1848 / 73 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Resultat hervorgeht, ist dermalen ohue wesentliche Beeinträchtigung und Ge-

Ï des Untersuchungs-Geschäfts nicht möglih. L S 9e i s Fürst Windischgräß, fommandirender as

General.

Triest, 10. Juli. (O est. Lloyd.) Als der Gouverneur des Küstenlandes die Nachricht erhielt, daß Se. Kaiserl, Hoheit der Erz= herzog Johann die auf ihn gefallene Wahl zum Reichöperweset an- genommen habe, erließ er nachstehende Proclamation :

D „Triestiner!

„Wenn ein Gebäude emporstcigt und dex, Tag gekommen. ist, die Ein- dachung vorzunehmen, dann erhebt sih auf dem Gicbel ein Zeichen der Freude, ein Gebet shwingt sich empor zum Himmel, und die Werkleute ver- sammeln sich in fröhlichem Vereine, beglückt, daß sie nun die inneren Ar-

beiten, sicher vor Unwetter, fortsegen können, Bis zu diesem Punkte sind nunmehr die Völker des großen deutschen Bundes gedichen, Jn der Sigung der National - Versammlung zu Frankfurt am 29, Juni d, J. wurde Se. Kaiserl. Hoheit der Erzhe1zog Johann von Oesterreih zum deutschèn Reichsverweser ernannt, Berufen dur einen feierlichen und freien Akt des öffentlichen Vertrauens, wird er die Zügel der Exckütiv-Gewalt übcrnehmen. Wenn für alle Völker der großen Conföderation dieses freudige Ereigniß zum Anlasse der lebhaftesten Freude wird, so muß er es in doppeltem Maße für uns Bürger des österreich:schen Kaiserstaates scin, welchem dädurch ein neuer Zuwachs seines Glanzes zugcht. Gewiß giebt es keinen Oester- reicher, welchem niht das Herz vor Jubel erbebt! Ein Prinz aus jenem Stamme, welchem die Geschichte die Ehrenwortc: „mild, gereht und groß- herzig“ zuerkannt hat, ein Prinz, ausgestattet mit allen Tugenden, deren Werth unscre Zeit mehr als je in den Vordergrund gestellt hat, kaun nur als eine glückbringende Bürgschaft für die befriedigendste Entwickelung der wechselseitigen Beziehungen zwischen Oesterreich und Deutschland betrach- tet werden. Uns Triestinern hat in ten jüngsten Tagen die Sympathie und Theilnahme der Völker Deutschlands zu nicht unbedeutender Stügze gedient; wir empfangen daher die begluckende Kunde mit dem Jubelrufe: Es lebe Oesterrei! Es lebe der deutsche Bund! Morgen wird mit dem Donner der Geschüße die Fahne Deutschlands begrüßt werden, welche jetzt unter die Aegide eines Prinzen aus dem Hause Oesterreich “gestellt ist, und eine got- tesdienstlihe Feier inder Kathedrale wird um die 10te Vormiitagsstunde uns Alle in dem Tempel des Herrn versammeln, um den Segen des Him mels herabzurufen auf unseren Erzherzog Johann, auf. Oesterreich, auf Deutschland und auf Triest, das dem Einen wie dem Anderen steis ein lie- bes und zäxrtlih gehaltenes Kind gewesen ist.

Tricst, 8, Juli 1848.

Nobert Altgraf von Salm, Gouverneur der österreichisch- illy:i hen Küsenlande.““

Gestern Vormittag wurde nun, wie es in der oben stehenden Proclamation bestimmt worden, die Ernennung Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser von Deutschland in der Kathedrale durch ein Tedeum gefeiert und unter dem Donner der

Geschüße der Hafenbatterieen und des Kästells die dreifartige deutsche | Flagge aufgezogen. Die im Hafen liegenden österreichishen Kriegs= | \hi}e und Dampfböte des Lloyd waren mit der s{warz=- roth =- gol- denen Flagge geshmückt, und auch die englischen salutirten, indem sie diese Flagge am Hauptmaste aufhißten. Nach der kirhlichen Feier defilirte die Nationalgarde, welche längs dem Coïso aufgestellt war, vor dem Feldmarschall - Lieutenant Gr. &gzulat und erregte durch ihre s{öue Haltung die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, welche sich | in Masse eingefunden hatte und mit sihtba1em Wohlgefallen den | militairishen Bewegungea unserer wackeren Mithürger folgte uud dem Feldherrn ein Lebehoch brachte.

Bayern. Augsburg, 10. Juli. (A. Z.) Jun Folge der von dem hamburger Gewerbe - Kongreß auëgegangenen Einladung, einen allgemeinen deutschen Gewerbe-Kongreß am 15. Jui zu Frauk- furt zu beschicken, hat der hiesige Gewerbe - Verein turch ein Rund- \creiben sämmtliche Märíte uud Städte des Kreises aufzefordert, sich zur Wahl eines oder zweier Abgeordneten zu vereinigen. Ju Folge dieser Einladung fanden sich am 9, Jui 28 Abgeordnete von 14 oder 15 Städten des Kreises hier cin, während andere zur Wahl, | welche in Augsburg getroffen wurde, ihre Zustimmung schriftlich ein= | sandten und fich zu Beiträgen zur Bestreitung der Kosten bereit er- | flärten. Vermöge Uebereinkunft mit diefen 28 auswärtigen Abge- | ordneten wählte heute der augeburger Gewerbs\and, zugleich als Ver=- | treter derjenigen Orte, welche ihre Zustimmung eingesandt, 28 Wahl- j männer aus seiner Mitte und diese 56 Wahlmänner gleih darauf | die bciden Abgeordneten. Die Wahl fiel auf Herrn Volkbart, Buch- druckereibesizer, mit 51, Herrn Frankenberger, Schmeidmeister, mit 37 und auf Herrn Götßger aus Lindau, als Eisaßmann, mit 14 Stimmen. Die Gewählten werden am 14ten nah dem Ort ihrer Bestimmung abgehen.

Die Regensb. Ztg. berichtet, daß nunmehr Luthers Büste, ein Weik des Bildhauers Rietschel in Dresden, in der Walhalla zwischen Hans Holbein und Copernicus aufgestellt worden ist.

Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 12, Juli. Die zweite Kammer verhandelte gestern über tie Ausgabe von Payier- geld. Jun der Sißung am 27. Juni hatte die Kammer den desfall- sigen Geseß-Entwurf mit einigen Modificationen meist einstimmig an- genommen. Es werden hiernach fundirte Scheine zu 1 Fl., 5 Fl, | 10 Fl. und 50 Fl., nund nah einem Zusaße der Kammer auch zu | 35 und 70 Fl. zur Erleichterung des Verkehrs mit den Läudern, wo | der Thalerfuß herrscht, nach und nach ausgegeben im Gesammibe- | trage von 2,000,000 Fl. Sie gelten im vollen“ Nennwerthe gleich | baarem Gelde ïm Verkehr und an allen Kassen, sind von den |

| | | |

Ständen garantirt, ohne deren Beistimmung sie niht vermehrt werden dürfen, und auf die Tilgungs - Renten speziell hy- pothefkisirt, weshalb sie auh nach einem Beschlusse der Kam- mer Grundrenten - Scheine heißen. Vom Jahre 1851 were den sie mit jährlich 80,000 Fl. von dem Ertrage der Tilgungs- renten wieder eingelöst und vernichtet. Die Kammer hat an die Un- nahme des Gesetzes austrücklih die Bedingung geknüpft, „daß die ans- zugebenden Scheine vorzugsweise für den Fortbau, beziehungsweise die | Vollendung der südlihen Strecke der Main - Weser - Bahn verwendet | werden,“ Der erste Ausschuß hatte in seinem Berichte über diesen | Gegenstand noch einen Vorschlag zweier hiesigen Bürger uad Ge- | \hästsmänner auf weitere Ausgabe einer Vill. Fl. Papiergeld zur | Hebung des Handels und der Gewerbe näher beleuchtet und sehr em- | pfehlenswerth gefanden. Er gründete bierauf den Autrag: „die Staats- | Regierung zu ermächtigen, nah dem Vorschlage der Herren R, L. Vena- | tor .und Karl Neß eine Mill. Fl. in fundirten Scheinen ausschließlich | zur Hebung und Unterstüßung des Handels und der Gewerbe, zur Er= | leihterung der Privaten, zu Darlehen an Gemeinden und Sparkassen | gegen einen Zinsfuß von 44 Proz. und gegen Deponirung der ange- gebenen Werthe (Obligationen) zu verwenden; für den Fall jedo, | daß die Staatsregierung Bedenken trüge, von dieser Ermächtigung | Geßfrauch zu machen, einen desfallsigen Geseb-Entwurf an die Stände gelangen zu lassen.“ Bei der Abstimmung ward jedoch der Vorschlag | der Herren Venator und Nebh oder der Antrag des Aueschusses mit 32 gegen -5 Stimmen abgelehnt , desgleichen mit 31 gegen 6 Stim- meu ‘das Amendement des Abg. Lerch: „die Staats-Regierung zu ermächtigen, eine halbe Million Gulden in der vom Ausschusse vorgeschlagenen Weise zu vérwenden““, eben so mit 33 gegen 4 Stim- men den Antrag des Abgeordneten Görz, „die Staats = Regie- rung zu ersuchen, mittelst Darlehen aus den bereits bewil- lígten zwei Mill. Grund - Rentenscheinen dem dringenden Bedürfnisse des Gewerbstandes 2c. abzuhelfen,“ Dagegen trat die Kammer ein-

398

stimmig dem Antrage des Abgeordneten Görz bei: „auf den Grund ihrer deshalb abgegebenen Erflärungen die Staatsregierung um so= fortige Vorlage eines Gesez- Entwurfes zu ersuhen, um eine nach-= haltige Hülfe für die Gewerbe, die Judustrie und den Handel zu shaffen““ (durch-Errichtung, einer Landes - Kreditbank),

__ Die heutige Sißung der zweiten Kammer wurde von dem Prä- sidenten H esse mit der nachstehenden Anrede eröffnet :

„Zü den lezten Jahrhunderten war unser schönes, früher so starkes deutsches Vaterland ein Bild politischer Zerrissenheit und politischer Ohn- macht. Der deutsche Böden war fremden Eroberern éin gelegenes Feld zur Verfolgung ehrsüchtiger Pläne, Schaaren aus dem Westen; Süden und Norden zerstörtèn unsere Städte, zertraten unsere Saaten, und die Aelteren unter uns erinnern sich noch mit Entseßen der Zeit, in welcher dem frem- den Herrscher mißbeliebige Worte in den Kerker, ja zum Tode führen konn-

ten, einer Zeit, in_ der es ih übertreibe nicht —- beinahe für verboten gehalten wurde, von einem deutschen Vateilande zu reden, Der Freund des Vaterlandes ersehnte den Tag, an dem diese Schmah endigen, an dem es ihm vergönnt sein

werde, ein einiges, ein wahres Deutschland zu begrüßen, den Tag, an wel- hem gleihes Recht Und g!eiches Gescy gelten, an dem deutsche Heerce8macht der deutschen Gränze wahre Achtung verschaffen, und an dem die deutsche Flagge im Norden wie im Süden den Küsten des Vaterlandes, auf fernen Meeren aber deutschem Handel und deutschem Gewerbe Schuß und Schirm gewähren werde. Im Jahre 1813 {lug die Stunde der Befreiung. Das Volk erhob sich einmüthig mit seinen Füi:sten und siegte, aber die errungene Freiheit wurde verkümmert, ja allmälig zernichtet, und sremde Völker, thcil- weise solche, die sich vom deutschen Mutterlande geirennt hatten, durften zur Entrüstung der ganzen Nation die Freihcit deutscher Ströme, deutsche Grän- zen und deutschen Boden ungestraft verle zen. Mit welchen Gefühlen begrü- ßen wir, nach solcher Vergangenheit, das erste und wahre Zeichen der wieder be- ginnenden Einheit uxd Kraft im deutschen Vaterlande, mit welchen Gefüh len begrüßen wir den Mann, der gestern in die alte Krönungsstadt einze-

zogen is, um dem deutschen Vaterland Achtung gegen außen, im Junnern aber Freiheit und Schutz gegen Anarchie, dic erste Voraussetzung aller Freiheit, zu verschaffen und zu erhalten. Den Mann, der zuerst sprach und zuerst be- thâtigte: kein Oesterreich und kein Preußen, sondern ein ciniges großes deut- sches Vaterland, Wir begrüßen ihn, den Mann des Volkes, mit shwellendem Busen und im Gefühle widerfehrender Nationalität , wix geloben ihm Alle für Einen und Eincr für Alle Jeder in seinem Wirkungskreise und nach Mafgabe seiner Kräfte einzusteyen für die neue Freiheit und mit Kraft entgegenzutreten dem inneren, wie dem äußeren Feinde, wenn legterer cs wagen sollte, dem deutschen Namen Hohn zu sprechen. Möge der Allmäch- tige dem Manne deutscher Wahl Kraft und Stärke verleihen, das schwere Werk glüklich zum Ziele zu führenz wir aber wollen aus dem (Hrund un- serer Seele rufen: Heil ihm, dem Erzherzog Johann, dem deutschen Neichs- verweser. Er lebe hoch!

Die Kammer erhob sih hierauf ciumüthig, um dem Reichsver- weser ein begeisteites dreifaches Hoch! auszurufen.

Sldenburg. Oldenburg, 11. Juli. (D. A. Z.) Jn einer Eingabe an den Großherzog sind folgende Abänderungen in dem Wahlgeseße beantragt : 1) Sollen der Veimögens - Census (§. 17), 2) die U:laubs- Verœeigerung (§. 3) und 3) der Eid (§. 58) weg- fallenz 4) soll die Kammer ihren Vorsizeuden selbs wählen und nicht durch den Großherzog bestätigen lassen (§. 62); 5) soll ein Avgeord- neter nur nah Beschiuß der Kammer zu gerichtlicher Verantwortung gezogen werden (§. 70), und 6) glaubte man über die Verzögerung der Wahl der A»geordneten sept eine Beschwerde mit Erfolg nicht medr erheben zu könen. |

Das heute ausgegebene Geseßblatt enthält eine Bekanntmachung ' wegen Herabseßunz des Schulgeldes in deu Volkzschulen,

Schleswig-Holstein. Rendóburg, 13. Juli, (H. C.) Ju der heutigen Sißung der s{les8wig-holsteinischen Stände-Versan:m- lung verlas der Präsident die an den Reichsverrocser gerichtete Glück= wunsch- Adresse, mit der Alles einverstanden war. Sodann eikiärte der Kommissar, daß in Vrranlassung der bekannten Gerüchte über den Abschluß cines Wasffenstillstantes und in Veranlassung der in dirser Beziehung kundgegebenen Befürchtungen er von der provisori- hen Regierung beauftragt sei, der verehrlihen Stände-Versammlung die Erklärung vorzulegen: daß tie provisorische Regierung, so lange sie sich des Vertrauens des sch{leswig-holsteinischen Volkes versichert halien werde, sie niht darein einwilligen werde, von ihrer Stellung abzutreten, bis eine neue Regierung in Uebereinstimmung mit den Ständen des Landes u! d mit dem Volke selbst angeordnet sei. Einige Jnterpellationen des Abgeordneten Rönnenkamp gaben zu einer Un- terredung Anlaß, an welcher auch der Herzog von Augustenburg Theil nahm, der darauf hinwies, die fkriegführenden Parteien \eien Deutschland und Dänemark, die Entscheidung ruhe daher in der Hand der Centralgewalt oder vielmehr des Reichoverwesers.

Lauenburg. Rabßeburg, 13. Juli. (H. C:) Hier ift folgende öffentliche Erklärung des Jmmediat - Bundes - Kommissarius, des Gioßherzog!ih badenschen Bundestags-Gesandten, G-heimenrath Dr, Weldcker, an die Bewohner des Herzogthums Lauenburg er- schienen : : i

„Der mittelst Bundesbeschlusses vom 16, Juni d. J. zum Jmmediat- Kommissarius des deutschen Bundes für das Herzogthum Sachsen - Lauen- burg ernannte Gesandte, Geheimerath Dr, Welcker, macht hiermit sämmt- lichen Angehörigen des Herzogthums Lauenburg bekannt; . i

„Bis zur gänzlichen Herstellung eines definitiven Friedenszustandes zwischen dem deutshen Bunde und der Krone Dänemark ijt das Herzog- thum Lauenburg im Namen des deutschen Bundes in Administration ge- nommen. Es is daher bis dahin jeder Verkehr von Seiten des Perzog- thums Lauenburg mit der Königlichen Negierung und allen Autoritäten in Kopenhagen unbedingt abgebrochen z es sind eben so bis dahin alle und jede von dort ausgehenden Verfüg ugen und Befehle als ungültig und alle j früheren eidlichen Verpflichtungen gegen den jeßt mit dem gesammten Deuisch- land in Kricgszustand befindlichen König - Herzog als unwirksam zu be- trachten. . i

„An die Stelle der bisherigen Staats-Regierung, die von Sciten des Königs von Dänemark als Herzog des Landes unmittelbar oder vermittelst der in Kopenhagen befindlichen Behörden ausgeübt wu1æ, hat der Jmme- diat - Kommissari s des Bundes, nach sorgfältiger Prüfung der Wünfche und Bedürfnisse des Landes, bis zur Herstellung des Friedens im Namen des deutschen Bundes und unbeschadet der Rechte des Königs von Däne mark, eine interimistishe höchste Landes - Administration bestellt, bestehend aus dem Grafen Kielmannsegge auf Gülzow als Landes-Administrations- Dircktor, dem Land-Syndikus Walter und Justizrath Höchstädt als Admi- nistrations-Räthen, und hat dieselbe heute nach eidlicher Verpflichtung für das Land und den Bund feierlih eingeseßt.

„Dieser interimistischen" höchsten Regierungsgewalt des Herzogthums sind von nun an während ihrer Dauer alle Behörden und alle Landes- Einwohner gesezlih untergeben und auf ihren früheren dienstlichen oder Unterthanen-Cid hin zur Treue und zu geseglihem Gehorsam verpflichtet,

„Alle und jede öffentlichen Diener, die niht auf ihre Stellen und Ge- halt verzicten wollen, haben daher durch Unterzeichnung eines Reverses diese Verpflihtung und die der Unterlassung jedes Verkehrs mit den König- lichen Autoritäten in Kopenhagen feierlich zu unterzeichnen,

„Alle kriegspflihtigen Staats - Angehörigen insbesondere werden nun, nah den ihnen zukommenden Befehlen , mit Feudiger Zuversicht sich unter die Fahnuendes gemeinsamen deutschenVaterlandes reihen und gemeinschaftlich mit ihren deutschen Brüdern mit verdoppeltem Muth und Eifer den durch frü- here falshe Maßregeln und Jrrthümer veranlaßten Flecken der lauenburgi- \hen Ehre gänzlich austilgen.

„Sämmtliche Einkünfte des Landes, aus Steuern, Domainen, Zöllen oder sonstigen Quellen, insbesondere alle Einkünfte der Krone, weden von nun an einer getreucu Verwaltung und Verrehnung der Namens des deut- schen Bundes bestcllten höchsten Laudes-Administration unterstellt und aller Vexr-

E RT L E

fügung der kopenhagener Behörden, so wie der Versendung, nah Kopenhagen gänzlich entzogen.

„Der Kommissarius des deutschen Bundes hegt die feste Ueberzeugung, daß sämmtliche Angehörige des Herzogthums Lauenburg in demjenigen, was er im Namen des deutschen Bundes verordnet, nur das Mittel sehen, das Herzogthum: in scine richtige, seinem Verhältniß als deutscher Bundesstaat würdig entsprechende-Stellung zu bringen. Er vertraut daher auf eine ein- irächtige und kräftige Unterstußung der von ihm und von der neuen höch- sten Landes-Regierung getroffenen und zu treffenden Maßregeln Lon Seiten des ganzen: Herzogthums. Cr wünscht und hofft, daß auf diesem Wege unter Gottes Schuh -das Herzogthum Lauenburg, eben so wie das gesammte deutsche Vaterland, einer kräftigen Entwickelung der Freiheit, der Kultur und des Wohlstandes entgegengehen werde.

Raßzzeburg, den 10. Juli 1848.

Der Jmmediat-Kommissarius des deutschen Bundes, Dr.--E-Wel-cker. S V «fal

Frankfurt. Frankfurt a. M., 14. Juli? (O. P. A F) Der âitere Bügermeister der freieu Stadt Frankfurt, von Heÿden, bringt das nachstehende eigenhändige Schreiben Sr. Kaiserlichen Ho- heit des Erzverzogs Johann zur allgemeinen Kenntuiß:

„Der feie:lihe Empfang, welher mir in Frankfurt zu Theil ward, wird mir unvergeßl.h bleiben.

„Ein solcher Willfomm, von #o vieler Herzlichkeit, von #9 vie- len Freudenbezeugungen ,- von so vielen Beweisen des Wohlwollens begleitet, hat meinem Herzen zu wohl gethan, hat mich zu sehr mit Freude erfüllt, als daß ih niht von dem Gefühle des Dankes und der E:kenntl'chkeit durchdrungen wäre. j

„Jch ersuche Sie, Herr Bürgermeister, solhe den Einwohnern der Stadt Frankfurt in meinem Namen kund zu geben und sie zu versihern, daß ih die zwei leßten Tage zu den schönsten nteines Lebens zähle, und daß ih mih gliücküih fühle, hier unter ihnen in der Stellung, zu welher mih das Vertrauen unseres deutschen Va- terlandes berufen hat, zu verweilei.

Frankfurt. a. M., den 13. Juli 41848.

Ihr ergebenster j ZFohann, Erzherzog von: Oesterreich, Reichsverweser. An den älteren Bürgermeister der Stadt Frankfurt, Härn vot Deb n

Die Rede, welche Professor Arndt im Namen der 50 Abgeord- neten, die den Reichoverweser am 12ten aus dem Russischen Hofe ab- holten, an denselben ritete, lautet folgendermaßen :

„E'habeuster Fürst und Herr! 4

„Im Namen eines croßen Volkes und meiner hier anwesenden Ge- nosscn tritt das in mir personifizirte Alter- vor Jhr- Angesicht und möchte heute nichts als Jugend und Freude und Glück aus allen seinen Zügen leuten und blizen lassen. Es is in mir gleich*am wieder jung geworden und in der Wonne meins Volkes, das in den jüngst verflossenen Monaten sich selbst und sein sei Jabrbunderten halb verlo enes Da'/ein wiedegefun- den hat, das die Freiheit wiederaefunten lat. Es tritt. das Al- ter vor Sie im Namn eincs Volkes, ohne dessen und seiner Stammgenossen Strebungen uud Arbeiten scit vierze,n Jahrhondero ten in Europa nichts Gioßes gethan u»d geschaffen is. Ein altes Volk, und doch ein junges Volk, weil die belebenden und schöpferischen Triebe Gottes uud der Weltgescbichte in ibm immer noch die lebendigsten sind. Und nun, welche j ngste Jugend, welches frischeste blüheudste Leben in einer allgemeinen Freiheit und in einer Darstellung und Vertretung dic- ser Freiheit, wie sie uniere Väter selbs in ihrer bes/e i Zeit nimmer gekannt, noch besessen haben, Dicse Frei eit und alle ihre heilige und un verleglichen Rechte, alle Macht und Mojestät, di: in ihnen ruven, weiden sich heute im fröhlichen, hoffnungsvollen Vertrauen mit Ew. Kaijerl, Hoùeit erhabe- nen Person verbinden und cin unzertrennliches Band _grgenseitiger Liebe und Ehrfurcht knupfen. Ew. Kaiserl. Hoheit werden hinfort mit Weisheit und Gerechtigkeit das Scepter und Schwert dieser Majestät tragen. Hoffen wir denn von dieser unserer frischen politischen Jugend Ehre und Glu! Hoffen, wünschen und beten wir, daß Gott im Himmel dieses unser heiliges und gemeinsames Band mit Eintracht und Stärke, mit Glück und Sieg segnen, daß er unserem großen und herrlichen Volke Weisheit und Tapferkeit, Treue zum Freiheitsstolze verleihen wolle! Dann wird dieser Tag, dann werden viele noch shönere Tage unvergeßliche und unvergängliche sein, und ein dreifaches Heil, ja cin Heilig wird über sie gerufen werden,“

Hierauf antwortete der Erzherzog-Reichsverweser :

„Jch danke Jhnen. Gott wird uns helfen, daß wir es glüdcklich machen und hindurchführen, Jch hoffe mit Jhren Hoffnungen für unser großes gemeinsames Vaterland und für sein Gluck und seinen Ruhm.

Der Präsidirende der Bundes- Versammlung hat vorgestern in früher Morgenstunde das Festungs-Gouvernement von Mainz davon in Kenntniß geseßt, daß Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog - Reichs= verweser seine hohe Würde in einer an demselben Tage stat! ftndenden feierlichen Sißung der deutschen National - Versammlung daseibst an- treten werde und dies sür die Geschicke Deutschlands so wichtige Er- eigniß auch in der Bundesfestung Mainz auf eine dieser denfwürdt- gen Stunde angemessene Weise zu feiern sein werde. So eben hier eingetroffener amtlicher Anzeige gemäß, ist in Folge dieser Ausforde- rung gestern um 11 Uhr Vormittags die Gesammtgarnijon dieser Bundesfestung zur großen Parade ausgcrückt, derselben durch einen Tagesbefehl die Veranlassung dieser hohen Feierlichkeit kundgegeben und hierauf dem Erzherzog - Reichsverweser ein dreimaliges Lebehocch gebracht worden, wobei 101 Kanonenschüsse abgefeuert wurden. Die städtischen Behörden haben ih dieser Feier durh das Geläute sämmt- liher Glocken angeschlossen.

894 L E Etwa

NMusland.

Oesterreich. Pesth, 8. Juli. (Bresl. Ztg.) Eine eben ein- getroffene Stafsette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Jusurgenten bei den sogenannte römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarck geliefert, und in welhem die Ungarn gesiegt haben. Von den Jusurgenten sollen 300 gefallen, weit mehr verwundet jen. Lie Ungarn zählten 17 Todte und mebrere Verwundete. Die genaueren Details fehlen noch. Jn Neusaß, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant dieser Festung, Feldmarschall-Lieutenaut von Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegêrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, weun noch einmal die Sturm- glocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes orge? bebet Nebon diesen Vortheilen der Ungarn is aber ein afts a on Jllgrier aus der Festung Peterwardein zu den argen Mi überge=- gangen. Diese baben auch die Ortschaft O.-Mo dova genommen.

“Vom Militair - Kommando in Sicbenbürgen sind dem Kriegs- Ministerium Nachrichten vom Zten d. über die Revolutionen in der Wallachai und der Moldau zugekommen. L1€ Häupter der Bewe- gung in der Wallachai haben die Wallahen in Siebenbürgen a0, ap Hülfscorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfa"s gegen die Magyaren beistehen wollen. In Fo!ge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgishen Wallachen , so daß die Szeklerhusaren, welche nach dem Lager bei Szegedin aufbrechen soll- teu, noch in Siebenbürgen zurückbleiben mußten. ; j

' &n der eben geschlossenen Sibung des Oberhauses is der wih- tige Äntrag für zeitgemäße Reform dieses Hauses dur{gegangen. Nicht mehr auf Geburt und Rang, sondern auf dem Repräsentativ» System soll si dieses Haus basiren, Die weitere Ausarbeitung ist

auf die- nächste Winter- Session vershoben worden, indera die gegen- wärtige außerordentliche Sefsion des Lanttages sich blos mit den nöthigen Militair - und Geldsubsidien beschäftigen soll. Diese seine eigentlihe Thätigkeit wird der Landtag erst übermorgen beginnen, wo die siebenbürgischen Deputirten eingetroffen sein werden.

Venedig, 30. Juni. (A. Z.) Die Republik Venedig is un- tergegangen ; zwar ist noch nicht definitio dem Volk die Regierungs- Veräuderang kundgemacht worden, do sind wir faktisch keine Repu- blifaner mehr. Die harten Bedränguisse von allen Seiten, besonders die: zerrütteten Finanz-Verhäitnisse, nöthigen Venedig, in den sauren Apfel zu beißen und \sich für den Anschluß an Karl Albert zu erklä- ren. Gestern Abends sollte roße Musterung der Guardia civica auf dem Marsfelde statthaben ; im Grunde aber war es nur ein Zusam- menberufen , um die Stimmung der Guardia zu kennen und sie für Karl Albert geneigt zu machen; ja, es wurde sogar einzelnen Abthei- lungen derselben förmlih fommandirt, das Viva Carlo Alberto zu rufen. Vom Marsfelde bewegte sich gegen 9 Uhr Abends eine große Menge auf den St. Marcusplaß, wo das Vivatrufen kein Ende nehmen wollte. “Besonders fiel diesmal die bessere Klasse der Bevöül= ferung in die Augen, während sich sonst gewöhnlich bei solchen Demon- strationen ter Pöbel auszeichnet. Man wagt es kaum, jeßt von Re- publik zu sprechen. Für den 3. Juli is die Versammlung zusammenberufen, die wohl überflüssig wird, da die Erklärung bereits klar vor- liegt. Doch könnte es zu kleinen Unordnungen kommen, wenn die Regierung den Untergang der Republik und den Anschluß an Piemont Montag verkündigt, da dic republikanische Partei do viel stärker und entschlossener is, als man vielleicht anzunehmen geneigt wäre. Diese Regierungs - Veränderung - wird jedenfalls auh eine Veränderung im Ministerium uach sih ziehen; Mauin und Pincherle (Minister des Handels) dürften höchst wahrscheinli ihre Entlassungen einreichen. Man is hier in der höchsten Spannung für den 3. Juli. Gestern Morgen brachte das Volksblatt Staffetta del popolo, redigirt von Lug. Giustiniani, einen leidenschaftlichen Artikel, in welchem Zacchi, der ehrenwerthe, greise Vertheidiger Palma nuova?s, so wie Karl Albert, als Verräther an der italienishen Sache geschildert wer- den. Das Blatt wurde jedoch gleich unterdrückt und dessen fernere Veröffentlihung von der „Kommission zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Orduung““ definitiv verboten, Dafür macht das Blatt Yatti e Parole sehr viel Glück, uud man muß in der That ge- stehen, daß es als Voiksblatt seinen Posten treffflich ausfüllt. Man hört einzelne Kanonenschüsse heute, doch sind sie so selten, daß sie faum von einiger Bedeutung sein können. :

Venedig, 3. Juli. (A. Z.) Heute Morgen um 9 Uhr be- gab sih die ‘vom provisorischen Guberuium der Republik berufene ,-Assemblea““ in die St. Marcuskirhe, wo von Sr. Eminenz dem Kardinal Patr. Jakob Monico das feierliche Hochamt und eine kurze Aarede gehalten wurde. Nach ertbeiltem Segen wur-e das z eni CHOMOD Spiritus gesungen. Hierauf zogen die Deputirten in den Vogenpalast, wo zur Wahl des provisorischen Prätitenten der Ver- jammlung geicritten wurde. Die Wahl traf den ältesten, den Msgr. Pianton, infulirtzn Abt- von St. Maria della miscricordia. Zu pro vijorischon Secretairen wurden die zwei jüngsten Deputirten, Dataico Medin und Vicenzo Scarpa, erwäblt. Um 1 Ur versammelten sich d:e Deputirten in dem Versammlungesaale (sala del gran comiglio). Bei der Ablesung der Namen waren 128 Mitglieder zugegen. Hierauf wurden die beiden Kommissionen, welche nach dem Dekret der Zusammen- berufung die exefutive Gewalt der Assemblea prüfen sollten, durch das Loos beitimmt. Zuvor jedoch wurden mache, mitunter auch ctwas hef- tige Worte gewechielt, Advokat Avesani, der e:gentl che Repräsen tant der antiministeriellen Partei, trug auf Beschleunigung der Die- fussionen an, worauf der Kriminalrath Ferrari Bravo l‘emerfte, daß durch eine Vebereilung vor 0 Jahren die Republik Venedig, die 1400jährige Königin Adria?s, untergeangenz; man solle sich dieses Beispiel zur Warnung dienen lasen. Tommaseo cmpfahl das lestina lente. Um 2 Uhr wurde die Sißung aufgehoben, und die Kom- mission begab sich ins Skrutinium. Üm 4 Uhr wurde ‘die Sigung neuerdings eröffnet. Zuerst wurde die Wabl des Präsidenten 2c. fundgegeben. Das Resultat der Wahl war folgendes: Rubbi, Prä- ident mit 118 Stimmen; Nicolo Priuli, Francesco Tr:foni, Vice= a, Ersterer mit 62, Leuterer mit 56 Stimmenz D. Pietro Canal, D. G. B. Varé, Dataico Medin, Dolfin Boldù, Secretaire, Ersterer mit 67, Zweiter mit 58, Dritter mit 54, Vierter mit 47 Stim- men. Hierauf verlas der Justiz-Minister Castelli die Artikel, über welche eine Schlußfassung genommen werde. Der erste und zweite betrafen den projektirten Auschluß an Piemont; der dritte die Be- stätigung oder neue Wahl der Minister und der Regierung; der vierte wegen Gewalt des Präsidenten der Assemblea zur Aufi echthaltung der Rube und Ordnung im Sißungssaal; der fünfte wegen Substi- tution der Prôsidenten; der sechste wegen Uebertragung und Schlie- ßung der Sißung. Diese 6 Artikel wurden auf folgeude Weise been- det: Jn Betreff der Artikel 1 und 2 wird ein geheimes Skrutinium entscheiden. Jn Betreff des Artikels 3 wird durch Stimmeongeben entschieden werden, und aus den drei, welche die meisten Stimmen haben, wird neuerdings durch Stimmengeben der Präsident gewählt, Jn Betreff des Artikels 4: Der Präsident hat volle Gewalt zur Aufrechthaltung der Ordnung der Diskussion und der Ruhe des Saales. Art. 5. Jn Abwesenheit des Präsidenten vertritt dessen Stelle der ältere Vice-Präsident. Art. 6. Die Uebertragung oder Sließung der Sißung bängt von den Deputirten ab. Varé bean- tragte, eine bestimmte Anzahl der Mitglieder, z. B. zwei Drittel der- selben, müsse vorhanden sein zu einer definitiven Schlußfassung. Nach mehreren Ein - und Widerreden fiel diese mächtige Waffe der Linken mit 68 Stimmen gegen b2 dur.

Frankreich. National - Versammlung. Sißung vom 11. Juli. Nachdem Baraguay d'Hilliers seinen Bericht über den Antrag vorgelegt hatte, der Militair-Pensionairen das Beziehen von Cioil-Gehalten für den Fall gestattete, daß beide Gehalte die Höhe von 2000 Fc, nicht übersteigen, wurde ein aufdas stenographische Dienstper- sonal der Versammlungbezüglicher Dekret Entwurf berathen. Nach demsel - ben is dies aus 15 Stenographen, worunter 5 Revisoren, bestehende Personal unter die Direction des Büreaus gestellt; die R-visoren erhalten jährlich 8000, die übrigen Stenographen 5600 oder 480 Fr. Gehalt, welher in das Budget der National-Versammlung auf- genommen wird. Der Dekret - Entwurf wurde nach einigen Erörte- rungen genehmigt, und es kam nun der in Betreff der Errichtung eines Lagers bei Paris zur Berathung. Er besteht aus einem ein- zigen Artifel, lautend: „Der verfügbare Effekt v-Bestand der aktiven Armee zu Paris und in der Umgegend wird vom 20sten d. M. an und sv lange, bis anderweitig verfügt wird, mindestens 50,0009 Mann betragen.“ Derselbe wurde mit ungeheurer Majorität angenommen. Blos die äußerste Unke erhob sih bei der Gegenprobe. Der Dekret-Entwurf Wolows- fi's für Aufhebung des Dekrets vom 2. März, die Abkürzung der Aibeitsstunden betreffend, wurde auf den Antrag des Handels - Mi- nisters vorläufig von der Tages «Ordnung zurückgezogen. Nachdem die E dem Minister des Junern 510,000 Fr. zu Ver= besserungen der Forsten bewilligt hatte, wurde über eine Anzahl Bitt- schriften Bericht erstattet. Der Minister des Jnnern nahm hier- auf für cine Mittheilung der Regierung das Wort, indem er be-

|

399

merkte, daß eine ziemlich ernste Unpäßlichkeit seines Kellegen Beth- mont ihn veranlasse, die im Justiz - Ministerium ausgearbeiteten Ge=

seß - Entwürfe vorzulegen. Der erste Entwurf, den er mit dem Be- merken übergab, daß die Regierung Bürgschaften für die gegen die Presse auegesprohenen Verurtbeilungen begehre, daß aber zugleich Niemand aufrichtiger die Freiheit der Presse wolle, als sie, betrifft die -Cautions-Stellungen der Journale. Der vom Minister verlesene Gesez- Entwurf bestimmt, daß in den Departements der Seine, Seine und Oise und Seine und Marne die Caution für die täglich ersheinenden Jour-= nale 24,000, für die zweimal wöchentlich erscheinenden 18,000, für die einmal wöchentlich ei: scheinenden 12,000 und für die monatlich ersheincnden 6000 Fr, betragen soll. Jn den übrigen Departements it die Caution für die Städte von 51,00 Seelen und darüber auf 6000, für die fleineren Städte auf 3590 Fr. festgeseßt, Der Mi- nister verlas ferner cinen Dekret - Entwurf bezüglih der Verbrechen und Vergehen, welche dur die Presse verüvt werden, L erselbe be- steht in der Beibehaltung der früheren Geseßgebung auf so lange, bis die National - Versammlung späterhin diesen Gegenstand geregelt haben wirdz Angriffe auf die National-Versammlung sollen mit Ge= fängniß von einem Mouate bis zu 5 Jahren, Angrisse auf ein Mit- glied der Versammlung mit Gefängniß von einem Monate bis zu 2 Jahren bestraft werden. Der Minist:r legte duttens einen Dekret-Ent- wurf bezüg!ich der Klubs vor (lebhafte Neugier), indem er sagte: „Die Republik erkennt das Necht der Bürger an, sich zu versammein, um sich über öffentliche Angelegenheiten zu berathen ; aber es giebt feinen Grund- saß, der absoiut wäre. Die Klubs würden, wenn man sie richt über- wachte, das Land über einen wahrhaften Abgraud stellen. Die be- waffneten Klubs bilden eine Gefahr, w-lche dur sîrenge Strafen beseitigt werden muß. Die Eröffnung eines jeden Klubs muß der Polizei - Präfektur oder der Mairie mindestens 48 Stunden vorher angezeigt werden. Die Klubs sollen öffcutlih sein. Mindestens ein Viertel der Pläße muß für Nicht-Mitgl'eder, so wie ein Plagß für einen mit sciner Schärpe versehenen Beamten, unbesegzt bleiben. Die in einem Klub ausgestoßenen Rufe und Drohungen follen fo bestraft werden, als ob sie an cinem öffentlichen Orte laut geworden wären. Die Absendungen von Abgeordneten des einen Klubs an den anderen sind untersagt. Jedes Judividuum, welches in eine: Klub Woaffen

trägt, kann mit Gefängniß von. 1 bis 6 Monaten -bestraft werden. Der Gerichtshof, welhem die Fällung der Straf= Urtheile obliegt, fann die Schließung des Klubs verfügen. Es kann die Ermächtigung zu niht üffeutliven Zirkeln er-

theilt werden, die Behörde wird aber stets deren Schlißung bean- tragen fönnen.““ Die Versammiung entschied für Ueberweisung der beiden leßten Geseßz-Entwürfe an eine und d eselbe Kommission. Ern voin Minister vorgelegter Dekret-Entwurf, der ihm 500,000 Fr. zur Veitheilung unter die verschiedenen pauiser Theater bewiuigen soll (worunter 170,00 für die große Oper, 105,000 für das Theater français, £0,000 für die Overa-Comique und 40,00) für das Odeon), wurde als dringlüih dem Comité des Junern zur Berichterstattung in zwei Tagen zugewiesen. Hrrr Flocon erhob Einwendungen ge- gen die voi geschlagenen neuen Journal-Cautionen, indem er si über- haupt aegen jede Cautioneleistung in Geide ertläte. Da der Gene- ral - Prokurato- schon die Vollz-ezung des Gesetzes ven 1830 anbe- foblen hale, so f'age cr, ob es dringli sei, dies Gesc zu wider= rufen und cin neues vozul-gen, während doch die Regierung mit einer Ge- walt bewaff ‘et sei, dieüber allen Geseßen stebe (Murren), und wävrend ter Belagerungszustand jeden Widerstand breche, jeden Angriff unmög'ich mache? (Lärm). Herr Senard: „Meine Antwort wird kuz eiu. Man fragt uns, weshalb wir troß des Belagerungsozustandes, dieser furchtbaren Waffe, Strafges be gegen die Presse vorlegen? Auer dings sind wir in Paris zur Verrveidigung der Ges llschaft bewaff- net; der Belagerungszustand s{chüyt die Hauptstadt gegen gewaltsame oder antisoziale Angriffe. Dies 1 aber in den Departements nicht der Fall. Sie werten, Sie können nicht glauben, weine Herren, welche Artikel uns, besonders seit vier Tagen, aus allen Theilen Frankreichs zugehen. Jch werde diese Artifel nicht auf die “Tribüne bringen, sondern sie blos von meiner Bank aus mitthcilen. (Zahl- reihe Stimmen : Lesen Sie! Lesen Sie!) Nein, meine Herren, nein. Jhre Entrüstung würde zu lebhaft sein, wenn ih diese heftigen An-

griffe aufdie soziale Ordnung, diese Beleidigungen und Jufamieen gegen die

Nationalversammlung Jhuen vorläsez diese unsinn'gen Schmähungen,

worin man von der Majorität dieser Versammlung sagt, daß ste unfähig und

strafbar sei, daß sie fast in dem Blute erstide, welches vergossen wor-

den sei. (Lautes Murren.) Will man, daß folche Attentate ungestraft

der Justiz troen? (Nein! Nein!) Einzig deshalb, damit die Gesell=-

chaft nicht wehrlos sei, damit die Erneuerung dieser Skandale ver-

hütet werde oder doch rasche Unterdrückung sie treffe, haben wir die

Dekret - Entwürfe vorgeschlagen, die ih verlas, Bedenfen Sie es

woh!, meine Herren, die in ihren Grundvesten bedrohte Gesellschaft

darf durchaus nicht {wach und ohnmächtig belassen werden. Die

Energie der Verthcidigung muß der Heftigkeit der Ang1isfe entspre-

hen!“ (Bravo.) Auf cinige we.tere Bemerkungen Flocon?*s er-

wiederte der Minister noch: „Die Gesete bestebe:; die Pflicht des

Beamten der Behörde, der sich achtet, is es, ihnen so lange, bis sie aufgehoben sind, Beachtung zu verschaff n. Das Geseß von 1830 bezüglih der Cautionen wird vollzogen werden, so lange die Ver- fammlung niht durhch ein Deïret die betressfeude Geseßgebung abge- ändert haben wird. (Sehr gut! Unterfslüßt !)

Sitzung vom 12. Juli. Bei Eröffnung der heutigen Sizung bemerkte man unter den anwesenden Mitgliedern auch wieder die Herren Lamartine und Ledru Rollin, die sih nah ihrem Eintreten lebhaft mit ihren ehemaligen Regierungs =- Kollegen Garnier - Pagès, Paguerre und Marie unterhielten. Ein vorgelegter Dekret-Entwurf, welcher erklärt, daß die im Kampf für die Republik gefallenen Mili- tairs, General Duvivier und Oberst Charbonnel, sich um das Vater- land wohl verdient gemacht, und daß der Leichnam des Ersteren im Juvalidendom beigeseßt weiden soll, wurde einstimmig angenommen und eine Deputation der Versammlung ernannt, um dieser auf mor- gen festgeseßten Bestattung beizuwohnen. Herr Eymery übergab im Namen der Fach - Abtheilung für die öffentlihen Arbeiten den Bericht über den Vorschlag, wonach die Häuser, deren Bau vor dem 1. Ja- nuar 1849 begonncn wird, auf 10 Jabre abgabeufrei sein sollen. Dann wurde folgender Dekret - Cutwurf angenommen: „Die Jnhaber der vor dem 24. Februar 1848 ausgegcbenen oder seitdem erneuerten Schaßbons, deren Konsel.dirung durch das Dekret vom 7. Juli d. J. angeordnet „isbz +tonuxn nach Inhalt dieses Dekrets keinen Rekurs gegen die Jundoiirer dieser Bons ausüben.‘ Hierauf schritt man zur Entgegenuahme der Kom- missions-Berichte über eingegangene Bittschriften. Der Bürger Remy, Gelehrter zu Paris, bittet um eine jährliche Unterstüßung von 1200 Franken aus dem Fonds zur Aufmunterung der Wissenschaften und Literatur. Man geht darüber zur Tagesordnung. Dex Bür- ger St. Elme beantragt Abschaffung der Arbeit in den Gefäng- nissen. Wüd an die Abtheilung für Arbeit verwiesen. Derselbe verlangt Aufhebung der Stipendien, außer für Militairs= und Be- amten-Söhne. An die Abtheilung für öffentlichen Unterricht verwie- fen, Die Mitalieder des Klubs des polytechnischen Vereins zu Paris verlangen, daß der Ober-Befehlshaber und die beiden Geueralitabs- Chcfs der National-Garde durch Wahl ernaunt werden sollen. Geht

an die Verfassungs-Kommission. Der Bürger Rugot zu, Lyon schlägt Veräußerung des Rural- und Kommunal-Eigenthums vor. Ta- ges - Ordrung, Viitglieder des demokratishen Klubs in Pa- ris verlangen Entfernung des Standbildes Ludwigs X[V. vom Bellecour - Plaß zu Lyon. (Lärm und Protestationen.) Die Versammlung geht darüber zur Tagesordnung. Ehemalige Munizipalgardisten vou Paris bitten um Wiederau!nahme in das Cadre der Armee. Wird dem Kriegs-Minister übeuwiesen, Die re- pubtifanishe Gescllschaft von Colmar beautragt Aufhebung der Stell- vertretung im Milirairdienst oder wenigsteus vollständige Umänderung der betreffenden Geseße. An die Verfassungs-Kommissionu. Der Bür- ger Redarès zu Paris verlangt eine Prüfung aller von der proviso- rischen Regicrung vom 24. Februar bis zum 8, Mai vorgenommenen Eruenmzungen. Tagesordnung. Der Bürger Victor Bertrand begehrt Verüffentlihung der Verwendung der geheimen Fonds während der ganzen Dauer des leßten Ministeriums des Junern. Tages- ordnung. Der reformirte Prediger BIissien will , daß kein Kultus in Fraukreih besoldet werde. Die Kultus - Abtheilung hatte si bi Erwägung dieser Petition fast einstimmig für Beibehaltung des Kul= tus-Budgets ausgesprochen, doch will dieselbe der Verfassungs-Kom- mission hierin nicht vorgreifen. Die Petition wird an diese verwiesen. Ein Pole, Lehrer der deutschen Sp.ache an einem französischen Collége , beantragt Abschaffung des Epiekopats und des Cölibats, und daß ‘jeder Priester ein Gewerbe treiben solle, so wie Eiuschmelzung der heiligen “Gesäße Lon Gold und Silber und Verwendung des Ertrags zu Gunsten ter Armen. (Läm und Gelächter.) E‘ne Stimme verlangt Ueberweisung der Petition an den Unterrichts-Min ster, was auch Unterstüßung findet; die Ver=- sammlung beschließt jedo, darüber zur Tages-Ordnung zu schreiten. Ein Einwohner von Marseille verlangt, man solle den Zeitungen, welche falsche Nachrichten verbreiten, {were Geldstrafen auferlegen. (Gelächter.) Ein Landmann beantragt Wiederherstellung des Festes, welches am 15. August zu Ehren Napoleons gefeiert wu: de. Auch iber diese beiden Petitionen wird ur Tageé-Ordnung geschritten.

Paris, 12. Juli. Mittelst Dekrets vom 9ten d. hat General Cavaignac, kraft der ihm übertragenen Gewalt, in Rücksicht auf das Dekret vom 24. Juni, welches Paris in Belagerungszustand ver- jebte, jo wie des Dekrets vom 27. Juni, wona alle Theinehmer am Aufstande nah den überseeischen Besitzungen Frankreichs trans- portirt werden, die eingeleiteten friegsgericht!'ichen Verhandlungen aber hinsichtlih der Anstifter und Häupter der Jusurrection und derjénis gen, die dazu Ceid, Waffen oder Munition geliefert oder vertheilt, ein Kommando oder e'ne Autorität dabei ausgeübt, oder etwgs dazu getan haben, die Rebellion zu verstärken, ihren Fortgang nehmen jollen, und des Dekrets, welches die vom Oberst Bertrand präsidirte Untersuchun; s - Kommission in Betreff der Juri - Ereignisse anordnete vier Kriegegerichte in Paris eingeseßt, von denen jedes aus drei Mi- litairs bestehen und von einem Stabs - Offizier präsidirt werden soll. Die'e Kriegsgerichte soll n, nah vorgenommenem Zeugen- Verhör und Prüfung aller Beweis - Voriagen, darüber entscheiden, welche Ange- tlagte von der Anklage zu entbinden (wozu jedo in dringenden Fäl- len dem Oberst Bertrand das Recht vorbehalten wird), welche zu traneportiren und welche vor das permanente Kriegégericht der ersten Diecijsion zu stellen. Sie halten ihre Sißungen, wie die Central- Kommission, im Justiz-Palaste.

Vorgestern is in den Werkstätten die Anzeige gemacht worden, daß küiftighin wieder täglih zwölf statt zehn Stunden gearbeitet werde. Die Aibeiter wollen sih dieser Vorschrift nicht fügen und feiern jeßt.

Die Justruction wegen des Aufstand:s i noch lauge nicht be- endigt, wird aber äußerst thätig betrieben. Jm Fort Jvr9, wo die Barrikaden - Chycfs, die Führer der Jasurgenten und die angeblichen

Moörder Brea?’s sigen, bält die Unter uchungs-Kommission fortwährend Situngen, hat aber erst etwas über die Häifte der dort befindlichen 15100 Gefangenen verhören fönuen. Mehrere Jnsurgenten haben Geständnisse gemacht, in deren Folge vorgestern 2.0 Vorführungs=- Befehle gegen Wirthe und Juhaber vou Weinschenken, so wie gegen mehrere bochgestellte Personen, crlassen worden sein sollen.

Chateaubriand hat in scinem Testament eine Kommission er- nannt, welche die Herausgabe seiner Denkwürdigkeiten, deren Ver- lagsreht er schon im Jahre 1830 an eine Actien - Gesellschaft ver=- faufte, überwachen soll,

Lyon, 7. Juli. (Köln. Ztg.) Von allen Seiten wurden in den leßten Tagen wieder Truppen hierhergezogen. Die Aipen- Armee lieferte namentli ein sehr starkes Kontingent. Telegraphische Meldungen aus Paris forderten die Civil - und Militair - Behörden zu starker Wachsamkeit und energischen Maßregeln auf, da die Re- gierung einem ausgedehnten Komplotte auf der Spur sei, Croix= Rousse, dieser ewige Heerd von Emeuten, ward gestern von impo- fanten militairischen Streitkräften umzingelt, intessen wurde die Rube nirgends gestört, Ganz Lyon gleicht einem Militair-Lager. Ju allen Städten des Südens läßt die Regierung die Besaßungen verstärken; die Alpen-Armee wird in diesem Augenblicke blos für den Dienst im Innern verwendet und kanu eigentlich gar nicht als Beobachtungs= Corps für die Gränze betrahtet werden. Frankreich wäre in Ver=- legenheit, wenn es heute oder -morgen von Jtalien um bewaffnetes Einschreiten gebeten würde. Alle Berichte, welche uns gus diesem Lande zukommen, sprechen, von nicht unbedeutenden Siegen der Oester- reicher. Wie es scheint, verliert Piemont allmälig die Fruchte seiner ersten Siege, und kömmt ihm die französishe Armee nicht bald zu Hülfe, so wird seine Lage eine trostlose. Diesen Morgen haben wir cinen neuen Präfekten erhalten, den vierten seit der Februar - Revoo-

lution. Die Verwaltung leidet dur diesen häufigen Wechsel gewal- tig. Man spricht noch immer von ciner vollständigen Entwaffnung

der National - Garde und einer gänzlihen Reorganisation derseiben. Alle Weisungen aus Paris zeigen klar, daß wir jcßt von Generalen regiert werden.

Großbritanien und Jrland. London, 11. Juli. Der Chartisten-Prozeß i} gestern beendet worden, nahdem-die Ge=« \{chworenen auch über den leßten der Angeklagten das „Schuldig“/ ausgesprochen hatten. Der Gerichtshof veröffentlichte eine Stunde darauf die Strafen, Fussell wurde wegen Aufruhrs zu zwei Jahren und wegen Theilnahme an einer ungeseßlichen Versammlung zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Aehnliche Strafen erhielten Sharpe, Vernon und Lorney. Jones wurde zu zwei Jahren Gefängniß und 500 Pfd. Sterl. Bürgschaft verurtheilt, Man billigt es, daß das Urtheil so milde ausgefallen if.

Das Oberhaus hielt en nur eine kurze Sißung. + Lord Brougham interpellirte die Minister, ob die Regierung die Klubs in Jrland unterdrücken wdllez er würde die Maßregel gerechtfertigt finden wegen des aufrührerischen Treibens, welches diese Gesellschaften beförderten. Der Marquis von Lansdowne theilte die Ansicht über die Gefabren, welche das Bestehen der Klubs verursadten, be- \hränkte sich aber, - auf die gestellte Frage zu erwiedert, daß-der Lord - Lieutenant vollständig gerüstet sei. Jm Unterhause. wurde nach Beantwortung mehrerer Frte eg omen dié: vertagte Zuderzoll-Debatte im Comité wieder aufgenommen. 4 ber uné zur Berathung kommende Paragraph verlejen war, wona die Zölle