1902 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Sep 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Komponisten und Lehrer am Konservatorium der Musik Arnold Krug in Hamburg ist der Titel „Professor“ beigelegt worden.

Finanz-Ministerium. Verseßt sind: der Kataster-Kontroleur, Steuer-Jnspektor Kort in Stral- sund in gleicher Diensteigenschaft nah Torgau und der Kataster-Sekretär, Steuer-Jn\pektor Heckel in Hildes- heim als Kataster-Kontroleur nah Stralsund. Bestellt sind: der Kataster-Landmesser Guckel in Oppeln zum Katastev» Sekretär in Hildesheim und Í der Kataster-Landmesser Kraiger in Arnsberg zum U Bee in Wanne (für das Katasteramt Wanne- Eickel).

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

P38 Den Förstern in der Stifts-Oberförsterei Neuzelle Rudolf Engel zu Borack und Albert Friedrich zu Steinsdorf ist der Charakter als Königlicher Hegemeister verliehen worden.

Die Oberförsterstelle Peiß im Regierungsbezirk Frank- furt a. O. ist zum 1. Dezember 1902 anderweit zu besetzen.

Abgereist:

Seine Excellenz der Staats-Minister. und Minister der öffentlihen Arbeiten Budde, nah der Provinz Schlesien.

Angekommen:

Seine Excellenz der Präsident des Evangelischen Ober- Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath D. Dr. Barkhausen, vom Urlaub ;

Seine Excellenz der

der öffentlichen Arbeiten, Urlaub.

Unter-Staatssckretär im Ministerium Wirkliche Geheime Rath Fleck, vom

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 30. September.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag in Rominten den Vortrag des Staats- sekretärs des Reichs-Marineamts.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwejen, jowie der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr hielten heute eine Sigung.

Im Monat August d. J. haben 3045 Schiffe (gegen 3073 Schiffe im August 1901) mit cinem Netto - Raumgehalt von 438 012 Registertons (1901: 419 114 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrehnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 210 291 M (1901: 196 344 M) entrichtet.

einzeihnete und sih die Stadtver- ordneten vorstellen ließ. Vom Rathhaus fuhr Seine Königliche Ee nach der Kaserne seines Ulanen-Regiments. Jn einer Ansprache an das Regiment gedahte der Großherzog der roßen Zeit Kaiser Wilhelm's T. und [lob mit einem drei- achen Hurrah: auf Seine Majestät den Kaiser. Gegen 5 Úhr Nachmittags reiste der Großherzog wieder ab.

Sachsen. i Der Staats-Minister von Meßsch-Reichenbach hat sich, wie das „Dresdener Journal“ mittheilt, an den Königlich württembergishen und Großherzoglih badischen Hof begeben, um dort die Thronbesteigung Seiner Majestät des Königs zu notifizieren.

goldene Buch dcr Stadt

Oesterreich-Ungaru.

Die Minister-Präsidenten von Szell und von Körber erstatteten gelters Nachmittag um 1 Uhr, wie „W. T. B.“ erfährt, in Anwesenheit des Grafen von Goluchowski dem Kaiser Bericht über die Ausgleihsfragen. Die Anwesen- heit des Ministers des Auswärtigen galt den im Zusammen- hange mit dem Ausgleiche stehenden internationalen handels- politishen Fragen. Die Audienz währte bis nach 4 Uhr. Heute Vormittag wurden die Berathungen unter Vorsig des Kaisers Fortäesebt, :

Auf Veranlassung des belgischen Ma Barons de Borchgrave fand gestern Vormittag in der Augustinerkirche ein Requiem für die Königin der Belgier statt, welchem der Kaiser, mehrere Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, der Minister des Aeußern Graf Goluchowski, die Minister-Präsidenten von Körber und von Szell, die übrigen Minister, der Hof und die Staatswürdenträger beiwohnten. :

Die Fürstin Hohenberg, Gemahlin des Erz- herzogs Franz Ferdinand, wurde gestern Nachmittag von einem Prinzen entbunden.

Großbritannien und Frland,

Sir Michael Hicks Beach hielt gestern Abend in Bristol eine Rede, in der er, dem „W. T. B.“ ufolge, ausführte, seiner Ansicht nah würde vielleiht Süd-Afrika, die Führer der Buren sich enthalten könnten, auf böse Rathgeber auf dem Kontinent zu hören, in niht entlegener Zeit Selbstregierung haben. Der Nedner trat dann entschieden für eine Beschränkung der Ausgaben ein und erklärte, er sehe keinen Grund, der für eine weitere Erhöhung der Ausgaben für Marinezwecke \prehe. Angesichts der starken britischen Flotte könnten auch die UMIOeN für das Militär beschränkt werden. Sir Michael Hicks Beach trat dann für eine ent- schiedene Neform des Kriegsamts, namentlih soweit das militärishe Element in Frage komme, ein und verlangte, daß die militärishen Beamten mehr Aufmerksamkeit den Pflichten ihres Amtes widmeten. Was die auswärtige Politik anbetreffe, so müsse man die goldene Regel anwenden, Andere so zu behandeln, wie man von ihnen behandelt ju werden wünshe. „W” [dürfen es niht immer als

wenn

eine Drohung gegenZzMs selbst ansehen, wenn eine fremde Nation unserem Beispiele folgt und. irgendwo eine für sie günstige Handelsstation gründet oder

sogar ein Gebiet annefktiert, das bis dahin Barbaren gehörte und für die Wohlfahrt der Menschheit keinen Nußen abwarf. Wie groß auch immer unser Wohlstand und unsere Kraft sein mögen, nur durch diese Politik kann die Größe unseres Reiches erhalten werden.“

Frankreich.

Dem Herzog der Abruzzen, der gesiern in Algier eingetroffen ist, wurde, nah einer Meldung der „Agence Havas“, im militärischen Klub ein glänzender Empfang bereitet. Der kommandierende General, welczer sih zur Zeit im Manöver befindet, gab telegraphisch seinem Bedauern Ausdruck, daß der Herzog den Manövern nicht beiwohnen könne, wo er ihm die mit dem sardinishen Tapferkeitskreuze geshmüdckten Fahnen vorgeführt haben würde. Jn seiner L grüßungsansprache an den Herzog erinnerte der Chef des Generalstabs an den

Der Kaiserlihe Bolschafter in Konstantinopel, Staats: Minister Freiherr Marschall von Bieberstein ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurüdckgekchrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über nontmen.

Es sind verseßt worden die Archiv-Assistenten Dr. phil. Friedrich Lau von Stetlin an das Staats: Archiv in Düssel dorf, Dr. phil. Victor Loewe von Berlin an das Staats- Archiv in annover und der Archiv-Hilfsarbeiter Dr. phil Paul Therstappen von Königsberg an das Staats-Archiv in Breslau.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Schwalbe“ auf der Heimreise am 2. September in Colombo (Ceylon) einactroffen und sett am 4. Oktober die Reise nah Aden fort.

S. M. S. gene und S. M. S. „Thetis“ sind am 27. und S. M. S. „Secadler“ am 28. September in | Tsinatau, S. M. S. „Tiger“ ist an demjelben Tage in |

Hongkong angekommen

S. M. S. „Panther ist am 27. September in Kingston (Jamaica) und S. M. S. „Gazelle“ an demselben Tage in Porto Cabello eingetroffen.

S, M. S. „Charlotte“ ist am 27. September von Zlha Grande in See gegangen, am 28. September in Santos an gekommen und kehrt am 6. Oktober von dort nach Ziha Grande zurüd.

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Danzig, 29. September. Der Ober-Präsident der Provinz Wesipreußzen, Staats-Minister D. Dr. von Goßler ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Abend 11 Uhr gestorben.

S t. Johann, 2. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden traf, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Vormitiag hier ein und wurde auf dem Bahnhof von dem

Negierunas - Präsidenten Dr. zur Nedden, dem Landrath von Fidler und dem Kommandeur des hier garnisonierenden

Ulanen - Regiments rokherzog Friedri von Baden (Rheinischen) Nr. 7 empfangen Vor dem Nathhause | bearükte ter Bürgermeister Dr. Neff den Großherzog,

Höchstwelcher sich sodann in das Rathhaus begab, wo er siuh ins

_

Kampf, den das französishe und das italienische Heer Seite an Seite ausgefochten hätten, und weckte die Erinnerung an die chlacht bei Solferino, welhe die Bande, die die beiden Heere vereine, nur enger knüpfen könne mit einem Hoch auf die italienishe Armee und Marine. Der General Warnier brachte als Vertreter des General-Gou- | verneurs einen Trinkspruch auf das italicnishe Königshaus | aus Der Herzog erwiderte, er sei tiefgerührt dur die Er-

innerung an Solferino, denn er stimme von Herzen mit dem Chef des Generalstabs überein, das Gedächtniß der Tayferen zu feiern, die auf diesem Schlachtfelde gefallen seien.

—_ -

Der Herzog dankte sodann für den feinen Mannschaften be-

(O

Er \{loß |

Türkei.

Mehrere Redif-Bataillone der e Saloniki und Kossowo soklen, wie dem Wiener „Telegr.-Korresp.- Bureau“ mitgetheilt wird, unter die Waffen gerufen worden sein, um gegen die bulgarishen Banden, sowie gegen die unruhigen Elemente in Macedonien überhaupt vorzugehen und die Ruhe daselbst zu sichern. :

Wie aus Mitrowißa gemeldet wird, hat S cheinli Pascha mit regulären türkishen Truppen die Albanesenhorde des Häuptlings Mustapha Aga geschlagen und gleichzeiti Geschüßfeuer auf die Albanesendörfer O U

Aw onitsch eröffnet, die beide vollständtg eingeäschert wurden. i

Serbien.

Aus Belgrad meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß die daselbst ansässigen Macedonier angesichts der aug Macedonien eingetroffenen beunruhigenden Nachrichten zum 3. Oktober eine Versammlung einberufen hätten, in wehe die Lage der Serben in Macedonien besprohen und ein darauf bezüglicher Beschluß gefaßt werden solle.

Ein Albanesenhaufe überschritt beim Jaworgebirge die Grenze von Serbien, überfiel die in der Nähe gelegenen Häuser und vertbundete einen Bauern aus Medowina dur einen Schuß.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington S Präsident Roosevelt die Nacht zu gestern gut ver- racht. - Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Carácas Bowen hat telegraphish nah Washington gemeldet: Jh bin von zuverlässiger Seite benachrichtigt worden, daß die venezolanishe Regierung in der nähsten Woche wahr: scheinlich alle Kabel zer schneiden lassen werde. Jh stelle anheim, Kriegsschiffe nah Venezuela „zu entsenden.

Aus Trinidad meldet die „Agence Havas“ vom estrigen Tage, daß der Direktor und die Angestellten des Ane ien Kabels gel Anordnung des Generals Velutini in Carupano verhaftet worden seien. Als der französishe Konsular-Agent habe einschreiten wollen, sei er ensälls. verhaftet worden. Das Küstenkabel sei zerschnitten worden, wie man vermuthe, durch den venezolanischen Kreuzer „Restaurador“. Jn Trinidad ree große Erregung über iese Vorkommnisse. Der französishe Konsul habe Einspruh erhoben; der französishe Kreuzer „Tage“ werde daselbst

erwartet. Asien. Die Eisenbahn Peking—Schanhaikwan is} gestern von den Engländern an die chinesische Regierung zurü:

gegeben worden.

Nr. 47 des „Eisenbahn - Verordnungsblatt s*, herau gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 27. Sts tember, hat folgenden Inhalt : Allerhöchster Erlaß vom 29. Auguft 1902, betreffend Eisenbahn-Töchterhort. Erlaß des Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 18. September 1902, betreffend Eisenbahn Töchterhort.

Nr. 77 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, beraus egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. September 902 hat folgenden Inhalt : Amtliches : Dienst-Nachrichten. Nitht-

amtliches: Die neue evangelishe Garnison-Kirde in Graudenz.

Verwaltungsberihte des Magistrats in Berlin für 1900. (S&lrf,) Eine neue Anlage für die Verbesserung des Güterwagenumlaus in Chicago. Einige örtlihe Bedingungen der Hausanlage in Ea land. Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe für ein Krankenhart

in Saarbrücken. Zur Statistik der Eisenbabnunfälle in Rußland. - Baufortschritte der Orenburg-Taschkenter Eisenbahn. Alexander Linnemann f. Emerih Steindl f.

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Statistik und Volkswirthschaft.

Ueber die Verwendung von ausländishem Versthnitt- Wein und -Most in Württemberg im Jahre 1901

veröffentlicht das Königliche Statistische Landesamt zu Stuttgart 1 leßten Heft seiner „Mittbeilungen* eine Statistik, nah der im Kalendck iabre 1901 im Ganzen 3890 hl ausländischer Verschnittwein u Zollsaß von 10 M für 1 dz eingegangen und zum Verschneidea ländiî Weiß- und Rotbweine verwendet worden sind, gegenüber d Vorjabre mit 3497 hi1 um 393 b1 = 109% mehr. Verschnittmek ift 1901, wie im Vorjahre, niht zum Verschneiden verwendet woe

Was die Vertheilung der Einfubr von Verschnittwein auf einzelnen Produktionsländer anbelangt, so hat sih die Eiz@ aus Spanien auch 1901 wieder bedeutend erhöht, während die E fuhr aus Italien auf nahezu die Hälfte des Vorjahres zurückgegaq= ist. Die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn bat cine wesentliche Actts

Y

reiteten Empfang und trank auf das Wohl des Präsidenten

Loubet, des Heeres, der Marine und des französischen Volkes. Bei der gestern in Compiègne vorgenommenen Wahl

| zur Deputirtenkammer wurde, wie

| der Ministerielle Noël mit 11 663

| Nationalisten Obersten Bougon gewählt, der 11530 Stimmen

erhielt.

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Rußland.

Der „Rußikij Inwalid“ veröffentlicht die Ernennung des bis herigen Gouoerneurs von Wilna, Generalleutnants von Wahl, | zum Gehilfen des Ministers des Znnern und zum Komman-

eur des Gendarmenkorps an Stelle des Fürtten Swiat 0s polk-Mirsky, der, demselben Biatt zufolge, zum General- Gouverneur von Wilna, Kowno und, Grodno ernannt ist.

Schweiz.

Bei dec gestern erfolgten Eröffnung der Herbsisession der Bundesvetsammlung" gaben, dem „W.T B.“ zufolge, die Päsidenten der beiden Räthe ihrer Genugthuung über die Beilegung des Konfliktes mit Jtalien sowie der Dankbarkeit für die Vermittelung Deutslh- lands Auédruck, bezeichneten den Empfang des Königs von | Zialien in Göschenen als eine Bekräftigung der wieder: | hergestellten auten Bezichungen und sprachen \{lichlih f ;

den Wunsch der Erhaltung des neugefestigten freundschafilichen Verhältnifses aus, desen Wiederherttellung durch die von | beiden Seiten deobachiete Nuhe erlcichiert worden sei. Der Nationalrath genehmigle das Adkommen mit | Deutschland, betreffend die Abänderung des Verirages | uber den Patent-, Markene und Mußtershuß

„W. T. B.“ berichtet, | Stimmen gegen den |

rung nicht erfahren, dagegen ift in den Einfuhren aus Frankreich 1 Griechenland gegenüber dem Vorjahre ein erheblicher Rückgarg getreten. Aus der Türkei und den Vercinigten Staaten von Amt bat cine Einfuhr überhaupt niht mehr stattgefunden.

In welhem Umfang die genannten Länder in den

letzten 6 Jai

an der Ecsammteinfuhr betheiligt waren, zeigen nachstehende Zet Prozentuale Be geitiqung an der ; GScsammteinfuhdr : Protuftionsland 1896 1897 1898 1899 1900 190! % %% 0 9 0/4 i i e «is -— 67 45,0 71s E o 00 000. 75,9 77A 893456 746 37,3 Desterreih-Ungarn . . . . 70 96 66 75 58 E E ies 8,9 5,6 1,9 6,8 S1 24 T S U O S 05 7 E anau 5,8 45 1,7 1,3 D Vercinigle Staaten von A p Mit dem eingeführten Verschaittreein wurde im Jahre 11 etwas mehr als die doppelte —y - Wein, nämlich 8524 kl, zwar 3789 kil und 473% hl KNothwein, verschnitten - iben mit den früheren Jahren, verhielt sich die Menge de = chnittweins zu der damit vershnittenen Weinmenge im Jahre 1896 wie 1: 2,14, im Jahre 1599 wie 1: 1,2 . o. E O L T9 o ¿ M e 1901 1 : 2,19 Der veri&nittene Wein stammte mit Autnahme von s hi fran Weifnrein ganz aus tem Zollinlank. | Betheiligt waren an dem VershnitigesGätt im Ex | 381 Personen, darunter 207 = 0,6% Weinhändler und 2 | 15,4% Wirthe. Von Privatpersonen haden sh nur 4, ton =

| gärtnera, wle Son in den Vorjahren, gar feiner mit dem U ; iden von Weia besaltt, Ja ungefähr gleichem Vertältes | die Betheiligung nach der Menge des verwendeten L

verschnittenen Weins sowobl im Jahre 1901, als auch in den Vorjahren gestaltet. Es waren nämlich betbeiligt:

weins und des

an der Menge des verwendeten vershnittenen Verschnittweins Weins

1898 1899 1900 1901 1898 1899 1900 1901

A h A S Wo No 9/6

dieWeinhändler mit 91,7 93,3 92,5 90,4 91,5 91,7 94,5 89,0 die Wirthe mit... 65 52 59 92 66 7,1 5,0 104 ale mi: ¿16 159 1604 14 1205 0,6 C 0) E

Sm Jahre 1901 wurde von den Wirthen, Weinhändlern und Privaten mehr Roth- als Weißwein verschnitten. Mit dem spanischen und französishen Verschnittwein wurde mehr Rothwein, mit dem italienischen, österreichishen und griechischen mehr Weißwein gemischt.

Ganzen verhielt sich die vershnittene Menge Weißwein zum Rothwein wie 44,45 zu 55,55. Im Einzelnen wurden mit dem Ver-

nittwein 1h vershnitten Weißwein NRothwein 9/0 O)

Aug Nat s - s 35,51 64,49

F E S 56,76 43,24 O S 2 63,35 36,65

Oesterreih-Ungarn . . .. 85,51 14,49 O S 38,91 61,09.

Jn der Hauptsache vollzog sich das Weinverschnittgeschäft im Jahre 1901, wie auch in den früheren Jahren, in den größeren Städten.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Berliner Glacéarbeiter und Färber sowie die MWeißgerber sind der „Deutschen Warte" zufolge in eine allgemeine Lohnbewegung eingetreten. Der Deutsche Lederarbeiter-Verband hat den am 26. Oktober 1899 vor dem Einigungsamt des Gewerbe- erihts mit dem Verein der Glacé- und Weißleder-Industriellen von Deutschland teen Arbeitsvertrag gekündigt und angesichts der vertheuerten Lebensbedingungen folgende erhöhte Forte zur gen au estellt: 1) Neunstundentag (bisher zehn Stunden). 2) Minimal- tundenlohn für in der Massen-Werkstatt, am sogenannten „Baum“ thätige Arbeiter 50 A. 3) Für Färber Minimalstundenlohn 50 bisher 40 4). 4) Üeberstunden 60 «F. 5) Bis zu 45 %/% Zuschlag für Accordarbeiten der Zuschneider beim Zurichten. 6) Regelung der Arbeitsnachweisfrage. 7) Freigabe des 1. Mai. Wiederholte Vers» handlungen der Vertreter beiderseitiger Organisationen haben zu keiner Einigung geführt, bis man sich ließ ch dahin einig wurde, das Einigungsamt anzurufen, was auch am Montag erfolgte. i

In Genf ist, wie der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, infolge administrativer Mafnahmen der Direktion (Verseßungen 2c.) am Sonntag abermals ein fast allgemeiner Auéstand der Straßenbahn- Angestellten ausgebrochen, bei dem es zu stürmishen Straßen- demonstrationen kam.

Kuust und Wissenschaft. In Liegniß is, dem „W. T. B.* zufolge, die Slesische

Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung heute Mittag mit einer Feier eröffnet worden.

In C öln ist, einer von ,„W. T. B.* übermittelten Meldung der „Köln. Volksztg.“ zufolge, gestern der Dombaumeister, Geheimer Regierungsrath Richard Voigtel, gestorben.

Zum Jubiläum des 25jährigen Bestehens des Museums für Kunst und Gewerbe îin Hamburg und zu Ehren seines Direktors, Professors Dr. Brinckmann fand heute Vor- mittag unter tem Vorsiz des Bürgermeisters Dr. Hahmann eine Festsizung statt, an der, wie „W. T. B.* berichtet, die Direktoren der bedeutendsten deutschen, dänishen und norwegishen Museen, u. A. der Geheime Regierungsrath, Professor Dr. Lessing aus Berlin als Delegirter, und zablreihe Vertreter der Hamburgischen Anstalten und Vereine theilnahmen. Der Bürgermeister Dr. Hacb- mann überreichte ein Schreiben des Senats, das die Verdienste Brinck- mann's feiert, und 10 000 Æ als Ehbrengabe für ibn zum Jubiläum. Der Ledertechniker Hulbe stiftete 15 000 A zu Ankäufen für das Museum.

Literatur.

Neue Literatur über Handelspolitik. L)

Deutschland am Scheidewege. Betrachtungen über die gegenwärtige volfkäwirtbschaftliche Verfassung und die zukünftige Handels- politik Deutschlands von Professor Dr. Ludwig Poble, Sareten an der Akademie für Sozial- und Handelswissenshaftcn zu Frank- furt a. M. XU u. 242 S. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig. Geb. 4,80 M Die wissenschaftliche Diskussion der Zolltariffrage bat ih in jüngster Zeit einer größeren Rube und binsihtlih der

Brauchbarkeit des Tarifentwurfs auc cines größeren Ovlimidmus be- fleißigt. Es liegt auch hier im natürlichen Flusse einer ge- funden Entroickelung, daß der wissenschastköhe Dokirinariömus

immer mebr verstummt und eine mehr politisch - ökonomische Be- trahtung der Dinge Play greift. Als ein solches erfreuliches Somptom erscheint auch tas vorgenannte Buch von Poble, dessen leidenschaftslose und jedes Schlagwort vermeitende Darstellung gecignet ist, zur Verticfung der Erörterung aktueller Fragen beizu- tragen. Der Verfasser geht bei seiner Betrachtung von der gegen- wärtigen volkëêrwirtbschaftlichen Verfassung Deutschlands aus und widmet ihr einen eríten Abs{nitt cines Werkes. In ihm sind namentli die originelle Begründung wirthschaftliher Erscheinungen rnd die klaren Begriffsbestimmungen beachtentwerth. So wird der Begriff „Exportindustriestaat*, in dem die Einen das einzige Heil für Deutschland sehen (Brentano, Lot, Dieyel u. A.), Andere den un- fuberen und unsoliden Ausban des sonsi so feslen Gebäudes deutscher Volkéwirthschaft (Oldenberg, Wagner u. A.), vortrefflich dabin präzisiert, taßi man von cinem solchen nur reten könne, wenn Industricprodukte pen Robüofe und Nahrungêëmittel autgetavsht werten. VDicser beil unserer volköwirtkschaftlichen Struktur wird durh den „exvort- kavitalistishen* noch ergänzt, unter dem die Anlegung deutscher Kapi- talien in ausländischen Werthen zu versiehen ist. Nach eingehender, liferamäßiger Erörterung werden die üblichen Uedertreibungen der “deutung des exportindustriellen Theils auf ihr richtiges M3h zurück- p übrt, und die Landwirthschaft wird als der in gewissem Sinne noch

ahrende Wirthschaftözrreig in Deutschland angeseben. Im zweiten Abs

iti wied die zukünftige Handelspolitik e lands in jener feinen und originellen Weise erörtert, die bereits du Poble's Referat in der leiten Versammlung des Vereins für Sozial-

dolitik bekannt ift. Der fi seiner L tâbrung ift der, daf er an dem dauernden Vorhandensein solcher Staaten pweifelk, die e siad, Nahr und Reblteffe gegen Industrievecdukte erzagebden. Der afer will der tcutshen Lantweirtbichait für die die à ige Konkurrenz vorübergetend in ibrem Bestande bettobten y lell fx den Ectreizedau im Jateresse det gedciblichen cntwidelung unserer Volkörirthichaft cinen rt wissen, ont war aus folgenten Gründen

a gN ) den in England gemachien Erfahrungen

ruchtbarkeit des Bodens und wegen- der dur die klimatischen Ver- ältnisse bedingten Unmöglichkeit, den Uebergang zur Weidewirthschaft

in so großem Umfange zu vollziehen wie in England, Holland,

Dänemark u. \. w., voraussihtlich noch viel größere Dimensionen annehmen würde als in Großbritannien. b. Es besteht feinerlei Sicherheit, daß im Falle eines derartigen Rükgangs der Landwirthschaft die deutshe Exportindujtrie einen Zuwachs erfährt, der groß genug ist, um die in der Landwirthschaft überflüssig gewordenen A 2 an und Kapitalien \ämmtlich aufzunehmen. c. Selbst wenn eine folhe quantitative Ausgleihung gelingt, fo ist damit noch nicht gesagt, daß der Volkswohlstand und ins- besondere die Lage der Arbeiter dadurch nothwendig gehoben werde. d. Den Besiß von Exportindustrien, die Fabrikate im Umtausch für Lebensëmittel und Nobstoffe herstellen, darf ein Land nie als eine dauernde Errungenschaft ansehen, weil die Entwidkelung der internationalen Arbeitstheilung sich von der Tendenz beherrsht zeigt, den jeßt so wichtigen Tauschverkebr nach der Formel : Bodenprodukte gegen Fabrifate durch den Austausch von Bodenprodukten gegen Boden- produkte und von Fabrikaten gegen Fabrikate zu erseßen. Ein Land, das den Uebergaîg zum Export - Industrialismus ohne jede Einschränkung vollzieht, beschwört daher über seine Volks- wirthschaft die Gefahr zweier {weren Krisen herauf : einer sofort ein- tretenden in der Landwirthschaft und einer zukünftigen in der Industrie, deren Umfang um fo größer sein wird, je einseitiger jeßt die Ent- wickelung nach der industriellen Seite hin verläuft. Der jeßt für die beiden Hauptgetreidearten vertragsmäßig bestehende Zollsaß von 3# erscheint dem Verfasser im Hinblick auf die niedrigen Preise, welche auf dem Weltgetreidemarkt in der nächsten Zeit entsprechend den Dur(hschnittspreisen des leßten Jahrzehnts zu erwarten sind, nicht hoch genug, um dauernd einen Rückgang des deutschen Getreidebaues verhindern zu können. Bei der Erneuerung der Handelsverträge sei daher eine una des Zollsäte für Roggen und Weizen auf 5 bis 6 # anzustreben. Eine Gefährdung des Abs{lusses neuer Handels- verträge sei in dieser Erhöhung nicht zu erblicken. Denn sie reiche gerade nur aus, um einen Rückgang der deutschen Getreide- produktion zu verhüten, gebe aber noch nicht die Möglichkeit zu einer irgendwie ins Gewicht fallenden Ausdehnung des inländischen Getreidebaues durch vermehrte Verwendung von Arbeit und Kapital auf die gleihe Bodenfläche. Deutschland werde daher au nah Erhöhung der Zölle mindestens die gleiche Nachfrage nach ausländishem Brotgetreide entfalten wie bisher, sodaß das Ausland aus diesem Umstande keinen gerechten Grund zur Verweigerung des Abschlusses neuer Handelsverträge herleiten könne, zumal der Zoll ja unter diesen Umständen so gut wie aus\c{ließliß} vom Inlande ge- tragen werden müsse. Zur Ausgleihung für die der Industrie dur die Agrarzölle bi; mg Lasten seien der Industrie, auch soweit sie

keine Etrziehungézöl mehr brauht, Schußzzölle von ent- sprechender Höhe zu bewilligen, um nicht die ausländische Industrie auf Kosten der inländisen zu begünstigen. Durch die industriellen

SQugNs sei zugleiß die Möglichkeit gegeben, den Industriearbeitern höhere Löhne zu bewilligen und so die Belastung des Arbeiterbudgets durch die Getreidczölle wieder auszugleichen. Damit diese Möglichkeit Wirklichkeit werde, bedürfe es freilich des steten Drängens der Arbeiter und ihrer Organisationen, sowie voller Koalitions- freiheit. Bei der Beurtheilung der Belastung der nihtlandwirtbschaft- lihen Bevölkerung durch die Agrarzölle seien, abgesehen davon, daß die Belastung in großem Umfange, wie eben erwähnt, ganz oder theil- weise fortgewälzt werden fönne, folgende mildernde Umstände nicht außer Acht zu lassen: einerseits, daß die Brotgetreidepreise auch nah einer Erböhung der Zölle auf 5 bis 6 # voraussihtlich immer

noch niedriger sein würden, als sie in ver dreißigjährigen Periode von 1850 bis 1880 in Deutshland durchschnittlih gestanden haben, andererseits, daß in den leyten Jahr-

zehnten die Löhne allgemein in Deutschland stark gestiegen seien. Die Erböbung der Getreidezölle sei daber für den größten Theil der Brot konfsumierenden Bevölkerung nur lucrum cessans, aber nicht damnum emergens. Wirflih gefährdet in seiner Existenz werde

durch eine Erböbung der Agrarzölle nur derjenige Theil der eigentlihen Erportindustric, der seine überlegene Stellung auf dem Weltmarkte hbauptsählich der Minderwertbigkeit

seiner Arbeitsbedingungen verdankt. Bei dem Erxportindustriesvstem bestehe ja nah dem Wort eines englishen Nationalökonomen immer die Gefahr, daß „wir statt einer Welt, in der jede Gemeinschaft sich dem widmet, was sie am besten zu leisten vermag, eine Welt er- halten, in wel(er jede Gemeinschaft das thut, was die Majorität ibrer Bevölkerung in die größte Armuth verseßt.“ Es sei also klein Zufall, daß in einer Reibe von JIndustriezweigen, die zu den blübendsten deutshen Erportindustrien gehören, Arbeitébedingungen berrshen, die unter dem sonst in Deutshland üblichen Durch- {nitt steben. An der Erhaltung solher Industriezweige, wenn sie wirklih nur durch die niedrige Lebenéhaltung und die übermäßige Arbeits- zeit ibrer Arbeiter fortzueristieren vermögen, habe die deu1sche Volks- wirtbschaft kein besonderes Interesse. Vielmehr ergebe sich ibnen gegen- über die Aufgabe, durch geeignete sozalpolitishe Maßnahmen, ins- besondere dur) staatliche Lohnregulierung in der Hausindustrie, die Arbeits- bedingungen ibrer Arbeiter auf das in der fabrifkmäßigen Großindustrie berrshende Niveau zu beben. Die bier vorgeshlagene Politik babe nit das Ziel, Deutséland vom Auslande abzuschließen und zu cinem geschlossenen Haudelsstaat zu machen. Sie strede auch nicht danach, die Entroickelung des deutshen Exports zu unterbinden, sowcit sie cine gesunde und der Gesammtheit Nuyen bringende ist. Die Eut- wickclung der deutshen Volkêroirthschaft zum Export-Industirialiömus und Export - Kapitaliómus hin, von denen der leytere nicht so {rofe Jnteressengegensäge im Wirthschaftsleben bervorrufe wie der erstere, lasse sich in gewissem Umfange bei der jetzigen Lage der Dinge avf dem Weltmarkte überbauxt niht aufbal!icn. Allein e sei nicht nothwendig, daß die Entwicelung der Exporlindustrien si einerscits direkt auf Kosten der Landwirtbschaft, andererscits Kosten der Lebenthaltung ter arbeitenden Klassen vollziebe. Auf Kosien der weiterea Zunabme der Landwirths{haft möge das Um-

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sichgreifen des Export - Industrialiémus vorläufig vor sih gehci cs sollten aber nit werthvolle Theile ter Landwirtbschaft

dem Exrportindusiriesvsiem aufgeopfert werden. Die Exportintuftrie solle zu unserem bisherigen landwirthshaftlihen und industriellen Besitz binzukommey, aber nicht an seine Stelle sich seyen. Weiter solltca nicht sole Éxportindustrien oczüchtet werden, die unzurcihende Löbne bei übermäßig aukKgedehnter Arbeitszeit zahlen. Erst wenn diese beiten Bedingungen erfüllt seien, beteute die Entwickelung neuer oder die weitere Autdreitung bisher con dorhandener Exportindusirien cinen wirklliden Gewinn für unser Wirthschaftsleben, einen Zu- wachs an nationaler Macht und Wohlfahrt. Dabei sei freilich fest- zuhalten, daß der Besiy von Exrortindustrien, welche Fabrikate im Umtausch für Lebensmittel und Robstoffe herstellen, der Natur der Sache nah nichls Sicheres und Douctndes sein könne. Das Exportindustrie- sviiem zeige von Anfang an in scinem ArUliy cinen gewissen hirvo- kratishen Zug, den, ibu die Wissenschaft einmal nachgewiesen babe, feine Kunst der Interessenten daraus ganz wegzushminkcn vermöge Das Buch ersheiat als cine der reifsten Leistungen, welche die Zolltariffragen in unserer wifien!ch2ftliden Literatur hervorgeruten haben. Agrar- und Industriestaat. Die Kehrseite tes Industrie- staals and die Rothifertigung agrarischen Zollschuhes mit besonderer Röetfiht auf die Bevölkerungtirage. Von Profcsscr Adolph Wagner. Zweite, großentheils naugrarbeitele und stark rermchrie Auslage. 223 S. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Pr. I M Diese Schrift ist aus Aussiyen hei ngen, welbe der Ver- fasser in der „Täalichca Nuntschau" zur Abwehr don Angriffen ber- éfcalliht hat, von Professor lano in München und den Naticralicrialen iha gerichtet worten waren. Hatten aber hon B der 1901 ersi añen Auflage e Artikel cine starke treeitctaaz zeigt die cit furzem vorllegente ncœe Eestiall der Sri cine weilere beteutcate Mer

fine Ri der lantwirthscaftlichen Protufktion, sewie der läind- liden Ber ferung zu erwarten, die ia Deutschland wegen der geringeren T L

®) Vergl. Ne. 2265 tes „R. u. St-Anz.* tom 25. September d. J. |

mehrung des Juhalis und Vertiefung ter Behantlung. Die mehr rerséalihen Auseinandtetiehangen mit ten Gegnetn find zatutartirten unt jam theil ganz weggetallca, urt der Charafter ter Gelegeaheits- {rift über cine wichlige priazipielle und praktische Tagetfräage ha!

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dem einer populären, für einen weiteren Leserkreis geeigneten Fah- chrift nicht lediglih über die afiuellen Zoll- und Kornzollfragen, sondern über das viel größere und wichtigere Thema, zu dem diese ragen nur als Spezialfragen gehören, plaßgemaht. In allen bshnitten haben Erweiterungen, theils mehr Ausführungen theore- tisher und prinzipieller Art, theils Hineinverarbeitungen statistischen Materials und Untersuhungen in Verbindung damit, stattgefunden, sodaß auch für diejenigen, denen die früheren Aufsätze bekannt sein follten, die Lektüre der neuen Auflage von großem Werth sein wird. Be- fonders hat der Verfasser, für den der Kern des Problems von „Agrar- und Industriestaat“ im „Bevölkerungsproblem“ liegt, seine Stellung zur Bevölkerungsfrage noch weiter entwickelt und begründet und die Volk3yermehrungsfrage allseitiger behandelt, wesentlih aba weichend von dèr herrschenden optimistishen Auffassung. Sehr er- weitert ist aber vor allem der Abschnitt „Zur industriellen und Welt- handelsfrage", namentlich durch Hinzufügung eines völlig neuen, umfassen- den Kapitels über „den britischen M asfubchanvel +— eine Warnung für das Industriestaats\system"; hier hat der Verfasser eine eingehende statistishe Untersuhung über - diesen Handel vorgenommen, um den

optimistishen Jllusionen der Anhänger des „Industriestaats- und Fabrikatenexportsystems" gegenüber „einmal Thatsachen \prehen zu lassen.“ Dex Gegenftand der Kontroverse zwischen Wagner und Brentano isst einer der größten, welche die deutshe Gegenwart bewegen: sie streiten über die Frage,

ob Deutschland und in welhem Maße es vom Agrar- zum Industrie- staat thatsächlich übergehe, ob die vorhandene Bewegungstendenz richtig und von der staatlichen O zu fördern sei. Brentano folgert in seiner Schrift „Die Schrecken des überwiegenden Indufstrie- staates" aus den nach Ergebnissen der Berufszählung und der Ein- fommensstatistik geschilderten sozialen und wirthshaftlißen Verschie- bungen der leßten 25 Jahre und aus dem heutigen Zustande der deutshen Landwirthschaft, daß Deutschland zum Industriestaat über- gegangen sei, und daß, wenn es weiter an Zahl und Wohlstand zu- nehmen wolle, es nur diesen einen Weg gebe, die Fabrikatenausfuhr und die Lebensmitteleinfuhr fortdauern und wachsen müsse. Wagner macht dagegen auf die Gefahren aufmerksam, welche cintreten könnten, wenn die deutshe Landwirthschaft infolge ungenügender Rentabilität immer mehr zurückgedrängt wird und infolge dessen immer mehr Arbeitékräfte der Industrie zugeführt werden, und weist darauf hin, wie nothwendig es auch für unsere Industrie sei, daß die landwirthschaftlihen Kreise Deutschlands kaufkräftige Konsumenten darstellen und die Industrie somit niht auf den häufig weit über- \häßten Absaß im Ausland angewiesen bleibt. Der Schwerpunkt seiner Gedanken liegt etwa in Folgendem: Die Bevölkerung Deutsch- lands wadhse rash, die partielle zeitweise Verminderung ihrer Zunahme 1875—1890 sei kein Beweis, daß ihre Zunahme weiter zurüdgehe; sie sei 1899—1900 fo stark gewachsen wie jemals. Da unser Export von Fabrikwaaren und unsere Zufuhr von Lebens- mitteln größeren Schwierigkeiten begegnen als die englische Aus- und Einfuhr, könne England als Industriestaat nit ohne weiteres ein Vorbild für uns sein. Man möge Aus- und Einfuhr fördern, aber man dürfe die deutsche Landwirthschaft nicht ebenso reduzieren, wie die englishe durch die dortige volfswirthschaftlihe Entwickelung einge- {ränkt worden sei; man dürfe niht dur eine chronishe landwirth- \chaftliche Krisis Latifundien und überwiegende Pachtwirthschaft, wie dort, entstehen lassen. Daher seien Getreide- und Viehzölle, wie der neue Tarifentwurf sie vorschlägt, gerechtfertigt, obwobl fie die Schatten- seite ‘hâtten, das Leben für die arbeitenden Klassen etwas zu ver- theuern. Dieser Uebelstand müsse dur reihlide Beschäftigung

der Arbeiter, durch soziale Steuerpolitik und anderes dieser Art wett gemacht werden. Die günstigen Seiten der internationalen Theilung der Arbeit verkennt Wagner nit ;

aber er betont die Unsicherheit der auswärtigen Verkehrébeziehungen und die Schwierigkeiten, welhe in Zukunft für einen wachsenden Export von Fabrikaten und Import von Lebensmitteln entstehen können.

olltarif-Entwurf und Wissenschaft. Von Dr. Georg von Mayr, Kaiserlihem Unter-Staatssekretär z. D., o. Professor an der Universität München. -98 S. Verlag von R. Vldenbourg, München. Preis 3 & Der Verfasser dieser Schrift nimmt im wesentlichen denselben Gesammtstandpunkt ein und ent- scheidet die prinzipiellen und praktishen Fragen ebenso wie Wagner. Er findet den Zolltarif - Entwurf der NMegierung geeignet, ein „System sorgsam erwogenen und ausgegliederten Solidars{ußes der gesammten s{uybedürftigen deutshen Produktion und insbesondere auch aller wichtigen Zweige der deutshen Landwirth- \chaft* zu bilden, wenn aud manches noch modifiziert werden müsse in der Richtung mäßiger Abschwächung sowobl, als auch mäßiger Ver- stärkung der einzelnen, im allgemeinen als zutreffend anzusebhenden Mafßnabmen. Zu dieser Ansicht gelangt der Verfasser, nahdem er zuvor die Literatur über die Streilfragen kritish gewürdigt und hierbei dartbun 1u können vermeint hat, daß von cinem Verdikt der Wissen- schaft geaen eine angemessene Ausgestaltung agrarisher Schußzölle feine Rede sei.

Französishe Handelspolitik vom Frankfurter Frieden bis zur Tarifreform von 1882, dargestellt auf Grund der parlamentaris{hen Annalen von Dr. Ernst Rausch. (Staats- und s\ozialwissenschaftlide Forschungen, berausgegeden von SchmolÜer, Band 18, Heft 2.) 206 S. Verlag von Dundcker und Humblot, Leipzig. Pr. 4,80 K Das wirtb\chaftsliberale Svstem war in Frankrei durch Napoleon zum Durchbruch gekommen, die Zeit des Freihandels brach an, das ancien régims des Schuy- 1olls war gefallen. Mit dieser übrigens deô

Ah D ¿t y35 f 19/5 0 p 4 ohne Mitwirkung des geset-

gebenden Körvers, durch eine Art Staatsöstreih zur Herrschaft gelangten Wirtbschaftäpolitik war jedoi der s{utzöllnerische Gedanke nicht aus der Welt geschaft. Der Sturz Napoleon's trua das seinige dazu bei, ibn wieder aufleben zu laffen, zumal nabtem aub {on die Handelskrise von 1864 die Ledbren der freibändlerishen Nationalökonomen, der sogenannten Oekonomisien, Lügen gestraft haite. So begann die alte Hochschutzzollbewegung aufs

L ) o ael A fat 1882 cir por igen Tonfkreten

neue und erreichte im ZolUtarif von en vorläu t Abscbluß mit ausgesprecen scutzöllnerisher Tendenz. Das Wachsen und Werden dieses Tarifs, sorwcit cs in den rarlamentarishen Kämpfen

und Kompromisfsen fich witerspiegelt, schildert

n _Z das hier angezeigte Buch. Der Verfasser beleuhtet zunächst die wirtbscaftliche, dann

. . s n 4 p Li eh h Alo Ms ad T aon An ahn uh die soale Seite der bierber gebörigen Verhandlungen, ohne

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dessen die fiskalische Seite der cinzel Geseue ganz außer Acht zu lassen. Wenn auh das Buch auf Vollfiändig tinen Anspruch er-

bebt, so ift es doch als eine i 4 _ zu bezeichnen, und die Schilderungen der Debatten

ie Fragen der Zollrückvergütungen und der admis

L pezialuntersudung i 4

ten manthen

interessantea Einblick in die praktischen Verbältni. Gesundheitswesen, Thierkrankheiten nud Absperrung&- Maßregeln. St. Petersburg, 30. September. (W. T. V.) Amtlichen

Angaben zufolge sind in Cbabarowsk und Blagowehtichensk feine Chdolerafälle mebr vorgekommen. Die Zabl der Er-

franfungen hat in Port Artbur betecutend abgenommen. In Wladiwostok, Nikolajewsk, Nikolsk - Üsuriiski und Dalni hat die Zahl der Cholerafälle ebenfalls abgenommwen.

Auch in der Mandschurei bat die Epidemie nachgelassen In Odessa erfranfkien in der Zeit vom 19, bis zum 29. September adi Personen unter pesiverdäbtigen Svmptomen. Vier von ihnen starben. Seit dem 10. Juni find dajeclbi im Ganzen 45 Personen unter pesirerdähtigen Umftäaden erkrankt. Dreizehn sind gestorben

Theater uad Musik.

Neues Königliches Opern-Theater Die ledige Frau”, Ovecreite in einem Vorspiel und dand

Akten ton Joserh Siegmund und Julius Wilbelm, Musik Si | Richard Haller, fand dei ihrer gestrigen Aufführung freuntlichen | Beifall, der erster Linie dex Darstellung zuzuséiciben war.

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