1848 / 67 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Ablehnung desselben einige kleinere Modificationen des Ent- ME i Las R E Ausschusses. Gegen Trübf Mee O Vor- {lag mat er geltend, daß, wer nah demselben die echte eines Gemeindemitglieds erlangt habe, gleihwohl bei Verarmung, da der Anspruch auf Armenversorgung nah den bestehenden Geseßen beur- theilt werde, - der unfreiwilligen Entferuung aus der Gemeinde aus- geseßt sei, während er der früheren Gemeinde am Ende nicht mehr angehóre. Die Diskussion wurde um 22 Uhr auf Montag den 10. Juli

F

m der beutigen 33sten Sihung der National=-Ver- sammlung fam nah Erstattung mehrerer Ausschußberichte der An- trag des Abgeordneten Grumbreht auf Errichtung eines Ausschusses für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten zur Berathung. Die Ver- sammlung faßte nah längerer Berathung den Beschluß, blos für Schul- Angelegenheiten einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zu ernen- nen, welhe von den Abtheilungen heute zu wählen is, Sodann führte die Tagesordnung zur Berathung des Berichts über den ge- genwärtigen Zustand der Wehrhasftigkeit Deutschlands und die Mittel zur Verbesserung desselben.

Preußea. Berlin, 9. Juli, Aus dem Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten geht uus fol- geude Mittheilung zu:

Von verschiedenen Seiten is der Wunsch ausgesprohen worden, daß -das Ministerium zur Eiledigung der Medizinal - Reform einen Kongreß der preußischen Aerzte, hervorgehend aus direkten Wahlen der Standesgeuossea, berufen wolle. Andere nicht minder achtbare Stimmen haben theils riftlich, theils in Druckschristen eine folche Maßregel zwecklos , vielmehr den bisher eingeschlagenen Weg für genügend und besser erflärt,

Eine Eingabe mehrerer berliner Aerzte, deren wörtlicher Jn=- halt in die Zeitungen übergegangen is, versichert, daß diese An- gelegenheit „seit läuzer als zehn Jahren im s{leppenden Geschäfts- gange vergeblich ihrer Erledigung entgegen harre.“ Sie ver\pricht sich von dem bisher betretenen Wege eines „büreaukratishen Bevor- mundungs-Systems““ überhaupt keinen Erfolg und glaubt, daß diese Sache: in die Hände des „ausschliezlich kompetenten Heil-Personalo““ gelegt werden müsse.

Es muß hier zunöhs berichtigend bemerkt werden, daß die Cen- tral-Behüörde die Reform=Augelegenheit niht vor länger als 10 Jah- ren, sondern am 24, Juli 1846 in einer Weise eingeleitet hat, wel-he nicht nur den Behörden, sondern auch allen praktischen Aerzten, ja sogar (da doch bei dieser Sahe auch die Kranken betzeiligt sind) der ganzen gebildeten Welt eine Mitwirkung gestattete.

Behörden und Aerzte haben von dieser Aufforderung in einer Weise Gebrauch gemacht, daß das Ministerium über alle Theile dieser . Sahe mit einem sehr s{häßbaren und reih- haltigen Materiale versehen i und keinen Austand nehmen würde, aus demselben weiter zu baueu, wenn nit mehrere Aerzle, welche in deu verflossenen zwei Jahren mit ihren Vorschlägen zuü- blieben, jeßt mit der Versicherung einer nachträglichen Betheiligung hervorgetreten waren.

Daß bei den bisher getroffenen Einleitungen auch die Mit- glieder der medizinischen Fakultäten , der Medizinal - Kollegien , die Regierungs-Medizinal-Räthe und tüchtige Kreis - Medizinal - Beamte gehört sind, steht mit der „Kompetenz der Aerzte“ um so weniger im ILiderspruch, als alle diese Männer Aerzte sind und ihre sonstigen Ver-

dienste um die Wissenschaft, Lehre und Verwaltung doch nicht geringer veranschlagt werden fonnten, als die der übrigen Aerzte, Das Ministerium is jedoch weit entfernt gewesen, dem ärztlichen Publl- fum nur dann eine Stimme cinzuräumen, wenn es ll Form einer. Behörde auftritt, Cine große Menge vorliegender Drucfk- christen beweist, daß auch seitens solcher Aerzte, welche keine Beam ten sind, der Einladung des Ministeriums entsprochen ist, Auch die freie Association hat aus den verschiedensten Theilen der Monarchie gehaltvolle Beiträge geliefert. Selbst das Ausland is nicht zurüd=- geblieben. Das beabsichtigte Werk ist demnach in der That auf der allezbreitesten Grundlage der freien Wissenschaft angelegt. : Das viele Gute, welches bereits da ist, soll jedoch deu Dauk des Ministeriums nicht vermindern, wenn noch Besseres nah- träglich gebraht wird. Gern wird daher der neuen Medizinal- Verfassung so lange Anstand gegeben werden und zweckmäßigerwdeise gegeben werden müssen, bis die neue Staagts= Verfassuug zum Grunde gelegt werden fann. Dann aber wird die Geseßgebung un- gesäumt jene dicfer folgen zu lassen bemüht sein. : : Jm Rechte der freieu Vereinigung liegt selbstredend auch die Befug= niß der Aerzte und Wundärzte, ihre Wünsche und Ausichten nicht blos provinziell zu behaudeln, sondern au, ganz nach ihrem Gut- befinden, sih zu einem Central- Vereine, etwa in Berlin, wozu die Aerzte des ganzen Staates gus ihrer Mitte gewählte Depu- tirte senden können, sich zusammenzusegen. Das Ministerium wird aber ein solhes Central - Comité nicht berufen, weil es,

abgesehen von deu Gutachten der Provinzial - Behörden, durch die freie Presse hinreihend informirt is und die Frie Rede nicht „vbevormunden““ will. Analoge Erfahrungen in anderen Zweigen seiner Verwaltunz haben hinreichend dargethan, daß, so gut auch die Absicht gewesen, die Leitung derartiger informatorischer Versammlungen burh Staats -ODrgane bewirken zu lassen, es doch zur Beseitigung jeder Mißdeutung vorgézogen werden muß, die Be= rathungen oue alle Einmishung von Seiten des Staats sich durch- aus frei bewegen zu lassen.

Uebrigens werden die Vorschläge freier ärztlicher Vereine, es

mögen dicselben unmittelbar aus kleineren Kreiseu oder durch Ver- mittelung eines Central-Kongresses erstattet werben, dieselbe forgfäl- tige und dankbare Prüfung finden, welche die Vorschläge der Behör- den, Fakultäten und einzelner Uerzte finden sollen und zum Theil {on gefuüdeu hahen. Damit aber die Zögerung derer, welche neue Anträge in Aus= sit gestellf haben, nicht averma!s der Central-Behörde zugerehnet werde, muß hier die bestimmte Erklärung folgen, daß nur solche Vor- \chläge auf eine sihere Prüfung renen fönnen, welche spätestens bis zum 1. Oftober d. J. eingehen.

Berlin, 5, Juli, Die Verfügung des Ministeriums der geist- lichen 2c. Augelegenheiten vom Sten v. M., nah welcher die Lehrer- Kollegien der höheren Schul-Anstalten zu schriftlicher Aeußerung ihrer Wünsche und Apvsichten in Betreff der etwa nöthigen Reform der ge- dachten Anstalten veranlaßt worden und demnächst Berathungen mit einzelnen Direktoren und Lehrern stattfinden sollten, hat zu mehreren Pctitionen und Anträgen Veranlassung gegeben, es möge den Lehrer= Follegien gestattet werden, durch selbstgewählte Mitglieder ihre Wünsche dem Ministerium unmittelbar vorzutragen.

Es fann dem Zweckte nur förderlich sein, wenn die Jnformation in Betreff derjenigen Momente, welche bei der Berathung über eine fo wichtige Angelegenheit zu berüdsihtigen sind, so weit die Umstände es gestattéti, ait “4 Wünschen der betheiligten Lehrer entspre-

enden Weise stattfindet. id Der inister der geistlihen 2c. Angelegenheiten hat daher be- \hlossen, die auf den 25sten d. M, anberaumte Versammlung von

Direktoren und Lehrern nicht zusammentreten zu lassen, sondern Ah= geordnete, welche von den Lehrern erwählt werden, nah einigen Mo=- naten einzuberufen. Ueber die Wahl, die Zeit der Versammlung und die Zahl ihrer Mitglieder wird das Nähere noch bestimmt werden.

Hesstterreih. Wien, 7. Juli. (Wien. Ztg.) Se. Kai- serl. Hoheit der Erzherzog Johaun hat nachstehende Proclamation erlassen : L i

„Die deutshe National - Versammlung in - Frankfurt hat mich zum Reichs-Verweser erwählt und dur ihre Abgeordneten ausgesordert, diesem ehrenvollen Rufe ungesäumt zu folgen. :

„Oesterreicher! Jhr kennt meine unveränderte Gesinnung sür unser gemeinsames deutsches Vaterland; Ihr kennt meine heißen Wünsche für sein Wohl, seine Macht und Ehre.

„Diese Wünsche, ih weiß es, stehen mit Euren Gefühlen in vollkom- menem Einklange, und ih habe es daher als eine heilige Pflicht erkannt, das Amt zu übernehmen, welches mir Eure Vertreter in Frankfurt und mit ihnen alle Eure deutschen Brüder anvertrauen.

„Dasselbe wird, gestüßt von der National - Versammlung und befestigt dur das gesammte deutsche Volk, den Gedanken der Einheit Deutschlands zur That gestalten, cs wird für die Freiheit und für das Recht des deutschen Volkes, sür das Gesetz und die Ordnung in dem ganzen deutschen Gebiete eine neue Gewähr darbieten,

„Jch glaube daher, die mir von unserem Kaiser für die Zeit seiner Abwesenheit übertragenen Regentenpflichien nicht zu verlezen, ich glaube, sie vielmehr mit hoffnungsreicherem Erfolge zu erfüllen, indem ich beide gleich- wichtige und innig verbundene Sendungen annehme, A

„Jh werde mit der an mich gesendeten Deputation nach Frankfurt gehen, um das hohe Amt des Reichsverwesers anzutreten, und dann wie- der zu Euch zurückkehren, um als Stellvertreter des Kaisers am 18, Juli den Reichstag in Wien feierlih zu eröffnen,

Wien, am 6. Juli 1848, Johann.“

Die Wien. Ztg. enthält in ihrem offiziellen Theile folgenden Artikel über die Vereinbarkeit der doppelten Functionen des Erz- herzogs Johann als Stellvertreter des Kaisers in Wien und als Reichsverweser :

„Zwei große bedeutungsvolle Ereignisse bieten sich in diesem Augen- blicke die: Hand und scheinen sich störend zu kreuzen. Erzherzog Johann is Stellvertreter des Kaisers mit ausgedehntester Vollmacht in Oesterreich z Erzherzog Joha. n is Reichsverweser und Oberhaupt des deutschen Reiches. Sé, Kaiserl. Hoheit hat sih beiden Bestimmungen unterzogen, ex wird beide übernehmen, beide haben nihts Widersprechendes, denn beide bezielen die Einheit und Kräftigung Deutschlands und die Befestigung Oesterreichs in seinem constitutionellen Baue und in seiner eigenen Gliederung, als eincs der größten, edelsten und schönsten Bestandtheile Deutschlands. Nur die drängende Zeit bietet Schwierigkeiten und fordert Zugeständnisse. E

„Deutschland bedarf und begehrt schnell scinen Reichsverweserz Oester- reich fann den Prinzen nicht entbehren, der die Pforten seiner National- Versammlung öffnen soll, damit Segen und Heil aus ihren Beschlüjsen entspringe. Hier is eine Vermittelung, eim Entgegenkommen unerläßlich, und es i nicht schwer, denn jedes Opfer, welches der eine Theil bringt, ist dem Wohle des Ganzen gebracht, und nicht einseitige Interessen sind es, welche ausgeglichen werden sollem E :

„Der Erzherzog hat mit der Entscheidungsfraft welche ein_hervor- stehender Zug scines Charakters ist, beschlossen, dem Wunsche der Veputir- ten der deutschen National - Versammlung zu entsprechen und am Sten d, für kurze Zeit Wien zu verlassen, um die chrenvolle Bestimmung in Frank- furt anzutreten, zu welcher ihn die Wahl eines großen Volkes berufen hat, Se, Kaiserl. Hoheit wird und kann aber in Frankfurt nux so lange verwel- len, als die ersten Functionen seiner neuen Würde unerläßlich machen, Ver Erzherzog wid am 18ten in Wien zurückgekehrt sein, um den Reichstag an diesem Tage feierlih zu eröffnen, wenn derselbe sich bis dahin in seiner inneren Einrichtung konstituirt hat, wie dieses zu hoffen ist, So wird keine Störung, kein nachtheiliger Aufshub eintreten, Oesterreich und Deutschland, für immer ‘innig und fest verschmolzen, zeigen bei den ersten fol- genreihen Beschlüssen, wie leiht es is, sh zu einigen, wenn gleiche Gesinnung, gleiche Liebe sür das Ganze zu Mate E Der Erzherzog tritt, der Zustimmung des Kaisers gewiß, die Neise am S8ten an, das Ministerium wird sih während der kurzen Abwesenheit in enger Verbindung mit Sr. Kaiserl, Hoheit erhalten und die Sanction seiner Besch üsse einholen. Der mit den Angelegenheiten Deutschlands vertraute und geachtete Minister Wessenberg wird den Erzherzog begleiten, und hier wird ein Stellvertreter dafür sorgen, daß in den wichtigen Maßnahmen sci ncs Ministeriums keine Stockung oder Störung eintrete. L:

„Der Reichstag und das Ministerium twerden aber Sorge tragen, daß Alles vorbereitet werde, was jenen zum raschen und glüdcklichen Fortschritte führen kann.“

Bayeru. München, 3. Juli, (N. K.) Die Veteranen des bayerischen Heeres, welche die Feldzüge dtr neunziger Jahre bis inkl, 1812 mitgemacht haben, erhalten ein Denkzeichen, aus einem eherne Kreuze, in Form des Ludwigs8ordens, bestehend; es wird an einem seidenen Bande getragen, dessen Farben jene des Ludwigsordeus= Bandes siud, mit dem Unterschiede, daß der breitere mittlere Theil himmelblau, die Ränder aber karmoisinroth werden. Die Inschrift ist auf der Aversseite „Max 11, König von Bayern“, auf der Re= versseite „Den Veteranen des bayerischen Heeres,’ Anspruch darauf haben alle diejenigen, welche den Feldzügen im streitbaren Stande beiwohnten und sih niht dur entehrende Strafen dieser Auszeich- nung unwürdig gemacht haben,

Hessen und bei Nhein. Da rmstadt, 16s Zul Bie neueste Nummer des Negierungs=- Blattes enthält nachstehende Verkündigung, die Aufrechthaltung der geseßlichen Ordnung be- treffend :

0E 111, von Gottes Gnaden, Großherzog von Hessen und bei Rhein u. \ w. Bei vem Antritt Unserer Mitregentschaft sind Wir durch Unser Edikt vom 5. März d. J. entschieden in die Bahn der Umgestaltung eingetreten, welche das deutsche Volk zu wahrer Freiheit und kräftiger Cin- heit führen soll. Die große Mehrheit der Hessen hielt es für Pflicht, Ver- traucn mit Vertrauen zu erwiedern, Sie erkennt die Früchte an, welche Wir im Verein mit den Ständen bereits erzielt haben, und sieht der viel- seitig begonnenen Entwickelung mit Vertrauen entgegen. E

„Diese Entwickelung zu stören, hat sich eine Partei zum Ziele geseßt, welche immer unverhüllter ihre Pläne darlegt, die auf Umsturz alles Be- stehenden dur ungusgeseßte Anfeindung aller öffentlichen Autorität, durch Drohung und Gewalt gerichtet sind, Diesem Treiben entgegenzutreten, die Freunde der Ordnung zu beruhigen und zu thätiger Unterstüßung der Ord- nung zu ermuthigen, die Jrregeleiteten zu warnen, wenden Wir Uns an Unser Volk, mit der Versicherung, daß alle geseßlichen Mittel zur Bekäm- pfung der Feinde der Ordnung angewendet werden sollen.

„Was Wir verheißen haben, ist erfüllt, oder der geseyliche Weg zur Erfüllung eingeleitet. E E

„Freie Aeußerung der Gedanken und Freiheit der religiösen Kulten sind in vollem Umfang hergestellt. ;

„Die Bürgschaften für die Herrschaft des Gesehes sind durch Beeidi- gung des Militairs auf die Verfassung vermchrt worden. Weitere Bürg- shaften werden das Geschwornen-Gericht und eine neue Bezirks-Berwaltung bieten. Diese wird die wichtigeren Fragen der Entscheidung eines Einzel- uen entziehen und sie einem Kollegium oder der Mitwirkung der Bezirks- Bewohner unterwerfen. Die desfallsigen Gesezes-Entwürfe sind den Stän- den vorgelegt und zu nahem Vollzuge gereist, l

„Jn der Gemeinde - Verwaltung is die dem Geiste des Geseyzes ent- sprechende Selbstständigkeit der Octs-Vorstände wieder hergestellt worden,

„„ZUx freien Gestaltung der Angelegenheit der evangelischen Kirche ha- ben Wir den Weg eröffnet.

„Die Ablösung der Grundlasten in den bisher hierin gehinderten Be- irfen is gesichert. Unseren entschiedenen Willen, die Jagd auf fremdem Boden und die ausschließlichen Gewerbs-Privilegien aufzuheben, haben Wir durch die desfallsigen Geseyes - Vorlagen bethätigt, Durch Beseitigung des

Lehn- und Erbleih-Verbandes werden Wix, im Verein mit den Ständen, die Befreiung des Grundeigenthums vollenden,

„Ein Gesetzes - Entwurf über Volksbewaffnung is der Berathung der Stände unte:legt worden. Auch die deutsche National-Versammlung wird diesen Gegenstand in Erwägung ziehen,

„Insbesondere können die Bewohner der standesherrlichen Bezirke dar- über beruhigt scin, daß ihre Gleichstellung mit dên übrigen Landestheilen gesichert is, Das desfallsige Gese wird in der Kürze zux Vollziehung fommen.

„Was außerdem der Ausbau des Staatsgebäudes im Geiste der Zeit erfordert, werden Wir auf dem Wege der Ordnung und des Gesehes zum Ziele führen,

„Hierher gehört vor Allem die Verfassungs-Urkunde, welche bedeutender Abänderungen bedarf.

„Auf Minderung der Staatsausgaben werden Wir thunlichst hinzu- wirken suchen.

„Jn der Hofhalturg werden Wir Einschränkungen eintreten lassen, Zur Minderung der Kosten der Civil- und Militair - Verwaltung ist bereits ein bedeutender Anfang gemacht worden.

„Die Jnteresscn der Volksschule und ihrer Lehrer zu fördern, wird Unsere angelegentlicde Sorge sein. h

„Zur Hebung und Ordnung der Gewerbe werden wir den Beirath der Gewerbetreibenden selbst in Anspruch nehmen,

„Aber Gewerbe und Handel können nicht gedeihen, das zu _schaffende Neue kaun keinen Bestand haben, wenn die Bedingung der Wirksamkeit aller Geseyze die Achtung vor dem Geseze untergraben , eine fortwährende Aufregung unterhalten und hierdurch das Vertrauen, daß Jeder die grüte seines Fleißes und seiner Thätigkeit genießen werde, vernichtet wird, Auf- r.chthaltung der geseßlichen Ordnung ist Bedingung jedes bleibenden Fort- schritts, welcher sich aus der unantastbaren Grundlage Unserer Verheißun- gen vom 6. März entwickeln wird, _ j i i

„Ueberdies haben Wix dafür Sorge zu tragen, daß die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse des Großherzogthums mit der Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse Deutschlauds in Eiuklanç bleibe und nicht für jene Einrichtungen unternommen werden, welche durch diese in kurzer Zeit wie- der ganz oder theilweise abgeändert werden würden, 5 L

„Wir werden vereint mit Unserem Volke, mit dem großen deutichen Vaterlande, in der Bahn ves Gesehes voranschreiten, unbeirrt duxch das Drängen derjenigen, die nur auf dem Wege der Geseplosigkeit ihre Zwece zu erreichen hoffen und deren Treiben Wix mit allem Nachdruck entgegen zu treten entschlossen sind, s s

„Wer zum gewaltsamen Umsturz der bestehenden Verfassung, zur ge- walisamen Störung ihrer geseßlichen Umgestaltung durch Schrift oder Wort ausfordert oder Mittel zur Ausführung dieses Borhabens sammelt, w.r zum Aufruhr, zur Widersezung gegen die Obrigkeit auffordert oder an solchen Handluuagen Theil nimmt, unterlicgt der Strafe des Gesehes. ce

„Indem wir alle diejenigen, welhe der Stimme der Feinde der a nung ihr Ohr geliehen haben, nochmals ernstlich verwarnen, sArDettt Zolle Unsere Gerichte und anderen Behörden bei thren Pflichten auf, furchtlos das Geseß zur Geltung zu bringen, und alle Freunde der Ordnung, die Behörden hierin mit allen Kräften zu unterstüßen,

Urfundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und des Staatssiegels,

Darmstadt, den 6, Juli 1848. : Ludwig. Zimmermann,

Eigenbrodt,““

beigedrüdcten

Freiherr von Steinling. Hallwachs, Kilign.

Hohenzollern-Sigmaringenu. Sigmaringen, 3. Juli, Gr S) er außerordentliche Landtag purde heute im höchsten Auftrage durch den dirigirenden Geheimen Rath Freiherrn Schenck zu Schweinsberg crössnet. U D0N Anrede desselben heißt F

„Während auf der Reichs-Versammlung in Franksurt die politischen Rechte aller deutschen Staatsbürger und die Gesammt-Verfassung festgestellt wird, deren Ergebniß auch für die Abänderung unjerer politischen Jnstitu- tionen maßgebend sein werden, hat die Staats Regierung neben einem Ent- wurfe sür die Bürgerwehx - Verfassung und einer Mittheilung wegen Cin- führung der Schwurgerichte ihre Thätigkeit hauptsächlich darauf gerichtet, den Grund und Boden von den noch vorhandenen Fesselw zu befreien, die Feudallasten zu Eileichterung in dex Besteuerung für das Volk eintreten zu lassen. Die darauf bezüglichen Ge- se - Entwürfe, welhe Jhnen die Landtags - Kommi|jion vorle- gen wird, betreffen Aufhebung der Jagd und Jagdfrohnden, der Banurechte, der sogenannten alten Abgaben, jo wie des Bluizehnts, des Lehenverbandes und Ablösung sonstiger Grundlasten, der Neubruch- zchntenz Firirung der sonstigen Zehntgesällez Abänderung des Wirthschafts- Abgabengeschzcsz Theilnahme der landes- und standesherrlichen Verwaltun- gen an allen Gemeindelasten, Hierzu kommen weitere Geseßzes-Cntwürfe über Aufhebung des privilegirten Gerichtsstandes, Erhöhung der bürgermei- steramtlichen Strafkompetenz, Abänderung eines Theis der Advokaten-Ve-

D L

entfernen und

bühren-Ordnung, Ausdehnung des Verfahrens in minder wichtigen Sachen vou 15 auf 25 Fl. Werth, Erschwerung der Bürger-Aufnahmen, Aufhebung tex Beförderung der Privatwa:dungen und Verminderung der Kosten in Beaufsichtigung der Gemeindewaldungen, j i _

Bon den landtständischerseits gewählten drei Kandidaten wurde Abgeordneter Stroppel zum Dircktor und Abgeordner Schanz zum

Vice-Direktor bestätigt.

Busland.

Frankreich. National-Versammlung, Ï 5. Juli, Präsident Marie erössnet die Sißung um Uhr, | pariser Domkapitel zeigt an, daß die Leiche des Erzbischofs ae L 7. Juli Morgens 9 Ubr in der Oruft- der Notre -Dame VeLGeIED! weiden folle. Der Präsident seßt durchs Loos cine Bon 50 Mitgliedern zusammen, die diejer Ceremonie beiwohnen wird. s ladet der Präsident die Versammlung ein, sich morgen (9 8% r pünktlich hier einzufinden, um von hier aus der großen L A N beizuwohnen. Die Leichen der Gefallenen könnten morgen h A unter der Julisäule beigeseßt werden, weil der dafür bestimm f (g | nicht alle Helden des Vaterlandes fasse. Vorläusta müsse man Üe-déMe nah in den Grüften der Magdalenenkirche lassen. Nâch E A O berichte ritt die Versammlung zur Tagesordnung. au P v c 4 s prat übergab einen Dekret-Entwourf, welcher die M h ] s der provisorischen Regierung vom 2. März bezweckt, durch we L &l as wie in den Departements, die Zahl der Arbeitsstunden A er 2A In seiner Darlegung der Motive hob Herr Duprakt Ae Nachtheil, welchen diefes unüberlegte L efret der S A ias in gefügt habe, und die ges hrlichen Störungen hervor , die Loni der allgemeinen Lage der Arbeit und der Hervorbringung En csegen- seien, Das Comité für die Arbeit habe sich mit U Berathunkiéu heit lebhaft beschäftigt, und nur in Golge zahlrei Ban dasselbe lage es die Aufhebung des D-krets vom 2. M atcciheit aieilia den Juteressen des Gewerbsleißes und der v Hkrung “Cavalgitg0s sei. Herr J. Favre rügte, daß set ich aufgelöst, der diese die National-Werkstätten seien in ganz S lóglich L Ba cit Weishütie, bsfressenee, Deiget- Seits ux redtfertigte diese Zurück- nung verschwunden sei. P des Dekret-Entwurfs bereits erreicht ziehung dadur, daß der räsident an, daß dem Reglement gemäß sel, Vemnächst geigie as - Wahl des Vorstandes der Versammlung die monatliche L 4 Vice - Präsitenten wurden gewählt: satigesuneen. Corbon, Lacrosse, Marraft, Cormenin und Por= Ge Fa een Secretairen : E. Lafayette und Pean. Nach- N n Geseb-Entwürfe, wodurch cine Anzahl Städte zu An- iben oder zu außerordentlicher Selbstbesteuerung ermächtigt werden, um die unbeschäftigten Arbeiter unterstüßen zu fönnen, E l angenommen worden waxen, schritt man zux Berathung des Dekrets

Sihung vom

AE Das

wegen der mit der Bank von Frankreich abgeschlossenen Anleihe von 150 Millionen. Art. 1, welcher deu Schaß ermächtigt, unter den im angehängten Kontrakte vereinbarten Bedinguugen 150 Miüilionen von der Bauk zu borgen, wird ohne Debatte angenommen. Die Bestim- mung des Art. 2, daß der Bank außer 75 Mill. Renten, als wei- tere Bürgschaft große Staatewaldungen im Werthe von 75 Mill, mit Verkgufsbefugniß im Falle der Nichtrückzahlung des Darlehens, als ‘Unterpfand zugewiesen werden sollen, veraulaßte eiuige Ein- wendungen. Herr Duclerc erläuterte, daß man, wenn ein Ver- kauf der Waldungen niht gewünsht werde, bis zur Verfallszeit leiht eine neue Anleihe abschließen könne, um der Bank ihren Vor-= {uß zurückzuzahlen. Der Finanz=Minister erklärte, daß er die Verantwortlichkeit für die Maßregel übernehme. Dadurch, daß man die Bank zum Verkaufe der ihr verpfändeten Forsten ermächtige, hindere man die Böswilligkeit, zu behaupten, daß die Bankbillets bloßes Papiergeld seien; sie würden vielmehr auch fer- ner, wie bisher, auf den solidesten und am leichtesten verkäuflichen Pfändern beruhen, Herr Duclerc rieth zur sofortigen Genehnii- gung des Dekret-Entwurfs, weil man sonst die Regierung in große Berlegenheit bringen und gewissermaßen den Bankerott aussprechen würde. Troß der Einwendungen Favre's und Dillon’s wurden zuerst die noch übrigen Artikel und sodann das Ganze des Dekret- Entwurfs angenommen, Herr Raynal beschwerte sih darüber, daß in leßter Naht zweimal Polizei -Commissaire bei ihm gewesen seien, und daß der lehtere, troy seiner Berufung auf seine Eigen- hast als Volksvertreter, Haussuchung bei ihm gehalten habe. Ein anderes Mitglied erklärte, ihm sei dieser Tage das Nämliche wider- fahren. Der Minister des Junern erwiederte, in den Aus- nahme-Umständen, worin Paris sei, müsse sich Jeder den Nothwen- digfeiten der Lage fügen, Uebrigens bätte sih der Kommissar zu- rücziehen sollen, sobald Herr Ragnal sih auf seine Eigenschaft als T PRtC ai per berief. Jn wenigen Stunden werde er übrigens Herrn J aynal die Gründe mittheilen fönnen, worauf sich der Hauzsuchungs- Besebl stüße. Die Versammlung berieth nun über das Dekret, wel- ches dem Handels- und Ackerbau-Minister einen Kredit von 3 Mil- lionen eröffnet , die darlehensweise unter die freiwillig zwischen Ar- beitgebern und Arbeitern oder zwischen Unternehmern und Arbeitern ge- bildcten Associationen vertheilt werden sollen. Nach einigen Erörte- rungen wurden erst die Artikel und sodann das Ganze des Dekret- Entwurfs genehm'gt. Die Berathung des Dekrets bezüglich des Ete- mentar-Unterrichts war an der Reihe. Herr Bonjean fragte, ob der Unterrichts - Minister zur Veröffentlihung fluchwürdiger Broschü- ren, die unter seinem Schuße verkauft würden, ermächtigt habe, und ob er die Verantwortlichkeit sür deren Juhalt übernehme? Er ver- las zugleich aus einer Flugschrift über Organisation der Arbeit, Che- scheidung, Eigenthum, Arme und Reiche u. #. w. mehrere Stellen, in denen offenbar Umsturz = Absichten zu erkennen seien. Herr Carnot äußerte unter öfterem Murren der Majorität seine Ansichten über Unterricht und Erziehung, beklagte sehr, daß so wenig eigentliche Vertreter des Landvolkes, wozu er besonders die Landschullehrer rechnet, in der Bersammlung seien, und erklärte dann bezüglich der angefochtenen Schriften, daß er dieselben u cht für Kin- der, sondern für die Wähler habe verfassen lassen, uud daß man denselben mit Unreht Unsturz-Tendenzen beimesse. Herr Bonjean beantragte, daß die vom Minister für die Elementarlehrer begehrte Million um 5000 Fe. verkürzt würde, uud daß die Majorität durch Annahme dieses Amendements einen föralichen Tadel des Unterrichts Ministers aussprechen solle, der die augedeuteten Umsturz-Tendeuzen nicht so, wie ihm obliege, gemißbilligt habe. Das Amendement wurde mit 314 gegen 303 Stimmen genehmigt und somit der bean- tragte Tadel über den Minister verhängt, Die Sitzung wurde so- dann aufgehoben, h

Paris, 6. Juli. Die Abtheilungen der National-Versammlung unterbrachen gestern die Prüfung des Ve:fassungs-Entwurfs und be- shäftigten sih mit dem Geseß=Entwuzrf über den Elementar - Unter- rit. Die‘êr gab Anlaß zu zahlreihen Einwendungen in Bezug guf die Prinzipien und den Finanz-Punkt. Ueber die Unentgeltlichfeit des Unterrichts und über die“ Verpflichtung jedes Familienvaters, sene Kinder unterrihten zu lassen, waren die Ansichten sehr getheilt, Mehrere Repräsentanten, namentlich Payer, Abbé, Fayet, Favart, Maissiat und Coulmann, tadelten der Entwurf, weil er die Freiheit veshränke und weil er der Moral uud Religion nicht genügenden Raum gebe. Donatien - Marquis und Duplan vertheidigten den Grund- sah des Unterrichtézwangs als Folge der Februar - Revolution, Die jäbrlihen Ausgaben, welche den Entwurf verursachen werde, schäbte man auf 59 bis 80 Millionen Fr. Jm Allgemeinen waren die Abtheilungen der Ansicht, daß in den Elementarschulen auch Unterricht in der Landwirthschaft ertheilt werden müsse, wodurch der doppelte Vortheil erzielt werden könne, den Anbau des Bodens zu verbessern und das Fortziehen der Bevölkerungen zu hemmen, die uur zu geneigt seien, das platte Land zu verlassen und nah den größen Städten zu wandern, Auch über die Stellung der Elementar-Lehrer wurden einige Bemerkungen gemacht; sie würden, sagte man, nach dem Entwurf finanziell besser daran sein, als die geistlihen Vikare, unter deren Einfluß sie doch bleiben sollten, Jean Reyngud hob be- sonders die Nothwendigkeit hervor, für unterrichteiere und gebildetere Lehrer zu sorgen, als die jebigen es seien. Man verfehlte nicht, diess Eingeständniß des ehemaligen Unter-Staatssecretairs des Unter- rihts mit seinem früheren Rundschreiben zu vergleichen, in welchem er dieselben Elementar - Lehrer, die er jeßt für kaum fähig erklärt, die Kinder lesen und schreiben zu lehren, zu Abgeordneten sür die National-Versammlung empfahl.

Der heutige Moniteur meldet die Ernennung des Herrn Vau- labelle zum Minister des öffentlichen Unterrichts an die Stelle Carnot's, der seine Entlassung eingereicht hat.

In dem Comité für die Finanzen gab gestern der Minister Goud= chaux nähere Erläuterungen über die Dekfret-Entwürse in Betreff der Sparkassen und der Schaß-Bons, so wie über die Absichten der Re- gierung in Bezug auf den bereits von der Tagesordnung der National=- Versammlung zurückgezogenen Gese8entwurf über die Eisenbahnen, Ci- nige Mitglieder, namentlich Herr Thiers, sprachen die Meinung aus, man sollte es in den freien Willen der Jnhaber von Sparkassenbüchern und Schaß-Bons stellen, eineu“ Theil ihrer Geld =- Aulegungen stehen zu lassen, und sie dazu durch Zinserhöhung ermuntern. Der Finanz- Minister aber war dagegen. Er meinte, die Bedingungen müßten gleich sein, und man fönne dem Staat nicht zweierlei Arten von Einlösung zumuthen, Was das Eisenbahngesebß betrifst, so drangen Berryer, Thiers und Duclerc auf die Nothwendigkeit, daß die Regierung genau sagen müsse, was sie zu thun gedenke. Der Kredit bestehe in dem Vertrauen zu einem bestimmten Zustande, Wenn die Regierung dem Staat das Recht des Ankaufs vorbehalte, sobald es sih nüßlich zeige, fönnten die Compagnieen ihre Arbeiten niht entwickeln, wofern nicht die Regierung erkläre, daß sie von ihrem Recht keinen Gebrauch machen wolle, Diese Erklärung gab nun der Finanz - Minister zwar ab, jedoh mit dem Vorbehalt, Verträge mit den Compagnieen abzu- schließen, wenn der öffentliche Nußen dies angemessen erscheinen lasse.

Das National - Versammlungs = Comité für den Krieg erörterte gestern den Vorschlag des Herrn von Remilly, der zum Zweck hat, eine Armce von 50,000 Mann in der Umgegend von Paris zusam-

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menzuziehen, Dieser Vorschlag wurde gebilligt und der neue Präsi- dent des Comités, General Oudinot, zum Berichterstatter ernannt. Die vorläufige gerichtlihe Untersuchung bezüglich der Juni-Ereig- nisse dauert ununtecbrohen fort und nähert sih angeblich hon ihrem Ende. Um so mehr aber fängt man an, sich wegen der gerichtlichen Schwierigkeiten zu beunruhigen, die das von der National-Versamm- lung am 28, Juni erlassene Dekret keinesweges beseitigt hat, Dem Ministerrathe, der sich mit Prüfung dieser Schwierigkeiten beschäf- tigte, sollen dieselben so erheblich vorgekommen sein, daß Cavaignac wahrscheinlih die National-Versammlung zur Entscheidung über die obwaltenden Bedenken auffordern wird. Die Untersuhungs-Komumis- sion der National-Versammlung hat bereits mehrere Müglieder der fiüheren provisorischen Regterung und collzieheuden Kommission gehört. An der Börse hieß es irrig, Ledru=Rellîin und L, Blauc seien auf Befehl der Kommissiou verhastet worden. Es stellt sich heraus, daß die Offiziere und Soldaten der aufgelösten Corps (republikanische

Garde, Montagnards 2c.), deren Sold nach dem Dekret vom 16, Mai

am 41. Juni aufhören sollte, noch am 20. Juni sämmtlich ihren vollen

Sold bezogen. Die Untersuhungs- Kommission der National - Ver- sammlung sucht jeßt herauszubringen, auf wessen Befehl und aus welhen Mitteln dieser Sold bezahlt wurde. Man hat jeyt den An- griffsplan ausfindig gemacht, vermittelst dessen der Aufstand, barri- fadenweise von mehreren Punkten vorschreitend, die National-Versamm- lung zu umzingeln und ihre Mitglieder gefangen zu nehmen beabsich- tigte. Die Schnelligkeit, womit die Legionen dreier Bezirke sich versammelten, machte die Ausführung des Planes unmöglih, Die Arbeiter der National - Werkstätten wareu bei dem Ausstande gerade so, wie in den Werkstätten, compagnieeuweise zusammengeschaart. Die vorläufigen Verhöre ver während der Kampstage verhafteten Personen sind becndigt, und es beginuen nun die der seitdem festgenommenen Individuen, deren Zahl einige Tausend beträgt. Die Gewölbe der Tuilerieen beherbergen keine Gefangenen mehr, Der Haupt-Redac- teur der Vraie Republique, Thoré, erítlärt, daß er keinesweges verhaftet sei. Was den Aufstand betreffe, so sci er demselben durch- aus fremd und habe tie strengste Untersuhung nicht zu fürchten, In die Departements sind Befehle zur sofortigen Entwaffnung aller verdächtigen Personeu ergangenz in einigen großen Städten hatten die Präfekten {ou von selbst diese Vorsichtsmaßregel angecrduet. Vorgestern Abends wurden 1000 Gefangene aus ter Conciergerie, zwei und zwei an einander gebunden, nah dem Fort von Bicetre ge- bracht. Jn zwei hiesigen Häusern nahm man vorgestern 112 Fliuten weg. Die Gemeinde Montmartre wird seit der dortigen Entwaff- nung der Nationalgarde militairish bescbt gehalten, und in den leb- ten Nächten siud vou dort noch fortwährend Gefangene eingebracht worden. i i

Die franzöfishe AFfademie war vorgestern gerade versammelt, als die Nachricht vom Tode Chateaubriand's dem Präsidenten zu- ging. Sie hob sofort ihre Sibung auf. Chateaubriand war seit 1811, also seit 37 Jahren, Dekan der Akademie.

Emil von Girardin is gestern ganz seiner Haft entlassen worden,

Aus der Beschaffenheit der Wunde des getödteten Erzbischofs von Paris i} erwiesen, daß der Schuß, durch welchen derselbe fein Leben verloren, von oben nah unten gegangen, also aus einem ven den Jusurgenten beseßten Hause gekommen sein muß; man glaubt, daß der Thäter sih unter den nach Einnahme der Barrikade gemah- ten Gefangenen befindet. Die Ermittelung seiner Person ijt indeß noch nit gelungen. Man hat vorgestern den Lehrling eines Spe- zereihäudlers verhaftet, der an mehreren Orten ein Stück von dem Bürtel des Erzbischofs vorgezeigt und sich gerühmt hatte, ihm ten selben abgerissen zu haben. ; E |

Großbritanien und Jeland. London, 5. Juli. Die gestrigen Verhandlungen des Parlaments boten kein erhebliches Ju- teresse. Jm Unterhause wurde während der Mittags-Sißung die Bill wegen der verschuldeten Fideilommisse in Jrland im Comitc berathen und Abends ein Autrag des Herrn Baunkes auf Etubrin- gung einer Bill zur Abschaffung der Etsenbahn - Kommission mít 73 gegen 62 Stimmen verworfen. Als darauf Herr Urquhart -einen neuen Versuch machte, gegen die auswärtige Politik Englands etnen Angriff zu rihten und über die Einmischung Lord Palmerston?s in fremde Angelegenheiten sich beschwerte, wodurch die Ausgaben für Heer und Flotte vermehrt würden, wurde das Haus ausgezählt. Es fanden sich niht 40 Mitglieder zusammen, und der Antrag des Herrn Urguhart fiel zu Boden.

Der Globe giebt heute bereits einige Aufklärungen über den morgen zu veröffentlicheuden Status der Staats-Einnahme des leh- ten Vierteljahres, Danach lieferte dieselbe allerdings wohl einen ge= ringeren Ertrag wie die Einnahme des entsprehenden Vierteljahres im vorigen Jahre, stellt aber unter den gegeuwärtigen Umständen sich doch als sehr günstig heraus, Die Zölle trugen 4,519,000 Pfd. ein und erlitten einen Ausfall von 50,000 Pfd. Aber in der Acc\se, welche im leßten Vierteljahre 3,291,000 Pfd. einbrachte, zeigt sich ein Ucbershuß von etwa, 200,000 Pfd., hauptsächlih aus den Ah- gaben für Malz, Seife, Spirituosa und der Uebertragung der Fuhr: steuer von dem Stempel = auf das Accise = Amt. Ju den Stempel- Abgaben offenbart sich deshalb auch ein Ansfall. Die Einkommen- Steuer ergiebt gleichfalls eine geringere Einnahme vou etwa 50,000 Pfd., doch liegt der Grund dieses Ausfalls in dem Erhebungsmodus diescr Steuer, und die Summe wird dem nächsten Vierteljaßhre zugute fommen. Auch die Poft - Einnahme liefert wegen bedeutender noth- wendiger Zahlungen an die Eiscnbahnen einen fleineu Auecfall. Jm Ganzen is das Resultat besser, als man erwartet hat. Di? Accise- Einnahme i} besonders tröstend, da sie eher eine Zunahme, als eine Verringerung der Nachfrage uach solchen Artikeln anzeigt , deren stetige Consumtion das beste Anzeichen voin der Lage des Voikes giebt,

Die Blätter berichten heute über die gestrigen Feierlichkeiten, mit welchen die neue latholische Kathedrale in Lambeth, die Kirche des hei= ligen Georg, eingeweiht worden is. Zwei Erzbischöfe, elf Bischöfe und 269 G-istl:che nahmen an der Prozession Theil, Die Times sagt dar- über in ihrem Bericht Folgendes: „Diese Reihe von Bischöfen rief die alten Tage priesterliher Pracht in Erinnerung, wo die stolzesten Throne den geistlihen Donnern Roms ünterworfes waren. Wenn die armen Priester in ihren bescheidenen Gewändern und mit ihrer devoten, unterwürfigen Miene unnatürlich häßlih aussahen, so trug sich dagegen die höhere Geistlichkeit mit imposanter Würde; die meisten zeihneten sich durch die geistige Schönheit ihrer Gesichtszüge aus und alle* durch ihre malerische Tracht, - die sich von dem gewöhnlichen weißen Anzuge der Dominikgner zur höchsten Pracht erhob in den von Juwelen leuchtenden Mitren und den reichgestickten Gewändern, steif von Brokat und strahlend von Gold und von Purpur, Ueber Alle ragte Dr. Wiseman hervor, dessen hohe Gestalt in seiner erzbishöflihen Tracht noch vergrößert schien; in seiner linken Hand trug er den Krumnti- stab, die rechte ruhte andähtig auf der Brustz so \chritt er daher, der leßte in einer Reihe von Bischöfen, lang geuug, um die Jusel aus ihrer protestantischen Ruhe aufzuschrecken.“ Ju der Kirhe waren fast alle angesehenen fatholishen Familien Englands zugegen z Lord Arundel, Lord Shrewsbury und andere vornehme Katholiken hielten den Opferteller. Dr, Wiseman, der englische Erzbischof, vertheidigte in seiner Predigt den Pomp und die Pracht, welche die katholische Kirche bei feierlihen Gelegenheiten anwende, während sie dem Ar-

men eine immer offene Zufluhtsstätte barbiête:- Die Feierlichkeiten werden noch mehrere Tage dauern, Die Kirche is von Herrn Pugin im geschmüdckten gothishen Style gebaut, Der Berichterstatter der Times hat au der Bauart Manches zu tadeln; bewunderungöwürdig ist aber das große Fenster und die \{chöne steinerne, mit Bildwerken geshmückte Kanzel, Der Kirche fehlt noch mancher Schniuck, z, B. die gemalten Fenster, Neben derselben is ein Kloster erbaut,

Herr Guizot hat den Antrag, Professor in. Oxford zu werden, abgelehnt,

Jn Edinburg hat ein Straßeu- Auflauf stattgefunden, welcher das Einschreiten des Militairs und mehrere Verhaftungen berbeiführte. Die Veranlassung war der öffentlihe Verkauf gestrandeter Sachen, - deren Eigenthümer sich weigerte, seinen Beitrag zur Besoldung der S einzuzahlen, Die Volksmenge suchte diesen Verkguf zu )indern.

Ju Dublin steht Herr Reilly, einer der Herausgeber des Jr =- läudischen Verbrechers, vor Gericht, Die Verbindung der bei- den Parteien, der friedlihen und der kriegerischen, st|ößt noch immer auf Schwierigkeiten. Die Prälaten haben in einer Versammlung zu Maynooth beschlossen, daß künftig Kirchen und Kapellen nur für religiöse und wohlthätige Zwecke als Versammlungsorte gebraucht werden sollen.

Belgien. Brüssel, 7. Juli. Gestern hat die Repräsentans ten-Kammer mit 86 gegen 3 Stimmen die Antworts-Adresse aus die Thronrede und den Geseß=Entwnrf, wodurh das Geseß vom 18. April 1848 über die Prüfungs-Jury für die Universitäten verlängert wird, einstimmig angenommen.

__ Spanien. Madrid, 30, Juni, Der Telegraph hat gestern die Nachricht überbracht, daß dreißig bewaffnete Leute zwischen Ver= gara und Plasencia in der Provinz Guipuzcoa den Grafen von Moatemolin profklamirten, Die bis jeßt eingegangenen Nachrichten thun nicht dar, ob die Aufrührer aus Frankreich eindrangen oder sih in Guipuzcoa selbst rekrutirten, und au uicht, ob der Ausruf zu Gunsten des absoluten oder des constitutionellen Montemolin lau=- tete. (Esyaña.)

_ Der Clamor publico, der heute seit dem 7. Mai zum er- stenmale wieder erschienen ist, sagt: „Wir haben gehört, Herr Jstu- riß sei dazu bestimmt, einem neuen Kabinette vorzusißen, in welches auch die Herren Mon, Pidal und Baron Meer treten werden,“

Berliner Börse.

Berlin, 8. Juli. Wenn es wahr i}, daß die Börse mit der Maßstab für den Frieden nah Junen wie nah Außen sein soll, so müssen wir uns auf dem Wendepunkt der bisherigen mißlihen Ver- hältnisse befinden und eine schnelle Lösung der politischen Fragen in zufriedenstellendster Weise zu erwarten haben, denn alle deutshen und ausländischen Börsen brachten uns in diesen Tegen so bedeutend bes- sere Notirungen, daß man darin die Rückkehr des Vertrauens er= bliden muß, Die Rückwirkung an unserer Börse war ebenfalls be- deutend, denn nicht nur, daß der Geschäfts-V-rkehr sich belebte, sou dern die Course sind dabei so beträchtlich in die Höhe gegangen, daß wir unn nicht allzuweit vo4 dem Standpunkt derselben vor der Revo= lution befinden. Vornehmlich äußerten heute diewiener hohen Courseeinen entschieden günstigen Einfluß auf unsere Börse, nichtsdestoweniger zeigen sich von allen Seiten beträchtliche Geldmittel, so daß diesem Umstande ebenfalls eine so rapide Steigerung zugeschrieben werden kann, denn das Angebot steht mit der Nachfrage ganz außer Verhältniß, und eine Cours - Verbesserung if in solhen Fällen eine selbstredende Sache. Die Juterpellationen über Finanz - Angelegenheiten in der National= Versammlung sud auf diese Weise ohne allen Eindruck auf unsere Börse geblieben. Unsere Finanz= Männer wissen sehr wohl, daß,

während alle Staaten in den leßten 18 Jahren Anleihen gemacht haben, gerade Preußeu mr Schulden getilgt hat; sie lassen sich daher dur Verdächtigungen uiht so leiht in Besorgniß seßen. Wie wenig dies der Fall war, beweist die Steigerung der Staatsschuld= scheine, welhe von 70 bis 735 % bezahlt siud und dazu gefragt blieben; eben so hoben sich preußische Prämienscheine von 84 a 87 Rthlr., und Bank=Antyeile sind von 76 bis 81 % gestiegen.

Das Geschäft in allen Eisenbahn-Actien war bei ‘einem bedeu- tenden Cours-Aufschwung sehr belebt. Anhalter Actien sind von 78 bis 835 %, Litt. B, von 734 a 807 %, Berlin - Stettiner von 76 bis 835 %, Berlin -= Hamburger von 56 bis 59 %, Oberschlesische Litt, A. und Litt, B, von 74 bis 80/ %, Halle-Thüringer von 454 bis 49 %, Nieders{l.-Märk. von 63 bis 6825 %, Köln-Mind. von 652 bis 73% gestiegen. Berlin-Potsdamer haben sich von 42 bis 45 % ge- hoben. Krakau - Oberschles. von 32 bis 342 % bezahlt. Stargard= Posen von 562 bis 64 % bez. Bergisch-Märkische von 42 bis 47% gemacht. Magdeb.-Wittenb, von 40% bis 427% bez. u. Gld. Ko= sel - Oderberg wurde 40 und 45 % geboten, eben so wgren Breslau= G iburger a 75% gesucht, es fandeu sich. aber für beide De- visen feine Abgeber, Auch alle Prioritäts = Actien erfuhren eine beträchtlihe Steigerung, besonders gber Potedam-Magdeburger, welche von 73 bis 81% bezahlt wurden. Köln-Minden r % vou 79 bis 864 %, Halle-Thüringen von 73 bis 79 %, Niederschles. 4 % von 74 bis 79%, 5% 11, Serie von 865 bis 90 %, I. Serie von 80) bis 86 % bezahlt und Geld. Auch nach fremden Eisenbahn-Ef= fekten war viel Begehr, dech fehlen Abgeber dafür, und wir können nur Geld-Couse notiren. Man bot heute für Dresden- Görlißer 65%, für Leipzig-Dresdener 875 %, für Sächs.-Bayerische 735% und für Kiel-Altona 86 %. Nur in Friedriw-=Wilhelms-Nordbahu fand ein bedeutender Umsaß statt, und stiegen diese von 335. bis 374 %, wozu beute Nevmer blieben. 3

Äonigliche Schauspiele.

Montag, 10, Juli, Jm Opernhause. 4110te Schauspielhaus=- Abonnements = Vorstellung, Zum erstenmale wiederholt: Julius Cäsar, Trauerspiel in 6 Aufzügen, von Shakespeare, nah A. W., von Schlegel)s Uebersebung. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Schäu- spielhaus-Preisen verkauft : f

Ein Villet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr., ein Billet in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr., ein Billet im Parterre, ‘in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr., ein Billek“im Amphi- theater 75 Sgr. 2c. S

Dienstag, 11. Juli. Vorstellung :

/ Im Schauspielhause. 411te Abonnements- ( Die Geschwister, Schauspiel in 1 Aufzug, von Göthe. Hierauf (neu einstudirt): Der Geizige, Lustspiel in 3 Abth., nah Me, ck»te Ab da Mittwoch, 12. Juli, Jm Schauspielhause. 112te Abounementêse Vorstellung: Tiphouia, Tragödie in 5 Akten, von Karl Zwengsähn, -

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