über den Vorrang bei Kow- missionen, Deputationen und Terminen entscheidet das Dienstalter, anzu- rechnen vom Eintritte der einzelnen Gerichts-Mitglieder in das Gericht, Es wird demnach der dritte Abschnitt Unserer Verordnung vom 31, Juli 1818 aufgehoben. Ju welcher Ordnung mit Bestellung der Korreferenten zu ver- fahren, bleibt reglementarischer Bestimmung vorbehalten. §, 4. Jun Be- hinderungs fällen des Vorsißenden geht das Präsidium auf den im Dienst- alter nächsten Rath über, §, 5, Die in der Ober - Appellationsgerichts- Orduung Theil 11. Titel XU. §, 13 onthaltene Vorschrift über die Orduung, in welcher der Präsident sein Votum abzulegen, wird dahin abgeändert, daß derselbe nach erstatteten Vorträgen zuerst und vor den übrigen Gerichts- Mitgliedern seine Stimme abgeben soll.

Hannover, den 22, Juni 1848,

: Sri Unt gU i,

D

Düring.“

Anhalt -Cötheu. Cöthen, 24. Juni, (Magd. Ztg.) Der zur Berathung der Verfassungs - Urkunde einberufene Landtag wurde heute durch den Landtags - Kommissar, Wirkliheu Geheimen Rath von Gosler, mit folgender Rede eröffnet :

„Meine hochgeehrten Herren! Als die Begeisterung der Freiheit in Deutschlands Völkern erwachte, hat auch das anhaltische Volk zu acuem politischen Leben sih aufgeschwungen. Aber die aufkeimende Freiheit ist in Anhalt nicht getrübt worden durch blutige Auftrittez ruhig und besonnen hat das ‘anhaltishe Volk die Bahn der Freiheit betreten, und die Männer, welche sih- an die Spiye der Bewegung stellten, trugen Sorge, daß die Blüthen der neuen Gestaltung vor den Stürmen der aufgeregteu Zeit ge- \chirmt wurden! Meine Herren! Jch fühle mih gedrungen, in unserer ersten Versammlung dem anhalt-cöthenschen Volke dieses dankende Aner- kenntniß darzubringen, ich kann es mir aber auf der anderen Seite auch nicht versagen und halte cs sogar für meine Pflicht, Jhnen heute cine kurze Rechens hast zu legen von demjenigen, was seither zur Erfüllung der ertheilten Verheißungen geschehen i: 4) Die Presse hat die unbeschtänkteste Freiheit genossen. 2) Die Oeffentlichkeit und“ Münd- lichkeit des S En mit Schwurgerichten is in der Vorberei- tung begriffen, und die Trennung der Justiz von der Verwaltung ist theilweise bereits ins Leben getreten, 3) Die Gleichstellung der Jsraclt- ten und Christen hat im Herzogthum Anhalt- Cöthen bereits seit vielen Zahren ununterbrochen bestanden, 4) Eine Uebersicht des S taatshaushal-

tes für die nächste Finanzperiode is von der Staatsschulden - Kommission zur öffentlichen Kenniniß gebrachtz sie bewährt das befriedigende Resultat, daß seit dem Erscheinen des Geseges vom 16, Februar 1846 die Schulden- masse ‘beinahe um _ eine Million vermindert und die ursprünglich für den größten Theil der Schuldforderungen nux auf 2 pCt, festgeseßte Amortisa-

tion {hon jeyt auf das Vierfache gestiegen, 5) Der Holzverkauf in det Staatsforsten hat nicht mehr im Wege der Auction stattgefunden, 6) Es ist ein bedeutend vermehrter Beschluß der Herzogl. Jagden vorgenommen wor- den. 7) Die zugesicherte Ackervertheilung an die unbemittelten Einwohner ist eifrig betrieben und bereits in sehr ausgedehntem Umfange bewirkt worden, indem den Betheiligten der Acker nicht pachiweise, sondern gegen geringe Anzahlung zu angemessenen Preisen käuflich überlassen wurde. Nur an die- jenigen, welche.nicht. wenigstens den 4ten Theil des Kaufgeldes anzuzahlen vermochten, is der Aer verpachtet worden. 8) Wegen Einführung freisin- niger Städte-Orduungen sind die erforderlichen Einleitungen getroffen. 9) Nicht blos in den Städten hat die Organisation von Bürgerwehren statt- gefunden, sondern dem Prinzip der Volksbewafsnung gemäß is auch den Landgemeinden die Errichtung von Dorfwehren gestattet. Zu den Kosten der Bewaffnung sind nicht unerhebliche Beiträge aus der Staatskasse gewährt, 10) Zu diesen Fortschritten gesellt sich endlich der Jhrer Berathung jeßt vor- liegende Berfassungs-Entwurf, welcher das aufrichtige und beharrliche Stre- ben fundgiebt, die verheißenen Volksrechte dauernd zu sichern. Der Drang der Ereignisse hat es leider nicht gestattet, für alle drei anhaltischen Her- zogthümer einen gemeinsamen Entwurf zu vereinbaren, Eine solche Ver- einbarung würde in dieser Zeit, welche die Einigung des gesammten deut- schen Vaterlandes erstrebt, besonders wünschenswerth gewesen sein, Die cöthenshe und die deßauische Verfassungs - Urkunde is jedoch erst dann der Oeffentlichkeit übergeben, nachdem sih bei den stattgehabten gemeinschafst- lichen Berathungen herausgestellt hatte, daß eine wesentliche Verschiedenheit nicht obwalte, Jch nehme auch keinen Anstand, zu erklären, daß, wenn in der einen oder anderen Beziehung die Bestimmungen des deßauer Verfas- sungs-Entwurfs zwecckmäßiger und vollkommener erscheinen, ih gern bereit bin, diese Bestimmung in den cöthenschen aufzunehmen, Jn Jhre Hand ist es gelegt, jeßt das Ziel der Einigung herbeizuführen, Namens Sr, Ho- heit des âltestregierenden Herzogs erkläre ih nunmehr den Landtag sur eröffnet,“

uns laud.

Frankreich. National-Versammlung. Nachtsißung vom 23. Juni. Um 84 Uhr wurde die Sißung wieder aufgenom- men. Präsident Senard meldet die Verwundung mehrerer Depu- tirten, die am Barrikadensturm theilnahmen (darunter Clemens Tho- mas, Dornès, Bixio und Andere). Considérant schlägt eine Pro= clamation an die Kämpfenden vor, um die unter ihuen verbreiteten Gerüchte zu widerlegen und dem Blutbade Einhalt zu thun. (Zur Rechten: Ah! Sie wollen mit der Emeute paktisiren!) Considérant versichert hoch und theuer, daß er nicht mit der Emcute paktisiren wolle; sein Vorschlag fiel jedoch durch, Perrée erzählte dann, wte Arago und Lamartine zu den Barrikaden geritten seien und nah ver- geblihem Parlamentiren selbst das Kanonenfeuer kommandirt hätten. Das Pferd, worauf Napoleon Bonaparte an der Seite Lamartine s geritten, sci am Schenkel- verwundet worden, Duclerc, 8 nanz = Minister, erscheint plöhlich im Saale mit Hut, Stock und Schärpe und erzählt der Versammlung die erlebten Borgänge des Nachmittags mit der Versicherung, daß man noch in dieser Nacht mif der Emeute fertig zu werden denke. Die Versammlung war }0 bes ruhigt, daß sie Senard fragte, ob man nicht mit der Disfussiou des Eisenbahn - Geseßes fortfahren wolle. Caussidière fand dies Cl pörend und {lug der Versammlung vor, sie solle lieber jch 1m atel zug zu den Barrikaden begeben und das Volk beshwichtigen, Lie Versammlung ging darguf nicht ein, sondern hob die Sibung von neuem bis 11 Uhr auf, wo sie ganz bestimmte Berichie von den Generalen Bedeau und Lamoricière vermuthete, die ihr das Ende der Emeute anzeigen würden. Um diese Stunde hörte sie einen Bericht von Garnier Pagès über die Lage von Paris an, der cbenfalls den Sieg für den nächsten Morgen versprah. Degoussée trug aus Verhaftung sämmtlicher ultra - demokratisher Redacteure der Volks= Blätter, namentlich derjenigen des Blattes „Organisation der Arbeit“, an. Sein Vorschlag fiel jetoch durch, und die Versamm- lung trennte sich um Mitternacht.

Sitzung vom 24, Juni. Ungeachtet der Permaneuz-Erklärung wurde die Sißung erst um 8 Uhr Morgens wieder aufgenommen. Die ganze Gegend gleicht einem Kriegslager. Vom Pont St, Michel und dem Pantheon her hört man Kanonenschüsse. Präsident Senard giebt einen kurzen Bericht über die Ereignisse der Nacht. Einige Barrikaden seien wieder aufgebaut worden, indessen habe der Ober= General so ausgezeichnete militairishe Maßregeln getroffen, daß bin= nen wenigen Stunden die Vorstädte St. Jacques und Skt, Antoine gesäubert sein würden. Die Nationalgarde der umliegenden Städte eile mit Eifer herbei, um ihren Kameraden, der Nationalgarde und den Linientruppen in Paris im Kampfe gegen die Aufrührer beizu= stehen. Er schlage darum vor, diesen Eifer niht blos nit hohlen Daukesworten zu erwiedern, sondern trage vielmehr darauf an, alle Wittwen üund Kinder der in diesem Kampfe Fallenden u adovtiren (Ja, a! Stiminen wir sofort daruver ab !) Leon Faucher habe ihm zu diesem Zweck bereits einen Antrag überreiht, Dieser Antrag: „Der Staat adoptirt die Kinder und Wittwen aller derjenigen National-Gardisten, die am 23, Juni oder in den darauf folgenden Kämpfen für die Freiheit starben“, wurde bereitwillig angenommen. St. Georges bittct die Versammlung, seine Abwesenheit zu entschuldigen. Sein Sohn sei gestern in den Reihen der National - Garde stark verwundet worden, er müsse ihn pflegen. Bei dieser Gelegenheit erfährt die Versammlung, daß der= selbe noch nicht todt, sondern auf dem Wege der Besserung sei. Eine Kugel fuhr durch seine Brust, ohne Herz und Lunge zu beschädigen, daher ihn die Aerzte, wie Bastide versicherte, noch retten würden, Clemens Thomas i} nicht {wer verwundet, eben so General Vedeau nicht; dagegen liegt Dornès, Redacteur des National, lebensge fährlich danieder. Er hat sih ciner shwierigen Aputation unterzie- hen müssen. Um 9 Uhr wurde die Sißung suspendirt. Cine halbe Stunde später erklärte sie Corbon, Vice-Präsident, wieder sür ecröss- net. Senard trat jedoch bald an seine Stelle und zeigte der Ver= sammlung an, daß mehr als 5 Mitglieder, also eine nah dem Re= glement hinreichende Anzahl, darauf antrügen, _die Versammlung möge sich als geheimen Ausschuß erklären und dic öffentlichen Tribünen räumen lassen, da ein wichtiger Antrag verhandelt werden sollte, F gemeine Spannung. Das Reglement schreibt vor, daß sofort Dur) Sitenblciben und Aufstehen darüber abgestimmt werden solle, or die Versammlung sih als eine geheime erkläre. Der Präsideut [10p! abstim- men, und die Mehrheit erhob sih gegen die geheime, E C c, V D j hiolt hi f das Wort. Unter den staunen.) Pascal Duprat erhielt hierauf E gegenwärtigen Umständen, begaun er, sei es "Ec D E L des Staates eine starke Gewalt zu haben. A T ager der Versammluug folgenden Geseb-Entwurf v: L i Paris ist in Belagerungsstand verseßt. Art. 2. Alle A gea ten sind in die Hände des Generals Cavaignac gelegt. Pierüber entjtand ein hef- S ; Aeltere: „Das if die Diktatur!“ La= tiger Tumult. Dupin der d lös die Macht der Vers,

abit: „Der Belagerungsstan 10) ie Macht der Borsammlung bu Si S Sie Alle damit einverstanden, daß Jhre Macht in die S E Militairgewalt übergehe?“ : Antony Thouret: u General Cavaignac fann nur die vollziehende Gewalt d Jch schlage vor, im Eingang des Dekrets zu er- flären, daß die National=Versammlung zu berathen fortfahre und in

ermanenz bleibe.‘ (Stimmen: Ja wohl! Das versteht sih von elbst.) Bugeard liest einen anderen Dekret-Entwurf, der Paris in

Belagerungsstand erklärt, die Aufhebung der vollziehenden Kommission ausspriht und das Ministerium provisorisch beibehält, Bastide, Minister des Auswärtigen: „Beeilen Sie sih mit Jhreu Berathun- gen, Bürger; in einer Stunde befindet sich das Stadthaus wahr \heinlich schou im Besiß der Insurgenten! (Aeußerungen der Ueber= raschung.) Präsident Senard liest die neue Fassung des Gesehz= Vorschlags: „Art, 1, Die Nationa!.- Versammlung berathschlagt und bleibt in Permanenz, Art. 2. Paris is in Belagerungsstand erklärt. Art. 3, Alle vollziehende Staatsgewalt is dem General Cavaignac übertragen,“ Angenommen. Jules- Favre: „Jch {lage folgenden Zusaß vor: „Die vollzi:-hende Kommission legt augenblicklih ihre Amtsthätigkeit nieder,“ (Aufreguug.) Duclerc, Finanz-Minister: „Es handelt sih, Bürger, um eine Maßregel des össentlihen Wohles. Jch möchte fcinen Groll in Jhrem Votum ausgesprochen sehen.“ Präsident: „Jh bringe den Zusaß zur Abstimmung.“ (Tiese Stille.) Der Zusaß wird mit einer {wachen Mehrheit verworfen, Senard lenkte die Aufmerksamkeit noch auf eine andere Maßregel, Caussidière und einige Audere hat= ten nämlich ‘gestern den Vorschlag gemacht, sich in Person zu den Barrikaden zu begeben und die Jusurgenten an der Spiße vou Na- tionalgarde und Truppen - Corps anzureden. Dieser Vorschlag war verworfen worden. Der Plaß der Abgeordneten sei in diesem Saale und nt vor den Barrikaden, hatte man gerufen und den Antrag abgewiesen. Senard erklärte nun, es seien indessen nur Anerbietun= gen gemacht worden, und wenn die Versammlung einwillige, daß sich einige ihrer Mitglieder auf die Kampfpläge begäben .…... (Ja, ja, Alle, Ulle!) Ein Mitglied: „Jh widerseßte mich gestern diesem Vorschlage und widerseßbe mih ihm uoch., Begäbeu sih Einige frei- willig dahin, so würden Alle sie begleiten wollen. Zuletzt würde Nie- mand auf diesen Bänken sein. Darum trage ih darauf an, 60 Mit- glieder durch das Loos zu bestimmen,“ Dem Präsidenten scheiat dieser Weg zu blind, es seien gewisse Rücksichten guf Persönlichkeit, Sprache, Alter _und dergleichen zu nehmen, er lade daher die Ver- sammlung ein, sich in ihre Abtheilungen zu begeben und selbst die 60 Mitglieder zu bestimmen. Eine Anzghl Mitglieder, worunter Louis Blanc, Considérant und Lagrange protestirten ge- gen diese Abordnung. „Wir wollen“, ziefen sie „nicht Mitglieder eines Martial -Gesebproklamirungs - Auëschusses sein“, und blieben im Saale, während die Anderen in den Abtheilungen gingen. Eine Viertelstunde später wurde die Sißung wieder aufgenommen, und der Präsident verlas ein Schreiben, worin die vollziehende Kommission ihr- Amt niederlegt. Gegen 4 Uhr war in der Kanouade cine Pause eingetreten. Lacrosse, einer der Vice- Präsidenten, bestcigt um halb 5 Uhr in „der Uniform eines Obersten der Nationalgarde und mit der dreifarbigen Schärpe angethan den Präsidentenstuhl und seßt die Sitzung mit der Erklärung fort, daß dem Präsidenten noch keine weiteren Berichte zugegangen. Scechzig Mitglieder der Versammlung waren befauntlih abgeschickt worden, um der kfämpfenden National-Garde und Linie quzuzeigen, daß Paris in Belagerungsstand verseßt und alle Executiv = Gewalt dem Ge- neral und Minister Cavaignac übergeben worden, Cr oe bemerkt daß wenige Mitglieder erst zurückgekehrt seien, Er zeigt die Ankunft einer starken Abtheilung National- Garde aus Rouen au. Favard meldet die Ankunft eines starken Hülfscorps aus Amiens. Die Sitzung wird bis 67 Uhr suspendirt. Der Präsident verspricht der Versamm= lung baldigen Sieg über die Jnsurrection und ladet sie ein, ih bis 8 Uhr zurückzuziehen. Jm Augenbli, wo dies geschieht, tritt Bou= lay, Deputirter des Meurth - Departements, in den Saal und zeit der Versammlung an, daß das Pantheon und die alte Stadt von den Jnsurgenten geräumt seien. (Bravoruf. ) Jumitten dieser Bravos rühren sih plößlich alle Trommeln außerhalb des Sißungs-= Saales und verbreiten großen Schrecken, Man erfährt aber bald, daß dies ein Freudenwirbel zu Ehren der eben aufziehenden National- garde aus Rouen sei. Um 8 Uhr seßt Portalis, ein anderer Vice- Präsident, die Sigung fort, Babagud Laribière, einer der abge- sandten Deputirten, stattet Bericht über scine Seudung ab. Auf der Wasserkunst auf dem Boulevard hvrte er zwei lebhafte Gewchrfeuer, die gegen die Insurgenten dex Umgegend gerichtet wurden, Lamoricière verlange Verstärkung. Man habe ihm die Vürger- Corps aus Amiens zugeführt. Der General hofe noch diesen Abend mit der Vorstadt Saint Denis fertig zu werden ; eben so mit St. Antoine und dem Marais. Sein System set, die Barrikaden zu umzingeln und dann von hinten statt von vorn zu überfallen. Türk bestätigt die Einnahme der starken Position des Pantheons und giebt eine Menge Details über die dortigen Kämpfe zwischen den Jusurgenten und der Mobilgarde, welche schreckliche Ver=- luste erlitten. Jhr General Damesme gehöre zu den Opfern, Die Sißung wird von neuem suspendirt, Um 9% Uhr nimmt sie Senard wieder auf und berichtet über die Ereignisse des Tages, je nah den verschiedenen Berichten der Generale und Deputirten. „Sie wissen“, sagt er im Anfang seines Berichts, „daß die Jusucgenten nach einem gemeinsamen, fürchterlihen Plane ihre Kräfte auf drei Hauptpunkte der Stadt konzentrirt hatten: 1) Das Panthcon mit dcr Severins - Kirche, den engen Gassen des lateinischen Viertels, dem Maubert-Plaß und tem schrecklihen Viertel der Weinhalle, gleichsam als Außenwerkez 2) die Cité mit ihren zahlreichen Brücken und den großen Gebäuden der Belle jardinière und dem Hotel Dien als Bollwerke; 3) das sogenannte Clos von St. Lazare, das einer Art Ceutral-Veste gleicht, mit der die Straßen St. Denis, St. Martin, La Chapelle, La Villette, Temple, Popinucourt und St. Antoine als Strahlea in Verbindung stehen.“ Das Pantheon und die alte Stadt (Cité) seien genommen, es bleibe nur noch das Clos von St, Lazare übrig, das dem Bombardemeut des verei- nigten Jugenieur- und Artillerie-Co1ps unmöglich lauge wideistehen könne. Haubigen, Leuchtkugeln und Brandraketen seien bereits verz theilt worden. Er wiederbole diese Details, weil sie die Vorwürfe widerlegten, die dem Ober-General Cavaignac von mehreren Stadt= vierteln gemacht worden, und die darin beständen, daß er die vercin- zelten Angriffe der Jusurgenten nicht mit dem gehörigen Nachdruck zurückges{chlagen. Er habe deshalb Paris in Belageruugsstaud erflä- ren lassen, damit aller Verkehr auf den Straßen gehemmt, aile Läden Thüren und Fenster geschlossen und so den fliehenden Jusurgenten oder thren Freunden jede Gelegenheit zu neuen Barrikaden, oder der Linie und Artillerie in den Rücken zu fallen, genommen würde. Auf diese Weise abgesczuitten, werde der Kreis um die Jnsurgenten immer enger gezogen, und ihre vollständige Niederlage könne nicht lange auf sich warten lajsen. General Brea habe alle Barrikaden von der Rue Mouffetard bis zum Pflanzengarten genommen, Am Stadthause sei der Widerstand heftiger, General Duvyivier mit vierzehn Bataillouen Mcbilgarde habe der Insurrection der Umgegend noch niht ganz Meister werden können. Lamoricière, obgleih verwundet, habe dennoch die Räumung der Vorstadt St, Denis fortseßen fönnen, General Corté sei ver= wundet, eben so der General Lafontaine. Die Mobilgarde , die re- publikanische Garde und die Linie hätten si{ch b-i St. Severin, am Hotel Dieu (dem größten Krankeuhause von Paris), in dessen un= mittelbarer Nähe leider das große Kleidermagazin Belle Jardiuiere mit Kanonen in Trüimmer geschossen worden , so wie bei St, Mery und am Pantheon, in welchem 1500 Insurgenten das Gewehr strek= ken gemußt, zwar überaus tapfer gehalten, aber ihre Reihen seien bedeutend gelihtet, Das Dekret, das ihre Wittwen

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und Kinder adoptixe, habe daher großen Enthusiasmus erregt. Etienne Arago versicherte der Versammlung, daß alle Posten pünktlich abgegangen seien. Nur die Depeschen nach Deutschla 1d über Belgien seien in die Häude der Insurgenten bei St, Lazare gefallen, die sie indessen respektirt nud auf den Bahnhof der Nordbahn ge= shickt hätteu. Ein Mitglied, Namens.G irard, erzählte daun noq, daß viele Persouen hinter den Barrikaden mit Geldsummen ergriffen worden seien. Bei einem Kuaben von 14 Jahren habe man Gia Summe von 10,000 Frauken in Goldstücen entdeckt. Die Sibung wurde um 40 Uhr Abends geschlossei. Es

Sizung vom 25. Juni Morgens, Präfident Senard er- öffnet dieselbe um 10 Uhr mit der Erklärung, daß die ihm zugegan-= genen Berichte befriedigend lauteten. Die Nacht sei ruhig verflossen; in den Vierteln, wo gestern der Widerstand am heftigsten, fei die Ordnung bergestellt. Die Gegeuden dcs linken Scine - Ufers seien vollfommen ruhig geblieben. Die Patrouillen, weiche die Straßen St. Jaques und St. Marceau durchschritten, seien nicht überfallen wollen; die Barrièren de Foutainebieau, de l’Ztalie und de l’Eufer seien von Linien - Truppen und National = Garde besczt, Eine De- putation angeschener Bürger des 12teu Bezirks“, fuhr der Präsident fort, „„erschien heute früh bei mir, um mir auzuzeigen, daß; zwischen der National-Garde und der Mairie dieses Bezirks wenig Einklang herr sche, und daß sie um Abhülfe bâten. Jin Einverständniß mit dem General Cavaignac habe ich die drei Deputiten Vaulabelle, Fraus- sard und Deludre sofort dahin geschickt , und diese werden an Ort und Stelle die Nationalgarde reorganisiren.““ Bezüglich der größeren Halbseite von Paris auf dem reten Seinc-Ufer erklärte der Prási- dent, daß General Duvivier mit seinem starken Artillerie-Park und 14- Bataillonen Mobilgarde das Stadthaus b-seßt ‘halte, und daß Lamoricière die Vorstädte des Temple uud St. Antoine im Schach halte. Es herrsche Entmuthigung unter den Jusurgenten ; viele der Gefangenen hätten agusgesagt, daß man jie {recklich geräuscht habe. (Murren.) Die Nachrichten aus den Departements lqu= teten günstig, Die Entrüstung sei allgemein; alle Welt wolle der pariser Bürgerschaft zu Hülfe eilen, Schließlich lies der Präsident einen Gesetz - Eutwurf vor, wonach drei Million?n Franken als Almosen unter die 14 Bezirke des Seine - Departements vertheilt werden sollen, und den die Versammlung anuimmt. Die Sibung bleibt bis Mittag suspendirt, Um 12 Uhr ladet einer der Quästoren die Deputirten aus Havre und Yvetot ein, in den Vor= hof zu erscheinen, um eine Revue über ihre heimatlihen Bürger- Corps abzuhalten, die in Paris angekommen. Dies geschieht unter dem Ruf: Es lebe die Republik! Um 1 Uhr stattet der Präsident der Versammlung einen neuen Bericht ab. Das linke Seine-Ufer sei rußhia. Auf dem rechten verliere die Insurrection mit jeder Stunde an Terrain, Die Barrikaden in der St. Antoine =Straße seien ge- nommen worden. (Bravo.) Arago versichert der Versammlung, daß der Po Fdienst seinen reg-lmäßigei Gang gehe. Flocon erklärt, daß die Stadt 15 Millionea Kilogramm (1 Kilogramm ungefähr 2 Pfund) Mehl besibe, also auf ein Monat proviantirt sei. (Sensation.) Er verlangt aber eine Stundung für die am 23., 24, und 25. Juni fäl-

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ligen Wechsel. Die Versammlung seßt die Verfallzeit auf den 28, Juui

fest. Die Sizung wird danu von neuem gufgebhoben.

Paris, 25, Juni *). Die vollziehende Kommission hat mittelst folgenden Schreibens (vergl, National-Versammlung) ihre Functionen nicdergelegt: „Bürger Präsident! Die Kommission der vollziehenden Gewalt würde eben so gegen ihre Pflichten, wie gegen ihre Ehre gefehlt haben, wenn sie sich vor einem Aufruhr und vor einer üffent= lichen Gefahr zurückgezogen hätte; sie zieht sich nur vor einem Vo- tum der Versammluug zurück. YJudem sie die Gewalt zurückgiebt, mit welcher Sie die dieselbe bekleidet hatten, tritt sie wieder in die Reihen der Natioual-Vertretung ein, um sich mit Jhnen der gemeiu= samen Gefahr und dein Heil der Republik zu weihen. Die Mit- glieder der Kommission der vollziehenden Gewalt: F. Arago, Le- dru Rollin, Garnier-Pagès, Lamartine, Marte. Der Secretair: Pagnerre.“

Folgende Proclamationen sind in den lebten beiden Tagen er- schienen :

Proclamation Marrast’s an sämmtlihe Maires

von Paris,

„Bürger Maire! Sie sind seit di-sem Morgen vou den An- strengungen Zeuge, welche eine kleine Zahl Ruhestörer macht, um im Schoße der Einwohnerschaft die lebyaftesten Befürchtungen zu erregen. Die Feinde der Republik nehmen alle Masken an, beuten alles Unglück und alle durch die Ereignisse entstandenen Schwierig= keiten aus. Fremde Agenten gesellen sih zu ihnen, wiegeln sie auf und bezablen sie. Sie wolleu nit blos den Bürgerkrieg uuter uns entzünden: Plünderung, soziale Auflösung, Frankreichs Nui berciien e uno mai ea u lan V Dos ris is der Hauptsiß sener s{ändlichen Jutriguen, Paris wird aber nicht zur Hauplstadt der Unordnung werden. Möge die Nationalgarde, als erste Wächterin des Friedens uud des Eigeu= thums, wohl begreifen, daß es sich vorzüglich um sie, um ihre Jn= teressen, deu Kredit, ihre Ehre hanpelt, Veße fle ich (in Stich, so würde sie das gesammte Vaterland allen Zufällen überliefern ; Fa- milie und Eigenthum würde sie den schreckiichsten Drangsalen preis- geben. Die Truppen der Garnison sind unter den Waffen, sie sind zahlreich uud vortrefflich gesinnt. Möge “fich die Nationalgarde in ihren Vierteln an den Straßenecken agufäellen. Die Obrigkeit wird ihre Pflicht thun, thue die Nationalgarde die ihrige. Paris, 23. Juni, 3 Uhr. Der Volksvextreter und Maire vou Paris. (gez.) Marrast.

Proclamation der Vollziehungsgewalt (als dieselbe noch am Ru- der war) an die pariser Arbeiter, nämlich diejenigen Arbciter, die aus Paris gebürtig sind. Es heißt darin: „Ju der Mitte des verbre- cherischen Aufruhrs, durch welchen einige verirrte Arbeiter der Natio= nal-Werfstätten die Hauptstadt in Betrübniß verseßen, fühlt die Re-= gierung das Bedürfniß, in das Haiz der Bevölkerung zu reden und sie aufzuklären. Arbeiter aus Varis! Die Parteiführer, welche von Factionen bestochen sind, haben Each überzeugen wollen; daß Jhr mt in je Maßregel begriffen î

waret, „wels - die Natio- nal-Werkstätten auflösen, deren Arbeitermasse und unruhizcr Charakter auf Paris und der ganzen Repubük lastete. Arbeiter aus Paris! Das sind schändliche Veriäumdungen! Ju Eurem Juteresse, im Jn- teresse Eurer Wiederbeschäftigung, im Juteresse des Wiederbeginns der freien Privat -Judustrie, zu Eurem Nuten entschied sich die Republik, die regelmäßige Ordnung der Arbeit energisch wiederherzu- stcllen.““ j

Proclamation, die den Kriegsminister, General - Lieutenant Ca- vaignac, zum unumschräukten Befehlshaber aller Streitkräfte in und um Paris ernennt. Cavaignac soll erklärt haben, daß er uur unter dieser Bèdingung die Generalissimus-Stelle annehme.

Proclamation der National Versammlung, welche die Entlassung der vollzichenden Kommission annimmt und dem General Cavaignac die vollziehende Gewalt überträgt.

Proclamation, welche Paris in Belagerungsstand erklärt,

*) Heute sind die pariser Zeitungen vom 24, und 25, Juni, einige davon nur in halben Bläitern, hier eingegangen,

Das Journal des Débats enthält folgende Berichte übex den Aufstand und die Bekémpfung desselben :

„Die Zusammenrottungea und das Umherziehen der Gruppen aus.den National-Werkstätten verkündeten hon am 22sten eine drohende Stimmung. Während der Nacht dauerten die Zusammenurottungen fort, und es wurden, vie man sagt, Patrouillen der Nationalgarde entwaffnet. Am 23sten Mor- gens um 9 Uhr wurde in allen Legionen Rappel geschlagen; um 41 Uhr rief der Generalmarsch, das eigentlihe Alarmzeichen, die Nationalgarde zu den Waffcn. Jmposante Streitkräfte waren von Morgens ab bei dem Pa- laste der National-Versammlung vereinigt. Es schcint, daß schon am Abend vorher die vollziehende Kommi*‘sion und der Präsident der National -Versammlung benachrichtigt worden, daß die Führer, we.che scit einigen Tagen un“‘er den Arbeitern der National -Werkitätten agitirten und für den folgenden Tag einen bewaffneten Aufstand in den bcvölkertsten Vierteln zum Zwee des Sturzes der Regierung und der Auflösung der National - Versamm- lung brabsichtigten. Die vellziehende Kommission hatte den Oberbe- fehl über alle Sireiiträste dem Kriegs - Minister General (Cavaignac ubertragen, dem alle zur Unterdrückung des sich vorbereitenden Aufstandes nötbigen Maßnahmen überlassen blieben, Die Bewegung begann an der Bastiile, wo sich gegen 9 Uhr orgens die erste Zusammenrottuug der Ar= beiter bildete, Von dort begab sich der schon aus 6—700 Personen beste- hende Hause nach den Boulevards und den Thoren St. Martin und St. Denis , indem er das Geschrei ausftieß: „Nieder mit der National - Ver- sammlung! Nieder mit Lamartine! Nieder mit Ledru - Rollin! Nieder mit Marie! Es lebe die demokratische und soziale Nepublik!“ Um 410 Uhr begann man an den Thoren St. Martin und St. Denis die Barriladen. Ciwa 20009 Personen rückten aus den Vorstädten mit den Fahnen der Na- tiona!lgarde still heran. An ihrer Spitze befanden sich Brigadiers, auch trugen Manche die Uniform der republitanischen Garde. Diese Männer rissen sofort das Pslafter auf, schleppten einen Omnibus, zwei Kabriolets u. dergl, zu den Bar- rifaden heran. Auf demselben Boulev2rd gewahrte man bei den Barri- faden vor der Rue Mazagxran viele Kinder und mehrere Weiberz Legtere waren schr aufgeregt. Die Männer drangen in die Häuser und verlang- ten Waffen, _ Erst um halb 12 Uhr hörte man das Gewehrfeucr auf dem Bouleva1d St, Martin, wo nur cinige isolirte Detachements der National- Garde waren, Um Mittag rückte die Mobil - Garde auf die Rue de Clery heran. Es entspann sich ein heftiges Gcwehrfeuerz; ein Mann wurde ge- tödtet, einige andere, so wie ein Weib, verwundet, Die Verwundeten und die Todten wurden von den Barrikat en-Männern weggetragen. Bald nach- her feuerte man auf mehreren Punkte zugleich, Bei der Barrikate Ma- zagran wurden drei National-Gardisten getödtetz sie blieben auf dem Bou- levard licgen, wurden einen Augenblick verlassen, bald aber durch Barri- kaden - Männer geplündert, Nun {oß man auch ans mehreren Häusern und von vielen Dächern herab. 23sten Mittags 41 Uhr. Jch muß meinen Play auf dcm Balfone des Hauses Nr. 10 auf dem Boulevard Bonne-Nouvelle jeßt verlassen, Die Kugeln kommen von allen Seiten, Die Linien-Truppen von St. Denis sind erst um 1 Uhr gekom- men, Bis dahin war die National - Garde allein im Gefecht, Um 1 Uhr fam cin Bataillon leichter Jnfanterie, Cavaignac an der Spigze, dann ein Bataillon Mobilgarde, Das Feuern hört auf in diesem Augenblicke, Die Artillerie rückt an, 2 Uhr. Eine Barrikade erhebt sih auf dem Quai der Megisserie, bei der Einmündung der Planche- Mibravstraßez eine andere auf dem Blumen - Quai, am Cité- Straßeneckz in allen Straßen endlich, welche auf den Notie-Dame-Play auslaufenz hinter ihnen bewaffnetes Volk drohenden Ausschens, Dragoner -Patrouillen ziehen auf den Quai's des rechten “Ufers anf und abs brr “dle Uft A MOTTETOE ausgeregie Gruppen. #33 Uhr. Alle Stockwerke des Justiz - Pa- lastes sind mit Mobilgarde beseßt, die man an den Fenstern erblit. Louvre und Tuilerieen sind geschlossen und mit National-Garde be- sezt, 3 Uhr, Auf dem Eintrachtsplaßze Dragoner und mehrere Batte- rieen Artillerie. Man ruft: Zu den Waffen! Es soll eine Kolonne über die Boulevards herbeizichen, Dragoncr und Artillerie stellen sich in dex Vorhalle der Kammer auf. 3% Uhr. Ein lebhaftes Kleingewehrfeuer ist auf der St. Michel - Brücke und der Brücke des Hotel Dieu eröffnet. Die Artillerie hat mehrmals gefcuert, Die Todten und Verwundeten sind sehr zahlrei, 4 Uhr, Mau vernimmt die Sturmglocke von St. Se- verin, deren Geläute sich mit dem Flinten- und dem Kanonen - Feuer ver- mischt, In den Gruppen stehen Männer, die drohende Reden wider die National - Garde halten, welche sie, wie sie sagen, bis auf den legten Mann vertilgen wollen, Die National - Garde debouchirt über die Quais

um ein Viertel nach vier Uhr, Die Barrikaden - Männer fliehen bei ihrem Anblick. 4 Uhr 20 Minuten, Eine zahlreiche Deputation der polytehui- schen Schule, ihren Kommandanten an der Spige und hinten ihr ein De- taschemeut der National-Garde, debouchirt auf dem Quat de l'Horloge. Sie ziehen, sagt man, ín die National-Versammlung. Ein heftiger Regen fommt, zerstreut die Gruppen und macht das Feueru aufhören, Die Bar- rifaden auf dem Pont-Neuf werden von der National-Garde entfernt, 5 Uhr. Von neuem Feuern und Geschäßdonner. Ueber den Quai des rechten Ufers ziehen Regimenter Junfanterie, Kavallerie und Artillerie nach dem Hotel de Ville 24. Juni. Morgens halb 9 Uhr, Der Kampf dauert in den entfernteren Vierteln des Centrums und auf dem rechten Seine- Ufer fort, Die Aufrührer haben ihre Barrikaden während der Nacht wieder errid- tet, Man vernimmt Kanonendonner, Die National-Garde und die Linien- Tiuppen rücken von allen Seiten gegen den Aufstand an, Die Arbeiter widirseßen sich aufs energischste. Sie sollen sih gestern vier Kanonen die von ihrer Begleitung abgeschnitten waren, bemächtigt haben. Aus der Umgegend von Paris rücken Truppen und National - Gardisten heran; es werden deren im Laufe des Tages noch eine größere Zahl erwartet. Das Ztadthaus, tas Luxembourg und die National-Lersammlung sind wohl be- wacht. Ver General Lamoricière, der die vor der Kammer vereinigten Truppen kommandirte, seßte sich, sobald das Feuer vom Z3tcn Bataillon der 2ten Legion neben dem St. Denisthore begonnen, in Marsh. Ex war begleitet vom Bataillons-Chef M, Roger (du Nord) und dem Volks- vertreter Heeceren, Am St, Denisthore angekommen, suchte der General die Stimme der Vernunft geltend zu machen, Man autwortcte mit Flintenschüssen, Nun stürmten die Truppen die Häuser. Unter den Gefangenen, die sie machten, waren sehr gut gekleidete Ausländer, von denen einer cine große Summe Geldcs mit sih führte. Aus dcr National-Versammlung begaben sich viele Mitglieder zu den verschiedenen Legionen. Die Cleven der polytechnischen Schule mit ihrem Geueralstabe kamen ans Besehl der vollziehenden Kommission, ihre Dienste der National Versammlung anzybieten. General Cavaignac, neben sich Caussidière und esfortirt von seinem Stabe und einer Tragoner-Schwadron, ging um ) Uhr über die Boulevards. Ueb.rall wurde ihm Lebehoch gerufen. Unter- deß war Arago vom Luxembourg ausgezogen mit Detaschements National- garde, Ariillerie u, |, w. Diese Truppen kamen ins Gefecht in der Gegend des Pantheon, in den Neubauten der Soufflotstraße 2c. Jn den Straßen Matyhurins - St. - Jacques und des Poirées ließ Arago die Bar- rifaden mit Kanonen einschießen, Auf eine dieser Barrikaden war der Bataillons - Chef Masson gestiegen, um die Aufrührer auf- zufordern, sich friedlich zuröckzuziehen. Kaum hatte er das leßte Wort ge- sprochen , als er, von fünf Kugeln getroffen, hinstürzte, Dcr Todten und Verwundeten scheinen außerordentlich viele zu sein. Der Volksvertreter Birio, der auf der Tribüne in der Kammer ausgerufen hatte: „Unsere Stelle ist an der Spiye der National-Garde, das Blutvergießen zu hin- dern!“ und dann hinausgestürzt war, um vor eincr Kolonne National- Garde herzumarschiren, hat cine Kugel mitten in die Brust bekommen. Berwundet sind außerdem: Dornes, Redacteur des National, Clement Thomas, General Bedeanu (durch eine Kugel im Schenkel) und der Oberst der republikanischen Gardez Pierrre Napoleon, dem Sohne Lucian's, wurde an der Seite Lamartine’s das Pferd unter dem Leibe erschossen. Ein besonders heftiger Kampf fand in der Cité-Stiaße stat. Die Jusur- genten hielten sih dort 10 Stunden lang. Die Arbeiter in La Chapelle ertlärten den Beamten der Nordbahn, daß, wenn der Dieust nicht aufhöóre, sie die Brücken verbrennen würden z sie wollten nicht, daß diè Regierung Truppen von Pontois und Amiens kommen lasse, Er Theil der Schienen zwischen Paris und St. Denis ist aufgebrochen worden,“ Nach den lebten Berichten bis Abgang der Post am 24sten, um 4 Uhr Nachmittags, hatte der Aufstand um diese Zeit noch “N EEE tes Feld inne, wurde jedohch von den Linien-Truppen und der e i0- nal - Garde nach Cavaignac's Plan immer enger ages ossen, Dieser hatte im Laufe des gestrigen Tages [ünf Proclay