1881 / 43 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Feb 1881 18:00:01 GMT) scan diff

bedürfen, daß aber die Regierung bei der Versagung der Bc- stätigung gebunden sein soll an die Zustimmung des Bezirks- raths resp. des Provirzialraths. Redner stellte in diesem Sinne einen Antrag.

Frhr. von Malgzahn äußerte die Ansicht, daß Dan Rerren haus gar feine Veranlassung habe, von seinen Beschlüssen ab- zuweichen. Das Herrenhaus habe nur das Recht der Krone gewahrt, und wolle das Abgeordnetenhaus hier etwas hinein- bringen, was nicht hinein gehöre, so sage man: „Wartet bis die Städteordnung zu Stande gekommen ist.“ Das Abge- ordnetenhaus wolle hier nur eine Pression auf den Minister ausüben. Wenn, wie er glaube, das Geseß nicht zu Stande fomme, werde das Land schon wissen, wer die Schuld daran trage.

Graf zur Lippe erwiderte, er halte den Antrag Struck- mann für unannehmbar. Je fester das Hans an seinen früheren Beschlüssen festhalte, desto mehr Einfluß übe es damit auf das andere Haus aus.

Der Minister des Jnnern, Graf zu Eulenburg erklärte den Antrag Struckmann für unannehmbar und empfahl dem Hause ledigli bei seinem früheren Beschlusse zu beharren.

Nachdem noch Freiherr von Landsberg sih für den An- trag Struckmann, event. für den Beschluß des Abgeordneten- hauses, die Herren Hache und Bredt sih aber für den Antrag der Kommission erklärt hatten, wurde der Antrag Struckmann abgelehnt und der §. 7 in der Fassung des Abgeordneten- hauses gestrichen.

Die 88. 8 und 9 wucden nach den Beschlüssen des Ab- geordnetenhauses ohne Debatte genehmigt. Bei 8. 10, welcher nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses folgendermaßen lautet:

„Der Bezirkära'h beschließt, soweit die Beshlußfassung na den Gemeindeverfassuna8geseßen der Aufsihtébehörde zuftebt,

1) abgesehen von den Fällen des §. 8 ü er die zwischen dem Gemeindevorstande und der Gemeindevertretung entstehenden Mei- nungsverschiedinheiten, auf Anrufen des einen Theiles, falls die Ange!ezenheit nicht auf si beruhen bleibeu kann,

2) an Stelle der Gemeindebehörden, im Falle ihrer durch widersprechende Interessen herbeigeführten Bescblußunfähigkcit,

3) an Stelle der na Maßgabe der Gemeindeverfassungsgeseße aufgelösten Gemeindevertretung. bs Las Bezirksrath beschließt ferner an Stelle der Aufsichtsbe-

orde:

4) über die Art der gerichtliden Zwangevollstreckung wegen Geldforderungen gegen Stadtzemeinden (8. 15 zu 4 des ECinfüh- rungsgeseßes zur Deutschen Cinilprozeßordaung vom 30. Januar 1877, Reichs-Geseßblatt Seite 244),

5) über tie Feststellung und den Ersay der Defekte der Ge- meindebeamten rad Maßgabe der Verordnung vom 24. Januar 1844 (Geseßz-Sammlung Seite 52): der Beschluß ift vorbehaltlich tes ordentlihen Rehtéweges endgültig. .

Ein Beanstandungsreht des Bürgermeisters gegen Beschlüsse tes Gemeindevorstandes findet, abgesehen von den Fällen des §. 8, fernerhin nit statt.“ _ E

beantragte die Kommission folgende Fassung: Der Bezirkérath beschließt, soweit die Beshlußfassung na den Gemeindeverfassung- gesehen der Aufsichtsbehörde zusteht, 1) abg schen von den Fällen des §. 7 über die zwischen dem Gemeindevorstande und der Gemeindevertretung oder zwischen dem Bürgermeister und dem kollegialishen Gemeindevorstande entstehen- den Meinungsverschicdenheiten, auf Anrufeg des einen Theiles, falls die Angel gee nicht auf sih berußenzbleiben kann, 2) an Stelle der Eemeindebehörden, “um Falle ihrer dur widersprechende Interessen herbeigeführten Beschlußunfähigkeit, 3) an Stelle der nah Maßgabe der Gemeindeverfassungtgesetze aufgelösten Gemeindevertretung. Der Bizirkärath beschließt ferncr an Stelle der Aufsichtebehörde : 4) üter die Art der gerichtlibea Zwangsvollstrcckung wegen Geldforderungen gegen Stadtgemeinden (§8. 15 zu 4 des Ein- führungégeseßes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 30. Januar 1877, Reichs-Gesetblatt S. 244), 5) über die Feststellung und den Ersaß der Defekte der Ge- meindebeamten rah Mafgabe der Verordnung vom 24. Januar 1844 (Gesez-Samml. S. 52); der Beschluß ift vorbehalilih des ordentlichen Rechtswegs endgültig. y entspann si cine Diskussion, bei welcher die Herren Bredt und Hasselbah darauf hinwiesen, daß die von der Kommission beschlossene Hinzufügung:

„Oder N dem Bürgermeist:-r und dem kollegialishen Eemeir.de-

vorstand“ nicht im FJnteresse der Gemeindeverwaltung liege, denn ein Bürgermeister, der niht einmal mit dem eigenen Kolle- gium sih in Uebereinstimmung befinde, habe kereits die Auto- rität verloren und könne nichts besseres thun, als seine Stel- lung zu räumen. Nachdem auch noch die Herren Dr. Bese- ler und Graf zur Lippe, wie auc der Minister des Fnnern, Graf zu Eulenburg, si für die Annahme des Beschlusses des Abgeordnetenhauscs ausgesprochen hatten, wurde derselbe von der Majorität angenommen und der Antrag der Kommission verworfen.

Weiter entspann si eine Debatte bei §. 17. Die Kom- mission hatte beantragt, die von dem Abgeordnetenhause bc- \{lossene Fassung anzunehmen, nah welcher die Aufsicht über die Verwaltung der Angelegenheiten der Landgemeinden in erster Jnstanz von dem Kreisausschusse, in höherer und leßter Instanz von dem Bezirksrath ausgeübt werden foll. (Sthluß des Blattes.)

Der Kaiserliche Botschaster, Graf von Haßfeldt ist na Konstantinopel zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsisher Staats-Minister des Jnnern und der Auswärtigen Angelegenheiten von Nostiz-Wallwit, Königlich sächsischer Geheimer Rath Held, Königlich württembergisher Präsident des Staats-Ministeriums Dr. von Mittnacht, Großherzog- li hessisher Staats-Minister Dr. Frhr. von Starck, Prä- sident des Großherzoglih hessischen Finanz-Ministeriums, Wirklicher Geheimer Rath Schleiermacher, Herzoglich \sacsen-altenburgisher Staats-Minister von Leipziger und Fürstlih s{chwarzburg-sondershausensher Wirklicher Geheimer

ath Reinhardt sind in Berlin eingetroffen.

An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauch s- steuern sind im Reich (einschließlich der kreditirten Be- träge) für die Zeit vom 1 April 1880 bis zum Schluffe des Monats Januar 1881 zur Anschreibung gelangt (ver- lichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) : Bölle 154013344 Æ (+ 31952180 M), Rübenzuckersteuer 48 293 138 (+ 3 219 463 M), Salzsteuer 31 478 510 Æ (+ 656479 M), Tabafksteuer 5914055 f (+ 4959566 A), Branntweinsteuer 31370459 (+967 511 M), Uebergangsabgaben von Branntwein 102 259 Æ(— 2609 M), Brausteuer 14 130 979 # (+ 517 410 A), Uebergangsabgaben

von Bier 891 680 M (+ 81 486 M), Summe 286 194 424 A (+ 42351486 M6), Spielkartenstempel 906 261 # (— 6072 A). Die zur Reichskasse eangie JFst-Einnahme abzüglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeihneten Einnahmen bis Ende Januar 1881: Bölle 135 503 232 M (+ 19752 069 M), Rübenzuckersteuer 42 614 734 M, (— 4668605 A6), Salzsteuer 29 009 858 M (+ 952 448 M), Tabakfsteuer 1 234 164 Á (+ 436 796 M6), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 28 855 701 A (— 1 946 526 A), Brausteuer und Ueber- gangsabgabe von Bier 12738176 # (+ 504144 4), Summe 249 955 865 4 (+ 15 030 326 M), Spielkfartenstempel (eins{ließlih der Nahsteuer) 808 774 M (— 97 647 M). (Jn der vorigen (Dezember-) Nachweisung war in Folge einer Ziffernverwechselung die Jst-Einnahme der Rübenzucker- steuer um 8054 4 zu hoch, der Salzsteuer um 406 703 zu niedrig, der Tabafsteuer um 398 649 4 zu hoch angegeben. Der dieserhalb erforderlihe Ausgleih i in der vorstehenden Nachweisung bei den bezeichneten Einnahmen bewirkt.)

Das Einbringen der Sachen des Miethers in die gemiethete Wohnung {tellt sih, nach einem Urtheil des Rei ch s- gerichts, II. Strafsenats, vom 23. November v. JF., als eine der wirklihen Uebergabe analoge Handlung des Miethers dar, wodurch dem Vermiether wenigstens ein mittelbarer Besiß verschafft wird. Der Miether bleibt zwar im Naturalge- wahrsam und im vollständigen Besiß der inferirien Sachen ; er wird unvollständiger Besißer der Wohnung und bringt die mit der Absicht, daß sie daselbst, wenn auch nicht dauernd bleiben sollen, inferirten Sachen dadurch in ein Pertinenz- verhältniß zu der Wohnung. Der Vermiether behält aber den vollständigen Besiß der Miethswohnung wie des Hauses und erlangt dadurch über die eingebrahten Sachen des Miethers ein solhes Herrschaftsverhältniß, daß er jede ihm nachtheilige Disposition des Miethers über dieselben, jedes Herausschaffen aus der Wohnung und aus dem Hause hindern und eintretenden Falles behufs Realisirung seines Pfandrechts die Sachen retiniren kann. Hieraus erhellt, daß dieses Recht des Vermiethers kein bloß:r Pfandtitel, sondern ein wahres Pfandrecht ist und mit der Einbringuna, nicht erst mit der Retention entsteht. Das Pfandrecht kann {on vor Beendi- gung des Miethskontraktes geltend gemacht werden, und diesem Pfandrecht unterliegen au diejenigen Sachen, welche geseßlich fein Gegenstand der Exekution sein sollen, da dasjenige, was ausdrücklich verpfändet werden darf, auch stillshweigend ver- pfändet werden kann. An diesem Rechtszustande hat weder die preußishe Konkursordnung vom Jahre 1855, noch die Neichs-Konkursordnung etwas geändert. Das Pfandrecht er- list bezüglih derjenigen Sachen, welcher der Miether mit ausdrückliher oder fstills&weigender Einwilligung des Ver- miethers aus dem Besißthum des Leßteren entfernte. Dagegen stellt si die heimliche, wider Wissen und Willen des Ver- miethers geshehene Fortshaffung der Jllaten als eine rechts- widrige, das Pfandrecht des Vermiethers verleßende Handlung des Miethers dar.

S. M. S. „Nymphe“, 9 Geshüße, Kommandant Korv. Kapt. Schröder, ist am 18. Fanuar cr. in Curaçao ein getroffen und beabsichtigte am 10. Februar cr. nach Jamaica in See zu gehen.

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Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. Februar. Bei dem am 23. d. zu Ehren der Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen beim deutschen Bot- schaster Prinzen Reuß stattfindenden Balle wird mit Geneh- migung des Kaisers die bestehende Hoftrauer abgelegt.

Großbritannien und Jrland. London, 17. Februar. (Allg. Corr.) Der Vizekönig von Frland war vorgestern der Gast des Lord-Mayors von Dublin bei einem ihm zu Ehren gegebenen Bankett im dortigen Mansion: House und hielt in Erwiderung eines Toastes auf „das Gedeihen Jrlands“ eine Rede, in welcher er die Zustände des Landes besprach. Er drückte die Hoffnung aus, daß das Schlimmste vorüber und bestritt, daß die Engländer in diesem Augenblick von einem Gefühl der Bitterkeit und Gehässigkeit gegen die Jrländer beseelt seien. Er habe oft gewünscht, daß Leßtere von ihren faltblütigeren Nachbaren jenseits des irischen Kanals einen gewissen Grad von Mäßigung und die Fähigkeit, beide Seiten einer Frage zu betrachten entleihen könnten. Er selbst sei einer von den vielen Engländern, die den Wunsch hegten, das Volk der britishen Jnseln nicht allein dem Stamme, sondern auc der Gesinnung nah einig zu sehen.

18. Februar. (W. T. B.) Jm Laufe der heutigen Sißung des Unterhauses trat Parnell in das Haus ein und wurde von den irishen Deputirten mit lautem Beifall em- pfangen. Northcote richtete eine Aufforderung an den Sprecher betreffs Abänderung der neuen Vorschriften über die dringlichen Debatten, da andernfalls mehrere konservative Deputirte, obschon fie den Antrag Gladstone's billigten, doch wegen der Ab- stimmung in Verlegenheit gerathen würden. Der Sprecher erklärte, daß er seine Antwort bis zur nächsten Sißung aus- seßen müsse, Die Einzelberathung der irishen Zwangs- bill wurde hierauf fortgeseßt. Der Vorsißende erklärte eine Reihe der gestellten Zusaßanträge für unzulässig. Der erste Artikel der Zwangsbill wurde nit 202 gegen 44 Stimmen angenommen. Anläßlich der Berathung des Art. 2 fand eine lebhafte De- batte über den Zusaßantrag Gray's statt, daß durch das Gesey die alten Rechte und Privilegien der Deputirten

niht beeinträhtigt werden, noch deren Verhaftung oder Gefangenhaltung während der Session ohne Zu- stimmung des Parlaments gestattet werden solle. Der

Premier Gladstone bekämpste den Antrag und er: flärte: die Deputirten genössen keine Privilegien in Bezug auf Kriminalvergehen. Northcote sprah ebenfalls gegen den Antrag, ist aber der Ansicht, der Vorschlag, daß dem Parla- mente von der Verhaftung eines Depuiürten Kenntniß gegeben werden solle, verdiene Beachtung. Der Zusaßantrag Gray's wurde ohne Abstimmung verworfen, worauf Gray denselben nah den Vorschlägen Northcote's abänderte. Das Haus nahm diesen so amendirten Antrag ohne Abstimmung an, nahdem auch die Regierung demselben zugestimmt hatte.

Im Oberhause erhielt der Herzog von Argyll seine Anschuldigungen gegen Lord Lytton aufrecht, der seiner- seits dieselben nochmals widerlegte. Am Schluß der zwei- stündigen resultatlosen Diskussion erklärte Lord Lytton, er Vertage seinen Antrag bezüglih Kandahars auf den 28.

Nah einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Blomfontein, von heute, ist der Volksrath des Oranje-Freistaates vom Präsidenten Brand mit einer friedlichen Rede eröffnet worden. Wie verlautet, würde die Majorität sih für strikte Neutralität in dem Kampfe zwischen den Boeren und den Engländern aussprechen. Ein Tele- gramm aus Newcastle, von gestern, meldet: Die Truppen- attheilung des Generals Wood ist auf ihrem Marsche hier- her zwar nicht angegriffen, aber von einer starken Abtheilung Boern fortgesezi beobachtet- worden. Jn der Nachbarschaft von Newcastle wurdé eine Anzabl Wagen und Vieh von den Boern weggenommen.

Avs Kalkutta wird dem Reutershen Bureau unter dem heutigen Tage berichtet: Ein mit einer Mission an die indische Regierung betrauter Gesandter des Emirs von Afghanistan ist in Peshawur angekom- men. Nachrichten aus Kandahar zufolge war eine Abtheilung der Armee des Emirs in Ghazni eingetroffen. 19. Februar. (W. T. B.) Die in Kabul aufge- fundenen russishen Schrift stücke sind nunmehr offiziell publizirt worden; ebenso auch eine Depesche Plunketts an Granville vom 5. Oktober v. J., in welcher derselbe eine Un- terredung mit dem Baron Jomini mittheilt. Leßterer habe erklärt, der Kaiser habe dem General Kauffmann den striften Befehl ertheilt, si jeder Mittheilung an den neuen Emir zu enthalten. Eine weitere Depesche Lord Granville's an Lord Dufferin vom 9. d. sett denselben von einer Unterredung nit dem Fúrsten Lobanoff in Kenntniß, der ihm mittheilte, Lord Beaconsfield habe seiner Zeit dem Grafen Schuwaloff erklärt, daß er sih keineswegs über die Haltung Nußlands in Afgha- nistan beklage. Die Aktion der indiscen 3egierung sei über- s]stürzt und inopportun gewesen. Fürst Lobanoff habe erklärt, die Unterhandlungen mit Schir Ali seien durh den Umstand hervorgerufen worden, daß Rußland an eine Kriegserklärung Englands gegen Rußland dachte.

Jn parlamentarishen Kreisen wird mitgetheilt , der Sprecher des Unterhauses werde am Montag die neuen Vorschriften über die dringlihen Debatten modifiziren, um den von Northcote in der gestrigen Sißzung gemachten Einwendungen zu begegnen.

Nach einer amtlichen Depeshe aus Newcastle, vom 18. d., ist General Wood nah Maritburg zurückgekehrt, um die Formation und den Marsh der zweiten Truppen- folonne, die aus den Verstärkungen gebildet wird, die gegen- wärtig ausgeschifft werden, zu überwachen. Der Weg ist voll- ständig frei.

Frankreich. Paris, 17. Februar. (Cöln. Ztg.) Jm Kabinetsrath wurden heute die Ernennungen für die fünf erledigten Erzbisthümer und Bisthümer festgeseßt. Duqueënoy, Bischof von Limoges, wurde zum Erzbischof von Cambrai, Abbé Samason, P'arrer in Autcuil (Paris), zum Bischof von Limoges, Generalvikar Billard zum Bischof von Carcassonne, Rougerie, Decan von Rochehouart (Haute Vienne), zum Bischof von Pamiers ernannt.

Jeßt hat man ein fast vollständiges Bild von den Ge- meindewahlen, die am 9. und 16. Januar stattfanden. Die Färbung von 35 108 Gemeinderäthen is gegenwärtig be- fannt; von ihnen sind 19961 republikanisch. Die Meinung von 5750 Gemeinderäthen is :weifelhaft oder neutral.

18. Februar. (W. T. B.) Nachrichten aus Algier zufolge haben die niht unterworfenen Stämme von Tunis neuerdings einen Einfall in algerishes Gebiet unter- nommen und dabei mehrere französishe Unterthanen getödtet.

Ftalien. Rom, 18. Februar. (W. T. B.) Die Depu- tirtenkammer hat heute den ersten Artikel des Geseß- entwurfs, betr. die Abschaffung des Zwangscourses, einstimmig genehmigt. An der Abstimmung nahmen 310 Depu- tirte Theil ; ein einziger enthielt sich der Abstimmung. Hier- auf wurden auch die Artikel 2 und 3 der Geseßvorlage an-

genommen.

19: Februar (W D D) Der Popolo No- mano“ bezeihnet die Gerüchte über Veränderungen im Kabinet, sowie über bevorstehende Ernennungen neuer Generalsekretäre als verfrüht. Der Ministerrath habe nur beschlossen, die Errichtung eines Post- und Tele- graphen-Ministeriums ins Auge zu fassen.

Serbien. Belgrad, 18. Februar. (W. T. B.) Der türkishe Gesandte Seremid-Effendi ist, da er die Uebernahme des Gesandtschaftspostens in Cetiinje ablehnte, in Disponibi- [lität verscßt worden. Bis zur Ankunft des neuen Gesandten Kalib-Bei hat All i-Bey die Geschäfte der Gesandtschaft interimistish übernommen. Jn der Skupschtina wurde von Stanojevic eine Jnterpellation wegen Ueberschreitung des Zolltarifs in Bezug auf serbishe Produkte von Seiten der bulgarishen Zollämter eingebraht. Die Regierung hat der Skupschtina die mit der Union génerale in Paris abgeschlossenen Verträge über die Beschaffung des Kapitals für den Ba2u und Betrieb der serbishen Bahnen, über eine Anleihe behufs Konsoli- dirung der Staatsschulden und behufs Abzahlung der beiden leßten während des Lricges gemachten Requisitionen und über die Errichtung einer serbischen Nationalbank vorgelegt. Die Skupschtina beschloß, diese Verträge einer aus 15 Mitgliedern bestehenden Kommission zu überweisen. Fn Beantwortung der von Pasic und Genossen über die Eisenbahnen einge- brachten Jnterpellation erklärte Minister Mijatowic, daß er alle Offerten dem Ausschusse vorlegen und demselben über den ganzen Gang der Verhandlungen mit der Union géneral eingehende Mittheilungen machen werde,

Griechenland. Athen, 18. Februar. (W. T. B.) Die Kammer hat heute den Geseßentwurf über die proviso- rishe Organisation der Nationalgarde in dritter Lesung angenommen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. Februar. (W. T. B.) Die Meldung der „Daily News“ aus Khe- lat, daß die Teke-Turkmenen in Kandahar um Ver- stärkungen gebeten hätten und daß General Sfkobeleff durch persishes Gebiet zu marschiren beabsichtige, wird von der „Agence Russe“ mit dem Bemerken dementirt, daß General Sfkobelef sich auf der Rückreise nah Rußland befinde und bereits in Krasnowodsf angekommen sei, sowie daß Ge- neral Sfobelef an eine Okkupation von Merw niemals ge- dacht habe. Dem Korrespondenten der „Daily News“ sei es übrigens gar nicht möglich, die Absichten der Turkmenen zu kennen, weil er in dem Augenblicke verhaftet worden sei, wo er gegen das von der persishen Regierung erlassene Verbot die Grenze hake überschreiten wollen, um sih zu den Teke-Turkmenen zu

begcben. Alle Nachrichten über Rüccktberufung der in ge- wisse Provinzen entsendeten Senatoren sind unrichtig. Es wesen die Berichte über diese Senatorenrevisionen von der Regierung für die beabsichtigten Reformen benußt werden. Der Rest der Aktien der Eisenbahnlinie Charkow- ticolajeff ist vomStaate angekauft worden ; derselbe wird den Betrieb der Bahn selbst in die Hand nehmen Das „Journal de St. Pétersbourg“ weist eben- falls die Meldung der „Daily News“ aus Khelat über den tarsch Skobeleffs als unbegründet zurück und bezeichnet dieselbe als eine sensationelle. General Skobeleff solle nit durch persishes Gebiet marschiren, sondern vielmehr zurüd- kehren; von einem Marsche bis Merw sei niemals die

Rede gewesen. Da die russishen Truppen einen Theil ihres Proviants aus Chorassan bezögen, liege es um so mehr im Jnteresse Rußlands, Persien keinen

Anlaß zur Unzufriedenheit zu geben. Dem „Daily Tele- graph“ gegenüber, der von Lord Hartington über angebliche Vorschläge Rußlands betreffs einer „Theilung Asiens“ Aufklärungen verlangt hatte, bemerkt das Journal, die ruf- sische Politik habe sih niemals mit solchen chimärishen Plänen bes@äftigt, und die russische Diplomatie habe niemals sol’ ab- surde Eröffnungen an England gemacht. Von einer Gebiets- theilung sei niemals die Rede gewesen ; Lord Clarendon und Fürst Gortschakoff hätten seiner Zeit nur die Absicht gehabt, eine Uebereinstimmung in den allgemeinea Fragen herbei- zuführen, um einen modus vivendi zu fördern, durch welchen die privaten Jnteressen beider Staaten gesichert würden. Kein einziger Diplomat abcr habe vorgeschlagen, die Schwierigkeiten in Asien mit einem Schlage zu lösen.

Amerika. Washington, 18. Februar. (W. S. B) Die Kommission des Senats zur Berathung der Bill, betreffend die Konvertirung der Staatsschuld hat gestern beschlossen, den Zinsfuß für die Obligationen auf 31/2 Proz., und denjenigen für die Certifikate des Sqhahÿ- amtes auf 3 Proz. oder darunter festzuseßen. Die Dbligatio- nen sollen nah 5 Jahren amortisirbar und innerhalb 20 Fah- ren rückzahlbar sein. Die ganze Anleihe soll 30 Tage lang zur öffentlichen Subskription aufgelegt werden, bevor die ZU- ertheilung an ein Syndikat erfolgt. Die Kommission hat dem Senate ihren Bericht bereits zugehen lassen.

18. Februar, Abends. (W. T. B.) Der Senat hat die Bill über die Konvertirung der Staatsschuld heute genehmigt.

Nr. 7 des Central-Blatts für das Deutsche Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt : Konsulatwesea: Ernennung; Ermättigungen zur Vornahme von Civilstandé-Aften; Excquatur-Ertbeilung. Finanzw:fen: Nacb- weisung der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern, sowiz anderer Einnahmen des Reichs vom 1. April 1880 bis Eadez Ja- nuar 1881. Polijeiwesen: Autweisung von Auëtlärdern aus dém Reichs gebiete.

Nr. 7 des DeutschenHandel8-Archivs, Wochensch:ift für Handel und Gewerbe, herausgegeben in Reichsamt des Innern, enthält: Gesetgebung: Decutsdes Reich: Bestimmung wei- terer Zolistellen, wel&e zur unbeschränkten Abfertigung von Baum- wollgarn, Leinengarn und Leinenwaaren befugt sind. Destecreich- Ungarn : Zollbehandlung des elektrolitishen Rohkupfers. Berichte : Deutsches Reih: Zur Hebung des deutshen Ausfuhrhandels. Dresden. Chem iß. Frankfurt a. O. Görliß. Stettin. Bromberg. Königéberg. Magdeturg. Erfurt. Müncben. Rußland: Bericht über den Seeweg nah Sibirien. Handels- beriht aus Rostcf am Don für 1880. Argentinis%e Republik : Buenos Ayres. Frankreich: Handelsberit aus Saigoa (Cocin- hina) für die Iabre 1878 und 1879, Grof. britannien: Manchefter. Gla8agow.

Nr. 4 des Armee-Verordnungs-Blatts hat folgenden Inhalt : Einführung des Helmes an Stelle des Tschakos für die Lant wehr-Infänterie. Verlegung des Hauptd: pots der Befestigun- gen an der unteren Elbe und Weser von Stade nach Geestemünde. Verlegung des Wohnsitzes des Garnison-Baubeamten des süd- lid:n Baudistrkts im Bezirk d:s 111, Armee-Corps von Berlin na Brandenburg a. H. Erläuterung des §. 53 der Bestimmungen über tas Militär- Veterinärwesen, Beschwerden über die Bcscbaffeu- heit der an die Truppen im Jahre 1880 verabreibten Naturalien. Abänderungen der Schießinstruktion für die Fuß-Artillerie und Pioniere. Beleens der Bücbsenmawerstellen bei den Kaoallerie- Regimentern. Ersaßkorne für Schußwaffen M/71, Erêéffnurg neuer Eisentahn. Bronziren der Lisirmarken. Aufgabe von Nathträgen zu den Irstruktionen, betreffend 1) das Infanterie-GBe- webr M/71, 2) die Jägerbücbse M/71 und 3) den Kavalecrie-Karabiner M/71, fowie 4) zu der Vorschrift für die Inftanthaltung der Waffen bei den Truppen. Anwendung des Requisitionéeseines bei Beför- deruzg einzelner Ersaß- und Reserve- 2c. Mannschaften auf Eisen- bahrecn. Deklaration der §8. 228 und 251 des Reclements über die Bekleidunz und Ausrüftung der Truppen im Frieden vom 30. April 1868. Deponirung zeitweilig entbeh:liher Ersparnisse der Mannschafts-Kantinen. Anleitung für die Bedienung der Festungs- und Belagerung8geshüte. Erläuterung dcs § 33 dir Bestimmungen über das Militär-Veterirärwesen. Nachtrag zur deutschen Wehr- und zur Heer-Ordnung. Abänderung dcr teutschen Wekrordnung. Wohlthätigkeit.

Nr. 7 des Justiz-Ministerial-Blatts hat folgendeu Snhalt: Personalveränderungen, Titel- und Ordenévir:eihungen bei den Justizbehörden. Allerhöbfte Erlasse, Ministerialverfügungen und Eatscheidungen der obersten Gerichtshöfe.

Nr. 3 des Central - Blatts der Abgaben-, Ges werbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlich preußishen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Geseßsammlung und im Reichsgeseßblatte ersbienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine VerwaltungEgegenftände: Zahlung voa Dienstbekleidun;szuschüssen und Stellénzulagen an suspecndirte Au‘seher. Anschreibung des Postverkehrs in den Uebersichten über den Waarenverkehr zur See. Veränderungen in dem Stande und iu den Befu nissen der Zoll- und Steuerstellen. JIndirekte Steuern: Tarifirung von Filzstumpen zu Hten. Verpflichtung zur Anmeldung von Waaren, welcbe keinen Verkehrébeschränkun;en unterworfen sind. Erleichterungen bei der Ermittelung des Netto- gewichts des mit dem Anspruch auf Steuervergütung in Fässern aus- zuführenden Zudckers. Zollbehandlung vom Petroleum. Erleich- terunzen bei der Abfertigung des mlt dem Anspruch auf Steuerver- gütung auszuführenden Branutweins. —Personalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vom 1, Dezember 1880 für die einzelnen Kreise des preußi- \{en Staates. Im Anschluß an die „Vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vom 1, Dezember 1880*, welche in Nr. 2 der „Sta- tistishen Cor1espondenz“ vom 15. Januar d. J. für die Stadtzemein- den mit mehr als 10000 Einwohnern, in einer Extranummer vom 2. Februar d. I. für den gesammten Staat, die einzelnen Provinzen und Regierungs- und Landdroftei- Bezirke veröffentliht worden sind, theilt dieselbe unter dcm 12, Februar die vorläufigen Ergebnisse für

die einzelnen Kreise und Oberämter im preußishzn Staat mit, unter

gleizeitiger Hinzufüzung der Zu- bzz¡w. Abnahm? der Bewohnerzahl ; in der Zeit vom 1. Dezember 1875 bis 1. Dezember 1889, wobei bet | Gebieteveränderungen die Zahlen für 1875 entspcechend geändert sind. |

Die tefizitiven Ergebnisse werden später folgen.

| Hügelland und

und Zigcunern gemisdt. Das Gouvernement enthielt mithin eine DarH- \hnitt8;abl von 2349 Perforen auf die Quadratmeile, von 43 Per- so: en auf das Quadratkilometer. Ja zwölf Kreise getheilt. zerfällt das Gouvernement seiner Bodenbeshaffenhzeit nach in Niederung, Steppe. Die Niederang, rei an Sümpfen und

| Waldungen, umfaßt den Norden des Gouvernements, den Kreis Ra-

i domysl[ und den nörtlihen Theil des Kreises Kiew.

rtsanwesende am | Zunofme (+) Kreise. n 1 Dezember n | Abn/bme (—) * = Stadtkreise.) E L S | 1880 | 1875 |lüberbaurxt | Prozent | 1. Rea.-Bez. Königsberg. | | E 5% 60012) 59 103+ 909+ 1,54 2) Fiscbausen . 50960 49272|+ 1688+ 3,43 ! 3) *Königsberg 140 896! 122 636+ 18 260|+ 14,87 4) Königsberg . 528911 51065i+ 1876+ 3,68 5) Labiau . 52 844 51 342|+ 1502+ 2,93 6) Wehlau . 49811 48141|+ 1670+ 3,47 7) Eerdauen . 37 098 37 245|— 147|— 0,39 8) Rastenburg . 43647 43024/+ 623+ 1,45 9) Frietland 46582 44712|+ 1870+ 4,18 10 Glan 56295) 55097|+ 1198+ 2,17 11) Heiligenbeil 46 475 45 582|+ 893|—+ 1,96 12) Braunsberg 54302) 52495|+ 1807+ 3,44 13) Heilsberz 55708) 53937|+ 1771+ 83,28 14) Röfiel. . 50 433 48 945+ 1488+ 3,04 15) Allenstein . 62 288) 57 4351+ 4853|+ 8,45 16) Ortel8burg . 67112 63 913|+ 3169/+ 4,96 T) Sea. .… 567871 53440+ 3347+ 6,26 18) Ofterode in Oftpr. . 67181) 64817|+ 2364+ 3,65 19) Mou 56 244 55 1311+ 1113+ 2,02 E 451244 44335|+ 789+ 1,78 2. Reg. - Bez. Gumbinnen. | H 21) Heydekrug : 42232) 41434/+ T98|+ 1,93 22) Niederung . 55249) 53732/+ 1517+ 2,82 23) SUfit. . 68449) 66049|+ 2400+ 83,63 24) Ragnit . 54347| 53345|+ 1002+ 1,88 25) Pilifallen . 459400 44459|+ 1481+ 3,33 26) Stallvpônen 46 026! 45:53 495+ 1,08 27) Gumk*innen 47302 43A J 2/11 28) Insterburg . 71419) 68242/+ 3177+ 4,66 29; Darkehmen . 363101 35492NT 858|+ 2,42 30) Angerburg . 3814 3334| S8LO|F 2,18 3l) Seldap . 44 301! 42 5041+ 1797+ 4,23 M Deo. 40471! 39 276+ 1195+ 3,04 S d 51011 48 168+ 2843 + 5,90 34) Lößen. . 5 411971 839992|+ 1205+ 3,01 35) Sensburg 484561 47978|+ 478+ 1,00 36) Iokanniskurag. ! i 46899) 44904|+ 1995+ 4,44 3. Neg.-Bez. Danzig. | | 30 bing. . 35757) 33520-+ 2237+ 6,68 E. 373811 37829— 448— 1,18 39) Marienburg i. W.-P. 59 688) 57566|+ 2122+ 3,69 40) *Danzig . e 108549) 97931|+ 10618 —+ 10,84 41) Danzig 802471 77958|/+ 2289 2,94 42) Pr. Stargard . 76 991! 737151 +- 83276 + 4,44 43) Berent . 46 245 44 588+ 1657+ 3,72 44) arau 59254| 56 651+ 2603+ 4,59 45) Neustadt i. W.-P. . 64695) 62558¡/+ 2047+ 3,27 4. Rega. Bez.Marienwerder. | 4 Sun. 39383) 39 086|+ 297 + 0,76 47) Marienwerder . 66 266 65 610+ 656 + 1,00 48) Rosenberg i. W.-P. . 50319) 51269|— 950— 1,85 A at ch+ + 53 763 51 221|+ 2542 + 496 50) Straëburg . 68718! 66 426|4- 2292+ 3,45 51) Thorn 81 204 74 226|+ 6978 +4 9,40 55) Kulm 57 451 55 682|+ 1769+ 3,18 53) Graudenz 62973| 59 690+ 83 283/+ 5,50 54) Schweß . 76671} 73 808/|+ 2863+ 3,88 D Su. 27 957| 27050+ 907+ 3,35 Mo 48 63d! 46 131|+ 2550+ d 94 57) Sw&lochau , 672891 62779¡+ 4510+ 7,18 63) Flatow - . 67056) 63 853|+ 83203/+ 5,02 59) Deutsch Krone 67045) 63910/+ 83 135+ 4,91 5. *Nerlin . . .| 1122385! 969 050|+ 153 335+ 15,82 6. Reg -Bez. Pott dam. | J 61) Prenzlau u 56 166 53 848|4+ 2318/4 4,30 €2) Templin 45 552) 43 903|+ 1649/4 3,76 63) Angermünde 68 065 66 758+ 1307+ 1,96 64) Niederbarnim . 79 011 75 812|+ 831994 4,22 65) Niederbarnim . . 126 977} 116515|+ 10 462|+ 8,98 66) *Charlottenburg . 30 446 25 817|+ 4 599+ 17,79 G o 137574] 119 959|+ 17 615+ 14,68 65) Beeskow-Starkow 44015 43 662|+ 353|+ 0,81 69) Iüterbog-Luckenwalde 634541 612441+ 2210+ 83,61 79) Zauch-Belzig . 72376) T15011+ 875+ 1,22 71) *Pctsdam . 48 346 45 003|+- 3343+ 7,43 72) Osthavelland . 88389 83 150|[+ 9d 239+ 6,30 73) Westhavelland . 80 836 78 748|-+ 2088+ 2,65 74) Ruppin . . 77276 T4738|+ 2538+ 3,40 75) ODiítpriegnißz 67416 66 799|+ 617+ 0,92 76) Weftpriegniß i 72 964 70 443|+ 2921 + 3,98 7. Reg.-Bez. Frankfurt. | | 77) Königsberg N.-M. 98 355 94 434+ 3921+ 4,15 (9) Wollt - . . » 48 956 47 3591+ 1597+ 83,37 79) Arnéwalde . 43 780 42 177+ 1603/4 83,80 80) Friedeberg . 57758) 954 690+ 3068/4 5,61 81) Landéberg 85 521 81 8831+ 3638| + 4,44 S 94 936 93 96011 971+ 1,03 83) *Franffurt a /D. . 49 959 47 1801+ 2779|+ 5,90 84) Westfternberg . 45193) 43926|+ 1267+ 2,88 6D) DHTernberd . «+ » 50 850 48 792|+ 2058+ 4,22 86) Züllihau-St{wiebus . 50 980) 49 402|+ 1578/4 3,19 £7) Krossen . s 62112) 69592|+ 1520+ 2,51 88) Guben 680021 646024+ 3400 + 5,26 89) Lübben 34626) 834026|+ 600 + 17,63 90) Ludckau 62 573 60 812+ 1761+ 2,90 91) Kalau . 52 778) 50 003|+ 2704 5,05 92) Kottbus 74 418 70 3161+ 4102+ 5,83 93) OTaU. . . 96 024! 91 2721+ 4752|4- 5,21 94) Spremberg. . . 25491) 2396114 1530+ 6,39 S. Reg -Bez. Stettin. | | 95) Demmin e 48423) 46 588]+ 1835+ 3,94 96 Maa. , 5 31 376 30 672|+ 701+ 2,30 97) Usedom-Wollin 49 235 46 2181+ 830174 6,53 98) Ueckermünde 48763) 45515/+ 83248/+ 7,14 99) Randow . 109 023 101 2261+ 77974 7,70 100) *Stettin 91 745 80 9721+ 107734 13,30 101) Greifenhagen . 55 040) 53 5501+ 1490+ 2,78 102) Pyriß 45039| 42310|+ 2729/+ 6,45 103) Saaßig . 68839] 66095|+ 2744+ 4,15 104) Naugard 57 597] 55 0931+ 2504+ 4,55 105) Kammin . 45628| 43462|+ 2166+ 4,98 106) Greifenberg 37760 836717|+ 1043+ 2,84 107) Regenwalde 48 652 47 31614+- 1336+ 2,82

(Fortseßung folgt.)

Dem Berichte über die wirthschaftlihen Verhält- nisse des Gouvernements Kiew (Rußland) im Jahre 1879 ent- nehmen wir nah dem „Deutshen Handelsarchive“ folgende Daten: Das Gouvernement Kiew, das östlichste der drei südwestlihea Gou- vernements Rußlands, hat einen Fläbenraum von 926,03 Quadrat- meilen, gleich 50 990,1 Quadratkilometern. Die leßte im Jahre 1370 stattgetundene Zählung ergab eine Bevölkerung von 2 175132 Einwoh- nern, aus Kleinrufsen, Großrussen, Polea, Juden, Armeniern, Griechen

Das Hüzelland

| bedeckt mit den am reten Ufer des Duiepr sich findenden beträcht- | lien Erhöhungen der

östliben, mit den aus Podolien und Volhynien kommenden Ausläufern d.r Karpathen den restlichen Theil des Bouvernements. Die Steppye endlich, eine von tiefen Scludbten dur&schnittene Hohebene, nimmt die Mitte des Gou- vernements, sowi: den Kreis Umain ein. An \chiffbaren Flüssen

| besitzt das Gouvernement Kiew zwei, den Dn'epr und den Pripet.

Der erstere, im Gouvernemenï Smolensk entspringend, ist im oberen Theile seines Laufes bis Mohilew zur Tragung von Fahrzeugen nicht geeignet. Von Mohilew bis Szlobin (187 Werst) iit der Dnieprc während des Hochwássers im Frübjahre, von S;lobin bis Efatheri- noéëlaw (888 Werst) während der ganzen eisfreien Zeit des Jahres \chifbar. Der zweite \chifbare Fluß, der Pripet, verdient in soweit Beatbtung, als derselbe, jedod nur während des Hobwasfsers im Frübjabr, das Gouvernement Kiew auf dem Wafsserwege mit der Ostsee verbindet. Bis Pinsk im Frübjahre {cifffbar, ift der Pripet dur einen Kanal mit dem Buz verbunden, welchec

| wiederum dur einen Kanal mit der Weichsel in Verbindung stebt, | so daß eine Vershiffung von Gütera via Danzig-Warschau-Brest-

Pinsk-Kiew ausführbar ist. An Eisenbahnen befinden si im Gou- vernement Kiew: die Kiew-Brester Bahn (210 Werft) und die Fastower Bahn (282 Werst). Kunftftraßen sind vier im Gouverne- ment Kiew mit einer Gesammtlärge von 465 Werft vorhanden.

Der Boden im südlihen und mittleren Theile des Gouvernes- ments ist s{warz-r Humusboden, im Süden cine Mättigkeit bis zu einer Arschin haltend, gegen die Mitte ju an Mättigkeit abe nehmend, und nicht selten mit Sand und Lehm gemischt. Im nörd= lichen Theile und in den Flußniederungen herrs&t Moorboden vor. Unter dem Pfluge befinden \ich 2 790009 Defiatinen 58 "/g der Gefammtoberflähe. Das übliche Wirthschaftsiystem ist die Dreis felderwirthscaft. An einer rationellen Auenußtzung des Bodens ere mangelt es. Angebaut werden an Wintergetreide Roggen und Weizens und zwar ersterer in größter Menge im Kreise Nadomvsl Aussaat im Jahre 1879 89 953 Tscetwcrt— leßterer im Kreise Umain Aussaatan Weizen 1879 65 526 Tschetwert, an Sommergetreide namentli Hafer, Geeste und Buchwei en. Die Kartoffel, das Hauptnahrungs- mittel der B:vzlkerung, wird in beträchtliwen Mengen gepflanzt. In den zwölf Kreisen d.s Gouvernements Kiew wurden im Jahre 1879 an Winter- und Sommergetreide, sowie an Kartoffeln zusam- men 2465 475 Tschetwert gesäet, 9 575307 Tschetwert geeratet; es ist mithin, wie der Bericht ausführt, ein die Aussaat 33fab w'eders- gebendcr Ertrag erzielt worden, während durschnittlih der Boden tas fünffahe der Aussaat hervorzubringen xflegt. Die Rübenkultur bat eine Auébeute von 43000009 Berkowey ers geben. Gartene und Gemüsebau findet sich aus\{ließlich în der Nähe der größeren Städte, deren das Gouvernement acht, von mehr als je zehntausend Persozen bewohnt, zählt. Der Tabaksbau, im steten Wachsen begriffen, steht namentli im Kreife Kanieff, die Bienenzucht im Kreise Lipoweß in Blüthe. Die Viehzucht wird be- sonders im südliden Theile des Gouvcrnements in ziemli au?s gedehntem Maße betriebcr, obne jedo beabtungswerthe Resultate zu ergeben. Die einheimi\chen Pferde sind klein und s{wab und werden ledigli als Zugthiere benutzt, während zur Feldarheit Dhsen verwendet werden. Die Gesammtzabl der Pferde im Gouvernement wird auf 100020 Stück, des Hocnviehes auf 5090099 Stüdck, der gewöhnlichen Schafe auf gegen 690 000 S:ück uad der Nassen|hafe auf etwa 120 000 Stück ges{äßt.

Die industrielle Thätigkeit im Gouvernement is eine niht un- beträchtliche. Im Jahre 1879 zählte dasselbe 602 Fabriken, welche einer Zahl von 35 306 Arbeitèrn Beschäftigunz boten uud eine Ges fammtproduktion im Werthe von 65 569 134 Rubel erzeugten. Unter den Fabriken nehmen, obschon an Zahl den Brenn:reien —123 mit 1497 Arbeitern und einer Produktion im Werthe von 14 244 318 Rubel nathstehen, die Zuckerfabriken die erste Stelle ein. Von den in Rußland mit Einschluß des Königreichs Polen vorhandenen 248 Zuerfaöriken entfallen auf das Gouvernement Kiew 653 Fa- briken, welche im Jahre 1879 23 484 Arkeiter beschäftigten und einen Gesammtwerth voa 21199 174 Rukteln produzirten.

Den Handelsverkehr auf dem Dni-pr vermitteln 32 Dampf- schie (von denen 22 im B-sit ciner Aktiengesellschaft) und größere Boote, welche ihrer Bauart nach den die Weichsel und den Niemen befahrevden Booten gleichen und Berliner genannt werden. Abtzehn Damvfscbiffe sind auss{ließlih zum Schleppen bestimmt; die Zahl der im Jahre 1879 beförderten Personen belief si auf rund 214 000; an Passagieréffekten und Gütern wurden 4} Mill. Pud verladen, die einen Werth von 16 103 800 Rubel repräsentirten.

Den Hauptausfuhrartikel des Gouvernements bildet Getreide Weizen, Roggen und Gerst:. In guten Jahren genügt ein Dritttheil der in diesen Kornarten eingebrachten Ernte zur Deckung des eigenen Bedarfs, und pflegen zwei Drittheile exportirt zu werden. Die \{lechte Ecnte des Gouvirnements, sowie der in cinem größeren Theile Rußlands stattzehabte Mißwachs im Jahre 1879 haben die Ausfuhr von Weizen und Gerste verhindert, während kleinere Quantitäten von Roggen, die noch aus dcm Jahre 1878 zur Ver'ügung standen, nach Sles!en erportirt wurden. Was den Import anbetrifft, so wurden in 1879 aussch{ließliÞb aus Deutshland im Gou- vernement Kiew naÞþ dem Berichte eirgeführt: von Rohmet2len Schmiedeeisen, Blei und Zink aus Sthlesien, feine und grobe Eisenwzaren aus der Rheinprovinz, Pflüge und andere landwirth\schaftlide Geräthe aus Berlin und - Magdeburg, Cement, physikalishe Instrumente, chemishe Präparate, Schuh- oberleder, Handschuhbleder und Ledergalanteriewaaren, leßtere aus Off-nkah. In Betreff der für die Zukerfabrikation verwandten Ma‘ch!r.e1 und Apparate, sowie des voa den Brauereien geforderten Hopfens wurde der deutschen Einfuhr namentlich von Böhmen aus eine erfolgreiche Konkurrenz bereitet. Für den Bezug von Droguen, Apotheker- und Farbwaaren konkurriren mit Hamburg, London und Marseille in gleiher Weise, wie bei der Lieferung von Kolonial- waaren, mit Autschluß des Zuckers, der überall nicht eingeführt wurde, und des Thees, für welchen Königéberg die alleinige Bezugs- quelle bildete. Den Markt für Möbel und fertige Kleidungsstücke beherrs{chte Wien, für Weine in Gebinden und Flaschen. für besszre Tuche und Luxusgegenstände Frankrei, für S{hmelzeisen, Kupfer und Zian für Dampfdreshmaschinen und feine Kammgarne England.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Bergrath Schmidt-Reder in Görliß ist uns folgendes Schreiben zugegangen :

„Wer der Verfasser dec berühmten Imita io Christi gewesen sei, ob Joh. Gerson? oder Thom. a Kempis ? oder ein Anderer ? ift eine alte, 1873 dur Karl Hirsche wieder angefachte Streitfrage. Es wird daher die Mittheilung interessiren, daß ib seit dem 3, d. Mis. eine vielleicht noch unbekannte Handschrift der Imit, Christi in meiner Verwahru1g habe. Nah dem in Klein Sauberniz (bei Gultau in Sawbsen) wohnenden beatus posse380r erlaube ih mir sie den Cod-x R olf zu nennen. Eine nähere Untersuchung, deren Resultate in dem Neuen Lausitishen Magazin veröffentliht werden follen, behalte ih mir vor und beschränke mich heute auf folgende Anzeige.

Ganz vollständige Pergamenthandschrift, später {wach beschnitten und elegant in Pergament gebunden. Auf drei ganz leere Vorsatze blätter folgen 119 fortlaufend beschriebene, ca. 174 mm hohe und 120 mm breite Blätter. Ein unbeschriebenes und drei ganz leere Blätter macen den Schluß. Jedes Blatt is durch 4 vorgestocbene Linien in 9 Felder getheilt, deren mittelstes von ca. 117 mm Höhe und 77 mm Breite den Text, meist 25 Zeilen aufnimmt. Die Schrift scheint mir, nadem ich Mabillon, Walther und Arndt durchblättert habe, noch am meisten an die Proben der „Gutenber ‘Srift“ in „Die Buchschristen des Mittelalters“ 2c. Wien 1852, S. 44, zu er-