1881 / 28 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Feb 1881 18:00:01 GMT) scan diff

herbeizuführen, welche der Anzeigepflicht unterliegen. Bei der aroßen Wichtigkeit, welhe einer nach übereinstimmenden Grundsäßen zu bearbeitenden Erkrankungs- und Sterblichkeits- statistik der Menschenseuchen für das Reih und speziell auch für Preußen zuerkannt werden muß, sowie bei der Be- deutung eines auf die Gegenwart sich beziehenden fortlaufenden Sanitätsberihts, dessen die FJntensität, Ausdehnung und Wanderung der ansteckenden Krank- heiten kennzeihnende Resultate unmittelbar für die Zwecke der Medizinalverwaltung verwendbar gemacht werden können, wünscht der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, die Bestrebungen des Kaiserlihen Gesundheitsamtes nah dieser Richtung hin thunlichst zu fördern. Derselbe hat daher in einem Cirfularerlaß vom 15. v. Mts. die Medizinalbeamten, insbesondere die Regierungs - Medizinal - Räthe (Medizinal- referenten) angewiesen, über die in ihrem Beobachtungskreise vorgekommenen Erkrankungsfälle an Chólera, Pocken, Unter- leibstyphus, Flecktyphus, Masern, Schatlah und event. auch an Diphtheritis und Kindbettfieber dem Kaiserlihen Gesund- heitêamte, wie dieses von demselben für wünschenswerth erachtet wird, eine allwöchentliche Mittheilung zu machen uad zwar dur Benußung von Postkarten, die mit Formularen ver- sehen sind und den Medizinalbeamten in hinreichender Anzahl von dem Kaiserlihen Gesundheitsamte werden zugestellt werden. Die Regierungs- Präsidenten 2c. sind gleichzeitig veranlaßt worden, nah Anhörung einzelner Landräthe (Amts-Haupt- männer, Ober-Amtmänner), bez. Kreisaus\chüsse, Polizeiver- walter in Stadtkreisen und Magisträte sowie ‘der Königlichen Regierung (Landdrostei), geeignete Vorschläge ‘über die weitere Organisation des Anzeigewesens aufzustellen und die Berichte dem Minister vorzulegen.

Nach den stattgehabten allgemeinen Erörterungen über das Verhältniß des Staates zu den Gesellschaften der ve r- staatlichten Eisenbahnen ist beschlossen worden, die Liegen- schaften und Gebäude dieser Eisenbaßnen von der Staats-, Grund- und Gebäudesteuer in gleiher Weise frei zu laffen, wie solches bei den Liegenschaften und Gebäuden des Staates allgemein geschieht. Demgemäß hat der Finanz-Minister die Bezirks3regierungen veranlaßt, unter Aufhebung der Ver- fügung vom 12. Juli 1880, die von den verstaatlichten Eisenbahnen bisher erhobene Grund- und Gebäudesteuer für die Zeit vom 1. April 1880 an in Abgang zu stellen, be- ziehungsweise die etwa bereits gezahlten diesfälligen Be- träge zu erstatten. '

Da nah den wegen des Erwerbes der gedachten Eisen- bahnen für den Staat ergangenen Geseßen in Ansehung der Kommunalbesteuerung durch den Uebergang derselben auf den Staat keine Aenderung eintreten soll, so müssen die Grund- steuermutterrollen und die Gebäudesteuerrollen nah wie vor die Unterlagen enthalten, um die nah dem Fuße der Staats-, Grund- und Gebäudesteuer umgelegten Kommunalsteuern weiter veranlogen zu können. Jn Betreff der Grundsteuer- mutterrollen wird dies nah den über deren Anlegung und Fortschreibung bestehenden allgemeinen Vorschriften ohne Weiteres stattfinden, da die bisher in der Kategorie A. ver- anlagten Liegenschaften lediglih in die Kategorie B. überzu- führen, in leßterer aber mit ihrem Grundsteuerreinertrage nachzuweisen sind. Ein ähnlicher Nachwe s ist aber auch in die Gebäudesteuerrollen hinsihtlih der bisher steuerpflihtigen Ge- bäude der mehrerwähnten Eisenbahnen aufzunehmen, DeYGCIalE, baß ¡way in Spalte 10 des Nouen- musters für die Städte beziehungsweise in Spalte 9 des Musters für das platte Land als Grund der Steuersrei- heit die Bezeihnung „8. 3 zu 1“ eingetragen, aber in Spalte 11 und 12 dieser Rollen der jährlihe Nußungswerth und die Steuerstufe angegeben werden, ähnlih wie solhes nah §8. 46 unter Nr. 1 zu a. der Fortschreibungsanweisung 11. vom 31, März 1877 bezüglih der im §. 23 ebendaselbst bezeich- neten Gebäude zu geshehen hat. Außerdem ist auch, um keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, ob die bisher geschehene Besteuerung zu 4 Prozent oder zu 2 Prozent des Nußzungswerthes erfolgt ist, der Steuerbetrag in Spalte 13 beziehungsweise 14 und 15 nicht ganz zu löschen, sondern nur einzuklammern und unter den Steuerbetrag durch Hinzu- fügung des Wortes „steuerfrei“ nochmals auf das obwaltende Verhältniß hinzuweisen. Ferner sind für die Folge bei Neu- bauten, Substanzveränderungen, Abbruch u. s. w. durch eine vollständige Fortschreibung die Gebäudesteuerrollen auch in Betreff der in Rede stehenden Gebäude auf dem Laufenden zu erhalten.

Giebt Jemand einem mit der Unterschrift eines Anderen versehenen Papiere, ohne dessen Willen, oder dessen Anord- nungen zuwider, durch Ausfüllung einen urkundlichen Jnhalt, welcher zum Beweise von Nechten vor. Erheblichkeit ist, so ist nach einem Erkenntniß des Reichs gerichts, 11. Strafsenats, vom 28. Dezember v. J., dies aus §8. 269 Str. G. B. nur dann als Urkundenfälshung zu bestrafen, wenn er von der Urkunde zum Zwecke der Täushung Gebrau gemach: hat.

Jn Uebereinstimmung mit der Rechtsprehung des ehemaligen preußishen Ober-Tribunals hat das Reichs- gericht, I. Hülfssenat, durch Erkenntniz vom 17. Dezember v. Js. für den Geltungsbereih des Preußischen Grundeigen- thums:-Erwerbs:Geseßes vom 5. Mai 1872 den Rechtssaß aus- gesprochen, daß mündliche Nebenabreden zu einem schriftlihen Grundstücks-Kaufvertrage auf Grund der sodann erfolgenden Auflassung klagbar sind, daß also auf derartige Fälle die im Preuß. Allg. Landredt enthaltene allgemeine Bestimmung, daß mündliche Nebenabreden neben dem schniftlihen Hauptvertrage nicht zu berücksichtigen seien, keine Anwendung findet.

Der General-Major von Grolman, Commandeur der 3. Garde-Jnfanterie-Brigade, ist von einem längeren Ur- laub wieder hierher zurückgekehrt.

S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschüße, Kommandant Korv. Kapt. Schröder, ist am 31. Dezember pr. in La Guayra (Venezuela) eingetroffen und beabsichtigte am 7. Januar cr. die Reise nah Puerto Cabello fortzusechen.

Als Äerzte haben sih niedergelassen die Herren: Dr. Brandenwiede in Laer, Dr. Blittersdorf in Brandobern- dorf, Arzt Baerwind in Frankfurt a./M.

Bayern. München, 31. Januar. (Allg. Ztg.) Nach- dem sih der Beginn der zweiten Lesung der Steuergeseß-

fommen. Die Kammer der Reichsräthe wird ihre Sißzungen nächsten Freitag wieder aufnehmen, und in dieser Sitzung über den Entwurf des Disziplinargeseßes für rihter- lihe Beamte, den Gesetzentwurf, betreffend die Neujahrszelder, und die Anträge auf Abänderung mehrerer Bestimmungen der allgemeinen Bauordnung berathen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 31. Januar. Die „Pol. Corr.“ erhält aus „wohlinformirter Quelle“ nachstehende Mit- theilung über die Stellung der Staatsbehörden zu dem Jrredenta-Treiben in Triest: „Die Fnaugurirung eines energishen Systems gegen das Treiten der Jrredenta in Triest tatirt aus der Zeit, als der gegenwärtige Minister Baron Pino hier Statthalter war man erinnere sich an die Auflösung des Gemeinderathes und sein Nach- folger, der jeßige Statthalter Baron Pretis, ist diesem Systeme treu geblieben. Die Behauptung, daß Pro- zesse gegen die petardenwerfenden Gassenbuben von der Beamtenschaft als der Würde des Staates abh- träglih angesehen werden, wird durch die zahlreichen, in der leßten Zeit erfolgten Aburtheilungen solcher Demonstranten gründlich widerlegt; mehr als Ein Verein, dessen Tendenzen feine lauteren, erhielt vom Statthalter sein Auflösungs- dekret; die Triester Ginnastica ist noch jeßt im Streite mit der Regierung über die jüngst angeordnete Anwesenheit eines Polizei - Kommissärs bei allen geselligen Vereins- versammlungen; die staatsferndlihe Presse, die ohne wei- teres zu unterdrücken geseßlich unmöglich ist, erfreut sich der wachsamsten Aufmerksamkeit Seitens des Staats- anwalts und der Polizeibehörde; an Ausweisungen politisch- bedenklicher Elemente, soweit die Gesehe es gestatten, hat es in den leßten Zeiten auch nicht gefehlt und könnte hier eine Reihe von Maßregeln angeführt werden, mit welchen den irredentistishen Bestrebungen entgegengetreten wird. Wenn shließlich geklagt wird, daß die Regierung dem Statthalter nicht ernste Weisungen zugehen ließ, so steht dem die That- sache entgegen, daß den Weisungen der Regierungen an den Statthalter, soferne folhe nothwendig waren, nie der Ernst fehle, wie er auch bei der Ausführung nit mangelt.“

Einer Meldung der „Polit. Corr.“ aus Belgrad zufolge ist man in dortigen Regierungskreisen der Ansicht, daß die Schwierigkeiten, welche dem Abschlusse des österreichi} ch- ungarisch-serbishen Handelsvertrages bisher ent- gegenstanden, im Laufe der nächsten Tage behoben werden dürften. Jedenfa!s erwartet man daselbst, bei der Wiederauf- nahme der Verhandlungen zu einem positiven Endresultate zu gelangen.

Linz, 2. Febyuar. (W.:D. B.) Die hiesige Statt- halterei hat die Bildung eines Dberösterreichischen Bauernvereins auf Grund der vorgelegten Statuten als geseßwidrig und staatsgefährlih verboten.

Pest, 1, Februar. (W. T. B.) Die ungarische und die kroatische Regnikolar-Deputation haben in einer gemeinsamen Schlußsißzung die F-}ung des Geseßentwurfs über die von ihnen getroffenen bekannten Vereinbarungen f:stgestellt.

Großbritannien und Jriland. London, 31. Januar. (Allg. Corr.) Bei Besprehung der Nachrichten vom Kap meint die „Times“: Das Fehlschlagen der Forcirung des Passes am Drackensberg sei zwar unglücklih, könne aber wieder gut gemacht werden und werde es wohl auc in Bälde. Je rascher ein entscheidender Schlag geführt werden könne, desto besser sür alle Theile. Habe Sir George den Drackens- berg einmal hinter sich, so brauche man bezüglich einer Schlacht auf sreiem Felde, falls eine solche geschlagen werden müsse, keine Besorgniß zu hegen. Der „Standard“ zeigt sih weder über- rast, noch entmuthigt. BVilitärs erscheine die Nachricht eher als eine Beruhigung, denn als eine Enttäushung. Es gebe wenige Osfiziere in der britishen Armee, in welche man absoluteres Vertrauen seßen dürfe, als in Sir G. Colley. Das Publikum dürfe mit Vertrauen weiteren Nachrichten vom Kriegsschau- plaße entgegensehen. Mit einer starken Stellung, hinreichen- den Vorräthen und einem fähigen und erfahrenen General seien die englischen Truppen leiht im Stande, si zu halten, bis Verstärkungen einträfen.

Die weiteren Berichte aus Durban bestätigen, daß das Gefecht vom 2. Januar zwischen den Boers und den englishen Truppen furchtbar blutig gewesen ist. Die Boers, so meldet eine Depesche der „Times“, fochten mit entshlossenem Muthe. Sie nahmen die Fahne des 58. Regi- ments und schlugen die beiden Offiziere bei der Fahne nieder, aber die englishen Soldaten holten sich mit dem Bajonett die Fahne wieder. Vierzig Boers fielen vor den englischen Linien. Was sie aber auf dem Hügel durh Granaten 2c. verloren, war nicht zu ermitteln. Eine Granate warf 5 Mann um. Das Gefe@ht, schließt eine Depesche, war keine Niederlage, es gelang nur nicht, die Höhe zu nehmen. den Darstellungen, die vorliegen, und die im Wesent- lichen übereinstimmen, geht hervor, daß die Engländer sich in einen Hinterhalt haben lockden lassen. Die Boers standen auf dem Höhenauslaufer Laings Neck verschanzt, wobei fie ein Haus und eine Viehhürde mitbenußt hatten. Die englische Artillerie suchte sie aus den Verschanzungen zu vertreiben, und als die Boers sih nicht rührten, wurde der Sturm auf die Höhe durch

Da tauchten rechts und links von den Stürmenten die Boers auf und gaben ein so mörderishes Flankenfeuer auf die Engländer, daß sie zurückgehen mußten, da ihnen die Munition ausging und die Reserven niht nachkamen, DieBoers drangen bis nahe ans Lager vor. Nach dem Gefechte sandten die Engländer eine Waffenstill- standéflagge an die Boers, um wegen der Bestattung der Todten eine Waffenr: he eintreten zu lassen. Die Boers gingen darauf ein. Die Engländer haben {wer gelitten; alle Stabsoffiziere wur- den ihnen weggeschossen, und nicht weniger als 169 Mann Jn- fanterie und 30 Berittene sind nah der Angabe des „Natal Mercury“ gefallen, 80 verwundet. Ueber die Verluste der Boers gehen die Schäßungen weit auscinander; sie sind na- türlich ganz unsiher; und ebensowenig weiß man mit Sicherheit, wie stark sie gewesen sind. Der General richtete e‘ne Ansprache an seine Soldaten und erklärte, daß er im Lager stehen bleiben werde, bis cr Verstärkungen E habe. Es wird hinzugefügt, die Position der Boers sei so stark, daß sie gegen einen zehnfach überlegenen Angriff zu halten sei,

entwürfe im Ausschusse der Abgeordnetenkammer aus verschiedenen Gründen bisher verzögert, wird mit der- selben nun am nächsten Dienstag begonnen werden, und zu- nächst der Entwurf des Einkommensteuergeseßes an die Reihe

Dem „Standard“ wird aus Durban unterm 30, Ja nuar Abends gemeldet:

„Die leßten Nachrichten von der Front ergeben, daß unsere Niederlage eine ernste gewesen. Die angegriffene Stellung war

f » 5 5 § : a o E v D 5 5 I us S die Kolonne des 58, Regiments unter Oberst Deane unternommen. | Transvaal vermitteln.

überaus stark; \ckweres Geröll war über die Haide zerstreut, binter welchem der Feind vollständig Deckung fand. Die Artillerie konnte somit den Feind nicht zum Weichen bringen. Unsere Truppen gingen rubig vor und warfen die feindlihen Plänkler zurück. Als sie den Hügel zur Hälfte erstiezen, wurden sie von einem unsihtbaren Feinde auf beiden Flanken mit einem mörderishen Feuer empfangen. Da die Boers geúbte Schüßen sind, so traf jede Kugel ihren Mann. Die Offi- ziere waren niedergeshofsen, ehe der fritisd2 Moment eingetreten. Die Soldaten kämpfte gut, allein ihre Munition war vershossen; da die Verstärkungen ausblieben, waren sie genöthigt, sich zurückzuziehen. Jett stürzten die Boers aus ihren S{hlupfwinkeln und verfolgten die Truppen bis in die Nähe tes Lagers. Unsere Stellung ift stark; ihre einzige S&wäche besteht in der Schwierigkeit, das Vieh grasen zu laîsen, während der Feind das Lager umshwärmt. Es wird nôthig sein, so rasch wie mögli Verstärkungen abzushicken. Das 60. Regiment ist heute von Maritßburg abaegangen, die Hochländer treffen morgen daselbt ein. Die Truppen hoffen am 9. Februar in Newcastle einzutreffen“.

Aus der Kapstadt wird dem Reutershen Bureau unterm 30. Januar gemeldet :

Am 28. d. fand im Distrikt Quithing ein Gefeht mit den Basutos statt, in welhem Mr. Austen, der Friedensrichter, und mehrere Fingoes getödtet wurden. Die Boers in Kroonstadt, Oranje- Freistaat, haben in einem Meeting den Beschluß gefaßt, die Boers in Tranêvaal mit Pferden und Rindvieh zu unterstüt?n.

Demselben Bureau wird aus Durban, vom 30. Ja- nuar telegraphirt :

Die Verluste der Boers in der Sch{hlacht bei Laings Neck wer- den für bedeutend gehalten und sollen größer sein als die der Briten. Das britische Truppenshif „Crocodille“ ist mit Verstärkungen aus Bombay hier angekommen.

2. Februar. (W. T. B.) Der gestrige Minister- rath beschloß, am Schlusse der gegenwärtigen Debatte über die Zwangsbill Schritte zu thun, um der Verschleppungs- taktif der irishen Deputirten ein Ende zu machen.

Die am Montag Abend begonnene Sißzung des Unter- hauses dauerte ununterbrochen bis gegen Mitternacht fort. Um diese Zeit fragte Cr beim Sprecher an, ob die irischen Deputirten durch ihr Verfahren sich nicht der absihtlihen Verschleppung schuldig gemacht hätten. Der Sprecher er- klärte, das Verfahren der Jrländer \treife nahe an eine solhe Obstruktion. Von Seiten der Jrländer wurde die Debatte weiter fortgeseßt; der Spreher wurde dur einen denselben vertretenden Sprecher abgelöst. Northcote wies abermals auf den vershleppenden Charakter der Berathungen hin; der Staatssekretär des Kriegs, Childers, stimmte Northcote bei und erklärte: die Regierung würde den Sprecher bei jedem Vorgehen, das sie für ret halte, unter- stüßen. Der Jrländer M'Carthy protestirte gegen diese Versuche, dem Unterhause cine Art von Cloture aufzulegen. Im weiteren Fortgang der Sitzung nahin Parnell das Wort. Smith, unter dem vorigen Ministerium erster Lord der Admiralität, richtete die Anfrage an den Vizespreher, ob Parnell niht gegen die Geschäftsordnung verstoße. Der Vizesprecher erklärte, er könne Parnell noch nicht schuldig erklären. Die Mehrzahl der Konservativen verließ darauf den Sizungssaal. Gegen 11/4 Uhr Morgens erklärte der Kanzler des Herzogthums Lancaster, Bright: die Regierung übernehme die Verantwortlichkeit für die jeßige Situation und sei bereit, Maßregeln gegen die Verschleppung der Verhandlungen zu beantragen. Bright fügte dieser Erklärung hinzu: er be- trahte die gegenwärtige Obstruktion als eine ohne Beispiel dastehende und als die gröbste Beleidigung, die jemals dem Hause geboten worden sei.

Wrantrei. Paris, 31. ganuar. (Coln. 210) Die Mitglieder des Episkopats, die sich bis jeßt dem Protest des Kardinal-Erzbishofs von Paris durch öffentliche Schreiben angeschlossen haben, sind folgende: Der Kardinal- Erzbischof von Bordeaux sowie die Bischöfe von Arras, Eoreux, Albi, Bayonne, Châlons, Digne und Valence. Die übrigen Bischöfe werden nachfolgen. Der päpstlihe Nuntius hat diese Proteste gegen die Deputirtenkammer veranlaßt.

1. Februar. (W. T. B.) Das hier coursirende Ge- rücht, daß das Uebungsgeshwader im Mittelmeer plößlich nach dem Golf de Juan zurückberufen worden sei und dort den Befehl erhalten werde, unverzüglih nach einem noch unbekannten Bestimmungsort wahrscheinlich Tunis weiterzugehen, wird unterrichhteterseits als unbegründet be- zeihnet. Das Geschwader nahm im Golf de Juan seinen ge- wöhnlichen Ankerplaßz ein, erhielt aber bisher keinerlei Ordre wegen eines anderweitigen Bestimmungsortes.

Die Deputirtenkammer seßte die Berathung des Preßgeseßes fort und nahm die Paragraphen über die Strafbarkeit von Beleidigungen auswärtiger Staatsober- häupter und deren diplomatisher Vertreter an. Sodann wurden auch alle übrigen Artikel des Geseßentwurfs ge- nehmigt.

Spanien. Madrid, 1. Februar. (W. T. B.) Der Senat nahm heute die an den König zu richtende Adresse

| mit 144 gegen 48 Stimmen an. Jn der Deputirten- Aus |

kammer erklärte der General Martinez Campos in seinem Namen und im Namen der übrigen Generäle, welche mit ihm zur Oppositionspartei gehören, daß der König sie jeder Zeit bereit finden würde, ihn gegen jede revolutionäre Bewegung zu s{hügten.

Portugal. Lissabon, 29. Januar. (Cöln. Ztg.) Jn der heutigen Kammersißung wurde der Antrag eingebracht, die portugiesishe Regierung möchte zwishen England und Die Verhandlung wurde vertagt.

Italien. Rom, 1. Februar. (W. T. B.) Jn der Deputirtenkammer brate der Justiz-Minister heute einen Gesetzentwurf, betreffend die Ehescheidung, ein. Der

| Minister-Präsident Cairoli legte in Beantwortung einer

Anfrage Massari's die verschiedenen Phasen des Antrags auf Einsetzung eines Schiedsgerichts in der griechischen Frage dar und erklärte: Die Pforte habe eine versöhnliche Gesinnung kundgegeben; die Sympathien für Griechenland seien weder bei Jtalien noch bei den anderen Mächten ver- mindert; er sei demnach überzeugt, man werde bald eine fried- lihe Lösung erreihen. Auf eine weitere Anfrage erwiderte Cairoli : um den Schuß der italienischen Fnteressen in Peru zu beweisen, würde die diplomatische Correspondenz über die dortigen Ereignisse vorgelegt werden.

Griechenland. Die „Polit. Korresp.“ vom 1. d. M. ver- öfFentlicht eine Erklärung der Wiener griechischen Ge- sandtschaft, in welcher die angebliche Note vom 13. d., welche der Minister-Präsident Kumunduros als Antwort auf das Cirkular Barthelemy St. Hilaire's an den Grafen Mouy gerichtet haben sollte, als vollständig apokryph bezeichnet wird, mit dem Hinzufügen, daß sih der Verkehr des Ministerpräsi-

denten Kumunduros mit dem Grafen Mouy anläßlich des er-

wähnten Cirkulars ausshließlih auf mündliche Auseinander- sezungen beschränkt habe.

Türkei. Konstantinopel, 31. Januar. Eine der „Polit. Corr.“ von hier unter gestrigem Datum zugekommene Mittheilung verzeichnet ein in dortigen diplomatischen Kreisen zirkulirendes, angeblih verbürgtes Gerücht, dem zufolge sih der Sultan in einer Sißung des Ministerrathes bestimmt dahin geäußert habe, er wünsche ein friedlihes Arrange- ment der griehishen Frage und ziehe ein solches einer friegerishen Lösung vor.

2. Februar. (W. T. B.) Wie es heißt, sollen die Mächte beabsichtigen, ten von der Pforte am 14. v. M. ge- machten Vorschlag anzunehmen, vorausgeseßt, daß die Pforte si verbindlich mache, ihre in der Note vom 3. Oktober v. B enthaltenen Gebietsfkonzessionen erheblih zu er- weitern.

Rumänien. Bukarest, 1. Februar. (W. T. B.) Das Journal „Pressa“ erörtert die gegenwärtige Lage im Orient und weist unter Berücksichtigung der Eventualitäten, welche sih ergeben könnten, nah, daß die am Ruder befind- liche liberale Partei, welhe das Vertrauen des Landes und der Kammern besiße und ausschließlich rumänische Politik treibe, allein fähig sei, im gegebenen Momente den Gefahren die Stirne zu bieten, welche die auswärtigen Ereignisse in Numänten schaffen würden.

Serbien. Belgrad, 1. Februar. (W. T. B.) Die Skupschtina votirte einstimmig das Geseg über die Rede- freiheit bei Jnterpellationen.

Dänemark. Kopenhagen, 29. Januar. (Hamb. C.) Das Folket hing beendete gestern die erste Lesung des Geseßentwurfs, betreffend die Neform des Gerichts- wesens, und beshloß die Verweisung der Vorlage an eine aus 15 Mitgliedern bestehende Kommission. Der Justiz- Minister trat in einer längeren Rede für die Vorlage ein, die von anderer Seite scharf kritisirt wurde.

Amerika. Washington, 1. Februar. . (W. T. B.) Die Finanzkommission des Senats beshloß, die Bill über die Konvertirung der Staatsschuld dahin ab- zuändern, daß die Obligationen für nach 5 Jahren amorti- sirbar und binnen längstens 20 Jahren rückzahlbar erklärt werden und daß der Zinsfuß für die Obligationen und für die Certifikate auf 31/5 Prozent festgeseßt wird. Durch ein von den Samoa-Fnseln in San Francisko angekommenes Schiff wird die Nachricht von dem am 8. November v. F. erfolgten Tode des Königs Malietoa mit dem Hinzu- fügen bestätigt, daß das Land, mit Ausnahme der vom ame- rikaniscen, deutshen und englishen Konsul verwalteten Ge- bietstheile, sich in voller Anarchie befinde.

Asrika, Egypten. Kativro, 1. Februar. Ein der „Ztalie“ von hier zugegangenes Telegramm meldet, ein Garde-Regiment des Khedive habe wegen der Gefangen- seßung seines Obersten, Ali Fehmi, revoltirt, mehrere Per- sonen seien verwundet, in Kairo herrshe große Aufregung. Dem „Reutershen Bureau“ wird gemeldet : Zwei Regimenter, welche mit einer Anordnung des Kriegs-Ministers unzufrieden waren, rotteten sih meuterisch zusammen ; der Kriegs-Minister hat, um die öffentlihe Ordnung nicht zu gefährden, seine Ent- lassung gegeben, der Khedive hat dieselbe angenommen, die Ruhe ist jeßt wiederhergestellt.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

London, 2. Februar, Vormittags. Unterhaus. Da die Debatte um 91/5 Uhr noch fortdauerte, erklärte der Sprecher : er könne die Fortseßung der Berathung nicht gestatten. Nach einer sehr hestigen Scene genehmigte die Kammer mit 164 gegen 19 Stimmen die Einbringung des Forstershen Geseb- entwurfs, welcher alsdann die erste Lesung passirte. Die Home-Rule-Partei verließ in großer Anzahl das Haus. Die zweite Lesung wurde auf heute Mittag vertagt.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlibungen des Kaiserlihen Gesund- beits-Amtes sind in der dritten Jabreéwoche des Jahres 1881 von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurhschnitt berecbnet, als gestorben emeldet: in Berlin 26,7, in Breélau 34,1, in Körigéberg 33,6, in Gôêln 24,8, in Frankfurt a. M. 190, in Hannover 18,7, in Caffel 6, in Magdeburg 25,2, ia Stettin 32,1, in Altona 26,2, in raßburg 33,3, in Met 28,5, in Mürchen 29,2, in Nürnberg 29,3, in Augéburg 29,2, in Dreéden 24,1, in Leipzig 220, in Stuttgart 29,9, in Braunschweig 22,4, in Karlérube 20,8, in Hamburg 27,8, in Wien 31,1, in Budapest 35,8, in Prag 41,3, in Triest 34,0, in Krakau 36,6, in Basel 35,6, in Brüssel 26,7, in Paris 32,6, in Amster- dam 27,1. in Kopenhagen 21,9, in Stockholm 36,7, in Christiania 22,1, in St. Petersburg 45,8, in Warschau —, in Odessa 36,0, in Bukarest 27 6, in Rom —, in Turin 23,4, in Madrid 38,6, in Lon- tona 28,4, in Glasgow 35,6, in Liverpool 35,6, in Duklin 45,7, in Edinburgh 21,4, in Alexandria (Egypten) 42,7. Ferner aus frühbe- ren Wochen : in New-York 20.1, in Philadelphia 23,9, in Chicago 19,6, in St. Louis 16,8, in Cincinnati 15,3, in San Franciéco 22,3, in Calcutta 39,7, in Bombay 326, in Madras 38,4. .

_ Bei oft veränderlihen Windrichtungen herrschten in den ersten Tagen der Berichtôwoche an den meisten deutshen Veobachtungs- stationen westliche und \lidwestliche, in Cöln südöstlibe Luftströmun- gen, die in Süd- und Weft-Deutshland am 17., in Oft- und Nord- Deutschland, sowie in Berlin am 18, über Nordwest, nah Oft und Nordost übergingen. In den leyten Tagen der Woche überwozen in Norddeutshland wieder mehr nordwestlie, in_ Süddentsch- land zum Theil sturmähnlihen Charakter annehmende Südncstwinde, die am Schluß der Woche an den Oststationen nah Südwest, ir. Bremen und Côln nah Südost, in Süddeutshland nah Oft und Nordost umliefen, während in Berlin Nordwest vorherrscend blieb. In ganz Deutschland berrshte strenges Froftwetter mit nicht seltenen Nicdershlägen von Schnee. Der Luftdruck sank in den ersten Tagen, namentlich in Süddeutschland ungewöhnlich tief, stieg um die Mitte g Wothe ras, zeigte aber am Schluß der Woche wieder sinkende endenz,

Die Sterblichkeit bat in der Berichtswoche ziemlich allgemein in den größeren Städten Europas zugenommen. Für die deuticen Städte stieg die allgemeine Sterblichkeitösverbältnißzabl auf 27,2 von 26,2 der vorhergangenen Woche (auf 1900 Bewohner und aufs Jahr gerechnet). Intbesondere wurde die Theilnahme des Säug- ling2alteis an der Sterblichkeit eine größere, Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 92 Kinder unter 1 Jahr gegen 77 der Vorwoche (in Berlin 95 gegen 64).

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__ Unter den Todetursahen gewannen von den Infektionskrank- heiten typhöse Fieber und Pocken größere Verbreitung. Ferner er- fuhren in Folge des während der Berihtswoche in ganz Central- europa berrs{henden ftrengen Froftwetters Todeëfälle an ent;ündlihen Erkrankungen der Athmungsorgane allgemein namhafte Steigerun- gen. Auch akuter Gelenkrheumatismus führte häufiger zum Tode. Masern domiren ncch in Kiel, Hamburg, Coklenz, Nürnberg. Das Scharlathfieber trat in Dreéden, Berlin, Cöln, Elberfeld, Sto&- bolm und Paris, die Diphtherie in Königsberg, Danzig, Nürnberg, München, Berlin, Wien häufiger als Todes- veranlafsung auf. Die Typhuzepidemie in Paris fordert noch immer viel Opfer, wenn auch die Zahl der Todesfälle etwas abgenommen bat. Sterbefälle an Flecktyphus werden aus Thorn Prantinte a./D., Amsterdam je 1, aus Valencia 2, aus St. Peters- urg 14 gemeldet. Die Zahl der Pockentodesfälle stieg in Wien und London erbeblid, etwas weniger in Paris, Königsberg, Triest und Krakau. In Pest und Malaga erscheint die Zahl der Opf-r vermindert; aus Kopenhagen, Saragossa, St. Pcterêburg, Odessa, Venedig werden nur vereinzelte Pock:ntodesfälle gemeldet. Fn Phi- ladelphia berrs{chten die Pocken Mitte Dezember sehr heftig. Aus Düsseldorf kam 1 Todesfall an Trichinosis zur Meldung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

_In Münster starb am 28. Januar der Direktor des dortigen Provinzialar&ivs, Geh. Archivrath Dr. Roger Wil- mans, ein durch vielfahe Publikationen bekannter und ges{äßter Historiker. 4

_— Von dem im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig er- \bienenen Werke: „Das Staatsrecht der Preußischen Monarcie von Dr. Ludwig von Rönne, Appellation8gerichts- Vize-Präsidenten a. D.“ ift jeßt die erste Lieferung der vierten ver- mehrten und verbesserten Auflage ersbienen. Bis zum Jahre 1863, in welhem die erste Auflage dieses Werkes vollendet wurde, batte das preußische Staatëret keine \yftematishe und wissenschaftliche Bearbeitung aufzuweisen, Der Verfasser des Werkes hob damals in seinem Vorworte hervor, daß das preußisbe Staatêreht, wie das öffentlizhe Ret aller deutsden Staaten, in dem Boden des deutsden öffentliben Rechtes wurzele, und daher nit ohne dessen Berücksichtigung betrachtet werden könne. Von diesen Anscbauungen ausgehend, hat der Verfasser nicht nur den massenhaften Stoff des gesammten preußischen Verfassungë- und Ver- waltungêrechtes in übersibtliher Form systematisch dargestellt, indem zugleich in eingehcnder Weise alle wihtigen Fragen des preußischen öffentlichen Rechtes erörtert und beantwortet werden, sondern ihm ge- bührt auch das Verdienst, in seinem Werke zuerst eine wissen- \chaftlihe Darstellung des Stoffes geliefert zu baben. Seine Arbeit hat wesentlid dazu beigetragen, nicht allein das zusammen- hângende Studium des preußishen öffentlicen Rechtes zu er- möglichen, sondern auch in weiteren Kreisen politisbe Erkennt- niß zu verbreiten. In diesem Sinne hat der Verfasser seine Aufgabe zu lösen gesut, und daß ihm dieselbe gelungen, hat die Kritik einmüthig anerkannt. Die Gunst der öffentlihen Meinung wandte sich der verdienstvollen Arbeit in solhem Maße zu, daß die erste Auflage sehr bald vergriffen war und desbalb {on im Jahre 1564 dur eine zweite vermehrte und verbesserte Auflage ersetzt werden müßte. Im Jahre 1872 erschien dann die dritte Auflage, der jeßt die vierte Auflage dieses Werkes folgt. Das Werk umfaßt die Darstellung der Gesammtheit des öffentliben Rechtszustandes im preußishen Staate und ¡war mit Inbegriff desjenigen der in den Jabren 1866 und 1870 neuerworbenen Landestheile. Es erörtert zugleib Lei j-der Materie die Veränderungen, welhe das preußisbe Staatsrecht seit der Gründong des deutschen Reiches dur dessen Verfassung und durch die Reichs8geseßgebung erfahren hat. Die Darstellung selbst ift eine systematisd geordnete, sie stellt überall, auf bistorisher Grundlage wie auf der Wissenschaft des deutshen Staatsrechtes fußend, die leitenden Prinzipien fest und ent- widelt aus diesea die weiteren Folgerungen, indem sie zuglei die zweifelhaften Fragen näher beleuhtet und beantwortet. Ja der allge- meinen Einleitung werden die Umrisse der früheren inneren staats- rechtlihen Verhältnisse Preußens bis zum Zuftandekommen des Staatsgrundgeseßes und der Bildung des Territorialbestandes der Monarchie dargestellt, woran sich die Lehre von den Quellen und Hülfsmitteln des preußis%en Staatsrechtes3 an- \blieit, Das Werk ist dann in drei Theile gegliedert, nämlich: das Verfafsungêerecht, das Verwaltungérecht, uad das Verfassung8- und Verwaltungsrecht der Körperschaften der Selbstverwaltung der Provinzen, Kreise und Gemeinden. Die beiden ersten Bände enthalten, nebst der allgemeinen Einleitung, das Verfassungsrecht, die beiden folgenden das Verwaltungsrecht, und an diese {ließt sich als fünfter Band die Darstellung des Verfassungs- und Verwal- tung8rechtes der Körperschaften der Selbstverwaltung. Das Ver- fafsungéreckcht stellt die innere Verfassung f\peziell dar, und berücksi- tigt zugleih bei den einzelnen Lehren den Einfluß der Ver- fassung des Deutschen Reiches auf das preußisde Verfassungs- recht, indem in ciner zweiten Abtheilung das Verhältniß Preußens zum Deutscen. Reiche erörtert wird. Das innere Ver- fassungêrecht behandelt in seinen einzelnen Abschnitten die Lehren vom Staatsgebiete, von der Staatêgewalt, von den Staatébürgern, von den Garantien der Verfassung und von dem Verbältnisse des Staates zur chriftlihen Kirche, sowie zu anderen Religionsgesellshaften und ¡ur Schule. Das Verwaltung2recht wird in seinen Grundzügen dar- gestellt, insoweit dasselbe nämlih auf Gesetzen und gültigen Verord- nungen berubt, zugaleich wird jedoch auf die Ausführungserlasse und den ministeriellen Erläuterung8apparat verwiesen. Die Arbeit zer- fällt in Text und Noten. Jener enthält die positiven Grund- säße, solhe hbistorish-dogmatisch begründend. Die Anmerkungen sind ibeils der weiteren Ausführung des Behbaupteten, tbeils der Grörterung des Einzelnen, der Nachweisung der Quellen und der Literatur, endlih der Beleuchtung beiläufiger Fragen und Zweifel gewidmet. Ueberall sind die Drucksjachen und stenographischen Be- richte des Landtages und des Reichétages berüdcksihtigt. Die vierte vermehrte und verbesserte Auslage von L. von Röane's „Staatsrecht der preußishen Monarchie“ soll, um die Anshaffung des Werkes durch allmäblihen Bezug zu erleichtern, in Lieferungen erscheinen. Das ganze Wek wird, wie die Verlagthandlung mittbeilt, aus unge- fähr 20 Lieferungen bestehen, die in regelmäßigen Zwischenräumen autgegeben werden sollen. Jede Lieferung von 8—10 Bogen Lerxikon- oftav fostet im Subskriptionspreise 2 M4

„Das Magazin für dieLiteratur des Jn-undAus- landes“ (50. Jahrgang 1881. Herausgeber Eduard Engel in Ber!in, Verlag von Wilbelm Friedri in Leipzig) enthält in seiner neuesten Nummer: Deutschland: Zu Chamissos Jubelfeier (Heinrich Düntzer). Frankrcih: Théophile Gautier: Tableaux à la plume (Helwigk). Italien: Paolo Mantegazza als Schriftfteller (Paul Lanzky). Norwegen! „Peer Gynt“, von Henrik Ibsen (Emanuel Brunn). Literarishe Neuigkeiten. Aus Zeitschriften. Bibliographbie der neuesten Erscheinungen.

Das Deutsche Familienblatt (illuftrirte Wochenschrift, redigirt von Julius Lohmeyer, Verlag von F. G. Schorer in Berlin, Pr. vierteljährl. 1 4 60 4) bringt seit Beginn des neuen Jahr- gangs eine spannente Erzählung aus den Marschen, betitelt „Mehalah“, und viele kleinere fesselnde theils novellistische, theils belehrende und unterhaltende Beiträge von Levin Shücking und anderen namhaften Schriftstellern. Die illustrative Ausstattung ist von derselben Gedie- enheit wie früher. Die neueste Nr. 5 enthält u. a. einen Aufsay über die deutshe Gesellschaft zur Rettung Scbiffbrücbiger mit Jllu- strationen, einen Efsay voa Hans Hoffmann über die Frauen unserer musikalishen Meister, ein Gedicht von J. Trojan zu dem in vor- züglidem Holzschnitt beigegebenen Gemälde „Der Silhouettenschneider“ von I. Herterich, bistoriscde und kulturbistorishe;Streifereien, kleinere Mittheilungen in der Plauderecke, Räthsel, Shachprobleme 2c.

Gewerbe und HandelL, Die Direktion der Privatbank zu Gotha theilt uns

Noten der Bank au ferner, und zwar bis zum 31. De.ember 1883 einzulösen.

Ans dem Rechnungsabs{luß der Oefterreihisb- Un- gariscchen Bank für 1880 entnehmen wir Folgendes: Der Ge- sammtnmfaß der Vank betrug 1162 216 281 Fl. oder 88010 893 Fk. wehr als im Verjahre und der Metallshat 65 010 261 Fl. in Gold und 108 291 351 Fl. in Silber resp. 6 378 389 Fl. und 3 677 501 FL. mebr wie 1879. Der Devisenktesiß betrug am 31. Dezember 1880 14 222 097 Fl. und hat gegen das Vorjahr abgenommen um 6 381 856 Fl. Der Lanknotenumlauf belief sid auf 328 622 890 Fl. (— 11 863 490 F1I.). Der Wecbsfelbestand betrug Ende Dezember 139108819 Fl. (+ 22577453 Fl.) Im ; Ganzen wurden zum Escompte angeboten Wesel per 579 112143 Fl. und davon escomptirt 548 184623 Kl. An Eécomptezinsen sind eingegangen 4330162 Fl. (4+ 354819 Fl.) Die Darlehen gegen Handpfand zeigen bei einer Gesammtsumme von 24081209 Fl. eine Abnahme von 3 156 900 Fl., der Zinsen- eingang aus diefem Geschäftszweige ftellt fi bei 1152 142 Fl. um 396 014 Fl. geringer. Das Giroguthaben stellt si mit Jabres\chluß auf 5 283 051 Fl. Der Umsaß im Giroverkebre betrug 732 697 943 Fk. Depofitea befanden sih EndeDezember zur Aufbewahrung 126 562 849F[ ; das Erträgniß hieraus stellt fi auf 79148 Fl. Im Hypo- thekargeschäfte wurden Darlehen per 102 271 121 Fl. nabzesut und 4 813 690 Fl, bewilligt. Die Höhe ter Rückfzahlungen stellt fic auf 13 060 760 Fl. und es ergiebt si bei einer Abnaßme von 9 107 760 Fl. mit Jahressbluß ein Stand der Darlehen von 97 854252 Fl. Das Kassa-Revirement beziffert sich mit 7729289145 Fl. oder um 459157096 Fl. mehr als im Vorjahre. Das reine JIahres8erträgniß beläuft sid auf 5 747 321 Fl. ; von demselben gee langen zunäbst 4500000 Fl. als fünfprozentige Zinsen auf die Aktien zur Vertheilung. Da der Reservefond 18 055 943 Fl, also mehr als 29 °/o_des Kapitals beträgt, findet eine Hinterlegung aus dem Jahreserträgnisse nit statt; nachdem ferner das letztere eine Dividende unter 7 °/9 ergiebt, so gebührt den Aktionären auch der ganze noch verbleibende Rest. Die Dividende für das Jahr 1880 beträgt 38,30 Fl. oder 6,38% gegen 39 Fl. oder 6,5 %/5 im Vor- jahre. Die Darlehen:schuld der Staaisverwaltung bleibt unverändert mit 78 748 918 Fl.

Dortmund, 31, Januar. (Essen. Ztg.) Die allgemeine Lage des Eisengeschäfts ist in der verflossenen Woche unverändert günstig geblieben. Der Geschäftsgang ijt in allen Artifeln fort- wahrend rect lebhaft, und die steigende Bewegunz der Preise vollzieht si zwar langsam aber stetig. In Roheisen zeigt si ein gesteigerter Begehr, do verhalten sich die Konsumenten noch immer abwartend. Spiegeleisen hat guten Absaß nah dem Auslande, insbesondere nab Belgien, und Befsemer-Roheisen wid wegen der lebhaften Beschäf- tigung der Befsemer-Stablschienenwalzwerke andauernd rege im In- lande begehrt. Auch weißistrahliges Roheisen steht in befriedigender Nachfrage, hat daher einen kleinen Preisaufslag erfahren und wird nunmehr mit 62—64 # per 10009 kg ab Werk bezahlt. Die Walz- werkfabrikate zeigen ebenfalls größeren Verkehr. Es find in der ver- flofsenen Woche in Stabeisen Abschlüsse zu 120 A und höher pro 1000 kg loko Werk zu Stande gekommen; die Walzwerke rechnen aber auf eine weitere Preiésteigerung und {ließen daher nit gern zu gegenwärtigen Notirungen Kontrakte ab, die über den 1. Juli d, I. binausreichen und zwar um fo weniger, als sie meist bis dahin ihre Produktion vergeben haben. Auch Kefselblehe haben in Folge zunehmenden Bedarfs eine Preiserhöhung von 5 erfahren. Die Stahlschienenwalzwerke haben zu den vor- liegenden belangreichen Aufträgen einen ansehnlihen Zuwats dur Vergebung von 9000 Tonnen Stablscienen Seitens der Bergische Märkischen Gisenbahn und ca. 2600 Tonne1 Stahlschienen Seitens der Königlichen Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M. Auhch die auf Kliineisenzeug gehenden Werke haben in der leßten Zeit durch bedeutende Aufträge von Seiten verschiedener deutshen Bahnen eiue vermehrte Beschäftigung erhalten. Im Kohlengeschäft ver- stärkt sich besonders die Nachfrage in Industriekohlen und Koks, (piere find in Folge dessen um 2—3 S pro Centner im Preise gee iegen.

Franfkfurt a./M., 1, Februar. (Oel-Bericht von Wirth & Co.) Das Jahr 1880 war kein günstiges für den Petroleum- handel. Die denselben seit Jahren \chädigenden Faktoren: die enorme Ueberproduktion und das Standardmonopol haben den Pee troleummarkt auf einen Stand gebracht, der selbst dem hoffnungs- vollsten Amerikaner Bedenken erregt. Obwohl die statistisben BVe- richte eine fortwährende Zunahme der Lagervorräthe melden, s#o ift es do nit gelungen, die Produktion einzuschränken; es konnte also auch keine Besserung des Marktes eintreten. Dazu kamen die Be- cinflufsungen der Standard-Dil-Co., welche als Inhaberin einer großen Anzabl von Raffinerien gleichzeitig auf Rüböl drückte und die Preise von raffinirtem möglichst ho zu halten suchte. Eine Zeit- lang gelang ihr dies au, bis man einsah, daß das Preisverhältniß ¡wishen Rohôl und raffinirtem doch nicht das richtige sei. Die europäischen Großbändler wurden sehr zurückbaltend und verursachten dadurch eine große Verflauung des amerikanishen Marktes und all- mäblihes Weichen der Preise. Der Durchschnittspreis des Jahres 1880 für Roböôl ift 97 Cents per Faß, die höchste Notirung war im Juni 123}, die niedrigste im Avril 70} Certs. Raffinirtes erreibhte seinen höchsten Stand, 12} Cents per Gallone im Oktober. Die ganze Produktion von Robsöl soll im Jahre 1880 24 815 000 Faß gegen 20 097 500 Faß im Jahre 1879 betragen baben, der Ver-

sandt von den Oeldistrikten aber nur 15 902 200 Faß in 1380 gegen 16 036 000 Faß in 1879, Dec gegenwärtige Vorrath von Noböl in den Delregiouen wird mit 17 300 000 Faß gegen 8094946 Faß pro Ende 1879 angegeben; er hat sich also mebr als verdoppelt. Da- gegen ging die Ausfuhr na fremden Häfen von 12401 800 Faß in 1879 im Jahre 1880 auf 8788 100 Faß zurück. Au im Januar d. Is. blieb der Markt flau und lustlos, obglei si in Folge der die Produktion ershwerenden Kälte die Preise für Rohêl etwas boben. Robsöl wird nach telegraphishen Meldungen eben mit 93 C. per Faß, raffinirtes mit 8F C. per Gallone notirt. Lubricatingso ODils (Schmieröôle) find fest, Strong Winter-Dils sehr gesucht. Neutral-Topaz 35 C., dunkele Oele nah Gravity u. Cold test. Frankfurt a. M., 1. Februar. (W. T. B.) Na einem Telegramm der „Frkf. Ztg.“ kündigt die DesterreihisheBo den- kreditgesellschaft sämmtlihe noch im Umlauf befindlichen 5% Goldpfandbriefe zum 1. Mai. Das Telegramm fügt binzu, es geschehe dies in Folge größerer Optionskündigungen Seis tens des Konsortiums zur Uebernahme der 44°/z Goldpfandbriefe. Hamburg, 1. Februar. (W. T. B.) Bei der heutigen Zie- bung der Silber-Lotterie des Zoologischen Gartens fielen die 5 Haupttreffer auf Ne. 36 381, 81961, 3503, 23 967, 87 324.

Hamburg, 1. Februar. (W. T. B.) Heute früh 8 Uhe bra auf der Großen Burftah 34 ein Feuer aus, welches bis zum Nachmittag andauerte und einen großen Theil des Seidenwaaren- lagers von R. D. Warburg zerftörte. Das Lager war mit 1 490 000 M versichert. An dem Schaden partijipiren meistens englishe Gesellshaften, Das Feuer ift jeßt gels\{t; das Hinterge- bâude, woselbst große Waarenvorräthe lagerten, ift gerettet. Glasgow, 1. Februar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der lezten Woche betruzea 8906, gegen 13 382 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New-York, 31, Januar. (W. T. B.) Weizen-Verschif- fungen der lezten Woche von den atlantishen Häfen der V er- einigten Staaten nah England 120 000, do. nach dem Konti- nent 60 000, do. von Kalifornien und Oregon nah England 125 000 Qrtrs, Visible Supply an Weizen 28 400 000 Busbel, do. do. an Mais 16 800 000 Busbel.

Verkehrs-Anstalten.

Kursbuch der deutshen Reihs-Postverwaltung. Bearbeitet im Kursbureau des Reichs-Postamts. 1. Februar bis 31. März 1881, Berlin, Julius Springer. Preis 2.4 —— Die deuts@he

mit, daß sie ermäthtigt ift, die präfludirten Hundert-Mark-

Reich8-Postverwaltung hat es si angelezen sein lafsen, dem einzigen.