1848 / 65 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

nit für würdig gehalten hat. Der Präsident: Jh E eien Rechte jet Gebrauch machen; ih rufe den Redner zur Ordnungz der Ausdruck Verleumdung ist eine Beleidigung. (Von der linken Seite stürmisher Ruf: Nein, es ist wegen der Verleum- dung nit zur Ortnung gerufen worden.) Vogt: Jch werde den Ordnungsruf annehmen, wenn ih die Worte auseiuandergesebt haben werde. Der Vorredner hat gesagt, es wäre von der ‘linken Seite ewünsht worden, daß ein Konfl;kt zwischen dea Regierungen und der National-Versammlung stattfinden möchte. (Widerspruch von der reh= ten Seite.) Es is gesagt worden. (Tumult von beiden Seîten der Präsident gebietet Nuhe und droht die Sibung aufzuheben.) Das Miß-= trauen is gesäet worden, und es wird üppig wuchern. (Nein.) “Jh wünschte kein guter Prophet zu sein, Der erste Redner hat das Mißtrauen nicht unterdrückt. Eine authentische Erläuterung ist noth= wendig. Der Präsident fragt den Abgeordneten von Schmerling, ob er die Linke beschuldigen wollte, ein Zerwürfniß mit den Regie- rungen herbeigewünsht zu haben. vou Schmerling: Das war niht meine Absicht. (Von der linken Seite: Es handelt sich um die gebrauchten Worte.) Präsident behält sih die weitere Verhand- lung na Feststellung der Worte vor, (Ruf nah Schluß, Wider= spruch tagegen auf der linken Seite.) Fürst Lihnowsky glaubt nicht, daß irgend eine Fraction ve:dächtigt werden sollte. Alle Par= teien werden nah einem Ziele streben. Nach dem §. 13 des jüngst angenommenen Gesehes is der Bundestag noch nicht begraben, sondern sieht seinem uzausweihlihen Begräbuisse entgegen, weun die Centralge- walt konstituirt is, Er durfte also noch ein Lebenszeichen von sich geben. Die Gratulation is dem Redner nicht eine bloße Form, son- dern eine wirkliche erwünschte Zustimmung. Die Regierungen waren \chon früher in dem eventuellen Falle, zu errathen, wen die Wahl ireffen wütde. Die Versammlung beschloß Schluß der Verhand- lung. Wagner von Steyr bemerkt mit Bezug auf eine Aeußerung von Schmerling's, daß der fraglihe Abgeordnete (Schilling) nicht zur Beglückwünschung nah Wien abgereist sei, sondern um den Er:herzog Johann zu einer alle Parteien befriedigenden Erklärung bezüglich der Unverantwortlichfeit zu vermögen. Blum wiederholte nah einigen Bemerkungen gegen die Erläuterungen von Schmerling's seinen Antrag. Der zuerst zur Abstimmung gebrachte Antrag von Schmer= ling’s .auf Tagesordnung wurde mit großer Mehrheit angenommen. (Schluß folgt.)

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von der Tribüne dis worden, welche der Präsident des Ord=-

Sachsen. Dresden, 5. Juli. (D. A. Z) Bei Fortseßung der Berathung über das neue Wahlgeseß kamen in der heutigen Sibzung der zweiten Kammer alle jene Fragen zur Entscheidung, welche in dem dritten Abschnitte des Deputations-Berichts behandelt find und die Bedingnisse zur Stimmberechtigung und Wählbarkeit betreffen.

Die erste Frage betraf das Alter, welches crforderlich sein solle, um

Landtags-Abgeordneter werden zu können, Die Gese - Vorlage stellt hier- für auch füustighin das erfüllie 30ste Lebensjahr fest , während die Majo- rität der Deputation gleiches Alter für die Stimmberechtigung wie für die Wählbarkeit, nämlich die Erfüllung des 21sten Lebensjahres (die Majoren- nität) beantragt. Bei der hierüber stattfindenden Debatte sprachen für die Geseg-Votlage und den dieser entsprechenten Untrag der Minorität die Ab- geordneten Vice-Präsident Pfotenhaner, Secretair Kasten, Secretair Siegel, “Sachße, Heyn , Dr. Geißler, Brockhaus, Leuner, Neiche-Eisenstuk, Meisel, Rittner und Küttner, während bas Gutachten der Majorität außer von ‘dem Referenten von den Abgeo: dneten Wehner, Kaiser, Evans, Dr, Kunysch und Helbig vertheidigt ward. Die Gesegvorlage wurde von dem Staats- Minister Oberländer, besonders aber von dem Staats-Minister von der Pfordten, gerechtfertigt uud in Schug genommen; Leßterer legte zugleich die Gründe dar, welche die Staats-Regierung bewogen hätten, die passive Wähl- barkeit an das erfüllte 30ste Lebensjahr zu knüpfen, und bezeichnete als Quellen dieser Gründe: Nationalitäi und Kosmopolitismus. Eine Menge Verfassungen scien in den leßten 60 Jahren zu Tage gefördert worden, aber nur eine einzige, die der ersten französischen Nepublik vom Jahre 1793, habe die Erfüllung des 21sten Jahres zur Wählbarkeit als aus- reichend festgestellt; die sämmtlichen übrigen Republiken aber hielten das 30ste Lebensjahr fest uud eben so auch alle constitutionell- monarchische Staaten, mit Ausnahme der Versassungen von Spanien, Portu- pa und Belgien, wo das 25e Lebensjahr angenommen sei. Auch im ächsisden Volke wurzle der Gruntsaß, daß das 30ste Jahr die zur Ver- tretung erforderliche Neife verleihe; wohl könnte die Zeit Manches ändern, aber die Natur des Menschen ändere sie nicht, hier seien gewisse Hränzen gezogen, die man ungestraft nicht überschreiten dürfe, Als zur Abstimmung geschritten wurde, lehnte die Kammer das Gutachten der Majorität der De- putation mit 48 gegen 14 Siimmen ab und trat gegen 8 Stinimen nach dem Vorschlage der Minorität der Gesey - Vorlage bei, so daß hierdärch e Alter von 30 Jahren als Erforderniß der Wählbarkeit beibehalten wor- en ist.

Hiernächst erhob sich eine Debatte über den Begriff „Selbstständigkeit“, an den in der Gescßvorlage das Recht der Wahlsähigkeit geknüpft is, Der Geseh - Entwurf erklärt alle diejenigen für „selbstständig“, die einen eigenen Haushalt führen, wogegen die Deputation den Ausdruck „Selbslständiukeit“ ganz aufzugeben vorschlägt und dafür als Bedingung ledigli feststellen will, daß der zu Wählende richt unter Kuratel stehe. Zu diesem Puukte brachte der Abgeordn. Nittner einen Antrag ein, daß nur derjenige wählen könne, welcher 1m letztverflosscnen Jahre mindestens 1 Nthlr. direlte Stcuern bezahlt habe, Dieser Antrag fand zwar Unterstüßung, wurde aber von dem Referenten, als einen neuen Census schaffend, bekämpft und bei der Ab- stimmung gegen 4 Stimmen abgelehnt. i

tachdem Staats - Minister Dr. Braun die Gesezesvorlage vertheidigt und die Gründe dargelegt hatte, welche die Regierung bestin.mten, daran festzuhalten, daß nur solche Judividuen wahlfähig zu erachten seien, die nicht von dem Willen Anderer abhängig seien und sich selbst ernähren tönnten, idi zur Abstimmung geschritten, wobei der Autrag der Deputa- E n R 16 Stimmen abgelehnt ward, die Kammer sich mithin Ln R Mr ng9-Borlage ertlärte. Cine weitere Diskussion veranlaßte A L AOE ondew endete Ausdruck „unbescholten““, den die Majori- at as einen unsicyeren Begriff ebenfalls entfernt haben will, und dafür vorschlägt, zu erflären? Daß diejenigen, welche wegen etwaniger nach allgemeinen Begriffen fr entehrend zu haltender Vergehen vor Gericht gestanden haben und für schuldig befunden (die Vorlage sagt: „uicht völlig freigesprochen“) worden sind, als Abgeordnete nicht zugelasten werden können, Hier trat die Kammer gegen 27 Stimmen dem Vorschlage der Deputation bei Nach dem Vorschla e der Majorität der Deputation sollen ferner mehrere n ias Gese-Entwurte enthaltene Beschränkungen als ungerechtfertigt wegfallen und ledigli daun berüdsichtigt werden, wenn bei denBetreffenden ein Vergehen E

f: / : ( zu Grunde liegez demgemäß sollen von den. in der Boriage Ausgeschlo\enen als zulässig er- flärt werden, a) wer durch Unglücksfälle unschuldig in Do R n; b) von der juristischen Praxis im Disziplinarwege 1emovirte (die Mosorität der Deputation sagt: „disziplinarish gemaßregelte“) Sachwalter. imb c) Almosen-Perzipienten, welche keine andere Schuld, als die der Armutl u gen sih haben, ) ge

Jn Bezug auf den Punkt sub a, stimmten die Abgg. Harkort und Brockhaus ‘dem Referenten darin bei, daß hier die Bestimmung des Geseg- Entwurfs etwas scharf genannt weiden müsse, und der Abg. Haase stellte den Antrag, der jcdoh später mit 12 Stimmen abgelehnt ward, daß nur

diejenigen von den Wahlen ausgeschlossen werdeu sollten, welche wegen Konkurses in Untersuchung sich befunden und in dieser nicht vollständig frei- gesprochen worden seien. Dagegen erklärte Staats-Mütister von ‘der Pford- ten, daß die Regierung schon der Rd Meinung wegen fest an dem Grundsatze halten müsse, daß alle Bankerottirer ohne Unterschied von der Wahl ausgeschlossen bleiben, und Staats-Minister Oberländer, der sich eben so stréng gegen die Zulassung derselben aussprach, äußerte dabei, wenn man einmal anfange, gegen das Vankerottwesen Gleichgültigkeit zuzeigen, so werde fich dieser Krebsschaden der Zeit bald epidemisch fortpflanzen, Gegen die Zulassung

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removirter Advokaten erklärten sich besonders die Abgg. Harkort, Schenk, von Criegern Sachße und Küttner, so wie auch Staats-Minister Ober- länder, welcher bemerkte, daß abgesezte Advokaten von der öffentlichen Mei- nung überall als das „schlehteste Volk“ bezeichnet würden, Ueber den Punkt sub c. sprach Niemand, und bei der Abstimmung erklärte sich die Kammer in allen drei Punkten mit 48 gegen 413 Stimmen gegen die An- sicht der Deputation und für die Regierungs-Vorlage, Die Berathung über die Abschnit'e #—8 des Deputations-Berichts wird morgen fortgeseßt.

Dée érste Kammer berieth gestern und heute den Beri@ht ihrer dritten Deputation übêèr die Petition mehrerer Rittergutsbesißer, “die Gleichstellung des ritterschaftlichen und bäuerlichen Grundlesizes betreffend, ohne jedoch zum Schlusse der Berathung zu gelangen,

Ausland.

Frankreich. National-Versamm]ung. Sibung vom 3, Juli. Ju der heutigen Sißung der National-Versammlung wurde den Mitgliedern der wit dem Aufstande beschästigten Untersuchungs= Kommission zur Förderung ihrer Arbeiten mehrtägiger Urlaub bewil- ligt. Auch der mit einer außerordentlihen Sendung nach Belgien beauftragte Herr Quinette ward beurlaubt. General Cavaignac nahm dann bezügli der National - Werkstätten das Wort. Er sagte:

„Die Organisation dieser Werkstätten war am 23. Juni, ih muß es sagen, eine furchtbare. Grundsäßlih war ihre Errichtung aut, aber man hatte diese Justitute bald verderbt und von ihrem Zwecke abgelenkt; in diesem Sinne hatte au die vorige Regierung die Lage aufgefaßt und die zur Auflösung der Werkstätten nöthigen Maßregeln ergriffen. Jhre ernstlihen Austrengungen, die Werkstät- ten aufzuldösen, hatten jedoch wenig Erfolg, und ich mußte daher auf andere Mittel sinuen, um zu dem nämlichen Ziele zu gelangen. ©ch habe vier Tage lang die Frage reiflich geprüft, bevor ich einen fe= sten Entschluß faßte. Kaum wußte man in den Werkstätten, daß die Regierung zu ihr-r Auflösung entschlossen sei, als die Arbeiter theil- weise zu Werkzeugen des Aufstandes sich hingaben. Wie viele in den Reihen der Jusurgenten kämpften, ist noch nicht genan er= mittelt; da aler unter den Todten und Vérhafteten sehr viele sind, die den Werkstätten nicht angehören, so kann man mit Grund sagen, daß nur die Minderzahl der Werkstätten - Arbeiter wirk= lihen Antheil an dem Aufstande nahmen. Jedenfalls aber wa= ren diese entarteten Justitute so furchtbar und drozend für die Freiheit und die Republif geworden, daß über die zu ergreifenten Maß- regeln fein Zweifel sein konnte. Sobald ih daher die Gewalt antrat, mußte ih mich mit ihrer Auflösung beschäftigen. Jch befahl, daß jede Zahlung in den Werkstätten aufhören und daß sie fortan nur in den Bezirken unter Ueberwachung de: Maires gescheh n solle. Meine Vorschriften wurden pünktlich befolgt. Jh trug kein Bedetü-= kén, die Lohn-Auszahlung an die Arbeiter noch fortdaucrn zu lassen, wiewohl damit der Uebelstand verknüpft war, daß wir Leuten Unter= stüßung gewährten, die vielleiht als Aufrührer an dem Kampfe be= theiligt waren; aber die Arbeiter empfangen diese Unterstüßung nur

ia ihrer Eigenschaft als Bürger, die in Noth sind. Jch kann daher heute mit voller Wahrheit sagen, daß die National - Werkstätten zu bestehen aufgehört haben und vollständig aufgelöst sind. Wobl giebt es noch Leute ohne Arbeit, an die man Unterstüßungen vertheilen muß, aber jede Art von Organisation dieser Leute hat aufgehört. Jhre Vorgescbten, Brigadiers, Abtheilungs-Vor steher 2c, sind als solche nicht mehr vorhauden ; sie eimpfang.n blos noch Privat-Untersiüßun= gen, aber feinen regelmäßigen ub stufenweisen Sold. Die Versamm- lung darf erwarten, daß wir, indem wir ihr diese vollständige Auf- lösung der Werkstätten und die Ver'heilung einstweiliger Hiulfsgelder an die Arbeiter aufündigen, zugleich? au eiae Reihe vou Maßregeln vorzuschlagen haben werden, welche geeignet sind, diesem Zustinde der Dinge ein Ente zu machen und den Normalzustand zurückzufüh= ren. Unseie erste Sorge war die Entweifung von Maßregeln, welche der Finanz-Minister Jhnen vorlegen wid. Die einen sind bestimmt, alle Besißendeu über die feste Absicht der Regierung, alle ihre Ver- pflihtungen zu erfüllen, möglih| zu beruhigenz die anderen sollen die Nichtbesißenden über die ebenfalls feststehende Absicht ter Regierung beruhigen, sih mit ihren Leiden zu beschäftigen unv dieselben thun= lichst zu beseitigen,“ Der Finanz-Minister Goudchaux verlas nun eine Rede, worin er vorschlug, daß der Staat alle seine Verpfüch= tungen, namentlich den Sparkgssen und der s{webenden Schuld ge= genüber, pünktlich erfüllen foile, weil nur dadurch das Verirauen auf dem Geldmarkte wiederkehren werde; die damit veikulipf- ten großen Schwie1igkeiten hofe er zu bewältigen. Der Ni= nister entwickelte eine Reihe von Entwürfen, welde die Versammlung mit sihtbarer Befriedigung aufnahm. Bezüglich Rückzahlung der Einlagen in die Sparkassen will der Minister, daß die Einlagen bis zu 70 Fr. in Sülber, die über 70 Fr. aver in 5proz. Renten zum Tages- Course rückbezahlt werden sollen, Die Juhaber von Schaß

Bons sollen vollständig in 3proz Renten zum Course von 48 aus- bezahlt werden. Der Minister kam sodann auf die Frage der Wege und Mittel, indem cr der Reihe nach die vou Herrn Duclerc in se1= nem leßten Finanz- Manifest aufgeführten Hülfequellen die Revue passiren ließ. Er bemerkte, daß er am 30. Junt in Folge der von seinem Vorgänger übernommenen Verpflichtungen den Kontrakt un- terzeichnet babe, wodurch die Bauk von Frankreih dem Schabße der Republik 150 Miliioncn Fr. zur Verfügung stelle. Die Bank empfange, theils in Staats-Domainen, theils in rückgekauften Ren- ten, so vollständige Bürgschaften, daß ihr Kredit durch dics Darlehen durchaus nicht erschüttert werden fönne. Auf den Rentenverkauf an Kapitalisten dec Departements, den Herr Duclerec zu 100 Millionen veranshlagte, meint Herr Goudchaux nicht rechnen zu fönuen, Eben \o wenig will er die Erträgnisse außerordentiicher Holzfällungen und den Verkauf eines Theiles der Staatsforsten für sofort realijir= bare Hülfsquellen gelten lassen. Er hält dafür, daß diese allerdings soliden Hülfsquellen erst in einer ruhigen Zeit, deren Wiederkehr er übrigens bald hoffe, für den Staatö-Kredit benußt werden fönnten, Auch auf das Eingehen der Ausstände des Schaßes glaubt ex uicht so bestimmt rechnen zu dürfen, daß dieselben im Budget des laufen- den Jahres figuriren könnten. Was die Eisenbabnen angeht, so ist Herr Goudhaux der Ausicht, daß sie, falls der Staat sie ankaufe, ihm weder für 1848 now für 1549 ein Einkommen abwersen wür- den, weil die Ausgaben aller Art den Einnahmen völlig gleichkommen dürften, Unter diesen Umständen sei der Vorschlag in Betreff des Ankaufs der Eisenbahuen vorläufig zurückgenommen worden, jedoch unter vollständigem Vorbehalt des, wie er hiermit ausfpreche, dem Staate zustehenden Rechtes, diesen Rückkauf vorzuschlagen, svbald es für angemessen und deu öffentlichen Jutecressen nüblih erachtet werde, Der Minister erklärte weiter, daß auh die von der Uebernahme der Versicherungs-Gescllschaften durch- den Staat er= warteten Hülfsquellen noch vertagt bleiben müßten. Er habe den des- fallsigen Entwurf, den er im Prinzip billige, für jebt zurückgezogen, um in zum Zwele einer möglichst billigen Berücksichtigung der Juter= essen des Staats uno der Privaten nohmaliger Prüfung unterwer- fen zu lassen. Die Hypotheken-Steuer glaube er unter die wirklichen Hülfsquellen, zählen zu dürfen, veranshlage ihren Ertrag aber uur auf 20 Millionen, während Herr Duclerc denselben auf 45 Millio= nen berechnet habe. Jm Ganzen nahm der Minister an, daß seine realisirbaren Hülfsquellen nur etwg 200 Millionen betragen, das De-

fizit gewisser laufenden Einnahmen aber und die theils von der Ver- sammlung schon genehmigten, theils “noch zu genehmigenden neuen Ausgaben den größten Theil dieser 200 Millionen wegnehmen wür- den. Herr Goudchaux erläuterte, daß die einzuführende progressive Steuer vou Erbschaften und Schenkungen dem Schaße zwar bedeu=- tende Einnahmen sihere, daß man aber für 1848 nicht auf die= selben renen fönne, weil für Entrichtung der Steuer cine sechsmo- natliche Frist zugestanden werden solle. Zum Schlusse entwidckelte der Minister die Grundlagen eines Entrourfs, welcher die Wieder= aufnahme der Bauarbeiten zu Paris und namentlich des Häuser baues dadurh begünstigen soll, daß den Unternehmern bedeutende Dis=- fonto-Erleihterungen bis zum Betrage von 5 Millionen Fr. gewährt werden. Außerdem sei auch der vom betreffenden Comité ausgegan=- gene Entwurf zu Gunsten der Arbeiter = Associationen zur Aufmunte- rung der Arbeiter geeignet. Der Minister verlas nun die vorstehend angedeuteten Gescß-Entwürfe, und die Versammlung verfügte deren Druck und Vertheilung. Mehrere Mitglieder beantragten die sofor= tige Ueberweisung au die Büreaus, Herr Goudchaux forderte für das Dekret bezüglih des Bank-Darlehens von 150 Millionen, so wie für das Dekret wegen der an die Bau = Judustrie zu leistenden Vor= schüsse, die Dringlikeits - Erk ärung, welche auch sofort genehmigt wurde, Diese zwei Entwürfe, so wie die ebenfalls auf des Ministers Antiag für dringlich erklärten Entwürfe in Betreff der Sparkassen und der Shaßbons, wurden dem Finanz-Comité zur Prüfung über- wiesen, Die Erörterung derselben soll morgen beginnen. Herr Du= clerc erflärte, daß er für jegt über die vorgelegten Entwürfe schwei= gen werdez bei der allgemeinen Diskussion aber werde er über seine Verwaltung Aufschlüsse geben, welche, wie er hoffe, die gegenwärtige Lage des Schabes ganz anders darstellen würden, als es so ebcn ge=- shehen sei. Was die Eisenbahn -Frage bctresse, so fordere cr das Kabinet auf, si darüber zu erklären, ob es dem Ankgufe eutsage oder nicht? General Cavaignac erflärte, er erfenne die Befugniß des Staates, die Eisenbahnen käuflich au si zu bringen, im Grund

saße vollfeommen anz indem er den früßer der Versammlung zur Prü= sung vorgelegten Geseß - Entwurf zurückziehe, gehorhe er blos einer der Nothwéndigkeiten des Augenblicks. Herr Lastey rie zeigte 1m Namen der betcefseuden Kommissioz an, daß am 6. Juli Vornittags 10 Uhr der Trauergottesdiens für die Opfer der vier Tage |tatfha=- ben und zu diesem Zwecke am Eingange des Madeleine - Plabes ein Altar errichtet , gleichzeitig auch Trauergottcsdienst in allen Kuen der Republik abgehalten werden solle. Die Leichen der L-Pferx werde man iter der Julisäule beiseßen, Für die Kosten dieser Beerdigung,

io Fit f C f chebhende Bejtattun

fo wie für die auf Kosten der Republik zu ge[{cheheude h J des Erzb:schofs, wurde dem Minister des Jinern etn M 900 158,00) Fr. bewilligt. Die Berathuug des Gefeßes A Detresf der Munizipal = Wablen wurde bierauf fortgeseßt und nah Senchmigung der einzelnen Artikel das Ganze des Geseß - Cntwurs® angenommen, Das neue Gese besteht aus 14 Paragraphen , denen unählige Amendements angehängt wurden. Cen beantragte an! Schluß der heutigen D: batte n 0) einen Zusaß 3 Ae welcher also lautet: „Die Sizungen der Gemeindes, “{rrondijjements- und Vepar- tements - Conseils sind öffentli, es müßte denn die Medrheit Der Mitglieder verlangen, daß sich die Versammlung als geheimer Aus= {uß fonstituire.““ Saenuard, Hamer des Jnneru, befämpst diejen Zusaß=Paragraphen. Lt Bersamnilung beschloß jedoch die Vesfent= libfeit für die Stbungen der General- oder Departementê-Conseils. Nach dieser kleinen Niederlage für das nene Minifterium, zu der auch Marrast beitrug, indem er si) gegen die ministerielle Bekämpfung erbob, nabm die Versammlung das Gesammtgeseß mit unbedeutender Mehrheit an und ging um 6 Uhr aus einander,

Paris, 4. Juli. Die Finanz-Maßregeln , welche der Minister Goudchaux gestern ter National - Verjammlung vorgeschlagen hat, sind in fünf Geseß-Eutwürfen folgenden Betreffs enthalten : 1) Ab= {luß einer Auleihe von 150 Miuionen zwischen dem Staat und der Bank von Fraunkreich. Der Minister hat am ZW. Juni, in Folge der von seinem Vorgänger übernommenen Verpflichtungen, den Kon= trafr unterzeichnet, wonach die Bauk jene Summe zur Verfügung des Schaßes stellt. Die von der Bank angenommenen Bürgschaften sind, wie der Minister in scinem Bericht sagt, von der Art, daß dexr Kredit dieser Anstalt, der unauflöslih mit dem Kredit des Staats zusam=- menhäugt, in keiner Weise dadurch erschüttert werden kann. Die Bauk empfängt Staats - Domainen zum Werth von 75 Millionen nah fontradiftorischer Abschäßung, und 70 Millienen von der Til= gungsfasse zurüfgekaufte Neuten a!s Garantie für ihre Vorschüsse. 2) Rückzahlung der Sparkassenbeträge, derjenigen von weniger als 70 Fr. in Geld, der höheren Beträge in 5prozentiger Rente zum Tageé= Course. 3) Ein ösung der vor dem 24. Februar kreirten Schaß-= Bous mit Zproz. Rente zum Course von 48 Fr. Die bis zum Ein- lésungstage fälligen Zinsen werden zum Kapital hinzugesügt. 4) Progressiv-Steuer auf Erbschaften und Schenkungen. D reïle Erb {chaften unter 500 Fr. sollen keine Steuer entrichten, die von 501 bis 10,000 Fr. 1 pCt., von da bis 50,000 Fr. 14 pCt., ferner bis 100,000 Fr. 2 pCt., bis 600,000 Fr. 34 pCt., bis 1 Million 5 pCt., über 1 Million 6 Ct, Die Abgaben von Schenkungen unter Che= gat!en follen das Dopyelte- der bisherigen betragen, Erbschaften und Schenkungen, die uach dem Auslande gehen, haben cine Progressio Steuer zu entrihten, welche von 10 pCt. für 10,000 Fr., auf 18 vCt, für 1 Million und auf 20 pCt; für alle höhere Summen steigt. Erbschaften, die von Franzosen im Auslande erhoben werden, bleiben steuerfrei. 5) Eine Garantie von 5 Millionen bei dem National= Disfonto-Comtoir und der Bank ‘von Frankreich zu Gunsten der tin- terneumer vou Bauten. : E

Es heißt, daß Lamartine bei Gelegenheit der Ti&tussion der Kreditforderung sür den geheimen Dienst das Wort E National- Versammlung nehmen werde, um das Berhalten uad die Maßregeln der voliziehendeu Kommission (interimiti{che Regierunz), welcher er angehörte, mit Hinsicht auf den leßten Lusstand zu rechtfertigen,

3 v c! , D Vorläufig wird

im Bièn Public, dem Organe Lamartine's, iu eî= nem langen Artikel durch eine Schilderung des Zustandes der Vinge seit dem 24. Februar die Vertheidigung der abgetretenen Regierungs- Kommission geführt. Die Neoolution, heißt es dort, e schlagfertige Armee für die Emeute vorgefunden, die 4 i; E in der Presse, in der Diskussion unker freiem e A on arbeitet wordenz der Hunger, der Ehrgeiz und TAIIR E, Cem, die eine Umgestaltung der Geselischaft er eE Gali sen verhießen, hätten na allen Seiten die Me! Yast utiyeras und gegen die National - Versammlung, Wwië Be DIE Regierungs Kommission gerichtet; zu diesem Zustande der C emüther jet A die Frage der National - Werkslätten N E E der Regie= rungs-Kommission zu handeln P S gelassen; eine Koterie in der Kammer habe die Arbeiter in dicjen Werkstätten als vom Stäagte unterhaltene Lazzaroni angeschen und darauf gedrungen, sie aufzuls- senz die Regierungs-Kommi|}on e nicht Zeit gehabt, diese Frage mit der nöthigen Schonung ‘und Behutsamkeit zu lösen, sie sei ge- zwungen gewesen, die Beschlüsse der Kammer zu vollsirecken, und diese Beschlüjse, die Herr Marie am Donu rstag, den 22. Juni, den Ar= beitern fundgethan, scien es gewesen, die den seit Monaten in den Gemüthern des Volkes vorbereiteten Bürgerkrieg zum Ausbruche ge-

bracht,

Es beißt, daß die frühere vollziehende Kommission selbst eine Untersuchung ihrer Verwaitungshandlungen, und zwar insbesondere derjenigen beantragen werde, welhe direft auf die Aufstandstage Be= zug haben. Die Kommission behauptet angeblih, daß sie alle zur Verhütung des stattgehabten Konfliktes nöthigen Maßregeln ergriffen | habe und daher jede ihr etwa aufgebürdete Verartwortlichkeit für das | vergossene Blut zurückweisen dürfe.

Herr Emanuel Arago, der sich gegenwärtig als Gesandter Frank- reichs in Berlin befindet, wird, dem Messager zufolge, auf Urlaub in Paris erwartet und würde, wie dics Blatt hinzufügt, wohl nicht wieder nah Berlin zurüdkehren.

Gleih den Gehältern der Minister sollen au die der Präfekten, je nah dem Range der Präfekturen, auf 20,000, 15,0900 und 12,000 Fr. ermäßigt werden. Das Maximum, welches die Direktoren der großen Central-Verwaltungen bezieben, foll 15,000 Fr. betragen. Die

Besoldungen der Gesandten will man ebenfalls. bedeutend und in |

manchen Fällen auf die Hälfte ermäßigen.

Die Aeußerung, auf welhe sich die im Mouiteur erwähnte Note des englishen Gesandten bezicht, ging von dem vorigen Han- dels-Minister Flocon aus, der am 23. Juni in der National-Ver- sammlung über Jutriguen klagte, die „im Auslande“ gegen die fran- zösische Republik gesvonuen würden, y

S traßburg, 2. Juli. (Köln. Ztg.) Wir hatten. gestern wieder einen Tag des Schreckens, deun allgemein hieß es, Paris sei von Galeeren-Sträfiungen in Brand gcsteck worden. Die Beängsti= gung wuhs, und die Behörde ward davon in Kenntniß geseßt. Man bestürmte Mairie und Präfektur um Auskunft. Gegen Abend er- schien endlih eine Proclamation an die Bewohner Straßburgs und des niederrheinischen Departements, worin es unter Anderem heißt: „„Man sett die abgeschmacktesten und beunrußzigendsten Gerüchte in

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Um!aufz; man sagt, daß Paris in Flammen stebe, die Städte Ver- sailles, Epernay u. st. w. der Plünderung preisgegeben seien, Alles dies ift fals, Möge man in den von gewissen Individuen verbrei- teten Lärmgerüchten nur die Taktik der Feinde der Yicpubtik erblidcken! Die Uebe!gesinuten seien indessen auf ihrer Hut! Es \iad Befehle gegeben, auf daß sie streug überwacht werden, und wenn sie vor Ge- rit uicht darthun können, woher sie die Nachrichten haben, welche sie verbreiten, so follen sie den durch das Geseß ausgesprochenen Strafen verfallen. (gez.) Der Kommissar der Republik, Eiss en.“

(Köln. Ztg.) Die Stadt und die Umge- gend is mit Truppen beseßt, Ein großer Theil der Alpen - Armee hat seine Standquartiere in unserer Nähe genommen, Die Ruhe ist seit vorgestern mcht im entferntesten gestört worden, und wir habeu gegrüudete Hoffnung, daß auch fortan dem Gesetze kein Widerstand geleistet wird, Noch werden verdächtige Judividuen in Menge verhaftet.

L9-0-it,--30,-June

Großbritanien und IrlanL. London, 3. Juli. Graf Granville, Ober = Jägermeister, soll, wie der John Bull meldet, Präsident des Handxleamtes werden, Welche Stellung Herr La- bouchere daun einnehmen wird, !st nicht angegeben.

Als ein Mittel zur Abhülfe des Nothstandes in Jrland soll befanntlich ein Theil der arbeitslosen Bevölkerung nah Neu -Süd=- wales mit Unterstüßung des Staates verseßt werden, wo Arbeiter begehrt sind. Die erste Abtheilung dieser Einwanderer is jept mit dem „H9derabad““ in Sidney angekommen, sie stellen aber so übertrie bene Forderungen, daß die Grundbesißer unmöglich darauf eingehen können. Während diese Leute in Jrland höchstens 18 Peuce täglich verdient haben, und dies nicht für das ganze Jahr, verlangen sie hier ein baares Lohn von 15 Pfd. St. jährlich für den Mann und 10 Pfd. St. außerdem für die Frau, dabei noh für jedes Paar in Natura 1040 Pfd. Fleisch und 1040 Pfd. Mehl,

Herrn Guizot is die Professorenstelle für den an der Universität Oxford von Sir N. Taÿglor vor einigen Jahren gegründeten Lehr= stuhl für die neueren Sprachen angetragen worden. Die Times legt gegen diese Ernennung Verwahrung eün1.

Gestern ijt das zweite zwischen Bremen und New=Ycrk gehende Dampfschi „Herrmann“ nah einer Ueberfahrt von 11 Tagen und 2 Stunven auf der Rÿyede von Cowes angekommen. Das Schiff hat diese seine erste Reise in einer ungewöhnlich kurzen Zeit zurückgelegt. Es bringt 66 Passagiere, 30,00) L ollars und eine beträchtliche Ladung für Bremen. Der Haudel t till in Amerika z Jeder qucht seine Geschäfte einzuschränken. Herr Bag)jzaw, Senator für Alabama, ¡t zum Gesandten in St. Petersburg ernannt. Die Veretnigten Staaten haben einen Vertrag mit Nea-Granada abgeschlossen, wodurch ihnen der Uebergang über den Jsthmus von Panama von einem Deean zum anderen gesichert is. Au 17. Juni wurden die Anerbietungen fir die Staats-Anleihe eröffnet. Sie beliefen sich auf 33,333,195 Dollars, wäßrend der Staat nur 17 Millionen braucht, Die veriangte Prämie beträgt durchschnittlich 3,30 Prozent. Lie Herren Corcoran und Riggs haben 14 Mill. zu 3,02 Proz. angeboten, wie es heißt, hauptsächlih für englische Rechnung, Das Heer zieht sich von Mexiko zurü, Das schwere Geschüß und die Freiwilligen sind be: reits aus der Hauptstadt abgezogen.

Su Widerspruche mit oben mitgetheilten Berichten glaubt die in Bombay erscheinende Gentlemans Gazette vom 20. Mäi nicht, daß Mulraj au dem Tode der beiden in Multan ermordeten Eng!änder unschuldig sei. Es sei allgemein bekannt, daß er um die That gewußt, ja, er habe sogar die Mörder belohnt. Chan-Singh, dex Herrn Agnew begleitende Sirdar, scheint auch zu tadeln zu fein, Wenu er von seiner Autorität gehörigen Gebrauh gemacht hätte, wird behauptet, hätte den Umgekommenen das Leben gerettet werden fömnen, Er wird jelzt vou Mulraj gefangen gehalten, aber, wie es heißt, blos zum Schein. D 3 nur dadur gerettet worden, daß er beim Ausbruche des Aufstandes

x in Lahore angekommene Wundarzt ist

drei Tageinärsche zurück war, und ka er noch zur rechten Zeit Nach-

richt erhielt, umkehren fonnte. der Landleute.

talien. Turin, (30/7 JUlk

denz ziviscen

1

Eine Abtheilung Reiterei warde ihm nachgeschickt, er entging aber ihrer Verfolgung durch den Beistand

' Die nachstehende Korrespon= dem Königlich bayerisheu Gesandten und Köuiglich

preußischen zeitweiligen Geschäftsträger in Turin einerseits und dem Königlich sardinischen Minister andererseits wird die im deutschen Pu= blifum wegen der Blokade und eines feindlichen Angrisses auf Triest

gehegten Befürchtungen beruhigen.

„Turin, 26. Juni 1848,

Zn der Konferenz am 22sten d. Mis., welche seit dem 17ten verlangt

und in Folge einer am 2lsten wiederholten Aufforderung zugestanden wurde hatien die Unterzeichneten die Ehre, Sr, Excellenz dem Herrn Marquis vo1 Pareto, Minister Staats - Secretair der auswärtigen Angelegenheiten Sr

,

t

Majestät des Königs von Sardinien, die Beschwerden ihrer Regierungen

darzulegen, welche durch die feindlichen Handlungen hervorgerufen wurden, die der Contre-Admiral Albini gegen den deutshen Bund ausübt, indem er die Stadt und den Hafen Triest blokirt und beide mit einem Angriffe

bedroht.

Der Auszug des durch die Gazzetta Piemontese vom 29. Mai veröffentlichten Berichts des Conire - Admirals Albini , die Erklärung der Blokade der Stadt und Rhede Triest vom 11, Zuni, welche dem Gouver- neur tieser Stadt und den dort residirenden fremden Konsuln mitgetheilt

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wurde, und die Bemerkung , welche der an die fremden Konsuln gerichteten Notifizirung beigefügt war: la ti ey Ta sich di ereignen, daß das italienische Geschwader während der Blokade eine militairishe Operation gegen Triest unternehme““, bilden die Thatsachen, worauf sich die oben erwähuten Beschwerden gründen.

Was die Nechtsfrage betrifft , so ergiebt sich aus der Schlußakte des wiener Kongresscs vom 9. Juni 1815 Art. 52, 19 wie aus Art, 1 der Akte über die Bundes-Verfassung Deutschlands vom 8. Zuni 1815 und aus der in das Protokoll der deutschen Bundes - Versammlung vom 6. April 1818 8, 77 aufgenommenen Bezeichnung, daß die Stadt und der Hafen Triest cinen Theil des Gebietes des deutshen Bundes bilden,

Die Schluß-Akte des wiener Kongresses Art. 63 und die Akte über die Bundes-Verfassung Deutschlands Art. 11 bestimmen nun Folgendes ;

„Die Bundesstaaten verpflichten sich, nicht nur das ganze Deutsch- land, sondern au jeden einzelnen Staat des Bundes zu vertheidigen, im Falle er angegriffen würde, und sie garantiren sich gegenseiiig alle Theile ihrer Besibungen, welche in diesem Bunde enthalten sind“,

und die Schluß-Akte der wiener Konferenz vom 45. Mai 1820, welche durch einen Bundes-Beschluß vom §8, Juni 1820 zum Grundgescße des deutschen Bundes erhoben wurde, fügt im Art. 39 die Bestimmung hinzu: „Daß jeder feindliche Angriff auf das Bundesgebiet den Kriegszustand herbeiführe, und daß, wenn dieser Fall eintrete, unverzüglich die nöthigen Maßregeln ergriffen werden müssen, um den seindlihen Angriff zurücizu- weisen.“ j f A :

Die Grundgescße des deutschen Bundes bilden die Basis und die Be- dingungen seiner politischen Existenzz sie_jn° geheiligt durch feierliche Ver- träge und durch die Anerkennung von Sctften aller Regierungen Curopa's, Wer sie in Zweifel ziehen wollte, würde den Bund in den Grundlagin sci- ner Cristenz angreifen, 5

Nachdem die Unterzeichneten in der Konferenz am 22, Juni dem Herrn Marquís von Parcto alle hier oben angeführten Gründe, welche, aus dem Gesichtspunkte des Rechts, die Neclamationen threr Regierungen gegen die feindlichen Hantlungen des Contre - Admirals Albini gegen Triest unter- stüßen, entwickelt, hatten sie die Chre, Sr. Excellenz alle die Rücksichten der hohen Politik vorzustellen, welche, bei dem gegenwärtigen Zustande Euro va’'s, nah den Ansichten ihrer hohen Höfe alle Regierungen verpflichten müßten, im wohlverstandenen Interesse der Fürsten und der Völker Juter- essen, die keinesweges getrennt werden können, Alles zu vermeiden, was den curopäischen Frieden bedrohen könute,

Nachdem sodann einerscits die unbedeutenden Vortheile, welche für Sardinien aus der Fortsetzung einer Blokade entspringen könnten, welche mit den in der offiziellen Note Sr. Excellenz, des Herrn Marquis von Pareto vom 29, März d. J. gegebenen Versicherungen in offenbarem Widerspruche steht und in ihren Folgen eben so nachtheilig jür den Handel des übiigen Deutschlands, wie für den Oesterreichs is, und andererseits die Wichtigkeit der traurigen und unberechenbaren Folgen etnes Bruches zwischen dem deutschen Bunde und Sardinien hervorgehoben worden, becilten sich die Unterzeichneten, von der Gerechtigkeitsliebe und der Weisheit Sr. Excellenz des Herrn Marquis von Pareto die unverzügliche Aufhebung der Blokade der Stadt und Nhede Triest zu fordern, um jede fernere feindliche Hand lung gegen das Gebiet des deutschen Bundes zu vermeiden.

Diesen Auscinandersezungen fügten die Unterzeichneten die Erklärung und Versicherung hinzu, daß ihre Regierungen, von den friedlihsten Gesin- nungen und dem aufrichtigen Wunsche beseelt, das gute Einvernelmen,

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welches seit langer Zeit mit der Regierung Sr. sardinischen Majestät be- stehe, aufrecht zu erhalten, gern sich der Hoffnung hingäben, daß die Ge- rechtigkeit und die Weisheit der genannten Regierung sie der unangenehmen Nothwendigkeit überheben werde, die oben ausgesprochenen Gesinnungen und Wünsche den Verpflichtungen, die ihnen als Mitglieder des deutschen Bun- des obliegen, und den geheiligten Pflichten, welche ihnen durch das gute Recht und die Ehre Deutschlands auferlegt und die einmüthige Stimme des deutschen Volkes unterstüßt werden, unterzuordnen. Nachdem Se. Excellenz der Herr Maugquis von Pareto den Unterzeich=- die Absichten unV Motive, welche den gegen die Stadt und Nhede

neten Tr'est ergriffenen Maßregeln zum Grunde gelegen, mitgetheilt hatte, {loß

gen die gefaßten Beschlüsse zur Keuntniß der Unterzeichneten zu bringen, Es sind seitdem vier Tage vergangen, ohue daß die Unterzeichneten ir

gend eine Mittheilung über den Gegenstand ihrex Neclamgtionen erhalien

hätten.

Dagegen sind sie unterdessen benachrichtigt worden , daß die deutsche Bundes-Versammlung an den bei demselben beglaubigten außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Sr. sardinischen Majestät eine feierliche Protestation gegen die Blokade von Triest gerichtet und unverzüg- lich die Aufhebung dicser Blokade verlangt hat.

Am L20sten d, M. bat die deutsche National-Versammlung in Fraukfurt a, M. einstimmig beschlossen, daß jede seindlice Handlung gegen die Stadt Triest als eine Kriegserflärung betrachtet werden folle,

Unter diesen ernste Pmständen halten die Unterzeichneten sich verpflich- tet, die Reclamaiionen, wêlche sie am 22sten d. M. Sr, Excellenz dem Herrn Marquis von Pareto mündlich mittheiltem, schriftlich zu wiederholen und von ihm dringend und unverzüglich entweder die Mittheilung der in Folge der Konferenz am 22. Juni und des doxt gegebenen Versprechens gefaßten Nesfolutionen oder eine fkategorische Erklärung über den Gegenstand ihrer Neclamatiouen zu verlangen.

Jndem die Unterzeichneten Sr, Excellenz dem Hèrrn Marquis von Pareto, Minister -Staats -Secretair der auswärtigen Angelegenheiten Sr, Majestät des Königs von Sardinien, diese Note übersenden, ergreifen sie mit Vergnügen diese Gelegenheit, um Sr, Excellenz die Versicherung ihrer Hochachtung zu erneuern.

Nitter von Abel, außerordentlicher Gesagudter und be- vollmächtigter- Minister Sr. Majestät des Königs von Bayern bei Sr, Ma- jestät dem Könige von Sardinien.

Baron von Werthern, interimistischer Geschäftsträger Sr. Ma-

jestät des Königs von Preußen,

( gez.)

An Se. Excellenz den Herrn Marquis von Pareto, Minister-Staats Secretair der auswärtigen An- gelegenheiten Sr. Majestät des Königs von Sardinien u. st, w.“ „TUrin, bill 26, Qu 1828, Mein Herr! Es mix eine angenehme Pfl.cht,

legitimen Rechts der Vertheidigung gehandelt hat.

Befehl zugegangen ift, halten.

deutshen Bunde aufrecht zu erhalten, geben zu können,

Krieges anzunehmen erklärt hat,

er dice Konferenz mit dem Versprechen, die dargelegten Beschwerden in reif liche Erwägung zu zichen und Alles zu thun, was er könne, um die ent- 8 O P T y 2 0 , L n : rdcigtid

standene Differenz auf friedliche Weise, zu lösen und in Zwet. odex dret La-

auf die mündliche Mittheilung zu antworten, welche Sie beaustragt waren, mir in Bezug auf die Bemerkun- gen zu machen, zu welchen die Blofkirung des Hafens von Triest von Sci- ten der deutshen Bundes8-Versamnilung Anlaß gegeben haben, und- ich be- eile mich, Jhnen anzuzeigen, daß man bei Ergreifung dieser Maßregel, in Uebereinstimmung mit dem von Anfang an von uns angenommenen Prin- zip, den Verkehr der Handelsschisse vollkommen freigelassen hat, und daß die Blokade nux den Zweck hatte, den Schlcichhandel mit Kriegs-Material zu verhindernz daß übrigens diese Bestimmung uur durch die Erklärung der Blokade des Hafens von Venedig und durch die von den österreichischen Be- hörden gegen italienische Schiffe ergriffenen Maßregelu hervorgerufen wurde, und daß die Regierung des Königs bei Annahme derselben nux kraft des

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Jch beeile mich übrigens, Jhnen, Herr Nitter, anzuzeigen, daß noch an dem Tage, an welchem ich von Jhnen jene Mittheilung empfing, dem Be- fehlshaber der Flotte Sr. Majestät im Adriatischen Meere der bestimmteste sich streng au die axrgegebenen Vorschristen zu

Die Negierung des Königs is erfreut, hierdurch einen Beweis von seiner Willfährigkeit in Bezug auf die mir von Jhnen mitgetheilten Be= merkungen und von seinem Wunsche, das beste Einvernehmen mit dem 1 Sie hofft dagegen, daß die Bundes-Versammlung ihrerseits thren Einfluß anwenden wird, um zu verhindern, daß Ocsterreih von der Neutralität zur See abweiche, die wir ausgesprochen, und die es selbs! bei dem Beginn des gegenwärtigen

Es is mír außerdem eine angenehme Pflicht, Jhnen, Herr Ritter, an- zuzeigen, daß der Herr Präsident der Bundes-Versammlung uns eine Note in dieser Beziehung übersandt hat. Jch werde dieselbe unverzüglich beant- worten und mich beeilen, Jhnen eine Abschrift meiner Antwort mitzutheilen,

Jch ergreife mit Vergnügen diese Gelegenheit, um Jhnen die Versiche- rung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu erneuern.

j (at) L. N: Parcto”

Nothstand în Ober -- Selesien.

Wir erfüllen die angenehme Pflicht , öffentlich mitzutheilen , daß dem hiesigen Vereine zur Abhulfe der Noth in Ober-Schlesien aus dem Absaße von 14,456 Loosen für seine zweite Lotterie eine Einnahme : Wt ep di res: E N ves A A 2,409 Rthlr, 10 Sgr. Pf. zugeflossen, und dieser Betrag durch folgende milde (Gaben seit Mai, als:

1) vom Herrn Supeiintendenten Thile

aus Licbenwerda, Regierungs - Bezirk

Merseburg e E

von dem Königlichen Post-A

G. 2 La

von dem Herrn Ober - Post -Secretair

Heller in Hamburg s wnd

von der Königlichen Post-Verwaltung

zu Schwch ¿

von dem Herrn Ober - Post-Secretair

Heller zu Hamburg aus dem nördlichen

OMICTIVIA | 1e ate Cra a ss 04 ) / 9 von dein Herrn Pastor Streit in Til- lendorf D L 6 » auf die Haupt-Summe von... 2,560 Nthlr. 6 Sgr. 10 Pf. gebracht worden is, über deren Verwendung nach dem Bedürfniß der Hülfe wir zu seiner Zeit den Nechenschafts - Bericht zu erstatten nicht verfehlen werden.

Die Gewinulisten sind, wie früher, an die Herren Collecteure verab- reicht worden.

Gern fnüpsen wir an die gegenwärtige Mittheilung den wärmsten Dank an die verehrten Geber der \o reichlich eingeg1ngencn Verloosungs - Gegen- stände, so wie an sämmtliche Herren Post-Beamten des preußischen Staates, für die freundliche Vermittelung des UAbsayes der Loose, wobei wir uns das Anerkenntniß nicht ve sagen können, daß der günstige Erfolg dieses wieder- holten Werkes der Meuschenliebe vorzugsweise der rastlosen und thätigen Mitwirkung des Herrn Post-Administrator Albinus hierselbst beizumessen ist.

Oppeln, den 20, Juni 1848.

Der Vorstand des Vercins. Púüdcler. Ewald. Regierungs- Präsident, Ober-Regierungs-Rath.

Maron. Ober-Forstmeijter.

Markt- Berichte. Berliner Getraidebericht. heutigen Marït waren die Preise wie folgt : Weizen 46—48 Rthblr. Roggen lvco 24—27 Rthlr. Hafer 48/52 pfd. 16—18 Rthlr. Herste 22—23 Rthlr. Rübol loco 95 Rthlr. Seyt. (Ol! 1075 Nl Bi. «Q. Marftpreise vom Getraide. Berlin, ven 6. ZUn ZuLande: Weizen 2 Rthlr., au 1 Rthlr. 26 Sgr. 3 Pf.z | Roggen 1 Nihlr, 5 Sgr: 8 Pf, auv 1 N 1 S | Hafet 25 Sgr, auch 21 Sgr. Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr., au 1 Rthlr. 25 Sgr. ; Rog- | dei 1 Nil. 5 Ca aud L L S Pf.; große Gerste | 1 Nthlr. ; Hafer 22 Sgr. 6 Pf., auch 21 Sgr. 3 Pf, Mittwoch, den 5. ZUlt. | auch 6 Rthlr.; der Centner Heu |

Das Schock Stro) 7 Rthlr., 25 Sar; auc 16 Sgr. 2 Pf e Karto ffel=Preise._ i Der Scheffel 27 Sgr. 6 Vf., au 17 Sgr. 6 Pf. z 2 Sgr. uh 1 Sgr. 3 Pfe i Branuutwein=-Preêif{e, » Preise von Kartoffel- Spiritus waren am 1848 16 Nthlr. \ » 16 » 10% » ohne Geschäft : 16” » 0: » » 165 » Korn =Spüitus: ovne Geschäft. Berlin, den 6. Juli 1848. le Meltestey der Kaufmann swast Lon D.

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mebenweis

frei ins Haus geliefert p. 200 Quart à 54% oder 10,800 % nah Tralles.

u. TOe Rihlr. \

Königsberg, 4. Juli. Die Zufuhr war gering. Weizen 50 bis 58 Sgr. pr. Schffl, Roggen 28 bis 36 Sgr., kleine Gerste 22 Sgr., Hafer 19 bis 21 Sgr., frische Kartoffeln 48 Särx.

Danzig, 4. Juli. An der Börse wurden verkauft, gestern noch: 45 L, 103pfd. inländ, G erst e zu unbekanntem Preise; heute : Weizen inländ. 95 L. 128 pfd. zu Fl. 345, 10 L, 130 —431 pfd. zu Fl. 385, poln. 7 L. 128 psd. zu Fl. 360 preuß. Coux. dié Last.

Stettin, 6. Jui, Roggen in loco nah Qualität zu 24a 27 Rthlr. zu haben, 82pfd. pr. Sept. /Okt. 25— 245 Rthlr. bezahlt.

Spiritus fester, da fast uihts angeboten wird, aus erster Hand zur Stelle und aus zweiter Hand ohne Faß 22— 215 %, mit Fässern willig 225% zu machen. Termine nichts gehandelt.

Rübol in loco 94 Brf., 9% Nthlr. Old, pre Sept. /Vl, 9% a 10 Rthlx. bezahlt, leßterer Preis noch Brief.

Neuß, 4. Juli. Weizen 2 Rthlr. 2 Sgr., Roggen 1 Rthlr. 11 Sgr., Wintergerste 1 Rthlr. 4 Sgr. , Sommergerste 4 Rthlr, 4 Sgr., Buchweizen 1 Rihlr, 16 Sgr., Hafer 25 Sgr., Erbsen 2 Rthlr. 10 Sgr.

Rappsaamen 3 Kthlr. 15 Sgr., kleiner Saamen 3 Rthlr. I) Sgr.

Rüböl pr. Dhma:282: Pf. o. F. 3L.Rtblr. 7 Sgr. 6-Pf., dito pr. Oktober 31 Rthlr. 15 Sgr., Rübkuchen pr, 1000 St. St. 35 Rthlr., Preßkluchen pr. 2000 Pfo. 34 Rthlr.

Für Getraide überhaupt zeigt sth zu etwas erhöhten Preisen mehr Kauflust. Rüböl ebenfalls höher gehalten. -

Königliche Sczauspiele. :

Sonnabend, 8. Juli, Jm Schauspielhause. 109tèe Abonnements- Vorstellung. Zum erstenmale: Geistige Liebe, Lustspiel in 3 Abth., vou Dr, Fr, Lederer, Hierauf :- Er muß aufs Land, Lustspiel in 3 Akten, frei nah dem Französischen des Bayard und de Vailly, von W. Friedrih. (Herr Herrmann Wauer: Ferdinand, als lebte Gast- rolle.) Sountag, 9, Juli. Jm Opernhause, 74ste Opernbans-Abon- nements-Vorstellung: Doktor Robin, Schauspiel in 1 Akt, ia Französischen von Friedrih. Hierauf: Die Willys, odex : Sije!a, phantastishes Ballet in 2. Abth., von St. Georges und Coralli. Musik von Adam. Zür die hiesige Königliche Bühne eingerichtet von

dem Balletmeister Hoguet. ' i