1848 / 80 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

E L eral - Versammlung gutachtlihe Vorschläge Universitäten wu cine Die eeres vom 15. April {loß es de E e daß an diese Berathung au weitergreifende Vorschläge fiber andere Gegenstände des Universitätslebens sich anschließen moh- t und das Ministerium hat sich auf desfallsige T Roebeis wieder=- en dahin ausgesprochen, daß es derartige weitere Vorschläge gern iet) Meh und gewissenhaft berücksihtigen werde. Jn diesem Sine hat das Ministerium die von verschiedenen Seitèn bisher ein=- gegaugeuen Vorschläge, sowohl von den akademischen Corporationen, als auch von Einzelnen, als ein Material für die künftige Beschluß=

ammelt.

ég Sai ym wurde von einer Anzahl hiesiger außerordentlicher Professoren und Privat-Doceuten dem Ministerium der Wunsch aus=- gedrüdt, daß den außerordentlihen Professoren und Privat-Docenten gleichfalls eine berechtigte Stellung in deu akademischen Senaten und ¡n den Fakultäten eingeräumt werden möchte, und daß bei den ge- genwärtig in Angriff genommenen Berathungen über die Reform der Universitäten den außerordentlihen Professoren und Privat-Docenten eine Vertretung durch einen aus ihrer Mitte zu wählenden Ausschuß von sechs Personen eingeräumt werden möge.

Auf den ersteren Antrag sofort einzugehen, sah sich das Mini= sterium um deswillen außer Stande, weil, wenngleich von verschie= denen Seiten und namentlich auch von Seiten mehrerer ordentli- hen Professoren es bereits als ein Bedürfniß anerkannt worden war, den außerordentlihen Professoren einen größeren Antheil an den akademischen Berechtigungen zu gewähren, doch das Maß dieses Antheils und dessen rehtsförmliche Feststellung nur erst das Ergebniß der im Werke befindlihen vorbereitenden Einleitungen sein konnte. Dagegen hielt es das Ministerium allerdings für wünschenswerth, daß den außerordentlihen Professoren und Privat-Docenten eiue Ge- legenheit geboten werde, ihre Wünsche und Anträge {hon jeßt zur Kenntniß der vollberehtigten Mitglieder der akademischen Corporack tionen zu bringen und einen unmittelbaren Austausch der Ansichten darüber eintreten zy lassen, und ertheilte dasselbe deshalb unter dem 3. Maid. J. den akademischen Behörden den Auftrag, die außerordentlichen Professoren und Privat -Docenten einzuladen, die Darlegung ihrer Wünsche und Ansichten in der Versammlung der ordentlihen Pro- fessoren durch einen aus der Zahl der außerordentlichen Professoren zu wählenden Ausschuß von sechs Mitgliedern zu bewirken,

Diesem Auftrage is von Seiten der ordentlihen Professoren überall bereitwillig genügt worden.

Seitens der außerordentlichen Professoren und Prívat- Docenten ist jedoh diese Art der Mitwirkung nicht durchgängig als ihren Jn- teressen genugsam entsprehend erachtet worden. Es gingen vicl- mehr erneuerte Anträge bei dem Ministerium ein, in welchen die Berathung der Reorganisations - Vorschläge für die Universitäten auf der Giundlage einer Gesammt - Versammlung aller akademischen Lehrer , der ordentlichen und außerordentlichen Professoren und der Privatdocenten beansprucht wurde.

Dem Ministerium entging es bei der Erwägung dieser erweiterten An- träge nicht, daß einRe cht s anspruh auf die Benußungder hier vorgeschla- genen Form der Berathung den außerordentlichen Professoren und Pri= vat - Docenten nicht zur Seite stehe, Denn da nach der zur Zeit noh bestehenden Verfassung der Universitäten die Eigenschaft eines voll berechtigten Mitgliedes der akademischen Corporation nur den ordent=- lichen Professoren zukommt, so erscheinen dieselben ihrerseits zu dem Verlangen berechtigt, bei einer Umgestalkung der bestehenden Corpo- rations - Verfassung zuvörderst selbstständig mit ihrem Votum gehört

zu werden. Auch würde es dem Ministerium, in Ermangelung ei= nes geseylihen Anhalts, an Mitteln gefehlt haben, die vollbe- rechtigten Mitglieder der akademischen Corporation wider ihren Willen zu einer gemeinsamen Berathung mit den außerordentlichen Professo- ren und Privat -Docenten zu nöthigen.

Andererseits lag aber auch von dem Standpunkte des Ministe=- riums aus fein Grund vor, eine solhe im weiteren Kreise gepflo- gene Berathung zu verwerfen und die aus solcher etwa hervorgehen- den Anträge vou vornherein als formell unzulässig zurückzuweisen, falls auf einer der Landes - Universitäten eine Berathung dieser Art für angemessen befunden werden möhte. Das Ministerium mußte im Gegentheile, durchdrungen von der Ansicht, daß die mbglichst freie, allseitige und gemeinsame Erörterung auf die Reform uur günstig einwirken könne, es wünschen, daß eine solhe Berathung im gegen-= seitigen Einverständuisse beliebt werde.

Demgemäß theilte der Staats - Minister Graf von Schwerin in einem Erlasse vom 9. Juni c. den akademishen Senaten den Ju- halt der erweiterten Wünsche der außerordentlichen Professoren und Privat-Docenten mit, und stellte es, indem er von seinem Standpunkte

egen die Berücksichtigung derselben niht nur nichts erinnerte, sondern felbst eine Beachtung derselben empfahl, dem Eèmessen der vollberech- tigten Mitglieder der akademischen Corporationen anheim, auf diese Anträge näher einzugehen.

Ew 2c, wollen aus dieser Darstellung der Sachlage und den bei Erlaß der früheren Verfügungen erwogenen Grüyden eutnch- men, daß ih mich uicht in der Lage befinde, die na der ordentlichen Professoren an der dortigen Universität wider ihren Willen zu einer gemeinsamen Berathung mit den außerordentlichen Professoren und Privat-Docenten, unter gleicher Stimmberechtigung der Men anein zu fönuen, i

Die vollberehtigten Mitglieder der akademishen Corporation befinden sih in ihrem Rechte, wenn sie es A ihr Gutachten

über die Reorganisation derselben selbstständig und aus ihxem Kreise abzugeben. Es darf erwartet werden, daß diese in der Pflege der Wissenschaft gereiften Mäuner, die künstige Gestaltung der deu! schen Universitäten nicht von einem engherzigen Standpunkte auszubilden, sondern mit freisinnigem Erfassen der Zustände und Bedürfnisse der Gegenwart gern bemüht sein werden auch für die jüngeren Lehr= kräfte der Universitäten eiue würdige Stellung in e organiômus derselben auszumitteln. Den außerordentlichen Professoren und Privat -Doceuten dagegen ist, wenngleich die bestehende Verf sung der Universitäten ihnen einen gleihberedhti lin Den 7 gd dentlichen Professoren nicht ähr! J S Ns Deat Ae ht gewährt, do durch das allen Staats bürgern zustehende Recht der freien Vereinigun vollfo e heit gegeben, sih auch ihrerseits zu geme! A Se Ur E, zu gemeinsamer Berathung zu ver- einigen und ihre Wünsche und Anträge unwittelbar an das Ministe- rium gelaugen zu lassen, und damit die Möglichkeit, bei der b biich- tigten Reform des Universitätswesens {ih selbstständi _beabsich= thätigen. andig mit zu be= Indem ih daher Ew. 2c. anheimstelle ie deu Jhnen angemessen Ib cnendan Gebrand R 2E ias sich versichert halten, daß das Ministerium auch deu von den e ie / Ï ; ußer= S f aud Privat-Docenten ausgehenden Anträgen ie gewissenhafteste Prüfung zu Theil werden la i

Berlin, den 20. Juli 1848. M E N

&lir den Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal= i __ Angelegenheiten,

Im Allerhöchsten Auftrage. (gez) von Ladenberg.

___ Berlin, 22. Juli. Nach dem heutigen Milit, « Wochenbl, ist der General-Major von Ascho ff, Kommandant von Berlin, zum

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Inspecteur der Besaßung der Bundes-Festungen, der General-Major von Thümen, Clatung der der 5ten Infanterie-Brigade, zum Tom mandanten von Berlin, der Oberst von Malisz ew ski, Vorstand der Geheimen Kriegs- Kanzlei, zum Kommandanten dês Junvaliden= hauses bei Berlin, der Hauptmaun von Kla ß vom 18ten JInfan= terie-Regiment zum etatsmäßigen Masor ernannt, der General=Lieute=- nant und Getèral-Atjutant von Neumann von der Leitung der Abtheilung im Kriegs-Ministerium für die persönlichen Angelegenheiten entbunden uud dagegen der Major von Shöler vom Generalstabe des 8ten Armee-Corps unter Verseßung in das Kriegs = Ministerium zum Vorsteher jener Abtheilung ernannt und dem General - Major von Werder, Commandeur der 12ten Division, die Stelle des ersten Kommandanten von Neisse mit übertragen worden. Ferner ist dem Obersten vonWoed tk e, Commandeur des 7tenHusaren-Regiments, als General - Major, dem Oberst - Licutenaut von Grodzki, Com- mandeur des Aten Kürassier - Regiments, als Oberst, dem Major von Seegenberg vom 2ten Husaren-Regiment als Oberst = Lieu- tenaut, dem Major Fischer vom 18ten Jufanterie - Regiment als Oberst- Lieutenant, dem Hauptmann Kadelba ch vom 1sten Bataillon 7ten Landwehr= Regiments als Major, mit der Regiments - Uniform mit den vo1schriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete und Pen- sion, dem Major Schulze vom 10ten Jufanterie- Regiment als Oberst = Lieutenant, mit der Uniform des 7ten Jufanterie - Regiments mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf Civil- Versorgung und Pension der Abschied bewilligt und der Ge- neral-Major von der Heyde, erster Kommandant von Neisse, als General = Lieutenant mit Pension in den Ruhestand verseßt worden,

__ Hesterreich. Wien, 2, Juli. (Wien. Ztg.) Die Nah- richten aus Jnnsbruck vom 15ten d. Mts. lauten in Bezug auf das Befinden Jhrer Majestäten schr beruhigend.

Schleswig - Holstein. Schleswig, 20. Juli, (H. C.) Die hiesigen Einwohuer haben nachstehende, mit zahlreichen Uuter- schriften versehene Adresse an den Reichsverweser abgesandt: „Ew. Kaiserl. Hoheit begrüßen wir, Bewohner der nördlihen Gränzmark Deutschlands, aufs freudigste als das durch ten Willen der Nation erwählte Oberhaupt des deutshen Bundesstaats. Der Jubel, welcher durch ganz Deutschland hallt, hat auh im Herzogthum Schleswig ein mähtiges Echo gefunden. Und gewiß mit Reht. Denn Bestre- bungen, welchen das Vatecland mit ängstliher Spannung folgte, während Deutschlands Feinde sie verhöhnten, sind jeßt zu einem crsten großen Ziele gelangt; was lange blos ein Gedanke der Edel- sten des Volkes war, hat jeßt Gestalt gewonnen; die Wieder- geburt Deutschlands ist keine bloße Hoffnung mehr. Für keinen der deutshen Gauen ist die Einigung und Erstar- kund Deutschlands wichtiger , als für uns. Ew. Kaiserl. Hoheit kennen die Schickfsale unseres kleinen Landes, Deutschen Stammes und deutshen Sinnes, haben wir bereits vor einigen Jahren durch unsere Stände - Versammlung den Wunsch ausgesprochen, daß das Herzogthum Schleswig in den deutschen Bund aufgenommen werden möge, Damals herrschte in Deutschland noch statt der Freiheit Knechtschaft, statt der Einheit shwächende Vielheit. Was sich seit- dem in unserem Lande zugetragen, hat uns und, wir zweifeln nicht daran, das ganze deu!s{he Volk davon überzeugt, daß die Sicherstel- lung unseres Rechts, unserer Volksthümlichkcit und unserer Freiheit die Einverleibung Schleswigs in das deutsche Reich gebieterisch ver= lange. Deshalb hat die provisorische Regierung für Schleawig-Hol- stein auch sofort die Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund be- antragt und die vereinigte Stände-Versammlung diesen Schritt zu dem ihri- gen gemacht. Der Antrag is vou Deutschland nicht zurückkgewieseu worden, Die Bundes-Versammlung erklärte durch ihren Beschluß vom 12. April d. J. den Eintritt Schleswigs in den deutshen Bund für die sicherste Garantie der Union zwischen Schleswig und Holstein. Durch densel- ben Beschluß erkannte der Bund die provisorische Regierung von Schleswig - Holstein ausdrücklich als solhe an. Die Bundes = Ver- sammlung nahm cinen Gesandten für Schleswig - Holstein in ibren Schoß auf. Die shleswigshen Abgeordneten sißen, Allen gleich berechtigt, in der National - Versammlung. Nach allen diesen That- sachen scheint es uns eine Unmöglichkeit, daß Deutschland das Her- zogthum Schleswig wieder zurückweise, Aber das entscheidende Wort der Aufnahme is noch nicht ausgesprochen, und wir vermissen diesen Ausspruch um so s{merzliher, als die obshwcbenden diplomatischen Unterhandlungen in den jüngsten Tagen die Quelle der beunruhigeud- sten Gerüchte geworden siud. Darum wenden wir uns an Ew, Kaiserl. Hoheit, Jn Ihnen is jeßt an die Spibe des deutshen Volkes ein Maun gestellt, zu dem die ganze Nation das Vertrauen hegt, daß er das Juteresse und die Ehre Deutschlands kräftig zu wahren wis- sen werde. Vielen von uns schon aus den Blättern der Ge- schichte befaunt , is der Name Ew. Kaiserl. Hoheit seit der vorjäh- rigen Versammlung deutsder Land- und Forstwirthe bier zu Lande in Jedermanns Munde gewesen, Kaiserl. Hoheit! Wir geben uns dem wiedergeborenen Deutschland hin, unbedingt und ungetheilt. Aber wir dürfen dagegen auch erwarten, daß dasselbe uns gauz als sein eigen ansehe und seinen starken Arm nicht von uns wegziehe, auf Tage und Monden so wenig, als für immer, Möchte es Ew. Kaiserl, Hoheit denn vergönnt sein, Jhr Wirken zum Heile des Vaterl 1ndes damit beginnen zu können, daß durch die ausgesprochene Aufnahme des Herzogthums Schleswig in den deutsheu Bundesstaat unser Rechtszustand- gesichert und jegliher Zweifel an unseren zukünftigen Geschicken gebaunt werde! Jndem wir Ew, Kaiserl. Hoheit auf das inständigste darum bitten, in Vereinigung mit der National-Versamm- lung nunmehr ‘die Aufnahme Schleswigs in den deutshen Bundes- staat zu beschließen und auszusprechen, wollen Sie es uns verzeihen, daß wir in diesem inhalts\{chweren Augenblicke unserem freudigen Glückwunsch die eruste Bitte anzureihen uicht haben umhin können,“

Muslatud.

Fraukreih. National-Versammlung. Shluß der Sihung vom 18, Juli. Nachdem der Präsident eiuen Dekret-Entwurf übergeben hatte, ‘welher eine Anzahl Städte guf ihr Begehren zu Anleihen eimächtigen soll, wurde die Erörterung über den Entwuf wegen der polytechnishen und Militairschule fortgeseßt. Herr Du- pin verlangte, daß nur die Hälfte der Plähe gratis vergeben werde, Herr Sarxut dagegen will, daß die Unentgeltlichkeit des Unterrichts eine allgemeine Maßregel sei. Herr de Rancé mißbilligte es, daß man Zöglinge, dexen Aeltern meistens wohlhabend seien, unentgeltlich unterrichten und ganz freihalten wolle. Der Kriegs -= Minister schlug ein Ameubement vor, wonach das Gesebß erst mit dem Jahre 1850 in Vollzug treten soll, Nach einer sehr tumultugrischen De-= batte, während “deren die Sißung mehrmals unterbrohen werden E: wurde bies Amendement mit 406 gegen 135 Stimmen ge-

ehmigt.

_, Sihung vom 19. Juli. Vice - Präsident Portalis eröffnet dieselbe um 27 Uhr, Pean, pariser Stadtrath und einer der a cretaire, ergänzt das vorgelesene Protokoll dur die Erklärung, daß man sim gestrigen Tumult mit Unrecht über eine angeblihe Ver-

lebung dés g. 41 des Reglements (in Betreff der Abstimmung durch

Theilung), wonach jeder Stimmzettel den Namen des Stimmenden tragen Fall, beshwert habe. Zahlreihe Stimmen: Macheu Sie doch Jhren Vorschlag in gehöriger Orduung! Deponiren Sie eine Proposition! Berard: Die Juterpretatiouen, die man sih gestern Abend erlaubt. habe, seien vollkommen begründet gewesen. Gerade indem man irgend eine andere befolgt, sei man in die Jrrthümer verfallen, wovon sich der Herr Secretair bei Zählung der Stimmzettel am besten überzeugen köunte. (Genug, Genug!) Nach diesem Vorpostengefeht schritt die Versammlung zur Präsiden:enwahl. Während der zeitrgübeuden Operation der Stimm-= zettel-Sonderung vectheilten die Huissiers den Pougeaudshen Vorschlag auf Erseßuug der 45 Centimen-Steuer durch cine National-Anleiße von 200 Millionen. Ferner erfuhr man, daß der Ausschuß des Junern den ministeriellen Preßgesebß - Entwurf mit 10 gegen 5 Stimmen ge- nehmigt habe. Die Cautionen und die Strafbestimmungen sind ge= billigt. Um 3% Uhr verkündete der Vicepräsident folgendes Resultat der Prästdentenwahl: Zahl der Simmenden 784 : absolute Majorität 391z es erhielten Marrast 386, Lacrosse 341,’ Bac 37 Stimmen, Da die erforderliche Majorität nicht erreicht wurde, \o mußte das Skrutinium wiederholt werden. Man glaubt, daß Marrast die 37 Stimmen , welche guf Bac gefallen, erhalten und der Kandidat der Versammlung der Rue de Poitiers, Herr Lacrosse (nicht Dufaure, wie es gestern hieß), unterliegen werde,

Paris, 19, Juli. Der Finanz-Aus\schuß der National-Versamm= lung hat den Vorschlag Proudhon's, sedem Haus - und Hypotheken= Eigenthümer ein Drittel seines Einkommens zu entziehen und es dem Staat und dem Schuldner zu Gute zu schreiben, einstimmig verworfen. Proudhon motivirte scinen Antrag in dem Aueschusse dadurch, daß er cinen gegenseitigen Kredit unter den Bürgern orgauistren wolle, und daß, wenn er das Drittel aller Einkünfte gestrihen wissen wolle, das re= lative Vermögen jedes Einzelnen sich dadur nicht vermindern werde, weil alle Verkehrs =Gegenstände verhältnißmäßig im Werthe fallen würden. Sein Zweck sei, ein ungeheures Umlaufs=Kapital zu bilden. Man könne seinem System vorwerfen, daß es ein Privilegium zu Guusten der Arbeiter auffstelle, dencu er nichts abziehen wolle, aber diesc durchaus augenblicklihe Begüustigung rechtfertige sih durch deren Noth. Er sei weder Kommunist, noch Sozialist, er sci ein Gegner der Progressiv-Steuernz aber er glaube, das Eigenthum werde das Schicksal des Christenthums theilen; das eiue wie das au= dere würden allmälig in Abnahme kommen; sie würden nur noch eine gewisse Zeit, etwa drei Jahrhunderte, dauern; er wolle nur das Le= ben des Eigenthums beschleunigen, es nicht sofort ersticken; daher schlage er vor, ihm jeßt nur ein Drittel des Einkommens zu entztie=- hen, jedoh ohne Präjudiz für künftige Vorschläge. Herr Thiers be= fämpfte die Prinzipien Proudhon's aufs entschiedene. Auf die Frage, wie Proudhon hinsichtlich des in dem Verfassungs-Entwurf aufgestell= ten Rechtes guf Arbeit und der Garantie dafür deuke, aut- wortete dieser, eine solhe Garantie scheine ihm die Zerstörung des Eigenthums, und gleich nah dieser Antwort, die den lebhafte}ten Eindruck auf den Finanz - Ausschuß machte, fügte er hinzu: „Bewil= ligen Sie mir das Recht auf Arbeit, und ih lasse Ihnen das CEigen-= thum.“ Herr Thiers wurde zum Berichterstatter über den Proud- hounschen Vorschlag ernannt. Derselbe Ausschuß hat au ¿avre g Antrag auf sofortige Veräußerung der Privatgüter der Familie Lud= wig Philipp's verworfen und Herrn von Berrver zum Berichterstatter darüber erwählt. ; A

Die Veröffentlihung der Lamartineschen Rede über die auswär- tige Politik Frankreichs im Ausschusse der National-Versammlung hat Protestationen hervorgerufen, Drouyn de Lhuys, Präsident jenes Ausschusses, richtet heute ein Schreiben an alle Blätter, worin er erflärt, daß jener Ausschuß ein geheimer sei, und daß fein Mitglied das Recht habe, seine Vorträge zu veröffentlichen. Dies sei zwischen ihnen von vorn herein ausgemacht. worden. Lamgrtine wohne indeß erst seit furzem den Verhandlungen bei und habe wahrscheinlich von die- sem Gebrauch keine Kenntniß gehabt, Mauguin erklärt ebenfalls in mehreren Blättern, daß ihm leider jenes Uebereinkommen den Mund schließe, sonst würde er auf die Lamartineshe Rede öffentlich zu denjenigen Punkten antworten, welhe ihm Meinungen unterlegten, die er gar nit habe, Nur so viel könne er sagen, daß Herr von Lamartine die in dem Ausschuß verhaudelte Frage in eine unrichtige Stellung gebracht habe.

Heute is eine Broschüre des Herrn von Girardin erschienen, in welcher derselbe seine Ansichten über die Februar-Revolution und ihre Folgen ausspriht. Seine eigene Verhaftung nach dem Juni - Auf= ]stande nennt Emil von Girardin das non plas ultra der Willkür und behauptet, daß blos der Neid des National und dessen Par= tei, welche ihm immer etwas angehabt, dieselbe veranlaßt hätte, um dadurch der ihnen verhoßten Presse den Todeéstoß zu verseßku. Zur Belehrung der jeßigen Regierenden giebt er eine Analyse von Turgot?s System. Das Gefängniß hat ihn auch zur Betrachtung über eine Straf-Reform veraulaßt. Er will keine Gefängnisse mehr, kein peun= sylvanisches System, Verbannung und Verlust der bürgerlichen Rechte sind die Grundlagen seines ueuen Straf-Kodexr. Um nber auf ein= mal Ruhe und Orduung herzustellen, s{lägt er vor, in gänz Frank= rei die Nationalgarde zu entwaffuen, Die Freiheit, als National= gardist si zu bewaffnen, und die Freiheit, seine Meinung zu äußern, seien mit einander unverträglih. Man müsse zwischen der Freiheit der Feder oder der Freiheit der Flinte, zwischen der Freiheit des Fe=- dermessers oder der des Sävels, zwischen Blut oder L inte wäh'en. Es müsse in ganz Frankreih nur ein er Klasse von Menschen gcstat= tet werden, Waffen zu tragen: dem Heere. Jn der Presse, dem Journal E. von Girardin?s, will derselbe nah deren Wiedererschei= nen vertraulihe Mitthei'ungen Lamartine's und Denkwürdigkeiten Chateaubriand’s veröffentlichen, S

Ueber die Lage der Finanzen bemerkt das Journal des Vé= bats: „Jn dem finanziellen Systeme, welches scit der Februar - Re- volution befolgt wird, liegt eine Gefahr, über welche man die Augen öffnen muß. Der Augenblick ist gekommen, offen eine Entscheidung zu fassen. Man muß si{ch entweder entschließen, mit geseuktem Haupte und mit völliger Kenntuiß der Verhältnisse gegen einen e rennen; oder man muß sie kräftig in Stand seben, nit în “s A hinabgestoßen zu werden. Seit der Revolution sind, Kn r der provisorischen Regierung, als auch nach dem Zil T bt National-Versammlung, wenig Tage vorübergangen, Gelbe 2 dh neue Ausgaben bewilligt worden wären. Und A Gr enber M fi minderten sh die öffentlichen Einnahmen 1" R A B daß Tie Noch mehr. Derselbe Geist, wel L G T

bt E s usgaben bewilligt wurde, hat

größte Theil dieser neuen Ausg herabgeseßt wurdenz er hat auh bewirkt, daß einige Abgaben P hd r O E

e Ende des laufeuden Jahres an eiue

sogar bewirkt, daß vou dem Franken einbrahte, die Abgabe von Abgabe, welhe 70 Million Senn man uns úber die us h

Salz, ganz aufgehoben wurde. 7 E, Ane

3, ganz bewilligt oder welche von der Regierung und von den welche, chon National - Versammlung Fraft ihrer Juitiative bean= Bere sind, um unsere Meinung fragte, so würden wir sagen, tragt Vor Sesinnún , welche diese Beschlüsse und diese Anträge her= daß di Dei cffflith ist, Es ist dies eine chrenwerthe Philanthropie,

E drs f Theilnahme für drückende Leiden. Die Ab= ud aljo des Lobes außerordentli würdig. Aber dies ist

niht genug, und zwar aus dem unwiderleglichen Grunde, daß dur die besten Ubsichten von der Welt nicht cine Staatskasse gefüllt wird, Ceauf dem Trockenen ist. Was is denn hier zu thun? Nur Eins:

rsparung ! l Der Moniteur giebt die Zahl der noch in den Forts befind- lichen Gefangenen auf 6226 “an, worunter 236 Krauke sind. Ge- storben find vou sämuutlichen Gefangenen seit dem 28. Juni nur zwet. Noch fortwährend finden Haussuhungen nah Waffen und Verhaf- tungen statt, worunter die des früheren Haupt -ck Redacteurs des Courrier frauçais, de Vraísse, der jeßt Offizier der National- Garde ist und am Juni-Aufstande thätigen Antheil genommen haben soll. Jm lateinischen Viertel wurden in den Wohnungen der Studi= renden vorgestern eine Menze Waffen, meistens Jagdgewehre, weg-= genommen. Jn den Steinbrüchen bei Paris nimmt man fast täg- lih eine Anzahl Gauner fest, die sih dort versteckt hielten und größ- tentheils entlassene Sträflinge sind. :

Der Juternational von Bayonne meldet nah einem Schrei- ben aus den Aldudes vom 14. Juli, daß cine Montemolinisten-Gue= rilla von 150 Mann, worunter 2 Generale, 10: Stabs-Offiziere, 12 Capitaine und 30 Lieutenants waren, über die französishe Gränze getrieben, dort von den Truppen entwaffnet und nah Bayonne ab- geführt worden sei.

Zu Lyon herrshte wegen Auflösung der dortigen National- Werkstätten große Aufregung; die Vorsihts - Maßregeln waren aber so gut getroffen, daß kein Emeute - Versuch stattfand. Ju Seide wurden wieder mehr Geschäfte gemacht, und die Preise zogen an. Aus Amerika, England und Deutschland waren ciuige kleine Bestel- lungen eingegangen.

Der Sozialisten - Klub, der sich aus Mitgliedern der National- Versammlung gebildet hatte, is von 60 Theilnehmern auf 20 ge- \{chmolzen.

Die Presse und die übrigen durch Cavaignac suspeudirten Blätter werden, dem Vernehmen nah, morgen wieder erscheinen, “Dorn ©s, der verwundete Redacteur des National und Mit- glied der National-Versammlung, ist gestern Nachmittags gestorben.

Die Drudckerei der Republik, ehemalige Königliche Druckerei, soll radifal reorganisirt werden. Man sieht si hierfür nah einem Chef um, Die Regierung bot dieses wihtige Amt dem Buchdruer Silbermann in Straßburg an. Derselbe hat es jedoch ausgeschlagen. Gegeu- wärtig steht sie mit den Herren Everat und Paulin in Unter- handlung.

i Aus dem Hauptquartier des Königs Karl Albert von Sardi- nien erfährt man, daß er am 13. Juli in Person gegen Mantua gerüdt sei.

Aus Marseille reichen die Nachrichten bis zum 16. Juli. Am Morgen dieses Tages war die Stadt noch durchaus ruhig.

: Straßburg, 17. Juli, (Köln. Ztg.) Die in den lebten Tagen ergriffenen Maßregeln in Bezug auf die National- Werkstätten haben unter aufgeregten Köpfen mannigfache Unzufriedenheit erwedckt. Jm Laufe des heutigen Tages fanden Zusammenrottungen der Ar- beiter statt, und diejenigen, welhe von den Werkstätten ausgeschlossen wurden, suchten ihre Genossen zu verführen. Mehrere Hundert zo- gen unter Geschrei mit Trommel und Fahne nah dem Stadthause, wo die aufgestellten Nationalgarden ihnen den Eintritt muthig wehr- ten, Es ward alsbald Rappel geschlagen, und in weniger als einer Viertelstunde waren 7000 Mann der Bürgerwehr auf den Sam- melpläyen aufgestellt. Zu diesen gesellte sich zahlreihes Militair aller Wasfengattuugen, so daß jedem weiteren Umsichgreifen von Unord- nung kräftigst vorgebeugt wurde. Man hat mehrfahe Verhaftungen vorgenommen, Diesen Abend herrscht die größte Ruhe. Patrouillen in Menge durchziehen die Stadt und verschen den Sicherheitsdienst mit gewohntem Eifer, ;

__ Großbritanien und Jrland. London, 18. Juli, eite fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinetsrath att.

Das Parlament geht seinem Ende eutgegen. Gestern zeigte im Unterhause Lord John Russell bereits an, welche Bills die Re= gierung in dieser Session noch zum Geseß zu erheben hoffe, und welche es für diesmal aufgebe. Durchzubringen hoffte der Minister dur beide Häuser die Bill zur Beförderung der Gesundheit in den

roßen Städten, wegen der vershuldeten Güter in Jrland , der Fhlechten Gewohnheiten in den Wahlflecken, der gesandtschaftlichen Verbindung mit Rom. Ferner drei Armengeseße und die Bill, wo- durch das Verhältniß zwischen den irländishen Gutsherren und deren Pächtern geregelt wird. Aufgegeben werden für diese Sißung die irländische Wählerbill und, was der Minister sehr bedauerte , die Schifffahrtsgeseße. Doch hoffe er, das Haus werde darüber im Ausschusse berathen, damit nah deren Ausfalle eiuc Bill entworfen werde, über welche sich das Land bis zur nächsken Session des Parlaments aussprechen könne. Die Minister mußten vou allen Seiten hestige Vorwürfe hören wegen ihrer Lauheit und Unthätigkeit ; doh fallen diese Vorwürfe zum Theil auf das Par- lament zurück, Die Radikalen Bright, Hume und Osborne machten ihren Angriff besonders auf dem für sie günstigsten Boden, Jrlaud, und leiteten das Unglück Jrlands hauptsächlich von der dort auf Unkosten des katholischen Landes uuterhaltenen protestantischen Staats-Kirche her. Herr Bright prophezeite ihren Untergaug, welcher den der englischen Staats- Kirche nah sich ziehen würde. „Was das betrifft“, antwortete ihm Sir R. Jnglis, „so werden diese beiden vereinigten Kirchen Herrn Bright's Sekte (Bright ist Quäker) und alle übrigen überleben.““ Die Freihändler beklagten, daß Lord J. Russell’s Anhänglichkeit an ihre Grundsäße nicht fest und aufrichtig genug wäre, sonst hätte er die Schifffahrts-Geseße, welche Ricardo den Schlußstein des freien Handels nannte, in dieser Sißung durchbringen können. Der Handelsminister Labouchere berichtete, daß die bcvorste- hende Abschaffung der Schifffahrts-Gerseze in Kanada mit lautem Beifalle aufgenommen seiz die westindishen Jnselu hätten schon lange dauach begehrt. Die Rumzölle riefen darauf eine lange Verhandlung voll leerer Streitigkeiten und Persönlichkeiten hervor. Füuf Stunden lang war schon gesprochen, oft waren kaum 40 Mitglieder im Hause, und doch versuchten namentlich die irländischen Mitglieder eine neue Ver= tagung herbeizuführen. Jndeß wurden doch gegen 3 Uhr Morgens die Anträge des Ministeriums mit 116 gegen 37 Stimmen geneh= migt, welche bekanntlih eine Herabseßung des Differenzialzolles zwi- hen britishéèn Spirituosen und Rum aus den britishen Kolonieen von 9 Pce. auf 4 Pce. pr. Gallon festseben.

Jm Oberhause brachte Lord Londouderry die Erschiéßung des farlistishen Generals Alzaa zur Sprache, und Graf Malmes-= bury verlangte, daß die britishe Regierung den Grafen von Mon- temolin zur Aufgebung seiner Ansprüche und darauf gerichteten Be= strebungen veranlassen solle, Daß der karlistishe General Alzaa erschossen sei, bestätigte Lord Lansdowne, lehnte es aber ab, wie Loïd Malmesbury verlangte, Vorstellungen au den Prätendenten zu mahen., Der Graf vön Montemolin halte sich als Privatperson

in England auf und sei von der englischen Regierung niht als Prä. tendent anerkannt, Die Bill zur besseren Ausführung der Straf-

gesebe ward. dann zum drittenmale verlesen. Die zum 16ten d, M. angesagte große Musterung der politischen

433 Klubs ia Dublin hat f Folge der vou der Polizei getroffencu Vor- fehrungen uicht stattgefunden.

i‘ d A Lissabon vom 9ten d. Mits. zufolge (mit dem „Jupiter“ am 15ten in Southampton angekommen), is die-Cortes- Sihung dur Königliches Dekret bis zum Ende diescs Mouats ver= längert worden. Die Z-ehung der ersten Serie der sogenauuten großeu National - Lotterie, zur Einlösung der lissaboner Banknoten, hatte begonnen. Die Zahl der Preise ist 1056 in 5prozentigen Ju= scriptionen. Der Hauptpreis, in 40 Contos bestchend, war noch niht gezogen. Einem Gerüchte zufolge, foll Costa Cabral als Minister des Janern ins Ministerium treten und der Graf Tojal das Finanz-Ministerium wieder übernehmen.

Belgien. Brüssel, 20. Juli, Der heutige Moniteur bringt folgenden Artifel der Jndependance: „Das Comité für die auswärtigen Angelegenheiten der französischen Natioual-Versamm-= lung hat in diesen Tagen die auswärtige Politif der Republik ziem= lih weitläufig disfutirt. Da die Richtung, welche dieser Politik von der provisorischen Regierung gegeben worde war, Angriffe zu be= stehen hatte, so war es natürlich Lamartine’'s Sache, dieselbe zu ver- theidigen, was er in einer von den französishen Blättern veröffent- lihten Rede that. Wir haben über die Urtheile Lamartine's in Be- zug auf andere Länder nichts zu sagen, außer daß er mit Recht her= vorgehoben hat, wie die am Tage nach der Revolution angenommene Friedens - Politik allgemeine, fast einstimmige Zustimmung gefunden. Wir glauben auch, daß die Thatsachen ihn vollkommen zu der Be= merêung berechtigten, das demofratishe Prinzip habe dadur eine neue Förderung erhalten, und wir waren nicht die Lebten, die in dieser Hin=- sicht dem vou Herrn von Lamartine auëgeübten guten Einfluß huldigten. Aber der auf Belgien bezügliche Theil sc:ner Rede trägt bei weitem nicht denselhenCharakter richtiger Bemerkung, und es hat uns etwas überrascht, einen so auzegezeichneten Staatsmann in Gemciupläbße gerathen zu sehen und ihn mit französischen Zeitungsschreibern dritten Ranges wie- derholen zu hören, daß ein Wort, ein Wink Frankreichs genügt haben würde, -um Belgien zu revolutioniren, ihn sagen zu hören: Wir haben dics nicht gewollt und jeues niht gewollt. Diese Art, von der durh die proviforishe Regierung vertretenen Republik, als einer wollenden oder nicht wollenden, zu sprechen, ist nicht höflich ge= gen Belgien, dessen Willen Herr von Lamartine gar nicht hat in ÄAn- \chlag bringeu wollen, und die in jenen hochmüthigen Worten ausge- drückte Ansicht ermangelt auch gauz und gar der Wahrheit, wie Je- dermaun ktier zu Lande weiß, Jedermann weiß, und die in den er- sten Tagen nach der Revolution aus Frankrei nah Brüssel gekom= menen Emissaire hätten Herrn von Lamartine wohl dar- über Aufschluß geben können, daß die Gefühle, welche die Proklamirung der Republif zu Paris unter der belgischen Bevölkerung hervorriefen, keinesweges Gesihle der Sympathie waren, und daß bei feinem Theil derselben der Wunsch sich regte, das Beispiel von Pa- ris nachzuahmen. Der allerdings sehr große Unterschied, der zwischen der Republik von 1818 und der des vorigen Jahrhunderts besteht, ließ sich damals noch gar nicht voraussehen; Belgien aber dachte so wenig daran, seine Regierung zu stürzen, daß cs sih vielmehr mit der eutschiedensten Einmüthigkeit eng an dieselbe anschloß uud um sie sammelte. Wäre der Wille der provisorischen Regierung ein anderer gewesen, als der von Herrn von Lamartine verkündigte, so würde er jene Gesinnungen nur verstärkt, nicht aber sie zerstört haben; es is also ganz unrichtig, zu behaupten, daß, wenn in VBel- gien keine Revolution ausgebrochen, dics dem Umstande zuzu- schreiben sei, daß die provisorishe Regierung es nicht ge= wollt habe, Freilih hätte es wohl gescheheu können, daß, wenn die- selbe die agufständishe Gewalt Fraufreihs und seiner Armee über Belgien gewälzt hätte, dieses wirklich auf einen Augenblick in deren Hände gefallen wärez aber es würde dies ein trauriger Triumph sür die Republik gewesen ‘sein, weil es nur ein gehässiger Mißbrauch der Macht, nur eine Gewaltthat, aber keineêweges eine Prinzipien - Er- oberung gewesen wäre. Nicht darum, weil die provisorische Negie= rung es nicht wollte, hat Belgien keine Revolution gemacht, sondern weil es selbst nicht wollte, weil es feine Ursache, keinen Beweggrund hatte, die Regieruugsform zu ändern, unter der es bereits des festen Genusses aller der Freiheiten sich erfreut, welche die Republik erst zu befestigen strebt.“

Ein Königlicher Beschluß vom 15ten d. bestimmt, daß vom 20, Juli dieses Jahres an eine Prämie von 11 pCt, ad valorem für die Ausfuhr von Linnen- und Haufgewebeu, und von 12 pCt. ad valorem für dieselben Gewebe, gebleicht oder gefärbt, außerhalb Eu- ropa und über die Meereseunge von Gibraltar hinaus, jedoch nur für die Quantitäten, welche 1000 Fr, an Werth übersteigen, ertheilt wer= den soll, Die Jundependance bemerkt, daß das Prämien - System für die Ausfuhr allerdings ein schlechtes und ungerechtes sei, daß man aber in einem Augenblick, wo die Linuen-Jndustrie so {wer getroffen würde, Rettung für dieselbe auf jedem nur einigermaßen dienlichen Wege suchen müsse. Die Regierung köune aber nicht Alles allein thunz auch die Kaufleute und Fabrikauten müßten, da ihnen der fran- zösische Markt nun einmal verschlossen sei, ihre Produkte den Bedürf= nissen und Erforderaisseu des amerikanischen Marktes anpæssen und die Fabrication der Gewebe aufgeben, welche für den französischen Markt berechnet waren und auch nur dort Absatz finden konnten.

Spanien. Madrid, 14, Juli, Auf den 24,, als deu Na- menstag der Königin Christine, war ein großer Hofball in la Granja angescht worden. Sobald aber die Leibärzte von den Voibereitun- gen zu dieser Festlichkeit unterrichtet wurden, stellten sie sich der regie=- renden Königin vor und machten ihr, in Erfüllung ihrer Pflichten, Vorstellungen von der Art, daß anstatt des Balles ein glänzender Raout stattfiaden wird, Dieser Umstand giebt Veranlassung zu er= freulihen Auslegungen in Betreff des körperlichen Zustandes, in wel= chem die regierende Köuigin sich befinden soll. Auch- geht das Ge= rücht, daß der päpstliche Delegirte, Mgr. Brunelli, sih an jenem Tage in la Granja als förmlicher Nuntius einstellen und in dieser Eigenschaft seine Beglaubigungsschreiben überreichea werde. (España,)

Auf den Antrag der aus verschiedenen Prälaten, Beamten und dem päpstlichen Delegirten bestehenden Kommission, welche zur Erle- digung der kirchlicheu Fragen niedergeseßt ist, hat die Regierung ein Dekret erlassen, kraft dessen für jeßt die Veräußerung der Güter uud Kommenden der vier geistlichen Ritterorden, die dur die Verfügung vom 7. April d. J. angeordnet wurde, eingestellt wird.

Der Heraldo widerspriht dem Gerüchte, daß es zu blutigen Hâändeln zwischen der Besaßung von la Granja gekommen wäre.

Durch den Telegraphen ijt die Nachricht eingegangen, daß der General Ortigosa am 12ten in Navarra den dortigen Karlisten eine Niederlage zusügte, in welcher leßtere 10 Todte und 5 Gefangene verloren. Eine andere telegraphische Depesche meldet, daß am 12ten 34 geflüchtete Karlisten in Bayonne eingebraht wurdeu. (Gaceta.)

Am 9ten wurden in Estella (Navarra), obgleih es Soun= tag war, sechs gefangene karlistishe Offiziere auf Befehl des General-Capitains Villalonga, eine Stunde nah ihrer Gefangenneh- mung, erschossen. Diese Offiziere hatten kurz zuvor aht Gendarmen, die in ihre Hände gefallen waren, mit Lebensmitteln versehen und in Freiheit geseßt., „Diese Hinrichtung“, sagt der Clämor publico, „hat Einige mit Bestürzung , Alle mit Unwillen erfüllt, Man be»

fürchtet blutige Repressalien.“ Der Heraldo sagt: „Unsere Regie- rung ertheilt ganz Europa Lectioneu , die es nicht von der unglück- lihen Halbinsel erwartet.“ "Dagegen hat die Königin einen Zollsol= daten, der einen seiner Kameraden meuchlings ermordete, begnadigt.

Die Anzahl der Rebellen, welche von Portugal aus in Estre- madura eingedrungen sind, beläuft sich auf 200 Mann Jufanterie und 80 Mann Kavallerie. Unter ihnen befinden sich 60 Offiziere vou der Manuschaft, die sich bei dem Aufstand in Sevilla betheiligte. (España.) In Barcelona sind Briese vou Handlungshäuseru aus London eingegangen, in denen davor gewarnt wird, Schiffe in See gehen zu lassen. (Clamor.)

3proz. 20%. 3proz. 113. Unverzinsl, 44.

Moldau und Wallachei. Bucharest, 8. Juli. (Bresl. Ztg.) Die hiesige provisorishe Regierung befindet sich in ciniger Verlegenheit, da alle größeren Bojaren-Familien die Wallachei verlassen haben und nur wenige Persönlichkeiten vou einiger Bedeu- tung zurügeblieben sind, Sie beabsichtigt daher durch Verweigerung von Pässen ins Ausland, auch diese noch zurückzuhalten und zur Un= terzeihnung einer Adresse an den Kaiser von Rußland zu vermögen, welche zur Sammlung von Unterschriften aufgelegt werden soll. Jn dieser Adresse beruft man sich auf ein in den ältesten Zeiten bestan- denes Recht, die inneren Angelegenheiten des Landes selbst zu regeln, bezeichnet die leßte Revolution als aus dem Volkswillen, dem der Druck unerträglih geworden, hervorgegangen und erbittet von der Großmuth des Cza:en die Anerkenuung des Vorgefallenen, ruft aber im entgegeugeseßtcu Falle den Schuß und die Hülfe von ganz Europa an. Auch wurde ein förmlicher Protest gegen das Eiurücken russischer Truppen an den russisheu Konsul geschickt.

Markt : Verichte. Berliner Getraidebericht vom 22, Juli. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt : Weizen 45—50 Rthlr. Roggen loco 24—27 Rthlr. » p. Juli /Aug. 24 Rthlr. » Aug. /Sept. 245 Rthlr. begeben, Sept. /Oft. 255; —25 Rthlr. Hafer 48/52 pfd. 16—18 Rthlr. Gerste, große 24—22 Rthlr. » fTleine 22--21 Rihlr. Rübseu 64 Rthlr. zuleßt gemacht. Rüböl loco 105—105; Rthlr. » Juli /Aug. 105—107; Rthlr. Aug. /Sept. 103 —107; Rthlr. Sept, /Okt. 10%—103 Rthlr. bez. Oft. / Nov. 11——10% a 5 Rthlr. bez. Nov. / Dez, 114—107 Rthlr. viel Geld. Spiritus loco 17 Rthlr. ohne Faß, 167 mit Faß bez. » Juli /Sept. 165, Rthlr. Br. » Sept. /Okt. 165 Rthlr. Br.

Danzig , 19. Juli. An der Börse wurden verkauft , gestern noch : Weizen inländ. 16% L. 1314—32 pf. zu Fl. 430, poln. 22 L. 132—33 pf. zu“ Fl. 440, 20 L, 134 pf. und 40 L. dito zu Fl. 450; heute: Weizen inländ. 20 L. 431—32 pf. zu Fl. 395, poln. 75 L. 132pf. (holländisches Gewicht) zu Fl..390, 20 L, 132 pf. zu Fl. 415, 22 L. 131—32 pf. zu Fl. 4224, 16% L. 130 pf. (h. G.) und 21 L. 130—31 pf. (h. G.) zu Fl. 425; 4 L. poln. weiße Erbseu zu Fl, 250 preuß. Cour. die Last und 15 L. 124—25 pf. inländ. Rog= gén zu unbekanntem Preise.

Bresla, 21, Juli, Weizen, weißer 57, 63 bis 66 Sgr. ; gelber 56, 61 bis 64 Sgr.

Roggen 31, 34 bis 36 Sgr.

Gerste 24, 26 bis 28 Sgr.

Hafer 19, 21 bis 22; Sgr,

Rapps 68 bis 71 Sgr.

Winter-Rips 66 Sgr.

Sommer-Rips 53 Sgr.

Spiritus 8%, bis 85 Rthlr. bezahlt, per Juli 150 E. a 85% d F E. inklusive Gebinde a 8%, 100 E. per Angust a 84 Rthlr. egeben.

Rüböl 9% Rthlr. Geld für loco Waare, 10 Rthlr. Geld pr. September und Oktober.

Zink unverändert.

Für Weizen bleibt der Begehr gut und wurde au heute wieder besser bezahlt. Heute haben wir wieder sehr {wüles Wetter und mehrere Male Regen, was dem bereits gemähten Getraide nachthei- lig sein kann, wenn es lange anhalten sollte.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. Morgens 21 Juli. 6 Ube. 2 Ubr.

LustJruck ..... |[334,51'’’Par./334,42‘’’Par. 334 /83'"Þar. Quellwärme 7,99 R, Lustwärime -.... + 15,8° R.| 4+ 17,0° R.| +4 11,5 R. Flusswörme 16,0° R, Thaupunkt + 12,0° R.| +5,1° R.| + 9,7° R. Bodenwärme Dunsisättigung - 74 pCt. 383 pCt. 86 pCt, Ausdünstung Welter ....... trüh. Regen heiter. Niederschlag 0,069‘“/Rh. Wid w. Ww. Ww. Würmeweechsel +18 Wolkenzug. - « - Ww. adidé 9,8° Tagesmiltel : 334,25" Par... + 14,4° R... + 8,99 R. . 66 pCt. W,

Nach einmaliger Beobachtung.

Nachmittags Abends 10 Ubr.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 23, Juli, Jm Opernhause. 76ste Abonnements-

Vorstellung: Der gerade Weg is der beste, Lustspiel in 1 Aft, von Koßebue. Hierauf: Die Jusel der Liebe, phantastishes Ballet in 2 Abth., von P. Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. s A dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver- auft: Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Rangcs 20 Sgr. z ein Billet in den Logen des ersten Ran- ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.z ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr. z ein Billet im Amphitheater 74 Sgr.

Montag, 24. Juli. Jm Schauspielhause. 4121ste Abonnements- Vorstellung: Valentine, Schauspiel in 5 Abth., von G. Freytag.

Dienstag, 25, Juli, Jm Schauspielhause. 122ste Abonuements E Pru ok G Sachsen, Trauerspiel in 5 Abth., von R.

. Pruß. Anfang r. i C. j j iglichen Schauspielhause werdew Die Abonnenten im Königlichen ea arms: auf 24 Borsielinne

für den Monat August den Abonnente gen einzuzahlen. 4 «