i ur rechten Stunde und passenden Gelegenheit ge- f f E {loß mit den Worten: „Jh glaube, der Sfzabe, die mir gestellt worden is, in ihrem Wesen entsprochen zu baben. Erlauben Sie mir noch ein kurzes Wort. Meine Herren ! Es is mit Deutschland dahin gekommen, daß man im Auslande hon anfängt, die Frist für Deutschland zu bestimmen, da es gänzli die Beute der Parteien sein werde. Man erwartet schon von uns alle die Folgen von Lächerlichkeiten und Frevel, welche die französische Re= volution der Jugendblüthe ihrer Freiheit beraubt haben. Jn Ruß- land stellt man uns drei Wochen Frist, d. h. es werde Deutschland uach dieser Zeit durch innere Zwietracht verloren sein. Die staatô- männishe Weisheit von England gestattet uns eine etwas weitere Frist, man is in England mit sechs Monaten zufrieden gewe|en z täu- schen wir, meine Herren, die Besorgnisse, gründen Sie eine feste Centralgewalt, und treten Sie dann muthig den Besorgnissen, den Drohungen des Auslandes gegenüber! Fassen Sie Jhre weisen Be- schlüsse, Sie werden durch den Welttheil wiederhallen, diesen über- zeugen, daß Deutschland aufgehört hat, scine besten Kräfte zu ver- geuden im Dienste der Despotie, möge sie von oben oder unten dro- hen. (Stürmisches Bravo.) Der Vice-Präsident zeigte an, daß von Möring seinen Antrag zurückgenommen habe. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob der Antrag des Ausschusses in seiner neuen Fassung der Abstimmung zu Grunde gelegt werden solle. Schaffrath und Jordan erklärten sich dagegen, Wesendonck dafür, unter der Vor= ausseßung, daß auch der Blumsche und Schodersche Antrag in geäuder= ter Fassung zur Abstimmung gebracht werden dürfe, von Soiron {lug vor, für die Abstimmung am Montage ein Programm im Ein- verständnisse von Vertretern der verschiedenen acht Kategorieen, welche noch erläuternde Amendements beifügen könnten, zu entwerfen und dieses morgen zu vertheilen. Der Antrag anf namentliche Abstim- mung soll vorbehalten bleiben. Die Versammlung war damit ein=- verstanden; ein Autrag, morgen abzustimmen, wurde abgelehnt, Schluß der Sißung 3; Uhr Nachmittags.
Frankfurt a. M., 27. Juni. (O. P. A. Z,) 24ste Sihung der deutschen National - Versammlung am 26. Juni, Nachmittags 27 Uhr. Nach einer Bemerkung des gedruckt vertheilten Programms über die Reihenfolge, in welcher die verschiedenen Anträge hinsichtlich der zu bildenden Central-Gewalt zur Abstimmung kommen sollen, haben Zib und Blum ihre besonderen Anträge aufgegeben und sich mit Moriß Mohl und Schoder über cinen gemeinschaftlichen An- trag vereinigt, nach welchem die provisorishe Central-Gewalt einem von der National=- Versammlung gewählten Präsidenten übertragen wird. Der Präsident ist wegen Verbrechen, in oder außer dem Amte begangen, der Anklage und gerichtlihen Bestrafung unterworfen. Das Bestehen des Bundestags soll aufhören. Nach einer Anzeige Wie- demann’'s haben sich mehrere Anhänger seines Antrags der Vereinigung nicht angeschlossen, Nach einigen Mittheilungen von Seiien des Vice-Präsidenten von Soiron, welcher den Präsidenten- stuhl einnahm, fam es zur Debatte über die erwähnte Reihenfolge. Hauptgegenstand der Verhandlung war die Frage, ob ein gedruckt mitgetheiltes Amendement von Bassermann und Auerswald *), sodann ein Unter-Amendement von Heckscher **) noch in die Reihenfolge cin=- geschaltet werden können. Von verschiedenen Seiten, von Wesen= donck, Blum, v. Vincke, v. Radowißh 2c. wird die Zulassung bestritten, weil nah geschlossener Verhandlung ein neues Amende= ment, wie jene seien, nicht mehr zur Diskussion kommen könne, Da- gegen wurde bemerkt, daß jene Amendements bereits in anderen An- trägen enthalten und auch über das Prinzip diskutirt worden sei. Die Entscheidung über die Zulassung wurde von einer großen Mehrheit dem Vice-Präsidenten überlassen. Dieser sprach sich motivirt dafür aus, Ein Theil der Versammlung bestand auf dem Gegentheil, Nach langer De- batte erflärte von Auerswald, sein Amendement zurückziehen zu wollen, wenn das Gleiche von Heckscher, so wie mit einem schriftlih über= gebenen Gegenantrag (daß die fürstlihen Familen von der Wahl ausgeschlossen sein sollten) geschehe. von Soiron schlug, von Heck- scher unterstüßt, vor, die Sißung bis 4 Uhr zn vertagen, damit sich die Parteien unterdessen verständigen könnten. Auf erhobenen Wi- derspruch kam es zur Abstimmung, und durch diese wurde die Verta- gung der Sizung bis 5 Uhr, wie vou vielen Seiten verlangt wurde, beschlossen.
Frankfurt à. M., 27. Juni, (D. P. A. Z) 24sle Sipung der deutshen National-Versammlung. Nach Verlesung des Protokolls und zweier Mittheilungen des hannoverschen und des Königl. sächsishen Bundestags - Gesandten, nah welchen den Mit- gliedern der National - Versammlung die Portofreiheit auf den betref- fenden Posten zugestanden is, wurde zur Verhandlung über die Rei- henfolge, in welcher die verschiedenen Anträge zur Abstimmung kom- men sollen, geschritten. *#**), Auf den Vorschlag von Soiron's
*) Die provisorische Centralgewalt wird einem nicht regierenden Mit- liede eines deutschen Negentenhauses als Reichsverweser übertragen, Die National-Versammlung wählt denselben im Vertrauen auf die Zustimmung der deutschen Regierungen.
**) Dieses lautet: Die provisorische Centralgewalt wird einem Neichs- verweser übertragen, welchen die National - Versammlung im Vertrauen auf die Zustimmungen der deutschen Regierungen wählt.
***) Reihenfolge, in welcher die verschiedenen Anträge hinsichtlich der zu bildenden provisorischen Centralgewalt zur Abstimmung kommen sollen, 1) Bis zur definitiven Begründung einer Regierungsgewalt für Deutschland soll eine provisorishe Centralgewalt für alle gemeinsame Angelegenheiten der deutschen Nation bestellt werden. 2) Dieselbe hat a) die vollziehende Gewalt zu üben in allen Angelegenheiten, welche die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des deutschen Bundesstaates betreffen; þ) die Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht zu übernehmen und namentlich die Ober-Befehlshaber derselben zu ernennen; c) die völferrechtlihe und han- delépolitishe Vertretung Deutschlands auszuüben und zu diesem Ende Ge- sandte und Konsuln zu ernennen; 4d) die Beschlüsse der National-Versamm- lung zu verkündigen und zu vollziehen ; e) dieselbe verkündet und vollzieht alle von der Nationalversammlung zu erlassenden Gesetze, 3) Die Errichtung des Verfassungswerks bleibt von der Wirksamkeit der Centralgewalt ausgeschlo|- sen, 4) Ueber Krieg und Frieden und über Verträge mit auswärtigen Mäch- ten beschließt die Centralgewalt im Einverständniß mit der National - Ver- sammlung, Wird dieser Antrag verworfen, so kommt der weitere Antrag zur Abstimmung: 5) Die Centralgewalt beschließt über Krieg und Frieden und über Verträge mit auswärtigen Mächten, 6) Die provisorische Cen- S tnial wird einem Präsidenten übertragen, welcher von der National- Versammlung gewählt wird. Wird dieser Antrag abgelehnt, so n ird über folgenden Antrag abgestimmt: 7) Zur Bilvung der provisorischen Central- gewalt wird von den deutschen Regierungen binnen kürzester Frist der Na- tional-Versammlung ein Reichsverweser bezeichnet und von dicser ohne Dis- kussion durch eine einfache Abstimmung genehmigt, Wird auch dieser Antrag nicht angenommen, so wird über folgende Punkte aberficott : 8) die Nationalversamm- lung beschließt , vorbehaltlih des Einverständnisses mit den deutschen NRe-
ierungen: a) Bis zur definitiven Begründung einer Regierungs - Gewalt ür Deutschland soll ein Bundes - Direktor zur Ausübung dieser ober- De Gewalt in allen gemeinsamen Angelegenheiten der deutschen Nation estellt werden. b) Derselbe soll von den deutschen Regierungen ernannt werden. 9 Der Präsident ( Reichs - Verweser oder Bundcs - Direktor ) übt seine Gewalt durch von ihm ernannte, der National - Versammlung ver- antwortliche Minister aus, Alle Anordnungen desselben bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeichnung, wenigstens eines verantwortlihen Minui- sters, 10) Wegen Verbrechen in oder außer dem Amte begangen , is der Präsident ( Reichs - Verweser oder Bundes - Direktor) der Anklage duch die National - Versammlung und der gerichtlichen Bestrafung unterworfen,
wurde angenommen, nah Abstimmung über die einzelnen Theile das ganze Ergebniß dieser einzelnen Abstimmungen noch einer allgemei- meinen Abstimmung zu unterwerfen. Es wurde sodann vorläu- fig beantragt, daß für den Fall, daß überhaupt eine namentliche Abstimmung stattfinden sollte, auch über das Ganze namentlich abge- stimmt werden solle. von Linde findet die Reihenfolge nicht so ge- ordnet, daß ihm eine seiner Ueberzeugung entsprechende Abstimmung möglich wäre. Er verlangt, daß zuer über den Aus\huß-=Antrag votirt werden \olle. Widenmann erklärte, daß si{ch verschiedene Un= terzeihner des Schoderschen Antrages der stattgehabten Vereinigung *) zwischen den Anhängern der Anträge von Zib, Schoder, M. Mohl und Blum nicht angeschlossen haben. Es müsse sonach, da der Sho= dershe Antrag noch bestehe, nah Nr. 6 der Reihenfolge eingeschaltet werden: Die provisorische Central - Gewalt wird einem Präsidenten übertragen, welcher binnen kürzester Frist von den deutschen Regierun= gen der National - Versammlung bezeichnet und von dieser genehmigt wird, von Vindcke verlangt, daß sein unter Nr. 8 gestellter An= trag, welcher das im preußischen Wahlgeseß ihm ertheilte Mandat berücfsichtigen solle, entweder vor oder nah Nr. 1 gestellt werde, da er durch deu Beisaß : „National-Versammlung beschließt vorbehaltlich des Einverständnisses mit den Regierungen 2c.“, einen prinzipiellen, auf alle Punkte gehenden Gegensaß enthalte. Von mehreren Sei= ten (von Claussen, Raveaux) wurde dieses bestritten. Schließlich einigte man sich in Berücksichtigung der prinzipiellen Verschiedenheit, die verlangte Einreihung zuzulassen, Blum beantragte namentliche Abstimmung über jenen Vinckeschen Antrag, welcher den Regierungen das Recht der Mitwirkung und Zustimmung überhaupt zugestehen will. Vassermann verlangt die Einschaltung des von ihm und von Auerswald gestellten Amendements bei Nr. 6. Es sei dies Amende- ment keinesweges ein solhes, welches als ein neues im Sinne der Geschäftsordnung betrachtet werden könne; da es im Prinzip bereits disfutirt worden, sodann in einzeluen Theilen in auderen Auträgen, besonders in dem Vorschlage von Lindenau und demjenigen von Möring enthalten sei und außerdem in der leßten Sißung den einzelnen Fractionen die Modification ihrer Anträge gegenseitig zuge- standen worden sei. Mehrere Nedner erklärten sih auf das entschie- denste gegen die Zulassung der Abstimmung, andere dafür, Jordan, Wesendonck u. #. w. machten darauf aufmerksam, daß die Zulas= sung gegen die klare Bestimmung der Geschäfts - Ordnung sein würde, welhe nach Schluß der Diskussion keine neuen Amendements mehr gestatte. Das fragliche Amendement sei allerdings ein neues, indem es im Prinzip die Wahl auf die Fürstenhäuser be- \hränke, während von einem solchen Prinzip bis jeßt nur gelegent-= lih und nicht in einem Antrag die Rede gewesen sei. Auch werde in demselben den Regierungen ein Vertrauens- Votum gegeben, welhes noch nicht zur Diskussion gekommen sei, abgesehen davon, daß es durchaus nicht am Platze erscheine. Es könne also die Frage über die Zulassung gar nicht zur Abstimmung kommen z geschehe es aber doch (wogegen die Redner protestiren), so würde sih die Linke der Abstimmung enthalten. Lichuowsky machte darauf guf- merksam, daß man. niht auf die Form, sondern auf die Wichs tigkeit der Sache sehen solle, Für diese könne vielleicht eine Einigung erzielt werden, Der Redner hot, daß Niemand sich der Abstimmung enthalten werde. Hecckscher, welcher die Zu- lassung au seines Unter - Antrags verlangt, Falatti, Oster- ruth, Tellkampf erklärten sich für die Zulassung, Leßterer verlangte, daß auch noch andere Amendements zur Abstim= mung sollten gebracht werden dürfen. Hartmann fordert zur ZU
rücfziehung des Bassermannschen Amendements im Juteresse der Ei
nigung auf. Gerade durch dasselbe, welhes der Wahl Beschräukun= gen auferlege, werde die Brücke abgebrochen, die Viele bestehen lassen wollten. Bassermann will auf seinen Antrag verzichten, wenn der Heckschersche zugelassen wird. Schaffräth verlangt Ach= tung der Formen und der bestehenden Geschäftsordnung. Nach die- ser is diz Verhandlung geschlossen, wenn der Berichterstatter spricht. Der Lindenausche Antrag is, als man sich über die Zahl der noch zu hörenden Redner einigte und dabei feststellte, welhe Amende=- ments unterstüßt seien, nicht unterstüßt gewesen. Der von Mö- Wenn diescr Antrag verwo1fen wird, so wird über den weiteren Antrag ab- gestimmt: 141) Der Präsident (Reichs-Verweser oder Bundes-Direktor) ist unverantwortlih. Wenn der Antrag 9 angenommen wird, so wird der fer- nere Antrag zur Abstimmung gebracht. 42) Die näheren Bestimmungen über die Verantworlichkcit des Präsidenten (Neichsverwesers oder Bundes- Direktors) werden von der National-Versammlung durch besonderes Gefeß getroffen. 413) Ueber die Verantwortlichkeit der Minister wird die National- Versammlung ein besonderes Gesetz erlassen. 414) Die Minister haben das Recht, den Berathungen der National-Versammlung beizuwohnen und von derselben gehört zu werden. 15) Die Minister haben die Verpflichtung, auf Verlangen der National-Versammlung in derseiben zu erscheinen und Aus- funft zu ertheilen. 416) Die Minister haben das Stimmrecht in der Natio
nal - Versammlung nur dann, wenn sie als deren Mitglieder ge
wählt sind, 417) Die Stellung des Präsidenten (Bundes - Direk- tors oder Neichsverwesers) i mit der eines Abgeordneten der National - Versammlung unvere‘nbar, 48) Mit dem Eintritt der Wirksamkeit der provisorishen Centralgewalt hört das Bestehen des Bun- destages auf, 19) Die Centralgewalt hat sich in Beziehung auf die Voll- ziehungs-Maßregeln, so weit thunlich, mit den Bevollmächtigten der cinzel- nen Negierungen ins Einvernehmen zu seßen, 20) Sobald das Verfsassungs- werk für Deutschland vollendet und in Ausführung gebracht ist, hört die Thätigkeit der provisorischen Centralgewalt auf.
*) Vereinigte Redaction der Anträge von 1) Zih und Genossen, 2) Blum und Genossen. 3) Schoder und Genossen. 4) Moriy Mohl, 1) Bis zur definitiven Begründung einer Regierungsgewalt für Deutschland soll eine provisorische Centralgewalt für alle gemeinsamen Angelegenheiten der deutschen Nation bestellt werden, 2) Dieselbe hat a) die vollziehende Gewalt zu üben in allen Angelegenheiten, welche die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des deutschen Bundcsstaates betreffen, und insbesondere die Beschlüsse der National - Ver- sammlung zu verkündigen und zu vollziehen, b) die Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht zu übernehmen und namentlich die Ober- Befehlshaber derselben zu ernennen, c) die völkerrechtliche und handels- politische Vertretung Deutschlands auszuüben und zu diesem Ende Ge- sandte und Konsuln zu ernenuen, 3) Ueber Krieg und Frieden und über Verträge mit auswärtigen Mächten beschließt die Centralgewalt im Ein- verständuiß mit der National - Versammlung, 4) Die provisorische Cen- tralgewalt wird einem Präsidenten übertragen, welcher von der National- Versammlung gewählt wird. 5) Der Präsident übt seine Gewalt durch von ihm ernannte, der National - Versammlung verantwortliche Minister aus, Alle Anordnungen desselben bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegen- zeichnung wenigstens eines verantwortlichen Ministers, Wegen Ver- brechen, in oder außer dem Amte begangen, ist der Präsident der Anklage durch die National - Versammlung und der gerichtlichen Bestrafung unterworfen. Die näheren Bestimmungen hierüber, so wie über die Verantwortlichkeit der Minister, werden von der National-Versammlung durch besonderes Geseh getroffen. 6) Die Minister haben das Recht, den Berathungen der National-Versammlung beizuwohnen und von derselben geht zu werden, so wie die Verpflichtung, auf Verlangen der National-
ersammlung in derselben zu erscheinen und Auskunft zu ertheilen, Sie haben jedoch vas Stimmrecht in der National-Versammlung nur dann, venn sie als deren Mitglieder gewählt sind, Dagegen ist die Stellung des Práäsideiten mit der eines Abgeordneten zur National-Versammlung unver- einbar, 7) Mit dem Eintritt der Wirksamkeit der provisorischen Central- gewalt hört das Bestehen des Bundestages auf. 8) Sobald das Ver- fassungswerk für Deutschland vollendet uud in Ausführung gebracht ist, hört die Thätigkeit der provisorischen Centralgewalt auf,
ringshe Antrag is zurückgezogen worden, Also kann sich der neue Antrag, der nah Schluß der Diskussion gestellt is, niht auf die er- wähnten Anträge stüßen. Die Einigung am Sounabend hat si nur auf die acht Kategorieen bezogen.
(Schluß folgt.)
25ste Sibung der deutschen National-Versammlung am 27. Juni, Morgens 11 Uhr. Die Sibung wurde um 10 Uhr von dem Vice-Präsidenten von Soiron eröffnet. Nach Verlesung des Protokolls {lug Präsident von Gagern vor, die verschiedenen neu eingebrachten Amendements fallen zu lassen, in das Geseß nur die Bestimmung aufzunehmen, daß die Wahl des Trägers der Cen= tralgewalt von der Versammlung ausgehe, und daß es den Einzelnen freistehen solle, das Motiv (das Vertrauen auf die Zustimmung der Regierungen) zu Protofoll zu geben, Heckscher, von Auerswald und Blum nahmen hierauf Namens ihrer Freunde die verschiedenen Amendements zurück. Hecckscher sprach dabei die Erwartung aus, daß allseitig die einfahe Abstimmung ohne Diskussion zugestanden werde. von Auerswald erwartet, daß das von ihm vertretene Prinzip (Wahl aus Fürstenhäusern) thatsächlich anerkannt werde. Es wurde nunmehr zur Diskussion über die Fragen-Reihenfolge ge-
ritten.
Y Nachmittags 3 Uhr. Ueber die Zulassung des Autrags Nr. 2e (des Amendements von Stedtmann) erhob sih eine stürmische De=- batte, an deren Schluß der erwähnte Punkt zurückgezogen wurde. Das Gleiche geshah mit den Punkten Nr. 10 und 12 und eben ssto mit Nr. 19 für den Fall, daß Nr. 18 abgelchnt wird. Für den Punkt 8, welcher vor 1 gestellt wird, 2d, 6, 11, 18, 4, so wie für die Abstimmung im Ganzen, nah Abstimmung aber der einzelnen Punkte wird namentliche Abstimmung unter geschäftêordnungösmä= ßiger Unterstüßung verlangt, Es wird nunmehr zur Abstimmung über nachstehenden Punkt geschritten: Die National - Ver- sammlung beschließt vorbehaltlich des Einverständnis=- ses mit den deutshen' Regierungen, daß bis zur definitiven Begründung einer Regierungsgewalt für Deutsch- land eine provisorische Centralgewalt für alle gemeinsamen Angelegen= heiten der deutshen Nation bestellt werden soll. Die Frage wurde mit 577 gegen 31 Stimmen abgelehnt. Der Punkt Nr. L/ Vis zur definitiven Begründung einer Regierungsgewalt fux L eutshland soll eine provisorishe Centralgewalt für alle gemeinsamen Angelegen- heiten der deutschen Nation bestellt werden, wurde mit immenser Stimmenmehrheit augenommen, Der Punkt Nr. 2 a. ist gleichfalls angenommen, eben o Nr. 2 b. und c. Ueber den Punkt Nr. 2 d. (die Beschlüsse der National - Versammlung zu verkünden und zu voll= ziehen) wird namentlich abgestimmt und derselbe mit 2// Feue n 2%1 Stimmen verworfen. Der Punkt Nr. 3 is mit großer Mehr- heit angenommen.
Mien 20 Qik „Ie B Durch Cilly geht die Meldung des Feldzeug- 2 Festung Palma nuova sih am vodurch uicht allein ein fostbares
Hesterreich. telegraphische Depesche von ) g meisters Grafen Nugent ein, daß di 25\stten um 9 Uhr früh ergeben hat, 1 L LES Hy Kriegs-Material, nämlich der Belagerungs-Park der Armee ut AMOHEN, wieder in unseren Besiß gelangt, sondern auch die Communicatione- Linie des Heeres völlig frei wird. E A
Eine telegraphische Depesche aus Prag meldet, daß sih seit ge=- stern in dem Stande der Dinge nichts geändert habe.
JFunsbxuck, 2. Juni. (D. A. Z,) Pan Jellachich hat von hier aus folgende Proclamation an die froatischen Truppen bei der Armee erlassen: „Meine lieben und tapferen Waffenbrüder und Lands- leute, gestern war ih, Euer Ban, \o glüdlich, bei Sr. Majestät un= serem Ällergnädigsten Kaiser und Herrn eine Audienz zu erlangen, wo=
bei Allerhöchstdieselben mir zu eröffnen geruhten, in der Person Sr. Kaiserl. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Johann einen Vermittler bestimmt zu haben, um die Differenzen zwischen Ungarn und unserem Lande mit Nücfsicht auf unsere Wünsche auszugleichen. Um dieses hochwichtige und s{hwierige Geschäft vornehmen zu können, bedarf es vor Allem, daß in unserem Lande überall Ordnung und Ruhe aufrecht erhalten werde. Leider ist dieselbe schon in Slavonien bei Kar= lowiß gestört wordenz indessen habe ich bereits die nöthigen Schritte gethan, um jede weitere Gewaltthätigkeit zu verhindern, und hoffe von dem gesunden Sinne der Nation, daß sie meiner Vorstellung Gehör schenken, daß sie in Ruhe das Werk der Ausgleichung durch
Se. Kaiserl. Hoheit den Herrn Erzherzog Johann abwarten werde. Jn diesem Sinne schreibe ih nun auh an Euch, meine theuren Waf fenbrüder! Lasset Euch durch Nacwrichten und Besorgnisse über Ge- fahren in Eurem Vaterlande von der Erfüllung eurer \{weren, aber \chönen Pflicht zur Vertheidigung des Thrones und Staates in Jta- lien nichi abwendig machen, Schon erschallt durh ganz Europa Cuer Lob über Euren Heldenmuth, über Eure Ausdauer in Kampf, Be= \hwerdenz; trübet nicht diesen Ruhm etwa dur irgend eine Curem Scchwure zuwiderlaufende Handlung, die Euer und Curer tapferen Vorfahren unwürdig wäre. Dort, wo Jhr steht, gilt es Eurem ge= liebten Kaiser, Euer Gesammt = Vaterlaud, und seid dessen versichert, daß wir in Kroatien und Slawonien uns noch stark genug fühlen, auch ohne Cure Hülfe unseren Heerd beshüßen und unjere Rechte und Nationalität vertheidigen zu köunen, Junsbruck, den 20. Juni 1848. Joseph Freiherr von Jellach ih, Felmarschall - Lieutengnk und Ban,“
Triest, 24, Juni, Däs J, v. 6}, Lloyd theilt aus Fen Schreiben aus Veroua vom 21. Juni Folgendes mit: „Obgleich die Straße von hier nah Tyrol nicht gänzlich frei sein soll, indem die Piemontesen Rivoli stark beseßt halten, so is doch N, daß der Stand der Dinge sich bald auders gestalten und E tionen in größerem Umfange wahrscheinli) auch vom M d des Gardasees ausgehen werden. Bereits sind von jet i D Truppenkörper über Schio nah Tyrol beordert wor s d s b, Kavallerie - Regiment Lichtenstein Chevauxlegers E e A marschirt. Die Piemontesen haben sih hinter Sie Rin“ diéser E zogen und beginnen bereits nah ihrer GewohnE frü un 8 Ube nie bis an die Zähne zu verschanzen. Vorgel N 2 r h O E a: llen durch unseren Feldmar= fand die feierlihe Vertheilung der Meda! Muova, landen vou {edem hall selbst statt. Am Corso von Porta“ j y an Eve
E Ey ; d S ahits- ltd vor der Fronte die mei= Regiment eine Compagnie mit Ga) Tapferkeit harrenden Streiter für
ens jugendlichen, des Lohnes ihr - E E Bedi ned Gescß. Jeder dieser jungen A e eren Marschall nah empfangener Decorf A S bielten Gag verg lich begrüßt. Auch im hier Ina 0 B M
di : nfanterie , Wo tig d Sun a auszeichnete, die goldene, und ein hei Qa, R jsinger Zufanterie die silberne Tapferkeits-Medaille. ect vor i befinden sich außer Oberst Potarnay von Franz Rat Vufintee ber Major Fürst Bentheim von Hohenlohe, welcher, Wt Goito verwundet und durch die Piemouteser gefangen, vorige 1 egen einen piemontesischen Jugenieur -Major ausgewechjelt Lohe L dem Major Landgrafen Fürstenberg von Latour, der, bei e P verwundet, wahrscheinlich bald das Spital wird verlas= sen fönnen, Dem Obersten Potarnay wurde das rechte Handgelenke
abgenommen, er befindet f jeßt auf dem Wege der Besserung. Auf Veranlassung des Feldmarschall-Lieutenants d'Aspre versiebt in Padua, welches gar keine Feindseligkeit gegen unsere Trupven beging, nicht österreichisches Militair, sondern nur die Guardia Civica den Dienst. Alle zurückgelassene Bagage der Offiziere wurde daselbs noch unver= sehrt vorgefunden. Ueberhaupt scheint in diesen von uns ofkupirten Vrten Ordnung und Ruhe wieder zurüczukehren.“
Hannover. Hannover, 27. Juni. (Hannov. Zkg.) Das Finanz-Ministerium hat nachstehende Bekanntmachung, die An- nahme von Zwei=- und Eindrittelstücken betreffend, erlassen :
; „Zur Erleichterung der Zahlungen an die öffentlichen Kassen in denje- nigen Landestheilen, wo gegenwärtig vorzugsweise Zwei- und Eindrittel- stüfe vom leipziger Münzfuße umlaufen, wird hierdurh Folgendes bestimmt: 1) Alle in Courant bestimmten Zahlungen an öffentliche Kassen des Königreichs fönnen in hannoverschen, nach dem leipziger Münzfuße ausgeprägten Zwei- und Eindrittel-Thalerstücken geleistet werden. 2) Zu den hannoverschen Zwei- und Eindrittel-Thalerstüken sind nicht nur die von hiesigem Königlichen oder Kur- fürstlichen, sondern auch die von fürstlih lüneburgishem Gepräge und solche Stüe zu rechnen, die von Städten der Kurlande ausgemünzt worden sind, A Las Zweidrittelstück soll bei den Zahlungen an die öffentlichen Kas- en zu
3 „Achtzehn Gutegroschen sechs Pfennig Courant“, das Eindrittel-Thalerstük aber zu 5
„Neun Gutegroschcn drei Pfenníg Courani““ angenommen werden, L 4) Vie bei den Kassen eingehenden hannoverschen, nah dem leipziger
Münzfuße ausgeprägten Zwei- und Eindrittel-Thalerstücke sollen von den Unter- und Mittelkassen zu Zahlungen nicht verwandt, sondern an die Haupt-Kassen einzesandt werden. 5) Zwei- und Eindrittel-Stücke von nicht hannoverschem Gepräge, die nicht zu den nah dem Vierzehnthalerfuße ausgemünzten Courantsorten gehören, bleiben von den öffentlichen Kassen nach wie vor ausgeschlossen, Hannover, den 24, Juni 41848, “ Königlich hannoversches Finanz-Ministerium, Lehze n.“ E
Baden. Karlsruhe, 25. Juni. (Karlsr. Ztg.) Heute früh um 6 Uhr marschirte die gesammte hiesige Bürgerwehr auf dem Schloßplaß auf, um den im Wehrgeseße vorgeschriebenen Eid abzu legen, Vor dem Denkmale Karl Friedrichs, nach dem Schlosse zu, stellte sie sih in einem Viereck auf. Nach einer kurzen und kräftigen Anrede von Seiten des Obersten Gerber, Befehlshabers der Heer- \schaar, wurde das Bürgerwehrgeseß durch den Heerschaar- Schreiber verlesen und sodann durch den Regierungs-Commissair, Geh. Referen- dair von Stengel, die Beeidigung vorgenommen, Die Handlung ging feierlih und in angemessener Würde vor sh; die Maunschaft hatte sich in größter Vollständigkeit eingefunden. Vor dem Rückmarsche der vier Banner auf ihre Sammelpläße zogen dieselben mit klingen- dem Spiele an dem Portale des Schlosses vorüber, wo sh Jhre Königl. Hoh. der Großherzog und die Großherzogin nebst den Groß- herzoglichen Prinzen schon während der ganzen Feierlichkeit auf dem Balkon befunden hatten.
Schleswig - Holstein. Rendsburg, 26. Juni, (Alt. Merk.) Es is eine Veränderung in der Dislocation der hanseati- {en Kavallerie - Division eingetreten. Sie hat etwa zwei Stunden näber nach Cckernförde Cantonnements bezogen, Die lübeckishe Ab- theilung liegt in Wendtorf und Schestedt, die bremische in Bünsdorf, die hamburgische Schwadron auf dem jenseitigen Cider - Ufer, der Obeist-Lieutenant hat Quartier zu Klubensik. Die Division wird zu starkem Patrouillendienst verwandt.
_In der heutigen Sißung der \chleswig - holsteinishen Stände-
Versammlung wurde die Berathung über den Ausschuß = Bericht we=- gen Einführung allgemeiner Wehrpflicht begonnen. __Glensburg, 26 Jin (Br Halle) Wenn auch wied circa drei Wochen in Ruhe, so sind diese doch nicht in Unthätigkeit verstrichen. Fast täglich passiren hier jeßt Truppenzüge ein und durch, elensburgs Rücken ist nach diesem gewiß gut und sicher gedeckt, und wie man sagt, haben die Dänen sich in diesen Tagen bis an die Könitgsgu zurückgezogen.
Cndlich haben jich auch wieder einige Segel in unserem Hafen erblicken lassen, ein shwedishes Schiff liegt hier zum Löschen und ein französisches zum Laden. Gestein segelte ein mit Kohlen beladenes englisches „hier einz demselben wurde schon durch eine Batterie bei der Kupfermühle, später dur die shwere Batterie, die eine Viertel stunde von der Stadt entfernt is, mittelst loser Schüsse und anderer Zeichen zu erkennen gegeben, daß es seine Flagge aufzuzichen und beizulegen habe, wozu der Capitain des Schiffes indeß nicht zu ver= anlassen war. Ju Bereiche einer Batterie, die bei der Neustadt liegt, an gelangt, wurde von dieser wieder erst ein Blind[chuß, dana ein \charfer Schuß — absichtlich nicht auf das Schif gerichtet er- folglos abgefeuert. Unwissenheit des Schiffsführers fonnte es nicht sein, und um ihn wach zu rütteln, bekam das Schif eine Kugel durch die Schanzkleidung 2c. , wodurch der Schisfsjunge unbedeute»d an der Lende verleßt, dem Capitain aber endlih so viel Respekt eingeslößt wurde, daß er augenblicklich seine Pflicht erfüllte, die Flagge empor- und die Segel herunterziehen ließ.
Zur gegenseitigen Auswechselung von einigen Gefangenen liegt heute ein Éleines Dampfschiff unweit der Kup*ermüßhle.
Hauptmann Corneli aus Aschaffenburg, welchem in dem Gefechte bei Hoptrup von einer Kartätshenkugel das Bein zerschmettert wurde, is hier gestorben und heute aufs feierlichste zur Ruhestätte gebracht worden.
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Ausland.
Desterreih. Agram, 23. Juni, (Bresl. Ztg.) Ei vom Baron Jellachih aus Junebruck hier angekommener Courier bringt die erfreulihsten Nachrichten. Der Banus meldet, daß sich die Einwohner über die von Pesth verbreiteten, seine Stellung betreffen- den Königlichen Resolutionen beruhigen sollten, daß jie so wie bisher fest an ihrem König halten und ihm vertrauen dürften, Croatien werde seine Rechte im Einklange mit der Krone aufrecht erhalten, und bin nen kurzem werde er heimkehren, indem der Vergleich mit Ungarn sto gut wie abgeschlossen sei. Diese Nachricht erregte einen unbeschreib lichen Enthusiasmus, und Jedermann beruhigt sih. Ein zweiter Courier meldet, daß der Banus am 24sten in Agram eintreffen werde,
Frankreich., National=-= Versammlung. (Schluß der Sihung vom 25sten.) Die Zugänge sind mit Kanonen upd einer enor- men Truppenmacht beseßt. Jn den Seitengängen des Sihungssaa les wird eine Protestation des Berges gegen das Dekret, das Paris in Belagerungs3stand seht, lebhaft besprochen. Ledru Rollin, Lamtartink, Marie 1, st, wv: fie i ri Pläßen. Um 5 Uhr liest Präsident Senard cine Depesche Marrast's aus dem Stadthause vor, welche die verschiedenen Vortheile erzählt, die gegen die Jusurgenten des achten und neunten Bezirks errungen worden seien, Sie \{ließt mit den Worten: „Jch habe das Ver-= trauen, daß wix heute Abend mit ihnen fertig werden aber, «0 wehe, unsere Hospitäler und Ambulancen sind überfüllt, und nie war das Pflaster von Paris vom Blute so roth.“ Das Clos von St, Lazare, dieser gefürchtete Mittelpunkt, sei ebenfalls gefallen. Nur das Faubourg St, Antoine widerstehe noch, Die Hartnäckigkeit, mit
317 welcher sich die Jnsurgenten in den Tod stürzen, rühre hauptsächlich vou der Ansicht, daß Jeder, der sich ergebe, von der Bürgerwehr un- barmherzig niedergemeßelt würde. Um diesen unseligen Jrrthum zu bekämpfen, habe er (der Präsident) mit dem General Cavaignac fol= gende Proclamation entworfen :
„Ärbeiter! und Jhr, die Jhr noch gegen die Republik die Waf- fen erhoben haltet, zum leßtenmale beschwören wir Euch im Namen alles dessen, was es Achtbares, Heiliges und Geweihtes für die Menschen geben kann: Legt die Wassen nieder! Die National-Ver-= sammlung, die ganze Nation bittet Euch darum. Man sagt Euch, daß grausame Rache Euch erwarte. Das sind Eure und unsere Feinde, die so sprehen! Man sagt Euch feruer, daß man Euch mit faltem Blute aufopfern werde! Kommt zu uns, kommt wie Brüder, reuíg und dem Geseße unterworfen, und die Arme der Republik sind bereit, Euch zu empfangen. (gez) Senard., Cavaignac,“
„Diese Proclamation“‘, fuhr der Präsident nah großen Beifalls- tezeugungen fort, „ist in zahlreihen Massen gedruckt und hinter die Barrikaden geschleudert worden.“ Jhr Erfolg sei unzweifelhast. Jn diesem Augeublick kommandire General Lamoricière im Faubourg des Temple das Feuer, Die Sitzung wird suspendirt, Um 9 Uör nimmt sie Senard wieder auf. Er hält eine lange Rede an die Versamm- lung, voll bitterer Thränen über den Verlust mehrerer Glieder der Versammlung, welche den Märtyrertod gefunden hätten u, st. w, Er nennt den General Negrier, Helden von Konstantine, und Charbon- nel, Rittmeister aus dem Ober-Loire-Departement, die Beide als Opfer ihres moderirten und vermittelnden Republifanismus neuerdings vor den Barrikaden fielen. Die Versammlung war sehr gerührt. Se nard, diese Stimmung schäßend, beschwor sie, ihre Blicke auf Gott, den Allmächtigen, zu richten und die dem Gesebgeber so nöthige Fassung von ihm zu erflehen, damit sie über einen den Umständen angemesse: nen Gescß-Entwurf mit Ruhe berathen könnten, Nach dieser Ein leitung las er der Versammlung folgenden Geseh-Entwurf vor :
„„Die Nationalversammlung dekretirt :
Art. 1. Jedes Judividuum , das mit den Waffen in der Hand ergrisfen wird, ist sofort übers Meer (outre mer) zu deportiren.
Art. 2, Die Exekutivgewalt is beauftragt, die zur Ausführung des gegenwärtigen Dekrets nöthigen Maßregeln zu ergreifen,“ :
Die Berathung wurde auf morgen verschoben und die Sißung hald nah 9%; Uyr gusgehoben. L
Cr So 20 S Des S5 U ¡D Ie mich glücklih“/, begann Senard, „„Jhuen anzeigen zu köunen, daß der Erfolg unsere Anstrengungen kröne, Die Lage von Paris läßt sich in Folgendem zusammenfassen. Auf der Stadtseite des linken Ufers ist der Aufstand verschwunden. Es giebt dort nichts mehr, nichts! Würde sih, durch Zufall, noch eine Bewegung zeigen, \o fann sie feinen Ernst haben. Auf der linken Stadthälfte i} der Erfolg nicht minder vollständig. Das Temple Faubourg i} gänz lich beherrscht, Die Barrière du Temple i von der Linie be seßt, Die Gegend des Stadthauses verräth keine Spur mehr von Aufstand. Von den elysäishen Feltern bis zum Bastillenplahz i} die Circulation hergestellt 5 die breiten Seine- User sind frei. Aber vom Bastillenplaß rückwärts nah den Straßeneingängen beginnt der Widerstand. Das Faubourg St. Antoine ist uoch der Schauplaß hauriger Ereignisse. Heute früh zwischen 2 und 3 Uhr erschien unser Kollege Larabit in Begleitung von vier Judividuen bei mir, welche sih als Delegirte des Faubourgs St, Antoine erklärten. La= rabit, der ihnen als Geleitsmaun diente, erzählte mir, daß er, fo wohl in seinem Namen, als im Auftrage des Erzbischofs von Paris und zweier anderer unserer Kollegen, den Auftrag zu Ver-= gleichsvorschlägen habe. (Lärm.) Larabit [hatte sich in die Mitte der Jusurgenten begeben und sih zwischen den Barrikaden mit ihnen unterhalten. Die Unterredung, die ih mit den vier Delegir= ten hatte, welhe mir aufrihtige Männer schienen, bestand wesentlich in Folgendem: Was wollt Jhr? fragte ih sie. Sie antworteten mir mit dem, was sie ín den Journalen gelesen hätten. Ju welchen Journalen, wiederholte ich, wahrscheinli weder im Constitution- nel, noch im National, noch in deu Débats? Oh nein, ant- worteten die Delegirten, der Arbeiter liest nur Blätter, die für 1 Sous auf der Straße verkauft werden. (Die genannten Blätter, mit Ausnahme des National, ans Privatrücksichten, wurdenzbisher nicht ausgeschrieen.) Nach dieser Einleitung überreichten mir die Delegirten ein Papter, auf welchem viele Brigadiers der National-Werkslätten den Vorschlag machten, das Faubourg St. Antoine vor einem mörderischen Kampfe zu bewahren, wenn man ihnen einen Waffenstillstand bewillige. „Wir wünschen kein Blutvergießen (heißt es darin), wir wollen nur unsere Rechte als Bürger gesthert wissen; wir wollen die demokra= tische Republik und das Recht, zu leben.“ Jch antwortete den Dele girten nah Durchlesung dieses Schreibens : „¡Blirger, wein hx Euer Recht als französishe Bürger erhalten wolli, so reißt Eure Barri- faden nieder. Wo nicht, so seid Jhr nur Empörer. Unterwerft Euch und kehrt in den Schoß jener demokratischen Republick zurück, welche die National-Versammlung zu gründen die Absicht hat.“ (Stimme: Zu welcher Stunde geschah dics?) Senard: Die Delegirten haben mich in meiner Präsidial-Wohnung (dicht neben dem Bourbon=-Palast) um 5 Uhr Morgens verlassen. Gegen 6 Uhr kamen sie wieder. Aber mit neuen Anträgen, mit neuen Bedingungen. Die Form ihrer Ansprüche hatte sih geäudert. Sie verlangten einen Waffenstillstand, ganz und gar, ohue alle Bedingung. General Cavalgnac war an wesend. Er erwiederte ihnen mit Entschlossenheit, daß er ihre unbe dingte Unterwersung verlange und auf keinerlei Bedingungen oder Vor behalte eingehße. Sie brauchten ihn nicht weiter zu belästigen (qu?il ¿lait inutile de le déranger). Sie wüßten, daß seine Maßregeln so vortrefflich angeordnet sind, daß sich das Faubourg unmöglich lauge halten könne. Die Generale Lamoricière und Perrot (Duvivier ift blessirt) haben dasselbe umringt und würden eher das Faubourg in Trümmern verwandeln, als sich Bedingungen von den Jusurgenten gefallen làssen, Eine furchtbare Artillerie sei aufgefahren, um die Befehle Cavaignac?s auszuführen. Bis zebn:Uhr habe er ihnen Ueber legungsfrist bewilligt. So stehe es auf dem rechten Seine- Ufer. Jch muß Sie jeßt noch, fuhx Senard fort, auf einige Ver- waltungs - Maßregeln aufmerksam machen. Die erfte derselben ist: Ihnen anzuzeigen, daß in allen Häusern cine Nachforschung angestellt worden ist, um allen denjenigen Bewohnern die Waffen zu entreißen, welche am Straßen-= und Wachtdienst keinen Theil nehmen, und troß des Generalmarsches in ihren Zimmern bleiben. Die zweite Maßregel if, alle Klubs zu schließen, welche gefährlich sind. (Lärm zur Linken), Der Chef der Cxekutivgewalt, Herr Cavaignac, be- greift nur die Freiheit in der Ordnung. 3) Die Preßfreiheit zu be- \hränken. (Ja, ja.) 4) Einen Ausschuß zu ernennen, der den Fä- den des Aufruhrs nachspüre, welchen wir seit drei Tagen bekämpfen, und welcher mit dem Komplot des 15. Mai in Verbindung zu stehen scheint, das direkt gegen die Versammlung gerichtet war. Dieser letzte Entwurf lautet wörtlih: Artikel 1. Eine Kommission von 15 Gliedern der National-Versammlung is niedergeseßt, um den Uisprung und die Gründe der Jusurrection zu untersuchen, welche seit 3 Tagen die Hauptstadt in Trauer verseßt. Art. 2, Dieselbe Kommission hat sich mit der Staats-Anwaltschaft in Verbindung zu selzen, welche den Prozeß des 15. Mai leitet. Die fünfte Maßregel endlich is das bereits gestern mitgetheilte Verbanuungs-Dekret aller mit den Waffen
in der Hand gefangenen Jusurgenten. Die Redaction ‘ist etwas gê-
ändert worden. Art. 1. Jedes mit den Waffen in der Hand êt- griffene Jndividuum wird sofort in eine der französischen überseeischen Besißungen deportirt. Art. 2, Die Vollziehungsgewalt is mit den nöthigen Maßregeln zur Ausführung des Dekrets beauftragt. Art. 3. Dasselbe findet jedo auf diefenigen feine Anwendung, welche eine die Menschheit verleßende Handlung verübten. : Die Versammlung zog sich zur Prüfung in ihre Büreaus zurü. Um 115 Uhr wurde die Sibung wieder aufgenommen. Viele Glie» der waren noch in den Abtheilungen. Aber eine große Lebendigkeit zeigte sih im Saale, Jn einem der äußeren Seitengänge hört man den Präsidenten den Huissiers zurufen : „Ja, ja, Alles is gewonnen! Eilen Sie in die Büreausäle, um die Glieder in die Sihung zu ho- len,“ Darauf erscheint er im Saale, steigt hastig die Treppe zu sei- nem Sibße und ruft euthusiastish vor etwa dreißig Gliedern: „Bür= ger - Repräsentanten! Das Faubourg St. Antoine hat sih ergeben! (Bravos! von den Zuschguerbühnen.) Jch beeile mih, Ihnen das Ende der Krisis anzuzeigen. Ein Aojutant des Kriegs-Ministers Cavaignac hat so eben gestreckten Galopps die Nachricht gebracht, daß das Faubourg Stk. Antoine gefallen sei und sich auf Gnade oder Ungnade übergeben habe. Zur festgeseßten Stunde hätten nämlich die Generale Lamo- ricière und Perrot ihre Operationen begonnen ; da sei ein Parlamen- tair erschienen und habe unterhandelt, Drei Bataillone nahmen Besiß vom Faubourg, als der erwähute Adjutant hierher eilte.“ von Falloux: Haben Sie Nachrichten vom Erzbishof? Präsident: Derselbe scheint am Scienbein {wer verwundet worden zu sein. Bischof von Langres: Jm Augenblick, wo er nah einer Unterredung mit Cavaignac und Senard auf den Barrikaden mit den Jnsurgenten als Friedensbote unterhandelte, machte sih in der Entfernung ein Trom- melwirbel börbar, welchem zwei starke Gewehrjalven unmittelbar folgten. Der Erzbischof wurde von einer Kugel durchbohrtz (sie fuhr in die Eingeweide). Die Verleßung i lebensgefähr- lich, Der Prälat hat das Abendmahl verlangt. So balb die Insurgenten ihn fallen sahen, verlangten sie sofort ein Zeugniß, das ihnen bescheinige, daß die tteude Kugel nicht aus ihren Bar- rifadenläusern, soudern aus den leihen der heranrückenden Bürger-= wehren uud Linientruppen Lamoricière?s und Perrot's geschossen wor- Cr M O General Subervic: Was weiß män von unseren Kollegen Larabit und Cazalat? Beslay: Als ich hörte, daß mein Freund Larabit sich hinter die Barrikaden begeben, eilte ih ihm nah. Jh sprach mit den Arbeitern, die ich als Fabrikant kenne, und erfundigte mich nah dem Schicksale meiner Kollegen. Sie erklärten mir, daß sie uns alle drei als Unterpfänder zurückbe- hielten und uns guf die Barrikaden stellen würden, wenn Lamoricière und Perrot mit ihren Soldaten und Bürgerwehrèn heranrücken wür- den. Ju diesem Falle, sagte ih, werdet Ihr uns wenigstens eine Pistole nicht versagen, mit der wir uns selbst todtschießen können. Die Umstehenden betrachteten mih in der That als ihren Gefange- nen, und nur dex energischen Dazwischenkunst eines Arbeiters , der mich speziell kannte, verdankte ich meine Befreiung. Larabit i\t ver- leßt. Doch if seine Wunde ungefährlich. Die Sißung wird agus- gehoben. : Mittags. Ein Mitglied stürzt in deu Saal: „Verrath! Ver- rath! Sie haben ein ganzes Bataillon niedergeschossen!““ hört man es rufen. Dieses Mitglied \cheint zu erzählen, daß die Jusurgenten drei Bataillone hinter die Barrikaden geloclt hätten, unter der An= gabe, sich zu ergeben, daß sie aber dann alle ihre Feuershlünde ge- gen sie gerichtet. Lebhafte Gespräche in der Mitte des Saales. Nichts Zusammenhängendes. i 1% Uhr. Präsident Seuard, der das Ende der Jusurrection hon wiederholt augezeigt hat , besteigt von neuem den Vorsitz und ruft aus: Bürger Repräsentanten! Alles ift beendigt! “Die Widersprüche in den Nachrichten , die sih so eben kreuzten, rühren von der Bedeutendbeit und topographisheun Beschaffenheit des Fau= bourgs her. Natürlich kounte die Uebergabe noch nicht ín allen Stra= ßen bekannt sein. Uber sie ist sicherz ein Unterofsizier hat mir so eben gemeldet, daß er das Faubourg in allen Richtungen durchritten, Ueberall zirfuliren Patrouillen. AnthonyThouret: Es brennen meh= rere Häuser! Woher diese Flammen nah einer Uebergabe? Adels- ward: Um 17 Uhr babe ich den General Lamoricière gesprochen. Er hat mir gesagt, daß sich das Faubourg noch nicht ergeben habe. Mehrere Abtheilungen der Mobilgarde sind zu den Jusurgenten über=- gezangen. Auch sprach er von geheimen Einverständnissen zwischen gewissen Repräsentanten und den Jusurgenten. Um 2 Uhr läuft eine Depesche ein, welche die Uebergabe des Faubourgs wirkli offiziell meldet. E. Girardin ist Lêërhaftet. (4 Uhr.) (Telèearapbishe DeLefbe) Nas: 27 U Di Herrschaft des Gesepes if ibergll in Pala Bieber bers Ne ILELIE,
Großbritanien und Jrland. London, M. Juni. Das Dampfsciff „United States“ i} gestern mit neueren Nachrich- ten aus den Vereinigten Staateu in Liverpool angekommen. Diesel= ben reichen aus New=York vom 41. bis zum 10, Juni. Die Be- richte über die Natification des Friedens = Vertrages zwischen Mexiko und den Vereiuigten Staaten, welhe das Dampfschiff „United States“ überbracht hat, siud Mittheilungen aus der Haupt- stadt Mexiko vom- 26, Mai entnommen und lauten dahin, daß nach der (bereits bekaunten) Annahme des Traktates vou Seiten der Deputirten-Kammer des mexikanischen Kongresses au der Senat mit 23 gegen 5 Stimmen den Vertrag genehmigt habe, daß darauf am 23. Mai die amerikanischcn Commissaire Sevier und Clifford in Queretaro angekommen seien und die Auswechselung der Ratificationen unmittelbar darauf stattgefunden habe. General Kear- ney hatte das Kommando der Truppen in Mexiko übernommen und der bisher dort kommandirende General Smith sich nah Veracruz be- geben, um die Einschiffung der Truppen zu leiten. :
Der große National - Konvent in Philadelvhia, auf welchem die Whig = Partei sih über den vou ihr zur Präfidentur zu stellenden Kandidaten vereinigen follte, hat diese Kandidatur mit 171 unter 280 Stimmen auf General Taylor übertragen, und die Whigs machen sich uun die bestimmte Hoffuung, diesen ihren Kandidaten durchzu- seen, Von den anderen drei Whig-Kandidaten erhielten: Clay 82, Scott 63 und Webster nur 14 Stimmen. Zur Vice - Präsidentur ward Herr Milliard Fillmore vou New =- York von dem Konvent in Vorschlag gebracht,
_Velgien. Brüssel, 26. Juni. Heute Mittag nah 1 Uhr eröffnete der König in Person die außerordentliche Sißung der Kam- mern für 1848 unter den herkömmlichen Feierlihkeiten. Der Kömg, bei seinem Eintritte in deu Sißungssaal mit stürmischem Lebehoch em- pfangen, hielt folgende Thronrede :
„Meine Herren! i Í Jch shäße mich glüclih, mich wieder in dec Mitte der Zeus sentanten der Nation zu schen. Während ganz E V QEES terungen so tief bewegt wird, ist Belgien ruhig, vertrauung : 52 bré ih, öffentli die Dankbarkeit und den stark geblieben. Es drängte mi, L b i gerechten Stolz, den mein Herz darüber fühlt, auszusprechen, Die Veränderung im politischen Zustande verschiedener Länder haben un-