1848 / 72 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

was General Wran=

im Gegentheil soll wieder herausgezahlt werden, g ge

n Jütland erhoben hat. Ist es erlaubt, i S geschlossen wird, ohne des Sundzolls zu gedenken? Es

j | | edarf fei erweisung an Ausschüsse, die National - Versammlung | par g Maga Be schiüsse nicht zu Schanden werden lassen. Vogt verweist auf ein in der Augsb. Allg. Ztg, abgedrutes dienstliches Schreiben eines preußischen Geschäftsträgers, von Wildenbruch's , in welchem ausgeführt sci, daß die Preußen in Schleswig nicht für Deutschlands Recht und Ehre fechten, sondern für die Sache Dânes marks, für die dynastischen Juteressen des dänischen Königs gegen die heraufbeschworenen Phantome einer nordalbingischen Republik. Der Redner bedauert, daß die preußischen Waffen sich da- durch befleckt haben. (Sturm auf der rechten Seite.) Der Präsident: Jh glaube nicht, daß der Redner die Gesinnung eines Mitgliedes damit ausge prochen hat. Es liegt nicht in Deutsch= lands Interesse, zu sagen, daß irgend deutsche Wassen sich befleckt haben. Dieses ist ein ungeeigneter Ausdruck. Als der Sturm sich endlich legte, fuhr Vogt weiter fort. Man soll separatistishe Ten- denzen nicht unterstügen. Er erinnert daran, daß das preußische Ministerium in der konstituirenden Versammlung in Berlin sih gegen die Konsequenzen der Bestellung des Reichsverwesers verwahrt habe. Die National-Versammlung hat beschlossen, daß über Krieg und Frie=- den der Reichsverweser mit der National - Versammlung beschließen solle. Alleiniger Abschluß eines Waffenstillstands von Seiten Preu= ßens- ist separatistish. Das hätte Preußen der Central-Gewalt über- lassen sollen. Der Antrag, den der Redner neulich bezügli der di- plomatischen Verbindungen der deutshen Staaten mit dem Auslande gestellt hat, findet jeßt seine volle Rechtfertigung in Thatsachen, die nan neulih vermissen wollte. Die deutshe Chre wird allerdings auf verschiedene Weise verstanden; heute liegt der Beweis vor. Fürst Lichn owsky: Jeder in der Versammlung wird die lebhaftesten Sym- pathieen für Schleswig: Holstein haben. Wenn aber etwas die Be- geisterung dämpfen kann, so is es die Art, wie bis vor furzem von der Tribüne gesprochen worden ist, Jch stelle die schleswigshe Sache zu hoh, als daß ih sie in den Parteien= Kampf hineingezogen sehen möchte. Darin stimme ich mit früheren Reduern überein, daß Präliminarien im .Gange sind, daß der Waffenstillstand vielleicht hon abgeschlossen worden ist. Die Bedin=- gungen aber kennen wir noch niht. Das Gesetz wegen Niedersebung der Centralgewalt läßt den Reichsverweser über Krieg und Frieden im Einverständniß mit der National-Versammlung beschließen, We- gen der eventuellen Möglichkeit, daß die Präliminarien zum Frie- dens schlusse führen können, sind wir berechtigt, darüber zu spre- chen. Es is zwischen militairishem und politischem Waffenstillstand zu unterscheiden. Ersterer is für General Wrangel allein zu vindi= ziren, Wegen des politishen Waffenstillstandes kann die preußische Regierung nur das Recht haben, Punctationen abzuschließen und sie zur Ratification hierher zu \hicken, Ueber die Zweckmäßigkeit eines _Waffenstillstandes zu urtheilen ist, die National-Versammlung noch nicht hinreichend informirt, Der Redner macht übrigens auf die Lage Shleswigs, welches durch die Ernährung von 45,000 Mann rein aufgezehrt werden wird, so wie auf die Lage der Seestädte, auf- merfsam, in welchen der Verdienst sich auf das Bedenklichste ver= mindert hat. Es soll durch den internationalen Ausshuß Jufor-= mation an Ort und Stelle zur Berichterstattung eingezogen wer- den. Jordan von Berlin betrachtet die Sache niht vom Par- tei-Standpunkte aus. Er bedauert, daß die Versammlung nicht

vor vier Wochen entschiedener aufgetreten is. Mit dem Antrag Claussen’ si der Redner aus formellen Gründen nicht ganz ein- verstanden. Es hieße eine Auflehnung gegen das Geseß vorauésecben, wenn man nochmals aussprechen wolle, was bereits ausgesprochen worden sei, Vorläufig wird motivirte Tages-Ordnung genügen, mit dem Vorbehalte energischen Einschreitens gegen einen jeden Versuch, die Ehre Deutschlands zu beeinträchtigen. Der Redner stellt hier- nah den Antrag: 1) in Anbetracht, daß bisher nur unverbürgte Ge- rüchte und nicht offizielle Zeitungs-Nachrichten vorliegen; 2) in An- betracht, daß es geseßlih nur dem Reichsverweser im Einverständniß mit der National-Versammlung zusteht, Waffenstillstand oder Frieden zu schließen z 3) jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbebalt, sofort ener= gisch gegen jeden Versuch einzuschreiten, die Ehre Deutschlands zu beeinträchtigen zur Tages-Ordnung überzuzehcn, Roß von Ham= burg is für den Antrag, die Sache zur Erläuterung an den inter- nationalen Aus\huß zu verweisen. von Reden interpellirt den in- ternationalen Aus\huß, warum zwei von ihm am 14. und 23. Juni gestellte Anträge, jede Souder-Unterhandlung mit Dänemark für Ver- rath an Deutschland zu erklären und bei Abschluß des Friedens die bisherigen Verträge zu berücksichtigen, troß der Wichtigkeit und Dring= lichkeit der Sache bis heute noch nicht zur Berichterstattung gebracht worden sind. von Vindcke steht gleichfalls uicht auf dem Standpunkt der Partei in dieser Angelegenheit und is mit Jordan bezüglich der ersten beiden Punkte einverstanden. Man soll sich vorerst über die Sachlage verlässigenz am schlimmsten is es, Vorwürfe auf Gerüchte zu gründen. Es sollen, wie dem Redner ebenfalls als Gerücht be- fannt wurde, Korrespondenzen zwischen dem Bundestag und Preußen stattgefunden haben. Es ist niht anzunehmen, daß ersterer vor sei= ner Auflösung noch Beschluß gefaßt hat. Man wird wohl den Reichsverweser abwarten. Es is ungeeignet, gegen auswärtige Mäghte, die man s{hlagen muß, zu schimpfenu. Man soll der preu- ßishen Regierung und tem Jieihsverweser vertrauen. Des Vorbe- haltes bedarf es jeßt niht. (Bravo von der rechten Seite.) E i = \senmann verlangt sofortigen Beschluß in einer schon so vielfa be- leuchteten Frage. Wären die Bedingungen wirklih eingegangen, #o müßte die tiefste Entrüstung ausgesprochen werden. Wie dem Red- ner verlässige Privat-Mittheilungen sagen, is England in der Frage gegen Deutschland, dem dann nichts übrig bliebe, als ein Bünduiß mit Frankreich abzuschließen. Dies soll England angedeutet werden. Die Sache wird dem Reichsverweser zu übertragen sein. Wer nher erklärt sich für Tages-Ordnung. Claussen erklärt sich einverstanden mit dem Jordan schen Antrage, weil der Reichs- verweser morgen femmt, S choder nimmt den von ihm und etwa funfzig anderen Mitgliedern mitunterzeihneten Antrag Claussen?s auf. Es- entspann sich eine Debatte, ob zuerst über diesen oder über den Antrag áuf motivirte Tages-Ordnung abgestimmt werden solle. von Soiron erklärte sih für" ersteres, als für den stärkeren Antrag. Die Abstimmung über die Fragestellung ergab bei Probe und Gegen- probe ein zweifelhaftes Resultat. Man beruhigte sich nun bei dem Vorschlage des Präsidenten, auch diesmal wie gewöhnlich zuerst über den Uebergang zur Tages-Ordnung abzustimmen. Der Jordan sche Antrag wurde abgelehnt, das Amendement von Vincke, Nr. 1 und 2 der Motive Jordan?'s angenommen.

Die Sitzung wurde nach einigen Bekanntmachungen von Seiten des Präsidenten um 3 Uhr geschlossen, die nähste zur Berathung über den Empfang des Reichsverwesers aaf morgen, den 14. Juli, früh 8 Uhr anberaumt. Die Kommission zur Vorberathung der Maßregeln für jenen Empfang wird, sofort nah der Sihung gewählt, baldigst zur Erledigung ihrer Aufgabe zusammentreten,

Frankfurt a. M., 12. Juli, (O. P. A. Z.) 36 ste Siz- zung der deutshen Nationalversammlung. Die Sihung wurde um 82 Uhr dur den Präsidenten Heinrich von Gagern

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eröffnet, Heckscher erstattete Namens der nah Wien gesandten Deputation ausführlichen Bericht über die in diesen Blättern bereits mehrfah enthaltenen Einzelnheiten der Reise, des Empfangs in Wien und der festlihen Einbegleitung des Reichsverwesers. Der Bericht- erstatter erklärte, die überall herrshende, in den Empfangsfeierlich- feiten sich kuudgebente Begeisterung genügend nicht schildern zu kön- nen. Bezüglich des in der Autwortsrede des Erzherzogs erwähnten Beifalls der Regierungen zu der Wahl des Reichöverwesers wies der Redner auf die Anwesenheit der sämmtlichen Gesandten der deut- schen Staaten bei der Empfangsfeierlihkeit hin. Die in dem Ge- seße bestimmte Unverantwortlichkeit versteht der Neichsverweser noch wiederholten Erklärungen in dem von dem Berichterstatter in seiner Rede bezeichneten Sinne, nämlich als eine parlamentarische.

Nach dem Schluß des Berichts forderte der Präsident nach 10 Uhr die aus funfzig Mitgliedern bestehende Deputation der National- Versammlung zur Abholung der Reichsverwesers auf. Nachdem die- selbe sih entfernt hatte, wurde dic S bung auf eine halbe Stunde vertagt. Noch vor deren Ablauf verkündigte Glocken - Geläute und immer näher fommendes andauerndes Hochrufen die Ankunft des Reichsverwesers. Unter Vorantragen von Fahnen in den Reichs far= ben betrat der Erzherzog in bürgerlicher Kleidung, geleitet von der Deputation und an der Thür von dem Präsidenten der National- Versammlung empfangen, den Versammlungs - Saal, durchschritt bei tiefer Stille den mittleren Gang, um si, den im Halbkreise geord- neten Sißen der Abgeordneten und den vor denselben stehenden Stüh- len des Präsidenten und der Vice - Präsidenten gegenüber, vor den bereit stehenden Ehren - Sessel zu stellen. Der für die Rednerbühne und die Sihe des Büreaus bestimmte Raum war mit Draperieen und Blumen - Gruppen geshmüdckt. Der Präsident H. von Gagern, wol- cher mit den beiden Vice - Präsidenten und mehreren Schiriftführern vor die bezeichneten Plähze sich gestellt hatte, verlas nachfolgende, an deu Erzherzog gerichtete Worte: : : e

„Von der gegenwärtigen Stunde, in welcher die neu Fonstituir- ten Gewalten des gecinigten Deutschlands an d'ejer Stelle sih ver- binden, zählt eine neue Zeitrehuung unserer Geschichte. Durchlauch- tigster Erzherzog -= Reichsverweser ! Wir heißen Sie willflommen im Schoße der National-Versammlung, die sich selbst und dem Vaterlande gel-bt hät, Ew. Kaiserl. Hoheit bci dem {weren Berufe, der Jhncn geworden ist, mit allen Krästen, die ihr zu Gebote stehen, zu unter- stüßen. Jn Allem, was das Band der Einheit zu stärken, die Frei- heit des Volkes zu sichern, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen, das Veitrauen zu beleben, die gimeine Wohlfahrt zu vermehren ge- eignet ist, kann des Reichsverwesers Regierung auf die Unterstüßung der National-Versammlung rehnen. Das deutsche Volk erkennt Ew. Kaiserl. Hoheit Vaterlandsliebe und Widmung dankbar an. Es nimmt aber Jhre ungetheilte Kraft und Thätigkeit für seine Gesammt- Interessen in Anspruch, Ew. Kaiserl. Hoheit gestatten, daß ih das Gesez über die Einführung einer provisorischen Centralgewalt ver=- lesen lasse, ‘“ : |

Hierauf verlas der Schriftführer, Abgeordneter Biedermann aus Leipzig, das Geseß über Einseßung der proviscrischen Centralgewalt, Der Präsident fuhr fort: E

„Jm Namen der National - Versammlung crbitte ih von Ew, Kaiserl. Hoheit die wiederholte Erklärung in dem Schoß der Natio- nal - Versammlung, daß Sie dieses Geseß wollen halten und halten lassen, zum Ruhme und zur Wohlfahrt des Vaterlandes.” ,

Nach einer kurzen Pause swach der Reichsverweser Nachste- hendes : “_ „Meine Herren ! Die Eil, mit welcher ich hergekommen, um in Jhrer Mitte zu erscheinea, mag Jhnen der deutlichste Beweis scin von dem hohen Werthe, welhen ih auf die mir übertragene Würde eines Reichsverwesers und auf das mir bei diesem Anlasse von den Vertretern des deutschen Volkes an den Tag gelegte Vertrauen lege. Indem ih hiermit das Amt eines Reichsverwesers antrete, wiederhole ih die Erklärung, daß ih das Geseg über die Gründung der provi- sorishen Central-Gewalt, welhcs mir so eben vorgelesen worden, halten und halten lassen will, zum Ruhme und zur Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes. Jch erkläre zugleich, daß ih m!ch diesem Amte ungetheilt widmen und ungesäumt Se. Maj. den Kaiser ersu- chen werde, mich nah der von mir bereits zugesicherten Eröffnung des Reichstages von der weiteren Stellvertretung in Wien zu entleben,“

Nachdem er geendet, verließ er unter endlosem Hochrufen den Saal, geleitet von der Deputation und einer großen Anzahl anderer Abgeordneter. Damit endigte gegen 115 Uhr die Sihung. Die nächste is morgen den 13. Juli, Vormittags 9 Uhr, die in der Zwi- \chenpause vom Präsidenten verkündigte Tagesordnung : Fortseßung der Berathung der Grundrechte.

Preußen. Berlin, 14. Juli, Aus dem Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten geht uns folgende Mittheilung zu:

Die evangelische Kirche des Landes is durch die crfolgte Um-= wandlung des öffentlichen Rechtszustandes in die Nothwendigkeit ver- seßt worden, an die Umgestaltung ihrer Verfassung Hand anzulegen, Die enge Verbindung mit dem Staate, in welcher sie bisher haupt- sächlih ihren äußeren Haltpunkt gefunden hat, geht ihrer Auflösung entgegen. Der Kirche steht die Aufgabe bevor, sich aus eigener Kraft selbsiständig zu gestalten. Für das bestehende Regiment bot sich nun unter diesen Verhältnissen cin doppelter Weg dar. Entweder nâm- li) fonnte dasselbe Alles der freien A}sociation überlassen, oder es fonnte der Kirche dur die Berufung eines konstituirenden Organs die Hand bieten, um sie in den neuen Rechtszustand hinüber zu leiten, Beide Maßregeln sind der ernstesten Prüfung unterworfen worden. Zuletzt aber hat für die zweite die Erwägung entschieden , daß sie allein der Kirche die Gefahr des Zerfalleus in Parteien zu ersparen geeignet sein werde. Die Einleitungen, welche hiernah getroffen worden, sind bekannt. Von dem Minister der geistlichen Angelegen- heiten i eine Kommission zur Berathung der eben \o s{wierigen als wichtigen Angelegenheiten ernannt, und der von dem Reserenten derselben vorgelegte Entwurf einer Verordnung wegen Berufung einer evangelischen Landessynode ist der Oeffentlichkeit zur freiesten Begutachtung übergeben worden, noch che er in der Kommission zur Verhandlung gelangt war. Diese Maßregel hat denn auch vielfäl- tigen Anklang gefunden. Es ist mit Beifall anerkannt worden, daß man die Berathung nicht blos auf den engeren Kreis habe beshrän- fen wollen, und von allen Seiten her haben sich urtheilende Stim- men vernehmen lassen. Nicht weniger als sechzig Eingaben von Konsistorien und Synoden , Geistlichen und Gemeinden liegem dem Ministerium vor , und außerdem hat auch die Presse sich angelegent- lich mit dem Gegenstande beschäftigt. Das Resultat dieser Debatte wird später der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten werden. Es kann jedoch schon jeßt gesagt werden, daß, wenn auch die Nothwendigkeit der Berufung einer Synode, eben so wie das Streben des Ministe- riums im Allgemeinen anerkannt worden is , denno im Einzelnen neben manchem Jrrthümlichen und Mißverständlichen nicht wenige der Beachtung würdige Bedenken und Vorschläge laut geworden sind, welche nunmehr der ernstesten Erwägung zu unterziehen sein werden. Es liegt in der Natur der Sache, daß solchergestalt das Verlangen nah einer Umgestaltung der Verfassung noch einige Zeit auf Befrie- digung wird warten müssen, Das Ministerium hofft indessen gerade

dadurch seiner Pflicht zu genügen , daß es, anstatt eine der bedeut- samsten Fragen der Gegenwart zu überstürzen, vielmehr dieselbe einer besonnenen Lösung entgegenführt, und es würde diesen Weg selbst dann gewählt haben, wenn nicht ihm hier die Wünsche vieler wohl= wollender und freisinniger Männer entgegengekommen wären, Hierzu tritt ferner der Umstand, daß das Ministerium gegenwärtig sih in einem Zustaude interimistisher Verwaltung befindet, und ferner die Erwägung, daß bis jeßt auch der erforderliche formelle Rechtsboden noch nicht gegeben is , insofern die Bedingungen und Modalitäten der Trennung der Kirche von dem Staate noch nicht geseßlich fest- stehen. Erst wenn dieses der Fall sein wird, wird es an der Zeit sein, mit den weiteren Maßregeln hervorzutreten , während gegen= wärtig die Aufgabe nur die sein kann , die nöthigen Vorbereitungen zu treffen, damit die Berathung diejenige Sicherheit und Allseitig= feit erhalte, welche ihr im wohlverstandenen Juteresse der Kirche ge= wünscht werden muß.

Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 9. Juli. Die zweite Kammer hat gestern den Geseß-Entwurf über eine außeror=- dentlihe Einkommensteuer mit einigen Modificationen angenommen.

Schleswig-Holstein, Rendsburg, 12. Juli. (H. C.) Ju der heutigen Sißung der Stände - Versammlung zeigte der Re- gierungs - Kommissar Bremer , im Auftrage der provisorischen Regie= rung, in einer wahrhaft erhebenden Anrede den Ständen die Erwäh-= lung des Erzherzogs Johann zum deutschen Reichsverweser und die eben eingegangene Nachricht von der Annahme dieser höchsten Reichs- würde. durch den Gewählten an. Er hatte noch nicht ausgeredet, als der Donner der Kanonen von den Wällen der Stadt den feier= lihen Aft der Proclamation verkündete, der noch nicht verhallt war, als der Präsident Bargum die Ankündigung in eben so angemessener Weise beantwortcte und dem Reichsverweser ein Hoch brachte, wel= hes von sämmtlichen Mitzliedecn dreimal wiederholt wurde. Es wurde hierauf eine Kommission ernannt, um eine Adresse an den Reichsverweser zu entwerfen.

=ranffurt. Frankfurt a. M., 12. Juli. (O. P- A, Z) „Wer feierliche Einzug des Reichsverwesers in unsere alte freie Stadt erfolgte ge- stern Abeud zwischen 6 und 7 Uhr. Schon von 5 Uhr Vormittags an waren die Straßen von Harrenden angefüllt, und weithin in der Richtung gegen Hanau war ein nicht geringer Theil der Bevölke= rung dem sehnsuhtsvoll Erwarteten enigegengezogen. Bis zur Gränze des Stadtbereiches auf dieser Seite waren die Jnnungen, Zünfte, Vereine 2c. mit ihren Fahnen und Sinnbildern aufgestellt, Am Allerheiligenthor hatte sich, wie hervorgezaubert, in wenigen Stunden eine mit Laubgewinden, Blumenkränzen und Fahnen ge- zierte Ehrenpforte erhoben, an der man die Inschrift las: „VIe freie Stadt Frankfurt dem deutschen Reichsverweser.““ Auf das von den auf dem Röderberg aufgestellten Geschüßen gegebene Zeichen der Näherung des Erzherzogs brah die Bürgerreikerer U dessen Empfang auf. Durch cine zahlreiche Deputation der Bürgerschast eben \o herzlih als feierlich begrüßt, beantwortete der biedere Bürgerfreund die Anrede des Herrn Dr. Varrentrapp des Jüngeren in bündiger, bestimmter Weise. Der mik O Per den bespannte Wagen, in welchem der Reichsverweser saß, fuhr nun langsam durch die lange dur unbewassnete Bürger und Bür=- gerwehr von Stadt und Land, wie von den Zünsften , Innungen, Gesellschaften, Vereinen 2c. gebildete Reihe, welche auf der Zeil, in Nähe des vorausbestimmten Absteigequartiers , durch das franffurter Linienmilitair geschlossen wurde. Hinter dieser unabsehbaren Reihe drängten“ sich Tausendez andere Tausende füllten die mit Blumen, Laubwerk, Teppichen und Fahnen festlich geshmückten Häuser, von denen zum Theil die Dächer selbst mit Menschen bedeck waren. Ein vieltausendstimmiges Willkommen und Lebehoch shallte dem Ersehnten entgegenz zahllose weiße Tücher wehten , Blumen wurden gestreut, eine eben so feierliche als frohe Stimmung erfüllte alle Gemüther, während die Geschiibe dröhnten, das Geläute aller Glocken erschallte und zahlreiche Musikcorps die endlosen Jubelrufe in imposanter Weise begleiteten, Am Eingange des bereikcten Absteigequar- tiers im „Russishen Hofe“ wurde der ehrwürdige, von |o ein- müthigen Beweisen des Vertrauens und der guf ihm beruhenden Hoffnungen sichtbar tief ergrifsene Reichsverwejer von Deputationen der deutschen Nationalversammlung und des Senats der sreien Stadt Fiankfurt ehrfurchtsvoll empfangen. Der Präsident der ersteren, H. von Gagern, begrüßte den Erzherzog mit folgenden Worten :

„Durchlauchtigster Erzherzog Reichsverweser. Ú

Die National-Versammlung hat mich beauftragt, n ihrem Namen an der Spihe dieser Deputation Ew. Kaiserliche Hoheit bei Zhrer Ankunft ehrerbietig zu begrüßen. Dem allgemeinen L ankgefühl darf ih Worte leihen, das sich fundgegeben hat bei dem von Ew. Kaiser=- lichen Hoheit in so erwünschter Weise schnell gefaßten Entschluß : die provisorishe Centralgewalt über Deutschland, die Ew. Kaiserlichen Hoheit geseßlih übertragen worden 1k, sofort übernehmen zu wollen. Ganz Deutschland vereinigt sich in diesem Dankgefübl und sieht in der hochherzigen Entschließung Ew. Kaiserlichen Hoheit, der die Ausführung unmittelbar folgt, die Bürgschaft einer glücklicheren, einer glorreichen Zukunft. Wir dürfen vorausseten, daß es in der Absicht Ew. Kaiserlichen Hoheit liegt, in der National-Versammlung zu er- scheinen, um dort mittelst feierlichen Afts die hohe Würde eines Reichsverwesers fö1mlih anzutreten. Es liegt mit in dem Zwee unserer Sendung, daß wir Ew. Kaiserl. Hoheit Wünsche in dieser Hinsicht ehrerbietigst entgegennehmen.“

Hierauf entgegnete der Reichsverweser : E

„Jch danke Jhuen, meine Herren, für den Empfang. A!s ich die Nachricht von der Wahl des deutschea Volkes bekam, war ih er- staunt, daß mein großes Va‘erland, das große Deutschland, in mei- nen alten Tagen an mich einfachen Mann gedacht hatte. Es giebt Anforderungen an den Mensch n, bei welchen er n'cht s{chwanken darf, in welchen Lagen und in was immer für Verhältnissen er sich besin- den mag. Wenn das Vaterland ruft, so 1j es Pflicht, seine leßte Kraft, feine leßten Jahre dems lben zu weihen. Dies hat mich be- wogen, Jhren Ruf anzunehmen, um mit Jhnen als Brüder das groBe heilige Werk zu vollenden, Da habt Jhr mich; ih gehöre zu “Mi G

“Bei diesen leßten Worten trat der Reichsverweser in diÒ itte der im Halbkreise vor ihm stehenden Deputation.

Bald nachher zrigte sich Erzherzog Johann auf dem l 2 Hauses, winkte der sih drängenden Menge freundlich zu und sprach

R E G du ; rankfurts! Auf den. Ruf zu ihr: „Meinen Gruß den Bewohnern F [hierher gekommen, um

der deutshen National-Versammlung bin i : 0 mit diesSheut {dh Männern (den Augraren e aller ta h pet od lands) für des großen deutschen Vaterlandes Gemeinwoh! zu wirken. Mit vereinten Kräften werden wir ich bin dessen e das große Ziel erreihen. Es lebe Deutschland, es lebe Franksurt, hoh!* Der einstimmige Jubelruf der Bürger, welcher auf diese schöne Verhcißung folgte beweist, wie tief die hiesige Bevölkerung von der Bedeutung der großen Ereignisse, welche sich in ihren Mauern drängen, erfüllt - 11.

i E in Cnabsebbärer Reihe, mit Armbinden und Eichen= laub geziert - die Bürger - Schußwachen , vertheilt unter die vierzehn

denkwürdigen Quartierfahnen der freien Reichsstadt, und die

A racbildete Volkswehr frankfurtisher Dorfschaften an dem neuen

Oberhaupt Deutschlands, welcbes auf dem Balkon des russishen Ho- fes Väter unserer Stadi und Mäuner des Volkes umgabeu, vorüberge- zogen waren, nachdem mit ihren prachtvollen Bannern, Fahnen, Em- blemen und Ehrengaben man gewahzte darunter manchen herrlichen Pokal und azuderes goidenes und silberues Geräth; ein Ehrentrunk in dem silbernen Weinbecher der Küper-Jnnung wurde dem Reichéverweser bei seinem Einzug auf der Allerbeiligeugasse von dem Küpermeister und Weinhändler Norß mit den Worten überreiht, daß dieser Po- fal derselbe sei, aus welchem des Neichoverwesers Vater, Kaiser Leopold Il, und später des Reichsverwesers Bruder, der lebte deutsche Kaiser , ranz I, _den Ehreutrunk gethan; Erzherzog Johann leerte ibu auf das Wohl Frankfurts und Deutschlands, nachdem der ganze lange Zug voll Bürgerkraft und Bürgerherrlich= keit vorübergewallt war, auch die Künstler mit ihrer Standarte, die Sängerverein? mit fliegenden Fahnen, die Mitglieder der Festkom- mission und die Festorduer mit \hwarz = roth = goldenen Schärpen, die Artillerie der Stadtwehr, die Kazonen mit Blumen bekränzt, die frei- willige Jufanterie, das Jäzer-, das Scüßen- und das Pompicr- É SERENTINE M Erber E S n Be S endli in impouirender Haltung fe “ptiéas E I h in | arender Haltung unjer Linien - Vuilitair den ungeher= ren Festzug in würdiger Weise geschlossen da lagerte si eine fürze Ruhe über die Stadt: man ließ den Abend, man ließ die Nacht hereindämmern um . eine zwolto Feltriizi gi T veranstalten, eineu Fadelzug zu an wt S wie ihn Frankfurt und vielleicht wenig Städte je geseßen haben. Es war ein Gewoge und eine festliche, begeisterte Stimmung Tausender von Menschen in dea HDauptjtraßen der Stadt, nameutlih auf der Heil, an welcher der „Russische Hof“ liegt, und auf dem Roßmarkt ; alle Fenster bis unter das Dach und alle Balïone vou einer blühen- Ae e A E eingenomm a, die dem Erzberzog Gruß zuwehten, alle G h T O iten weißen Tüchern den lustigen und Hochrufend e War O d Shau- «Uge Hochrufenden beseßt; so war es den ganzen Tag gewe= jen; jo war es auch jeßt wieder, zwischen 9 und 10 Uhr, als sich von der Gallengasse her über den Roßmarkt der ungeheure Fadel- zug mit Musikernu und ¿Fahnen daherbewegte. Ju cinem LUcht- und Geuermeer {wammen Straßen und Pläße im Widerschein der Tau- ee Facelflammen, Unter unaufhörlichem Hochrufen und rauschender hi A A Ug, 90A Tausenden umdräugt und um- N R R he Hof vori et , wo der Erzherzog RNeichsver= O rmais gus dem Balkon erschieuen war, Farbige Laternen anb slicunten vor dem-fubel Se P cNE Bt Bi an, Lautlose Stille R dés Gef begeisternde DANDN ANDOICIEDeN Duda E s S A esaugs unter den Tausenden von nigen Worten und bee Ee O e A L, 4 O T E ven deut scheu Baterlande ein Eke der eil gebogen, da N ODES ar E Hou vIE Miche markt her immer noch neus Nd 4 E E D DA O E E eus „Silnmen Hervor, es waren threr mehr E N a DEIRrelion der Jaeln auf dem alten Rrö=- ings- Plaß unserex Neichsstadt, auf dem Römerberg, endete die groß= artige ¿Feterlichfeit, ? Nach dem von dem Fest-Comité ausgegebenen Programm fand der ¿Festzug in folgender Ordnung statt : 41) Kavallerie. 2) Wagen des Reichsverwesers. 3) Kavallerie, 4) Gefolge des Erzherzogs 9) Zehn Festordner, 6) Militair-Musif. 7) Deputation der Bür= GEUOATE S Gestordner mit 2 Fahnen. Pr. Varrentrapp hält die Anrede. 8) Schußwachen der 14 Quartiere mit ihren Majors und A Quartierfahnen, Do Gestordner, _10) Die Landbewohner= A E E E nie 5 Vestordnerz lte Abtheilung M I Att 2) © Gestordner; Zte Abtheilung der Jnnungen, A O Gestordner ; ote “btheilung der Jnnungen. 14) Die Gesang- Bereine, 15). Die Buchdruer, 0) A Peslorduer. 17) Die Klllstz a Den, 189) Die Sharfichüben. 19) Die Stadtwehr. 20) S i p C 5 Dte nte P Di 2 f ted Mr! Ne - 1) Vie Luntentruppen, 22) Die Artil- Doe &estordner 1m russishen Hof. Í Fnnungen nah dem Loos.

Die 1) Dreher, 2) Schornsteinfeger. 3) Hutmacher. 4) Gärtner. und Silberarbeiter. 8) Väer.

S5)_ Färber. 6) Quürrler. /) QVold-

9) Weisbinder. 10) Kupfershmiede. 11) Meßger. 12) Spengler. 13) Seiler. 14) 15) Parchent= und Leinweber. 16) Sqhuh- macher.

(Festordner.) 18) Glaser, 19) User. 20) Kanmmacwer. 21) 23) Qasneyr, . 24) Cremer, 20) Perle 26) Knopfmacher, 27) Bierbrauer. 28) 30) Posamentierer. 31) Bürsteubinder. i

17) Swlosser. Maurer. 22) Steindecwer. gament- und Siebmacher. Sattler. 29) Tapezierer. ZY Fischer. 383) Buchbinder. 34) Sale), 395) Steinmeßen. 37) Schneider, 38) Maler und Lackirer. 39) Pe= rückenmacher. 40) Waguer. 41) Wundärzte 2ter Klasse. 42) Uhr macher. 43) Schröder. 44) Schmiede. 45) Konditor. 46) Tuch: berciter. 47) Einzeler, Kärcher und Stadtfuhrwerker. 48) Zehn Festordner am russischen Hof.

mmnerleut:. 30)

Un SiatID.

Frankrei. Natio Ver sq Su har U E Bui. R M O A A e zu dem Geseß-Eutwurs über die gcheimen Fonds vorgeschlagen hatte, lautet: „Es wird einer von der National-Versammlung bezeichneten Spezial-Kommission über die Verwendung der für Ausgaben der öf= fentlihen Sicherheit eröffneten Kredite Rechenschaft abgeleat werden.“ Hierzu schlug der Minister des Jnnern wiederum den Zusaß vor: „Diese Spezial-Kommission wird die Rechnungslegung über die Ver- wendung diejer Kredite am Schluß der Antsführung jedes Ministers des Junern desinitiv reguliren.“ Jn diesen Zusaß wurde auf den Antrag des Perra Deslongrais hinter den Worten „dieser Kre- dite“ noch eingeschaltet: „am Schluß jenes Diezistes und‘“, in wel- her Form dann der ganze Zusaß - Artikel durging, Den Zusaß, den der Minister vorschlug, motivirte derselbe mit folg-nden Be- merkungen: „Es wird dam nicht mehr stattfinden fönnen, was jeßt stattfindet, daß, wenn die Amtsführung eines Ministers des Junern Geg ee Mt S Oa ¿0 MBnguA, in „Pn plaug genom Prüfung 4A E e haN lejelben un er del Nonarchic der ag 00 gierungs - Chefs unterlagen. ; Cs geht mcht au, daß ein Minister des Junern einem anderen Minister folge und selbst wieder einen Nachfolger habe, der verpflichtet wäre, für frühere, von e e A Agglingige Thatsachen Rede zu Pebenz Sie be= [0 Bee MIUbeA M daß Mon über feine einzige Amtsführung der Spezial-Kommission Q E L Aenauge Un o, 9gy ia L U Miaitae M Ainß jedes Dienstjahres, nicht Minister hatte Wer lede Weine E E E Y gen n einzuwenden, Es wurde dann auch

der leßte Artikel des Geseß-Entwurfs, welcher die Besti Déseéls ‘vom 12: Junt kufbeble Gn 8, welher die Bestimmung des Giivais: eln: tén Mid Rd vonach der damaligen vollziehenden er Kredit von 100,000 Fr. für Büreaukosten

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sollte, angenommen, jedoch mit dem von Herrn Paguerre, dem Sccretair der ehemaligen Vellziehungs-Kommission, beantragten Di saß, daß dieses Dekret erst vom 24. Juni an als aufgehoben gelten solle, weil jene Negierung bis dahin fungirte. Schließlih wurde der ganze Geseß-Entwurf mit diesen Abänderungen genehmigt.

Paris , 11. Juli, Lamartine sollte, einem englischen Blatt zufolge, einen Paß nah England begehrt, aber nit erhalten haben ; dagegen sollte ibm und seiner Gattin ein Paß nah Marseille um von dort nah dem Orient zu reisen, bewilligt worden sein. ‘Das Bien Public aber erklärt dies ganze Gerücht für eine Fabel, Jn Bezug auf Anschuldigungen, welche gegen Lamartine in Betreff seines Verhältnisses zu Ledru Rollin erhoben worden, bemerkt dasselbe Blatt : „Es würde für Herrn von Lamartine nicht s{hwer gewesen scin, zu warten, bis seine Popularität ihm dauernde Gewalt verschafft ätte Aber er hat andere als ehrgeizige Gesinnungen, Er ift so sehr e triot gewesen, daß er sich se:bst aufopferte, daß er licber scinen eigenen Namen, wie er einmal auf der Tribüne sagte, zu Staub zermaimen lassen wollie, um nur die National - Versammlung zu \hüßzen. Die= ser war sein eigentliches Verbrechen. Die Geschichte wird es ihm vergeben.“ Andererseits erklärt Herr Armaud Marrast in einem Sqreiben an den Messager es für einen seltsamen Jrrtbum, daß dieses Blatt gemeldet, er habe seine Entlassung als Maire von Pa- ris eingereiht, wcil in die neue Munizipal- Kommission eine Anzahl von Räthen aufgenommen worden sei, die sih seine Verwaltung feindlich gezeigt hätten. „Wenn ih“, sagt Herr Marrast, „den Po= sten im Stadthause verlassen hätte, zu einer Zeit, wo damit weuiger Ehre als Gefahr verknüpft war, so würde ih gegen alle meine ilich- ten gefehlt haben. Wollte ich ihn jeßt verlassen, ehe ih genaue Recheuschaft über die städtischen Fonds abgelegt, fo würde i uneb= renhaft handeln. Dies is der Grund, warum ih meine Entlassung nmccht eing:sandt h3be, und Sie können glauben, daß ih, indem ich so handle, weder meine Ruhe, noch meine Neigung berüdksihtige Was den mir von Jhnen zugeschrieb-nen Beweggruzd betrifft A werden Sie denselben würdigen können, wenn Sie von mir erfabren daß die im Moniteur publizirte Liste (der Munizipalräthe) am 25. Mai von mir der vollziehenden Kommission vorgeschlagen, darauf jeßt wieder der gegeuwärtigen Regierung vorgelegt und von dem Mi-= nister des Janern und dem Conseils - Präsidenten (Cavaignac) ohne Abänderurg genehmigt wurde. Wenn sih also auf dieser ste Männer befinden, die meiner Verwaltung feindlich sind, \o bin ih o der: fe vorgesGlagen Um ihre Stimmung in Bezug auf mich habe ih mi nicht gekümmert ; es war mir genug, ihre Unabhängigkeit, ihre Dienste und ihre Hingebung für das Wohl der Stadt zu kennen, Der Artikel Jhres Blattes bezeugt weniastens, daß der Maire von Paris für diesen neuen Gemeiude-Rath uur reh!shafffene Männer, nicht ibm gefällige Freunde empfohlen hat.“ i :

_Am 6, Juli hat unter dem Vorsibe des Maire von Paris eine Versammlung der verschiedenen Arroudissements stattgefunden. Jn dieser Versammlurg gaben die einzelnen Maires uähere Darstellung über den Dienst der National - Werkstätten und über die Vertheilung der Unterstüßungeu in den Wohnungen. Ueberall is die Organisas- tion der National -= Werkstätten aufgehoben, und es werden jeßt in jedem Arrondissement unter Mitwirkung der Wohlthätigkeit - Büreaus häusliche Unterstüßungen an die Bürger vertheilt, welche als de= reit E erkannt iverden, Jn einigen Arrondissements hat aus ie unentgertlde Mitwirkung der Vürger und der Offiziere der Nationalgarde dazu in Auspruch genommen. Ju den meisten Ar= A Lte haben zwar die früheren Unteroffiziere der Naltional= Werkstätten lebhaft darauf gedrungen, bei der Vertheilung dieser Un- terstüßungen in den Wohnungen verwendet zu werden; aber überall haben die Maires dieses Anerbieten zurückgewiesen, in der Ansicht,

und Ausgaben zu Zwecken der allgemeinen Sicherheit eröffnet sein

daß vou der Organisation der National-Werkstätten uichts, selbst nicht ein Keim, fortbestehen dürfe. Jm Allgemeinen beträgt die gewährte Unterstüßung nicht über 8 Franken wöchentlih, und dieselbe wird so vertheilt, daß dadurch der Wiederaufnahme der Arbeit kein Hinderniß in den Weg gelegt wird. j

__Veber den Zustand der pariser Börse während der leßten Woche berichtet das Journal des Débats: „Ein großes Steigen, ein außerordentliches Steigen hat in der verflossenen Woche stattgefunden. Die &ünfprozentigen sind um 9 Fr., die Actien der Bank um 500 &r., die Actien der Orleaner Eiscnbahn um 170 Fr. und die ande= ren Werthpapiere in entsprehendem Maße gestiegen. Dieses Stei= gen hat alle Hoffnungen übertroffen. Man erwartete wohl, daß nach der Unterdrückung eines Aufstandes, welcher für Grundsäße ausge= brochen war, welche die ganze Volksgesellscchaft hätten “umstürzen müssen, die Volksgesellshaft neue Kraft \{chöpfen, zur Ordnung zu- rücfehren und ihren Kredit verbessern würde. Aber man konnte nicht glauben, daß nach einem Ruin, einer Entmuthigung und selbst ener Verzweislung von vier Monaten das Vertrauen mit ciner \o merk würdigen Schnelligkeit zurückkehren würde; denn man muß; \sich niht täuschen, das Stxigen der öffentlichen Fonds is die erste Bürgschaft des Vertrauens, welches die Nation der neuen Regierung gege- bent Var“ - _—

General Cavaignac bat jeßt seine Wohnung in dem chemals von dem amerikanischen Oberst Thorn bewohnten Hotel in der Rue de Varennes, welches einen Theil des Nachlasses der Prinzessin Ade= laide bildete. Der päpstlibe Nuntius hatte vorgestern eine lange Unterredung mit General Cavaignac, angeblih in Bezug auf die Weise der Ernennung des neuen Erzbischofs von Paris.

__ Ein: Proclamation des Maire von Paris ruft die Arbeiter sämmtlicher Gewerle zusammen, um den Beschlüssen Ler National- Bersammlung gemäß diejenigen Vertreter zu wählen, welche den: zur Prüfung der Leiden der arbeitenden Klasse von ihr niedergeseßten Ausschusse die nöthigen Aufkläruncen geben sollen, S

Dem Moniteur steht cine bedeutende Reform bevor. Ersflens wird er feine Druckerei, die sid in der Juni-Revoution beinahe blo- kirt sah, in die National - Versammlung verlegen; zweitens sollen die jeßt von der Willtür der Quästur abhängioen Scönellschreiber zu Staats-Beamten mit 4800 bis 80090 Fr. Gehalt erhoben werden.

Die Actionaire der Presse haben in einer General - Versamm-= lung eine Bittschrift an die National - Versammlung abgefaßt , worin sie um Aufhebung des Sequesters bitten und gegen die Gesezlichkeit der Maßregel protestiren. N

Cabet’s Populaire is wieder erschienen.

Leon Faucher tritt ebenfalls mit einem Mittel hervor, das der gegenwärtigen Geldflemme ein Ende machen soll. Faucher wil in allen Städten National-Wechselbanken anlegen und verlangt dafür ein Betriebs-Kapital von 200 Millionen Francs. Die Hälfte foll der Staat baar und in Renten, 25 Millionen die Städte uud 25 Mil= lionen die Subsfsfribenten vorschießen.

Großbritanien und Jrland. London, 10. Juli, Die Times enthält heute an der Spiße ihres Blattes folgende Mitthei- lung über die Absicht der Königin, in diesem Jahre Jrland zu be- suchen: „Es ‘war bckannt, daß Jhre Majestät sehr wünschte, in die- sem Jahre den einzigen Theil ihrer Besigungen zu besuchen, den sie noch nicht gesehen hat. Die Königin Victoria hat sich mit allen be- merkenswerthen Gegenden in England und Schottland, mit Städten,

Bergen, Seen und Küsteu bekannt gemacht, und sie hat überall die herzlisten Beweise loyaler Anhänglichkeit empfangen und mit war= mer Erkenntlichkeit erwiedert, Es ijt keine Jnsel von einiger Bedeu= tung auf der See, wo sie nit gelandet ist; sie hat auch Frankrei, Belgien und Deutschland besuht, Niemaud kann daher zwei= feln, daß es eine grausame Nothwendigkeit war, welche sie hin= derte, dem Beispiele Georg's IV. zu folgen und sih der Loyalität ihrer irländischen Unterthanen anzuvertrauen.“ Sie hat die Küste jener unglücklihen Jnsel im Vorübersegeln erblickt, und man fann sich leiht vorstellen, daß das neidische Geschick, welches sie hinderte, jene Küste zu betreten, ihr einige der traurigsten Augenblicke ihrer Regierung bereitet hat. Ju diesem Jahre aber beabsichtigte die Kö- nigin, thren natürlihen Empfindungen keinen Zwang anzulegen, und es ward ernsthaft an einen Besuch in Cork, Dublin und Beifast ge- dacht, Wir haben nun anzukündigen, daß die Ausführung dieser ÄAb= sicht auf gelegenere Zeit verschoben is. Jhre Majestät wird Jr= ¡and diescs Jahr nicht besuhen. So sehr wir diesen Aufshub auch beklagen, so is es doch unmögli, die Verständigkeit dieses Entschlusses nicht anzuerkennen.“ Die deutschen Schiffe, welche des dänischea Krieges wegen in Cowes lagen, haben vom preußischen General-Konsul, Herrn Hebeler, die amtliche Anzeige erhalten, daß sie ungehindert nah ibrem Be=- stimmungs-Orte abscgeln föunten. i __ Graf Dietrichstein ist, wie der Globe meldet, im Begriff, seine Stelle als Gesandter beim britischen Hofe aufzugeben (relinquish), Französischer Geschäftsträger is Herr Lenny, vormals Marquis und Pair und französischer Gesandter in Hamburg. Die Gesandtschaft ist so fein und sparsam wie mögli eingerichtet und bildet einen son= derbaren Gegensaß zu dem großen Hotel auf Manchester Square, in dem sie noch immer ihren Siß hat. i E Zum Besten der Weber von Spitalfields (oder genauer der Z?ichnenschule, worin die Lehrlinge geshmackvolle Muster sollen zeih=- nen lernen) wurde ein großer Ball in Drurylane gegeben, woran die Blütbe der vornehmen Welt Theil nahm, | Eine bedeutende Anzahl ir!lä: disher Pairs und anderer Herren überreichte dem Minister des Jnucein cine Vorstellung, worin sie die Regierung dringend ersuchen, gegen die Klubs, welche mit Waffen=- gewalt ZJrland von Eugland losreißen wollten, einzuschreiten, so wie auch das Schmieden und den Verkauf der Waffen durch entschiedene Maßregeln zu unterdrücken, Der Minister schien nicht abgeueigt, die- sem Wunsche zu entsprechen, Jn Dublin is auch Herr Dujsy ver= hastet nebst mehreren weniger bekannten „,Aufruhrhändlern. ‘““ Eine Korrespondenz im Standard meint, der Ruhe in Jrland wäre nicht zu trauen. Die gewöbnlichen kleinen Vergehungen, wodurch die Jr= läuder ihre Unzufriedenheit auszudrücken pflegen, hätten fast aufge=- hört; aber sie warteten auf cinen großen Schlag. Funfzigtausend Mann wären bereits verhaftet. N

Das Dampfschi} „Amerika“ is gestern mit neueren Nachrichten aus den Vereinigten Staaten in Liverpool augeklommen. Es hat Boston am 28, v. M. Nachmittags verlassen, also cine ungewöhnlich furze Ueberfahrt gehabt. Die Whigs sind durch die Vorwahl des Generals Taylor zum Präsidenten gespalten. Henry Clay, der die Nachricht von dieser Wabl bei Tisch unter Freunden empfing, war so entrüstet über die Undanfbarkeit und Charakterlosigkeit seiner Partei, daß er unter lauten Verwünschungen von der Tafel agufstand, in den Wagen stieg und nah Hause fuhr. Der Senat be- \{äftigt sih mit Maßregeln zum besseren Schuße des Oregon- Gebietes gegen die Judianer. Die Sklavenfrage wird bei dieser Gelegenheit wieder zur Sprache kommen und rüct überhaupt in den Vereinigten Staaten einer Entscheidung näher. Der Handel ist flau. Jn Yukatan sicht es schrecklih ausz die ganze Küste vou Cilan bis Cap Catoche is jeßt in den Händen der Jndianer. Mehr als hunderttausend Menschen sind in der Hauptstadt von Yukatan zusam-

mengedrängt und halben, wenn sie den angreifenden Jndianern uuter- liegen, das Schlimmste zu erwarten, Von Hayti flüchten alle Farbíigen.

Niederlande. Aus dem Haag, 8. Zuli. Die Mitglieder der Kommission der luxemburgishen Stände - Kammer, welche beauf=- tragt ist, deu Eid des König= Großherzogs auf die neue Verfassung entgegenzunehmen, sind am 7, Juli im Haag angekommen. Einer dieser Abgeordneten, Herr Würth, ist diesen Morgen von dem Kö=

nige empfangen worden; gegen 11 Uhr hat sih die ganze Versamm-=

lung in den Palast begeben, Der König - Großherzog hat den vor= geschriebenen feierlihen Eid auf die neue Constitution geleistet.

_ Velgíen. Brüssel, 12. Juli, Nachdem der erste Bevoll= mächtigte der französischen Republik für Belgien, Herr Bellocq, seine Sendung erledigt hat, ist nun der außerordentlihe Gesandte und be- vollmächtigte Minister Quinette an seine Stelle getreten und vor- gestern in feierlicher Audienz vom Könige empfangen worden. Bei der Ucberreichung seiner Kreditive sagte Herr Quinette, er sei von dem Chef der vollziehenden Gewalt beauftragt worden ‘abermals im Namen der französischen Republik die Gefühle der Eintracht und der Freundschast auszudrücken, durch welche zwei Nationen, die zahlreiche Juteressen und große Erinnerungen einander näherten, immer verei- nigt worden und immer vereinigt werden sollten. Er \ch{chloß mit fol- genden Worten: „Die Grundsäße der Unabhängigkeit und der individuellen Freiheit der Nationen, deren Sieg Frankrei selber durh so viele Energie und so viele Opfer gesichert hat, diese Grundsäße kann und will es bei den anderen Völkern ehren. / Diese Erklärung, welche die Republik gleich anfangs abgegeben, welche die ausübende Gewalt in der National-Versammlung ‘erneuert hat, bleibt die Grundlage und die Regel der auswärtigen Politik Frankreichs.“ Der König antwortete im Wesentlihen: Er empfange mit großer Zufriedenßcit die Versicherungen des Gesandten. Die Republik fönúe auf die Aufrichtigkeit der Gefühle Belgiens rechnen und seiner Wünsche für das Glück Frankreichs gewiß sein, Glücflich, mit allen Nationen in Frieden zu leben, verlange Belgien blos, in Ruhe und Sicherheit fernerhin seine Unabhängigkeit, seine politische Neutralität und seine Einrichtungen zu genießen. Herr Quinette hat in früheren Zeiten eben sowohl als Herr Cavaignac die belgische Gastfreiheit genossen. Beide sind Söhne ehemaliger Konvents-Mitglieder, welche unter der

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Restauration die Verbannung traf.

- Schweiz. Aarau, 8, Juli, (Aar. Z.) Am Rhein haben die ba- dischen Flüchtlinge sich einige Agitation erlaubt. Das Bezirksamt Laufen- burg hat etwas willfährig zugesehen und deshalb eine Mißbilligung des Kleinen Rathes erhalten. An alle Gränzämter is der gemessene Befehl erlassen, die Flüchtlinge von aller Agitation abzuhalten und sie von der Gränze zu entfernen.

j Chur, 7. Juli, (Schwäb. Merk.) Dieser Tage batten wir hier Besuch von mehreren Chefs der republikanischen Flüchtlinge aus Baden, worunter Struve und Weißhaarz sie machten vom Bade Pfäfers aus, das nur 4 Stunden von hier entfernt is, einen Spa- ziergang hierher und in die Umgegend. Es soll in Pfäfers wieder etwas Neues gekoht werden: die sogenannte deutsche Legion in der Schweiz, von der aber, beiläufig gesa, hier keine Maus existirt, soll in der Stille vorbereitet und überhaupt wieder ein Handstreich

ausgeführt werdet.