1881 / 24 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Mädhten eine Regelung des Artike!s zu erlangen suchen. Dem Deputirten Bryce erwiderte Dilke: Der Vorschlag der Pforte wegen einer Ko nferenz der Botschafter in Konstantinopel mit Vertretern der Pforte sei eingegangen ; über die Antwort darauf stehe die Regieëung mit den anderen Mächten in Unterhandlung. Vom Hause wurde darauf die Berathung der Bill zum Schußte der Personen und des Eigen- thums in JFrland fortgeseßt. Der Kanzler des Herzogthums Lancaster, Bright, vertheidigte auf das Wärmste die Bill, als einen Akt der Beschränkung für nur Wenige, dagegen der Gnade für Viele Der Vorwurf treffe die Landliga, deren Aktion die Bill leider nothwendig aemacht habe. «Je schneller die Bill angenonanen werde, desto shneller tönne die Landbill vorgelegt werden, die auf breiter und umfassender Grundlage angelegt, ein ehrenvolles Denkmal des jetzigen Parlamentes Und der Verwaltung Gladstone's sein werde. Die Debatte wurde s{ließlich auf morgen vertagt.

Nach einem offiziellen Telegramm aus Mount-Prospect im Transvaallande, von heute, wurde die im Vormarsch befindlicte englische Truppenabthei- lung durch Regen und Nebel aufgehalten. Das Wetter be- gann aber sih wieder zu bessern. Dem Neuterschen Bureau wird aus Durban, von heute, gemeldet: Ein englisher Streiftrupp aus Pretoria überfiel und eroberte nah lebhastem Gesechte ein Lager der Boers. Leßtere hatten 27 Todte und viele Verwundete, ergriffen die Flucht und ließen ihren Proviant in den Händen der Engländer. Die Engländer hatten 4 Todte und 5 Verwundete.

28. Januar. (W. T. B.) Bei der gestern in Edin - burgh stattgehabten anderweitigen Wahl eines Deputirten für das Unterhaus ist der Lord-Advokat für Schottland, Duncan Me. Laren, dessen erste und zweite Wahl für ungültig

erflärt worden war, mit 11 390 gegen 3940 Stimmen wieder- gewählt worden.

Frankreich. Paris, 26. Januar. (Cöln. Ztg.) Das „aFournal officiel“ veröffentlicht heute eine Reihe von De- kreten, welche 61 Richter an Appellhöfen und Tribunalen erster Jnstanz, 36 Friedensrichter und 39 Stellvertreter von Friedensrichtern betreffen. Unter dieser Zahl befinden sih 6 Absetßungen, 7 Pensionirungen und 20 Entlafsungen.

27. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat mit 265 gegen 5 Stimmen den Geseßentwurf, betreffend die Handel s- marine, angenommen.

Îtalien. Neapel, 27. Januar. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute hier eingetroffen. Auf der Fahrt hierher über Potenza und Salerno wurden die Majestäten überall mit enthusiastishen Kundgebungen empfangen. Der Empfang auf dem Bahnhofe hierselbst war ein äußerst

länzender. Die Ankunft in Rom erfolgt Nachts. Der Prinz von Neapel ist von seinem Unwohlsein fast ganz

wiederhergestellt. 28 Saa D) De Qonta und Die

Königin sind heute früh 11/2 Uhr hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von den Präsidenten des Senates und der Deputirtenkammer sowie von den Ministern empfangen worden. Viele Vereine hatten mit Fahnen und Fackeln Auf- stellung am Bahnhof genommen. Unter Hochrufen der zahl- rei versammelten Bevölkerung begaben si{ch der König und die Königin nah dem Quirinal.

Griechenland. Aus Paris, 27. Januar, meldet „W. T. B.“: Das den Kammern vorzulegende Gelbbuch Über die griechische Frage umfaßt vom 16. April 1880 bis zum 17. Januar 1881 in dieser Angelegenheit gewechselte diplomatische Schriststücke. Jm Anhange sind die einschlägigen Theile des Berliner Vertrages, sowie die Entscheidungen der Berliner Konferenz und die türkische Cirkularnote vom 4. Ok- tober 1880 beigefügt.

Das erste Akten1ck i} ein Circular Freycinets, in welchem cr mittbeilt, daß man sid auf den Vorscblag Englants über die Ein- seßung ciner Spezialkommission zur Festsetzung der türkish-grie- chis@en Grenze geeinigt hätte. Dicse Kommiision würde analog den Kommissionen, welde in Bulgarien und sont funktiozirt bätten, mit Stimmermebrkeit die Grenze festseßen, Diese Fcstschungen, an welhe die Mächte von vroruherein gebunden fein würden, würden der Tütkei und Guechenland in gleib¿r Weise zur Annahme cmpfohlen werden. Ein einziges Hinderniß sei noch zu beseiligen. Das englische Kabinet habe nämli ncch eine Einigung mit der Pforte ber die Bedingungen herbeizuführen unter denen die internationale Kommission ihre Arbeiten auf dem türkischen Gebiete aufnehmen werde. Am 11, Mai \{lägt Lord Granville formell die Absendung eincr Kollektivro*e nach Konstantinopel vor, um die Pforte zur Avss\ührung des 13, Protofkolles des Berliner Vertrazes „arzuhalten. Im Falle der fast als sier anzunekmenden Ablehnung Seitens der Pforte solle eine Botsckafterkommission in Berlin oder Paris zusammentreten. Diese Komm ssion werde eine lokale Erquete dur 1cechnishe Deleginte ¿u veranstalten haken, wona.þ sie dann definitive Be\clüsse fassen solle, Deutschland stimmt dem englischen Vorschlage zu mit dem Bemerken, daß die Wahl von Berlin ihm angezeigt sckiene. Am 17. Mai meldet Léon Sav an Freycinet: Deu!scland hake angeregt, daß man der Pforte die Walbl lasse, an ter Korferenz theilzunehmen oder nit, unter der Bedingung, daß, wenn sie 1heilnebme, sie sib verpflichte, sich der Majcrität zu unterwerfen. Léon Say habe gelteud gemact, daf, wenn die Pforte an der Kovykererz theilnehme, man aud Griecben- land zulafieu müsse. Lord Granville hake cingewendet, daß die Lage dieser beiden Mächte schr verscieden sci, da es sib für die eine darum handele, abzutreten, für die andere aber, zu erwerbey. Am 19, Mai antwortet Freycinet, was die Anregung Deutschlands be- zügli dir Zulassung der Pforte zur Konferenz der vermittelnden Mäcte betreffe, so widerspreche sie dem, was man biéher zwischen den Mächten vereinbart habe, wern man nit Griecbenland genau in derselben Weise bchandle. Am 3. Jui zeigt Frecycinet dem französisben Geschäftéträger in Athen und dem fran- zösisden Botschafter in Konstantinopel den bevorstehenden Zu- sammentritt der Konferenz in Berlin an. Am 12, Juni theilt Graf St. Vallier mit, daß vereinbart worden sei, daß er auf der Konferen; die Juitiative für den Antrag ¡ur Rektifikation der türkisb-criechischen Grenze nebmen solle. Am 15. Juni protestirt die Pforte in einem Cirkular gegen den Zusammentritt dec Konferenz. Am 25, Junt zeigt Graf St. Vallier an, daß die von Frankrei vorgelegte Grenzlinie einstimmig von der Konferenz an- gencmmen worden ci, Am 7. Juli weist Frepcinet anläßlich der Dekrete der griechiswen Regierung über die Einberufung der Reserven den französishen Vertreter in Athen an, die dortige Regierung auf die Gefahren aufmerksam zu madchey, denen sie ihr Land autsezen würde, wenn sie s{ch den Arnstein gäbe, vor jeder Provokation eine aggressioe Politik zu ver- folgen. Die anderen Mäcte sprewen sib in Atben in gleichem Sinne aus und rathen zur Mäßigung und Vorsiht. Ebenso weift Freycinet in einigen weiteren Depeschen abermals auf die Nothwen- digkeit der Mäßigung hin. Anläßlich der Nachrichten über den even- tuellen Abgarg deuisher Beamten nach der Türkei und französischer Difiziere rah Griechenland theilt Feeycinet aw 27. Juli den fran-

zösischen Vertretern im Auslande mit: Der Zwischenfall bezüglich der deutschen Beamten ist heute ohne jede Tragweite. Bei den Mit- |

theilungen, welhe mir Hr. von Radowiß über diesen Geg nftand machte, hat er mir nit den bestimmten Wunsch des Fürsten Bis- marck verheblt, Alles zu vermeiden, was Anlaß geben könnte zu dem geringsten Scbeine eines Mangels an Einvernehmen zwischen den Mächten bezüglih irgend cines Punktes ibrer gemeinsamen Aktion. Eo werden die irrigen Interpretatiooen dicses Zwi)cber falles binfällig, der die Aufmerksamkeit niemals unter diesem Gesichtspunkte bâtte beshäfligen sollen. Am 13, November richtet Bartktélemy St. Hilaire eine auéführlihe Jnftruktiontdepeshe an den Grafen Mouy in Athen, in welcher er ihn anweist, die griebisce Regierung auf die Gefahren aufineiksam zu mahen, denen sie sich aussete, indem sie fid den Anschein gebe, eine aggressive Politik zu verfolgen. Griechenland könne wéeder an dem festen Willen der französischen Regierung zweifeln, das angefangene Werk fortzuseßen, noch aber kônne Grieweuland daran denken, die französische Regie- rung über die Grenze hinaußszuziehen, in welcher ihre Aktion bis jegt sid gehalten habe, und welhe zu überschreiten die öffentlibe Meinung thr nit gestatten würde. Es sei vor allem nôtbig, daß die griehisbe Regierung die allgemeine curopäisce Situation genau in Betracht ziehe und die Wahrheit erkenne, die rämlih, daß der maßgeber de Wunsch aller Großmächte die Erhaltung des Fricdens fei. Vermöge dieses W"vsches würden die Mächte, welchz das Meiste für Griechenland gethan hätten, genöthigt sein, ihm ihre Hülfe zu verweigern, wenn es den {weren Fehler begeben sollte, trotz des Rathes der Mächte sib in eine abenteuernde Politik zu stürzen. In einem Cirkular vem 20. Dezember weist Barthélemy St. Hilaire die französischen Vertreter bei den Signatarmächten an, den Vor- \chlag eines Scbiedtgerichts den betreffenden Regierungen zu machen ; Deutsckland nahm diesen Vorschlag am 21. unter dem Vorbebalte an, daß cs in keinem Falle an einer materiellen Exekutio: theil- nehmen würde. Ruf.land gab seire Zustimmung unter der Bedin- gung, daß alle Mächte die ihrige geben würden und daß Griechen- land und die Türkei verspräcben, sih der Enu1scheidung zu unter- werfen. FIJtalien nahm den Vorschlag einfach an. Oester- reich acceptirte im Prinzip, aber unter zwei Bedingungen: 1) Verpflichtung beider Parteien, sh den Konsequenzen des Schiedêgerihts zu unterwerfen; 2) daß die österreichisch- unga- rishe Regierung in keinem Falle zu Zwangêmaßregeln -verpflichtet wäre. Am 22. meldet Graf St. Vallier, daß die deutsche Regierung ten französischen Vorschlag unterstüßen würde, daß aber Graf Hat- feld kein Vertrauen auf den endlichen Erfolz dieses Vorschlags bätte, weil er von den bciden interessitten Parteien nur unter Li dingungen a2gen-mmen werden würde, welche man niht würde zugestehen können, Am 25. theilt Graf St. Vallier mit, daß die Vertreter Deutsch- lands in Konstantinop:-l und Athen angewiesen worden wären, durch Ratbscbläge zur Mäßigung und Klugheit den Schritt zu unterstüßen , wclhen die WVertreter Frankreichs binsibtlib des Swiedsgerichtsvorshlags gethan hätten, Am 10. Jaruar erflärt Barthélemy St. Hilaire sich bereit, aa einer europäischen Pression theiljunehmen, welche auf die griechische Re- gierung in kollektiver Form auszuüben wäce, welche aber immer den offiziösen Charafter bewahren müßte, den die Natur des Sciets- gericttvorshlags an sich Frarkreichh den beiden streitenden Parteien gegenüber beizubehalten nöthige. Alle Mächte {lossen si dieser Anschauung an, der Vors(lag des Scbieddgerihts sollte formell in Koustantinopel und Athen gestellt werdea, als die Pforte am 15. Ja- nuar das Girkular, beti«ffend den Zusammentritt einer Konferenz in Konstantinovel ¿rgehen licß :

Das Gelbbuch {ließt mit einer Depesche des französischen Botschafters zu Konstantinopel vom 17. Januar, in welchem er nu'ittheilt, daß die Pforte den Vorschlag des Schiedsgerichts definitiv abgelehnt habe.

Türkei. Konstantinopel, 27. Januar. (W. T. B. Die „Polit. Corresp-“ meldet von hier: Die Botschafter de Mächte haben bezüglih der leßten türkishen Cirkular- depesche Jnstruktionen erhalten; die Verhandlungen sollen erst nah dem Wiedereintreffen des deutshen und des eng- lischen Botschafters beginnen.

Aus Paris berichtet die genannte Correspondenz : Die Pforte hat die offizielle Erklärung abgegeben, daß sie keinésfalls Griechenland anzugreifen beabsichtige.

Rumänien. Bukarest, 27. Januar. (W. T. B.) Die Kammer hat heute das Geseß angenommen, wonach alle Lotterien in Rumänien verboten werden. Das in Ein- nahme und Ausgabe vollständig balancirende Budget für das nächste Finanzjahr ist der Kammer gestern zugegangen.

Fiußland und Polen. St. Petersburg, 27. Januar. (W. T. B.) General Skobeleff} ist zum General der Jn- fanterie ernannt worden und hat den St. Georgs-Orden 2. Klasse verliehen erhalten.

Amerika. Washington, 25. Januar. (Allg. Corr.) Der Senat hat es mit 28 gegen 15 Stimmen abgelehnt, die Tagesordnung zu suspendiren, um die Vorlage in Erwägung zu ziehen, welche General Grant auf die Pensionsliste sett.

New-York, 25. Januar. (Allg. Corr.) Eine Bande von Apache-Jndianern in New-Meriko hat unweit Sanmarial 15 Weiße getödtet und andere Mordthaten und Ausschreitungen verübt.

Neichstags- Anugelegenhcitez.

Illertissen, 28. Januar. (W. T. B.) Bei ter Reichêtazé- ersaßwabl im 4, Wahlbezirke des Krei'esSchwaben und Neuburg an Stelle de? Freiherrn Ludwig von Uretin wurde nach amtlicher Feststellung Stadipfarrer Reindl in Memmingen mit 10 341 von 14 613 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat Freiherr von Lupir-Jlerfeld erhielt 3979 Stimmen.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Président des Herrenhauses hat dur Anscreiben vcm 26. d. M. die Viitglieder benachrichtigt, daß die regelmäßizen Plenar- sßungen mit dem 8. k. M, wider aufgencmmen werden scllez, und die Mitglieder ersu&t, sid mit ibren anderweitigen Geschäften so einzurichten, taß sie bis zum S(luß des Landtages hier anweser.d sein können, damit die Kommijsions- wie Plenarsit ungen feine Sts- rung erlciden, . Im 3. Trier schen Wablbezirk (Stadt und Kreis Tricr) ift an Stelle des Landgerichté-Raths Müller, welcer sein Mandat nicderaclegt hat, der Seminar-Profefsor Dr, Mosler in Trier mit 255 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden. Die Gegenpartei hat sih der Abftimmung enthalten.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittbeilung des statistishen Bureaus der Statt Berlin sind bei den hiesigen Standebdämtern in der Woche vcm 16. Januar bis inkl, 22. Jonuar d. J. zur Armeldung ge fommen : 122 Ebeschliefungen, 882 Lebentgcborene, 30 Todtgeborene und 589 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

, Die am 29. d, M. erscheinende Nr. 1961 der Jllustrirten | | Zeitung(Leipzia, J.I. Weber) enthält folgende Abbildungen: Die |

Ueber s{wemmung der Provinz Nordbrabant in Holland. 3 Abbildungep.

Nach der Natur gezeibnet von W. Kerremans: 1) D146 übers{wemmte

Dorf Vlymea mit dem Zollhaus, 2) Das Dampfboot „Mercur“ von ;

Gorkum (SorinÞbem) bringt den Ei. wohnern de5 übers{w?mmten Dorfes Handel Lebensmittel, 3) Der Dammbruchß der Maas ket Haarfteeg. Aus Transvaalland (Südafrika): Vieh-Boers auf der Wanderung nad Weidepläßen. Nach einer Skizz2 gezeichnet von Albert Richter. Aus dem illuftrirten Prachtwerk „Ein Spazier- gang um die Welt“ von A. Frhr. v. Hübner (Lepzig, H Schmidt und C. Günther), 2 Atbildungen: 1) Der Spiegel- see im Yosemitithal in Kalifornien, 2) Rowdies in den Straßen von Corinna im Staate Maine (Nordamerika). Routenkarte der Schwatka’schen Expedition nah King William Land. Nach H. W. Klutschaks Karte. Bärenfamilie im zoologiscben Gar- ten zu Cöln. Na dem Leben gereihnet von Ludwig Beckmann. Der hannakisde Riese Joseph Drasal. Origi:-alzeibnung von E. Hosang. Jotann Wolfgang Döbereiner. Zum 100jährigen Ge- burtstag desselben. Bilder aus Rom: Sarktx Maria del Pcepolo und das Lutherkloster. Na einer Zeibnung von A. Blaschnik, Polytechnisde Mittheilungen: Der Bau d?2s Tunnels unter dem Hudson, 2 Figuren: 1) Das Lzgen der Eisenplaîten, 2) ?Dér Caisfson ¿ur Wiederherstellung des eingestürzten Tunnelshachtes. Kuriositäten aus den Gebieten der Heraldik, Sphragistik und Nu- mi8matik 2. Triumph Kaiser Konstantins. Altchristlibe Camee aus Viehlers Gemmensammlung in Wicn.

Gewerbe und Kandel.

Nach einer dem internationalen Gesundheitsrath in Alcrandiien gemachten Mittheilung ift im Diflrikt von Abu-Homos, Pro- vinz Behera in Unteregypten, der Ausbruch einer Bieh- und Pferdeseuche konfiatint worden, nrelce ihren ersten Erschei- nungen nach für Rindcrpest gehalten wurde. Von der Leßteren unterscheidet si jedo die Krankheit durch ihren {nellen Veilauf und die bedeutende Milzgescwulst, welche bei dem erkrankten Vieh bemerkt wird. In dem zuerst ergriffenen Dorfe Kafr-Selim fiel sämmtliches Vieh; von da verbreitete sich die Seuche auf einen be- nachbarten Ort. Von Seiten des Gesundheitsraths ist ein Fache mann an Ort und Stelle entsandt worden.

Antwerpen, 27. Januar. (W. T. B) Stwhluß der Wollauktion. 2631 B, angeboten, 995 B. verkauft. Preise unverändert.

Verkehrs: Anstalten.

Nee Vort, 27 Saar S

Der Hamburger Postdampfer „Herder“ ist hier eingetroffen. q

Berlin, 28. Januar 1881.

Preußische Klassenkotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 183. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 150 000 M auf Nr. 23 307.

1 Gewinn von 15 000 4 auf Nr. 31 841.

2 Gewinne von 6000 6 auf Nr. 3106. 65 380.

45 Gewinne von 3000 #4 auf Nr. 767. 3572, 3589. 3826. 5092. 7679. 11 183. 12830. 14688. 15 068. 15 980. 17086. 20128. 25334. 26162. 26369, 29485, 30 599. 30987. -32717. 34751. 35080 37066, 37630, 40880: 44 603. 47 897. 48933. 49748. 51463. 53940. 55658. 57 967. 69 214. 59689.“ 59732, 59966. 62426. 63081. 63845, 64312. 72667, 76480, 77708, 88 011.

47 Gewinne von 1500 4 auf Nr. 33. 991. 5333. 5914. (462. 12756, 14695. 14820, 16539, 17480, 18405. 19/807... 20 206. 22681. 25890, 27907, S011 3145 31 960. 33696. 46338. 47981. 48712, 53928, 56508 58 927. 61478. 62416. 62558. 63193. 649931. 64935. 158 79249, 796639. TOD81. 7760, SOSSO, SLADO: 81 337. 826256. 84222, 84769, 90986. 91809. 91810. 94 419. i

66 Gewinne von 600 # auf Nr. 985. 4367. 4393. 11 676. 13001. 15573, 16 196. 17 903. 18010. 26668. 26 696. 26 240. 29609, 30677. 91179 39808 O 37 712. 938847, 40890. 41375. 44874. 51 391. 52 680. 54595. 58 249. 59970. 65 217. 65862. 67435. 68067. 68335. 74188, 70616. 77838, 78014. TS 975 79 500. 81 070. 83193. 83 982, 84 062. S0 LIO. SUUO, BIOEL S0 D.

1022, 16 254 26 675. 35 265. 48 292. 59 974, 70 229. 78 593. 84 557. 94 033.

3532, 16 433. 27 522. 36 676. 48 332. 60 521. 72 658, 78 800. 85 072,

Cöln, 28. Januar, 1 Uhr 24 Minuten Nachmittags. (Tel.) Die englishe Post vom 27. Januar früh, hat in Cöln den Anschluß nah Berlin und Hamburg nicht errcicht. Grund: Verspätete Abfahrt von Verviers.

In der Quaerhalle ter Nationalgalerie präsentirt si als neueste Erwerbung seit kurzem der \{öne, in Sepia getuschte Karton von Karl Friedrich Lessing mit der Darstellung des am Sarge Heinrichs I1V, betenten Möncbes. Ec zeigt das Moti» in wesentlich anderer Autgestal?ung als das durch den Stich von Trossis bekannte Oelgemälde und imporirt ia noch höherem Grad: als dieses dur die mit der historishen Staffage harmorisch zusammenklingende romantisde Scenerie der einsamen Jasel, die mit ibrer aus mächtigen Steinblêden \{chmudlos aufgebauten Kapelle und dem am jenseitigen Ufer fteil emporsteigenden, in seiner tiefen Schlucht mit p äctigen Eid en bewaldcten Gebirge cine für die Eigenart des Künstlers außerordentli charak:eristishe Komposi- tion bildet und in der s{lihteo Zeichnung meisterha|\t durcgeführt ist. Jn demselben Saale’ hat die als Altargemälde für die Kirche zu Ziegenbals bestimmte, aus den Mitteln des pr ußischen Kunft- fonds in Auftrag gegebene Kcmposition voa Eduard von Geb- hardt ihren vorläufizen Play gefunden. Sie fllt Cbristus auf dem Meere wandelrd dar, wie er mit crns wabnendem Wort dem eben versinkenden Petrus sich z"werdct, der angstooll und do bercits wieder vertraucnd die Linke des Erlösers umklammert bâlt, während weiter zurück das auf ten stürmisch bewegten Wellen umhertreiberde Scbiff mit dea übrigen Jüngern und das ferne Ufer des See's mit seiner, cl-ib den menschlichen Typ:cn des Malers in völlig nordishem Ckarakter geholtenen Landichaft sichtbar wird, bob oben in den Wolken aber, über dem Hauwte Christi, die Haltfigur Geottvaters urd die Taube erscbeint. Die ernfle und eige: artige Auffassung, die G. diegenheit der Malerei und die namentli in dem Kopfe des Petrus sich kundgebende seltene Meistershaft der Chbarafteristik fordern au bier unbedingte Aner- kennung, obshon das Bild dem berükbmten „Abendmahl“ und der nit minder bedeutenden „Kreuzigyng* des Kür-stlers kaum gleich- ftebt und einen inrxeren Zwiespalt ¡wishea dem Motiv und der realistiswen Behandlung desselben keineswegs röllig verdeckt.

Nedacteur: Riedel Berlin;

Lirlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsaerx

Drei Beilagen (einschlictlich Börsen-Beilage).

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zu ¿ 24

TTEE AY O L) E HTE B M D L U ti, amts L DLR L 2 B T CEE E A V M

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 28. Januar. Im weiteren Verlaufe dcr gestrigen (47.) Sitzung seßte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Antrages des Abg. Dr. Windthorst auf Annahme des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Straffreiheit des Sakramente- Cen O Des Messen ore D A Dr Windthorst erklärte, nah der eben gehörten oratorischen Leistung sei er dem Abg. von Bennigsen das Zeugniß s{huldig, daß derselbe alle bisherigen Kulturkampfreden bei Weitem übertroffen habe. Diese Rede sei niht an die Adresse dieses Hauses gerichtet, sondern neben der Hauptrihtung an eine Stelle, wo sie hoffentlih ohne Erfolg bleiben werde, wesentli an die Wähler. Was habe der Abg. von Bennigsen denn Anderes gethan, als die protestantishen Gefühle gegen die Katholiken bis zum Siedepunkt aufzuregen ? Die nationalliberalen Kreise ständen ja unter Einflüssen, die von diesen protestantischen Gefühlen beherrsht würden. Db es politisch sei, einen solchen Appell in einen: paritätishen Staate laut werden zu lassen, zumal, wenn man nicht srei von der Aspiration sei, einmal eine noch bedeutendere Stellung einzunehmen, möge sich der Redner felbst beantworten. Es sei unwahr, daß die Katholiken gegen die Einrichtung des Kaiserthums gewesen wären. Ein evangelisches Kaiserthum habe man in Deutschland nicht; das Kaiserthum sei unabhängig von dem Bekenntniß des jemaligen Trägers der Krone, und wenn einst ein Kaiser sih zum Katholizismus bekennen würde, so würde damit an der Verfassung des Reiches kein FJota geändert. Glaube der Abg. von Bennigsen denn, daß die Fürsten so engherzig seien, daß sie niht wüßten, auch die Rechte Andersgläubiger zu schüßen, sie seien die berufenen Schüßer der Minoritäten. Er sei überzeugt, auch der Fürst, der jet auf dem Throne siße, wolle die Minorität shüßen , und derselbe nehme Anstoß an solchen Reden, wie man sie eben gehört habe. (Lebhaste Unruhe. Vize-Präsident Stengel erklärte, er müsse den Redner bitten, niht die Person Sr. Majestät in die Debatte zu ziehen.) Wenn der Abg. von Bennigsen die Person des Monarchen erwähnen dürfe, so mache er von demselben Rechte Gebrauch. (Vize-Präsident Stengel bemerkte, der Abg. von Bennigsen habe nur von der Fnstitution des Kaiserthums, niht von der Person des Monarchen ge- sprochen.) Ferner habe der Abg. von Bennigsen es bemängelt, daß sein Freund Reichensperger der Erste gewesen sei, der den Gedanken des Kaiserthums ausgesprochen habe. Er habe das angeführt, um zu zeigen, daß in den Reihen der Katholiken feine solche Abneigung gegen das Kaiserthum bestehe, wie der Abg. von Bennigjen sie sih ohne jeden Beweis konstruire. Nun sage der Abg. von Bennigsen, der Gedanke sei hon im Frankfurter Parlament aufgetreten und der Nationalverein habe ihn weiter entwickelt. Auf das Frankfurter Parlament gehe er niht ein, man müsse jede Handlung nach der Lage beurtheilen, die bestanden habe, als sie geshehen sei. Es hätten auch nictkatholishe Preußen gegen jenes klein- deutshe Kaiserthum gestimut, und König Wilhelm 1IV. habe ja selbst die papierne Krone abgelehnt. Ueber die Zwecke des Nationalvereins sei man noch heute im Unklaren, wenn er denselben „vagabondirend“ genannt habe, so habe er niht gemeint, daß derselbe aus Vagabonden be- stehe, sondern daß derselbe heimathslos sei. Jedenfalls sei die Periode des Frankfurter Parlaments und des Nationalvereins entschieden zu trennen von der Periode nah 1866. Wenn man immer das evangelische Kaiserthum betone, so erwedcke man unnöthige Feindschaft. Das Centrum habe von Rom aus gar feine Anweisung. Die Anweisungen würden zudem nur auf kirhlihem nicht auf politishem Ge- biete von Rom aus ertheilt. Der Abg. von Bennigsen sei aber ein illiberaler Nationalvereinler. Der Papst Pius IX. jei Preußen gegenüber stets freundlih gewesen, das habe man anerkannt, sonst hätte man nicht eine preußisce Vertretung am römischen Hofe gehabt. Ebenso der jeßige Papst, der Beweise seiner Freundschafl namentlih für das Staats-ODber- haupt gegeben habe. Wenn man die Feindschaft in der Natur der Dinge finden wolle, so halte man Toleranz für unmöglih. Ebenso wenig wie die Protestanten die religiösen Ansichten ver Katholiken für richtig hielten, thäten es die Katholiken bei den Protestanten, aber man müsse sih wechsel- seitig ahten und Nächstenliebe üben. Auch aus der Geschichte lasse sich, wenn man die jeweiligen Zeitverhältnisje berüdck- sichtige, kein Beweis für die Feindschaft des Papstes erbringen. Die Eingriffe des Papstes hätten sich immer nur auf die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung bezogen und seien im Einverständniß mit den Deutschen Kaisern geschehen. Aber wenn das Gut der Kirche in Gefahr sei, müsse die Kurie ein- schreiten. Die Politik des heil. Stuhles habe oft gewechselt, das unabändezrliche fei die Lehre der Kirche. Die Päpste hätten sich nicht aus kirhliher Autorität in die weltlichen Dinge gemischt, sondern weil der Konsensus der damaligen Zeit ihnen das höchste Schiedsrichteramt überlassen habe. é er N zeit veränderte Verhältniß habe Pius 1X, auédrüdlich in einer Allokution klar gelegt. Der Abg. von Bennig)en meine aud, man leisie in Rom den protestantishen Fürsten niht den Ge horsam wie den katholishen. Er weise nur auf den neuesten Ukt in dieser Hinsicht hin. Jn Frland beständen die s{reck: listen Zustände, die zum Himmel schrieen; er habe dos Haus {hon gewarnt, niht ähnlihe in Preußen heraufzubeshwören. Troy der Schwierigkeit zu diesen Zuständen Stellung zu nehmen, habe der Papst doch neulich ganz unzwei deutin den Zrländern erklärt, daß sie ihrer Regie rung Gehorsam schuldig feien. zum Trost für seine Glaubenégenossen wolle er bemerken, daß fie ruhig fein könnten. An höchster Stelle würden solhe Anschauungen nicht getheilt. Bei der Krönung und bei späteren Gelegenheiten

Friedrich |

Dieses in der Neu- |

An A SUUP: Er Bf Due d f A arl P73 7 A

| religiösen zusammenbringen. nn die i | gräl | kfämpfenden Mächte nach kurzer Zeit in einem freundlichen Ver-

hätten die Fürsten den Katholiken die huldvollsten Eröffnungen |

gemacht und in der Verfassungsurkunde fei die katholi)che der evangelishen Kirche gleichgeitellt. Die linke Seite diejes Hauses habe durch ihr Betreiben allerdings einige werthvolle Paragraphen der Verfassung gestrihen. Es bleibe aber noch genug ül was den Katholiken einen festen Rechtsstand punkt und Schuß gegen die Tendenzen des Abg. von Bennigsen

| lung des könne deshalb dem

Erfte Beilage

Berlin, Freitag

E 10A A DDO A H M E T L E A I IITUSE p E

den 28. Januar

gewähre. Jn Belgien und Frankreich sei niht die Kurie an

den Zerwürfnissen Schuld. Dort habe man neuerdings den |

Kulturkampf unter der Ermuthigung der deutschen kultur- kämpferischen Elemente begonnen. e Konkordat bestanden, welches die Liberalen gebrochen hätten. Troßdem habe der heilige Stuhl so viel Geduld gehabt, daß er den Frieden mit Hülfe der gemäßigt liberalen Elemente aufrecht erhalten habe. Das würde auch in Preußen ge- schehen, wenn nicht die Tendenzen des Abg. von Bennigsen beständen, die auf die Vernichtung der Katholiken abzielten. Daß die Kurie ein Konkordat nicht halten könne, sei ein verkehrter Gedanke. Es kämen bei einem Konkordate nur kirchliche Verhält-

isse in Be der Papst in solhen Verhältnissen | ; s nisse in Betracht, und wenn der Papst in solch hältnissen | habe der Abg. Windthorst gemeint, sein Antrag schaffe nur

Konzessionen bewillige, so seien das Konzessionen von seiuem Recht, die derselbe wieder fortfallen lassen könne, wenn der, dem die Konzessionen gemacht seien, ihrer niht mehr würdig sei. Konkordate würden so heilig gehalten, wie alle anderen Ver-

träge. Der Abg. von Bennigsen habe ferner behauptet, er (Red- |

ner) hätte den Konservativen ein Bündniß angeboten, in seinen Worten habe aber eine solche Offerte niht gelegen. Er wünschte, es wäre möglich, daß das Centrum in vielen Din- gen mit den Konservativen mehr zusammengehen könnte, aber stets pari passu nach Maßgabe der Ueberzeugung seiner Partei. Andere Bündnisse kenne er im Parlamente überhaupt nicht. Die Konservativen kämen dem Centrum zu wenig entgegen. Er werde sih bemühen, die Gründe, die sie dafür hätten, zu ershüttern. So müßten z. B. die Erwägungen in der moti- virten Tagesordnung, die die Konservativen dem Hause vor- \s{lügen, nach seiner Ansicht die Konservativen zur Annahme des Centrums Antrages bringen. Daß die Konservativen den Frieden wollten, erkenne er dankbar an und werde den Dank, wenn es gehe, praktisch ausdrücken. Wenn die Bischöfe auf Grund des An- trages zurückehren könnten, so würde das doc sicherlich nicht der Majestät des Geseßes Abbruch thun. Er wolle nur, daß die Bischöfe an den preußischen Grenzen, namenllich die in Bayern, die Firme- lungvornehmen könnten, damit nicht die Gläubigen inSchaaren ins Ausland zu diesem Zwecke ziehen müßten. Es sei ein unseli- ger Zustand, daß man immer Hintergedanken beim Centrum vermuthe, das Centrum solle immer der Regierung vertrauen vertraue die Regierung doch auch einmal dem Centrum. Dann habe der Abg. von Hammerstein im Fnteresse der eigenen Kirche vor seinem Antrage gewarnt. Derselbe glaube, Deutsch- land könnte gewissermaßen ein Missionsland werden. Dauere der Kulturkampf fort, jo könne es allerdings dazu kommen und die Missionäre würden dann ebenso wenig Scheu tragen, wie die Apostel, welche ausgezogen seien auf die Gefahr hin ge- föpft und gekreuzigt zu werden. Für jeßt handele es sih nur darum, in den hülflosen Gemeinden die Hülfe zu schaffen, welche der §8. 5 des Juligeseßes niht gewähre. Der Friede komme nicht, wie der Abg. von Bennigsen glaube, dadurch, daß man ihn den Katholiken nah völliger Erschöpfung diktire, lieber würden die Katholiken untergehen! Der Friede werde nur kommen, wenn eine verständige Regierung, die die Zeichen der Zeit verstehe, die Hand dazu biete. Verstehe sie sie nicht, so möge sie die Folgen tragen, die er niht zu erleben wünsche. Man trete jet in die Osterzeit, wo der Mangel der Seelsorger hauptsählich empfunden werde. Schlage die Majorität diejes Hauses dem Centrum den Antrag nicht ab; möge sie dem Cen-

| trum gestatten nah dem fatholishen Glauben und von katho-

lishen Priestern die Sakramente zu empfangen und die Messe zu hören, dann würden die Katholiken beten, daß Gott den Frieden herstelle. E,

Der Abg. Stöcker erklärte, er wünsche die Verhandlungen auf den friedlihen Anfang zurückzuführen, von dem der Abg. Windthorst ausgegangen sei. Derselbe habe die Anfänge des Kampfes auf dem Schlachtfelde von Königgräß gesucht. Dort lägen sie siher niht; man solle politishe Dinge nit mit Wenn die beiden bei Königgräß

hältnisse ständen, dann sei der Krieg kein Religionsékrieg gewesen. Seine Partei wünsche die Frage der Erledigung des Kultur- kfampfes loszulösen von allen außer ihm liegenden Dingen. Dabei sei es gleich, ob es sich um 15 000 000 oder um 100 Seelen handele; es sei eine Gewissensfrage. Pal wünsche den Frieden an sih und brauche keine anderen Votive. Die Konservativen wollten die Wunden {ließen helfen; he seien der Meinung, daß die Zunahme der Verbrechen ihren Grund in der Zunahme des Unglaubens habe. Centrums mit den Konservativen, welches der Abg. von Ben nigsen dem Hause vorgeführt habe, l n P 1 Seine Partei sei in vollständig freier Aktion, sie suche ich natürlich ihre Bundesgenossen da, wo sie Verständniß für ihre Beweggründe finde. Das Centrum werde selbständig genug sein, um ebenso zu handeln. 2 keinen anderen Weg gefunden, um ihre Gründe darzulgen, als eine motivirte Tagesordnung, die niht durch ein Kom

promiß, sondern einmüthig in der Fraktion zu Stande gekommen |

sei. Es sei ein Zeichen von einer kirchlichen Zerrüttung, daß ein Ì ven Abg

solcher Antrag eingebracht werden könne ; es sei aber auch ein Be weis von dem verbitterten Verhältniß, in dem man stehe, wenn man einen solhen Antrag ablehnen müjje. niht anders. E en di dem Frieden, sie hätten ein Verständniß für

kirchlihe Frei

lt» 4 Fahoins oint . dieser Antrag, der eine Menge | 1 B E heit; nichts cheine einfacher a!s \ | empfahl der Abg. Sombart die Anstellung von Vepartements-

Schwierigkeiten zu lösen scheine. Bei idealen Verhältnissen könnte man ihn vielleiht als Basis für die Verhältnisses zwischen Staat und Kirhe annehmen. Aber man habe mit den realen Zuständen zu rehnen, man habe ganz besondere, paritätishe, kirhenrechtliÞch und kfirdjen geschichtlich begründete Verhältnisse wie in keinem anderern Lande der Welt Deshalb jei die äußerste Borsichk geboten. Dazu komme, daß in Pieußen die politischen Richtungen mit den fkirhlihen verbunden seien. Ver Aba. von Bennigsen habe sich neulich mit der Stel Protestantenvereins vollständig identifizirl C1 Abg. von Helldorff nur vollständig recht geben: die Stellung der liberalen Parteien im kirWenpoliti schen Kampfe sei ein innerer Wider)pruch Bei den offen barten, feststehenden Dingen verlange man völlige Freiheit ; bei den fkirchenvolitishen Fragen, bei denen die größte zyrei

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| heit möglich sei, verlange man die größte Unsfreiheit.

In Desterreih habe ein |

Seine Partei |

Das Bündniß des |

Aber seine Partei könne | Die Konservativen hätten das Bedürfniß nach | n | Abwehr

Regelung des |

m Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger

è Ávas É A 9 E HPPE E B r

i af ea At d Amt S E L Q E B M D A A E S N A Er A A À

Das sei ein Widerspruch. Er wünsche ein besseres Verhältniß der Kirche zum Staat und der beiden Kirchen untereinander. So- lange aber in Rom so ungünstige Urtheile über den Protestan- tismus laut würden, so lange von fatholisher Seite ein so scharfer Kampf gegen die gemishten Ehen geführt werde, daß die evangelishe westfälishe Provinzial- synode einen Nothschrei deswegen hierher gelangen lasse, werde es zu diesem Zusammenarbeiten nicht kommen. s einen idealen Staat wäre der Antrag Windthorst dis- ‘utabel; aber unter den jeßigen Verhältnissen würden die abgesezten Pfarrer durch ihre Rückkehr ein Element der Unordnung in das Land hineintragen. Zur Entschuldigung

temporäre Verhältnisse. Seine Partei wolle aber einen dauernden Frieden. Jm Centrum scheine nur der Gedanke zu herrschen, als ob es nur eine anständige Art der Unah- hängigkeit der Kirche gebe: die absolut freie Kirche im sreien Staat. Dann würden die beiden Kirchen aber in einem ewigen Streit liegen, gegen den alle kirchenpolitischen Kämpfe nichts zu bedeuten hätten. Die sittlihen und Kultur- elemente seien mit den religiösen viel zu eng verbunden, als daß der Staat darauf verzichten könnte, eine gewisse Aufsicht über diese Verhältnisse auszuüben. Er wünsche auch die möglichste Freiheit für die Kirche, aber von einem Stand- punkte aus, welcher das Recht des Staates wahre. Deshalb möchte er die Regierung auffordern, auf dem Wege weiter zu gehen, den sie im vorigen Sommer beschritten habe. '

Die Diskussion wurde geschlossen. Es folgte eine Reihe persönlicher Bemerkungen.

Der Abg. Schmidt (Sagan) bemerkte, dem Abg. Reichen- sperger müsse er erwidern, daß es ihm stets als Schwäche der Sache erschienen sei, wenn man statt sahliher Erwägungen zu höhnischen persönlihen Angriffen gekommen sei. Vom Abg. Reichensperger hätte er Dergleichen nicht erwartet.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) betonte, daß er durchaus nicht gegen die Person des Abg. Schmidt, sondern nur gegen dessen Ausführungen sich gewandt habe. Außer- dem habe der Abg. von Bennigsen ihn mit seinem Bruder verwechselt, was allerdings kein Verbrechen, aber doh nicht richtig sei. Er habe im Frankfurter Parlament nicht gegen die Verfassung gestimmt, sondern sih der Abstimmung ent- halten. /

Der Abg. von Bennigsen erklärte, daß nah seiner Er- innerung entweder der Abg. von Reichensperger oder do dessen Freunde gegen die Reichsverfassung gestimmt hätten, dies sei eine nicht anzuzweifelnde Thatsache. Die gegen ihn gewendeten Ausführungen des Abg. Windthorst seien auf eine unrichtige Basis gestüßt, denn er habe nur von der Feind- schaft der Katholiken, nicht von einer solchen der Kurie gesprochen. Wenn seine (des Redners) Stellung hier im Hause so miß- verständlih aufgefaßt werde, so sei das für ihn eine Ehren- frage, hier nicht so zu ersheinen, wie der Abg. Windthorst auszusühren versuht habe. Jm vorigen Sommer habe er sich, wie es gestern noch der Abg. Windthorst anerkannt habe, für die Nothwendigkeit der Anbahnung des FFriedens erklärt und zwar in einer Weise, daß. felbjt einige seiner Freunde dies mißverständlih aufgefaßt hätten. Und heute werde ihm nun imputirt, er sei das Muster eines 1n- toleranten Evangelischen und hätte gewi)sermaßen einen inkar- nirten Haß gegen die andersgläubigen Katholiken. Dies müsse er auf das Weiteste von sih zurückweisen, Und er dächte, daß Jeder, der als Vertreter der römischen Kurie austrete, doch mit den Vorwürfen der Jntoleranz gegen einen Evan- gelischen vorsihtig sein sollte. Er achte es bei Jedem Katholiken, wenn derselbe es fertig bringe, mit der Stellung, die Rom in dieser Frage einnehme, die Toleranz gegen Andersgläubige in Einklang zu seßen. Bei den Evan gelischen sei das ja leihter. Aber wenn überhaupt von Tole ranz in paritätishen Staaten in Europa die Rede fein könne i (Lebhafte Rufe: Persönlih! und große Unruhe. Glocke des Präsidenten.) Er sci dem Präsidenten sehr dankbar, daß derselbe ihm so viel auszuführen gestattet habe, aber das Haus werde ihm Recht geben, der ihm gemachte Vorwurf fei fo {werer Art, daß eine Abwehr, und wenn auch eine etwas ausführliche, berehtigt gewesen fei. E

Der Abg. Gringmuth konstatirte, daß die Sezessionisten ihre Stellung in dieser Frage niht hätten kundgeben können,

sei nur ein Phantom. | da sie niht zum Worte gekommen seien. e D (

Der Antrag von Rauchhaupt auf motivirte Tagesord nung wurde abgelehnt, auch der Antrag Windthorst 1n namentlicher Abstimmung mit 254 gegen 115 Stimmen eben

| Ï ; G f verworfen, Die Konservativen hätten | alls verwor]

Es folgte die zweite Berathung des Entwurfs eines Ge seßes, betreffend die Ausführung des Reichsgeseßes über die Abwehr und Unterdrückung der Viehfeuchen.

Die Agrarkommission beantragte durch 1hren Referenten, Graf Schack, die Annahme des Komm)nons beshlusses, der nur in einigen unwesentlichen redaktionellen Abänderungen gegen die Beschlüsse des Herrenhauses bestehe.

Zu 8. 1, wonach die Anordnung und lleberwahung der ? und Unterdrückungsmaßregeln den Regierungs Präsidenten, Landräthen und Ortspolizeibehörden obliege, Thierärzten mit festem und ausreihendem Gehalt zum Zwedck der Ermittelung von Seuchenfällen ; dieselben müßten, ähnlich wie die Fabrikinspektoren, die Befugniß haben , 1ederzeU alle Ställe eines bestimmten ihnen zugewiej)enen Distrikts zu be sichtigen. Außerdem sei im Juteresse der fanitären Verhälk nisse die chemische Beseitigung der Kadaver durch Behandlung mit Säuren geboten

Die 88 l 1 beschlusse genchmiak

Nach §8. 5 steht di tigen Thieres der der Or Polizeibehörde zu; antraate, diese Betugm auch Antrag wurde vom Regie

gelehnt

» S nada Nom Wurden DArau!? 10 L