unbegreiflih, wie man den Katholiken zumuthen könne, die Anzeigepflicht und damit die Maigeseße anzuerkennen. Diese Gesee hätten keinen anderen Zweck als die katholische Kirche zu vernichten oder, was noch s{hlimmer sei, zu verfälschen. (Widerspruch.) Auf den Antrag der konservativen Partei werde er zurückffommen, wenn er die Begründung desselben gehört habe, jeßt sei er ihm noch unverständlih. Er bitte, seinen Antrag anzunehmen, dann werde das Volk dem Herrscher und der Regierung danken. S Hierauf ergriff bei Schluß des Blattes der Minister der geilichen 2c. Angelegenheiten von Puttkamer das Wort.
— Der hicsige japanishe Gesandte, Herr Siuzo Aoki, hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Geschäststräger der Legation®- Sekretär Baron von Siebold.
— Nach einem Spezialerlaß des Ministers des Junern, des Finanz-Ministers und des Ministers der geistlichen 2c. An- gelegenheiten vom 10. Dezember v. J. gehört Derjenige, wel- Ger außerhalb seines Wohnorts ohne vorgängige Bestellung Tanzunterricht ertheilt, nit zu den unter Nr. 4 des 8, 55 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 bezeichneten Gewerbetreibenden, welche verpflichtet sind, einen Legitima- tions\chein sür denGewerbebetriebimUmherziehen nachzusuchen.
— Die subsidiarishe Haftung des Brennerei- unternehmers sür die durch von feinen Gemwerbegehülfen begangenen Steuerkontraventionen verwirkten Geldstrafen wird nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, Til, Strafsenats, vom 6. November v. J., dadurch nicht aufgehoben, daß der Unternehmer selbst sich an dem Steuervergehen als Mitthäter, Anstister oder sonst wie betheiligt hat, und er ebenfalls principaliter mit einer Geldstrafe belegt wird.
— Als Aerzte haben sih niedergelassen die Herren: Hammnel in Fehrbellin, Uhle in Kösen und Dr. Fltenbeck in Memighüffen.
Bayern. München, 24. Januar. (Allg. Ztg.) Der bisherige Landtags-Abgeordnete für den Wahlkreis A m- berg, Rußwurm, welcher sih wegen seiner Beförderung zum Domkapitular in Regensburg einer neuen Wahl unterziehen mußte, ist in Amberg mit 97 gegen 26 Stimmen wieder- gewählt worden.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses wies in Beantwortung der JFnterpellation des Abg. Grafen Hohenwatt, betreffend den Rückgang derlandwirthschaft- lihen Bevölkerung der Minister-Präsident Graf Taaffe auf die bereits ergriffenen Maßnahmcn hin und kündigte dem- nächstige weitere Vorlagen an über die Herabnminderung der Gebühren bei Besißänderungen, über Erleichterungen betreffs Di1r(hführung geringwerthiger Verlassenschasten, und über Be- theiligung der Staatsverwaltung an Meliorationen unter Mit- wirkung der Landtage. Außerdem werde von der Regierung ein billigerer Eisenbahntransport für landwirthschaftliche Pro- dukte angestrebt, auh werde erwogen, wie es möglich sein würde, dem Grundbesiße die Konvertirung hochzinslicher Schulden in neue, weniger drückende zu erleichtern und die- selbe eventuell staatlicherseits durh Gebührennahsiht zu för- dern. Die Regierung werde hierzu nicht ur die Mitwirkung des Reichstags, sondern auch der Landtage in Anspruch nehmen. Die Aussührungen des Minister-Präsidenten wurden beifällig auf- genommen. Hierauf wurde die Berathung des Wuchergeseßes fortgeseßt. Auf die FJnterpellation des Abg. Greuter, be- treffend die Nichtzahlung der Uebertragungs- und Veränderungs- gebühr für die in den Jahren 1872 und 1873 stattgehabten Chabrusgeschäste erklärte der Finanz-Minister, nah dem Be- richte der böhmischen Finanz - Landesdirektion seien für diese Güterkäufe 292 268 Gulden in die Staatskassen voll €inge- zahlt worden.
Großbritannien und Frland. London, 24. Januar. (Allg. Corr.) Das Kriegs-Ministerium hat vom Statt- halter von Natal folgende Depesche, datirt Newcastle, 21. d. M, erhalten: Einer Meldung aus der Delagoa-Bay zufolge hat sih die Besaßung von Leydenburg am 7. d. M. ergeben. Die Witterung hier ist ungünstig. (Die Garnison von Leydenburg bestand aus einer Compagnie des 94. Regi- ments.)
Aus der Kapstadt wird dem Reutershen Bureau unterm 22. d. M. gemeldet:
„Die britishe Streitkrast in dem Lager bei Potchefstroom bat einen Auéfall gemacht, wobei vier Voers getödtet wurden. Ein Vcr- such der Voert, das Lager zu urterwminiren, ist vereitelt werden. Berichten aus dem Basutolande zufol-e, ist die Kolonialstre tkraft in Maseru wesentlich verstärkt werten und wird in Kurzem tie Offen- five ergreifen,“
Der Administrator der Kapkolonie, Sir G. C. Strahan, telegraphirt an den Minister für die Kolonien unterm 21. ds.: „Aus Kaffrarien wird cine sehr große Weg- nahme von Vieh gemeldet. 800 Stammgenossen Umditschwa's haben sih ergeben. Jm Basutolande hat sih die Lage nicht verändert. Jm ganzen Pondolande herrs{ht Ruhe.“
Der „Times“ wird unterm 22. ds. aus Durban ge- meldet : Sir H. Robinson, der neue Gourerneur der Kap- kolonie, ist in Kapstadt eingetroffen und hat sein Amt an- getreten. Der Präsident Brand hat eine Proklamation erlassen, in welcher er den Burghers des Freistaats einschärft, sih strikte jedreder Einmischung in die Angelegenheiten von Transvaal ¿u erthalten.
— %26. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses crwiderte auf eine Anfrage Bourke's der Unter-Staatssekretär des Auswärligen, Dilke: Der englische Delegirte bei der Kommission zur Feststellung der mon- tenegrinishen Grenze habe heute telegraphirt, daß das ungünstige Wetter die Abgrenzung unmöglich mache. Zwei Viit- glieder der Kommission seien nah Korsu gegangen ; der englische Kommissar sei angewiesen, in Antivari zu bleiben. Die englische Regierung stehe mit den übrigenMächten über die geeignestenMittel e Regelung dieser Frage in Berathung. — Jm weiteren Ver-
aufe der Sitzung beantragte der Prerftier Gladstone die Priorität für die Berathung der Bill zum Schutze der Person und des Eigenthums in Jrland und die un- unterbrochene Fortseßung der Berathung bis zur Erledigung der Bill. Der Antrag wurde von den Jrländern bekämpft. Der Deputirte Biggar zog \ih einen wiederholten Ordnungs- ruf zu. Der Sprecher des Hauses besculdigte Biggar
der Mifahtung gegen seine (des Sprechers) Person. Der Generalsekretär für Jrland, Forster, stellte gegen Biggar den Antrag auf Suspension während der Sißzung, welcher Antrag mit 160 gegen 30 Stimmen angenommen wurde. Die irishen Deputirten beanträgten darauf die Vertagung der Debatte; der Antrag wurde jedoch nah langer Diskussion mit 269 gegen 35 Stimmen abgelehnt. Der irishe Deputirte Gray beantragte darauf die Vertagung des Hauses; auch dieser Antrag wurde mit 277 gegen 34 Stimmen abgelehnt. Die Berathung des Gladsltone'shen Antrags wurde sodann fortgeseßt. Um 12 Uhr Nachts beantragte der Deputirte Byrne aufs Neue die Vertagung der Debatte. Gladstone er- klärte, im Hinblick auf die Taktik der irishen Deputirten müsse er dem Hause die Fortsezung der Sißung empfehlen, bis die Frage der Priorität der Berathung der Bill definitiv entsch¿zven sei. Northcote spra si in gleichem Sinne aus. Dée Berathung dürfte voraussichtlih die ganze Nacht hindurch fortgeseßt werden.
Dublin, W. Januar. (W. T. B.) Prozeß Par- nell. Die Geschworenen zogen sich Mittags zurück, um über das Verdikt zu berathen. Um 5 Uhr Nachmittags ließ der Richter die Geshworenen rufen und richtete die Anfrage an dieselben, ob sie ihre Entscheidung getroffen häiten. Der Prä- sident erwiderte, die Geshworenen seien noch nicht einig ge- worden, und fügte hinzu, daß die Erzielung einer Einigung wenig wahrscheinli sei. Der Richter forderte die Geschwore- nen auf, sihs aufs Neue zurückzuziehen. Um 8 Uhr Abends kehrten darauf die Geshworenen in den Sißungssaal zurü. Jhr Vorsizender erklärte, sie würden fich über einen Wahr- spruch niemals einigen können. Der Richter erklärte darauf, er könne nach den heute stattgehabten Manifestationen auf ein ‘freies und einstimmiges Verdikt keinesfalls rechnen und löste die Jury auf. Parnell wurden, als er den Sißungssaal ver- ließ, enthusiastishe Ovationen dargebracht.
Frankreih. Paris, 24. Januar. (Cöln. Ztg.) Das Budget fü r 1882, welhes der Finanz-Minister auf den Tisch der Deputirtenkammer gelegt hat, vermeidet jede Ueber- shägung in den Ansäßen. . Der Finanz-Minister sicht 9° 836 502 233 Fr. Einnahmen voraus und bercchnet 2 818 662 933 Fr. Ausgaben, so daß ein Uebershuß von 17 839 300 Fr. in Aussicht stände. Das Budget der außer- ordentlihen Ausgaben beträgt 659 Millionen, wovon 161/2 auf rüdcständige Zahlungen der 3prozentigen kündbaren Rente kommen. Von der Liquidirungsrehnung sollen 10 Millio- nen für Post und Telegraphen, 55 Millionen für Kriegs- und Marinematerial und 453 Millionen für öffentliche Bauten verwandt werden. Das vom Kriegs-Minister vorgelcgte Ge- set über die Gleichstellung des Soldes aller Waffengattungen erfordert 16 Millionen, das betreffs der Aufbesserung des Soldes der Unteroffiziere 5 Millionen mehr als bisher. Der Geseßzentwurf über die Militärpflicht der Geistlichen, Seminaristen, Lehrer und der Jugend der sogenannten liberalen Carrière beseitigt die Freiwilligencinrihtung und mit ihr die bisher von den Freiwilligen gezahlte Prämie. Auch hierdurh wird eine Er- höhung der Ausgaben für den Staat erfolgen.
Ftaliem. Nom, 25. Januar. (W. T. B.) Der „Ftali e“ zufolge ist das Meeting wegen des allgemeinen Stimm- rechts, bei welchem Garibaldi den Vorsiß führen wird, auf den 14, k, M. verschoben worden. i
er „Diritto“ erklärt heute seine gestrige Meldung, daß der Konsul Maccio von Tunis nach Alexandrien und der Konsul de Martino von Alexandrien nah Marseille verseßt werden würte, für unrichtig.
Türkei. Konstantinopel. Dcm Reutershen Bureau wird unterm 22. d. von hier gemeldet: Derwiscch Pascha traf heute hier cin und hatte eine zweistlindige Konferenz mit dem Sultan über den Stand der Dinge in Albanien. Jsmael Hakki Pascha, welcher kürzli) zum Befehlshaber der türkishen Truppen in Kossowo ernannt worden, und Rassim Pascha, der türkishe Kommissär für Albanien, haben ihre Abreise um zwei Tage aufgeschoben, um mit Derwish Pascha zu konferiren. — Man glaubt, daß die Pforte entschlossen ist, im Jnteresse des Friedens beträcht- liche Zugeständnisse zu machen und bereit sei, über die von der Berliner Konferenz empfohlene tür kish-gri echiscche Grenz- linie in Thessalien hinauszugehen, vorausgeseßt, daß die im Oktober-Nundschreiben der Pforte vorgeschlagene Linie in Epirus angenommen würde. Unterdessen werden jedoh die türfkisGen Rüstungen, angesihts der fkriege- rischen Vorbereitungen Griechenlands fortgeseßt. — Die Bande in Uskup, welhe drohte, die Eisenbahn zu zer- stören, falls diejelbe zum Transport von Truppen verwendet würte, hat fih aufgelöst und sind zwei Bataillone von Salco- nici per Eisenbahn nach Prizrend und zwei Bataillone nah Uékup befördert worden. Die Gerüchte, welche bezüglich der allgen:einen Zustände in Albanien in Umlauf geseßt worden waren, werden sür übertrieben gehalten, und erwartet die Pforte von der versöhnlichen Mission, mit welcher der Musfti von Tachlidja und Rassim Pasha — welche die An- sprüche der Albanesen zu prüfen haben -— betraut worden sind, die besten Resultate.
— Aus Rom, 256. Januar, meldet „W. T. B.“: Hier eingegangene Telegramme aus Skutari dementiren das Ge- rücht, daß die albanesishe Liga administrative Auto- nomie verlange und sich im Falle der Ablehnung derselben mit Griechenland vereinigen wolle.
Bulgarien. Sofia, 24. Januar. (W. Pr.) Der Minister Stoitshew wird Bulgarien bei der Eisenbahnkoms- mission (à quatre) in Wien vertreten, — Der hiesige österreichishe diplomatishe Agent Graf Khevenhüller begiebt fih nächste Woche nah Wien. — Minister Karawelow hat in der Finanz- und Justizverwaltung vielfache
Mißbräuche entdeckt. Mehrere Beamte wurden bereits verhaftet.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Januar. St. Pet. Ztg.) Jn der leßten Sißung des Minister- Comités erfolgte die Beschlußfassung über den Bau von zwei neuen Eisenbahnen, einer nah Kriwoi-Rog im Gouvernement Jekaterinosslaw und deranderen nah dem Bas- kuntshak- oder Bogdosee im Gouvernement Astrahan. Für diese E1.tscheidung war vorzugéweise der Wunsch der Regie rung maßgebend, den Bewohnern jener Landestheile, wie im vergangenen Jahre am Meisten unter Mißwachs und an- deren Uebeln gelitten haben, die Möglichkeit des Erwerbes zu geben und gleichzeitig die Entwickelung einiger lokaler Jndu- striezweige zu fördern.
— 2. Januar. (W. T. B.) Ein offizielles Tele- gramm aus Tiflis, vom 25. d. Mts., meldet: General Skobeleff berichtet, wegen der Anhäufung von in Ver- wesung befindlicher feindlicher Leichen vor und hinter den russishen Positionen und bei der Unmöglichkeit, die- selben ohne neue Verluste wegzuräumen, sei er am 19. d. Mts. von dem 40 Faden vom Hauptwall entfernten Beobachtungsthurme aus mit den Tekinzen in Verbindung getreten, um denselben vorzuschlagen, ihre Leichen fortzuschaffen. Es fand hierauf eine einstündige Waffenruhe statt. Zur Vermeidung von Mißverständnissen wurde dem Feinde ferner vorgeschlagen, seine Positionen wicder einzunehmen und das Feuer zuerst wieder zu eröffnen, was derselbe um 4 Uhr Nachmittags ausführte, nachdem er uns gewarnt. Dabei sorgte der Feind dafür, daß seine Leute das Feuer nidt früher eröffneten, als bis die russischen Truppen, die sich aus den Trancheen ent- fernt hatten, in dieselben zurückgekehrt waren. Ueberhaupt war das Benehmen des Feindes ein ehrenhaftes. Der Kampf wurde mit früherer Hartnäckigkeit eröffnet. Die Belagerungs- arbeiten dauern fort. Die Verluste der Russen am 16. d. betrugen 1 Soldat todt, 1 Dffizier, 4 Soldaten verwundet.
Amerika. New-York, 23 Januar. (Allg. Corr.) Der hier bereits vor einigen Monaten angekommene Obelisk, welchen die egyptische Regierung den Vereinigten Staaten überließ, wurde gestern im Central-Park aufgestellt. Die Herren Evarts und Soff wohnten der Feier bei. — Der Repräsentantenhaus-Aus\huß für den Fnter- ozeaniscen Kanal hat sein Subcomité, dem die Angelegen- heit überwiesen worden, angewiesen, aus der „Jsthmus- Schiffs-Eisenbahn-Bill“ die Paragraphen zu streichen, welche bestimmen, daß die Regierung die Garantie für das Grund- kapital von 50 000 000 Dollars übernehme. — Ein hef- tiger Schneesturm an der nordatlantishen Küste hat
eine fast allgemeine Unterbrechung des Telegraphenverkehrs verursacht.
Südamerika. (W. T. B.) Nach ciner Meldung des Neuterschen Bureaus aus Buenos-Ayres von heute sind zwei Regimenter chilenischer Truppen beurlaubt worden. Der chilenishe und der argentinishe Minister des Auswärtigen versicherten, daß der Frieden zwischen beiden Ländern als gesichert zu betrahten und daß ein vollsländiges Einverständniß hergestellt sei. Der Friedensvertrag dürste voraussihtlich, sobald der Kongreß zusammengetreten ist, unterzeihnet werden.
Afrika. Egypten. Aus Suez wird der Londoner
„Allg. C.“ unterm 22. d. M. gemeldet : Eine Proviantkolonne begleitet von 250 schwarzen Soldaten und zwei Geschüßen, ist nah Suakim und Massauah abgegangen behufs A b- lösung der daselbst stationirten egyptishen Truppen.
Nrchcbiv für Eisenbahnwesen. Herausgeaecben im Mini- sterium der öffentlichen Arbeiten. Jährlich 6 Híefte in Lexikon-Oktav.Format. Preis pro Jahrgang 6 # Umfang des Jahrganges ca. 39 Bogen in elegantester Äusstattung. — Das bisher cine Beilage zum Eisenbahnverordnungsblatt bildevde „Archiv für Eisenbahnwcsen* erscheint vom Jahre 1881 ab als felbständiges Unternehmen in Heften von ca. 5 Bogen, die in regelmäßigen Zwischenräumen ausgegeben werden. Das Arciv wird, wie bisher, größere Aufsäße und Notizen aus allen Gebieten des Eisenbahn- wesens, eine fortlaufende Uebersicht der auf das Eisenbahnwesen be- zügliden Rechtsprebung des Reichsgerichts und des preußischen Ober-Verwaltungêgerihts, sowie der deutshen und ausländischen Eisenbahngescgebung, und cine Bücher- und Zeitschriftenschau eut- haïiten. Ja letzterer werden Besprechungen bedeutender Werke, ein Verzeichniß der in dem ve:flossenen Zeitraum erscbieneren, das Eisen- bahnwesen und verwandte Gebiete betreffenden Bücher, sowie eine gecrdnete JInbaltsübersi&t der Eisenbahn-Fachzeitschriften des Jn- landes und Auélandes Aufnahme finden. Außerdem sollen in Zu- funst die gesctzgeberiswen Materialien der deutshen parlamentarischen Körperschasten (Gesetzentwürfe nebst Motiven, Denkscriften u. \. w.), scwie alle wihtigeren — biéhecr im Eisenbahnveroi dnungs! latt abgc- druckten — Eikenntnisse deutscher Gerichtshöfe, welche für die Eisen- babnen von J tcresse sind, dur Veröffentlihurg im Archiv einem größeren Leserkreise zugänglid gemacht werden.
Das soeben erschienene 1. Heft hat folgendcn Juhalt: Die Ver- bandlurgen der vereinigten ständischen Ausscüsse über die Eisenbaßn- frage in Preußen im Jahre 1842, — Privatbahnen und Staats- babnen in Frankrei. — Notizen: Die bisherigen Ergebnisse der Untertichtsstunden für die mittleren und niederen Beamten der Staatseisenbahnverwaltung. Statistishes von den deutschen Eisers bahnen. — MRechtsprehnng und Gesetzgebung. — Bücherschau: Be- \spreungen. Uebersicht der neuesten Hauptwerke über Eisenb1hnwesen und aus verwandten Gebieten. Zeitschriften.
— Nr. 2 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 19. Januar 1881: Unter- brecung- der Secpofstrerbindung mit Däncmark. — Vom 17. Januar 1881: Scluß der Jagd für den Bezirk Ober-Elsaß. — Vom 15, Sanuar 1881: Umwantlung der Beträge auf Postanw«isungen nach Bel zien, Egypten, Frankrei, Italien, Hiumänien und der Scweiz. — Vom 12. Januar 1881: Wegfall der Ermittelung des eisenbabnzahblungépflihtigen Gewichts auf mehreren Bahnlinien.
— Archiv für Post und Telegraphie. Beibeft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts. Herausgegeben im Austrage des Reichs-Postamts. Nr. 1. Januar 1881, — Jnhali: Alktenstücke urd Au'sâte: Das neue Kabelröhrenney von Berlin. — Das Post- und Telegraphenwesen Kolumbiens im Jahre 1878/79, — Ueberein- kommen zwischen Italien und Frankreih wegen Herstellung cemcin- \chaftlicder Grenz;stationen und Regelung des Betriebes auf der Mont- GenisLbahn und der ligurishen Küstenbahn. — Kleine Mittheilungen : Postsparkassenbe!rieb in England. — Die Postvermittelung über die Salzburger Taucrn im Mittelalter. — Weitgehende Anforderung an die Postverwaltung. — Post, Telegraphen und Eisenbahnen in Peru im Jahre 1878, — Flaschenpost. — Zeitschriften-Ueberschau.
Landtags- Angelegenheiten.
Die 1X, Kommission des Herrenhauses für Vorberathung der Gesetzentwürfe, betreffend a. die Bewilligung von Staatsmitteln zur Hebung der wirthschaftlihen Lage in den nothleidenden Theilen des Regierungsbezirks Oppeln, und h, die Be- tbeiligung des Staates bei dem Bau einer Eisenbahn von Rybnik nach Sohrau, von Oppeln nach Neisse mit Ab¡weigung von Schiedlow nach Grottkau und von Creuzburg über Lubliniy na Tarnowit, besteht aus folgenden Mitgliedern: Dr. Stephan, Vor- Fuender; Fürst zu Putbus, Stellvertreter des Vorsißenden; von der Osten, Schriftführer ; Graf Finck ron Findckenstein (Madlitz), Stell- vertreter des Schristführers ; Freiherr von Dúrant, Fürst vou Hahß- feldt-Trachenberg, Fürst von Pleß, Graf von Seherr-Thcß, von Simpson-Georgerburg, Prinz zu Hobenlohe-Ingelfingen, von Pfuel, U Graf York von Wartenburg, Dr, Friedenthal, Graf ron
üdler.
Die X. Kommission des Herrenhauses sür Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Zuständigkeit der Verwal- tung8behörden und der Verwaltungs8gerichte, bat sib wie folgt konstituirt: Graf zur Lippe, Vorsigender; Dr. Wever, Stell- vertreter des Vorsitzenden; von der Osten, Schriftführer; Graf von dec Sc{ulecburg- Angerv, Stellvertreter des Scbriftführers; Struck- mann, Adams, Bürgers, Graf Finck von Finckenstein (Madliß), von Woyrsc, Graf von Zieten-Schwerin, von Forckenb:ck, von Ro&ow, Bredt, von Klützow, von Winterfeld.
— Im 1. Königéberger Wahlbezirk —Memel- Heydekrug — ist an Stelle des verstorbenen Partikuliers Beerbobm, Ander mit 172 gegen 131 Stimmen, wel%e von Plebwe erhalten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Statistische Zachrichten.
(Stat. Corr.) Im Jahre 1811 ist in Frankreich das Tabaksmonopol dauernd eingesührt worden. Seit jener Zeit wird die Kultur dieser Pflanze nur einer gewissen An:ahl von Land- wirthen unter Aufsicht des Staates gestattet, der ihnen demnäcbst die Ernteerträge abkauft, si allein mit dem Handel in Tabak, seiner Fabrikation und seinem Verkauf beschäftigt, wobei den Kon- fumenten bestimmte Preise vorgeschrieben werden. Leßtere sind cit dem Jahre 1860 allmählich höher angeseßt worden. Während der Verkauftpceis des Rauch-, Kau- und Schnupftabaks im Innern Fr :nkreihs bis zum Oktober 1860 für das Kilogramm nur 8 Franks betragen hatte, wurde derselbe von diesem Zeitpunkte ab auf 10 Fr. (odec einen Centime für das Gramm) erhöht und ist er gegenwärtig für das Kilogramm gewöhn- lihen Labafs auf 12 Fr. 50 Cent. gestiegen. In den Grenz- distrikten jedoch wird derselbe, sowie der für die Soldaten und Ma- trosen bestimmte, sogenannte Kantinentabak zu einem erheblich niedrigeren Preise abzegeben. In gleicher Weise ist der Preis der Cigarren von 5—20 Cent. auf 5—50 Cent. gestiegen. Für Ci- garetten \{wankt der Preis von 14—44 Fr. für das Kilogramm.
Nach dem erst klirzlich veröffentliczten Berichie der Labaksver- waltung für das Iahr 1876 hat der Tabakgenuß in Frankreich, trotz des dur den Krieg von 1870 herbeigeführten Verlustes solcher Grenzgebiete, die viel Tabak konsumirten, und ungeachtet des erhöh- ten Preises dcsselben, in leßter Zeit erheblih zvgenommen. Während die Bevölkerung in den 60 Jahren 1815—1876 sich kaum um 1/5, von 29 25) 000 Et. wohnern auf 36 6430ck7 v.rmehrt hat, ist der Tabakäkonsum sat um das Dreifache, von 8981 403 kg im Jahre 1815 auf 31188846 kg im Jahre 1876 gestiegen. _JIobbesondere war dies der Fall im Dezennium 1851—1861, zur Zeit des zweiten Kaiserreiches, wie dies nachstehende Uebersiht erkennen läßt; es
etru s der Tabakékonsum auf den Kopf überhaupt der Bevölkerung kg
g
8 981 403 307 11 595 024 366 11 071 088 338 16 461 934 484 19 718 089 999 28 019 803 755 30 627 663 810
die Bevölkerung Frankreichs (auésc ließli Corsicas)
1810 29 250 000 1826 31 673 358 I, 32 731 256 I, 34018 715 I 35 546 919 I, 37 133 424 G, 37 807 203 S 35 844 414 27 031 000 754 180. 4, 36 643 087 31 188 846 851 Von den 31188 846 kg Tabak, die im Iakre 1876 verbraucht wurden, entfallen 6 897 647 kz auf Scnupsftabak und 24 291 199 kg auf Raucbtabak, oder 188 g S{nupfstakak und §63 g Rauchtabak auf den Kepf der Bevölkerung, 14 °/0 auf bessere und 86 °%/ auf geringe Sorten. So bedeutend dieser Konsum auc ersch:int, fo bleibt er hinter demjenigen anderer Länder boch erheblich zurü, da derselbe nach E angestellten Ermittelungen auf den Kopf der Berölker"'ng betrug : i ; in den Ver. St. v. Amerika 3,1 bg in Rußland. . . 0, kg _AOteDeriand (s % 28 6 Serbln. . . 0800 E 2,9 Frankreich ¿4 VIGO e S A Italien 0 Oesterreich-Ungarn . Rumänien 0, Deutschland F Dänemark V G Ld 5 „ Ginnland O Urter den curopäiscen Staaten en!1sällt hiernach die hôdbste Menge von Tabak auf den Kopf der Bevölker-ng in Niederland, in Belgien und in der Sd weiz mit 2,8, 2,5 und 2,3 kg, in Deutsch- land und Oesterre:h-Ungarn fommen auf den Kopf 1,9 kg, während in Rußland, Frankreih und Italien der Konsum pro Koxf auf 0,9, 0,8 und 0,7 kg berabgektt. S íInnerbalb dér einzelnen Departements Frar kreis ist der Tabakgenuß ungemein verschieden, cr \{chmwarkt beim Scnupf- tabak von 375— 100 g und darunter, beim Rauchtabak von 9 kg bis zu 250 g auf den Kopf dcr Bevölkerung. Nur 10 De- partements, von denen Haut-Rhin, Nord und Pas - de - Calais eiven autnahméweise ftlarken Tabakékonsum vcn durs{nittli 9—14 kg auf den Kopf der Bevölkerung haben, erheben si über den Dur(schrittékcnsum ron 950—740 g. Wäre der Tabakçenuß in ganz Frankrei glei stark, wie in den vorgeraurten Depatte- ments, so würte ter jährlice, gegerwärtig 31 Millionen Kilogramm betragende Tabafskonsum \sich auf 73 286 174 kg steigern und die aus dem Takakémoacpol flicßenden Staatécinnahmen, die für das Etatéjahr 1881 mit 335 217 000 Fr. veranschlagt worden sind, mehr als verdoppeln.
im Iahre
,
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In Brüssel ift am 19. d, der Eugen Verboeckhoven gestorben.
— Die der Wissenschast früh:r eber.bürtig zur Seite schente mechanische Kunst bat mit den großartigen Fortschritten, welche die erstere seit eiwa 20 Jahrin gemacht hat, nicht Scbritt balten können. Sie ist zuri.ckcetlieben, und zwar mat sich dics Zrrüdctktleiben be- reits rüdwirkend auf die Forskuvg in cmpfindlier Weise be- merkbar. Die Ursache dieser Erscheinung ist vornehmlich darin zu suchen, daß der s1üher sehr aukgebildete persônlicte Verkehr ¿zwis en dem Maune der Wissenschaft und dcm Verfertiger seiner Instrumente mit der Zeit ganz aufgehört hat. Die grofien Mechaniker firmen betreiben zumeist Spezialitäten, bie sie einseitig vervollkommnen. So kommt es, daß oft der Mechaniker die Forderungen der Wissen- schafter nit versteht, weil ihm die Beweggründe — meist Resultate mühsamer Forshungen — nit bekannt sind, während andererseils wieder der Wissenschafter oft die Leistungsfähigkeit seiner Instrumente nit kennt uxd dieselben nicht autnußt. Um diesen Zuständen, welde sich in Gelehrtenkreisen in fühlkarster Weise bemerkbar maten, abzuhelfen, bildete si ein avs hervorragenden Forschern verschicdener &ébiete der exaîten Wissenschaften u:d den namhasfresten deutscen Mechanikern bestetendes Kuratorium zur Gründung einer Zeitschrift, welde rah allen Richtungen bin Abhülfe zu schaffen bestimmt ist, und welwe vor Allem eine engere Verbindung zwishen den Männern der Tecnik und denen der Wissen- haft arnbahnen sol. Das erste _Hest dieser „Zeitschrift für JIJnstrumentenkunde“, Organ für Mitiheilungen aus dem gesammten Gebiete der wissenschasilichen Technik, ist soeben im Verlage von Julirs Springer h'erselbst erschienen und läfit an | ey Intalt und Autstattung kaum etwas zu wünschen übrig. as uns vorliegende Heft entbält 7 größere Vriginalauf- sähe, darunter ¿wei von Mecharikern, R. Fueß und C, Reichel in Berlin. Erfterer beschreibt ein neues Normalbarcometer, letzterer be- handelt die teriodiicen Fehler vou Meifkrometersch1auben. In ähn- licher Weise soll in ten nächsten Hesten die Konstruktion der bedeu-
bekannte Thiermaler
tenteren Konsiruktiorselemente und aller rcicbtigeren Apparatgattun- gen turch verschiedene Autoren kritish beleuhtet werden. Des Wei- leren entbält das Heft eine Abhantlung des Dir-k‘ors der Sterr- warte zu Berlin, Prof. Foerster, über di: B-leuhtang der Mikro- metereinribtungen in Teleskopen und Mikroskop:-n und zwei Aufsäße voz den Mitgliedern des astrophysikaliswen Observratoriums in Potédam, Dr. Lohse und Professor H. C. Vogel, welce sehr werthvell2 Neuerungen der Spektralapparate {reiben. Endlich wird ncch{ durch Professor Kronecker in Berlin in zn ei zusammenhöngenden Avfsäten cine neue Konstruktion aus der pkysiologishen Technik mitgetheilt, welbe niht nur für diese, sondern auch für viele andere wissenscaftliwe Gebiete von geradezu epobemacender Bedeutung werden dürfte, Den Originalabkandlungen folgen Mittheilungen und Referate aus verschiedenen wissenscaftlich-tewnischen Journalen und aus der Patentliteratur, cin Bericht über die Sißung des Fachvereins Ver- liner Mechaniker und Optiker, sowie zum Schluß der Sprecbsaal, in welchem der Mecbanifer Barnberg die Einrichtung von Fahschulen für Mecaniker und Optiker erörtert. — Die einem wirklichen Be- dürfniß abhelfende Zeitschrift erscheint jährli in 12 Hesten, kostet 15 M und ist durch olle Buhhantlungen und Postanstalten des In- und Auslandes zu beziehen.
Gewerbe und Sande.
Dcs I. und Il. Heft des Jahrganges 1830 der „Zeitschrift des Könizlih sächsischen statistishen Bureaus", welhe von dessen Di rektor Dr Victor Böhmert redigirt wird, enthält aus der Feder des Letzteren eine Abbandlurg: „Urkundliche Geschichte und Statistik der Meißner Porzellanmanufaktur von 1870 bis 1880.* Wir entnehmen dieser interessanten Arbeit fol- gende Mittheilungen: Die Meißner Porzellanmanufaktur ist am 6. Juni 1710 in der Albretéburg zu Meißen erêffnet wor- den. Die Direktion wurde dem Bergrath Nehmiy und die Administration an Johann Friedrib Böttger (geboren zu Swleiz im Voigtlande am 4 oder 5. Februar 1682) dem teuts- {en E: finder tes Porzella: 8, übertragen. Dr. Böhmert unterscheidet in der Geschichte der Meißner Porzellanfabrik 9 Perioden. Die erfte Periote umfaßt die Zeit von 1710—1719, die Zeit dis Probirens und der ersten Einrichtung bis zu dem im Jahre 1719 erfolgten Tode Bôttgers. Das sfogenannte Arkarum hat während des ersten Jahrhunderts der Fabrik cine große Rolle gespielt, und die Stellung der „Arkanisten“ wirkte cuf den ganzen Betrieb ungemein «r- \{wercnd ein. Die zur Porzellanfabrikation erforderlichen Mate- rialien aller Art genossen übrigens während dieser ganzen Periode laut Allerböchsten Befehls vom 14. Januar 1710 völlige Vefreiung von Accise, Zell und Gleite. Der Verkauf der Porz-llanwaaren, die ncch keine bestimmten Preise hatten, sondern nur möglichst theuer abgesezt wurden, erfolgte anfangs hauptsäcwlich auf den Leipzizer Messen. Man véersandte sie aber auch nah Dreéden, Naumburg, Berlin, Karlêbad und anderen Orten zum freien Verkaufe, wo sie rasen Absay fanden. Gegen Michaelis 1714 wurde ein besonderes Lager dafür in Diesden errihtct. Ueber Einnabme und Auegabe kat der Verfasser ar:8 dieser Période ni%1s G:naues ermitteln föanen, so viel fei aber gewiß, daß troß der ungeheuren Preise, wel&e man damals fir die Fabrikate der Porzellmanufaktur bezahlte, doch noch Zuschuß, wean auch nicht in bedeu- tender Hôhe erforderlich gewesen. Am Schlusse der Böttcher- schen Administration im Monate März 1719 katte das ganze Manufakturpersonal aus 26 Personen bestanden, von denen der Inspektor mit 25 Tblrn., Dr. Nehmiß mit 30 Thlrn., ein gewisser Mehlhorn mit 20 Thlrn., die übrigen Angestellten aber mit 12, 10, 8 G und 4 Thlrn. monatlich bezahlt worden sind. In der zweiten Periode von 1719 bs 1756, von Böôttchers Tode bis zum Anfange des 7jährigen Krieges, stand dic Fabrik unter kfommisfarisher Ver- waltung von 4 Perscnen ohne eigentlichen Direktor und nabm be- fonders von 1730 an cincn gedeiblih:n Fortgang. Das Personal, welches 1720 vur 33 Mann zählte, war 1730 allerdings erst auf 49, 1740 aker {on auf 218, 1745 auf 337 und 1750 auf 378 Personen gestiegen. Dcr technisckce Betrieb wurde außerordentiich verstärkt und vervoliklommnct und dethalb cine Menge neuer Anlagen zur Massebercitung, zum Brennen, zur Aufstellung der fertigen SFakrifate und ¿ur Verro2?ständigung der Gesammtanlage von Zeit zu Zeit getroffen. Während die Bereitung der rothen Masse zu Anfang der zweiten Periode nod ziemlih stark im Gange gewesen zu sein scheint, ist doch die weiße Masse na und nah der rothen immer vorgezozen und leßtere endlih noch vor Ablauf der zweiten Periode ziemlich çanz verdrängt worden. Der Charakter einer Kunsts- arstalt wurde der Meifner Porzellanmanufaktur {on füh durch Berufung tüchtiger Maler und Former gegeben. Durch Höchsten Befehl vom 14. März 1743 erfolgte die Anstellung eines besonderen Zeichenmeisters und eines zweiten Lehrers und die Begründung einer wirklihen Zeichenshule bei der Manufaktur, in welcher alle Lehrlinge Unterricht erhielten. Die Geldeinnahme, die im Jahre 1720 nur £694 Ihle. betrug, steigerte si im Jahre 1742 {on auf 82330 Thlr. und im Jahre 1752 auf 222 560 Tblr. Die Geldautgabe für Betriebskosten erreihte 1725 die Höße von 15 741 Thlr., betrug dagegen im Jahre 1759 schon 110 653 Thlr, In der zweiten Periode fallen avch tie ersten Anfänge der Hülfs- kassen der Arbeiter. Als dritte Periode wird von Dr, Böhmert die Zeit von 1756—1763 angenommen, die Zeit des siebenjährigen Krie- 0c8, der die Manufaktur dem Untergange nahe brachte, währenv die vierte Periote von 1763 bis 1774 als einc Zeit der größten Blüthe und der bêcsten Arkeiterzahl bezeichnet wird, welche sich nament- lid dur Anstrengungen zur Hebung der artistiscen Leistungen, sowie durch große gescästlihe Rührigkeit und Ausdehnung des Ub- satzes in weiteste Ferne ausgezeichnet habe. Um eine Abstcllung ter während des Krieges eingeschlienen Mißbräude herbeizuführen, würde zunächst durch Befehl rom 23. März 1763 eine neue Manu- fatturkommission gebildet und dieser Kommisficn dann mittels Rc- \kripts von 13. Mai 1764 eine Instruktion ertheilt, W186 die Reform der artistischen Leistungen lketrifft, so war die erfte Maß- regel, um dem tamals herrschenden verdorberen Geschmadcke in der Malerei und im Formenwesen cine bessere Richturg zu geben, die Errichtung einer Kunstschule in VMeißen, we!che zufolze eines Aler- Löcbsten Besehles vcm 7, Februar 1764 erfolgt. Hierr äst wurden viele gescickte Maler und Modelleure bei der Manufaktur ange- stet. Die Reform des Betriebes und Porzellanhandels wurde eben- falls gleich zu Anfang der vierten Periode durch verschiedene Maß- regeln ins Werk çeseßt. In Folge dieser Maßregeln wurden nah und na auch wieder Bestellungen in allen Artikeln herbeigezogen. Da3 Manufakturpersonal hat wöhrend ter 4. Periode im Jahre 1765, wo es bis auf 731 Individucn angewachsen war, die größte Ausdehnung erbalten, währerd cs von da bis zum Jahre 1774 {on wieder um 95 Köpfe abgenommen hat. Die Ginnahme vom Debit gelangte im Jahre 1766 mit (étreibung einer Summe von 921 500 Tblr. zu ihrem Kulminatonépunkte und ist von da an wie- der ununterkrocen gesunken, so daß sie im Jahre 1774 nur ncch 147 334 Thlr. ausmachte. Im Jakbre 1765 hatte die Manufaktur cinen baaren Ueberschuß von 42000 Tblr. Am Scluß des Jahres 1774 fslad dieselbe mit 105 aufwärtigen Handelshäu- sern in allen Theilen Europas in MORRER L OEEE, Die 5. Periode von 1774 bis 1807 zeigt ein allm lies Herabgehen von vem in der vorangegangenen Peric de erreichlen Höhepunkte, Das Personal ging von 636 Köpfen am Anfange der Periode auf 515 em Swlusse derselben zurück. Im Handel na außen erlangte daz russis-polnisde Geschäft eine wachsende Bedeutung und behauptete bis zum Ende der fünften Periote ein entsciedenes Ucbergewicht über den übrigen auêwärtigen Vertrieb. Der plöulihe Verlust tes russischen Handels bewirkte taß die ganze Handcleeinnabme in der 6. Periode (1807— 1814) um mebr als die Hälste herabfiel. Dieselbe betrug noch im Jahre 1807 65620 Tblr. und sank 1813 bis auf 24378 Tklr. In dem Zeitraum von 1807—1813 wurde eine Summe voa überhaupt 410 C00 Thlr. an Vor- und Zuschüssen zur Unterhaltung der Manu-
sakiur verwendet. Die Statistik des Arbeiterp rsonals ergiebt inx Jahre 1896 eine Zahl von 515 Arbeitern, die bereits 1810 auf 435 uad 1813 auf 395 Personen herabgegangen wzr. Mit 1814, dim ersten Jahre ter von Dr. Böhmert angenommenen 7. Periode (1814—1828) begann wieder eine Periode d:r Reform des ganzen Betriebes, to% konnte . der gesammte öôkonomisbe Betrieb während dieser Periode, namentli wegen der erhebliden Herab- seßung der Verkaufspreise, wegen der Scbwieriakeiten im Waaren- vertriebe und in Folge der vielen nothwendigen Hauptanlagen und Einrichtungen nur unter Aufwendung beträchtlicher Zuschüsse auf- recht crhalten werden; es seien jedo durch diese Opfer die Grund- lagen für ein \päteres Gedeihen geschaffen. Das Gesammtpersonal war in dieser Periode von 402 auf 354 Personen berabgegangen, doch bemerkt der Verfasser, daß man am Ende der Periode mit weniger Arbeitern do quantitativ und qualitativ weit höhere Leistungen er- zielt habe. Die achte Periode vom Jahre 1828 bis zur Uebersiede- lung der Porzellanmanufaktur in die Neuanlage im Jahre 1863 hat cleid am Anfange zwei bedeutsame Ereignisse aufzuweifen, nämli den Uebergang der Porzellanmanufaitur aus einem Hofetablissement in ein Staatsir stitut und die Begründunz des deutschen Zollvereins, wel%e die Lage der Anstalt mit einem Male veränderte und vom Jahre 1834 an eine Aera des industriellen Ge- deibens für ganz Sachsen einleitete. Vom Jahre 1834 wurden, mit geringen Ausnahmen, alljährlih regelmäßige Ueberschüfse von der Manufaktur abgeliefert. Diese fingen im Jahre 1834 mit 1500 Thlr. an und betrugen von 1839 bis 1847 alljährlih 13 509 Thlr. In diese Periode fällt auch die Erfindung der Glanzvergoldung. Die summarischen Erfolge dieser Erfindung bestanden neben den für fich allein sprechenden Zablen daria, daß die Käufer von Neuem in großer Zahl an die Verkaufslager gefesselt wurden und daß damit zuglei die finanziellen Bedrängnisse, denen die Manufaktur so lange D hindur ausgeseßt gewesen war, zu Ende gingen. Nach neuen Be- drävgnissea in den Jahren der volitishen Wirren 1848 und 1849 traten jedo nur allmählich aufs Neue bessere Zeiten für die Porz: llanmanufaktur ein. Von 1855 an sieht man wieder regelmäßige Geldsendungen der Staatskasse zufließen, die sih in dea 9 Jahren bis zum S@lusse der achten P-riode auf 160400 Thlr., mithin auf cine durscnittlihe Jahreseinlieferung von etwa 17 809 Thlr. beliefen. An äußeren Erfolgen während dieser Periode hatte die Manufaktur zu verzeichnen, daß ihr auf der zweiten Londoner Auk- stellung im Jahre 1862 der erste Preis zuerkannt wurde. Am 6. Juni 1860 konnte die Anstalt dic Feier ihres 150jährigen Bestehens festlich begehen. — Die neunte Periode von 1863 bis 1880 beginnt mit tem wichtigsten Vorkommniß in der Geschichte der Manufaktur, rämlih mit der Uebersiedelung in die während der Jahre 1859 bis 1863 erbauten und betrieb8fähig hergerichteten neuen Gebäude, deren Herstelungskosten, einscließlib der für den Betrieb erforderlichen vollständigen Einrichtung, inglcichen des Umzugs8- aufwandes rund 300 000 Thlr. betragen haben. Die Erfolge der drci ersten Jahre der Betriebsführung in der neuen Fabrik und der Betrag der abzgeseßten Waaren erhcben sih nicht üter den Durch- schnitt der vorhergehenden 7 Jahre, ja im Kriegsjahre 1866 blieben sie nicht unwesentlih binter diesem Durchschnitt zurück. Erst mit dem Jahre 1867 tritt ein ents%icdener Wendepunkt in den kommer- ziellen Verhältnissen der Manufaktur ein, indem man von diesem Zeitpunkte an mit viel höheren Ziffern rebnen konnte, als es scit etwa 100 Jahren der Fall gewesen war. Der Waarenabsaß betrug in runder Summe 223 000 Tblr., die abgelieferten Ueberschuß- gelder 40000 Thlr. Vom nächsten Jahre an aber begegnet man einer weiteren, und zwar ziemlich beträchiliwen Zunahme des Absatzes, der im Jahre 1874 die höbste Staffel mit 560439 Thlr. erreihte, während der Staattkasse 139 873 Thlr. an baarem Gelde zugeführt wurden. Im Jahre 1879 hat der Absay 1 377 169 4 betragen, der Ucbershuß 234957 46 Das Hauptabsaßgebiet ift in der ganzen neunten Periode das des deutschen Zollvereins gewesen, worauf England, Frankreich und Oesterreich folgen. Außer den drei eigenen Berkaufänied¿rlagen zu Meißen, Dresden und Leip;ig unterhält die Porzellanmarufaktur gegenwärtig acht Kommissionklager, nämlich in Rachen, Berlin, Brüssel, Ems, Frankfurt, Wien, Baußen und Meißen, von denen die zu. Berlin, Frankfurt und Wien am bedeutendsten sind. Die Beschikungen der Weltausstellun- gen zu Paris im Jahre 1867 und zu Wiea im Jahre 1873 hat der Porz:ellanmanufaktur die Zufriedenheit des Puklikums mit ihren Leistungen und das Lob der Beurtheilungskommissionen eingetragen. Schließlich sei noch erwähnt, daß während dieser Periode eine Ver- änderung ia der Direklion eingetreten, indem an Stelle des am 10. Januar 1870 verstorbenen Direktors der Porzellanmanufaktur, des Geh. Bergrathcs Kühn, welcher nahezu 56 Jakre seine Kräfte der Arstalt gewitmet, der frühere Oberfaktor Raithel getreten ist. Essen, 23. Januar. (Eff. Ztg.) Es \c{eint, als ob mit jeder neuen Woche auc cin neuer Stritt zur Besserung des Kohlen- marfktes gescheke. Nicht als cb die Diéponenten der Zechen son jeßt mit dem Verkaufe zu ktesserzn Preisen leichtes Spiel bâtten ; die Preise wollen vielmehr, obschoa äußerst fest, eincm Ruck2 zum Steigen nod nicht folgen. Allein viele Umftärde treten zusammen, welche cinen Erfolg in dieser Richtung in Aussitt ftellen, Neben dem ankaltenden Frostwetter ist es namentli die bessere Beschäfti- gung dér Eisenindustrie, welche einen größeren Konsum an Kohlen im Inlande nach sich ziebt, u d während sie ihre Preise ia den les ten vier Wowen heraufgeseßt hat (so deutsches Gießerei-Rcheisen 1. per 1000 kg ven 74—75 auf 76—80 M, II. von 70—71 auf 72-— 76 M, 1IÉ, von 66-—67 auf 68—72 4, Weißstahl-Robeifen L um 3 4, do. 11. um 3 H, deutsches Bessemerrobeisen um 10 A, Stabeisen um 5 6, Feinkorneisen und Winkeleisen um 5—6 M, Trägerklede um 5 H, Eisenbahnschienen von Bessemerstahl um 5 M und Greuberschienen um 5—10 M), dürfte aud dec Schwestero Indu strie die so nöthige Preit b sserung zu gönnen sein, Dazu nimmt der Export von Kohlen sehr stark zu. Für unsern Export zur See crôöffnen si allmählih bessere Aussichten. Hamburg und Bremen erportiren monatlich größere Quantitäten. Auch die Ausdehnung des Eisenbahnnetzes, die größere Beschäftigung der Fas briken, Vermehrung der Gatanstalten u. st. w. sichern einen neuen bcdeutenderen Absatz roa1 Kohlen, sodaß es aus allen diesen Grcünten nit auffallend erscheinen kann, daß: das Jaßr 1886 in seiner Ge- sammtproduktion das vorßergebende na einem Uebersdlage um 50 Millionen Mebrförderuag im Oberbergamtéte,irke Dortmund über- treffen wird. Daß die Kohlenproduktion heute noc so wenig lohnend, ift begründet in der allgemcivea Korjunktur, und da überall, in Bel- gien, Franfreib, Cngland u. \. w. die Koblenpreis: anziehen, fo steht
zu erwarten, daß bald die mifilice Kalamität überwunden seia wird.
Leipzig, 25. Januar. (W. T. B) Der Aufsichtêrath des Leipziger Kassenvereins hat die Dividende pro 1880 auf 51/50/09 festgeseßt, vorbehaltlich der Gerehmigung der Geaeralver- sammlung.
Amsterdam, 25. ZJauuar. (W. T. B.) Bei der heute von der niederländischen Handelsgesell\chaft abgehaltenen Zinnauktion wurden 18297 Blôde Bancazinn zu 53 à 53}, Durcbschnittoprcis 53,05, 4788 Blôcte BVillitonzinn zu 52} à 53, Durcbschnittspreis 524, verkauft.
Antwerpen, 25. Januar. (W. T. B) Wollauktion. Ançeboten 1943 B,, verkauft 661 B, Belebtec, Preise unverändert.
Liverpool, 25. Januar. Wollauktion. Zufuhren : 15 00I Vallen, Preise bei {wacher Konkurrenz 5 bis 10/5 niedriger, als im November v. I.
Gla8gow, 25. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Robeisen während der leßten Woche betruzen 4698, gegen 7566 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
New-York, 24, Januar. (W. T. B.) Weizen-Verschif- fungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Ver- einiaten Staaten nah England 101000, do. nach dem Kontî- nent 70 000, do. von Kalifornien und Oregon na England 100 000 QOrtrs. Visible Supply an Weizen 28 600 090 Bushel, do. do. an Mais 16 800 000 Bushel.