1848 / 86 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

: 5 , Der Haß kann nur gegen das System der Despo=- aue E E E D aber gv der Despotie eine Waffe eben. Auch in Rußland bereitet sih etwas Anderes vor, und es ann vielleicht in wenig Jahren in die Reibe der freien Völfer tre- ten. Man reize aber niht durch Haß; sonst kaun der Sturm gegen uns sich entladen. Man droht uns mit Frankreich, wenn wir Po-

len nicht frei geben. Das Rheingelüste ín_ Frankreih ist, wie

hon mein Freund Vogt ‘entwickelte, vershwunden e, und ih fan seine Ansicht nur bestätigen. Geseßt aber auch, Lamartine's

Friedenspolitik sei nicht auf seine Nachfolger übergegangen, geziemt

es der Versammlung , diesen Grund in die Wagschale zu legen?

Polen frei geben ist unsinnig. Es ist Zeit für Deutschland, zu einem

gesunden Völker - Egoismus zu kommen, ohne den noch nie ein Volk

groß geworden ist. Doch dies wird von den Polenfreunden ver dammt. Wir sollen um jeden Preis de Sünden der Väter, die

Sünden der Despotie sühnen. ZJch will mih nicht auf juristische

Erwägungen einlassen. Unser Recht is das der Eroberung, der Er=

oberung dur die Pflugschar, welche nicht zurückgegebirn werden fann,

Jm Westen sind wir erobert worden, im Osten haben wir das Un-

glück gehabt, zu erobern, und dies hat vicl Poeten Gelegenheit gege=

ben zu Jeremiaden. Wollten wir \o gerecht sein, so mußten wir

Deutschland aufgeben bis an die Saale. Posen war {hon vor

Preußens Herrschaft zum Theile deutsch. Wenn die polnischen Edel-

leute bei ihrer Wirthschaft zurückgekommen waren, so holten sie deut-

she Pächter, welche dem Boden den doppelten Ertrag abgewannen, und durch Vorschüsse, die sie leisteten, zum Eigenthum oder Erbpacht famen, Die Ueberlegenheit der deutschen über die meisten slaviscen

Stämme ist ein Erfahrungssaß, der sich eben niht umstoßen läßt.

Die Theilung Polens war nur die Proclamation einer Thatsache, die

Bestattung einer “Leiche. Im Jahre 1772 nannte Rousseau die Fortexistenz des polnishen Staates das größte Wander. Jn dem- selben Jahre freilich war das Wunder zu Ende. Die Reformpartei war zu {chwach; ein großer Theil des Adels warf ih Rußland in die Arme, und da blieb nichts ührig, als Rußland den Raub ganz zu überlassen mit Gefahr für die eigenen Provinzen, oder den Raub zu theilen, Es war von jeher Aufgabe der absoluten Monarchie, durch Vernichtung der Aristokratie die Demokratie vorzubereiten, Auf welhe Weise Oesterreih und Rußland ihre Aufgabe béi Polen be- griffen haben, kanu niht berühren. Preußen hat seine revo!:tionaire Aufgabe wodÿl erfanut. Beinahe niedergeshmettert dur die Revo- lution, hat es sih wieder erhoben und in den Tagen der t'efsten Er- niedrigung die Errungenschaften der Revolution, seine Städte - Ord- nung, die Flüssigmahung von Grund und Boden, seine demokratische Wehrverfassung sich augeeignet. Durch diese großartigen Schöpfun- gen hat es sih auf eine Stufe erhoben, auf der es sih jeßt nach Besiegung der Reaction vorbereitet zur vollständigen Entwickelung der Demofratie, Es hat die Polen erzogen zur Humanität, \o weit es bei dem widerstrebenden Elemente möglich war. Die Polen waren unter preußischer Herrschaft leider etwas unterdrückt, aber nicht mehr als die Preußen selbst, Die Polen hat man auf alle mögliche Weise aufgemuntert, sich zu Beamten auszubilden. Aber sie wollten sich nicht auf diese praktische Weise mit der Reorganisation beschäftigen, wie es durch die Sorge der Beamten für das Volk hätte geschehen fönnen, Sie zogen lieber mit Salon-Politur in Europa herum, um sür irgeud einen - Zusammenstoß zu wirken und daun einen Befrei- ungêversuch zu wagen, Preußen kann sich ruhig den Vorwurf des BVolfsmordes gefallen und seine Thaten sprechen lassen. Es kann zeigen, was Polen ist, und diejenigen, die es noch wissen, erzählen lassen, was es war, Ein großer Theil der Grundstücke ist in thätige deutfchr Süuve übergegangenz soll das so erworbene Land wieder ab-

gegeben werden? Die praktische Thätigkeit war nie Sache der Polen; Preußen hat nur die Aristokratie gestürzt; die Bauern wollen preu= ßish bleiben. Der Adel und ein Theil der Geistlichkeit hat die Wohl= thaten nit anerkannt und einen Theil des Volkes allmäliz in den

Kampf gezogen, So lange Preußen sie gewähren ließ, waren sie zufrieden; als es die Gleichstellung begann, bat der unversöhuliche Haß angefangen. Man wird sagen, ín der leßten Revolution waren Tausende von Sensenmännern. Diese hat man durch Vorspiegeluu- gen einer Gefahr für ihre Religion aufgereizt, Man hat gesagt, man wolle sie evangelisirenz in Posen is evangelisch und deuts{ch gleich- bedeutend. Die Aufreizung gelang erst allmälig. (Der Redner verliest die befaunte Proclamation „An das deutsche katholische Voll““, unterzeich- net die deutsche fatholishe Geistlichkeit, Er fügt bei, daß er weit eutfernt sei, der fatholishen Geistlichkeit im Ganzen Derartiges guf- zubürden.) __Es mag sein, daß die Unterschrift falsch is, aber es zeigt, womit man wirken zu können glaubte, Selbst während des Kampfes war die Begeisterung keine nationale; nicht unter der roth und weißen Fahne wurde gefochten, sondern uuter dem Kruzifixe. Die Bauern sind jeßt von der früheren Meinung zurücgekommen und haben erklärt, daß sie sich niht mehr täuschen lassen wollen, Es steht jeyt so, daß die Regierung mit Mühe eine Reaction zurück a, und bei einer neuen Schilderhebung wären Scenen wie in Gallizien zu fürchten. Man spricht von der Gesinnungs-Aenderung u Adels, von dem demofratish=sozialen Katehismus von Nickolewski, Es ist keine große Kunst, französische Phrasen ins Polnische zu über- seßen, (Gelächter und stürmischer Beifall auf der Rechten, Zischen Ml Ae, Auken), Ih ate den Charakter der Verfasser. Aber mit Gi ade find die Erinnerungen von Jahrhunderten nicht

vida blos aefellio Polen mögen jeßt zeigen, ob sie im Stande sind,

bles baue ge Talente im Salon zu entwideln. Wenn es sich

ail wia L MIangelt hâtte, guf die Ansicht der Versammlung

Ciéibe baß di Lte nicht so lange gesprochen haben. Aber ich

di Be hat Bi Ge auch auf die öffentliche Meinung auswärts

des Vaterlandes Wat init wird es gelten, die Freiheit hoch, aber

befinde mi O „über Alles, (Stürmischer Beifall.) Vogt:

uf einem \ouderbaren Standpunkte dem Vorredner

gegenüber, von dem ih gl , n 4 E Ee Das s abi, daß er meine Ansichten, mehr thei-

Personen, Die bisherigen R M B t Tus e meinen Ausdrücken, nicht in Thatsachen L l r in ga ger nah diesen als Haltpunkten vergeblich L 3 Ih habe wie in preußishen Denkschriften, Ich fank E Îa o nischen Seite Behauptungen, auf der anderen Widerspru di einen wurf der „älschung und Lüge. Beide mögen Unrecht p d Veh haven. Wie es bei der Erbitterung des nationalen O Recht das weiß man. Jch sage dies, um die küustigen Redne pfes geht,

ist einmal in einem Nachbarvolk begründet.

Thatsachen zu geben, wenn sie es vermögen, und w ¡et zu mahnen, glaube, nicht möglich is, unserem doitéas adl Nicieietane U aud parteüschen Kommission beizustimmen. Jch will vigaben, daß E Adel in Polen dieselbe Rolle spielte, wie auch anderwärts s b S der Adel die Oberhand behielt und nicht von einem abldinten; Für sten überwunden wurde, um die Demokratie vorzubereiten. Jn ZFranfreich is der Adel in den früheren Kämpfen ganz Zee shmettert worden, in Deutschland zum Theil, in Polen hat er gesiegt. Man hat gesagt, in Posen sei der Adel durch die preußische Regierung zerschmettert worden. Ganz muß es nicht gesehen sein; denn es ist anzunehmen, daß man ihn bei sich duldet und einige Stunden weiter zershmettert, Jh gebe zu, daß das ultramoutane Prinzip mitwirkte; allein warum wurde es gewedckt ?

Durch- den chrijtlib-germanishen Staat, der die katholische- Kirche zu -

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unterdrücken strebte, Die ‘in der Proclamation erwähnten Thatsachen fönnen niht alle erfunden sein, solhe Thatsachen malt man blos aus, und wo Ranch is, ist auch Feuer. J rede niht von der Theilung Polens und gehe nicht zurück auf alte Zeiten, wie ein Redner bis ius 11te Jahrhundert. Jh fenne kein historishes Recht, also auch fein historisches Unrecht; aber der Druck gegen die poluische Natio- nalität hat geherrscht. Der Ausshuß-Bericht selbst gièbt es' zu mit sehr schonenden Worten. Der Druck war auêgegangen von der preußischen Büreaukratie, Man sagt, die Polen hätten keine Aêmter angenommen ; die- sen Vorwurf mögen sie tragen, wenn man einen Vorwurf daraus macht, daß Jemand sich niht zum Werkzeuge dessen hergiebt, den er für seinen Unterdrücker hält. Es mag in einem Meuschenalter mehr geschehen sein, als früher in drei Jahrhunderten ; aber welhes war dieses Menschenalter? Was ist auch in Deutschland in den frühe- ren Jahrhunderten geschehen 7 Man deuke dann daran, daß derjenige, welcher , sich unterdrüct fühlend, Wohlthaten erhält, auch dieje nur fnirshend anuimmt. Jch will niht auf die Demarcations-Linie ein= gehen, da die statistishen Grundlagen fehlen. Es hat diese Niemand von uns in der Hand gehabt, und sie sheinen auh in Preußen nicht bei der Hand gewesen zu seinz dies zeigt das Schwanken der De- marcations=Linien, Jch habe gehört, die erste habe nur deutsche Bevölkerung eingeschlossen, die zweite eine überwiegend polnische. Jch weiß nit, ob cs wahr is, will aber eben deshalb eine Untersuchung. Es hat Niemand gefagt, daß wir ein wirklich deutsches Land hinge-= ben wollen, das if ein Laud, wo deutshe Bewohner sind. Man nennt das Verlangen der Wiederherstellung Polens eine sentimentale Politik; dann war aüch Preußen sentimental, da es cinen Theil von Posen zur Reorganisation übrig ließ. Diesen Vorwurf aber habe ih über die preußische Politik noch nicht gehört. Wir haben nicht das russische Volk angegriffen, aber werden stets die russishe Despotie bekämpfen, do ohne Russenhaß zu predigen, wie Polenhaß gepredigt wordeu ist, Man sagt, es giebt Völker, die ausgerottet werden müs= sen; das is eine traurige Wahrheit. Vom Ständpunkte der alten kriminalistischen Theorie müssen auch Judividuen als schädlih ausge=- rottet werdenz allein es is traurig, den Henkterdienst zu thun. Mau sagt, daß Preußen die poluishenu Bauern von der Knute befreit hat, Dann hat es eine halbe Maßregel ergriffen, da es nicht ganz Posen behal= ten hat. (Bravo!) Jch gehöre uicht zu denen, welche dem Auslande gegenüber irgend etwas vergeben sehen wollen, Allein ein Anderes ist es, tollkfühn in den Kampf zu gehen. Die Sympathie für Polen | Es mag wahr sein, daß die Demarcationslinie nothwendig _war aus nationalen wie ftrate-= gischen Gründen, Daun is Frankreich bis jeßt irrthümlich belehrt und muß dur das Ergebniß einer Untersuchung eincs Besseren be= lehrt werden, was nicht mehr möglich is , wenn das Schwert gezo- gen is. Man wird sagen, das frühere jährliche Schauspiel der Sym= pathie-Erkflärung werde sich wiederholen. Vergessen Sie nicht, daß die Mißachtung der Sympathie der früheren Regierung so hoch au- gerechnet worden i, und daß jene Sympathie zu einer Erstürmung der National-Versammlung, wenn auch nur der Vorwand, war, Be-= denken wir, daß gänzlihe Mißachtung der Sympathieen Frankreich zu Schritten führen könnten, die wir beklagen müßten, (Oh, oh! Bravo!) Jch fürchte keinen Krieg, verlange aber Kluzxheit. Noch einen Wunsch zum Schlusse, daß unser Viinister des Auswärtigen, der durch einen glücklichen Konnex Präsident der früheren Exckutiv= gewalt wax und die diplomatischen Verhandlungen kenuen wird, uns seine Ansicht mittheile, (Beifall) Schluß der Sißung nach 3 Uhr.

Granftfurt a- M., 27. Juli, (O. P. A.Z.) 47ste Sibßung

der verfassunggebenden Reichs =- Versammlung am 25. Juli. Die Sihung wurde um 95 Uhr durch den Präsidenten von Gagern eröffnet, Nach Verlesung des Protokolls nahm in Fort= seßung der Debatte über die posener Frage von Radowiht das Wort: Es wäre ein Unglück, wenn der Grund der Zerrissenheit Deutschlands vor drei Jahrhunderten auch in diese Versammlung ge- tragen würde. Der Gegensaß der Koufessionen besteht uud wird be- stehen so lange, bis die Binde von den Augen sinkt; aber er werde niht dahin getragen, wohin er niht gehört. Wenn es sich um die fatholishe Kirche in Posen handelte, dann würde ich in meinem Ent= schlusse niht zweifelhaft sein. Politische und nationale Rüsichten müßten s{chwinden, Dies i} aber nicht der Fall. Die Klagen der Polen trugen nicht den konfessionellen Charakter; die Ursache is über= haupt das bisherige Mißverhältniß zwishen Staat und Kirche. Daß ein fatholishes Land dadurch, daß es in das deutsche Reich aufge= nommen wird, in seinem Glauben gefährdet sei, das werde ih nie zugeben, Die Katholiken aller deutschen Lande würden dies entschieden zu= rüdweisen müssen. Jch bitteSie, nehmen Sie den Handschuh nicht auf, von welchec Seite er auch geworfen werde. Dies zur Cinleitungz die Frage selbst will ih auf ihre einfachste Gestalt zurüczuführen suchen. Nach den Märztagen hat die preußische Regierung dem Großherzog= thum Posen cine nationale Reorganisation zugesichert, eine eigene Verfassung, polnische Beamte, die nationalen Farben, eigenes Schul= weseu. Es wurde mebrseitig darauf hingewiesen, daß das reorgani=- sirte Land den Kern der lünftigen poluishen Lande geben sollte. Es ist schwer zu begreifen, wie man die deutschen Juteressen \o sehr ignoriren fonnte. Die Gränze sollte an den gefährlichsten Punkten bloßgegeben und die Festung, die mit 19 Millionen preußischen Gel- des erbaut war, durch die allein eine Vertheidigung zwischen Oder und Weichsel möglich is, preisgegeben werden, Die Folgen zeigten sich alsbald; die Regierung war gezwungen, dazwischen zu treten. Man machte nun den Unterschied zwischen Bezirken, die überwiesen werden, und solchen, die bei Deutschland bleiben sollten. Die Be- zirke von überwiegend deutscher Bevölkerung wurden dem deutschen Bunde, der damaligen kompetenten Behörde, angetragen und von die= ser aufgenommen, Der Ausschußbericht {lägt vor, die geschehene Aufnahme anzuerkenuen, Jh weiß nicht, wie wir es vor Deutsch= land verautworten könnten, gegen den Antrag zu stiminen. Wer den- selben verwirft, muß entweder verlangen, daß die ganze Provinz guf= genommen. werde oder ganz ausgeschlossen bleibe. Wer das Erste ver= langt, muß entweder die Zurücknahme der Zusage der preußischen Regierung bezüglih der Reorganisation verlaugen und dazu hat Niemaud das Recht oder êr muß verlangen, daß in einem deut- hen Theile eine fremde Nationalität nicht die geshißte, sondern die herrschende sei. Jun zweiten Falle ist Posen sür Deutschland verlo- renz denn die Polen wollen Posen als Kern des neuen Reiches. Wer also die gesammte Provinz Posen ausschließt, überläßt eine halbe Million Deutsche einem zukünftigen Reiche Polen, Man hat von einer vierten Theilung' Polens gesprochen; das Aufgeben der deutschen Theile wäre eine Theilung Deutschlands, und leider nicht die erste. (Beifall.) Man spricht von einer eventuellen Kriegsdrohung Frankreichs. Wenn man bedeuft, daß die Berufung auf die Verträge s einer Seite geschieht, welche sonst die Verträge mit Gering- De S betrachtet, so is dies eine eigenthümliche Erscheinung. Jch

bE aua ive E Zumuthung, welche die Ehre Deutschlands ver-

herr (éer E “iteitss Indien werden, sei es gegen einen Selbst-

blos auf Prunt Lex Gat V Pupsen sür Schleswig nicht

auf Grund der Not g , ie uns zur Seite stehen, sondern auch

( er Nothwendigkeit und der deutschen Juteressen. Und

jeßt oge wir hier unsere Juteressen an ein fremdes Volk aufgeben.

Ih bin weit entfernt, die Theilnahme für -Poleu zu mindern, indem

ih die Geschichte der leßten Jahrhunderte aufrolle. Aber bietet die Wiederherstellung Polens für Deutschlands Gränze einen besseren Schuß? und in eine zweifelhafte Zukunft gewiesen, sollten wir eine halbe Million deutscher Brüder aufgeben? Nun und nimmermehr. (Lauter Beifall) Schuselka: Nach der leßten sharfen Darlegung muß, was ich vorbringen will, wie poetische Shwärmerei vorkommen. Doch ih \prehe neine Sympathieen offen aus, weil ich glaube, daß au für Deutschland Polen hergestellt wird. Jedenfalls ist die bittere und grausame Weise zurückzuweisen, mitder Polen hier behandelt worden is. Auch Deutschland war einmal ohnmächtig und zerrissen, Als Deutschland nach dem dreißigsährigen Kriege von den Türken und ihren Verbündeten, den“Franzosen, bedroht war, da hat Polen troß der Einflüsteruugen sih nicht besonnen, ein Heer zum Schuße Wiens zu senden. Man sagt, Polen hätte getheilt werden müssen ; es is anmaßend , “einem Judividuum die Fortexistenz abzusprechen, noch mehr aber anmaßend ist ein solches Urtheil über cin ganzes

| Volk. Man hat Polen mit einer Lerche verglichen ; is es cine Leiche,

was soll man von denen sagen, die sich auf die Leiche hinstürzen und den Raub davontragen. Man sagt, die Polen hassen uns, die Po- len haben dasselbe Recht, uns zu hassen, wie vor dreißig Jahren die Franzosen von den Deutschen gehaßt wurdenz ein Haß, den die edel= sten Männer genährt haben. Die Verträge von 1815 haben den leßz= ten Rest von Gerechtigkeit für Polen gezeigt. Das preußische Besißergrei= fungs=-Patent verspricht auch den Polen in Posen ein Vaterland. Das Vorparlament erinnerte sich des unglücklichen Polens, bezeichnete die Theilung als eine Schmah. Soll die Nationalversammlung grau=- samer sein, als die Vert.äge von 1815? Jn Frankrei erblickt man in der Wahl des Reichèverwesers ein Aufleben der früheren Welt= her: shafts-Gedanfen. Der Redner beantragt, die Nationalversamm- lung soll erklären, daß sie die Theilung Posens weder vom Stand= punkte des Rechts, noch von demjenigen der Politik billige und Preußen auffordere, die Provinz ungetheilt zu behalten ; die Abtren- nung des preußischen Theils sei einer späteren Zeit vorzubehalten. von Wartensleben erklärt sich für den Ausshußantrag. Die Nationalversammlung hat zu erklären, ob sie die Einverleibung wie=- derholt anerkennen will. Es is eigentlich nur eine Form; denn nach dem früheren Staatsrcchte ist die Aufnahme in gültiger Weise erfolgt. (Schluß folgt.) ———_—— —-

Vreußeun. Berlin, 28. Juli, Jn der heutigen National- Versammlung hat der Miuister - Präsident von Auerswald bei dem Beginn der Sißung folgende Erklärung abgegeben: ¿

„Es isst bereits gestern zur öffentlihen Kenntniß gekommen,

daß die Unterhandlungen über den Waffenstillstand zwischen dem Ober-Befehlshaber der deutschen Truppen in Schleswig und dem dâ- nischen Ober-General ohne Erfolg geblieben sei. Jh sinde nöthig, dieser Bekanntmachung hinzuzufügen, daß das zeitige Mißlingen unserer Bestrebungen in einer Sache, welhe Gegenstand unserer äußersten Anstrengungen -unablässig gewesen, niht die Hoffnung zerstört habe, ‘in niht langer Frist das erwünschte Ziel zu erreichen, Al= les, was in dieser Beziehung zu thun möglih war, 1j augen- blicklih geschehen. Die Lage der Dinge gestattet nicht, Jhnen heute über die stattgefundenen Verhandlungen, über das Verhalten der Re=- gierung nähere Mittheilung zu machen, Jh hoffe indeß, der Augen- blick is nahe, wo diescs wird geschehen können; ih hoffe, daß er Jhnen die Ueberzeugung gewähren wird, daß die Regierung Sr. Majestät des Königs keinen Augenblick die ernste, ja, die fast _uner= trägliche Lage des Ostseehandels und aller ihrer verderblichen Folgen für einen so großen Theil der Monarchie eben so wenig verfannt hat, als die Aufrechthaltung der Ehre Preußens und Deutschlands in ihrem ganzen Umfange. G h will bei irie Gelegenheit cinen auderen Umstand berühren, der in den verflossenen Tagen eine bemerkbare Aufregung hervorge- rufen hatz ich meine die dur die öffentlichen Blätter bekannt ge- wordexe Aufforderung des Kriegs-Ministers der deutschen Centraige- walt. Jh erblicke in dieser Aufforderung nicht eine so große Schwierigkeit, als man ihr beizulegen geneigt scheint. Es ist vielleicht eine ungewöhnliche Bezeichnung, aber ih fühle mich nicht im Stande, meine Anschauung anders auszudrücken, als- indem ih ausspreche, daß ih siher hoffe, es werde diese häusliche Angelegenheit in unserem deutschen Vater= lande der Form, so wie dem Wesen nah, unshwer zu einer Ver=- ständigung zu führen sein. Wie wir fortfahren werden, mit Auf=- richtigfeit und Hingebung die Einheit Deutschlands zu fördern, so werden wir dennoch alle Maßregeln vermeiden, welche die zur Stärke Deutschlands nothwendige Würde und Selbstständigkeit Preußens ge- fährden könnten, i t

Es folgten dieser Erklärung lebhafte Zeichen der Zustimmung.

Berlin, 28. Juli, Das Ministerium der geistlichen, Un- terrihts- und Medizinal - Angelegenheiten hat auf Grund des Bun- des- Beschlusses vom 2. April d. J. die Beschräufungen aufgehoLen, welche den Juristen-Fakultäten der Landes-Universitäten durch frühere Bundes-Beschlüsse und Ministerial-Verfügungen bei der Annahme der von außerhalb eingesandten Akten in Kriminal= und Polizeisahen zum Spruch auferlegt waren,

Oesterreich. Wien, 26. Juli, Erste Reichstags - Sißung ach der Eröffung, den 24. Juli. (Reichst. Bl.) Auf der Tages= ordnung standen unter Anderem: Eingabe dee wiener Gemeinde-Aus= schusses um einen abgesonderten Raum auf den Gallerieenz Anträge des Abgeordneten Alois Strasser , betressend ein neues Militair= Conscriptionsgeseß, des Abgeordueten Andreas Gredler, wegen Unver= antwortlihkeit der Abgeordneten ; des Abgeordneten Wladislaw Sie- rakowsfi: der Neichstag habe den Zustand der Provinzen in Erwä-= gung zu ziebenz disselben, wegen Verantworlichkeit der Minister z desseiben, wegen Aufhebung aller erblichen Titulaturen und Privile= gien; des Abgeordneten Selinger, wegen Anerkennung der Verdienst- lihfeit der Urmeez des Abgeordneten Alois Fischer, betreffend die vollständige Mittheilung der Tabellen über deu Staatshaushalt von Seiten des Finanz-Ministeriums; Ausschuß=Bericht über Prüfung der Wahl=-Aktez Verhandlung über die Geschäftsordnung des konstituiren- den Reichstages.

rásivent: Es seien mehrere Anträge auf der Tagesordnun, Vor Allem glaube er dem Abgeordneten Löhner das Vorrecht Mt Sens zuerkennen zu müssen, da derselbe schon am 19. Juli t abgeson ies 1- träge eingebracht habe. Auch die Versammlung spricht _f ) in diesem Sinne aus. Ein zweiter Antrag liege vom Abgeordneten 5 jaltee aut welcher dahin lantet: „Es sei zur Beseitigung aller mit dem ‘4 Willéü Militair- Conscriptions - Gesche verbundenen Ungerechtigkeit e FOsürlifeiten sogleich ein neues, auf dem Prinzipe der Glei n al er Bürger vor dem Gesche beruhendes Regulativ zu verfassen und dasselbe unverzüglich in Wirksamkeit zu seßen. Präsident: Nah §, 47 der Geschäftsordnung stehe jedem Antragsteller das Recht zur Begründung seines Antrages zu, Er fordere hiermit den Abgeordneten Strasser auf, von diesem Rechte Ge- brauch zu machen. Strasser: Es is eine notörische Thatsache und kein Zweifel , denn wer daran MeREE könne sich durch die vielen Vorladungen in dem ’mtsblatte der Wiener Zeitu ng hiervon überzeu en, daß ge- genwärti eine neue Ergänzung der Armee durch Conscription von 62,000 Mann, und ivar nach althergebrachtem Geseye, durch alle Pro- vinzen stattfinde, mit Ausnahme T vrols, Es sei prinzipiell “an- crkannt, daß wir Alle vor dem Geseye gleich seien, somit sei das bis jeyt bestandene österreichische Conscriptions-Geseyß ein ungerehtes zu nennen, da

es das Prinzip aussprehe+ „der Adel ist von der Conscription befreit“. Aus der Zusammenseßung der hohen Reichs-Kammer, glaube er, sei das Prinzip faktish ane:kannt, daß kein Privilegium mehr zu gelten und kein Unterschied der Stände zu bestehen habe. (Bravo!) Er wolle sih heute nicht einlassen, zu erwähnen und darauf einzugehen, welche Ungerechtigkeiten in specie und Willkürlichkeiten man sich bei früheren Nekrutirungeu habe zu Schulden kommen lassen. Der Abgeordnete Wagner, den er zu seinem Bedauern heute in der Versammlung vermisse, habe ihm Noti,en gege- ben, daß ia Johannisberg es zu einem Zusammenstoß zwischen Stadt- und Landvolk bereits gekommen sei, eben so seien. auch in Stever- marf und Ober-Ocsterreich bereits Unruhen vor:ekommen, ja, hier in Wien fand eine gleihe Aufregung und Unzufriedenheit statt, und dem vereinigten Ausschusse sei es nur darurch gelungen, dieselbe zu beschwichtigen, daß er die freie Werbung an die Stelle der Conscription anorouete. Jn Bezug der Dringlichkeit dieses Gegenstandes , welche die Versammlung bereits cin- gesehen, trage er darauf an, daß alsogleih zur Abhülfe geschritten werde, wodurch alle Stände gleichzeitig zur Wehr flit gezogen werden; wenn es auch nicht die Zeit erlaube, eine gänzliche Umarbeitung des Gesches zu be- wirken, 0 werde vorläufig eine Kommission gebildet, um dem Volke sein Recht zu verschaffen; es werde bei der jezigen Rekrutirung obne Willkür lichfeiten der Beamten zur Aushebung geschritten, und zwar durch Losung, wie selbe bereits seit dem Jahre 1816 in Tyrol besteht, (Allgemeiner Beifall.) Nach längeren Debatten verliest der Prä sident den Antrag Löhner's, der dahin geht, den Antrag Strasser’s in die Abtheilungen zu verweisen und aus jeder einen Deputirten zu ciner Kommission zu wählen, welche den Antrag Löhner's in Berathung ziehe. Der Antrag Löhner?s wird angenommen, Neuwall: Er habe ein Amendement zu jenem Antrage Strasser’s, Die Versammlung möge beschließen: 1) Je- der Staatsbürger ist mit 419 Jahren militairpflihtig (Geräusch, Unruhe.) Mayer: Nach geschlossener Debatte gäbe es kein Amendement, sondern nur einen neuen Antrag. „Wir bewegen“, sagt er, „uns im Kreisez wir debattiren, daß die Debatte 2 3000 Gulden kostet, und wissen am Ende nicht, was wir debattirten,“ Die V:rsammlung geht zur Tages- Ordnung über, -

Rieger: Er habe noch eine Frage, (Nuf: Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!) Habe ich díe Frage, oder habe ih sie nicht? (Ja, ja! von mehreren Sciten.) Der Belagerungszustand sei in Prag, wie die Zei tungen verkündigen, aufgehoben. Er aber höre, daß er faktisch noch fort- bestehe, Er frage daher, wer den Belagerungszustand aufgehoben, ob der Minister oder Fürst Windischgräß, und ob der Belagerungszustand faktisch aufgehoben oder nur nominell? Er glaube, der Belagerungszustand bestehe noch, niht nur in Prag, sondern im ganzen Lande, (Beifall im Saal und auf den Gallerieen.)

(Schluß folat.)

Bayern. München, 22. Juli. (A. Z.) Das Ministerium des Junern für Kirhen- und Schul - Angelegenheiten hat folgende Verfügung erlassen :

„Nachdem durch §§. 6 und 7 des Preß - Edikcs vom 4, Juni l. J, das Untersuchungs - und Strafverfahren gegen den Mißbrauch der Presse den Gerichten übertragen “ist und nach §. 8 lit. c. die polizeiliche Beschlag- nahme von Preß-Erzeugnissen nur als eine provisorische Maßregel erscheint, deren Fortdauer oder Aufhebung voin richterlichen Ausspruche abhängt, o steht den Königlichen Kreis-Regierungen, Kammern des Junern, eine Cog- nition über die Zulässigkeit dieses Beschlags uicht zu, sondern es is viel- mehr die Aufgabe der Unter - Behörden, durch Cinleitung einer Korrespon- denz in jene Richtung hin, wo sih eine weitere Verbreitung allenfalls be- sorgen läßt, jener provisorischen Maßregel deu gleichmäßigen Vollzug mög- lichst zu sichern und mit dieser Requisition zugleich den Antrag zu verbin- den, alsbald das erzielte Nesultat dem treffenden Untersuchungsgerichte un- mittelbar selbs mitzutheilen.“

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 25. Juli. Nach= stehende Verfügung der provisorischen Regierung, die Freiheit der Presse betreffend, ijt gestern erschieneu :

„Nachdem die vereinigte schleswig - holsteinische Stände - Versammlung der am 25. März d, J. erlassenen provisorischen Verfügung, die Freiheit der Presse betressend, ihre Zustimmung ertheilt hat und diese Verfügung demnach als eine definitive zu erlassen is, so wird hiermittelst verordnet, wie folgt: §, 1, Die Presse is völlig fei. §. 2, Zur Herausgabe einer pe- riodischen Schrift bedarf es fortan keiner Konzession, §. 3. Die an einigen Orten statthabenden Beschränkungen hinsichtlih der Aufnahme von Jnitelli-

enz-Nachrichten bleiben bis weiter bestehen. §. 4, Ueber Verbrechen und ergehen, welche durch die Presse begangen werden, wird durch die ordent- lichen Gerichte nach den allgemeinen Geseczen entschieden. §, 5, Alle älte- ren Veifügungen über Censur und Beschränfungen der Preßfreiheit find hiermit aufgehoben.“

NuslanD.

Frankreich. National-Versammlung. Sibung vom 25. Juli, An der Tages-Ordnung war der Geseß-Entwurf über die Klubs. Für die allgemeine Berathung hatte sich Niemand ein- schreiben lassenz man schritt daher sofort zur Diskussion der einzeinen Artikel. Die beiden ersten wunden ohne Weiteres angenommen. Sie lauten: „Art, 1. Alle Bürger haben das Recht, zu Vereinen zusam- menzutreten, wenn sie sich nah den folgenden Bestimmungen richten. Art. 2. Der Eröffnung jedcs Klubs oder Vereins von Bürgern muß eine von den Begründern desselben in Paris auf der Polizci-Präfek- tur und in den Departements bei dem Maire der Gemeiude und beim Präfekten abzugebende Erklärung vorausgehen. Dieje Erklä- rung muß wenigstens 48 Stunden vor Eiössnung des Brieins erfol- gen und Namen, Stand und Wohnung der Begründer, das Ver- fammlungs - Lokal und die Tage und Stunden der Sibun- gen enthalten. Ucber die Abgabe dieser Erklärung wird sogleich Bescheinigung ertheilt, Kein Klub darf s[ch anders als nah dem Ort seiner Sihuugen benennen. Oeffentliche oder Kom- munalgebäude dürfen für dergleichen Vereine nicht, selbst uicht guf eine Zeit lang, hergegeben werden.“ Zu dem dritten Artikel {lug Herr Flocon ein Amendement vorz er verlangte, daß die Bestim= mung, wonach Frauen nicht Mitglieder von Klubs sollen sein dürfen, gestrichen werde. Herr Levé trat dem Amendement bei, deun, meinte er, man müßte sonst auch keine Fraucn auf die Zuhörer-Tribline der National-Versammlung zulassen. (HSelächter.) Herr Flocon wollte in der Zulassung von Frauen als Klub - Mitglieder eine Bürgschaft für Ordnung und Mäßigung finden und meinte auch, es gezieme der Republik und ihren Justitutionen nicht, die Frauen wie Unmündige zu behandeln, (Beifall von vielen Bäuken.) Herr St, Romme fügte hinzu, daß es sih ja hier auch nicht blos von politischen Klubs, fon- dern von Vercinen aller Art handle. Auf mehreren Bäukeu wird die Ah- stimmung verlaugt. Der Präsident will die Weglassung des Wor= tes „Frauen ‘’ zur Abstimmung bringen. (Rrelamationen,) Er for- dert diejenigen auf, welhe die Frauen aufgenommen wissen wollten, sich zu erheben. Fast die ganze Versammlung steht auf, ( Lärm.) Mehrere Stimmen rufen, die Frage sei nicht verstanden worden, Es wird nun abgestimmt, und die Versammlung beschließt mit sehr starker Majorität, daß Frauen weder Mitglieder eines Klubs sein, noch in Klub - Versammlungen sollen erscheinen dürfen. ( Aufregung auf den Tribünen.) Dasselbe wird hinsichtlich der Minorennen be- \hlossen. Art. 3 lautet also: „Die Klubs sollen öffentlich sein und iy feinem Fall burch direkte oder indirekte Mittel die Oeffentlichkeit beschränken, noch in einen geheimen Ausschuß übergehen dürsen. Um diese Oeffentlichkeit zu sihern, muß wenigstens der vierte Theil der Pläye für nicht zum Klub gehörige Bürger bewahrt werden, Frauen- uud Minderjährige können- weder Mitglieder eines Klubs sein, noch demselben beiwohnen. Die Sigungen der Klubs dürfen nicht über die von der Behörde für die Schließung der öffentlihén Orte

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bestimmte Stunde hinaus- dauern.“ Jm vierten Artikel , welcher lautet: „Die Brhörde, bei welcher die Erklärung abgegeben ist, kann jedeizeit einen Verwaltungs- oter Gerichtsbeamten in die “Sihungen der Klubs abordnen , um denselben beizuwohnen; dieser Beamte hat einen von ibm selbst zu wählenden besonderen Plaß einzunehmen und sell mit seinen Jusignien bekleidet sein“, verlangte Herr Durieux die Streichung des lehteren Saßtes, weil die Insignien eines Kom= missars leiht eine herausfordernde Wirkung aueüben fönnten. (Ge- läbtcr.) Der Minister des Junern: „Wenn man dies glauben fönnte, müzte man wohl an der Republik ver- :weifeln. (Lärm. ) Jch kann solche Worte nur mit Schmerz hören, Eiue mit ihren Jusiguien bekleidete obrigfeitliche Person is der Re= präsentant des Geseßcs, und eine Versammlung, die sih gegen eine jolhe empörte, wäre nichts als eine Versammlung von Aufrührern.“ Herr Durtrieux: „Jh habe damit nicht sagen wollen, daß eine Erhebung gegen das Geseß, gegen eine obrigkfeitliche mit ihren Jn- siznien bekleidete Person zu rechtfertigen wäre. (Gelächter) Jh œollte nur sagen, daß Fälle öffentliher Aufregung vorkommen könn- ten, wo es gefährlih sein könnte, die Jusiguien einer obrigkeitlichen Persou zu entfalten, wenn man die Anordnung auf andere Weise zu verhüten im Staude ist.‘/ Das Amendement wurde verworfen, Ar- tifel 5 lautet: „Am Schluß jeder-Sißung is ein Protokoll aufzu- nebmen und von allen Mitgliedern des Büreagu?s zu unterzeichnen. Dasselbe muß enthalten: 1) Die Namen der Mitglieder des Büreau?s ;: 2) einen furzgefaßten genauen Bericht über@lles, was in der Sißung vorgekommen. Es muß der öffentlichen Behörde, so oft sie es ver- langt, zur Einsicht vorgelegt werden. Ver in der Sißung anwesende Beamte fann die Aufnahme aller ihm uösthig erscheinenden Konstati- rungen in das Protokoll verlangen , unbeschadet des Rechtes (nach vorhergegangener Anzeige) jede Uebertretung des Geseßes zu Proto= foll zu nebmen.‘ Der Minister des Junern beantragte, die Worte „nah vorbhergegangener Anzeige zu sireichen, was auch ge- nehmigt wurde. Mit dieser Modification wurde der Artikel ange- nommen. Beim Schluß des Berichts über diese Sißung wmde noch über den 6, Artikel debattirt.

P aris, 25, Juli, Die Verfassungs - Kommission hielt gestern eine Konferenz mit den funfzehn Kommissaren der Abtheilungen, Man bot Herrn Armand Marrast, als Präsidenten der National=- Versammlung, nah dem Brauche in der früheren Kammer, auch den Vorsiß in der Kommission an, er lehnte denselben jedoch ab und ersuchte um die Erlaubniß, blos feine Stellung als Berichterstat- ter beibehalten zu dürfen. Herr von Cormenin bleibt daher Präsident der Verfassungs-Kommission.

Jm Kouferenz-Saale wurden vorgestern von ten Repräsentanten die italienishen Angelegenheiten lebhaft besprohen. Es hieß, das Comité der auswärtigen Angelegenheiten sei fast einmüthig der An- sicht, daß der Ober-General der Alpen-Armee, Oudinot, ohne Zö-= gern zum Einrücken in Jtalien befehligt werden müsse. Die meisten Blätter erklären sich jedoch fortwährend gegen eine Jute: vention Frankreihs. Das Avenir National sagt: „Ohne den Schuß, welchen die Bundes=-Fahne, die in Frankfurt weht, dem Feldmarschall Radeßky gewährt, würde dieser mehr nach seiner Nech- ten als vor sich hia blifen. Das deutsche Parlament is es, welches für ihn die Straße von Tyrol bewacht und seine Flanke deckt. Wenn wir Jtalien behülflich sein wollen, so s{chicken wir den General Oudi- not nah Frauffurt. Er wird“ dort nüßlicher sein, als zu Grenoble.“

Der Moniteur zeigt an, daß Marrast, Pcäsident der National- versammlung, das Präsidentschafts - Hotel bezogen habe, und daß nächsten Donnerstag, 27. Juli, so wie an den darauf folgenden Don= nerstagen, bei ihm Empfang sein werde,

Dec Effektivbestand der Mobilgarde is im Ausschusse der Na- tionalversammlung auf 25 Bataillone und 650 Maun fest«estellt wor- den, Die Unterhaltungskosten sind auf 5,500,000 Franken jährlich veranschlagt. Hieraus geht hervor, daß der Ausschuß die Beibehal= tung dieses Corps beschlossen hat. Man zweifelt nicht, daß die Na= tionalversammlung diese Vorbeschlüsse genehmigen wird.

Die hiesige Sparkasse wird förmlich gestüurmt. Seit drei Tagen ziehen sih lange Reihen die Rue Coq Héron entlang, um sich für ihre Psäuder die neuen Renten zu holen.

Proudhon's Représentant du Peuple zeigt scineu Abon= nenten an, daß er demnächst wieder ershecinen werde.

Großbritanien und Jrland. London, 24. Juli. Der eleftrisce Telegraph meldet aus Dublin, daß die Stadt bis zum ge- strigen Abend ruhig geblieben war. Die Times macht die Mit- theilung, daß das Geschwader Sir Charles Napier?s nach der irlän= dischen Küste abgegangen sei, um Lord Clarendon in seinen Maßre= geln zur Unterdrückung des Aufstandes zu unterstüßen. Sie fügt hinzu, daß alle großen Städte Jrlands und besonders die unter das Ausnal-megesez gestellten, an der Küste lägen und daher eben so zu= gänglih für Operationen der Flotte als des Landheeres wären,

Ueber den Eiundruck, welchen die Nachricht von der im Unter= hause eiugebrahten Bill zur Aufhebung der Habeas- Corpus-Afte in Jrland gemacht hat, melden die Berichte aus Dublin vom vorgestri- gen Tage Folgendes: „Die heute durch deu elektris en Telegraphen angelangte Kunde von Lord J. Nussell’s Absicht, das Parlament um erweiterte Vollmacht zur Erdiückung des irländischen Aufstandes zu ersuchen, hat die gutgesinnten Bürger mit Freude, die Aufstands= partei aber mit Entrüjtung und Schrecken erfüllt. Es heißt jeßt, daß der anfangs auf ten 8. August festgeseßte Losbruch früher, an= geblich am 26. Juli, erfolgen solle, Die Nation und der Felon bringen heute aus der Feder ihrer in Newgate fißenden Eigenthü- mer Duffy und J. Martin Artikel, welche beweisen, daß es hohe Zeit ist, zu don äußersten Maßregeln zu schreiten, und daß kein Augen- blick ver:oreu werden darf. Diese Manifeste sind offene und überlegte Kriegserklärungen. Duffy, Martin, Lalor und Magnan, welche unter= zeichnet siud, sagen darin dem Volke, daß die Stunde gekommen sei, den Schlag zu führenz die 40,000 Soldaten der irländishen Besaßung müßten geschlachtet werden, und das Volk verdiene ewige Brandmar= fung, wenu es die jeßige Gelegenheit zur Vernichtung der britischen Herrschaft unbenußt lasse. Solche und noch verzweifeltere Rathschläge geben die Führer der Benegung, so daß keine Wahl übrig ist; die Krisis steht nicht länger abzuwenden. Der Lord-Statthalter hielt heute eine abermalige Gehcimerathssibung, worin beschlossen wurde, noch folgende Bezúike zu proklamiren, d. h. sie vom 25sten an unter die Wirkung der Akte zur Unterdrückung von Verbrechen zu stellen; Grafschaft Kilkenny; Grafschaft der Stadt Kilkennyz Grafschaft Meathz drei Baronieen der

Grafshaft Waterford; zwölf Baronieen der Grafschaft Cork. Auch

sollen mehrere Verhaftungen wegen peinliher Vergehen oder wegen Aufruhrs beschlossen worden sein. Meagher ist aus Waterford hier angelangt. Smith O'Brieu soll heute nah Wexford abgegangen sein, um die Klubs des dortigen Bezirks zu inspiziren. Zwei Ge- fangene in Newgate kündigen die Herausgabe eines ucuen Ausfruhr- Journals an. Die Entwaffnung wird dahier von den Behörden eifrigst vollzogen, Jm Phönix - Park soll nah Ankunft der -Verstär- fungen aus England ein_ militairishes Lager von vier Regimentern gebildet werden. Die P E melden leider, daß fast überall die Kartoffeln von der Kraukheit befallen sind. Viele Geistliche der Grafschaft Waterford haben der Ligue beigepflihtet. Abends 10 Uhr,

Zum 19. Juli waren in St. Petersburg 3636 Cholera

Noch sud keine weitéren Verhaftungen erfolgt; eben so wénig- bat der Lord-Kanzler gegen Dr. Kane und die anderen Magistrats - Bé= aniten, welhe am Mittwoch der Ligue-Versaminlung beiwohnten, die

angekündigte Abseßung verfügt.

Nußlaud und Polen. St. Prt aae, 21. Juli,

ranfe in Be= handlung verblieben; im Laufe dieses Tages kameu hinzu 304, genas sen 203 und starben 198 (darunter 94 in den Wohnungen). Zum 20. Juli blieben ín ärztlicher Behandlung 3539, Unter den in die- ser Zeit Verstorbenen nennen die hiesigen Blätter auch den Geheimen Rath Chambeau, Secretair Jhrer Majestät der Kaiserin.

Niederlaude. Mastricht, 23. Juli. (Amst. Handels= blad.) Jn Folge . des ungewöhnlichen Zustandes, worin sich das Herzogthum Limburg befindet, hat der Ober-Befehlshaber eine Ver= stärkung der hiesigen imeren und äußeren Wachposten anbefohlen,

Italien. Florenz, 8. Juli. (A. Z.) Die Diskussion der Adresse an den Großherzog is gestern im Senat beendigt worden. Mit einigen Modificationen uud Zusäßen hat man das im Namen der Kommission vom Professor Ceutofanti aus Pisa aufgesehte Pro- jekt angenommen, welches, indem es deu Gesinnungen des Souve- rains und seiner Regierung Gerechtigkeit widerfahren läßt, denen der Versammlung, -aus welcher es hervorgegangen, zur Ehre gereicht. Von der Reorganisation der Staaten auf der Grundlage der Natio= nalität ausgehend und die in Toskana seit nunmehr einem Jahrhun- dert verfolgte Bahn anerkennend, verspricht die Adresse freudige Mit- wirkung zur progressiven Entwickelung der inneren Junstitutionen. Ueber die Beziehungen zu Deutschland und zu Frankreih drückt sie sich folgendermaßen aus : :

„Wenn wir mit allen nichtitaliénishen Staaten, Oesterreih ausgenom- men, in Frieden sind, so kann man nach diesem Faktum allein auf die Be- schaffenheit unserer Verhältnisse zur ganzen politischen Welt schließen. Denn die Sache, für welche wir kämpfen, is die Sache eines Rechtes, welches die Autonomie und Unabhängigkeit ter Nationen heiligen und die gegen- seitigen Interessen nach der unwandelvaren Norm der Gerechtigkeit regeln soll. Wir hoffen, daß Deutschland, star? im Bewußtsein der eigenen Natio- nalität, die Unverleßz!ichkeit der unsrigen nach ihren wahren Gründen auf- fassen und demnach Beschlüsse fassen wird, die seines edlen Charakters wür- dig sind, Wir bauen auf die Heiligkeit unserer Sache die Hoffnung des Sieges. Die Völker zur Tugend, zur bürgerlichen Größe, zum Heroismus zu stählen, bedarf es schwerer Proben z wer sich ihnen feig entzicht, ist un- würdig, die geheiligten Namen Vaterland und Freiheit auszusprechen. Jta- lien, welches die Waffen ergriff, seine nationale Unabhängigkeit zu erkämpfen, wird nicht in den schmachvollen Widerspruch verfallen, sich der Wiedererlau: gung derselben unfähig zu zeigen: es wird. den Fremdling nicht um Bei- stand angehen, es wird selbstständig handeln wollen.“ .

Ju der Deputirten - Kammer hat heute die Diskussion über den Krieg begonnen. Der Kriegs-Minister, Marquis von Lajatico (Don Neri Corsini) erstattete Bericht über das bisher Geschehene und über die Vorkehrungen der Regierung, der Finanz - Minister, Cav. Bal= dasseroni, über die dabei in Betracht fommenden Geldverhältnisse. Der Graf Serristori drang besonders auf die Nothwendigkeit der Herstellung der arg kompromittirten Disziplin der toscanishen Trup= pen und die Vertheilung derselben unter sardinische Corps. Es ist noch ciner heftigen Debatte über diesen Gegenstand entgegenzusehen, um \o mehr, als der Zustand der Linientruppen und die nöthig ge=- wordene Auflösung der Freiwilligen hon böses Blut gemacht haben.

Der Großherzog is noch uicht aus der Lunigiana zurückgekehrt, wo seine Anwesenheit den günstigsten Eindruck macht, Die Gränz- Regulirung wird jeßt vor sih gehen.

Moldau und Wallachei. Bucharest, 13, Juli. (Wien. Ztg.) Unsere Zustände wechseln mit solcher Raschheit, daß es Niemand wundern darf, wenn der faum wiederhergestellte frühere Zustand der Dinge bereits neuerdings über den Haufen geworfen ist.

Der 11. Juli, der Tag nah Abgaúg der provisorishen Regierung; verging anscheinend ruhig, Am 12ten aber war die ganze Kaüf= mannschaft, so wie die arbeitende uud nécht arbeitende Klasse, în Be= wegung. Man läutete Sturm, man lief in Masse zu dem Metropo=- liten, warf ihm Eidbruh vor, zwang ihn noch einmal, ‘die neue Con- stitution, mit Ausnahme nur eines Punktes, nämlich über das Grund= etaenthum, zu beschwörenz; der Metropolit erließ einen Aufruf, das Militair blich, seinen Kommandanten an der Spiße, neutral in der Kaserne, überall wehten die dreifarbigen wallahisch:n Fahnen, und während dem zogen Volkshaufen umher und verwüste= ten mehrere Häuser, ein Fortschritt der Anarchie, nahdem es bei der ersten Revolution am 23. Juni blos bei dem Einschlagen einiger Fenster geblieben war, Couriere sind abgegaugen , um die am 10ten d. M. während der Nacht geflüchteten Regierungs - Mit= glieder wieder zurüczurufen. Die Ursache dieses-so raschen und überräschen= den Umschwunges is“ im Charakter der Bojaren zu suhen. Kaum war die provisorische Regierung abgetreten, als schon bei ihnen der Streit um die Stellen anging. Jeder wollte Kaimakan sein , die Meisten aber wollten die Rückkehr Bibecko's unmöglih machen, um. den Fürstenstuhl lauge vakant zu halten. Am 29. Juni erschienen nachstehende Proclamationen:

„Nachdem die Rebellen in der Nacht zwischen dem 28sten und 29sten d. M. auf die erhaltene Nachricht, daß die Truppen der beiden Höfe der u zarainen und der Schußmacht sich unseren Gränzen nähern, die Hauptstadt sogleich verlassen haben, so becilen wir uns, diese gute Nachricht allen Einwohnern des Landes bekannt zu machen und ihnen zugleich anzuzeigen, daß im Ein- vernehmen mit den Herren Bojaren, welche sih in der Hauptstadt befinden, alle Maßregeln zur Aufrechthaltung der öffenilihen Ruhe getroffen worden sind. Bei dieser Gelegenheit werden zugleich sämmtliche Einwohner aller Klassen und Stände ersucht, die Befreier des Landes mit Gefühlen der Dankbarkeit und Liebe zu empfangen,

Den 29, Juni 1848,

Neophit Metropolit von Ungrovlachia. Die Kaimakamiêè des Fürstenthums Wallachei.

„Da in Folge des allgemein bekannten Ereignisses vom 11. Juni Se. Durchlaucht der Fürst Georg Dem. Bibesco dur seinen Ucbertritt über die Gränze in die österreichischen Staaten ausgenprt hat, das Land zu regieren und wir nah Vorschrift des organischen Reglements Art, 18 das Ruder der Landes-Negierung ergriffen haben : \o- wird dieses allen Ein- wohnern und zugleich allen denjenigen Beamten, welche keinen direkten Theil an dem Umsturze der bestehenden Regierung genommen haben, bekannt geck macht, damit fle zurücffommen und die Stellen wieder einnehmen mögen, welche ihnen von dem Landesfürsten anvertraut wörden sind.

Ban Theodor Wacäreseo, Emanuel Balliano.

Bucharest, den 29, Juni 1848/

Während diese beiden Proclamationen erschienen, blieb die ganze Regierungsgewalt unthätig, weil die ihren Posten wieder eitnehnmén- den früheren Beamten größtentheils der Kaimakainie nicht gehorchen wollten. Und so ging der ganze Tag des 11, Juli verloren, welchen der Metropolit und die Bojaren hätten benugen sollen, die öffentlich Gewalt in ihren Händen sier zu stellen. Die folgenden beies P clamationen zeigen wieder, daß sih der Metropolit ganz i N : walt der Faction befindet. E O

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Alles, was m d, M die provisorische rung j ebellen bezei worden ist, widerrufen wir heute auf den U! in Allem, und bestätige und besasge E