1848 / 68 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ermächtige Jh, wegen Ausführung dieser Anordnung das Weitere zu ver-

anlassen. . ck j 24, Mai 1848. ; Sanssouci, den m Friedrich Wilhelm.

Hansemann, von Patow,

An E : das Fiuanz - Ministerium und das Ministerium für Handel, Gewerbe und

öffentliche Arbeiten,“

Ferner die Allerhöchste Genehmigungs -=Urkunde vom 25. Juni 1848, betreffend die Umwandlung von 870 Stü Stamm - Actien der Niederschlesishen Zweigbahn - Gesellschaft in fünfprozentige Prio=- ritäts-=Stamm- Actien: i

„Vir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, ¡König von Preu- zen 2c. 2

atedem die General-Versammlung der Niederschlesishen Zweig- bahn- Gesellschaft unterm 27. Mai d. J. beschlossen hat, die noch in deren Best) befindlihen 870 Stück Stamm - Actien zu 100 Thalern in fünfpro- zentige Prioritäts -Stamm - Actien umzuwandeln und zu dem Ende mit dem Stempel: „Prioritäts -Stamm - Actien“ zu versehen, so wollen Wir hierzu in Gemäßheit des §, 20 des unterm 8, November 1844 von Uns bestatigten Statuts (Gesep-Sammlung für das Jahr 1844 Seite 677 und folgende) unbeschadet der Rechte Dritter, Unsere Genehmigung er- theilen.

Diese Genehmigungs-Urkunde i durch die Geseß -Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Gegeben Sanssouci, den 25, Juni 1848,

(L. S.) Friedrich Wilhelm, von Patow.“

Berlin, 19. Juli, Das Amtsblatt des Königlichen Post-De- partements enthält die Verorduung betreffend die Portofreiheit | der milden Geldbeiträge zum Besten der Nothleidenden in Schlesien, desgleichen der Briefe, Geld- und Packet-Sendungen sämmtlicher aus ibrem Regiments - Bezirke auêgerücckten Truppentheile; desgleichen be- treffend die Herabseßung der britishen Recommandations - Gebühr sür rekfommandirte Briefe nah Großbritanien und Jrlandz desglei- chen betreffend die Porto » Freiheit der Geldsendungen der in die Provinz Pofen eingerückten Truppentheile des zweiten und dritten Armee- Corps an ihre Familien in der Heimat z desgleichen der Briefe der außerhalb der heinatlihen Gränzen ihres Anmee-Corps fantonnirenden Landwehrmännerz desgleichen betreffend die Verpflich= tung der Amtsvorsteher, einém jeden Beamten das über ihn in der Konduitenliste ausgesprochene Urtheil auf Verlangen mitzutheilen. Sie lautet wie folgt:

„Die bisherige Art der Führung der Konduitenlisten hat zu der Klage Veraulassung gegeben, daß den Beamten die Gelegenheit entzogen bleibe, die in den Konduitenlisten niedergelegten Urtheile über sie kennen zu lernen und sich wegen etwa über sie ausgesprochenen Tadels zu rechtfertigen,

Diese Klage trifft zwar bei der Post-Verwaltung insoweit nicht zu, als {on seit mehreren Jahren die Einrichtung getroffen worden, daß über ta- delnde Aeußerungen in den Konduitenlisten den betreffenden Beamten ge- eignete Vorhaltung gemacht und dadurch Gelegenheit zur Vertheidigung und Rechtjertigung gegeben worden is, Um indeß jeden Uebelstand, welcher aus der Geheimhaltung der Konduitenlisten gefolgert werden kann, sür die Zu- tunst ganz zu beseitigen, bestimme ich hierdurch mit G-:nehmigung des bis- herigen Herrn Chefs des Königlichen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, daß die Konduitenlisten zwar auch ferner uach den bis- her ergangenen Vorschriften anzufertigen und einzureichen sind, indem sie als das einfacbste Mittel angesehen weiden müssen, daß General-Postamt, wic es im Interesse des Dienstes und selbst der Beamtenunerläßlich ist, fortgesetzt in Kenntuiß über die Fähigkeiten, die Leistungen, die dienstlihe und außerdienstlihe Füh- rung und die sonstigen Verhältnisse der Postbeamten zu erhalten, daß diese Listen aber nit mchr geheim, sondern dergestalt geführt werden sollen, daß der Amis-Voistand einem jeden Beamten das über ihn ausgesprochene Ur- theil auf seiu-Verlangen mitzutheilen verpflich:et ist, |

Die He ren Vorsteher der Post-Aemter (Hof- und Ober-Post-Aemter) und Post-Verwaltungen weije ih an, sür die Folge nacchz obigen Bestim- mungén zu verfahren, mache denselben aber zugleich zur Pflicht, solche Vor- sorge zu treffen, daß jeder Beamte, dem auf sein Verlangen die Konduiten- liste zur Eiusicht vorgelegt wird, nur von dem über ihn sprechenden Zeug- niß, nicht aber auch von demjenigen über seine Amtsgenossen Kenntniß nebmen fann.

Von dem Pflichtgefühle der Herren Amts-Vorsteher darf ich übrigens mit Zuversicht erwarten, daß diese neue Einrichtung sie nicht abhalten wird, sich ofe und nach) ihrer vollsten Ueberzeugung über die Fähigkeiten, Lei- stungen und Führung der betreffenden Beamten auszusprechen,

“Berlin, 28, Juni 1848.

Der General-Postmeister von Schaper,“

Berlin, 10. Juli. Als im vergangenen Herbst und Winter die asiztishe Cholera, vom Süden Rußlands ausgehend und nord- wärts fortscreitend, sich dur den größesten Theil des europäischen Rußlands verbreitete, baben die preußischen oberen Medizinal-Behör= den den Gang dieser Epidemie mit uäunterbrohener Aufmerksamkeit verfolat. Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des Ministeriums des Junern und des Ministeriums der Medizinal -= An- aelegenbeiten der Theil des Reglements über das Verfahren bei an= stedenden Krankheiten vom 28. Oftober 1835, welcher si

auf ‘die Cholera bezieht, ciner Revision unterworfen und bei des Könies Majestät die Aufhebung einiger Vorschrif- ten des - gedachten Neglements beantragt, welche die Er-=

fahrung als nihcht völlig, zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher Genehmigung wurden die Regterungen der Provinzen, in denen das Auftreten der Cholera am ersten erwar- tet werden durfte, von diesen Abänderungen in Kenntniß gesegzt und zur pünktlihen Ausführung der Vorschriften des Reglements ange- wiéjen. Nachdem am Lten v. M. die Cholera nun auch in St. Pe- teróvurg auégebrohen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ift, wird die bereits erfolgte Anweisung der betreffendenRegierungs-Behörven wiederholt und denselben zur Pflicht gemaht werden, der Ausführung des in Betresf des Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch beute sür vollfommen gauéreihend und zweckmäßig zu erachten- den Maßregeln ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. :

.+ Breslau, §8. Juli, (Sghles. Ztg.) Heute Nachmit- tags fam der öjterceih:\{e Staats - Minister Herr von Wessen- berg in Begleitung mehrerer Hofbeamten des Erzherzogs Johann auf ker Eiseubahn hier dur, um über Dresden nach Frankfurt a. M. zu reisen, Dersclbe eilt dem Erzherzoge dahin voraus, welcher Leßtere heute Abend 77 Uhr von Wien abreist und morgen, als Sonntag Nachmittags 32 Uhr, hier in Breslau eintreffen, jedo alébald weiter nah Görliß reisea wird, um dort zu übernachten, Denselben begleitet die Deputation der frauffurter National-Bersammlung, Von Görliß geht die Reise mit dem crsten Frühzuge weiter nach Dresden, wo der Erzherzog sich einige Stunden aufzubalten gedenkt, um demnächst mittelst eines Separat - Trains die Reise über Leipzig nach Eisenach weiter fortzuseßen. Uebrigens will der Erzherzog nur einige Tage in Franffurt verweilen und shou am 18. d. M. wieder in Wien zurü sein, um die bsterreihishe National-Versammlung zu eröffnen,

Sachsen. Dresden, 6. Juli, (D. A. 3.) Die zweite G mmex hat in ihrer heutigen Ss die Berathung des Deputa- tions - Berichts über das neue Wahlgeseß beendigt.

Der erste Du welcher zur Verhandlung kam, war der von der Majoritát ver Deputation aufgestellte Grundsaß, baß alle Staats- und Hof- Beamte, sowohl in Civíl- als Militairstelen, von dem Eintritte in

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die Volks - Kammer ausgeschlossen bleiben sollen, so daß es ibnen freistehe,

im Falle der Wahl ihr Amt aufzugeben und dem Rufe zu folgen, Zur Begründuung dieses Antrages is in dem Berichte angeführt, daß es nicht allein díe Furcht vor Einflüssen von der obersten Gewalt auf diese Perso- nen gewesen sei, welche die Majorität hierbei geleitet, sondern vielmehr der Umstand, daß die Beamten, ‘die do âls ein Theil der Staats-Regierung betrachtet werden müßten, als Volksvertreter bei Kontrollirung der Regie- rung leiht iy den Fall kommen könnten, gewissermaßen Partei und Richter zugleih zu sein. Die Abgeordneten Sachße, Krey\ch- mar, Brockhaus, Heyn, Schenk, Dr. Geißler, Harkort, von derx Planiy und Küttner erklärten sich, gestüßt auf das an- érkannte Prinzip der Wählfreiheit, für die fernere Zulassung der Staats- diener und sprachèn gegen den Antrag der Majorität, der durch den Nesfe- renten und die Abgeordneten Kaiser, Helbig und Wehner vertheidigt ward. Auch Staats - Minister Oberländer bekämpfte die Ansicht der Majorität und äußerte, daß dieselbe auf einer völlig falschen Auffassung des Prinzips der Staatsdienerschaft beruhe, die in ihren Konsequenzen zu einer Fortfegung und Verewigung des Polizeistaats führen werde. Er seinerseits vermöge nicht zu begreifen, wie man bei Durchführung des demokratischen Prinzips vou Seiten der Deputation dahiu gelangt sei, Volk und Beamte als Gegensäge aufzustellen; in einem freien Lande hätten beide Theile glei- ches Jnteresse, und so lange man die Staatsdiener als eine außerhalb des Volkes stehende Kaste hinstelle, sie isolire, werde man keine Früchte des frélien Staatslebens ärndten können, Jn dem Deputations - Berichte seien die Staatsdiener hinter den Almosen - Perzipienten, denn diese habe man als wählbar aufgestellt und unmittelbar vor den unehrlihen Leu- ten einrangirt; das sei ein Unrecht und beruhe, wie gesagt, min- destens auf einem Jrrthum in der Auffassung des Prin ips der Staatsdienerschaft, Staats-Minister von der Pfordten sprach ebenfalls gegen dic Ausschließung der Staatsdiener und meinte, das von der Majo- rität der Deputation hier angenommene Prinzip laufe auf den Gedanken hinaus, daß die Staatsdiener reine Maschinen seien , ein Gedanke, der die Betreffenden mit einem Makel behafte und für dieselben niederschlagend sein müsse und daher nicht in die Geseßzgebung übergehen dürfe, Die Selbst- ständigkeit der Meinung der sächsischen Beamten sei vielmehr von jeher an- erkannt worden und ein Pfeiler für die Freiheit des Volks gewesen, der ge- wahrt werden müsse und gewahrt werde, wenn man die Zulässigkeit der Staatsdiener ia die Hände der Wähler lege, Eine von dem Referenten bei diesem Punkte gethane Aeußerung, daß das Gerücht gehe: die vorige Regierung habe bei einem früheren Abgeordneten durch eine demselben ge- währte jährliche Unterstüßung sich dessen Stimme in der Kammer zu sichern gewußt, rief bei den Abg. Haase und von Criegern die Erklärung hei vor, daß von Seiten der abgetretenen Minister bei ihnen niemals eine Einwirkung versucht worden sei und sie auch in den Fällen, wo sie gegen die Vorlagen der Regierung gestimmt, nicht irgendwie eine Mißbilligung erfahren hätten, Die Abgeordn. Nittner und Harkort hielten ebenfalls diese Beschuldiguug für unge- recht, und Staats-Minister vou der Pfordten äußerte, daß ihm, so ver- scbieden auch die politischen Ansichten zwischen den vorigen und der. jeßigen Ministern seien, eine solche Handlungsweise bei dem persönlichen Charakter der abgetretenen Mäuner kaum glaublich erscheine, Der Referent bemerkt, daß er nicht jene Beschuldigung erhoben, sondern nur gesagt habe, was die öffentliche Stimme sage, und an diesem festhalten müste.

Bei der Abstimmung wurde sodann auch der Antrag der Majorität der Deputaticn mit 47 gegen 15 Stimmen abgelehnt, dagegen der Vorschlag der Minorität, daß Staatsdiener ohne Auferlegung einer Bedingung wählbar sein sollen, gegen 14 Stimmen angenommen. Eben so wurde ein Antrag des Abgeordn, Schenk; die Kammer möge den Wunsch aussprechen, daß zu Abgeordneten gewählte Staatsdiener und andere Beamte die Genehmigung der vorgeseßten Dienstbehörde auszubringen nicht mehr verbunden sein sollen, und daß die Regierung deshalb eine die Abänderung des §. 75 der Ver- fassungs-Urkunde bitri fende Geseßes-Vorlage an die Stände bringen möge, von der Kammer einstimmig angenommen, Ein hierzu von dem Abgeordn, Dr. Geißler éingebrahtes Unteramendement, baß die Kammer die Erwar- tung hege, die Staats - Regierung werde die hier einschlagenden geseßlichen Bestimmungen den vonder Kammer ausgesprochenen Ansichten gemäß treffen, fand gleichfalls gegen 10 Stimmen Annahme.

Der fünfte Abschnitt des Deputationsberichts geht dahin, daß ein Zwangsrecht sür die Annahme der erfolgten Wahl und wiederum gewisse Entschuldigungsgründe, als der Würde der Sache nicht angemessen, nicht aufgestellt werden sollen, Diesem Punkte trat die Kammer ohne weitere Diskussion einstimmig bei. Dagegen führte Abschnitt 6 des Berichts wie- der eine ausgedchntere Debatie herbei. Derselbe enthält zwei Anträge, nämlich a) daß die Leitung der Wahlen lediglih ven Gemeinden über- lassen bleiben, und þ) daß das Urtheil bei Anfechtung einer Wahl, ge- schehe sie aus materiellen oder formellen Gründen, ausschließlich der Kam- mer zustehen soll, Der erstere wurde, nachdem Staats-Minister Oberlän- der, so wie die Abgg. von Criegern, Sachse, Küttner, Cubasch und Heyn, sich dafür erklärt hatten, daß die formelle Leitung der Wahl der Negierung verbleibe, mit 33 gegen 29 Stimmen, der zweite aber einhellig von der Kammer angenommen.

Die Abschnitte 7 und 8 des Berichts wurden zusammen diskutirt. Sie enthalten von der Majorität die Anträge: 1) daß die Abhaltung eines ordentlichen Landtags alljäh1lich stattfinden solle, und 2) daß die Dauer der Wahl eines Abgeordneten jedesmal nur für einen Landtag festzusegen sei, Bei der Debatte hierüber betheiligten sih die Staats-Minister Dr. Braun, Oberländer und Georgi, so wie die Abgg. von Criegern, Brockhaus, Sachße, Harkort und Haase, die sämmtlich in Betreff des Antrages sub l nicht sowohl gegen das Prinzip, als vielmehr dahin sich aussprachen, daß es gegenwärtig, wo beim nächsten ordentlichen Landtage die Berathung jo vieler umfassender Geseße in Aussicht stehe, nicht an der Zeit scin dürfte, von der bisherigen Bestimmung einer dreijährigen Periode abzugehen. Die Abstimmung ergab, daß die Kammer mit 41 gegen 22 Stimmen den An4 trag sub 1) ablehnte, dagegen aber den sub 2) mit 53 gegen 10 Stim- men annahm. Eine Frage darauf, ob die leßtere Bestimmung auch für außerordentlihe Landtage gelten solle, wurde mit 44 gegen 19 Stimmen verneint, Die definitive Abstimmung über das ganze Wahlgeseß, zu wel- ber das Präsidium nunmehr verschreiten wollte, wurde auf Antrag des Staats-Ministers Oberländer für heute noch ausgeseyt,

Dreadelt 7, Sill, C, 4 3) Vei der zweiten Kunnter ist heute ein Königliches Dekret eingegangen, durch welches der in den leßten Sißungen berathene Eatwurf des neuen Wahlgeseßes zurück- genommen wird, so daß derselbe nunmehr gar nicht an die erste Kammer zur Berathung ge!angt und auch in der zweiten Kammer die gestern ausgeseßte definitive Abstimmung darüber unterbleiben fonnte.

Als das Delret in der heutigen Sizung zum Bortrage kam, bemerkte Staats-Minister Oberländer, daß die Zurücknahme des Gesez-Cntwurfs deshalb geschehen, weil die Negierung sih überzeugt habe, daß derselbe nicht allenthalben den Wünschen und Ansichten der Kammer entsprehe, und fügte die Erklärung bei, daß das Ministerium sofort an tie Ausarbeitung eines neuen Gesezes gehen werde, wobei alle in der Kammer vertheidigten An- sichten, auch die, welche die Majorität der Kammer nicht erlangt hätten, nochmals in sorgfältige Erwägung gezogen werden sollten, Die Berathung dieses neuen Entwurss werde alsdann die leyte Arbeit der gegenwärtigen Stände-Versammlung sein, und den aus den neuen Wahlen hervorgegan- genen Volksvertretern müsse es vorbehalten bleiben, auf dem nächsten or- dentlichen Landtage die leßte Hand an die Neform unserer öffentlichen Nechtszustände zu legen. Wie die Negierung fest entschlossen sei, diese Ne- form herbeizuführen, eben so fest sei sie aber auch entschlossen, dies nur auf verfassungsmäßigem Wege zu thunz vas sächsische Volk solle in seinen Ju- stitutionen hinter feinem anderen freien Volke zurückbleiben, dies sei das Streben seiner Regierung, und sollte vieselbe zur Erreichung dieses Zweckes auf vem betretenen Wege unübersteigliche Hindernisse finden, so werde sie ihre Mission als beendigt betrachten, i

Nachdem hierauf noch Secretair Siegel für elne der nächsten Siz- zungen einen Antrag auf Aufhebung der noch bestehenden geheimen Kon- duitenlisten angekündigt hatte, ging die Kammer zur Tagesordnung über, Als solche war vie Berathung eines Berichts ver zweiten Deputation, über ein Königliches Dekret, die dermaligen finanziellen Zustände betreffend, an- geseut: „Die Staats-Regierung hat in der Beilage des bezeichneten De- lrets ter Stände-Versammlung einen Nachweis über den dermaligen Zu- stand der Finanzen gegeben, Sie legt dar, über welche Mittel sie außer

den im Budget ihr zugewiesenen Steuern und Staats-Einnahmen zu ver- fügen hatte, und wie diese verwendet wurden, deutet ferner die Maßregeln an, welche ihr geeignet erscheinen, den Anforderungen der nächsten Zukunst zu begegnen, indem sie zugleih bedacht ist, die von ihr auf Grund des §. 88 der Verfassungs-Urkunde erlassene Verorduung, die Vorauserhebung der Grund- und Gewerbesteuern enthaltend, zu rechtfertigen, deren nachträgliche ständische Genehmigung sie beantragt.“ Die Mütheilungen der Staats- Regierung zerfallen daher wesentlich in zwei Theile, indem der erste sich auf die Vergangenhëit und das, was geschehen ist, bezieht, während der zweite sich mit der Zukunft und den nöthig werdenden Maßregeln be- \châftigt, N

di Ueber den ersten Theil der Vorlagen wurde in der heutigen Sigung, die LIE ALLIGUER pur BDorirag der Unterlagen und Berichte ausgefüllt a Goat 14 brew R Die Deputation (Neferent von der Pla- Verlnar--entbatids E, daß sie nah genauer Prüfung der in der namentlich die Vorauserbebun; E Verfahren der Staats - Regierung und fertigt anerkennen müsse d s (t Es Steuern als vollständig gerect-

Ges musse, und stellt den Antrag: „Die Kammer wolle ihre Zustimmung zu dem von dem Finanz-Ministerium seither beobachteten Ver- fahren aus})prechen und sih überhaupt mit den von der Staats - Regierun ergriffenen finanziellen Maßregeln einverstanden erklären, daher auch Le von der Staats-Nogierung aus den Grund von §. 88 der Verfassungs - Urkunde erlassenen Berordnung vom 25, April d. J,, die Vorauserhebung der D und Gewerbesteuern betreffend, ihre nachträglihe Genehmigung ertheilen,“

Nachdem der Deputations - Bericht bis zu diesem Antrage vorgelesen worden war, erhob sih der Siaats - Minister Georgi und beleuchtete in einer ausführlichen Darlegung die dermaligen Finanz- Zustände, wobei der- selbe unter Anderem bemerkte, daß sich für das erste Halbjahr 1848 in dem Einnahme -Budget ein Ausfall von einer halben Million Thaler ergeben habe, daß er jedoch hoffe, der gute Kredit Sachsens und der Patriotismus seiner Bürger werde hinsichtlich der für die Zukunft zu ergreifenden Maß- regeln alle Schwierigkeiten überwinden lassen, Zugleich gab derselbe einen Nachweis über den Stand der Staatsschuld des Landes, aus welchem her- vorgiug, daß dieselbe (inkl. der Eisenbahn- Anleihe) niht über 40 Millionen Thäler betrage, während der Staat hierfür einen Gegensatz von mindestens 70 Mill, Thaler, nämlich 35 Mill, mobiles und 35 Mill, immobiles (Kam- mergüter, Staatsgebäude und Staatsforsten ) Staats -Vermögen aufzuwci- sen habe, woraus man die beruhigende Ueberzeugung s{vöpfen könue, daß die Vermögens - Verhältnisse Sachsens güustiger seien, als die irgend cines anderen Siaates.

Eine eigentliche Diskussion über diesen Theil des Deputatious-Berichts fand nicht statt, und es wurde der obige Antrag, nach einigen das Versah- ren der Negierung anerkennenden- Bemerkungen der Abgeordneten Neiche- Cisenstuck und Nittner, von der Kammer einstimmig augenommen,

Sannover. Hannover, 8, Juli. (Hannov. Zeitung.) Die allgemeine Stände-Versammlung des Königreichs ist heute vers tagt worden.

Das Gesammtministerium hat unter dem 7, Juli an die Stände- Versammlung nachfolgende Erklärung erlassen : l

,, Den löblichen Ständen find ohue Zweifel diejenigen Beschlüsse bekannt, welhe von der deutschen National - Versammlung über die Begründung einer provisorischen Centralgewalt und die Uebertragung derseiben auf Seine Kaiserlide Hoheit den Erzherzog Johann von Oesterrcih gefaßt worden. E

Die Persönlichkeit dieses erhabenen Fürsten is so vollkommen geeignet, das Vertrauen der Fürsten wie der Völker Deutschlands auf sih zu lenkèn, daß Scine Majestät der König Jhre Zustimmung zu dieser Wahl zu erklären und dieselbe als ein höchst günstiges Er- eigniß in der gegenwärtigen verhängnißvollen Zeit zu begrüßen fei- nen Augenblick Anstand genommen. Auch haben A!lerhöchstdieselben im Vertrauen auf diese Persönlichkeit und in der Vorausseßung, daß Seine Kaiserliche Hoheit die Wahl annehmen werden, Bedenken, welche die Form und der Juhalt des Beschlusses über die Demselben zu übertragende Gewalt zu erregen wohl geeignet gewejen, jeßt nicht geltend zu machen Sich entschlossen. : /

Inzwischen haben Seine Majestät Sich bewogen gefunden, in Beziehung auf diese hohwichtige Angelegenheit den löblihen Ständen folgende Mittheilungen machen zu lassen. Seine Majestät haben die gebiecterishe Notl;wendigkeit erkannt, der Verfassung Deutschlands eine g' ößere Kraft und Einheit zu verleihen, daher Jhre Zustimmung dazu gegeben, daß die Verfassung durch eine Vertretung des Volkes am Bunde vervollständigt werde, und sih zu Opfern für die Erreichung des Zweckes einer größereu Einheit und Krast gern bereit erklärt,

Allein Se. Majestät hegen auch die uuwandelbare Ucberzeugung, daß der gesammte Zustand Dentschlands die Herstellung einer solchen Ceutral- Regierung, wele auch die inneren Angelegenheiten des Lan- des orduen und die Fürsten lediglich als Untergebene eines anderen Monarchen erscheinen l:ssen würde, nicht zulasse, und daß so wenig das Woßl und die Freiheit der Völker, als ihre eigene fürstlihe Ehre es grstatten würde, einer Verfassung Jhre Zustimmung zu geben, welche der Selbstständigkeit der Staaten Deutschlands nicht die noth- wendige Geltung sicherte. S

Unter diesen Umständen sind Se. Majestät zwar entschlossen, auf der einen Seite dem wahren Wohle des Landes alle Opfer zu brin- genz auf der anderen Seite aber würden Sie, falls die geforderten Beschränkungen der Selbstständigkeit über dasjenige Maß hinausgin- gen, welches die Pflichten gegen das Allerhöchstihnen von Gott anvertraute Land und Jhre eigene Ehre bezeichnen, lieber das Aeußerste ertragen, als zu Maßregeln die Hand zu bieten, welche Pflicht und Ehre als verwerflich darstellen würden.

Se. Majestät haben daher die Unterzeichneten beauftragt, bei der Verhandlung über die Verfassung Deutschlands und insbesondere auh rücksihtlich der dem Erzherzog Johann anzuvertrauenden M {hen Centralgewalt auf alle geeignete Weise dahin ZU wirken, daß jene Verfassung und insbesondere die künftige Stellung des Reichs- verwesers mit der Selbstständigkeit des Königreichs in dem angedeu= deten Sinne vereinbar fet, 2 ;

Zugleich aber 1 Allerhöchstdieselben au erklärt, daß, salls diese Verhandlungen zu einem günstigen Resultate nicht führen, viel- mehr die Beschränkung der Selbstständigkeit des Königreichs über Uy jenige Gränze, welhe Seine Majestät Sich stellen zu müssen geglaubt haben, hinausgehen würde, Seine Majestät Sich nicht verpflichtet Als achten föune, in einer Stellung zu beharren, welche alsdann zu Jhren Augen jede Möglichkeit, das 2Woÿl des Landes zu fördern, aÿ- schueiden würde. i ;

Hannover, den 7. Juli 1848, ; a A

i Königlich hannoversches Gesammt-Ministerium. r

Bennigsen. Prott, Stüve, Dr, Braun. Lehzen,

DULCi 0, 2

S) é N Hessen und bei Nhein. Darm stad t, O A f Zta) Jn der gestrigen Sibung der ae Z L, L E Us welcher die Berathung über den von E e, A it E se(zes-Entwurf, betressend die Einkommen Seen L egi e erflán pie Großh. Negierungs-Conmissair, M. R. geh Eu Ls E f tigt sei, die Zustimmung der Regierung zu O von em erf s us- {uß gestellten Antrag. (auf GUgteulg u “lpanagen der Prinzen des Großherzoglichen Hauses zu diejer Einfommen »- Steuer), biermit auszusprechen. „IVeimar. Weimar, 8. Juli. (Weim. Ztg.) Das Sach fe nisterium hat unahstebende Befanntmachung erlassen: S Das konstituirendo deutsche Parlament zu Frankfurt a. M. hat, um unser Vaterland gegen die von innen und außen drohenden Gefahren wirk-

samer zu {üzén, bis zur endlichen Feststellung der neuen Verfassung alle deutschen Staaten einer provisorischen Centralgewalt untergeordnet, zum Jn- haber dieser Gewalt, welche durch ein dem Parlamente vcrantwortliches Mi- nisterium ausgeübt werden wird, zum cinstweiligen Neihsverweser Se. Kai- serl. Hoheit den Erzherzog Johann von Oesterreich erwählt, und die regie- renden Fürsten und freien Städte Deutschlands, von demselben Wunjche beseelt, haben den uns zugegangenen Nachrichten zufolge sofort beide Be- schlüsse des Parlaments bestätigt: Nimmt der Erwählte die Wahl an, was sich in wenig Tagen entscheiden wird, so beginut ein neuer Abschnitt in der deutshen Geschichte, eine neue Zeit, von welhex wir Alle hoffen und wün- schen, daß in ihr unser geliebtes Vaterland dem Ausland ua wiederum in mächtiger, ahtunggebietender Einheit die gebührende Stellung einnehmen, im Jnnern aber unter dem kräftigen Schutze der Geseyze die neue Freiheit sicherer als bisher erblühen, in den gestörten Handel und Verkehr das erschütterte Ver- trauen und mit ihm der vielfach entschwundene Wohlstand zurückkehren werde, so daß ein Jeder nun der neuen Güter unseres Staatslebens von Herzen froh werden fann und Deutschland sich in neuem Glanz erhebt. Hierzu wollen wir Gottes Segen und Beistand erflehen ; und es is zu die- sem Zwecke, auf Befehl Sr, Königl, Hoheit des Großherzogs, die Anord- nung getroffen worden, daß am Sonntage den 16ten d, M,, wenn bis da- hin dié Kunde anher gelangt, daß Se, Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Jo- hann von Oesterreich die Wahl zum deutschen Reichsverweser angenommen hat, in allen Kirchen des Großherzogthums durch angemessenea Gottesdienst das Ereigniß gefeiert werde, von dem wir eine neue große Zukunft hoffen.

Weimar, am 7, Juli 1848,

Großherzoglich sächsishes Staats - Ministerium, von Wahdorf,“

Anhalt-Cöthen. Cöthen, 5. Juli. (D. A. Z.) Das deßauishe Staats - Ministerium hat auf den Antrag wegen Verei1- gung erwiedert, daß es niht vor dem 7. Juli bestimmt antworten könne, da die Volks- Vertretung darüber befragt werden müßte. Die Versammlung zur Berathung der Verfassung hat einstimmig den Be- {luß (gegen den der Minister als einen einseitigen sich im Protokolle verwahrte) gefaßt: daß ohne Einwilligung der Volks «- Vertreter eine Theilung von Anhalt-Cöthen durchaus nicht stattfinden dürfe.

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 4. Juli, (Bör s. H.) Die \chlesw.=-holst. Ztg. enthält eine längere Schilderung des Benehmens der Dänen während der leßten Occupation v:n Haders- leben, in der besonders der von ihuen verübte Meuschenraub hervor- gehoben wird. Die leiseste mißbilligende Aeußerung übcr das Be- nehmen der Dänen , ein Zweifel an der Gerechtigkeit der dänischen Sache, durch neidishe Nachbarn oder rachsüchtige Dienstboten denun- zirt, genügte zur Verhaftung und Abführung, die Angst vor dem Feinde ließ in Jedem einen Spion sehen; eine Menge deutsch und dänisch Gesinnter wurde auf diese Weise verhaftet und nah Chri- stiansfeld geführt und gewöhnlich nach 5—8 Tagen vergeblicher Verhöre losgelassen.

Altona, 8, Juli. (B. H.) Die gestern angekommenen Reserven vom Kaiser Fràänz- und Kaiser Alexander-Regiment, so wie vom Neuf- chateller Schüßen - Bataikllon, 800 Mann stark, sind heute mit dem Morgenzuge nah Rendsburg abgegangen.

Mit dem um 105 Uhr angekommenen Zuge is der Herzog von Augustenburg mit seinem älteren Sohue von Rendsburg, wo er der gestrigen, für den Regierungs-Entwurf in der Hauptsache güustig aus= gefallenen Schlußberathung der Stände über das Wahlgeseß beige=- wohnt, hier eingetroffen.

Neuß-Lobenstein. Lobenstein, 1. Juli. (D, A. Z.) Die Wahlen zu dem fkonstituireuden Landtage sind augeordnet. Es heißt in dem Erlasse hierüber: Von den Beschlüssen der deutschen fonsti- tuirenden Versammlung muß es abhängig bleiben, inwiefern dem fon-= stituirenden Landtage ein größeres Recht, nameutlih die von mehre- ren Seiten in Anspruch genommene allein entscheidende Stimme ein- geräumt werden soll, und auf diesen Beschluß würde daher auch die desinitive Annahme des Verfassungs - Geseßes auszuseßen sein, wenn eine Vereinbarung zwishen der Staats-Regierung und den Vertretern des Volkes geg:-n Erwarten nicht zu erreichen sein sollte, Gleichzeitig wird eine Darlegung der fürstliheu Kammerschulden veröffentlicht, um die hierüber verbreiteten Gerüchte zu widerlegen.

Frankfurt. Sranffutt 4 1, 8. L Utetbver die Un ruhen in Sachsenhausen berichtet das Frankfurter Journal Fol- gendes : „Die seit gestern Abend unterbrochene Passage mit Sachsen= tausen ist durch Hinwegräumung einer die Brücke am jenseitigen Ende versperrenden Barrikade diesen Morgen halb 7 Uhr wieder freige= geben worden. Leider sind die dort ge]tern ausgebrochenen Unruhen, denen übrigens niht im entferntesten ein politisher Charakter zu Grunde liegt, nicht ohne Blutvergießen abgelaufen, Der Hergang, wie er uns an Ort und Stelle geschildert wurde, wurde durch die am gestrigen Nachmittage versuchte Verhaftung mehrerer Jndividuen herbeigeführt, welche in der vorhergehenden Nacht in Begleitung von Katzenmusik einem dortigen Bäcker Beschädigungen seines Hauses zu- gefügt hatten. Die damit beauftragte Gendarmerie wurde insultirt und verjagt; die Behörden fauden sich hierauf veraulaßt, eine Abtheilung Linien-Militair zu demselben Behufe hinüber zu schicken. Dies seßte bö- ses Blut, und als die Linie einen der Exzedeuten arretirt und sich mit demselben ins deutsche Haus an der Brücke zurückgezogen hatte, versammelte sich vor demselben die ausgeregte Menge und versuchte durch Werfen mit {weren Steinen 2c. das Thor zu erbrehen und den Arrestanten zu befreien. Das Militair soll nun, um die Massen zu zerstreuen, erst blind, und als später einzelne Schüsse gegen das Thor fielen, scharf zwischen die Menge gefeuert haben, wodurch drei aus derselben verwundet wurden, die im Heiligengeist-Hospital lie- genz ein vierter dort aufgenommener Verwundeter hat einen Säbel: hieh empfangen. Eine andere Abtheilung des Linien-Militairs, die am Ende der Brückenstraße dieselbe gesperrt hielt, verlor einen Mann, der gerade durch die Stirne geschossen wurde, zog sih indeß, nachdem die Aufregung immer höher gestiegen war, vermittelst Kähnen über den Main zurü, was auch mit der die Thore bescht haltenden Mannschaft ge- \hehen is. Hierauf verbarrifkfadirten die Sachsenhäuser, um das fer- nere Eindringen vom Militair zu erschweren, alle Hauptstraßen und verhielten sich beobahtend auf diesen Verrammlungen, Auf der Mitte der Brücke war eine Abtheilung unseres Bürger - Militairs, und am diesseitigen Eingange, um jede Verbindung mit jenseits un- mögli zu machen, eine starke Abtheilung Linien-Milttair, durch eine große Anzahl Schußwache verstärkt, die ganze Nacht über aufgestellt. Ein gegen 11 Uhr losgebiochenes starkes Gewitter mit heftigem Platregen konute in diesem Z1stande der Dinge keine Aenderung her= vorbringen, indem beide Parteien auf ihren Posten ausbiclten, Außer der argen Heimsuhung des Hauses des obengenannten Bäckers, welches wiederholt die Wuth der Menge auf sih lenkte, sollen jen- seits keine weiteren Exzesse vorgefallen sein. Einige im deutschen Hauje noch zurückgebliebene Linien - Soldaten wurden gegen Morgen entwassuet und unter Begleitung von Schußzwachen au den Main zur Ueberfahrt gebraht. Daß in hiesiger Stadt große Bestürzung herrschte über den ungewissen Zustand der Dinge jenseits läßt sich leiht denken. Aufregung herrschte indeß nur am Ausgange der Brücke und in der Fahrgasse, wo sich natürlih, um dem Shauplage der Begebenheiten nahe zu sein, eine große Menschenmenge zu= sammengefunden hatte, Vereinzelte gufregende Reden und Rufe ausgenommen , geschah indeß nichts Besorgniß Erre- gendes, Wenn im Laufe der Nacht von deu Schußwachen mehrfache

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Arrestationen vorgenommen wurden, so traf das Loos nur solche Judividuen, die, wie es bei solchen Gelegenheiten stets zu geschehen pflegt, den Bewegungen derselben hindernd entgegentreten und dabei noch ein Recht zu behaupten glauben. Dies Loos wurde auch dem seit einiger Zeit als Präsidenten des Arbeiter-Vereins vielgenannten Herrn Ésseleu zu Theil. Dies ist der ungefähre Thatbestand von Vorfällen, die allerdings betrübend genug sind, indeß leiht noch über- triebener d:n Weg in die öffentlichen Blätter finden könnten. Möge man ja nicht glaubeu, wie {on oben ge|agt, es hätte denselben eiue tiefere Absicht zu Grunde g-legen, und die Sicherheit der National- Versammlung sci nunmehr gefährdet. Sie wird nah wie vor sicher in unseren Mauern das große Werk berathen können, dessen Vollen- dung ganz Deutschland mit Spannung entgegensieht ! ‘/

Bremen. Bremen, 7. Zuli. (Hannov. Ztg.) Das treffliche Post - Dampfschiff der Bereinigten Staaten „Hermanu““, welches der Olean-Dampfchifffahrts-Gesellschaft zu New- York ange- hört, langte am 6. Juli, Morgens 6 Uhr, in der Weser an, nach der fürzesten Reise, die je von Amerika nach Deutschland gemacht worden is, nämli in 13 Tagen und 15 Stunden. Der „Hermann“ segelte ain 20, Juni von New-York und kam (wie bereits erwähnt) in 11 Tagen und 23 Stunden bei der Zujel Wight cn; nah dem Aufenthalte von 36 Stunden in England segelte es nah Bremen in 42 Stunden. Es is} aber für das deutsche Publifum nicht nur wichtig, daß dies Schiff so brav und s{uell gesegelt ist, soudern daß auch die Passagiere mit der ganzen Verwaltung desselben, sei- nem Capitain und den anderen Vssizieren und der Eleganz uud Bequemlichkeit des Schisses zufrieden siud. Die Passagiere haben da- her bei ihrer Landung in England dem Capitain nachstehendes Zeug niß überreiht: „An Bord des Dampfschiffes „Hermann““, den 2, Juli 1848, Wir, die Passagiere des amerifanisheu Post - Dampfschiffes „Hermann “‘, Capitain E. Crabtree, fühlen uns verpsüchtet, nah der merfwiirdigen Ueberfahrt von wemger als 12 Tagen von Sandy Hóöok nach der Jnsel Wight unsere vollkommene Zufriedenheit mit der Schnelle, Sicherheit und dem Comfort des Schisfes auszudrücken, Kein Schiff kann unter besserem Besehle und tüchtigeren Offizieren ]stehen und in jeder Weise bejser versehen sein, als der „Hermann“, und es macht uns das größte Vergnügen, hier die vorzüglichen Ei genschaften des Capitains und aller Offiziere zu bezeugen - ein Zeug- niß, welches ihuen als Seefahrern , Gentlemen und Gefährten ge- bührt.“ (Felgen die Unterschriften.)

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DPluslatund.

Hesterreich. Agram, 1. Juli, (ODesterr, Ban Freiherr Jelachih hat nachstehendes Handbillet von Hoheit dem Erzherzog Johann erhaiten: _ -

„Lieber Freiherr von Jelachich ! Von Sr. Majestät wurde Jch in Folge des von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Herrn ungarischen Reichs - Palatin und dem ungarischen Ministerium gestellten Ansuchens mit den aus beilie- gender Abschrift ersichtlihen Auftrage betheilt, die Vermittelung zur güt- lichen Beilegung der Zerwürfnisse zwischen Engarn und seinen kroatisch-\la-

a) Bor r, Kaiserl,

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oonischen Nebenländern zu übernehmen, zu welchem Ende ich aufgefordert wurde, die gegenseitigen Wünsche zu vernehmen, um hiernach die wechsel- seitige Verständigung zu bewerkstelligen, Die möglichste Beschleunigung in der Vollziehung des mir anvertrauten Vermittler - Amtes is am meisten geeiguet, den günstigen Erfolg zu verbürgen, deshalb finde Jch es uner- läßlih, daß Sie als Ban von Croatien eben so schnell dem Nufe, in Wien zu erscheinen, folgen, als ih dies zu thun dem ungarischen Ministe- rium eröffnen ließ, welches meiner Erwartung durch baldige Absendung von Nepräsentanten aus seiner Mitte entsprechen wird, Zckobald dieselben in Wien eintreffen oder ihre Ankunft genau mclden werden, soll auch Jhrer- seits feine Zögerung stattfinden, und werden Sie sich hierzu in der Art vorbereiten, daß Sie unverweilt an den Verhandlungen in Wien persönlich Theil nehmen können, welche sich auf die Art und Bedingungen der gegenu- seitigen Verständigung zu beziehen haben. Als eine unabweisbare Bedin- gung der dauerhasten Verständigung habe ih aber für nöthig erachtet, jegt schon die gänzliche Einstellung der Feindseligkeiten und aller hierzu aufrei zenden Nüstungen während der Zeit der Unterhandlung beiden Theilen vor- zuzeihnen, daher ih das Vertrauen hege, daß von Jhnen, so wíec von Seiten Ungar"s, darauf eingewirkt werde, daß jeder Zusammenstoß sorgfältig vermieden werden wird. Wien, 27, Juri 1848. Erzherzog Joh aun.“

Nach der Wiederkehr unseres Banus is am 29, Juni die erste Sizung des Landtags abgehalten worden, Er wurde mit nicht en- den wollenden donnernden Zivio's empfangen, und er eröffnete die Siz=- zung mit den Worten:

„Judem ih von meiner Reise in den Schoß unseres theuren Vater- landes glälich rückgekehrt und Sie, geehrte Volksvertreter, herzlich zu be- grüßen Gelegenheit habe, will ih Jhnen zu Jhrer größeren Beruhigung in Beziehung auf meine Reise etwas sagen, Ueber unseren Empsaug und die Audienz, die wir bei Sr, Majestät und den Erzherzogeu hatten, hat Jhnen Herr Zigrovich die Mittheilung gemacht; es bleibt mir also nur übrig, über mein Zusammentreffen mit dem Erzherzog Johann Einiges kurz zu erwähnen. Von Jnnsbruck abgereist, erhielt ich die erste Nachricht über das verhaßte Manifest in Linz, worauf ich sogleich dem Erzherzog Johann nachreiste, um von ihm, als den von Sr, Majestät bestimmten Vermittler, die geeig- neten Weisungen zur Abwendung aller Folgen dieses unsere ganze Nation fompromitti. enden Maunifestes zu erlangen; dies versprach mir Se, Kaiserl, Hoheit und zugleich , daß Höchstderselbe sogleich einen Courier nach Pesth senden wolle, damit das ungarische Ministerium von allen ferneren Schrit- ten gegen uns abstehe und die Entscheidung der croatisch-slavonischen Frage in suspenso behalte. Was die Ernennung des hohen Vermittlers zwischen uns und den Ungarn betrifft, so glaube ih, meine Herren, daß, nachdem uns das Schicksal einmal einen Vermittler bestimmt hat, es einen besseren, als es der Enzherzog Johann ‘ist, gewiß nicht geben könnez ich zweifle nicht, meine Herren! daß Sie derselben Meiuung sind, darum glaube ih, daß wir feine Zeit verlieren, und da Se, Ma- jestät die Versöhnung mit deu Ungarn wünscht, sogleich an Se, Kaiserl. Ho- heit den Erzherzog Johann schreiben und unter genauer Auseinandersezung der Gerechtigkeit und der höchsten Noth aller unserer bisherigen Schiitte ihn bitten sollen, womit er baldmöglichst scine Aufgabe beginne, damit wir um so cher erfahren, woran wir sindz denn jeder Augenblick ist für uns vou größter Wichtigkeit, indem wir jet nicht im mindesten zögern dürfen; nur muß ih noch erwähnen, daß, nachdem wir die Wünsche der serbischen Na- tion für die unsrigen erfannt haben, die Bermittelung des Erzherzogs Jo- hann sih auch auf diese erstrelen müsse. Zur Ausarbeitung der Repräjen- tation und anderen hierher gehörigen Vorschläge glaube ich, daß es am zweckmäßigsten wäre, dics dem großen Ausschusse mit der Weisung zu über- lassen, daß er sein Operat so baid als möglich vorlege. Belieben Sie, meine Herren, sich zu erklären, ob Sie damit einverstanden sind,“

Nachdem mehrere Reden gehalten, wmde beschlossen, die Ver mittelung anzunehmen, eine vorläufige Repräsentation au S. K, Hoheit den Erzherzog Johann zu verfassen, worin hauptsächlih die Wider= rufung des Manifestes, die Legalität unseres Landtages, die Eifüllung unserer und der Wünsche der Serben, die Nichtverfolgung der Serben und anderer in Ungarn lebenden Slaven, die Abhängigkeit des Mili= tairs vom Central-Ministeriuum in Wien und die Vermeidung aller Hindernisse der Vereinigung der Dalmatiner mit den Croaten erwähnt werden sollen; ferner wurde dem großen Ausschusse tie Ausa1beitung des Pacifications - Entwurfes mit Rücksicht auf die Stellung der ser- bishen Woiwodschaft gegenüber diesen Königreichen aufgetragen ; weiter wurde beschlossen, dem Ban, in Rücksicht der dermaligen be- drängten Zeit, die unumschränkte Vollmacht in Landes= Angelegenheiten bis zur Entscheidung der Pacifications - Frage zu übertragen, ferner soll der Landtag nicht aufgelöst werden, bis nicht der Pacifications=

Eutwurf des großen Ausschusses verhandelt uud bie Erleichterungen für die Gränze und die übrige Nation bestimmt sein werden,

Venedig, 27. Juni. (A. Z.) Heute is ein österreihisher Parlamentair, geschickt vom General Welden, in Marghera er- schienen, welher eine Zusammenkunft mit dem Stadt- und Festungs- Kommandanten forderte, die ihm bewilligt wurde, doch außer- halb der Festungswerke von Marghera. Darauf erschien ein öster- reihischer Major und venetianischerseits General Antonini. Der Ge- genstand díeser Unterredung war die Art des Transports der in Palma nuova befindlihen Crociati, da am 24sten diese Festung wegen Man= gel an Lebensmitteln fapituliren mußte. Die Crociati treffen am 30sten d. M. oder am 1, Juli iz Venedig ein,

Frankreich. Paris, 7, Juli, Mittelst Beschlusses des Chefs der vollziehenden Gewalt vom 5. d. is der Contre - Admiral Trehouart zum Unter - Befehlshaber des Geschwaders im Mittelmeer unter dem Oberbefehl des Vice-Admirals Baudin ernannt.

Herr Jean Reynaud, ehemaliger Unter-S taatssecretair, hat dem Minister des öffentlihen Unterrichts auh seine Entlassung als Prä= sident der Ober - Studien - Kommission und dem Minister der öffent= liheu Arbeiten seine Entlassung als Präsident der Bergwerks -Kom- mission eingereicht.

Lamartine hat gestern folgendes Schreiben an den Constitu - tionnel gerihtet, welhes heute von diesem Blatt veröffentlicht wird :

„Mein Herr! Aus achtungsvoller Rücksicht auf die kritische Lage mei nes Vaterlandes wie aus Achtung vor dem gesunden Volfkssinu lazse ih die Fluth von Böswilligkeiten, Verleumdungen und Abgeschmacktheiten unbeants wortet, welche ch stets cine Zeit lang über die Namen, Handlungen und Absichten der Mäuner hinwälzt, die in Tagen der Revolution durch die Er- eignisse emporgehoben oder gestürzt werden, Es wird von selbst Licht wer= den, und jede That, wie jeder Mensch werden danu in ihrer wahrer Phosiognomie erscheinen, Jch warte ohue Ungeduld die Gereh= tigkeit ab, denn ich zweiflé niht au der Zukunft. So eben aber lese ich (in Jhrer Nummer vom 6. Juli) ein Bruchstük eines dem Journal des Débats entlehnten Artikels, in welchem der Wahnwiy der Berleumbdung bis zu folgenden Anschuldigungen getrieben ist: „Jn den legten Februartagen war faum das Siraßenpflaster wieder in seinen Fugen, als die neue Negierung daran dachte, nöthigenfalls die Barrikaden von neuem gegen die Nationalgarde zu errichten und gegen denjenigen Theil der Bevölkerung, den man des Neactionsgeistes zeihte, eine Beschuldigung, die jet alle Freunde der gesellschaftlichen Ordnung trifft, Damals wurde ins- geheim ein Barrikaden-Bataillon gebildet, dessen Mitglieder als Lehrer în allen Vierteln dienen sollten, und das man theoretish in der Kunst unter- richtete, die Barrikaden so schnell als möglich zu bauen und sie so vortheil- haft als möglich auzubringen. Die Barrikaden wurden auf einein Plan von Paris bezeichnet, Man hatte auf diesem auch die Gebäude und Mos numente angegeben, welche zu befestigen wären, um Central - Cita- dellen aus ihnen zu machen, Hiernah wird man ni{ht mehr erstaunen über die wohlberechneten Anordnungen der Juni - Jusurgenten. Sie befolgten einen unter der Leitung der Regierung selbst entworsenen Plau,‘ Jch gestehe, mein Herr , daß das Lesen dieser gehässigen Zeilen mich zum erstenmale antreibt, das Schweigen zu brechen, welches ih mix auferlegt hatte, bis der Tag der Erklärungen gekommen sein würde. So muß ich mich denn in einen Lehrer des Bürgerkrieges, in einen Blutbad=- Anordner verwandelt sehen, ich, der ich seit vier Monaten täglih meine Brust darbot, um cinen Blutstropfen meiner Mitbürger zu sparen! Auf

dergleichen giebt es feine Antwort. Nur ein Schrei der Entrüstung drängt sich aus dem innérsten Herzen, und ih ersuche Sie nux, ihn in Jhre Blät- ter einzutragen, Empfangen Sie die Versicherung meiner Hochachtung, Lamartint.” Morgen wird das Todten-Amt für Chateaubriand in der Kirche der auswärtigen Missionn stattsindenz; die Leiche soll daun nah St, Malo gebracht und dort in dem {hon vor einiger Zeit unter der eigenen Leitung des berühmten Verstorbenen erbauten Gewölbe bei- geseßt werden. . : 5 Durch eine Verordnung vom gestrigen Tage hat General Ca- vaignac der Centralverwaltung des Ministeriums des Jnnern eine neue Organisation gegeben, wodur die Ausgaben für das Perfonal vermindert werden und die Stellung der unteren Beamten ver= bessert wird. : 7

Eine trelegraphishe Depesche aus Toulon meldet dem Maríne- Minister, daß dort ein Versuch gemacht worden, das Arsenal in Brand zu stecken, und daß große Aufregung unter den Arbeitern herrschte ; es war den Behörden jedoh gelungen, die verbrecherischen Pläne zu erstickden. Wie verlautet, soll Lon Paris sofort ein außerordentlier Kommissar mit auzgedehnten Vollmachten nah Toulou geschickt werden.

Gestern wurde auf dem Eintrachtsplaße der Trauergotteödienst für die Dpfer der Junitage abgehalten. Die Ceremonie war kurz, einfa und feierli. Der ungeheure Todtenwagen, welcher die Lei= heu trug, wurde von zehn Pferden gezogeu uud war mit schwarzem Tuche umlzängt, auf welchem si ein silbernes Kreuz befand. Vorn las man auf einem wehenden Banner die Juschrift: „Gestorben für die Republik!“ Hinten wix eine Masse dreifarbiger Fahnen ange=- brach, Die Seiten des Wagens waren mit Jmmortellen = Kränzen und grünen Palmen brdeckt. Gencral Cavaignac in {warzer Klei= dung ur. d vhne weitere Abzeichnung, als seine Repräsentanten= \härpe, so wie die Minister in gleicher Tracht, schritten zunächst hin= ter dem Wagen einher; ilzuen folgte die National-Versammlung, der sid die übrigen zahllosen Theilnehmer am Zuge anschlossen. Die quf dem Eintrachtsplaßze celebrirte Seelenmesse machte dur ihre Einfachheit tiefen Eindruck. Die ganze Pfarrgeistlichkeit, die Semi= naristen und die Domherren von Notre - Dame afssistirten den drei Bishöfen in der Süber- Mitra, welche über dèm Chorrocke ihr Ab- zeichen als Repräsentanten trugen. Der Zug, welcher nah der gusäng-= lichen Bestimmung bis zum Bastillep!aze hätte gehen sollen, geleitete den Leichenwagen uur bis zur Madelcine. Unter dem Säulengange dieser Kirche ward die Abjsolution gesungen. Es heißt unverbürgt, die Polizei hae von einem Komplott Nachricht erhalten, welches die vollziehende Gewalt und die National-Versammlung gefährdet haben würde, wenn der Zug bis zum Bastilleplay gegaugen wäre. Gewiß ist, daß die Ordnung nicht gestört wurde, und daß nah Beendigung der Ceremonie, welche eine ungeheure Volksmenge auf die Boulevards und nah allen Umgebungen des Eintrachtsplaßzes geclockt hatte, in Paris die guößte Ruhe herrschte. Die National-Versammlung hielt gestern keine Sitzung, und die Börse blieb geschlossen.

Die Gesammtzahl der Verhaftungen in Folge des Ausstandes beträgt ou 10,000. Aus Anlaß der Ausfagen von Verhafteten verfügte sih die Polizei am Dienstag Abend und vorgestern Morgen in die Straße St. Sebastian und in die anstoßenden Straßen, wo sie in Fabriken und Werkstätten etwa 150 Verhaftungen vollzog. Jn den entlegensten Theilen der Vorstadt St. Antoine wurdei vorgestern neben der Entwaffung, die ohne Widerstand bewerkstelligt wuxde, auch zahlreihe Verhaftungen vorgenommen. Zur Vorsicht hielt man die bewaffnete Macht in Bereitschaft. Aus den Kellern der Kaserne Tournon sind hundert Gefangene, welhe den Boden durchgruben, in die Katakomben entwichen, wo man sie wiederholt, aber bis jeßt ver- gebens, mit Fackeln aufgesuht hat. Man glaubt, daß sie sich ta dem Labyrinth von Gängen verirrt haben, dessen Ausgänge sorgfäl= tig bewacht gehalten werden. Et Ebe i

ch S Emil Girardin begab sids Der vorgestern seiner Haft entlasseue die Presse, wéi dée

sofort nah dem Büreau seines Journals,