1848 / 99 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

lad T fun s Ci E E R T E E T E O 6E

iti erklärt, von Sobrier's Entivürfen nichts gewußt zu unthätig, Er d, ie bei dem verhafteten Sobrier ein Billet an Caussidiere, S s heißt : „Befreie mich, wie Du mir es gestern versprach st““. Dem E j ‘9 on befahl Caussidiere, sich mit der vom Präsidenten ihm

Nolizei- missar s E s ; Hy ae aeraiiieen tfi der National - Versammlung nicht zu befassen. Jufgetragenen Bewa

Schon am 2. Mai sagte Caussidiere zu einem Dustizheamien : „Am Hp muß ih die Versammlung aus den Fenstern werfen.“ D on rerer f e Caussidiere die Lastträger der Halle 2c. auf der Präfektur NECISNUNCSh 1 79 {Zten“, fährt der Berichterstatter fort, „geschah dies abermals ; sie wurden ewaffnet, an die Thore gestellt und ihnen befohlen, auf Jeden zu schießen, der fomme, gleichviel ob National-Gardist oder nicht, Die Patrouillen der republikanischen Garde riefen die ganze Nacht: Es lebe Blangui! Es lebe Barbès! Als in der Präfektur die Auflösung der Versammlung und die neue provisorische Regierung, auf deren Liste Caussidiere figurirte, an- gekündigt ward, trommelten die Tamboure, und allgemeiner Jubel erscholl, Ras that Caussidiere? Er war in seinem Zimmer z; ers nah Bewältigung der Emeute und nah Empfang geheimer Mittheilungen von Mitgliedern der Regierung verließ er dasselbe und erklärte sich für die siegende Sache. Ein Zeuge hat erklärt, daß Caussidiere aus Vincennes alle Granaten nach der Präfektur hatte schaffen lassen. Erst am Abend des 15ten begab sich Caus- diere ins Luxembourg, und nach seinem Weggehen forderten blos Marie und Arago seine Verhaftung.“ Ju Bezug auf die Rolle, welche mehrere Repräsenianten am 15ten spielten, hält der Berichterstatter für nöthig, auf L, Blanc's Handlungen und Worte zurückzukommen, über die jeßt neue und gewichtige Zeugnisse vorlägen. Am 14, Mai waren 15 bis 20 Per- sonen, von Barbès berufen, bei L, Blanc versammelt, Es handelte sich nah L. Blanc’s Angabe blos um ein Frühstück unter Freunden. Ein Zeuge hat geschen, daß L. Blanc, Barbès und Albert den Meuterern, als sie auf die Tribüne drangen, durch Bewegungen und Zulächeln Beifall zu erkennen gaben, L. Blanc mengte sih in mehrere Auftritte, die beim Ucberfall der Versammlung sich begaben. Er, Albert und Barbès reichten sich, in eine Fahne eingehüllt, die Hand, als eben die Menge in den Saal stürzte, Ein Zeuge hörte, wie L, Blanc den Arbeitern Glück wünschte, daß sie ein un

verjährbares Recht, das der Petition, ausgeübt hätten, und wie er hinzu

sezte: „Aber Jhr habt noch andere Rechte zu fordern; neben dem Nechte, zu leben, steht das Recht zu genießenz an Euch is jezt die Reihe, auf der gesellschaftlichen Leiter die obere Stelle einzunehmen.“ Ein anderer Zeuge hörte L, Blanc sagen: „Die heutige Kundgebung gehört nicht zu denen, welche erschüttern, sondern zu denen, welhe umstürzen.“ Er war im Kon- ferenzsaale, als man die Liste der provisorischen Regierung entwarf, und er ließ sich ohne Einwendung obenan schreiben. Auf der Juvaliden-Esplanade widerstand, von 60 bis 80 Personen umgeben, L. Blanc deneu, die ihn im Triumphe wegtragen wollten. Ein Kabriolet fuhr vorbeiz L. Blanc stieg hinein und rief: „Zum Stadthause“, Der Eigenthümer hat dies ausge- jagt. „L. Blanc“, sagt der Berichterstaiter ferner, „hielt sih unterweges auf und schlug dann den Weg nach dem Stadthause einz auf dem Blu- menquai sah man ihn von drei Bewaffreten umgeben. Er selbst bebauptet, blos deshalb den Weg nach dem Stadthause genommen zu haben, um die öffentliche Aufregung zu beschwichtigen; auf dem Blumenquai angelangt, sei er jedoch nah Hause gegangen. Eîn Oberst-Lieutenant der National-Garde (Watrin), der in das schon mit Meuterern angesüllte Stadthaus eindrang, sagt dagegen aus, daß er dort L, Blanc genau exkannt habe.“ Der Be- richterstatter verlas noch ein aufgefangenes Billet, welches einer der Meu- terer am 15ten Abends aus dem Rathhause an seine Frau schrieb und welches lautet: „Jch screibe Dir nur ein Wort, damit Du nicht unruhig bist; ih_ bin bei Albert und L, Blanc, Wir halten diese Nacht im Luxem- bourg Sizung.““ Jm weiteren Verlauf des Berichts erzählt Herr Bau- chart die Ereignisse, welche zwischen dem 15, Mai und dem Juni-Ausfstande vorfielen, „Die Häupter saßen in Vincennes“, sagt er, „aber ihr Geist hatte ihre Zöglinge zu beseelen nicht aufgehört. Einige Tage nach dem 15, Mai erschienen Mauecrauschläge, welche zum Bürgerkriege ausfriefen. Einer lautete: „Stellt einen kräftigen Mann an die Spiße Eurer Repu- blik, Ernennt Marc Caussidiere zum Oberhaupt der Republik !‘‘‘“ Der Berg war zu einm heiligen Bataillon zusammengetreten, dessen Führer Caujssidiere war. Jn einem aufgefangenen Briefe, an Blanqui zu Vincen- nes gerichtet, wurde diesem gemeldet, daß man ihn bald befreien und Pa- ris dem Blutbade preisgeben werde, Am 28. Maî zeigte der Polizei-Prä- felt Trouve-Chauvel der vollziehenden Kommission an, er könne nit mehr für die Ordnung bürgen, da er auf die Treue seiner Agenten nicht mehr zählen könne, Die Cisenbahn-Arbeiter, obgleich sie im Durchschnitte täglich 5 Fr. verdienten, nahmen doch sämmtlich am Aufstande Theil, Jeder, der den Klubs beiwohnte, empfing für die Sizung cinen halben Fr. Die National-Werkstätten lieferten niht blos ein Heer, sondern auch das Geld, welches den Aufstand besolden mußte; denn ihre Kassirer waren die Kassirer des Kampfes. Beim Beginn des Aufstandes verlor man sich in Muthmaßungen über die Abwe- senheit der Armee. Man meinte, daß die Truppen unzureichend seien; aber diese Besorguiß hatte nur in den strategischen Plänen des Generals Cavaignac

ihren Grund, Er hatte seine Truppen um die National-Versammlung und

den Siß der Regierung zusammengezogen. Von dort ließ er sie kolonnen-

weise auf die Punkte losbrechen, wo der Aufstand mit Vertheil zu aziren

schien, um ihn zu erdrücken., Der General wollte nicht durch Bereinzelung

seine Soldaten der Gefahr ausseßzen, entwaffnet zu werden,“ Herr Bauchart

fam nun auf mancherlei Zeugen-Aussagen. Nach Trelat's,, des früheren

Arbeits - Ministers, Angaben is} L, Blanc der Urheber aller Leiden seines

Landesz er vorzüglich wirlte in den National-Werkstätten durch seinen Ein

fluß, Ein Zeuge erklärt, daß Caussidiere den Jusurgenten Geld \chickte und

unter ihnen sich einfand. Ju den leßten Tagen hörte man sie äußern:

¡„Caussidiere tômmt nicht zu uns, \cick uns auch kein Geld mehr,“

Cin Zeuge erflärt, Caussidiere auf den Barrikaden an den Spiße der Mon-

tagnards gesehen zu haben, die er an ihren scheußliben Gestalten erkannte,

Ein anderer sah Caussidiere bei der Barrikade von St. Paul. Nichts ge-

stattet, die Wahrhastigkeit dieser Zeugen in Zweifel zu ziehen, Caussidicre

behauptet, am 23, Juni in die National - Versammlung gekommen zu sein

und mit Buchez gesprochen zu haben. Dieser erinuert ih nicht, daß er

Caussidiere am 23sten sah. Andere “Mitglieder jedoch, z, B. Vaulabelle,

A, Thouret und Gambon, haben der Kommission geschrieben, daß sie Caus

sidiere in den Juni-Tagen gesehen hätten, Ein anderer Repräsentant is der

Kommission bezeichnet worden, Proudbon nämlich. Lacrosse und Ducoux

begegneten ihm unter den Insurgenten uud drückten ihm darüber ihr Eistau-

nen aus, Er erklärte, daß er in ein Haus eingetreten sei, um seine Neu-

gier zu befriedigen und die erhabenen Schrecken der Kanonade zu bewun-

dern, Mauwa1s, einer seiner Kollegen, wunderte sich, ihn am Orte der

Emeute zu sehen, Proudhon antwortete, er halte den Aufstand für sozia-

listisch, meine aber, daß er zur verkehrten Zeit ausgebrochen seiz er sei ge-

kommen, um die Rettung eines seiner Freunde zu versuchen, der, Sozialist wie er, auf den Barrikaden sei, Zum Schluß erklärte der Berichterstatter, daß eine spätere Ergänzung des Berichts si über die geheimen Gesell-

Sekanntmachungen.

[433] Nothwendiger Verkguf,

Das im Schweßer Kreise gelegene freie Allodial- Rittergut Waldau Nr. 181, besage der nebst Hypothe- kenshein und Bedingungen in hiesiger Registratur ein- zusehenden Taxe landschaftlih auf 27,710 Thlr, 141 Pf. abgeschäßt, soll auf den Antrag der Eigenthümer im Wege der nothwendigen Subhastation in dem

am 16, (sechzehnten) Dezember d. J,, : Vormittags 10 Ühr, (L. S.)

vor dem Herrn Ober-Landesgerichts - Rath Gerlach an ‘hiesiger Gerichtsstelle anstehenden Termin meistbietend [534] verkauft werden. /

Marienwerder, den 27, Mai 1848.

Civil -Senat des Königl, Ober- Landesgerichts,

in einem der auf

[478 b] F 0.61 an a

Zum Zweck der Richtigstellung des Passivstandes der Verlassenschaft des hierselbst verstorbenen Kaufmanns F. Buchtin werden alle diejenigen, welche an selbige und insbesondere an das zu bérfusben gehörige, am gr, Markt hierselbst sub Nr, 6. belegene Wohnhaus c. p.

fügt worden.

aus irgend einem Rechtsgrunde Forderungen und An- sprüche zu haben glauben, hierdurch aufgefordert, solche

den 23sten d. M., den bten und 20sten k, M.,

jèdesmal Morgens 10 Uhr, anstehenden Liquidations- Termine anzumelden und gehörig zu justifiziren, bei dem Nachtheile der in termino den 4, Oktober d, I., Morgens 10 Uhr, zu erkennenden Präklusion,

Datum Greifswald, den 2, August 1848, Das Waisengericht.

Oeffentlihes Aufgebot, [436 b] Auf den Antra Af des verpfändeten ( i dem Hvopotheken- J - die verwittwete Ga

rundstücks, ist das Aufgebot des aus

ler, in Goldberg auf dem

brica III. loco 7. zu Nieder-Steinsdor b pitals von 300 Thalern zum Zwet i schune Gr

Die ihrem gegenwärtigen Aufenthalt nad verwittwete Wagner, Th , A matt

524

( schaften und Klubs verbreiten werde. Die Regierung habe erkannt, daß sie

neue Pflichten zu erfüllen habe, und sie werde dieselben zu erfüllen wissen,

Nach dieser Berichterstattung folgte in der Donnerstags-Sißung der National = Versammlung (wie {on erwähnt) noch cine Debatte, aus welcher Folgendes das Wesentlichste ist :

Der Präsident: „Der Bericht wird gedruckt und vertheilt werden.“ Mehrere Stimmen: „Und die Rebtfertigungsschrif- ten?“ Odilon Barrot: „Es scheint mir durchaus billia, daß alle Rechtfertigungsschriften ebenfalls gedruct werden.“ Die Ver- sammlung verfügt den Druck dieser Rechtfertigungsschriften. Ledru - Nollin: „Jh verlange, daß einer der nächsten Tage für die Er- örterung dieses Berichts anberaumt werde. Nicht für mich begchre ih dies, denn über das, was mi angeht, bin ich sogleich zur Er- klärung bereit.“ Der Präsident: „Von Erörterung des Berichts kann nicht die Rede sein; es kann sih in diesem Augenblicke nur um einen persönlichen Fall handeln.“ Ledru=-Rollin: „Jch will hier nur erklären, daß feine einzige der Thatsachen, welhe in diesem o eben von Jhnen vernommenen Anklageakt enthalten sind, mir notifizirt wurde. Die Versammlung muß darüber bestürzt sein. (Zur Linken: Ja! Ja! Es ist cine Schande.) Dies ist in der Geschichte unserer früheren Revolution ohne Beispiel. Damals hatte man den Muth, sich über das Recht zu stellen; man war in der Revolution, im Blute bis an den Ha!s. Mau hatte nicht die Scheinheiligkeit unserer Zeit. Glauben Sir mir! Nicht eine materielle Strafe i} es, die ich fürchte. O nein! Am 24, Fe- biuar schon sah ih voraus, daß meine befiegten Feinde mir nicht verzeihen würden.“ Der Redner zählte seine Handlungen auf und suchte zu beweisen, daß er in keinem Zeitpunkte seines Lebens etwas gethan habe, das einer Vershwörung gleihe. Hätte er gewollt, so würde der 17, April dem 24. Februar geglihen haben. (Lebhafte Unterbrehung). Gerade er aber, was man auch sage, sei es gewesen, der den Rappell der National-Garde habe shlageu lassen. Er habe am Tage des 15, Mai seine Brust den Angriffen entgegengestellt, er sei zuerst in das Stadthaus gedrungen. „Ihr Bericht“, rief er aus, „„ist nur ein Wirk der Partei, Mit einem Bericht tödtet man, aber man richtet nicht. Können Sie sagen, daß Sie Jhrem Grolle der Vergangenheit niht gehorcht haben? Wagen Sie es, zu behaupten, daß Sie, wie ih, die Erinnerung an unseren politishen Hader er stickt haben?“ (Bei Aussprehung dieser Worte deutete der Red ner auf Odilon= Barrot hin.) Jndem er die Tribüne ver- ließ, sprach Ledru = Rollin den Wunsh aus, daß die Re- publif auf Versöhnung der Parteien sich begründe; damit dies aber geschehe, müsse der Bericht verschwinden. General Ch augarnier: „Jh möchte der Rechtfertigung, die Si: gehört haben, nicht schaden. Die Wahrheit aber nöthigt mich, zu bezeugen, daß am 16. April, um 1 Uhr Mittags, der Minister des Auswärtigen und der Maire von Paris von den durch den Minister des Junern ertheilten Be fehlen uihts wußten, Der Maire von Paris war es, welcher Rap- pell zu {lagen befahl.“ Herr Marrast: „Herr Changarnier irt sich. Der Befehl, Rappell zu {lagen , war Morgens 9 Uhr einzig vom Minister des Jnuern erlassen worden. Dieser dem Generalstabe zugegangene Befehl war nicht vollzogen worden; um 1 Uhr gab ih darauf Befehl, Rappell zu s{lagen.“" Louis Blanc: „J pro= testire gegen den Bericht, den Sie gehört haben, und durch den nicht blos einem Jndividuum, sondern der ganzen Revolution der Prozeß gemacht wird. Es ist unmöglich und es wäre höchst ungerecht, auf meine Persou die Verantwortlichkeit für Handlungen wälzen zu wollen, denen ich völlig fremd geblieben bin, (Lärm.) Das vergossene Blut erfüllt mich mit Entseßen, aber ih wage, zu sagen, daß kein Tropfen dieses so unglücklich vergossenen Blutes nich beflecken kann, Jn Abwartung einer gründlichen Erör-= terung erfläre ih, daß nur eine fluchwürdige Ungerechtigkeit mich verdammen kann.“ Caussidiere protestirte ebenfalls gegen den Bericht und bat die Versammlung, die Erörterung abzuwarten, bevor sie sich aussprehe. Er werde aus derselben rein wie Schnee hervor- gehen. (Gelächter.) Herr Mauvais äußerte noch, man habe sei- nen Worten über Proudhon mehr Bedeutung beigelegt, als sie ge- habt hätten. Er habe nicht gesagt, daß derseibe den Aufstand bkil- lige; er habe blos aus Proudhon's Reden geschlossen, daß die Auf- rührer seine Sympathieen besäßen, aber er sei überzeugt, daß Proud- hon durchaus feinen materiellen Antheil an den Ereignissen genom- men habe. Junmitten der lebhaftesten Aufregung wurde die Sibung

geschlossen.

Das Journal des Débats sagt in Bezug auf obigen Be- riht: „Derselbe if allerdings in einigen Beziehungen eine Anklage- Akte, Die beiden Repräsentanten, welche am stärksten darin ange- \chuldigt sind, Herr Louis Blanc und Herr Caussidiere, verlangen, daß man mit einer Entscheidung warte, bis sie Zeit gehabt, ihre Recht- fertigung vorzulegen. Dieses Verlangen is um so gerechter, als es niht scheint, daß sie von der auf ihnen lastenden Anklage vorher et was gewußt, und daß sie den von der Kommission vernommenen Zeugen wären gegenüber gestellt worden. Die Untersuchungs-Kommission hat ihre Pflicht muthig erfüllt, indem sie die Thatsachen ohne Zurückhal- tung und sto, wie sie dieselbén gesammelt, vorgetragen hat, Unsere Pflicht ist, mit unserem Urtheil zurückzuhalten. Eine einzige Bemer- fung sei uns gestattet. Die Untersuchungs - Kommission exflärt nah den genauesten Nachforschungen, daß sie weder in den Mai=, noch in den Juni = Ereignissen die geringste Spur von einer den sogenannten reactionairen Parteien vorzuwerfenden Mitschuld gefunden. Alles i} von den anarchischen Parteien ausgegangen. Die vermeintliche Reaction befand sich auf der Seite der Ordnung und in den Reihen der Nag- tionalgarde, um die Republik und die Gesellschaft zu vertheidigen. Hosffentiih wird man nach diesem feierlihen Zeugniß nicht ferner die Reaction anklagen, während man nur die Anarchie zu fürchten und zu bekämpfen hat.“ Die Haltung der ehemaligen provisorishen Regierung legt das Journal des Débats der außergewöhnlichen Lage der Dinge nah dem 24, Februar zur Last und findet darin eine Ent-

ben oder Cessionarien und alle diejenig die oben bezeichnete Post Ansprüche zu machen haben, werden hierzu auf den 1, Dezember 1848, Vor- mittags 11 Uhr, in das Gerichts-Zimmer zu Mit- tel - Steinsdorf vorgeladen, und zwar bei Vermeidung der Präklusion und Auferlegung eines ewigen Still- schweigens mit ihren Ansprüchen, so wie der Löschung obiger Post und der Vernichtung des Jnstruments, R

Hainau in Schlesien, den 6, August 1848. [474 b] Das Gerichts-Amt der Mittel -Steinsdorfer Güter,

s{uldigung für manchen Mißgriff und manchen Fehler, Nachdem es die Vertheidigung Ledru-Rollin's als eine warme bezeichnet, \chließt es mit den Worten: „Wir sind nicht bereit, mit Herrn Ledru-Rollin zum Kapitol zu gehen, um den Göttern zu danken, aber wir sind bereit, das Vergangene zu vergessen und nichts mehr zu verlangen, als Frieden, Eintracht und das Glück unseres Vaterlandes!“ Der Constitutionnel giebt eine billigende Analyse des Berichtes, Der National meint, man hätte besser gethan, die Sache den Gerich= ten zu überlassen. Der Bürgerkrieg habe in den Straßen aufgehört und müsse jeßt nicht in die Versammlung hinübergetragen werden. Die Reforme betrachtet den ganzen Bericht als einen Anklage-Akt der Royalisten der Kammer gegen die waßren Republikaner. Das Bien public tadelt den Bericht und erflärt, denselben mit Betrübniß gehört zu haben. Die Democratie pacifique betrachtet ihn als die Fackel des Bürgerkrieges. „Welch sonderbares Gemälde“, sagt das Ave= nir national, „überall Anarchie! Die Gewalt gegen die Republik und gegen sih selbs verschworen! Ein namenloses Chaos! Etwas Unbegreiflihes und Unerhörtes! Wir werden leben, da wir diese Tage überstanden haben, welche dem Traum eines Wahusinnigen gleich= fommen. Ja, wir werden leben ! Handels - und Börsen - Nachrichten.

__ Frankfurt a. M, 5. Aug. Wochenbericht. Die Bör- sengeshäfte sind im Laufe dieser Woche wieder sehr belangreih ge- wesen, und bei den meisten Fonds = Gattungen blieb eine steigende Tendenz, Die niedrigen Notirungen der französischen Renten nacha ten keinen Eindruck, da von den deutschen Vörsen die Handelsnach- richten günstiger lauteten und zuglei der Sieg der Oesterreicher in Jtalien, die Ankunft des Reichsverwesers allhier zur wesentlihen Besserung beitrug. Jn ös}. Met. wie 500- und 300 Fl, - Loosen blieb daher die Frage am stärksten und wenig Abgeber am Markte; wien. Actien sind offerirt gewescn und nur kleine Posten darin umgeseßt worden, In Eisenbahn = Actien war das Geschäft sehr belebt; theils aus- wärtige Kauf = Ordres, theils die höheren Course von Berlin bewirk= ten ein Steigen in F. W. Nordbahn, Bexbach und Köln - Minden z gegen baar fehlten die effektiven Stücke, und auf Zeit sind folche mit { Und 5 % Deport billiger zu haben.

Anlehensloose gesucht, namentlich die badishen und kurhesst- {en, worin täglich ansehnlihe Partieen umgeseßt worden.

Süddeutsche Obligationen flauer und im Cours bei wenig Neh= mern gedrückt; namentlich württemberg. , darmstädt. und bad, Obli= gationen, Man spricht sogar, daß auch Sachsen ein neues 5proz, Anlehen machen will und zum Cours von 98 zu haben sei.

Span. 3 proz. blieben ungeachtet der flaueren madrider Course begehrt. Die fremden Wechsel sind, mit Ausnahme von Wien und Mailand, gesucht und solche größtentheils über der Notiz zu placiren.

Der Diskonto is zu 14 % anzubringen,

Nmsterdam, 5. Aug. Wochenbericht. Seit verwichenem Sonnabend haben die Course am hiesigen Fondsmarkie mit wenigen Ausnahmen wieder eine rücgängige Bewegung gemacht und folgten dadur den Richtungen, welhe von den auswärtigen Börsen gemel= det wurden; für die holländischen Staatspapiere zeigte si eine be- sonders flaue Stimmung, wozu das Entlassungsgesuch, welches der Justiz-Minister wegen der dur die erste Kammer der General-Staaten erfolgten Abstimmung einiger Geseß-Entwürfe eingereiht hat, einige Veranlassung gegeben haben mag. Dagegen haben russische Fonds sich von dem vorwöchentlihen Rückfall wieder erholt und wurden meistens gekauft, um überflüssiges Kapital unterzubringen; dadurch sind alte 5prozentige Obligationen bei Hope von 96 bis 965 % und prozentige Certifikate bei demselben von 74 bis 757 % gestiegen. Von holländischen Staatspapieren wichen Jutegrale von 435 auf 43 %, doch gestern wurde 5 % mehr angelegt; 3prozentige wirkliche Schuld ging von 50% allmälig auf 507 % zurück; Aprozentige dito von 687 auf 675 %. Jn Actien der Handelsmaatschappy kamen feine Termingeshäfte zu Stande; einige Baarkäufe ex dividend wurden erst zu 1305 und zuleßt zu 130 % geschlossen. Die Course der österreichishen Fonds wechselten, je nahdem die wihti;en Nach- richten aus Jtalien lauteten; 5prozentige wiener Metalliques sind dabei von 58 % zuleßt bis 617 % und 2¿prozentige dito von 302 % bis 327 % emporgekommen. Ju spanischen Fonds ging der Umsay sehr matt; Ardoin=Obligationen erhielten sich mühsam auf 8; %, dagegen besserten sich Zprozentige binnenländische ven 163 auf 163 %. Por- tugiesische Obligationen galten 17 %. Peruanische dito 16 %. Am Geldmarkte ist nichts verändert, und der Zinscours blich 2:2 a 2%,

Leipzig, 5. Aug. Getraide. Die in Folge der besseren Berichte aus England in Berlin, Stettin 2c. eingetretcne Steigerung der Getraidepreise hat zur Zeit auf den hiesigen Markt nur wenig zu influireu vermocht, indem an der heutigen Börse für Weizen, bet 93—54 Rthlr. Forderung, nicht über 52 Rtÿhlr. zu bedingen war, wohl aber einige Posten diesjähriger Frucht mit 51 Rthlr. verkauft sein sollen, Roggen wurde auf 28—29 Fithlr. gehalten und mit 27 Rthlr., einiges auch sogar mit 26 Rthlr. verkauft. Alte Gerste fin- det zu 24—26 Rthlr. fortwährend Köufer, wie alter Hafer zu 17— 18 Rtblr. pr. Wispel. Mehl, in Folge mehrerer Regenschauer, mat= ter. Am Landmarkte blieb Weizen 4 Rthlr. 5—10 Ngr., Roggen 2 Rthlr. 5—10 Ngr., Gerste 1 Rthlr. 225—274 Ngr. und Hafer 1 Rthlr. 10—15 Ngr. pr. dresdener Scheffel notirt.

Rüböl, Obgleich für auswärtige Rewnungen auf den Mühlen für einige Posten Rüböl 115 Rthlr. bezahlt worden it, fo blieb heute hier doch nur 115 Rthlr. für Loco-ODel zu machen. Die Zufahr ist jedoh noch {chwach und wurde auf Lieferung 114 Rthlr. bewilligt, Rappss\aat ist bis 6 Rthlr. pr. dresdener Scheffel bezahlt.

Spiritus. Die eingetretene Flaue auf auswärtigen Märkten blieb hier nicht ohne Einfluß, denn während in diesen Tagen zum Bedarf sogar 24 Rthlr. angelegt werden mußte, is heute niht über 22 Rthlr, zu machen, und wird dazu nur das Nöthigste gekauft,

Jahres mit 4 pCt, Verzugszinsen vom 1. Juli c. ab bei uns geleistet werden, Berlin, den 2, Juli 1848,

Hirschfeld & Wolf, Unter den Linden Nr. 27,

——-

Dampfschifffahri

zwischen

en, welche an

Dr. Teßmann,

des Müller Neubarth, als Besiger

nstrument vom 12. Juni 1844 für stwirth Wagner, Theresia geb. Rum- Ackerstük No. 12. zuüb Ru-

eresia geb, Rumler , deren Ex-

Ungarische Central-Eisenbahn.

(Wien-Preßburg-Pe sth.) bwdas Zufolge uns gewordenen Auftrags kann

die Hte Einzahlung auf die S Actien der Ungarischen Central-Eisenbahn ; i 2 A n 10 pEt, r e Fl, . abzüglich Zinsen E mit 21 S1. per Actie, mit 2 pCt, Agentur-Spesen von ver Einzahlungssumme,

eis inclusive den 12. August dieses

nen und New-York. Das amerikanische Post-Dampfschif „Washington“, Capitain John ston, 2 Wird am 15, August von der Weser

S nah New-York zurückehren, s nach New-York in 1. Kajüte 195 L.d’or-Thlr., S » Southampton 1, » 30 s

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JIuh alt, Amistlicher Theil. Deutschland.

Bundes-Angelegenheiten. Frankfurt a, M. Verhandlungen der verfassunggebenden Reichs-Versammluno. i

Preußen. Posen. Entlassung der Landwehr.

Desterreich. Wien. Die Südbahn. Krankenwärterinnen. Nach- richten vom Kriegsschauplaß in der Lombardei, Der neue Gouverneur von Galizien. Junnsbruck, Kriegsbericht, Tre, Das sa1do- venetianische Geschwader,

Bayern. München. Erlaß des Kriegs-Ministeriums und Tagesbefehl an die Armee, Augsburg. Hu.ldigunasfeier.

Hessen. Kassel. Huldigungsfeier. f

Hessen und bei Nhein. Darmstadt, Vertagung der Stände- Versammlung, 1

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin. Huldigungs-Feierlichkeit,

Anhalt-Bernburg. Bernburg. Huldigung. Stände-Kammer,

Schleswig-Holstein. Rendsburg. Truppen-Bewegungen, Kiel. Huldigung, Die See-Offizier-Schule,

4 A us land.

Frankreich. Paris. Konferenzen und Gerüchte über die italienische Frage. Ein chiffung von Jusurgenten zur Transportation. Aufhe- bung der Suspension von Journalen, Das Attentat vor dem Hause des Herrn Thiers. Vermischtes, f

Großbritanien und Jrland. London, Hofnachricht, Bevor- stehender Schluß der Parlaments - Session. Lord Palmerston über die limburgische Frage. Sklaven-Aufstand auf St. Thomas,

Nukßland und Polen. St. Petersburg. Abnahme der Cholera.

Belgien. Brüssel. Die belgische Gesandtschaft in Frankfurt, Ge- neral Skrzonecki,

Schweiz. Bern. Mittheilung des eidgenössishen Konjuls in Mailand, Neuenburg, Auflösung eines Musik-Corps.

Türkei, Konstantinopel. Papiergeld, General Aupick,

Handels- und Börsen-Nachrichten.

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: __ Dem katholischen Pfarrer Wisthoff zu Polsum, Kreis Reck-= linghausen, den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen,

Das Publikum wird davon in Kenntuiß geseßt, daß die bi als Beilage des Preußischen Staata s Anble ra E lichten stenographischen Berichte über die Verhandlungen der zur Ver- einbmung der preußischen Verfassung berufenen Versammlung, von der 3östen Sizung der leßteren an, auch selbstständig zu dem nah den Druckosten berehneten Preise von 10 Sgr. für 25 Bogen por- tofrei dur das biesige Zeitungs-Comtoir und durch alle preußischen Post - Anstalteu bezogen und auf demselben Wege auch die früheren Verhandlungen der gedahten Versammlung von der 1sten bis 34sten Sihung derselben, so weit der vorhandene Vorrath reicht, zum Preise von 1 Rthlr. geliefert werden können, Das anzunehmende Abonne- ment muß ih jedoch immer wenigstens auf eine Lieferung von 25 Bogen erstrecken, Die Versendung der Berichte wird sißungsweise erfolgen. » ugust 1848

Berlin, 9, Augu 48.

ias s General=Post-Amt.

Angekommen: Der General-Major und Commandeur der 1sten Jugenicur-Jnspection, Brese, von Stettin.

P ZI

NVichtamtlicher Theil. Deutschlaud.

Bundes-Angelegenheiten.

Frankfurt a. M,, 8. Aug. (O. P. A. Z) 956ste Sißung der verfassunggebenden Reichs-Versammlung am 7. Au=- gust. Die Sißung wird dur den ersten Vice - Präsidenten von Soiron eröffnet. Der Abgeordnete Graf Dohna aus Heiligen- beil und Bischof Müller aus Münster zeigen ihren Austritt aus der National-Versammlung an. Der Vorsibende läßt eine Vollmacht des Abgeordneten der sächsishen Nation in Siebenbürgen, Professor Frie- drich Müller, so wie eine Erklärung desselben bezüglih der Verhält- nisse in Siebenbürgen und der Bedingungen der Vereinigung mit Ungarn, verlesen, Die Sachsen in Siebenbürgen sprechen mit größ- ter Entschiedenheit die Absicht aus, ihre deutsche Nationalität gegen alle Uebergriffe zu wahren, und glauben sih nöthigenfalls der Ver- tretung ihrer deutschen Brüder für versichert halten zu dürfen.

Es wird hierauf zur Tagesordnung, der Berathung über den Bericht des Gesepgebungs - Ausschusses über die Amnestiefrage, ge- schritten. Der Bericht erörtert, inwiefern die National-Versammlung sich auf die in Bezug auf Amnestie der politischen Verbrechen und Vergehen eingegangenen zahlreihen Petitionen einzulassen hat. Es handelt sih niht um allgemeine politishe Verbrechen ; die betrüben- den Vorfälle. in Baden waren zunächst gegen dieses Land gerichtet. Die Untersuchung, also au die Amnestie, die Niederschlagung der Untersuchung, steht dem Staate Baden zu, wie dies auch für andere Staaten bei Verbrechen gegen dieselben, auch wenn sie mittelbar ge- gen Deutschland gerichtet sind, der Fall wäre. Die National - Ver- sammlung wird si in die iuneren Angelegenheiten eines Landes nur insofern mischen, als es für das Interesse der Gesammtheit geboten ist,

Berlín, Freítag den 11, August

reußischer

Staats-Anzeiger.

also nur in einem durch die Verhältnisse verlangten Ausnahmefalle. Ein solcher is aber hier nicht vorhanden und in den Petitionen nicht nah- gewiesen. Es fehlt aber auch überhaupt die zur Beurtheilung noth- wendige Uebersicht des Thatbestandes und des Ergebnuisses der gericht- lichen Untersuhung. Die Schilderhebung in Baden kann aus einem doppelten Standpunkte betrachtet werden, als ein Attentot gegen die coastitutionelle Monarchie in Baden und a!s Mittel zur Vorbereitung der Republik in ganz Deutschland. Baden ist derjenige Staat Deutsch- lands, in welchem sich die Freiheiten des Volkes chon früber ent- wide!t hatten, und wo die Volkorehte am ersten und vollständigsten anerkannt wurden. Ein Aufstand daselbst war gegen die neue, auf Freiheit gegründete Ordnung gerichtet. Ferner waren zur Zeit des Aufstandes in Baden bereits die Wahlen zur deutschen fonstituirenden National - Versammlung, welche die Vecfassung von ganz Deutschland festseßen follte angeorduet und im Gange. Die allgemeine Stimmung in Deutschland konnte niht unbekannt sein, und man ergriff die Waffen, um, während die Niederschung des Organs des Volkswillens vorbereitet wurde , eine Verfassung aufzudrängen, von der die Aufständischen wissen konnten, daß die überwiegende Mehrheit sie niht will. Man rief eine Er- \chütterung hervor, deren Schwingungen jeßt noch in manchen Thei- len Deutschlands fortdauern. Eine Amnestie wäre jeßt, wo die Ord- nung noh nicht vollkommen hergestellt, die Achtung der Geseze noch nicht vc!lständig wieder gesichert ist , nicht räthlih. Dazu kommt noch , taß keiner der Betheiligten selbst um Amnestie gebeten hat. Der Aus{huß is deshalb bis auf zwei Mitglieder der Ansicht , daß die National - Versammlung keinen Grund habe, in den Rehtsgang einzugreifen, und daß dieselbe bezüglih der Petitionen zur motivirten Tagesordnung übergehen solle.

Der Vorsißende verliest 1) einen Antrag von Hülsmann, die National =Versammlung solle die provisorische Centralgewalt er- suchen, diejenigen Verbreher, welche ihre Verbrehen bereuen, den einzelnen Staaten zur Amnestie zu empfehlen; 2) einen Antrag Si= mon's von Trier auf Aus\precheu einer unbedingten Amnestie. Wi denmann ergreift als Berichterstatter des Ausschusses zuerst das Wort. Seit dem Berichte vom 18. Juli sind wieder verschiedene neue Petitionen, vorzüglich aus Baden, darunter auch von Jung- frauen und Frauen aus Konstanz 2c., eingegangen, Ferner hat cin Theil der nach Frankreich Geflüchteien um Amnestie gebeten. Der Ausschuß is der Ansicht, daß durch die neuen Vorstellungen in der Sache nichts geändert sei. Der Ausschuß is von der Ansicht aus- gegangen, daß es sich niht um ein direkt gegen ganz Deutschland gerichtetes Unternehmen, sondern nur um einen republikanischen Auf- stand in Baden handelte. Es kann nur von einem mittelbaren Verbrechen gegen Deutschland die Rede scin, Das Verbrechen is da immer noch ciu selbstständiges gegen Badenz dem Staate Baden also steht das Recht der Untersuchung, also auch der Abolition zu. Hierbet ist es einerlei, ob es der Krone vindizirt oder eín Aft der Geseb= gebung is. Nur wenn die Einheit Deutschlands davon abbinge, hätte die National-Versammlung Grund, selbst einzuschreiten; es ist dies nicht der Fall. Wenn auch nah allen großen Bewegungen eine Amnestie eingetreten is, so is für dieselbe jeßt noch nicht die Zeit. Jn Frankreich hat die erste National-Versammlung erst, nahdem das Verfassungswerk vollendet war, nah zwei Jahren, die Amnestie er- lassen. Die Bittsteller, welche bei dem Aufstande betheiligt waren, gestehen jeßt noch niht zu, daß sie ein Unrecht begangen haben ; sie beklagen, daß das Unternehmen mißlungen ist. Dies ergiebt sich aus mehreren Petitionen, Der von Heer herausgegebene Volksfreunsd, und der von Struve ent- worfene „Plan zur Republikanisirung Deutschlands“/ zeigen, daß das Unternehmen noch nicht aufgegeben ist. (Der Redner verliest Stellen aus der leßteren Schrift, nah welhen ausgefordert wird, keine Kon- zessionen zu machen, wodurch der guten Sache, für die alle Mittel zum Zweck gerecht sind, nur geschadet werden kann z die bis jept Un- terlegenen sind nicht nur berechtigt, für das Verlorene Ersaß zu ver- langen, sondern auch Entschädigung für die erduldeten Entbehrungen; Vermögens - Confiscationen sind deshalb Gerechtigkeit.) Wir theilen das Mitleid mit den Verirrten, selbs das Mitleid mit den Anführern;z aber wir haben auch Mitleid für das Vaterland und nehmen Rücksicht auf sein Wohl. / : N

Der Vorsitzende verliest mehrere weiter eingegangene Anträge, 1) einen Antrag von Wiesner (übergeben am 29, Mai) auf Erlassung einer allgemeinen Amnestie; 2) einen Antrag von Eisenmann und Zimmermann aus Stuttgart : Alle jene politischen Angeschuldigten zur Amnestie zu empfehlen, welche darum nahsuchen und versprechen, sih den Geseßen zu unterwerfen, von Jb stein: Jh will eine Er- flärung Hecker's in seinem Auftrage bekannt machen; vorher aber habe ich dem Berichterstatter zu bemerken, daß die Männer in Bruch- \al’s Gefängnissen nicht bei dem betheiligt sind, was Struve geschrie- ben haben mag. Jch glaube, daß wir die Bitten der Gefangenen, die Bitten der Frauen berücksichtigen sollen, Hecker hat mich gebe- ten, der National-Versammlung zu sagen, daß er für sich keine Am- nestie verlangt, daß er aber die National-Versammlung dringend bit- tet, sie möge die seit Monaten in den Gefängnissen Sißenden be- gnadigen, sie möge fie ihren Kindern, Aeltern und Frauen zurüdckge- ben, denen sie schon so lange entzogen sind; sie möge Rücksicht neh- men guf die Flüchtlinge im Elend. Es is die Begnadigung ein Aus- spruch, der Beruhigung im Volke hervorrufen wird. Jch glaube, daß die Bewegung in ganz Deutschland und nicht blos in Baden war , und daß deshalb die National-Versammlung die Amnestie aussprechen soll. Der Vorsißende theilt eine Reihe von dem Abgeordneten Brentano übergebener Petitionen mit. Hagen aus Heidelberg : Jch kann kaum zweifelhaft sein über die Ansicht der Versammlung, welche die Wahl des Ausschusses bezeichnet hat. Jch verkenne die Gründe gegen die Amnestie nicht; ih selbst beklage die Vorfälle in Baden auf das tiefste. Zum Wort für die Unglücklichen bestimmt mich die Mensch- lichkeit, nicht das positive Recht, sondern das historische Recht; aber nicht das historische Recht im früheren Sinne, nah welchem das ein- mal Gewordene bleiben soll, sondern die Anschauung , daß in der Geschichte ein fortwährendes Entstehen und Vergehen i, Nach dem

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Behren - Straße Ur. 57.

1848.

positiven Recht wären wir wohl alle Hochverräther. (Unterbrechung von der rechten Seite.) Uns hüt die Macht der Revolution vor der Verfolgung der alten Regierungen. Wir sollten jenen Schuß der Re- volution nicht auch jenen Unglücklichen zu Theil werden lassen, die eine Linie weiter gegangen sind? Unser Volk liebt dielangsame Entwickelung z bei feinem anderen Volke is eine solche Kluft zwischen Jdce und Ver- wirklihung. Die Jdee der Einheit hat shon oft geherrsht; aber gerade wo sie sih verwirklichen sollte, sind die Sonter-Jnteressen da=- zwischengetreten, um die Jdee der Freiheit und Einheit zu verküm- mern. Bei der Ansicht, daß nur durchgreifende Maßregeln eine har- monishe Schöpfung geben fönnten, konnte man wobl auch glauben, daß ein ganz neues Deutschland aufstehen könnte, blos gegründet auf Einveit und Freiheit, Man wird einwenden, daß die konstituirende National-Versammlung zugesichert war, daß also die Schilderhebung gegen die Souverainetät des Volkes war. Der Einwand ist richtig vom juristischen Standpunkte ausz aber wir müssen als Geshworene auch die Motive berücfsihtigen. Wir Alie waren der Meinung, daß wir bei der Klarheit der Prinzipien unser großes Werk bald würden vollenden können. Wir sehen jest, daß" es uicht so rasch geht. Wenn sich Jemand über die Langsamkeit hinwegseßt, so rehtfertige ih das nicht, aber ih entschuldige es, wenn es im Augenblicke der Aufre=- gung geschehen is. Aber die Republik ist ein Hirngespinnst, sagt man. Es wird Wenige hier gebeu, welche die Republik nicht für ein Jdeal, wenn auch für ein unerreihbares, halten. Viele giebt es au, die das Jdeal für durhführbar, wenn auch nicht in der Gegenwart, halten. Die ganze Zeit strebt nah Vollendung der Demokratie. Mag an Deutschlands Spiße ein Oberhaupt bei monarchishen Formen stehen oder bei republikanischen; das Volk ringt nah der Demokratie, und cs ist sicher, daß Deutsch- land nicht eher groß wird, bis die dynastishen Sonder - Inter- essen beseitigt sind. Von dieser Wahrheit sind jene Männer in Baden ausgegangen; in die Ausführung mag sih, wie stets, mancher irdische Beigeshmack gemischt haben. Der Versuch, Deutsch- land zu republikanisiren, war gewiß in dem Lande am ersten gere(t- fertigt, wo die politische Bildung am größten ist, Jene Männer haben sich getäuscht; denn wäre der Versud, auch in Baden gelun- gen, das andere Deutschland wäre nicht gefolgt. Hecker hat verlangt, daß in Baden darüber abgestimmt werde, ob das Volk die Republik will, Die Führer glaubten, daß, wenn sie sich an die Spize stell- ten, cine Fortsebung des März ohne Kampf stattfinden werde. Das war Täuschung. Sollen wir diejenigen, welhe in der Berau- chung durch die neuen Güter zu weit gegangen sind, härter be- handeln, als diejenigen, die uns seit 33 Jahren bedrückt haben, und die wir niht in die Gefängnisse geworfen haben? Sie haben gehört, wie viele Bittschriften eingegangen sind. Auch mir siud solche, auch von Frauen übergeben worden. (Der Redner verliest eíne der Eingaben.) Hier spricht sich die Zuversicht der Gewährung aus; täuschen Sie die Hoffnung nicht und lassen Sie diesen Tag einen Freudentag sein! Schoder: Die National-Versammlung kannt nur aus überwiegenden Gründen des Rechts oder der Politik für die Amnestie si aussprechen, sonst muß sie die Sache der badenschen Regierung überlassen. J muß beklagen, daß ich von den Aufstän= dischen kein so günstiges Bild entwerfen kann, wie der Vorredner. Jn Folge der Bewegungen des März bildete sich die Ver- sammlung in Heidelberg, welhe zum Vorparlamente führte, Unter ihr war Hecker. Jm Vorparlament auch in diesem war Hecker haben sich die verschiedensten Parteien dahin geeinigt, daß frei“ aus dem Volke gewählte Vertreter die Verfassung Deutschlands bestimmen sollen. Die Regierungen vollzogen den Beschluß, über welchen“ ganz Deutschland jubelte. Der Funfziger- Ausschuß blieb in Franffurt gegen etwaige reactionaire Bewegungen. So stand die Sache, als Heer die Fahneder Empörung aufyslanzte. Der Funfziger- Ausschuß, die Vertre=- ter des deutschen Volkes, lichen ihn verwarnen, die Souverainetät des Vol= kes nicht zu mißahten. Es war umsonst. Noch jeßt ist kein Zeichen vor= handen, daß er ablassen will von seinem Planez noch steht er dro- hend an der Gränze; noch wirken Einzelne und Vereine, seine Pläne durchzuseßen. Jst dies eine Zeit zur Amnestie? Der Aufstand war eine Auflehnung gegen das deutshe Volk, welches sein Geschick durch Beschlüsse und nicht durch Blut und Kampf geregelt haben will. Gerade diejenigen, welhe stets von der Souverainetät des Volkes \prehen, müssen den Hochverrath - hier strafen, wie wir den Hochverrath der höher Stehenden strafen würden. Wer bedenkt, welhes Unglück über Einzelne und Familien fam, wird das Attentat nicht in dem günstigen Lichte, wie der Vor- redner, erscheinen lassen, Und wenn auh das Motis , wie ih gern glauben will, bei Vielen und auch bei den Anführern ein edles war, so haben wir doch auch auf die That selbst zu sehen. Es liegen für die Amnestie keine Gründe des Rechts ‘und der Billigkeit vor. Jch wollte aber troß dessen im Jnteresse der Versöhnung dafür sprehen, wenn ih glauben fönnte, daß eine Versöhnung erreicht würde, wenn nicht die Politik dagegen spräche. Es is wahr, wir haben viele Petitionen erhalten; aber sie kommen nicht aus dem ganzen weiten Vaterlande, sondern aus dem Lande, wo die Sympathie für das Unternehmen herrscht. Jh bin der Mei- nung , daß Heer und seine Genossen auch nah der Amnestie ihre Zwecke noch verfolgen würden, da sie noch in der alten Verblendung sind. Wezu sollen wir einen nenen Kampf hervorrufen, der neues Blut kostet? Wir würden durh die Amnestie den Hod= verrath sanctionirenz denn noh steht Hecker der National-Versamm- lung feindlich entgegen. Das übrige Deutschland würde uns mit Mißtrauen verfolgen, wie jeßt jene Minderheit, und eine Versöh- nung wird nicht stattfinden. Jch wünsche aber, daß die Regierung die minder Gravirten, die Verblendeten begnadigen werde, wenn sie ihre Verblendung einsehen, Zur Begnadigung für die Gd digen mag die Zeit später kommen, wenn unser Verfassungs e a E volleudet is, und wenn sie Sinnes-Aenderung zeigen. Die Auf- Trier : Man spricht von Inkompetenz der Versam g en; l stand is durch Truppen anderer Staaten unterdrüdt e ta S wir niht die Meinung aufkommen, als ob die Einheit nur

Unterdrückung da sei, Selbst die badische Regierung hat in ihrem