1902 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Sep 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Geier“ am 23. September in Tsingtau eE

S. M. SS. „Hansa“ und „Thetis“ sind an demselben Tage in Kobe angekommen und gestern mit S. M. S. „See- adler“ von dort wieder in See gegangen.

S. M. S. „Wolf“ is am 21. September in Loanda eingetroffen und geht am 30. September von dort nah Cap Lopez in See.

Der Dampfer „Karlsruhe“ mit der abgelösten Be- saßung von S. M. S. „Cormoran“ ist ain 21. Sèp- tember 1n Southampton angekommen und an demselben Tage nach Bremerhaven weitergegangen.

Bayern. Seine Majestät der König von Rumänien ist gestern Abend von Ragaz zu zweitägigem Aufenthalt in München ein- getroffen.

Oesterreich-Ungarn.

Die Berathungen über den Ausgleih währten gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, von 10 bis 1 und von 4 bis 7!/5 Uhr. Am Vormittage wurde über den autonomen Zolltarif und am Nachmittage über finanzielle Fragen verhandelt. Die Konferenzen werden heute fortgeseßt werden.

Großbritannien und JFrland.

Henry Phipps, ein Mitglied des Carnegie-Stahltrustes, gal wie „W. T. B.“ mittheilt, Botha 100 000 Dollars zur Ver- ügung gestellt. Er bemerkt dabei, er hoffe, daß der Friede jeßt ge- kommen und alle Streitigkeiten begraben seien und daß nichts in einem für England unfreundlihen Sinne geschehen werde. Er wünsche, daß das Geld durh Botha, Delarey und durch eine noch zu bestimmende Persönlichkeit verwaltet werden solle. Bei der Annahme erklärte Botha, er zögere nicht, zu versichern, daß das Geld lediglich zu wohlthätigen Zwecken werde verwendet werden und fkeinesfalls in einem gegen England gerichteten Sinne. Gemäß dem von Phipps ausgesprochenen Wunsche chlugerals dritten Vertrauensmann Sir James Rose-Jnnes, en Oberrichter von Transvaal, oder Sir Richard Solomon, den General-Staatsanwalt von Transvaal, oder Sir Gould Adams, den stellvertretenden Gouverneur der Oranze-Kolonie, vor. Botha fügte hinzu: „Jch schließe Frieden im vollsten Sinne des Wortes. Mein einziger Plan ist jeßt, das Unglück meiner Landsleute zu lindern.“ Auf eine Mittheilung von Phipps an das Kolonialamt, worin er die Einseßung eines Aus- schusses und unabhängige Rechenschaftsablegung vorschlägt, er- flärte der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain seine Zustimmung und sagte: wenn Phipps damit einverstanden sei, werde er einen Eng!änder als drittes Mitglied ernennen. Die Gabe würde viel mehr die Sympathie der Engländer für sich haben, wenn sie für alle Wittwen und Waisen ohne Unterschied der Rasse verwendet werden sollte. Aber auh wenn shließlich bestimmt sei, daß sie nur den Buren zu gute kommen solle, sei er willens, seinen Beistand bei der Sicherung einer geeigneten Verwaltung zu gewähren. Die von Phipps gestiftete Summe

ist nur für Wittwen und Kinder bestimmt.

Frankreich.

Der Marine-Minister Pelletan ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nah Paris zurückgekehrt. Zu seiner Begrüßung waren mehrere Mitglieder der französisch-italienischen Liga auf dem Bahnhof erschienen. Sie sprachen dem Minister die Versicherung aus, daß es nicht seiner leßten Erklärungen bedurft habe, um sie davon zu überzeugen, daß er stets ein Freund der italienischen Demotratie geblieben sei.

Jtalien. Auf seiner Rundreise durch Süd-Jtalien ist der Minisier Präsident Zanardelli am Dienstag in Tarent eingetroffen.

Jhm zu Ehren wurde ein Festmahl veranstaltet, bei dem er, E B.“ berichtet, ein begeistert aufgenommenes Hoch auf die Marine ausbrachte, die jelb)t in den entfernteiten

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Gegenden dem Vaterlande Achtung und Liebe verschaffe. Gejitern Vormittag erfolgte die Weiterreise des Ministers. Niederlande.

Nach ciner Meldung des „W. T. B.“ iît der Deputirte Jdenburg, Hauptmann îin der invdijhen Armee, zum Kolonial-Miniîter ernannt worden.

Belgien.

Den Brüßeler Blättern zufolge gedenkt der Könia heute Nachmittag nah Luch on abzureisen, um die Kur daselbit fort zuseyen

Bulgarien. Aus Sofia wird dem „W. T. B.° gemeldet, daß der

hew, der ohne Genehmigung der Behörden , sofort verhaftet worden sei

Dänemark.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland sowie

der Prinz und die Prinzessin Nicolaus von Griechen

land sind gestern Mittag, wie „W. T. B.* aus Kopenhagen

erjährt, an Bord der Yacht „Ciariya“ in Bellevue eingetroffen und haben sih sofort nach Schloß Bernstorff roeiter begeben

Amerika. Wie dem „W. T. B.“ aus Johnstown (Pennsylvania) von gesiern Vormittag berichtet wird, hatte der Präsident

Roosevelt auf der Fahrt von Jndianopolis nach Washington eine gute Nacht gehabt und weniger Schmerzen als in den lehten Tagen. Die Körpertemperatur war nocmal

Die in Saratoga abgehaltene republikanishe Kon- vention des Staates New York hat in ihrer Platform die Republikaner verpilichtet, alles aufwubieten, um die Wieders- wahl des Präsidenten Noosevelt wm sichern. Für den Posten des Gouverneurs von New York wurde Odell wiederum nominiert

Aus Colon meldet das „Reuter'iche Bureau“, daß drei Kompagnien Marinesoldaten vom amerikanischen Kriegsschiff

Panther“ nah Panama abgegangen seien. Die Ankunft

dieses Kriecgsschiffs und die Landung der Marinesoldaten habe dei den Fremden wieder zuversichtliche Stimmung erzeugt

Nach einer Depesche aus Port of Spain hat ein kürzlich

aus Ciudad Bolivar geflüchiet-r deutscher Kaufmann vor den Behörden in Pori of Spain ceidlih Folgendes ausgesagi: Am 20, August hade das venezolanishe

dampfte, um Ciudad Bolivar zu bombardieren, die Flagge

Kriegs\chiff „Restaurador“, als es flußaufwärts der Vereinigten Staaten gehißt, um die Stadt, ohne Argwohn zu erregen, erreichen zu können... Beim Zollhaus an- gekommen, habe der „Restaurador“ sofort mitten in die Stadt gefeuert, wodurch in den von den Fremden bewohnten Vierteln verschiedene Personen getödtet und Baulichkeiten beschädigt worden seien. Die Konsuln und die ganze Bevölkerung hätten Protest erhoben.’

Ein Telegramm aus Washington besagt: Jn zwei daselbst aus Carácas eingegangenen Depeschen theile der amerikanische Gesandte Bowen mit, er habe von Venezuela Abbitte wegen des Verhaltens des „Restaurador“ und Salu- tierung der amerikfanishen Flagge durch dieses Schiff verlangt. Venezuela habe sofort dem Verlangen willfahrt und in angemessener Weise um Entschuldigung gebeten. Der Kommandant des „Restaurador“ habe die amerikanische Flagge

gehißt und sie salutiert. Die Angelegenheit werde indessen

von dem Marine-Departement noch weiter erwogen.

Asien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Peking gemeldet wird, wurden der Chef des deutshen Kreuzergeshwaders, Vize- Admiral Geißler und der deutshe Geschäftsträger Freiherr von der Goly am Dienstag im Sommerpalaste von dem Kaiser und der Kaiserin-Regentin empfangen. Die Audienz hatte einen sehr befriedigenden Verlauf. Jn längerem Gespräche gab die Kaiserin-Regentin ihren Wunsch kund, mit dem Deutschen Kaiser gute Beziehungen zu pflegen.

Einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ zufolge hat der Vize-König Tseng mit zwei Bataillonen Shansi-Garde die Boxer bei Tschengtufu geschlagen. Das chinesishe Aus- wärtige Amt erklärt, das militärishe Vorgehen gegen die Nebellen stoße auf keinen ernsten Widerstand.

Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aus Tientsin übergiebt Rußland heute die Eisenbahn von Schanhaikwan nach Niutshwang an China.

Afrika.

Dem „W. T. B.“ wird aus Kapstadt berichtet, daß der deutsche Unterthan Max Henschel in der vorigen Woche von dem Kriegsgericht in Pretoria wegen Hochverraths zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurtheilt worden sei. Das Urtheil jei nunmehr bestätigt worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Delegirtenversammlung der Internationalen Ver- einigung für geseßlichen Arbeiters{chußt genehmigte gestern, nach einer Meldung des „W. T. B.* aus Cöln, ein Reglement für das zu errihtende Internationale Arbeitzamt, das in den Hauptzügen besagt, daß das Internationale Arbeitsamt ein wissenschaftlihes Institut sein soll, die ihm durch das Statut der Inter- nationalen Vereini„ung, bezw. die ihm auf Grund des Statuts durch das Comité der Vereinigung zugewiesenen Aufgaben durchzuführen hat und den Charakter \trengster politi)her Neutralität wahren wird. Des weiteren wurde ein Beschluß gefaßt, nah dem die Versammlung das Verbot der Nachtarbeit für Frauen grund\äßlih für gerechtfertigt erklärt und eine Kommission beauftragen wird, diesem Verbot Geltung zu verschaffen. Ferner gelangte ein Antrag auf Einseßung einer

Kommission zur Anughme, die Mittel und Wege suchen soll, um eine die gesuzdbeitss{ädlihen Wirkungen des Phosphors und des Bleiweißes behebende Einschränkung der Verwendung des weißen

Fron und des Bleiweißes herbeizuführen, und die den Gebrauch des Bleiweißes soweit als möglih unterdrücken soll ; das Bureau soll dabin wirken, daß die Staats- und Gemeindebehörden bei den von ibnen zu vergebenden öffentlichen Arbeiten die Verwendung des Bleiweißes gänzlich verbieten. Als Ort für die nähste Tagung wurde Basel gewäblt, worauf die Versammlung ges{lossen wurde.

Zur Arbeiterbewegung. Der Kongreß der französishen Grubenarbeiter (vgl. Nr. 211 d. Bl.) hat geftern in Commentry seine Verhandlungen

begonnen. Anwesend find 35 Delegirte, welhe 49 Berufsvereine vertreten. Dem Kongreß ging, wie „W. T. B.° meldet, aus

Dorignies die telegraphische Nachricht zu, daß dort 8000 Gruben-

arbeiter in den Ausstand eingetreten sind. Aus Paris theilt das ge- nannte Bureau noch mit, daß der fozialistishe Deputirte und Fübrer der Bergarbeiter WBasly, welcher bisher stets eine

versöbnlihe Haltung beobachicte, gestern in seinem Blatt erklärt babe, er sei für cinen fofortigen allgemeinen Ausstand der Bergarbeiter. Der Ausstand sei dur das Verhalten der Bergwerksägesellschaften, welche die Löhne berabgeseßt und zablreihe Entlafsungen vorgenommen

bâtten, unvermeidlich geworden. Durch den Gesammtausitand soll die Einführung eines Minimallobnes erzwungen werden Die von den Fabrikanten angedrohte Schließung der Webercien

in Monza (vgl. Nr. 223 d. BL) ift nunmehr zur Thatsache geworden. beiterinnen feiern.

Die Auestandsbewegung der Grubenarbeiter in Pennsvl-

V. e 4501)

wie dice Ztg.“ erfährt, Mehr als 5000 Arbeiter und Ar-

vanien (val. Nr. 185 d. Bl) nimmt, wie dem „W. T. B.* aus New Bork berichtet wird, einen bedrobhlihen Charakter an. Der Sheriff des Bezirks Luzerne theilte dem Gouverneur mit, daß er nit im stande sei, die Ordnung aufrechbtzuerhalten, und daber um Entsendung von Truppen bitte. Der Gouverneur ents sandie das 9. Miliz-Regiment, dessen Hauptquartier sich in Wilkes- barre befindet. Der Sheriff von Schuvikill ersuchte den Gou- verneur, seinen Bezirk unter das Standre(ht zu slellen.

Kunst und Wissenschaft.

_ Ein „Verein für Brandenburgische Kirhengeschichte“ ist beute in einer unter dem Vorsiy des General-Suverintendenten

1). Dryander im Evangelishen Hospiz in der Behrenstraße ab- gehaltenen Versammlung begründet worden Die Versammlung datie aus allen Theilen der Provinz, besonders aber aus derx Kurmark, zahlreihea Besuch gefunden. Der Verein, dem Einzel-

mitglieder wie au Körperschaften beitreten können, bezweckt die Er- forsdung, Sammlung, Veröffentlichung und Verarbeitung aller auf die Kirhengeschichte der Provinz bezüglichen Quellen und Nachrichten, unter besonderer Berücksichtigung der kirchlichen Ortsgeschichte, und beabsichtigt ferner ein „Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte“ derauszugebten

Die in Karlöbad tagende 74. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte (vgl. Nr. 225 d. Bckl.) wäblte, dem „W. T B.° wfffolge, in ihrer gei das nächste Jadr Cassel als Verjammlungsort

Die Zeitung „Aftenvoslen“ meldet aus Christiania, Six mens

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Markham, der vhishen Geselli&Saft, teiben geritet

Práâsiteat der Britishen Geo- an Dr. Hans Reus ein in weldem er Svetdruv*s Expedition als

ata bote Sd

die gluckdlihste und besie arflishe Expedition zur Untersuchung don

gestrigen geshäftlichea Sizung für |

Land bezeihne und meine, die Erpedition werde die wert

Isaachsen’'s umfaßten zusammen 372 Reisetage, in denen fie 3 englishe Meilen zurückgelegt und 1500 Meilen neuentdecktes Land durchquert hätten. Außer diesen Expeditionen seien noh andere wit; Reisen unternommen worden. Sverdrup habe Kane, Hayes, all Greely und Baldwin überflügelt. ; '

| volitis@e Einigungskestrebungen | leuten

, 2 2 5 v f Ergebnisse haben, die jemals von einer folchen Expeditic (fer

ranflin erreiht worden seien. Die Expeditionen Sverdrup's 22

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Literatur. Neue Literatur über Handelspolitik. L: System der Handelspolitifk. Von Dr. Iosef Gr Professor an der K. und K. Konsular-Akademie in Wien. Ix e 614 S. mit drei Tabellen. Verlag von Dunker u. Humblot, Leipzig,

Geh. 13 A Der Verfasser, welher in den leßten Jahren ver, schiedene Schriften über Handel und Handelspolitik veröffentlichte, hat mit seinem neuen Werk für die reihe Fülle von Erscheinungen, die das wirthschaftliche Leben der Gegenwart gerade auf dem Gebiete der Handelspolitik zeigt, ein systematish geordnetes Handbuch ges{afen das namentlich den Schülern von mittleren und höheren Handels: schulen gute Dienste leisten, aber auch den Männern des praktischen Lebens in den aftuellen Strömungen die Orientierung erleidter fann. Das Werk ist durhweg auf Thatsachen aufgebaut und in allen seinen Erörterungen und Schlußfolgerungen rein sachlich gehalten, Historische Daten sind nur so weit beigebracht, als sie zum Ver. ständniß der gegenwärtigen Entwickelung nöthig sind; dagegen bat der Verfasser nah Möglichkeit alle Staaten und Länder der Erde in Betracht gezogen. Sehr brauchbar sind für den Zweck des Buches die dem Tert eingefügten übersichtlihen statistishen Daten und Tabellen. Die Systematik des Werkes ist folgende: Jn einer längeren Einleitung erörtert der Verfasser zunähst Begriff und Be, deutung des Handels, dessen Abarten, die Aufgaben der Handelspolitik und giebt darauf einen Ueberblick über die Entwickelung des Handels in der älteren und der neueren Zeit sowie über den Welthandel der Gegenwart. Die dann folgende Darstellung zerfällt in zwei Theile, Im ersten faßt Grunzel unter der „inneren Handelspolitik® jy, sammen: die Betriebsformen des Handels (Groß- und Kleinhandel, Waarenhbäuser, Konsumvereine, Hausierhandel, Wanderlager, Agenten und Reisende, Natenhandel 2c.), die Märkte und Messen, die Börsen, die freie Konkurrenz und ibre Beschränkungen, die Handelsgesells{aften,

das faufmännisWe Bildungswesen und die soziale Frage im Handelsstande. Den zweiten Theil, die Darstellung der „äußeren Handelspolitik“, leitet ein Kapitel über die han delspolitishen Systeme ein, in dem der Verfasser si

für die Gegenwart zu dem Schutzzoll als bleibendem handelspolitisden Svstem, zur Interessensolidarität zwischen Landwirth\{aft und Industrie bekennt; jeder Produktionszweig, der für das Gedeihen und die Stabilität der inländischen Volkswirthschaft unentbehrlich ist, soll ges{chütt werden. Als spezieller Sachkenner zeigt sich Grunzel in den dann folgenden Kapiteln über die einzelnen Zollarten, die Verbote der Ein-, Aus- und Durchfuhr, die Zolltarifsysteme, Werth- und \spezifishe Zölle, Differential: zölle, über Art, Form und Inhalt der Handelsverträge, Recivrocität und Meistbegünstigung, Zollunionen, innere Besteuerung fremder Waaren, Steuer- und Zollrestitution, Ausfuhr- und speziell Zukervrämier, über den Grenz-, Markt- und Veredelungsverkehr , Zollniederlagen, Freibäfen, die Handelsstatistik und Handelsbilanz, Handelsmuseen, Auskunftsstellen, Erportmusterlager und die Konsularberichterstattung, Hier bringt der Verfasser in treffliher und übersichtl icher Darstellung auf Grund umfassender Studien vielfah Selbständiges, neue, eigen- artige Vergleiche; in diesen mehr das Einzelne behandelnden Kapiteln, denen in drei Schlußtabellen noch eine gute Uebersicht über die be- stehenden Handelsvertragsverhältnisse beigegeben ist, liegt der Wertb des Buches für die Wissenschaft und die Praxis, und jeder, auch der Fachmann, wird sie mit Interesse lesen. _ Beiträge zur neuesten Handelspolitik Deutsclandt Herausgegeben vom Verein für Sozialpolitik. Dritter Band. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. Geh. 4,80 A De großen und werthvollen, vier Bände umfassenden Veröffentlichung „Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den legte Jahrzehnten“ vom Anfang der 90er Jahre hat der Verein für Sozialpolitik neuerdings unter vorstehendem Titel eine Ergänzung von niht geringerer Bedeutung folgen lassen. Es handelte si darum, die wichtigsten großen konkreten Einzelfragen der künftige deutschen Handelspolitik ia einer Reibe von Spezialarbeiten zu eröôrter Einen bestimmten handelspolitishen Standpunkt nimmt diese Pabl! fation niht ein. Wie Professor Shmoller, der sie geleitet bat, i seinem Vorwort bervorbebt, wurden die Mitarbeiter nah ibrer win schaftlihen Befähigung, niht nah ihrer Tendenz autgewählt ; find cinzelne mehr s{utzöllnerishe und einzelne mehr freibändlerische Et lehrte unter ihnen. Im Ganzen ist bei allen der wissenschaftli&: Standpunkt der maßgebende, welcher Freibandel und Schutzoll delôverträge und Zollautonomie nicht als leßte große Prinzipien sondern als solche bistorisher Entwickelung und zeitweiser Zweckmäßizlet ansieht; dieser Standpunkt entscheidet nicht a priori für das eine oder arde! bandelspolitishe System, sondern will tur konkrete Untersuchung e Produktions- und Hantelsverbältnisse, der internationalen Konkurrenz der nationalen Entwickelungêtendenzen erst zu cinem Urtbeil komme In dem Ende 1900 arsgegebenen ersten und dem im Februar 18 ershienenen zweiten Bande sind folgende, im „Reichs- und Staalb Anzeiger“ |. Z. bereits cingebend gewüdigte aht Arbeiten veröfentiä!: «Die Hantelspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika 1890—1W. von Dr. G7orge M. Fiék, früber Sekretär der amerikanishen Botschaft 2 Berlin, jeßt Professor am Tome Institute in Port Devosit, Marvlan? «Die Stellung der landwirtbschaftlichen Zölle in den 1903 zu schlichendck Handeléverträgen Deutschlands“ vom Geheimen Regierungtral Dr. J. Conrad, Professor an der Universität Halle; „Z& in Mittel - Europa während Jahrzehnts“ von Professor Dr. Ernst Frandcke eDie deutsh-russishen Handelsbeziehungen®* von Privatdozert Karl Ballod in Berlin: „Die Agrarzölle“ von Dr. Heinrich Vai «Der Jmverialiómus und seine voraussihtlihe Wirkung auf t Hantelsvolitik des Vereinigten Königreichs von Großbritan und Irland“ von W A. S. Hewins, Professor der Natices öfonomie und Statinik im Kina's College und Direktor ter Lon School of Economics in der University of London: „Die engl Handelspolitik am Ende des 19. Jahrbunderts* von Dr. Karl Ratdg® „Die deuts@amerikanishen Handelsbeziehungen“ von Dr. Karl B Der bier angezeigte dritte Band enthält cine Abhandlung von ! Paul Arndt, betitelt „Zum Abschluß eines neuen deutsh-r& Handelsvertrages*, und cine längere Arbeit von Professor Dr. WaUlG Loy über „die Handelspolitik des Deutschen Reichs unter Es Caprivi und Fürst Hobenlobe (1890—1900)*. Die erstere Abts lung verdankt ibre Entstehung cinem Beschlusse des Ausschuß: ® über die dandelspolitishen Beziehungen zu den Vereinigten Stau von Amerika sollten au über die zu Rußland zwei Stimmen E werden, neben einer mehr s{hutzöllnerischen (K. Ballod) aud mehr freibändlerische. . Der Verfatser legt die Beziehungen Deuts zu Rußland und den Nuyen, den cin günstiges Verttagsverhäl? für beide Theile bietet, in sachliher Weise dar. Professor Ley Æ in scinem Beitrag. der den größten Theil des dritten Bandes nimmt, cinen Ueberblick über die deutsche Handelépolitik im l Jahrzehnt. Aus dem von idm zusammengetragenen Material 2? er, daß unter der Handelsvertragövolitik Deutschland das ihm fra übèrlegene Frankrei, weldes an dem Hothschußzoll festhielt, nt saftli, in Industrie, Handel und Verkchr weit übeiflugelt d

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| die maritime Rükständigkcit der stark \Gutzéllnerischen Ländet

Frankreichs (wie au der Vereinigten S8 von Amerika) besonders deutli An dem sieigenden eb stande, wie er sich in der Hebung des durchschaittlichen = fommens und dem Anwachsen ter Spareinlagen der #2 Volkéschichten zeige, habe auh die Landwirthschaft ihren Ao Mit Anênahme der Schafzucht habe tie Viebbaltung sich gebt"

d am Beispiele

die Anbaufläche, auch die Aufforstung, sh vermehrt, und die Zahl der

Zwangsverfsteigerungen sei, abgesehen von den auch für andere Länder

¿ngnißvoll gewesenen Jahren 1892—96, zurückgegangen. Im E schienen gerade die infolge ihrer Lage zum Weltverkehr am meisten der internationalen Konkurrenz ausgesezten Länder: die

Niederlande, Belgien, Dänemark bei rationeller Entwickelung der Niebwirthschaft ohne Getreidezölle relativ viel besser als Deutschland die Agrarkrisis zu überstehen. Ob bei dem Ablauf der jegt geltenden zndelsverträge wieder ein Kompromiß zwischen den Bedürfnissen der auf den Export angewiesenen Gewerbe und der Schuyzollinterefsenten möglich und haltbar fei, erscheine fehr zweifelhaft. Mißernten und industrielle Depression würden nicht einmal einen Zoll von 5 M auf Brotgetreide aufrehterhalten lassen und noch weniger Deutschland in seiner Ernährung dur hohe Zölle unabhängig stellen. In Deutsch- lands Hand sei, nahdem es 1891 in der Vertragspolitifk die Führung ibernommen habe, vielleicht jeßt und nie wieder die Macht gegeben, auf die künftige europäifhe Entwickelung dur sein Vorbild im Sinne der Mäßigung zu wirken. : N E

Bekanntlich bildeten die Wirkung der gegenwärtigen und die Ziele der künftigen deutschen Handelspolitik, insbesondere in sozialpolitischer Beziehung. neben der Wohnungsfrage auch den Gegenstand der Ver- handlungen des Vereins für Sozialpolitik in seiner lezten General- versammlung, in der die Professoren Dr. W. Loy. Dr. H. Schumacher und Dr. L. Pohle darüber Referate erstatteten. Diese sind nebst dem Bericht über die Debatte, welche sich an die Ausführungen der Referenten fnüvfte, nah der stenographischen Niederschrift in dem unter dem Titel „Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik über die Wohnungsfrage und die Handelspolitik* erschienenen 98. Bande der Schriften des Vereins veröffentlicht worden (Verlag von Duncker u. Humblot, Leipzig; geh. 10 46). Außerdem enthält dieser Band noch als Beilage eine Untersuhung über die handels- volitishen Beziehungen Deutschlands zu ODesterreih-ÜUngarn von Dr. Robert Wuttke. Die Referate von Loy und Schumacher find au als Sonderabdrücke aus dem 98. Bande erschienen : das erstere, mit Ausführungen des Referenten aus dem Schlußwort der Debatte, einem in der Volkswirthschaftlichen Gesellshaft in München gehaltenen Vortrag über „Kornzoll und Landwirthschaft“ und einem anderwärts noch nit veröffentlihten Nachtrag über Brotpreis und Getreidepreis vereinigt, unter dem Titel „Zolltarif, Sozialpolitik, Meltpolitif“ (Pr. 1 6), das Referat von Schumacher unter dem Titel „Autonomer Tarif und Handeléverträge“ (Pr. 60 4).

Wie über die neueste Handeltpolitik Deutschlands, so hat der Verein für Sozialpolitik auch über die Oesterreichs eine Reihe von Darstellungen veröffentlicht, die im 93. Band feiner Schriften unter dem Titel „Beiträge zur neuesten Handelspolitik Dester- reis“ vereinigt sind (Pr 6,80 #6). Der von Professor Dr. Eugen von Pbilippovich vorbereitete Vand enthält an erster Stelle eine Abhandlung von Dr. A. von Matilekovits über die handelspolitishen Interessen Ungarns. Dann folgen ein Essay über die handelsvpolitishen Beziehungen Oesterreich Ungarns zu Deutschland aus der Feder von Professor Dr. Josef Grunzel und eine Darstellung derjenigen zu Rumänien, Serbien und Bulgarien von Professor Dr. Karl Grünberg. Dr. von Schweißer verbreitet sich über tie handelspolitishen Interessen der österreibishen Landwirthschaft. Daran {ließen sich Abhandlungen über die Inter- essen der österreihishen Textil-, Glas-, Holz- und Thonindustrie an. Professor Dr Marchet erörtert die internationalen Veterinärkonventionen, und den Schluß bildet ein Aufsay über Zollverwaltung und Zoll- verfahren. Der Band bringt eine Fülle weithvoller Informationen über die in Oesterreich und Ungarn herrs{henden Strömungen der Handelspolitik und darf auf das Interesse weiter Kreise Anspruch erheben.

Land- und Forstwirthschaft.

Ueber den Stand der Ernte im Kanton Baselland wird den „Basler Nachrichten“ unter dem 23. September geschrieben: Die Emdernte ist in den höberen Lagen noch nicht beendet. Die wenigen \{ônen Tage im August und September reichten nicht hin, den reihen Ertrag unter Dach zu bringen, und um den 15. ds. war das Einheimsen des Emdes, da die Sonne \ich konsequent versteckte, {on eine {chwierige Aufgabe. Die Herbstweide hingegen steht sehr \{öôn, und der Angriff auf die stattlichen Heustöcke wird dur reichliche Grünfütterung wobl hinausges{hoben werden können. Die \chönen Futtererträge im Baselgebiet sind es denn auch in erster Linie, welche die Viebpreise auf unseren gut besuchten Märkten Liestal, Sifsah und Gelterkinden ständig in der Höbe halten.

Die Getreideernte ist durhweg beendet; sie lieferte einen guten Ertrag: beeinträchticend wirkte nur da und dort der stärker als

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onst gewöhnlich auftretende Brand. Die Landwirtbe sollten es nicht mterlassen, das Saatgut mit Kupfervitriol zu bebandeln, das die isporen tes Brandes vernichtet. Die Getreidepreise scheinen jedo n Jahr zu Iahr zu fallen, und es ist unter diesen Umitänden für 1 Baver rationeller, wenn er seine Frudt dem Vich verfüttert. Daß die nasse Witterung den Kartoffelpflanzungen geschadet ist wobl nicht zu bestreiten. Son sehr früh trat die Kar tofelkrankbeit auf, und die Stauden starben ab. Während die Früh- kartofeln noch befriedigende Erträge liefertea, dürfte die Haupternte, die nun demnächst beginnt, eher zu Klagen Anlaß geben. Schön

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steben auf den Gemüsefeldtern die Kulturen. Die Koblarten sind mächtig „behauptet“. Der Obstertrag ist verschieden. Aepfel sind reihlich vorhanden, bingegen bedeutend weniger Birnen und Zwetschgen. Der Handel mit Frübobst hat sich für die Obstbaumrüchter gut gestaltet; auch das Spätcbst, dem immerhin noch \{chône Tage zu wünschen wären, wird gesucht werden.

In den Rebbergen bat der falsche Meblthau, troydem viel ge- üt wurde, rasch um \ich gegriffen, und sein Zerstörungêwerk ist ut zu gut gelungen. Der Reifegrad der Trauben ift zurückgeblieben. er August mit seinen drei bis vier beißen Tagen vermocte nicht i die Weinberge einzuwirken, und der September hat bis dahin auch idt gehalten, was man von ibm erwartete. :

__ Der Handel mit Tafel ob hat seinen Anfang gencmmen und \heint si gut anzulassen. Auf den Bahnstationen Augst und Schön- thal sind dieser Tage größere Quanten verladen und nah dem Aus- land ïpediert worden. Die Preise stellen sih auf 15 bis 16 Fr. per 100 ke. Sehr gesuht sind dermalen die „Goldparmänen“, die mit den höchsten Preisen bezablt werden. In Augst werden die Zwetschgen zum Preise von 16 Fr. per 100 kg verkauft; im vergangenen Jahre galten sie höchstens 5 bis 6 Fr., allerdings war die Ernte cine über- reie, was in diesem Jahre nicht der Fall ift.

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zur Beschaffung von Wasser ywecks Hebung der Viedzuht von dem Kolonialwirthshaftlichen Comité in Berlin nah Deutsh-Südwestafrika entsandten Bobdrkolonne berichtet der Kultur-Ingenicur bei dem Kaiserlichen

ouvernement Watermeyer, daf: bis Miite August neun Bobrungen jut Ausführung gelangten. Reichlih Wasser lieferten drei 60—70 Fuß tiefe Bohrungea auf der Farm Voigtland und eine 50 Fuß tiefe Bohrung auf der Farm Francçois, während die übrigen Bohrungen auf den Farmen Frauenstein, François, Voigtland und Ondefkfaremba theils geringe Wazssermengen ergaben, theils wegen Quarzadern, welche den in der Windhoeker Gegend vielfah vorkommenden Glimmerschicfer durhseyen, und wegen Mangels an Wasser zur Speisung der Bohr-

¿shinen im Einverständniß mit den Farmbesiyern eingestellt wurden.

Ueber die Ergebnisse der

Die Besiedelung Bulgariens und die Besigformen

fonnten sie unbesiedeltes, „herrenloses“ Land unbehindert bebauen; fiel do dafür dem Staate bezw. dem Spahi mühelos der Zehnt zu. Diese zeitweiligen Niederlassungen der Hirten heißen „kaschla“. Der Inhaber einer solhen kaschla fonnte, wenn er sih auf ihr dauernd niederließ, ein erbpactartiges Sn a Re n in 10 Jahren ersißen. Dafür wurde er jedoch nah 10 jährigem Aufenthalte in der Lehenszeit dem Lehnsherrn unterthänig. Falls dieses Land 3 Jahre hindur niht bebaut wurde, fiel es wieder an den Staat, wie überbaupt jedes 3 Jahre hindur unbenugßt gelegene oder „machlül“ (erledigt) gewordene Feld dem Staat anheimfiel und weiter vergeben “werden konnte, damit das Zehnteinkommen nit geschmälert werde. _ Aus derartigen Hirtenansiedelungen sowie gelegentlih der häufigen Massenwanderungen, ferner aus den Hausgenofsenschasten (zadrugas), aus Militär- und Paßwächterkolonien (woiniks und derbendschi- Dörfern) und durch Zusammens{luß mehrerer ursprünglich vereinzelter Familien um eine Kirche, ein Gasthaus (han) u. vergl. scheinen die meisten Dörfer bervorgegangen zu sein. Die Dorfbewohner schnitten sih die besten Grundstücke als Ackerland beraus, . und der Reft ver- blieb Gemeindeweide (mera). Diese soll nah türkishem Gesetze „eine Meile im Umkreise der Dörfer, 14 Meile im Umkreise der Städte“ umfassen oder .einen Mannesruf weit vom leßten Hause des Dorfes“ reihen. Außerhalb dieser Grenze war „herrenloses“ Land, von dem jeder ungehindert Besitz ergreifen konnte. Die Gemeindeweide sollte allerdings nah dem Gesez nicht aufgeatert werden dürfen; aber danah hat man sich wobl niemals gerichtet. Heutzutage wenigstens ackern sehr zahlreihe Bauern alljährlih an jedem an die Gemeindeweide anstoßenden Felde einen einige Fuß breiten Streifen ab, welhen sie dann nach einer gewissen Verjährungsfrist als „ersessen* betrachten. Dazu sind fie allerdings garnicht berechtigt, denn Gemeindeland kann nah dem Gefeßze nicht ersessen werden, und wenn der Nachweis erbraht werden kann, daß das betreffende Grundstück vor alten Zeiten Gemeindeland war, muß der Besitzergreifer cs räumen. Aber nur in den seltensten Fällen wird gegen die Aneignung von Gemeindeland rechtzeitig eingeschritten. Erst nach vielen Jabren entstehen dann Grenzstreitigkeiten, deren Ent- \cheidung auf das nit immer ganz zuverlässige Erinnerungsvermögen der „ältesten Leute“ einer dabei nicht betheiligten Nachbargemeinde angewiesen ist.

Rumäniens Getreideausfuhr belief fih nach einem Bericht des deutschen landwirth\schaftlihen Sachverständigen für die Donau- staaten aus:

Tonnen im ersten Halbjahr zu 1000 kg 1902 1901 1900 Mais A 805 109 572 622 144 448 Weizen .. 275 398 119 033 134 574 E 74 238 42 254 8 607 a 34 702 22 144 9 564 Hafer ra 16 574 8 827 529 E 8 371 2 852 ? Navps 3447 5 860 24 969.

Es erbellt daraus, daß \fich Rumänien in bester Weise von den {weren Schädigungen, welche ihm die {lechte Ernte von 1900 und die vorangehenden Jahre zugefügt haben. erholt hat. Die diesjährige Maisgernte wird allerdings nicht gut ausfallen, da der Mais in vielen Gegenden des Landes unter Dürre ftark gelitten hat. Dagegen ist die diesjährige Weizenernte nah Menge und Güte glänzend aus- gefallen. Die meisten diesjährigen Weizen haben ein Hektolitergewicht von über 80 kg.

Eine neue Pferdeseucbe ift, nach einem Bericht des deutscken landwirthscaftliden Sachverständigen für die Vereinigten Staaten von Amerika in den „Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts- Gesellshaft“, in Nord-Amerika aufgetreten. Die Seuche, das sogenannte Swamp-Fieber, die aus Canada nach den Vereinigten Staaten einges{hleppt wurde, besteht in einem \{leihenden, zechrenden Fieber, bei dem die Pferde na und nah abfallen, bis sie unfähig werden, ih fortzubewegen; die Beine sind theilweise gelähmt. Dabei behalten die Thiere einen guten Appetit, und die Körpertemperatur ift nit besonders boch.

Der Verlauf der Krankkbeit bestebt demnach in einem langsamen Siechthum, eigentlih Absterben des Körpers. Der Tod tritt unter allen Umständen, und zwar infolge von Ermattung ein. Die An- steckungsagefahr soll sehr groß sein. In Canada bezw. Manitoba tritt die Krankbeit {on seit mehreren Jahren auf, und seit dieser Zeit

hat \sich die Fahwisserschaft vergeblich bemüht, ibren Erreger fest- zustellen. Die meisten Krankhbeitsfälle werden aus dem nördlichen

Theil von Minnesota gemeldet. Die Statistik der

nkreihs in

Paris, 24. September. T die Getreide-Erzeugung Fra

125 Millionen Hektoliter Jabreébedarf des französischen Marktes auf 135 Millionen Hektoliter. Die Ernte des Vorjabrs betrug nah der S1 Pet des Ackerbau-Ministeriums 107 Millionen Hektoliter

Markthallen {ägt diesem Jaähre auf

ck01 L Li

St. Petersburg, 24. September. (W. T. B.) Ueber den Auzèfall der dietjährigen Ernte im europäischen R ufiland wird amtlich 1

mitgetheilt: Die Weizenernte übertraf den Durschnitt der letzten

t

Jahre; der Ertrag an Roggen übertraf im Durchschnitt ebenfalls das Mittel der leyten Jahre; die Haferernte fiel mittelgut aus; der Er trag an Gerste war um einiagcs beffer. Der Gesammtertrag der dies- jährigen Weizenernte beträgt §10, der Moggenernte 1325, der Hafer

ernte 750 und der Gerstenernte 375 Millionen Pud

Buenos Aires, 24. Septcmber. (Meldung der „Agence Havas*.) Im Ackerbau- Ministerium eingegangene amtliche Be- rihte besagen, daß dur die leuten Regenfälle die Ernten völlig gerettet worden seien. Man nimmt an, daß der Ertrag mebr ala 40 9/5 böber sein werde, als das Ergebniß der leuten Ernte. Auch die Wollproduktion wird în tiesemn Jahre außeracwöbnli arof sein. man {äßt ibren Werth auf 250 Millionen Fran Die Züchter und Landwirthe \ind mit diesen Ergebnissen zufrieden

L a «v Ves

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Gesundheitsstand und Eang der Volkskrankdeiten.

(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*, Nr. 39 vom 24. September 1902.) P eft.

Rußland. Am 10. Sertember wurde in Odessa, um der Verbreitung unwahrer Nachrichten entgegenzutreten, seitens der Stadt- bauptmannschaft amtlich bekannt gemacbt, daß in der Statt bis dabin im Ganzen niht mehr als 18 pestverdäthtige Erkrankungen und unter dicsen 6 Todetfälle festgestellt worden seien. Zur Vertilgung der Ratten in der Stadt beschloß man, nidt mehr Strychnin, sondern Kulturen des Erregers des Rattentyphus zu verwenden

Zufolge einer Bekanntmachung im „Regierungsanzeiger“ 17. September sind in Otessa am 1l., 12. und 13 weitere 6 pestverdächtige Erkrankungen beobachtet.

Türkei. Am 15. September ist zu Konstantinovel Hafenguartier von Stambul ein Fall von Pest festgestellt worten

Egypten. Ja der Woche vom 5. bis 12 September

2 Erkrankungen und 1 Totetfall an der Pest, u. uw. in Alerandrien, festgestellt. E Pey G :

rem ras September noch

1m

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daselbst (nah einem Bericht des deutschen landwirthschaftlichen Sach- deritändigen für die Donauftaaten). Die Besiedelung der noch wenig

[erten oder wie der entvölkerten Landestbeile gesbah früher wobl bat Hlih durch umberziehende Hirten, welbe dem Staate. als nah tärfischem Geseye cinzigem Grundbesitzer, cine Schaf- und Ziegenfteuer jäblten. Gegen Abgabe des zehnten Fbeiles vom Rodertrage an den Staat bezo. hrend der Le t an den lebhensberehtigten Spahi

Britisch- Ostindien der Präsidentschaft Bombay sind während der am 30 Avgoft abgelaufenen Woche 5268 neue Er- franfungen (und 3789 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige gelangt darunter 48 (44) in der Statt Bombav uad 4 (3) in Statt Hafen von Karachi. Im Avgustwochen veröffentlidten Auswelien bat darnah die Pest etbeblih zugencmmen

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Vergleich mit den für die beiten ersten

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den amtlich eingegangenen Anzeigen 118 Chinesen, 3 Indier, 1 Japaner, 5 Europäer, im Ganzen 127 Personen an der Pest erfranft und 120 daran gestorben.

Hongkong. In der Zeit vom 6. Juli bis 9. August find nah

China. Zufolge einer Mittbeilung vom 11. August kamen in

A moy nur noch ganz vereinzelte Fälle von Pest vor; in der Umgegend trat die Seuche niht mehr epidemisch auf.

Mauritius. In der Zeit vom 18. Juli bis 7. AuZust find

11 Pestfälle, darunter 7 mit tödtlihem Ausgang, festgestellt worden.

Kapland. Nach den drei Wochenausweisen für die Zeit vom

26. Juli bis 16. August ist während der ersten, am 2. August ab- gelaufenen Woche noch 1 Pesttodesfall in Port Elizabeth vor- gekommen, seither war weder ein Pestkranker zugegangen, noch von den früher Erfrankften jemand gestorben.

In Port Elizabeth wurde der legte Pestkranke am 4. August aus der Behandlung entlassen, eine mit Pestbhazillen behaftete Ratte

wurde daselbst noech am 17. August gefunden; in Mosselbay war der letzte Pestkranke am 24. Februar aus der Behandlung entlassen, die lezte Ratte mit Pestbazillen am 29. März gefunden. In Kapstadt, woselbst am 2. Januar der leßte Pestfall aufgetreten war, wurden noch am 19. U der leßte Vestkranke ers am 29. März aus der Behandlung entlaffen.

Fanuar bei einer Ratte Pestbazillen nachgewiesen, und

Vereinigte Staaten von Amerika. Aus San Fran- cisco find auch am 18. und am 21. Juli sowie am 7. und am 17. August je 1 Erkrankung und je 1 Todesfall an der Pest gemeldet. Innerhalb der Zeit vom 13. Juli bis 17. August kamen daselbst alfo 7 tödtlich verlaufene Pestfälle zur Beobachtung.

Queensland. Zufolge einer Mittheilung vom 8. August wurden in Brisbane noch immer Pestbazillen bei eingefangenen Natten nachgewiesen; der daselbst am 31. Juli zur Anzeige gelangte Pestfall ist tödtlih verlaufen, eine neue Einschleppung der Seuche erschien in diesem Falle ausges{lossen.

Pest und Cholera. British-Ostindien. In Kalkutta sind in der Woche vom 10. bis 16. August 9 Personen an der Pest und 4 an der Cholera

gestorben. . Cholera.

Deutsches Neich. Kiautshou-Gebiet. Seit Mitte August find in der Umgegend von T\ingtau unter der cchinesishen Bevölkerung täglih mehrere Todesfälle an der Cholera vorgekommen; auch unter den Europäern sind einige der Krankheit erlegen. Nach den letzten Mittbeilungen ist die Seuche im Abnehmen begriffen.

Türkei. In Hodeïda (Prov. Yemen) wurden zufolge einer Drahtnachrihßt vom 10. September 4 Cholerafälle festgestellt, von denen 2 tödtlih geendet hatten.

Egypten. Nach einem Berichte des General-Direktors des egvptishen Gesundheitswesens hat die Cholera-Epidemie während der am 8. September abgelaufenen Woche noch zugenommen. Am Ende dieser Woche waren 1168 Orte verseucht, darunter die für die Schiff- fahrt wichtigen Pläße Alerandrien, Rosette, Damiette, Port Said und Ismailia Es kamen während der Woche 7758 neue Erkranfungen (und 6332 Todesfälle) an der Cholera zur Anzeige, d. i. 3883 (3442) mehr als im Laufe der Vorwoche. Von den 6332 Choleratodeëfällen der leßten Berichts- wothe antfielen nur 28-3 auf die Spitäler, 3469 Bn wurden außerhalb derselben nachgewiesen: in Bekbandlung - fanden \sich am Ende der Woche 2161 Cholerakranke. Während der folgenden 4 Tage bis zum 12. September kamen nacheinander: 1645 (1361), 1408 (1282), 1380 (1183), 1348 (1201) Erfranfungen (bezw. Todesfälle) zur Anmeldung, was auf ein allmäblibes Nachlassen der Seuche {ließen läßt. In Alexandrien sind während der Berihtëwoche 133 neue Fälle von Cholera festgestellt; während der nächsten 5 Tage gelangten dort nah- einander 43 (35), 41 (28), 52 (28), 42 (28), 46 (35), zusammen 224 Erkrankungen (und 154 Todesfälle) zur Anmeldung Es ist auf- gefallen, daß in Alerandrien vergleihéweise viel Europäer von der Seuche ergriffen werden : allerdings bilden die Mehrzahl Griechen und Italiener der unteren Klassen, immerbin sind au eine größere Anzahl österreibishe Dienstboten und verschiedene Personen aus den besser- stebenden Kreisen erkranft und gestorben.

Niederländis{- Indien. Vom 27. im Bezirk Soerabava 153 Erkrankungen der Cholera zur Anzei

Juli bis 9. August \ind (und 90 Todesfälle) an ze gelangt, nur 9 (1) derselben betrafen Europäer.

Hongkong. Vom 6. Juli bis zum 9. August kamen 34 Fälle von Chbelera zur Anzeige, davon 30 bei Chinesen, 2 bei Jopanern, 9 bei Europäern: 31 dieser Erkrankungen verliefen tödtlich

China. Wochen vom 14. Juli bis 3. August sind in Schanghb V nacheinander

5 000 Chincsen

el

76, 68, 49 lle zur Kenntniß der dortigen Gesundheits find nacheinander 4, 3, 1 von den etw: bais als cholerafkrank gemeldet. Der Gesundhei zatte sih dort angeblih bis Anfang Auguî

In A1 r Mittheilung vom 11. Auguît Cholerafälle nur

Java s [lugust sind in der Stadt Kobe weitere 14 Persc 1 ersten Volkéklasse, an der Cholera erfranft on ¡ei Angeblich hat man dort zablreihe Shußimpfu zegen die Cholera ausgeführt.

Gelbfieder

Es gelangten zur Anz Panama vom bis 11. August 1 Erkrankung (und 1 Todeéf in Coaypacoalcos vom 3. bis 9. Auguît 9 (1 in Havanna starb am 5. August von der Be- fsaßung des Tags zuvor aus Vera Cruz angekommenen Dampfers eVigilancia® ein Mann an Eclbfieber Zufelge einer Nachricht von Ende Iuli aus Para in Brasilien war im Amazonenfluß-Thale das Gelbfieber stark verbreitet

Dengue-Fieder.

China. Wie in Canton, berrshte auch in Amov Anfang August unter ter europäischen und der chcbinesis{hen Bevölkerung eine Epidemie v Denague- Fieber; die Krankheit verlief auch hier meist gutart

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Lendon 2, Warschau 3, Kalkutta 2 Todesfälle; London Krankenbäuser) 7, New York 5, Paris 6, ESt. ers- bura 2, Warschau (Krankenhäuser) 4 Erkrankungen; Fleck- fieber: Warshau (Krankenhäuser) Erkrankungen; Muhr: Moskau 24 Todesfälle: Regierungsbezirke Arnsberg 16, Düssel- dorf 42 Erkrankungen: Brechdurchfall: München 38, Nürn- berg 47, Hamburg 28 Erkrankungen: Rotblauf: Wien 26 Er-

. F 1a M. M14 franfungen; Influenza: Reg-Bez

Düsseldorf 2, Moskau 4 Todes-

| fâlle: Kopenhagen 25, Warschau (Krankenbäuser) 15 Erkrankungen; | Keuhbust en: London 35, New York 22 Todesfälle; Reg Zez. | Sé&lebwig 98, Münc 36, Hamburg 35, Kopenhagen 18, Wien 41 | Erfranfungen: Lungenentzündung: Warshau (Krankenhäuser)

24 Erkrankungen - Mebr als cin Zehatel aller Ge- | storbenen fslard an Sccharla (Durdsbnitt aller deutschen | Berichtsorte 1886/95: 0,91€ in Kiel, Mülheim a. d. N. | Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 22, Breslau 26, im | Rega “Bez. Arnsberg 100, îin Hamburg #2, Budapest 39, Kopen-

bagen 21, London (Krankenhäuser) 311, New York 76, Paris 36,

Sti. Peteréburg 30, Wien 25: desgl. an Divpbtderie und Croup

(1886 95 : 4,2795): in Brombera Erkrankungen kamen zur An-

zeige in Hamburg 33, London (Krankenhäuser) 155, New York 156, | Paris 62, St. Petersburg 33, Wien 39 ; ferner wurden Erkrank

an Mafern angezeigt in Breslau 39, in den Reg.-Bezirken el- dorf 118, Königtberg 162, Posen 386, Schleswig 212, Wiesbaden 150, in Hamburg 46, Budarest 29, Kopenhagen 35, New Yerk 63, SU Petersburg 5s, Wien 26: desgl. an Unterleibötyvphus in London (Krankenhäuser) 70, New York 119, Paris 33, Sti. Peters-

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