1848 / 63 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

und die Würde der Versammlung beeinträchtigend er- flärt E Die neuverloosten Abtheilungen werden sih heute durch Wahl konstituiren, Um den einzelnen Ausschüssen Zeit zur Vorbe- reitung der ihnen zugewiesenen Berichterstattungen zu geben, werden ín den nächsten Wochen, welche die Berathung der Grundrehte aus=- füllen wird, am Mittwoch und Sonnabend die Sigßungen auêgeseßt. Die Sizungen iverden, mit Ausnahnie derjenigen am Freitag, welche für die laufenden Geschäfte bestimmt ist, zur Berathung der Gruünd=- rehte verwendet werden. Schluß der heutigen Sißung Nachmittags 27 Uhr.

Frankfurt a, M., 3, Juli, (Frkf. J.) Die heutige 31ste Sizung der konstituirenden Versammlung, für welche die Berathung über die Grundrechte des deutschen Volks auf der Tagesordnung stand, wurde ganz mit Debatten über den Berathungs - Modus ausgefüllt, Die Versammlung beshloß unter Anderem, daß über den Entwurf eine zweimalige Berathung und Abstimmung (legtere mit Namensaufruf) stattfinden soll. Die Berathung beginnt morgen, und zwar mit §. 1, da die Einleitung bis zur Eiledigung des ganzen ausgeseßt bleibt. Die heutige Situng {loß um 1 Uhr.

Nachstehendes i} die Zusammenseßung der vorgestern von den Abtheilungen gewählten Ausschüsse: 1) Ausschuß für den Entwurf éines Gesetzes über die Verantwortlichkeit der künftigen Minister : Wippermann, Wichmann, von Wydenbrugk, Schwarzenberg, Nau- mann, Hermann, Zib, von Würth, Tafel aus Zweibrücken, von Jh- stein, Bürgers, von Linde, Rob. Mohl, Scheller, Mittermaier; 2) Ausschuß für die Wahlen von Thiengen und Konstanz: Zachariä von Göttingen, Fürst Lihnowsky, Edel, Reichersperger, Hollandt, Simp= son von Königsberg, Wiest von Tübingen, von Vincke, von Würth, Riesser, Freudentheil, von Sommaruga, Widenmann von Düsseldorf, Adams, Dammers,.

Desterreih. Wien, 3. Juli. Die Wien. Ztg. enthält Nachstehendes über die Vorgänge in Prag: „Nach amtlichen Anzei= gen aus Prag, welhè an das Ministerium gelangt sind, ergiebt sich, daß der Ausbruch des Aufruhrs am 12ten d. M. wohl dur einen zufälligen Zusammenstoß veranlaßt wurde, der Aufruhr aber ohne allen Zweifel vorbereitet war, wodurch allein es erklärlich wird, daß augenblicklih in allen Theilen der Stadt Barrikaden errihtet und die Vorbereitungen zum Kampfe gegen das Militair unter der Leitung vieler einzelner Personen, welhe ruhige Bürger sogar mit Drohungen und Gewalt zur Mitwirkung zwangen, getroffen wurden. Nach den Andeutungen, die bereits vorliegen, hätte der Aufruhr erst am 15ten d. M. ausbrechen sollen, jedoch waren die Gemüther der in den ei- gentlihen Plan nicht vollkommen Eingeweihten, wie es scheint, so auf= geregt und zum Aufruhre vorbereitet worden, daß bei der ersten Nachricht von einem Konfliïte mit dem Militair der augenblickliche Ausbruch erfolgen mußte. Der eigentlihe Plan und die leßte Ab- sicht derjenigen, welche als die wahren Urheber zu betrachten sind, können noch nicht mit Bestimmtheit angegeben werden.

„Allein die eingeleitete Untersuchung läßt {on darüber keinen Zweifel übrig, daß auch hier republifanishe Tendenzen, von Frank- reih aus durch Franzosen und die in alle Revolutionen verflochtenen Polen geleitet, ini Spiele waren.

„Allen politischen Bewegungen in Prag in diesen leßten Mona- ten liegt ferner das Streben des Klubs zu Grunde, der sh in den Müärztagen im St, Wenzelsbade gebildet hat. Das Allerhöchste Ka- binetsschreiben vom 8. April l. J. hat die wesentlichsten Punkte, welche daselbst angestrebt wurden, bewilligt, insbesondere eine in vieler Be-= ziehung selbstständige provisorische Verfassung und Verwaltung. Seit- dem hat jener Klub nicht aufgehört, die schleunige Verwirklichung dieser Allerhöchsten Zusicherungen anzustreben, und zwar bemühten sich die gebildeteren Glieder des Klubs, den Zweck auf geseßlichen Wegen zu erreichen, während der s{chlechtere Theil Mittel der Gewalt, Sturm- Petitionen und massenhafte Volfs « Versammlungen mit in Bewegung zu seßen bemüht war.

„Die Erfahrung, daß die Errichtung einer provisorishen Regie=- ring nicht zulässig sei, hat die Bewegungs-Partei ohne Zweifel dazu angetricben, auch auf gewaltsamem Wege ihr Ziel zu erreichen.

„Das größte Hinderniß revolutionairer Bewezung war sedoch die Militairmacht und die bekannte Pflicht - Treue und Encrzie des Fürsten Windischgräßk, Deshalb vereinigten sich alle revolutionairen Bestrebungen vorerst darin, die Gemüther unter dem Vorwande der Besorguiß reactionairer Bestrebungen, gegen die angeblih unnöthigen militairischen Vorkehrungen, dié übergroße Besaßung der Stadt und die Person des kommandirenden Generals aufzuregen. Zu dem Ende wirkten die in großer Zahl n2ch Prag gekommenen wiener Studen- ten mit, welchen es leider gelang, den bis dahin besonders in einigen Kohorten guten Geist der hiesizen Studenten zu verderben.

„Der Slaven- Kongreß war allerdings den revolutionairen Po- len und anderen Fanatikfern eine erwünschte Gelegenheit, sich hier ein- zufinden, und wurde von ihnen zu Umtrieben mit den hier vorhan- venen revolutionairen Elementen benußt. Diese Elemente gehören nicht ausschließlih der czechischen Bevölkerung an; wie aber der größere Theil der Bevölkerung Czechish is, so waren es auch bei weitem die Meisten, die sih bei den verbrecherischen Umtrieben be- theiligten und vorzüglich von denjenigen, die sih bisher dur Agita- tion für vie böhmishe Sprache bemerklich machten; auch aus der Geistlichkeit haben sih Viele dieser revolutionairen Bewegung au- geschlofien.

¡„Znsbesondere ging dieselbe aus von der Studenten-Verbindung Slava und .der unter dem Namen Swornost bestandenen Abtheilung der Nationalgarde, welche leßtere augenscheinlih auch geheime Ver- zweigungen auf dem Lande hatte,

„Diese beiden Verbindungen haben eine ausshlicßend nationale Richtung verfolgt und die leidenshaftlihsten Beförderer der czechischen Nationalität entfalten; die Swornost hatte sih übrigens zugleich einen bedeutenden Anhang unter den niedrigsten Volksklassen gesichert, \o daß der Kampf in der Stadt vornehmlich von ihr nd den Stu- denten eingeleitet wurde, Eben \o scheint es keinem Zweifel zu unterliegen , daß hauptsächlih von ihr durch Emissaire das Landvolk aufgeboten wurde, um den Aufruhr in der Stadt zu unterstützen.

„Bei der Bevölkerung auf dem Lande hat bie Auswiegelung je- dohch mit wenigen Ausnahmen keinen Anklang gefunden, Nur die National-Garden einiger Städte folgten dem Rufe nah Prag. Die Bauern versammelten sich an einigen Orten, gingen jedo theils von selbst nach eigener Ueberlegung, theils über die Nachricht von der Beschießung Prags wieder aus einander. Jusbesondere seit die Nâachricht von der Unterwerfung der Stadt und von dem eigentlichen Sachverhalte sih verbreitet hat, ist Ruhe auf dem Lanve zurüdckge=- fehrt ‘und eine Reaction gegen die Aufwiegler eingetreten, welthe gléihwohl ihre Bemühungen noch immer fortseven.

„Auch in dem czaslauer Kreise, wo sih ein Aufstand gegen die Obrigkeiten und zur Plünderung der Schlösser und Höfe zu bilden anfing, weshalb die Publication des Standrechtes beschlossen wurde, hat i die Aufregung wieder gelegt, ehe noch die Publication erfolgte. | Die Ruhe auf dem Lande is sonah hoffentlich wieder bleibend gesichert, um so mehr, als die Arretirung und Bestrafung der Auf- wiegler vor sich geht uud zut Unterstüßung der erforderlichen Maß-

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regeln vom Kaiserl. Militair mobile Kolonnen orgauisirt nnd den Kreisämtern zur Prüfung gestellt worden sind. Auch in der Stadt hat sich der Muth der besser Gesinnten gehoben, Ruhe und Ord= nung sind zurückgefehrt, eine allgemeine Ablieferung der Waffen ist vollzogen, und es werden nunmehr noch Hausuntersuhungen vorge= nommen werden, um sih vou deren Vollständigkeit zu überzeugen.

Der National - Ausshuß wurde aufgehoben , da sein Ansehen durch die Betheiligung niht weniger seiner Mitglieder bei dem Auf- ruhr vernichtet ist. Der Belagerungszustand der Stadt wurde fak- tis dur die Nothwendigkeit militairischer Operationen herbeigeführt.

„Jn der Skädt wird die Ruhe erhalten werden, weun durch das gerichtlihe Verfahren die gefährlihsten Judividuen unshädlih gemacht werden und dadurch der Muth der Bessergesinuten gehoben wird. Daß dazu gerichtliche Strenge unerläßlich nothwendig is, wird allge- mein anerkannt. Alle gutgesinnten Bewohner der Stadt bitten um strenge Bestrafung der Schuldigen, und das von der Bewegungs- Partei verbreitete falsche Gerücht , die Untersuhung führe zu feinem Erfolge, hat allgemeine Entmuthigung hervorgerufen. Allgemein ist die Ueberzeugung, daß die Urheber des stattgehabten Aufruhrs, falls keine Bestrafung eintreten sollte, den mißlungenen Versuch in kurzem und mit der größten Gefahr für diejenigen, welche sich als Gegner ihres Unternehmens jeßt erwiesen habeu, erneuern würden.

„Die Kompetéênz der Militair - Jurisdiction in Betreff des Auf- ruhrs i} als eine Folge des Belagerungs-Zustandes im Gesebe ge- gründet. Sie muß sich auch auf jene Aufwiegelungen auf dem Lande erstrecken, welche mit dem Aufruhre in der Stadt unmittelbar zusam= menängen. Andere Fälle der Aufwiegelungen auf dem Lande blei- ben den Kriminalgerihten zugewiesen. Das Militairgericht besteht aus einem Stabs-Auditor und mehreren Regiments- Auditoren, welchen zur Beschleunigung der Untersuchung einige Räthe des prager Krimi= nalgerihts zugetheilt sind. Den Vorsiß führt der Feldmarschall- Lieutenant Graf Khevenhüller.

„Um Einheit und einen zweckmäßigen Gang der Thaterhebung und der Untersuchung zu sichern, is die Leitung des Ganzen dem Major Mertens und Appellations-Rath Tauschek übertragen worden, welche sich mit dem Gubernium wegen der erforderlichen polizeilichen Erhebungen ins Einvernel men seßen,

„Dabei wird der Gesichtspunkt festgehalten, daß es nothwendig sein wird, die Untersuchung auf die wesentlichsten Vorfälle und die als Urheber oder Leiter des Aufruhrs und der Aufwiegelung am meisten betheiligten Jndividuen zu beschränken, nachdem bei einem fo massenhaften Verbrechen ohnehin die Bestrafung aller Schuldigen unmöglich ist,

„Eine ausführlichere Erzählung der Begebenheiten kann mit vol= ler Verläßlichkeit und Genauigkeit ers dann gegeben werden, wenn durch die gerichtliche Untersuhung der Thatbestand erhoben is. So=- bald auch nur einzelne Thatsachen gerichtlich festgestellt sind, wird das Ministerium sie zur Oeffentlichkeit bringen, wenn dadurh nicht der Erfolg der Untersuchung bloßgestellt wird.“

Bayern. München, 29, Juni. Mittelst Königlicher Ent- {chließung wurde die Verwaltung der Donau - Dampfschifffahrt mit jener der Posten und Eisenbahnen vereinigt, demgemäß in Regens- burg ein „Betriehs-Amt der Donau-Dampfschifffahrt““ gebildet, wel- ches der General -+ Verwaltung der Posten und Eisenbahnen unter= geordnet ist, und verfügt, daß dessen Personalbestand aus einem Betriebs-Jnspektör als Vorstand, einem Verwalter, zwei Offizialen, einem Ober-Maschinisten und dem erforderlichen Unterpersonal zu be- stehen habe.

Wan ver. Dautnover, 3. Juli. Die Hánuos. Ztg. enthält den nachstehenden Auszug aus den neuesten Depeschen des Generals Halkett vem 30, Juni und 1. Juli:

„Die Armce rückte am 29, Juni in mchreren Kolonnen gegen Haders- leben vor, um die dort stehenden Dänen zu vertreiben. Oberst Graf Rangau blicb mit etwa 4000 Mann zur Beobachtung des Sundetwitt zurück, Am 29}ten Abends standen die Vorposten in der Nähe von Hadersleben dem Feinde gegenüber. Der Angriff sollte am 30, Juni ausgeführt und mit einer Umgehung des feindlichen reten Flügels verbunden werden. Als die Armee sich dazu am 30, Juni früh Morgens in Bewegung seßte, ging die Nachricht ein, daß der Feind seine Stellung verlassen und sich gegen Norden zurEdfgezogen habe, Zur Verfolgung rückte das zehnte Armee-Corps von Hammelévy über Ausböl nah Bicring, auf der Hälste des Weges vou Ha- dersleben nach Christiaufeld. Die preußische Division ging mehr westlich von Gr. Jersdal über Maugup ebenfalls gegen Christianfeld vor, (Vergl, den Artikel Hadersleben.) Jn Biering erhielt das zehnte Armee- Corps den Befehl, nah dem Sundetwvitt zurückzukehren, um zur Unter- stüßung des Obersten Grafen Nanzau bereit zu sein, für den Fall, daß der Feind etwas gegen ihn unternehmen sollte.

Dieser Befehl ward rash ausgeführt, und am 1. Juli war don cin großex.… Theil des Armee - Corps in sciner früheren Stellung hinter den gegen Sundewitt stehenden Vortruppen ange- fommen, Die Feinde hatten hier übrigens, außer einer am 30, Juni aus- geführten unbedeutenden Nekogn2szirung, nichts unternommen, und die neuesten Meldungen der Vorposten, vom 1, Juli, lassen keinen Angriff von Alsen aus vermuthen. Das Hauptquartier des Generals von Wrangel war am 30. Juni in Chriístianfeld. Die Dänen scheinen ganz nach Jütland zurückgegangen zu sein. General Halkeit rühmt den Geist und deu zustand der Truppen, dié troy der anstrengenden Märsche nichts zu wünschen übrig ließen, Von der dänischen Armee sind mehrere Ueberläufer angekommen,“

Mecêlenburg - Schwerin. Schwerin, 1. Juli. Der Großherzoglihe Hof hat wegen des Ablebens Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Sophie von Großbritanien von heute an auf 8 Tage Trauer in der gewöhnlichen Art angelegt.

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 3. Juli. (H. C.) der heutigen Sißung der \{leswig - holsteinishen Stände - Ver= sammlung verlas der Commissair eine Depesche des kommandirenden Generals der schleswig - holjteinischen Truppen, Prinzen von Nöer, vor, welche einen Bericht über das am 28sten v. M. zwischen den Bundéstruppen und den Dänen bei Hadersleben stattgehabten Treffen enthält. Dem Berichte gemäß, sind bei dem fraglichen Treffen 58 Dänen în unsere Gefängenschaft gerathen, jedoch haben unsere Trup= pen mes weder einen Todten, noch einen Verwundeten ehabt. 0 Jn mehreren Zeitungen haben sih bereits verschiedene Orte um den Vorrang gestritteu, die ersten zu sein, welche das erste deutsche mit Geschüß armirte Schiff entweder vom Stapel haben laufen las= sen oder armirt haben wollen, indessen mit Unrecht kommt dieses den- selben zu, denn mit Recht is Rendsburg diejenige von den deutschen Städten, welhé das erste mit Geschüß armirte Schiff unter deutscher Flagge hergestellt hat. Das Regierungs - Dampfboot „die Eider“, welches 40 Pferdekraft stark und früher zum Bugsirdienst auf dem Flusse verwendet worden, wurde im Auftrage der provisorischen Re= gierung von dem si für das Jnteresse der deutshen Sache und Flotte sehr interessirenden preußischen Artillerie-Premier-Lieutengnt Wittje, der sich nameutlich schon in Friedericia durch seine Jutelligenz ganz besonders aus= gezeichnet hatte, so eingerichtet, daß es mit schweren Granatkanonen armirt werden fonnte, Die Zweckmäßigkeit der Einrichtung is nicht in Abrede zu stellen, wenngleich durch die nothwendige Balkendecke eine etwas stärkere Belastung des Schiffes erzeugt worden. Bereits am 7, Juni war dás Boot mit zwei 24pfündigen Granatkäanonen und vier 18 pfünbigen Mörsern armirt, und um sich von der Zweck-

mäßigkeit und Brauchbarkeit der ganzen Einrichtung zu überzeu gen veranstaltete der genannte Offizier mit seinen Leuten eine Probefahrt, wobei zugleih ein Scharfshießen auf dem Flusse stattfand z dieser Versuch fand mehrere Meilen slromabwärts statt, und es stellte sich ein so günstiges Resultat heraus, daß der Artillerie - Offizier es unternahm, das Schiff noch mit 2 {weren Geschüßen zu armiren, Diese Ausrüstung geschah sehr bald, die Rapperten wurden auf Schlitten und Drehbassen gescßt, und mit dieser Armirung von vier 24 - Pfündern und vier 18 - Pfündern ge- shah gestern Nachmittag nochmals eine Probefahrt und Probe- schießen. Auch dieser Versuch fiel, wie zu erwarten, sehr günstig aus, Wenngleich nicht zu leugnen i, daß die Geschüße etwas hoch stehen, so wird bei der vorzunehmenden Belastung und stärkeren Be- mannung des ganzen Schiffes doch gewiß ein im Ganzen sehr gün- stiges Verhältniß zu erwarten sein, Die Arn.irung und der ange=- stellte Versuh mit dem Dampfboote zeigt, daß, wenn es auch nicht als Kriegs\chi} in der offenen See zu verwenden sein würde, doch ausgezeihnet zweckmäßig zur Deckung der Küsten und Hafenstädte, namentlich im Verein mit gut und am richtigen Orte angelegten Strombatterieen, verwendet werden fann. ——

Hadersleben, 1. Juli, (Börs. H.) Nachdem die Dänen am ersten Pfingsttage wieder unsere Stadt besebtea, haben wir gestern Morgen um 1 Uhr sie in aller Eil wieder abziehen sehen, Vom ersten Pfingsttage bis vorgestern Mittag ereignete sich nichts Beson= deres, nur daß wieder mehrere Bürger von den Dänen weggeschleppt wurden; da aber wurde es mit einemmale unruhig in der Stadt. Zuerst blieb eine Patrouille, die um 10 Uhr Morgens hätte eintref= fen sollen, ganz aus; darauf wurde um 14 Uhr cine zweite Pa= trouille nachgeschickt, die aber schon na einer halben Stunde wieder zurückkehrte und die Nachricht brachte, daß die Deutschen in der Nähe seien. Nun wurde alles Militair, das in der Stadt war, gleich nach der Süderbrücke zusammengezogen und die Schanzen besebt (sie hatten Schan- zen aufgeworfen von der Süderbrüicebis nahder Schiffbiücke.) Um 12 Uhr kam ein Dragoner mit der Nachricht, daß die Deutschen schon die Vorposten angegriffen haben und nur auf Schußweite von der Stadt entfernt seien. Zuerst kamen die \{leswiger Jäger, welche die Vorposten ein- trieben, und es fielen {on mehrere Dänen in der Nähe von Peter- sen Frey's Haus. Darauf ließ sich die Artillerie und Kavallerie {on auf dem eileser Berg schen; 2 Kanouen wurden gleich auf die Sü=- derbrücke gerichtet, und die Kanonade begann. Ju diesem Augenblicke wurde Mötk's Haus von den Dänen in Brand gesteckt, auch die Hintergebäude bei H. J. Frey wurden angezündet; das Wohnhaus war aber damals schon von den Deutschen beseßt, und es war den Dänen deshalb niht möglich, es herunterzubrennen, obgleich es ihnen {hon im Wege war. Sie würden es gewiß gern heruntergeschossen haben, hätten sie ordentliche Kanonen in der Stadt gehabt ; sie hatten aber nichts als Espingolen, und mit diesen können sie keine Mauer einschießen, Gegen Abend erst kamen 2 Stück 6 psüudige Kanonen zur Stadk; da aber die Deutschen sich zwischen die Berge gezogen halten, so fonnten diese gar nihts ausrihten, Aus H, S Ur e9 s Hause hatten sie sich zurückgezogen, die Wälle und A. Mört's neue Scheune am apenrader Weg hatten sie aber beseßt. Gegen 5 Uhr Abends en dete das Schießen, und Nachts um 1 Uhr verließen die Vanen ganz still die Stadt; sie hatten Stroh um die Kanonenräder geroidelt und den Pferden die Hufeisen abgenommen, damit es durchaus kein Geräusch geben sollte. Um 2 Uhr kamen {on die Deutschen in dié Stadt E griffen auf dem Markte noch einen shwediscchen greiwilligen auf, der sich verschlafen hatte. Auch machten sieden Controlleur Heller frei, den die Dänen noch den leßten Abend arretixt hatten. Vaun gingen hie aber gleich den Weg nach Christiansfeld hinauf, um die Gänen zu verfolgen; sie er= reichten sie auch son etwas hinter Ugshuus und grisfen sie ozne Weiteres an. 21 Gefangene wurden {ou früh Morgens eingebracht, später kamen deren noch zu verschiedenenmalen nah, so daß die An- zahl der Gefangenen sich auf ca, 40 Mann belaufen muß. General Wrangel wollte die Dänen im Westen angreifen, kam aber gar nicht dazu, tenn che die Preußen vorriückten, waren die Däneu wieder in Jütland. Die Schleswig-Holsteiner schlugen sich mit ihnen bis nach Christiansfeld, da nahmen die Dänen wieder die Flucht, Die Schles- wig- Holsteiner liegen jeßt um und in Christiansfeld und die Preußen an der Königsau.

Wrangel hat seinen versciedenen Truppen-Corps im Nörden den strengsten Befehl gegeben, nicht nach Jütland hineinzugehen,

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Linslanrd ZIBLMIID, FranLreich. National-Versammlung, Sißung vou

1. Juli. Jn der heutigen Sißung der National-Versammlung wurde über eine Anzahl von Bittschriften der Comité-Bericht erstattet. Die meisten wurden durch die Tagesordnung beseitigt, einige wenige aber an die betreffenden Comités verwiesen. Babaud-Laribière be- richtet im Namen des Comités für das Junere über eine Petition, welche die Schließung aller Klubs zum Zweck hat. Das Comité, übérzeugt, daß die Behörde die angemessenen Maßregeln zu tressen wissen werde, um zu hindern, daß die Klubs jemals cine Quelle von Gefahren werden, schlägt die Tagesordnung vor. Mehrere Mit- glieder: Ueberweisung an den Miuister des Junern! Herr 2a=- \chereau beantragt die Ueberweisung an die von der Kammer er= naunte Untersucóungs-Komniission. Diese habe {on Konfe: enzen mit dem Minister des Junern gehabt, sie habe si gestern versammelt und besonders mit dem vorliegenden Gegenstande bescäftigt. Die Ver sammlung trat diesemAntrage bei, Cine Petition in Bezug auf Neform des Gefäugliß= wesens wurde an den Minister des Junern, eine andere, welt 1- tersuchung bezeichneter Mißbrärche in mehreren Militair-G-fängn}sen verlangt, an den Kriegs =- Minister überwiesen. Montaudo!! S moges und Antonín aus Paris verlangen Wiedereinführu19 9er he= scheidungz Herr Bart aus Paris geht noch ctwas V E Erlaubniß der Vielweiberei. Die E-örterung dieser Peti H 0E E gemeines Gelächter hervor. Brun - Lavainue drt uh Einführung eines industriellen Gesezbuchs, König aus Co nh be, / 0 E das Budget der Kulte abschafse und den 1 D A E e sen mehr zahle; daß die Versammlung è!e loziaie Frage f Hol ; A e pen Unterricht eine wahrhaft scheide und durch Reformen ün öffentlidt

j ‘igi | ; ‘ünde. Man lacht und geht nationale und originelle Literatur beg Leicht eine Peklition sämmét- zur Tagesordnung über. Wolowski L uf ‘Wieder! erstellun dab dl licher pariser Tischlermeister, worin s 9 U I LAgS

/ E É ng des Dekrets der provisorischen ten Arbeitszeit, also auf Abschaff!ns, ‘fer Remi Us Realeruna vom 1, M1: briitae Ein gewisser Rewice aus Korsika E «ilde “Gunsh aus, Louis Napoleon an der spricht in einer Petition den Fei es;als Konsul, - sei: es als, Kaiser Spige der Republik zu seben, at aud. daß man Navoleon!s Statue

t Gelächter.) Er verlaugt auch, man apoleon’s Statue

(Setqllendes ie uf der Vendomesäule wiederaufstelle, (Eine Stimme : L Ag ere Lo über die gar nit erst hätte Bericht erstattet Das ist qus E Die Versammlung geht zur Tagesordnung über, Ce E É verlas sodann im Namen der Fiuanz-Kommission einen Geseb-Entwurf- welcher als monatlichen Gehalt dem Präsidenten des Minister-Conseils 10,000 Fr., jedem Minister in Aktivität 9000, je= dem der früheren Mitglieder der vollziehenden Kommission pro Mo= nat der Amtsdauer 5000 und dem Secretair dieser Kommission eben

\o 3000 Fr. zuweisen soll. Der Präsident zeigte der Versamm- lung an, daß das Besinden des verwundeten General Damesme so befriedigend als mögli, dagegen aber der Zustand des General Du- vivier sehr bedenklih sei, Die Erörterung über das Munizipalgesebß wurde hierauf fortgeseßt, und das (gestern mitgetheilte) Amende - ment des Herrn Picard mit ziemlich starker Majorität ange- nommen. Diese Entscheidung verursahte bei einem Theil der Ver=- sammlung einiges Erstaunen, und es folgte ihr eine lange Aufre-

gung. Herr Favart: „Dieses System hat die Autorität der Verfassungs-Kommission und die gewihtige Autorität des Ministers des Jnnern für sich. Man darf sih jedoch die Ansicht des Herrn Ministers nicht übertreiben. Er hat sie vollständig auseinandergeseßt. Er hat nicht als Mitglied des Comité’s und nicht als Minister ge- sprochen und hat auch seine Vorbehalte gemaht. Hüten wir uns, guf der Tribüne einen Theil der Verfassung zu improvisiren, Jh wünsche, daß der von der Versammlung angenommene Zusaßz-Artikel gute Folgen habe. Jndeß erheischt die Aunahme dieses Umendements Vorkehrungen im Interesse der vollziehenden Gewalt und im Juter= esse einer guten Munizipal-Verwaltung. (Eine Stimme: Sprechen Sie als Berichterstatter?) Nein, in meinem persöulichen Namen. Ih schlage also noch folgenden Zusaß = Artikel vor: „Die Maires und Adjunkten können von der vollziehenden Gewalt suspendirt und abge- seßt werden, Abgesebte Maires und Adjunkte köunen nicht wiedergewählt werden.“ Herr Desmoles s{lägt, dem noch in Kraft stehenden Gescß von 1331 entsprechend, folgendes Amendement vor: „Die Maires und Adjunkte können durch einen Beschluß des Präfekten suépentirt werden, abseßbar aber sind sie nur durch Entscheidung der vollziehen- den Gewalt, Abgeseßte Maires und Adjunkte können uicht wieder- gewählt werden.“ (Bewegung in verschiedenem Sinne. Zeichen des Bedenkens in einem großen Theil der Versammlung.) Herr Fa vart \hließt sich diesem Amendement an. Herr Charramaule: „Es könnte auf diese Weise geschehen, daß der Maire gleich am Tage nah seiner Wahl von dem Präfekten suspendirt und von der voll- ziehenden Gewalt abgeseßt, daß also die Wahl ganz illusorish würde.“ Der Minister des Jnnern: „Man muß uicht vergessen, daß dies Gese ein blos provisorisches is, und daß die Verfassung allein das definitive Geseh feststellen fann. Allerdings darf dem Gemeinde- Rath sein Wahlrecht niht durch eine willkürlihe Entscheidung genoum- men werden fönnen, Jn dem Verfassungs - Entwurf is darauf auch Bedacht genommenz es is darin sogar cine Jury9 aufgestellt, um größere Garantie zu geben. Einstweilen aber muß mgn doch der voll- ziehenden Gewalt ein Recht anvertrauen, von dem sie übrigens in dieser Zeit der Oeffentlichkeit keinen Mißbrauch machen kann.“ Eine Stimine: „Jn drei Monaten wird die neue Verfassung in Kraft sein.“ Nach einigen weiteren Debatten und Amendements-Vorschlägen wurde schließlich der ganze Artikel in folgender Zusammenstellung angenom- men: „Die Maires und Adjunkten werden von dem Gemeinderath ernannt und gus scinem Schoß genommen. Die Maires und Ad- junkten können mittelst Beschlusses des Präfekten suspendirt werden; abseßbar sind sie nur durch Entscheidung der vollziehenden Gewalt. Die Suspension darf nicht länger als drei Monat dauern. Abgeseßte Maires und Adjunkten köunen während eines Jahres nicht wieder gewählt werden. Für die Haupt-Bezirks- und Departements- Orte werden die Maires und Adjunkten von der vollziehenden Gewalt aus der Zahl der vom Gemeinderath ausgewählten Mitglieder ge= wählt, Die Maires und Adjunkten der Gemeinden von mehr als 6000 Seelen werden von der vollziehenden Gewalt ernannt.“ Eine Stimme : „Mit Vorbehalt eíner anderen Fassung, denn dics Alles ist sehr verworren !“ Die weitere Diskussion des Gefecß-Eutwurfs wurde darauf vertagt, und die Versammlung beschloß noch, der auf morgen (Sonntag) 8 Uhr Morgens anberaumten PNiusterung der seit der ersten Revue noch in Paris angekommenen Nationalgarden in pleno beizuwohnen. :

Paris," 2. Juli. General Changarnier is nun definitio zum Ober-Befehlshaber der National-Garden des Seine-Departements ernannt und seit vorgestern im Geueralstabe derselben in den Tuile- rieen installirt. Wie verlautet, wäre General Perrot zum Chef die- \es Generalstabes ernannt.

Die National - Versammlung hat gestern die monatliche E neue= rung ihrer Büreaus vörgenommenz; diese Handlung hatte diesmal eine besondere Bedeutung, weil im Lauf des Monats îín diesen Ab- theilungen der Verfassungs-Entwurs und mehrere audere organische Geseße zur Prüfung gelangen werden. Es gab daher lebhafte Kämpfe vor der Wahl der Präsidenten der verschiedenen Büreaus. Das Journal des Débats hebt hervor, daß si unter den ge- wählten Präsidenten mehrere hervorragende Mitglieder der Vereinigung in der Rue de Poitiers befinden, nameutlich Thiers, Berryer, Dufaure, Vivien, Dupin, Billault, von Tracy und Gustav von Beaumont. Von den Mitgliedern der chemaligen vollziehenden Kommission is nur eines, Herr Frano1s Arago, unter den Präsidenten der Abtheilungen. Herr Armand Marrast fiel bei der zwciten Abstimmung gegen Herrn Vivien durch, Die anderen gewählten Präsidenten sind Girard, Pagès de l’Ariège, Baze, Baroche, Cormenin und Leyraud. _Jn den meisten Büreaus hat dann sofort die Erörterung des Verfassungs-Entwurfs begounen,

Eine Anzeige des Gouverneuers der Bank benachrichtigt die Ac- tionaire, daß die Dividende des ersten Semesters mit 30 Fr. per Actie à 1090 und resp, 1200 Fr. für sie von heute an bereit liege. Der Bank=Gouyverneur und der neue Finanz-Minister Goudchaux hat- ten eine Unterredung mit einander gehabt, in der sie über die Be- dingungen verhandelten, unter welchen die Umwandlung der Tresor- Bons in fünfprozentige Staatsrenten erfolgen solle. Man kennt das Resultat noch nicht, hört aber, daß die Umwandlung zum jedesmali- gen Tages-Course erfolgen solle. : i E j

Paris ist auch gestern vollkommen ruhig geblieben. Wenngleich der Belagerungszustand noch nicht aufgehoben is, so hat man doch in der Hoffnung, daß die Ruje nicht wieder werde gestört werden, chon einen ant Theil der Vorsichtsmaßregeln eingestellt, die in den leßten Tagen so streng ausgeführt wurden. Gestern Abend war die Zahl der Schildwahen kaum noch stärker als in Zeiten tiefer Ruhe; man sah wieder viel Spaziergänger das s{chöóne Wetter be- nuten, die Straßén waren glänzend erleuchtet, und man hätte glau- ben fönnen, es sei ein Festtag, wenn nicht die Niedergeschlagenheit und Betrübniß in den Gesichtern, die Menge der Personen in Trauer und die {merzlichen Gefühle, welhe sich überall fkundgeben, daran erinnert hätten, daß man in einer Zeit des allgemeinen Leides und Unglücks lebe. Der Garten der Tuilerieen, das Louvre und ‘das Luxembourg blieben für das Pubikum noch geschlossen.

Den Wachen, welhe Gefangene zu eskortiren haben, is der Befehl ertheilt, si von jeßt an nit mehr ihrer Flinten zu bedienen, um Empörungs=- oder Fluchtversuche zu unterdrücken, sondern nur den Säbel oder das Bäjonnet zur Erhaltung der Ordnung in den ihrer Bewachung anvertrauten Abtheilungen anzuwenden und jedenfalls nie ohne ausdrüctlichen Befehl ihrer Öffiziere von der Feuerwaffe Ge- brau zu machen.

Der Moniteur veröffentlicht eine Liste aller Verwundeten, die vom 23, bis 28. Juni in díe Civil «Spitäler aufgenommen wurden. Dieselbe besagt, daß 1746 Männer (900 Bürgerliche, 846 Militair- personen) und 35 Frauen, zusammen 1781 Personen, darin Aufnahme

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fanden, Am 29. Juni Abends befanden \si{ch noch darin im Ganzen 1267. Außerdem liegen noch 364 Personen in den Ambülancen ver= wundet danieder, Die Militair - Lazarethe haben ihre Liste noch nicht veröffentlicht. j

Herr Cormenin, Vice-Präsident der National-Versammlung, hat im Auftrage Cavaignac?s die Gefängnisse und Spitäler in Paris besudt und über den Zustand der Verwundeten und Gefangenen hon mehrere Berichte erstattet. Auf seinen Antrag sind viele Ge- fangene in gesundere Lokale gebraht und mit Stroh , Weinessig und Anderem versehen worden. Unter den Gefangenen sind ziemli viele Buben von 10 bis 12 Jahrenz sie sollen baldigst verhört werden, Die Mehrzahl der Gefangenen ist bereits während der leßten Nächte in die Forts gebraht worden. Die Gazette des Tribunaux

giett die Gesammtzahl auf 6000 an, worunter auc manche Weiber ;

und über 100 Studenten, so wie eine ziemliche Menge früherer Mit-

glieder der republikanischen Garde und der Mobilgarde ih befinden. |

Unter den gefangenen Arbeitern , die großcuthei!s Ausländer siud,

bemerkt man viele Schneider. Der Marineminister hat Vefehle zur |

Ausrüstung der zum Transporte der gefangenen Jusurgenten nuüthi- gen Schiffe abgeschickt ; dieselben sollen ein Geschwader bilden und unter dem Befehle cines Contre - Admirals stehen. Constituant von Lammenais macht den Vorschlag, daß man die

gefangenen Jnsurgentén, statt sie zu transportiren, als Vortrab der |

italienischen Armee verwenden solle. Jn einer Kasematte des Forts Jory hat man 500 Gefangene untergebracht. Die Wache hat Ve- fehl, beim ersten Entweichungs - Versuche zu feuern, t Gefangenen, die bei dem Fluht-Versuch auf dem Carousselplatze ver= wundet wurden, sind gestern in den Tuilerieen gestorben. Auch unter der Nationalgarde sind zwei neue Sterb-fälle vorgekommen, Herr Lalanne , der Direktor ter National - Werkstätten, erklärt in den Journalen seine Geldsendungen während des Aufstandes an die Arbeiter der National-=Werkstätten dadur, daß er ties gethan damit niht Hunaer sie zum Aufruhr zwinge. die: Der Polizeipräfekt hat versügt, daß alle freigelassenen Zwangs- sträflinge und schon früher gerichtlih bestrafte Verbrecher, die sich in Paris befinden, unverzüglich die Hauptstadt verlassen müsen und fünftig unter keinem Vorwande sh innerhalb einer gewissen Entfer- nung von derselben aufhalten dürfen. Aus Rouen allein waren deren 800 hierher gekommen, um sich an dem Aufstande zu betheiligen.

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Großbritauien und Jrlan®. London, 1, Juli. Jhre Majestät die Königin beabsichtigt, in der zweiten Woche des nächsten Monats nah Jrland zu reisen. i

Es wird jeßt bestimmt versichert, daß Admira! Napier an der Stelle des Admiral Parker, dessen Dienstzeit demnächst abläuft, das Kommando über die Flotte im Mittelländischen Meere erhalten hat und {on am 10ten d. M. dahin abgehen wird.

Zu Anfange der gestrigen Unterhaus=-Sißung wurde unter vielen unwichtigen, von Herrn Urquhart an Lord Palmerston gestellten Fragen auch darauf aufmerksam gemacht, daß kürzlich ein britishes, aus einem englishen Hafen kommendes, mit Waffen bela- denes Schiff von französischen Behörden mit Bes{lag belegt. woiden sein soll, Der Minister des Auswärtigen entgeguete, daß man wohl absichtlich von gewisser Seite dies Gerücht ausgestreut babe, um die englische Regierung zu verdächtigen, Es sei ihm (dem Miuister) an- genehm, daß die Frage gestellt worden sci, da sie ihm Gelegenheit gebe, zu erklären, daß feine falshere und ungegründetere Verdächti= gung gegen die englische Regierung vorgebracht woerden köune. Die=- selbe babe zu der provisorischen Regierung sowobl wie der Exekutiv- Kommi|sion von Frankreich stets in guten und ehrenhaften Bezichun= gen gestanden. —— Das Haus verwandelte fih bierauf in einen Aus {uß über die Zuerzölle oder vielmehr über die von der Regierung zur Unterstüßung der westindishen Kolonieen vorgeschlagenen Resolu tionen, zu welchen das eutgegensteßhende Amendement der Schußzpartei vorgestern verwor‘en war. Der erste Paragraph wurde zur Bera- thung gestellt, und abermals eutspanu fich eine längere Debatte über das Prinzip der Maßregel. Herr Bright stellte von radikaler Seite das Amendement, an dem bestehenden Gescß von 1846 nichts zu ändern und diesen Paragraphen also fallen zu lassen. Der Neduer meinte, für die Pflanzer, für die Neger sei hinlänglich gesprochen; Niemand nehme sich der englischen Armen an, welche den Zucker be- zahlen müßten. Die Pflanzer hätten nicht blos 20 Millionen Pfund Sterling für die Freilassung ihrer Sklaven, sondern iu den lebten 11 Jahren dreißig Millionen durch den Zollshuß vom Lande crhal- ten. Er verwahrte sich dagegen, daß man jeßt den Pflanzern wie- derum zwei bis drei Millionen jährli) durch unterscheidende Zölle zum Geschenk mache, Er erinnerte Lord J, Russell daran, daß er 1841, daß Sir R. Peel 1846 dieser nämlichen Schut:frage wegen gestürzt worden, und heute Morgen (um zwei Uhr) sei das Min'sterium {hon im Todeskampfe gewesen, hätte so zu sagen schon die leßte Delung empfangen, Nur durch sunfzehu Stimmen sei es gerettet. Er griff in derber Weise Lord J. Nufsell an und warnte ihn, eben so wie an den Zucker- ¿óllen, an den Korngeseßen rütteln zu wollen. Herr Berkeley ver- langte höheren Schuß. Seine Familie hätte eine Pflanzung für 100,000 Pf. Sterling erworben, aus welcher sie seit der Freilassung der Neger keinen Pfennig erhalten. Der Schaßkanzler gab eine beifällig aufgenommene Uebersicht über die Lage der Finanzen , die sich in etwas besseren Umständen befinden, als damals, wo er auf die Erhöhung der Einkommensteuer antrug, die aber keinen Ausfall erleiden fönuteu, wie es durch die Annahme eines anderen Zuckerzol- les der Fall sein würde. Nachdem noch Herr Wilson (Herausge- ber des „Economist‘‘) den Schaßkanzler unterstüßt, und noch einige andere Redner gesprochen hatten, wurde das Amendement des Herrn Bright mit 302 gegen 36 Stimmen verworsen und die Fort= seßung der Comité-Berathung auf den 3. Juli augesebt.

Im Oberhause wurden mehrere Bills einige Stadien weiter gefördert, unter anderen auch die Bill zur Einfriedigung der Ge- meindewiesen,

__ Das Gesammt = Kapital, welches vom Juli 1847 bis zum Juli 1848 auf englische Eisenbahn-Actien eingezahlt worden is, beträgt 22,437,921 Pfund, während es in dem vorhergehenden Jahre 27,394,220 Pfund betrug.

Dem neuesten Nachrichten aus Irland zufolge, sind die Nepea- lers sowohl als die Konsederators eifrig bemüht, überall politische Klubs einzurichten, und scheinen die Absicht zu haben, ein Net von solchen Klubs über das ganze Land auszubreiten, hauptsächlih zu dem Zw-cke, die Bevölkerung auf dem Lande ihren Plänen leichter dienst- bar zu machen, /

__ Schweiz. Adorgau, (Eidg. Z.) Den 27. Juni is H ein- rich Z\chokke, berühmt durch seine reichen Lebens\chicksgle und als Schriftsteller, in hohem Alter verstorben, /

Moldau und Wallachei. Bucharest, 22, Juni. (Schles. Ztg.) Gestern besorgte man hier allgemein eine Scild- erhebung. Als um 8 Uhr der Hospodar mit dem Minister des Jn- nern eine Spazierfahrt unternahm, fuhr ein mit drei jungen Leuten befeßter Wagen hart an dem fürstlichen vorüber; die jungen Leute erhoben si in diesem Augenblicke und schossen glle drei zugleich auf Bibesko, ohne ihn jedoch zu verwunden, Die brei Kugeln wurden

Der Peuple |

Mehrere der |

im Wagen gefunden; eine war mit Fransen der goldenen Epaulette des Fürsten belegt, die sie streifte. Der Thäter konnte man bis heute noch nicht habhaft werden. Die Nacht verging troß allen gehegten Besorgnissen ohne Ruhestörung. Die fremden Konsuln besuchten heute den Hospodar, um ihm ihre Theilnahme zu bezeigen.

Türkei. Konstantinopel, 21. Juni. (Schles. Ztg.) Abermals hat eine verbeerende Fenerêébrunst einen großen Theil der Granfenstadt Pera eingeäschert. Das Feuer brach am 17ten um 12 Uhr Abends aus und verbreitete sich bei dem von Nordwest wehen= den heftigen Winde über die umstehenden hölzernen Häuser, so daß man troß aller angewandten Mühe der Flammen nicht Meister wer= den konnte, Erst um 3 Uhr nah Mitternacht ward das Feuer auf allen Seiten gelöscht, nahdem über tausend Häuser, worunter meh= rere steinerne, von den Flammen verzehrt waren. Die ganze Strecke von Aga Dschamissi bis nahe an das Taksim, so wie rechts und links bis nah Madschar und Funduklu, also über ein Drittheil von Pera, ist in einen Trümmerhaufen verwandelt.

Der vor furzem abgeseßte Seriasker Said Pascha is in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni mit einem Regierungs-Dampfschifff nach Sinove ins Exil abgeführt worden.

Die Cholera sährt fort, in aflen Theilen der Hauptstadt und auch in einigen Dörfern am Bosporus ziemlih bedeutende Verhee- rungen anzurihten. Doch is keine sihtlihe Zunahme der Sterbe- fälle eingetreten.

_Bei einer am 18. Juni c. stattgehabten Verloosung von 1155 gesammelten verschiedenen Gegenstäuden zum Besten der verwundeten und invalide gewordenen Soldaten in der Provinz Posen sind für 7104 verkaufte Loose à 5 Sgr... / 1184 Rihlr.

und für höher bezahlte Loose I: 98

1201 Kthlr.

eingekommen.

Diese Summe 1st in zwei Raten von resp. 400 Rthlr. unb #04 Rthlr. dem Herrn General - Lieutenant von Steinäcker Excellenz in Posen zur weiteren Vertheilung übersandt worden, was hierdurch zur Kenutniß der edlen Geber gebraht wird.

Die entstandenen Kosten siud von den Unternehmern der Kollekte gedeckt worden,

Berlin, den 4, Juli 1848,

Schmidt, Wirklicher Geheimer Kriegsrath.

Markt : Berichte.

Amsterdam, 30. Juni, Weizen zu den erhöheten Preisen mit vielem Handel an Konsumenten; 128yfd. jähr. bunt. poln. 300 Fl, 126pfd. neuer dito dito 263, 265 Fl., 127vfd. dito 272 Fl., 128pfd. dito 276 Fl., 128pfd. \eeländ. 228 Fl., 130pfd. roth. königsb. 245 Fl., 125pfd. weiß. gronino. 218 Fl, 124=-, 125pfd. roth. dito 207 Fl., 123pfd. frief. 215 Jl, 126yfd.. frie\. fleck. 200 fl, 430p}d. Tuhanke 208 Fl., 128pfd. roth. fömgsb. 238 Fl. Roggen zu den ers höheten Preisen an Konsumenten und Spekulanten verkauft; 121pf\d. münster. 148 Fl., 126psd. pommer. 160 Fl., 116 pfd. petersh. 140 Fl, 121vfd. holst. 145 Fl, 12/7yd, mecklenb, 158 51, L22p1d, stettin. 152 Fl, 118pfd. dän. 135 Fl. Gerste etwas höher, 96pfd. fries. Winterg. 110 Fl., 96pfd. ostfries. dito 107 Fl. Ha- fer, 85pfd. dider 106 Fl, Buchweizen ohne Handel, Kohblsaat flauz verkauft: - dän. 56 L., auf 9 Faß im Sept. und Oft. 59 L, —- Letnsaat wie früher mit mehr Haudel; 113pfd. taganrok. 250 Fl., 101pfd. libau. 190 Fl, 107pfd. ägypt. 2375 Fl, 113-, 114pfd. finnländ. 235 Fl. Rüböl gleih wie früher, auf Lieferung beim vorigen Markttage etwas williger, per 0. Wochen 36 Fl., effekt. 35 Fl.,. Sept; 341 Fl., Okt. 345 a 345 Fl., Nov. und Dez. 35 a 3435 Fl. Leinöl per 6 Woch. 275 l, effekt. 264 Fl. Hauföl per 6 Woch. 36 Fl., effekt. 35 Fl.

Zur öffentlichen Versteigerung sind angeschlagen: auf den 3. Juli etiva 122 Last ostfries. Buchweizen, wiegend 115, 117 Pfund, und wegen Seeschadens auf den 5. Juli: etwa 50 Last odess. Roggen, 111, 114 Pfd,; etwa 54 Last Kubanka - Weizen 124, 125 Pfd.

_ Leipzig, 1. Juli. Getraide. Die wahrscheinlich nur in Golge bedeuteuder Hagelwetter in Berlín und Stettin etwas ange- zogenen Roggen - und Weizenpreise haben bis jeßt noch keinen Eiu- fluß guf den hiesigen Markt guszuüben vermocht , indem die Preise noch eben so gedrücit sind, wie vor acht Tagen. Die heutige Kornbörse blieb demnah matt, sowohl in Ansehung der Preise als des Um- \saßes, denn es ging zu folgenden Preisen, als: Weizen von 45—47 Nihlr, Roggen 24 25 Rthir., Gerste 20-21 Rthlr. und Hafer 14—15 Rthlr. pr. Wispel, verhältnißmäßig nur wenig um, Am Land= markte war Weizen mit 3 Rthlr. 25 Ngr. bis 4 Rtblr., Roggen 2 Rthlr. bis 2 Rthlr. 5 Ngr., Gerste 4 Rihlr, 225—971 Nar. Hafer 1 Rthlx. 5— 74 Ngr. und Erbseu 2 Rtbly: 5— 7% Nar. pr. dresdener Scheffel notirt. A

Spiritus sehr- flau, 20 Rthlr. angetragen und 192 Rihlr, geboten. Berlin 157/—16 Rthlr,; Halle 195 Rtblr. :

Rüböl wurde in diesen Tagen mit 95 9% Rthlr. verkauft, Lieferung Sept. /Okt. 10; Rthir. h

ODelsaaten. Winter -Rübsen 4; Rthlr., Winter - Rapps 4+ Rthlr, pr. dresdener Scheffel vcrkguft.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. Morgens | Nachmittags 4, Juli. 6 Ubr.

Nach eimmaliger Beobachtnng.

| Abends 2 Ube. | 10 Ubr.

j | Luftdruck .... -/336,12""Par.|/335 95‘’’Par. 337/868" Par. |Quellwärme 7,0" R. Lustwärme ...-+ | —+ 1 E49 R. -- 13, M —- 12,4° R. Flusswärme 15,4 n Thaupunkt -+ 8,6° R.| +3 0,0° R.| + 6,3) R. Bodenwärme Duns(sätügung .| 80 pt. | T7 þpce. | 60 pet, | Ausdünstung Welter balbheiter. | balbkeiter, | halbheiter. |Niederschsfag 0,041‘Rhb. Wand aide 6 e él SW. | SW., | S W. |Wüärmewechsel 4 14,0° Weollcenzug. . « -! | SW. | | -+- 91° Tagesmittel : 336,65‘! Par... -+ 12;4 E A4 + U: TE pCt. SW.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 6. Juli. Jm Schauspielhause. 107te Abounementê= Vorstellung. Zum eisteumale wiederholt: Graf Waldemar, Schau- spiel in 5 Abth., von G. Freitag.

Freitag, 7. Juli, Jm Schauspielhause. 108te Abonnements- Vorstellung: Nathan der Weise, dramatisches Gedicht in 9 Abth, von Lessing.

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