1881 / 17 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Niederlande. Haag, 17. Januar. Die Erste Kammer der Generalstaaten, welche mit den Berathungen über das Budget 1880 81 zur Zeit beschäftigt ist, hat von dem Finanz- Minister einige Daten übcr die Finanzlage des Landes erhal- ten, welche bei Feststelung des Staatshaushalts durch die Zweite Kammer noch nicht gegeben werden konnten ; aus die- jen geht hervor, daß die Staatseinnahmen pro 1880, deren Veranschlagung annähernd mit dem wirklichen Ertrage des vorhergehenden Jahres übereinstimmt, einen Mehrertrag von 4400000 Gulden ausweisen ; nament- lih ergiebt sich, daß der Totalertrag vom Monat Dezember 1880 gerade 650000 Gulden höher war als der des Monats Dezember 1879, Bei dieser beträchtlichen Differenz i} jedoh zu beachten, daß in der genannten Summe 150 000 Gulden von der Lotterie begriffen sind, welche eigent- lih in den Ertrag des Januar 1881 gehören. Jm Uebrigen waren im leßten Dezember alle Einnahmen höher, mit Aus- nahme der Abgaben in Erbschafts\sahen, welche im leßten A des Jahres beinahe 400 000 Gulden weniger ein- ugen.

Der Ertrag der indirekten Steuer1 ist in 1880 beinahe 21/4, Millionen Gulden höher “gewesen als 1879, so daß die Mehrcinnahme für die übrigen Posten niht volle 2 Millionen beträgt, namentlich an

Direkten Steuern . 487 000 Einfuhrsteuern . 274 000 M; 603 000 Gold- und Silberarbeiten 9 000 Doe 34 000 O 207 000 elegant 100 000 Lootsengelder 54 000

1 768 000

Wenn man von den direkten Steuern die Personalsteuer ausnimmt, von der 4/;, den Gemeinden zu Gute kommt, \o sind die übrig bleibenden Einnahmen aus dieser Steuer wenig gestiegen. Die Einfuhrsteuer aber ist im Wachsen bc- griffen, was als ein günstiges Zeichen für den zunehmenden Handel angesehen wird.

Die Accisen litten unter der Abnahme der Zucker- Accise, welhe 670 000 Gulden weniger eintrugen; dieser Ausfall wurde jedoch durch die anderen Accisen doppelt ausgeglichen, deren Mehr-Ertrag war von

M . 28000 Que

Destillirtem Io Salz 2001000 7 S 87/000 ; Bier UND O 52000 Geschlachtetem Vieh 194 000

Bei den indirekten Steuern is gleichfalls ein Aufshwung zu bemerken gewesen ; es trugen mehr ein: Stempelgebühren 92 000 Gulden,

Registrationsgebühren 1244000 Hypothekengebühren . 155 000

so daß es schließlich unbedenklih erscheint, den Total - Ertrag der Einnahmen für das begonnene Jahr auf 102 500 000 Gulden zu veranschlagen, besonders wenn man erwägt, daß unter den Einnahmen sich solche befanden, deren steigernder Ertrag als dauernd angenommen werden darf.

Großbritannien und Jrland. London, 19. Fa- nuar. (Allg. Corr.) Die „Dublin Gazette“ bringt eine Proklamation des Vizekönigs, welche erklärt, daß die Grafschaft Clare und drei Baronien der Grafschaft Sligo sich in erregtem Zustande befinden und der Verstärkung ihrer Polizeikräfte bedürfen.

In der gestrigen Sißung der irishen Landliga wurde

auf Antrag Mr. Davitts eine Resolution angenommen, welhe sämmtlihe Pächter Jrlands auffordert, jedes irishe Parlamentsmitglied, das von Mr. Parnell ab- fällt, „als einen zu betrahten, der zu den Zwangs-

Whigs übergegangen sei und jeden Anspruch auf das Ver- trauen des irischen Volkes verscherzt habe.“ Die Vor- unter]suchung gegen die Führer der Landliga von Tralee, welche beshuldigt sind, sih richterliche Funktionen angemaßt und ein Ligatribunal gebildet zu haben, hat mit ihrer Verweisung vor die Geschworenen ihren Abschluß ge- funden. Jhr Gesuch, gegen Kautionsstellung auf freiem Fuße zu bleiben, wurde abschläglih beschieden.

Der „Times“ wird unterm 18, d. M. aus Durban gameldet :

«„Umditchwa hat sih dem Lieutenant Edwards ergcben. Sein Volk trifft nah und nach ein. Umdithwa wird nah King Williams Town gebracht werden. Am 14. d. M. hatte Oberst Carrington ein verzweifeltes Zusammentreffen mit 5000 Rebellen. 950 Burghers desertinten, worauf die übrige Kavallerie abstieg, mit der Infanterie angriff und alle Positionen des Feindes nahm Das Gefecht währte 5 Stunden. Oberst Larcingtons Kanonen wurden alle demon- tirt. Zwölf Europäer und zwei CEingeborene wurden getödtet und 16 Europäer verwundet. Man glaubt, daß ‘das Verhalten der Burghers auf Sympathien für Transvaal zurückzuführen sci. Ein Telegramm aus Bloemfontein meldet, daß Pretorius am Dienstag abgereist ist. Die Einwohner voa Pretoria befanden sich

alle im Fort. Oberst Lanyon fürcbtete, daß die Stadt Prctoria von den B-ers als Angriffspunkt gewählt werd:n würde, in welhem Falle es nöthig werden dürste, sie durch ein Gescbütf. uer ¿un RücClkzuge zu nöthigen. Die Leiter

der neuen Ripublik haben auf tclegraphis{em Wege in London um die Ernennung einer Königlichen Kommission ersucht. Die Erbitte- rung gegn die erglish: Regierung ift sehr groß. Es dürfen keine Truppen durch den Freistaat passiren. Die zweite Proklamation der Tranévaal-Réepublik bestreitct die Abfeuerung des ersten Schusses und beschuldigt Oberft Lavyon, die Feindseligkeiten ohne vorausgegangene Ankündigung begonnen und den Krieg gegen alle Regeln civilisirter Krieg- führung zu führcn, insbesondere aber der in Potchefstrom begangenen Barbar.ien und Grausamkeiten, indem er «ine offene Stadt ohne vorausgeganzene Warnung beschossen habe. Die Holländer am Cap tadeln die republikanishe Aktion, insbesondere den Einfall in den Diamartenfeldern. Usher wurde von 1200 Pondomisen angçge- grifien. Dieselben wurden nah vierstündigem Gefeht und einem Verluste von 40 bis 50 Todten zurückgesd.lagen. Unsere Truppen verfolgten sie auf 12 Meilen. Die Kolonisten verloren 2 Todte und 7 Verwund.te. Unter den Todten befindet sich Umhlonhlo,

der Okeim von Letsea, und mebrere kleinere Häuptlinge. Bekamara, cin Pondobâäupling saat, daß er genug habe. Er will nicht länger kämpfen Sein Sohn wurde durch die Hüfle geschossen. Sie gestehen einen Verlust von 20

Tcdten ein. Vierhundert Tembu-Gefangene wurden zu einjähriger Zwangsarbeit verurtheilt. Von der Kapstadt sind 500 Freiwillige nach dem Basutolande abgegangen. Mr. Sprigg, welcher eine An- rede an dieselten hielt, bemerke: Wohin wir heute sehen, sei es nah dem BVasutoland, nah dem Tembuland oder nah dem Griqua- land, finden wir, daß unsere Truppen vorwärts marschiren. Er fühlte sich nie so sicher als jetzt, daß die Kolonie im Stande sein werde, die Rebellion zu einem erfolgreihen Sch{luß zu bringen.

2. Januar. (W.T.B.) Jn der heutigen Unterhaus- sißzung erklärte in Beantwortung ciner Anfrage Bourke's der Unter-Staatssekretär Dilke: Die Mächte ständen zwecks Sicherung einer friedlichen Lösung der griechischen Frage

noch in Unterhandlungen; der Schiedsgerichtsvorschlag sei fal- len gelasse:! worden und eine ncue Note der Pforte eingegangen. Er könne aber jeßt unmöglich konstatiren, welche weiteren Schritte aus den Deliberationen der Mächte hervorgehen würden. Lord Cavendish, Schazamts-Sekretär im Parlamente für Finanzsachen, erklärte: es unterlicge keinem Zweifel, daß die jüngst im Londoner Zollamte ausgebrochene Feuers- brunst das Werk einer Brandstiftung sei. Die Untersuchung sei eingeleitet. Bei der sodann fortgeseßten Adre ß- debatte wurde das Amendement Dawsons auf Assimi- lirung der irischen Wahlgeseße mit den englischen mit 274 gegen 36 Stimmen abgelehnt. OD'Kelly bean- tragte darauf einen neuen Zusaß zu der Adresse, betreffend die Verbürgung der verfassungsmäßigen Rechte für Frland. Derselbe wurde s{ließlich mit 173 gegen 34 Stimmen abge- lehnt und der Antrag auf Erlaß einer Adresse hierauf ohne Abstimmung angenommen. Das Unterhaus erklärte sich dann, dem Wunsche des Premiers Gladstone gemäß, damit einverstanden, sofort in die zweite Lesung der Adresse einzu- treten. Hierbei beantragte Lawson ein Amendement, welches sih zu Gunsten Einhalts des Blutvergießens im Basuto- lande ausspriht. Von der Regierung wurde die Erklärung abgegeben, daß, sobald sich die Gelegenheit dazu biete, eine Mediation im Basutolande versuht werden solle. Lawson zog hierauf sein Amendement zurück. Die Adresse wurde \hließlich auch in zweiter Lesung ohne Abstimmung ange- nommen.

DUblin 20 Januar. (W. D. B) Jn dem Pv ozep Parnell beendete heute der leßte der Vertheidiger der An- geklagten unter stürmishem Beifall der Zuhörer sein Plai- doyer. Der Substitut des Staatsanwalts widerlegte darauf die von den Vertheidigern der Angeklagten vorgebrachten Gründe und forderte die Jury auf, durch ihr Verdikt Zeugniß dafür abzulegen, daß der Sozialismus, auch wenn er ein ge- mäßigter sei, in dem vereinigten Königreih keinen Fuß fassen solle.

Frankreich. Paris, 20. Januar. (W. T. B.) Bei dem von der Syndikatskammer der Weinhändler veranstalteten Banket hielt Gambetta eine Rede, in welcher er sagte: Er wolle die Gelegenheit nicht versäumen, mit den Vertretern der Sparsamkeit, des Handels und der Arbeit in Beziehung zu treten. Er habe sich mit der Lage der Weinhändler beschäftigt und gefunden, daß die dieselben be- treffenden Geseße zu rigorose seien und einer Reform unter- zogen werden müßten. Jndeß dürfe man nur das aufheben, was man erseßen könne. Fe mehr man sich der genauen Beobachtung der Gesellschaft widme, um so mehr erkenne man, daß Probleme nur mit gutem Willen, Mühe und Arbeit gelöst werden können. Das französishe Volk wolle eine rationelle, fort- shreitende weise Politik troy des Lärmens Derjenigen, welche ihren Unwillen darüber, daß man sich weigere, ihnen zu folgen, niht zurücckhalten können. Wir werden so eine Demokratie begründen, welche ebenso ergiebig und ebenso mächtig ist als irgend eine Dynastie. Die durch \{chrecklihe Erfahrungen und durh* die Lehren des Unglücks gebildete Nation weiß „die Beziehungen zu schäßen, welche zwischen dem Werthe Lon Händlungen und dem Unwerthe von Worten besteht. Die Demokratie habe seit dem 4. September 1870 durch ihre Thaten zu erkennen gegeben, daß sie niht mehr anarchistish und unfruGtbar sein wolle. Die jüngsten sozialen Entwicktelungen hätten eine ungeahnte Fähigkeit und ein lebhaftes Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit be- wiesen. Man habe in diesem Fahre viel Unangenehmes vor- ausgesagt wegen der vielfahen Wahlen, Die schon stattge- habten Munizipalwahlen hätten indessen bewiesen, daß dieses Jahr in der größten Ruhe verlaufen werde. Die Wahlen für den Senat und die Deputirtenkammer würden ein Triumph für die Demokratie, die Republik und das Vater- land sein. Gambetta {loß seine Rede mit einem von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Toast Gre Munizipalräthe, die Deputirten und die gesammte

‘resse.

In der heutigen Sißung des Senats wurde Léon Say mit 170 gegen 7 Stimmen zum Präsidenten wic- dergewählt. Zu Vize-Präsidenten wählte der Senat Rampon, Le Royer, Calmon und Delarcy.

Jn der Deputirtenkammer erfolgte die Wiederwahl Gambetta's zum Präsidenten mit 262 von 376 Stim- men; 69 Stimmzettel waren ungültig. Als Vize-Präsidenten wurden Brisson, Philippoteaux und Senard gewählt.

Italien. Messina, 20. Januar. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute unter \sympathischen Kundgebungen der Bevölkerung nah Reggio abgereist. Ein zahlreiches Publikum begleitete die Majestäten auf verschiede- nen Dampfern.

Griechenland. Athen, 21. Januar. (W. T. B.) Die Nachricht von der Demission einiger Minister wird von dem „Ethnikon Pnevma“ für unbegründet er- klärt, Der Kammerpräsident hat die Deputirten in den Provinzen telegraphisch aufgefordert, vor dem 27. d. M. nah Athen zurückzukehren, um ihre Arbeiten wieder aufzunehmen.

Türkei. Aus St. Petersburg, 21. Januar, meldet „W. T. B.“: Die Agence Russe“ hebt hervor, daß der Vorschlag, die Aufforderung an die Pforte zu rihten, vor dem Beginn der Verhandlungen in Konstantinopel ihre äußersten Zugeständnisse mitzutheilen, niht von den Mächten ausgegan- gen sei, sondern von Frankreich und von diesem in einem Rundschreiben gemacht worden sei, das jüngeren Datums sei, als das bereits veröffentlihte. Das genannte Blatt alaubt, der Vorschlag der Pforte bezüglih der Verhand- llungen inKonstantinopel lasse die Möglichkeit eines praktishen Erfolges hoffen, da es sich um die Frage handele, zwishen den Vorschlägen der Pforte vom Oktober v. J. und den Beschlüssen der Berliner Konferenz einen Vermittelungsvorshlag zu finden, welcher Griechenland zur Annahme vorgelegt werden könnte.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. Januar. (W. T. B.) Der chinesishe Gesandte, Marquis von Tseng, hat dem Kaiserlichen Kabinet den Beitritt der chinesischen Regierung zu den in St. Petersburg festgestellten Stipu- lationen notifizirt. Lehtere sollen behufs der gegenseitigen Ratifikation in die Form eines Vertrages gebracht werden.

Südamerika. Valparaiso, 24. Dezember.! (Allg. Corr.) Die gegen Lima operirende chck ilenishe Armee besteht aus 22500 Mann Jnfanterie, 800 Mann Kavallerie und 2400 Mann Artillerie, mit 80 Geschüßen und 10 Gatling- Kanonen. Jn Folge eines Befehls der chilenishen Regierung wird Punta Arenas im Hinblick auf die Rüstungen der ar- gentinishen Republik stark befestigt.

_ 20. Januar. (W. T. B.) Lima ist von den Chilenen eingenommen.

Buenos-A yres, 20. Januar. (W. T. B.) Die Chilenen haben Chorillos genommen; die Verluste der Peruaner sind bedeutend.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 9. Januar bis inkl. 19. Januar d. ch. zur Anmeldung gee kommen: 132 Ebeschlicßungen, 838 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene und 507 Sterbefälle.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktiengesellschaft Abtheilurg für Unfallversiherung kamen im Monat Dezember 1880 zur Anzeige: 16 Unfälle, welche den Tod der Betrofferen zur Folge gehabt haben; 10 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr |{chweben ; 23 Unfälle, welche für die Verleßten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 668 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Grwerbsunfähigkeit: Summa 717 Unfälle.

Ueber den Leipziger Buchhandel in den Jahren 1878 und 1879 entnehmen wir dem Jahresbericht der Handelskammer zu Leipzia Folgendes:

Der Wegweiser auf dem Gebiete des deutschen Buchhandels, das Schul;she Adreßbuch, weist auch in den Jahren 1878 und 1879 gegen 1877 einen Zuwachs von Firmen auf. Leipzia zählte i im Jahre 1877: 125 Kommissionäre mit 4732 Kommittentèn, 1878: 126 j ¿ 4817 é E B : 4984 E Aus lieferungsläger hielten im ersten der beidea Berichtsjahre 1435, im zweiten 1427 auswärtige Verleger gegen 1479 im Jahre 1877, eine stetige Verminderung der Auslieferungsläger zu verzeichnen ift; überhaupt scheinen die Kommissionsläger zur Ersparung von Spesen mehr und mehr von Leipzig zurückgezozen zu werden.

Der gesammte deuische Buchhandel umfaßte im erften der bei- den Berichtsjahre 5360 Firmen, einscließlich 130 Filialen, im Jahr: 1879 aber 5540 Firmen einschließlich der gleichen Zahl Filialen; die Zahl der im Jahre 1877 in so ausgedehntem Maß- stabe gegründeten Filialen (etwa 80) hatte sh also um eiwa 50 vermindert, die theils durch Verkauf selbständig geworden, theils wieder vom Schauplate verschwunden sind.

In obiger Summe sind auch sämmtliche deutsche Buchhand- lungen im Auslande iabegriffen ; dieselbe vertheilt sich auf die ein- zelnen Ländergebiete wie folgt:

Städte Firmen Städte Firmen Städte Firmen 1877: 1878: 1879:

Stadt

P

DeutsMes Nei . .. 899 3907 925 4042 949 4193 z bd S 1 D D 9 1 6 Ee 208 688 204 631 206 639

Uebrige europäische

Staate 8 127 632 129 595 142 616

Aa 27 86 27 78 25 76

M N 1 2 3 3 3 Ö

Men 3 D 5 3 4 4

Uan 3 3 ö 3 3 3

Susfamment 1265 5.376 1295 59360. 1833 5040

Im Deatschen Reiche hat der Buchhandel seit 1877 54 Städte und 236 Firmen neu gewonnen, während ODesterreih um 49 Firmen zurückgegangen und auch auf den übrigen Gebieten mit Ausnahme von Luxemburz, Asien und Afrika, welche einen Zuwachs von je einer Firma erhalten habea, ein Rückgang zu verzeichnen ift.

Bon den oben erwähntèn 5410 Firmen, welhe nach Abzug der 130 Filialen verbleiben, besbästigen sich 1238 nur mit Verlags- Buchhandel, 218 nur mit Kunstverlag, 136 nur mit Musikalien- verlag, 95 1.ur mit Kunstsortiment, 144 nur mit Musßikaliensorti- ment, 110 nur mit Antiguarhandel, 3375 mit verschiedenen Zweigen. Dazu kommea roch 84 Expeditionen, Redaktionen 2c.

Ferner führen voa obigen Sortimentébuchhandlungen 1056 Leih- bibliotheken, 429 Musikalienleihanstalten, 642 Journal- und Bücher- lesezirkel und 1354 Papier-, Schreib- und Zeichenmaterialien.

An Büchergut wurde, nah Schäßungen in der früheren Weise berechnct, dur die Leipziger Kommissionäre versandt: im Jahre 1876: 8819250 kg 1877! 9 042696 kg, 1878: 9181 793 kg, 1879: 9 223 467 kg, wovon 1878 der neunte, 1879 etwa der achte Theil der Postbeförderung zufällt.

Die Zahlungen, welcbe zur Ostermesse, sowie im Laufe des Jahres für in Kommission oder auf feste Rechnung versandte Bücber geleistet wurden, betrugen nach der vorliegenden Schätzung : 1877 14744220 e 1878 12 809 68) ÆM, 1879 12 650 779 Æ, wogegen die Zahlungen für Baarpackete sih im Jahre 1877 auf 13 396 404 M, 1878 auf 13 477 303 Æ, 1879 auf 12 965 484 Æ beliefen, Während der VLücherversandt voa Jahr zu Jahr gestiegen is 1879 gegen 1877 um 404217 kg —, baten sich sowohl Zahlungea wie Baar- packete nicht unbedeutend vermindert.

Wenn nun zugestanden werden muß, daß auch der Buchhandel unter der Ungunst der Zeiten zu leiden hatte die Erfahrungen einzelner größerer Verlag2geschäfte zeigen einen Rückgang der Absatz- verhältnisse um durchschnittlich 5 bis 6%, —, so ist doch zum gröôß- ten Theil der Rückgang nur ein scheinbarer uad die Berminderung der Zahlen auf andere Ursachen zurückzuführen.

Der deutsbe Verlagshandel weist auch in den Jahren 1878 und 1879 eine Vermehrung seiner Publikatiozen von 215 im Jahre 1878 und 399 im Jahre 1879 gegen 1877 an Bücbern, jedoch eine Verminderung an Landkarten auf, während die Produktion von 1876 auf 1877 eine Steigerung um 470 Bücher und 61 Landkarten ergiebt, Die Publikationen haben sich im Jahre 1878 in 14 Fächera der Wissenschaften vermehrt, ganz besonders in der Theologie und Volkfs\chriften-Literatur, während die Jugendschriften eine auf- fallende Verminderung erfahren haben; außerdem sind noch 8 Fächer, meist unerhebli, zurückgegangen. Die Naturwissenschaften, bei welchen die Pvblikationen im Jahre 1877 so stark abgenommen hatten, weisen im Jahre 1878 woieder ein Mehr von 39 auf. Vec- gleicht man das Jahr 1879 mit 1878, so haben sih in 11 Fächern die Publifationen vermehrt, hauptsählich in der Rechtswissen\chaft, und zwar um 347, was seinen Grund vornehmlich in der neuen RZustiz-rganisation hat; Volks\sc{riftern, Pädagogik und vermischte Schriften sind nicht unbedeutend zurückgegangen, die übrigen Fächer baben sich nur wenig verändert. :

Von den Hauptverlags8orten weist Leipzig 1879 im Vergleich zu 1877 nur eine Zunahme um 8 Publikationen nach, Berlin dagegen eine solhe um 226. Auch sonst hat die Verlagsthätigkeit in Preußen weit stärker zugenommen als in Sachsen, in den übrigen deutschen Staaten hat sie sogar abgenommen. Auffällig ift die Verminderung der Produktioo im Autlande 1879 gegenüber der nicht unerheblichen Zunahme 1878. Im Ganzen haben auch in den beiden leßten Jahren die ungünstigen Verbältnifse im Handel und Wandel keinen Einfluß auf die Bücherproduktion, wohl aber einen wenn auch geringen Ein- fluß auf die Bücherkonsumtion ausgeübt.

Die raftlose literarishe Thätigkeit unserer Schriftsteller und der ewig junge und zuweilen ein wenig übereifrige Unterneh- mungsgeist unserer Verleger fahren fort, den Büchermarkt mit einem erstaunlihen Maße guter, mi1t-lmäßiger und \{lechter|Bücher zu übershütten. Die ersteren, die neu erschienenen guten Bücher,

entwerthen naturgemäß mehr oder weniger die älteren guten. Bücher, und zwar ist heutzutage manches Buch {on nah 3 bis 6 Jahren veraltet ; der Besizer entlédigt sich \ciner in die Hände des Anti- quars, der wiederum gar oft es nur {wer und zu äußerst niedrigem Preise an den Mann zu bringen vermag. Das Publikum, das ge- lehrte wie ungelehrte, wird immer wäblerisher an und für si cine hochst erfreulihe Wahrnehmrng, die aber den Geschäftsmann mit Sorge belastet um das Schickjal dessen, was da weder leben no sterben kann. Ein umfangreiches Lager zu halten, ist in unferer \hnelilebigen Zeit auch für den Antiquar . mit Risiko verbunden ; Selbstbeshränkung thut au ihn Noth. j

In stetem Steigen sind beguiffen die Preise der alten, seltenen Erzeugnisse der graphishea Künste in Kupferstih und Holzschnitt, ramentlich in Bezug auf die Kunstaeweibe (Ornamentstiche u. |. w.), die Originalaus8gaben der Denkmäler der verschiedenen National- literaturen ;. au den alten Topographien und den Spezialgescichten der einzelnen Städte wendet sich immer mehr ein erfreuliches Inter- esse zu. Das Gesammtgebiet der Naturwissenscbaften ist ein fort- während dankbares. Auch ter Absay philosophischer Schriften ist ein ansehnlicher. In dem internationalen Verkehr auf antiquarishem Gebiete ist kaum eine Besserung zu konstatiren.

Die Verwerthung hinterlaßener Bibliotheken auf dem Wege der Auktion scheint im Rückgange begriffen zu sein; die Zahl der Antiquare, welche systematische Fahkataloge mit Preisen ausgeben, hat \ch in den leßten zehn Jahren mindestens verdreifact; ihre Konkurrenz läßt bei dem freihändigen Enbloc-Verkaufe werthvoller Bibliotheken Preise erzielen, gezogen werden. i

Kunst, Wiffenschaft und Literatur.

Der K ztechismus der Philosophie von I. H. ron Kirhmann, die Nr. 84 der Serie von illustrirten Katechismen, welche die Verlagshandlung von J. I. Weber in Leipzig veranstaltet hat, ist soeben in einer zweiten, durhgeschenen Auflage erschienen. Die Schrift hat, wie der Varf. {on beim Erscheinen der ersten Auflage betonte, eigentlich nur den Titel mit den anderen gemein, renn bei der Bearbeitung is die Katechismusform mit Frage und Antwort nicht angewandt worden. Dem Verf. kam es vielmehr darauf an, den reichen Inhalt der Philosophie, abgese- hen von besonderen Systemen und Eintheilungen dem Leser vorzu- führen und ihm einen Blick in die Tiefen dieser Wissenschaft zu eröffnen. Die Schrift verdiente deshalb richtiger den Titel einer Encyklopädie oder eines kurzen Abrisses der philosophischen MWissen- Masten. Bei der großen Verschiedenheit der philosophischen Systeme und demzufolge der Unmöglichkeit die wichtigeren sämmtlich auf so gerinzem Raum zur Darstellung zu bringen, hat sih der Verf. auf eines beschränkt und dazu das realiftische System gewählt; das letztere deshalb, weil es den besonderen Wissen- \chasten am näbsten stehe und deshalb für den Ungeübten daetjenige sei, welches ihm am leichtesten verständlich werde. Bei allen wich- tigeren Lehren sind Übrigens die abweichenden Ansichten bedeutender Philosophen kurz angeführt ‘und dadur die betreffende Materie all- seitig beleuchtet. Jn der Einleitung werden der Begriff der Philo- fophie, ihr Nugen, ihre Eintheilung und die verschiedenen Systeme besprochen. Dan ol n ersten Theil die Philosophie des Wissens: die Lehre vom Vorstellen (Wahrnehmen, Denken) urd vom Erkeanen, im zweiten Theil die Philosophie des Seienden : Naturphilosophie, Psychologie und Philofophi- des mensch- lihen Handelns (Cthik, Aesthetik, Religionsphilosophie). Die Fassung ist durchweg allgemein verständlich gehalten. Der für eine philo- \ophische Schrift allerdings ziemlich \{chnelle Absatz der erftei Auflage, welche 2500 Er:mplare stark war, zeigt, daß in dem gebildeten Publikum der Sinn für Philosophie keinetwegs in solhem Grade erloshen ist, wie man vielfach behauptet. An dem Inhalte selbst ist in der neuen Auflage wenig geändert, wohl aber find einzelne Ausdrücke durch \härfere Fassung vor Mißverständniß geschüßt worden.

Militärischer Verlagskatalog des Lucthardtschen Verlages in Berlin W.,, Magdeburgerstraße 31. 1870 bis 1880. Berlin W. 1881. Verlag von Friedrih Luckhardt. Unter diesem Titel hat die Verlagsbuchhandlung von Friedr. Luhardt hierselbft foeben cinen „militärishen Katalog 1870 bis 1880" oder eine Veber- ficht der in ihrem Verlage in der Zeit von 1870 bis 1880 erschienenen militäcishen Werke veröffentlicht. Die Anordnung des Katalogs ist in der Weise getroffen, daß ein allgemeincs alphabetisch geordnetes Verzeichniß der 163 von Fr. Luckhardt herausgegebenen militärischen Schriften si an der Spiye des Katalogs befindet. Daran \chließt #ch ein Verzeichniß derselben Shristen nach den einzelnen Materien, und zwar in folgender Reihenfolge: 1) Kriegsgeschichte, 2) Wasffen- funde, 3) Lafktik-Strategie, 4) Befestigunaskunit, 5) Instruktion und Hülféwissenschaften, 6) Heeres-Organisation, O Militärrechtepflege, §) Verschiedenes, 9) Krieg von 1870—71, 10) Frankrei, 11) Rußland und der Krieg von 1877—78, 12) Oefterreih. Auf das na den Ma- terien geordnete Verzeichniß folgt ein Verzeichniß der Werke für ein- zelne Truppengattunge: und zwar 1) Infanterie, 2) Kavallerie, 3) Artillerie, 4) Marine. Als Anhang bringt der Katalog ein nah Schlagwörtern geordnetes Sachregifter der rößeren Aufsäße, welbe in den kei Fr. Luckhardt bisher erschienenen 5 Jahrgängen (1876 bis 1880) der „Deutschen Heeres-Zeitung“ enthalten find, Den Schluß bildet „eine Umschau auf den Kriegs\chaupläyen der Erde 1876—1880“ oder ein Verzeichniß derjenigen Aufsäße ia der „Heereß-Zeitung“, welche die verschiedenen Aufstände und Kriege während der angegebenen Zeit betreffen. Aus der Zahl der im vor- stehenden Kataloge verzeichneten mehr oder weniger werthvollen und interessanten Scbriften heben wir besonders die Waffenwerke von Specht (Geschichte der Waffen), Hentsch (Beschreibung des fcanzösisben Armee- gewehres. Die Entwickelungegeshichte und Konstruktion sämmt- lier Hinterladegewehre der europäischen Staaten und Nordamerikas v. A.) und Weygand (das französische Marinegewehr das fran- zösische Infantericgewehr die modernen Ordonnanz-Präcisionéwaffen der Infanterie u. \. w.) hervor. Außerdem dürsten besonders die Werke von Boguslawtki (die Entwidklung der Taktik von 1793 bis zur Gegenwart bie Fechtweise aller Zeiten, das Leben des Ge- nerals Dumouriez), Arnim (die Schlachten- Taktik sonst und jeßt zur Taktik der Situationen u. A.), Scheibert (Offizier-Bravour die Befestigungekunst und die Lchre vom Kampfe u. 3.) Walter (Betrachtungen über die Thätigkeit und Leistungen der Kavallerie im Kriege 1870—71 u. A.), von Weyherrn (Ansichten über Ausbildung einer Eskadron nach den Anforderungen der Jeßttzeit u. A ) 2c. Be- achtung verdienen.

Land- und Forstwirthschaft.

Im Verlauf der gestrigen Sihung des Deut schen Land- wirthschasftsraths stellte zu dem von Ha:nmersteinscben Antrage, die E: quête über die amerikanischen landwirthscaftlih:n Verhältnisse betreffend, der Rittergutsbesißer Pogge (Roggow) das Amendement, anstatt der Worte in dem von Hammersteiniwen Antrage: „und iber die der deutschen Landwirthschaft aus solcher Konkurrenz direkt oder indirekt droherdin Gefahren“ ¿u sagen: „und über den muthmaß- lihen Einfluß desselben auf die deutshe Landwirthscaît." Der An- traz von Hammerstein wurde unter Ablehnung des Pogge'sben Amen- dements einstimmig angenommen. Der Rittergutsbesißer von Oehl- \{lägel (Oberlangenau in Sacbsen) und der Rittergutsbesißer Henne- mann (Klenfa b. Nenstadt a /W.) stellten folgenden Antrag: „In Er- wágung, daß es nicht in der Macht des Brennereibesiters Uegt, sich vom Konsumenten die Branntweinsteuer erstatten zu lassen da die Preise abhängig sind sowohl von der Ernte des Inlandes wie vom Preisstand des Auélandes; daß demna eine Erbôhung der Vrenn- fteuer gleibbedeutend ist mit einer neuen Belaftung der Landwirths \{aft; in fernerer Erwägung, daß bisher jede Erhöhung der Brannt- weinsteuer eine große Anzahl von Brennereien vernichtet hat, daß dadurch vorzuzsweise der kleine und mittlere Grundbesiy kenachthei- ligt wurde, und daß eine abermalige Steigerung der Branntwein- steuer das Brennereigewerbe mehr und mehr zu einem Monopol der großen mit Kapital arbeitenden Betriebsstätten macen muß beschließt der Deutshe Landwirthschaftsrath, den

welche den Chancen der Auktion vor-

Herrn Reichskanzler zu ersuben: sofern die Bedürfnisse des Reiches eine höhere Besteuerung des Branntweins nothwendig machen, solche nur zu genehmigen, wenn sie in Form einer Schank- oder Getränke- steuer erfolgt“. Der General - Sekretär Dr. Weideahammer (Darmstadt) und Genossen keantragten: Den Tenor des Antrages zu

steuer im Bra5ntweinbrennereigewerbe, als in hohem Grade gefahr- bringend für den landwirthschbaftliben Betrieb, in jedem Falle Ab- stand nehmen zu wollen.“ Nach kurzer Debatte erklärten \sich die Referenten mit dieser Aenderung einverstanden, und wurde sonach der Antrag in dieser Form einstimmig angenommen.

Sn der / niederum der Minister für Landwirthschaft Dr. Lucius. Den ersten Gegenstand der heutigen Tagesordnung bildete: die Erhaltung der städtischen Fäkalstoffe für die deutsche Landwirthscbaf. Die zur Vorbcrathung dieser Angelegenheit niederzesezte Kommissjon stellte fol- genden Antrag: T. „Der Deutsche Landwirthscbaftsrath wolle be- \chließen: an die deutschen Landesregierunzen die Bitte zu richten: a, bei den größeren Städten, überall dort, wo es in Be- traht kommt, durch Hülfe billiger Eisenbahn- l frahten möglichsst auf Nußung der werthvollen städtischen AbfaUstoffe für die Landwirthschaft hinwirken zu wollen; b. daß die Statistik voa Produktion und Verbleib der laadwirthschaftlih wich- tigen städtischen Abfälle genauer als bisher bearbeitet werde; c. daf die Ausführung \tädtischer Berieselungsanlagen von der Konzession der Landesregierung abhängig gemacht werde. I. Der deutsche Landwirthschaftsrath wolle dahin wirken, daß an geeignetem Orte eine Versuchsstation errichtet und unterhalten werde, welche wissen- \chaftlihe Versuche über die Verwendung der städtischen Spüljauche als Rieselwasser und deren O auf das Grundwasser auszufüh- ren, zur Aufgabe erhält. 111. Der deutsche Lanowirthschaftsrath wolle fernec besbließen: Den deutschen Städten, welche dem deut- \{en Landwirthschaftsrathe Mittheilungen über die bezw. städtischen Verhältnisse haben zukommen lassen, den Dank des deutschen Land- wirth\chaftsrathes zu votiren und dieselben zu ersuchen, zu ge- statten, daß das gelieferte Material öffentlich verwendet wer- den dürfe. IV, Der deutsche Landwirthschaftsrath wolle eine populäre Schrift mit Bezug auf die in Deutschland bei der Verwendung städ- tischer Fäkalien gemachten E-fahrungen und die den Verhältnissen nach zweckmäßigste Verwerthung veranlassen“. Professor Dr. Stengel (Heidelberg) beantragte, der Resolution Folgendes hinzuzufügen: „Der deutsche Landwirthschaftsrath erklärt, daß für die Fäkalien der großen Städte nur dann auf sanitär und finanziell befriedigende Unterbringung mit Sicherheit gerehnet werden kann, wenn dieselben der Landwirthschaft ia weiten Kreisen in angemessener Form zugänglich gemact, d. h. in eine gehaltreide, trockene, lagerfähige und \treubare Waare verarbeitet werden“. Nah einer längeren Debatte wurden die Anträge der Kommission, unter Ablehnung des Passus b. sub I. und des Passus 1V,, sowie der erste Theil des Antrags Stengel bis inkl. der Worte „in an- gemessener Form zugänglih gemacht“ angenommen. Prof. Richter (Tharand) referirte hierauf über: die Neichsversicherungs-Geseßzgebunz.

Gewerbe und HDandet-

In der gestrigen außerordentlihen Generalversammlung der Berliner Lampen- und Bronzewaaren-Fabr ik, vorm. C. H. Stobwasser & Co. waren 24 Aktioväre an- wesend, welche ein Aktienkapital von 665 400 (G mit 220 Stimmen vertraten. Der Antrag auf Reduktion des Aktienkapitais von 2 409 000 A auf 1000009 A dur Umtausch von je 2 alten Aktien ò 600 Á gegen eine neue à 500 A sowie der Antrag, be- treffend verschiedene Aenderungen des Statuts, gelangten ein\timmig zur Anvahme. Ebenso wurde der Antrag bezüglih der Verwendung des aus der Kapitalsreduktion zu erzielenden buhmäßigen Gewinnes axgenommen, mit der Modifikation, dxß der Gewinn des lau'enden Geschäitéjahres nicht, wie beantragt, dem Reservefond überwiesen, \fondern zu Bestreitung der bei der Rekonstruktion aufloufenden Kosten, CGouréverluste bei Begebung der Anlcihe 2c. verwendet wrden soll. Zu dem leßten Antrag wurde von Seiten eines Aktionärs beantragt: „Die Gesellschast läßt auf ihreo Namen bis zur Höbe der Anleihe Grundschulden auf ihre Grundstücke aufnehmen, und dürfen die 5pro- zentigen Obligationen niht unter 95%/9 kegeben werden.“ Dieses Amentement lehnte die Versammlung jedoch ab und acc?ptirte dagegen ein zweites, welches dem Vorstandsantrag über die Begebung der Anleihe zustimmt und der Verzbaltung Über die Modalitäten bei Begebung derselben völlig freie Hand läßt.

(Wes. Ztg.) Nach der von der New-Yorker Handel s- kammer veranstalteten Uebersicht des H:ndelsve rkehr® von New-York und den sämmtlihen übrigen Häfen der Verei- nigten Staaten ist die Ein- und Ausfuhr ‘auf eine früher nie erreihte Höhe gestiegen. Der Gesammtverkehr von New-York (Ein- und Ausfuhr) belief sih¿auf 944 Viillionen Dollars, um 279 Millionen Hollars mehr als im vorhergehenden Jahre, während bei allen Häfen zusammengenommen sich die Summe auf 11 613 Mill. Dol, oder 411 Mill Doll. mehr als 1879 belief. New-York nimmt als íImporthafen einen ganz überwiegenden Rang ein. Die Gesammt- cinfuhr vom Auélande nah New-York, Geld- und Edelmetalle ein- geschlossen, hatte einen Werth von 544 Mikl, Doll., in den übrigen Häfen der Union betrug verselbe 217 Mill. Doll. Für eine Reihe von Stapelartifkeln hat New-York fast das Privileg der Einfudr. Zucker und Melassen z. B. wurden im Werthe von 53 (immer in Millionen Dollars) liber New-York ins Land gebracht und von 30 über sämmtliche übrige Häfen; Kaffeeeinfuhr in New-York 46, in den anderen Häfen 16,8 Mill. Doll. Nach viel auffallender tritt dieses Verhältniß bei den Fabrikaten hervor. Die Einfuhr von Scidenwaaren in New-York beträgt 30, in deu anderen Häfen 1,4, von Wollenwaarcn 28 und 5, Baumwollenwaaren 27 und 3, Leinen- woaren 19 und 4 Mill. Doll. Etwas wenizer tritt das Uebergewicht der Einfuhr New-Yorks bei Eisen- und Stahlwaaren hervor, die 23 gegen 19 Mill. Doll. der anderen Häfen beträgt, während si bei Häuten und Fellen das Verhältniß von 16 zu 7, bei Thee von 13 zu 6, Leder 10 ¿zu 2 Mill. Doll. stellt; bei Wolle steht New-York gegen die Gesammtheit der anderen Häfen zurück, das Verhältniß ift 9,3 zu 14,4 Mill. Doll., Tabak, roher und verarbeiteter 6,9 gegen 0,8 Mill. Doll. S E S

Als Ausfuhrhafen hat New-York nit das überwältigende Uekber- gewicht über die übrigen Häfen der Union. Der Werth der Ge- \ammtausfuhr aus dem Hafen von New-York betrug 3884 Mill. Doll.,, aus tea übrigen Häfen der Union 445 Mil. Doll. Die Raumwollenausfubr aus New-York is nur mit 36 Mill, Doll. be- zifffert, während die übrigen Häfen für 175 Mill, Doll. exportirten, auch der Export von „Brodfioffen“ gebt nicht einmal zur Hälfte über New-York (134 Mill. gezen 153 Mill. Doll.), dagegen ift die

Empire City wieder -ecin Hauptausfuhrplay für „Provisions“ (Fleis, Butter, Käse) (89 Mil. Doll. gegen 32 Mill, Doll.), ebenso für Mineralöle (26 Mill. Doll. gegen

8.7 Mill. Doll.). Tabak theilt sich New-York mit den übrizen Häfen zu fast gleiher Hälfte (8,8 Mill. gegen 7,4 Mill. Doll.). An dem Transport der Gesammt-Ein- und Ausfuhr New-Yorks von und nach der See im Werthe ron 944 Mill. Doll. war die amerikanische Fiagge mit 136 Mill. Doll., die fremde mit 807 Mill. Doll. bethei- ligt, und während von und nach sämmtlichen Häfen der Union auf amerikanischen Schiffen Waaren aller Art im Werthe von 280 Mill. Doll. aus- und eingeführt wurden, vermittelten fremde Fahrzeuge den Tranéport von Waaren im Werthe von 1309 Mill, Doll.

Nürnberg, 19. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Das Geschäft bleibt andauernd T, 250 Folge der fort- aesetten Kauflust der Kundschaftshändler wurden in der ersten Hälfte dieser Woche täglich ca. 200 Ballen umgeseßt. Gesubt sind, wie früher, vornehmlich gutfarbige bessere Qualitäten. Der Lager- bestand reducirt si, da die Größe der Zufubren diejenige der Ver- [äufe nicht erreibt, mehr und mehr. Die Exportenure verharren unthätiag. Die Stimmung is ruhig und feft. Die Preise sind

unverändert: Marfktwaare prima 100—115 #4, mittel 85—95 M, Gebirgéhopfen 120—140 4, Hallertauer Siegelgut (Wolnzach Au)

streichen und dafür zu seßen: „von jeder Erhöhung der Maischraums |

beutigen fünften und leßten Siyung erschien |

und Wasser- |

prima 125—145 M, secunda 95—115 Æ, Hallertauer prima 129 140 Æ, mittel 90—115 Æ, Spalter Landb, s{chwere Lagen 150—170 Æ, leichte Lagen 120—135 #, Aischgründer prima 120—130 A, mittel 90—100 Æ, Württemberger prima 120—145 M, mittel 90—110 Æ, Badische prima 120—140 A, mitt-l 90—110 A, Polnische prima 135—150 Æ, mittel 90—110 Æ, Elsäfser prima 115—139 #, mittel 90—110 Æ, geringe aller Sorten 70 - 80 Æ

Wien, 20. Januar. (W. T. B) Der Generalrath dec Oesterreichish-ungarischen Bank hat die Tagesorduug der Generalversammlung die si auf die statutenmäßigen Gegen- stände bcschränkt festzeseßt und die Gesammtdotation der Direk- tion in Wien pro 1881 auf 125 Millionen, diejenige der Pester Di- reftion auf 50 Millionen festgeseßt, wovon höchstens ein Biertheil im Dariehens8gesc{äft verwendet werdzn darf. Die der Pcstec Di- rektion früber zugestandene und bis Erde März d. I. dauernde DPDotationserhöhung vou 2 Millionen wird dur die Feststellung der Gesammtdotation nicht berührt. Die ungarische Papierrente und die Pfandbriefe der öfsterrteichishen Bodenkredit-Anstalt werden zur Be- lehnung an sämmtlichen Bankkassen zugelassen.

Antwerpen, 20. Januar. (W. L. B) Wollaullton. 1839 Ballen angeboten, 1028 Ballen verkauft. Stimmung besser, Preise unverändert, SekundawoÜen gefragt.

New-York, 17, Januar. (W T. B) Weizen-Vershif- fungen der legten Woche von den atlantischen Häfen der Ver - einigten Staaten nah England 86 000, do. nach dem Konti- nent 50 000, do. von Kaliforniea und Oregon nach England 60009 Qrtrs, Visible Supply an Weizen 28 800 000 Bushel, do. do. an Mais 16 600 000 Bushel.

Verkehrs-Anstalten.

Kiel 290 Saar (D D) Durd den anpalkendan Sc{neesturm sind sehr erheblicwe Verkehrsfstörun gen herbei- geführt worden. Der Betrieb der Eisenbahnen im östlichen Holstein ist unterbrohen und die Posten aus Dänemark sinck ausgeblieben. Man befürchtet Ho&%wasser.

Vel, 20 Saar B) Der Loo amp kes „FIupiter“ ist beute Vormitt-g aus Konstantinopel hier eirie getroffen

Oen agen, 20 San Wn Volde Der großen Kälte ift im Schiffahrtsverkehre mit Kopenhagen voll- ständige Stockung eingetreten. Auch der Eisenbahnverkehr auf Jütland und Seeland ist in Folge starken Schnaeefalls sehr un- regelmäßig.

Verlín, 21. Januar 1881.

Preußische Klassenlotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Klai.€ 163. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

4 Gewinne von 15000 4 auf Nr. 31 467. 55 823. 56 411. 69 374.

3 Gewinne von 6000 44 auf Nr. 5508. 12 525, 45 071.

40 Gewinne von 3000 # auf Nr. 2331. 3743. ‘4082.

7387. 8635. 9159. 9399. 11 427. 15 476. 19 447. 22 494. 31 104. 33720. 34296. 37120. 37503. 40276. 44136. 45 562. 45586. 51271. 52208. 52 609, 53 947. 55 650. 56 356. 56 603. 59138. 66966. 67 062, 68 203. 68 567. TOLO2 T2081 (SOlo, SOSTO C9820. SO a9 S0 LUS.

90 728. 47 Gewinne von 1500 #4 auf Nr. 505, 5565. 6060. S O76 14727 15/784, 18116. 19949. 21 021, 22 150.

00338. 28239/. 81227. 39148. 98000. 8082. 41 146. 44 479. 47 409. 49 644. 51814. 51897, 56 202. 56 306. 56 353. 58065. B58 420. 59726. 64217. 66405. 66 569. 70D (0926 (O) 8080 O Il SIZUO. S1 585. 82114 06/7, 8/8250, 08196 899/22. 91 M, 92 063

70 Gewinne von 600 H auf Nr. 657. 2934. 3625. 4439.

5618, G21 841, 82094. 9902. 10009, 100924 LOSVU. 19079, 19642 19707. 20086, 20612, 22 2//. &d Gel. 25 963. 26858. 30420. 31845. 32943. 34258. 35 526. 41 495. 42811. 43655. 44394. 44446. 44675. 45 683. 45786. 46626. 49795. 50097. 50474. 52162. 53 237. 55 021. 565145. 55440. 66 527. 56 726. 57 205. 57 420. 60 591. 61097. 62582, 64695. 64844. 66 952. 67 168. 67808. 70233, 70286. 72916. 73368, 74693, 70 095. 76911. 80702. 85446. 85466. 85 658. 88 419, 91 576. 92 055. 94737.

Cöln, 21. Januar, 12 Uhr 16 Minuten früy. (D) Die englische Post vom 20. Januar früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, is ausgeblieben. Grund: Verspätete Ankunft des Schiffes in Ostende.

Am 14. d. M. hielt der Kur-Direktor Heyl in Wiesbaden auf Ersvchen des dortizen Kurvereins-Vorstandes einen Vortrag über die am 1. Mai in Frankfurt a. M. zu eröffnende internationale balneologiscwe Ausstellung. Hr. Heyl suchte hierdurch die lebhafte Theilnahme der Wiesbadener Privaten, besonders der Bade- hausbesißer und zwar in ihrem eigensten Interesse anzutragen. Netner wies auf den günstigen Erfolg hin, der durch die Kollektiv ausstellung der äußerst zahlreichen tleinen französishen Bäder in dem großen Pavillon des eaux minerales während der internationalen Autstellung in Paris erzielt wurde, und betonte, daß Wiesbaden, gegenüber den großen Anstrengungen, wele die Konkurrenzbäder desselben machen, ganz besonders Werth darauf legen müsse, in Frankfurt a. M. würdig und der Förderung der städtishen Kur- interessen angemessen vertreten zu sein.

Nach den von Hrn. Heol mitgetheilten Angaben betreffs der von der städtischen Kurdirektion, dem Kurverein und von zahlreihen Pri- vaten beschlossenen Kollektivausstellung verspricht dieselbe eine viel- seitige und alänzeude zu werden. | S : I

Diese Wiesbadener Kollektivaubstellung wird sich in einem greßen Saale befinden, dessen Rückwand von den Karten der Gebirgs- formation (von Hrn. Landgeologen Koch angefertigt), von Situations- plänen und photographischen Ansichten der Wiesbadener Bäder und Kurbäuser, der Trinkhalle 2c. eingenommen wird. Auf einem aroßen Tische, der von zum beschaulihen Beobachten einladenden Sesseln umgeben ist, werden in ges{wmackvoller Weise Mineralwa!ser, Quellen- produkte, balneologishe Apparate und Jnstrumente 2c. dem wiß- begierigen Besucher vor Augen geführt.

Besonders interessant wird diese Auéëstellung no dadur, daß interessante alte, im Privatbesiy befindliche Fundstüccke, an denen Wiesbaden sehr rei ist, ebenfalls zur Ansicht aufgelegt werden.

Der Polizei-Rath Höhn hat bereits eine reichhaltige nafsauisch- arhäologisde Sammlung zugesagt, und der Konservator des Museums, Hr. Oberst von Cohausen, das Modell eines in Wiesbaden ausgegrabenen rômiscwen Badhauses.

Das kürzli au?gegebene 1, Heft 11, Bandes der Jahrbücher der Königlih preußischen Kunstsammlungen (Berlin, Weidmannshe Buchhandlung) enthält auß-r den an dieser Stelle mitgetheilten amtlihen Nachrichten auch wieder eine Reihe inter- cfsanter kunjiwissenschaftliher Beiträge, we!che jenen unter dem Titel „Studien und Forschungen“ folgen. Zanäcbst berihtet Woldemar v. Seidliy über Zeichnungen alter deutscher Meister ia Desiau, und zwar in der Herzozlich anhaltishen Behördenbibliothek