1848 / 95 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

; : orits i Leue erklärt ung über die Minoritäts - Erahten geschritten. S Erla at! pier feinen Grund jur Na iti rechen. ) L e 2 e on Franfreab. Es ist gegen die Grundsäße a irg Rechts, neben der That noch die inneren Motive, wie man bei p E tischen Verbrechen verlangt, auf;ufassen. Es ist, zumal für die An- gehörigen der Getödteten, einerlei, ob eine Tödtung aus politilhen oder anderen Gründen erfolgte, z. B. des Raubes wegen. Schel- ler vertheidigt die Minoritäts - Erachten. Die körperliche Züchti= gung tödtet die dem Menschen angeborene Ehre. Von allen Grün= den für Aufhebung der Todesstrafe ist dem Redner der wichtigste, daß kein Mensch berechtigt ist, dem anderen au nur cine Minute seines Lebens, welche er zur Vorbereitung für das Jenseits benußen fönnte, zu enziehen. Die Nothwendigkeit der Abschreckung, die man für die Todesstrafe anführt , ist niht darzuthun.- Die Folter, die man eben so früher für nöthig hielt, ist als Barbarei gefallen, England hat die Todesstrafe, die früher dort sehr häufig war, ohne Nachtheil bercits sehr beschränkt. Arndt is für Beibehaltung der Todesstrafe bei politischen Verbrechen „.- welhe doch nur für die Anstifter und für diese mit Recht zum Unschädlihmachen wird ange= wendet werden, Spaß verlangt Abschaffung auch der Strafe des Prangers und der Brandmarkung. Jordan aus Marburg: An die Stelle der früheren Strafzwecke soll Besserung treten ; der Verbrecher ist als Verirrter zu betraten, darum weder entehrende Strafen, noch die Todesstrafe, welche die Besserung unmöglih macht. Es kann sich nur fragen, ob die Bestimmung wegen Aufhebung der Todcsstrafe in die Grundrechte gehört. Es is zu bedenken, daf in der Volksbildung von ganz Deutschland noch nicht alle Bedingungen für die Auf- hebung der Todesstrafe vorhanden sind. Roßmäßler: Der in Verhandlung stehende Gegenstand i der wichtigste, wel- her bis jeßt verhandelt worden ist. Nach der Aeußerung Manches scheint es, als ob eine Bestimmung über das Lben nibt in die Grundrechte gehörte. Jn dem Entwurf is kein Wort darüber gesagt. Die Wohnung ist für unverleßlih erklärt; aber die Wohnung des Menschengeistes i nicht unverleßlich. Nehmen wir nicht aus dem Poli= zeistaate in den Rechtsstaat die Todesstrafe hinüber. Die Todesstrafe verfügt über etwas, worüber der Mensch als sein Eigenthum nicht: verfügen darf, Die Todesstrafe wäre als Nothwehr nur gerechtfer= tigt, wenn der Staat zu dem Verbrecher sagen könnte, daß er Alles für seine Erziehung gethan hätte, und daß.das Verbrechen nur des Verbrehers Schuld sei. So weit ist der Staat aber noch lange nicht. Es giebt in meinen Augen kein \chauderhafteres Recht, als das der Begnadigung, wo der Richter auf Rehnung desselben seine Hände in Unschuld wäsht. Wollen Sie nicht in den Grundrechten einen Leib ohne Herz hafen, so schaffen Sie die Todesstrafe ab. Vo -= gel von Dillingen erklärt sich für Abschaffung der Todesstrafe für politische Verbrehen; deun der Begriff des politischen Verbrechens ist wehselnd. Jm Uebrigen is die Todesstrafe, wie jeßt das Volk noch ist, nicht abzuschaffen, Behr gegen, von Buttel für Ab= shaffung der Todesstrafe, Schluß der Sißung 2; Uhr. ———_—————

Preußen. Berlin, 6, Aug. Des Königs Majestät haben gestern in Bellevue den Vortrag des Minister-Präsidenten von Auers- wald entgegengenommen,

__ Stettin, 4. Aug. (Stett. Ztg.) Gestern feierten die Frei= willigen und die Krieger aus den Jahren 1813—15 hier ein Erinne- rungsfest, welches si{ch in seinem Verlaufe großartig zu einem wahren Volksfeste gestaltete. Gegen fünfhundert alte Vaterlands - Vertheidi- ger hatten sich im Schüßenhause vereinigt, um die dankbaren Gesin- nungen einer unwandelbaren Liebe und Treue gegen den König und Sein Haus dur eine kamerad\chaftliche Feier zu erfrischen und that- sählih nah bestem Vermögen in neuen Strömungen auf die umge- bendeu Lebenskreise überzuleiten. Nachdem der Festredner unter dem großen Himmelsdome und dem Laubdahe schöner Linden in einer längeren Ansprahe an die Kameraden - den Sinn und Zweck des Festes dargestellt, als die rechte Feststimmung die Wehmuth angegeben und mit einem Hurrah, Sr. Ma- jestät dem Könige dargebraht, geschlossen hatte, ordnete sih die Versammlung in dem großen Saale des Hauses, um Se. Königl. Hoheit den Prinzen von Preußen zu erwarten, welcher bei seiner Anwesenheit in der Stadt das Fest durch seine Gegenwart zu ver- herrlichen auf das ehrerbietigste durh das Fest=- Comité eingeladen war, Bald nach 6 Uhr erschien der Prinz in Begleitung seines Soh= nes, des Prinzen Friedrich Wilhelm Königl. Hoheit. Er wurde von einem der Ordner in einer so ehrfurchtsvollen als herzlihen Ansprache angeredet und gebeten, sich selbst im Kreise der alten Krieger durch eigene Anschauung zu überzeugen, wie in den Pommern der alte gute Sinn noch nicht erstorben sei, vielmehr in verjüngter Kraft auf= strebe, um in der von Sr. Majestät genehmigten neuen staatlichen Verfassung das Höchste und Herrlichste für den Thron und das Va- terland mitgestalten und verwirklichen zu helfen. Der Prinz erwiederte hierauf in der freundlisten, leutseligsten Weise, daß er si freue, in dem Kreise von Männern zu sein, die ihre Liebe zum Könige und Baterlande längst {on bewährt hätten, deren eben wieder ausge- sprochene Gesinnungen er mit dem größten Wohlgefallen entgegen=- nehme, um bei Sr, Majestät der beste Verkündiger derselben zu sein. Es sei dieser Verein der pommerschen Krieger der erste im Vaterlande, und möge derselbe auf immer das \{chöne Vorbild der Ergebenheit,

der treuen Anhänglichkeit an den Thron, der unwandeibaren Liebe zum

Hatttlanbe bleiben, Se, Majestät wolle die Wiedergeburt des Va-

erlandes n emer neuen staatlichen Verfassung, aber derselbe wolle

au , daß in demselben forthin wieder Ordnung und Recht, Gesetz und Gehorsam walteten. Er danke auf das herzlichste für die Liebe,

E nd Freude, mit welcher er hier, so wie gestern in

tige Ta lee Mie empfangen worden sei, und bedauere, daß der heu-

g 9, ür ihn und die ganze Königliche Familie nicht ein Tag

der lauten Freude, sondern der stillen Wehmuth \ci, ihn behindere,

an dem Festmahle der Kameraden Theil nehmen zu können, Er

bitte, die Gesinnungen, welhe ihm hier fundgege i

zu pflegen, und {loß auf die Entgegnung Ks M I daß der Kameraden Wahlspruch bis in den Tod bleiben würde: „Mit Gott für König und Vaterland!“ mit einem Hurrah auf däs W hl Sr. Majestät und das Vaterland, in welches die Kameraden mi U größten Begeistérung ciustimmten. Hierauf ging A

der Prinz durch

den Saal und unterhielt sich auf das freundlichste

ei s L und i mit vielen einzelnen Kameraden, bis er etwa nah einem dalbi Ne

gen Aufenthalt mit nochmals dankendem freundlichen Abschiede die

ersammlung verließ. Jeßt hielten die Kameraden unter de G tritt friegerisder Musik einen feierlihen Umzug durch 8 ain Garten und begaben sich dann an die im Freien gedeckten afeln wo die aus voller Seele ausgebrachten Trinksprüche auf Se. Maje- stät den Bes des Prinzen von Preußen Königl. Hoheit, das Va terland, Se. Exzellenz den General von Wrangel und die unter ihm in Schleswig kämpfénden, tapferen Kameraden den Frohsinn bis zum

Höhepunkte steigerten. Als für die armen, alten Krieger reihlih ge-

le war, wurde dle Tafel aufgehoben, und nun mischten sih die Angehörigen, so wie eine außerordentlich große Zahl anderer Mitfeiernden, unter die Kameraden, und es steigerte sih die Feier bei

sammelt wor

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neuernden Umzügen durch den Garten und den Saal, bei dem Trans- parent Sr. Majestät des hochseligen Königs vorbei, zu dem großar- tigsten, frohesten Volksfeste, welches, vom \{önsten Wetter begünstigt und dur keine Störung getrübt, bis nah Mitternaht währte.

Jhre- Königl. Hoheit die Frau Prinzessin von Preußen besuchte gestern die drei Kinder-Bewahranstalten in der Stadt.

Zu. der gestern vor Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Preu- ßen stattgehabten Parade der hiejigen Bürgerwehr hatten sich auch circa 25 Mann dèr stargardter Schüßengilde mit ihrem Führer an der Spibe hïer eingefundea, um an derselben freiwillig Theil zu ueh- men. Dieselbên würden von der hiesigen Schüßen-Compagnie kame- radschaftlih empfangen und gastlich aufgenommen. Am Abend fuhren die Mannschaften, von der hiesigen Schüßen - Compagnie mit Musik bis zum Tohnhois begleitet, auf der Eisenbahn wieder nah Star= gard zurück.

Ihre Königl.“ Hoheiten die Frau Prinzessin von Preußen und der Prinz Friedrich Wilhelm sind heute Vormittag mit dem Dampf- schiffe „der Adler“ von hier nah dem Bade Heringsdorf abgereist,

Stralsund, 2, Aug. Auf den in diesem Jahre im fstralsun- der Regierungs-Bezirke abgehaltenen Remonte-Märkten wurden zum Verkauf gestellt 777 Pferde, gckauft wurden 175 füc die Summe von 17,866 Rthlr., der gezahlte höchste Preis war 160 Rthlr., der Durchschnittspreis circa 102)- Rthlr.

Oesterreich. Wien, 4. Aug. (Wien. Ztg.) Zufolge eines dem Kriegs-- Ministerium mittelst Staffette zugekommenen Be- rihtes des Feidmarschalls Grafen Radeßky aus dem Hauptquartier Cigognolo (bei Cremona) vom 309. Juli d. J. hat derselbe in zwei Kolonnen bei Jsola Dovarese und Caneto ungehindert mit 3 Armee- Corps den Ogzlio überschritten. Das Ate Corps wurde von Mar= caria über Bozzeio bis Salarolo vorgezogen. Das 1ste, 2te und Reserve - Corps nahmen Stellung bei Gadesco und S. Ambrogio, nur 2 Miglien herwärts Cremona, vor welcher Stadt noch feindliche Truppenkörper aufgestellt waren. Am Morgen des 30sten wurden von unseren Truppen dem Feinde in einem kleinen Vorposteugefrchte 1 Kanone und 4 Muuitionskarren abgenommen.

Wien, 2; Aug. (Bresl. Ztg.) Zur Begutachtung der Con- stitution hat der Reichstag einen Ausshuß von 27 Mitgliedern ge- wählt, und zwar für Niederösterreih Fishbof, Violand und Gold- mark; für Ober-Oesterreih Fischer, Losser und Valam; für Steyermark Miklosih, Kreinz und Cavelvabo; für Jliyrien Krutschitsch, Scholl und Ambrosch; für Tyro! Tumko, Roß und Dretshner; für das Küstenland Gomiu, Gobbi und Medonizzoz für Böhmen Palaczky, Pinkos und Rieger; für Mähren und Schlesien Meyer, Hain und Trifalik und für Galizien Smolka, Jachinowitsch und Ziemialkowski.

Nachdem vorgestern Morgens der Palatin mit seinen ungarischen Ministern nah Ofen zurückgekehrt war, hat Abeuds auh der Banus von Croatien, Jellachich, seine Rückreise nah Agram angetreten. Es ist in der fkroatisch - ungarishen Frage nichts Definitives zu Stande gekommen.

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 3. Aug. (Börs. H.) Die provisorische Regierung hat cinem zum Zwecke der Anlegung ei- nes Marine - und Handels - Kanals von Eckernförde über Schleswig nah Husum zusammengetretenen Cömité die Befugniß ertheilt, die zur Vorbereitung des Unternehmens nöthigen Nivcllirungen vorzu- nehmen.

Apenrade, 3, Aug. (BVörs. H.) Heute um die Mittags- zeit kam von Norden her durch einen schleswig-holsteinishen Drago- ner die Nachricht ins Hauptquartier, daß die Schweden von Fühuen abgezogen und nah Schweden zurückgekehrt seien. Man vermuthet, daß diese Nachricht von einem aus dem dänischen Hauptquartier zu- rücgekehrten preußischen Offizier, der einen dänischen Offizier zur Auswechselung dahin gebracht hatte, herrühre.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 4. Aug. (O. P. A, Z) Gestern Nachmittag legten die Hauptstraßen unserer Reichsjtadt wie- derum ihren festlichen Schmuck an, die deutshen Fabnen wehten von den Fenstern und den Giebeln herab, und eine unüberschbare Men- schenmasse wogte in froher und festlicher Stimmung auf dem Römer: berg, der nenen Kräme, Zeil, Fahrgasse und jenseits des Mains in Sachsenhausen. Alles war zum feierlihen Empfang des Erzherzogs- Reichsverwesers, seiner Gemahlin und des Sohnes beider, des jungen Grafen von Meran, gerüstet, Die hochverehrten Reisenden hatten ihren Weg über Aschaffenburg genommen und mußten deshalb Sach- senhausen passiren, Schon von 5 Uhr Nachmittags an standen dort die Jungfrauen dieses Stadttheiles in weißen Kleidern, Eichen- kränze in den Haaren, {warz - roth - goldne Schleifen an der Brust und Blumensträuße in der Hand, in langer Reihe, der sehnlih Erwarteten harrend. Jn Frankfurt selbst aver {uf sich unlerdeß auh wieder ein Bild wie am 11, Juli. Alle Fenster bis unter das Dach, alle Balkone, Brunnen, Kutschen u. st. w. mit Schaulustigen beseßt. Vom Kaisersaal her zogen an tausend Jung- frauen in demselben {önen Festshmuck wie in Sachsenhausen, weiße Kleider, Eichenkränze und Blumensträuße mit deutschen Stlei= fen über die Zeil vor den russischen Hof und stellten sich dort in langer Reihe auf bis vor und in den russischen Hof hincin und die Treppen hinauf bis an die Thüren der bereit gehaltenen Gemächer. Und die ganze Reihehielt einander verbunden dur lange Gewinne von Cichenlagub, Daß aber die schöne, blühende, lebensfrishe Doppelreihe der Jungfrauen nicht von dem Andrang der auf- und niederwogenden Massen von Schau- lustigen behelligt werde, bildeten tie Schußwehrmänner der zwölf Quartiere eine zweite Reihe mit Armbiuden in den frankfurtischen Farben und heute zum erstenmal mit s{hwarzen calabresischen en, von welchen über die deutsche Kokarde Federn herabwallten. Das Auge suchte umsonst einen Ruhepunkt in dem Festgepränge. Indessen ließen die Gefeierten lange auf sich warten.” Erst um halb 9 Uhr Abends donnerten und knatterten die Freuden- und Sigualschüsse von Oberrad und den frankfurtsczen Landhäusern her, die Herankuuft des Erzherzogs und seiner Familie verkündend. Mit klingendem Spiel zog das Musik - Corps der genannten Dorfschaft dem Wagen voran. Lauter Jubelruf und Freudenschüsse nahm die Ankommenden am Aschaffen- burger-Thor in Emgfangz der Wagen mußte eine Weile halten. D'eJung- frauen Sachsenhausens begrüßten hier die Gemahlin des Erzherzog-Reichs= verw sers mit einem s{hönen Gedicht, welches eine derselben, nachdem sie es gesprochen, der gefeierten Dame, auf Atlas gedruckt, überreichte. Die= ser Gabe wurde als ein Andenken an diesen s{önen Tag ein Album angefügt, welches auf {warz - und rothsammtnen goldbefranzten issen eine andere Jungfrau im Namen ihrer Schwestern der Frau Gräfin von Brandhof übergab, Und nun fuhr der Wagen langsam weiter durch die festlih bewegte Masse, dur die mit Laabgewinden geshmüdckten Straßen und von dem unausgesehten Jubelruf begleitet : „Anna und Johaun hoh!“ Vorauf dem Wagen des Reichsverwe- sers und seiner Familie zog nun außer dem Musifcorps vou Ober- rad das shóne Schüßencorps von Sachsenhausen. Unter be- ständigen Freude- und Hochrufen fuhr der Wagen dann über die Brücke, durch die Hauptstraßen unserer Stadt und lenkte endlich in die Zeil ein, wo dur die improvisirte Jllumi=

der Abbrenuung eines kleînen Feuerwerks und bei den immer sih er-

nation mancher Häuser, die Gaslaternen und die Wachs-

| fadeln in

den Händen der zum Empfang bereit stehenden Jungfrauen die Nacht zum Tag erhellt war. Auch hier wie in Sach= senhausen ein Wehen mit Tausenden von Tüchern, ein Regen vou Blumensträußen, festlihe Begrüßung, begeistertes Hochrufen von Tau= senden. Halb 40 Uhr war es geworden, bis die Gefeierten in dem russishen Hof anlängten. „Jch habe euch versprochen, mitzubringen mein Theuerstes, Weib und Kindz da habt ihr sie!‘ so etwa lau=- teten die ersten Worte, die der Erzherzog-Reihsverweser auf die fest- lihe Begrüßung erwiederte. Und vom Balkon des russischen Hofes herab sprach er zu der unten laushenden Menschenmenge : „Jch danke Euch, liebe Frankfurter, meinerseits und im Namen meiner Frau; mehr vermag ich nicht zu sprehenz ih bin zu sehr gerührt.“ Wie- derholtes Hochrufen erwiederte diese einfachen shlihten Worte. Erst in den leßten Stunden des gestrigen Freudentags zerstreuten sich die Tausende der Festtheilnehmer.

w Ausland.

Desterreich. Pesth, 1. Aug. (Bresl, Ztg.) Gestern Abend sind der Erzherzog Stephan aus Wien und der Premier= Minister Graf Ludwig Batthyany aus Jnnsbruck hierher zurüdckge= kehrt, Die unter den Auspizien des Erzherzogs Johann gepflogenen Unterhandlungen über die illyrishen Angelegenheiten sind ohne Er=- folg geblieben,

Frankreich. National - Versammlung, Sihung vom 3, Aug. Das Gerücht, daß Bauchart's Bericht über die Untersu- hung der Mai = und Juni- Ereignisse die Verhaftung Caussidière's, Louis Blanc?s und Anderer nah si ziehen könnte, hatte alle Pläße gefüllt, als Marrast die Sihung um 15 Uhr öffnete, Montalembert legt eine Bittschrift nieder, in welcher der Patriarch von Jérusalem um Schuß des heiligen Grabes bittet. Dicse Bittschrift wurde dem Grafen vom Papst Pius IX. zugestellt. Man glaubt, sie werde spä= ter an den Minister des Auswärtigen überwiesen werden, um die ge- eigneten Maßregeln zu treffen, Bauchart besteigt die Rednerbühne. Präsident Marras sordert die Versammlung auf, der Vorlesung des Berichts über die Mai=- und Juni = Ereignisse die größte Aufmerksamkeit zu schenken, da dessen Anträge auf Ergrei= fung neuer gerichtliGer Maßregeln lauteten. (Aufsehen.) Bau- chart beginnt demnächst die Vorlesung des voluminösen Aftenstücs nebst seinen zahlreihen Beilagen. Den“ Anfang bilden die Dekrete, welche die Einleitung der Untersuchung anordnen, Diese sei eine politische, feine gerichtlihe. Ursprünglich nur durch die Juni= Jnsurrectiou hervorgerufen, sei sie auf die Mai-Ereignuisse ausgedehnt worden. Die Verhöre seien leiht von statten gegangen, dennoch hätten viele Zeugen große Behutsamfeit au den Tag gelegt, und viele hätten sich nur durch die Schrecken der Juni - Revolution zu Geständnissen bewegen lassen. Der Bericht entwirft eine Schilderung des ‘Charafters der Erstürmung der National - Versammlung am 15. Mai, beleuchtet den Einfluß der Luxembourg - Kommission und ihrer beiden Vorsteher, Louis Blanc und Albert. Er nennt den Charâfter jenes Sturmes cher einen politischen, als sozialen. Die Juni-Revo- lution sei dagegen entschieden sozial, der Ausbruch der im Luxembourg gepredigten Lehren. Die Kommijjiou habe streng nachge- forst, ob einzelne Mitglieder der Februar - Regierung fih an den Ereignissen indirekt betheiligt, oder ob Anhänger der gestürzten Mo- narchie in diese\ben verwidelt. Die Kommission habe keine direkte Verbindungen gefunden z selbst nicht einmal sichere Spuren seien vor- handen. Die sozialistishen Lehren im Luxembourg, die von der pro= visorishen Regierung in die Departements entsendeten Kommissarien, die Häupter der Klubs und vorzüglich die aus den geheimen Geldern des Ministeriums des Jnnern besoldeten Agenten seien die wesent- listen Urheber jener Ereignisse. (Eistaunen.) Ledru Rollin protestirt durch einige Worte. ,, Der ehemalige Minister des Jnnern, Herr Ledru Rollin ‘“‘/, fährt Bauchart fortis „Mad gegen obige Angaben protestirt; aber wir haben uns nur zu sehr von dem Einflusse der üm Ministerium des FJunern mit George Sand's Hülfe redigirten Bülletins überzeugt.“ Die Be- waffnung der Fremden = Legio.ea gegen Belgien aus den Arfsenalen der Republik beweise niht minder die geheime Hand der provisori= {hen Regierung, in deren Schoße dieserhalb sogar heftige Mißhellig= keiten ausgebrochen, worüber der Referent das Zeugniß Arago?s vor- liest, Prinzipiell s{ eibt die Kommissiön abei mals den im Luxembourg gepredigten Grundsäßen den verderblichsten Einfluß zu. Die Berichte des Moniteur hâtten bei weitem nicht Alles veröffentlicht, was bei den dortigen Verhandlungen gesprochèn worden, (Louis Blanc: Jch verlange das Wort!) Viele Stellen seien unterdrüet=—nud den Schnellschreibern, welhe die Kommission eidlih verhört habe, die Wei- sung gegeben worden, die heftigsten Säße wegzulassen. Daß selbige einen Klassenkampf hervorrufen mußten, haben die Maí=Exzesse deut- lich bestätigt, Die Gründung eines Ministeriums des Fortschritts oder der Arbeit, für Herru Louis Blanc wohlverstauden, habe den Arbeitern den Kopf veidrebt; die Privat-Judustrie zutö®ten und denStaat an die Spibe der Production zu stellen, sei ein Grundsaß, den die National-Ver= sammlung mit Recht bekämpft habe. Der Referent theilt eiuige hier= auf bezügliche stenographische Notizen mit, Die National-Versamm- lung sei den Arbeitern als ein Körper dargestellt worden, vou dem die Arbeiter nichts zu hoffen hät:en, daher der Eifer dec Klubs ge- gen sie, daher die Erstürmung des Saales am 15. Mai. Zwei Nes präsentanten seien beweislih fompromittirt, Der Bericht euthält die Handschriften Caussidière's und Louis Blanc's. (Lärm und Unte:brehung vom Berge.) „Marschiren die Repräsentanten“, heißt cs in einem dieser Haudbillets, „nit der Republik gemäßz stellen sie sich auf Seite dieser verstockten Bourgeois, so haben wir doch die Arbeiter für uns, und es werdrn troß aller Bürgerwehr cinige Züazdhölzchen genügen, um ein Autodafé für sie zu bereiten.“ (Sensation.) E R fanden im Ministerium des JIunern statt, an e Eu L Rollin, Louis Blaue, Caussidière, Blanqui und Flotte Theil rahmen, Aus diesen Versammlungen gingen die National-Werkstätten hervor. Die Demonstration des 15, April ward hierin ebenfalls besprochen. Dies wird durch Lamartine's Aussage erhärtet. Derselbe habe die= sen Tag als ersten Bruch der Mitglirder der provisorischen Regierung bezeichnet und Louis Blanc und Ledru Rolliu die Verantwortung zu= geschrieben. Unter dem Siegel des Ministeriums des Junern seien die aufrührerishen Schriften, Plakate und Journale Ph aus Paris in die Departements versandt worden. (Lärm zur D en.) Der Redner scheint ershöpff. Die Sibung wird [Wv eine Viertel= stunde suspendirt, Lebhafte Gruppen bilden si Un Louis Blanc unb Caussidière auf dem Berg. Ledru Rollin und Lamartine sprechen ebenfalls mit einander. Bauchart nimmt seinen Vortrag wieder auf und beginnt eine Schilderung des Klub der Klubs, wie sich Sobrier im Hotel der ehemaligen Civilliste in der Rivolistraße installiïte, dann die Waffenlieferungen, die Beschlagnahme von Briefschaften und An- deres. Jhm schreibt der Bericht die Urheberschaft der Ereignisse des 45, Maï zu. Aus ihm wird die Schuld Louis Blanc's und Cau'si- dière's am shlagendsten nahgewiesen. Auf diese Details stüht der Bericht scine Anklage gegen die beiden Repräsentanten. Die Vor= lesung dauerte unter immer gesteigertem Lärmen und Unterbrehungen bis halb 6 Uhr. Der Bericht trägt indirekt auf gerichtliche Verfol-

gung nachstehender Repräsentanten an: 1) Caussidière , 2) Louis Blanc, 3) Ledru Rollin und 4) Proudhon, und \Hhließt mit der Ver- sicherung, daß die Regierung das volle Vertrauen der National- Versammlung besiße, Eine große Aufregung folgte der Vorlesung dieses Berichts, Der Abdruck derselben nebst allen Beilagen wird verordnet, Ledru Rollin erhält das Wort. Jn fester Hal- tung beginnt er eine Kritik des Berichts und fordert deu Verfasser auf, ihm auch nur ein einziges Aktenstück zu zeigen, das verräthberi= {her Natur wäre und seinen Namen trüge. Ec könne, sagt er, die- sen Bericht nur mit der berüchtigten Arklage-Akte des Thermidor vergleichen, sonst sei ihm nichts Aehnliches in der Geschichte bekannt. Die Versammlung müsse konsternirt sein. Er geht darauf alle im Bericht bezeichneten Epochen durch und weist speziell nach, daß er es gewe- sen, der in der Mai-Katastrophe zuerst den Befehl zum Generalmarsch gege- ben habe. Die Redemachte lebhaften Eindruck,(Changarnier will das Faktum wegen des Generalmarshschlagens berichtigen oder gar in Abrede stellen. Marrast erklärt, daß Ledru Rollin zu ihm geeilt sei und in seiner Gegenwart formellen Befehl zum Appell gegeben habe. (Sensation,) Derselbe sei ober beim Generalstab auf Hindernisse ge- stoßen, Louis Blanc versichert von neuem, daß er die Mai- und Junt - Bewegungen nicht für legitim gehalten und durchaus feinen Theil darau genommen, Er sei unschuldig. Proudhon sprach nicht. Statt seiner las Maurey eine Ecklärung ab, daß Proudhon keinen materiellen Theil an den Mai-= und Junistürmen genommen habe,

H Versammlung ging um 64 Uhr in großer Gährung aus cin- ander,

Paris, 3. Aug. Der Moniteur bringt heute ein Dekret Cavaignac's, das die Repräsentauten Roger, Vice-Admiral Cécille und Montrol, ferner den ehemaligen Deputirten Ternaux Coinpans, den Contre-Admiral de Hell, Henn Levasseur, Gesaudten in Mexiko, Herrn Mestro, Kolonial - Direktor , Herru Roquemaurel, Divisions= Chef im Mariue - Ministerium, und Herrn Barbaroux, ehemaligen General - Prokurator auf der Insel Réunion (Bourbon), zu Mitglie-= dern einer Kommission erneunt , die der Exekuti2gewalt vo1 schlagen foll Ana welchem Ort und auf welche Weise die Theilnehmer an dem Zuni-Ausfstande am zweckmäßigsten zu transportireu seien,

“lus Jtalien sind eine Menge Depeschen eingegangen. Nach Guerrieri trafen Albert Ricci aus Turin und Amalsi aus Venedig bei Cavaignac ein, Dem Journal des Débats zufolge, dränge das turiner Kabinet jeßt selbst auf Jutervention, tie es bisher abge= wiesen, Doch fügt dies Blatt hinzu, es wisse niht, inwieweit die hierüber verbreiteten Gerüchte begründet seien, Eben so sei es noch bloßes Gerücht, daß in Turin selbst Unruhen ausgebrochen wären. Amalsfi aus Venedig soll dem General Cavaignac erklärt haben, daß Venedig unfehlbar wieder in die Hände Oesterreichs zurüc{salle, wenn grankreih sih nicht ins Mittel lege.

Das Schreiben, welches A. Huber, der Hauptbetheilig'e bei dem Attentate vom 15, Mai, an die Untersuhungs-Kommisiou gerichtet, wird vom heutigen Journal des Débats vollständig mitgetheilt. Es entlehnt dasselbe der Reforme, an welche Huber sein Schreiben eingesandt hat, aus welchem übrigens hervorgeht, daß erx nicht im Gefängniß sit, sondern sich bis jeßt noch der Verhaftung zu eukzie- hen gewußt hat. Er macht nun ia diescm (gestern erwähnten) Briefe von seinem unbekannton Aufenthaltêorte aus zugleih das Anerbicten, sich gestellen zu wollen, falls man die Gefangenen in Vincennes, die er für unshuldige Opfer erklärt, freilasse.

Der Vorsißende der zur Prüfung der Gesundheits = Verhältnisse der Arbeiter niedergescbten Untersuchungs-Kommission, Herr de Vo- gué, dringt vor allen Dingen auf Anlage besserer, eigens für die Arbeiter zu bestimmender und steuersrei zu lassender Gebäude.

Ludwig Mieroslawski ist vorgestern. in Paris eingeti: ofen.

In Bezug auf die Abstimmung über Proudhon’s Voischlag liest inan noch im Messager: „Eine beträchtliche Anzahl der Abgeord-= neten des „Berges“ waren abwesend, aber die hervorragendsten Mán- ner der Berg - Partei stimmten gegen den Vorschlag, unter diesen Etienne Arago, Louis Blanc, Bouvet, Carnot, Caussi. iè1e, Charton, Considérant, Coralli, Crépu, David v. Angers, von Ludre, Didier, Doutre, Hauréau, J. von Montry, Jean Reynaud, Lagrauge, Larabit, Ledru Rollin, Mathé, A. Mie, Olivier, Pegot-Ogier, Perdiguier, Quinet, Raynal, Marc Solier, Vignerte und Xavier Durieur. Unter den Abwesenden ha- ben wir anzuführen: Audry de Puyraveau, Bac, Gerdy, Quiz1ard, Joigneaux, Joly der Aeltere uud der Jüngere, Lignier, Martin von Straßburg, Martin-Beruard, Mathey, Mathieu von der Saone und Loire, Menant, Pelletier, Pierre Leroux, Pyat, Reuaud, Lagardctte, Sarrut und Subervic.““

Der Vorschlag, daß die National-Versammlung sih am 25sten d, einen Mouat Ferien machen solle, siudet, dem Messager zufolge, viele Gegner, und man hält es für wahrscheinli b, daß keine Verta- gung stattfinden, sondern sofort zur Diskussion der Verfassung ge- schritten werden wird.

Die Anklagekammer des pariser Gerichtshofes hgt deu Ge- schäftsführer des Peuple conustituant vor die Assisen gestellt, weil dies Blatt in seiner leßten Nummer einen Artikel enthalten, welcher das Volk zum Hasse ‘und zur Verachtung der Regierungs- gewalt ausgereizt habe, und der mit den Worten endet: „Schweige Volk !‘’ und weil es in einem zweiten Artikel zu einem Regierungs- wechsel, mithin zum Vürgerkriege, in derselben Nummer vom 1lten Juli aufgefordert habe.

Die großen Möbel-Fahriken des Faubourg St. Antoine, welche so viele Tischlergesellen, besonders Deutsche, beschäftigten, steheu üde und verlassen. Die Gesellen, sowohl einheimische, a!s Fremde, wan= dern fast alle nah England, von wo ihnen große Versprehungen gemacht werden. Maubeuge und die umliegenden Hochöfen beschäf tigten bisher über 40.0 Arbeiter, Alle diese Arbeiter sind jeßt mit eincmmale brodlos, Die Juhaber jener Hüttenwerke hatten anu die Ministerien der öffentlichen Arbeiten Frankreichs und Belgiens ge.- schrieben und sh angeboteu, zum Kosteupreise zu arbeiten, um nur die Arbeiter vor der größten Noth zu bewahren, allein die Bestellungen bleiben denno aus, Die Baumwollenweber und Spinner des Loire- thales haben sich an den Minister des Ackerbaues und Handels ge- wandt, um die nöthigen Fonds zur Gründung von gegenseitigen Associationen zu erlangen, ohne welche sie untergehen müßten,

Großbritanien und Jrland. London, 2. Aug. Die Minister versammeln si jeßt täglich im auswärtigen Amte zu einem Kabinetsrath. Auch heute fand ein solcher statt.

Der Globe, das ministerielle Organ, enthält an der Spige seines heutigen Blattes folgende halbamtliche Mittheilung. Wir ver= nehmen, daß König Karl Albert sich an die französische Regierung gewandt und um eine bewaffnete Jntervention in der piemontesischen Frage gebeten hat. Und wir freuen uns, im Stande zu sein, mit- zutheilen, daß die französishe Regierung, im wahren Geiste des Frie= dens handelnd, das Ansuchen abgelehnt hat, in der Hoffuung, daß glücklihe Unterhandlungen den gegenwärtigen Streit zwischen Oester-- reich ET Ban rien beilegen werden,

ie Verhandiungen in der gestrigen Sibung des Unterhau- ses betrafen der Hauptsache nach die antra e. a genehmigte das Haus die Bestimmungen einer kleinen Bill der Re- gierung zur besseren Regulirung der Flußdampfschifffahrt, Es ist dies

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eine polizeiliche Maßregel, welche dur die unbeschränkte Konkurrenz der Passagier-Dampfschiffe auf der Themse zur Sicherheit der Per- sonen und des Eigenthums nothwendig gewotden und hauptsächlich gegen die Ueberfüllung der Dampfschiffe gerichtet ist, Für die See- Dampfschiffe besteht son lange cin ähnliches Gesez, Was die kirch- liche Frage anbetrifft, so stellte Herr Horôman einen Autrag auf Erlaß einer Adresse an die Köuigin, worin Jhre Majestät gebeten werden soll, den ganzen Zustand der Landeskirche, so weit die zeit- lien Güter derselben in Betracht fommen, in Erwägung zu zieben, eine Untersuchung des vollen Werthes alles kirchlichen Grundeigen= thums zu veranlassen und solche Maßregeln anzuordnen, wonach das Einkommen der Kirhe nußbringeuder für die religiöse Erziehung des Volkes verwendet werden soll. Jun der weiteren Motivirung seines Autrages {lug Herr Horêman das jährliche Einkommen der Kirche auf 5 Millionen Pfo. an, welche überdies durch gute Verwaltung um 1 Million vermehrt werden könne. Die gegenwärtige Vertheilung sei durchaus ungerecht und nachtheilig, denn in keinerKirche gäbe es so reiche und so arme, so gelehrte und unwissende, so fromme und mit so viel Heiz denthum umgebene Geiftlihe, Nach einer Afte unter Karl 11. solle jeder Pfarrer in seinem Kir{spiel eine gute Wohuung und ein Eiu= fommen von mindestens 80 Pf. haben, damals cine gute Summe. Aber gegeuwärtig stehen die Geistlihen verhältnißmäßig viel \hlech- ter. Von 10,000 Pfarrern in England und Wales wären 3454 Pfründen mit anderen verbunden. Ju 6800 Kirchspielen hätte der Pfarrer weniger als 200 Pfo. St, Einkominen, Er werde niemals ruhen, bis jeder Geistliche mindestens 300 Pf. (2009 Rthlr.) Ein- fommen erhalten. Lord J. Russell gab zu, daß manche Mißbräuche der gerügten Art in der Kirche beständen, namentlich wären die zu großen Kirchspiele ein s{limmes Uebel. Die Regierung wolle auf Maßregeln denken, dem Ucbel zu steuern; aber er bitte Herrn Hors- man, von scinem Antrage abzustehen, welcber die Regierung der Geistlichkeit gegenüter in eine „unangenehme Lage verseßen würde,

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Herr Horöman, der so, wie Sir R. Jnglis bemerkte, ohne Kampf einen Sieg erfochten hatte, zog scinen Autrag für diesmal zurück. :

Ju Jrland is noch keine wesentliche Veränderung der Dinge eingetreten. Die ncucsten Nachrichten aus Dublin von gestern Abend lauten nah der telegraphischen Depesche von Liverpool folgender= maßen: „Smith ODBrien hat heute Morgen mit 3— 4000 seiner Anhänger sein Hauptqua: tier in Killcash genommen, am Abhang der Höhen von Slievenamon, Der Lord-Statthalter hat eine Pre- clamation erlassen, worin er Jedermann warnt, Rebellen zu beher- bergen oder ire Flucht zu unterstüßen, bei Strafe des Hochver= rathes. Lord Hardinge ist angckommen und bespricht sich mit den Kiiegs-Behö1den. Pr. Cane ward gestern in Kükenny verheftet, Richard O'Gorman, heißt es, ist in Tarbert erschossen.“

Das Polizei - Amt von Dublin hat über das Treffen gegen die Insurgenten bei Boulagh folgeude Bekanntmachung erlasscu: „Wir freuen uns, der Polizei-Maunschaft anzeigen zu können, daß eine kleine Anzabl von Konstablera gestern Abend ohe militairische Hülfe un- weit Killenqgule, in der Grafschaft Tipperary, eten Augriff auf 1000 Mann matte, die unter Smith O'Brien's u:mittelbarem Befehle standen und meistens mit Feuerwassen und Büchsen bewaffnet waren, Kein einziger Konstabler ist verleßt; aber sieben R-bellen sind getöd- tet und eine große Anzahl verwundet. O'Brien's Partei lief in der größten Verwirrung davon und ward völlig zersprengt. Ungefähr eine Stunde nahher war eine große Truppenmacht zur Stelle, fand aber nchts mehr zu thun übrig.“ Der Berichterstatter der Times giebt folgende uähere Schilderung des Treffens: Den im Hause eiugeschlossenen funfzig Konstablern unter Trant zogen neunzehn Mann zu Hülfe, die, vou dem Unter-Jnspek= tor Cox geführt, von Cashel aufgebrochen waren. Die Aufstäudi- schen, welhe eben von dem Hause blutig zurückgewiesen waren, drau- gen in hellen Haufen auf sie ein. Allen voran schritt ein Mann, der eine gewaltige Pike über seinem Kopfe schwenkte und zum Angriff aufforderte. Schießt den! rief Cox den Seinigen zu. Und augen- blicklih war der Mann ins Herz getroffen und schlug vornüber wie ein Hase, der im Laufe geschossen wird. Die Menge lief aus eiu- auder, und Schüsse wurden hinter sie her gefeuert. Der Knall der Sliaten ward von ciner anderen Abtheilung von Konstablern, neun- ‘tz Mann stark, gehört, Sie liefen sogleih quer über das Feld dem S hauplaße z:, und Trant konnte sih seßt mit seiner Mannschaft aus dem Hause zurückzießen, Es gehört eiuer Wittwe, Mrß. Cormack, Sie hatte fünf Kinder in dem Hause, welche Trant und scine Genossen sich geweigert hatten, herauszugeben und als Geisel zurücvehielten. Die Wittwe suchte in ihrer Angst, daß den Kindern ein Leid geschehen möchte, DBrien, das Haupt der Rebellen, auf und fand den Köbuig von Munster in ihrem Kohlgarten aus Vorsicht auf der Erde liegen. Sie bat ihu, mit Herrn Trant idrer Kinder wegen zu sprechen, und riß ihn zuleßt beim Rockkragen. Aber Smith O'Brien wollte sich nicht hervorwzgen, Endlich kro er auf allen Vieren aus der Garienthür, Er ward aber soglei von den Leuten im Hause bemerkt, Da is ex! riefen sie und gaben Feuer auf ihn, Er rollte zurück und ward nicht mehr gesehen. Das Volk in der Umgegend is noch sehr aufgeregi, Aber General Macdonnell, wel- cher mit 1500 Maun ankam und in der Apotheke der kleinen Stadt Ballingarry sein Hauptquartier aufschlug, hat jeden Ausstund vereitelt. Jedoch der Haß blickt aus finsteren Gesichtern, und heimliche Mord- thaten drohen die Niederlage im offenen Kampfe zu rächen.

Die Nachricht von jener unerwartet raschen Entschoidung hat in Dublin und überall unter deu Verbündeten große Bestürzung hervor- gebracht, Die Klubs löfen sih auf, die Waffen vershwinden. Wie vorbereitet der Aufstand war, erhellt daraus, daß bei den zehn jun- gen Leuten, deren Verhaftung wir gestern meldeten, nicht blos Be- stallungen als Offiziere im Rebellenheere, sondern sogar {hen die grünen goldgestickten Uniformen vorgefunden wurden, mit den ver- schiedenen Abzeichen vom Obersten bis zum Fähnrich. Zwei irlän- dische Pairs und ein Bischof sind dur die in die Hände der Regie- rung gefallenen Briefschaften schwer verdächtigt. Die Aufregung ist im Lande noch groß, Aber die katholische Geistlichieit ermahnt das lid überall auf das eindringlichste zum Frieden und zur Gesehz- ichkeit.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. Juli, Ju einem Kaiserlichen Ukas vom 19, Juli an den dirigirenden Se- nat heißt es: „Zur Erleichterung der Geldumwürfe des Reichê- shabes, und um demselben die Mittel zu verschaffen, die außeror- dentlicheu Ausgaben zu bestreiten, welche zur Bewahrung der Sicher= heit der Gränzen des Reichs bei den jeßigen unruhigen Verhältuis- sen in verschiedenen Staaten Europa's nothwendig find, haben Wir auf die im Reichsrath durchgesehene Vorstellung des Finauz - Mini- sters für nöthig erkannt , eine Emission von fünf neuen Serien der Reichs - Schabbillets unter den Nummern 15 %is 19, zu 3 Millio=- nen Rubel Silber jede, auf Gruudlage des hierbei folgenden Re- glements zu gestatten, und ermächtigen den Finanz - Minister,

die beiden ersten dieser Serien, zum Betrag von 6 Millionen,

sogleich ausgeheu ¿u lassen, mit Festseßung des Anfangs des Prozentenlaufes vom 413. Juli 1848. Für bie Emission der übrigen 3 Serien wird er, nach Maßgabe des wirklichen Bedarfs, bei Uns um einen besonderen Ukas einkommen, Jndem Wir dem-

zufolge das erwähnte Reglément dem dirigirenden Senát-übermahen, Ee Wir, zur Erfüllung desselben die gehörigen Vorkehrungen zu treffen,“

Zum 27. Juli waren hier 2540 Cholerakranke in BeHandblung verblieben; es kamen im Verlaufe dieses Tages hinzu 463, gehasen 220 und starben 87 (darunter 43 in den Wohnungen). Zaun 28. Zuli verblieben 2396 Kranke in Behaudlung. Auch in Reval ist n ages ausgebrochen; am 22sten d. zählte man dort 40 Er= rankte.

Niederlande. Aus dem Haag, 2. Aug. Jn Folge dcr

(bereits geme:octen) Verwersung des Geseß-Euntwurfes über Abscaf- fung der förperlihe Züchtigung und des Braudmarklens von Seiten der ersten Kammer der Generalstaaten hat der Justiz-Minister Herr Donker-Curtius, scine Demission eingereiht, Doch is dieselbe, wie S de la Haye meldet, noch niht vom Könige angereommen worden. __ Auf eine Adresse des mastrihter Gemeinde - Raths, worin der König angegangen wird, das heutige Territorial-Verhältni ‘Lim- burgs aufrecht zu erhalten, hat der Minister Kempenaec geant xvortet, daß die Ansichten und Absichten des Königs iu Bezug auf Limburg und Mastricht sih nit geändert hätten. An der Sendung eimes der Minister in das Herzogthum könne man erkennen, welches Fanteresse der König an der Beibehaltung der Provinz nähme. Uebrigens werde der König durch Thaten beweisen, wie sehr ihm die Förderumg der wohlverstandenen Juteressen Mastrichts am Herzen liege.

Mastricht, 1. Aug. Dos Journal de Limbourg von die- sem Datum meldet: „Der Stadtrath hatte am 25. Juli eine zweite Adresse an den König votirt, betreffend die Angelegenheiten von Lm- burg und die Erhaltung seines Grundgebiets. Die Antwort Darauf, vom 29, Juli, lautet im Wesentlichen, daß die von Sr. Majestät früher gehegten und geäußerten Gesinnungen sich nicht geändert hât- ten und der Stadtrath aus den bereits getroffenen Maßréègelra wohl werde ersehen haben, wie sehr Sr, Majestät an der Erhaltung der Provinz mit sammt ihrer Hauptst:dt gelegen is, Die Antnoort ist vom Minister de Kempenaer unterzeichnet.“

Dánemark. Kopenhagen, 2. Ang. (Börs. HZ Die Elbe, Weser und Jahde werden, laut Beschluß des Marine-Ménisters vom 1. August, mit dem 15, August blokirt.

Spaniea. Madrid, 29. Juli, Mau schreibt der E\ paña aus S. Ildefonso untrr dem 27sten Folgendes: „Diesen Nachmit- tag um 25 Uhr bat die Königin ganz unerwarteterweise unD ohne den geringsten Beistand eine Fehlgeburt gethan, von weler die leßthin eingetretenen Unpäßlichkeiten und Symptome nur die Worbo- ten waren, Alles war in einem Augenblicke vollendet, und De Kü- nigin brachte den Rest des Tags so zu, als ob ‘gar nichts Dorge- fallen wäre, Wenn diese unangenehme Nachricht irgend etwas Gutes mit sihch führt, \o is es die erfreulihe Hossnung, zu der sie Weran- lassung giebt. ““ Die Gaceta erwähnt in ihren täglichen Be- “ht über das Besinden der Königin dieses Vorfalles mit feiner Sy be.

Der Herzog von Sotomagor, Minister der auswärtigen Ange- legenheiten, muß auf den Rath der Aerzte binnen kurzem nach den Bâdern von Vichy reisen und hat deshalb \eine Entlassung eingzereiht. Es scheint, daß diese ihm bewilligt und sein Portefeuille denx Herrn Pidal angetragen. wurde, der sih in S. Ildefonso befand. Bevor Herr Pidal annahm, begab er sich nah Madrid, um si. mit ver schiedenen Personen der moderirten Partei zu verständigen, mament= lih mit Herrn Mon, dem vermuthlich das Finanz-Ministerium über- tragen werden wird, (España.)

Gestern Mittag wurde Se. Excellenz Herr Luis Gonzalez Bravo, Cortes - Deputirter, verbaftet und nach der Wohnzutug des

34) befindet sih in einem Artikel d. d.

Ober = Polizei - Direktors geführt. Dort blieb er in enger Hast bis vier Uhr Nachmittags, wo man ihn eine Postchaise besteigen ließ. Ein Gendarmen - Offizier begleitete ihn únter einer Eskorte vou vier Mann. Vis auf diese Stunde kenneu wir weder den Ort seiner Bestimmung, noch die Ursachen, welche zu dieser Versiguug Anlaß

gaben. (España.) 3proz. 18 P. proz, 105 P. Unverz. 35 P.

Bekanntmachung. In der Neuen Berliner 26 A vom 28sten v. M. (Nr. t erlin, den 27. Julë, fol- gende Mittheilung : „Jn der heutigen Stadtverordneten - Versammlun stat= tete Herr Seidel Bericht ab über die Reife der von der Kommune an des Königs . Majestät und den Prinzen von Preußen abgesandten Deputation. Leh- tere, bestehend aus den Herren Bürgermeister Naunÿt, Stadtrath Gärtner, den Herren Seidel und pringex, hat auf den Wunsch Sr. Majestät des Königs sich zuerst nach dem Babelsberge begeben. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen hat die Deputation freundlich empfangen, zugleich aber ausgesprochen, daß er schon seit längerer Zeit eine solche Aeußerung der berliner Bürgerschaft exwartet habe. Se. Königl. Hoheit, in Berlin geboren, liebe diese Stadt auf das mnigste, habe au stets seine Ausiten frei und offen ausgesprochen und müsse ih deshalb auf das shmerzlichste berührt fühlen, daß gerade von Ber- lin aus gegen ihn eine solhe auffallende Aufregung verursacht würde. Die Deputation erklärte, daß die Kom-= mune bereits seit 4 Wochen eine Audienz bei des Königs Majestät nahsuche, ihr eine solche zu erlangen jedoch erst jeßt gelungen sei. Hinsichtlich der verschiedenen Demonstra- tionen, die gegen Se. Köuigl. Hoheit in VBälin stattgefunden, müsse die Stadt erklären, da die Squld nicht an 1hr, sondern an dem Polizet=-Prä- sidium, das jede seiner Pflichten vernachlässigt, gelegen;z erst durch das kräftige Einschreiten der Bürgerwehr sei es gelungen, eine geseblihe Ordnung wieder hervorzurufen, diese Ordnung sei auch jebt so weit wieder eingetreten, daß die Deputation im Auftrage der Stadt bitte, Seine Königliche Hoheit möge seinen Wohnsiß wieder in Berlin nehmen. Der Prinz erklärte hierauf, daß er balD nh Berlin zurückkehren würde,“ Das Polizei = Präsidium fand sich veranlaßt, unter dem 29. v. Mts. bei dem Herrn Stadtverordneten-Vorsteher Seidel Féhrist- lich anzufragen: „Ob Mittheilungen dieser oder ‘wenigstens hier, das Polizei-Präsidium gravirender Art in der Audienz bei Sr. Königl Hoheit dem Prinzen“ von Preußen oder in der StadtverorDnétén- Versammlung vom 27sten v. M. wirklih vorgekommen wären?“ Hierauf ist dem Polizei - Präsidium am Z31sten v. Mts. folgendes Streiben des Herrn Stadtverordneten - Vorstehers Seidel guge-

gangen: an L : L Einem Königlichen ‘Hochlöblichen Polizei - Präsidium -Hee

ih mi auf das sehr A W Sthreiben Am 20en anz ergebenst zu erwiedern, daß das in der Neuen Berl,

i B eing vom 28sten Juli c, gegebene rat iy