14, Juni die allgemeine Bedeutung der Sache aner= Shréiben von, tentat war nah der Ansicht des Berichts selbst| mit- telbar ean Deutschland gerichtet. Die Amnestie, von der Begnadigung,
denen Strafe, zu unterscheiden , ist ein der Erlassung de gs f Nothwendigkeit ‘vorhan-
ebung, cintretend, wenn die s e i E ese, bedarf keiner genaueren Untersuhuug über den
tational - Versammlung aber is geseßgebend für dae E: “Man aleteis) ein Bittgesuh der Betheiligten ; pn ey i Niederlage noch die Demüthigung ¡ih möchte den Besiegten nicht zur Nie erlage gun fügen. Die Amnestie wird übrigens auf dem Gesebeêwege ertheilt, auch ohne Bittgesuh. Für wen fordern wir Amnestie ; sind es die- jenigen, die uns seit 30 Jahren unterdrückten, oder diejenigen, welde zu weit gegangen sind, während sie die Freiheit miterkämpft haben? Die Metternihs siben auf ihren Landgütern , diese in den Gefäng= nissen. Das Beispiel der Revolution von 1789 bei der Amnestie= frage anzuführen, ist sehr gefährlich für die Folgerungen; wenn unsere Revolution denselben Weg ginge, so würden noch Viele Veränderungen erfahren. Wir wollen den Grundsaß der Humauität vorbereiten. Die Verbrechen sind auch nicht so groß. Hecker is Republikaner : solche siven auch in der Versammlung. Hecker hat einen Rehnungsfehler gemat ; er hat geglaubt, die Mehrheit für sich zu haben. Jemanden Hoch- verräther zu nennen, is sehr leiht, Ein politishes Verbrechen if vorhanden, wenn die bestehende Verfassung als \schlecht angegriffen wird, Wer gegen die bestehende Ordnung in Spanien gekämpft hat, ist ein spanischer Hochverräther. (Gelächter auf der Linken.) Jn der Versammlung sind viele Hochverräther von ehemals; die Hochverräther der Gegenwart sind gewöhnlich die Verehrten der Zukunft. Jh muß in Abrede stellen, daß Hecker die National - Versammlung bestreitet; er wäre dann zu stolz, in sie einzutreten, wie er doch verlangt hat. Gegen die Aufnahme Heder's würde nichts sprehen, wenn Baden eine Republik geworden
wäre. Man sagt, die Republik sei in Baden nicht die Ausicht der Mehrheit. Fickler und Struve haben am 4. April dem Bundestag2-
Gesandten Welck-r einen Antrag zur Weiterbeförderung übergeben, in welchem die Abstimmung des Volkes über die Einführung der Re=- publik in Baden verlangt wurde. Dieser Unbefangenheit folgte die Verhaftung Fickler's. Viele hatten die gleiche Ansicht, aber nicht den Muth, das Leben daran zu seben, Von den zwanzig ba- dischen Deputirten sind hier l'öchstens sieben constitutionell und diese uiht vom reinsten Wasser, und von diesen haben manche in besserer Zeit auf das Wohl der Republik getrunken. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Herr Mathy nicht in Baden ge=- wählt is und auch niht Herr Bassermann, (Ruf : Keine Persön- lihfeiten.) J sprehe von der Stimmung in Baden, und da ist es bezeichnend, daß Männer, die an der Spitze der badischen Regierung stehen, in Baden nicht gewählt sind. Man sagt, die Politik spreche gegen die Amnestie. Drohte wirklich ein neuer Aufstand, so würde ich die Amnestie nicht anrathen. Dies is nicht der Fall; ich habe mich vorher erkundigt, und ih habe mehr Gelegenheit dazu, es zu erfahren, als (zur Rechten gewendet) Sie. (Gelächter auf der Rehten: Das glauben wir.) Die Erklärung von Hecker beweist, daß er jeßt nicht3 will, (Auf der Rechten: Ja, jeßt!) Daß man für die Republik noch Pro= paganda macht, das versteht si. (Gelächter.) Propaganda muß Jeder für seine Ansicht machen, Gerade durch die Amnestie wird die Ruhe, die Sie Alle wünschen, hergestellt werden. Jch bitte niht gern die Majorität, der wir täglih unterliegen; doch ich bitte für Andere: Oeffnen Sie die Kerker, geben Sie die Gefangenen ihren Familien wieder. Biedermann: Jh verkenne uicht die Regung des Mitleids z aber wir haben es hier mit einem Prinzip zu thun. Jch erkenne an das Recht der Revolution; wir müssen aber auch die Beschränkung desselben anerken- nen, nämlich da, wo es andere Mittel giebt, den Willen der Mehrheit durch= zuführen, Die republifkanishe Jdee soll frei sich äußern wie jede andere; aber aufgedrängt soll sie dem Volke nicht werden wider seinen Willen, Es ist den Aufständischen seiner Zeit die Amnestie angeboten worden zur Beruhigung des Landes; sie haben sie nicht angenommen. Es mag sein, daß sie jeßt leiden, daß sich damals ihre Begriffe verwirrt hatten; aber tragen wir niht dazu bei, daß die Verwirrung sich vermehrt, indem wir die Prinzipien nicht streng scheiden. Wiesner: Zch freue mich, daß ih endlich zum Worte gekommen bin, Jh habe am 29, Mai einen An- trag auf Amnestie eingegeben; ich hatte niht gewollt, daß das Volk uns zuvorkomme. Auch die alten Diplomaten haben Amne= stieen ertheilt, Es hat zur Napoleonschen Zeit viele Verräther an Deutschland gegeben; im tilsiter, im pariser Frieden, in der wie=- ner Kongreß - Akte sind die Verräther amnestirt worden, uicht blos ihre Person, sondern man hat ihneu auch ihre Gehalte und Pen- ionen gesihert,. Jn der ersten badishen Kammer ijt von deni
Liberia von Andlaw verlangt worden, Personen in der
nächsten Umgebung des Großherzogs zur Untersuchung zu zie= hen, als verbunden mit dem Heckerschen Unternehmen. Die
Kammer ging darauf uicht ein, aber Hunderte aus den un-
teren Ständen sind eingekerkert. Wenn man sagt, daß Hecker
auftrat, als bereits fürs Parlament gewählt wurde, so muß
ih erinnern, daß Oesterreich seitdem zwei Revolutionen gemacht hat,
und wer wollte es deshalb ankflagen. Das Volk hat seinen Feinden
verziehen, Schoder sagt, es seien nur Bittschristen aus Baden für
die Amnestie eingegangenz aus Wien wird nächstens eine Riesen- Petition einkommen, und es wird aus Oesterreih nicht die einzige sein, Bei dem Prozesse, der öffentlih verhandelt werden müßte, würde Manches zur Sprache kommen, was besser mit sieben Siegeln verschlossen bleibt, Edel: Vielè werden, wie ih, bedauern, daß die Bedingungen für die Amnestie noch niht vorhanden sind. Aber die Atinestie ist jeßt noch nicht möglih; denn wir haben feine Ga=-
rantie, das die Bewegung aufgegeben sei. Es ist ein Motiv für
meine Abstimmung, daß die einzelnen Staats - Regierungen Amnestie
erlassen werden. — Der Vorsitzende verliest einen Verbesserungs-
Vorschlag vou Schoder , der darauf anträgt, in der Erwägung zur
Tagesordnung überzugehen, daß die einzelnen Regierungen sth des Rechts der Gnade den Verhafteten gegenüber, die darum nachsuchen, bedienen werden. Brentano von Bruchsal: Sie haben aus dem Munde von Jhstein's gehört, welche Gesinnungen den Mann bescelen, der der Verfolgte ist, Er will nur sür die Unglücklichen Amnestie, welche unter seiner Führung das harte Schicksal erlitten haben. Es is die Pflicht des Freundes, — und ih bin \to!z darauf, Hecker's Freund zu sein (Bravo !), — den Verfolgten zu vertheidigen. Man hat Heer in dem Schreiben des badischen Ministeriums einen Landesygerräther ge=- nannt. Nach badischen Giseben hat er fkeinesfalls Landesverrath be-
gangenz denn nur der ist Landesverräther, der eine fremde Macht anruft. J will nicht Böswilligkeit, sondern nur mangelhafte Kennt- niß der Gesebe annéhmen, da in demselben Schreiben gegen ein flares Geseß das Anerkennen einer Minoritätswahl verlangt wird. Die Kompetenz der National - Versammlung is} nicht zu bezweifeln, Es waren Angehörige auch anderer Staaten betheiligt; die badiiche Regierung hat sie an diese abgegeben, und nähstens wird ein Fall vor dem Geshworenengeriht in Zweibrücken abgeurtheilt werden, Von Gründen positivcn Rechts fanu man in der Hrage nicht sprechen z; denn derzu Amnestirende wird natürlich das positive Recht gegen haben, Man sagt, die badische Regierung sei stets den Weg der reiheit gegan- genz dann war sie getragen von dem Volkfswillen, und Heer danken wir viel, daß in Baden fretere Jnstitutionen sind, Es sind aber dem
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badischen Volke nicht sogleich und vollständig seine Forderungen er- füllt worden. Baden hat jegzt noch ein mangelhaftes Preßgeseb dessen oberster Grundsaß noch die Censur is ; Baden hat noch fein Geshwornengericht für Preßvergehen. Jh komme zu dem Punkte, welcher den Aufstand hervorgerufen hat. Am 8. April hat es ein Privatmann gewagt, einen badishen Staatsbürger wegen Landesver- rath zu. verhaften. Es \cheint fast, als habe man eine fleine Emeute gewünscht, um die Zügel wieder straffer anziehen zu können. Man sagt, die Verhafteten hätten ihre Gesinnungen niht geändert ; ih würde ibnen meine Verachiung ins Gesicht werfen, wenn sie die Reihe der Apostaten vermehrt hätten. ( Beifall und Zischen.) Es i} lügenhaft, zu sagen, daß neue Schilderhebun- gen beabsichtigt sind. (Von der Rechten: Ruf zur Ordnungz der Vorsißende: Wenn der Redner den Bericht des Ausschusses gemeint hat, is der Ausdruck ungeeignet.) Würde Hecker seinen Sib in der National - Versammlung einnehmen wollen, wenn er \scine Meinung mit den Waffen in der Hand geltend machen wollte? Früher hat man Amnestie ertheilt bei der Heirath cines Fürsten oder der Ge= burt eines Prinzen. Wir haben die Errichtung der Centralgewalt gehabt, - die Grundsteinlegung der deutschen Einheit. Wir werden durch die Amnestie beshwichtigen, nit neuen Kampf hervorrufen, wie man behauptet. Man sagt, wir würden durch die Amnestie Miß-= trauen bei der Mehrheit des Volkes herverrufenz ih habe eine bessere Meinung von dem deutschen Volke. Man hat an anderen Orten Amnestieen vorbereitet, so auch in Posen. Wollen Sie die, welche für die Republik die Waffen ergriffen haben, zurückseßen gegen einen Prinzen von Preußen? — (Hier entstand auf der rechten Seite des Hauses eine äußerst leidenshaftliche Aufregung; der Ruf: zur Orduung! herunter mit dem Redner! steigerte sich zu immer größerer Heftigkeit. Da- gegen wurde con der Linken gerufen: Fortreden! Ruhe! Der Vor= sißende vermochte nur auf einen Augenblick für die Worte si} hör= bar zu machen : Lassen Sie mich den Redner fragen, was er gesagt hat; ih habe es nit verstehen können, — Es bildeten sich von bei- den Seiten des Hauses Gruppen um und in der Nähe der Redner- bühne. Nach vergeblihen Versuchen, die Ruhe wieder herzustellen, entfernten sih die Vice - Präsidenten von Soiron uud von Hermann, so wie die Secretaire. Bald darauf, gegen 27 Uhr, verkündigte ein Anschlag, taß die Sihung geschlossen set,
Jn der heutigen 57sten Sihung der verfassunggeben- den Reichs - Versammlung wurden mehrere auf den gestrigen Vorfall bezügliche Anträge verlesen, Ciner derselben bezwedckte, daß der Abgeordnete Brentano wegen seiner gestrigen Aeußerung zur Ordnung gerufen werde. Vice - Präsident von Soiron, als Vor- fißender, sprach den Ordnungsruf aus. i gen, weil die Auträge vorher diskutirt und Brentano's Vertheidi- gung gehört werdon müsse, Jn Folge des hierüber entstandenen Tu-= mults wurde die Sitzung auf eine Stunde suspendirt, Nach Wieder- eröffnung derselben wiederholte vot Soiron den Ordnungsruf unter erneuertem Protest der Linken und çab dann Bren- iano das Wort zur Fortseßung seines gestrigeu Vortrags. Als Brentano die Rednerbühne betrat, erhob sich stürmischer Beifallôruf. Der Präsident ließ nunmehr die Gallerie und sämmt-= liche Zuhörerräume leeren. Auch die Journalisten mußten abtreten. Mehrere Mitglieder der Linken protestirten gegen die Fortseßung der
Sibung in Abwesenheit des Publikums, da eine geheime Sißung nur |
Andererseits wurde behauptet, daß durch die Entfernung des Publikums, die dem Präsidenten nah der Geschäfts-Orduung zustele, die Sihung keines= weges eine geheime sei. wurden die Journalisten wieder zugelassen, die Zulassung des Publi= fums aber mit 380 gegen 91 Stimmen verworfen. — Nach \chrift. Z Uhr. Die National-Versammlung hat über die Petitionen um Amnestie mit 317 gegen 99 Stimmen die motivirte Tagesorduung beschlossen.
auf Antrag vou 509 Mitgliedern stattfinden könne.
E
Preußen. Posen, 8. Aug. (Pos. Ztg.) Der General von Brünneck hat nachstehende Bekanntmachung erlassen :
„Nachdem sich im Großherzogthum Posen in der lctzten Zeit nichts z1t- geiragen hat, was eine neue Störung dex gesetzlichen Ordnung besorgen läßt, is es von Seiten des General-Kommando's für zulässig erachtet wor- den, die Landwehr-Bataillone in ihre Heimat zu entlassen, Jn Folge dessen werden mehrere Tausende von Wehrmännern dem Lande und ihren Fami- lien zurückgegeben z aber auch hiernach bleibt die hiesige Provinz — |o daß sich Niemand desfallsigen Besorgnissen hinzugeben braucht, — noch stark genug mit Truppen beseßt, um bei dem dazu vorhandenen ernsten Willen jedem etwanigen, die öffentliche Ruhe bedrohenden böswilligen Beginnen kräftig entgegentreten zu lönnen.
Posen, den 8, August 1848.
Armce-Corps, von Brünn eck,“
Hesterreich, Wien, 7. Aug, (Bresl, Ztg.) *)_ Heute hat endlich der Minister Schwarzer bei Gloggnih den ersten Spaten- stich zur Gebirgs - Cisenbahn über den Sömmering thun lassen, und soll dies großartige Werk, das unter der alten Büreaukratie aus Bedenklichk. iten aller Art niemals zu Stande gekommen wäre, nun- mehr in raschester Weise gefördert werdea, denn ohne Vollendung dieser bedeutenden Wegstrecke (mit Umwegen Meilen) kann der Verkehr der Sübbahn, obschon diese eben auf einen großartigen Han- delsverkehr angewiesen ist, nie seine volle Wichtigkeit erlangen, da die Umladungen ein zu lästiges Hiudérviß sind. i |
Die Regierung, von dem Mängel an Pflege unterrichtet, der in mit- Kraukeu und Blessirten übersüllten Spitälern des lombardisch- venetianiscen Königreichs herrscht, hat hier eine Werbung von Kran=- fenwärterinnen eröffnet, wozu sich bereits 500 bis 600 Weiber ge- funden haben. Sie erhalten gleich den mänulichen Rekruten 8 Rthlr, Handgeld und ganze Verpflegung "des Soldaten mit Kriegs -= und Theurungszulage, so w'e unentgeltliche Reise in das Standquartier.
Die heutigen Nachrichten vom Kriegsshauplas vom Zten d. melden, daß der tapfere Marschall Radetky ohne Hinderniß bis Lodi vorgerückt war. Es waren wieder mehrere Parlamentairs vom Kü-= nig Albert, der bei Pavia einige Verstärkungen erwartet hatte, im Hauptquartier Formagara bei Crema eingetroffen. Ju Mailand herrs{t Verwirrung und Anarchie. Einem ausges Lriebenen Zwangs=- Darlehen der Regierung leistet kein Mensch mehr Folge. Unterdessen bewaffnen sih die Fanatifer, halten die Nobili zurück und drohen mit Widerstand. Feldmarschall - Licutenaut d’Aspre hat die Anzöhen bei Brescia beseßt, er wartet nur die Brigade Roßbach ab, um von die- ser Seite vorzurücken. Bei Peëchiera war schon Donuerstag Bresche geshossen (s, Junnsbruch.
Der Feldmarschall = Lieutenant, Graf Shlif, hat in Krakau be- fannt gemacht, daß Graf Stadion auf sein Nahsuchen von der Gous- verneurstelle entbunden und gleichzeitig an seiner Statt der bisherige Ministerial -Rath Zalewski zum Gouverneur von Galizien und Kra- fau ernannt worden ist.
Junshruck, 4. Aug. (A, Z.): Der Oberst - Lieutenant Graf
Crenneville hat nahstehendes, aus dem Haupt= Quartiere Formigara an der Adda vom 1, August datirtes, Kriegs-Bülletin überbracht :
*) Gestern und heute sind keine wiener Zeitungen in Berlin eingegan- gen; sie fehlen vom 7, und 8, August, - j
Die Linke protestirte dage- |
Auf Antrag Zimmermanns von Spandau |
Der int. kfemmandirende General des Iten |
„Meine tapfere und unermüdlihe Armee hat heute Mittags mit dem vierten Corps bei Crotita d’Adda und mit dem ersten, zweiten und dem Reserve-Corps bei Formigara die Adda passirt, die Truppen des Feindes am rechten Ufer vertrieben und Pizzighetone auf beiden Seiten umgangen, worauf der Feind die Brücke daselbst sprengte und den Play verließ, der von uns sogleich besézt wurde. Nach allen Nachrichten scheint der Feind theils gegen Piacenza, theils gegen Pavia in vollem Rückzuge zu sein. Jch werde daher morgen mit dem vierten Corps bis an den Po gegenüber Pia- cenza, mit dem ersten und zweiten Corps dagegen auf der Straße von Pa- via bis an den Lambro rücen und das Neserve-Corps zur Unterstüßung des vierten Corps bei Casale pusterlengo aufstellen. Jch habe ein Streif- Corps auf der Straße von Pavia entsendet, dessen “Nachrichten ih bis Bten d, früh erwarte. Sollte sich der Feind auch bei Pavia über den Ticino und dann bei Mezzana Corti über den Po ziehen und somit seine Armee den Boden der Lombardei verlassen, so würde ih dann mit der Armee meinen Marsch nördlich über Melegnano gegen Mailand beginnen Radeßky, m. p.“ : i
Tre}, 1, Aug. (A. Z.) Das noch immer vor Umago an= kernde sardo-venetianishe Geschwader muß gestern sehr unangenehme Nachrichten erhalten haben, denn kaum war cin von Venedig ange- fommenes Dampfboot, das eine Trauerflaage aufgehißt hatte, zu 6s gestoßen , als sämmtliche Schiffe der Flottile {warz beflort er- Jchtenen.
(N. Münch. Ztg.) Jn
Bayern. München, 6. Aug. as i ist folgender Erlaß des
Bezug auf die Feier des heutigen Tages Kriegs-Ministeriums erschienen:
„Am 6óten d, M. hat in allen Garnisonen die feierliche Berkündung des Antrities der Neichsverweserschaft durch Se. Kaiserliche Hoheit den Erz- herzog Johann von Oesterreich statizufinden, wobei der beifolgende Tages- befehl mit der darin enthaltenen Proclamation zu verlesen is. Die Trup- pen haben zu diesem Behufe am benannten Tage, Vormittags 9 Uhr, in großer Parade auszurücken nund werden sich im offenen Quarré oder in geschlossener Kolonne aufstellen. Die Verlesung der Proclamation hat in den gemischten und größeren Garnisonen von dem Play-Stabs-Offizier, in den kleineren hingegen von einem Stabs-Offizier des Regiments oder Ba- taillons zu geschehen. Nach Vollzug dieses Aftes soll von sämmtlichen ausgerück* ten Trupven ein dreimaliges „Hoch“ Sr. Majestätdem Könige, dem Reichsverwe- ser und deim gesammten Deutschland gebracht werden und sodann der Vorbei- marsch stattfinden, Jn jenen Garnisonen, in welchen sich Artillerie mit Geschüße befinden, werden bei dem „Hoch“ drei Salven gelöst. An den Fahnen sind nebst den bereits eingesührten Fahnenbändern auch jene mit deutschen Far- ben anzubringen, und an der Kopfbedeckung aller Waffengattungen ist die deutsche Kokarde zu tragen, so weit beide |chon im Besiye der betreffenden Abtheilungen sind oder selbe noch damit versehen werden können, Die Fah- nenbänder werden den Divisions- und Truppen- Kommandos zux Abgabe an die Abtheilungen zugesendet werden, die Truppen - Abtheilungen in der Pfalz und in Schwaben werden sie aber direkt zugestellt erhalten.
München, den 2. August 1848,
Auf Sr. Königlichen Majestät allerhöchsten Befehl] an sämmtlichen Armee - Divisions - und Corps - Kommandos,“ T a-g-0:8: beef € Y / „Soldaten ! a „Se. Majestät der König haben nachfolgende Proclamaticn zu erlassen
geruht : Baer n! E
„Der RNeichsverweser unseres deutschen Gesammt - Vaterlandes ist er- nannt, Erzherzog Johann von Oesterreich hat mit Zustimmung aller deut- schen Regierungen dem Rufe der National - Versammlung entsprochen und die Leitung der provisorischen Central-Gewalt übernommen. Seine Person, seine hochwichtige Sendung begrüßen Wir, begrüßt ganz Deutschland mit offenem Vertrauen, Eine neue Zeitrechnung hat begonnen. Das theuere Gesammt-Vaterland wird nach innen und außen kräftig crstarken und duxch Einigkeit überallhin Achtung gebieten. So wie Bavern schon vor dreißig
Jahren mit Begründung verfassungsmäßiger Freiheit vorangeschritten s 0 wie S nsere erste Regierungs - Handlung war, diese Freiheit zeitgemäß zu entwicckeln und fortzubildenz so und aus solchem Nechtsboden schließen Wir Uns auch dem Reichsverwe-
ser und in ihm dem gesammten deutschen Vaterlande freudig an. Bayern wird, wo es Noth thut, der großen deutschen Sache bereitwillig alle seine
Kräfte, — und da wo cs gilt, — Gut und Blut zum Opfer bringen, Neichenhall, den 1. August 1848, Marx.
Heinß, Lerchenfeld. Weishaupt. Graf von Brav, Frhr. von. Strauß,
Von solchen Gesinnungen durchdrungen, vernehmt die Ansprache des Reichsverwesers selbst + (Hier wird das schon bekannte Altenstük: „An das deutsche Vol“, vorgelesen.)
Und nun ein dreimaliges feierliches Lebehoch !:
Unserem geliebten Könige Marimilian! (Hoch!)
Dem erlauchten Reichsverweser Erzherzog Johann! (Hoch!)
Dem theueren deutschen Vaterlande, Gott segne und erhalte es! (Hoch !)“
von Thon - Dittmer.
Augsburg, 6. Aug. (A. Z,) Heute Morgen um 82 Uhr etwa stellten sich die Truppen auf dem Frohnhof auf, um dem Reichsverweser ihre Huldigung darzubringen: Chevauxlegers, ein Regiment Jufanterie, zwei Compagnien Artillerie ; sie bildeten ein Viereck, von dem die eine Seite nicht geschlossen war, Jm Viereck standen die Offiziere, die von dem Militair eingeladenen Civilbeam- ten, Deputationen der Landwehr und des Freicorps. Nachdem zu den Soldaten einige Worte gesprochen waren, wurden dret Hoch ausgebracht: dem König, dem Reichsverweser, dem deutshen Vater- lande,
Hessen. Kassel, 6. Aug. (Kass. Ztg.) In Folge einer Ordre Sr. Königl. Hoheit des Kurfürsten vom Aten d. M, stand h eute Morgeu 87 Uhr die Garnison von Kassel unter dem Kont= mando des Divisions-Commandeurs, General-Lieutenant Bauer, aU\ dem großen Forst in einem Treffen, Front na der Waldau, zur großen Parade aufmarschirt, die Kavallerie den reten, die, Artillerie den liuken Flügel bildend. Gleich nah 9 Uhr traf Se- Königl. Ho- heit der Kurfürst in Begleitung Sr. Durchlaucht des Landgrafen ilhelm und einer zahlreichen Suite ein, den Befehl ertheilend, uachdem die Jufanterie bataillonsweise Divisions - Kolonnen formirt, dur Einschweuken der Kavallerie = und Artillerie - Brigade ein nach der Frontseite offenes Quarré zu bilden, in welchem der O Lieutenant Bauer den Aufruf Sr. Kaiserlichen Hoheit s Erzherzog-Reichsverwesers verlas. Nachdem hierauf die erste E Aufstellung wieder hergestellt war und die Artillerie abgeprove, e übernahm Se. Königl. Hoheit der Kurfürst das K O Truppen das Gewehr präsentiren, welche nunmehr zu hren r Kaiserl, Hoheit des Erzherzog-Reichsverwejers ein dreimaliges Hoch! ausbrahten , das sich in gleicher Weise für Se. Königl. Hoheit den Kurfürsten wiederholte, als ein Beweis der Treue und Anhänglichkeit an den angestammten Landesherrn. Unter dem Donner sämmtlicher Geschübe, der sch in dreimaligen Brigade-Salven wiederholte, {los sen diese Ehrenerweise. Se, Königl. O ritt sodann, nachh= dem das Gewehr präsentirt worden, längs der Front der Pa- rade - Aufstellung und ließ hierauf die Truppen defiliren , voran die Kavallerie in Eskadrons-Front, die Jufanterie in Divisionen, die Ar- tillerie in Batterieen folgend. Eine zahlreihe Volksmasse hat si, ungeachtet des in der Aue anberaumten Festes zur Einweihung der Fahnen 2c., eingefunden. Auf Befehl des Kurfürsten trugen die Trupa pen an den Fahnen und den Kopfbedeckungen neben den hessischen
Farben zuglei auch die deutschen. Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 8. Aug. (Da rmst
Ztg.) Ju der heutigen Kammer -Sißung verkündigte der Minister Jaup die Vertagung der Stäude-Versammlung auf unbestimmte Zeit, mit der Zusicherung, daß ein auf die lberaisten Grundlagen gebau= tes Wahlgeseß vorbereitet und den demnächst wieder zusammentreten- den Ständen vorgelegt werden soll.
S Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 7. Aug. (H. C.) Der gestrige Tag wurde hier auf folgende Weise festlich begangen. Um 10 Uhr Morgens versammelten si die Offiziere und Deputirten der Bürgerwehr im Stadthause, um dasclb| die von den Damen des Fahnen - Vereins der Bürgerwehr zu verehrende Fahne in Empfang zu nehmen. Der Senator Voß, als Mitglied der Bürgerwehr-Kom- mission, und der Ober - Commandeur Kundt sprachen einige passende Worte, worauf das mit dem Stadt - Wapßpeu und passenden Emble- men geschmücckte Fahnentuh in üblicher Weise an der Standarte be- festigt wurde. Um 412 Uhr “war das Militair auf dem Parade= Playe aufgestellt. Der Garnisons - Commandeur, Oberst=Licutenant von Raven, machte dasselbe mitdem Erlasse des Reichs-Kriegsministers bekannt und brachte ein dreimaliges Lebehoch auf den Reichsverweser aus, Eine Halbbatterie gab die erforderlichen Salven. Nachmittags um 4 Uhr stellte sih die Bürgerwehr, deren einzelne Conmpaguiecen von ihren respektiven Hauptleuten mit Compagnie - Baunerit ‘beschenkt waren, auf dem Marktplaße auf und marschirte, von einer großen Menschen menge gefolgt, nah dem Exerzierplabe hinaus, wo der Pastor Bartsch in ergreifender Rede die hvhe Bedeutung: der Feier schilderte und demnächst die Fahne weihete. Nachdem darauf der Ober - Comman- deur ein Lebehoch auf den Reichsverweser ausgebracht hatte, in das die versammelte Menge jubelnd einstimmte, erfolgten noch einige Pa- rademärsche, worauf die Bürgerwehr sih in die Stadt zurückbegab, um in den Sälen der Kasino - Gesellshaft durch eineu zahlrei be- suchten Ball das denkwürdige Fest zu beshließen. Eine Illumination der Stadt war der anhaltend \chlechten Witterung wegen nicht be- liebt worden; von den öffentlihen und vielen Privataebäuden wele- ten die deutshen uud mecklenburgischen Farben. Eine ähnliche Feier hat gestern in Wismar stattgefunden. i
_ Awnhalt-Beruaburg. Beruburg, 7. Aug. (Mgdb, Ztg.) Gestern is von dem hier garnisonirenden Militair dem Neichöver- weser auf die vom Reichs-Kriegsminister vorgezeichnete Art gehuldigt worden, S S Die Ständekammer i seit dem 31sten v. M. zusamnmengetre- ten, um mit dem Gouvernement die Berfassung zu vereinbaren, Man giebt sih hier allgemein der Hoffnung hin, daß leßtere in eben o freisinniger Gestalt aus der Berathung hervorgehen wird, als die deßauische. Der Antrag eines Abgeordneten, daß man gemeinsam mit Deßau und Cöthen in Einer Kammer das Graundgeseß feststellen möge, erregte nicht etwa blos unter den Volkcvertretern, sondern in weit stärkerem Maße noch im Volke selbst einen wahren Sturm, und als unsere Ständemitglieder sich zur Berathung dieser Frage für fompetent erklärten, äußerte sich der Unwille des Publikums, mit Ausnahme einer Vinorität von achtbaren Bürgern, auf die unzwei-= deutigste Weise in einer Volfksversammlung von circa 2—3000 Per sonen und einem aus derselben hervorgegangenen fräftigen Proteste. Vielleicht mochte sich hierdurch der betirejfende Abgeordaete bewogen fühlen, am folgenden Tage seinen Antrag zurüzuziehen. s
_Sehleswig- olstein. Reudsburg, Heute kamen hier Reservetruppen aus Oldenburg an (ca. 200 Mann), \o wie drei Wa- gel mit Vunition für das hannoversche Kontiugent nebst 30 Pfer- den. Diese Nacht passirte ein hochstehender Offizier unsere Fejtung, welher ohne Aufenthalt sofort nah dem Hauptquartier weiterreiste. Am 11ten d. werden {hon nassauische Truppen erwartet. Die vielen Gerüchte über ein Zusammentreffen mit den Dänen, BVorpostengefechte u, st. w, haben sih nicht bestätigt. s
Kiel, 7. Aug. (Alt, Merk.) Der gestrige Tag ward zu Ehren des Reichsverwesers auch hier sehr fesilih begangen; Vormittags durh große Parade und Huldigung, wobei von einem der nenen Ka- nonenböte mit 101 Schüssen salutixt ward, Abeuds durch allgemeine Fllumination, welche ungewöhnlich glänzend ausfiel. Bei der Parade zeigte sich das Bataillon des Bürger = Militairs zum erstenmale in Uniform (dunkelblgu mit roth), Dieser Bürger-Bewaffuung steht eine bedeutende Erweiterung bevor, nachdem jeßt die von hier vorge{hla- gene Zwangspfslicht aller Bürger und Einwohner unter 45 Jahren zum Eintritte in das Corps die Sauction der provisorischen Regie= rung erhalten hat. i: :
Die fonstituirende Laudesversamm'ung wird das VerfassungEwerk hier am 15ten d. M. beginnen und ihre Sihungen auf dem Schlosse in der vormaligen Schloßkirche, welche nah dem Brande v, J. 1838 zum Kunstmuseum eingerichtet war, halten. :
Für die am 1, Oktober hier ins Leben tretende See =Offizier- Schule sind bereits zahlreiche Anmeldungen, namentlich auch aus dem inneren Deutschland, eingegangen.
E, E & MAunsland.
Frankreich. Pa ris, 7. Aug. Sämutliche Minister und Herr A. Marrajst, Präsident der Nationalversammlung, waren vorgestern bei Ge- neral Cavaignac zu einer Berathung-versammelt, welche angeblich die ita- lienischen Angelegenheiten, die Aufhebung des Belagerungszustandes und. den Prozeß der Juni - Jusurgenten betraf. Gestern hatten der Marquis von Brignole Sale, Botschafter des Königs von Sardinien, und der Marquis A. Ricci, außerordentlicher Abgesandter des turiner Kabinets bei der französischen Regierung , eine Konferenz mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten , Herru Bastide. Man versichert jebt , die französishe Regierung have in der italienischen Frage den Beschluß gefaßt, nicht zu interveniren, wohl aber bewasff- net zu vermittelnz ste ziehe also ein imposautes Heer längs der sar- dinischen Gränze zusammen, und werde es gegen diejenige friegfüh= rende Macht ins Feld {icken, welche die schiedsrichterlihen Beschlüsse dieser bewaffneten Vermittelung zurücwiese, für welche sich auch Eng- land ausgesprochen habe, das mit Frantreic hierbei Hand in Hand gehen wolle.
Vorgestern durchzogen starke Truppen-Abtheilungen zu Fuß und zu Pferde Paris und begaben sich nach den Forts, wo die Jusurgen- ten eingesperrt sind. Die Kavallerie ritt mit entblößten Säbeln, Diese Truppen sollen dem ersten Convoi der von deu Militair-Kom- missionen als thätige Theilnehmer am Aufstande zur Transportation verurtheilten Gefangenen, welcher aus 500 Köpfen besteht, zur Es- forte dienen. Die Verurtheilten dieser ersten Serie saßen fast sämmt- lih in drei Forts und sind vorgestern Nacht auf der Eisenbahn, welche sie auf der nächsten Station außerhalb Paris besteigen sollten, nah Havre abgegangen, Die sie dort erwartende Fregatte „Ulloa“ lag auf der Rhede und war bereit, gestern, gleich nah ihrer Ankunft, mit ihnen nah Brest abzugehen. Dort sollten sie, laut dem heutigen Moniteur, an Bord eines anderen Schiffes gebracht wer- den, um auf demselben die Entscheidung der vollziehenden Gewalt über den ihnen anzuweisenden Bestimmungsort abzuwarten. „Sie werden““, sagt das offizielle Blatt, „auf deu Staatsschisfen mit der- selben Humanität behandelt werden, wie in ihrer Haft in den Forts der Umgegend von Paris, Jn wenigen Tagen soll ein zweiter
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Convoi abgehen und alle übrigen Insurgenten umfassen, welche bis dahin von den Militair-KFommissionen in die Kategorie der zu Trans- portirenden gestellt worden sind. Auf Befehl der Minister des Krie- ges und der Marine siud alle Anstalten in der Art getroffen, daß gleih nach den Entscheidungen der Kommissionen au die Trans-= portation vor sich gehen kann.
General Cavaignac hat mittelst Dekrets vom gestrigen Datum die am 27. Juni angeordnete Suspension folgender Journale wieder aufgehoben: der Revolution, Vraie Republique, Organi- sation du Travail, Presse, Assemblée nationale, des Navoleon republicain, Journal de la Canaille, Père Duchesnoi, Pilori, der Liberté und des Lampion. Das Verbot, diese Journale zu druckten, und die von den Druern mit Hinsicht auf dies Verbot übernommenen Verbindlichkeiten, werden für die Zukunft als nicht geschehen betrachtet.
Ueber den Vorfall vor dem Hause des Herru Thiers berichtet beute das Journal des Débats: „„Wie verlautet, hatte Herr Thiers einige Tag vorher anonyme Briefe mit Drohungen gegen sein Leben erhaiten. Auch die Polizei hatte es für nöthig erachtet, ihn zu war- nen und ihm zu empfehlen, den weißen Hut, den er gewöhnlich trägt, mit einem anderen zu vertauschen. Herr Thiers beachtete aber diese Warnung niht. Als nun am Sounabend um 6 Uhr, um welche Zeit Herr Thiers nah Hause zurückzukehren pflegt, Herr Migquet, der auch einen weißen Hut trägt, über den Hof des Hauses nah dem Garten ging, wurde ein Schuß abgefeuert, der eiu vor der Hausthür sitßendes Mädchen leicht verwundete. Der Polizei= Kommissar begab sich sofort an Ort und Stelle und nahm ein Pro= tokoll über dies abscheulihe Attentat auf. Nach der vorgenommenen Untersuchung muß der Schuß von oben herab gekommen sein, entwe- der von dem Gitter, welhes dort gerade durch Bäume verdeckt wird, oder aus cinem der anstoßenden Häuser. Weder Herr Mignet, noch Jemand im Hause hörten einen Knall; man nimmt daher an, daß der Mörder si{ch einer Windbiüchse bediente, Das Gewehr muß entweder doppelläufig oder mit mehr als Einer Kugel geladen gewesen sein, denn gleichzeitig mit der Verwundung des flei- nen Mädchens wurde ein Fenster in dem angränzenden Hause zer-
hmettert. Auch mehrere andere Mitglieder der National-Versamm- [ung sollen in der leßten Zeit verschiedenerlei Drohbriefe erhalten haben. Ein solher Brief, der am Sennabend dem Präsidenten der
Untersuhungs-Kommission, Herrn Bauchart, zuging, lautete: „,,„Jhr Bericht is nur ein Gewebe von Schändlichkeiten. Mein einziger Trost is, daß es hoffentlich Jhr Dekret von 1794 sein wird.“ ‘ Die Handschrift ließ auf eine gewisse Erziehung schließen, und das Billet war Wil. Lecointie unterzeichnet.“
Mehrere Repräsentanten wollen beantragen, daß der verant- wortlihe Herausgeber der Gazette de France, Herr von Ge= noude, wegen eines in diesem Blatt enthaltenen Artikels vor die Schranken der National-Versammlung gefordert werde. Es heißt in diesem Artikel: „Man muß die Nation zusammenberufen, damit sie ißr Oberhaupt wähle, und der vom Volk ernannte Chef muß tie National - Versammlung aufheben und fraft des Gesches vom Jahre 1791 eine neue berufen, welche mit ihm die Constitution beathe.“
Der Präsident der National - Versammlung, A. Marrast, gab vorgestern in dem unter Ludwig Philipp begonnenen und jebt fertig gewordenen prächtigen Präsidentshafts-Hotel ein parlamentarisches Diner, welchem außer Cavaignac und den Ministern etwa 50 Re- vräfentanten aller politischen Schattirungen beiwohnten. Es folgte eine glänzende Soiree, bei welher man fast alle Mitglieder der Na-= tional-Versammlung bemerkte, wähkeud auch die Nationalgarde, die Mobilgarde, die Armee, die Schriftsteller und Künstler zahlreich ver= treten waren. Außerdem hatte sich eine Menge elegant gekleideter Damen eingefunden. Cavaignac unterhielt sich längere Zeit mit Lord Normanby. E Die hiesige Münze prägt jebt jeden Tag 300,000 Fr. in Fünf= frankenstücken.
Großbritanien und Jrland. London, 5. Aug. Jhre Majestät die Königin wird diesen Herbst nicht in Schottland zubrin= geit, wie ursprünglich beabsichtigt war, sondern nur einen Ausflug nah den Küsten des Kanals und nach den Juseln Jersey und Guernsey machen,
Der Schluß der diesjährigen Parlaments-Session wird, wie es heißt, zwischen dem 13, und 20. August erfolgen, da man wegen Jrland vor der Hand keine Besorgnisse hegt,
Die Antwort, welche gestern Lord Palmerston im Unterhause auf die Interpellation des Herrn d'Jörageli in Betreff Limburgs er= theilte, lautet vollständig, wie folgt: „Herr d'Israeli hat die durch den Vertrag von 1839 eingegangenen Verpflichtungen ganz richtig angegeben. Durch diese Uebereinkunft wurde ein Theil des Groß- herzogthums Luxemburg an das Königreich Belgien abgetreten und mít ihm vereinigt. Das Haus weiß, daß das Großherzogthum Luxemburg einen Theil des deutshen Bundes bildete, und daß der König der Niederlande in seiner Eigenschaft als Großherzog von Luxemburg Mitglied des Bundes war, Die Klauseln des Vertrages von 1839 best:mmten, daß für Abtretung eines Theils des Großher- zogthums der König in Limburg ein Aequivalent empfangen solle. Dieser Distrikt wurde genau bezeihnet und sollte von ihm entweder in seiner Eigenschaft als Großherzog besessen oder dem Kö=- nigreiche der Niederlande einverleibt werden, Nach einem darauf folgenden Artikel sollte der König der Niederlande den Agnaten des Hauses Nassau für den Verlust, welchen sie erlitten, eine Entschädi= gung geben z eben \o sollte dem Bunde eine Schadloshaltung bewil= ligt werden. Der König {loß ein Uebereinkommen mit den Agnaten seines Hauses ab, die englische Regierung aber hat von demselben amtlich keine Kenntniß «rhalten. Eben so wenig hat die Regierung amtlihe und genaue Kenntniß von der mit dem deutschen Bunde ge- troffenen Uebereinkunft. Neulich is mir von dem Gesandten des Königs der Niederlande cine Vorstellung wegen des Verfahrens der frankfurter Versammlung in Bezug auf diesen Theil des Reiches übergeben worden. Bevor jedoch die Regierung Jhrer Majestät zu entscheiden im Stande isst, bis zu welhem Grade jener Vertrag England die Verpflichtung oder Berechtigung auferlegt, in Betreff dieser Vorgänge einzuschreiten, habe ich für nöthig erachtet, von der niederländischen Regie- rung Aufschlüsse über die in Bezug auf diesen Theil des Vertrages zwischen dem verstorbenen Könige der Niederlande und dem deutshen Bunde er= folgte Vereinbarung zu begehren. Diese Aufschlüsse habe ih noch nit erhalten und kann daher die Frage nicht beantworten, ob und in welcher Weise die britishe Regierung sich zur Einschreitung bereh= tigt glaubt, ‘‘ — Auf die darauf folgende Frage des Herrn Chríi= stin, ob eine friedliche Ausgleichung der Streitigkeiten zwischen Dä- nemark und den deutshen Staaten noch zu gewärtigen sei, entgeg= nete Lord Palmerston: Die Regierung bedauere sehr, daß der Waffenstillstand nicht hon abgeschlossen sei, da sie vollen Grund ge- habt, dieses zu erwarten. Er glaube jedo, daß die Verzögerung — denn dafür allein halte er es — mehr in Sachen der Form, als in wesentlichen Differenzen ihren Grund habe. Während der Unter- handlung und vor Abschluß einer Uebereinkunft sei der Erzherzog Jo- hann zum Reihsverweser gewählt worden und nun die Frage ent- standen, ob der Waffenstillstand abgeschlossen und zum Vollzuge ge= bracht werden solle, bevor der Reichsverweser ihn sanctionirt habe?
Er glaube, daß die Zögerung hauptsächlich von diesem Bedenken her= rühre und hege fortwährend die Hoffnung, daß man in furzem we- nigstens den Abschluß des Waffenstillstandes vernehmen werde.
Gestern is das Postdampfshif „Dee“ mit der westinischen Post i1 Southampton angekommen. Es hat Nachrichten aus Sk. Thomas vom 15. J uli überbraht, wonach die Besorgnisse vor Sklaven - Aufständen auf den meisten westindischen Inseln noh fort= dauerten. Zum Ausbruch is es indeß für jeßt nur auf der dänischen Jusel S t. Croix gekommen, wo am 2. Juli die Sklaven auf den Plantagen von dem Gouverneur Scholten ihre unverzügliche Frei- lassung verlangten, unter Androhung, die Junsel mit T net und Schwert zu vc:wüsten. Die Freilassung sämmtlicher Neger wurde proklamirt, bi [hwichtigte aber die Aufregung nicht, in Fredrifstad wurde geplündert mud erst am 5ten d. der Aufstand unterdrückt. Von Skt. Thomas sowohl, wie auch von dem spanishen Gouverneur von Puertorico wurde Hülfe geschickt. Der Gouverneur Scholten hat sein Amt niedergelegt und \sih auf dem „Dee“ nach Europa einge- {hi}, General Oxholm übernahm den Gouverneurposten.
_ Mußland und Polen. Das hiesige Cholera - Comité hat in Betracht, daß die Zahl der an der Cholera Erkrankenden dur die Gnade Gottes von Tage zu Tage bedeutend abnimmt, und daß die Krankheits= Anfälle nah der Versicherung der Aerzte sih weniger heftiger zeigen, für zulässig erkannt, einige der für diese Zeit errih- teten Cholera-Hospitäler und Aufnahme-Lokale zu schließen.
Zum 30. Juli waren hier 2116 Cholera-Kranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 104, genasen 197 und starben 57 (darunter 32 in den Wohnungen), Zum 31. Juli verblieben 1966 Kranke in Behandlung; im Verlaufe dieses Tages famen hinzu 93, genasen 127 und starben 57 (darunter 28 in den Wohuungen). Zum 1. August verblieben 1875 Kranke in Behand= lung; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 122, genasen 152 und starben 60 (darunter 26 in den Wohnungen). Zum 2. August verblieben 1785 Kranke in Behandlung. In Riga waren am 23. Zuli 699 Cholera- Kranke in Behandlung verblieben. Es sud am 24. Juli 285 erkrankt, 85 genesen und 91 gestor- ben, am 25. Juli 256 erkrankt, 100 genesen und 86 gestor- ben, am 26. Juli 210 erkrankt, 111 genesen und 87 gestorben. Zum 27. Juli verblieben 890 Personen in Behandlung. In Mitau sind nah dem offiziellen Bericht vom Ausbruch der Cholera an bis zum 21. Juli 6 Personen erkrankt, keiner genesen, 4 gestorben, 2 sind noch in der Behandlung. Jn Moskau waren zum 24. Juli 2367 Cholera-Kranke in Behandlung verblieben, im Verlaufe dieses Tages famen hinzu 169, genasen 143 und starben 87. Es verblieben 2306. Am 25. Juli erkrankten 152, genasen 317 und starben 235 Personen, Zum 26. Juli verblieben 190Ë,
Belgien. Brüssel, 8. Aug. (Aach, Ztg.) Herr Blonu= deel, befannt dur seine Sendung nah Guatimala, is der belgischen Gesandtschaft zu Frankfurt beigegeben worden.
Man versichert, der polnische General Skrzynecki, welcher 1839 in belgische Dienste getreten, habe auf Karl Alberts Einladung ein Konmando im sardinischen Heere angenommen, “Mehrere polnische Offiziere sollen ihm zu folgen geneigt sein. ;
Schweiz. Bern, 4. Aug. (Frkf. J.) Aus Mailand langte heute von dem eidgenössischen Konsul ein Schreiben, datirt 2. August, an, welches die interessante Nachricht enthält, daß die provisorishe Regierung die offizielle Mittheilung erhalten yabe, Lord Abercrorab9, der großbritanishe Gesaudte in Turin, habe sich nah dem Kriegs- shauplaze begeben, um zwischen den friegführenden Parteien einen Waffenstillstand zu Unterhandlungen herbeizuführen. Solte der öster- reichische Feldherr nicht eintreten, so bat der englishe Gesandte die
| Justruction, zu erklären, daß England vereint mit Frankreich für die
Unabhängigkeit Jtaliens interveniren werde.
Neuenburg, 3. Aug. (O, P. A. Z) Jn Folge eines tu- multuarishen Auftrittes, der lebten Sonntag Abend én Lachauxde= fonds stattfand, wurde das Mujit=Corps, unter dem Namen „Musik der Noyalisten‘“ bekannt, zuerst provisorisch von dem Präfekten, dann definitiv durch Beschluß des Staatsraths vou 1. August aufgelöst.
Túrkei. Konstantinopel, 26. Juli. (D. A. Z.) Die Geld- noth der Regierung is sehr fühlbar, Es wird Papiergeld statt des baaren zur Zahlung der Gehalte verwendet. Dieses Papiergeld, 6 Prozent Zinsen in halbjährigen Raten tragend, war im Be- trage von 60 Millionen Piastern und in Appoints von 5000 Piastern ausgegeben worden. Da kein anderes hier existirt, so war es sehr gesucht und staud bedeutend über pari, um so mehr, als die Regierung selbs zur Tilgung dieses Papiers bis in die lebte Zeit circa die Hälste eingekauft hatte, Jett sind aber innerhalb der lebß= {cu Tage schon circa 15 Mill. neu verausgabt, und es läßt sih mit Gewißheit vermuthen, daß man auf diesem Wege weiter gehen muß, weil die Finanzquellen durch die Verstopfung des Handels und Kre= dits sehr gefallen sind und eine europäische Staats - Oekonomie , un- geachtet der großen Reichthümer des Landes, noch immer vermißt wird. Jetzt sind die Papiere 25 yCt, unter pari und noch immer im Fallen begriffen.
Genexal Aupick hat, von seiner Regierung dazu aufgefordert, der Pforte nur eine Frist von drei Tagen bewilligt, binnen welcher ihm seine förmliche Anerkennung als Gesandter der französishen Re- publik zugestellt sein müsse, widrigenfalls er abreisen werde. Es wäre nicht unmöglich , daß diesem Verlangen Gehör gegeben wird, nicht nur weil die Stüße Frankreichs hier niht schlen darf, sondern auch, weil der Sultan von Tag zu Tag dem Reschid Pascha mehr Aus-= zeihnungen und Einfluß durch Orden und neue außerordentliche Functionen in den Triebrädern des Staates einräumt,
Meteorologische Beobachtungen.
1848. Morgens | Nachmittags Abends Nach emmaliger
9 Aúg. }_§ Uher: 2 Uhr. 10 Ubr. Beobachtung. Luftdruck ....- 333,12'"’Par.1334,71‘’'Par.335,95’’’Par, |Quellwürme 7,9° B. Lusiwärme -« - «-- + 14,0° R. -+ 15,1° R.| +4 10,3° R. |Flusswärme 14,8° R. Thaupunkt ..--- +13,6° B. + 8,8° R.' + 8,2° R. Bodenwärme Dunstsättigung -| 96 pCt. 60 pt. | 84 pCt, [Ausdünstung R ees Regen. bezogen, | balbheiter. |Niedersehlag 0,61 1““Rb. Wind L des SSW. SW. SW. |Würmewechsel+ 15,5° Wolkeuzug. - - - fte SW. _— 91°
Tagesmiltel: 334,59" Par... + 13,1° R... + 10,2% R... 80 pci. SW
Königliche Schauspiele.
Freitag, 11. Aug. Jm Opernhause. 83ste Abonnements« Vorstellung: Der Maurer, Oper in 3 Abth. Musik von Auber. wis Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver- auft :
Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Rangcs 20 Sgr. z ein Billet in den Logen des ersten Ran- ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.z ein- Villet im Parterre, es Magen in im Dao des dritten Rauges 15 Sgr. z ein
illet im Amphitheater gr. ¿
Sonnabend, 12. Aug. Im Schauspielhause. 133ste Abonnements- Vorstellung: Das Urbild des Tartüffe, Lustspiel in 5 Abth., von
K, Gußkow: L