dem die Debatte über beide Geseßentwürfe mit einander zu ver- | binden. Das Haus erklärte fih damit einverstanden. (Sluß des Blattes.)
— Jn der heutigen (59.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister der öffentlichen Ar- beiten Maybah und zahlreiche Kommissarien beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Geseßentwurfses, be- treffend die Herstellung mehrerer Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung, fortgeseßt. Nachdem gestern sechs dieser Bahnen genehmigt worden, standen heute zur Debatte die unter Nr. 7 und 8 verzeihneten Bahnen: 7) von Hadamar nah Westerburg, für welche in der Regierungsvorlage eine Summe von 1160 000 H, und 8) von Altenkirhen nah Hachenburg, für welche 1200000 M ausgeworfen waren. Die Kommission hatte den Staatszushuß zu den Grunderwerbskfosten um 52 500 «6 resp. 22 000 A und demgemäß die Gesammtsumme erhöht. Für diesen Kommissionsbeshluß traten die Abgg. Filbry, Steinbusch, Dr. Thilenius und Wißmann ein. Das Haus genehmigte denselben. Unter Nr. 9 des §. 1 der Re- gierungsvorlage wurden für die Bahn von Call über Schlei- den nah Hellenthal 1 293 000 M, unter Nr. 10 für die Bahn von Gerolstein nah Prüm 2217 000 # verlangt; die Kommission hatte au hier den Staatszuschuß zu den Grund- erwerbsfosten um 22 000 resp. 33 000 M erhöht. Vom Abg. Franßen lag ein Antrag vor, den ersteren Zuschuß um weî- tere 22 000 M zu erhöhen. Redner motivirte denselben da- mit, daß die Kreise nicht im Stande seien, die Grund- erwerbskoften allein zu tragen; außerdem sprach Redner den Wunsh aus, daß die beiden in Rede stehenden Eisenbahnen baldigst nach den Kreijen Montjoie und Malmedy weiter geführt werden möchten. Das Haus ge- nehmigte die Anträge der Kommission und lehnte den Antrag des Abg. Franssen ab. Die übrigen Paragraphen wurden ohne Debatte angenommen.
Bei Schluß des Blattes begann die dritte Berathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Abänderung von Be- stimmungen der Kreisordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, S(hlesien und Sachsen, vom 13. Dezember 1872 und die Ergänzung derselben.
— Das Enteignungsrecht is Allerhöchst verliehen worden: I. unter dem 5. Januar 1881 der Stadtgemeinde Görliß, Regierungsbezirk Liegniy, welche den rechtsscitigen öffentlihen Uferweg bei der zweiten Neissebrüke daselbst zu verlegen beabsichtigt, in Bezug auf die zu dieser Wege- regulirung erforderlihen Grundstücke; 11. unter dem 10: Ja nuar 1881 der Stadtgemeinde Clo eße, der Gemeinde Kusay, Noewiz, der Drömlings-Korporation, der Gemeinde Wassens- * dorf, der Stadtgemeinde Oebisfelde, dem Rittergute Debis- felde und der Gemeinde Kaltendorf, im Kreise Gardelegen
“ des Regierungsbezirkes Magdeburg, behufs Ausführung des von ihnen beabsihtigten Baues einer Chaussee, welche 1) von der Beetendorf-Cloeße-Wiepker Chaussee in Cloeße ausgehend, dur diesen Ort und dessen Feldmark, über den Kiekerniz und dur die fiskalische Cloeßer Forst bis zur Gardelegen-Salz- wedeler Kreisgrenze und zwar bis zu der von dem Kreij)e Salzwedel erbauten, die Feldmarken Koebbelig und Lupiß durGschneidenden beziehungsweise berührenden Chaussee, 2) als Fortseßung der leßteren von der Gardeleger-Salzwedeler Kreis- grenze ab über Kusay, Roewiß, über die Oebisfelder Buchforst und Wassensdorf bis Kaltendorf und zwar bis zu der) vom Bahnhofe Oebisfelde der Berlin-Lehrter Eisenbahn über Kälten- dorf nah Oebisfelde führenden Chaussee si erstrecken und 3) von einem südlih von Kusay gelegenen Punkte des vorbezeichneten zweiten Theiles eine Abzweigung bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Neuferhau behalten soll, für die zu diesen Chausseestrecken nothwendigen Grundstücke; 111, unter dem 12. Januar 1881 der Stadtgemeinde Berlin behufs Her- stellung einer für ihre zu Zwecken der Kanalisation der Stadt erworbenen - Güter Osdorf und Friederikenhof im Kreise Teltow erforderlichen Entwässerungsanlage durch der jeßt dem Rittergutsbesißer Gilfka gehörigen ehemaligen Kirchenacker von Heinersdorf ; |V, unter dem 19, Januar 1881 dem Kreise Büren im Regierungsbezirke Minden für die Grund- siücke, welhe zum Vau einer Kreischaussee von Salz- kotten über Thüle und Boke bis zur Paderborner Kreisgrenze in der Richtung auf Delbrüdck benöthigt werden. Auch sollen die dem Chausseegeldtarife vom 29. Fe- bruar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee- polizeivergehen auf die gedahte Straße zur Anwendung fommen ; V. unter dem 24. Januar 1881 der Stadtgemeinde Berlin zur Erwerbung der behufs Freilegung der Hagels- bergerstraße zwishen der Möernstraße und der Großbeeren- straße und der Friedensstraße zwischen der Fruchtstraße und der verlängerten Koppenstraße noch erforderlihen, im Privat- besitze befindlihen Flächen.
Der Stadtgemeinde Cloete, den Gemeinden Kusay, Roe- wiß, der Drömlings-Korporation, der Gemeinde Wassensdorf, der Stadtgemeinde Oebisfelde, dem Rittergute Oebisfelde und der Gemeinde Kaltendorf, im Kreise Gardelegen, ist gleich- zeitig für die oben sub I1L[. bezeichneten Chausseestreäen gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung dieser Straßen auch das Neht zur Erhebung des Chausseegel- d es nal den Bestimmungen des Chausseegeldtarifes vom 29, Fe- bruar 1840 einshließlih der in demselben enthaltenen Be- stimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen die Er- hebung betreffenden zusäßlihen Vorschriften, vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen, Allerhöchst verliehen worden. Auch sollen die dem Chaussee- geldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussec-Polizeivergehen auf die gedachten Straßen zur Anwendung kommen.
— Die Versicherungsverträge, welche in Preußen mit nihtkonzessionirten ausländischen Versiche- rungsanstalten, denen in Preußen der Abschluß von Ver- siherungen ohne staatliche Konzession untersagt ist, abgeschlossen werden, sind nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, L, Civilsenats, vom 19. Januar d. J., nichtsdestoweniger für den inländishen Versicherungsnehmer rehtsverbindli.
— Nöthigt ein Gläubiger seinen Schuldner durch Gewalt oder Drohung zu der Ausstellung eines beweiskräftigen Schuldscheins über die an sich begründete, aber ohne genü- gende Beweismittel bestehende Forderung, so macht er sih dadurch nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, [T, Strafsenats, vomk3. Dezember v. J., einer Erpressung
schuldig.
— Se. Dur(hlaucht der Prinz FriedrihvonHohen- zollern, Oberst-Lieutenant und Commandeur des 2. Garde- Se S hat fich mit Urlaub nah Regensburg
egeben.
Bayern. München, 9. Februar. (Allg. Ztg.) Der Ausschuß der Abgeordnetenkammer für die Novelle zum Landtagswahlgeseße hat bei der gestern Abend fort- geseßten Berathung derselben den Anträgen, welche geheime Wahlen beantragten, mit allen gegen zwei Stimmen bei- gestimmt. Der Minister des Jnnern von Pfeuffer hatte hierbei erklärt, daß die Staatsregierung zu dieser Frage noh feine Stellung genommen habe, und er sich deshalb vorerst weder dafür noch dagegen aussprehen könne. Was die geschäftliche Behandlung der vier Steuer- geseßentwürfe betrifft, so ist, dem Vernehmen na, nunmehr vereinbart, daß nah der Beendigung der eben stattfindenden zweiten Lesung des Geseßentwurfs betreffend die Haus- und Grundsteuer, die dann noch rückständige zweite Lesung des Gesctßentwurss über die Gewerbesteuer vorerst ausgeseßt bleiben, dafür aber mit der Berathung der drei anderen Geseßentwürfe in der Kammer selbst begonnen werden soll. Eine Unterbrehung der Thätigkeit der Kammern in Foige der Einberufung des Reichstags wird vorerst nicht ein- treten.
Hessen. Darmstadt, 9. Februar. Wie die „Darmst Ztg.“ vernimmt, wird der Großherzog den Vermählungs- feierlihkeiten des Prinzen Wilhelm von Preußen und der Prinzessin Victoria Augusta von SwWleswig-Hol- stein beiwohnen und zu dem Ende am 25. d, Mts. nah Berlin abreisen.
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 9. Februar. (Els.- Lothr.-Ztag.) Die gestrige 22. Plenarsißzung des Landes- aus\{chusses dauerte von 3 Uhr Nachmittags ab 31/2 Stunden, ohne den ersten Gegenstand der Tagesordnung, den Geseß- entwurf, betreffend die Hastbarkeit des Miethers u. \. w. für Brandschaden, zu ershöpfen. Um 61/7 Uhr wurde die Debatte auf heute Nachmittag vertagt.
Oesterreich-Ungarn. Miramare, 10. Februar. (W. T. B.) Der Kronprinz Rudolf, welcher heute Vormittag 91/4 Uhr hier eingetroffen und festlich empfangen worden war, hat sich um 111/, Uhr auf der Dampf-Yaht „Miramare“ eingeschifft und auf derselben bei prächtigstem Wetter die Reise nah dem Orient angetreten.
Großbritannien und Irland. London, 9 Februar. (Allg. Corr.) Vom Premier der Kapkolonie ist nahstehen- des, Kapstadt, 6. Februar, datirtes Telegramm eingelaufen: Die Rebellen östlih von Drakensberg fahren fort sich in großen Haufen zu ergeben. Es sind ansehnliche Viehherden er- beutet worden. Der Gouverneur hat eine Petition der Rebellenchess im Basutoland erhalten, in welcher dieselben um Frieden bitten. Man hat ihnen geantwortet, daß, falls sie die Waffen niederlegten und sih der Autorität der Regierung unterwürfen, sie nicht allein Gerechtigkeit, sondern auch Groß- muth erwarten dürften.
Eine Depesche des Höchst-Komman direnden in Transvaal an den Kriegs-Minister meldet unterm 7. ds. aus dem Lager bei Laîings ‘Nek: „An der Front ist die Ruhe nirgends gestört worden. Die Postverbindung zwishen hier und Newcastle wurde heute durch eine starke Boerenpatrouille unterbrohen. Verstärkungen langen an, allein die Witterung ist sehr ungünstig.“
Der „Times“ wird aus Durban vom 8. ds. gemeldet :
Ein von gestern datirtes Telegramm, das hier aus dem Lager per Feldtelegraxh cin-egangen ist, meldet, daß die kterittere Gékorte, die am Mittwoch, begleitet von zwei berittenen Kaffern, abging, um die Pcst nah Newcastle zu bringen, mit den Beuteln zurückgekeht1t sei, nahdem sie diesseits vom Ingogo einer starken Boereñnpatrouille begegnet mar. Schüsse wurden gewecch{selt und ein Pferd v rwundet. Ein Gemciner der Kingé-Dragonergarde wicd vermißt, Es ift un- gewiß, ob er nab Newcastle entkommen. Die Stärke der Boeren wird auf 150 bis 200 Mann gesch¿ßt, und man erwartet, daß sie die Telegrapkendrähte zerscneiten werden, Ein Corps von 1(00 Boers ist im Rüdckten der linken Flanke der lagernden Kolonne erschienen. Es muß dur den Freistaat marschirt sein. Sein offeubarcs Ziel ist, Fort Amiel anzugreifen und das dort befindlide Vi-H wegzuführen. — Eine zweite Marinebrigade mit zwei Kanonen ver- ließ gestern Maritburg mit einer Truppe Husaren. Die 97er mar- \chirten heute aus, um die 60er und 92er einzuholen.
Ein Capstadter Telegramm der „Daily News“ vom 6. d. meldet :
Sir Georze Coll«y sandte ein Ultimatum an die Voeren, worin er die Insurgenten aufforderte, die Waffen am 23, Januar nieder- zulegen. Kommanda:t Joubert übermittelte dasselbe der Boeren- Regierung, die am 29. Januar von H-idelberg aus eine Antwo:t erließ. Die Bocren weigern sich, der Aufforderung Sir George Collcy's Folge zu leisten, so lange si2 Ausfständishe genanat und besbuldint reürden, unschuldige Personen irregeführt zu baben. Sie wiederholen nachdrüdlich ibre Bereitwilligkeit, den Wün» schen der Reichéregierung bezügli ihres Eintritts in eine Eid» genossenschaft Rechnung tragen zu wollen, und erklären, sie würden ib mit der Widerrufung der Annexion und Wieterherstellung der Republik unter briti! @em Protektorat begnügen. Die britisbe Fahne solle einmal im Jabre aufgezogen werden. Soilten diese Bedingun- gen verworfen werden, so müßten sie sih „auf Gott verlassen.“
— 10. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des Oberhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage Lord de la Warrs Lord Granville: er müsse eine Antwort betreffs der griechischen Frage kategorish verweigern. Die Lösung der Frage sci von großer Wichtigkeit, die Schwierigkeit der Lösung aber seit fast 3 Jahren evident ; eine positive Erklärung gerade in dem gegenwärtigen Augenblick könnte die Gefahr eines Krieges zwischen der Türkei und Griechenland erhöhen. Die Hoffnung, daß der Krieg abgewendet werden könne, beruhe ausscließlich auf seiner Kenntniß davon, daß alle Mächte einen Krieg mög:ichst vermieden zu sehen wünschten und ferner auf seiner Nicht: fenntniß davon, daß zwischen den Mächten über eine bessere Methode, dieses Resultat herbeizuführen, irgend eine wichtige Meinungsverschiedenheit bestehe.
Im Unterhause antwortete Gladstone auf eine An- frage Campbells: der Staas-Sekretär der Kolonien, Kimber- ley, habe den General Colley am 8. d. M. dahin instruirt, daß die Regierung den Boern alle billigen Garantien hinsichtlich ihrer Behandlung nah erfolgter Unterwerfung und sofern sie von bewaffnetem Wisterstande abstehen würten, gewähre und daß das Projekt in Bezug auf das Transvaalland im Hinblick auf eine permanente freund- lihe Lösung aller Schwierigkeiten abgefaßt sein würde. Lord
Hartington erklärte dem Deputirten Vöorms gegenüber, durch die in Kabul gefundene geheime russishe Correspondenz werde an dem Entschluß der Regierung bezüglih Kandahars nichts geändert. — Lord Hartington erklärte bezüglich der in Kabul gefundenen russishen Correspondenz: die Stelle in dem Briefe Stoljetoffs vom 8. Oktober: „Helfet euren Brüdern jenseit des Flusses“ beziehe sich nach Rawlinsons Ansicht niht auf den 7Fndus, fondern äuf den Orxus und demnach niht auf die Muhamedaner, sondern auf die Nussen. — Das Haus trat demnächst in die Spezial- debatte über die irishe Zwangsbill ein. Nach Ablehnung des von der Regierung bekämpsten Antrages, daß die Ver- haftung des Hochverraths verdächtiger Personen nur auf die Aussagen zweier Zeugen stattfinden dürfe, wurde die Fort: seßung der Spezialdebatte über die irishe Zwangsbill auf morgen vertagt.
— 11. Februar. (W. T. B.) Nach einer amtlichen Depesche aus Marißburg sind die in dem Gefechte am Dienstag Verwundeten am 9. d. nach Newcastle gebracht worden. — Die „Times“ erfährt, P'arnell, dessen Rück- kehr vom Festlande noch niht erfolgt ist, werde morgen in Paris mit Dillon und anderen Mitgliedern der Landliga eine Besprehung haben und seine Reise nah Amerika direkt von Frankreich aus antreten.
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Frankreich. Paris, 10. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurde die Vorlage über den Abschluß einer Konvention mit Deutsch- land, betreffend die gerihtliche Beistandsleistung, genehmigt. Hierauf wurde das Budget über die außer- ordentlihen Hülfsmittel für die Marine ve- rathen. Der Bonapartist Haentjens kritisirte das System der außerordentlichen Kredite, welhes die Finanzkontrole außerordentlih ershwere. Der Finanz-Minister Magnin wies auf das korrekte Verfahren der Re- gierung hin und bemerkte, daß kein außerordentlicher Kredit eröffnet worden sei, außer in Folge eines Be- schlusses der Kammer; der 100 Millionen betragende Ueber- \huß des Budgets von 1880 sei ein Beweis für die günstige finanzielle Lage. Rouher erkannte an, daß in Bezug auf das außerordentliche Budget die Lage eine günstige sei, glaubte aber auf die Gefahren hinrseisen zu sollen, die dem außer- ordentlihen Budget durch die Anleihe erwüchsen, und fnüpste daran weitere Erörterungen über die amor- tisirbare Rente. Der Finanz-Minister rechtfertigte das von ihm befolgte Verfahren und erklärte, den Tag für die nächste Emission der amortisirbaren Anleihe könne er nicht angeben, er werde sich hierfür Tag und Stunde wählen; Alles das werde im Jnteresse des Staats\chaßzes angeordnet werden. Fnzwischen halte er es aber für unnüß, Anleihen zu machen, so lange er über reih- lih auslangende disponible Summen verfüge. Die Vorlage wurde angenommen. — Die zweite Berathung des Preß- gesetzes ist auf nühsten Sonnabend festgeseßt. Am nächsten Donnerstag wird Janvier de la Motte die Regierung über den Crédit foncier interpelliren.
Der Senat beginnt am nächsten Montag mit der Be- rathung der Zolltarife.
Das Gerücht von der Abberufung des französischen Geschäftsträgers und General - Konsuls Roustan in Aa S wird durch die „Agence Havas“ für unbegründet erklärt.
Spanien. Madrid, 10. Februar. (W. T. B.) Jn einem unter dem Vorsize des Königs stattgehabten Ministerrathe wurde beschlossen, eine weitgehende A m- nestie für die wegen Preßvergehen Verurtheilten zu erlassen und gleichzeitig allen ausgewanderten Spaniern die Nükkehr nah Spanien zu gestatten.
Ftalien. Rom, 10. Februar. (W. T. B.) Das Mee- ting für das allgemeine Stimmrecht ist heute im Dante-Saale eröffnet worden. Dasselbe war von nur etwa 300 Delegirten besuht und trug einen durhaus privaten Charakter. Heute wurden mehrere Schreiven, Telegramme und Beitrittserklärungen verlesen. Die Verhandlungen werden morgen und übermorgen fortgeseßt. Der Presse ist der ZU- tritt zu den Versammlungen nicht gestattet. — Nach den Vit- theilungen der Abendblätter betrug die Zahl der Theilnehmer an der heutigen Sißung 489; man berieth über den Modus der Abstimmung ; die Berathung war eine sehr erregte, weil si die Delegirten nicht einigen konnten. Die Präsidenten- wahl erfolgt erst morgen.
Türkei. Konstantinopel, 10. Februar. (W. T. B.) Der österreichische Botschafter, von Calice, hat dem Sultan heute sein Beglaubigungsschreiben überreiht und da- bei betont, daß der Kaiser seinen Funktionen einen permanen- ten Charakter gegeben habe, damit die gegenseitigen Beziehun- gen sih noch inniger gestalten möchten. Zugleich bat der Bot- schafter den Sultan, ihn seines Vertrauens zu würdigen, da ihm dasselbe für die Erfüllung der ihm obliegenden wichtigen Aufgabe unentbehrlich sei.
Numänien. Bukarest, 9. Februar. (Pest. L.) Sämmt- lihe bisher von der Deputirtenkammer in Berathung gezogenen Jndigenatsgesuche israelitisher Landes- bewohner wurden abs{hlägig beschieden.
— 10. Februar. (W. T. B.) Die Kammer hat den Aus- lieferungsvertrag und die Konsularkonvention mit Ftalien angenommen. Seitens der Regierung wurde der Kammcr eine Vorlage unterbreitet, welhe die Ermächtigung zum Verkaufe des im Auslande liegenden Staatseigenthums verlangt. Dem Ina wurde der Entwurf wegen Errichtung einer Börse vor- gelegt.
Serbien. Belgrad, 10. Februar. Der „Pol. Corr.“ wird gemeldet: Ju der Skupschtina erklärte der Minister- Präsident Pirotschanaz dem Antrage des Deputirten Wal- terovic auf Ausschließung der Juden vom Richteramte gegenüber, daß sich das serbische Volk stets durch Toleranz ausgezeihnet habe und daß alle Bürger ohne Unterschied der Konfession stets ihre bürgerlichen Pflichten erfüllt hätten.
Amerika. Washington, 8. Februar. (Allg. Corr.) Der Repräsentantenhaus-Ausschuß für die auswär- tigen Angelegenheiten hat eine dem Hause zu unterbreitcnde Resolution angenommen, welche bezüglih des interozea- nishen Kanals die Monroe-Doktrin geltend macht. Die Resolution besagt, Amerika würde die strengste Neutrali- tät in transatlantishen Angelegenheiten beobachten und er- warte eine gleiche Nichteinmishung in amerikanishe Ange- legenheiten, Die Herstellung eines Proteltorats über irgend
welche unabhängige Staaten, oder die Einführung irgend eines
Planes, der das Recht einer europäischen Einmischung im Gefolge
hätte, sole als gefährlich für den Landfrieden behandelt werden. Die Herstellung eines interozeanischen Kanals, fährt die Resolution fort, würde eine Verlegung der Monroe-Doktrin sein und kann nit sanktionirt werden. Sollte der Kanal \{ließlich herge- stellt werden, so wird Amerika darauf bestehen, daß er nit unter europäische Kontrole gestellt werde. Die Resolution for- dert schließlih den Präsidenten auf, die nothwendigen Schritte zur Kündigung aller bestehenden Verträgezu thun, die mit der Erklärung im Widerspruch stehen.
New-York, 8. Februar. (A. C.) Stündlih laufen Berichte über den durch durch die furchtbaren Ueber- \chwemmungen in Californien verursachten Verlust an Menschenleben ein. Man glaubt, der Gesammtverlust werde ein bedeutender sein. Dampfer fahren auf den unter Wasser geseßten Ebenen umher, um Menschen und Vieh aufzunehmen.
Nr. 4 des Eisenbahn- Verordnungs-Blattes, heranus- aegeben im Königliwen Miristerium der öffentli&en Arbeiten, hat folgenden Inhalt : Allerhöcbster Erlaß, betreffend das Regulativ über die Dienstwohnungen der Staatsbeamten. Vom 26. Juli 1880. Regulatio über die Dienstwohnungen ter Staatsbeamten. — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 1. Februar 1881, be- treffend Ausführurgébestimmungen zu dem Regulativ über die Dienst- wohnungen der Staatsbeamten vom 26. Juli 1880. — Vom 31. Ja- vuar 1881, betreffend die Beschaffung und Unterhaltung von Fenster- Marquisen an Dienstwohnungen und Geschäftélokalen. — Vom 3. Februar 1881, betreffend Ersay der Quartalsrapporte über Dampf- wagenfahrten durch monatiih einzureihende Zugverspätungs- Nach- weilungen.
Landtags - Angelegenheiten.
m 3. Coblenzer Wahlbezirk (Coblenz—St. Goar) ift an Stelle des verstortenen Grafen v. Scmising-Kerssentrock Frhr. Franz v. Dalwigk zu Düsseldorf mit 263 gegen Emil Mallmaru aus Bcppard mit 55 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Ab- geordneten gewählt worden.
Statistische Nachrichten.
Na Mittkbeilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 30. Januar bis inkl. 5. Februar d. J. zur Armeldung ge- fommen : 144 Gbeschließungen, 892 Lebendgeborene, 43 Todtgeborene und 517 Sterbefäkle.
— Mineralwasser-Versandt aus preußischen Heil- quellen. (Stat. Corr.) Das Wasser der Leilquellen wird richt allein in den Badeorten von den Kranken cebrauht. Es erfreut si zur Heilung von Krankheiten, wie zum diätetischen Gebrau, auch außerhalb seines Ursprungsortes einer ausgedehnten Verwendung. Seine Versendung bildet daher neben der eigentlichen Badeindustrie nocy einen besonderen Industriezwein. Namentlich ist es die Fabri- kation der irdenen Flaîchen und Krüge, die sogenannte Krugbäckerei, welcbe viele Familien in der ‘Umgegend ernährt. Fürsorge für Sauberkeit der Gcfäße, in welchen das Mineralwasser verschickt wird, ift dringend nothwendig und cewährt vielen Personen ebenfaüs einträglide Besckäftigung. -
An dem Mineralwaßser-Versantt, der jährli einen sehr großen Geldumsaß veranlaßt, sind jedoch nit alle Badeorte betbeiligt. Von 98 Mineralkädern sind 26 zugleih in der Lage, Wasser aus einec oder mehreren Hcilquellen nah außerhalb zum Kurgebrauch zu versenden. Außerdem giebt es aber noch 17 Orte, in denen nur Trinkquellen vorhanden sind, dercn Wasser außerhalb des Quellortes getrunten wird. Von diesen 17 Trinkquellen befinden sid in der Landdroftei Hildesheim 1, in den Regierungsbezirken Minden 2, Wiesbaden 3, Cöln 1, Coktlenz 9, Aachen 1. Dem Staat gehören davon 4, einzelne Privatpersonen besißen 5, und 8 sind das Eigen- thum von Afktiengesellshaften. Den tedeutendsten Versantt hat die Aktienagesellidaft Apoliinarisbrunnen aus einer alkalisc-fsalini- \cen Quelle im Regierungsbezirk Coblenz. Von dem Wasser dieses Brunnens find im Jahre 1870 418 800 Krüge und 230 400 Flaschen versendet worden. Dann steg die Versendung zu folgender Höhe: 1873 833 499 Kr., 601 361 Fl.; 1876 1385473 Kr., 2980217 Fl. ; 1878 2 562 340 ganze Kr. und ganze Fl., 3598 693 balbe Kr. und balke Fl.; 1879 2757 378 ganze Kr. und ganze Fl., 2 856 220 halbe Kr. und halbe Fl. Der Verbrauch tes bekannten Kohlensäuerlings Selters (Mineralbrunnen Niedersclters im Regierungsbezirk Wiet- bad:n, Staatseigenthum) scheint in der neuesikn Zeit hinter dem des Apollinaritbrunnens zurückzubleiben, 1870 sind von dem Selterser Wasser versczicktt 2037168 ganze Kr. und Fl, 13554411 balbe Kr. und Fl. Im Jaßre 1876 betrug die Versendung 2224 292 ganze Kr. urd Fl.,, 1544572 balbe Kr. und Fl, 1878 taaegen 1528379 ganze Kr. und Fl, 1273998 halbe Kr. und Fl.; 1879 1726119 ganze Kr. und Fl., 1519869 halbe Kr. und Fl. Hicrzu ist jedo zu bemerken, daß die Versendung in ten drei leßten Jahren nur für 10 Monate angezeben ist. Es feh- len die beiden leßten Monate des Jahres, in denen noch circa 200060 Stückd versendet werden. Geht man ia der Reihenfolge nah der Menge des verschickten Mineralwassers weiter, fo nimmt Ems mit seinen alfkfalis&en Thermalquellen (Staat8eigenthum) die dritte Stelle ein. Von den dortigen Brunnen gelanzt das Wasser des Kräncben- und dcs Késselbrunners vorwiegend zur Versendung. Die- selve betrug:
1870 1/1 Ke. u. Fl. 266 638 I O 1/11 Ke. u. Fl. 59425 93213 9) 430 66 978 5 A VRRGS 100 100940 IOIOE
Nâätst dem Versandt aus Ems erreiht der Betrieb des Bell- ibaler Brunnevs im Regierungsbezirk Coblenz cine bedeutende Höhe. Das Wasser dieses Brunnens ift ein kohlensaurer Säuerling. Eine Aktiengesellschaft ist im Besitz des Brunnens und hat den Versandt seines Wassers von 1509 090 Fl. im Jahre 1877 auf ca. 500 000 Kr. und 500 000 Fl. im Jahre 1879 gesteigert, Im Jahre 1876 ist die Mineralquelle im Graubofer Holze bei Gotlar — Harzer Sauer- brunnen — aufgefunden. Dieselbe befindet sih im Privatbesitz und ist ein alfalis%-muriatisher Säuerling. Die Versentung im Jahre 1879 bat bereits eine Höhe von über 700 000 Flaschen erreicht. Die nächste Stelle würde der Rhenser Brunnen im Regierungsbezirk Coblenz (Privateigenthum) einnehmen. Der Versandt dieses Brunnens hat si von 30 000 Kr. vnd 5000 Fl. im Jahre 1871 auf ca. 500 000 Krüge und Flaschen im Jahre 1879 gehoben. Jn demselten Regicrungsbezirk ist im Jahre 1879 eine eisenhaltigkohlensaure Quelle — Genoveva bei Frauen- tiren bei Niedermendig — eröffnet worden. Dieselbe befindet sich im Privatktesiß und bat rom März bis Oktober des genannten Jahres bereits ca. 160000 Fl. und 45000 Kr. Wasser abgegebea.
Mehrere Quellen im Regierungsbezirk Wiesbaden haben einen Versandt, dessen Höhe ihnen die nächsten St.llen anweisen würde. Mit Rücksicht auf den Werth, welchen die Mineralquellen überhaupt für diesen Bezirk darstellen, theilen wir die Angaben über den ge- sammten Mineralwasserversandt aus jeuen Orten außer Niederselters und Ems mit, welche letztere oben bereits erwähnt worden sind.
1877 1879 643 993 522 525 664 218... 655 128
1875 575 512 657 707
Kränchen .
-_- Le Kesselbrunnen
Dér Mineralwasserversandt betrug aus 1870 1872 Langenshwalibah 1/1 Kr u. Fl. 29792 37727 1 85 693 125 966 Fachingen 141 545 165 965 1 Weilbach
1876 3s 236 118 949 124 927 29 678 18 106 43 539 46 324
49 267 e 5 656 4 667 4 359 a) OROO 506 Ga . 3010 Flascen . . 200 346 444 451
1879
102 032 69 683 18 491 15 234 39 223
9 524 43 518 44 151
33452 46735
24054 25511
43138 50016
3000 583
s 21 297
Dom burg 63127 (0558 Seilnan . ..« - 4 800
S(wlangenbad (außer 109 Bal- lons im Jahre 1879) E Wiesbaden .
S 310 5200 „1 SEIUGe: ck 356 11 275 a De 70 364 y
Der Regierungsbezirk Minden besizt einige Quellen, die eben- falls eizen erwähnenswerthen Versandt haben. Der Versandt aus Livpspringe, dem für Schwindsüchtize heilsamen Badeorte, ift von 17 880 Fl. im Jahre 1870 auf 39 852 Fl. im Jahre 1879 gestiegen. Aus der Ottilienquelle in Inselbad, Konkurrentin von Lippspringe, find 1870 nur 545 Fl,, 1879 dagegen 2700 Fl. versbickt worden. Driborg versendet jährlich mehr als 29090 Fl. Stahlwafsec und Herrmannsborn (oder Pombsen) hat aus seinen Quellen im Jahre 1870 36 000 FI., 1879 41200 1/1 Kr. u. Fl. und 50 300 1/2 Kr. u. Fl. verschickt.
__ BZahlreicher sind die Quellen, welde Mineralwasser zum Vetsandt liefern, im Bezirk Coktl:rz. Die Bedeutung des. Appollinarisbrun- nens, des Bellthaler, des Rhenser und des Genovevabrunnens ist bereits hervorgehchen. Erwähnung verdient außerdem nodb der Badeort Neuenabr, aus dessen Quellen 1870 27719, 1874 42259 urd 1879 36789 Kr. u. Fl. versendet worden sind. Die Elifenguelle zu Kreuznah hat während der leßten 10 Jahre den größten Versandt von 26 Fl, im Jahre 1875 gehabt, während derselbe 1879 15 096 1/1 und 8608 F FI. betrug. Die fkohlensäurehaltige Kochsalz-Eisenquelle Heilbru1nen (Staats- eigenthum) zeigt einen Rückgang im Verbrau. 1870 sind 20901 1/1 Kr. und Fl. und 6094 # Kr. und Fl. daraus vershickt worden; 1877 dagsegzn nur 6937 und 2475; dow sollen 1879 bereits wieder 14025 Stück zur Versendung gelangt sein. In der Nähe von Ahr- weiler liegt Heppingen. Der Brunnen enthält einen erdig-muria ti- hen Sodasäuerling und gehört ciner Aktiengesellsbaft. Der Ver- sandt hat im Jahre 1872 29 060 Kr. betrazen, 1879 dagegea nur 8754 Kilge.
Aus anderen Bezirken heben wir noch Imnau (Sigmaringen), einen kleinen Badeort mit erdig-salinishen Eiscnquellen, hervor, mit einem Versandt von ca. 20 000 Fl. Das berühmte Aachen hat 1874 einen Versandt von 7492 Fl. gehabt, den größten während der leßten 10 Jahre. Im Regierungsbezirk Merseburg, eine Stunde westlich von Halle, liegt der stark stickstoffhaltige alfkalishe CEisen- säuerling Neu-Ragoczi (Privateigenthum). Die Frequenz dieses Bades ist von 36 Kurgästen im Jahre 1870 auf 350 im Jahre 1879 gestiegen, Es sollte Konkurrent von Kissingen werden. Der Versandt betrug 1870 pur 200 Fl. und hat 1879 eine Höhe von 5000 Flaschen erreiht. Wollte man untersucen, unter welchem Einfluß eine Abnahme oder Zunahme im Mineral- wasserversandt stattfindet, müßte man in erster Linie über den Um- fang der künstlihen Mineralwasserfabrikation ßch informiren. Die Konkurrenz, welche das Struve-Soltmannsche künstlihe Selterwasser, fünstlihes Apollinariswasser und die enorm große Anzahl anderer Mineralwasser aus Fabriken bereitet haben, {eint auf den Verbrauch d.8 natürliwen Mineralwassers im Vergleich zu dem in früheren Zeiten stattgehabten indessen keinen allzu {weren Dru auszuüben,
— (Journ. de St. Pét.) Die Éeneral - Direktion der russi- \chen Gefängnisse, welche von dem Miristerium des Innern
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ressortirt, hat fürzlih über das erste Jahr ihres Bestehens (16. Juni
1879 bis 15. Juai 1880) Bericht erstattet. Die Zahl d:r Deten- tiorshäuser belief sich dana auf 626, welbe im Ganzen 54 253 Ee- fanzene zu fassen vermochten. Im Jahre 1879 betrug die Anzahl der Gefangenen 70 488, Es bestanden 33 Strafcompagnien, auf 7136 Personea berechnet, denen in dem angegebenen Zeitraum 9609 íIr° dividucn angehörten; 11 Zuchthäus-r mit 456 G-fangenen ; 2 Besse- rungsanstalten mit 962 Individuen; 4 Untersuchung? gefkäng- nisse mit 1134 Personen. Außerdem gab es 10 Depots (Hastaefängnisse) für die bücgerliden und zwei sveziel für Staatsverbreher. Das europäishe Rußland bat ferner 7 Vagros mit 2525 Sträflingen aufzuweisen; Westsibirien zählt 3 Bagnos, in denen 843 Sträflinge arbeiteten, Ostsibirien 2 mit 1878 Sträflingen. Endlich besteht ooch ein Bagno auf der Insel Sakkhalin, einge- ridtet für 600 Sträflinze, welhes in dem Berichtéjahr 1103 In- sassen hatte. Außerdem giebt es in Sibirien Bergwerke, in welen auss{ließlih Sträflinge beschäftigt werden, und zwar bezifferte sich die Anzahl dieser in verschiedenen Gegenden Sibiriens bergbauenden Sträflinge im Jaßre 1879 auf 10 424
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Militäcdienstoersiheruag is eine erst seit kurzer Z:it in die Praxis cingeführte neue Komdinatioa auf dzm Gebiete der Eclebungsoersiherungen. Eine kürzlih im Verlage von Gustav Fischer (vormals Friedri Mauke) in Jena unter dem Titel : „Kri= tishe Untersuchungen über Militärdienstversicherung von F. F. Hamburg“ erschieneae kleine Schcift versut, den Nachweis ¿u führen, daß die der Militärdienstrersiberung zu Grunde g.legten Systeme und Methodea unhaltbar seien, daß zur Zeit noch die nöthigen Vorbedingungen und Grundlagen fehlten, um diese Ber- siterungéart in der geübten Weise zu betreiben.
Jahrbücher für Nationalökonomie und Statisii?, gegründet von Bruno Hildebrand, hcrauëgegeben von Dr, Jo- bannes Conrad, Professor der Staats : issenschaften zu Halle a. S. Neue Folge. Zweiter Band. Erstes und zweites Heft. Jena, Verlag von Gustav Fischer. Vormals Friedrid Maufe. 1881. — Die „Jahr- bücter“ haten seit dem Erscheinen der „Neuen Folge“ die wirthshast- lien Zeitfragen eingehend in den Kreis der Bejprebung gezogen. Auch das jet vorliegende Heft enthält verschiedene Artikel, welche für diejenigen ron Interesse sein werden, welche sich eingebender mit den wirthschaftlicben Verbältnissen beshäftigen. Dieses Heft hat fol- genden Inhalt: I. Abhandlungen; Meißen, A., Der älteste Anbau der Deutschen. Besprebung Th. von Inama-Sterncgz's Deutscher Wirthschaftsgeschichte, Bd. 1, bis zum Schlusse der Karolingerperi-de. — Neuwirth, Ioseph. Der Kawpf um die Währung. 11, Lite- ratur: Elster, Dr. Ludwig, Dozeaten der Staatéwissenschaften an der Universität Halle: Die Lebentversiherung in Deutschland, Jhre volkewirtbschafilihe Bedeutung und die Nothwendigkeit ihrer gefetz- lihen Regelung. Jena, Verlag von G. Fischer, vorm. Friedr. Maufe, 1%80, Bespr. von R. Walden. — Bemerkungen über einige puntis des Versicberungswesens, in Ansbluß an die Schrift von
r, L, Elster, Die Lebensversiterung in Deutschland. Vespr. von Ad. Wagner. 111. Nationalöfkonomisbe Gesehgebung. Die Besteue- rung der Bergwerke. Von Dr, jur, Ad. Arndt. — Verordnung, betr. die Errichtung eines Volfkswirthschaftéraths. Vom 17. November 1880, 1V, Miécellen: Die Bevölkerungösbewegung in den bauptsäch- lihsten Ländern Europas. — Das Alter der Cheschließenden und das
rojentverhältniß der Verheiratheten zur Bevölkerung. — Ueber hilipp Wilhelm von Hornick. Von von Jnama-Sternezg. — Zahresberiht des Finanz-Ministers der Vereinigten Staaten ü“er das Fisfkaljahr 1879/80. Von F. Ritshl. — Cingesendete Scrif- ten. — Die periodische Presse des Auslaades, — Die periodische Presse in Deutschland. . — Von der Prachtauégalte von: „Ein Spaziergang um die Welt“, vom Freiherrn Alex, von Hübner, ehem. k. k. österr. Botschafter in Paris und am päpstlichen Hofe (Leipzig bei Schmidt
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u, Günther) sind soeben die 8—10. Lieferung erscienen. In der 8,
| und 9. Lieferunz wird die Reise auf der Pacificvahn nach Saa
Franciéco und „the Queen-City“ selbst, die im Jahre 1849 vier Hâäu- ser zählte, heute aber über 150 000 Einwobner hat, in Wort und Bild lebendig geschildert. Unter dea Vollbildern teben wir besonders hervor eine Ansicht der „Bai von San Feanciéco“, ferner das „binesisbe Vierte!“ 2c. Die 190. Lieferung führt den Lefer in die Sierra Nevada und in cines der imposantesten Thäler der Welt, das Yosemiteikal mit seinen Natursbönheiten, unter denen die Baum- riesen weltbekannt find. Tréefflide Illustrationen veranscbaulicen die herrlide Scenerie, die hier das Gebirge bietet, den „Dom des Südens“, den Brautfall, die Kathedrale 2c. 2c. Als VoUbilder er- wähnen wir „den Prairiebrand und Indianerüterfall“.
— Stolls u. Baders Buchhandlung und Antiqua- riat in Freiburg i. Br. hat soeben den 33. Katalog ihres anti- quarishen Bücberlagers veröffentlidt. Derselte enthält ein Verzeichniß von 901 Schriften uad zerfällt in 3 Abtheilungen: 1) Incunabeln (115 Nrn. vom Ende des 15. Jahrb.. größtentheils theologische und juriftis%e Werke, hin und wieder mit Holzschnitten oder Înitialen; sämmtli mehr oder weniger selten); 2) seltene Werke des 16. und 17. Jahrh. (ca. 290 Nra., theils mit Holz» schnitten, Bordüren oder Jnitialen autgestattet, übrigens des ver- \ciedenartigsten Inhalts — theologische, jucistishe, bitorisbe, phi- lologisde, medizinishe, Scbriften über Zaukerer und Hexen, über Trachten, Schriften von Joh. Eck, Eratmus, Job. Geiler von Kay- serêberg, Lutber, Macchiavelli, Melanhthon, Seb. Münster, Beat. Rbenanus, Savonarola, Thuanus, Zwingki u. \. w.); 3) Auswahl wertbkvoller Werke, betr. Gescbihte, Kunft, Literatur- und Sprach- wissenscbaft (ca. 490 Nrn., meist aus dem 19. Jahrh., mehrere auch aus dem 18. Jahrh, gleichfalls sehr verschiedenen Jahalts, darunter Drovsens Ges. der preuß. Politik, Dunckters G \ch. d:s Ältert{ums, Gecvinus’ Gesch. des 19. Fahrh., Gibbon, Lünigs Teutshes Reichs- archbiv, K, A. Menzels neuere Ges. der Veutschen, Karl Ottfr. Müllers Schriften, L. v. Ranke, Trendelen“urgs Kleine Schriften, MWaiß? Deutsche Verfassungs8zeschichte, v. Sybels Historishe Zeit- Bri 0. f. W):
— Gas Werk Unser Jabrhunderl, von DUo von Leirner (Verlag von J. Engelhorn in Stuttgart), ist bis zur 13, und 14, Lieferung (je 50 S) vorgeschritten. Dieselben behandeln die romantisde Schule in der Kunst, die klassishe Mußk und die Scau- spielkunst, und entsprechen in ihrer Schilderung durhaus dem Titel des Werks, welches ein Gesammtbild der wichiigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Gesbichte, Kunst, Wissenschaft und Industrie der Neuzeit liefern soll. Wie die frühern Lieferungen sind auch die neuen mit interessanten Porträts der hérvorragendsten Künstler, mit Facsimiles und Abbildungen ihrer Kunstprodukte ges{müdckt.
— Die am 12. d. M. erscheinende Ne. 1963 der Jllustrirten Zeitung (Leipzia, I. J. Weber) enthält folgende Abbildungen : F. Scharers Lessing-Statue für Hambura. Nach dem Modell gezeichnet von F, Ebrentraut. — Aus Albanien : Auf ein:m Skarillenweg im nord- östliben Kalkz1ebirge. Originalzei&nung von Prof. Franz Zpverina. — Auguste Mariette-Bei, {+ am 18. Jan. — Kardinal Kutscbker, Fürsterzbish-f von Wien, f am 27. Januar. — Das neue Gebäude der Kunstschule in Berlin. Originalzeihnung von G. Theuerkauf. — Im Kaspertheater. Nach einem im Besiy des Mr. I. C. Lee in Mancwbest:r befindliden Gemälde von T. Lobribon. (Zweiseitig.) — Sappho. Nach einem im Besip des Hrn. Adckermann- Teubner in Leipzig befindlichen Gemälde von E Kanoldt. — Drei neue Denkmäler Genfs. Nach photoaraphiscen Aufnahm:n. 1) Franz Diday. 2) Alexander Calame. 3) Rudolf Töpfer. — Zwei Antilcpenarten im Zoologisden Garten zu Berlin. Nab dem Leben gezeichnet von Richard Friese. 1) Die Addra Antilope. 2) Die Scirr- oder geschirrte Antilope. — Das Zwilling8paar Tocci. — Gebirn cines Hundes. — Moden: Bracelet. — Polytehnishe Mt- theilungen: Die Telegraphenkabelfabrik von Siemens u. Halske in Berlin (Querschnitt). Querschuitt des teutschen Landkakels.
Gewerbe un Sanne.
Der Aufsittsrath der Berlin-Neuendorfer Spin- nerei, Aktiengesellschaft, hat gestern bescblossen, die Dividende pro 1880 na den Abschreibungen auf 7 °/o festzusetzen.
— Der V:rwaltungérath der Schblesishen Bodencredit- A ctien-Bant hat auf Grund der von der Direktion vorgelegten Bilanz die Dividende für das Jahr 1880 auf 6è°/o festgesetzt.
— Nab dem Geschäftsberichte der Lübecker Privatbank hat das verflossene 25. Geschäftsjahr dieser Bank ein besseres Re- sultat geliefert, als anfangs erwartet werden foaunte, jo daß eine Dividende von 8 °/g vertheilt w:rden kann. Der Girofkontenver fehr der Bank umfaßte 964 Konten mit einem Umiaßz von über 41 Mil» lionen Mark. Dcr Kassenverkehr erreihte über 64 Millionen Marf, der Gesammtumsaz aller G:\chäftsbranchen zusammen 2594 Mile lionen Mark. Das Gewinn- und Verlustkonto \cließt mit 103 114 Gewinn, woven die Uktionäre 96 000 H, der Aufsichtsrath 3306 H, der Vorstand 1653 4 und die Beamten 1102 A erhalten.
— Die „New-Yorker Hd18.-Ztg.“ äußert siv in ihrem vom 98. Januar datirten Wochenbericht über die Geschäftelage folgendermaßen: Die allgemeine Geschäftslage ift b¿friedigend, Und wären nit die noch immer nicht gänzlich beseitizten Verkebrs1törungen, so würde die Saison {on vollständig eröffnct )jcin. Im Exporthandel mat si die Diéparität der diesseitigen und eurorâiswven Markt- preise für Brodstoffe, nah wie vor, schr fühlbar, die Spekalation in Getreide ershlafffr zwar tägli mehr, aber dennob sind de Vershiffungea ganz unbedeutend Mit dem Eintritt besserer Witterung werden die Vorcäth. so stark anshwellen, daß die Realisirung nicht länger vere hoben werden fann und daduarh Preise genügend herabzedrüdt werdea, um den Expoct im großen Maßstabe zu ecm3glihen. Das Geschäft am Waaren- und Produkienmarkt war rußig, im Allgemeinen jcdoh befriedigend. Das Befrattungsgeschäft verblieb leblces und wurden für volle Getreideladungen troß eines stäiferen Exportbegehrs für Weizen und Mais nur adt Sciffe geslosen. Baumwolle hatte in ditponibler Waare sowohl wie in Ter- minen bei. mattec Preistendenz schr stilles Gescäft. Mio Caffee sowie ostindise Sorten warea vernacläisigt und flau Raffinirtes Petroleum ftand in gutem Er- pertbegehr und war fest und steigend. S&malz zog unter dem Ein- fluß ashaltendcer Nabfrcage Seitens der Spekulation und Verschifter no weiter an; Schweinefleish sowie Rindfleisch fanden mehr Beab- tung. Am Hopfenmarfkt bewegten sich Pceise der feinen Quali- täten in steigender Tendenz. Harz sowie Terpentinöl batten stillen Berfehr und fonntz letzteres die hôcbsten Notirungen der Woche nicht ganz behaupten. Ueber fremde Manufakturwaaren ist nicts Neues von wesentlichem Interesse zu berichten. Der Import fremder Webstoffe betrug für die heute beendete Wowe 2 797 342 Doll. gegen 2 839 546 Dol. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Nürnberg, 9. Februar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die Situation des Hopfengeschästes hat sich infofern etwas geändert, als seit einigen Tagen wieder kleine Posten geringer Waare zu niedrigen Preisen sür Rewnung des Exports gekauft wur- den. Der Umsatz seit Montag beläuft sich auf ca. 400 Ballen; be- sonders gesuct sind gutfarbige Miltelhopfen. Die Preise sind unver- ändert, die Stimmung ist ruhig. Die Notirungea lauten: Markt- waare prima 100—115 M, mittel 85—95 M, Gebirgéhopfen 120 —140 4, Hallertauer Siegelgut (Wolnzach Au) prima 125—145 M, mittel 95—115 M, Hallertauer prima 120—140 M, mittel 90— 115 M, Aischgründer prima 120—130 F, mittel 90—100 M, Württemberger prima 120—145 M, mittel 90—110 ÆM, Badische prima 120—140 M, mittel 90—110 Æ, Polnische prima 135— 150 M, mittel 90—110 Æ, Elsäfser prima 115—130 H, mittel 90—110 M, geringe aller Sorten 65—75 M
Verkehrs-Anstalten.
Triest, 10. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Espero* ift heate Vormittag aus Konstantinopel hier einge- troffen.