1848 / 83 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ien und Jrland. London, 21. Zuli. Prinz Georg wann Cambridge ist gestern nach Jrland abgegangen, um Pol Oberbefehl über den dubliner Bezirk wieder zu über-

nehmen. L E

rhause brate gestern Lord Stanley die irländische angiiaqete yar Ero er Lrsuchte den Marquis von Lansdowne um Auskunft über die Umstände und Thatsachen, welche die Prokla- mirung gewisser Bezirke in Jrland veranlaßt hätten, so wie um Mit- theilung, ob die Regierung irgend weitere Schritte beabsihtige und etwa vom Parlament zur Aufrechthaltung der König!, Autorität in Jrland neue Vollmachten zu begehren vorhabe? Marquis Lansz- downe eutgegnete, es sei wahr, daß der Lord-Lieutenant die erwähn- ten Proclamationen erlassen habe. Er wolie keinesweges behaupten, daß man das Parlament nicht um weitere Maßregeln angehen werde, aber er fönne für jeßt den Charafter dieser Maßregeln noh nicht näher angeben. Das Haus vertagte sich darauf. Jm Unterhause wurden gestern verschiedene Gegenstände behandelt, Zuerst kam die Formiwidrigkeit, welche Lord Bentinck in den Be- schlüssen entdeckt haben will, auf welche sich die Zuckerzoll-Bill stüßt, abermals zur Sprahe. Der Schaßhkanzler erklärte, wie er nah reisliher Erwägung nicht bezweifle, daß jeßt von britishem Kolonial=-

zucker der rihtige Zoll mit 13 Sh. vom Centner erhoben werde.

E —— ———————

Wechsel - Course.

Amsterdam Kurz

A aon éó Li Mde L R Lm 2 Mi. Hamburg -«-«++-«e eee tone oos de. Kurz do. 300 Mk. 2 Mi.

I Lst. 3 Mi. 300 Fr. 2 Mi.

. 150 Fil. 2 Mi. 150 F1. 2 Mi. 100 Tblr. | 2 M1

8 Tage 100 Thlr. 2 mm.

Fraukfurt a. M. südd. W 2 uML Petersburg 100 SRbI | 3 Wochen

Inländische Fonds, Pfandbrief-, Kommunal - Papiere Geld - Course.

f.| Brief. | Geld. | Gem. .| Brief. | Geld. St. Schuld-Seb. |34| 74 734 Kur-u.Nm:.Pfdbr.|34| 92

Seeb. Präm. Sch. 884 7% Sehlesische do. K.u.Nm. Sebuldy, do. Lt. B. gar. do.|35| S1% Berl. Stadt-Obl.

Pr. Bk-Anth.-Scb 867 Weestpr. Pfandbr.

Grosxb.Poseu do, do. do,

Ostpr. Pfandbr.

Pomm. do.

Londou

Wien wm 20 Xr....

Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss..

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Friedrichsd'’or. -- 1373; Aud.Goldm.à tb. |— 12% Discouto, 35

Ausländische Fonds.

1 I I SISS|

A

Poln. neue Pfdbr. do. Part. 500 FI.|

Russ Hamb. Cert do.beiHope3 4.8.

Berfiner

do. do. 300 Fl. Hamb. Feuer-Cas.|: do.Staats-FPr. Anl. Holl, 25 % Iunt.

Kurb.Fr.O. 40 th. Sardin, do. 36 Fr. |— N. Bad. doe. 35 FI.|—

du. do. 1. Aul. do. Stiegl. 2. 4.A.

do. do. 5. A. do. v. Rtbhsob.Lst. do.Polu. SchatzO. do. do. Cert. L.A. doe.do.L.B.200FI.|— Pol a. Pfdbr.a.C.| 4

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450

Die Einfuhr fremden Zuckers in die britishen Kolonieen sei verboten, und S cis Bésepte Beschluß der Legislatur von Jamaica habe Feine Gültigkeit. Die Bill in Betreff der konsolidirten Fonds (3 Mill, Pfd. St,) wurde zum drittenmale verlesen und angenommen. Als der Antrag auf weitere Erwägung des Berichtes über die Vill wegen vershuldeter Güter in Jrland gestellt wurde, drang Herr Napier auf Ausmerzung der vom Generak- Prokurator in die Bill eingeshobenen 13 Klauseln, weil durch dieselben das ganze Grundeigenthum in Jrland bedrückt werde, was man gerade jevt vor Allem vermeiden musse. Der Generalprokurator vertheidigte seine Klausein mit großem Nachdrucke. Die Bill sei in ihrer jeßigen Fassung nothwendig, um der irländischen Arbeiter - Be= völkerung Beschäftigung zu geben, und um die dortigen Grundbesiger wieder empor zu bringen. Bei der Abstimmung ward der Antrag Napier's mit ungeheurer Mehrheit verworfen. Nah Abänderung einiger Klauseln der Bill wurde der Bericht genehmigt und der Druck der Bill angeordnet, Lord J. Russell beantragte nun die zweite Verlesung der Bill zur Beseitigung der Bestehungen und sonstigen Mißbräuche bei den Wahlen, Oberst Sibthorp bean- tragte wegen der schon weit vorgerückten Sessionszeit die Verwer- fung der Bill, die viel zu L rwtäitt fei, um sie in der Hast berathen zu fönnen. Herr Anstey theilte diese Ansicht und beantragte die Ver-

RPörse vom 25. Juli.

tagung der Debatte, {loß sich aber, nahdem noch mehrere Redner, worunter Lord J. Russell, für und andere gegen die zweite Verle- sung gesprochen hatten, nah einer geharnishten Rede gegen die Bill, welhe er als parteiisch und zweckwidrig bezeichnete, dem Antrage Sibthorp's' an, der jedo mit 216 gegen 9 Stimmen verworfen wurde, worauf die zweite Verlesung der Bill erfolgte. Die Zucker- zollbill wurde hierauf ebenfalls zum zweiten Male verlesen und die Comité-Berathung für die nächste Sißung anberaumt.

In der gestrigen zehnten Jahres-Versammlung der Eigenthümer der Unions-Bank von Australien wurde die Dividende (freie Einkom- men - Steuer) auf 6 pCt. festgeseßt und über die Lage des Jnstituts ein sehr günstiger Bericht erstattet. Ueber 30,000 Pfd. St. werden für das leßte Geschästs-Jahr zur Dividende geschlagen.

y Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 26. Juli. Jm Schauspielhause. 4123ste Abonnements- Vorstellung : Der Rehnungs-Rath und seine Töchter, Original-Lust- spiel in 3 Abth., von L. Feldmann. Hierauf: Der alte Magister, Schauspiel in 3 Abth,, v. R. Benedix.

Dienstag, 27. Juli, Jm Opernhause. 4124ste Schauspielhaus- Abonnements-Vorstellung: Göy von Berlichingen mit der eisernen Hand, Schauspiel in 5 Abth., von Göthe. Aufang 6 Uhr.

ck E S Sp E E S S p E S E D LOT Sa r

Eisenbahn- Actien.

8-

Stamm - Actien. Mapilal. |

Tages - Cours.

Rein-Ertra 1847.

Rechnung.

in der dazu bestimmten Bubri ausgefüllt. Die mit 34 pCt. bez. Actien sind v. Staat gar

Biöürsen-Zins-

Der Reinertrag wird nach dritter Bekanntm |

BerI. Anhalt Lit. A B. | 3,500,000 do. E 8,000,000 do. Stettin-Starg.. | 4,824,000 do. Potsd.-Magd... | 4,000,000

Magd.-Halberstadt s 1,700,000

do. Leipziger 2,309,000

Halle-Thüringer 9,000,000

Cöln - Minden 12,967,500 do. Aachen 4,500,000

Bonn - Cöln 1,151,200

Düsseld. Elberfeld .… | 1,527,000

Steele - Vohwinkel... | 1,100,000

Niederschl. Märkisch. | 9,950,000

do. Zweigbahn | 1,500,000

Oberschl. Lit. À. .…. | 1,429,700 | ch

do. Lit. B. .…. | 2,400,000

Cosel- Oderberg 1,200,000 | Breslau- Freiburg .…. | 1,700,000 Krakau- Oberschl.... | 1,509,000 Berg.-Märk. ........ 4,000,000 Stargard -Posen 5,000,000 / Quittungs - Bogen. 2 Berl. Anhalt. Lit. B. | 2,500,000 60| 85 B E «iee [1,100,000 90 Magdehb.-Wittenb.... | 4,500,000 60| 457 bz. u, B.

Aachen-Mastricht .…. | 2,750,000 30 Lid Thür. Verbind.-Bahn | 5,600,000 20 2

Ausl. Quitlungsbog. Ludw.-Bexbach 24 FI. Pete. a Z001, Friedr, Wilh.-Nordb.

S7; bz u. B. 63 a 64 bz. u. G. ppe bz. Z B. 92 bz 53 a { bz. 77 B. 76% G. 57 B. 68 6.

693 a 70 bz.

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86 bz. u. B. 86 6. 387 br, u, B. 60 B. 66 bz. u, B,

fis Mas af n

8,525,090 8,000,060 8,000,000

90 80 85| 413 5 F a 5 bz

bls fin Ds

Schluss - Course von Cöln - Minden 77 B.

Prioriläts - Aclien. | Kapital. p ide: 4 Tages - Cours:

Säimmiliche Prioritäts-Actien werden durch jährliche Verloosung a 100 pCt. amortis.

817 6. 89 hz. 75 bz. u. G. 807 G.

Berl.-Anhalt do. Hambur do. Potsd.- 2,367,200 do. do. .… 13,132,800

Magdeb.-Leipziger .… |1,788,000

Halle - Thüringer .….. /4,000,000

Cöln - Minden 3,674,500

Rhein. v. Staat gar... |1,492,800 do. 4. Priorität... |2,487,250 do. Stamm - Prior... |1,250,000

Düsseldorf-Elberfeld. |1,000,000

Niederschl. Märkisch. 4,175,000

do. do. 3,500,000 do. 111. Serie. |2,300,000 do. Zweigbahn | 252,000 do. do. 248,000

Oberschlesische 1,276,600

Cosel - Oderberg 250,000

Steele - Vohwinkel... | 325,000

Breslau - Freiburg. . | 400,000

1,411,800 5,000,000

802 6. 80% B. 87% bz.

S A a Mr roi M Le "a

R RAR Na Ra

1.

Ausl. Stamm- Act.

Dresden-Görlitz Leipzig-Dresden | 4,500,000 Chemnitz -Risa 3,000,000 Sächsisch-Bayerische | 6,000,000 Kiel - Altona Sp. |2,050,000 Amsterd.-Rotterd. Fl. |6,500,000 Mecklenburger Thlr. |4,300,000

[Reinert. 184

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Börsen- Zinsen

| l

6,000,000

va f vis D Dn Df

von Preussischen Bank - Antheilen 86 6,

Die Börse war heute flau gestimmt, ard nur einige Effekten, als Berlin - Hamburger, Halle - Thüringer und Friedrich - Wilhelms - Nordbahn, wurden höher als gestern bezahlt. Auch fremde

Fonds waren meistentheils begehrt und hielten sich steigend.

Auswsrtige Börsen.

Breslau, 24. Juli, Louisd’or 112%, bez. u, Gld. Poln, Papiergeld 905 bez. u. G. Oesterreichishe Banknoten 895 bez. u. Br. Staats - Schuldscheine, 3% proz. 735 bez. u. Gld. Schles. Pfandbr. 3§4proz. 925 Gld., do. Lit. B, 4proz. 934 Gld., do. 3;- proz. 827 Gld. Preuß. Bankantheil-Scheine 85 Gld,

Poln. Pfandbriefe, alte 4proz. 86% Gld., do. neue 4proz. 86% Gld., do. Partial-Loose a 300 Fl. 87 Gld., do. a 500 Fl. 625 Gld, Russ. - Poln. Schatz - Obligationen 4proz. 594 Gld.

Actien. Oberschles. Litt, A, 3¿proz. 85% Br., do, Litt. B, 34 proz. 854 Br. Breslau - Schweidn. - Freiburg 4 prez. 823, Gld. Niederschl. - Märk. 34proz. 70%, bez. u. Gld., do. Prior. 5 proz. 93 Gld., do. Ser. I. Z5proz. 89 Gld. Neisse - Brieg 4proz. 34 Gld. Krakau - Oberschl, 4 proz. 385 Gld. Friedri - Wilhelms - Nordbahn 4yroz. 405, % und 41 bez. u. Br.

Wechsel=-Course. Amsterdam 2 M. 1423 Gld. Hamburg a vista 1522 Gid, do. 2 M. 1517 Gt. London 1 L. St. 3 M. 6,252 Gs, Berlin a vista 995 Gle. do, 2 M. 99% Giv. Wien 2 M. 87% Gib, Leipzig, 24. Juli. L, Dr. Part, Oli, e & Lei A. 450/Vr. “Leipz, ‘Dr. E, A. 97 Be Sh n L Shles. 734 Br. Chemn, -Riesa 277 G. Liv2u-21t4u 25 Br. Berl. Anh. A. 87% Br., 87 G. bo. ß, 55: Sr, +5 G. Magd. Leipzig 172 Br. Altona-Kiel §9 Br, B. A 912 G, Pr. Bank- Antheile 87 Br., 86 G. u O 5

ankfurt a. M., 23. Juli, (Ju der Efßekten-Soziets Von onds waren heute nur allein die österr, N 4 Ade Vie Actien, so wie F. W. Nordbahn- und Bexbacher Actien, angenehmer.

allen übrigen Gattungen zeigte \sihch gar fein ä D Geschäft war im Allgeieineii höchst unbedeutend. Veränderung. Das

Paris, 22. Juli. Einige E6fomptirun en d die Course gehalten, aber das Geschäft war sebr a L O

die Börse zeigt geringe Veränderung gegen gestern.

mehr als Fmals an das baldige Aohateeracre der S el da man in alle Combinationen immer die Anleihe Certifikate von 1847 eintreten läßt, so waren dieselben sehr gesucht zu 1800 Fr, 300 Fr.- höher als gestern, Eisenbahn - Actien hielten sich wie

Zproz. Rente 48, 5proz. do. 77, 25 a 77. Bank-Actien 1660 2 1650. Nordbahn 375 a 372, 50. O London, 21. Zuli, 3proz., Cons. 87%, a. Z. 874. 34proz, s73. Art. 122. proz. 213, Jnt. 452. 4proz, 722. E, R. 100, 992, Bras, 71. Chílí 3proz. 43, Mex. 17. Engl. Fonds fest

unverändert. Jn fremden war, bei ge-

ringem Geschäft, der Preis stationair Eisenbahn-Actien niht we- sentlih verändert.

Amsterdam, 22. Juli, Holländishe Fonds blieben heute bei mattem Geschäft fast unverändert. Fremde Effekten blieben eben- falls bei unbedeutendem Handel wenig oder gar nicht verändert. G. a. P.3, W. D. 3. Oest. Met. 5proz. 633. 25proz. 335. Mex. 17,

Holl. Jnt. 445, 3proz. neue 52%, A4proz. ostind. 705, #, % 3{proz. Synd. 675, 68, Act. der Handels-Maatsch. 133. Span. Ardoins gr. Piecen 85. Port. neue 175, %, 4proz. 183, {. Russ. alte 953, 4proz. Hope 755. Stiegl. 754.

Antwerpen, 21. Juli. Der Fonds-Markt war unverändert, Belg. 5proz. 764. 44proz. 694 B. 2zproz. 384, 4 B. Span, ohue Geschäft, Ard. 8; B,

—————

Markt: Berichte.

Berliner Getraideberiht vom 25. Juli. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt : Weizen 45—52 Rthlr. » S88pfd, weißer poln. 527 Rthlr. bez. » 87 pfd, gelber märk, 484 Rthlr. bez. Roggen loco 24—26 Rthlr. » p. Juli /Aug. 245 Rthlr. » Aug. /Sept. 25 Rthlr. » Sept. (Okt. 255 Rthlr. Br., 25 verk, Hafer 48 /52 pfd. 16—18 Rthlr. Gerste, große 24—22 Rthlr, o » fleine 22—21 Rthlr, Rüblen 67 Rthlr, bez. Rüböl loco 11£—11 Rthlr. Juli /Aug. 11{—141 Rthlr. Aug. /Sept. 11/,—11 Rthlr. Sept, /Okt. 11{;—114 Rthlr. Oft. /Nov. 11;—14% Rthlr. Nov. /Dez. 115—114 Rthlr. Spiritus loco 175 Rthlr. ‘ohne, 17 mit Faß bez. » Juli. /Aug. 17 Rthlr. ohne Faß bez. » Aug. /Sept. 17 Rthlr. » Sept, /Okt. 17 Rthlr. Br., 163; G.

Marktpreise vom Getraide, ZuLande: Welten 2 ge 7M A

eizen 2 Rthlr. 4 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr, 5 Sgr. 8 Pf., auh 1 Riblr. 2 6 Pf. ; / Hafer 25 Sgr,, auch 21 db e Pf. 3 große Gerste 1 Rthlr.; 27 Su Wasser: Weizen 2 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf., auh 1 Rihlr. Z gr. 6_Pf.; Roggen 1 Rthlr. 5 Sgr., au 1 Rihlr. 1 Sgr. P große Ger e 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 P; Hafer 21 Sgr. 3 Pf.,

au 20 Sgr. ; Erbsen ({lechte Sorte) 1 Rihlr, 6 Sgr, 3 Pf.

Sonnabend, den 22, Juli. Das Schock Stroh 6 Rthlr. 15 Sgr., auh 6 Rthlr.; der Cent- ner Heu 22 Sgr. 6 Pf., auch 15 Sgr.

Danzig, 22. Juli. An der Bahn wird gezahlt für Weizen 50— 68 Sgr., Roggen 25—34 Sgr., Gerste 18—2i Sgr. Erbsen 33—43 Sgr., Hafer 15—417 Sgr., Rübsen 70—725 Sgr. pro Scheffel, Spiritus 175 Thaler pro 120 Quart 80 % Tr.

Breslau, 24. Juli. Weizen, weißer 52, 56 bis 60 Sgr. ; gelber 50, 54 bis 58 Sgr.

Roggen 29, 32 bis 35 Sgr.

Gerste 24, 26 bis 28 Sgr.

Hafer 19, 203 bis 22 Sgr,

Rapps 70 bis 74 Sgr.

Winter-Rips 69 Sgr.

Sommer=-Rips 52 Sgr.

Spiritus 8%, bis 85 Rthlr, für ungefähr 200 Eimer beza!lt.

Rüböl 10 Rthlr, loco, pr. September und Oktober 10 Rthlr. Geld ohne Abgeber.

Zink 3% für loco und 35 ab Gleiwiß Geld; die Vorräthe sind so klein, daß gar nichts offerirt wird,

Der Bedarf war heute au nit lebhaft am Getraide-Markte, und Preise sind, wie oben bemerkt, zu Ende noch billiger anzu- nehmen.

Köln, 22. Juli. (25 Schfl.) Weizen, direkt, 6 Rthlr,, do pr. Nov. 5 Rthlr. 20 Sgr., do. pr. März 5 Rthlr. 227 Sgr. Gerste 2 Rthlr. 25 Sgr. Hafer 2 Rthlr. Saamen 9 Rthlr. Rübkuchen 25 Rthlr. Roggen, direkt, 3 Rthlr. 225 Sgr., do. pr. Nov. 3 Rthlr. 224 Sqgr., do. pr. März 3 Rthlr, 277 Sgr.

Rüböl pr. Compt. 283 Rthlr., do, pr. Oktob. 29; Rthlr., do. pr. Mai 30 Rthlr.

Mainz, 21. Juli. Weizen 9 Fl. 46 Kr., Roggen 6 Fl. 17 Kr., Gerste 5 Fl. 1 Kr., Hafer 6 Fl. 38 Kr., Weißmehl 8 Fl. 30 Kr.z Roggenmehl 6 Fl. /

Berichtigung, Der in unserem gestrigen Blatte aus Stet- tin den 22. datirte Marktbericht is als aus Leipzig von demsel- ben Tage datirt anzusehen.

London, 21. Juli. (Getraidemarkt.) Die Zufuhren von englischem ‘und Mars Weizen während der Woche sind gut, die von Gerste und Hafer vom Auslande bedeutend gewesen. Wei- zen holt die vollen Preise vom Montag und war heute zum Schluß sogleich und auf Lieferung lebhaft gefragt, Gerste mehr gesucht zu einer fleinen Preisermäßigung. ohuen und Erbsen unverän= dert, Hafer wird mäßig verkauft zu früheren Preisen. Maid 2 his 3 Sh. höher für s{wimmende Ladung. Mehb1 unverändert.

Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober - Hofduchdrudckerei. Beilage

Ae 83.

Beilage zum Preußi

451

schen Staats-Anzeiger.

Miéttwoch den 26. Julí.

E —_——— p

E TE Deutschland. Bundes - Angelegenheiten. Frankfurt a. M. Bericht des völker- rechtlichen Ausschusses, die Einverleibung eines Theils des Großherzog- thums Posen in den deutschen Bund betreffend, : j Ausland. Frankreich. Paris, Das Journal des Débats über eine Sizung der National-Versammlung, Italien. Rom. Der französishe Gesandte. Fürst Corsini. Die Antwort des Papstes auf die Adresse.

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Uichtamilicher Theil. Deutschland,

LBundes-Angelegenheiten.

Brant 0 M, 23, Zuli, (Koln, Ztg.) Dex. Bericht des völkerrechtlihen Ausschusses, die Einverleibung cines Theiles des Großherzogthums Posen in den deutschen Bund und die Anerkennung der Deputirten desselben, so wie die Erhaltung der Nationalität der Polen in Westpreußen, betreffend (Berichterstatier: Abg. Stenzel), lautet folgendermaßen : j i

„S8 it dem völkerrechtlichen Ausschusse eine nicht unbeträchtliche An- zahl von Anträgen, Petitionen und Protestationen für und gegen die Ein- verleibung eines Theiles des Großherzogthums Posen in deu deutschen Bund und die damit genau zusammenhängende endliche Anerkennung der in dem- selben Theile gewählten Abgeordneten zur deutschen National-Versammlung und über die Nationalität der Polen in Westpreußen übergeben worden.

Dadurch wurde dem völkerrechtlihen Ausschusse nicht nur die Verpflich- tung aufgelegt, die zum Theil umfassenden Eingaben selbs gehörig zu prü- fen, sondern auch alle ihm möglichen Muitel zu ergreifen, um durch schrift- liche und mündliche Zeugnisse und Nachrichten zu einer festen Ansicht über den eben so wichtigen als verwickelten Gegenstand zu gelangen. Er hat da- Per Nie Aktenstücke benußt und auch Abgeordnete beider Parteien ge-

ört,

Zur richtigen Auffassung und Würdigung der sehr verwickelten Ver- hältnisse wird folgende möglichst kurze Darlegung derselben dienen können, 4 0s Großherzogthum Posen entstand in seiner jezigen Ausdehnung im Jahre 1815, Der König von Preußen erhielt zur Erledigung seiner von den Mächten dcs wiener Korgresses als gerecht anerkannten Ansprüche auf Herstellung seines früheren Territorial - Bestandes, durch Vergleich mit Rußland am 5. Mai 1815, einen Theil des ehemaligen Herzogthums Warschau. Ju der Schluß-Akte des wiener Kongresses vom 9, Juni 1815 ist auch diese Territorial-Bestimmung aufgenommen und das formale Recht Preußens, zum Besize der bezeichneten Landestheile, durch die theiluehmen- den Mächte, d, h, durch ganz Curopa, anerkannt worden. Zwei Kreise des erhaltenen Theiles vom Herzogthum Warschau schlug der König Friedrich Wilhelm zu Westpreußen, mit dem Ueberreste vereinigte er dagegen einige Theile des ehemaligen Nebdistrikts, welche schon bei der ersten Theilung Polens in preußischen Besiß gekommen waren, und errichtete daraus das Großherzogthum Posen. Ju seinem deshalb erlassenen Bcsiznahme - Pa- tente und in seinem Zurufe an die Bewohner vom 15, Mai 1815 sprach der König die Einverleibung der Provinz in die preußishe Monarchie aus, ohne daß die Bewohner ihre Natonalität zu verleugnen hätten und sicherte diesen, auch außer den persönlichen und Eigenthumsrechten, die Aufrecht- haltung der Religion, der polnischen Sprache neben der deutschen, fer- ner den Zutritt zu allen öffentlichen Aemtern, Ehren und Würden, auch die Einsezung eines eingeborenen Statthalters und die Theilnahme an der Constitution zu, welche ex scinen Unterthanen zu gewähren beabsichtige, so wie eine provinzielle Verfassung, gleich den übrigen Provinzen seines Reiches. Die in Wien beschlossenen freien Verkehrs - Bestimmungen unter den zum chemaligen Polen nun den drei Theilungsmächten gehörigen Provinzen wur- den gar uicht ausgeführt,

Das Großherzogthum wurde als Provinz in zwei Regierungs-Bezirke, in den von Posen mit 17 Kreisen und den von Bromberg mit 9 Kreisen, getheilt, Die Bevölkerung belief sh im Dezember 1843 auf 790,000 Po- len, 420,000 Deutschen und fast 80,000 Juden, Die Deutschen bestehen zum Theil aus den Nachkommen vor Jahrhunderten eingcwanderter Kolo- nisten, hauptsächlich in den Städten, wo sie fast überall den zahlreichsten und wohlhabendsten Theil der Bevölkerung ausmachen. Viele Städte kön- nen als ganz deuts angesehen werden, weil sie gar keine oder E sehr wenig zahlreiche polnishe Bevölkerung besißen, Der polnischen Natio- nalität waren freie städtische Gemeinden mit Theilnahme an der Verwal- tung des Gemeinwesens, Üüberhanpt freies Bürgerthum, ursprünglich ganz fremd, Alle polnischen Städte in diejem Sinne “wurden von Deutschen gegründet, welche sich auch, obwohl weniger zahlreich, in einigen deutschen Dörfern auf dem Lande ansiedelten, Den Polen wie den Deut- chen war das g/'eihmäßig vortheilhaft, die Könige und Grundbesiper be- günstigten die Einwanderung fremder Kolonisten, um die vielen und ausge- dehnten Wälder aus1oden zu lassen, den Boden urbar zu machen und ihm einen höheren Ertrag abzugewinnen, Als die Könige, nach dem Abgange der Piasten, vorzüglih aber unter den Wasas im 17. Jahrhundert, immer ohnmächtiger wurden und auch die eingeborenen polnischen Bauern gar nicht mehr gegen die härteste Unterdrückung durch den Adel shüßen konnten, ver- fielen auch die deutschen Dörfer und Städte, von denen viele in den Besiß des Adels kamen. Nur die größeren Königlichen Städte retteten einen Theil ihrer alten Freiheiten. : S Es,

Sehr vermehrt wurde die deutshe Bevölkerung erst wieder, als König Friedrich 11. von Preußen, nachdem erx den Newudistrikt von Polen abgerissen, \chon im Jahre 1773 mit einem Aufwande von anderthalb Millonen Tha- lern den bromberger Kanal anlegte und bereits {hon im Jahre 1774 ver- mittelst der Brahe, Neve und Warthe die Weichsel mit der Oder und so auch mitder Elbe zu einer höchst wichtigen Binnenschifffahrt in Verbindung brachte. Die seit Jahrhunderten zwischenPolen undPommern streitigen, durch zahllose Ver- heerungen und große Moräste vielfach wüsten Umgebungen der Neve wurden uun urbar gemacht und durch zahlreiche Kolonisten bevölkert, Hierzu kamen nach und nach viele Deutsche, welche im Großherzogthume verhältnißmäßig wohl- feile Güter fauften, vorzüglich als Preußen seit dem Aufstande der Polen gegen Rußland, im Jahre 1831, die Provinz planmäßig zu germanisiren anfing. Die Juden im Großherzogthume sind allen zuverlässigen Angaben nach durchgehends Deutsche und wollen es auch sein, Unstreitig sind auch sie ursprünglich aus Deutschland eingewandert, haben sih dann durch das (Hroßherzogthum, wie durch das gesammte Reich, zerstreut, überall mehr oder weniger zahlreich ansässig gemacht. Die religiöse Toleranz, welche ehe- mals in Polen vorherrschte, so wie mehrere Eigenschasten, die den Polen abgingen, haben den Juden seit Jahrhunderten einen tiesdurchgreifenden Wirkungskreis in Polen gegeben, Ju der Regel sind sie beider Sprachen, der polnischen wie der deutschen, mächtig, obgleich sie in ihren Familien, wie von Jugend anf ihre Kinder, deutsch sprechen.

__ So sind nun in allen Theilen der Provinz Deutsche ansässig, und es giebt verhältnißmäßig wenige Ortschasten und kaum einen einigermaßen umfangreichen Landstrih, wo nicht Polen und Deutsche vermischt neben einander wohnten, Vorherr\chend i} indessen die deutsche Bevölkerung im nördlichen und westlichen Theile der Provinz an den Gränzen Westpreu- ßens, der Mark und Schlesiens, während im Junern und im östlichen Theile gegen das Königreich Polen hin - die polnische Bevölkerung über- wiegend zahlreich i, Jm Allgemeinen ist aber auch der bäuerliche Grund- besiß der Deutschen verhältnißmäßig gegen die Kopfzahl der Polen größer, als der Grundbesig der polnischen Bauern.

__ Die durch ihre Nationalitäten getrennten Deu!schen und Polen hingen niemals in Zusammen, ja, schon seit Jahrhunderten war zwischen ihnen vielfacher Unfriede, Seit der ersten Theilung Polens stand der Adel und jeder Pole, der noch von Vaterlandsliebe beseelt. war, dem Deutschen, und vorzüglich dem Preußen, feindlih gegenüber, Preußen vorzüglich störte

dur Einführung seiner besonders festgere elten Staats- und Verwaltungs- Anordnungen und deren strenge Handhabung die alten Gewohnheiten und erfómmlichen Einrichtungen der Polen auf das empfindlichste. Der bisher in der knechtigsten Abhängigkeit befindlihe Bauer erhielt Schuß gegen die Willkür des Ädels , was diesen noch mehr erbitterte, während die Bauern und die Bewohner der Städte sich ebenfalls in viele ihnen sehr unbequeme preußische Ordnungen fügen mußten. Der preußische Beamte fühlte sich gekränkt, weil die von ihm eingeführte und gehandhabte und hochgehaltene Ordnung von dem Polen nicht dankbar angenommen nnd anerkannt , ihr vielmehr widerstrebt wurde. Er fühlte nicht, daß Alles, auch Gutes geben und aufzwingen, nicht füc den Verlust nationaler Selbstständigkeit entschä- digen könne, Schon nach der Schlacht von Jena zeigte ih der Haß der Polen durch einen allgemeinen Aufstand und Verjagung der preußischen Beamten. Auch mit der Errichtung des Großherzogthums vojen fonnte kein gutes Vernehmen hergestellt werden, indem damit zum Theile die Hoffnung auf die Herstellung eines großen polnischen Reichs ge- stört wurde und der König von Preußen damals unmöglich darauf cingehen fonnte, eine einzelne Provinz gauz selbstständig zu organisiren und aus sei- nem Staate gewissermaßen einen Bundesstaat zu machen, Als im Jahre 1830 die Sympathieen des polnischen Adels für den Aufstand in Warschau Besorgnisse erregten und seitdem planmäßig dahin gearbeitet wurde, durch mehrere getcoffene Einrichtungen, hauptsächlich durch Auflaufen, Zerschlagen und Vertheilen polnischer Rittergüter an Deutsche, vorzüglich den polnischen Adel nah und nach zu beseitigen, stieg die Erbitterung desselben gegen Preußen, und diese dauerte natürlich fort, obwohl mit dem Jahre 1840 einige Milderungen in den Anordnungen eingetreten waren, Nach dem Ereignisse in Krakau, im. Februar 1846, würde dennoh versucht worden sein, das Land in Aufstand zu bringen, wenn das nicht gleich anfangs mißlungen wäre, “ei 7

Mit den Ereignissen im Frühjahre des laufenden Jahres wurde die Bewegung der Polen, dann auch der Deutschen, im Großherzogthum allge- mein, Das deutsche Volk, immer voller Theilnahme für jeden Unglücklichen, hatte jederzeit das große Unrecht tief gefühlt, was von seinen Fürsten gegen die Polen begangen worden war, Es jauchzte bei dem Anbruche des Tages der eigenen Freiheit auch der Wiederauferstehung der Selbstständigkeit Po- lens aus vollem Herzen entgegen. Die Deutschen boten aufrichtig die Bru- derhand, um zu sühnen, was 1hre Fürsten früher verbrochen, Ju demselben Augenblicke aber, als die Polen einschlugen, trennten sich auch schon beider Nationen Juteresse und Ziele. Die Polen dachten nur an die Wiederher- stellung ihres alten Neichs, mindestens in der Landes - Ausdehnung vor der ersten Theilung im Jahre 1772, Sie haben das vielfa ofen erklärt, und das erstreckte sich auch für Preußen und Deutschland weit über das Groß- herzogthum Posen, auf Westpreußen, auf die gesammte Verbindung mit Ostpreußen hinaus. Die Deutschen im Großherzogthume dachten nur an die Polen, nicht an das Land. Sie wollten der verlegten und tief gekräuk- ten Nationalität des polnischen Volkes gerecht werden und dazu beitragen, daß ein freies, selbstständiges, nationales Polen hergestellt würde, daß jedenfalls der Pole, der bisher von Deutschen regiert worden war, sich sei- ner Nationalität gemäß einrichte und regierez sie dachten aber durchaus nicht daran, als Deutsche, bisher im innigen Vereine mit der preußischen Mo- narchie, sich von dieser und damit wesentlich zuglcich von Deutschland zu tren- nen und unter die ihnen jedenfalls durchaus nicht zusagende Herrschaft vou Polen zu kommen, Und das sollte gerade in dem Augenblicke geschehen, als das Nationalgefühl der Deutschen lebendiger als jemals erwacht war, als der König von Preußen alle seinë bisher noch nicht zum denatschen Bunde gehörigen Staaten diesem anschließen wollte.

Durch diesen scharfen Gegensaß mußte unter allèn Umständen zunächst eine starke Spannung zwischen den Deutschen und Polen entstehen, anfangs geheim, dann nur zu bald öffentlih, Die Polen baten den König um eine nationale Reorganisation des Großherzogthums, welche sich nell, aber ruhig und geseßlich entwickeln solle, Während aber das im Allge- meinen nach und nach von der Staats - Regiexung zugegeben wurde, ohne doch die Einwilligung der Stände der Provinz einzufordern, was selbst nach der provinzialständischen Verfassung durchaus nöthig gewesen wäre, suchte ein polnisches Central-Comité in Posen die polnischen Bewohner der ganzen Provinz unter die Waffen und natürlich auch die Kriegsgewalt des Landes in die Hand der Polen zu bringen. Es wurde neben vielen anderen irri- gen Nachrichten hauptsächlich versichert, gehofft und geglaubt, die Polen soll- ten den Vortrab eínes preußischen oder deutschen Heeres gegen Rußland bilden, gegen das der Krieg sofort ausbrechen werde, um das polnische Reich herzustellen. Eine solche auf möglichst durchgreifende Art ausgeführte Bewegung war nicht ohne Beeinträchtigung, ja Beseitigung der preußischen Behörde und nicht. ohne wesentliche Verleßung der Interessen der Deut- schen, ja nicht ohne mehrfache Gewaltthätigkeiten gegen einzelne Deutsche möglich,

“un erwachte aber bei den Deutschen die Besorgniß, man wolle sie von Preußen trennen und einer polnischen Regierung untergeben, als zuerst im Nepdistrikte und in den westlihen Kreisen des Großherzog!hums, noch vor dem Ablaufe des März, viele Deutsche zusammentraten, sich bewassne- ten und, obwohl übrigens mit voller Anerkennung der Ansprüche der Polen auf nationale Selbstständigkeit, doch Trennung vom Großherzogthume for- derten, weil die Gerechtigkeit verlange, daß Jedem das Seine werde. Die Erde sci neutral, der Bodcn des Landes weder polnish noch deutsch, nur die Bewohner gäben ibm den Charakter der Nationalität, Sie wären durch und durch Deutsche, wollten es immer bleiben und Deutschland angehören, Sie baten um Aufnahme in den deutschen Bund. So schieden sich hier zuerst nationale und territoriale deutsche und polnische Juteressen, Als die Staats-Regierung nicht sogleih auf Trennung einzelner Distrikte vom Großherzogthum eingehen wollte, verlangten schon am 29. März die Be- wohner des Neyedistrikts, der beabsichtigten polnischen Reorganisation nicht unterworfen zu werden, baten um Truppen gegen Vergewaltigungen und er- boten sich, diesen bewaffnet beizustehen, Bei aller unerschütterlicher Treue für den König, wollten sie doch eher das Leben verlieren, als sih Justitu- tionen aufdringen lassen, durh welche ihre Nationalität vernichtet werden würde. Diese nationale Bewegung der Deutschen reizte die Polen, und bald standen beide Nationalitäten einander so feindlich gegenüber, daß es bei dem besten Willen der Führer nicht überall möglich war, Ausschreitun- gen zu verhüten. Ein blutiger Bürgerkrieg drohte auszubrechen, und die ahlreih herbeigezogenen preußischen Truppen konnten die Ordnung kaum im Allgemeinen aufrecht erhalten. Um diesem zuvorzukommen und doch die nationale Reorganisation der Provinz unter preußischer Oberhoheit auszu- führen, wurde der General von Willisen nach Posen geschikt, Er follte nah dem Beschlusse des Ministeriums denjenigen Kreisen, welche sich der polnischen Nationalität nicht anschließen wollen insbesondere diejenigen, in welchen die deutsche Nationalität überwöge, jedenfalls die preußische Orga- nisation und Verwaltung erhalten, Der Versuch des Generals von Willi- sen mußte nothwendig hon darum scheitern, weil die Polen das territoriale Interesse eben so fest hielten, wie die Deutschen das nationale, weil die Deutschen im Großherzogthume in keinem Falle von Polen regiert werden wollten, und die Polen doch die Regierung für das gesammte Großherzog- thum in Anspruch nahmen, endlich aber selbst nicht im Stande waren , die durch Versprehungen mancherlei Art unter die Waffen gebrachten Land- leute zu beschwichtigen und zur vereinzelten Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen, weshalb die noch übrigen bewaffneten Abtheilungen derselben un- ter blutigen Kämpfen mit Hearedgewalt aufgelöst werden mußten.

Während dieser Ereignisse lehnten die posener Provinzialstände, ara 6. April, den Antrag auf Einverleibung des gesammten Großherzogthums in den deutshen Bund und Erwählung von 12 Abgeordneten zur deutschen Na- tional-Versammlung mit 26 Stimmen gegen 17 Stimmen ab, weil nach der Ansicht der Mehrzahl die Bewohner als Polen nicht in einex fremden Na- tionalität verschwinden wollten. Die Minorität dagegen , welche ebenfalls nicht für die Aufnahme des gesammten Giredberauns in den deutschen Bund war, trug, weil nah amtlicher Zählung das Verhältniß der. deutschen Bevölkerung im Großherzogthume zur polnischen wie 5 zu 7 sei und die dem Großherzogthum gewährleisteten nationalen Justitutionen für die Deutschen nur deutsche sein könnten, mindestens für die überwiegend deuts bevölkerten Kreise um Aufnahme in den deutschen Bund an, und da zugleich sofort von den Provinzial-Ständen 5 Abgeordnete zur deutschen

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National-Versammlung und deren Stellvertreter gewählt würden. Dies fiel weg, als beschlossen wurde, die Wahlen nah Frankfurt durch Urversamm- tungen zu bewirken, Die Erbitterung, welhe durch die blutigen Kämpfe zwischen Deutschen und Polen auf das höchste gestiegen war, drohte immer- fort von Neuem auszubrechen, ja, sich von Seiten der Deutschen selbst end- lih gegen die Regierung zu wenden, Die von der Staats-Regierung bean- iragte und sicher erwartete, den 11. April erfolgte Aufnahme Ost- und West- preußens in den deutschen Bund steigerte die Hoffnung der Deutschen im Großherzogthum Posen, sih ganz von den Polen trevnen und ebenfalls in den deutschen Bund aufgenommen werden zu können. Zahlreiche Bittschris- ten, mit vielen Tausenden von Namen versehen, welche unzweifelhaften Be- weis von der Stimmung der deutschen Bewohner gaben, gelangten an den König, der endlich nahgab und am 14, April befahl, die Kreise des ehe- maligen Nezedistrikts und 4 Kreise des posenschen Regierungs - Bezirks von der polnischen Reorganisation auszunehmcu und deren Einverleibung in den deutschen Bund und die Wahl zum deutschen Parlamente sofort einzuleiten. Demgemäß wurden am 22, April, auf Antrag Preußens, außer den oben bezeichneten Kreisen noch mehrere andere Kreise zum Theile, insgesammt mit einer Bevölkerung von 593,390 Köpfen, von der Bundes-Versammlung in den deutschen Bund aufgenommen. Bald darauf wurde die preußische" Regierung in_ gleicher Weise veranlaßt, bei dem Bundestage auf die Auf- nahme voa Stadt und Festung Posen mit einigen anderen Kreisen, insge- sammt mit einer Bevölkerung von 273,500 Seelen, in den deutshen Bund anzutragen, was vom Bundestage auch am 2, Mai geshah. Von beiden Theileu sollten 12 Abgeordnete zur National-Versammlung geschickt werden. Die genaucre Angabe der Gränze zwischen dem deutschen und dem polni- chen Theile wurde vorbehalten.

_Hiermit war nun die Absicht der preußischen Regierung, das im Jahre 1815 gebildete Großherzogthum Posen in zwei Theile, einen polnisch zn organisirenden und einen zum deutschen Bunde gehörigen, bestimmt ausge- sprochen. An sich muß das formale Recht Preußens, diese Theilung der Provinz ohne Genehmigung der Stände zu bewüken, bestritten werden. Wenn es indessen hier den unabweisbaren Forderungen der Deutschen zu viel nachgab, wie früher bei der bewilligten nationalen Reorganisation der Provinz den Polen, so wird man sich überzeugen, daß die alten Formen eben so aus ihren Fugen gingen, wie die Provinz selbs sich fast gewaltsam und wirkli in zwei Theile spaltete, Die Polen protestirten in zahlreichen Bekanntmachungen und Bittschristen niht nur gegen die Einverleibung ein- zelner Ortschaften und Kreise, sondern jedes, auch des kleinsten Theiles der Provinz in den deutschen Bund und Wahl von Abgeordneten in die Natio- nal-Versammlung, nannten es eiue neue Theilung Polens und erklärten, nur nach Herstellung des freien Polens werde sich dasselbe mit seinen Nach- barn über verschiedene Grän fragen vertragen,

Die preußische Regierung ist aber durch die Erbitterung, welche vorzüglich seit der Convention von Jaroslawice so hoch gestiegen ist, daß jeden Augenbli der fürchterlihste Bürgerkrieg ausbrechen konnte, zu dem Schritte genöthigt worden, den sie gethan. Die Forderungen der deutschen Nationalität traten für cine deutsche Regierung zu gebieterish auf, um leicht abgewiesen werden zu fönnen, Deutsche konnten endlich doch nicht mit Bajonetten die Deutschen dahin bringen, sich polnisch regieren zu lassen, Weil nun aber, wie gesagt, die deutsche Bevölkerung nicht in bestimmten Strichen ausschließlich, sondern auch außer den Städten in der gesammten Provinz zerstreut und mit den Polen vermischt wohnt, \o is es unmöglich, eine bestimmte fortlaufende Gränze zwischen beiden Nationalitäten -zu ziehen, Damit fällt auch der Vorschlag hinweg, der wohl hin und wieder gehört worden is , die einzel- nen Ortschaften abstimmen zu lassen und sie der Mehrzahl nah dem einen oder dem anderen Theile zuzugeben,

Eine völlige Trennung der Nationalitäten läßt sich also bei der jeßzi- gen Beschaffenheit der Provinz nicht bewirken, Jmmer wird die cine oder die andere Nation mehr oder weniger verlegt werden müssen, Es wird daher nur noch das überwiegende Vorherrschen der einen oder der anderen Nationalität zu berücksichtigen sein, um, da es nicht ganz zu vermeiden ist, doch so wenig als möglich zu verlezen, Nun haben wir s{chon bemerkt, daß in mehreren nordwestlichen und westlichen Kreisen die Deutschen sich zu den Polen wie 11 zu 3, in mehreren nördlichen Kreisen an der Neze doch wie 12 zu 7 verhalten, Man hat diese Angaben bestritten, do ohne hinreihende Gründe, Sie sind im Allgemeinen zuverlässig genug und stammen aus dem Jahre 1843, also lange vor dem jest so hoch gestiegenen Parteikampfe, her. Ob alle diese Deutschen seit Zahrhunder- ten hier gesessen oder seit méhreren oder wenigeren Jahren sich ansässig ge- macht haben, íst wesentlich gleih. Sie sind nit minder Deutsche als An- dere, und sind hierher gekommen in der sicheren Zuversicht, unter einer deut- schen Regierung als Deutsche zu leben.

Mit dieser Trennung der Kreise nah den in denselben vorherrschenden Na'ionalitäten würde die immerhin nicht leichte Angelegenheit der Demar- cation zu bewirken sein allein die weit shwierigere entsteht durch die Festung Posen, Scitdem der größte Theil des Herzogthums Warschau an Rußland gckommen ist, drängen sich die Länder dieses mächtigen Nachbarn wie ein Keil zwischen die neudeutschen Länder Preußens. Preußische Staats- männer sahen das sehr wohl ein, und es wurde daher, obgleich Kaiser Alexander es noch nicht aufgegeben hatte, ein Königreich Polen in größerer Ausdehnung, als nachher geschah, zu gründen, doch schon im Winter 1814 darauf gedrungen, an Preußen den am meisten westlih ausspringenden Me nämlich das Posensche, wesentlich in der nachherigen Ausdehnung ab- zutreten.

Die seitdem mit einem Kosten - Aufwande von beiläufig 10 Millionen Thalern erbaute Festung Posen is} jeyt das wichtigste Bollwerk Deutsch- lands gerade in einem Theile der östlichen Gränze, der am meisten gefähr- det is, Jn den Händen eines Feindes würde es den gefährlichsten Angriffs- puntt für Deutschland bieten. Selbst wenn kein Deutscher hier wohnte, würde schwerlich ein Deutscher unter den jeßigen Verhältnissen diese Festung in andere Hände geben wollen, Allein die Stadt i|st wesentlich deuts geworden, Die Zahl der Einwohner is. seit 1813 von 15,000 auf 40,000 gestiegen, Deutsche und Juden zusammenge- zählt, überwicgen die Polen an Zahl, mehr noch an Vermögen. Der Grundbesiy der Polen beträgt nah einer mir mitgetheilten Angabe wenig über 17 Millionen, der Grundbesiy der Deutschen und Juden weit über 4 Millionen. Um aber die Festung zu behaupten, wird man genöthigt sein, ihr auch die Zugänge von Glogau, Küstrin und Thorn zu sichern und ihr einen Festungs-Bezirk gegen Osten anzuweisen, Dadurch wird zu- gleich der ungestörte Besiy des bromberger Kanals behauptetz es werden aber auch zahlreiche Striche, in denen die polnische Bevölkerung überwice- gend is, dem deutschen Bunde einverleibt werden müssen.

Es entsteht nun durch die bezeichnete Theilung das offenbare Mißver- hältniß, daß die insgesammt in der Provinz zahlreicheren Polen den klei- neren, die insgesammt weniger zahlreichen Deutschen dagegen den größeren Theil der Provinz erhalten. Die Nothwendigkeit ist aber Ladéwieten, und wird dicse nicht berücsichtigt, soll der Territorial -Umfang des alten polni- schen Reichs auch nur vom R 1772 vollständig berücksichtigt werden, so müssen auh noch gegen 2 Millionen Deutsche in Ost- und Westpreußen wesentlich von Deutschland getrennt und geradezu aufgeopfert werden.

Es wird die Ungleichheit der Theilung der Provinz, wenn auch nur cinigermaßen, dadur ausgeglichen, daß der polnische il im Ganzen fruchtbarer als der westliche und nordwestliche Theil is , ferner, daß die Zahl der Deutschen, gegenüber den Polen, durchaus nicht ‘das richtige Ver- hältniß des Umfanges und Werthes des Besißthums ausdrückt; dann wird kein Unbefangener leugnen, daß der polnische Landmann sih weit erträg- licher unter einer deuten Regierung als der deutsche unter einer polnischen befinden wirdz endlich, so schmerzlid es für den Deutschen is, so müssen doch viele Tausende von Deutschen dem polnisch zu reorganisirenden Theile überwiesen werden, Ausgleihungen können indessen durch Uebersiedelung - derjenigen, welche in dem ‘einen oder dem anderen Theile durchaus t bleiben wollen, einigermaßen durch die preußische Reg: ung Lee bers en, welche sicher alle billigen Wünsche beider Theile nad Möglichkeit berü tigen wird. i E R "er j

ga via bio S einlich mit Auérle tung ge ei dieser heftigen Parteifrage, ur Sees sondern Reichsgränze, die preusische E E j