Major vom Generalstabe Nreiherrn von Schleiniß, dea Fürst- lih reußishen Sta24s - Minister von Beulwiß, owie den Fürsten Pleß und nahm hierauf die Meldur.gen der De- putation des Offizier-Corps des Regiments König Friedrich Wilhelm U. entgegen. S :
Um 111/24 Uhr begab Sich HöchLoersclbe zum Empfange Jhrer Kaiserlichen bzw. Königlihen Hoheiten des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich, des Herzogs von Aosta und des Prinzen Arnulf von Bayern nach dem Anhalter Bahn- hofe und gab von dort Sr. Königlichen Hoheit dem Herzoge von Aosta das Geleite nah dem Könialichen Schlosse.
Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin stattete während dieser Zeit Besuche bei den hier anwesenden fremden Fürstlihen Herr- schaften ab. n 2 Wre Gliwiing - Se. Kaler- liche und KönigliGze Hoheit der Kronprinz mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm die Prinzessin Braut auf dem Potsdamer Bahnhofe, während Jhre Kaiser- lie und Königliche Hoheit die Kronprinzessin mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Heinrih und den Prin: zessinnen Victoria, Sophie und Margarethe Sih zum Em- pfange nah Schloß Bellevue begab und dort das Diner mit der Prinzessin Braut einnahm. Se. Königliche Hoheit nahm an der Tafel bei Jhren Majestäten Theil.
Abends 8 Uhr empfingen die Höchsten Herrschaften die außerordentlichen Gesandten von Frankreih, Spanien, Por- tugal, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Rumänien und Serbien.
Um 91/2 Uhr empfing der Kronprinz Se. Königli®e Hoheit den Kronprinzen von Schweden auf dem Ham- burger Bahnhofe und geleitete Höchstdenselren nah dem Königlichen Schlosse.
Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kron- prinz und die Kronprinzessin begaben Sih um 10 Uhr 15 Minuten nach dem Lehrter Bahnhof zum Empfange Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen von Wales und des Herzogs von Edingburgh.
— Gestern Vormittag gegen 11 Uhx traf Fhre König- lie Doheit die Prinzess AUgu sa Victoria ¿U Schleswig-Holstein, Durhlauchtigste Braut Sr. König- lien Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen, in Beglei- tung des Herzoglih \{leswig-holsteinshen Bevollmächtigten, Propstes des adeligen St. Johannisklosters vor Schleswig, Freiherrn von Liliencron, von S(loß Primkenau kommend, auf dem Bahnhofe zu Sagan ein, um Sih mit dem von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige Höchstderselben ent- gegengesandten Königlichen Eisenbahn-Extrazuge nach Berlin mittels der Verbindungsbahn nah dem Potsdamer Bahnhof und von dort in Königlicher Equipage nah dem Königlichen Schlosse Bellevue zu begeben.
Jn Sagan erwarteten Jhre Hoheit der Wirklich? Geheime
îtath, Dber-SWloßhauptmann Graf von Perponcher-:Sedlnißky,
der Hof-Jägermeister vom Dienst Freiherr von Heinße und der Königliche Kammerherr Graf Max von Lüttichau, welche Höchstderselben während der Dauer der Vermählungsfeierlich- keiten zur Aufwartung zugetheilt sind und die Durchlauch- tigste Prinzessin Braut im Namen Sr. Majestät des Kaisers und Königs empfingen. Auf dem Bahnhofe zu Sagan hatten sich auch der neue Hofstaat Jhrer Hohcit sowie der General der Jnfanterie, kommandirende General des V. Armee-Corps von Pape und der Ober-Präsi- dent der Provinz Schlesien von Seydewitz, welche die Durch- lauchtigste Prinzessin Braut auf der Weiterreise bis nah Frankfurt an der Oder begleiteten, ferner das Offizier-Corps und die Spitzen der Behörden von Sagan, versammelt, auch war eine Ehrenwache aufgestellt.
In FFranlsurt an der Oder sand auf dent fei) ges shmüctten Bahnhofe großer Empfang Seitens der Militär- und Ciovilbehörden statt. Das zahlreih zusammengeströmte Publikum begrüßte Jhre Hoheit mit lebhaften Hohs. Die Durchlauchtigse Prinzessin Braut wurde von dem General der Jnfanterie, kommandirenden General des IIT. Armee-Corps von Groß- gen. von Schwarzhoff , sowie von dem Ober-Prôösidenten der Provinz Brandenburg, Staats- Minisier Dr. Achenbach, bewillkommnet, welche, nachdem der General von Pape und der Ober-Präsident von Seydewißz sich bei Jhrer Hoheit verabschiedet haiten, Högstderselben das Weitergeleit bis Berlin gaben.
Jn Berlin wurde die Durchlauchtigste Prinzessin Braut auf dem Potsdamer Bahnhofe um 33/4 Uhr von Sr. Kaiser- lien und Königliken Hoheit dem Kronprinzen, Sr. König- lichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm, von dem Ober-Stallmeister Grafen von Pückler, dem Gouverneur von Berlin, General der Jnfanterie von Fransccky, dem Kommandanten General- Major von Berken und dem Polizei-Präsidenten von Viadai empfangen. Jhre Hoheit, mit Höchstihrem Gefolge, dem Höchstderselben zugetheilten Dienste sowie dem Herzoglich ichleswig:holsteinshen Bevollmächtigten, Klosterpropst Freiherrn von Liliencron, begab Sich sofort nah dem Königlichen Slosse Bellevue, wo Jhre Kaiserlichen und Königlißen Majestäten, «hre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sowie Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses die Hohe Braut, die auf dem ganzen Wege von dem Spalier bildenden zahlreichen Publikum mit freudigen Hochs begrüßt wurde, erwarteten.
Um 5 Uhr fand daselbst für die Familie des Hohen Brautpaares und um 5!/4 Uhr Diner bei Jh:en Kaiserlichen und Königlichen Majestäten im Königlichen Palais hierselbst für die bereits eingetroffenen Allerhöchsten und Höchsten Gäste nebst Gefolgen statt.
Heute Mittag nach 21/5 Uhr hielt Jhre Hoheit die PBrinzeisii AUguna Victoria zu SVPiletwrgse Holstein, vom schönsten Wetter begünstigt, von dem König- lichen Schlosse Bellevue aus Jhren Einzug in Berlin.
Bevor Jhre Hoheit in Begleitung Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin und umgeben von Höchstihrem Gefolge und ciner militärishen Ehrenescorte das gedachte Schloß verließ, war vom Kleinen Stern bis zum Königlihen Schlosse auf beiden Seiten der Feststraße die Spalierbildung vollendet.
Den 40 Postillonen und den berittenen Schlächtern, welche am Kleinen Stern Aufstellung fanden, {kossen sich im Spa- lier die Feuerwehr, die Rüdersdorfer Bergleute, der Berliner Ruderklub Neptun, die Turnerschaft, die Gastwirthe und Kellner, die Zimmerer, Maurer und Maschinenbauer an. Dieses Spalier reichte bis zum Brandenburger Thor und fand innerhalb der Stadt folgende Fortsetzung: die Studirendeti der Hochschulen, Akademien 2c., die 8
tionen und die Sältengei und auf der SWhlo"oràte ein r
Kommando der Marine, Offiziere und Mannschaft. Sämmt- lihe Gruppen erschienen mii Musikcorps - Und Fahnen. Dem Wagenzuce, der um 2 Uhr Schloß Veilevue verließ, ritt ein Zug des 1. Garde-Dragoner-Reoiments voran. Diesem folgte, von zwei Piqueuren geführt, cin fehsspänniger Wagen mit dem Kavalier Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, ein sechsspänniger Wagen mit den Jhrer Hoheit der Prinzessin Braut zum Empfange entgegengesandten Kavalieren, ein sechsspänniger Wagen mit den von des Kaisers und Königs Majestät zur Aufwartung Jhrer Hoheit während der Vermählungsfeierlichkeiten bestimmten Herren eine Compagnie der Garde-du Corps mit den Trompetern an der Spiße; der große Königliche Staatswagen, mit acht Pferden beipannt, in welhem die Dur(lauchtigste Prinzessin Braut mit Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, und zwar zur Rechten Höchstderselben, den Fond cinnahmen.
Es folgte eine Compagnie der Gardes du Corps; ein se@sspänniger Wagen mit den Damen Jhrer Hoheit der Prinzessin Braut; ein sechsspänniger Wagen mit den Damen Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzesfin ; ein Zug des 2. Garde-Ulanen-Regiments. Am Kleinen Stern im Thiergarten seßten sih die 40 Postillone und 6 Ober:Post- sekretäre an die Spitze des Zuges. Diesen folgte das berittene Corps des hiesigen Schlächtergewerks. Beim Herannahen des Zuges, der in die Charlottenburger Chaussee einbog, wurde ders:lbe unter Fahnenshwenken, Hochrufen und den Klängen der Volks- bhymne von den Spalier bildenden Vereinen u. |. w. empfan- gen ; die einzelnen Gruppen, welche der Brautwagen passirt hatte, s{hlossen sich dem Zuge an. Hinter den Spalieren füllte ein überaus zahlreiches Publikum die Wege des Thiergartens und die Straßen der festlih geschmücten Stadt und begrüßte mit begeisterten Zurufen die Durchlauchtigste Prinzessin Braut.
Am Brandenburger Thore, außerhalb der Stadt, em- pfingen der Gouverneur der hiesigen Nesidenz, General der Infanterie ron Fransecky, der Kommandant, General-Major von Berken, und der Polizei-Präfident von Madai die Durch- lauchtigste Prinzessin Braut; gleichzeitig wurden dreimal 24 Kanonenschüsse abgefeuert.
Am Brandenburger Thor, innerhalb der Stadt, wurde die Durchhlauchtigste Prinzessin Braut von den städtischen Be- hörden von Berlin empfangen. Der Ober-Bürgermeister Dr. von Forckenbeck näherte sich dem Wagen und begrüßte Jhre Hoheit im Namen der Gemeindebehörden und der Ein- wohnerschaft der Haupt- und Residenzstadt Berlin,
Vom Brandenburger Thore aus bewegte der vorde- \hriebene Zug sih unter den Linden, innerhalb der Prome- nade, nah dem Königlichen Schlosse und durh Portal Nr. 5 bis rah der Wendeltreppe.
Am Fuße der Wendeltreppe, innerha!b des Vestibuls, in welchem eine Galawache paradirie, empfingen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und FJhre Königlichen Hoheiten, die Prinzen des Königlichen Hauscs, unter Vortritt der Hof-, der Ober-Hof- und der Obersten Hoschargen, die Durgtlauchtigste Prinzessin Braut und gelciteten Hötstdiefelbe hinaus. Se Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron- prinz bot der Hohen Braut den Arm.
An der Thür des Schweizersaales, in welchem die Schloß- Garde-Compagnie aufgestellt war, wurde Fhre Hoheit die Prin- zessin Braut von Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen des Königlichen Hauses empfangen und sodann nach der Bran- denburgischen Kammer geleitet, woselbst Fhre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten und die Allerhöchsten und Höchsten Gäste die Durchlauctigste Prinzessin Braut erwar- teten. Hierauf wurden im Kurfürstenzimmer die Ehepakten vollzogen.
Die Hof-, die Ober-Hof- und die Obersten Hofchargen traten Sr. Majestät dem Kaiser und Könige vor, als Aller- böhstdieselben die Durhlauchtigste Prinzessin Braut nach den E Jhre Hoheit in VBereitschast geseßten Gemächern ge-
eiteten.
Um 41/7 Uhr findet diner en famille mit den Allerhöchsten und den Höchsten Gästen im Garde-du-Corps-Saale des König- lichen Schlosses statt.
Die Marschallstafel für sämmtlihe Gefolge der Aller- E und der Höchsten Gäste wird in der Neuen Gallerie
ervirt.
— Jn der am 25. d. M. unter dem Vorsiße des König- lih bayerishen Staats-Ministers Dr. von Luß abgehaltenen Sißzung des Bundesraths erfolgte zunächst die Mit- theilung, daß von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin der Großherzogliche Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und Präsident des Staats- Ministeriums Graf von Bassewitz zum ersten Bevollmächtigten ernannt, und daß von dem Kaiserlichen Statthalter in Elsaß- Lothringen der Ober-Regierungs-Rath Hauschild als Kom- missar der Landesverwaltung von Eifaß-Lothringen zum Bundesrath abgeordnet sei.
Eine fernere Mittheilung bezog sih auf die gegenwärtig stattgehabte Einbringung des dem Reichstage in seiner leßten Session niht mehr vorgelegten Entwurfs eines Gesehes wegen Abänderung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, von welcher die Versammlung, ebenso wie von der Präsidialvorlage, betreffend die Verhand- lungen der Kommission zur Prüfung des Entwurfs von Vor- schriften über den Shuß gewerblicher Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit, lediglch Kenntniß nahm, während eine andere Vorlage über die zollamtlihe Ab- fertigung von Bau- und Nußtholz, sowie ein Antrag Preußens, betreffend den Zollanshluß von Wandsbeck, den zuständigen Ausschüssen überwiesen wurde. — Alsdann wurde nah Genehmigung eines Vorschlages zur Wiederbeseßung einer erledigten Stelle bei der Disziplinarkanmer in Frank- furt a./O. der Entwurf eines Gesezes über die Fürsor; e für die Wittwen und Waisen der Neichsbeamten in weiter Be- rathung mit den in erster Lesung beschlossenen Abänderungen genehmigt. — Gleicherweise erhielt der Entwurf cines Gesetzes über die Besteuerung der zum Militärdienst niht herangezogencn Wehrpflichtigen, über welchen die Ausschüsse für das Landheer und die Festungen, für Zoll- und Steuerwesen und für Rech- nungswesen berichteten, mit den von leßteren befürworteten Modifikationen und vorbehaltlich einer Zusaßbestimmung, kraft deren der zur Reichskasse fließende Steuerertrag den Bun- desftaaten nah dem Matrikularfuße überwiesen werden soll, in erster Berathung die Zustimmung der Versammlung. Auf den Antrag de: Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel
und Verkehx wurde ein Nachtrag zum Verzeichnisse derjenigen
Inicungen, die Korpora- 1 Massengüter, auf welche die Besäimnung im §. 11 Abs. 3
des Gefeßes vom 20. Juli 1879 über die Statistik des Waarenverkehrs Anwendung findet, festgestellt. — Nach den Vorschlägen desseiben Ausschusses, bezw. in Verbindung mit dem Ausshusse für Handel und Verkehr ge- langten zwei Eingaben, welhe sich auf die Zolbehand- lung der Tabaksaucen, insbesondere auf die Larg- vergütung bezogen, zur Erledigung. — Schließlih wurden Kommissarien zur Berathung von Vorlagen im Reichstage ernannt und Mittheilungen über eingegangene, auf Grund früherer Beschlüsse den betreffenden Ausschüssen zugetheilte Eingaben fowie über neuerdings eingelaufene Petitionen, welche leßteren ebenfalls an die betheiligten Ausschüsse ver- wiesen wurden, entgegengenommen.
— Der S@lußbericht über die. gestrige Sißung des Neichstags bcfindet fich in der Ersten Beilage.
— Ein Kurator, welcher nach dem Tode seines Kuran- den absittlich zum Nachtheile des ißm anvertraut gewesenen und noch nicht abverlangten Vermögens des Verstorbenen handelt, mat sich nah einem Erkenntniß des Neichs- gerihts, 1. Strafsenats, vom 10. Dezember v. J., dadur nicht des Vergehens der Untreue schuldig.
— Das Recht auf Beseitigung der Fenster eines Nachbarhauses geht nah einem Erkenntniß des Reichs- gerichts, vom 1. Juli v. J., durch unterlassenen rectzeitigen Widerspruch gegen die Anlage der Fenster nit verloren.
— Der General-Lieutenant Freiherr von Lo ë, General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com- mandeur der 5. Division, ist von Frankfurt a./D. hier ein- getroffen.
Breslau, 26. Februar. (W. L. B) Anläßlich der Hoczeitsfeier des Prinzen Wilhelm ist die Stadt außer- gewöhnlich festlih geshmüdckt, Alle öffentlihen Gebäude und Monumente, wie überhaupt alle Straßen bis in die entfern- teiten Stadttheile prangen im reisten Flaggenshmuck. Das Fest wurde dur das Blasen eines Chorals vom Rathhaus- thurme Mittags 12 Uhr eröffnet. Abends findet eine Be- leuchtung der Denkmäler, sowie Fllumination der Thürme am Ninge und der Liebichshöhe mit bunten Ballons statt,
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 24. Februar. Wie die „Cl: Lothr. Big. mittheilt, U dex Stattyalter von seinem Unwohlsein soweit wiederhergestellt, daß derfelbde am gestrigen Abend auf der im Statthalterpalais veranstalteten Soirée erscheinen konnte.
Der Landesausshuß berielh in seiner gestrigen (29.) Plenarsitzung den Entwurf eines Geseßes zur Ausfüh- rung des Reichsgeseßes vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwchr und Unterdrückung von Viehseuche.
— 2. Februar. (W. T. B.) Am Swlusse einer gestern Abend zu Ehren des Landesausschusses am SWhluß der Session desselben gegebenen Tafcl richtete der Statthalter General- Feldmarschall von Manteuffel folgende Ansprache an denselben:
Zu meinem Bedauern hat mein Unwohlsein mich virhindert,
die geehrten Herren des Landesaus\{chufes in den leßten Wechen bei mir zu seben und so habe ic mir erlaubt, Sie zu bitten, vor dén S{luß Ihrer Session roc cinmz2l an meiner Tafel Platz zu neh- men. Sehe ic ie gzehrten Herren nun aber bier versammilt, kann ih nit anders, ol Ihnen meine am 1. Februar ausgesproene Bitte nochmals — nit ans Herz zu legen, Enn der Puléschlag meines eizenen Herzens sazt mir zu laut, daß Sie den von mir vorgeschla- genen Weg nicht mit leichtem Herzea betreten können — sondern mcine Bitte noGmals ihrer recht objektiven Veurtheilung zu empfehlen und dabei an ihren clsaß- lothringisden Patriotismus zu appellicen, der auf Kosten eigener Gefühle hon so vi:lfach zum IWoble Ihres Geburtélandes Opfer gebracht hat. Betone i diese Frage zu stark, so ents{huldigen Sie, meine Herren, aber i bin 72 Jahre alt, fühle, daß es abwärts mit mir geht, und i möwte dob so gerne, daß Gott es mi erleben ließe, Elsaß-Lothringen in vol!bere(tigter selbständiger Stellung zu sehen. Hierzu giebt cs aber wahrhaftig Feinen anderen Weg, als den# von imir wvorgesblagenen, — Noch möchte id cinige Worte über meine persönliwe Stellung binzufügen. In d n Blättern, welche die Berubizung des Land:8 nit wollen, und zu meinen Bedauern bei vielen Männera des Landes wird meine Anspracze vom 1. Februar als im Widerspruß stehend mit der vom 6. Dezember ertlärt. Welche Erfahrungen muß; das Land gema§t haben, wenn es nur an die Möglichkeit glauben ann, cin hchex Beamter könne ia wenig Wocben seine Auffassung ändern. Nein, meine Herren, so bin ih nit erzogen, am 6. Dezember sprah ih aus meinem Herzen zu Ihren H.rz:n, am 1. Februar wandte ih mi in Fragen, die das Interesse tes Landes berühren, rein sa{lih an Ihr Urtheil, und von wem folk das Land die Klarlezung der Verbältnisse bei eincm so wichtigen Akte, als es tie Reicbstagäwahlen find, verlangen können, wenn nicht von seinem Statthalter ? Dieser m:iner Pflicht hle ih ohne Shezu und ohae Nücsihtnahme auf momentane Eindrücke genügi, und das Weitere liegt nun in tem Willen des Landes selbst. Da ist es jx möglih, daß durch den Auéfall der Wahlen die Erfüllung meines WunsLes in noch weitere Ferne hinauëgescoben wird, bis in das Eingeweide hincin würde mich das schmerzen, kann aber nie Einfluß üben auf mein Handeln ; möôze das Land wäß!en wie es will, mögen die Blättec über und gegen mich s(reiben, die Leute über und gegen mich reden, was sie wollen, ih gehe unbeirrt meinen eigenen Weg und bleibe gehorsam deu Befehlen meines Kaisers, ih wiederßole dies: „durch gute und ge- re%te Verwalturg den Elsaß - Lothrirgern den Uebergang in die neuen Verhältnisse erleichtern, Efüble s%onea, Wunden beilen nit solde schlazen“, und, meine Herren, hier in diesem Saale, in den ernstestez Stunden meincs Lebens, als Gott mir das Schwerste auferlegte, was mir bisher auferlegt wocden, habe ih es au8gesproden, daß, wie tcr Doge von Venedig sich mit dem Meere vermählte, id werben wolle um Elsaz-Lothringen. Auch an diesem Wort balte i unverbrücblich fest, no& nie bin i ta Widerspruch mit mir selbst getreten ; abcr daß ib lieber um das freie offene Meer werbe, als um einen durch Wälle cingedämmten See, das können Sie mir nicht ver- denken. Helfen Sie mir, diese Wälle wegzuräumen! Uad nun meine Herren, sage id Ihnen herzlih Lebewohl bis — so Gott will — auf gu!es Wiedersehen im Herbst und Sott s{cnke Ihnen allen Glück und Heil im Hause und im Berufe. Stoßen Sie noch ein- mal mit mir ax auf Elsaß-Lothringen, Elsaß-Lothringen hcch! und he! und boch!
Die Rede wurde mit großer Wärme aufgenommen und an verschiedenen Stellen mit lauten Beifallsrufen begleitet. Der Präsident des Landesausshusses, Schlumberger, erwiderte mit einem Lebehoch auf den Statthalter, welches allseitig den lautesien Widerhall fand.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus fuhr heute in der Berathung des Lienbachershen Schulantrags fort. Der Berichterstatter der Minorität, Beer, begründete nohmals in ausführlicher Rede
den Standpunkt der Minorität und erklärte {ließliG Namens seiner Gesinnungsgenofsen, daß sie jede Aenderung in der Dauer der Schulpflicht, welche dem Reichsrath die bisherige Jngerenz nehme und den Ländern zuweise, als Verleßung derx, Ver- fassung betraten und daß sie deshalb an der Spezialdebatte sich nicht betheiligen würden. — Jm Fortgang der Sißung beschloß das Haus mit 165 gegen 152 Stimmen, auf die Spezial- berathung des Lienbacherschen Schulantrags einzugehen. Bei der Spezialberathung“ gab der Abg. Giovanelli Namens der Tiroler Abgeordneten die Erklärung ab, daß die Nechtsver- bindlichkeit der Schulgeseßze von ihnen nitt anerkannt werde, weil der Kirhe und der Familie die denselben gebührenden Rechte nicht eingeräumt würden. Der Abg. Sturm verlangte zur Beschlußfassung über den §. 1, welchen er sowohl wie seine Partei als eine Verfassungsänderung betrachteten, die °/z Majorität. Der Präsident Coronini erklärte, er halte die ?/; Majorität nicht für erforderli; und zählte eine Reihe von Präzedenzfällen auf, in welhen den Landtagen vom Reichs- rathe gewisse Rechte mit einfaher Majorität eingeräumt wor- den seien. Der Abg. Sturm erwiderte Namens seiner Ge- sinnungsgenossen, daß eine derartige Bes(lußfassung von ihnen als verfasjungswidrig und demnach als null und nichtig an- gesehen werde. Der 8§. 1 wurde darauf in namentlicher Abstimmung mit 165 gegen 152 Stimmen angenon1nen und das Gefeß z"m Beschluß erhoben. — Heute Abend findet eine zweite Sißung des Abgeordnetenhauses statt.
Beit, 20 evruar. (W. T. B) Das Unterhaus hat heute den Geseßentwurf bezüglih der Anzahl der zum ungarischen Neichstag zu entsendenden kroatishen Abgcordneten in der General- und Spezialdebatte angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 25. Fe- rug Q. E. B) Jm Unterhause erklärte beute der Staatsjekretär für Indien, Lord Hactington: von einer an Rußland ertheilten Zusicherung, daß vie Eng- länder in Kandahar nicht bleiben wollten, sci ¿hm nichts bekannt. — Der Unter-Staatssekretär im Departement der Kolonien, Grant Duff, theilte mit, die Unterhandlungen mit den Basutos seien resultatlos geblieben. — Der Unter- Staatssekretär Dilke erklärte auf eine Anfrage Burke's: die griehische Negierung habe niht die gesammte Re- serve CnberUusen, sondern nuL gewisse Klassen dex- selben. Es sei allerdings die allgemeine Einberu- sung der Reserven beabsihtigt gewesen, die bezüg- liche Aktion sei aber in Folge der Mißbilligung der Mächte beschränkt, auch sei von Griechenland erklärt worden, daß mit der Einberufung der Reserven keine Drohung beab- sichtigt werde. England habe Griechenland gerathen, keinen Schritt zu thun, der als ein Versuch erscheinen könne, die jeßt in Konstantinopel unterhandelnden Mächte zu forciren, auh seien die Mächte übereingekommen, die Türkei und Griechenland aufzufordern, von jedem Feindseliakeitsakte wäh- rend der Unterhandlungen abzustehen. Die Neutralität zu proklamiren sei seines Dafürhaltens nur dann üblich, wenn der Kriegszustand thatsählih vorhanden sei. — Lord Hart in'g- ton sprach dann abermals die Hoffnung aus, daßGladstone am nächsten Montag der Sißzung wieder beiwohnen werde, bedauerte indeß, dies niht mit Bestimmtheit in Aussicht siel-
len zu können und erklärte, daß der Ober-Kommissär für Jr-
and, Forster, die irishe Waffenbill auf nächsten Diensiag vertagen werde, damit der Staatssekretär ves Kriegs, Childers, am nähsten Montag das Kriegsbudget vor- legen könne, Northcote und mehrere andere Konservative piotestirten gegen die Verta„ung der irishen Waffenbill, da durch die Vertagung der Beshluß vom 25. v. M. verleßt werde. Der Sprecher erklärte, er könne Niemand zwingen, mit einem Antrage vorzugehen. — Das Haus seßte darauf die dritte Lesung der irischen Zwangsbill fort und nahm chlicßlich die Bill in dritter Lesung mit 281 gegen 36 Stim- men an. f 25. Februar, Nas. (W. L. B) Unterhaus SWluß. (Ausführlihe Mittheilung.) Jm Laufe der Debatte vertheidigte der Generalsekretär sür JFrland, Forster, die Bil und betonte: es sei Zeit gewesen, daß die Regierung und das Unterhaus Kraft zeigten, um der Schreckens- It 1 Jiland Un Ziel zu seven Das Haus habe ih stark genug gezéigk, um die Ordnung der Dinge in Jrland wiederherzustellen; er hoffe, das Haus werde sich auch stark genug zeigen, solhe Bill durch: zuführen, durch welce eine Zwangsdill in Zukunft unnöthig werde, indem sie das Volk Jrlands zufrieden und wohlhabend mah2e. M'Carthy's Antrag auf Verwerfung der Vill wurde mit 321 gegen 51 Stimmen abgelehnt und die dritte Lesung mit 303 gegen 46 Stimmen angenommen. Der Sprecher be- antragte hierauf, daß die Bill die dritte Lesung passire. Die Jrländer protestirten hiergegen. Der Sprecher erklärte, er glaube, das Haus wünsche den Schluß der Debatte. Leßterer wurde hierauf von Hartington beantragt und mit 282 gegen 31 Stimmen angenommen. Hierauf wurde die Bill, wie be- reits gemeldet, mit 281 gegen 36 Stimmen in dritter Lesung angenommen.
Nach einer Meldung aus Durban, von heute, wurden gestern Nachmittag zwischen Colley und den Boern bei Q 2 V; : ; A c N Laingsnek Mittheilungen hin und her gewechselt. Die telegraphishe Verbindung zwischen Newcastle und Mount rojpeit ist augenblicklich in Folge starker Negengüßje unter- rohen,
— %6. Februar. (W. T. B.) Der Staatssekretär der Kolonien, Kimberley, benachrichtigte den Präsidenten des niederländischen Transvaalcomités, daß das Kabinct die Petition zu Gunsten der Herstellung der Unabhängigkeit des Zransvaallandes in Erwägung ziehen werde.
Frankreich. Paris, 25. Februar. (W. T. B.) Die Bureaux der Deputirtenkammer wähiten heute die Kommission zur Berathung des Bardoux'schen Antrages wegen Wiedereinführung der Listenwa hl, Unter den ge- wählten Kommissionsmitgliedern zählen 8 zu den Gegnern und nur 3 zu den Anhängern des Bardoux’schen Antrages. Vei der Wahl der Kommission wurden gegen 208 Stimmen im Sinne der Arrondissementswahl und 181 Stimmen im Einne der Listenwahl abgegeben. ,
Der Senat genehmigte den Zoll für eingeführtes Ge- lreide mit 60 Centimes per 100 kg, wie derselbe von der Kammer bereits beshlossen worden ist.
Die Meldungen des „Stan dard“ von einem hestigen Wortwechsel zwischen dem Bey von Tunis und dem fran- ¿ösishen Generalkonsul werden regierungsseitig für absolut falsch erklärt. Die leßte Unterredung des Beys mit dem sranzösishen Generalkonsul Roustan habe durhaus keinen lebhajtcn Charakler getragen. Durch solche alarmirenden Nach-
richten solle nur die öffentlihe Meinung Englands über die wahre Nolle irregeführt werdcn, welche Frankreich Tunis gegenüber ein- nehme.—Die, Agence A vas“ berichtet über den leßten Einfall des tunesishen Stammes der Kumirs in alge- rishes Gebiet, daß die Kumirs versucht hätten, dem alge- rishen Stamme der Avuaoucha Vieh zu stehlen, dabei aber zu- rüdgetrieben worden seien. Die Kumirs hätten darauf am 16. d. M. in der Stärke von 200 bis 300 Mann den Einfall wiederholt und dem alaerishen Stamme ein förmlihes Treffen geliefert, sich auch erst dann zurücgezogen, als sie gehört bätten, daß von den französishen Behö: den Maßregeln gegen sie getroffen würden. Die Sczeiks der Krumirs hätten ihre Schuld selbst eingestanden, denn dieselben seien in das fran- zösische Lager gekommen und hätten Garantien angeboten, wie auch Entschädigungen zugesichert.
… Turkei. Konstautinopel, 25. zrebruar. (W. T. B.) Wie verlautet, haben die Botschafter beshloïssen, bei ihren Mittheilungen und Verhandlungen mit der Pforte über die griehiscche Frage sih der Kollektivform zu bedienen.
— AUS PCris; 25: ¿rebruar, melt „W. D. B.“ Der „France“ zufolge hätte Griechenland die englische Re- gierung aufgefordert, daß sie in direkter und persönlicher Weise zu seinen Gunsten interveniren möge. Die englishe Negierung hätte ablehnend geantwortet und darauf hingewiesen, daß die Vertreter der Mächte das formelle Man- dat hätten, im Einvernehmen mit einander in Konstantinopel zu verhandeln, und daß es demzufolge unmögli y sei, das Centrum der Verhandlungen nah einein anderen Orte zu verlegen und die Natur und den Zweck der Verhandlungen zu veränder1t,
Numänieu, Bukarest, 25. Februar. (W..T. B.) Im Senate beantwortete heute der Finanz-Minister Bratiano die Jnterpellation über das Urtheil des deutschen Reichs- gerichts in der Proze ßfache des Herrn von Kauffmann gegen die rumänische Eisenbahngesellschaft dahin, taß er den Wort- laut des Urtheils noch nit erhalten habe, daß das Urtheil jedoch in keiner Weise die erworbenen Rechte des rumänischen Staates berühre, welher 98 Prozent der Aktien besitze; ja cs könne dur das fragliche Urtheil die Auflösung der Akticn- gesellschast erleihtert werden. Der Senat ging über die Interpellation zur Tagesordnung über.
In der Kammer wurden der Negierung die 4 Mil- lionen bewilligt, welche dieselbe nah dem Bankgesegz in die Kasse der Nationalbank einzuschießen hat. Die Regierung wurde ermächtigt, diesen Geldbetraz der Liquidationskasse der Nuralobligationen zu entnehmen.
— 426. Februar. (W. T. B) Wie der „Romanul“ meldet, hat der Minister des Auswärtigen, Boerescu, fein Entlafssungsgesuh, welches weder der Fürst noch die übrigen Minister annehinen wollten, zurücckgezogen, um nicht unter den gegenwärtigen Umständen eine Ministerkrisis zu provoziren.
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Kun}, Wissenfchaft und Literatur.
Der bereits angekündigte Festmarsch zur heutizer Ver- mählungs8feier: „Up ewig ungedeelt*, vonWilhelmPfeiffer, it in der Sulesingershen Bucb- und Mausikalienbandlung (Nob. Liecnau) biéersclt}t ers%ienen. Ver Marsc% ift ftylvoll, voller Swung und! melodièt; das zart einsetende Trio bringt in scinen letzten Takien die bckannte Melotie des Schleéwig-Holsteinliedes. Das Arrangement, scwehl für 2 Hände (Pre:s 1,50 (1), wie für 4 Hände (Preis 2 6), ist builiart und die Autstattung schr sauber. Der Marsch wurde bei dcr heutigen Einzugéfeicr von dem Mrsikcorps der Archi- tekten gespielt.
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C
1
Getverbe und Sander.
Diz Privatbank zu Gotha theilt u25 mit, daß {e die jeßt zur Emission kommende neue 40/9 Anleihe der Stadt Gotha von 1590020 M, welche zur Konvertirung der im Umlauf befindlichen 4239/4 Gothaer Schuldbriefe bestimmt ist, fest übernominen Fat, und daß das Institut den Jahbabern leßterer Anleihe bei d:m Umtauïcte 1%/% Konrvertirungéprämie und 1/9 Zinsdifferenz ver- güten wird.
LOUdon, 29; Febetar. (W., 2. B) Jn der gestrigen Wollauktion waren die Eröffnunç8preise scwohl für auftralisce, als au Kapwollen gangbar, Stimmung belebt,
avre, 20, Februar, (W. T. B) Wollauktion, 2303 Ballen angeboten, 763 B, verkauft, Unbelebt, Preise flau.
Washington, 25, Februar. (W. T. B.) Mit Rüdsicht auf die Agitation der Nationalbanken gezen die Funding- Bill und im Hinblick auf die Geldknappheit in New-Yor? zeigt der Scatzsekretär Sherman an, daß das Shahßamt von den Banken in Depot gez: benes Silber außsgeLen werde, um Billets zurückiießen zu fönnen. Ebenso würden die Ueberschüsse aus den Einnahmen um Ankauf von Obligationen für die Amortisationtkasse, wenn dieselben al pöóri mit den fälligen Zinsen off cxirt würden, verwendet werden. Hierbei sollen die einterufenen Obligationea d2n Vorzuz haben. Wenn aber solche nicht cfferirt werden sollten, so nürden auch diz fällizen fünfprozentigen und scchsprozentigen Obligationen unter den- selben Bedingunzen angenommen werden.
Der Scatzsekretär Sherman bat den Urter-Schaßmeister von New-York ermächtigt, 5- und Cprozentige Bonds, welche noch nit einberufen sind, für die Amcrtisationskasse al pari etnzuis karfen, Dex dasür aufzuwendende Betrag mit Zinsen bis zum Zablungéêtage scll 10 Millionen Dollars nicht übersteigen.
Verkehrs: Änfstalten.
New-York, 25. Febetuar. (W. L. B) Ver Dampfer „Canada“ von der National-Dampfschiffs-Compagnië (C. Messingsc@e Linie) ift hier eingetrcffen.
Berlín, 26. Februar 1881.
Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels.
Berit des Kaiserli@en General-Konsulats in Alexandricn rom 2. Februar 1881. E :
Der Import deutscher Waaren rach Ezrpten ift in steter Zt- nabme begriffen und vertheilt fich auf die mannigfaltigsten Artikel. Gewebte Möbelstoffe, namentlih aus Sachsen, und zwar ganz baunt- wollene, baum. und schafwollene, ganz wollene und mit Seide ge- misdte, wollere Atlasse finden hier lebbaften Absaß und zeichnen si in Qualität, in passend gewählten Dessins und Farben aus. Wirk- uud Strumbfwoaren von Wolle und Baumwolle werven in schr erbebliben Quartitäten aus Deutschland bier importirt. Dagegen hat sich der Absoy in Tuchen, seitdem die ortertalisben Trachten mehr und mehr außer Getrauh fkommen und curopäisden Platz machen , verringert. In fertigen Kleidern aber seinen die deuten Fabrikanten mit den Parisern und Wienern nit konkurriren zu können, Erheblih ist ferner der Import in Nürnkerger Industrie-Artikeln (Quincaillerie), in Drozuen, chemischen und sonstigen Apothekerwaaren, und Solinger Eisenwaaren, Jn musikalishea Instrumenten wird die weit erheblichere Hälfte aus Deuts&land (Leipzig, Dresden, Berlin) bezoge!. Weniger bedeutend ist die Einfuhr von Leder und Lederwoaaren, bet denen man den eng- lishea und franzôösishen Produkten ten Vorzug giebt, von Glas- und Thonwaaren, Goldleisten, Pforzheimer Goldwaaren, Näh-
maschinen, Porzellan, Steingut, Lampen, Papier, Pzrfümerien, Strok- waaren und Wäscwe. Jn dem letzgenannt:z Artifel cheint Deutsch- land in leßter Z:it an Boden rcrloren, die Wiener Industrie da- gegen gewonnen zu baben. Aus exorstehenter Auf äßlung, die auf Vollständigkeit keinen Anspru matt, iït ersichtlich, daß die deute Industrie vollkommen in der Lage ist, mit dcm Gewerktfleiß der übrigen Kulturstaaten zu konkurriren. :
Von denjenigen Kauflcu:en, auf deren Angaben der vorliegende Bericht beruht, sind, was die Aufmabarg und Veryackung der Waare betrifft, Klagen kauptlsä&lih nur bei eivem Artikel geäußert worden, ter eine ganz besondere Sorgfalt in sciner Behandlung ver- langt. Mit Glaswaaren und Spiegeln (aus Æabcn) hätte man in dieser Beziehung bittere Erfahrungen gemacht. Dieser Tadel ist also derfelbe, der bereits von den versbiedeniten Seiten und in sehr cindringliher Weise geäusteit wcrd:n ist. Die betreffende Industrie wird aufhörcn, exportfäbig zu scin, wenn se gegin diesen Vorwurf der Unfähigkeit in der Ve:paekung nicht ernsilib ankämpft. Hier Liegt offenbar ein Pangel vor, tefsen &a:lle radikale Beszitizung ohne besonders große Mittel erreidt werden könnte. Auch aus Deutschland bier importirte Mokilien follen in Be:ug auf Ver- packœung nit allen Anforderungen erifvro Len baber, indessen ist der Import dieses Artikels durch hohe Eisenbaknfrackt gegenüter der sehr leiftungsfähigen französishen und êfterreibisben J=dustrie sehr ershwert und daher unbedeutend. Der arderwäris ausze!probene Tadel, daß bei der Verpakung der d:utshen Waaren der Raum nicht genügend aus8genütt, Ballen nid seien, u. \. w., madbt sib bier ars dezn Grunde nid
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weil die Fra@t von Europa hierher durchwea nah dem Gcw!tt und nicht nah dem Volumea berechnet wid, Wo sonst Märgel sib in
der Be:rpacung gezzigt haben, hat eine Mabnung des hiesicen Jms- porteurs genügt, um deren Abhülfe bei den deutshen Fabrikanten zu erreidben. :
_ Ueber die äußere Ausstattung der Waarz siad geäußert worden. Dagegen hat ic bin und wieder der Vorwurf erboben, daß die vorgeschriebenen Muster bei ter Lieferung nicht genau befolgt wurden. Es ift ¿ureilen eine geringere Qualität als d18 Muster gelicfert worden. Nur allzuleiht wicò damit unangne[- men Differenzen Thür und Thor geëffaet und die Verbindung dann gelôjt. Auch sollie man sich büten, unmoderne Waaren — jedeufalls in fol@en Sachen, wo es auf die Mede ankommt — zu liefern.
Glaube, in fernen Ländern, die nit auf der Höhe der europäi- chen Kultur ständen, nähme man €8s in dicfer Ricdtung nicht lke'on: rs genau. ist weder für Ezypten nochß auc sonst für die Küften- dle der Levante zutrefferd. Pariser G \{mack und Sliff üben venigstens änßerlih einen weitreidwenden Einfl1ß auf die hiesigen ohlbabenderen Klassen aus, deren M.tzlieder fast durchgängig Surcpa und namentlich Fran?freih bereist baben. Dieser Theil der Bevölkerung entwicelt in den greßzn Städten tes Landes mehr Geschmack und Lurus und folgt der Mode treuer, als dies in den europäischen Städten gleiczer Cinwohners Fall ift. ,
Bei dieser Gelegenheit sei auf einen aud bingewiifen welcher bei englischen und anderen Licferungen scit Langem wohl- tbâtig empfunten wird und im Intercsse der Verkehrserleihterung nicht genug empfohlen werden kann, bei d2n deutschen Fabrikanten indessen biéber nicht allgemein bekannt ju sein scheint. Immer noch wird von letzteren bei Ausführung eincs Austrages in Manufaktur- waaren jedcs Muster des kbetreffenden Stücks demselken als Abschnitt beigefügt oder angehängt, anstatt daß naw Empfang des Auftcags3 dein Auftraggeber eine mözlihst elegante Musterkarte sofort dur die Post zugesandt wird, wodur der licsige Ve:käufer in die Lage verseßt wird, die Waare {hon vor Empfanz derselben zu verkaufen und neue Bestellungen zu erlangen,
Es wird ferner von hicsizen Imporïcuren deuis&er Waaren der Wunsch auêsgesprchen, daß die heimischen Fabrikanten ihre Preise für Egypten in der hier gangbarsien Münze, rämlich in Francs, be- renen möcten und zwar mözlih francs Triest oder sonst einem Seehafen, ron dem aus direkte Verbindung mit Alexandrien besteht. Die Frat#t sellte bierbei ganz genau — 1-ict möglibst reiblich — berechnet fein.
Bei «ini:en Tuchfabrikanten soll no§ die Brabanter Elle statt des Meters als Maß dienen, auch das Zol! pfund soll von dem Kilo noÿ nicht überall verdrängt sein. Diese Ausstellungen mögen auf
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den ersten Bli kleinlih erscheinen, für den Kunden, der möglichst schnell und leiht si Klarkeit über den Werth der Waare ver- \chaffen will, Tönnen fie entschciderd sein und einen kouk-rrirenden Produzenten, der im Uebrigen kcine andern Vortheile bietet, das Uebergewicht versdaffen. Hür liegt vielleiht der wundesie Punkt im deutschen Exrporthandel. Die dertshen Exporteure mahen es den sremden Kaufleuten nicht leit genug, fic auf dem deutshea Markt \@&nell zu orientiren. Wenn diefer Mangel in Egypten sich weniger fühlbar macht, so ist dies den Bemühungen etner Anzahl von hier ansässigen deutscen Kommissionären zu verdanken, welbe mit d in deutschen Markte rnd feinen Handelsgewobr. heiten vollkommen vertraut, ih um den Umsaß deutscher Waaren sehr verdient gemachbt haben. Aucb an Reisenden, welche deutshe Erportläuser nah dem Auslande senden, fehlt es hier nit. Dagegen fönnte n-ch mehr ia Bersen- dung von Katalogen mit Abvbiidungen und Preisen, sowie von
!| Musiterkarten gef{chchen. In dieser Beziehung leisten bekanntlich die n) d
Engländer und Amerikaner Erstounliches. Eine bedeutende Fabrik in Paiélcy z. B., um nur ein Vorbild anzuführen, vertheilt auf Auéstellungen Und durch iire Agenten Tausende von kleinea hüb- \dèen Sch2chteln mit ihrim Nähgarrw, versenkt auf das Freigebigite Bilder, Kalender und dergleichen, und hat sib auf diese Weise, \o- wie durch ibre Leistungéfähigkeit und Billizkeii ein-n MRicsenabs28 ihrer Garne in allen Welttheilen geschaffen.
Jn dasselbe Gebiet fällt auch dcr oft betonte Mangel grokßer Exportcentren, wie sie England an verscbiedenen Orten und Franks reih an Paris besißt. W138 in dieser Beziehang in Deutschland be- steht, sind nur Anfänge und es kann hier nur das wiederholt wer- den, w3s die Saßverständigen-Koramission der Berliner Kaufmanns \{ast für gewerblicwe Angelegenheiten in ißcem Bericht vem b, Dk- tober v. J. bemerkt. Auch rah Ezypten rimmt manhe deutsche Waare ihren Weg über Paris, wo sie erst die Kontrole cincs großen Kommissions-Exporthauscs pa!firt,
Die leidige Frage des leichten Kreditirers muß auch hier be- rührt werden. Ver Sah ist ja fast {hon spribwörtlid, daß der fapitalreihe Engländer im Kreditgeben an ißm nicht genau befannte Geschäftshäuser sehr vorsichtig ijt, der Deutscke, von einer Art Erportsucht um f: den Preis getrieben, nur zu oft das entgegeng. s:tte Prinzip verfolgt. Auf bloße Versprechungen hin oder rahdstim viel- leicht der hiesige Käufer die erste Lieferung glatt bezahlt hat, habe: sich deutsche Fabrikanten nit selten zur Gewährung von Kretiten an Leute, denen am Plate Niema:.d einen Heller leihen würde, ver- leiten lassen. Ja manchen Fäilen hätten deutschen Läusern erhetlihe Ver- luste erspart werden können, wenn ein am P.atze anwesender Vertreter zu rechter Z it forservatorishe Schritte gecen den hiesizen Schuldner gethan hâtte. Ist erst der Konkurs über ein hiesizes Haus erllärt, jo sind die Resultate füc die fremdea und entferntea Gläudizer ge- wöhnlich äußerst gering. Die deutsben Fabrikant:n werden daher am bcsten thun, wenn sie ihre Irtecessen an fremden Pläßen, deren U'arcen ihnen doch in den meisten Fällea nicht vollständig bekannt sind, vertrauen8werthen Agenten übertragen, in direkte Gescäfte sich aber nur mit HLäu'ern voa anerkanntim Nufe einlassen. Solcher Agenten deuts {cr und anderec Nationalität giebt es in Alcrandrien wie in Kairo genug und ihre Atressen können ohne viel Mühe in E1fahrung gebracht werden.
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Bericwlr des Kaiserlichen Konsulats in Cincinnati vom 2. Februar 1881, A, Allgemeiue Bemerkungen. _ Unter den nach dem Westen der Vereinigten Staaten ervor- tirten Waarcn muß man zwei Klassen unterscheiden, einmal Be- dürfnisse des Luxus, meist Erzeugnisse des Kun?thandwerks, und
zweitens L cbens- und Bildungsbedürsnijse.
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