1881 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Feb 1881 18:00:01 GMT) scan diff

E a7 iat Mta A0 N a M B 4 = N Ev

L 1 40, At 00 Tg f 129

wi M deren

wurte, daß er Einfluß auf das Oberkaus geübt, einfa fragte, ob er der cinzige Engländer sein solle, der keine Meinung haben dürfe. Nun, eine Meinung über das, was bei den Wahlen im Interesse des Landes ist, habe ich mir auch gebildet, und die spre:be id hier aus. Das Interesse von Elsaß-Lothringen erfordert seine volle Selbständigkeit und die verfassungsmäßige Gleich- berechtigung mit den andern deuishen Staaten. Durch Gefühls8- und Rechtsdeklarationen läßt si dies Ziel nicht erreichen ; der einzige Weg, der dahin führt, ist die ofene und loyale Anerkennung der Zusammengehbörigkeit von Elsaß-Lothringen mit Deutschland. Drs Interesse von Elsaß - Lothringen erfordért daher, daß achtbare, unabhänçige Männer in den Reichstag gewählt werden, welche \sich ofen zu diefer Zusammengehörigkeit be- kennen ; denn wie die Dinge liegen, und wir können toch nur die fak- tisen Zustände ins Auge fassen, hängt die Entscheidung über die Geroährung weiterer Verfassungsrechte an Elsaß-Lothringen einzig und allein von Sr. Majestät dem Kaiser, den deutschen Souveränen und freien Siädten und dem Reichstage ab. Ic bitte Sie nun, meine Herren, s\ch in den Fürstenrath urd die Reichötagépflichten hineinzudenken. Ist ta die Möglichkeit vorhanden, daß die Stimmen dahin gehen, Elsaß-Lothringen neue Mattbefugnisse in die Hand zu geben, renn Anhänger dcr Partei in den Reichétag gewählt werden, welche die Beruhigung des Landes und die Auesöhnung mit den neuen Verhältnissen niht will. Jh verdächtige nicht, Facta lo- quuntur, Blôätter, die noch heute Protest erheben gegen den durch Friedens\{luß sanktionirten politishen Zustand des Lans des, die immer wieder drucken: Elsaß-Lothringen seufze unker der Diktatur ; es seien Gesetze in Elsaß-Lothringen oktroyirt, die bei der Kindercrziehung in die heiligsten Rechte der Familien eingreifen, tragen nit zur Beruhigung des Landes, nit zur Aussöhnung mit den neuen Verhältnissen bei ; mit einem Worte, so lange Fürsten und Reichstag glauben, Elsaß-Lothringen wolle sch nicht offen und ehr- li an Deutschland anschließen, fo lange wird es eine Unmöglich- Feit, dem Lande volle Selbständigk-it zu gewähren. Müssen sie das ri&t glauben, wenn ihren tagtäglich Artikel, wie „lo moment decisif“, „les lettres d'un siople bourgeois“ und das Blait vor- gelegt werden, das einem geahteten Mitglicde des Landesauëschusses es gewissermaßen zum Vorwurf macht, taß sein Sohn in der deut- \{ch¿n Armee dient. Meine Berichte, daß jene Bläiter nit die wahre Stimmung dcs Landes repräsentiren, geben alleia kein Gegengewiht, fe bedürfen der Unterstüßung der paîtrio- tischen Presse des Landes, und auf der anderen Seite, wcl- cen Einfluß müssen jene Blätter auf die Reitsta.8wahlen üben, wenn ibnen gegenüber nit Fahne aufgepflanzi und die Bevölkerung über ihre wahren Interessen aufgeklärt wird. Die Gerecht'ame, welche dem Lande bis jeßt zugestandey sind, verdankt dasselbe nicht Oppositionëreden im Reichstage, sondern allein der patriotish ge- mäßigten Haltung des Landegaus\{usses und den Märnern, welce mit der Regierung in Verbindung getreten sind und welhe so ift die Welt jevt Verdächtigungen ausgeseßt sind. Ih kann ver- fichcrn, daß ih den Herren der Autonomistenpartci, die mir räher bekannt geworden, darktar verpflichtet bin, denn sie haben mich von Anfang an über tie Bedürfnisse, Gesühlestimmurg und Recbts auffassung des Landes aufgeklärt und haben dics mit ciner Dffenhcit und Selbstlosigkeit gethan, die ihnen meire volle Achtung erworben hat. Ich denke, es werden sich auch jeut elsaß-lothringishe Männer finden, welcke den Muth haben, für die wahren Interessea des Landes ofen und cnuergisch einzutreten. Es liegt b:i den Wah!en ja eine rein elsaß - lothringische Frage vor, die nichts wit dcn Gefühlen für die Vergangenheit, nichts mit der dankbaren Erinnerung an diese gemein hat; sie betrifft \pezifi\ch elsaß-loihrin- gischcs Interesse die Gestaltung der nächsten Zukunft des Landes. Sprechen die Wahlen für den Anschluß an Deutschland, so ist der Schritt zur Forterntwickelung unseres Verfassungtlebens gethan, sprecen fie dagegen, so liegen die Folgen auch auf der Hand; #\o fasse ich die Sachlage auf rach meiner Kenotniß der allgemeinen Nerbhältnisse und bei meinem warmen In*eresse sür Elsaß Lothringen, mit dem meine eigene Stellung ja gewissermaßen verbunden ist, und so bitte id Sie, geehrte Herren, die Bewohner Ihrer Bezirke übér die Bedeutung der nächsten Reichstagëewahlen aufzuklären, und nun irirke i aus warmem Herzen auf das Wohl der Mitglieder des Land: saut {usses : Sie leben hoch! und hoh! und nochmals hoch!

Großbritannien und Frland. London, 2. Februar. (W. T. B.) Vor dem Schlusse der heute Vormittag zu Ende gegangenen Sizung des Unterhauses kündigte der Premier eine Resolution gegen die Obstruktion für morgen mtt dem Hinzufügen an, daß er die Dringlichkeit für dieselbe beantragen werde.

In der heutigen Nachmittagssißung des Unterhauses

«waren die Tribünen überfüllt. Parnell wollte das Ver-

halten des Sprechers vom heutigen Vormittag in Frage stellen. Der Sprecher erklärte, die Frage seines Verhaltens sei keine Privilegienfrage, Parnell habe daher seinen Antrag vorher anzumelden. Sullivan beantragte die Vertagung des Hauses, damit der Sprecher in den Stand gefeßt werde, nach Präcedenzfällen zur Rechtfertigung seines Verhaltens zu suchen. Im weiteren Verlaufe der sehr animirten Diskussion sprach ih der Premier Gladstone gegen einen Antrag auf Vertagung aus und erklärte, die Zeit sei nunmehr gekommen, wo es sich gezeigt, daß die Tyrannei der Minorität nihi län- ger zu dulden sei. Northcote bekämpfte ebenfalls den An- trag auf Vertagung, welher Antrag von Vielen unterstüßt wurde. Die Debatte wurde den ganzen Nachmittag hindurch von den Jrländern fortgeseßt und schließlich der Vertagungs- antrag mit 278 gegen 44 Stimmen abgelehnt. Die Sißung wurde hierauf der für die Mittwochssitzungen bestehenden Ge- \chästsordnung gemäß um 6 Uhr vertagt.

C

3. Februar. (W. T. B.) Die konservativen Mitglieder des Unterhauses werden heute bei Lord Beaconsfield zu einer Versammlung zusammentreten, um sich in Betreff der von ihnen zu teobachtendon Haltung gegen- über den von Gladstone beantragten Resolutionen \hlüssig zu machen, Der Zustand Thomas Carlyle's ist hoffnungslos.

_Fraukreih. Paris, 1. Februar. (Cöln. Ztg.) Die Bureaus der Deputirtenkammer ernannten heute den Aus\chuß für den Geseßentwurf über den Kriegsdienst der Geistlihen. Der Ausschuß besteht aus zehn Mit- gliedern der Linken und einem Mitgliede der Rehten. Die Mehrheit des Ausschusses ist der Ansicht, daß die Geistlichen in der zweiten Abtheilung des Kontingents, und nicht, wie der Kriegs-Minister wünscht, in den Spitälern dienen soll.

Ver neue Pbexrath für die Gefängnisse |

versammelte sih heute zum ersten Mal. Der Minister des Jnnern hielt vor der Versammlung eine Ansprache, in welher er die Mission auseinanderseßte, die der Rath zu erfüllen habe. Die ersten Fragen, welche vor den Rath kommen werden, sind die über die Arbeit in den Gefäng- nissen und die Errichtung von Zellengefängnissen. Sieben

Departements haben bis jeßt verlangt, daß das Zellensystem

bei ihnen eingeführt werde.

2. Februar. (W T. B.) Die Linke der Deputirten- kammer hat einstimmig beschlossen, den Minister des Auswärti- gen, BarthélemySt. Hiliaire, bei der für morgen beabsichtig- ten Interpellation zu unterstüßen. Die Versammlung erklärte die Jnterpellation für inopportun und beschloß, eine Tagesordnung anzunehmen, in welcher dem besonderen Ver- d zu dem Minister des Auswärtigen Ausdruck gegeben wird.

Türkei. Konstantinopel, 2. Februar. (W. T. B.) Der Sultan hat dem Präsidenten der französishen Re- publik, Grévy, den Osmanie-Orden 1. Klasse mit Brillant- Insignien und den französischen Ministern Ferry und Bar- thélemy St. Hilaire den Großkordon des Osmanie:Dr- dens verliehen.

Ms Paris 2 Februar, meldet W: D, B: Die „Republique française“ führt in einem Artikel aus, die von der Berliner Konferenz getroffenen Entscheidungen hatten den Zwet, das Friedenswerk des Kongresses zu konsolidiren. Die Türkei müsse sich vor den Entscheidungen Europas beugen, welches das Land gerettet habe, indem es den Berliner Vertrag an die Stelle des Vertrages von San Stefano geseßt habe. Die Türkei suchte seit zwei Jahren sih ihren Verpflihtungen in Betreff der griechischen Grenze zu entziehen. Es sei sehr bedauerlich, daß die Türkei ermuthigt worden sei, den weisen Rathschlägen Europas Widerstand zu leisten. Nichts werde das europäische Konzert verhindern, in Konstantinopel dur Vermittelung der Bot- chafter eine friedliche Lösung wieder in die Hand zu nehmen, welche nicmals zweifelhaft sei, so lange die Diplomatie der Mächte bei der Kollektivaktion bleibe, welche auf die Berliner Konferenz gefolgt sei. Die Junitiative einzelner Mächte dagegen würde nicht zu diesem Resultate beitragen.

Aus St. Petersburg, 2. Februar, meldet das ge: nannte Bureau: Die „Agence Russe“ hebt gegenüter den Ausla\ssungen des „Mémorial diplomatique“ hervor, daß die englische Regierung in ibrer Antwort an die Pforte feine besondere Bedingungen stelle, sondern ebenso wie Ru§- land und die übrigen Mächte die vorgeschlagenen Unter- handlungen als ein Anzeichen dafür ansehe, daß die Pforte über die im Oktober gemachten Propositionen hinausgehen und sich den Beschlüssen der Berliner Konferenz nähern wolle. Die Mächte würden zu prüfen haben, ob ein Kompromiß möglich sei, welher Griechenland zur An- nahme empfohlen werdcn könnte. Die Mächte hätten sich die ihren Botschaftern gegebenen Jnstruktionen gegenseitig mit- getheilt. Wenn auch beträchtliche türkische Streitkräfte nach der Grenze gesandt worden seien, so sei doch zu hoffen, daß weder Griechenland noch die Türkei die Verantwortung für den Beginn von Feindseligkeiten und den Abbruch der Ver- O der europäischen Mächte werde auf sih laden wollen.

Numänien. Bukarest, 3. Februar. (W. T. B.) Das rumänische Budget pro 1881/82 balanzirt mit 119 671 214 Leis, Für das Unterrichts-Ministerium sind 10 850 000 uud tir das Kriegs-Ministerium 26 835 000 Leis präliminirt,

Bulgarien. S L Oa U U P wird von hier gemeldet: Der hiesige ferbishe diplomatische Agent, Oberst S. Gruics, habe die bulgarichGe MNe- aierung über ihre Intentionen in der Eisenbahnfrage interpellirt, Fürst Alexander habe versichert, daß die bul- garische Negierung ihren Standpunkt in dieser Frage wesent lih modifizirt habe und die Nothwendigkeit anerkenne, den bezüglichen Bestimmungen des Berliner Verlrages zu entsprechen. Die hicsige ferbis he Kolonie hat einen Klub gebildet, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hat, die zwisch.n beiden Nationen bestehenden politishen Differen zu cbien.

893, Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat ein Nundschreiben an ihre diplomatischen Vertreter în Beireff des Arrangements mit der Rustshufk-Varnaer Eisenbahngesellschaft gerichtet, in welhem es Heißt, Bulgarien habe in Anerkennung des Prinzips des Berliner Vertrages und der ihm dadurh auferlegten Lasten den Ab- {luß eines Arrangements gewünscht. Die genannte Gefell- Fchaft habe indessen die bulgarischen Bedingungen nicht ange- nommen, sondern die Frage zur Kenntniß der Mäl,te gebracht. Es sei demnach nothwendig, daß Bulgarien der Mächten die oorgeshlag?nen Bedingungen mittheile. Unter Hinweis auf die immer «rößere Entwerthung der Aktien dieser Bahn habe Bulgarien folaende Anträge gestelt: Die Jnteressen werden während der Dauer der Konzession bei einem Kapital von 50 Millionen auf 2 Proz. festgestellt. Alle seit dem Berliner Vertrage fälligen Annuitäten werden nah der Unteczeichnung der Konvenlion bezahlt. Die Regierung hoffe, daf diese An- träge gerecht und azinehmbar erscheinen würden.

ußland und Polen. St. Petersburg, 2. Februar. (W. T. B.) Ueber die Erstürmung von Geoktepe am 24, Januar cr. legt folgender ossizielle Bericht des Generals Skobeleff vor:

Die erste Sturmkolonne unter dem Kommando dées Oberst Kuropatkin bestand aus 5 Compagnien und einem Bataillon Infanterie, soroie einer halben Compagnie Sapeure, einem Koramando Volontäre, einer Kosaken-Sotnie zu Fuß, 2 Pelo- tors Gebirgéartillerie, 2 Seekartätshen , 2 Raketengestellen und einem Heliograph. Die zweite Sturmkolonne unter Oberst Ko*elkoff umfaßte 2 Bataillone Jnfanterie, ein Peloton Sapeure, ein Kommando M arinevolontäre, cin Artilleriepeloton, cine Seekartätse, 2 Naketengestelle und einen Heliograph. Die dritte Sturmkolonne unter Oberst-Lieutenant Gaidaroff be- stand aus einem Bataillon FJnfanterie, einem Kommando Volontäre, einem Peloton Sapeure, cinem Peloton Artillerie, einer Seekariätsche, 5 Raketengestellen und einer halben Ko- saken-Sotnie. Die vierte Sturmfkolonne, welhe in Neserve blieb, wurde gebildet aus 21 Compagnien, darunter 5 Com- pagnien Fußdragoner und Fußkosaken und 24 Geschütze. Die Kolonne Gaidaroffs griff um 7 Uhr Morgens die vordere feindliche Befestigung auf der südlichen Front an; gleichzeitig be- gannen 36 Geschüße das Feuer, um für die Kolonne Koselkoffs eine Bresche zu legen, welche son am 8. Fanuar vorbereitet war und durch die Explosion einer in das Fundament der Mauer durch unsere Volontäre in der Nacht auf den 12, cFFanuar auf der südlihen Front eingelegten Dynamit- pycoxilin-Mine vollendet wurde. Um 11 Uhr 20 Minuten erstürmte Gaidaroff die feindlihe Befestigung, sehte fich dorl fest und befestigte fich in derselben. Um diejelbe Zeit wurde unter den Wällen auf der Oslsroni eine Mine von 125 Pud

¡ Pulver gesprengt, welhe nehrere hundert Tekinzen ver-

\chüttete. Die Explosion der Mine war .tas Sig- nal für die Kolonnen Kuropatkins und Kosel- foffs zum Beginn der Attake. Beide Explosionspunkte wurden nach 10 Minuten beseßt. Es begann ein blutiges Hand- gemenge. Der Feind hielt sih hartnäckig auf den Mauern, der Kampf auf dem Walle dauerte gegen eine Stunde; von den Reserven wurden 2 Bataillone und 4 Compagnien Fnfan- terie vorgezogen. Das Samursche Bataillon erstürmte mit- telst Leitern den unzerstörten Theil der feindlichen Mauer zwischen den beiden in Folge der Explosion eingestürzten Stel- len. Alle Vertheidiger auf den Festungswällen wurden nach verzweifeltem Widerstande niedergemaht. Um 11/2 Uhr Nach- mittags erfkletterte die Kolonne Gaidaroffs mittelst der Lei- tern den südwestlihen Theil der Mauer. Der Kampf begann im Jnnern der Festung. Um 2 Uhr Nachmittags wurde die, die ganze Festung beherrshende Hügelredute Dengiltepe beseßt und wurden wir vollständige Herrscher der Festung. Der Feind flüchtete, ließ das Lager, sowie seine Habe und seine Familien zurück. Zur Verfolgung der Geflüchteten rüdten eine Division Dragoner, vier Sotnien Kosaken, seckchs Compagnien Jnfanterie, vier weittragende Geschüße und ein reitendes Gebirgspeloton vor. Der Feind wurde auf eine Strecke von 15 Werst verfolgt und niedergemeßelt. Außer in den Gräben, welhe mit Leichen überfüllt waren und den während der Verfolgung durch die Kavallerie Niedergemeßzelten wurden im FJnnern der Festung über 4000 Leichen des Feindes aufgefunden. Die Berluste des Feindes sind, nah den frishen Gräbern zu urtheilen und nah den eingezogenen Erkundigungen wäh- rend der ganzen Belagerungszeit und während der drei Aus- fälle, schr bedeutend gewesen. Wir erbeuteten eine große An- zahl Gewehre, darunter unsere Berdanflinten, viele Geschüße, Munitionsvorräthe, mehrere Fähnchen, cine bedeutende Anzahl Kibitken, Vorräthe an Mehl und Fourage. Viertausend Fa- milien, darunter drei Jmamfamilien, wurden gefangen, außer- dem ca. 700 Perser. Unser Verlust in allen Kämpfen vom 1. Januar bis 24. Januar betrug: todt 16 Offiziere 267 Sol- daten, verwundet 42 Offiziere 647 Solvaten. kontusionirt 13 Offiziere 123 Soldaten, 143 todte und 121 verwundete

Pferde.

O O N Ce ues glaubt, daß demnächsi folgende finanzielle Maßnahmen getroffen werden würden: Das für den Handel und sür Pri- vate bestehende Verbot, in Gold zahlbare Wechsel au3zustellen, solle aufgehoben werden. Die Zuckersteuer solle niht erhöht werden, aber die Art ter Besteuerung solle abgeändert wer- den. Diese soll niht mehr auf die Produktionsmittel der Fa- briken, sondern auf die Fabrikate basirt werden. Die K o m - mission für die Einkommensteuer hat ihre Arbeiten beendet. Dieselben werden gegenwärtig einer Revision unter- zogen. Der Ertrag der Steuer wird auf 351/25 Mill. geschäßt.

2 Februar, (Œ. D. B) Gegenüber emem ehe pessimistish gehaltenen Artikel der „Neuen Zeit“ über eine angeblihe Hungersnoth in der Provinz Samarga bemerkt die „Agence Nu sse“, daß in einigen Provinzen Südost- Rußlands im leßten Jahre die Ernte allerdings \{chlecht ge- we?en ci. Derartiges werde aber in einem Reiche von der Ausdehnung Nußlands immer vorkommen, da es unmöglich sei, daß stets überall gleih gute Ernten erzielt würden. Die Ne- gierung abe übrigens aufer den durch die Lokalverwaltungen vertheilten Vorshüssen unverzüglih für die Provinz Samara allein 5 Millionen Rubel zum Ankauf von Saaikorn und zur Hülfeleistung gesandt, wovon eine Million für öffentliche Ar- beiten beslimmt worden seien. Auch seien von den 7 Distrik- ten der Provinz Samara nur zwei besonders von der s{lech- ten Ernte betroffen worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. rFa- nuar. (Hamb. Corr.) Unter den Negierungsvorlagen, welche de-m Neichéstage zugegangen sind, befindet sih eine, welcher zufolge die Deffentlichkeit der Verhandlungen bei den gewöhr lichen Untergerichten und den Polizeigerichten einge- führt werden soll. Unter den verschiedenen Eisenbahnvorlagen ist auch die ron Jsvarsson und Genossen eingebrachte, betreffend den Vau einer Westküstenbahn.

Christiania, 29. Januar. Die Militärkommission des Storthings will, dem hiesigen „Dagblad“ zufolge, dem Odelsthing einen Gesetzentwurf, betreffend Abänderung des Wehrpflichtsgeseßes und dem Storthing einen Geseßent- wurf betreffend die Reorganisation des Militärwesens, in Verbindung mit einem Gesuch an die Regierung über- reidyin.

L

Amerika. Washington, 2. Februar. (W. T. B.) Der“ Präsident Hayes hzt an den Kongreß eine Bo t- schaft gerihtet, in welcher er cin Schreiben des Sekretärs der Marine mittheilt, das die Bewilligung eines Kredites behufs Errihtung von Marinestationen auf dem Jsthmus von Panama cmfiehlt.

Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Januar um 7 382 000 Dollars abgenommen. Fn der Staats- kasse befanden sih Ende Januar 221 670 000 Dollars.

New-York, 2. Februar. (W. T. B.) Ein großer Theil des Landes ist von heftigen Schneestürmen und starker Kälte heimgesucht, die Schiffahrt im New-Yorker Hafen is} durch das Eis gehindert, und einige Eisenbahnlinien im Westen sind in Folge des starken Schneefalls außer Betrieb. Fn Kalifornien dauern die Regengüsse fort und wicd die Ernte, wenn das Wasser sih nicht rasch verläust, s{chwer ge- schädigt werden.

Statistische Nachrichten.

Die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vom 1, Dezember 1880 im preußischen Staate.

Die „Statistishe Correspcndenz“ theilt in Folgendem das Er agebniß ter am 1. Dezcmber 1880 im preaßishen Staate vorgenom- irenen Volkszählung mit. Dasselbe ist richt aus der Auszählung der cinzelnen Zählkarten, sondern aus den summarischen Angaben in den Zähler Kontrollisten ermittelt und dethalb nur cin vorläufiges, das sich jetoch crfahrungsmäßig von dem definitiven nicht weit ent- fernen wird. Die Zunahme der Bevölkerung seit 1875 beträgt im Ganzen Staate 5,896 9/9 oder pro Jahr 1,179%. Die genaueren Prozentberehaungen für den Staat, die Provinzen, Bezirke und Freise werden wir mit den definitiven Ergebnissen veröffentlichen. Die vorlävfizen Resultate für die einzelnen Kreise folgen in einigen der nächsten Nummern der „Statistishen Correspondenz.“

T E

P E L Ortanwesende Ens r i n am 1. Dezember E Regierur gs- bez. Landdreofstei- E Î 1875

Bezirke. 1880 1875 bis 1880. | 2 Gia …,. „1272600331 25 T41404) 1516 927

B. vi : |

E G EO! E . 1 1930498 | 1 856 421 74 077

11, Wesi preußen 1 402 498 | 1 343 057 59 441 III, Brandenburg 3 383 560 | 3 126 372 257 188 IV. Pommern 1538454 |1 461 983 (6471 V, Posen . 1 700 943 1 606 084 94 859 VI; Sclesien 4 003 223 | 3 843 699 | 159 524 I. SaGiean . 2 311 067 | 2169027 | 1420140 VIII. S{leswig-Holstein 1124862 | 1073 926 50936 I o 2 115 745 | 2 017 393 98 352 X. Westfalen . 2040 672 | 1 905 697 | 134975 X1. Hessen-Nassau 1553 344 | 1467 898| 85446 XTI. Rkeinland o .| 4087 886 | 3 804381 | 283 505 XIIL, Hohenzollern . 67579 | 66466 1113 C. Regierungs M |

i-Bezir ke: : i 1) A G A1102000| 11060) 2108 A. O A P E P At. e, L SOE 34080 Stadt B.rlin . 1122385| 969050] 153335 Potédam 1158863 | 1097930| 60933 S O22 009992 42 920 S 737 120 695 734 41 386 O O C S G ; L 216 080 208 725 800 Pie 5 1 1093 761 | 1033 747 60014 Brombeaqa : C D209 34 845 Breélau . L 1 542 530 | 1 472 254 70 276 M O 2 Dn S 1439954 | 1 376 362 63 592 Magdeburg . . : P 9300 SU9IoI 57 397 Merseburg . O 03108 66 503 Erfurt : Ao 3201420 18 140 Schleëwig ; i; 1 1124 862 | 1 073 926 50 936 Hannorer A 459825 | 430059 29 766 Hildeëheim . ; 2 Bo 18 414 Lítreburg : 5 401122 8386714 14 408 D C „| 322004 | 8308 209 13090 Osnabrück E 289 320 | 277 761 O59 C os 10 410 Münster . 470300 443 344 253 956 Minden . - : : 5(4 661 | 480 612 24 049 Arasberg O L S0 G S220 SSISoO 33 545 Ma E O OIIOLZ 51 901 O ea Malers 31901 Düsseldorf i „| 1609 568 | 1460376| 149192 G E O GOE E 45 096 Se 4 O28 C 30177 A O28 C00 02024 H Sigmaringen s 61 509 66 466 Il

—- Das Königreich Württemberg“) ist in 2 Fabriken-Jn- spekltiondbezirke getheilt :

1) Neckarkreis, Jagst- und Donaukreis, Hier hat der Fabriken- insvektor erst im November 1879 scine Funktionen angetreten. Kipder unter 12 Jahren werten in Fabriken nicht bcschäftigt, jugend- liche Arbeiter nur werige. Die meisten gewerblichen Anlagen Würt- tembergs haben einen ständigen Arkeiterstamw, besonders die größeren auf dem Lande, wo die Arbeiter auc eizen kleinen Grundbesiy und Bichftand haber. Streitigkeiten zwisken den Arbeitgebern und den Arbeitern kommen hier höchst selten vor. Fabrikordnungen sind meistens etngeführt.

9) Au im Scbwarzwaldkreis hat der Fabrikeninspekior fein Amt erst çezen Eade 1879 angetreten; auch er hat au3 seinen biéherigen Beobachtungen den überaus angenehmen Eindruck eines mens&@lic schónen Eirandernahestehens ron Arbeitgever1 und Arbeit- nehmern mitgenommen. In der Papierfabrik des Akiienvereins zum Bruterhaus in Dettingen besteht seit dem Jahre 1871 ein Nähschule, in weléber die Mädchen der Fabrik na der Reiher folge ihres Dienst- altes im Néhen autgebildet werden; fie erhaltïcn während ihrer Lehrzeit einen threm früheren Verdienst erntsprecenden Tagelohn.

Im Königreih Württemberg find 613 Fabriken vorhanden, tvelche 43:4 jugendliche Arbeiter beshästizen, ur.d zwar 1687 mänu- lide und 2363 weibliche, zusammen 4050 im Alter von 14 bis 16 ahren und 70 männliche und 214 weilliche, zusammen 284 von 12 bis 14 Jahr.n. Soviel si kat ermitteln lassen, sind in 434 nürt- tembergi!hen Fabriken 21 923 Arbeiter gegen Haftpfliclt und in 693 Fabriken 20043 Arbeiter gegen alle Unfälle veisihert. Von diesen Bezrsicherten sind im Jahr 1879 1337 Unfälle angemeldet worden.

Das Großherzogthum Baden bildet nur eineu Inspeltionk- bezirk, ir wclchem der Fabrikeninspektor sein Amt Ente März 1879 argelreten hat. Er hat in ten Fabriken 6887 jugentliche Arbeiter vorgefunden, und zmar 2356 männliche und 5081 weiblide (5437) im Alter von 14 bis 16 Jahren, 768 männliche und 692 weiLtliche (1450) im Alter von 12—14 Jahren. De Gesammtzahl ift zwar gröfer als im Jahre 1877 (6693), aber erbeblih geriyger als im Jahre 1874 (9845); tie Verminderung beträgt bei den jugendlichen Ar! eitern 22, bei den Kindern 50 %. 76 9/9 der b¿schäftigten ju- gendlichen Arbeiter sind in Terxtil-, _Bijouterien- uud Cigarzrcen- fabrifen. In der Hausindvstrie sind außeitcm voch viele Kir. der selbst \chon im Alter con 7 md 8 Jahren beschäftigt, Stêrung:n in dem Vcrhbäliniß zwischen Arbeitgebern und Ärbcitern find in Baden noch nicht hervorgetreten, Arbeiterwobnungen sind fast im ganzen Lante in der Anzahl von mindestens 1400 vorbar:den, in vielen Fabriken au Küchen und Speisesäle, ebenso Krankenkassen, Srarfkassen finden sih nur in einzelnen Fabriken, Pensior.€- und Ju- valitenkaßen noch weniger, Fabrikschu!en liegen nicht im Bedürfniß.

Auch das Großherzogthum Hessen bildet rur ein Auf- sihtsçcebiit, für welctes der Fabrikeninspektor im Mai 1879 in Funk- tion getreten ist. Decselbe fand in den revidirten 211 Fabriken 5146 (73 9/6) männlihe und 1884 (27 9/0) weibliche, zusammen 7030 Arbeiter, darunter 494 (7 9%/) im Alter von 12 bis 14 Jahren und 668 (9,52 9/0) von 14 tis 16 Jahren. In drei Fabriken wurden au& Kinder unter 12 Zahren besäftict, was sofort verboten wurde. Wohlfahrtteinrihtungen für die Arbeiter finden sich nur sehr verein- zelt, weil in den Städten vielfah dergleichen allgemeine Anstalten vorhanden und leiht zugängliÞh sind. Einzelne rößere Fabriken besigen jedoch dergleichen mustergiltige Eir- richtungen, so namentlih die aroße Lede:fabril von Corre!ius Oiyl in Worms, welche 1500 Arbeiter beschäftigt, die mit ibren Familien cine Stadt für sich bilden und der Fürsorge eincs eigenen (privaten) Fabrikeninspektors unterftellt sind, Außer den 50 Arbeiterwobnhäusern findet man dort eine Kranken-, Medikamen- ten-, Sterbe- und Sparkasse, eine Vorshußkafse, eine Stipendien- stiftung, Per sions- und Wittwenkasse, einen Konsumverein mit Mc- nage, Küche und Suppenanstalt, einen Gesang- und Instrumental- verc«in, Biblioibek u. A. Das Vereintleben greift in Hessen sehr fördernd in die Gewerbtbätigkeit ein. Die Knaben: Arbeiisanstalt in Daiumsstadt unterweist 364 Kinder armer Eltern in leihteren Hand- arbeiten.

Im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin sind 130 Fabriken vorhanden, in denen 2915 Arbeiter, davon 31 im Alter

em a 27 o

Staa 1B

—_—

39 13

__*®) Anm. Amtliche Mittheilungen aus den Jahresberichten der mit Beaussichtigung der Fabriken betrauten B:amten, Jahrgang 1879, 11, Band (Berliy, Fr. Kortkampf)

i von 12 tis 14 Jzhren, 87 von 14 bis 16 Jahren, 368 voa 16 bis

21 Jahren und 2429 von mehr als 21 Jahren, im Ganzen 2692 männliche und 223 weiblihe bes&äftigt werden. 4 Betriebe haben

| mehr als 100 Arbeiter, 5 ¡wischen 51 und 100, 34 zwisb?zn 21 bis

50, 29 zwischen 11 und 20, 5810 Arkeiter und weniger Centren der

{ íIndufirie sind niht vorhanden.

Im Großherzogthum Sachsen-Weimar-CEisenach ist die Auffiht einem am 1. Februar 1879 in das Amt getretenen Fakbrikeninspektor und einem Bergrevizzbeamten übertragen. Der Erstere hat 203 gewertliwe Etablissements revidint, in denen 6334 Arbeiter beschäftigt sind, davon 239 im Alter ron 12 b?:s 14 Jahren und 611 im Alter von 14 bis 16 Jahren. Die größte Arbeiterzall (2635) hat die Textilindustrie, temnächst die Glasfabrifation (1034). Für die Arbeiter ift in Erkrankungs- fällen im Allgemeinen ausreichend gesorgt, auch Sparkassen sind bei verscicdenen Änlagen vorhanden.

Der Bergrevierbeamte hat nur 10 Werke mit 42 Arbeitern, darunter nur ciner im Alter von 14 bis 16 Jahrer, zu beaufsichtigen.

Im Herzogthum Braunschweig unterstehen £34 Fabriken der Inspektion; in 260 derselben sind 116 Arbeiter von 12 bis 14 Jahren und 798 von 14 bis 16 Jahren, außerdem 2436 von 16 bis 21 Jahrepv, insgesammt 12490 männlice und 2498 weibliche Arbeiter bes%äftigt. Von Unfällen sind dem Fabrikeninspékior 21 bekannt aeworden, wovon 8 mit tödtlichem Au2gang. In mehreren größeren Kabrifken bestehen Unterftüßungékafsen, in Zuckerfabriken, Brauereien und Ziegeleien auch Arbeiterkasernirungen. Fabrikschulen für jugendliche Arbeiter bestehen nicht.

Das Herzogthum Sachsen-Meiningen zerfällt in zwei Fabriken-Insvcktionsbezirke: 1) die Kreise Meiningen und Saalfeld vud 2) die Kreise Sonneberg und Hildburghausen. Im P-rzogthum find 460 Fabriken vorhanden, welche 315 männlihe und 258 weib- liche, zusammen 0573, jugendliche Arbeiter von 14 bis 16 Jahren und 15 mänrlihe und 18 weitlihe im Alter von 12 bis 14 Jahren be- schäftigeo. Die beiten lettzenannten Kreise sind wegen ihrer gebi:- gigen Natur hauptsächlih auf vie Industrie angewiesen, durch welche sich namentlich, wie bekannt, der Kreis Sonneberg auszeichnet.

Das Herzogthum Sachsen-Altenburg hat bei 145 844 Cinwohnérn (1875) 5945 direkt in Fabriken b:schätigte Arbeiter d. h. 4,1% der Seelenzabl, Von dea männlichen Einwohnern sind 4351 oder 6,19%, von den weibtlihen 1598 oder nur 2.1/9 in Fa- briken besäftigt. Den Hauptinduftriezweig bildit die Knopf- fabrikaticn in Schmölln und Gößnitz, demnächst die Cigarrenfabri- katicn. Allein in diesen Fabriken sowie in Porzellanfabriken und in der Cigarrenindustrie wrden jugeudlihe Arbeiter in größerer Mervge beschäftigt. Jhre Zahl beträg! 223 m. und 174 w. von S O abe D Un O Von 2 bis 14 Jahren. Die Gewerkbthätigkeit im Hcrzogthum hat n S n Am aiten (eboben: Das Kravkcnkasscnwesen tht in hoher Blürhez mit einzelnen Kranken- fassen sind auch Sterbekassen und Invalidenkassen verbunden. Da- gegen besteht nur eine einzige Fabriken-Spa1 kasse in der Cigarren- fabrik von Gustav Schmidt in Älteuburg.

Ia ten Herzogthümern Sachsen-Coburg und Gotha unter[tehen 449 Fabriken mit 5217 Arbeitern der Aufsicht des Fa- brikenin\spektoré; die bedeutendste derartige Anlage ist die Nadelfabrik von Wolf und Knippenberg in Ichterthausen mit 411 Arbeitern. Die Zahl der jugendlichen Ärbeitec beträgt 77 im Alter von 12 bis 14 und 368 von 14 bis 16 Jahren. An Unglücksfällen sid 13 zur Keuniniß des Fabrikeninspektors gekommen.

Das Herzogthum Anhalt zäsht §510 Fabriken mit 13 628 Arbeitern, darunter in 105 Anlagen 157 männliche und 96 weiklice, zusammen 253 im Alter von 12 bis 14 Jahren und 986 märnliche und 160 weibliche, zusammen 466 im Alter von 14 bis 16 Jahren. Die Cigcrren- und die Zündhelzfabriken allein ver- wenden 183 oder 26 °/9 der jugendlichen Arbeiter. Durch die Polizei- kehörte sind 52 Unfälle zur Kenutniß dcs Fabrikeninspcktors gekom- men, davon 9 mit tödtlitem Ausgange. Zn den 33 ZuCerfabriken des Herzogthums waren im Jahre 1879 5244 Vrbeiter beschäftigt, die ¡u den Fakriken gehörizen 5 FKamilienhäuser waren mit 58 Familien und 28 Ehepaaren belegt, vie 28 Kasecre1 für Fremde mit 14 Familien, 15 Ehepaaren und 27109 Leckigen,

Der Fabrikeninspektor für das Fürstenthum Sch{warz- burg-Sonderéöbausen fand in 74 von ibm revidirten Fabriken an jugendlichen Arbeitern von 12 bis 14 Jakren 9, von 14 bis 16 Jahren 191; es werden aber auch vi:le Kinder in der Hausindusfirie, namentli bei der Herstellung von Phcsphecrzlindhölzern beschäf- tigt. Hülfekassen bestehen fast in allen größeren Fabriken.

Im Fürstenthum Schwarzburg-Nudolstadt kommen auf 77 009 Einwchner 93 Fabrikbetriche tnit 3518 Arbeitern (4,9 %/60), darunter 66 zwischen 12 bis 14 Jahren und 293 zwischen 14 b18 16 Aaghren, zusammen 359 (10,2 ‘/6) juçer.dliche Arbeiter. Die Ge- \chäfteverhöltnisse haben sib im Jahre 1879 noch_ nicht gebessert ; am s{lechtesten stand cs mit der T-riilindustrie. Die Holzwaaren- industrie im Thüringer Walde |‘\#|st ia Folge des Sieigens der Arbeitslöhne und der Holzpréise vor Jahr zu Jahr zurü@gegangen ; die Wichsschachtelfabrikation, welhe einem Dorfe sonst bis zu 8000) M einbrachte, hat ganz aufgehört. Voa ven wichtigsten Industriezrocigen des Lande#, der Porzellan- und der Glasfabrikation, mar nur in leßterer der Beschäftägang gut, nur befcicdigten die Preise noch nicht. In den meisten“ größeren Fabriken sind Krankenkassen vorhanden, während die Haftxflichtversiwerung niht überall durch- geführt ist. Das Verhältniß der Arbeiter zu den Fabrikherren ist ein gutes,

Die Fürstcnthümer Waldecklk unv Pyrmont zählten 42 der Aufsicht unterstellten gewerbliche Etablissemen18, in denen nur 96 jugendliche Arbeiter beshäftiat snd

In dem Fürstenthum Reuß ä. L. sind 70 Faktriken (davon 52 ter Textilindustrie) mit 5256 Arbeitern vorhanden, darunter 23 im Alter von 12 is 14 ur.d 204 im Alter voa 14 tis 16 Jahren. 9478 der Arbeiter steuera zu Krankenkassen, 2512 sind gegen alle Unfälle, 768 gegen die Folzen ter Haftpflicht oersibert. S

In dem Fürstenthum Reuß j. L. find in 44 Fabriken, meist Tabaks-, Cigarren- und Harmonikafabriken, 451 ¡agendlihe?e Arbeiter beschäftigt, darunter 125 männliche und 34 weiblihe von 12 bis 14 Jahrea, Dem Fabrikeninspektor ist nur eine einzige Meldung wegen Ünfällen zugegangen. In vielen größeren Fabriken finden c Krankenkassen; die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle ist fait eine allgemeine. In ten 152 Erzgruben, den 5d Swieterbrüchen, den 5 iBraunkohlergruben und der Saline, welche eine besondere JIpspektion bilden, werden rur 3 jugendlie Arbeiter verwendet. Nebrigens waren von dea Ecrzgruben nur 19 und von den Schie- ferbrüchen nur 8 im Betrieb. S : S

Im Staate Bremen hat der Fabriken: spektor in 89 revi-

tirtea Fabriken 4000 männliche und 190 weibliche Arbeiter und in

65 Anlagen 108 jugendliche mänrnlidbe und 190 weibliche, sowie 6 Kinder von 12 vis 14 Jahren beschäftigt gefunden. Bremen zeibnet sib durch die Arbeiteiwchnungtverhältnisse aus, auch das Kranfken-

aVerwesen it g ebildet, tagegen fehlt es noch an Ulterveisocs | e i N kassenwesen it gut ausgebildet, tagegen [ed G n | die Dotirung des Neserocfonds mit ca, 115000 A und die Verthei-

gungs- und Invalidenkassen. i , E

Im Hamburgischen Staat8gebiete waren Ende Dezem- ber 1879 563 Fabriken mit 16369 Arbeitern vorhandea, darunter 368 jugendliche und zwar 18 männlihe und 11 weibliche von 12 bis 14 Jahren und 283 männlite und 56 weibliche zwischen 14 bis 16 Jahren.

Kun, Wissenschaft und #titeratuxr.

4

nächster Tage cinen „Arabishen Sprachführer“ aus. Ver-

fasser ist Dr, Hartmann, Dragoman des Kaiserli Deutschen Kons- |

sul4ts in Beirut. Das Bücblcin, für Hand und Tasche bequem ge- formt, bietet, wie die Verlagshandlung mittheilt, den syrischen und, daneben gestellt, den egvptishen Vulgär-Dialeki des heutigen Arabisch in ciner Bihandlungéweise, die sowohl dem Reisenden eine leichte

Das Bibliographishe Institut in Leipzig giebt |

und unrmiitelbzre Verwerthung des Sprachmaierials ohn: mübsame Vorstudien gestattet, als sie auch die Zwecke des Philo- logen in au2gezeihneter Weise unterstüßt. Für ten erstern ist vor allem das reicbkbaltige deutsch-aratische Vokabular mit seinem Re- gister zu den Redentarten von praltischcm Nuyev; dem leßteren bieten außerdem die Grammatif urd das arabisch-deutshe Vokabular werthvolle Hülfêmittel.

Zu Meyers Konversations-Lerikon ist das Jahres®- Supplement 1880—1881 (7. und 8. Hest) am 23. Dezember v. J. für den Preis von 8 Æ ausgegeben worden. Dafsszlbe reibt von „Gartenbau“ b!8 „Jadustrie-Auzftellungen“ und entbält, ebenso wie die voraufgehenden Hefte, viele eingehende und gründliche Artikel. Aus denselben heben wir besonders hervor die Artikel: Geographiscbe Gesellschaften und geograpbisce Literatur, historische Literatur (August 1879—1880), Goethe- Literatur (seit dem Aufhören des Privilegs), Ge- meindehaushalt, Handel Deut|scblands, Handelsverträge (besonders über den deuts-öôsterreihisben Handelsvertrag), Großbritannien. Den vorstehenden 2 Heften sind 2 Tafela Abbildungen beigegeben: „Kunstwerke aus Pergamon 1.“ („Zeus im Kampf mit den Giganten“, Relief aus dem Fries des Altarhauses zu Pergamon), und „Kunst- werke aus Peraamon II.* („Ath:na-Gruppe aus der Gigantomachie“, ebenfalls Relief aus dem Fries des Altarhauses zu Pergamon).

—- Das Februarhefst der „Deutschen Rundschau“ bringt zunächst die Fortsetzung von Gottfried Kellers reizerder Novelle „Das Sinngedicht.“ Aus dem übrigen Inhalt des Heftes heben wir alsdann einen Aufsaß ven Wilhelm Scherer über „Gotthold Cphraim Lessing“ hervor, dessen hundertjähriger Todestag am 15. Februar Deutschland den An"oß zu Gedenkfeiern giebt. Ein politischer Aufsaz über „Gortschakow und Paëkiewitsch“ bietet Enthüllungen zur jüngsten russishen Geschidte. Professor W. Preyec beginnt eine Studie über den „Hypnotiëmus“, welde den Erscheinungen desselben wisse1 schaftliche Beglaubigung giebt. Der Verfasser glaubt, daß das, was in den Händen von Charlatanean zum Schauspiel für die Menge gemißbrauht ward, berufen zu sein scheint, cin Faktor von nob unkterechenbarer Tragweite für die moderne Heilkunde zu werden. Von Professor H. Hüffer erhalten wir cine durch bisher unveröftentlichte Briïfe und Jugendgedichie bereicherte Charakteristik der westfäliswen Dicterin „Annette von Droste-Hülshof“. In Dr, Fastrows Artikel : „Die Weltgeschichte in ihren neuesten Dar- ftellunaen“ wird Ranke’2 neues Werk gewürdigt wie der Schlußband ron Freytags Ahnen in der literarishen Rundschau, zu welder außerdem Hermann Grimm einen trefflichen Artifel über Frirdrich Ferts Sohn, Heinrich, weiland Professor in Breslau, beigesteuert hat. Jn einer Rundschau endlih über „Die Berliner Theater“ bc- spricht Karl Frenzel die Novitäten der Saison.

Die am 5. Februar erscheinende Nr. 1962 der Illustrir- ten Zeitung(Leipzig, J. F. Weber) enthält folgende Abbildungen : (Salerie \{öner Frauenköpfe: 11. Im Domino. Arnold Ruge, + am 31. Dezember 1880. Bilder aus St. Petersbur1: Tranë®- port einer MRiesenkanone über den Liteinaja-Prospekt. Nach einer Zeichnung von G. Broling. Berliner Skizien: Rückkehr von einer räbtlihen Mazzia in der Umgebung Berlins, Orciginalzeich-

i

nung von C. Kob. Unfreiwilliges Konzert. Nach cinem Gemälde von Julius Aggi ázy. Szenen aus „Geierwally“, Scauspiel von Wilhelmine von Hillern, Nab der Aufführung im Theater am Gärinerplay zu München gezeibnet von W. Grögler. 3 Atbildungen: So ven Ken von Nen 2) uf dee CGonnenplanie n dee Ae 35) M dem GQoMoM der Veurol (Fotillontouren. 28 Abbildungen. Moden: Toilette für ältire Damen. Polytecnishe Mittheilungen: Lampenwecker. Aschens- urne in farbig glasinter Fayence. Verbesserter Fernsprechapparat der Internat’onal Bell Telephon Company in New York. 2 Figuren. Betitetirlage für Kinder. Die neue elektrische Beleuchtung von Siemens u. Halétke in Berlin. 2 Abbildungen: 1) Scbematische Dar- stellung der Differentiallampe. 2) Die Differentiallampe als Latern?. RKuriofitäten aus den Gebieten der Heraldik, Sphragistik und Numismatik 2c.: Die echten St. Georgsthaler. Vorder- und Rüd“ seite.

Joseh Baer & Co., Buchhändler und Arxtiquar in Frank- furt a. M. und Paris, der ein in allen Fächern der Literatur und Wissenschaften reich assortirtes Lager bcsitt, giebt über dasselbe monat- lich cinen antiquarishen Anzeiger und von Zeit zu Zeit Lagerkataloge heraus. So sind jet wiederum von Baer & Co. ein antiqua- xisGer Anzetger vom Vionat Januar d, Z, Vir. 004, und ein 7T. Supplemeni zu dem Lagerkatalog 71 erschienen. Der antiqu1a- rische Ünzeiger enthält eiu Verze'chWniß von 305 Schriften über deutshe Geschichte und Literatur. Der bei weitem größte Theil derselben datirt aus dem 17. Jahrhundert, einige wenige aus dern 18. und 19. Jahrhuadert, und bezieht fch îin ihrer Mehrzahl auf den 30jährigen Krieg, sowohl im Allgerneinen als auf einzelne GSreignisse desselben, sowie auf Fürc|ten und Felètherren jener Zeit (Gustav Adolf, Waüenstein u. A.); ardere Schristen betreffen ges{chtlicbe Ereignisse nah Beendigang dcs 30jäbrizgen Krieges, Näcbstdem ist besonders noch die deutsche Literatur des 17, Jahrhunderts durch eine Wence von Scriften vertreten; so finden wir u, A. die Schriften ron Opitz, Simon Tach, Jak Böhme, Abraham a S. Clara, Al- beriinus u. a. Aus ver Menge der im Kataloze zusammengestellten jseltezen, haupts5chlid; dim 17. Jah1ihundert angehörigen Schriften beschränken wir uns cinzufüßrea: (Bernhardit) Reimbibel v. J. 1675, S, v. Birkens hohfücstl, Ulysses, Comenii Orbis sensualinm pictns (berühmtes Schulbuch des 17, Jahrh.), des (Math. Flacius) Aes- qaillus Gyzentl. .. . Beschreyhung des beyl. Röm. Reichs Hafen- fäß u. sw. v. F. 1617 (âuferst seltenes Schmähbgedicht), der Fruchts bringer den (BescUscchaft Nabmen, Vorhaben u. s. w. v. J. 1646, Gott- frieds histor. Ghronif u. \, w., (Spee'8s) Cautio criminalis s, e processibus contra Sagas liber u. A. -— Das I[. Suppl. zu dem Lazerkataloz 71, „Medizin“, enthält ein Verzeichaiß voa 355 haupt- \ähblih feltenen äiteren medizinishea Büchern.

Gewerbe und Handel.

Der Umtaush der im Scp!ember v. J. ausgegebenen Jn- terimbscbeinz der 4/5 unkündbaren Central-Pfandbriefs-Anleiße von 1380 der Preußisten Central-Bodenkredit- Aktien- gesellschaft gegen definitive Stücke erfolgt oom 8. Februar av bei der Gesellschaftsfaße in Berlin,

Der Aussichtérat!) der Berliner Immobilien-Aktien- gesellschaft hat die Vividende für dos abgelaufene Geschäftejahr auv? 5 "/9 festgesett; ein gleiher Betrag wurte für die vorangezan-

n drei Jahre vertbeilt.

Qér Aufsichtörath der Nordhausener Tapetenfabrik, Aktiengesel. (aft, hat dem Vorschlage der Diriktion entsprechend die Dividende für das verflossere Jahr auf 7 °/6 festgeseßt. Zur Ab- \breibunz und Dotirung des MReserve- und des Amortisatior s-Contos werden ca. 41 000 M verwendet werden.

—— Der Ausfsichtärath der Vereinsbank in Nürnberg be- loß, der auf den 4. März einzubetufenden Generalversammlunz

lung cizer Dividende von T4 °%% = 21,56 4A auf die Aktie vor- zuscblazen.

Verkehrs-Anstalten.

Daz 1. Hest des Jahrganges 1881 von dem im Ministerium der öffentliwen Arbeiten und ix Carl Heymanns Rerlage bierselbst erscheinenden „Archiv für Eisenbahnwesen“ enthält cinen Aufsaß über „Privatbahnen und Staatsbahnen in Frankceiy“, welher in wortgetreuer Uebersegunz dcei Ar- tikel reoroducirt, tie in den Nummern der framösishen Zeituag (a république française“ vom 27., 29. und 31, Dftober 1880 an leitender Stelle gestanden haben. Die Artikel des genannten frana- :ôsischen Blattes sind voll heftiger Anklagen gegen die scchs großen Privatbahnen Frankreichs; sie hebcn andererseits mt großer Wirme tie Verdienste hervor, welche {ih die Staatsbahnen Frankreichs seit