1848 / 84 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

cchs Macht neu gegründet werde durch die freie Entwickelung seiner

Völker. : Prag, am 20. Zuli 1848, Graf Leo Thun,

Kaiserlicher Gubernial - Präsident.“

ern. Speyer, 10. Juli. (N. Münch. Ztg.) Hier ies von der Königlichen Kreis-Regierung und dem General- Staats-Prökurator unterzeichnete Bekanntmachung erschienen: j ‘Es liegen Anzeigen vor, daß auch in der Pfalz Versuche gemach 8 S i llein zu Treuebruch und Fahnenflucht zu ver- worden sind, Soldaten nicht a zu die Einführun leiten, sondern sie auch für eine Partei zu werben, welche die Einführung der Republik in Deutschland mittelst Waffengewalt schon cinmal versucht und die Verwirklichung dieses Entschlusses dem Anscheine nach noch nicht aufgegeben hat, ohne vor den Gräueln eines Bürgerkrieges und allen den Kalamitäten zurückzubeben, wie ste ein Nachbarland zu beklagen hat. _ Die unterzeichneten Behörden finden sich hierdurch veranlaßt, die große Straf- würdigkeit eines solchen Treibens dadurh zu bezeichnen / daß sie die bezüglichen Strafbestimmungen nachstehend zur allgemeinen Kennt- niß bringen. (Folgen diese Geseßesbestimmungen.) Soll niht Anar- chie einreißen, so muß die Herrschaft der Gesege durh deren Beachtung und Vollziehnng aufrecht erhalten werden. Möge der gesunde Sinn der Pfälzer erkennen, daß das proklamirte Associationsreht nicht so weit geht, Anschläge oder Komplotte zu Verbrechen zu gestatten, und daß es ein Ver- brehen wäre, wenn in Vereinen unter dem Schilde der vorgeschobenen Volfs-Souverainetät auf Einführung der Republik hingearbeitet würde, nahdem auch die National-Versammlung die monarchisch-constitutionelle Regierungsform proklamirt hat. Möge die Betrachtung allenthalben ein- leuten, daß demokratishe Wühlereien nicht dahin führen können, Ruhe, Ordnung und Vertrauen wieder hervorzurufen und mit ihnen den gesunke- nen Kredit, so wie den Gewerbebetrieb, zu heben! Möge endlich allenthal- ben erkannt werden, daß den Volksrechten das Juteresse der Gesammtheit der Staats-Angehörigen zum Grunde liegt, und daß sie daher nicht zu Parteizwecken gemißbraucht werden dürfen.“

Hannover. Hannover, 24. Juli, (Hannov. Ztg.) Se. Majestät der König hat den Königlich preußischen Staats-Prokurator Oppenhoff beim Landgerichte zu Aachen, nachdem demselben von Sei- ten der Königlich preußischen Regierung ein Urlaub ertheilt worden, mit der Theilnahme an den im Justiz-Ministerium unternommenen legislativen Arbeiten für die Einführung eines neuen Civilprozeß= und Straf- Verfahrens beauftragt,- und is demgemäß der Staats - Proku- rator Oppenhoff am 22sten d. M. im Justiz-Ministerium verpflichtet worden.

Nassau. Wiesbaden, 23. Juli. (O. P. A. Z) Die Ruhe is vollkommen wieder hergestellt, und die neu organisirte Bür- gerwehr hat bereits ihren Dienst wieder angetreten. Außer den we- nigen Anhängern der entwihenen Wühler hat wohl Niemand im Ernst an Reaction bei uns gedaht. Präsident. Hergenhahn hat in seiner verantwortlichen Stellung an der Spihe der nassauishen Ver- waltung eben so wenig die Milde als die Freisinnigkeit seines Cha- rakters verleugnet. Die Reichstruppen aus Mainz haben sich muster- haft benommen und verlassen uns {hon wieder in kleineren Abthei- lungen.

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 23, Juli, Gestern

Morgen verließ das seit längerer Zeit hier im Hafen befindliche Dampfschiff „die Eider“, welches zu einem Kriegs-Dampfschiff um- geformt worden, unter vielen Salutschüssen unseren Hafen, um nah seiner Station Tönning abzugehen.

BMuslatnid.

Oesterreich. Werschez, 11. Juli. (A. Z.) Der gesammte, an 5000 Mann starke Heerhaufen illyrisher Jusurgenten, unter An- führung des Woiwoden Stanimirovics, traf hente Mittags in unse- rer Nähe mit unseren und den zu unserer Hülfe hier statio- nirten temeswarer, arader und anderen fremden National - Gar- den sowohl, wie mit den hier garnisonirenden Husaren - und Ulanen - Divissonen, zusammen und wurde nach kurzem Gefecht total geshlagen und in die Fluht gesprengt. Mehr als 300 Todte, an 100 Gefangene, 5 Kanonen und 3 Fahnen verloren die Besiegten, deren Woiwode cbenfalls in die Hände der ungarischen Truppen fiel. Der ganze illyrishe Heerhgufen is gänzli zerstreut. Merkwürdig ist, daß die Jusurgenten anfangs unter der dreifarbigen illyrish-ser- bischen Fahne fohten, dann aber, beim Zusammentreffen mit den Truppen, plößlih die Kaiserliche s{hwarz=gelbe Fahne, aber ohne allen Erfolg, entfalteten. Die Truppen sowohl wie die National-Garden, deren 48 ihren Tod fanden, fochten in vollem Bewußtsein ihrer ge- rehten Sache mit Muth und Begeisterung.

_ Frankreich. National-Versammlung. Schluß der Sipung vom 22, Juli. Der Finauz=Minister erklärte (wie {on erwähnt), daß die von der vorigen Verwaltung geäußerte Hoffnung, das diesjährige Staats-Cinkommen die Ausgaben übersteigen zu sehen, sih leider niht verwirklichen werde. Später weide er den Etat der Staatslasten für 1849 und selbs für 1850 auseinauderseßen, denn die volle Wahrheit sei in dieser Beziehung das sicherste Element des Kredits, weil sie falshe Gerüchte am besten vernihte. Die Veran=- \hlagung des Budgets für 1848 lasse an den direkten Steuern cinen Verlust von 20, an den indirekten Steuern von 60) Millionen befürch- ten. Sollten alle übrigen Einnahmen gleih großen Ausfall ergeben, so würde ein weiteres Desizit von mindestens 70 Millionen \sich ergeben, Doch hoffe er, daß der Gesammt - Ausfall der Ein- nahmen nur 140 Yillionen betragen werde. Auf die von seinem Vorgänger ausgeonnenen Hülfsquellen müsse er verzihten. Zu

dem Einnahme-Avefalle von 140 Millionen kämen nun noch die vom

6. Juni bis 10, Juli votirten Ausgaben mit zusammen 45 Millionen,

ferner 6 Millionen für Kousotisteu, R E für die Diskonto - Comtoie s, A A 26 59 Millionen Br, {e baß Dat Gesamant- Defizit pt ber Va l 4 250 , (wonach bie gesiern Er 2, Fer 309 ci G “ad det A i Millionen \sich heran Vater Ca L D E P)

Verantwortlichkeit vafür dlirße man ber wies ; R aufbürden. Das Definzt tolle i, Dém S Gieil Regierung, ihren Vershlewvormgen un iduer sGlechten Vegwaiduia r Leun veiselben b ; L

ren Quellen, als die vom lebteu Finanz-Mi Neven hab e nan feine gnd die mit der Bank abaciélotene A L C EeD) Worgntdr

( : lee Sourií ;

Umständen glaube die Regierung, zu Nest und Unleibn hig cen Sa von mende E E fai Zuflucht nehmen zu müssen. ie ‘Anleihe,- welhe er demna vorschlagen werde, sei durh die Nothwendigkeit gerechtfertigt; sie werde zur Deckung aller ia aben inreihen. Der Minister gab nun eine Masse Ziffern an und \chloß seine aris der M au der Aas daß der Schaß noch zu feiner Zeit, wo er den Kredit in Anspruh nehmen mußte, si in einer besseren Lage befunden habe, als gegenwärtig. Naben er noch bemerkt batte, daß die für 1849 versprochene Aufhebung der Salz- und Getränksteuern erst 1850 beginnen könne, übergab er den angekündigten ‘Dekret - Entwurf für die vorgeschlagene neue Auleihe Und drang darauf, daß die Versammlung die Dringlichkeit shleunig-

4 Millionen |

en Súese Ziffern richtigs die |

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Erstaunens. Mehrere Stimmen: Man könnte eben so gut den Ent- wurf lieber gleih ohne alle Diskussion annehmen! Andere Stimmen: Man muß den Speculationen der Börsenspieler zuvorkommen! (Der De- fret-Entwurf erklärt die leßte Anleihe, weil die Verpflichtungen der Unter= zeihner nicht erfüllt worden seien, für nihtig in Bezug aufdie von den Un- terzeihnern noch nicht geleisteten Zählungen. Er eröffnet dem Finanz- Minister einen Kredit von 13 Millionen Renten, welche zu dem Preise von . . negoziirt werden sollen. Die Darleiher haben, vom 7. Au- gust an, ¿mouatlich 7 pCt. einzuzahlen.“ Die übrigen Artikel des Dekret-Entwurfs stellen die Einzelnheiten der Unterzeihnung und die Bedingungen « fest, Dem Dekret is eine Tabelle dèr \{hwebenden Schuld beigefügt, welche 290—300 Millioneu beträgt. Der Minister erklärte, er habe das Blanco gelassen, um die Umtriebe der Agiotage zu vereiteln, und schlage zu diesem Zwecke vor, daß der Dekret-Ent- wurf \{hon übermorgen berathen werde. Wenn man denselben sofort dem Finanz=-Comité überweise, so habe dasselbe 48 Stunden zur Prü fung, was hinlänglich sei. Herr Gouin unterstüßte den Antrag des Mi- nisters. Die Dringlichkeit, die Ueberweisung andas Finanz-Comité und die Feststellung der Diskussion auf übermorgen wurden von ter Versamm- lung angenommen. Herr Coquerel hatte nun das Wort als Be- richterstatter der Kommission über das Geseß wegen der Klubs. _ Er erklärte nah Anerkennung des Versammlungsrehtes als des passend- sten Werkzeuges zur Entwickelung des politischen Lebens, daß für die Gesellschaft aus den Klubs die größte Gefahr erwachse, sobald ge- wisse Auflösungslehren dort cinen Charakter des Angriffs auf die be- stehende Regierung annähmen. Ein guter Klub sei eine Konferenz, ein s{hlechter Klub anfangs eine Parodie und nachher eine strafbare Usurpatidn. „Wir bedürfen“, sagte er, „ein Geseß, wel hes Mißbräu- hen vorbeugt, die Sie vielleicht später durh Gefängniß oder Trans- portation unterdrücken müßten. Wir haben den Klubs allen Spielraum für die Erörterung, aber durchaus feinen für die Empörung und Usur- pation lassen wollen. Wir wollen eben so wenig Klubs der Cordeliers und Jakobiner, als Klubs von Chambord und von Neuilly, Wir {ließen von den Klubs Minderjährige und Frauen aus ; die Frau ist fürs Privat =- und uicht fürs öffentlihe Leben geschaffen. Die Kommis- sion schlägt die nämliche Strafe vor, wie der Dekret - Entwurf der Regierung. Eine lebhafte Debatte entspann sich in ihrem Schoße über die Frage, ob ein Klub gestattet werden könne, ohne den Ge- genstand seiner Berathungen anzugeben. Besser hätte man vielleicht geradezu gesagt: Die Kluts sind aufgehoben. Aber weder Sie noch die Regierung würde darein gewilligt haben.“ Der Berichterstatter verlas nun den Dekret - CEutwurf der Kommission , -welher von dem der Regierung wenig abweicht. Der Minister des Junern er- flärte noch, daß er mehrere Abänderungen der Kommission nit bil- lige und seine Einwendungen bei der Diskussion vorbringen werde. Zum Schlusse wurde der Dekret-Entwurf für Mobilmachung von 300 Bataillonen Nationalgarde in der Weise, wie die Kommission ihn amendirt hat, angenommen,

Paris, 23, Juli, Gestern haben die Büreaus der National- versammlung die Prüfung des Verfassungs-Entwurfs beendigt, Das 4te und das 14te, welhes die Einleitung bis jeßt verschoben hatten, widmeten ihre leßten Berathungen diesem Theile des Entwurfs. Proudhon's Antrag im 4ten Vüreau , die Worte: „in Gegenwart Gottes“ aus der Einleitung wegzulassen, wurde cinstimmig verwor= fen. Das 14te Büreau nahm zwei Amendements zu der Einleitung an: eines, vom Abbé Fayet vorgeschlagen, welches erklärt, daß die Freiheit des Unterrichts unter Aufsicht des Staats tur die Ber- fassung gewährleistet werdez ein anderes, von Herrn von St. Priest ausgehend, wonach in die Einleitung eingeschaltet werden soll, daß jeder Angriff gegen den Grundsaß des Eigenthums ein Angriff gegen die gesellshaftlihe Ordnung sei, Das. im 109ten Artikel des Verfassungs = Entwurfs ausgesprohene Verbot der Stellvertretung im Militairdienst wurde in allen Büreaus, be- sonders von Thiers, Dupin, General Oudinot, General Rey und Oberst Ambert, lebhaft bekämpft, Der größte Theil der Büreaus erklärte sich gegen diesen Artikel und beantragte dessen Weglassung. Man war der Ansicht, diese Frage gehöre in das Geseß über das Rekrutirungswesen, Napoleon Bonaparte sprach sich namentlich mit gro{em Eifer gegen jene Bestimmung aus. Die Folgen davon, meinte er, würden höhsst unheilvoll sein, sie gingen auf nihts Ge- ringeres hinaus, als die Armee zu vernichten, Der Gruud- saß, daß Jedermaun dienen müsse, sei unanwendbar ; das Kaiserreich, welches für den Krieg doch wohl tüchtig organi- sirt gewesen, habe dens:lben uiht angenommen, und jeßt wolle man ihu Frankreich auforingen. Nur am Tage einer allgemei- nen Gefahr müßten alle Bürger dienen, dann aber auch ohne Aus- nahme. Das System, daß Jedermann, auch in gewöhnlichen Zeiten, dienstpflichtig sei, hält Herr Napoleon Bonaparte für drüdendz und da nicht immer das ganz Kontingent unter den Waffen gehalten werden fönne, so- gebe der Urlaub den Vehörden eine Gelegenheit zu Bevorzugungenz guch seien die Beuxlaubten weder rehte Solda- ten, weil sie nicht bei ihrem Regiment sich befänden, uoch rechte Bürger, weil sie durch Ministeriglbefehl jederzeit unker die Hohnen berufen werden könnten; auch. darai®, daß in der einen Wasfen- gattung der Dienst nothwendig länger scin müsse, als M der anderen, eutspringe Willkür und Ungleichheit, da, es auf Diese Weise in der Macht der Militair=Behörde stehe, den Dienst YeR enen zu verlängern und den des Anderen abzukürzen, je nachdem sie M, dieser oder jener Waffe einverleibe, Die Herabseßung E He auf zwei oder drei Jahre betrachtet Herr Bonaparte auch als a Unheil für die Armcez wenn ein Soldat tüchtig sein solle, müsse er wenigstens 5 bis 7 Jahre gedieut haben ; mit Soldaten von einem Alter von 18 bis 20 Jahren könne Frankreich unmöglich cine aute Armee habenz man solle nur an die ausgezeichnete Armee dbenfen, welche Preußen unter Friedrih dem Großen azhabt, und damals sei der Militair=Dienst fast ein lebensläng- icher gewesen. Auch Napoleon habe die alten Soldaten für die allein wahrhaft tüchtigen erklärt ; so mache aus der englischen Armee, die aus den shlechtesten Elementen der Nation rekrutirt, ci ner erniedrigenden Disziplin unterworfen und im Lande wenig gea- tet werde, allein die Zeit , welche diese Leute unter den Waffen zu=- brächten , ein tüchtiges Heer. Endlich sindet Herr Napoleon Bona- parte in dem Verbot der Stellvertretung im Militairdienst eine Be- \{ränkung der Freiheit; die Republik müsse Allen so viel als möglich ihre Existenzmittel erleihtern, warum sollte sie also dem minder Wohlha- benden, der der militairischen Laufbahn ein seinen Neigungen zusagendes Cxistenzmittel sehe, diese ehreuvolle Bahn verschließen. Ein Gleich= heits-Prinzip kann er in dem Verbot nicht erblicken, denn man schade dadurch dem Armen, indem man ihm einen Weg des Unterhalts ab- schneide. Man solle do diesen Unglücklichen die Hülfsquelle von 30 Millionen Franken, welche alljährlih die Reichen zahlten, um sich im Militairdiens vertrêten zu lassen, niht verstopfen. Eine wohlverstan- dene Gleichheit der Lasten verlange, daß Jeder mit dem steuere, was er habe, der Reiche also mit seinem Gelde. Schließlich beantragte der Redner zwar eine Abäuderung der jeßt hlecht organisirten Stellvertretung, aber nicht deren Abschaffung z man möge von denen, die sih vertre- ten zu lassen wünschten, eine bestimmte- Abgabe erheben und daraus einen Fonds zu Prämien für , die zum Dienst tauglihsten Leute

stèr Erörterung“ desselben anerkennen und votiren solle, (Zeichen des

bilden, damit diese im Dienst blieben und man auf diese Weise

tüchtige und alte Soldaten erhalte; auch müsse die Auswahl vofn Kriegs =- Ministerium, nicht von Anwerbungs - Gesellschaf- ten ausgehen. Morgen * werden uun die von den Büreaus ernannten Kommissare zusammentreten, um s|ch über die ange- nommeneu Aenderungen im Verfassungs-Entwurf zu verständigen und dieselben dann zúür Kenntuiß der Verfassungs-Kommission zu bringen, worauf diess über die in ihrem ursprünglichen Entwurf vorzunehmen- den Modificationen-sih beräth, um ihn hernah der National - Ver- sammlung selb zur Diskussion vorzulegen, welhes, wie man glaubt, gegen den 8. oder 10, August geschehen dürfte.

Der neue Polizei-Präfekt, Herr Ducoux, hat eine Proclamation an die Einwohner von Paris gerihtet, worin er seine politischen Grundsäße darlegt; er habe stets eine auf die dreifache heilige Grund= lage des Vaterlandes, der Familie und des Eigenhums, sich stüßende Nepublif gewünscht, und er werde dieselbe mit Energie und Beharr- lichkeit gegen alle diejenigen vertheidigen, die sie dur Exzesse zu ent- weihen oder in treulosen Umarmungeu zu ersticken suchen möchtenz mit „dem allgemeinen Wahlreht als Prinzip könne eine Regierung allen Anmaßungen die Stirn bieten, der Aufstand werde dann ein Verbrechen gegen die ganze Nation, eine Empörung der Minorität gegen die Majorität des ganzen Landes z es sei Zeit, endlih einmal die unfruchtbaren Unterscheidungen von Republikanern des vorigen und des folgenden Tages zu vergessen und daran zu denken, Republikaner von heute zu fein.

E. Adam, ehemaliges Mitglied der provisorischen Regierung, ist zum General-Secretair des Seine-Departements und Herr von Cor- menin auf Marie’s Vorschlag zum Titular-Präsidenten des Staats= Raths ernannt worden.

Der Kriegs-Minister, General Lamoricière, überreiht im M o= niteur dem Chef der Exekutivgewalt, General Cavaignac, die Liste von etwa dreihundert Mobilgardisten (Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen), welche sih im Kampfe gegen die Insurrection vom 23., 24., 25. und 26. Juni ganz besonders ausgezeichnet haben. Jedem einzelnen Namen sind die tapfersten Handlungen seines Jnhabers bei- gesügt. Die Liste füllt sechs Spalten.

Der Kapitalisten- und Fabrikanten - Verein zum Schub der Na= tional =- Arbeit hat einen Brief an den Handels - Minister gerichtet, worin er gegen einzelne Bestimmungen des Beschlusses der National= Versammlung vom 6, Juni rüdsihtlich der Ausfuÿr- Prämien pro= testirt. Er sagt darin: „Jener Beschluß nimmt den Rückzoll bei Bestimmung {der Prämie als Maßstab; dies i ein Unrecht. Bei baumwollenen Schnittwaaren z. B. werden die Rückzölle nur nah dem Gewicht ausgestellt, Auf diese Weise würden 100 Kilogramm Baumwollenstoff, der kaum 390 Fr. werth i, eben \o viel Prämie erhalten, als 100 Kilogramm Tülle, die bis auf 80,000 Fr. kosten fönnen.“

Das gesammte Offizier-Corps der pariser Nationalgarde hat sich zum General Cavaignac begeben, um auf Aufhebung des Belage= rungszustandes anzutragen. i j

Vorgestern wurde Colfavru, Redacteur des Père Duchène, in seiner Wohnung verhaftet. N

Die von Buchez Fongueray, A. Ott. Bastide und Anderen her- ausgegebene Revue uationale erklärt, in Folge der jüngsten ge- \ebßlihen Maßregeln vorläufig eingehen zu müssen. :

Das Bankcomtoir in Algier is reformirt, Ville, Generalsecre= tair der pariser Bank, fordert die Juhaber der Actien auf, ihre Be= träge gegen einen Verlust von 3 pCk, zurück zu empfangen.

Großbritanien und Jrland. London, 22. Juli. Jhre Majestät die Königin ist in, Begleitung ihres Gemahls und der Königlichen Familie heute nah Vsbornehouse auf der Jnsel Wight abgegangen, aale | ep

Gestern Nachmittag fand noch ein Kabinetsrath im auswärtigen Amte statt; Lord John Russell hatte darauf Audienz bei der Kö- nigin. 5 Die Regierung hat jet beschlossen, Jrland durch außerordent- liche Zwangsmaßregeln zur Ruhe und Ordnung zurückzuführen, Jun der gestrigen Sihung des Unterhauses machte Lord John Ru \= sell die betreffende Anzeige, indem er auf heute eine Bill einzubrin= gen versprach, welhe den Lord-Lieutenant von Jrland und jeden je- weiligen Gouverneur von Jrland bis zum 1. März 1849 ermächtigen soll, alle Judividuen, welhe der Vershwörung gegen die Person der Königin und ihre Regierung verdächtig sind, in Haft zu nehmen und in Hast zu halten. Die Anzeige wurde von dem Hause mit dem tiessten Stillschweigen angehört und am Schlusse mit lautem Zurufe begrüßt. Die weiteren Verhandlungen des Hauses betrafen die fortgeseßte Comité - Berathung über die Zukerzoll -= Bill, Nachdem ein - Amendement des Herrn Goulburn mit 73 gegen 28 Stimmen verworfen war, \chlug der Schaßkanzler als weitere Aenderung der Zuckerzölle im Sinne seines ursprünglichen Autrags vor, den Zoll auf doppelt raffinirten Kolonialzucker von 19 auf 18 und den Zoll auf anderen raffinirten Kolonialzucker. von 17 auf 16 Sh. pr. Ctr. herabzuseßen. Diese Aenderungen wurden genehmigt, und die Zuckerzoll -= Bill ging pro forma durch das Comité. Eine längere Debatte veranlaßte der Antrag des Herrn Ker gh auf Einseßung eines besonderen Co= mits, welches über Mißbräuche in Jrland bei dem Verfahren gegen beanstandete Geshworene in Kriminalsachen eine Untersuchung anstel= len soll. Der Minister des Junern bekämpfte- den Antrag, der nah längerer Debatte vertagt wurde. Zu Anfang der Sihung ertheilte Lord Palmerston auf eine Anfrage des Herrn Austey, daß ciu großer Theil der auf Jtalien bezüglichen Depeschen considen- tieller Natur sei und deshalb nicht mitgetheilt werden könnte, da England vielleicht aufgefordert werden könnte, in den Angelegenhei= ten Jtaliens als Vermittler aufzutreten. : .

Jm Oberhause wurden die irländischen Angelegenheiten ver- handelt. Lord Glengall bringt einen darauf bezüglihen Antrag vor das Haus und ging dabei ausführlih auf die Geschichte der konföderirten Umtriebe ein, indem er die furhtbare, nah pariser Mustern gemodelte Organisation der Klubs, deren cingestandener Zweck sei, die Regierung umzustürzen, die Republik einzufüdreu, eine soziale und politische Revolution zu bewerkstelligen, das Eigenthum den Besißer wechseln zu lassen und alle Gräuel des blutigsten Bür- gerkrieges zu verbreiten, Nicht zufrieden, viele Theile R vu gar zu erfolgreich zu organisiren und sogar Weiber zur Verübung der entseßlihsten Scheußlichkeiten an den K niglichen pt Aa e gal seien die Konföderirten auch bemüht, den Ae n reis und Amerika?s zu erlangen. Troß dieser Sage abe die Regierung blos ein paar Grafschaften und Bezirke proklamir „8 wie drei Haupt= führer der Vershwörung gerihtlih verfolgt. Um zu zeigen, daß die auf eine Akte der lezten Session gestüßte Proklamirung nicht aus- reiche, hob der Redner hervor, daß in prbklamirten Bezirken tumul- tuarische und aufrührerische Versammlungen stattgehabt und ‘daß Doheny und Andere - die des Aufruhrs angeklagt; aber gégen Bürgschaft entlassen worden seien, daran Theil genommen hätten. Des Lord-Statthalters Verfahren rectfertige das höchste Vertrauen ; aber das Geseß, auf welches er hingewiesen sci, genüge [nicht für den jeßigen Fall, Mit Freuden veruehme er daher, daß die Regie- rung beschlossen habe, dem Parlament die Susyendirung der Habeas= Corpus-Akte vorzuschlagen, Dasselbe dürfe dgrauf renen, daß alle

guten Bürger seine Bemühungen, Geseß und Ordnung aufreht zu halten und im Schwesterlande Blutvergießen zu verhüten, kräftigst unterstüßen würden. Zum Schlusse beantragte der Redner die Vor- legung von Abschriften der ‘Berichte, welche die Regierung von den Polizei- und sonstigen Behörden in Jrland über die seit ku: zem dort gebildeten Klubs empfangen habe. - Marquis Lansdowne erklärte, daß er die Richtigkeit der Angaben Lord Glengall's nicht bestreiten könne ; die Thatsachen seien allbefannt, und die betresfsende Partei in Jrland suche ihr Treiben durchaus nicht zu verhehlen, És sei unleugbar, daß die Klubs in Jrland jenen Punkt erreiht hätten, wo, nah dem Urtheile des Lordstatthalters und aller übrigen kompetenten Behör- den, ihr Wirken den öffentlihen Frieden störe und ein Vorspiel des Bürgerkrieges sei. Wirklich scheine bei diesem Rüstwerk zum Kriege nichts als die feierlihe Kriegserklärung zu fehlen. Jn dieser mili= tairishen Schlahtorduung würden sie überdies von einem Manne ge- leitet, der erst E zu dem eingestandenen Zwette, si mit den dortigen Klubs zu verbünden, nah Paris gegangen sei und, nachdem ihm von der damaligen Regierung eine Art Zurückweisung geworden, von Thür zu Thür angeklopft habe, um gegen die Regierung seines Landes die größtinbglihe Geindschaft zu erwecken. Dieser Mann halte Heerschau über die Schaaren der Konföderirten und übe sie von Zeit zu Zeit bewaffnet für den Kampf. Es würde jeßt niht angemessea sein, die von Lord Glengall geforderten Berichte der Behörden dem Publikum vorzulégen; s gehe“ aber aus denselben hervor, daß die größte und unmittelbarste Gefahr zu befürchteu sei. Der Lordstatt- halter have die Vollmachten, worüber er bereits verfügen könne, aufs nachdrücklihste angewendet. Nach seiner (Lansdowne's) Ansicht soll- ten die Klubs hauptsächlih bezweckén , Personen jeder Klasse, Reiche und Arme, Katholiken und Protestanten, durch die in leßter Woche {hon von den Führern ausgesprochene Erklärung einzushüchtern, daß sie jene, die ihrer angemaßten Autorität nicht Folge leisten und auf ihr Geheiß nicht bewaffnet ersheinen würden, als Feinde betrach= ten müßten. Jm Namen der Freiheit suhe man also den grausamsten Despotismus einzuführen, Zeitverlust sei unter solhen U:nftänden Macht- verlust. Sie müßten diese Macht gebrauchen, weil sie dieselbe noch besäßen, und die Wirkung werde nicht Vernichtung von Menschenleben und Schwä- hung der Freiheit, sondernSchonung von Menschenleben und Aufrechthal- tung der Freiheit sein. Aus diesen Rücksichten habe der Lordstatt- halter in seiner verantwortlihen Stellung der Regierung angezeigt, daß der Zeitpunkt gekommen sei, wo es nöthig werde, ihn mit Voll= macht zur Festnehmung aller mit Grund verrätherischer Absichten ver- dächtigen Personen zu ermächtigen. Er ( Lansdowne) fühle, daß dies gerade die rechte Maßregel sei, weil sie sofort die Führer tref- fen werde, und ‘er vertraue, daß beide Häuser dieselbe möglichst ra\sch genehmigen würden. Die Vollmacht werde in gute Hände gelegt, und Lord Clarendon, der bis zum leßten Augenblicke gewartet habe, bevor er sie forderte, werde sie möglichst gelinde und rüdck= sichtsvoll , aber zugleich mit der seinem Charakter entsprechenden Fe- stigkeit ausüben (lauter Beifall). Lord Brougham billigte den Entschluß der Regierung, der hoffentlich noch nicht zu spät komme. Die Suspension der -Habeas-Corpus- Akte, d. h. die Vollmacht zur Einkerkerung ohne Jnformation auf den Eid, sei das rechte Hrcilmit- tel für das obwaltende Uebelz sie bezwecke zu heilen und nit auf- zuregen, Auch Lord Stanley billigte die angekündigte Regie- rungemaßregel uud „erklärte sich überzeugt, daß alle loyalen Unterthanen in den drei Reichen sie billigen würden, da in ihr die vollständige und rasche Abhülfe liege. Nachdem Lord Glengall seinen Antrag zurückgenommen hatte, bemerkte Lord Lansdowne noch, daß, falls in der Zwischenzeit, die bis zur An- nahme der morgen von Lord J. Russell dem Unterhause vorzulegen- den Vill verfließen werde, ein Losbruch erfolgen sollte, noch eine Verfügung des irländischen Parlaments in Kraft sei, welche den Lordstatthalter ermächtige, unverzüglih jede Person ergreifen und einstecken zu lassen, welche er der Hinneigung zu Rebellion für ver= dächtig halte. Der Lordstatthalter sei auch ents{chlossen, diese Verfü gung nöthigenfalls sofort in Anwendung zu bringen. Das Haus vertagte sih darauf. j In der heutigen außerordentlichen Mittags-Sibung des Unter = h auses trat Lord John Russell mit seiner gestern angekündigten Bill zur Ertheilung der Vollmacht an den Lord - Lieutenant von Jr= land, der Vershwörung gegen die Königin und die Regierung ver= dächtige Personen zu verhaften, vor das Haus. Seine Rede wieder- holte die Argumente, welche Lord Lansdowne gestern im Oberhause geltend gemacht hatte, und sie fand den lebhaftesten Beifall. Natür= lih erhob sich bei den radikalen irländishen Mitgliedern auch ein energischer Widerstand dagegen, und Herr Fearqus O’'Connor

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; war der Erste, welcher dagegen spra, aber Sir R. Peel stellte unmittelbar nah E Rede des irländischen Mitgliedes auf i ps Regierung und spra unter unaufhörlihem Beifall des Hauses für die Maßregel. Die heutigen Abeudblätter brechen den Bericht in der Rede Sir R. Peel's ab, aber es is wohl kein Zweifel, daß die Bill gebilligt und heute hon mehrere Stadien durchgegangen ist,

Ueber den Zustand in Jrland meldet der Globe vom gestrigen Tage aus Dublin: „Der Lord-Statthalter hat für Stadt und Graf- haft Dublin eine Proclamation erlassen, worin alle Personen auf- gefordert werden, vor dem 28sten alle Waffen ‘und Munition aller Art, welche sie besißen, bei Strafe zweijährigen Gefängnisses mit Zwangs-Arbeit, an die Polizei-Büreaus abzuliefern. Die mit Sä- beln bewaffnete Polizei-Mannschaft hat gestern überall in der Stadt eine Menge Flinten und Piken weggenommen. Zwei Ultra- Repealer, O’'Doherty und Williams, Eigenthümer der Aufruhr predigenden Tribune, wurden gestern eingesteckt. Der Eigenthümer des Jrish Felon, John Martin, gegen den ein Hasftbefegl ergan- gen war, stellte sich freiwillig und wurde ins Gefängniß gebracht. Aus den südlichen Grafschasten des Landes gehen Nachrichten von der Verbreitung des Aufstandes ein, welcher stündlich kühner fein Haupt erhebt. Die Lokalblätter fordern das Landvolk auf, si zu bewaffnen und auf einen entsheidenden Kampf, der binnen kurzem er- folgen müsse, jeden Tag gefaßt zu sein.“

Die Berichte aus Jtrland sprechen zwar von einer großen Auf- regung des Volkes in Folge der Proklamirung der sieben Distrifie durch den Lord-Lieutenant, abcr ernstlihe Unruhen sind noch nicht ausgebrochen, uud man glaubt auch hier noh nicht daran, daß sie ausbrehen werden. Jn Dublin hat die irländishe Ligue in der Musikhalle eine Versammlung gehalten, aber sih auf die ge- wöhnlichen Reden beschränkt. Aus Co!:f wird gemeldet, daß die vor einigen Tagen drei Verhafteten gegen Bürgschaftsstellung für ihr Erscheinen vor Gericht einstweilen freigelassen und vom draußen zahl- reich harrenden Volke mit Jubel begleitet wurden, Sie gingen \o- fort nah dem Klubfaale, wo Varian an die Menge eine Rede hielt, Während ihrer Haft im Polizcigebäude wäre leßteres beinahe vom Volke gestürmt worden, Jn Kilkenny rief das falsche Gerücht, gegen Dr. Kane, den Führer der dortigen Liguemänner, sei ein Haftbefehl ergangen, gewaltige Aufregung hervor; Barrikaden wurden errichtet, und es wäre zu Gewaltthätigkeiteu gekommen, wenn nicht \huell die Jrrigkeit des Gerüchtes bekannt geworden wäre. Die Zahl der Truppen in Jrland, die bewaffnete Polizei eingereh- net, beträgt jeßt 45,000 Mann. Zu Carrick-on-Suir wurden am 17ten mehrere Secretaire der Repeal-Klubs von der Polizei verhaf- tet; sofort läutete man die Sturmglocken, die Klubmänner zogen in Begleitung von Tausenden, die meistens mit Flinten, Sensen, Pikeu 2c, bewaffnet waren, vor das Gefängniß und wären zu Thätlichkeiten geschritten, wenn man die Secretaire nicht gegen Bürgschaftsstellung freigelassen hätte, Zu Belfast sind Truppen nah Cork eingeschi}t worden.

Die irländishè Bewegung wirkt auch auf die Arbeiter - Bevölke= rung in Englaud, doch besorgt man keine ernstliche Unruhen. Ju Bradford, Ashton und Liverpool is es zwar dieser Tage zu Exzessen gekommen, aber die Urhever und Betheiligten waren größtentheils Irländer, die bei der Masse der Bevölkerung keine Unterstüßung fan- den. Zu Bradford wurden cine Anzahl Chartisten verhaftet. Die Times, welche ebenfalls für England selbst uihts besorgt, räth dem Lord-Lieutenant dringend zur Schließung der anarchischen und aufrüh- rerishen Klubs in Jrland und meint, daß nur rashes, eutschiedenes Haubdelu, so wie gerichtlihes Einschreiten gegen die Rädelsführer nü- thig sei, um in Jrland die Herrschaft des Geseßes und der Ordnung zu sichern. Es heißt hier, ‘daß Lord Clarendon nächstens Dublin ver- lassen und Lord Hardinge zum Nachfolger erhalten werde.

Der Ober-Befehlshaber hat allen mit Urlaub si hier aufhal- tenden Offizieren der in Jrland stehenden Regimenter befohlen, un-

verzüglih auf ihren Posten zurückzukehren,

_Velgien. Brüssel, 23, Juli, Der heutige Moniteur enthält eine Königliche Verordnung vom 21. d., mittelst welher Reise- Stipendien für junge Leute, die sh nach dem Auslande zu begeben wünschen, um dort Gewerbe - und Handels - Verhältnisse kenuen zu lernen, und zwar vorzugsweise für solche, -die selbst dem Judustrie=- oder Handelsstande angehören, eröffnet werden. Die Summe des in jedem einzelnen Fall zu bewilligenden Stipendiums soll sich uach der Wichtigkeit und Dauer der Reise richten,

Spanien. Madrid, 17, Juli. Ein Spezial - Befehl der

Königin verordnet, daß ihr Schwiegervater, Don Francisco de Paula,

mit seiner jüngst an einen reichen amerifauishen Bürger verheiratheten Tochter Josefa ins ‘Ausland u reisen ha 0 PErger O

Moldau und Wallachei. Bucharest, 11. Juli. (Wien. Z.) -Die unbezweifelbare Kunde, daß türkische und russische Truppen die Fürstenthümer - beseßen, daß die leßteren bereits an die wa achische Grânze gelangt sind, hat, obglei dies zu erwarten war, hier gro- ßen Eindruck gemacht. Diese ganze Revolution is von der im Aus- lande, meist in Frankreih erzogenen Jugend im liberalsten Sinne angesponnen und von den Großbojaren heimlih angefaht und un- terstüßt worden. Daß die Leßteren, welche bei dem Gelingen der Revolution nur zu verlieren hatten denn Titel, Rang und Besiß- thum sollten ihnen genommen werden, so handelten, ist dadur erflärlih, daß sie einerseits überzeugt waren, eine Revolution in -den Sürstenthümern werde von der Pforte und Rußland gewiß unter- drüt, dabei aber der Fürst gestürzt und die Möglichkeit, seinen Plaß einzunehmen, ihuen eröffnet werden. Auch hat kein Bojar von Namen und Rang si der Bewegung öffentlich angesMle}sen, die meisten sind {hon vor dem Ausbruche auf das Land“ oder* in die Bäder gezogen. Man kann sagen, daß es eigentli ein Dußend Jn= dividuen als Führer und vielleiht 50 andere Personen als Anhän- ger waren, welche die ganze Bewegung gemacht haben, indem sie durch Einfluß auf die Miliz dieselbe wankend machten, \o baß die Regierung ohne Stüße blieb; die übrigen, welhe Aemter angenom- men und sih betheiligt haben, thaten es ohne eigentlihes Bewüßt- sein. Eine große Anzahl Pässe ist im Verlaufe des gestrigen Ta- ges behoben worden, was auf eine allgemeine Flucht der kompro- mittirten Personen denten dürfte, ungeachtet Gerlichte verbreitet wer=- den, die Regierungsglieder wollen hier ausharren, das Volk versam- meln und dessen Willen darüber erfragen u. #. w.

Gestern Nahmittags hatte sich die nunmehr unzweifelhaft be- vorstehende Beseßung des Fürsteuthums durch Russen und Türken allgemein verbreitet, Mit einem Schlage verschwanden alle Schär- pen, Kokarden und Fahnen, und eine gewisse Gährung ließ \ich er- kennen, welche aber in der Zufriedenheit der Mehrzahl der hiesigen Bewohner mit dem nahen Eude der revolutionairen Herrschaft ihren Grund hatte, welhe Zufriedenheit durch deu Umstand erhöht ward, daß die hier anwesenden L e Q sih bei dem Metropoliten versammelt hatten, um die Zügel der Regierung zu ergreifen und die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Heute Morgen wurde bekannt, daß sämmtliche Regierungs - Mitglieder und alle mit ihnen kompromittirten Functionaíre in der Nacht Bucharest verlassen und eine Proclamation zurückgelassen haben , worin sie unter Hinweisung auf auswärtige Hülfe zur Ausdauer ermahnen. Auch diese wird auf das Volk keinen Eindruck machen, deun sie is durch die Flucht der Verfasser gerichtet.

Heute ist Alles wieder in dem Zustande wie vor dem 23, Juni. Man wäre nicht im Stande, zu erkennen, daß irgend eine Verände- rung hier stattgehabt hat, Die beiden Gefangenen, die Obersten Odobeêco und Salomon, sind wieder frei und an der Spibe ihrer Regimenter, alle früheren Staatsdiener haben ihre früheren Posten wieder eingenommen, und eine Laimacamie, nah dem Reglement des Landes eingeseßt, hat die Zügel ergriffen. Von einer weiteren An- näherung der russishen Truppen ist heute nichts bekannt geworden.

Türkei. Konstantinopel, 12, Juli. (D. A. Z.) Die Pforte scheint den Angelegenheiten der Donau-Fürstenthümer allen Ernst zu=- zuwenden. Vorigen Freitag hielt der Sultan selbst die Revue eines Armee-Corps von 12 Bataillonen Jufanterie, 1200 Mann Kavallerie und einer Batterie von 12 Kanonen ab, welche Tages darauf nach der unteren Donau aufgebrochen sind, Außerdem ist an das jeßt dispo=- nible Armee - Corps bei Bagdad die Ordre gesandt worden, in Eil- märschen der Hauptstadt zuzueilen, um nah Befinden verwendet zu werden.

Um die ägyptischen Verhältnisse niht zu einem Bruche mit der

Pforte, der die ganze Macht derselben lähmen müßte, ‘heraireifen zu lassen, ist der Justiz-Minister eiligst in besonderer Mission dahin“ ab=- gereist, und man erwartet eine friedlihe Lösuug der etwa „entstande- nen Streitpunkte,

Die Gränzen gegen Griechenland siud von den aus Phthiotis herübergekommenén Aufständischen in der Art gesäubert worden, daß ste genöthigt wurden, wieder nah Phthiotis hinüberzuziehen, wo seitdem der Aufstand durch Parteigänger-Krieg * wieder in vollen Flammen steht. Das Haupt des beigelegten Aufstandes ‘in Albanien is hier- her gebraht und dem Sultan vorgestellt worden, der \sich an der fleinen gedrungenen wilden Näubergestalt wenig erbaut haben soll.

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i Berliner #örse vom 26. Juli.

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Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss.

Intändische Geld - Course.

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St. SchauldSah, Seeh. Peäm. Sch. K.u.Nm. Schuldv. Berl. Stadt-Obl. Westpr. Pfandbr. Gros3b.Posen do. do. do. Ostpr. Pfandbr. Fomm. do.

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Der Umsatz in Eisenbahn - Actien war heute schr bedeutend , Obwohl die Course derselben einen'starken Rückgang Preuss. Staats - Schuldscheine und fremde Fonds sind nur wenig geWichén, Bank“ Antheile

Course hesserten sich wieder etwas.

Kiscembahno Aen

Börsen-Zins- 8:

Stamm - Actien. Kapital.

Tages - Cours.

Rechnung.

Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. in der dazu bestimmten Rubrik ausgefüllt. Die mit pCt. bez. Actien sind v. Staat gar.

Rein-Ertra 18427.

Prioriläls - Actien. | Kapital.

Tuges - Cours.

Zirtsfuss

Sämratliche Prioritäts-Actien werden durch jährliche Verloosung a 100 pCt. amorlis.

Berl. Anhalt Lit. A B. | 3,500,000 do. C AMueg 8,000,000 do. Stettin -Starg.. 4,824,000 do. Potsd.-Magd... 4,000,000

Magd.-Halberstadt .… | 1,700,000

do. Leipziger 2,300,000

Halle-Thüringer 9,006,000

Cöln - Minden... | 12,967,500 do. Aachen... 4,500,000

Bonn - Cöln 1,151,200 '

Düsseld. Elberfeld... | 1,527,000

Steele - Vohwinkel... 1,100,000

Niederschl. Märkisch. | 9,950,000

do. Zweigbahn | 1,500,000

OberschI. Lit. À. .…. | 1,429,700

do. Lit. Bil 2,400,000 |

Cosel - Oderberg 1,200,000

Breslau - Freiburg .…. | 1,700,000

Krakau - OberschlI.... | 1,500,600

Berg. -Märk.'........ 4,000,000 Stargard -Posen 5,000,000 4

Quillungs - Bogen. Berl. Anhalt. Lit. B. Brieg - Neisse Magdeb.-Wittenb.... Aachen-Mastricht .…. Thür. Verbind.-Bahn 20 aue

Ausl. Quittungsbog. Ludw.-Bexbach 24 FI. 90

26 FI. 80 Friedr. Wilh.-Nordhb. 85

87 bz u B. 635 a 63 bz. 867 bz. 42 bz. u. G 91 bz.

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52 a 51 br. u. B. 76 bz.

55 B. 543 br. 68 6.

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85% a 85 bz. 85 6.

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38 bz. u. B. 575 bz. 65 bez.

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40 » 39% bs.

_Schluss - Course von Cöln - Minden 755 G.

Berl.-Anhalt do. Hambur do. Potsd.- 2,367,200 do. do. .… 13,132,800

Magdeb.-Leipziger .… |1,788,000

Halle -Thüringer .….. 4,000,000

Cöln- Minden 3,674,500

Rhein. v. Staat gar.. |1,492,800 do. 1. Priorität... , (2,457,250 do. Stamm -Prior.. |1,250,000

Düsseldorf-Elberfeld. |1,000;,000

Niederschl. Märkisch. 4,175,000

do. do. do. 1II. Serie. do. Zweigbahn do. do.

Oberschlesische

Cosel - Oderberg

Steele - Vohwinkel...

Breslau - Freiburg. .

1,411,800 5,000,000

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Börsen- Zinsen

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Ausl. Stamm- Act.

Dresden-Görlitz .….. Leipzig-Dresden Chemnitz -Risa .….... | Sächsisch-Bayerische Kiel - Altona Sp. Amsterd.-Rotterd. Fl. Mecklenburger ThlIr.

hren. \Am'Séhluss/ der: Börse steltte sich mehr Festigkeit ein, un ingegèn stark géfallen! mimrnd me H 8