1881 / 26 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

seitherigen Art und Weise besoldet werden sollen, sind an Za- \{üssen zu den ZwangévoUsftreckung8gebühren 144 460 M und aufßer- dem für einen Vollziehungbbeamten in den Hohenzollernschen Landen ein Zuscuß von 750 #, zusammen 145 210 erforderli. Aus demielbten Fonds follen die 42 VoUlziehungébeamten der Kreisstcuer- Tafsea in den öôstliden Provinzen eir e Pauschvergütung für Zehrungs-, Uebernachtungs- und Fukrkosten mit 12480 erhalten. Die Gesammtausgabe von 157620 A, bleibt daher gegen die biéherige etatsmäßige Soll-Auëgabe von 259783 noch um 102093 ÆM zurück. Die Veranlagungékosten der Klassen- steuer ermäßigen \sih in Folge desErlafses der Raten dreier Monate um 15960 Æ Die Kosten für Bestreitung der Bureaubedürfnifse erböben sich um 45 200 M, - diejenigen für Diäten u. \. w. um 29 000 M

Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben Find 930231 M angeset;t, dazu bestimmt, die dem Großherzog von Oldenburg für seine in Schleswig belegenen Fideikommißgüter ver- tragemäßig zustchende Grundsteu-rfreiheit, dem Antrage des Groß- berzcgs entsprechend, abzulösen.

Der Etat der indirekten Steuern weist bei 95150100 A Einnahmen (+ 1500000 ) und 25 930 400 M dauernden Ausgaben {-+ 984 800 M) 69 219 700 A (+ 515200 Æ) auf. Nab Abzug von 70000 A (— 30000 M) einmaliger und außerordentlicher Aus- gaben (zum Ankauf eines Dienstgebäudes für das Steueramt zu Charlottenburg) verbleibt ein Uebershuß von 69149709 (+ 545 200 A6)

Die Einnahmen sind folgende: A. Reichésteuern: 1) Zölle 116 201 380 6. daven an die Reichskasse abzuführen 109 602 2C0 M, verbleiben als Vergütigung für Erhebungs- und Verwaltungskosten 6 599 180 6 (+ 832 380 A6). 2) Iabaffteuer (740 300 629 260 M) 111040 A (+ 100540 6), 3) Rübenzvckersteuer (55 731 510 93 502 250 M) 2229260 A (+ 211220 M). 4) Sal;fteuer (21 805 230 21 657460 M) 147770 A (+ 10690 M). 9) Branntweinsteuer 2c. (46 551 510 39568 780 4) 6 982 730 M4 6) Brausteuer (+ 46720 #) (12593 400 10704399 4) 1889 C10 A (— 24730 A). 7) Spielfartenstempel (666 980 633 560 A) 33340 Æ (— 1660 6). Zusammen A. 17 992 335 M (+ 1171130 4). B. Einnahmen sür alleinige Nechnung Preußens: 8) Entsclätigung für die durch tie Statistik des Waarenverkeh18 erwacsenden Kosten 14000 A (— 166900 M). 9) Antheil an d.r deutshen Wechselstempelsteuer 72780 (— 2600 Mark). 10) Ster:pelsteuer 175000.0 Æ (— 15(0099 #). 11) Erkbschafté steuer 5 000 060 6 (. nverändert). 12) Brücken 2c. Gelder 2200009 M. (+ 100000 Æ). 13) Niederlage- 2c. Geld 184 000 # (unverändert). 14) Kontrolgebühr für Salz 60000 (+ 6000 M). 15) Hypothekengebühren im Bezirk Cöln 525050 M (unverändert). 16} Geérichtlihe Kosten und Strafen 50 500 000 #4 (-++- 1600000 M). 17) Wirthschaftsabgabe in den Hohenzollern- sen Landen 40000 #4 (unverändert). 18) Strafgelder der Steuer- verwaltung 250000 M (+ 6500 4). 19) Verwaltungskosten- beiträge 425 000 Æ (+ 25000 M). 20) Zwangévollftreckungs- gebühren 260 000 6 (+ 260090 6) 21) Miethe 42000 M. (un- verändert), 22) Außerordentlit-e Einnahmen 84 990 M. (— 30 4). Zusammea B. 77157 770 M. (+ 328 870 46).

Bei den Ausgaben hat sih in der Central-Stempelverwaltung (Kap. 7 60470 M) nichts geändert. Die Ausgaben für die Pro- vinzial-Steuerverwaltung (Kap. 8 2179160 A) haben sich um 130281 M erhöht. Dur die Vermehrung der Geschäfte in Felge der Kontrole der Gerichtskostenerh bung ist die Neuanstellung von 29 Kalkulatoren 2c. und 11 Assistenten nothwendig geworden, außerdem noch die Annabme vermehrter Hülfsbeamten, wodur ch der Mebraufwand veranlaßt wird. Die Kosten der Zoll- und Steuererhebung und -Kontrole (Kap. 9 21293859 46) sind um 836 180 M erbôöhet. Es sind aus andern Titeln des laufenden Etats schr bedeutende Posten auf diescs Kapitel übertragen worden. Außerdem hat aber auc wezen der durch die Gerichtskosten vermehr- ten Gesctäfte eine ausreichendere Dotation diese3 Kapitels eintreten müssen. Lie allgemeinen Ausgaben (Kap. 10: 2396 980 X) sind um 18300 Æ Dienstbiklcidungezuschüsse höher, veranlaßt dur die Vermehrung der Aufscherstellen.

In Betreff der Erh:bung und Beitreibung der Gcricht: kosten liegt dem Etat eine besondere Denkschrift bei.

tSetverbe und Kandel

Dem Geschäftsberihte des hiesigen

ift eine befriedigende. Der Reiugewinn von 534 993 X bleibt nur um W nices gegen das vorjährige Erträgriß 540 627 M) zurüd und gestattet, da der Reservesonds bereits im vorigen Jahre auf die in den Statuten b.\timmte Marima!böhe gebracht worden ist, der

Generalve: samwlung die Vertheilung einer Dividende von 15 % i

vorzuscblagcn. E {0

teten,

\ Diese Dividende übertrifft die des Vorjahres um Wôhrezud die Umsätze im ersten Halbjahr sich lebhaft gestal-

hat si in denselben seitdem eine Abs{wäcbung bemerkbar

: ( | Börsenhandelt- | vereins entrelmen wir folgende Mittheilungen: Die Bilanz für |

dem in ter General- und Spezigldebaite Niemand das Wort er- griffen hatte, wurden die Antrâ2e des Vcrwaltungêrathes bei der Abstimmunz mit 1369 gegen 3 Stimmen angenommen.

Glasgow, 29. Januar. (W. T. B.)

Die Vorräthe von

Roheisen in den Stores belaufen sich auf 514 400 Tons gegen

434 900 Tons im vorigen Jahre.

Fohöôfen 122 gegen 108 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten. Der Courierzug der Königlichen Ostbahn traf am 30. Ja-

nuar cr. um 10 Uhr 24 Minrtea,

Zahl der im Betrieb befindlichen

anstatt um 6 Ubr 10 Minuten

Vormittags hier cin. Grund der Verspätung: Reifenbruch der Ma- Voa Bromberg ift ein Vorzug fahrxlanmäßig

schine bei Milewo.

abgelassen worden.

52 Gewinne

22 092. 29 566. 41 969. 49 823. 66 693. 83 909

6215. 6300. 6673.

23 870. 40 863. 55 404. 70 830. 80 303, 93 958.

47 13 667. 31 415, 08 (9/1 49 525. 72 055. 82 304,

Verlín, 31. Januar 1881.

Preußische Klafsenlotterie, (Dhne Gewähr.) Bei der heute fortgeseßten 163. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 120 000 4 auf Nr. 33 781.

1 Gewinn von 15 000 4 auf Nr. 59 207. 2 Gewinne von 6000 /( auf Nr. 45 762. 87863.

Ziehung der

4. Klasse

von S000 6 aur J. 2275. 3168. O6 Co 9688 O Od T2319 12854 4ST 23 342, 24120, 24559. 24929. 26841. 27 040. 30265. 34835, 37769. 38250. 38612. 40408. 42491. 42910, 43626. 46214. 46516. 47195, 02909. 00292, 62709 64113, 64953. 65 238. 70315. 71915. 75917. 76 694. 77096. 82 029, . 86417. 88203. 88680. 90793. 91933. 93416. 49 Gewinne von 1500 /6 auf Nr. 423. 2683. 4573, 6918, 12 818, 14 297. 14 992, 15 118. 22 700. 25 675. 29 469. 31893, 35583. 36936. 838697. 42 442. 43 267. 47 045. 47 200. 47745. 54025. 50 0259. 62 940. 63430. 64673. 64693. 65695. (1466 17698, (8842 79755 79849 79869. So So C8123 1663 I, OUO5S 94 553. Gewinne von 600 6 auf Nr. 787. 2299. 9019, 21 784. 23285. 23366. 923901. 26150. 29089, 22108 93916. 35061. 36164 36484. S1ES 40 861. 44213. 44372. 46099. 47 026. 47 073. 62118. 52304. 53990. 57395. 57693, 70773. 74994. 78154. 79369. 79676. 82088. 82 142. 4 82 624. 85 309. 85 863. 87 720. 87816.

89 795,

Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels,

_ Wir sind in den Stand lihen Bericht aus Tanger mitz

_ Nah decn bei kompetenten digungen geben hier am P leute und Konmissionäxe

1) dur mangelhafte Verpackung der Waaren, 2) dur zu ausgedehnte Lieferungsfristen und

3) durch Kleinlihkeit im Allgeme

Unternehmungsgeist. I. Mangelhafte Verpackung.

Bei Spielwaaren insofern, als man den N | zunußen versteht und in Folge desse fracht bezah

gefeßt, den nachstehenden amt: utheilen : Tanger, den 16. Januar 1881.

Personen eingezogenen Erkun- lave die deutschen Exporteure, Kauf- , zu Klagen Veranlassung:

inen und Mangel an

aum nicht aus- ejjen ganz unnöthige Mehr- [lt werden muß, da die Dampfer-Compagnien die

Frachten nah dem von der Waare eigenommenen Naum be-

rechnen. 1 BU ausgedehnte Lieferungsfristen. Die langen Lieferungsfristen bei fast alle

das mit dem 31, Dezember 1880 abgelaufene neunte Geichäftsjahr | sür den deutschen C

und

| S n Artikeln sind i t xport hierher um so nachtheiliger, als die direkte Verbindung mit Deutschland

noch sehr mangelhaft ist,

die Jmporteure deutsher Waare über Hamburg, bei

tfaum monatlihen Dampfern, gegenüber den dreimal im Mo-

| sehr im Nachtheil find.

gemadt. Nicbtétestoweniger ergiebt das Provisionéconto noc einen |

Gewinn auf den Antheil des Vereins von 439233 4 und zeigt gegen tas Vorjahr nur cinen Rückgang ron 9222 K Dagegen erzielte die Ver- waltung mit Zinsen vnd Rexoits 190 934 4 Gewinn gegen 157 471 M in 1879. auf 38 918 K gegen 35 263 Æ im Vorjabre. Zur A schreibung auf dissen Buckwer1h wutden, wie im LWorjahre, 20000 M verwandt ; es figurint der Coursberict jeßt ncch mit 325 000 M unter den Aktiven. Engagementsverluste haben tie Gesellschast mit 35466 K betrcfffen, wogegen auf früker abgeschricbene Forderungen 6886 M eingegaygen sind. In gewohrter Weise wird der ganze Restbetrag mit 28579 M zur Absck&rcibunz gebracht. 934 993 sind noch den Statuten 5/9 auf das Aktienkapital von 3 CUO C00 J: 150 000 Æ ju zahlen. Vom Restbetrag von 384 993 46 abzüglich des Gewinnrortrages ron 4154 M, also voa 320 838 M crtalfen 10 %/ der Aufsicbtêrath 38083 4, 10 %/6 der Vorstand und die Beamten 38083 F Es verbleiben dimnach 308 825 X zur Ver- fügung der Generalrersammlung. Die Verwaltung \{lägt vor, bier- von eine Superdividende von 109% von €825 H aufs Neue vorzutragen.

Wien, 31. Januar. (W. T. B.) Die gestern im Reite-

Finanz-Yiinistetium unter dem Voisiße Edmund Zichy's abzebaltene

konstituirende Versammlung

nahm die revidirten

der Gewerkschaft „Bosnia“ Statuten an, und beschloß, nat» dem der Voisitende die Zeichnung dis präliminirten Gexerk- \castékapitals fonstatirt batte die sofortige Konstituirung der Gewerkschaft und die Watkl eines Gewerkschafts- rathes ron acht Mitgliedern, welcer bis zur definitiven Kon- stituirung der Gewerkschast funktioniren soll. Ferner wurde die so- fortige Einzahlung des dritten Theiles der "aeczeihneten Beträge bei der österreichischen Kreditanstalt beshlossen. Ein rorläufizes Kapital von bundert Kuxen à 3000 Fl, ist von ersten Firmen gezeichnet. Die bosnische Verwaltung partizipiit mit 20 Kuxen. Die Gesellschaft wird zunäcbst die Auskcutung der theilweise aufgeschblossenen reichen Cbrom-Er;lager in Angriff nehmen, hat \ih aber auc genisse Blei- Quedsilber-Erzlager gesichert.

Wien, 31. Januar. (W. T. B) In der heutigen Ge- neralversammlung der Elisabeth-Westbahn beantragte ter Verwaltungsrath, die Gencralversamwklung möô:e das kanrte Protofolar - Uebercinfommen betreffs der Betricbsüber- rabme der Westbahn und die eventuelle Einlösung dur den Staat genehmigen und für den Fall der Einlösung die Ligqui- dation ter Gesellschaft beschbließen. Der Verwaltungsrath solle cr- mächtigt werden, den definitiven Vertrag sowie alle nöthigen Doku- mente anzufertigen und sür den Fall der Einlösvng alle Schritte zur Durchführung der Beendigung der Liquitaticn vorzunehmen,

be-

Der durch den Eourébericht erzielte Gewinn beziffert db ;

Von dem Reingewirn von |

zu vertheileu und den Saldo |!

provisorisch: j;

Nach- y

Umstand würden

bei die

Eisendraht u deutschen Ordres haben annehmen und nah Deutschland übers

und

englischen

Tuche1

Jmporteure

l Steamern l Besonders unangenehm war dieser ersteren

L y

On {on

| nat von Marseille und wenigstens zweimal von Liverpool eintreffenden französishen und

schon

größere

chreiben

können, wenn die Verbindung zur See \{neller und regel- mäßiger wäre, und für leßtere würde waßbrscheinlich, wie in der Levante, der ganze Markt für Deutschland erobert worden sein, wenn die deutschen Fabrikanten sich dazu verstehen wollten,

in lürzeren Fristen zu liefern.

Bei Tuchen ift speziell gerügt

worden, daß die Fabrikanten die an und für sih langen Lieferzeiten nicht eingehalten, sondern mitunter sehr beträcht-

lih (bis zu zwei Monaten) überscritten Beweis dafür, wie nachtheilig solche wirken, kann die Thatsache angeführt

haben.

Als

Versäumnisse

werden ,

daß

eingeborene Kaufleute vor Kurzem Ordres auf Tuch nach England gegeben haben weil die von Deutschland erwarteten Waaren nicht in der verabredeten Lie-

getroffen waren.

111, Kleinlichkeit im Allgemeinen und Mangel an Unternehmungsgeist. Man bemerkt, daß das Maß bei deutshen Tuchen zwar

richtig, doch stets so knapp bemessen ist, daß es jein kann“.

coulanter, sie geben stets Uebermaß!

_ Kleinlichkeit und Mangel an Unt | sich auch bei dem für Deutschland | dem Zucker.

Die großen Marseille

| ferungsfrist und niht mehr rechtzeitig zur Saison ein-

z L i , a! „tnapper nicht Die Engländer sind in dieser Beziehung viel

ernehmungsgeist zeigt so wichtigen Exportartikel, r Zuckerraffinerien es

sind deren nur zwei versorgen niht nur Marokko, sondern

| fast den ganzen Orient mit Zucker (in Broten von 21/, kg) | und beherrschen

l then gegenwärtig den hiesigen Markt in dem Grade, daß sie ihre Preife niht nah dem Stande der Roh- arne, jondern ganz willfürlich nah den bei ihnen ein-

aufenden Ordres stellen.

l ) : , Unzweifelhaft könnte Deutschland hier mit Vortheil konkurriren, doch scheinen die Fabrikanten

die nothwendigen Versuche und die damit verbundenen Kosten zu scheuen ; wenigstens ist bis jeßt dem hier etablirten deutshen Hause, troy aller Mühe nicht gelungen,

deutsche Raffinerien dazu zu bestimmen, ihren

allein gangbare Form kleinerer Hüte zu gebe der Zuckerverbrauch in diesem

Broten die hier

en, und doch ist Lande ungemein groß, weil die

Mauren, wie alle Südländer, Süßigkeiten leidenschaftlih lieben und viel, stets stark gezuckerten Thee trinken.

__ In Gegenwart Jhrer Majestät der Kaiserin und Köni- gin hielt der Jerusalem-Verein gcstern, Sonntag-Abend in Dom sein diesjähriges Jahresfest ab. Die Festpredigt hielt an Stelle d:8 er- kranften General-Superintendenten Trautvetter Konsistorial-Rath Ncël, den Bericht erstattete Hofpretiger Dr. Strauß. Die deutsche Gemeinde in Jerusalem hat, wie wir dem Berit entnehmen, ih

unter Pastor Reineck.'s Seel'orge erfreulich fortentæidelt Leider war das vergangene Jahr ein Jahr der Dürre uny grofer Noth. Die englisc-kir{liche Missionsgesell\chaft hat in Jerufalem eine evangelishe Gemeinde mit Kirch: und

Schule. Die Gemeinde der englis&en Mission zu Nazareth verfügt über eine Kirt#e, zwei Schulen und ein Mädchenwaisenhaus, in dem 50 Kinder Aufnahme fanden. Au in andern Städten der Nachbarschaft wäckst das Werk der Mission. Die Londoner Missionëgesell {aft wirkt unter den Juden Jerusfalems, deren Zahl erheblich zugenommen u1d si jeßt auf 12000, die Hâlfte der gesammten Einwohnerschaft beläuft. Seit der Zerstörung Jerusalems sind die Juden nie wieder so zahlrei im heiligen Lande vertreten gewesen wie grade jeßt. In der Nähe von Gaza legen sie Acterbaukfolonien an. Die Londoner Judenmission besißt in Jecusalem 1 Hospital, zwei Schulen und ein Handwerkerhaus. Auch die teutsde Gemeinde in Bethlehem unter Missionär Müllers Seelsorge gedeiht. Im Waisenhaus haben 18 Kinder Aufaahme g:funden, die Schule wird ron 55 Knaben und 25 Mädchen besucht. Eine fün‘wöcige Missionkreise Müllers in dag Philifierland war voz bestem Erfolg begleit:t. Die Schule der neuen der tsen Gemeinde in Betshala wird bereits von 60 Kindern be, fut. Leider bedarf die Gemeinde dringend cines neden Schulhauses

mit Betsaal, ohne daß die Mittel dazu vorhanden ind, j deutshe Gemeinde in Beirut unter Pfarrer Pas A tung wä&st von Jahr zu Jahr, noch§ mehr freilih die

der amerifanisch-presbytecrianisch2n Missionsgesellshaft, die am Likg- non 93 Schulen mit 3761 Knaben und 2281 Mädcen. ein Semirar mit 120 Zöglingen und eine Drudckerei besißt. Im Gan en besuch2n 5980 Knaben und 2500 äden die protestantishen Schulen des Libanon. Auch in Alexandria und Kairo gedeiht die evanz:lische Mission. Was nun den Verein selbst anbetrifft, so haben nid im Geschäftsjahr 1880 die Cinnahmen wiederum verrinzert ; sie betrugen 17500 Æ, 4 0 weniger als die Ausgaben, zu deren Deckung der 2000 #6. betragende Uebershuß des Vorjahres angegriffen werden mußte. Wiederum hat si besonders auch die Frauenthätigfeit bes währt, Die S(hlußansprache hielt Ober-Hofprediger Dr. Kögel.

__ Am Sonnabend ging im Königlihen Schauspielhause eine Noo?tät von Otto Franz Gensichen, das S M spiel „Die Märchentante" in Scene und erzielie einen von keiner Seite angefochtenen, von Akt zu Akt wachsenden Erfolg. Diesen Erfolg hat der Verfasser dem Umstande zu verdanken, daß er R wirkli als Dichter bewährte, daß er ein aus dem Leben ge- \c{öpftes Sujet in die reine Sphâre der Poesie zu erheben wußte. Wo man fonst wohl gewohnt war, aus8gekflügelte Pointea und spibfindige Wendungen zu hören, da floß hier der Dialog volltönend hin, dauernd von einem gesunden Humor dur{zogen und von poett- schen Gedanken getragen. Ueber ker „Märchentante“ selber liegt der Zauber eines poetisben Märcbens, und wie man sie in Gestalt der Frau Frieb-Blumauer ver si sab, so rührend, so lebenswahr.. so tief poetisch, ließ man sib gern von dem Märchenzauber gefangen nehmen. Die Handlung des Lastspiels hat ihren sprixgenden Punkt in dem Kampf der materialistischen Weltanschauung mit jenem ge- sunden Idealismus, der den Forderungen des realen Lebens Rechnung trägt; in solhem Kampfe sicgt natürli die idealistisch2 Richtung. Die Darsteltung war im Ganzen wie im Einzelnen éine vortesfliche. Außer der erwähnten Fr. Frieb-Blumauer haben sich in erster Linie Hr. Berndal (Professor Kramer), Hr. Müller (Kurt Bertram) und Hr. Vollmer (Giovanni Fredi) durch ihre Leistungen hervorgethan ; aver auc Frl, Abich und Frl, Barkany (Hertha und Amalie Bertram), Frl. Conrao (Elise Flemming), Hr. Oberländer (Carl Gottfried Bertram) trugen wesentlih zu dem Erfolge bei. Dir Negie ge- bührt reihlihes Lob. Der Dichter wurde nach dem driit:n und vierten Aft wiederholt gerufen,

Im Residenz-Theater gelargte am Sonrabend nab langen forgfältigen Vorbereitungen die deutsche Bearbeit:ng von V:ctorien Sardou's „Divorço: 5“ unter dem Titel „Cyprienne“ zur ersten Aufführung. Man entsinnt sich ncch des Aufsehens, welches dcr Antrag des D putirten Naquet auf Einführung der Ehescheidung seiner Zeit in Frankreich gemacht hat. Victorien Sardou, welcher die auch von teutshen Dramatifkern befolgte Mode aufgebracht hat, Tageéfragen auf die Bühne zu bringen, und in „Daniel Rochai“ bereits dic Civilehe verwerthet batte, lich sich auch dics- mal die günstig Gelezenbeit nit entgchen, und so entstand das Lustspiel „Dirorçons“, Indessen fo ernst ment ‘er es dietmal bei Weitem nit, wie mit jeoer Arbeit. Weit davon entfernt tie Frage zu lösen, streift er sie nur ganz oberfläbli und benutt sie bios als Losungéwoit zu einem freien, heiteren Schwank, der natürlich wieder mit jenem tehaiscken Gesbick gematt ist, mit d.m Sartou unerreicht dastei t. Es sind cigentlih nur 3 Persoxen, das zwiespältige Ehepaar und der Stöôrer des Hauéfriedens, welche die Handlung tragen, alle anderen siad Cpisoden, Der Ebemann ift ebenso gut- mütbig gezeihnt, als die Frau naiv. L: tere gesteht ihre Unticue offen cia, moticirt sie mit den oft gehöcten Gründen : frühe Heirath und rvnaugsgetovte Jugendlust, und nünscht auf Grund eincs (falschen) Telegramms, welches von der Annahme jenes Antrages be- richtet, die S idung. Der Mann willigt \{einbar ein, weiß sie aber durch Eifersucht gezen ihre Nacbfolgerin und dadur, taß er ihr den wahren Charafter ihr.s8 Galars enthüllt, so umzustimmen, d1ß sie selbsi ihren Scbriit zuerst wicder zurückniwmmt. Dcr Sctluß, der in dcm Czbinet apart eines feinen Restaurants spielt, erregte allerdings s{hon in Paris einigen Anstoß, um so m hr als Sardou kurz vorher bekanntlich einen Siß in dem ecnsten wür- digen Kollegium der 49 UpnsterbliLen erbalten und man ütcre bavpt eine fo tolle Farce uit mehr von ihm erwartet haite, dessen hat er ja jener Szene eigentliÞ damit das Avstößige geraubt. daß er sie sid zwi‘chen CGbegatten abspielen läßt, und alle Lacber s4lugen sich daber auf seire Seite, Im Ganzen bat er si die Sacbe sehr leitt gema&t. Denn wenn eben, wie hier, gar fein ver nünftiger Grur.d zur Ebescbeidun1 vorliegt, falls man den naiven Bethbeuerungen der jungen Frau Glauben {enken darf, daun ist «s wahrlich leiht gegen dieselbe zu plädiren. Die Frau treu, nur etwas leiisinnig, der Liebhaber ein ungefährliher Töôlpel: man sieht das sind Ingcedieazcn für eie Posse, tie au jeden beliebigen anderen Titel führea fönnte. Der h-itere Lacherfolg blicb troy alledem natürlid au hier nit aus, und dies um so wei iger als das Stück im Residenz-Theater cine gradezu musterh1fte Darstellung fand. Fr. Niemann gab die Rolle der Cyprienre, die man freilich ihr zu Sunsten aus der Französin à la mode stark ins derti-naive umge- mcdelt hat, in dem Charafter, den man zuerst als Titelbezeihnung gewählt hatte, später aber wieder aufzab : als eTrobköpfchen* in be- wunde:ungëwürdiger Weise. Besonders reizend war {ie in der Eifcr- suchtsscene der beidea Gatten. Hr. Keppler als Herr von Prunelles übertraf sih dicêmal an liebenéwürdiger Laune selber, und Hr. Bed- mann spielte die undankbare Rolle des Adbemar mit geduldiaster Bonhommie. Das ausverkaufte Haus übverschüttete die Darsteller mit Beifall und kam den ganzen Abend üter aus der Heiterleit gar nicht heraus.

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Redacteur: Riedel.

Balag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elszue-. Vier Beilagen (eins{ließlich Börser -Beilage).

Gerlin:

(118)

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Nichtamlliczes.

Preupen Berlil, 31, Januar. In dèr- vor- gestrigen (49,) Sißung seßte das Haus dex Abgeord- netien die zweite Berathung des Entwurfs des Staats- haushalts-Etats für 1881/82 fort und zwar zunächst mit der Berathung des Antrages des Abg. Richter auf Annahme eines Geseßentwurfs, betreffend einige Abänderungen der Vor- christen für die Veranlagung der Klassensteuer und der fklassifizirten Einkommensteuer. Der Abg. Rickert erklärte, der Abg, Richter habe ihm gestern Vorsicht hei seinen Angriffen gegen den Finanz-Minister angerathen, damit die liberale Partei dieses Hauses sich nicht dem Ver- dachte ausfeße, in welhem die des Reichstags in Bezug auf den Minister Camphausen gestanden habe. Er fühle sehr wohl die Gefahr einer zu scharfen Haltung in dem Augenblicke, wo wirklih etwas in der Luft liege, und werde sich sehr hüten, in den Ton einzustimmen, den gestern zu seiner großen Verwunderung die Rechte angeshlagen habe. Der Abg. von Rauchhauvt habe von der Regierungsvorlage er- klärt, sie habe einen eminent agitatorishen Charakter, und der Abg. Stengel, der sonst stets rücksichtsvoll gegen die Regierung gewesen sei, ginge so weit, zu sagen, wenn die Regierung für den dauernden Erlaß stimme, das nicht den allergeringsten Eindruck auf ihn machen würde, Wo seien sie nah dem hin- gekommen, wie fcien die Rollen der linken und reten Seite vertauscht! Es müsse etwas in der Luft liegen, was die Herren besser wüßten als seine Partei; dieselbe sei aber und bleibe unparteiisher Beobachter der Sachen. Er könne aber die führende, die ausshlaggebende Partei nicht in diesem Augenblicke igno- riren, die sich nun auch zu einem selbständigen Finanz- programm gegenüber der Regierung aufgeschwungen habe.

Er sei Uber dasselbe bitter enttäuscht worden, denn die allgemeinen Bemerkungen von der Nothwendigkeit der Entlastung der ärmeren Bevölkerung seien doch

gar zu alt. Er habe {on eine gewisse Schadenfreude darüber empfunden, als er von dem großen Programm gehört habe, mit dessen Dur@führung man doch blos einen konservativen Finanz-Minister betrauen könne; es habe in den Zeitungen geheißen, das Programm sei fertig und der Abg. von Rauch- haupt sei mit dem Reichskanzler einig. Gestern aber labe dieser Abgeordnete erklärt, das s{chwierige Reformprojekt sei noch nicht zum Abschluß gekommen das glaube er sehr gern —, ferner habe gestern der Finanz-Minister von ekel- haften Gerüchten in der Presse gesprochen, daß derselbe von deren Fnhalte noch nichts wisse, sih auch stark genug fühle, das gegenwärtige System in seiner Basis nicht antasten zu lassen. Man könne also einigermaßen beruhigt sein ; der Thatendrang der Konservativen sei auf einige starke Hinder- nisse gestoßen. Jm Uebrigen wäre es recht hübsch, wenn die Herren das parlamentarische Regime einmal an sich selbst er- probten; möchte doch dieser Versuch ret bald gemacht werden, sei es selbft mit Unterstüßung der Klerikalen! Den Ursprung jener efkelhasten Gerüchte werde der Finanz-Minister gerecht genug sein, nit in der liberalen Presse zu suhen. Die Re- daktion der „Kreuz-Zeitung“ werde demselben sagen können, woher sie stammten. Erfreuliher Weise habe der Finanz-

Minister gesagt, er wäre dadurch nicht nervös geworden. Das |

sei in der That eins der nothwendigsten Requisite für einen Minister, auch den anderen Ministern zu empfehlen. Wenn der Finanz-Minister dem Abg, Richter gerathen habe, sich den-

selben Mangel an Nervosität in Bezug auf die „Provinzial- | Korrespondenz“ anzueignen, so müsse er bemerken, daß dieses |

halbamtliche Vlatt überhaupt gar keine Bedeutung mehr be- anspruchen könne, nachdem der Finanz-Minister selbst jede Verantwortlihkeii für die Artikel desselben abgelehnt habe und thatsächlich konstatirt worden sei, daß der Minister etwas ganz anderes gesagt habe, als die „Provinzial-Korrespondenz“ von

ihm behauptet hätte. Bei einer früheren Debatte über die „Nord- |

deutsche Allgemeine Zeitung“ habe der Minister des Jnnern geäußert, verantwortlich sei die Regierung nur für die „Pro- vinzial-Korrespondenz.“ Es scheine somit, daß eine Verände- rung in diesem Standpunkt eingetreten sei, und er empfehle der Regierung zu erwägen, ob die „Provinzial-Korrespondenz“ in dieser Form überhaupt noch einen Werth habe. Ein Blatt, das aus den Steuern aller Bürger bezahlt werde, hätte die vornehmste Verpflichtung, objektiv zu berihten und nur im Einne der Wahrheit zu \{reiben. zial-Korrespondenz“ nicht gethan. Jedenfalls möge deshalb der Minister dafür sorgen, daß nicht wieder vor den Wahlen, wie bei den lezten Neichstagswahlen massenhaft Artikel aus diesem Blatt in die Kreisblätter übergingen, die dann von den Landräthen als amtlih bezeihnet und auf Grund deren konservative Kandidaturen empfohlen würden. Die konservative Partei habe freilih nicht viel Glück damit gehabt, denn der Reichstag habe die gute Maxime gehabt, in jolhen Fällen die Wahl ohne Weiteres zu kassiren und die Konservativen würden deéhalb in Zukunft wohl elwas vor- sihtiger sein. Der Befriedigung des Finanz-Ministers dar- über, daß das Haus jetzt den Etat anders ansehe als zur Zeit der Einbringung, liege wohl eine irrige Vorausseßung zu Grunde. Von einer Schönfärberei bezüglih der Finanzen sei Überhaupt nicht die Rede gewesen, seine Partei habe nur da- mals protestirt und protestire auch heute noch dagegen, die finanzielle Besserung dem Umshwunge der Wirthschaftspolitik zuzuschreiben. Denn das kleine Plus auf dem Bilanzkonto, welhes an einzelnen Stellen wirklih durch die neue Wirth

\haftspolitik eingeführt sei, werde weit aufgewogen durch das |

Minus, welches sie auf anderen Bebieten hervorgebracht habe. Wenn der Reichstag 130 Millionen neuer Zölle und Steuern bewilligt habe, dann seien natürlih die Kassen mit Gold ge- füllt. Das habe man auch gewußt, und hon im Reichêtage bâtte er den Regierungsvoranschlag als zu nicdrig be- messen bezeihnet. Daher auch die Vorsicht jeiner Partei in der Bewilligung neuer Steuern, und wenn _ die gestrige Debatte überhaupt ein Resultat gehabt habe, so sei es dies, daß man ohne zwingenden Grund mit keinen neuen Steuer- projekten mehr kommen dürfe. Wenn in einem halben Jahre

oder drei Monaten nach Vorlegung des Etats die Situation |

lih so glücklih geändert habe, daß der Finanz-Minister mit

Das habe die „Provin- |

| Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Auzeiger.

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Beriin, Montag, den 31. Jan

Abschlüssen kommen könne, wie derselbe sie dem Hause gestern vorgelegt habe, dann sei doch etwas mehr Geduld und etwas weniger Eile rathsam. Lasse man daher die Steuerprojekte des Finanz-Ministers, die 110 Millionen Mark, von denen er noh nicht wisse, wo sie herkommen sollten, einstweilen liegen, und versuche man einmal, was man aus den alten 130 Millio- nen werde heraus\{lagen können. Er glaube auch, es werde mehr sein, wie die drei Monate Steuererlaß, den man jetzt {hon bewil- ligt habe. Jn der Frage des Steuererla}es selbst müsse ec sich im direktesten Gegensaß zum Abg. Stengel bekennen, der unbekümmert um die Stellung der Staatsregierung durchaus bei seiner einmal gefaßten Meinung stehen geblieben sein wolle, Jhn (den Redner) habe, als der Abg. Richter seinen Antrag gestellt habe, ein gewisses Mißbehagen beherrs{cht, dem er au damals ofen Ausdruck gegeben habe. Er stecke eben noch so weit in den alten, von der rechten Seite her übernommenen Begriffen, daß er sih gedacht habe, in Steuerfragen, namentlich in so großen, müsse die Staatsregierung die Jnitiative ergreifen, das Haus könnte das nicht. Mit dem Moment aber, wo die stärkste und maßgebende Partei sich den Gedanken des Abg. Richter so zu eigen gemaht hätte, daß man gar nicht mehr davon hätte lassen können, wo der Finanz-Minister sich so schnell und ohne Weiteres für den dauernden Steuererlaß erflärt habe: da habe er sich nicht mehr den Worten des Finanz-Ministers entziehen können, so daß er jeßt unbedingt Anhänger des Antrages Richter-Minnigerode geworden sei, troz seiner wunderbaren Kombination. Er halte aber dafür, daß in diesem Antrage mehr vom Abg. Richter, als vom Abg. von Minnigerode stecke. Andernfalls werde er noch immer mißtrauish bleiben. Der Beruf der Volksvertretung könne nicht darin bestehen, der Regierung noch mehr Steuern aufzudrängen, als der Minister für nothwendig halte. Sonst würde er lieber die ganze Volksvertretung abschaffen, und man würde ohne dieselbe ein besseres und sparsameres Regi- ment haben. Wenn die Herren die Verfassung gelesen hätt n, so würden sie die Volksvertretung als ein nothwendiges Glied im preußischen Staatswesen finden. Für ihn sei das ABC aller Konstitution, der Regierung niht mehr Steuern zu be- willigen, als sie selber haben wolle. Der Abg. Stengel sage, die egierung könne ja in Verlegenheit ommen. Habe denn aber das Haus die Pflicht, die Verlegenheit aus der Welt zu schaffen? Die Berufung auf die altpreußishe Tradition stimme niht. Wo sei sie denn gewesen bei der Bewilligung der Korn: und Petroleunizölle ? Bei der Berathung über die wich- tigsten Zölle hätte man auch keine schristlihen Berichte gehabt. Man folle doch die Majorität niht zu einer Auslegung zwingen, die sie abweisen müsse. Mit den neuen Steuern habe der Erlaß nichts zu thun, das hätten alle Parteien in der Kommission erklärt. Nach diesen Vorgängen sei er auf den Steuererlaß eingegangen ; für die Haltung der National- liberalen finde er keine Präjudiz. Der Erlaß sei eine einfache Konsequenz der Reichssteuerreform. Rednèr ging auf dieselbe nohmals näher ein, um an der Hand der „Provinzial-Correspon- denz“ und unter mehrfacher Beziehung auf frühere Reden des Abg. von Zedliß nachzuweisen, daß der Zweck der Reform nicht die Vermehrung dex Gesammtsteuerlast, sondern nur eine Umlegung sein follte. Man habe Versprehungen gemacht,

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wo sei das Alles geblieben? Von alen diesen Dingen hätte | man noch nichts, aber die 130 Millionen habe man. Jenes | seien Zukunftsaufgaben, aber diese Zukunftsmusik sei dem | Hause noch nicht aufgespielt. Die Herren von der Rechten wüßten doch ebensogut wie seine Partei von den zu erwarten- } den Militärausgaben, warum habe man denn nur vom neuen Unterrichtsgeseß und der Lehrerwittenversorgung gesprochen. Daß sei doch gewiß tendenziöós! Er weise aber vor Allem auf die welcher gesagt jei, die Steuervorschläge hätten nur den Zwet, die Landessteuern zu erleichtern Das fei dem Volk versprochen und seine Partei beziehe sih jet darauf. Dem Abg. Stengel sage cer, daß es gerade ein Mann seiner Partei gewesen sei, der Abg. von Kardorff, der im Reichstage gesagt habe: „Er wolle die Negierung unterstüßen zur Erleichterung der vier untersten Klassen und Uebertragung der G:bäudesteuer und werde darum für Erhöhung der indirekten Steuern stimmen.“ Warum denn nun verzichten? Oder warum einen einmaligen Erlaß befürworten, den er in dem Augenblicke, wo eine neue Anlage gemacht werde, für viel eher ablehnbar halte? Er | habe die feste Ueberzeugung, daß man 1882/83 noch mehr | werde erlassen können, wenn man sich die gestrigen Zahlen des Finanz-Ministers genau ansähe. Dabei habe der Minister | noch nicht des Noggenzolles gedacht, der bei guten Ernten in Rußland beträchhtlih mehr abwerfen würde. Der interessanteste Einwurf des Abg. Stengel sei aber der, daß der Erlaß gegen | die Prinzipien des Verwendungsgeseßes verstoße. Er habe sich mit

Hobrecht bemüht gewesen, es in den sicheren Hafen zu brin- gen. Der Abg. Stengel könne ja ein einfahes Rechenexempel anstellen. Entweder habe man im nächsten Jahre mehr Ueber-

position oder man habe ebensoviel Ueberschlisse, daun habe man denselben Erlaß, oder endlich man habe weniger Nebershuß, dann müsse man zu neuen Steuern greifen. Ge- rade durch die Annahme der Vorlage mehr Macht zur Quotisirung der direkten Steuern, die er mit der rehten Seite anstrebe. Dann sage der Abg. Stengel, | man dürfe den Erlaß nicht vor den Reformen eintreten | lassen. Dann werde der arme Steuerzahler lange warten können, bis hier im Hause eine Majorität, die oft durch die verschiedensten Komplikationen gebildet werden müsse, die Ne- formen beschließe.

| Minister für die Entwickelung der Reformen gethan? | Der jeßige Minister habe wenigstens, das gebe | er zu, den Embryo etwas weiter entwickelt.

Die Behauptung des Abg. Stengel, der Antrag zerstöre das gegenwärtige Steuersystem, sei ebenso unrichtig wie seine übrigen, er würde in solhem Falle mit dem Abg. Stengel stimmen. Nun möchten sih die Herren vergegenwärtigen, was es mit diesem Antrage auf sih habe. Er möchte den Unter- ! schied einmal hervorheben in der Skala, der sein werde, wcnn

wie Unterrichtsgeseß, Kanäle, bessere Besoldung der Lehrer 2c., |

Was hätten denn die früheren Finanz: |

Thronrede hin, mit welcher der Reichstag eröffnet sei, in |

Vorliebe mit diesem Gesetze beschäftigt und sei mit dem Abg. |

schüsse, dann bekomme man eine größere Summe zur Dis- |

bekomme dies Haus |

n f à 4 T §27 L S; T ; Bi P S. & ad F TF4

S U S A S U E M B BT B U A E B: S BED is N AZIE E A0 T E B I P IE I i E E L R A E D N A E M I t A U A PET D Wi A A T I IRA V 00 IUDES A APE O WAIA U E T D Dla D Bit E L A A S E A8 A 86 E A A B A R A AE L EL v

dieser Beschluß durhgegangen sei und der bisher gewesen sei. Die Prozentsäßze fingen jeßt an nah seiner Aufstellung von 1874 mit 0,56, und gingen weiter auf 0,77, 1,23, 1,33, 141, 1,68, 1,90, 2,3, 2,15, 2,385, 2,52, \prängen bei der flassifizirten Ein- tommensteuer auf 3 Prozent, um dann wieder herunter zu gehen. Wie werde die Sache jeßt sein, wenn mai statt dieser 0,56, 0/4 Und in der 5. Se siatt 140 wie bisher man jest E Pvoz: babe in der 12 fait 252 wie bieber 2 Vros U. st. w. Jn seinem Wege liege nun diese Reform, wenn sie au freilih keine organische sei. Wenn der Abg. Nichter gestern von dem Zwiegestirn Rauchhaupt-Nichter ge\prochen habe, so bitte er seinen Namen hinzuzufügen, denn auch er habe das Springen der Skala zu verhindern sih bemüht und 1875, ein Jahr nah der Neform, dem Minister Camphausen unter lebhafter Zustimmung der national-liberalen Zeitungen gesagt, die ganze Neform habe nur dann einen Werth, wenn das Springen der Skala in den Mittelsäßen verhindert würde. Jeßt, wo der Finanz-Minister Bitter das Geld habe und man in einigen Wochen diese Neform machen könnte, sage der Abg.Stengel : „r mache nicht mit, er wolle die beiden untersten Stufen der Klassensteuer duraus weg haben.“ Es könne doch aber niht jeder in jeder Fraktion feine Steuer durchbringen, sonder

man müsse das nehmen, was man bekommen könne. Es solle also niht das indirekte Steuersystem zerstört, sondern eine allen sympathishe Reform angebahnt werden. Allerdings bleibe dann noch die Frage der kommunalen Zuschläge zu erledigen. Nun würde es den Herren, die auch im Reichstage säßen, eine sehr sichere Grundlage für ihre Operationen geben, wenn man darauf hinweisen könnte, daß die Erhöhung der Matrikularbeiträge deshalb nicht angänglih sei, weil der preußische Finanz-Minister die gegenwärtigen Matrikularbeiträge in den Etat Preußens aufgenommen habe; das gebe cin sicheres Fundament für die Sparsamkeitspolitik, die überflüssige Ausgaben streiche; und das sei ja überhaupt der Grund: je mehr man von den Einnahmen aus dem Bereich der Negie- rung ziehe, desto größer sei die Aufforderung zur Sparsamkeit, und die Konservativen wollten ja rücksihtslos sparen. Alles in Allem genommen, komme er zu dem Resultat, daß der dauernde Steuererlaß absolut anzunehmen sei, da derselbe weder der Reichsreform, noch der preußischen, noch der Frage der Quotisirung oder der Kontingentirung präjudizire, Der Abg. von Rauchhaupt habe nun mit seiner gewohnten folorirten Lebhaftigkeit die Verantwortung dafür, daß das Land noch niht în den Besiß der Entlastung gekommen a, auf Die linke Seite des Hauses geschoben, demgegenüber bitte erx den Abg. von Rauchhaupt von den Vorgängen im Reichstag Notiz zu nehmen. Was habe der Abg. von Rauchhaupt an dem Finanzprogramm des Ministers Hobrecht gestrihen? Dieser hätte 160 Millionen haben wollen und der Reichstag hätte 130 bewilligt. Gestrichen sei die Wehrsteuer und eine noch höhere Tabakssteuer. Wenn ihn sein Gedächtniß nicht iäusche, so seien damals die speziellen Freunde des Abg. von Rauchhaupt ebensowenig von der Biersteuer entzückt gewesen, als seine Partei. Jedenfalls hätten gegen dieselbe hervorragende Männer der freitonservativen Partei nicht nur gestimmt, sondern auch gesprohen. Noch jetzt habe, so viel er wisse, der Abg. Stumm oder der Abg. von Kardorff vor seinen Wählern erklärt, die Biersteuer unter feinen Umständen anzunehmen. Er könne dem Abg. von Nauch- haupt auf seinem Wege nicht folgen. Seine Partei übernehme au sehr gern die Verantwortung dafür. Er wünsche, daß das klar vor dem Lande konstatirt werde, daß der Abg. von Rauch- haupt nicht blos die Kornzölle, den Petroleumzoll, die Zölle auf Speck, Schmalz u. \. w. gewollt habe, sondern daß der- selbe dem Volk auch noch die Biersteuer mit auferlegen wolle und ähnliche Steuern, blos Berlange denn der Abg von Nauchhaupt so viel Respekt vor scinem Steuerprojekt 7 Der Abg. van Minnigerode habe davon gesprochen, daß der Antrag Richter nicht ernsthaft zu nehmen sei, Daß man die Skala der Klassen- und Einkommensteuer verändern wolle, sei ein kleines Erperiment. Man sehe ja, der Antrag Richter - Minnegerode thue das auch. Der Abg. von Rauchhaupt habe eine neue Skala auf- gestellt, aus der er nichts weiter herausgehört habe, als daß die oberen Klassen mehr Steuern zahlen würden. Oh diese Klassen dajür sehr dankbar sein würden, wisse er

niht. Früher habe man immer von einer Verminderung der Steuern gesprochen. Was der Abg. von Rauchhaupt jeßt wolle, darüber sei derselbe dem Hause die Antwort

schuldig geblieben. Wolle derselbe die Grundsteuer und die gegenwärtige Gewerbesteuer aufheben und an ihre Stelle eine Kapitalrentensteuer seßen? Dabei würde der Grundbesiß, den der Abg. von Rauchhaupt entlasten wolle, vielleicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Ueberhaupt werde der Grund- besiß mit dem Profit, den derselbe bei der neuen Finanzreform mache, noch sein blaues Wunder erleben. Auch die Entlastung der breiten Masse der Bevölkerung bitte er aus dem Spiel zu lassen. Jeder arme Mann wisse, daß die Kornzölle, der Petroleumzoll, Kaffee-, Speck- und Shmalzzoll und wie die Dinge alle heißen, viel mehr kosteten, als die 75 -„Z oder die 3 M, die man ihm an direkten Steuern er- lassen wolle. Und wo bleibe überdies die große Masse, die gar keine direkte Steuer zahle, und welche jegt dur die in- direkten Steuern bedrückt werde, ohne in dem Steuererlaß ein Aequivalent zu finden. Jn der Kommission sei von einem konservativen Abgeordneten ausdrüdcklih konstatirt, die Be- lastung der Bevölkerung durch die indirekten Steuern fei so groß, daß eine Erleichterung an den direkten Steuern unab- weislih sei, seldst wenn dies nur auf dem Wege einer Anleihe möglich sein sollte. Das sei die beste Kritik in der ganzen Steuerreform, die man gemacht Gabe, Es sei wunderbar, daß die Freikonservativen, die früher mit dem höchsten Eifer für die Wirthschasts- reform eingetreten seien, jeßt niht zu haben seien, wo es sich um eine Entlastung des Volkes handele. Seine Partei habe damals gesagt, man solle an eine derartige Reform nicht eher gehen, als bis man ein fertiges Steuerprogramm habe. Jet wisse man nicht einmal, wie die Sachen untergebracht werden sollten. Man werde ja bei dem Verwendungsgesch hören, daß die Herren jet in Verlegenheit seien, und der Abg. von Meyer