1902 / 257 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Oct 1902 18:00:01 GMT) scan diff

I R M

Oberstleutnant von Hagke nah dem Friedrichsplaßze, wo das Regiment, dessen Chef Seine Königliche Hobeit © ift, zu

Aufstellung genommen hatte. Der Kronprinz schritt die

ront ab und stattete sódann dem kommandierenden General einen Besuch ab. Hierauf besichtigte Seine Königliche Hoheit die neue Husaren - Kaserne vor dem Frankfurter Thore und folgte dann einer Einladung des Offizierkorps seines Husaren-Regiments zu einem Festmahl im Kasino. Abends wohnte der Kronprinz der Aufführung von Lorßing's „Wild- {hüß“ im Königlichen Theater bei und nahm später bei dem kommandierenden General von Wittich den Thee ein. Um 12 Uhr 18 Minuten Nachts erfolgte die Abreise nah Hamburg.

Bayern.

Der neuernannte päpstlihe Nuntius Monsignore Macchi hat heute, wie _„¡W. T. B.“ berichtet, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten sein Beglaubigungsschreiben Überreicht.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

__ Aus Anlaß des 200jährigen Gedächtnißtages des 5. Thü- ringischen Jnfanterie - Regiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) haben Seine Majestät der Kaiser, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, an Seine Königliche Hoheit den Gro ß- herzog nachstehendes Handschreiben gerichtet :

„Eurer Königlichen Hoheit 5. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) feiert heute sein zweihundert- jähriges Bestehen: Eurer Königlichen Hoheit zu diesem Jubeltage Meine wärmsten Glückwünsche auszusprechen, is Mir Herzensbedürfniß. Das Regiment hat in dem verhängnißvollen Jahre 1806 und mit Theilen in dem unvergeßlihen Bcfreivngskampfe Meines Volkes treu zu Meinem erhabenen Herrn Urgroßvater, des Königs Friedrich Wilhelm 111. Majestät ‘gestanden und zuleßt, in dem großen Kriege von 1870/71, Arm an Arm mit Meinen tapferen Hessishen Regimentern mit besonderer Hingebung fechtend, unverwelklihen Ruhm errungen. Möge, wenn das Vaterland seine Söhne wiederum zum Streite rufen follte, es auch Eurer Königlichen Hoheit \{chönem Negiment beschieden sein, seinen Fahnen abermals den Siegeslorbeer zu erkämpfen.“

____ Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat darauf in einem Handschreiben, wie folgt, geantwortet:

„Eurer Kaiserlihen und Königlichen Majestät danke ih tief ge- rührt für das so außerordentlich gütige Schreiben vom 28. d. M. aus Anlaß des zweihundertjährigen Gedächtnißtages meines Regiments. Ich habe_ es mir niht versagen können, die so überaus gnädige Kabinets-Ordre bei der heutigen Parade, an der außer dem biesigen Bataillon dreitausend Veteranen zugegen waren, zu verlesen, im An- {luß an eine Ansprache und ein begeistert aufgenommenes Hurrah auf Eure Kaiserliche und Königliche Majestät.

Allerhöchstdieselben wollen versichert sein, daß das Regiment es sich stets zur höchsten Aufgabe rechnen wird, in demselben Geiste fort- zuarbeiten wie bisher, damit, wenn Eure Kaiserlihe und Königliche Majestät zu den Fahnen rufen sollten, es, der früheren Lorbeeren ein- gent Ra mit der alten Treue und Tapferkeit seine Schuldig-

un fann.”

Oesterreich-Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus seßte gestern die Verhandlung über die dringlichen Anträge, betreffend den Ausstand der galizishen Feldarbeiter, fort. Der Abg. Graf Dzieduszyck i hob; wie „W. T. B.* berichtet, den nationalen und politischen Charakter des Ausstandes hervor, -der durch wahnwitige Studenten und einige verzweifelte Politiker herbeigeführt worden sei. Die Antragsteller Daszynski, RNomanczuk und Breiter wiesen den Vorwurf zurück, daß der Ausstand nationalen Beweggründen entsprungen sei. Während einer thatsächlihen Berichtigung des Ab-

ordneten Glombinsfi kam es dann zu lärmenden Auftritten, ie durch fortwährendes Schlußrufen der rutbenishen Abgeordneten hervorgerufen wurden. * Bei der darauf folgenden Abstimmung wurde die Dringlichkeit des ersten Absayes des Antrages des Abg. Romanczuk einstimmig angenommea, in dem die Regierung aufs gefordert wird, die Ursachen des Feldarbeiterstrikes in Ostgalizien, eventuell durch eine Enquête, festzustellen und das Ergebniß dem Abgeordnetenhause mitzutheilen. Die Dringlichkeit der übrigen Anträge wurde abgelehnt. Bei der Berathung der Anträge selbit nabm das Haus einstimmig den Antrag des Abg. Fiedler an, n dem die Regierung aufgefordert wird, eine Untersuchung über den darvaterstene in Ostgalizien und dessen Ursacde einzuleiten und das rgebniß dieser Untersuchung mitzatheilen. Die Verbzndlung wurde darauf abgebrochen. Gegen Schluß der Sigzung stellte der Abg. Schönerer die Anfrage, ob der Beschluß des Hauscs, das Dids- ziplinarverfabren gegen den Abg. Lupu einzustellen, be- reits durchgeführt sei. Der Präsident G:af Vetter erwiderte daß ihm eine Einwirkung auf die Durchführung des Beschlusses des Hauses seitens der Regierung nicht großen Lärm bei den

rief: Wenn sich das Haus die

selbs den Stempel der L Vetter ersuhte um Rulk Regierung eine Nachri niht zugegangen sei

ift, dak, wie

und daf

kümmert.“

vorlage zurückzuiziek daß ibm auf die Bes assung der Regierung übe

on Verlagen keine Einwirkung unter ( i die Siuuna. Die nächste Donnerstag, den 6. No tt

Zur Feier des T RNIT: On Jubiläums der Krieas shule fand gestern Ab

mt Ct ta NOCnNd

Schule theilnahmen. Der Chef des Generalstabes, Feidzeug meister Freiherr von Beck hielt die Festrede, welche in ein begeistert aufgenommenes dreifahes Hoh auf den Kaiser Franz Joseph ausklang. Unter den eingegangenen Glück wunsch-: Telegrammen defanden sich solche von dem Chef des preu- szischen Generalstabes, General der Kavallerie Grafen von Schlieffen und dem Direktor der Kricgs- Akademie, General- leutnant Lizmann in Berlin

Großbritannien und Jrl

Im Unterhause theilte gestern, wie „V. T. B.“ meldet. der

Cobde als Befehlshaber in Bodotle zaruckzelassen habe. Die dortige Garniïon befinde si rellfemmen wetl, und der Zu- ftand der Verwandeten sei gat. Der Premier-Minister Balfour erflârte, die Regierung sei nech nicht in der Lage, cine organifierte wanderung nah Sid - Wrila zu ermuthigen. Es ieine, daß für den Aagenblick der Zuflaußh bon täntlider E leiten am ahe so greß sei, als das Land ibn aufunchmea verme, Nortou

) fragte, of die Admiralität Kreuzer ven tem „Trate-Terus"

l nd ein Feitbankett statt, an dem | mehrere Erzherzoge und über 400 ehemalige Zögliage der | “f r De j j | und am Hafen feierliH empfangen worden

t

baue, welhe sich mit den \hnellsten und am s\tärksien ge eni „Handelszerstôörern“ der auswärtigen Flotten zu nesen “im tande seien, wie es der russishe Kreuzer „Novik* sei, der 25 Knoten in der Stunde zurücklege. Der Parlaments-Sekretär der Admiralität Arnold Forster erwiderte, der russishe Kreuzer „Novik“ sei keiner der s{nellsten und in der Fanden ärksten „Handelszerstörer“, sondern ein Kreuzer zweiter Klasse von 3000 Tons. Die Schiffe der „Drake-Klasse“ seien vollkommen im stande, p mit. einem solchen Fahrzeug zu messen. Keiner von den sogenannten e PIndetE zerstörern“ der Flotten des Auslandes besiße eine Schnelli

29 Knoten. Allan (liberal) fragte, ob es, nicht Thatsache sei, daß der russishe Kreuzer „Novik®* 25 Knoten niht länger als eine Stunde zu leisten vermöge. Der Parlaments-Sekretär der Admiralität Arnold Forster erwiderte hierauf, er habe Grund zu der Annahme, A diese Behauptung richtig sei. Der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick theilte mit, daß am 1. Oktober die Stärke der Miliz, auss{chließlich der Offiziere und des permanenten Stabes,

104 300 Mann und die Stärke der Freiwilligen 272 957 Mann be- tragen habe.

Bei der Wahl des Rektors der Universität Aberdeen

wurde der Kanzler der Schaßkammer Ritchie mit 360 Stimmen

ewählt, das liberale Mitglied des Parlaments Asquith er- hielt 232 Stimmen.

eit von

Frankrei.

__ Der Minister-Präsident Combes hat gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, die Präfekten der Departements du Nord und Pas-de-Calais empfangen, die ihm Bericht über den Stand des Strikes in ihren Departements erstatteten.

Der Senat nahm gestern die Besprehung der Interpellationen über die Schließung der K ¿b grébativ ulfteni Hulen wieder auf. Der Senator Admiral de Cuverville besprach in rühmenden Worten die Haltung der Bretagne, die für ihren Glauben ein- getreten sei, und erklärte, daß der Widerstand nirgends das Werk eines royalistishen Komplotts gewesen sei. Der Senator de Lamarzelle * betonte, da die Schließung der fkongre- gationistishen Schulen ungeseßlich gewesen sei. Der Senator Clémenceau führte aus, die Vorgänge in der Bretagne seien nur Zwischenfälle des Jahrhunderte dauernden Kampfes der Kirche gegen den weltlichen Einfluß, und fuhr dann fort: „Wir wollen keinen Glauben zerstören, aber wir wollen die römische Politik zerstören." Er sprach sodann in längeren Ausführungen über die weltlihe Macht des Papstes, den Syllabus und die monarcishe Re- ierungsform, besbuldigte die Kongregationen, die Republik und die freiheit zu bekämpfen, und erklärte [W für einen Anhänger der reiheit des Unterrichts. Schließlih nahm der Senat mit 163 gegen 90 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher die Erklärungen der Regierung gebilligt werden.

Die Deputirtenkammer schritt gestern zu der am 24. Oktober beshlossenen Listenwahl von 33 Mitgliedern der Kommission zur Be- rathung der Fragen, betreffend Vereine und Kongregationen. Da die Mehrheiteparteien eine Liste aufgestellt batten, dur die der Minderheit nur 8 Site in der Kommission eingeräumt wurden, lehnten die Mitglieder der Minderheitsparteien es ab, \sich an der Wahl zu betheiligen. Außerdem wählte die Kammer noch die Budget - fommission. Diese besteht aus 33 Mitgliedern, nämlich 22 Ministeriellen, darunter die Sozialisten Jaurès und Sembat, und 11 Mitgliedern der Opposition, darunter Denys Cochin von der Rechten. Die Zusammenseßung der Kemmilsion ist günstig für den Budgetentwurf des Finanz-Ministers. Die Anbänger des status quo bezüglih der Hausbranntweinbrenner n (s in der Minder- heit. Die Mehrheit erkennt die Nothwendigkeit an, in der Frage der Tabackbesteuerung in den G ieten die Unterdrückung des uggel8 - zu cer. Finanz- Minister Rouvier erklärte, er werde dem Minister- rath ein Dekret zur Unterzeihnung vorlegen, durch das eine große, außerhalb des Parlaments stebende Kommission zur Untersuchung der gesammten, auf die Alkohbolsteuer be- züglichen Fragen eingesezt werden solle, besonders zur Abgabe eines Gutatens darüber, ob es angebracht sei, das den Hausbrennern zustehende Privileg einer Abänderung zu unterziehen. Am Abend um 7 Ubr hielt die Kammer eine zweite Sizung ab. In ihrem Verlaufe fragte der Deputirte Jauròs, wie ie Angelegenbeit des Schieds\spruches bezüglich des Ausstandes der Grubenarbeiter stehe, und fügte binzu, einige Grubengesell- schaften hätten auf die von der Kammer genehmigte Politik der Ver söbnung mit einer Politik der Herausforderung geartwortet. Wenn die Verhandlungen zu keinem Ergebniß führen sollten, sei ein

Schiedöspruh unbedingt nötbig, und zwar müßten sowobl von |

den Gesellschaften wie von den Arbeitern Delegirte bestimmt werden, welde die Sciedörichter ernennen sollten. Der Schieds- sprud müsse für beide Theile bindend sein. Der Minister-Präsident

Wuns, zu einer Verständigung zu gelangen. Er babe von keiner Gesellschaft cinen ablehnentea Bescheid erhalten. Die Gesellschaften wollten {nell vorgeben, um das Mißtrauen uw besänftigea, und die

Verantwortlichkeit für die großen Gefahren cines Konflifktes nicht |

übernehmen

Der Deputirte für Cochinhina Deloncle hat an den Minister des Auswärtigen Delcassé ein Schreiben gerichtet, in |

dem er gegen die französish-siamesishe Konvention proteitiert. Er führt des näheren aus, daß die Konvention eine unmittelbare Bedrohung des Handels, der Kolonisation und der Finanzen von JIndochina in sih schließe, die Arbeit Frankreihs in Laos zunichte mache, daß sie ferner für Cambodja und Cochinchina die Hoffnung auf freien und

cheren Handelsverkchr mit dem oberen Laos vernichte und |

Anlaß zu Könflikten mit Siam schaffe, die zu einem Zu- jammenitoß führen müßten. Deloncle theilt weiter mit, dak

e + 1 er den Minister über diese Konvention im Parlament inter | pellieren werde

Rußland.

Der Kaiser hat heute in Livadia, wie dem .M. T. B“ gemeldet wird, den Minister des Innern von Plehwe und den Botschafter in Konstantinopel Sinowjew empfangen

Die außerordentliche türkishe Gesandtschaft mit Turkhan Pascha an der Spize ist in Yalta eingetroffen u ? Gefîtcrn stattete Turkhan Pascha dem Minister des Auswärtigen Grafen Lamsdorff und sodann dem Botschafter Sinowjiecw Be- tuáxke ad _ Die Panzershifse „Netoisan“, „Pallada“ und „Osljabja” find gestern von Kronstadt nach dem Stillen LUzean in See gegangen

Schweden und Norwegen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin find, na einer Meldung des „W. T. B.“, gestern Adend von Stocfholm

S nach Baden adgereiß Unter-Staatssekretär des Aeußern Lord Cranborne mit, das ter | oq Da E

derst Swavne in Berdera eingetreZen sei und ten Oberten |

Amerika.

Ein in New York eingegangenes Telegramm aus San Juan (Vuerto Rico) besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, dak auf der Jusel grobe Erregung herrsche. Jn Ponce hätten am Mittwoch und gestern zwischen Nepudlikanern und Föderalisten Kämpfe stattgefunden, dei denen zwei Perionen getödte: und mehrere verwundet worden seien. Die Republikaner eien die Angreifer geweien

. gebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. \. w.

Aus Port of S pain berichtet das „Reuter'she Bureau“ das Transportshif} des Präsidenten Castro S u bas einen Schooner mit Truppen an Bord im Schlepptau habe, solle von dort nach dem Orinoco abgehen, um mit den venezolanishen Kriegsschiffen „Bolivar“, „Restaurador“ und „Zumbador“ zusammenzutreffen und die Beschi

der Stadt Bolivar zu erneuern. Die Lage werde im Hin- blick auf die dort lebenden Ausländer für fritis angesehen_

Asien.

Dem „Standard“ wird aus Tientsin gemeldet, di Chinesen am 2. November die Erhebung der E zölle in Tientsin wieder übernehmen würden.

Aus Yokohama wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß der von dem japanischen Kabinet genehmigte Flotten- vermehrungsplan eine jährlihe Ausgabe . von 16 500 000 Yen für zehn Zahre, vom Jahre 1904 ab, sowie den Bau von drei Schlachtschiffen, drei großen gepanzerten Kreuzern und zwei kleinen Kreuzern vorsehe. G

Die „Agence Havas“ erfährt, daß der französische Ge- shäftsträger in Bangkok von dem König von Siam in Privat-Audienz empfangen worden sei.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Si des Reihs-

Nr. 44 der Veröffentlihungen des Kaiserliche o jen eee vom 29. Ottober hat Mes S Aen E undheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Mafß- regeln gegen ansteckende Krankheiten. Desgl. gegen i. Desgl. gegen Cholera. Gesetzgebung u. \. w. (Deutsches Reich.) Branntweinsteuer. ( eußen.) Schweinefleisch. Privatanstalten für Geistesfranke 2c. Desinfektionsanstalten 2c. (Sachsen. Dresden.) Nahrungsmittel. (Mecklenburg-Strelißz.) Leichenbeförderung. Unterbringung von Arbeitern. Ansteckende Krankheiten. (Anhalt.) Berichterstattung der Kreis. Thierärzte. (Reuß j. L.) Hebammen- wesen. (Schweiz. Kanton Turgau.) Lungenkranke. (Kanton Zürich.) Pflegerinnen von Wöchnerinnen und Säuglingen. (Großbritannien.) S{weinefieber. (Japan.) Eßwaaren 2c. (Vereinigte Staaten von Amerika. Kalifornien ) Schlafräume. Gang der Thierseuchen in Italien, 2. Vierteljahr. , weilige Ma tin gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, preuß. E Bez. Stralsund, British-Südafrika.) Verhandlungen von geseß- Vereinigte taaten von Amerika. Massachusetts.) Diphtherie. Vermischtes. (Safen) Hilfsärztlihes Erternat. Schlachtvieh- und Sie: E 1901. (Dresden.) Nabrungsmittel 2c., 1901. [ Fleishbeschau. (Vereinigte Staaten von Amerika. Pennsylvanien.) Georgien 1899. (Argentinien. Rosario de Santa Fé.) Desgl., 1900. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Des- ge in größeren Städten des Auslandes Erkrankun in

tadt-

kenbà deu tädte. und Landbezirten. aco E iel. R I

Nr. 52 des „Eisenbahn -.Verordnungsblatts*“, beräus-

im Minisierium der ¿ffentlichen Arbeiten, vom 28. Otober

Sd Inhalt: Staats- C NEEE vom 3. Juni 1902,

r. Vernichtung der Rehnungen und Kassenbücher sowie der Beläge

berihtigter Rechbnungen bei den staatliben Kassen. Erlaß des

Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 23. Oktober 1902, betr. Ver-

nihtung der Rechnungen und Kassenbücher sowie der Beläge berihtigter Rechnungen bei den jtaatlihen Kassen. Nachrichten.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Art und Besoldung der Lebrer und Lehrerinnen an den öffentlihen Volksschulen Preußens 1901.

(Stat. Korr.) Die Volkssculstatistik von 1901, welche das

Königliche Statistishe Bureau bearbeitet, hat unter anderem die

Lebrer und Lebrerinnen na den Untericheidungen des Lebrerbesoldungs-

D l l . E | Geseyes vom 3. März 1897 in eine Anza n Grupr Combes erwiderte, die Grubengesellihaften bätten ebenfalls den | ey thatsächliches Gesammteinkommen "andt, Ma be bis.

| lâufigen Ergebnissen dieser Statistik stellt sih die Zabl und das

durschnittlide Gesammteinkommen in den einzelnen Lehrergruppen der endgültig angestellten uad über 4 Jahre im öffent- lihen Schuldienste stehenden, wie folgt:

deren durchs{hnittlihes

Gesammteinkommen i in Mark über, M den au? über. den auf daurt Stad- dem en Stad- dem i ten Lande ten Lande 1) Rektoren und

* Hauptlebrer obne Kirchenamt 4760 282 1 931 „mit Kirchenamt. 1474 318 1156 sonstize Inbaber vereinigterKirchen und Schulstellen . 11 463 udrige Lebrer 44 399 ) Lebrerinnen 9 995 festangestellte ted»

nt

Zabdl der Lehrer und Lebrerinnen

Lebrer . 10 3 Lebrerinnen S11 Ï ] I endgültig Ange- nellte über- baupt . 72912 32314 40598 | 2023 2285 1815. Mehr als drei Viertel aller endgültig angestellten Lehrer gehören der Grurte 2 und 3 an. Berechnet man für diese das durbichnitt- liche Gesammtiein?emmen, so ergiebt sich für die große Mehrzahl der endgültig angestellten Lehrer ein Einkommen von 1993, in den Stadten von 2320 und auf dem Lande ein sclhes von 1756 4, unt auf je urigefähr 9 von ihnen fommt im ganzen Staat ein Rektor oder Hauptlehrer mit dem höheren Durschnittseinkemmen von 3051 M, in den Städten {hon auf je 7 ein solher mit 3491 4M, auf dem Lande jetoch erst auf je 11 eia solcher mit 2601 4 Duréschnitts- mri cœmnen Für die einsiweilig oder auftragöweise angestellten oder nos niét 4 Jahre im óffentliéen Séuldienste stedenden Lebrkräfte find die Duréschnittssäte für tie s Srurven rietriger : Dat y CEnLAmen der cinsiweilig x. An- sritellten niedriger sein m als das der endgültig Angestellten, rührt nit blos daher, dak deren Dierstbezüge geéüezt werden können, sentern aud daber, daß bei ihnen die Alterszulagen gänilich fortfallen. _, Das bisber mitgetheilte Durschtnittteinkommen ist das that - \TSdlide, wie es aué term Anrftello rdâltniß und aus dem Dienstalter der derzeitigen Stelleninbaber berechnet, wobei überdies das Eiakommea der unbescyten Stellen nit mit eingerechnet werden fonnte. Wird leyteres mit einbe und tas efürzie Stellen- cinfemmen der einstweilig x angriteliten Stelleniahaber dem that- täélichen Einkommen der endgúltig angestellten hinzugefügt, so ergiebt

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tas rechtliche Einkommen. Dieses stellt sich für Lehrer im Aschnitt überhaupt auf 1942 Æ, in den Städten auf 2401 , dem Taue P a 1693 Æ und für Lehrerinnen auf 1503 bezw. g und 132 Für die einzelnen Lehrergruppen fällt dieser Durs ver- den, im allgemeinen etwas niedriger aus, als oben für das Ein- en der endgültig Angestellten angegeben ift, da ja für die un- ¿eten Stellen und die einstweilig 2c. angestellten Stelleninhaber irézulagen niht in Rechnung zu stellen sind. Es fann deshalb ein emeiner Dur(schnitt des rechtliGen Einkommens für die einzelnen jezrgruppen nicht gut gezogen werden. Wohl aber läßt sih a. das céichnittliche ndgehalt und b. ter angerechnete rchschnitts- „t der freien Dienstwohnung nebst der Mietbsentshädigung, wie

(zt, berechnen (in Mark) h : in den Städten auf dem Lan

Les a. b. a. b. | Rektoren und Hauptlehrer obne Kirchenamt 484 142 207 mit Kirchenamt . 263 1629 19 j sonstige Inhaber vereinigter Kirchen- und Schulstellen . : 222 1272 141 úbrige Lehrer 334 1080 156 } Æhrerinnen i 280 99 150 } festangestellte technische i Se 412 Lehrerinnen 246 870 223. Es darf bei diesen Dur(schnitten nit bemängelt werden, daß j der 1. Gruppe die Rektoren und Hauptlehrer mit Kirchenamt den Städten niedrigere Bezüge haben als die ohne Kirchenamt ; mre sind hier wenig zahlreich und kommen meist nur in fleineren ziidten vor; die große Mehrzahl der Rektoren 2c. ist ohne Kirchen- mi, und hierher gehören fast alle in großen Städten mit besseren joldungsverhältniffen. Auf dem Lande find die Rektoren und uptlehrer mit Kirchenamt, wie zu erwarten war, besser gestellt als e Kollegen ohne ein folhes. Daß der Durchschnitt für fest- zeitellte technische Lehrer böher ist als für die Lehrer der Gruppen md 3, ist ebenfalls dadurch zu erflären, daß foldbe besonderen tech- Lehrer in der Regel nur in den ediitea Städten angestellt den; übrigens find es nur 12 im Ganzen. Bei Durchschnitts- erthen darf man ganz allgemein nicht vergessen, daß in ihnen eben- wobl die Höchstbeträge wie die Niedrigstbeträge enthalten sind, und fie nur das ziffermäßige Verhältniß der Einheiten, mit denen ndiert wird, zur Summe des Dividendus ausdrüdcken.

Zur Arbeiterbewegung.

Gegen 3000 Berliner Rohbrleger und Helfer (vgl. Nr. 248 Bl.) nahmen in einer gestern Abend abgehaltenen Versammlung 2 Erklärung an, in der es, der „Voss. Ztg.“ zufolge, u. a. beißt: Die Versammelten erklären sih mit der Taktik der Lohnkommission, jell damit einverstanden, daß die Kommission dem Ruf des Berliner ewerbegerihts gefolgt ist.* : Der Ausstand der französishen Bergarbeiter (vgl. Nr. 256 Bl.) dauert, wie ,„W. T. B.“ meldet, in dem Kohlenbecken von Mas-de-Calais noch immer an. Der Deputirte Basly hat m Präfekten mitgetheilt, daß er der Zusammenkunft mit den Delegirten der Kohlengrubenbesißzer, welhe am beutigen Freitag in Irras stattfinden wird, zustimme. In Denain is die Nacht Donnerstag zu Freitag sebr unrubig verlaufen. Aus- indige baben die Häuser mebrerer Arbeiter, die in der Arbeit fort- ihren, mit Steinen beworfen. Das Nationalcomité der rubenarbeiter berieth gestern früh in Paris die Fragen, be- fend den Ausstand, das Schiedsgeriht und die Haltung der rbeitzeber. Aus den Antworten der Direktoren der verschiedenen bengesellshaften gebt bervor, daß es verfrübkt ist, sh mit rage des Schiedsgerichts zu befassen. Die Direktoren sind fubt, man müs zuvor die zwishen den Arbeitern und beitgebern bestehenden Streitpunkte ordnen, während das National- mité der Grubenarbeiter vor allem die Frage des Schiedsgerichts largestellt wissen will. In Marseille baben die I ETENET Rar Tar stern Abend einen Beschluß gefaßt, in dem sie erklären, daß % angesihts der dilatorishen Valtung der Bergwerkégesellschaften tsblossen seien, energish die Sache der Bergarbeiter zu vertreten d auf das erste Signal den Gesammtauéëstand zu proklamieren. Die zur Beilegung des Auéstands der Bergarbeiter Pennsvl- daniens (vgl. Nr. 254 d. Bl.) eingeseßte Kommission begann gestern, ie dem „W. T. B.* aus Scranton telegraphiert wird, die praktischen Intersuhungen über die Lage der Grubenarbeiter über und unter Tage, kie Wohnungen und Lebenêhaltung der Bergarbeiter. Einem Tele- amm aus Hazleton zufolge sind in 12 verschiedenen Koblengruben die Arbeiter wieder in den Auéëstand getreten, da die Grubenbesiyer Forderungen aufstellten, denen die Arbeiter sih widersegten.

| Kunst und Wissenschaft.

Die Akademie der Wissenschaften zu Berlin hielt

im Donnerétag, den 23. Oktober, eine Gesammtsizung ab. Herr ton Hefner- Alteneck las über Verbesserungen an der Licht- tinbeit und an einfahen Photometern. An der Amyvlacetat- kmpe sind Mängel zu erkennen, welhe ih durch Veränderung der Imessungen und Neuwabl des Brennjtoffs ohne Aenderung der Größe md Farbe der Einheit vermindern lassen. Nah Versuchen von L Knorr brennen Mischungen von Benzol und Alkohol am Dochte tihmáäßig aus. Photometer mit in einanter übergebenden Flächen-

lligkeiten ergeben cine s{ärfere Ablesung, wenn das Bild im Photo-

neter bewegt wird, wäbrend die Augenachse durch eine rubende Erscheinung ïsigehalten ist. In einander übergebende Flächenbeleuhtungen lassen h auch bei einfahen Schattenphotometern einstellen, wenn die Breite des schattenwerfenden Körpers veränderlih ift. Herr Klein las iber die am 7. Mai 1902 vom Vulkan Soufrière auf St. Vincent ausgeworfene vulkanishe Asche. Es wurde über die den Aschenfall begleitenden Nebenumstände und über die mineralogische Zasammensetzung der Asche berichtet. Herr van't Hoff über- nidhte ein Tonvíar seiner Veréffentlibung „Acht Vorträge iber pbvusikalishe Chemie, gehalten auf aladung der Laiversität Chicago 20. bis 24. Juni 1901 (Braunschweig 1902) mnd einen Sonterabdruck aus der Zeitschrift für Elektrochemie :

Bewilligungen

I Die folgenden u für wissenshaftlihe internehmungen haben stattgefunden: Die vhusikalish- mathematishe Klasse hat bewilligt: n Engler zur Fortführung der Herausgabe des „Pflanzenreich“ 00 M; Herrn Landolt zur Beschaffung einer Präzisionswaage jm Zroeck von Untersuchungen über Aenderungen des Gesammti- wihts chemish sich umsepycender Körper 41500 M; Herrn de, Emil Abderhalden in Berlin zur Herausgabe einer lioaravbie der wissenschaftlichen Literatur über Alkohol lad Alkoboliómus 2250 M: ra Professor Dr. Max Bauer b Marbucg zur Fortführung seiner Untersuchung des niederhessischen Basaltgebiets 1200 M; Herrn Profesor l)e. Paul von Groth in Núrcben als Beibilfe für die von ibm vorbereitete „Chemische frestallographie* 1800 „M; Herrn Professor 1)r. Wilhelm Halbfaß in Neubaldensleben zur Fortsetzung seiner Seiches-Beobachtungen am Natue- See in 1000 M: Herrn Professor lr. Clemens hartlaub Helgoland zur Bereifung von Nortdíceküstenpläzen die ubgabe cines Werkes über craspedote Medusen 1500 M; Paul Matchie in Berlin zu ciner Reise behufs ciner Monograp der Fletermäuse 1500 M; Herrn ch Simroth in Leipzig zu einer Reise in tas zum Zweck des Stadiums der palaca iden NeanQuelty, 200 M; Herrn Privaldozenten De. Arnold Spuler in langen zu svitematis - lepitopterologischrn Studien 1000 A; dertn Privatdozenten Hr. Theodor Weyl in Charlottenburg zu

Untersuhungen über das eleftrishe Organ von Torpedo auf der zoologishen Station zu Neapel 1000 E

Die philosophisch - historishe Klasse hat bewilligt: Conze zur Ueberarbeitung einer im Jahre 1886 von Ht E Diest E R Fac E Per E mes urch Herrn uptmann Berlet 3000 7 Sha ofefsor Dr. Olof August Danielsfon aus Upfala, zur in München, zu einer Reise nach Jtalien für die Zwecke des Corpus inscriptionum etruscarum 1000 Æ; Herrn Dr. I. Halpern in Berlin zur Herausgabe der Dialektik Schleiermacer's 400 Æ; Herrn Dr. Josef Karst in Straßburg i. E. zur Drucklegung seiner Aus- abe des Mittelarmenishen Rehtsbuchs 3500 4; Herrn Dr. Jof. Marq uart in Leiden zur Vollendung seines Werks „Ostasiatische und osteuropäishe Streifzüge“ 1732,50 Æ; Herrn Museums-Direktor Dr. Karl Schuchhardt in nover zu einer Reise nah England um Zwecke näherer Erforshung und Aufnahme sächsisher Be- festigungen 1500 Æ; Herrn Professor Dr. Ferdinand Tönnies in Eutin zur Ausführung moralfstatistischer Untersuhungen 800 4 i

u den fünfzigjährigen Doktorjubiläen hat die Akademie ihre Mitglieder Herrn Dümmler (5. August) und Herrn Vahlen (11. August) durch Adressen beglückwünscht. : S

Aus Anlaß der Abel- Feier dur die Universität Christiania hat die Akademie eine Adresse an die Universität gerichtet.

Seine Majestät der Kaiser und König haben dur Aller- böhsten Erlaß vom 13. Juli die Wahl des ordentlichen Professors der indisen Philologie an der Friedrih-Wilbelms-Universität zu Berlin Dr. Richard Pischel zum ordentlihen Mitgliede der philosophish- bistorishen Klase zu bestätigen geruht. :

Durch den Tod hat die Akademie verloren: das ordentliche Mitglied der physikalish - mathematishen Klasse Herrn Rudolf Virchow am 5. September, das ordentliche Mitglied der philosophis- bistoriswen Klasse Hzrrn Ernst Dümmler am 11. September, das Ehbren-Mitglied Herrn Gustav von Goßler in Danzig am 29. Sep- tember, die forrespondierenden Mitglieder der physikalisch-mathematischen Klasse Herrn Heinrich Wild in Zürich am 5. September und Deren Alfonso Coffa in Turin am 23. Oktober, das korrespondierende

itglied der vhilosophbisch - bistorishen Klasse Herrn Konrad von Maurer in München am 16. September.

A. F. Im Thaeatersaal der „Urania* hielt am Mittwoch

Abend Dr. Emil Deckert einen Vortrag über „die Vulkan- ausbrüche von Martinique und St. Vincent“, der sih als Fortsetzung und Ergänzung derjenigen Mittheilungen kennzeihnete, die an der gleichen Stelle bereits 9 Tage nah der Katastrophe vom 8. Mai von Dr. Deckert auf Grund seiner genauen Kenntniß des Antillen- Archipels, den er 1898 bereist hat, gegeben worden sind. Der Vortragende hat die s{öônen Lichtbilder vom Schauplay der furchtbaren Elementar- ercignisse, welch? ihm schon damals zur Verfügung standen, seitdem noch um eine beträchtlize Anzahl vermehrt, welche mitten hinein verseßen in die Stätten der Zerstörung, u. a. in die Trümmer von St. Pierre und in die vorher blühende, jeßt verbrannte und von vulkaniscer Asche bedeckte Landschaft. Besonders interessant ist ein Bild des Mont Pelé, im Spätsommer aufgenommen, welches beweist, daß der Berg nicht, wie es anfangs hieß, durch theilweisen Zusamtnensturz niedriger, sondern daß er um eine Kappe rissiger Lava, die seinen Krater ausgefüllt hat und dessen frühere Runde überhöht, thatsächlih höher geworden ist. Der Vortragende gab auch eine Schilderung der Ereignisse von Juni bis August, namentlich des leßten furchtbaren Ausbruchs vom 30. August, und verbreitete ich ausführlich über die lokalen Ursachen der Er- eignisse, die er wesentlih in dem Einbruh des Meeres in das gluth- flüssige Erdinnere durch eine unterseeishe Spalte erblickt, die sih etwa am 5. Mai gebildet zu haben scheint, an welhem Tage in Sehweite von Martinique ein mächtiger, aus dem Meere aufsteigender Geyser entdeckt und von verschiedenen Schiffen auch in größerer Nähe ge- sehen worden ist. Die Kataftrophe von St. Pierre, der eine Be- völkerung von über 20000 mit der einzigen Ausnahme eines Ein- eferkerten zum Opfer fiel, erklärt Dr. Deckert durh über- ißten Dampf und giftige Gase. Die Unglücklichen werden eines {nellen Todes gestorben sein. An den bevorstehenden gänzlihen Einsturz der kleinen Antillen, soweit sie vulkanischen Ursprungs sind, sei nicht zu denken. Verglichen mit ibren Zerstörungs- wirkungen in der Tertiär- Zeit, sind die vulkanischen Kräfte, fo shrecklich ihre Wirkungen auch noch sind, ersichtlich in der Abnahme begriffen. Wahrscheinlih wird jezt wieder eine Periode der Rube folgen. Der Vortragende ist der Anficht, daß das kalte und regnerishe Wetter kalt, weil regnerisch dieses Sommers mit der ungebeueren Menge von Staub, der in die höchsten Schichten der Atmosphäre geschleudert worden ist, im Zusammenhang steht; denn die Erfahrung lehrt, daß an jedes Staubkörnchen sih Dunsttröpfhen hängen und eine staub- erfüllte Atmosphäre somit die Niedershlagêmenge vermehrt.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus dem Oberaargau wird der „Neuen Zürcher Zeitung“ geschrieben: Es ist geradezu erstaunlih, welch reiher Segen dem Landmann fast überall entgegenlacht. Vor allem sind es die Apfel- bäume, welche fast durchweg aroßen Ertrag licfern. Die Preise haben eine unerwartete, für ärmere Leute fast uners{winglihe Höbe erreicht. Zablreihe Händler aus Deutschland, Frankreich, Italien, au aus den Niederlanden durchstreifen die Gegend. Mostäpfel, ein Gemisch von allen mögliden Sorten, gelten den ungebeuerlihen, noch nie erlebten Preis von 9 bis 10 Franken. Es kommt nicht selten vor, daß Besiyer von arößeren Apfelbaumanpflanzungen Tausente von Franken aus ihren Früchten gewinnen können. as ift aber nicht der einzige Gewinn, über den unsere Bauern sich freuen dürfen. Während in normalen Jahren die Kartoffeln um 4 bis 4} Franken für den Kilozentner zu haben waren, steigt jeßt der Preis bis auf 6 Franken. Auch die Gemüse haben gegen die leyten Jahre eine bemerkenöwerthe Steigerung erfabren. Noch dürfen wir von einer eigentlichen Fleischnoth nicht sprechen. Aber alle Flei s{sorten haben seit vielen Wochen aufge- s{hlagen. Scbweinefett und Speck, cin Hauptnährmittel für den Mittel- und unteren Stand der Bevölkerung, konnte bis auf die leyte Zeit mit Mübe zu rechten Preisen abgeseßt werden. Jeyt \{lägt man sih darum, und zwar zu viel höherem Betrage. Die Butte r hat am geiSlagen, ebenso das Brot und der Käse, an einzelnen Orten au die Mild. Sollte ein von verschiedenen Seiten angekündigter langer und ungewöhnlich strenger Winter eintreten, dann wären die Bauern mit ihren \{öônen Ecträgnissen und Vorräthen wobl ge- borgen. Aber den Armen und auch dem Mittelstand stände bei der allgemeinen Vertheuerung und bei eingeshränktem Arbeitöverdienst eine bedenkliche Zeit bevor.

Vom oberen Zürichsee wird derselben Zeitung unter dem 18. Oktober gemeldet: Nicht nur die Viehmärkte erfreuen fh diesen Herbst eines lebhaften Hantels, sondern das Vieh wird a in den Ställen von einheimischen und fremden Händlern lebhaft auf- grluat. Die Landwirtbe Dae, daß seit Jahren kcine so starke

achfrage nah Nutwvieh vorhanden gewesen sei, wie diesen Herbst. Es fiad diesen sehr viele werthvolle Thiere ins Ausland ver- fauft wordea, und der Export scheint noch niht zu Ende zu wird Vieh auf den hnhöfen verladen. für Kühe und Rinder auf 500 bis gelten entsprehend mehr. Der M ilch- handel ift in leyter Zeit bedeutend in Fluß gekommen. Wie voraus- puschen war, verzeichnen die meisten di Käufe cinen kleinen dlog von 20 bis 40 Rp. für den zentner. Die Milth- utte erfreuen sich | d cincs lebhaften Absayes zu hohen

Ta Nbfimárfte weisen cinen regen Verkehr auf; die Nachfr:

obi ift ¿ der einfache tner wird mit 10 bis 12 bezabli. 6s fink j 12 ge ben befriedigen.

dies sehr an re Preise, welche die

E

Die Zudckerproduktion in den bhauptsächlichsten Produktionsländern Europas.

Nah einer in der Zeit vom 15. bis 25. Oktober d. I. gehaltenen Umfrckde der Internationalen Vereinigung für Zuckerstatistik stellt sich die voraussichtlihe Rübenverarbeitung und Zuckerproduktion in den hauptsächlihsten Ländern Europas während der Campagne 1902/3 im Vergleich mit der vorhergehenden, wie die „Nachrichten für Handel und Industrie“ mittheilen, folgendermaßen : .

Im Betrieb befindliche Fabriken

1902/[1901/] 1902/3 | 1901/2 1903 | 1902 t | t

Deutschland . | 390 395 [11 820 440/15 999 780} 1 700 6002 293 296 Oefterreich- | | ; | Ungarn 1216| 216 1 6995 400} 8 945 000] 1 021 100/1 291 100 S - 1922 | 332 | 6569 650) 9 350 A “814 2851 109 673 Belgien . . . | 100 | 107 | 1590 000] 2506 000} 219 000! 325 C00 Niederlande .| 24 | 32 745 000! 1 487 000] 102 000! 203 172 Nufland . . 1 278 | 278 1 8816 000 8 196 680 1 142 71011 076 250 Schweden . . | 17 | 17 | 560000! 903001| 77000 127 0-0 Dänemark . . T 375000 452300| 46875! 5958 132.

Zu der vorstehenden Zusammenstellung sei bemerkt, daß in der Zukerproduktion Deutschlands mitenthalten if die Produktion der selbständigen Melasse-Entzuckerungs8anstalten (1902/3 115 000 t und 1901/2 116 500 t).

_ Die voraussichtliche Rübenverarbeitung der laufenden Campagne weist gegen die der vorhergehenden Campagne nur bei Rußland eine Zunabme auf, und zwar um 7,5 9/9, während sie bei Deutschland um 26,1 9/6 zurückgegangen ift, bei Oesterreih-Ungarn um 21,8 9/0, bei Frankreih um 29,7 9/0, bei Belgien um 36,5 9/6, bei den Nieder- landen um 49,9 9%, bei Schweden um 38,0 9% und bei Däne- mark um 17,0 9/9. Auch die voraussichtlihe Zuckerproduktion ist in Rußland um 6,2 9/6 gestiegen. Dagegen ist sie gesunken in Deutsch- land um 26,09/0, in Oesterreich-Ungarn um 20,9 9/6, in Frankrei um 26,6 9/6, in Belgien um 32,6 9/06, in den Niederlanden um 49,89/9, in Schweden um 39,409/9 und îin Dänemark um 19,4 9/9.

Die Ausbeute der Rüben verarbeitenden Fabriken Deutschlands stellt sich durchschnittlich auf 13,41% gegen 13,61 9% im Vorjahr.

London, 31. Oktober. (W. T. B.) Der Vize-König von Indien telegravhiert: Gute Regenfälle gingen im Süden Indiens und in Dekhan nieder, leihte Regenschauer in anderen Theilen des Landes. Die Aussichten für die Ernte find im allgemeinen günstig; ausgenommen sind wenige Bezirke der Zentralprovinzen, wo die Retsernte dur Mangel an Regen beträcht- lich gelitten hat.

Nübenverarbeitung Zuckerproduktion

Länder 1902/3 | 1901/2 b | t

Theater und Musik.

Königtiches Opernhaus.

In der Titelrolle der Gounod’shen Oper „Margarethe " trat Fräulein Geraldine Farrar gestern zum leßten Male „als Gast“ im Königlichen Opernhause auf. Die anmuthige Sängerin erweckt durchaus dcn Eindruck einer eigenartigen künstlerishen Persönlichkeit. Wie weit die nicht sehr starke Stimme Fräulein Farrar?’s noch einer Ver- größerung fähig sein wird, kann erst r pem zeigen ; sie ist aber {hon heute äußerst sympathish und wird dur eine außergewöhnliche, seelisch vertiefte s{hauspielerishe Begabung wirksam unterstützt, die sowohl in der Gartenscene, wie in der Kirchen- und in der Kerkerscene zu \{önem Ausdruck kam. Man darf der General-Intendantur dafür Dank sagen, daß sie Fräulein Farrar gewonnen hat, und wünschen, daß dem jugendlichen neuen Mitgliede die Thätigkeit an der Königlichen Oper in seiner künstlerishen Weiterbildung von Nutzen sein möge. Hoffentlih haben wir bald Gelegenbeit, Fräulein Farrar in anderen Rollen und in der Sprache ihrer neuen Heimath zu hören. Unter den übrigen Mitwirkenden des gestrigen Abends zeichnete \ih Herr Knüpfer, der den Mephistopheles sang, besonders aus.

Königliches Schauspielhaus.

Frau Sarah Bernhardt war \{lecht berathen, als sie den „Hamlet * in den Spielplan ihrer deuts{hen Gastspielfahrt aufnahm, nicht so sehr um deswillen, weil es als Geshmadcklosigkeit erscheinen muß, wenn der Dänenprinz überhaupt von einer FrÆ gegeben wird ein Experiment übrigens, das ihr hon viele zuvor gethan haben ; es sei bierbei nur als Beispiel aus neuerer Zeit an die 1880 verstorbene Felicitas Vestvali erinnert sondern vielmehr darum, weil die tiefgründige Wesenheit Shakespeare's dem Denken und Emvfinden unserer westlihen Nachbarn \o völlig fremd und unzugängliÞh ist, daß hier von jeber eine unüberbrüdck- bare Kluft zwishen deutsher und französisher Auffassung besteht. Die gestrige Aufführung des Trauerspiels könnte, die Dar- stellerin der Titelrolle niht ausgenommen, als Muster dafür dienen, wie man den „Hamlet“ nicht spielen dark. Was soll man dazu sagen, wenn Rosenkrany und Güldenstern dur eine bekannte vulgäre Geste an- deuten, daß Hamlet nicht bei Sinnén ist, oder wenn Hamlet sih nit damit begnügt, die beiden Hoblköpfe ironish abzufertigen, sondern sie auh noch handgreiflih zusammenstößt, oder wenn er bei der Schauspielvorstellung einem Darsteller, der seine Rolle nicht beherrs{ht, die ihm feblenden Worte zuflüstert, wenn er ferner dem s{uldbewußten König mit einer Fadel ins Antliy leuchtet, bei dem bekannten „Schreibtafel her!“ wirklih eine Schreibtafel bervorziebt, oder dem Schädel Yorick's eine Narrenkappe aufsezt! Leider wurden alle diese und noch mehr sinnwidrige Aeußerlihkeiten dur [keinerlei Vorzüge aufge- wogen. Das gesproene Wort behandelte Frau Bernhardt theils im hochpathetishen Stil der französishen Alexandriner- Tragödie, theils in einem ganz slilwidrigen nüchternen Unterbaltungston, der zur Charakteristik Hamlet's. s{hlechterdings nicht pafite. Die s{lanke Erscheinung und die geschickte Annabme männ- lichen Wesens in Ton und Bewegung störten im übrigen die Illusion am wenigsten. Die Vergewaltigung der Shakespeare "shen Dichtang durh die französischen UÜebersezer und Bearbeiter, die Inscenierung und die Darsteller der anderen Rollen übergeht man am besten mit Stillschweigen.

Konzerte.

Das zweite Philbarmonishe Konzert, das am Monta unter Leitung von Professor Arthur Nikish im vollbeseyten Saa der Philharmonie stattfand, brachte cin mit vielem Geschmack ge- wähbltes Programm. Zur Eröffnung des Abends diente die mit großem orchestralen Farbenglanz durchgeführte Ouverture zur Oper „Der Barbier von Bagdad* von P. Cornelins. Sie wurde in feiner Ausarbeitung zur Gehör gebraht und fand eine schr freundlitde Aufnahme bei den Zuhörern. Hieran {loß ih das Havupt- orchesterwer! des Abeads, die C-moll-Symphonie Nr 2 von Anton Bruckner, die hier zzum erslea Male zur Auf- führung fam. Auch sie hat, wie Cornellus* Oper, \ckhwere Zeiten durchleben müssen : war in Wiener Musikkreisen gleih nah ibrer Vollendung wegen ihrer allerdings ziemlih jablreide uwilchen wei Hauptgetanken eingeschalteten Pausen in verächtlich-\pöttischer Weise die usensvmphonie* genannt und von den damaligen Wiener Philbarmonifern als „unaufführbar® bezeichnet worden. Wie un-

î und befangen indeß das Urtheil gewesen il, erwies die aud-

lungene und *mit dem \{önsien Erfolge ge- Vorführung des Werles durh Herrn NU\S@ und das Jedentalls gebührt der Konzertleitung alle

te Phil tmonishe Orchester nerkennung, daß sie den hohbedeutenden Tondiehier an dieser Stelle zu Worte kommen licß; denn unstreitig enthält die Kompesition viel Scch§ônes und Juteressantes und erweist sh als solide, \Shüycentwertde

Arbeit. Unabeitrittene Vorige freien dbervor in dem d: Hen

Aufbau, in der wohlllingenden Setwelle, in einer im nertitile