1848 / 79 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

C E R E E M

M RD E C O rae ra

1] i, daß nur eine Regierung Fräftig ist, wenn sie s A ged ry gs M E es mögli, den Staat ín fortschrei-

t . tender Entwicelung zu a bie Wünsche und Bedürfnisse des Vaterlandes

t 4 . , V der B Sesesligung der bereits erworbenen Freiheit einigen,

post d E E daß es, getragen dur das Vertrauen und die

e E aller Freunde des geseglichen Fortschrittes, im Stande sein werde,

S es Volkes und des Thrones gegen alle Angriffe zu schüßen, Ms M die Freiheit stark zu machen, muß auch die Aegierung stark sein, “Das Ministerium wird mit allen gerechten Wünschen und Ansprüchen des Volkes Hand in Hand gehenz erklärt jedoch zuglei auf das entscie- denste, sich auf keine Weise irgend etwas abdringen zu lassen, was seiner Ueberzeugung nah mit der Freiheit und dem Wohle der Gesammtheit un- verträglich wäre, während es zugleich als heilige Pflicht es anertennt, die Stimmung der öffentlichen Meinung immer in genaue Erwägung zu ziehen,

Das Ministerium erkennt vollkommen die Nothwendigkeit, die Seg- nungen der constitutionellen Freiheit in allen Provinzen gleichzeitig zur Gel- tung zu bringen, und es wird daher eine seiner ersten Handlungen sein, alle dazu nothwendigen Maßregeln auf das kräftigste einzuleiten.

„Eben so ist das Ministerium vollkommen von der Ueberzeugung durch- drungen, daß Oesterreich, als Gränzwacht der europäischen Gesittung im Osten, groß, stark und einig bleiben müsse, Um aber die Jdee der Größe und Einigkeit Oesterreichs, zit den vollsten Garantieen staatsbürgerlicher und nationaler Freiheit verbunden, zur Wahrheit werden zu lassen, muß das Ministerium nicht allein ein Ministerium der politischen, sondern auch der durchgreifendsten administrativen Reform sein. _

„Jn dem lebhaftesten Gefühle, daß, um jede Schranke des Mißtrauens zwischen Volk und Regierung wegzuräumen , fortan die redlichste Offenheit herrschen müsse, wird die Regierung veranlassen , daß in allen nationalen Angelegenheiten der Provinzen vollkommene unparteiische Oeffentlichkeit statt-

finde, E „Das Ministerium glaubt, daß das große Ziel, welhes das gesammte

Vaterland seit seiner Erhebung anstrebt, so wie die innige Verbindung Oe- sterreihs mit Deutschland, nur durch die Anerkennung der vollen Gleich- bercchtigung aller Nationalitäten im Staate erreicht und gewährleistet werde.

„Nach diesen Grundsäßen handelud, hofft das Ministerium auf die Billigung der Reichs-Versammlung rechnen zu dürfen,“

Einem höheren Orts eingegangenen Berichte zufolge hat der Feldmarschall Graf Radeßky auf die Kunde einer wiederholten An- häufung päpstliher Truppen am Po den General - Major Fürsten Franz Lichtenstein mit genügenden Streitkräften abgesandt, dieselben zu zerstreuen, Dieser General überschritt demnach am 14ten Morgens bei Polesella, Francolino und Pontelagoscuro den Po, warf im Vor- dringen die dortigen päpstlichen Truppen zurück und traf auf dem Glacis der Citadelle Ferrara’s eben Vorbereitungen zu einer Beschie- ßung der Stadt, als eine Deputation erschien, welche die Unterwer- fung auf Gnade und Ungnade erklärte, Somit is die Citadelle mit ihrer vom Obersten Grafen Khuen befehligten Besaßung entsetzt, der untere Po gesichert und die südwestlihe Einschließung von Venedig vollends gedeckt.

Triest, 12. Juli. (A. Z.) Das französische Kriegs-Dampfboot „Asmodie“, welches gestern Abend aus Venedig hier eingetroffen is, brachte 40 Passagiere, die troß der gerühmten Ruhe in der Lagunen= stadt es vorgezogen haben, nah Triest, wo die deutsche Flagge weht, überzusiedeln, Die durch diese Gelegenheit mündlih und brieflich eingegangenen Nachrichten stimmen alle dahin, daß dic Stadt selbst ruhig und nur die äußeren Punkte gegen das Römische hin in Auf- regung seien, weil eben dort die Nähe der österreichishen Truppen einen unangenehmen Eindruck hervorbringt. Die oberste Leitung der Lagunen-Vertheidigung is dem General Milonopulo anvertraut, einem höchst verständigen, vielseitig erfahrenen Ex-Marine-Offizier der öster- reichischen Flotte. Sein vorzüglihes Augenmerk is auf Chioggia und Brandolo gerichtet, in welchem leßteren Orte er über 60 {were Ma- rine-Geschübe aufführen ließ. Die freie Communication von der Seeseite verschafft den Venetianern natürlich alles Nöthige zum Lebensunterhalt, so wie zur Fortseßung der Kriegs - Operationen. Jm Arsenal sind täglich über 2000 Menschen beschäftigt, und 4 Goeletten und 12 grü= ßere Kanonier-Schaluppen stehen beinahe fertig, um in kürzester Zeit vom Stapel gelassen zu werden, Das von den Oesterreichern als unbrauchbar erklärte Dampfboot „Maria Anna“ wurde völlig herge- stellt und lief unter dem Namen „Pio IX.“/ vor einigen Tagen aus. Auch 20 kleinere Schiffe verließen gestern die Lagune, um in Rimini noch piemontesishe Truppen einzuschiffen.

__ Ein Dampfboot des Lloyd hat heute früh unseren Hafen ver= lassen, um die gewöhnliche Fahrt nah der Levante wieder aufzunel- men, Da es bis in diesem Augenblick (2 Uhr) nicht zurückgekehrt ist, so darf man mit Gewißheit annehmen, daß das feindlihe Ge- s{hwader, welhes vor Umago ankert, ihm kein Hinderniß in den Weg gelegt hat, }

Hessen. Darmstadt, 17. Juli, Heute wurde der Geseh-= Entwurf über die Aufhebung des privilegirten Gerichtsstandes in civilrehtlicher Beziehung für Personen , Corporationen und Sachen in die zweite Kammer der Stände gebraht. Der Unterschied zwischen sogenannten Sriftsässigen und Nichtschriftsässigen hört auf und die Stadt= und Landgerichte bilden auh für jenc hiernach fünftig die erste Instanz. Abg. Lehne kündete dem Regierungscommissair an, daß er in einer nächsten Sißung eine Juterpellation an die Regierung rich=

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Rendsburg, 18. Juli, Die provisorische Regierung hat ver- fügt, daß den shleswig - holsteinishen Schiffen statt der Königlichen Namens - Chiffre und des Zeichens „Dansk Eiendom““ künftig das shleswig-holsteinishe Landeswappen einzubrennen ist. Die den \chles- wig-holsteinishen Schiffen früher eingebrannten Zeichen sind entweder sofort oder, falls die Schiffe abwesend sind, bei der ersten Ankunft in einem inländischen Hafen auszuhauen und durh das Landes- wappen zu erseßen. Jm Uebrigen behält es hinsihtlih der Ein- brennung und Aushguung des Zeichens bei den bestehenden Vorschrif- ten sein Verbleiben,

Hohenzollern - Hechingen. Hechingen, 15. Juli, (Schwäb. Merk.) Die Trennung der Justiz und der Verwaltung ist nunmehr vollzogen. Das Ober-Amtsgeriht wird in Folge dessen die Kriminal= und Civil-Gerichtsbarkeit mit Einschluß der freiwilligen Gerichtebarfeit im Bereiche des ganzen Fürstenthums ausüben, das Ober-Amt die Polizei und Verwaltung in derjenigen Ausdehnung handhaben, wie sie bisher dem Ober-Amte nud dem Stadt=Amte zu- gestanden hat, mit Ausnahme jedo jenes Geschäftskreises, welcher dem Stadtschultheißen-Amte zugewiesen werden wird, dessen Errich- tung der Fürst unter gleihem Tage genehmigt hat.

Samburg. Hamburg, 19. Juli (H. C.) Von Seiten des hamburgischen Senats begeben sich die Herren Scnatoren Gesfcken und Dr. Kirhenpauer nah Frankfurt, um bei den bevorstehenden Verhandlungen über die Handels- und Zollverhältnisse Deutschlands die Interessen des hamburgishen Handels zu vertreten,

Frankfurt. Frankfurt a. M., 18. Juli. (O. P. A. Z.) Der seit dem 15ten d, M. hier versammelte Kongreß deutscher Ge- werbetreibender hat folgende Adresse durh eine Deputation an den Präsidenten der National-Versammlung zu überreichen beschlossen :

„Hohe Versammlung! Die Unterzeichneten beehren sich hiermit die An- zeige zu machen, daß Abgeordnete der Handwerker- und Gewerbestände aus fast allen Theilen Deutschlands hier zusammengetreten sind und, sich, einem im Juni d. J. zu Hamburg von den norddeutschen Vertretern des Hand- werker- und Gewerbestandes gefaßten Beschlusse gemäß, heute zu einem deutschen Handwerker- und Gewerbe-Kongreß konstituirt haben. Der Zweck dieses Kongres- ses ist; eine gründliche Prüfung der Gebrechen des deutschen Gewerbestandes;z die Entwerfung einer alle Kreise der gewerblichen Thätigkeit umfassenden, organisch gegliederten, zeitgemäßen, deutschen Gewerbe-Ordnung, und die Gründung eines mit dem Reichsministeriuum in direkte Verbindung tretenden Organs zur Förderung und Wahrung der Interessen des dcutshen Handweiker- und Gewerbestandes, Der Kongreß is des Vertrauens, daß die hohe verfassung- ebende National - Versammlung, în deren Schoß der Gewerbestand nur schwach vertreten is, seinen Vorlagen um so mehr die gebührende Rücksicht schenken wird, als es sich hier um die wichtigsten sozialen Lebensfragen han- delt, zu deren Lösung nothwendigerweise die praktische Erfahrung wird zu Rath gezogen werden müssen, Der mit Lösung seiner wichtigen Aufgaben aufs cifrigste beschäftige Kongreß hofft einer hohen National-Ver- sammlung baldigst das Ergebniß seiner Arbeiten vorlegen zu können, verbindet aber mit dieser Anzeige die Erklärung, daß, seincr wohlerwogenen Ansicht nah, der gegenwärtig von der National - Versammlung beragthene G. 2, Art. 1 des Entwurfs der Grundrechte des deutschen Volks mit den fünftigen Reichs-Grundgeseßen über Heimats-Berechtigung, Gewerbe - Ord- nung und andere in die innereu Angelegenheiten der in Zukunft selbststän- digen Gemeinden tief cingreifende Verhältnisse in einer so nahen Verbin- dung steht, daß derselbe durch die später folgenden Gesche wesentliche Mo- dificationen erleiden dürfte, Die Unterzeichneten richten daher an hohe

ten werde, worin erx ganz bestimmte Auskunft verlange über Vorlage eines neuen Wahlgeseßes, Auflösung der Kammer und Berufung einer konstituirenden Kammer, Falle die Antwort nicht genügend und den Paar inats Wünschen gemäß aus, so werde er aus der Kammer on A ov „daß dies au andere Abgeordnete thun würden. T e aen sich beistimmend. Man is begierig auf die Aut- Ansicht n, welche ih bisher, in Uebereinstimmung mit den

sichten des Ministers von Gagern, gegen eine Aenderung der be-

ehenden V | S N of N a festgeseg Md aussprach, bevor die Reichsverfassung für Deutsch-

Schleswig- Holstein. R

M rein. Rendsburg, 18, Juli, (Börs.

R gi tre et s Bg bee 'Stánte «Versammiung gab de gs = Kommissar über die WafFonß; (

lungen na@letene Erklärung: er die Waffenstillstands - Unterhand-

„Der Wassenstillstand, über dessen Abschluß viele Mitalis

sammlung, beute nbe nte cnante den weren ee Bee

Bin A R so weit die Nachrichten der provisorischen Regierung rei-

Zeit ibi Eli bis morgen (den 19ten) Abend, bis zu welcher

Es! wirb weden es ließung von Fenariggen im Hauptquartier erwartet, gen eines längeren Waffenstillstandes unterhandelt, Wenn es

u kommt ü ( N daz 1 50 würde noch die Ratification des deutschen Reichöverwesers

erforderli sein , worüber natürli i

F ; Ä ad zurich noch mehrere Tage hingehen würden,

O sri angs Regierung offizielle Kunde ne La daß un- lichen Mitibei baß eine Waffenruhe eingetreten ist.

vertraulichen Mittheilungen aber weiß sie, daß zwei Punkte in den Waffen-

stillsstands-Bedingungen zux frage stehen, Der erste betrifft das Fontbahe,

hen oder Abtrcteu der provisorischen Regier /

ih nis bereits dahin ausgesprochen , Va Ur Vote O an, 19e lange sie sich des Vertrauens des {les ig- holsteinischen Volkes erkchezt halten darf, nur im Einverständniß mit der Centralgewalt over auf Auf- forderung des Neichsverwesers abtreten wird, Der zweite Punkt betrifft die Stellung und das Verhältniß ‘der Cie Era Tru pen, “und ín Bezug auf ‘diesen ‘Punkt wird die provisorische Regierung nie einwilligen daß dieselben Ie ganz oder theilweise aufgelö werden, vielmehr erkennt sie es als nothwendig an, ‘daß sie zur Disposition der Landesregierung gestellt bleiben, welche über ihre Uebungen, Cantonne- ments u. dgl, zu: bestimmen ‘haben muß,

National-Versammlung die Bitte: „Dieselbe wolle, gemäß §. 24 ihrer Ge- schäfts-Ordnung, den volkswirthschaftlichen Ausschuß beauftragen, bei fort- geseßten Berathungen über die oben erwähnten Gegenstände mit dem Hand- werker- und Gewerbe - Kongreß sofort in gemeinschaftliche Verhandlung zu treten,“ (Folgen die Unterschriften.)

———CRRE R

MNusland.

Frankreich. National-Versammlung. Schluß der Sihung vom 17. Juli, Der Dekret-Entwurf in Betreff der dem Erz= bischofe Affre zn'errihtenden Marmorbildsäule wurde nach längeren De- batten in der Weise genehmigt, daß eine Summe vou 50,000 Frs. für die Kosten bewilligt und festgeseßt wurde, es solle eine Ausschreibung sür Anfertigung des Denkmals stattfinden, welhes aber, nah einem von Deslongrais vorgeschlagenen und von der Versammlung einstim- mig angenommenen Amendement nicht im Pantheon, sondern in der Notredame - Kirche aufgestellt werden soll.

Sihung vom 18, Juli, Anfang 25 Uhr. Vice-Präsident Portalis führt den Vorsitz, da Marie zum'Justiz-Minister ernannt worden, Deludre überreiht der Versammlung den Bericht über den Gesey - Entwurf, welcher die Mobilisirung von 300 Bataillonen National-Garde durch ganz Frankreih vorschreibt, Tredern erhält dann das Wort über den an der Tagesordnung befindlihen Vorschlag, den Utüterricht in den beiden wichtigsten Schulen, der polytechnischen und der Militair= \cule, sowohl in Paris als in den Departements uneutgeltlich zu ge- statten. Zweck der Regierung is, die Erziehung allen Söhuea der Republik so leicht als möglich zu machen, während bisher der Besuch dieser beiden Jnstitute nur den reihen Familien ausführbar war. Dieser Plan tatirt noch von der vorigen Regierung. Der Aus- {uß schien demselben eben niht günstig zu sein. Mit großer Be- denklichkeit zählte Tredern die Geldkosten her, welche dem Staate der durchaus freie Besuch jener Justitute kosten würde, Man müsse näm- lih bedenken, daß Wohnung, Nahrung und Kleidung mitbegriffen seien im Plane der Regierung. Kerdrel trägt auf Vertagung an. Jhm zufolge sei der Zeitpunkt, Jedermann auf Staatskosten zu erziehen, noh nicht gekommen. Man möge erst die Verfassungs - Di:kussion abwarten, die allein über die Unterrichtsfrage zu entscheiden; er dringe also auf Vertagung bis nah der Verfassungs - Aunahme. Char- ras, dessen Verhaftung man jüngst irrthümlich angezeigt hatte, suchte die Bedenklichkeiten des vorhergehenden Redners zu beshwichtigen. Delongrais theilt dieselben ökonomischen Bedenklichkeiten und meint: die Gratiszulassung solle laut dem Entwurfe erst am 4, Oktober beginnen, bis dahin sei die Verfassungs - Frage jeden- falls erledigt, darum unterstüße er den Antrag auf Vertagung. Lamoricière bekämpft die Vertagung, Er beweist der Ver- sammlung, daß viele Zöglinge der niederen Schulen, deren Taleute zu den größten Hoffnungen berehtigten, aus Mangel an Geldmitteln ihre Laufbahn oft aufgeben müßten ; es sei daher Pflicht des Staa- tes, den Genuß des Spezial-Unterrichts kostenfrei zu gewähren, Daß sih der Staat vielleiht in der Unmöglichkeit befinde, die Kostenfrei= heit sofort zu gewähren, sei nur augenblicklich und werde hoffentlich bald vorübergehen. Die Regierung habe die Berathung des Geseß- Entwurfs deshalb aber jeßt {hon hervorgerufen, damit sie ihre Maßregeln füx die Zukunft treffen könne. Bar a- Pes d'Hilliers unterstüßte die Vêrtagung, Jedenfalls

ollten aber im Falle sofortiger Aunabme des Geseßes nur die an- erkannt Armen und nicht auch die Söhne derx Reichen unentgeltlich aufgénommen werden. Richard erhob ih gegen jede Verzögerung, Die Republik könne nicht Eil genug in Erweiterung ihrer demokrati= hen Einrichtung zeigen, Cavaignac unterbrach hier die Bera- T indem er auf die Rederbühne_ stieg. und der Versammlung

ie diesen Morgen durh den Moniteur bereits veröffentlichte Mo-

dification des Ministeriums anzeigt, Aus Deferenz für die Ver= sammlung, sagte er, habe er geglaubt, ihren Präsidenten Marie zum Justiz-Minister ernennen zu müsscn. Seine Rede war sonst eine wörtlihe Wiederholung des Dekrets im Moni- teur. Shließlih ersuchte er die Versammlung, zur Wahl eines neuen Präsidenten zu schreiten. Diese Wahl wird auf morgen fest- gescßt. Daun kehrt die Versammlung zur unterbrohenen Berathung des Militairschulbesuchs zurück. Brunet bekämpfte den Antrag als revolutionair und tödtlich für die Staatskasse. Charras widerlegte ihn. Der Präsident schritt zur Abstimmung. Zwei Proben waren zweifelhaft, Man verlangt die Abstimmung dur Theilung. Die= selbe wird über den Antrag auf Vertagung eröffnet und fällt zu Gunsten des Ministeriums aus. Der erste Paragraph , die Unentgeltlihkeit des Schulbesuhs feststellend , wird angenommen,

__ Paris, 18. Juli. Der Moniteur enthält heute folgende ministerielle Modificationen: 1) Marie, bisheriger Präsident der National - Versammlung, is zum Justizminister an Bethmont's Stelle ernannt, dem sein Gesundheitszustand nicht erlaubt, seine Arbeiten forizuseßen, und dessen Entlassungsgesuh angenommen is. 2) Ba-= stide, scit den Junitagen Marine=- Minister, aber das Portefeuille des Auswärtigen interimistisch verwaltend, tritt wieder als destuitiver Minister des Auêwärtigen an die Stelle des Generals Bedeau, den seine in den Junitagen erhaltenen Wunden noch vom Staatsdienste zurückhalten und dejsseu Entlassungsgesuch ebenfalls angenommen ist, 3) Verninac, Schiffs -Capitc«in, ist zum Marine - Minister ernannt, Das Cavaignacsche Dekret i von dem Finanz - Minister Goudchaux gegengezeichnct,

Durch die Ernennung Marie's zum Justiz - Minister sieht sich die National - Versammlung wieder ohne Präsidenten. Die Versamm= lung des Palais National will Herrn Garuier Pagès unter Bedin= gungen ihre Stimmen bei der neuen Präsidentenwahl geben. Man glaubt, daß Garnier Pagès dem Sozializmus in neuester Zeit völlig den Rücken gekehrt habe. Die Versammlung der Rue Poitiers, zu welcher Herr Thiers gehört, stellt dagegen Herrn Dufaure als ihren Kandidaten auf. Sie will diesmal alle ihre Stimmen, von denen bei der leßten Präsidentenwahl cinige dem Herru Lacrosse zuftelen, auf Herrn Dufaure vereinigen.

Lherbette's gestrige Juterpellationen wegen Rußlands Junter= vention in den Dongu = Fürstenthümera und Bastide's Antwort lenken heute die Blicke der pariscr Presse nah dem Osten, Jn allen leitenden Artikeln werden die Ereignisse in den Do uau = Fürstenthümern besprochen, Nah dem“ M ontteur fügte der Minister der auswärtigen Augelegenheiten seiner (ge}tern mitgetheilten) Erklärung, daß die Nachricht von dem Einrücken ruj|i- sher Truppen in die Fürstenthümer noch nicht sicher sci, daß aber die Regierung jedenfalls Frankreichs Interessen wahren würde, noch Folgendes hinzu: „Es herrscht in der That noch die größte Unsicher= heit über die Ereignisse, welche sich in Bucharest uach dem Nüci= zug des Hospodaren und des russischen . Gencral - Kommissarius mögen zugetragen haben, Es ist also bis jeßt unmöglich, sich ein richtiges Urtheil über jene Ereignisse zu bilden. Nichtsdestoweniger erheisht die Lage der Fürstenthümer die ernstcste Aufmerksamkeit sei= tens der Regierung der Republik. Sollte Rußland aus den Gränz linien herausgetreten sein, welche ihm die Verträge und namentlich der Vertrag von Adrianopeb gezogen? Sollte Grund vorhanden sein, weitere Pläne Rußlands zu befürchten, die es, gestüßt auf Gleichartigkeit der Stämme und der Religion, durhzujeben suchen möchte? Dies wird Jhre Regierung zu prüfen ha- ben, sobald die Thatsachen besser bekannt jein_ werden.“ Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, daß im Ministerium des Auswärtigen ein Courier eingetroffen sci, welcher die Natricht bringe, daß der General Aupick, Frankreichs Vertreter bei der Pforte, gegen den Einmarsh von Truppen Rußlands in die Wallachei encrgisch protestirt habe. i / n

Im Comité für auswärtige Angelegenheiten rechtfertigte Lamar= tine bei Verlesung des Berichts über die Verhältnisse von Jtalien die Politik, welhe von der provisorishen Regierung und der vollzie= henden Kommission in dieser Hinsicht beobaht.t worden, in folgender Weise: „Hätten wir gleih nach der Februar-Revolution vorschnell die Alpen überschreiten und ia eigenem Namen die Oesterreicher in der Lombardei angreifen sollen? Vergessen Sie deun, daß die Grundlage unserer ganzen Pelitif in dem Prinzip, Achtung und Greundschaft ge= gen Deutschland, bestand; daß aber ein so persönlicher und so wenig begründeter Angriff auf Oesterreich als ein freiwilliger Angri}f auf D eutsch- land ausgelegt worden wäre, das ganze au denUfern des Rheins gelegene Deutschland gegen uns gewendet, das ganze nördliche L eutschland zur Verbindung mit Rußland getrieben hätte, während cs doch unsere Politik und die Politik des Friedens der Welt ist, es davon ¿05zu= reißen? Nein, wir haben diese Frage uit so gestellt, Wir hasen Karl Albert niht aufgefordert, eineu Krieg gegen Vesterreich zu un- ternehmenz die Aufregung seiner Völker, der Nuf JZtaliens, feine Lage, der Ehrgeiz seiner Räthe, vielle:ht sein persönlicher Ehrgeiz uach Ruhm haben ihn auch ohne uns hinlänglich dazu getrieben, Seine eingewurzelte persönlihe Verbindung mit dem österreichischen Absvlu= tismus fonnte gegen den Anstoß von ganz Jtalien nit bestehen, Er zog daher gegeu Oesterreih. Von dem Tage an, wo Karl Al= bert gegen Oesterceih zog, sagten wir und sagten es ganz laut guf der Rednerbühne, ohne Rückhalt, und, was Sie auch dagegen ein= wenden mögen, nicht ohne Kühnheit: Jtalien ist frei oder wird frei sein. Wir haben uns gesagt: Von zwei Fällen Eins; cntk= weder wird Karl Albert allein, unter der Mitwirkung der anderen Jtaliener, über die Armeen Radebky?s siegen, und dann wird Jtalien sich seine Freiheit selvst verdanken, und das is eine Bedingung, daß es sie auch besser vertheidigen wid; oder Karl Albert wird Verlust erleiden, und die Unabhängigkeit seiner eige- nen Staaten in Ober - Jtalien wird ernstlich von den Oesterrcicheru bedroht, und dann werden wir interventren uach dem Rechte der Sicherung Frankreichs und der Nationalitäten, welche guf der Karte bestehen. Deswegen hat der Minister des Aeußern der provisorischen Regierung als erste Handlung seiner friedlichen, aber eventuell be- wasfneten T iplomatie die Bildung eines schlagfertigen Armee - Corps von 52,000 Mann am Fuße der Alpen gefordert. Sie werden nichk verlangen, daß ih über die jeßige Lage in genauere Einzelheiten ein gehe, da Unvorsichtigkeit in den Worten die Augelegeu)eiten des Landes b:einträchtigen könnte. Jtalien wird srei sein, E grankt= reich wird selbs Gefahr laufen, das ist das Einzige, was wir für jeßt sagen fönnen.“ Hus 24 i B e bedeutende Anzahl von Repräsentanten, die sih im Palais National versammeln, hat ein politisches Programm veröffentlicht, worin sie erklären, daß die Natignal-Bersammlung und jedes ihrer Mitglieder , wenn sie das ihnen von dem Volke übertragene Mandat würdig erfüllen wollten, sich bemühen müßten, mit allen ihnen zur Bet- fügung stehenden Mitteln die tief ershütlerte Ordnung wiederherzu- stellen ; vor Allem hielten sie LE für ihre Pflicht, die Regierung8- Gewalt, als das geseßlihe Justrument, in allen ihren Formen zu vertheidigen und zu befestigen ; wenn die Regierungs-Gewalt von allei

uten Bürgern untexstüßk werde, so könne sie, um die Republik auf uner= [hütterliche Grundlagen zu stüßen, die moralische, materielle, finanzielle, administrative und auch die soziale Ordnung garantiren : die moralische,

indem sie dur ihre Energie und Weisheit den Gemüthern die Si- cherheit für die Gegenwart und Vertrauen in die Zukunft zurügede ; die materielle, indem sie die dieselbe beshüßenden Geseße kräftig an- wende und die etwa noch erforderlihen 1n der National-Versammlung beantragez die finanzielle, indem sie die nnablässigste Wachsamkeit und entshiedenste Sparsamkeit in Bezug auf die Staats - Ausgaben be- obachte ; die administrative, indem sie die Zahl der Aemter beschränke und die Beamten unaufhörlih überwachez die soziale endlich, indem sie Alles zurückweise, was näher oder ferner die gehciligten Grund- säße beeinträchtigen fönnte, auf welhen die Gesellschaft beruhe, die Familie und das Eigenthum, und indem sie dur regelmäßigen Fortschritt allen gerechten Bedürfnissen der Bürger die ausgedehnteste und brü- derlichste Befriedigung gewähre. Was die republikanische Uceber- zeugung trifft, so wird in dem Programm erklärt, man wolle durch- aus uicht darauf sehen, von wann dieselbe stamme, cb sie neu oder alt wäre, wenn sie nur aufrichtig sei. Alle Unterscheidungen gesell- \chaftliher Klassen, wie Arbeiter ‘und Meister, Volk und Bürger, werden als antisozial und nur zu oft feindliher Art, zurückgewiesen. Als Feinde betrachte man nur die Feinde der Ordnung und Freiheit, unter welcher Maske sie sih auch bergen möchten, die Anarchisten wie die dy- nastischen Ränkeshmiederz dagegen sollten die vermittelnd:n und die cner= gischen Republikaner nur zusammenwirken , so würden sie gewiß im Stande sein, Frankreih die rechtshafene, feste und gemäßigte Repu- blif zu geben, die cs wolle, und in der es jeßt allein sein Heil fin- den könne, Das provisorische Büreau der Repräsentanten - Vercini= gung, von welcher dieses Programm ausgegangen, besteht aus Du=- pont de l’Eure, Arago und Garnier Pagès, als Präsidenten, Bu- ez, Pagnerre, Cormenin und Marrast, als Vice-Präsidenten, Bixio, B. St. Hilaire, Altaroche, Billault, V, Lefranc und Frussard, als Secretairen,

__Das elfte Büreau der National - Versammlung hat gestern die Prüfung des Verfassungs - Entwurfs ebenfalls bcendigt und Herrn Crepu zu seinem Kommissar für die Verfassungs-Kommission ernaunt. Jn dem den Staatsrath betreffenden Kapitel haben die Büreau?s mehrere Modificationen vorgenommen. Unter Anderem wurde be- schlossen, daß der Staatsrath die Motive der von der Regieruig vor=- zulegenden Geseß=Entwürfe, so wie motivirte Gutachten über die von der National-Versammlung ausgehenden und dem Staatsrath über= wiejsenen Entwürfe, abzufassen, Einige Büreau's wünschten partielle Erneuerung des Staatsratbs und zwei Klassen von Staatsräthen, dreijährige und lebenslänglihe. Herr Dufaure seßte ein Amendement durch, wonach die Zahl der Staatsraths-Mitglietêr auf wenigstens 40 und höchstens 60 festgestellt werden soll, damit dieser Körper nicht zu mächtig, nicht eine Art von Tribunat werde. Bet dem vierten Ka- pitel, welches von der richterlihen Gewalt handelt, entschied ein Bü- reau, daß in Civil - und Zuchtpolizei - Sachen die Geschworenenge= richte unmöglih seien, und stimmte für Streichung des betreffenden Artikels des Verfassungs-Entwurfs. Einige Büreaus bekämpften die Wahl der Mitglieder des Cassationshofes durch die National - Ver- sammlung und die Wahl der Friedensrichter durch die Kantons- Wähler als sehr unzweckmäßig und beantrögten die Ernennung die= ser Richter durch den Präsidenten der Republik, Herr Dupin sprach gegen die im Verfassungs - Entwurf aufgestellte Absebarkeit der Rich- ter, worin ihm das ganze elfte Büreau beipflihtete. Er betrachtet die Unabsebbarkeit derselten als die Grundbedingung ihrer Ungbhän= gigkeit und einer guten Rechtspflege.

Marseille, das man gestern Abend hier in vollem Aufruhr wähnte, war nach den heute von dort eingegangenen Blättern vom 15ten ruhig geblieben. Der Präfekt hatte {hon Tages vorher eine Pro- clamation anheften und das Dekret gegen die Volks=-Aufläufe darüber seben lassen, Außerdem hatte das Dampfschiff „Meteore““ eine große Masse von Schießbedarf aus Toulon herübergeführt, und aus Valence war eine Batterie von 8 Geschüßen schon unterweges, um über Avignon nah Marseille zu eilen, dessen Artillerie als unzureichend befunden nee Auf diese Weise gerüstet, hoffte man die Ruhe aufrecht zu erhalten.

Gestern Nachmittag stritten sich zahlreihe Gruppen, meijt Jn= haber von Sparkcaissenbüchern, in der Rue Coquillièere und Coq-Heron, wo das Sparkassen-Gebäude liegt, über Goudhaux?s Finauzmaßre- geln, „Wir wollen keine Renten nehmen““, hörte man cinem Beam- ten antworten, der es versuchte, die Erbitterten zu beschwihtigen. „Die Renten dienen zum Börsenspiel, und diese Spitßbüberei muß ein Ende haben,“ Als die erbittertsten Gegner der Renten - Konversion Leigten sich besonders die Frauen, welche bei weitem die Mehrzahl in diesen Gruppen bildeten,

Der Abgeordnete für die Kolonieen, Pécoul, hat eine Unterre- dung mit dem General Cavaignac gepflogen, um ihn zu bewegen, sich der Kolonieen kräftig anzunehmen und dem furchtbaren Ausbruche der Leidenschaften vorzubeugen, welhe die Nachriht von der Be- freiuug der Sklaven verursachen würde. Er wünsche den alten Zu- stand uicht zurück, er möchte aber den neuen ohne gewaltsame Er= \hütterungen herbeigeführt sehen, Der Commerce meint, die Frage der Sklgver.i sei bis jeßt mehr von Philanthropen, als von Oekonomisten behandelt worden. Daß erstere die Sache schief angefaßt, das be- weisen die traurigen Resultate ihrer Bemühungen; England habe Un= summen verausgabt, ohne zum Ziele zu kommen, denn der Neger- Haudel florire mehr, als je. Der Commerce verspricht, nächstens die Sache vom ökfonomishen Standpunkte zu behandeln.

Das Avenir national drückt Besorgnisse aus über cine Bitt- rift, welhe unter der Nationalgarde in Umlauf geseßt wird zu dem Zwecke, die National - Versammlung zu ersuchen, den Geueral Ca- vaignac unmittelbar zum Präsidenten der Republik für die Daucr von zwei Jahren auszurufen, Das Avenuir sieht eine große Gefahr in diesem Beginnen. Eine solche übereilte Ernennung könne blos dem Ansehen des Generals Cavaignac schaden. Der Präsident der Re= publik müsse aus der Wahl der Nation hervorgehenz die pariser Na=- tionalgarde habe das Recht nicht, sich dem ganzen französischen Volke aufzudringen. Sie müsse nicht vergessen, daß die Leute des 15, Mai, gegen die sie gekämpft, keinen anderen Zweck gehabt hätten,

Das Journal des Débats, nachdem es auf den Ausfall hingedeutet, welcher in der Steuer-Einnahnme der ses leßten Mouate stattgefunden hat, sagt: „Dicses Defizit an sich wäre das Traurigste nicht, was uns die veröffentlichten Tabellen bieten. Was sind 200 Millionen für Frankreih? Was uns \chmerzt, is, daraus zu ersehen, wie sehr die nationale Arbeit von der Revolution betroffen, wie tief dieselbe erschüttert wurde durch die unsinnigen Lehren, welche die Ge- sellschaft bis in ihre Grundvesten erschüttert, die Hauptstadt den Gräueln des Bürgerkrieges preisgegeben haben, Das Traurigste ist, daraus zu entnehmen, daß die Verminderung der Einkünfte am mei= sten diejenigen Kapitel des Budgets trifft, deren Bestand haupt- sächlich von dem Blühen oder der Abnahme des Handels und des Gewerbfleißes abhängt,“ }

Man glaubt allgemein, daß die Debatten über den Verfassungs- Entwurf in vierzehn Tagen im Schoße der National - Versammlung ihren Unfang unehmen werden, und daß man sie ohne Unterbrechung bis zum Schlusse fortseßen wird. Unter deu Reptäsentanten verbrei- tet sih die Meinung, daß gleih nach Erörterung und Genehmigung d-r auf den Präsidenten der Republik bezüglihen Bestimmungen die Einberufung der Wähler in allen Departements erfolgen werde, da- mit dieselben ohne Zögern zur Ernenuung des definitiven Hauptes

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der volfziehenden Gewalt schreiten. Man rent, daß die zur Vor- nahme dieses wichtigen Altes „erforderliche Zeit für die vollständige Berathung aller übrigen Artikel der Verfassung genügen und der Präsident somit bei seinem Amtsantritt die Verfassungsfrage schon erledigt finden werde. fs

Jm Stadthause versihért man, daß es dieses Jahr keine Juli- feste geben werde. Thatsache ist, daß feine Fouds für diesen Zweck begehrt oder bewill'gt siud, und daß keine der gewöhnlichen Vorbe reitungen stattfiadet. j i

Die Justruction gegen ktie Juni-Gefangenen naht ihrem Ende; in wenigen Tagen werden die Verhöre beendigt sein.

Dem Repräsentanten Lucian Murat wurden vorgestern, als er über die clysäishen Felzer fuhr, zwei Kugeln in den Wagen ge- schossen, chne ihn zu treffen. :

Die Ve: waltungen des Krieges und der Marine werden die Pri- vatindustrie durch ausehnlihe Bestellungen in Nahrung segen. Fast 8 Millionen sollen auf Dampfmaschinen vou mehr als 600 Pferde= fraft und auf Fregatten verwendet werden, an denen man diese Ma- schinen anbringen will. Die übrigen Bestellungen werden Czako's, Betttücher, Soldatenröcke, Beinkleider und Sattelzeug zum Gegen- stande haben, A ixt

Der Minister des Jnnern hat entschieden, daß die Marmor- Statue Chateaubriand’s im Saale der französischen Akademie neben denen vou Corneille, Racine und Montesquieu aufgestellt wer= den soll. L Der Kriegs-Minister hat vom fomniandireaden General zu Lyon folgende telegraphische Depesche erhalten: „Die Zabl der ausgetheil- teu Waffen betrug 35,404 Flinten und 1160 Stußbüchsen. Bis jeßt sind 32,861 Flinten und 654 Stußbüchsen zurückgegeben worden. Jch hoffe, daß wir in kurzem die Entwaffnung vollständig beendigt haben werden.“ 44

Den Präfekten der Departements hat der Minister des Junern angezeigt, daß die Werbungen für die pariser Mobilgarde einge- stellt seien. a i E

Der neulich nebst seinen zwei Neffen verhaftete Escadrons-Chef Konstantin hat einen Selbjstmordversuch gemacht; es sollen {were Auklagen gegen ihn vorliegen. Man versichert, daß die Verurtheil- ten der ersten Kategorie, welche die mindest Strafbaren umfaßt, nah Koustantine transportirt werden sollen. :

Lamennais hat, als er neulich die National - Versammlung ver- ließ, dem Justiz - Minister geschrieben, daß er die Verantwortlichkeit für diè angeshuldigten Artikel seines Journals in Anspruch nehme, und ihn ersucht, vor der National - Versammlung die Ermächtigung zum geritlihen Verfahren gegen ihn (Lamennais) zu verlangen,

Man versichert, daß der Finanz-Minister die abgebrochenen lUn=- terhandlungen für den Ankauf der Lyoner Bahn wieder angekuüpft habe, obglei diese Bahn eine der schlechtest rentirenden ist uud ihre Uebernahme dem Schabe unverhältuißmäßig re Opfer kosten würde. Ai der Börse is mau mit diesem Vorhaben bes Ministers unzufrie= den, und anch sein Plan für Rückzablung der Schapbons findet vic=- len Tadel. Das Journal des Débats sagt über die Verhält- nisse an der Börse in der verflossenen Woche: „Die öffentlichen Fonts und die industriellen Werthpapiere sind im Vergleich mit dem Course am Schlusse der vorhergegangenen Woche heruntergegangen, Aber man muß nicht vergessen, daß sie in den ersten Tagen des Monats eine außer=- ordentliche Steigerung erfahren hatten, und daß man daßer ein Sin=- ken, welches das frühere Steigen bei weitem nicht aufhebt, als eine ganz natürlihe Reaction ansehen kann. Im Ganzen hat es dem Fondsmarkt nicht an Festigkeit gefehlt, zum großen Er= staunen derer, welche nur an das Ausgeben der großen Menge Renten dachten, die bestimmt sein sollen, die Schaßscheine und die Gelder der Spar-Kassen einzulösen. Es is gewiß, daß, wenn man sich darauf beschränkte, die jeßigen Lasten und die jeßigen Hülfsquellen der finanziellen Lage zu prüfen, man geneigt sein möchte, über die feste Haliung der öffentlihen Fonds ungünstig zu urtheilen; aber auf der auderen Seite is die Gesellschaft bereit, alle Opfer, welde die Verwaltung von ihr fordert, zu bringen, wenn dieselbe ihr nur die Achtung der geheiligten Nechte, auf welchen sie beruht, verbürgt, Jn Vergleich mit dem Staude am vorhergehenden Sonnabend sind die Dreiprozentigen um 3 Frauken gesunken und ste= hen auf 48 Franken 50 Centimen z die Fünfprozentigen um 1 Fran- fen 25 Centimen und stehen auf 77 Fraufen 75 Centimen.

Der Moniteur Algerien vom 10. Juli berichtet über eine gelungene Expedition des Generals Gentil gegen einen ausgestandenen Stamm bei Bugia. Zwei Gefechte fanden statt, worin die Franzo- sen nur 2 Todte und 20 Verwundete zählten. Der Stamm wurde gänzlich zerstreut, und gleih nachher unterwarfen sih die Häuptlinge.

Grofßbritaniez und Jriaud. London, 17. Juli. Jhre Majestät die Königin wird mit ihrem Gemahl und den Königlichen Kindern am nächsten Freitag deu Buckingham - Palast verlassen und ihre Marine-R. sidenz auf der Jusel Wight beziehen.

Das Uebungsgeschwader Sir Charles Napier?s if vorgestern von Portémouth im Beisein der Lords der Admiralität abgegangen, um auf der Höhe von Cape Clear zu freuzen. Es besteht aus drei Linienschissen, dem „St. Vincent““ von 120 K., dem „Prince Re- gent“ von 90 K. und dem „Bellerophon““ von 78 K., aus fünf klei- neren Segelschiffen von 12 bis 18 K. und aus drei Schrauben= Dampfschiffen, worunter der „Blenheim““ von 56 K. und 450 Pferde= fraft; im Ganzen aus 11 Schiffen mit 456 K, und 3900 Mann Besaßung. Später soll noch eine Dampf-Fregatte uud ein Daapf- Schooner hinzukommen.

Jn der irländischen Agitation hat ein Theil der katholischen Geist- lichkeit eine neue Stellung eingenommen, 57 katholische Geistliche des Sprengels Killaloe haben nämlich, ihren Bischof an der Spie, eine Erklärung abgegeben, daß sie künftig nihts Anderes predigen wür- den, als die göttliche Botschaft des Friedens, der Geduld, der Barm- herzigkeit; daß sie ferner, so viel sich mit ihren christlihen Pflichten vertrüge, für das Beste ihrer armen Landsleute thui würden; daß sie aber, da Whigs und Tories wiederholt eingestanden, daß britische Miß =- Regierung die Schuld trage an Jrlands Elend und dennoch weder Whigs noch Tories im Stande gewesen wären, die Leiden dics irländischen Volkes zu mi:dern, glauben müßten, die Engländer wären überhaupt unfähig, wohlthätige Geseße für Jrland zu gebenz sie glaubten daher, daß nur ein einheimishes Parlament im Stande sein werde, Jrland vom Untergange zu retten, Sie forderten also alle Parteien auf, ihre Vorurtheile und ihre Streitigkeiten, ihre Klubs, ihre Piken und ihre Büchsen bei Seite zu legen und si zu ciner großen geseßlichen Gesellschaft zu vereinigen. Jm Uebrigen dauert die Aufregung im ganzen Lande fort, und qu die Gegen- partei der Repealer hat es nicht au Gegendemonstrationen fehlen lassen. Die Orangisten haben den 12. Juli, den Jahrestag der Schlacht am Boyne, wo Wilhelm 111. 1690 das ausfständische katho- lische Jrland untersochte, in üblicher Weise mit" großer Festlichkeit und Prozession gefeiert.

Niederlande, Amsterdam, 19. Juli. Der (wie bereits erwähnt) den General-Staaten übersandte Verfassungs-Entwurf war von einem Schreiben des Miuister-Rathes begleitet zur weiteren Be-

leuhtung der betreffenden Hauptpunkte, vorzüglich in "Bezug ‘auf Re=4 *

ligions- und Unterrichtsfreiheit. Der Art. 145 lautet: Jeder bekennt seine religiösen Ueberzeugungen iu vollständiger Freiheit....Art...446. Allen kirhlihen Vereinen des Königreichs ist gleihmäßiger Schuß gewährt. Art. 147. Alle Einwohner „- ohne Uaterschied des. Glau« bensbefenntnisscs, genießen dieselben bürgerlichen und politischen Rechte und sind zu allen Würden und Aemtern berechtigt, Art. 148. Die össentlihe Ausübung eines jeden Kaltus is erlaubt, wenn dadurch die Ordnung und der öffentliche Frieden nicht gestört werden. Art. 1541. Die Kirchengemeinden haben das Recht, ohne Zwischenkunft der Re=- gierung mit ihren Vorstehern zu korrespondiren und die Hirtenbriefe derselben zu veröffentlichen, vorbehalten die von dem Strafgeseßbuche bestimmte Verantwortlichkeit. Art. 172. Die Organisation des öffent-.- lichen Unterrichts wird durch das Geseh geregelt und dabei jede .reli= giöse Meinung respektirt, Der Unterricht ist frei, vorbehaltlich der Prüfung über die Fähigkeit der Lehrer und der von der Behörde auszuübenden Aufsicht. Diese Gegenstände werden durh das Gesebß geotBiet werden. Jn dem Schreiben des Minister - Präsidenten Veit es:

Das Verhältniß des Menschen zu Gott, sein Glaube an und sein Vertrauen auf denselben; das Bedürfniß, wenn Alles ihn verläßt, seinen LTiost in der Religion zu suchen; die Formen, worin Jeder nah sciner Ueberzeugung meint, daß die Gottheit sich offenbart hat oder noch fortwäh- rend offenbart: das Alles ist so ehrwürdig, so heilig, daß keine Regierun daran eine freche Hand zu legen berechtigt ist, sondern mit Rüdssicht m eines Jeden Freiheit sich nur allein zu beschränken hat, Maß und Ziel her- zustellen, damit die öffentlihe Ordnung und Ruhe nicht gestört werdez die Negicrung verlangt in Neligionssachen auch keine Censur, welche doch nur eine Waffe wäre, womit sie selbst ihre eigene Hand verlegen würde, und wenn es denn nun in dem Lande eine zahlreiche Bevölkerung giebt, deren lirchliches Oberhaupt der fortdaucende Vertreter eines geistlichen Prinzips ist, durch den Stifter ihrer Religion eingeseßt, die in kirchlichen Angelegen- heiten einzig den Aussprüchen des Oberhauptes ihrer Kirche ver- traut und diese nah ihrem Neligions-System nur aus der Hand ihrer Priester unverlezt empfangen kann wie mag denn der Staat, worin alle Konfessionen gleichen Schuß genießen, sich die Gewalt anmaßen, solche Aussprüche im voraus zu untersuchen, diejenigen, welche weniger gefallen, zu unterdrücken, dicselben zu modifiziren und zu verstüm- meln, und das Alles willkürlih, ohne Regel oder bestimmten Maßstab der Beurtheilung? Nein, in einem Lande, wo so viele Genossenschaften bestehen, welche auswärtige Beziehungen anknüpfen, und darunter selbst solche, deren Handlungen mit dem Schleier des Geheimui?es bedeckt sind, nein, da is cs nicht erlaubt, daß die Regierung willkürlih einer Religion Fesseln an- legt, deren Bekcnner ein Diittel der Bevölkerung ausmachen! Nein! das Placet wäre in der Hand der Regierung eine schlechte Schugwaffe für thren Beruf, Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten, in deren Handhabung fie sogarGe-. fahr laufen würde, sich selb zu verwunden, Was weiter die Unterrichtsfrage angeht, so muß Jeder, der von seiner Fähigkeit und Sittlichkeit Beweis lie- fern kann, das Necht haben, frei seine Kenntniß Anderen mitzutheilen, und eben so haben auch die Aeltern das Recht, den Unterricht der Kinder ihren Ansichten über Erziehung gemäß einzurichten und die Geistes - Entwickelung ihrer Kinder solchen Personen anzuvertrauen, welche, garz unabhängig von: der öffentlichen (Gewalt, die Befugniß, Unterricht zu ertheilen, geseylih “em- pfingen. Auf diese Art sind alle Juteressen, sowohl des Staates als der Familie und der verschiedenen Konfessionen, gehörig gewahrt.“

Belgicn, Brüssel, 19. Juli, Mittelst Königlicher Verord= nungen vom gestrigen Tage wird der bishe:ige Minister der öffent- lichen Arbeiten, Herr Frere - Orban, zum Finanz - Minister und an dessen Stelle Herr Rolin, bisher Advokat und Gemeinderath zu Gent, zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt.

Eisenbahn - Verkehr.

Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn, Die Frequenz der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn be= trug im Monat Mat d, 61,500 Personen, wovon Einnahme 37,150 Rthlr. Sgr, Pf. 50,157 Ctr. Eil- und Frachtgüter, Gepád - Ueberfraht und Vieh= Trausporf ¿eue Cr 12,645- »! 13» 40 » Snmma 49,795 Rtyir. 15 Sgr, 10 Pf. gegen im Jahre 1847 eingenom- meite 56,08 » 10 » HA 22h

weniger 0,292 Rthir. 24 Sgr. 7 Pf,

Ut de e, 77,448 Personen, wovon Einnahme 43,514 Rthlr, 29 Sgr. 6 Pf. 52,4514 Ctr, Eil= und Frachtgüter, ch Vieh, Equipagen-Transport und Gepädck-Ueberfraht.. 13,548 8 m0 dies Summa 57,033 Rthlr, 17 Sar. 7 9 \ gegen im Jahre 1847 eingenom- : s Ps mene 63,939. » 412.» A A weniger 6,896 Rtolr. 25 Sgr. T1 P, Die Einnahmen vom Januar bis ; s P! Juni betrugen im Jahre 1848. 308,942 Rthlr. 4 Sgr. 4 Pf. ooooo 266,868 » 6 » 2 » d

gegen im Jahre 18417 yverein- also mehr 42,073 thlr. 25 Sgr. 2 Pf.

NAODITE 0s 6% n Dieß Berlin-Stettiner Eisenbahn, Die Frequenz in der Woche vom 9, Juli bis inkl. 15. Juli 4848 auf der Hauptbahn 6740 Personen. 9

Meteorologische Beobachtungen.

1848. | Morgens Nachmittags | Ab i ; &s ends Nach einmaliger 20 Juli. | 6 Uber. | 2 Uber. 10 Ube. Beobachtung,

Luftdruck 333,93" Par. 333,4 3‘""Par. 332,92'"’Par. Quellwärme 7,9° R. Luftwärme | + 13,5° R. -+ 22,6° R. + 16,2° R. |Flusswärme 16,4° R. Thaupunkt -+ 9,1° R.| + 10,9° R. + 9,0° R. Bodenwärme | Dunstsäüttigung -| 70 pCt. 40 pCt. 56 pct Ausdänstung Wetter bezogen. beiter, [gewittrig. Niedersechlag 0,01 6‘‘Rb. Wind SW. SW. Würmewechsel +23 „7° Wolkenzug. - .. - SW. ats - Tagesmittel: 333,43" Par... + 17,4° R... +9,7° R. . 56 pCt. SW.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 22, Juli, Jm Schauspielhause. 120ste Abonnements- E Do Moriy von Sachsen, Trauerspiel in 5 Abth., von R. N ruß.

Sonntag, 23. Juli, Jm Opernhause. 76ste Abonnements-_ Vorstellung: Der Freimaurer, Lustspiel in 1 Akt, von Kopebue.- Hierauf: Die Jnsel der Liebe, vhantastisches Ballet in 2 Abth., von P. Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. | g dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Prei auft: ai I Ein Billet" im Parquet, zur Tribüne und n den- porn o N E L 4 Kthle:; eit B ¡let im Par es und im ersten Balkon dase Ir. ; ein Dei n P fn den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr. ;

, , . j 1 „8 E D Billet im Amphitheater (Ju Sauspiabause, 421ste Abonnéments- :

Montag, 24. Juli: l nément Borstellung A Ae, auspiel in s Abth, von G. Frèytag.

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