— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Aus- schuß für Handel und Verkehr hielten heute Sißungen.
— Der Bericht über die gestrige Sißung des Herren- | hauses und des Hauses der Abgeordneten befindet sich | in der Zweiten Beilage.
— Jn der heutigen (19.) Sißung des Herrenhauses, | welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums Graf | zu Stolberg-Wernigerode, der Staats-Minister Dr. Friedberg, jowie mehrere Regierungskommissarien beiwohnten und welce uin 10!/2 Uhr von dem Präsidenten, Herzog von Ratibor, eröffnet wurde, stand der Geseßentwurf, betreffend die Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden und der Verwaltungs- | gerichte in der gestern vom Abgeordnetenhause beschlossenen Fassung zur Verhandlung. Die X, Kommission des Herren- hauses beantragte, den allein in Frage stehenden §. 7 (wonach | von den Mitgliedern des Gemeindevorstandes nur die | Bürgermeister und deren regelmäßige Stellvertreter der Bestätigung bedürfen sollen) wiederum zu streichen.
Der Kommissionsantrag ist, wie der Referent Herr von Wint.rfeld konstatirte, mit 10 gegen 1 Stimme gefaßt. Die Kommission sei nun umsomehr bei diesem Beschlusse verblie- ben, als das andere Haus dem Entgegenkommen des Herren- hauscs in anderen Punkten durhaus keine Rehnung getragen habe. Die Beschlüsse jenes Hauses zeugten vielmehr von einem Uebershuß von Selbstübershäßung. Die Motive des Abgeordnetenhauses kulminirten, so viel er aus den Verhand- lungen erfahren habe, darin, daß man sage, man wisse nit, weltem Minister man die geforderte Konzession machen solle. Ein solches Verfahren des Abgeordnetenhauses könne er nur als ein illoyales bezeihnen. . S
Der Präsident rügte diese Bezeihnung für Beschlüsse des anderen Hauses. Er könne es nicht für zulässig erachten, gegen Beschlüsse des anderen Hauses den Vorwurf der Jlloyalität auszusprechen und müsse daher den Herrn Refe- renten auf das Unparlamentarische seines Auëdruckes auf- merksam machen. /
Der Antrag der Kommission wurde mit großer Mehrkeit und darauf der Geseß:ntwurf im Ganzen in der am 21. d. Mts. festgestellten Fassung angenoinmen, E
Damit war die Tagesordnung um 10?/, Uhr erledigt.
Der Präsident bemerkte s{ließlih, daß von dem Abge- ordnetenhause die Kreisordnungsnovelle zurü zu erwarten fei, Und daß er dieselbe demnächst der X. Kommission überweisen werde.
Zur Erledigung diescs Entwurfes wurde dann eine Sißung auf heute Abend 6 Uhr anberaumt.
— In dex heutigen (67.) Sißung des Hauses dér Abgeordneten, welcher mehrere Regierungskommissarien beiwohnten, gab der Präsident von Köller bekannt, daß nah einer Mittheilung des Herrenhauses in der heutigen Sißung des leßteren der vom Abgeordneten- hause angenommene 8. 7 des Geseßentwurfs über die Zu- ständigkeit der Verwaltungsbehörden und Verwaltungsgerichte wieder gestrihen worden sei. Ueber die geschäftlihe Behand- luag der Vorlage soll später Beshluß gefaßt werden. Das Haus ging hierauf zur weiteren Berathung des aus dem Herrenhause in_ veränderter Fassung zurückgelangten Geseß- entwurfs, betreffend die Abänderung von Bestimmun- gen der Kreisordnung für die sechs öftlihen Pro- vinzen, über. Der Bericht folgt morgen.
— Die im Reichs - Eisenbahn - Amt aufgcstellte, in der Ersten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Betriebs - Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat «Januar d. Js. ergiebt für die 82 Bahnen, welche auch schon im entsprehenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende — theil- weise auf proviforischen Ermittelungen beruhende — Daten : die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Monat Januar d. J. bei 25 Bahnen = 30,49 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 57 Bahnen = 69,51 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monate des Vorjahres, und pro Kilometer bei 23 Bahnen = 28,04 Proc. der Gesammtzahl höher, und bei 59 Bahnen = 71,96 Proc. der Gesammtzahl (darunter 12 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer als in dem- selben Monat des Vorjahres. Bei den unter Staats- verwaltung stehenden Privatbahnen, aus\cließlich der vom Staate für eigene Nechnung verwalteten, betrug Ende Januar d. «F. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1212606 500 (409 350 900 /Æ Stammaktien, 45450000 Æ# Prioritäts- Stammaktien und 757 805 600 #{ Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ift, 4091,82 km, so daß auf je 1 km 296 349 M ent- fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat- bahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte kon- zessionirte Anlagekapital 1 401 101 657 M (556 319 950 Stammaktien, 216 876 900 #4 Prioritäts-Stammaktien und 627 904 807 M Prioritäts-Obligationen) und die Länge der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 6942,14 km, fo daß auf je 1 km 201 826 M entfallen.
— Der Kaiserlihe Botschafter am russishen Hofe, General-Lieutenant und General-Adjutant von Schweiniß hat St. Petersburg mit kurzem Urlaube verlassen und sich nah Berlin begeben, um den bevorstehenden Vermählungs- feierlihkeiten beizuwohnen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Geschäftsträger der Botschasts- Sekretär Frhr. von Rotenhan.
— Der Disziplinarhof für nihtrichterlice Beamte trat heute zu einer Sißung zusammen.
Bayern. München, 21. Februar. Die „Allg. Ztg.“ meldet : Se. Majestät der König geruhten heute, den Kaiser- li russishen Gesandten Grafen v. d. Osten-Sacken und den Königlich italienishen Gesandten Baron Blanc in feier- liher Audienz zur Entgegennahme ihrer Beglaubigungs- schreiben zu empfangen. Die Audienzen fanden im Königsbau der Residenz statt.
— 22. Februar. (W. T. B.) Die Abgeordneten Kammer hat mit 122 gegen 25 Stimmen den Einkommen steuer-Geseßentwurf nah den Anträgen dgs Ausschusses mit geringen Modifikationen angenommen.
— 23. Februar. (W. T. B.) Die Abgeordneten-
kammer hat in der heutigen Spezialdebaîte den Gesetent- wurf, betreffend die Kapitalrentensteuer, und darauf das ganze Geseÿ mit geringen Modifikationen in der Fassung des Ausschusses mit 129 gegen 15 Stimmen angenommen.
| Jm Sprachenausschuß wurde vom Abg. Scharshmid
drine von Baden, i} in verflossener Nacht hier eingetroffen. Jhre Hoheit gedenkt morgen die Reise nach Nizza fortzuseßen.
j j Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Februar. (W. T. B.) | Namens der Liberalen die Erklärung abgegeben, daß sie nach den Vorgängen in der lcßten Sißung eine weitere Debatte als unmöglich und nußlos betrachhtcten und sich auf de Einbringung des motivirten Antrages beschränkten, daß die Sprachenverordnung nit gerechtfertigt und daß die Wiederherstellung des gefeßlihen Zustandes im Jnteresse der Rechtspflege geboten sei. Hohenwart fand es neu, daß eine Anzahl Mitglieder erkläre, nicht mitthun zu wollen, weil ein gegnerishes Mitglied sie verleßt habe, troßdem daß die bezüglihen Aeußerungen vom Vor- sißenden auf das rechte Maß zurückgeführt worden seien. Hohbenwart brachte den Antrag ein, daß die Sprachenverord- nung das Verordnungsreht der Regierung keineswegs über- schritten habe und daß dieselbe au keinem bestehenden Gesetze widersprehe. Der Antrag Scharshmid wurde mit 14 gegen 9 Stimmen abgelehnt und der Antrag Hohenwart mit 14 gegen 9 Stimmen angenommen. Hierauf begann die Berathung des Antrags Wurmbrand betreffs der Staatssprae. Der Minister Prazak erklärte, daß die Regierung über diesen An- trag noch keinen Beshluß gefaßt habe; die Sißung wurde daher geschlossen. — Der Handels-Minister hat dem Abgeord- netenhause einen Geseßentwurf, bctreffend die Uebernahme des Betriebes der Elisabeth - Westbahn eventuell die Einlösung dieser Bahn, vorgelegt. j — Wie der „Polit. Corresp.“ gemeldet wird, hat die griehishe Regierung die Einberufung der Reserven nicht verfügt, ohne zuvor den in Athen beglaubigten Ver- tretern der Mächte von der beabsihtigten Maßregel Kenntniß gegeben und hieran beruhigende Erklärungen geknüpft zu baben, die darin gipfelten, daß dies nur die Ausführung eines bereits früher gefaßten Beschlusses sei. Jn gleichem Sinne seien auch die Vertreter Griechenlands im Auslande angewiesen worden, beruhigende Aufklärungen zu geben.
Se. Beri 22 Feoriar (W. S B) Dié Bundesversammlung wählte zum Bundes-Präsi- denten den Vize-Präsidenten des Bundesraths Droz mit 151 von 165 Stimmen. Zum Vize-Präsidenten des Bundes- rathes wurde Bavier mit 129 von 154 Stimmen gewählt. Der liberale Ständerath Hoffmann von St. Gallen wurde mit 88 von 173 Stimmen zum Bundesrath cewählt; auf den konservativen Waattländer Verdez ficlen 76 Stimmen.
Großbritannien und Jrland. London, 27, Februar“ (Allg. C.) Die Dubliner „Gazette“ veröffentlicht eine Pro- kflamation des Vize-Königs, welche erklärt, daß für den Distrikt Longford in der Grafschaft Longford wegen der dort herrschenden Erregung eine Verstärkung der Volizei nothwendig sei.
Die große Orangistenloge von Jrland hat ein Manifest über die Zustände des Landes erlassen, in welchem sie die Hülfe des irischen und englishen Volks zur Förderung der Zwecke ihres Nothausschusses nachsucht und erklärt, daß täglich Bittgesuce von Personen einlaufen, die in Folge der Feindseligkeit der Landliga ‘in ihrem BVeschäft oder dur soziale Fsolirung leiden. Es seien freiwillige ländliche Arbeiter nah dem Süden und Westen abgeschickt worden, um denjeni- gen an die Hand zu gehen, die in Noth gekommen, weil sie niht Rebellen und Revolutionäre werden wollten. Das Do- kument ist von Lord Ennirkillen als Großmeister unter- zeichnet.
— 22. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Unter- hauésizung erklärte der Unter-Staatssekretär Dilke auf eine Anfrage des Deputirten Croß: die Regierung habe bis- her keine Einladung zu der Meinungskonferenz erhal- ten; er habe jedoch Ursache, eire solhe bald zu erwarten. Das Unterhaus bcrieth hierauf die irische Zwangsbill.
—* 23. Februar. (W: T. B.) Parnell widerruft in einem veröffentlihten Briefe den Rath, den er in seiner Rede vom vorigen Sonntag den von der Exm sion bedrohten Pächtern ertheilt hatte, daß sie die Packtländercien mit Furchen durchziehen sollten, weil er vernehme, daß die unge- reckten und barbarischen Geseße daraus ein strafwürdiges Verbrechen machten, das mit siebenjähriger Zwangsarbeit be- straft werde.
Der „Standard“ erfährt, das Kabinet habe gestern beschlossen, von der Vorlegung der Waffenbill vorläufig
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abzusehen, die irishe Bodenbill dagegen so {nell als mögli im Parlamente einzubringen. Die „Times“ meldet aus Bombay, von gestern : neun-
der Verschwörung gegen die Regierung {huldig besunden, der Urtheilsspruch aber vershoben worden.
Dublin, 22. Februar. (W. T. B.) Am nächsten Sonntag soll in den hiesigen Kirchen ein Hirtenbrief des hiesigen Erzbischofs verlesen werden, in welchem die Allianz Parnells und seiner Freunde mit Rochefort gebrandmarkt wird. Diejenigen, welche mit gottlosen Menschen und erklär- ten Feinden der Kirche eine Allianz eingingen, seien unwürdig des Vertrauens des katholishen Jrland.
Frankreih. Paris, 22. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sigung der Deputirtenkammer wurde bei der Berathung des Gesezes über die Armeeverwaltung der Artikel 9, welher die Verwaltung der Armee- Corps den Corp?-Kommandanten und niht dem Kriegs-
191 Stimmen angenommen. Lenglé (Bonapartist) verlangte eine Untersuhung der Angelegenheit betreffs der 30,000 Ge- wehre, welhe Griechenland versprohen worden seien.
und beantragte sofortige Berathung des Antrags Lenglés. La Rochefoucauld - Bisaccia unterstüßte den Antrag auf Dringlichkeit der Berathung und erklärte, es seien mit Patronen angefüllte Waggons nah Havre gesandt worden, er frage an, ob die Regierung dies gewußt habe. Der Antrag auf Dringlichkeit wurde einstimmig angenommen. Lenglè begründete seinen An.rag auf Vornahme einer Untersuhung, indem er die Nothwendigkeit betonte, die öffentliche Meinung über diese Angelegenheit vollständig auf- zuklären; die Republik dürfe — wie die Frau Cäsars — keiner Verdälhtigung ausgeseßt werden. Der Antrag auf
Vaden. Karlsruhe, 21. Februar. Die Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha, geborene Prinzessin Alexan-
139 Stimmen abgelehnt.
zehn Theilnehmer an dem F omplott in Kolapore seien |
Minister, wie es Leßterer wollte, unterstellt, mit 277 gegen |
Lenglé beantragte die Dringlichkei: für seinen Antrag. Der ! Minister-Präsident Ferry sprach sih für die Dringlichkeit aus ;
Vornahme einer Untersuhung wurde s\chließlich mit 303 gegen |
auf die besondere Hülfe Gottes rihten müssen.
Der „Temps“ reproduzirt die gestrigen Worte Gam- betta's: „ih werde diese Zurückhaltung beobadten bis zu dem Tage, da es meinem Lande gefallen wird, mir eine an-
ere Rolle zuzuweisen“, und betrahtet diese Worte als eine
Erklärung Gambvetta's, daß er sich nicht weigern werde, die Leitung des Kabinets zu übernehmen, sobald das Vertrauen des Parlaments und des Präsiventen Grévy ihn dazu be-
ufen würde.
__ Italien. Rom, 22. Februar. (W. T. B.) Die katho- ishen Journale veröffentlichen die Rede des Papstes,
welche derselve am 20. d. anläßlih des Jahrestages der Papstwahl an die Kardinale rihtete. Der Papst spricht darin seinen Dank für die ihm dargebrahten Clückwünsche aus,
obt die Ergebenheit des heiligen Kollegiums und giebt dem
„Bedauern über die erneuten Beleidigungen und Angriffe auf die Kirche in fast allen Theilen der Welt“ Ausdruck. „Hier- durch werden aber troßdem unsere Hoffnungen nicht erschüttert. Wir werden fortfahren, der Kirche alle Kräfte zu weihen,
n der Ueberzeugung, daß wir immerdar unsere Do aen Wir be- chlossen in diesem Jahre, für die Christenheit ein außer-
ordentlides Jubiläum zu eröffnen, um Gott zu bitten, daß er der Kirche bessere Zeiten schenke.“
Griechenland. Athen, 23. Februar. (W. T. B.)
Die Deputirtenkammer nahm in erster Berathung den Geseßentwurf an, betreffend die Anstellung fremdländischer Dffiziere in der griehishen Armee mit dem von ihnen inne- gehabten Range.
Türkei. Philippopel, 21. Februar. Nach einer der „P. C.“ von hier zugehenden Meldung hat die ostrumelische Regie-
rung den Kommandanten der Miliz und Gensd'armerie General Strecker beauftragt, unverweilt die Organisation der dur das organische Statut vorgesehenen „Reserve“ in Angriff zu nehmen. Diese Verfügung Aleko Paschas wurde, wie es heißt, durch eine Aufforderung des permanenten Comité der Provinzialversammlung veranlaßt, welches leßtere in einer seiner leßten Sißzungen beschlossen hat, bei der Regierung mit Rücksicht auf die politische Lage zu urgiren, sie möge die Ein- und Durchführung der tur das organische Statut ver- fügten jährlihen Uebungen der Reserve thunlihst beschleu-
nigen. — Die ostrumelishe Finanzdirektion hat in den jüngsten Cw
Tagen der „Banque Jmpériale Ottomane“ in Konstantinopel
eine à conto-Zahlung von 30 000 türkishen Lire auf den Jahrestribut von 240 000 Lire, den Ost-Numelien an
die Pforte abzuführen hat, geleistet. Die Zahlung erfolgte an die genannte Bank, weil der erwähnte Jahrestribut, wie bekannt, für die öffentlihe türkishe Schuld verpfändet ift.
Serbien Belgrad) 17. Februar Dex „Pol E.“ schreibt man:
„Das die neue Organisation der Gerichte aller Instanzen betreffende Geseßesprojekt hat die Skupschtina durch sieben Tage vollauf beschäftigt. Daß der Richter in Serbien allen Einflüssen der Regierung entrückt werde, dies strebten alle Abgeordneten, ohne Unterschied der politischen Prinzipi-n und der Parteistellung, an. Die s{wierige und niht zu umgehende Frage war nur die, welche Garantie dafür geschaffen werden solle, daß der unabhängige, unab- und unverseßbare Richter pflihtgemäß, das heißt: un- parteiisch und gerecht verfahre. Mit anderen Worten, man wollte neben der Unabhängigkeit die Verantwort- lichkeit der Richter begründen. Namentlih mit Rücksia,* auf die Nechtsprehung beim Kassationshofe gestaltete sih die Lösung dieses Problems höchst \{wierig. Schließlich fa1.d man einen wenn auch nicht vollständig zufriedenstellenden, so doch den einzig möglihen Ausweg. Die Skupschtina hat den gesammten Kassationshof, das heißt alle drei Senate, in die er zerfällt, zur obersten Jnstanz gestaitet, die au über die Geseßlichkeit des Nechtsprehens ihrer einzelnen Mit- glieder zu entscheiden haben wird. Mit dem gestrigen Tage, an dem das gesammte in Rede stehende Gesetz von der Skupschtina angenommen worden ist, hat also Serbien einen unabhängigen und doch nach Mözlithkeit verantwortlichen Richterstand erhalte. — Die mit der „Union générale“ vor einigen Tagen eingeleiteten, die Gründung einer Nationalbank betreffenden Verhandlungen nahmen einen so günstigen Verlauf, daß die Unterzeihnung der be- treffenden Konvention heute bereits erfolgt ist. Es steht zu erwarten, daß auf diese Weise dem Mangel an billigen Kapi- talien der in Serbien lähmend auf Handel und Wandel, auf jeglih: Produktion und Fabrikation einwirkt, b:ldigst abgeholfen
werden dürfte.“
Statistische Nachrichten. . (Stat. Corr ) Die vorläufigen Ergebnisse der Volks8- zählung vom 1, Dezember 1820 für die cinzelnen Kreise es preußischen Staates. 5 (St&luf.)
i rtéanwiserde am Zunahme (+) Kreise. a Dezbr: Abnabme (—) (* = Stadtkreise.) ; __j_von 1875—1880 18£0 1875 [überbaupt | Prozent 27 Reg.-Bez. Minden.
S 77 993 74465|4- 3528 + 474 S2) L. 47 895 464654 1430+ 3,08 O d 76 402 70288|+ 6114+ 8,70 E i 28 089 27 271+ 818+ 3,00 S 30 657 26 567|+ 4090 + 15,40 O... 40 096 37 436|+—- 2660+ 7,11
i O Rae . 42 699 41 159|4+ 1531+ 3,72 | 330) Vabethora . 4+ 43 009 40 5331+ 2467+ 6,09 E. 35 907 35 136! 77Ll'+ 2,19 Sa. 31 084 30 442|4+ 642 + 2,11 Sj 50 848 50 850|— 2— 0,00
28, Rega.-Bez. Arnéberg.
S E 40 858 38 3521/4 2506 + 5,75 E i 35 300 33 297|+ 2003 + 6,02 M... 37 892 36 7531+ 1139 + 3,10 E, 37185 34 9291+ 2256 + 6,46 S 50911) 49245|4+ 1666/4 3,38 O. 4 67 087 63 5131+ 83574 + 5,63 55) Do, . 66 546 97 7421+ 8804/4 15 25 O. 117 182| 109 482|+ 7700+ 7,03 M E 33 446 28 368| + 5078'+ 17,90 a 201 392| 175 754|+ 25 638|+ 14,59 ci, 125 101] 121676|+ 3425+ 2,81 S 4 £0 956 56 386|4- 4570+ 8,10 Ei 66 121 59 3001+ 6821+ 11,59 n. 33 993 32932/+ 1061+ 3,22 E é, 71 392| 64 0121+ 7380!+ 11,53 354) Wittgenstein . 20349] 20000|+ 349+ 1,75
E Ortsxnwelen! Zunabme (+) Lee R B an Abnabme (—) (* = Stadtkr-ise.) T5180 1880 1875 jüberbaurt | Prozent 29. Reg.-Bez. Cassel. |
E 58314 53043]+ 5271+. 9,94 E, 43 899 41 664+ 2235+ 536 357) Esbwege . . . .| 42997) 41086|4- 1911|4- 465 358) Frißlar A 26 284i 25 327+ 957+ 3,78 359) Hofgeismar. . . .| 37267) 36585|4 682+ 186 ¿oa 2065 2 2 5s 361) Melsungen. . . .| 28759| 28003/+ 756!|+ 270 362) Rotenburg i. H.-N. . 30716 30301 S4 112 363) Witzenhausen . . 308941 310881 194|— 062 369) Wolihagen. . . .| 24400 236204 T7704 22 365) Marburg . … , .| 42350 391884 3162/4 807 360) Fraue... 24 109 23 283'+ 826 — 3,55 On... 2316) 22219 943/41 424 365) Ziegenkain. . . .| 833413) 31945|4 1468/4 469 E 47 858 46 028]+- 1839 +4- 398 M 33913) 32758¡+ T55/—+ 230 L 24 619 24 291+ 328 — 135 e. 82 381 76 692+ 55689 + 7,42 373) Gelabausen e 42 478 41 410+ 1068+ 2,58 3 S. 29 761 28 611|4+ 1150+ 402 375) Swhmalfkalden. 30 953 29 790+ 1163/4 3,90 I E 39 944 37 761+ 1783+ 472 O O P Es 22 007+ 308+ 140 80. Rez.-Béez. Wiesbaden. | i 3 D 38 015 36176+ 1839+ 5,08 379) Oberwesternald . O S O 0% 380) Untermwesterwald . .| 55834 530744 2760+ 520 38H) DoertabnitS 59 499 57 824|+— 1675|4- 2,90 382) Unterlahakreis. . 72 614 69 398: +— 3218+ 464 3 Ne 61 047 57671|+ 3376+ 5,85 384) *Wi-:sbaden … . .| 50238| 436744 6564/4 15083 2e 68 091 63 949|+ 4142+ 648 266) eau 56 111| 54 653|4+ 1458/4 9267 387) Unletlaunus 44 008 43 975|+ 33+ 008 388) *Franfkfurt . 149 309) 124070|+ 2% 239 + 20,34 389) Bibentobi.… 40 110 38 385+ 1725+ 4,49
80. Reg.-Bez. Coblenz. | 399) Coblenz . 5 83 086 77 151+ 5935+ 7,69
3D E Ot. 39371 37 692|+ 1679+ 445 ddl E 67 114 63 0091+ 4105+ 651 33) Sli. 36 224 35 757|+ 467 + 131 394) Zell . 30 681 29262+ 1419+ 4,85 395) Kochem 37 865 36 508|+ 1357+ 372 396 : Maren 58 625 53 652|+- 4973+ 9,27 397) Adenau . 31 763 21 217|+ 916!|+ 2,43 398) Ahrw:iler 35 873 34 388|+— 1485+ 4,32 I. 22 0204 4 14 ¿00 Alle. 56 906 52 018|+ 4888+ 940 O 48 895 46 586+ 2309 4+ 4,96 40) Miisenleitnt 13 786 13 462|— 324+ 2,41 32. Neg.-Bez. Düsseldorf. | C. 50 464 47 941|+ 2523+ 5,26 404) gs e 64 087 60 063¡+— 4024+ 6,70 4 73 866 62 905+ 10 961+ 17 42 O 31 739 29 818¡+ 1921+ 644 40D Oa 41 239 37 380 + 3859+ 10,32 408) Mülheim a. /Rubr 132 652| 124425| | 8227|4- 661 409) *Efsen ; 56 957 54 7901+ 2167+ 83,96 410) Efsen . 117 951| 108717 +- 9234+ 849 41 M, 63 554 600401 + 3514+ 5,85 412) Geldern . S 52 956 ch0 684/+ 2272+ 448 M... 90 523 S6 0E 37734 435 414) "Düsseldorf . 95 459 80 695+ 14 764+ 18,30 4 Pa... 52 846 49 1891+ 3 657|+ 7,43 416) Gd 93 503 80 5891+ 12914 + 16,02 0... 95 861 86 5041+ 9357+ 10,82 T... 63 820 58 081|+ 5739 + 9,88 O 94 409 88 1491+ 6260/+ 7,10 420 Goll . . 107 297 98 401] + 8896+ 9,04 L. 48 667 45 507+ 3169+ 6,94 422) Grevenbroiw . 40 619 39 076|+ 1543|+ 3,95 2E... 123 507 110 672|+ 12 835+ 11,69
83. Reg.-Bez. Cölu,
421) Wipperfürth 28 267 27 318|+ 949 + 3,47 425) Waldbröl 22 897 22 258|+ 639 + 2,87 426) Gummersbach . 31 569 29 3691+ 2200| +- 749 2) S 89 572 85 476] 4096+ 4,79 423) Mülheim a. Rkein . 69 650 63 548|+ 6102+ 9,60 E... « «7 E 160, 920.4 C08 L; 121779 109785|+ 11994|+ 10,92 E 40 963 39 8581+ 1105|+ 277 Lo... 39 969 36 7321+ 3237|+ 8,81 433) Rheinbach 32 592 30 7741+ 1818|+ 591 L. 81 322 74 302|+ 7020+ 9,45 34. Neg.-Bez, Trier.
E. 27 610 27 011|+ 5999 + 2,22 e. 35454 935377|+ 77|+ 0/22 L 44557| 43537|+ 1020+ 234 i ti E 39 041 37 5359|+ 1506+ 4,01 E 44 722 43 490|+ 1232+ 2,83 j 37 367 32 972+ 4395+ 13,33 E... 66 557 63 1651+ 3392|+ 5 37 Sa... 31244 30368/+ 876|+ 288 443) Merzig Ey 37 599 35 7201+ 1879+ 526 s 64634 16117€+ 3458+ 565 445) Saarbrücken L 111 139 0265:1+ 8457+ 827 4 DilœŒ . ., 65 694 98 612+ T081+12,08 4417) Sanct Wendel 45 670 43 495\+ 2175+ 5,00
35. Reg.-Bez. Aachen.
448) Eckelenz . N 38 546 38147|+ 399+ 105 E... 35 645 35 351|+ 294+ 0,83 450) Geilenkirhen . 26 238 25 954|+ 284 + 1,09 O... 41 952 41 28(|+ 672+ 1,63 E. 72 639 68 025+ 4614+ 6,78 08) *Saden 1 85400 7960014 5826H- 739 454) Aaten . . | 102707| 97427|4- 5280|+ 5/42 E 25 989 25 477|+ 512+ 2,01 O) Wonllole „ » 18 123 18 005|+ 118'+ 0,66 V 45 544 42 9951+ 2549+ 5,93 E 30 868 30 277|+- 591/+ 1,95 36, Reg.-Bez. Sigmaringen.
459) Sigmaringen . 21 482 21 046|+ 436+ 2,07 460) Gammertingen . 13624 138235|— 199|— 1,44 201) Dea 20 520 T 613+ 308 2) Dad . 11 953 11690+ 263!+ 2,25
_ — (Stat, Corr.) Der Weinbau im Regierungsbezirk Wiesbaden im Jahre 1880. Voa der Königlichen Regierung ¿u Wiesbaden werden jährli eingebente Erhebungen über den Anbau und den Ectrag der in ihrem Verwaltungsgebiete belegenen Wein- vergsiändercien angestellt, von denen die Namen einzelner, die hier auf einer verbältnißmäßig kleinen Strecke Landes bei einander liegen, wie Hochheim, Markobrunn, Rauenthal, Johannisberg, Geiseäheim, Rüdctheim, Afmannéhausena u. \. w., einen allbetanuten Weltruf erlangt haven, Nach den angestellten Ermittelungen zeigt sib, daß die Anbaufläcen dieser Gemarkungen iunerhalb der einzelnen Jahre rur geringen, die Erträge derselben aber schr erheblichen Schwan- Ungen untecworfen sind; denn cs waren
1875 [ 1876 | 1877 | 1878 | 1879 | 1880 : ha ha ba la ha ha Weinland «+13 494 353 482,58 3 483,493 523,49 3 571,473 519,54 davon im Ertrag 2 816,45 2 802,16 2 855,662 975,412 966 95 2 944,67
und zwar: | bepflanzt mit | weißen Reben 2 658,42 2 669,15 2 730,602 853 05 2 841 53 2827,41 Fepflanzt mit! i E rothen Reben| 158,03/ 13301 12506! 122,36 125431 17 Von den im Ertrage stehenden Weinbergen ift der größte Thei
V
d-sheim, Iobanniéberg, Geiser heim, Hobheim Eltville, Erb2ch, Hall- garten, fast auts{ließlid gebaut wird, am weitesten verbreitet ; sie bedeckt eine Flädbe ron 1518,46 ba; demnächst folgt die österreihisde Rebe mt einer Anbaufläâce von 379,72 ha; die gc isten Trauben- forten mit 358,33 haz di: Kleinterger-Rebe mit 523 41 ¿ a, die Tra- mier mit 30,07 ha und die Orleanétraube mit 17,42 ha. Die Ge- marfungen der rothen Trauben vertbeilen sid mit 81,05 ha auf Klebroth und mit 36,21 ba auf Frübburgunter.
Die über den Eitrag dieser Gemarkungen gegenwärtig vorliegen- den Crbebunzen beftätigen die Befürchtungen, die ur Zeit der Herb- stung über die Qualität ur. d Quantität des Herbstes 1880 hberovor- traten in weitem Umfange. Den Bericht-n über eine gute, theil- weile aub fehr gute Qualität, stehen weit mehr über geringe und Mittelweine gegenüber, Die Anaaken üker die gewonneue Quantitsöt dagegen eraeben, daß nur menize Gemarfungen 1/4 bis 1/5 eines Vurcsnittherbstes, die übern iegendz Méekbrzahl aber erheblid weni- ger, viele logar, bicrunter intbesondere die im Amtsbezirk Naffau belegenen, sowie die Bezirke Facbbach, Lahastein, Biebrib:-Mosbac, Erktenheim, Bornich, Liersied, Pateréberg, Marrxheim, Nordensftadt, n Hofheim, Cronbzrg, Runkel e ne völlige Mißernte erzielt
n.
Die beträhtlihsten SHwankungen des Ertrages innerhalb der leßten Jabre zigen die folzenten Zahlen. Von einem Hektar sind dur@schnittiih geherbstet worden:
L 1875 1876 1877 1878 1879 1880 weiler Wein 7 272 218 127 17 4,9 rotiber Wein 2E O 99 S 36
überbaupt 4095 2608 27 126 46 49
Der Hektarertrag der drei Jahre 1878, 1879 und 1886 zuïams- mengenommen übersteizt biernah nur um eia geringes di
des Jahres 1877, diz ron derjenigen des FJazres 1875 denn um das Doppelte überirofen wird.
__ Ueber die Vertheilung der gesammten Hertstung in den vorbe- zeihneten Jahren auf die einzelnen Reb1ort-n giett nabstehende Zusammenstellung cinen Ueberblick. Jin Ganzen wurden gohert stet :
S Wale | 1875 B76 | 1807 | 1878 1879 | 1880
Trauben | hl i N bl i] Rieclinz . .| 57015,80 36407,60/30829,69/19239,00 7216 009 7539,60 Orleans .| 840,00 625,60| 600,00 101,60 72,00| 302,40
Zraminer, 186760 83040! 280,80 152,80! 5544| 5560
Defterreiber 14937,C0 8525 20 7264,40 9920,80. 2789 60 832,80
Kleinberger 26270,80 12881,60 11918,80 2888,80 69424 2175,60
gemiscte .. 25946,40/12417,60 8687.20| 3895,20 2738'88' 3114/00 O 72685,09/59580 80 36198 26 1566,16 14020,u0 b, ro:he |
Trauben | | Klebroth 1 2952060 189590 1518,80 82480 211,04! 220,00 Frühbur-e | | |
gundér . .| 1684/60
556,40| 726,40 39280 15144! 21141 ¡usammen 4210,29. 2381,60 2245,20] 1217.60 362,48] 431,41 überbauxt 13108780 75089,60 61826,00 37415,80 1392864 14451 41
Kunst, Wissenschaft und EÆiteratux.
Der Entwurf eines Gesetzes, betr. Abänderung der Gewerbeordnung, nebft Begründuag, und der Entwurf eines Geseyzes, betr. die Versicherung der in Berg-°- werken, Fabriken und anderen Betrieben beshäftigten Arbeiter gegen die Folgen der beim Betriebe sicher- eignenden Unfälle, nebst Motiven, sind als besondere Broschüren in Carl Heymanns Verlaz hierselbst erschienen.
— Die Mittheilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte (im Auftrage d:8 Vorstandes herau3gezeben von Dr. Karl Koppmanyn, f\tändigem Sekretär des Vereins. Hambura 1881. Verlaz von W, Mauke Söhne — vormals Perthc8, Besser u. Maulke), beschließen mit den vorliegenden 3 Nummern für Oftober, November und Dezembec 1820 ibren 11I[. Jahrgang Die Nr. 10 enthält u. v. a, einen inter:ssanten Beitrag über den sogenannten Störte- befer-Pokal und das früßere Silberzeräth der Swiffergesell\chaft in Hamburg, von I, F. Voigt; Mittheilungen über tas Gojen- (Papa zeien-) Scießen vo1 H. W. C. Hübbe urd K. Koppmann, über die Mef- gewänder der lutberisben Geistliben von C. W. Harder, über eine Gerecbtsame der Scuktfliter in Hamburg vom JIakr- 1370 ¿e : bie Nr. 11 bringt Weiteres zum Silberzeräth der Sciffergesellshaft, von C. Walther, Mittheilungen über Artoni Waterloos Anfichten von Ham- burg und Umzegend, von A. Natkbansfen 2c.; endlih Nr. 12 Bei- träge zur Geschibte der öfentlih:n Anklaze in Hamburg, von K. Koppmann, über das frühere Verfahren der Eingrabung von Leicben Unbekann!er, von J. F. Voigt 2c. — Das dem Bande bei- aefügte, alphabetish geordnete Inbaltsverzeih=iß zu den bitherigen 3 Jahrgängen der Zeitschrift gewährt ein Bild von der vielseitigen regen literariswen Thätigkeit, welche der Verein entfaltet. .
— Die Leitung des Jahrbuchs für Gesetzgebung, Ver- waltung und Volkêwirthshaft im Deutschen Rei (Leipzig, Duncker & Humblot) ist mit dem soeben erschienenen ersten Heft des 5, Jabrzan1s (1881). nabckem die Professorea v. Holtzen- dorf und Brentano aus p:rsönlihen Gründen von ter Redaktion zurüdgetreten sind, von dcm Professor Dr. Guftav Sch{moller üternommen worden. Das Jahrbuch soll, wie der Herau?gz:ber in der Einleitung versichert, seiner Üdberwiezend pcrak- tishen Tendenz, die großen \chwebenden gesezgeberishen und volkswirthsbaft.iden Aufgaben d2s Deutsh:n Reichs in dcr
orm wifssenscaftilider Efsays zu - behandeln, nicht nur treu leiben, sondern es soll diese Tendenz roch ftärker als biéher cinhal- ten. Es ift auts{ließliÞ tazu bestimmt, nit eine aclehrte staatêwissenscaftlice Zeitstrift zu scin, sondern die großen Fragen, welche in der Geoenwart die öfentlite Meinung, die Parlamente und Regierungen Deutschlands beschäftigen, soweit cs möôzlih ift, wifsenschaftli, aber zugleich in einer für weitere Leserkreise ¡u be- handeln, während die gleichzeitig von dem Professor Dr. Schmoller herausgezebenen stzate- und sozialwi;jenstaftlibea Forschungen (Leipziz, Duncker u. Humblot) autschlie;l:ch der größeren , eig: ntli gelchrten , dem Int :reîse weiterer Kreise etwas ferner liegende Unterstüßungen und Arbeiten dienen sollen. Wie dec Verfasser tas Uebtereinstimmend2 und das Ver- scbiedene in diesen beiden staatéwissenscaftliben Organen auffafßt, führte er in einer besonderen als Vorwort dieaenden UAthandlung „Ueber Zwecke und Z'ele des Jahrbuchs*, einer Abhandlung, welche au die Stellung der rolitiswen Parteien zn den großen Tages- fragen beleu@tet, eingehend aus. Die folgenden Aufsätze dcs erften Hests find: Die Gerechtigkeit in der Volkéwirthschaft, vos G. S{moller ; die Fabiifinspektoren ia Deutschland, von Alphons Thun; der Kampf um Bezirkêrath urd Bezirkäverwaltungégericht in der preußischen Land- tagsfesion 1879—80,voa Georg Meyer; kritische Erörterungen über die Währungéfrage von M. Lerxis; das Reicbégeset vom 31. Mai 1889, be- treffend die authentishe Grfläcunz und die Güstizfeitsdauec ded Geseßes vom 21. Oktover 1878 gegea die gemeingefährlihen Be- streebunzen der Sozialdemokratie, eon Heinrid Marquardsen; der obershlesishe Nothstand; Erbrcebt und Erbschaftssteuer, von
F. Heinri Geffkea; neuere s\tatiftische Sammelwerke, voa
: Dr, Paul Kollmann; | sprebung ron 9 Schriften und Mittheilungen aus denselben); über | die Gewerk oereine in Italien, aus dem Italieniscben des Carlo F. | Serraris überseßt von K. Th. Eheberg; Materialien zum Arbeiter- | versiwerungêwesex über die Grundprinzipien tes Knappschaftswesens, j von Permann Frbrn. von der Heyden-Rynsch; ältere und neuere | Literatur über Hülfskassenwesen, von G. Swmoller; Haftpflicht und | Ur fallversiterung, von G. Sch(moller; der 19. volkewirth\chaftliche i un der ]. bandels-geograpbisce Kongreß in Berlin im Oktober rft ak wit weilen Nibts Kat tee e orate Theil, | 1880, von Aipbons Thun; kleinere Mittheilungen; Literatur. Der rothen von Jahr zu Jabr immer teh: zurückzcht und im Jahr 1880 ! nur noch 117,26 ha umfaßte. Uater den weißen Reben ist die Ries- | [ingérebe, die in d:n berühmtesten Lagen tes Rbeingaus, Winkel, Rü- |
über Auswanderung und Kolonisation (Bes
Pr Ee das e A starke Heft stellt sid auf § M
aëLzwelte Deff wird, Abänderungen vorktebalten, u. A. entha!- ‘en: Recht und Macht. Von A. Merkel. — Die he Hor Bestrebungen bez. des Hauféfleiß:s und der Emdener Handarbeits- karfus. Von G. Gelshorn. — Das Gotthardbabnunternehmen. Von L. E. Trommer. — ÜUeber das Feueroersibheruigtwesen in Eliaß- Lothrinçzen Von K. Jacob. — Die Armengesetzgebung Frankreichs in den GrundzÜüge- ibrer bistoriscen Entwidckelung. Von v. Reitzen- stein. — Die irische Landfrage im Vergleid mit der preußiscben. Von A. Meigen. — Die russiscbe Getreideprodufktion und der rusfische Getreidebandel. Voa Th. Laves. — Die deute Verwaltungsrecht8- pflege. Bon E. Lzaing. — Die Hamburzer Freihafenfraze. Von G. SH&wmoller u. a. m. E E
Land- und Forstwirthschaft.
In der gestrigen Sitzung des Kongresses deutscher Land- wirthe referirte der Fabrikdirektor Lobren (Potsdam) über die Produktion Ameritas als größte Gefabr für die deutsche Landwirtbschaft, Derselbe ftellte in Gemeinsaft mit dem Frhrn. von Mirbach (Stagritten) und dem Abz. Mcoren (Swhlo5 Allnau am Rhein) folzende Resolution: j /
„Der Kongreß deutscher Landwirthe erabtet die amerikanische Konkarrenz in Brotfrüchten und Fleis als cine große Gefahr für den Fortibeftand der deutshen Getreideprotuktion und Viehzucht und eriaát die Reichsreziecung, diejenizen Mittel zu ergreife 4 wle diese verheerenden Einwirkungen abzuwenden geeiznet sind.
Se zu A R Landwirthe bat die Frage staatlicher Bertkrâge zum Zwecke der Bildung eines größere: Zolloereinsgebiets behufs Erreichung eines wirfkfsameren Sbutzes gigen die beiden, die deutsde Landwirth\Lbaft besonders bedrohenden Länter in ten Kreis seiner Erwägungen gezogen.
2 Derselbe erklärt ferner, daß die gedeiblide Entwickelung von Zandroirthschaft und Industrie in Deutschland für die näbste Zeit vorzugêweise vo: den Erleichterungen abhängen wird, welchbe zur Hcbung des nationalen Handels und Verkehrs zwischen den Acker- baudistriften der östliben und den Industriebezirken der westlichen Provinzen getroffen werden. Derselbe eractet die billi ce Beförde- zung der Massenprodukte der Landwirthsbaft und der Industrie auf den inländiihen Eisenbabnen, sowie die Ar lage ron Sekundärbahnen und Karälen, welwe mit besonderer Rüdsiht auf den Tran?port von Erzeugnissen des Landbaues zu entwerfen siad, als eine der wict1gsten Aufgaben des Reiches.*
Diese Resolution gelangte einstimmig mit der Abänderung zur Annahme, daß cs im Absatß 2 beißt, anstatt: „Bildang eines größeren Zollverein8gebietes“ „Bildung von Zollkonzentionen“, und im Absatz 3 statt der Worte: „von den Erleichterungen“ „von den Durcbführungen der Steuerrcform“.
Der Vorsitzende des Vorstandc 83 deutschcr Industrieller, Regierung8- Nath a. D. Schück (Berlin) begrüßte hierauf den Kongreß Namens des von ihm vertretenen Verbandes und betonte ganz besonders die Uebereinstimmung der Interessen, Lie ¡wisben Industrie und Land- wirthschaft obwalten.
— Der Amtsrath Shügz (Grünthal) r. ferirte hierauf über die Spiritu8besteuerung. Die Debatte und Beschlußfassung bier- uver wurden der zu weit vorgerückten Zeit wezen auf beut vertagt. ___Sn seiner heutigen (S) Sizung fette der Kongreß deut- ser Landwirthe die Berathung der Frage über die Spiritusbestene- rung fort, Hr. von Sydow referirte als Korre'erent und empfahl in Gemeinschaft mit dem Referenten, Amtérath Scbüt-Srünthal, die An- nahme folgender Resolution: „Der Kongreß deutsder Landwirtbe wolle bestließ:n: daß bei ciner Ecbôbhung der Branntwein steuer der Kongreß i für die Einführung einer Kon1umstener, ni&t aber für Erböbung der Neueinfüßrung der Produfktionssteuer aussvrez.“ Hr. v. Diest- Daber ftellte folgenden Antrag: „Der deutscve Spiritus kann eine Steuererhöhung obne dringende Gefahrcn für die Landwirthschaft wedir in der Form der Raum-, und nob weniger der Fabrifatiteuer vertrag-n — cs sei denn, daß ihm der Welimarkt dur ge:ignete Maß« regeln mebr als bisber gesibert und die Steuererbevung derart regulirt wird, daß sie erst erfolgt, sobald das Produkt in den Konsum it." Bei der Abstimmung wurde der Antrag von Dieït-Daber mit großer Majorität angenommen.
„Demnäcbst erstattete Hr. von Jagow-Nühstedt den Kassenbaricht. Derselbe weist avs, daß zu dem Kassenbestande von 1. Januar 1880 in Hôb von 1352 # im Laufe des Jahres 1880 fi cine Mebreine- nabme ergeben und gegenwärtiz sb ein Bestand von 2276 4 in der Kajse des Kongresses befindet, Hierauf erfolgte die Wahl des
Auêfchusses. Gewerbe und Handei
Die Vilayz des F. Shönheimerscbhen Bankvereins in Liquidation pro 1889 weist im Vergleich zu der Vilanz des Borjabres kcine wesentliden Veränderungen auf. Nur bezügli des Postens „Grundstücke“ dürfte, wie die Verwaltung des liguidirenden Instituts sich äußert, eine etwas veräzderte Beurtheilung geboten sein. Der Bucungéwerth der Grundstücke besteht no& aus den ursprüngli dafür gezahlten Summen, zuzügli der für 2a: ten auf- gewendeten Beträze. Die in der neulich stat!gefundenen Lizitation abgezebenen Gebote, auf diz der Zusblaz uit erfolgt ift, baben einen sebr erhebliden Preiéunterscied ergeben, und wenn auch zu ere warten stebt, daß ein verbältnißmäßig besserer Preis für die Grund- stüde zu erziclen sein wird, so wird man doc bei Beurtheilung der Bilan; einen niht unbeträgttlihea Auéfall an denselbe1 in Recb- nung zichen müssen. — Die \{chwvebenden Prozesse der Sesellschaft sird noch nit endgültig eatsbieden. (S. Ins.)
— Der Geschâftsberiht der Hannoverschen Bank er iebt, daß das abgelaufen? Jahr cin günstigeres Resultat als das Vorjahr geliefert hat. Nachdem Geld stets sehr reiblid und dec offizielle Diécortsotz unverändert 4% gewesen war, traten in der ¡reiten Hâlfte des Jahres Diskonterhöhungcn ein, die in rascher Folge den Wecfeldiêconto bis auf 54/5 steigerten. Das Effectengeschäft hat verbältnizmäßiz befriedizende Resultate geliefert, besonders im kom- misstonéwcise besorgten Ane und Verkaufe. Der gesammte Rein- aewinn beträgt nah Abzug des vorgetrazenen Saldos 689 187 M Die Dividende ift vom Verwaltungsrathe auf 51% oder 41 A 25 p pro Aktie festaestelt. Der Gesammtumsatz betrag 688 449 059 M, mithin 87 529977 M mehr als 1879, Die Aktiven der Bank f:yen id ¡usammen aus Kassenbeständen 3 225 890 , aus Wecbselb-fstän- den 14 532 317 Æ, aus Lombardforderungen 681665 4, aus Effek- tenbeftänden 573 978 Æ, aus Coato-Correntfordérungen 6174 242 M, aus Grandstücken 731 499 M, aus div. fleineren Conten 71 169 M, denen folgende Passiven gegenüberstchen: Aktienkapital 12 000 000 M, Reserren 960 242 A, Bttrag der in Betcieb gegebenen Banknoten 6 400 000 M, Kreditoren 4836022 M, Depositen 968 681 M, Beamtea-, Pensior&- und Wittwen-Unterslüßuncsfonds 62 969 4. vorauébezahlte Zinsen 95217 , Gewinn 661076 4 uzd kieinzre Konten mit 16 462 M
— Die Bremer Lebensversicherungsbank, welce inx acenwärtigen Jahre wiederum eine Dividende von 3799 zurüdckver« gütet hatte beim letzten Jahretsc{lusse einen Versicherungsbeftand von 14 166 Policen mit einer Versicherungésumme von 21 572 255 4 Erloshen waren durch Sterbefälle und andere Ursachen 1355 Poe licenz dagegen gingen 1339 neue Bersicherungsanträge über 5 848 900 M. cin, Von denselben sind 2472 Anträge zur Annahme gelangt und zwar mit einer Versicherungssumme von 4508 600 h. Abgelehnt wurden 558 Anträge mit 1126 150 4 und als unciledigt
* übertragen 109 Anträge mit 214 150 M